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BIOWELT - DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN FÜR DEN GESAMTEN BIOMARKT KÖLN - GRÜNMEIER - LEBENSKUNST - GEWÜRZE - WEIHNACHTEN AUGUST 2011 HEFT 08/2011 –AUGUST– 7. JAHRGANG K 68958 Das Wirtschaftsmagazin für den gesamten Biomarkt Köln ������������������������������� �������� Grünmeier ������������������������ �������� Lebenskunst ����������������� ���������� ��������
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BIOWELT - DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN FÜR DEN GESAMTEN BIOMARKT KÖLN - GRÜNMEIER - LEBENSKUNST - GEWÜRZE - WEIHNACHTEN AUGUST 2011<br />
HEFT 08/2011 –AUGUST– 7. JAHRGANG<br />
K 68958<br />
Das Wirtschaftsmagazin für den gesamten Biomarkt<br />
Köln<br />
�������������������������������<br />
�������� Grünmeier<br />
������������������������<br />
��������<br />
Lebenskunst<br />
�����������������<br />
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Mehr<br />
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Foto: <strong>BIOwelt</strong> Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Neue Ideen: Nadine Eberhardt mit ihrer<br />
„Lebenskunst“ in Duderstadt. Seite 14<br />
So kann <strong>sich</strong> das Jahr bisher doch sehen lassen: Auch im 2.<br />
Quartal konnte der Biofachhandel ein sattes Umsatzplus<br />
einfahren, wie <strong>Sie</strong> im Fachhandelsbarometer von <strong>BIOwelt</strong><br />
<strong>und</strong> wob Hartmann ab Seite 20 in dieser Ausgabe nachlesen<br />
können. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Diskussionen<br />
um den Ausbruch des EHEC-Erregers in Deutschland wochenlang<br />
die Schlagzeilen der Öffentlichkeit bestimmten. Deutlich<br />
wird einmal mehr, dass insbesondere der Biofachhandel von<br />
der Treue seiner K<strong>und</strong>schaft profitieren kann. Mit modernen<br />
Konzepten wie dem von Stefanie Grünmeier in Hessen (ab Seite<br />
10), aber auch mit individuellen, frischen <strong>und</strong> unverbrauchten<br />
Ideen wie bei Nadine Eberhardt in Duderstadt (ab Seite 14) ist der Biomarkt auch für Quereinsteiger<br />
interessant. Das stimmt optimistisch in einer Branche, die junges Blut <strong>und</strong> neue Ideen unverändert nötig<br />
hat - umso mehr, wenn der Generationenwechsel in den kommenden Jahren auf breiter Front ansteht.<br />
Allerdings lässt die Biobranche <strong>noch</strong> einiges Kapital ungenutzt.<br />
Ein schönes Beispiel dafür ist der Anbau <strong>und</strong> die Vermarktung<br />
von Gewürzpflanzen in Deutschland (ab Seite 50). Dass die<br />
Verbraucher ein hohes Vertrauen in regionale Ware setzen, ist<br />
bekannt. Aber was folgt daraus für Händler, die diesen Wunsch<br />
in ihrem Sortiment umsetzen wollen? Bisher werden erst ein<br />
paar h<strong>und</strong>ert Hektar in Deutschland mit Bio-Gewürzpflanzen<br />
bestellt - <strong>und</strong> das, obwohl Kümmel, Koriander oder Majoran,<br />
ja selbst Chili inzwischen auch hierzulande (zum Teil wieder)<br />
angebaut wird. Vermarktungsperspektiven für solche Produkte<br />
zu schaffen - das ist eine wichtige Aufgabe, die der Handel an-<br />
gehen muss, wenn er seine selbstgesteckten Nachhaltigkeitsziele, etwa bei der Verkürzung von Transportwegen<br />
oder dem Erhalt der Artenvielfalt, auch erreichen will.<br />
Bio in der Domstadt: Der Fachhandel in<br />
Köln. Seite 26<br />
Artenvielfalt ist auch ein wichtiges �ema für den Biofachhandel<br />
- <strong>und</strong> damit schließt <strong>sich</strong> wieder der Kreis. In unseren Stadtporträts<br />
stellen wir ja regelmäßig fest, dass die Vielfalt der Konzepte<br />
häufig schon der Vergangenheit angehört. Etabliert hat<br />
<strong>sich</strong> das Biosupermarkt-Konzept, mal größer, mal kleiner, mal<br />
professioneller, mal mit mehr Nachholbedarf. In Köln ist der<br />
Kahlschlag der kleineren Läden schon eingetreten. Wer <strong>sich</strong><br />
heute <strong>noch</strong> in der Großstadt mit 100 m² behaupten will, der<br />
braucht schon gute Konzepte, mit denen er K<strong>und</strong>en gewinnt<br />
<strong>und</strong> bindet. Dass dies in der Domstadt einigen Händlern gut<br />
gelungen ist, davon konnten <strong>sich</strong> unsere Redakteure Jens Hertling <strong>und</strong> Hendrike Klein vor Ort überzeugen.<br />
Ihre Marktüber<strong>sich</strong>t lesen <strong>Sie</strong> ab Seite 26.<br />
Und nun, wie stets: Viel Spaß beim Lesen!<br />
Ihre <strong>BIOwelt</strong>-Redaktion<br />
Titelfoto: www.danielagille.de<br />
Editorial<br />
Auf die Treue der K<strong>und</strong>en ist Verlass<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Vermarktungsperspektiven für regionale<br />
Gewürze schaffen: Das ist die Aufgabe des<br />
Handels. Seite 48<br />
08/2011 3
INHALT<br />
10<br />
Macher<br />
Verkaufskonzept:<br />
Grünmeier in Dieburg<br />
48<br />
Sortiment<br />
Gewürze aus<br />
der Heimat<br />
54<br />
Fachthema<br />
Ideen für das<br />
Weihnachtsgeschäft<br />
4 08/2011<br />
22<br />
Markt<br />
Fachhandelsbarometer<br />
2. Quartal<br />
NACHRICHTEN ab 5<br />
Pressespiegel............................................... 5<br />
Inland..............................................................6<br />
Ausland......................................................... 8<br />
MACHER ab 10<br />
Verkaufskonzept:<br />
Stefanie Grünmeier in Dieburg............... 10<br />
Quereinsteiger: Nadine Eberhardt,<br />
Lebenskunst in Duderstadt...................... 14<br />
MEINUNG ab 18<br />
Kommentar:<br />
Konflikte im eigenen Lager...................... 18<br />
MARKT ab 20<br />
Nachrichten............................................... 20<br />
Fachhandelsbarometer:<br />
Zweistelliges Wachstum trotz EHEC..... 22<br />
Stadtporträt:<br />
Der Bio-Fachhandel in Köln................... 26<br />
MANAGEMENT ab 34<br />
Nachrichten............................................... 34<br />
10 Tipps zum Personal:<br />
Was tun bei Zoff im Team?...................... 36<br />
26<br />
Markt<br />
Stadtporträt: Der<br />
Fachhandel in Köln<br />
10 Tipps zur Betriebsführung:<br />
Hygiene <strong>sich</strong>erstellen.................................38<br />
Recht <strong>und</strong> Geld........................................... 40<br />
KOSMETIK ab 42<br />
Nachrichten................................................42<br />
Konservierung: Natürliche<br />
Alternativen kommunizieren...................44<br />
Nachbericht: 4. New Ethics<br />
Strategietagung in Oberursel...................46<br />
SORTIMENT ab 48<br />
Gewürze: Ware aus der Heimat............. 48<br />
Top-Produkt des Monats<br />
<strong>BIOwelt</strong><br />
August 2011<br />
<strong>und</strong> neue Produkte.................................... 52<br />
FACHTHEMA ab 54<br />
Weihnachtsgeschäft: Ideen für<br />
mehr Umsatz im Markt............................54<br />
SERVICE ab 57<br />
Handelsregister........................................ 57<br />
Impressum................................................. 58<br />
Cartoon........................................................59
HÖCHST VERWIRREND<br />
Was heißt eigentlich<br />
regional? Jutta<br />
Maier berichtete am<br />
11.7.2011 in der „Frankfurter R<strong>und</strong>schau“:<br />
„Die Verbraucherzentrale Hessen hat in der ersten Mai-Woche<br />
50 Lebensmittel untersucht, die von großen Handelsketten in<br />
Prospekten mit einer regionalen Herkunft beworben wurden<br />
(Rewe: „Aus unserer Region - Hessen macht Appetit“, Edeka:<br />
„So schmeckt Hessen unsere Heimat“). Ihr Fazit: Die Werbung<br />
ist „höchst verwirrend“. Bei r<strong>und</strong> 90 Prozent der Produkte war<br />
nicht zu erkennen, ob die Zutaten tatsächlich aus Hessen stammen.<br />
So wurden die Lebensmittel in jedem zweiten Fall nur in<br />
hessischen Betrieben hergestellt oder verarbeitet. „Das Ciabatta<br />
der Glockenbäckerei wird zwar in Frankfurt gebacken, woher<br />
der Weizen dafür kommt, ist offen“, sagt Verbraucherschützerin<br />
Andrea Hauff. Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch<br />
registriert einen Anstieg von Fällen, bei denen Hersteller oder<br />
Handel mit Regionalität werben, die ihre Produkte nicht einlösen.<br />
So wird der Begriff „Land“ - Landkuchen, Landnudeln,<br />
Landgurken - inzwischen genauso inflationär verwendet wie<br />
„Premium“. Die Aussagekraft ist gleich Null, weil die Begriffe<br />
nicht geschützt sind. Dazu kommt, dass die Produkte oft teurer<br />
sind, weil die Hersteller ausnutzen, dass die Verbraucher für die<br />
vermeintlich höhere Qualität auch bereit sind, mehr Geld auszugeben.<br />
„Regionalität vermittelt etwas Rustikales, Bäuerliches,<br />
vielleicht sogar einen leichten Bio-Anklang“, sagt eine Foodwatch-Sprecherin.<br />
„Häufig unterscheiden <strong>sich</strong> diese Produkte<br />
aber nur durch das Etikett von anderen, herkömmlichen.“ Die<br />
Verbraucherzentrale Hessen fordert einheitliche Kriterien <strong>und</strong><br />
einen gesetzlichen Rahmen für die „Regional“-Kennzeichnung<br />
von Lebensmitteln. Der B<strong>und</strong>esverband der Regionalbewegung<br />
setzt <strong>sich</strong> schon seit geraumer Zeit für einen gesetzlichen<br />
Schutz für tatsächlich regional produzierte Lebensmittel ein.<br />
„Anders als bei Bio gibt es den für den Begriff ,Regional‘ nicht“,<br />
sagt Mitarbeiterin Nicole Weik. Für sie ist der Trend zu regionalen<br />
Lebensmitteln eine Reaktion auf die Skandale der vergangenen<br />
Jahre - von Gammelfleisch bis Dioxin. Die derzeitige<br />
Vielzahl an Herkunftszeichen sei für die Verbraucher jedoch<br />
verwirrend <strong>und</strong> wenig aussagekräftig, weil Regionalität unterschiedlich<br />
definiert werde, kritisiert Weik. So reiche manchen<br />
Herstellern die Produktion in Deutschland, um mit einer „regionalen“<br />
Herkunft zu werben.“<br />
MARKT BRICHT EIN IN ÖSTERREICH<br />
Anders als offenbar in Deutschland leiden<br />
Bioläden in Österreich immer <strong>noch</strong> unter<br />
der EHEC-Krise, wie Robert Breitler am<br />
22.7.2011 in der „Kleinen Zeitung“ schrieb:<br />
„Obwohl die EHEC-Krise, die vor knapp zwei Monaten in<br />
Deutschland mehrere Todesopfer forderte, bereits als überstanden<br />
gilt, ist die Krise für den Biohandel nach wie vor nicht<br />
Pressespiegel NACHRICHTEN<br />
vorbei. ‚Wir <strong>haben</strong> nach wie vor zwischen 50 <strong>und</strong> 100 K<strong>und</strong>en<br />
weniger am Tag‘, sagt Monika Rosenberger, Betreiberin der Bioinsel<br />
in Weiz. Gerade in den Monaten Juni <strong>und</strong> Juli bedeutet<br />
das einen Rückgang von bis zu 50 Prozent. Da der EHEC-Erreger<br />
nur auf ausländischen Lebensmitteln gef<strong>und</strong>en worden ist,<br />
wollte Rosenberger das gesamte Gemüsesortiment auf österreichische<br />
Produkte umstellen. Mit wenig Erfolg: ‚So viel gibt es<br />
jetzt einfach <strong>noch</strong> nicht‘, erklärt Rosenberger. Aber auch wenn es<br />
heimisches Gemüse gibt, ist die Nachfrage nach wie vor extrem<br />
gering. ‚Gurken <strong>und</strong> Melanzani gehen gar nicht <strong>und</strong> die Sprossen<br />
musste ich entweder selbst essen oder wegwerfen‘, erzählt<br />
sie weiter. Nur manche Produkte, die nicht mit dem Lebensmittelskandal<br />
in Zusammenhang gebracht werden, finden einen<br />
gewissen Absatz, wie zum Beispiel Champignons. (...) Eines<br />
ist für Monika Rosenberger überhaupt nicht nachvollziehbar:<br />
‚Ich habe mit unserem Gemüsegroßhändler gesprochen <strong>und</strong><br />
der hat gemeint, dass es auf dem österreichischem Markt einen<br />
Einbruch von 20 bis 30 Prozent gegeben hat - während es auf<br />
dem deutschen Markt schon wieder Zuwächse auf dem Biolebensmittel-Markt<br />
gebe‘, so Rosenberger, ‚<strong>und</strong> das, obwohl es in<br />
Österreich ja gar <strong>kein</strong>en EHEC-Skandal gegeben hat.‘“<br />
WEIL ES UMS GESCHÄFT GEHT<br />
Hagen Strauss kommentierte am<br />
21.7.2011 im Darmstädter „Echo“ das<br />
neue Portal www.lebensmittelklarheit.<br />
de:<br />
„Warum steht auf Lebensmittelverpackungen<br />
nicht immer vollständig <strong>und</strong> korrekt drauf, was drin<br />
ist? Die Antwort ist ebenso einfach: weil es ums Geschäft geht.<br />
Je schöner die Packung, je frischer der Eindruck, je leckerer die<br />
Zutaten, desto eher greifen die K<strong>und</strong>en im Supermarkt zu. Das<br />
ist das billige Kalkül einiger Hersteller, die deshalb erst im Kleingedruckten<br />
den schönen Schein verblassen lassen. Dabei verstoßen<br />
sie in der Regel nicht einmal gegen geltendes Recht. Das<br />
Portal gibt dem K<strong>und</strong>en deshalb etwas von dem an die Hand,<br />
was die Politik leider bisher <strong>noch</strong> nicht besser geregelt hat. Es<br />
entlässt den Verbraucher jedoch nicht aus der Verantwortung,<br />
Verlockungen auch zu widerstehen. Gute Lebensmittel mit guten<br />
Zutaten <strong>haben</strong> nun mal ihren Preis.“<br />
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08/2011 5
NACHRICHTEN����<br />
NACHRICHTEN���� Inland<br />
Alnatura hat den<br />
Norden im Visier<br />
Das Biohandelsunternehmen Alnatura<br />
hat seine Expansionsab<strong>sich</strong>ten<br />
konkretisiert. Expansionsleiter<br />
Mike Winter erklärte in einem Gespräch<br />
mit der „Immobilien Zeitung“ anlässlich<br />
der Immobilienmesse Real Estate<br />
North, man wolle am Expansionsziel<br />
von 12-15 neuen Märkten pro Geschäftsjahr<br />
festhalten. Im aktuellen<br />
Geschäftsjahr 2010/2011, das zum<br />
30.9.2011 endet, will man es auf 12<br />
oder 13 Neueröffnungen bringen.<br />
Nach Aussage von Winter könne es<br />
<strong>sich</strong> das Unternehmen derzeit nicht<br />
vorstellen, in Städten zu eröffnen, die<br />
nur Potenzial für einen Markt böten.<br />
Gleichwohl will Alnatura seine Anstrengungen<br />
insbesondere im Norden<br />
verstärken. In Hamburg seien 20 Filialen<br />
denkbar, sagte Winter der „Immobilien<br />
Zeitung“. Als geeignete Stadtteile<br />
nannte er Altona, das Schanzenviertel,<br />
Eppendorf oder Winterhude. Bisher<br />
betreibt Alnatura vier Filialen in der<br />
zweitgrößten Stadt Deutschlands.<br />
Auch in Oldenburg <strong>und</strong> Kiel seien<br />
Neueröffnungen denkbar, allerdings<br />
gebe es derzeit <strong>kein</strong>e konkreten Pläne.<br />
Basic: Umsatz legt<br />
auf 100 Mio. Euro zu<br />
Die Biosupermarktkette Basic AG<br />
hat ihren Umsatz im Geschäftsjahr<br />
2010 um 5% auf 100 Mio. Euro gesteigert.<br />
Dies teilte das Unternehmen<br />
in München mit. Nach 2007 sei Basic<br />
damit erstmals wieder in die schwarzen<br />
Zahlen zurückgekehrt, sagte Vorstandsvorsitzender<br />
Stephan Paulke. Der Cash<br />
Flow aus dem laufenden Geschäft sei auf<br />
2,3 Mio. Euro angestiegen. Da das Unternehmen<br />
<strong>kein</strong>e neuen Filialen eröffnete,<br />
sei das Wachstum ausschließlich<br />
auf bestehender Fläche erzielt worden.<br />
Basic betreibt derzeit in 14 Städten in<br />
Deutschland insgesamt 24 Märkte.<br />
6 08/2011<br />
Neuform schreibt wieder schwarze Zahlen<br />
Die Reformhaus-Genossenschaft<br />
Neuform hat auch im<br />
Geschäftsjahr 2010 weiter Mitglieder<br />
verloren. Wie aus dem Jahresabschluss<br />
hervorgeht, der jetzt<br />
im elektronischen B<strong>und</strong>esanzeiger<br />
veröffentlicht wurde, sank die Mitgliederzahl<br />
der Genossenschaft um<br />
über 7% auf nunmehr <strong>noch</strong> 603.<br />
Dabei standen sechs Neuzugängen<br />
insgesamt 54 Abgänge gegenüber.<br />
Noch Anfang 2006 hatte die Genos-<br />
Die Neuform will die Modernisierung der Reformwarenbranche<br />
weiter vorantreiben.<br />
senschaft über 1.050 Mitglieder. Positiv entwickelte <strong>sich</strong> hingegen das Jahresergebnis:<br />
Nachdem die Neuform bereits 2009 eine Trendwende zurück in die schwarzen Zahlen<br />
geschafft hatte, stieg der Jahresüberschuss von r<strong>und</strong> 530.000 Euro auf 1,76 Mio. Euro.<br />
Der Bilanzverlust konnte damit bis auf knapp 136.000 Euro abgebaut werden. Der Umsatz<br />
war von 26,7 auf 26,2 Mio. Euro dagegen leicht rückläufig. Dabei gingen die Erlöse<br />
aus der exklusiven Eigenmarke „Neuform international“ um 5,6% zurück. Deutliche<br />
Spuren hinterließ auch die Sortimentsbereinigung der Eigenmarke „Reformhaus bio<br />
– täglich günstig“. Der Umsatz in diesem Segment sei um 33,9% rückläufig gewesen,<br />
heißt es im Lagebericht, das gewünschte Ziel der Verbesserung des Rohergebnisses sei<br />
jedoch erreicht worden.<br />
+++ Aleco in Bremerhaven: Voraus<strong>sich</strong>tlich am 25.8.2011 will der Biomarkt-Filialist<br />
seinen ersten Markt in Bremerhaven eröffnen. Damit erhöht <strong>sich</strong> die Filialzahl<br />
des Dennree-Verb<strong>und</strong>partners auf 9. Erst im April 2011 hatte Aleco seine achte Filiale<br />
in Buchholz eröffnet. Das Unternehmen wird von Georg Appel geführt. Regional<br />
ist es auf die Regionen in <strong>und</strong> um Bremen sowie neuerdings auch auf das Hamburger<br />
Umland konzentriert. +++ Kaliss übernimmt Alraune: Der Reformhausbetreiber<br />
Stephan Kaliss hat zum 18.7.2011 den Bioladen Alraune in Aalen übernommen.<br />
Wie die „Schwäbische Post“ berichtet, hat Inhaberin Hannelore Köhler das Geschäft<br />
nach 17 Jahren an den Reformwarenkaufmann verkauft. Kaliss will mit dem Laden<br />
im September 2011 ins Einkaufszentrum Mercatura umziehen <strong>und</strong> auf 400 m² Verkaufsfläche<br />
ein neues Konzept namens „Kaliss Naturwaren“ eröffnen. +++ Denn’s<br />
kommt nach Leipzig: Die Biosupermarktkette Denn‘s Biomarkt zieht es jetzt<br />
auch in den Osten. Wie die „Sächsische Zeitung“ berichtet, hat das Unternehmen<br />
Verkaufsflächen in dem neuen Einkaufszentrum Höfe am Brühl in Leipzig gemietet,<br />
das im Herbst 2012 in der Innenstadt eröffnen soll. Der neue Shopping-Tempel soll<br />
insgesamt 27.500 m² umfassen <strong>und</strong> wird für eine Investitionssumme von 200 Mio.<br />
Euro errichtet. +++ Biomammut eröffnet in Heilbronn: Der Kaufmann Roland<br />
Harter hat am 31.5.2011 in Heilbronn den Biosupermarkt Biomammut eröffnet.<br />
Das Unternehmen wirbt mit dem Claim „der größte Bio-Supermarkt Baden-Württembergs“.<br />
Nach Angaben der „Heilbronner Stimme“ bietet das neue Geschäft r<strong>und</strong><br />
15.000 Artikel auf 1.100 m² Verkaufsfläche. Harters betreibt bereits einen Markt in<br />
Lauffen. Lieferant des Heilbronner Ladens ist der Regionalgroßhändler Bodan.<br />
Foto: Neuform
Naturgut eröffnet die 7. Filiale<br />
Kleinere Biosupermarkt-Filialisten bauen 2011 weiter ihre Strukturen aus. Nach<br />
neuen Märkten von Aleco, Vollcorner <strong>und</strong> der LPG hat nun auch die regionale<br />
Biosupermarktkette Naturgut von Niko Tsiris am 1.7.2011 am Stuttgarter Marienplatz<br />
ihre siebte Filiale eröffnet. Der neue Markt ist das vierte Outlet in Stuttgart, drei weitere<br />
befinden <strong>sich</strong> in der Region um die Landeshauptstadt. Der lokale Mitbewerber Karl<br />
Hässner (Erdi, 5 Filialen) hat seinen Biomarkt Kornmühle in Filderstadt-Bonlanden<br />
unterdessen zum 7.6.2011 aufgegeben. Wie Hässner der „Filder-Zeitung“ sagte, sei der<br />
Standort „nicht mehr zeitgemäß“. Der Laden hatte vor 30 Jahren in einem Wohngebiet<br />
abseits des Ortskernes eröffnet. Da der Platz für eine nötige Sortimentserweiterung zu<br />
klein sei, sucht Hässner nach eigenen Angaben einen neuen Standort in Filderstadt.<br />
Hölscher wird GF<br />
Thomas Hölscher rückt neben<br />
Hermann Heldberg in die Geschäftsführung<br />
des Biogroßhändlers<br />
Naturkost Elkershausen mit Sitz in<br />
Göttingen. Dies teilte das Unternehmen<br />
mit. Hölscher ist bereits gemeinsam<br />
mit Heldberg Geschäftsführer<br />
des Regionalgroßhändlers Naturkost<br />
Erfurt.<br />
Inland���� NACHRICHTEN<br />
Kontrolle vom Staat?<br />
Der Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Dr. Till<br />
Backhaus (SPD), hat die Diskussion um<br />
eine Verstaatlichung der Öko-Kontrolle<br />
neu angefacht. In einem Interview mit der<br />
Nachrichtenagentur dpa sagte Backhaus,<br />
eine einzige Kontrollinstanz wie in anderen<br />
EU-Ländern habe den Vorteil kürzerer<br />
Informationswege. Bisher ist die Öko-<br />
Kontrolle privatwirtschaftlich verfasst.<br />
Neuer Biomarkt in Bayreuth<br />
Die Stadt Bayreuth bekommt voraus<strong>sich</strong>tlich <strong>noch</strong> 2011 einen neuen Biosupermarkt.<br />
Wie der „Nordbayerische Kurier“ meldet, entsteht derzeit auf einer<br />
Brachfläche an der Friedrich-von-Schiller-Straße ein Dienstleistungszentrum<br />
„Gutenberghaus“. Dort sollen ein Biomarkt (460 m²), ein Drogeriemarkt (640 m²),<br />
eine Bäckerei mit Café sowie weitere Mieter einziehen. Die Bauarbeiten sollen bis<br />
November abgeschlossen sein. Nach <strong>BIOwelt</strong>-Informationen plant die Naturkosthändlerin<br />
Maria Zeußel dort eine zweite Filiale. <strong>Sie</strong> ist bereits seit 1985 im Fachhandel<br />
aktiv, zunächst mit dem Biomarkt Hollerbusch <strong>und</strong> seit etwa zehn Jahren mit<br />
dem Biosupermarkt Bio Bio in Bayreuth (360 m²).<br />
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NACHRICHTEN���� Ausland<br />
NL: Ekoplaza wächst<br />
Die niederländische Biomarkt-Kette<br />
Ekoplaza hat am 16.6.2011 ihre<br />
40. Filiale eröffnet. Wie das Nachrichtenportal<br />
„Food Holland“ meldet, wurde<br />
der Standort in Rotterdam bewusst<br />
mit Blick auf die Erschließung neuer<br />
K<strong>und</strong>enschichten gewählt. Hinter<br />
dem rasanten Wachstum von Ekoplaza<br />
steht eine Umschichtung im niederländischen<br />
Fachhandel. Vor wenigen<br />
Monaten sind über 30 Mitglieder des<br />
Bioladen-Franchisekonzepts Natuurwinkel<br />
von Großhändler Natudis (Teil<br />
des Wessanen-Konzerns) zum Konkurrenten<br />
Ekoplaza von Großhändler<br />
Udea übergelaufen. Als Gr<strong>und</strong> wurde<br />
eine Unzufriedenheit mit Konditionen<br />
<strong>und</strong> Informationspolitik des Franchisegebers<br />
angegeben. Wessanen<br />
forciert unterdessen eine eigene neue<br />
Biosupermarkt-Kette namens Gooody<br />
Fooods, die es inzwischen auf drei<br />
Filialen bringt <strong>und</strong> in Zukunft weiter<br />
ausgebaut werden soll.<br />
8 08/2011<br />
CH: Bio-Rübenbauern spüren Preisdruck<br />
Der Bio-Zuckerrübenanbau<br />
in der Schweiz kommt kaum<br />
voran. Wie das Nachrichtenportal<br />
„Schweizer Bauer“ berichtet,<br />
wurde in diesem Jahr nach einem<br />
einjährigen Anbaustopp zwar die<br />
Produktion wieder aufgenommen,<br />
allerdings nur auf 14 ha.<br />
Vor allem ein nicht die Kosten<br />
deckender Preis halte Landwirte<br />
Zuckerrüben sind begehrt. Während die Anbauvom<br />
Anbau ab, heißt es in dem<br />
-<br />
Bericht. So liege der Preis für die de, scheuen die Schweizer jedoch den Anbau.<br />
diesjährige Ernte bei r<strong>und</strong> 132 CHF pro Tonne <strong>und</strong> damit um r<strong>und</strong> 50 CHF zu<br />
niedrig. Abnehmer wie die Zuckerfabriken Aarberg <strong>und</strong> Frauenfeld (ZAF) <strong>und</strong><br />
der Handelskonzern Coop wollen zwar weiter Biozucker aus der Schweiz beziehen,<br />
sehen aktuell jedoch <strong>kein</strong>en Spielraum für Preiserhöhungen. Die Verhandlungen<br />
für den Rübenpreis der Kampagne 2012 sollen demnächst starten. Anders<br />
als in der Schweiz stellt <strong>sich</strong> die Situation im Nachbarland Österreich dar: Dort<br />
sollen in diesem Jahr bis zu 40.000 t Bio-Zuckerrüben geerntet werden. Das ergäbe<br />
knapp 4.000 t Bio-Zucker. Nach neueren Schätzungen könnte diese Zahl sogar<br />
<strong>noch</strong> übertroffen werden: Wie der Konzern Agrana mitteilte, der seit 2008 gemeinsam<br />
mit dem Verband Bio Austria die Bio-Zuckerrübenproduktion forciert,<br />
wurde die Anbaufläche in diesem Jahr von 747 auf 919 ha ausgeweitet. Agrana<br />
rechnet nunmehr mit einer Menge von mehr als 5.000 t.<br />
Foto: Agrana<br />
������������������������������������������<br />
+++ AT: Juffinger eröffnet neue Biometzgerei. Der Biofleisch-Verarbeiter Anton Juffinger hat in �iersee (West-<br />
Österreich) am 2.7.2011 eine neue Bio-Metzgerei eröffnet. Wie das Unternehmen mitteilte, sollen am neuen Standort 30 t<br />
Biofleisch- <strong>und</strong> -wurstwaren pro Woche produziert werden. Die Produktion hat eine Fläche von 3.000 m². Juffinger zählt zu<br />
den Fleisch- <strong>und</strong> Wurstlieferanten des Großhändlers Dennree. +++ GB: Whole Foods eröffnet in Schottland. Die<br />
amerikanische Supermarktkette Whole Foods Market expandiert in Großbritannien jetzt auch über London hinaus. Wie die<br />
Tageszeitung „�e Telegraph“ berichtet, soll im November 2011 in Giffnock bei Glasgow eine neue Filiale entstehen. Für 2012<br />
ist eine weitere Filiale im Londoner Stadtteil Fulham geplant. Den Markteinstieg in Großbritannien musste Whole Foods<br />
bisher teuer bezahlen: Seitdem der erste britische Markt im Jahr 2007 im Londoner Stadtteil Kensington eröffnete, hat das<br />
Unternehmen über 70 Mio. GBP (über 79 Mio. Euro) investiert. Whole Foods betreibt in Großbritannien bisher fünf Märkte,<br />
darunter vier ehemalige Filialen des übernommenen Unternehmens Fresh & Wild. +++ FIN: 43% Wachstum von Januar<br />
bis Mai 2011. Der Biomarkt in Finnland ist in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres deutlich gewachsen. Wie<br />
das Marktforschungsunternehmen Organic Monitor berichtet, sind die Umsätze der Handelskette S Group (r<strong>und</strong> 700 Märkte<br />
in Finnland <strong>und</strong> den baltischen Staaten) mit Biolebensmitteln um 43% gestiegen, allerdings auf niedriger Basis: Bisher beträgt<br />
der Bio-Anteil hier erst 1,2%. +++ USA: Wöchentliche Marktberichte vom USDA. Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium<br />
USDA hat eine neue wöchentliche Marktberichterstattung über bio-zertifizierte Geflügelprodukte <strong>und</strong><br />
Eier gestartet. Die Informationen für verschiedene Wertschöpfungsstufen sind abrufbar unter ams.usda.gov > Browse by Subject,<br />
Market News > Poultry and Eggs > Poultry and Egg Market Reports. +++ NL: Wessanen verkauft Konzerntöchter.<br />
Der niederländische Wessanen-Konzern hat seine Ausrichtung auf den Bio- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmarkt bestätigt <strong>und</strong> <strong>sich</strong> jetzt<br />
von zwei Tochterunternehmen getrennt. Wie die Unternehmensgruppe mitteilte, wurden Tree of Life in Großbritannien <strong>und</strong><br />
Kalisterra in Frankreich verkauft. Aktuelle Quartalszahlen waren erst nach Redaktionsschluss verfügbar.
Soja Mehr Umsatz <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enzuf riedenheit Schaf<br />
<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enzuf mit 2 hochpotentiellen riedenheit<br />
Marken<br />
Soja<br />
Mehr Umsatz<br />
mit 2 hochpotentiellen Marken<br />
100% pflanzlich . 0% Laktose<br />
Ges<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Genuss<br />
Cremig, leicht verdaulich<br />
<strong>und</strong> so lecker…<br />
Schaf<br />
Die Marke<br />
für leckere<br />
Schafmilchprodukte<br />
Extra-Umsatz <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en Zufriedenheit<br />
2, rue Julien Neveu - BP 93106 - 35531 Noyal-sur-Vilaine cedex - Frankreich - Tel.+33.2.99.04.17.31 - Email: export2@triballat.com<br />
Naturkost auf Frankreich Jeanine Friese - Theodor Fischer Str.8 - D - 80999 München - Tel. 089/8123249 - Email: jfriese@t-online.de<br />
BioNord Halle 13-E15<br />
BioSüd Halle 5-B01
MACHER���� Verkaufskonzept<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Gute Stimmung in der Dieburger<br />
Filiale. von links: Heidi Türnau,<br />
Christine Volmer, Stefanie Grünmeier<br />
<strong>und</strong> Barbara Müller<br />
Stefanie Grünmeier hat immer neue Ideen. Zur Naturkost<br />
kam sie daher nicht zufällig. Mit 16 Jahren entdeckt<br />
sie aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen die Bioläden. Als die<br />
gelernte Werbekauffrau aus privaten Gründen nach Hannover<br />
zieht, kommt sie über ihren damaligen Ehemann mit dem<br />
ersten Bioladen der niedersächsischen Landeshauptstadt in<br />
Berührung. In Hannover ist sie als Verlagsvertretung für Norddeutschland<br />
tätig, wo sie betriebswirtschaftliche Kenntnisse<br />
sammeln kann, die ihr auch heute <strong>noch</strong> nützlich sind. 1997<br />
startet sie mit ihrem Familienrückzug nach Hessen zu ihrem<br />
beruflichen Neustart - aus Überzeugung zur Naturkost, <strong>und</strong><br />
um ihre K<strong>und</strong>en mit guten Lebensmitteln versorgen zu können.<br />
<strong>Sie</strong> macht <strong>sich</strong> mit einem Hofladen von Dr. Felix Prinz zu<br />
Löwenstein, heute Vorsitzender des B<strong>und</strong> Ökologische Lebensmittelwirtschaft<br />
(BÖLW) in Otzberg-Habitzheim selbstständig<br />
(VKF: 90 m²). 2000 gibt sie den Hofladen auf <strong>und</strong> eröffnet den<br />
10 08/2011<br />
„Ich mache mir lieber<br />
selbst Konkurrenz“<br />
In den hessischen Kleinstädten Groß-Umstadt <strong>und</strong> Dieburg<br />
präsentiert Stefanie Grünmeier mit ihren Biomärkten den<br />
K<strong>und</strong>en ein innovatives Konzept.<br />
ersten Bio-Markt in Groß-Umstadt mit einer Verkaufsfläche<br />
von 150 m². „Nach drei Jahren war mir einfach ein Hofladen<br />
zu wenig. Ich fühlte mich nicht ausgefüllt <strong>und</strong> suchte eine neue<br />
Herausforderung“, sagt sie. Nach fünf Jahren baut sie ihren<br />
eigenen Laden um <strong>und</strong> eröffnet 2006 mit einer verdoppelten<br />
Verkaufsfläche. 2008 erfährt sie, dass ein anderer Naturkosthändler<br />
einen Standort in dem nur zehn Kilometer entfernten<br />
Dieburg eröffnen wollte. „Ich mache mir dann lieber meine eigene<br />
Konkurrenz“, begründet sie den Entschluss zur Eröffnung<br />
ihrer zweiten Filiale in Dieburg. In einem ehemaligen Shoe-4-<br />
You-Geschäft im Industriegebiet Dieburg-Nord erwartet die<br />
K<strong>und</strong>en eine Verkaufsfläche von 400 m².<br />
Beide Filialen sind eine untrennbare Einheit. Den<br />
Umsatz beziffert sie in Dieburg unterhalb der von Großhändler<br />
Dennree ermittelten 1,6 Mio. Euro pro Jahr. Vor allem eine
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Großbaustelle vor ihrer Dieburger-Filiale verhindert, dass<br />
viele K<strong>und</strong>en zum Einkauf kommen. Von der Baustelle hat vor<br />
allem ihre erste Filiale in Groß-Umstadt profitiert, die im ersten<br />
Quartal 2011 im Umsatz um 16% zulegen konnte. Bezüglich<br />
des Umsatzes der Groß-Umstädter Filiale sagt Grünmeier,<br />
dass er über den von Dennree errechneten 800.000 Euro<br />
Umsatz pro Jahr liege. Den<strong>noch</strong> betrachtet sie beide Filialen<br />
als eine untrennbare Einheit, die aber eine unterschiedliche<br />
K<strong>und</strong>enschicht anspricht. Während in Groß-Umstadt, das<br />
<strong>sich</strong> <strong>noch</strong> im Speckgürtel von Frankfurt befindet, vor allem<br />
besser Verdienende zu den K<strong>und</strong>en zählen, ist Dieburg eher<br />
eine Beamten- <strong>und</strong> Studentenstadt. Spätestens nach der<br />
Schließung der Baustelle zum 30.9. 2011 rechnet Grünmeier<br />
mit positiven Zahlen für die Dieburger Filiale. „Durch die<br />
Großbaustelle <strong>haben</strong> wir in der Dieburger Filiale mehr Zeit<br />
für kreative Sachen“, sagt Grünmeier. Die Unternehmerin hat<br />
eine Konditorin eingestellt, die einmal pro Woche frischen<br />
Kuchen backt. Unter der Eigenmarke „Grünmeier Hausgemacht“<br />
werden Marmelade, Brotaufstriche <strong>und</strong> Dips hergestellt,<br />
die in beiden Filialen verkauft werden. Die 20 Produkte<br />
zählende Range soll in Zukunft weiter ausgebaut werden. In<br />
der Dieburger Filiale wird ein Biocatering angeboten, eine Geschäftsidee,<br />
die nach Grünmeiers Angaben von den K<strong>und</strong>en<br />
sehr gut angenommen wird. Von belegten Brötchen, Canapés<br />
<strong>und</strong> frischen Salaten bis hin zu warmen <strong>und</strong> kalten Gerichten<br />
ist die Palette groß, die das Dieburger Personal anbieten kann.<br />
Ein weiteres Serviceangebot ist der Biolieferservice. Als eine<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Foto: André Schösser von KR3A-<br />
TIV - Werbeatelier Schösser<br />
Verkaufskonzept���� MACHER<br />
Das Sortiment O+G erzielt 18% des Umsatzes (B.o.l). Gemüse bezieht Inhaberin Grünmeier von Dennree, der es von regionalen<br />
Händlern erhält (Verkäuferin Barbara Müller (B.o.M.). Der Demeterhof Wolf kann 10-15 Sorten Äpfeln liefern. (B.o.r.). Eine gute<br />
Beratung in der Kosmetik ist für den Erfolg wichtig (Verkäuferin Christine Volmer B.u.l.). Catering ist eine Teil des Konzepts. Geliefert<br />
werden u.a. auch kalte Speisen (B.u.m.). Biowein von regionalen Produzenten bezieht Stefanie Grünmeier auch aus Groß-Umstadt<br />
(B.u.r.).<br />
Foto: André Schösser von KR3A-<br />
TIV - Werbeatelier Schösser<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
weitere Besonderheit befindet <strong>sich</strong> in der Dieburger Filiale ein<br />
baubiologisches Zentrum mit einem Sortiment namhafter<br />
Hersteller. Gleichzeitig kann eine baubiologische Beratung<br />
u.a. zu Risikountersuchung <strong>und</strong> problematischen Umwelteinflüssen,<br />
wie z.B. Elektrosmog, gebucht werden. Dass die<br />
Ges<strong>und</strong>heit im Vordergr<strong>und</strong> steht, unterstreicht Grünmeier<br />
jedes Jahr mit ihrer Hausmesse „Ges<strong>und</strong>heitstage“. Regionale<br />
Heilpraktiker <strong>und</strong> Ärzte stellen <strong>sich</strong> den Fragen der K<strong>und</strong>en.<br />
Weiterhin ist eine Ernährungsberatung mit einem Coach jeden<br />
Donnerstag im Monat.<br />
R<strong>und</strong>umversorger. Mit 4.000 Produkten sieht <strong>sich</strong> Grünmeier<br />
als R<strong>und</strong>umversorger. Den Hauptumsatz macht die Inhaberin<br />
mit Frische, die einen Anteil von 50% aufweist <strong>und</strong> die<br />
überwiegend in Verbandsqualität geliefert wird. Innerhalb der<br />
Frische machen Obst <strong>und</strong> Gemüse mit 18% den größten Anteil<br />
aus. Während Trockenware 37% erzielt, kommt Kosmetik<br />
auf einen Anteil von 9%. Großhändler Dennree ist Hauptlieferant<br />
für die meisten Artikel, der sein Lager im 15 Kilometer<br />
entfernt liegenden Großostheim hat. Weitere Lieferanten sind<br />
das Hofgut Habitzheim (Kartoffeln), die Heidenmühle (Gemüse)<br />
<strong>und</strong> der Demeterhof Wolf, der eine große Auswahl an<br />
Äpfeln bietet. „Gute Produkte <strong>haben</strong> ihren Preis“, sagt Grünmeier<br />
<strong>und</strong> ist strikt gegen sogenannte Billigschnäppchen. „Das<br />
heißt aber nicht, dass es <strong>kein</strong>en Angebotspreis geben kann.<br />
Das Produkt muss dann aber wieder zu einem anständigen<br />
Preis zurück finden.“<br />
08/2011 11
MACHER���� Verkaufskonzept<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong> Foto: Mecke-Schrod von ProCreativ,<br />
Groß-Umstadt/Heubach<br />
Über 140 Wein sind im Laden erhältlich (Verkäuferin Gabi Hagebusch, B.l.). Die Filiale in Dieburg kann auch Brunchs ausrichten<br />
����������������������������������������������������������������������������������������������<br />
Dieburg (B.r.)<br />
Aufgehender Mond. Auch in ihrer Dieburger Filiale<br />
setzt Grünmeier auf ein edles Rot als Hausfarbe, die beruhigende<br />
Atmosphäre entsteht durch künstlerisch gestaltete<br />
Wände, die eine Mondphase des zunehmenden<br />
Mondes dokumentieren. Der Markt ist mit Steinfußboden,<br />
angenehmer Beleuchtung <strong>und</strong> einem elegantem Ladenbau<br />
attraktiv <strong>und</strong> modern gestaltet. Das Herzstück<br />
<strong>und</strong> Mittelpunkt des Ladens ist die große Bedienungsinsel<br />
in der Mitte. Hier finden die K<strong>und</strong>en Biokäse, Biowurst<br />
<strong>und</strong> Backwaren.<br />
Der Naturkostladen<br />
kann etwa 40 Sorten<br />
Brot <strong>und</strong> etwa 20 Sorten<br />
Brötchen anbieten.<br />
Grünmeier wird von der<br />
Bäckerei Hampel (Dieburg)<br />
sowie von den<br />
Bäckereien Röder (Erbach)<br />
<strong>und</strong> Berger (Mi-<br />
IN KÜRZE<br />
12 08/2011<br />
Vor Ort in:<br />
Dieburg<br />
Grünmeier<br />
Biomarkt<br />
Groß-Umstadt:<br />
W.-Heisenberg-Straße 19<br />
64823 Groß-Umstadt<br />
Tel: 06078 969244<br />
Mail: gruenmeier-biomarkt@<br />
t-online.de<br />
Dieburg:<br />
Frankfurter Straße 56<br />
64807 Dieburg<br />
Tel.: 06071 210888<br />
Ö.: Mo-Fr 8-20 Uhr, Sa 8-18 Uhr<br />
Inhaberin: Stefanie Grünmeier<br />
Produkte: 4.000<br />
Mitarbeiter: 24<br />
Foto: André Schösser von KR3A-<br />
TIV - Werbeatelier Schösser<br />
chelstadt) beliefert.<br />
In der Frischetheke<br />
mit einer 5 Meter<br />
Bedientheke finden<br />
<strong>sich</strong> etwa 120 Sorten<br />
Käse. Eine große<br />
Auswahl mit etwa 50<br />
Sorten an Fleisch- <strong>und</strong><br />
Wurstwaren ergänzt die<br />
Auswahl, die nur mit<br />
Produkten der HerrmannsdorferLandwerkstätten<br />
bestückt<br />
sind. Die über<strong>sich</strong>tliche<br />
K<strong>und</strong>enführung beginnt<br />
in einer reichhaltigen<br />
Obst- <strong>und</strong> Gemüseab-<br />
Foto: Grünmeier<br />
teilung. Infotafeln kommunizieren die Erzeuger. Alle<br />
Regale des Geschäfts sind mit Hinweisschildern zum<br />
Sortiment ausgestattet. Verkaufsdisplays, Gondel- <strong>und</strong><br />
andere Zweitplatzierungen sorgen für eine wirksame<br />
Warenpräsentation. 140 verschiedene Weine hält die<br />
schön gemachte Weinabteilung vor. Die Weinabteilung<br />
wird durch eine Auswahl feiner Liköre <strong>und</strong> Destillate<br />
sowie ausgesuchten Schaumweinen ergänzt. Im Kassenbereich<br />
befindet <strong>sich</strong> eine große Kosmetikabteilung, die<br />
alle gängigen Marken führt. Acht von den zwölf Mitarbeiterinnen<br />
in jeder Filiale können in der Beratung auf<br />
spezielle K<strong>und</strong>enwünsche in diesem Bereich eingehen.<br />
Grünmeier bietet nicht nur Lebensmittel: Kosmetik <strong>und</strong><br />
das Reformsortiment von Salus-Schoenenberger sowie<br />
Bücher, Postkarten, Hausschuhe, ausgewählte Zeitschriften<br />
<strong>und</strong> Edelsteine vervollständigen das Sortiment.<br />
Den Abschluss für den R<strong>und</strong>gang bietet ein Postschalter,<br />
der einzige in dem Industriegebiet, wie Grünmeier betont.<br />
Drei Fragen an<br />
Stefanie Grünmeier<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Was sind heute die größten Herausforderungen?<br />
Grünmeier: Nach jahrelanger Wurstelei stelle ich mir heute<br />
betriebswirtschaftliche Ziele. Diese zu erreichen <strong>und</strong> neu zu<br />
formulieren empfinde ich als Herausforderung.<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Was würden <strong>Sie</strong> heute anders machen?<br />
Grünmeier: Alle Fehler vermeiden – wobei ich rückblickend<br />
immer daraus gelernt habe.<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Wo liegen Ihre besonderen Stärken?<br />
Grünmeier: Kreativität <strong>und</strong> Kommunikation sind meine<br />
Steckenpferde.
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Stefanie Grünmeier hält ein umfangreiches Sortiment an Kosmetikartikeln vor (im Bild links eine<br />
�����������������������������������������������������������������������������������������<br />
Einweck-Gläsern (B.M.). Eine vorbestellte Käseplatte (B.r.).<br />
Faible für Naturkost. 24 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen. Grünmeier hat<br />
kaum Probleme, Personal für ihren Bio-Markt zu rekrutieren. Sehr oft erhält sie Initiativbewerbungen,<br />
auch von K<strong>und</strong>en. „Wichtig ist mir bei den Bewerbern ein Faible für<br />
Naturkost. Das ist ein Einstellungskriterium“, sagt Grünmeier. Wichtig sei dann auch<br />
eine vernünftige Einarbeitung. Schulungen <strong>und</strong> Weiterbildung helfen, dass das Personal<br />
für den Umgang mit den Bio-Käufern fit gemacht wird. Die Inhaberin schickt ihre<br />
Angestellten deshalb zu Verkaufs- <strong>und</strong> Produktschulungen, die oft auch von den Herstellern<br />
<strong>und</strong> Lieferanten angeboten werden. Grünmeier hat für beide Filialen jeweils<br />
eine Leitung eingesetzt. Geschäfts- <strong>und</strong> Personalführung sowie Aufschlagskalkulation<br />
liegen in ihren Händen, während sie den Einkauf den jeweiligen Abteilungen überlässt.<br />
Wichtig sei, dass man delegieren könne, so Grünmeier. Wie sieht sie die Entwicklung<br />
der Bio-Branche im Rückblick? „Mit Naturkost muss man heute auch Geld verdienen.<br />
Heute ist die Arbeit ein hartes Geschäft.“ Der wesentliche Unterschied zu früher ist<br />
heute vor allem die Betriebsgröße. Besonders wichtig: Der Händler müsse trotz der<br />
größeren Geschäfte nah am K<strong>und</strong>en sein, so Grünmeier. In Marketingmaßnahmen investiert<br />
Grünmeier 5% des Umsatzes, das sie hauptsächlich in Faltblätter der örtlichen<br />
Amtsblätter einlegt. Außerdem hat sie eine eigene K<strong>und</strong>enkarte entwickelt. Ab einem<br />
Einkauf von 10 Euro bekommt der Käufer einen Tomatenaufkleber. Nach 64 Einkäufen<br />
erhält er 8 Euro zurück. Viel Wert legt Grünmeier darauf, dass die K<strong>und</strong>en die Produkte<br />
verkosten können. Dafür veranstaltet sie Genießerabende, wo die Hersteller ihre<br />
Produkte präsentieren. Außerdem findet jährlich am Samstag vor dem 1. Advent eine<br />
öffentliche Weinprobe im Biomarkt statt. Was bringt die Zukunft? „Einen dritten Laden<br />
kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Eher käme eine Standortverbesserung für<br />
mich in Betracht“, sagt Grünmeier.<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Jens Hertling<br />
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K<strong>und</strong>en. B.M.: Es gibt ständig stille Verkostungen an der Theke. B.r.: Verkäuferin Barbara Müller<br />
kann über 120 Sorten Käse anbieten.<br />
Foto: André Schösser von KR3A-<br />
TIV - Werbeatelier Schösser<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Anzeige
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
MACHER���� Quereinsteiger<br />
Die Kunst im Besonderen<br />
Auf der Suche nach schönen, hochwertigen <strong>und</strong> geschmackvollen<br />
14 08/2011<br />
Dingen ist in Duderstadt der Laden Lebenskunst von Nadine<br />
Eberhardt die richtige Adresse. Unterstützt wird das erfrischend andere<br />
Konzept vom Großhändler Naturkost Elkershausen.<br />
Quereinsteigerin<br />
Nadine Eberhardt<br />
setzt in ihrem Laden<br />
„Lebenskunst“ auf<br />
eine ansprechende<br />
Präsentation hochwertigerLebensmittel.<br />
Biologische<br />
Qualität wird dabei<br />
zur selbstverständlichen<br />
Gr<strong>und</strong>lage.
Ein historischer Marktplatz mit Kirche <strong>und</strong> Kopfsteinpflaster<br />
ist zentraler Treffpunkt für Einkauf <strong>und</strong> Stadtbummel<br />
in Duderstadt (Kreis Göttingen) – ein privilegierter Standort<br />
für den neuen Naturkost-Laden „Lebenskunst“. Inhaberin<br />
Nadine Eberhardt ist einen unkonventionellen Weg in die Bio-<br />
Branche gegangen <strong>und</strong> hat den Quereinstieg in die Selbstständigkeit<br />
gewagt. Beruflich in einer ganz anderen Richtung tätig, war<br />
sie jahrelange Stammk<strong>und</strong>in in dem alteingesessenen Bio-Laden<br />
„Arche“, dessen Besitzer aus Altersgründen einen Nachfolger für<br />
das Geschäft suchten. Eberhardt bekam das Angebot, nahm an<br />
<strong>und</strong> qualifizierte <strong>sich</strong> mit einer ganzheitlichen Ges<strong>und</strong>heitsausbildung<br />
<strong>und</strong> mehreren Praktika in Bioläden für die bevorstehenden<br />
Aufgaben. Klare Vorstellungen prägten das neue Konzept<br />
des Ladens. Da Bio-Waren für das Klientel in Duderstadt (knapp<br />
22.000 Einwohner) weit weniger bedeutend sind als zum Beispiel<br />
in der Nachbar- <strong>und</strong> Universitätsstadt Göttingen (r<strong>und</strong> 121.000<br />
Einwohner), sollte <strong>kein</strong> gewöhnlicher Bioladen entstehen. „Ich<br />
wollte etwas Anderes machen, die Wertigkeit der Lebensmittel in<br />
den Vordergr<strong>und</strong> stellen, <strong>und</strong> das mit einer sehr ansprechenden<br />
Präsentation verbinden“, sagt Eberhardt. „Lebenskunst“ ist Name<br />
<strong>und</strong> Charakter des Geschäfts, in dem nicht nur Lebensmittel<br />
angeboten werden, sondern vieles mehr zu entdecken ist. Bilder<br />
aus wechselnden Ausstellungen regionaler Künstler dekorieren<br />
die Wände; eine prägnante Mischung aus Kronleuchtern, wuchtigen<br />
Holzmöbeln <strong>und</strong> praktischen Rollregalen schafft ein außergewöhnliches<br />
Ambiente. Eberhardt realisierte das Geschäft in<br />
Zusammenarbeit mit dem Großhändler Naturkost Elkershausen<br />
aus Göttingen - ein Betriebsberater unterstützte die Inhaberin bei<br />
Planung <strong>und</strong> Kalkulation. Mittelpunkt des Ladens ist ein r<strong>und</strong>er<br />
Tresen, in den Kasse, Backwaren, Käsesortiment <strong>und</strong> Bistroausgabe<br />
integriert sind. Damit schuf der Ladenbaubetrieb Fre<strong>und</strong><br />
aus Leinfelde in dem ehemaligen Volksbankgebäude einen praktischen<br />
<strong>und</strong> über<strong>sich</strong>tlichen K<strong>und</strong>enfluss.<br />
Sozialer Treffpunkt. An der großen Fensterfront können<br />
K<strong>und</strong>en mittags speisen oder einen Kaffee trinken – der freie<br />
Blick über den Marktplatz schafft Café-Atmosphäre. Auch die<br />
Außenbestuhlung lädt K<strong>und</strong>en, besonders an Markttagen, zum<br />
Verweilen ein. Eberhardt beschränkt <strong>sich</strong> innerhalb ihres gastronomischen<br />
Angebots auf Suppen, Salate, <strong>und</strong> Pellkartoffeln, um<br />
den zeitlichen <strong>und</strong> personellen Aufwand in Maßen zu halten.<br />
Die Qualität der Gerichte leidet dadurch <strong>kein</strong>esfalls, wird sogar<br />
in manchem Fall exquisiter: „Statt belegter Brötchen, deren Vorbereitung<br />
sehr viel Personal bindet, bieten wir eine gemischte<br />
Käseplatte mit Brot oder Brötchen an“, sagt Eberhardt. Aus der<br />
Erfahrung, dass <strong>kein</strong> K<strong>und</strong>e Gemüse zweiter Wahl kaufen will,<br />
entstand das Angebot verschiedener Cremesuppen. „Gemüse ist<br />
besonders reif <strong>und</strong> schmackhaft, wenn es optisch <strong>kein</strong>en sehr guten<br />
Eindruck mehr macht. Dann lässt es <strong>sich</strong> aber sehr gut für die<br />
Suppenzubereitung verwenden“, sagt Eberhardt. Das Angebot<br />
an Getränken <strong>und</strong> Speisen macht aus „Lebenskunst“ für K<strong>und</strong>en<br />
Quereinsteiger���� MACHER<br />
Auch Obst <strong>und</strong> Gemüse werden auf interessante Weise präsentiert:<br />
Ein alter Holztisch aus der Familie musste kurz vor Geschäftseröffnung<br />
aus Zeitdruck als Notlösung her. Natürlichkeit<br />
<strong>und</strong> Ursprünglichkeit des Aufbaus überzeugten Inhaberin <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>en dann aber schnell <strong>und</strong> bedurfte <strong>kein</strong>er Änderung mehr.<br />
auch einen Ort für Gespräche oder Ruhepausen. „Ich genieße es<br />
sehr, dass ich sehr viel persönlichen Kontakt zu meinen K<strong>und</strong>en<br />
habe. In meinem früheren Beruf gab es das nicht. Hier kommt<br />
ständig jemand in das Geschäft, der das Gespräch sucht“, sagt<br />
Eberhardt.<br />
Optik ist entscheidend. In ihrer Sortimentsauswahl setzt<br />
Eberhardt nach der Qualität der Ware deutliche Schwerpunkte<br />
auf die Optik der Produkte <strong>und</strong> deren Präsentation. Viele K<strong>und</strong>en<br />
kaufen bei „Lebenskunst“ Artikel zum Verschenken, daher vermittelt<br />
das Angebot weniger ein Gefühl des alltäglichen Einkaufs.<br />
„Menschen geben ihr Geld viel lieber für etwas Besonderes aus,<br />
als für das Notwendige des Alltags“, so Eberhardt. Daher wählt die<br />
Inhaberin Produkte in einer schönen Verpackung, interessant geformte<br />
Nudeln, hochwertige Gewürze <strong>und</strong> Weine <strong>und</strong> will dieses<br />
Feinkost-Angebot in Zukunft <strong>noch</strong> ausweiten. Handgeschriebene<br />
Preisschilder unterstützen das besondere Flair der verschiedenen<br />
Sortimente. Ziel der Inhaberin ist es nicht, die Regale möglichst<br />
zahlreich mit Produkten zu bestücken. Durch eine eher „luftige“<br />
Gestaltung hat der K<strong>und</strong>e einen besseren Überblick <strong>und</strong> wird<br />
nicht von der Masse der Ware erschlagen. Sowohl von außen, als<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
08/2011 15
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
MACHER���� Quereinsteiger<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Zentrum des Geschäfts ist der große ovale Tresen (li.), an dem Käse- <strong>und</strong> Backwaren, das Gastroangebot sowie die Kasse untergebracht<br />
sind. Eine lange Holztafel im hinteren Teil des Ladens erzeugt eine gemütliche Atmosphäre, fernab des klassischen<br />
Charakters eines Lebensmittelgeschäfts. Der Naturkosmetik ist eine eigene Abteilung mit speziellem Design gewidmet.<br />
auch von innen ist das Geschäft nicht auf den ersten Blick als Bioladen<br />
zu erkennen, da Ambiente <strong>und</strong> Stil im Vordergr<strong>und</strong> stehen.<br />
Die biologische Qualität der Produkte erscheint hier als Selbstverständlichkeit<br />
<strong>und</strong> muss nicht zusätzlich über Schilder <strong>und</strong><br />
<strong>Sie</strong>gel kommuniziert werden. „K<strong>und</strong>en kommen zu uns, weil sie<br />
zum Beispiel der Laden optisch anspricht oder ihnen das Essen<br />
gut schmeckt. Erst über diese Erfahrungen finden manche dann<br />
zu Bio-Produkten <strong>und</strong> sind begeistert – diesen Weg finde ich<br />
gut“, sagt Eberhardt. Dreimal pro Woche beliefert der Großhändler<br />
Naturkost Elkershausen das Geschäft. „Die Zusammenarbeit<br />
funktioniert seit Beginn sehr gut <strong>und</strong> ermöglicht eine unkomplizierte<br />
Belieferung mit hochwertigen <strong>und</strong> regionalen Lebensmitteln“,<br />
sagt die Inhaberin. Zusätzlich stammen Produkte direkt<br />
von kleineren Lieferanten wie zum Beispiel Gemüsesorten von<br />
„Rote Rübe – Schwarzer Rettich“ aus Gleichen, diverse Produkte<br />
r<strong>und</strong> ums Ei von „Huhn <strong>und</strong> Ei“ aus Waake oder verschiedene<br />
Senfsorten von der Einbecker Senfmühle. Die Frischetheke bietet<br />
eine große Auswahl an Käse sowie Brot- <strong>und</strong> Backwaren von den<br />
Bio-Bäckereien Schedel <strong>und</strong><br />
Backhaus. Die Naturkosmetik<br />
kommt in einer eigenen<br />
Abteilung mit elegantem<br />
Charakter ebenfalls gut zur<br />
Geltung. Lieferanten sind<br />
die Großhändler Biogarten<br />
<strong>und</strong> Elkershausen, daneben<br />
kommen zum Beispiel die<br />
Dr. Hauschka-Produkte direkt<br />
vom Hersteller.<br />
IN KÜRZE<br />
Lebenskunst:<br />
Marktstraße 23-25<br />
37115 Duderstadt<br />
Tel: 05527 8497195<br />
www.lebenskunst-duderstadt.de<br />
Ö.: Mo-Fr 8-19 Uhr, Sa 8-14 Uhr<br />
Inhaberin: Nadine Eberhardt<br />
16 08/2011<br />
Vor Ort in:<br />
Duderstadt<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Anziehendes Rahm<br />
e n p r o g r a m m .<br />
„Lebenskunst“ ist nicht<br />
nur ein Lebensmittelgeschäft,<br />
sondern hat <strong>sich</strong><br />
bereits auch als Veranstalter<br />
etabliert. Monatlich gibt<br />
Eberhardt ein Programm<br />
für Wellnessabende, Lesungen<br />
oder Weinverko-<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
stungen heraus <strong>und</strong> ist mit dem Interesse der K<strong>und</strong>en zufrieden:<br />
„Die Veranstaltungen werden gut angenommen. Zu einem moderierten<br />
Weinabend, den wir zusammen mit dem Großhändler<br />
Elkershausen organisert <strong>haben</strong>, kamen zum Beispiel 50 Gäste.<br />
Einmal im Monat findet nun unser Weintreff statt.“ Mit rollbaren<br />
Regalmodulen ist der Ladenbau so konzipiert, dass <strong>sich</strong> unkompliziert<br />
eine große Fläche für Sitzgelegenheiten schaffen lässt. Für<br />
die Realisierung der Veranstaltungen kooperiert Eberhardt zusätzlich<br />
mit anderen Unternehmern der Stadt – „Lebenskunst im<br />
Anker“ ist eines dieser Konzepte, bei dem der Veranstaltungsort<br />
in ein Gasthaus verlegt wird.<br />
Sichere Planung. Als Quereinsteigerin war Eberhardt bei Planung<br />
<strong>und</strong> Kalkulation des Ladens auf Unterstützung angewiesen,<br />
die sie zum einen durch den Großhändler erhielt. „Wir <strong>haben</strong> bei<br />
unserer Kalkulation immer den worst case eingeplant. Die bisherige<br />
wirtschaftliche Entwicklung ist aber besser als vermutet“,<br />
sagt Eberhardt. Auch der Ladenbau wurde <strong>sich</strong>erheitshalber für<br />
Notfälle konzipiert. Bei Personaleinsparungen könnte die Inhaberin<br />
dank des großen Tresens in der Mitte der Verkaufsfläche<br />
theoretisch alleine bedienen. „Zum Glück kommen dafür aber<br />
viel zu viele K<strong>und</strong>en“, so die Inhaberin. Ein effektiveres Wirtschaften<br />
will Eberhardt nicht über den Personalbereich erzwingen:<br />
„Als ich einmal solch ein Konzept für die Mitarbeiter einführen<br />
wollte, schlug das sofort auf die Stimmung. Eine gute Atmosphäre<br />
ist aber entscheidend dafür, dass <strong>sich</strong> der K<strong>und</strong>e wohlfühlt.<br />
Daher versuche ich, Kosten eher in anderen Bereichen zu sparen,<br />
zum Beispiel über eine gute Auswahl des Stromanbieters“,<br />
sagt Eberhardt. In Zusammenarbeit mit dem Großhändler, dem<br />
Steuerberater <strong>und</strong> der Hausbank, die gleichzeitig Vermieter der<br />
Ladenräume ist, wird ein genaues Controlling <strong>sich</strong>er gestellt. Drei<br />
Mitarbeiterinnen hat Eberhardt aus dem ehemaligen Bioladen<br />
„Arche“ übernommen, zusätzlich beschäftigt sie zwei Festangestellte,<br />
zwei Teilzeitmitarbeiter <strong>und</strong> einen Auszubildenden. Auch<br />
die Strukturen der K<strong>und</strong>schaft sind <strong>noch</strong> vom Bioladen „Arche“<br />
bestehen geblieben <strong>und</strong> geprägt von vielen Stammk<strong>und</strong>en, die<br />
mehrmals pro Woche zum Einkauf kommen. Da es in Duderstadt<br />
<strong>und</strong> auch in den angrenzenden Ortschaften <strong>kein</strong>en weiteren<br />
Bioladen gibt, ist Eberhardts Einzugsgebiet entsprechend groß.<br />
Hendrike Klein
Foto: Elkershausen<br />
Service bieten<br />
Elke Bartussek (Naturkost Elkershausen) über die Leistungen<br />
des Großhandels für den Einzelhandel.<br />
Elke Bartussek (Marketing<br />
<strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit).<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Welche Dienstleistungen<br />
können Einzelhandelsk<strong>und</strong>en von<br />
Naturkost Elkershausen in Anspruch<br />
nehmen?<br />
Elke Bartussek: Wir bieten unseren<br />
K<strong>und</strong>en eine umfassende<br />
Serviceberatung an, angefangen von<br />
finanzieller Beratung bei Neugründung<br />
<strong>und</strong> Umzug über Sortimentsberatung<br />
bis hin zu gezielten Werbemaßnahmen<br />
auf das jeweilige<br />
Ladenkonzept zugeschnitten.<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Wie hat <strong>sich</strong> das Partnerprogramm „Bio + Friends“<br />
entwickelt?<br />
Elke Bartussek: An unserem Partnerladenkonzept nehmen<br />
ca. 100 Läden teil. Für die Zukunft wollen wir folgende Bereiche<br />
weiter ausbauen: Intensive Beratung für Energiesparmaßnahmen,<br />
Unterstützung bei der Nachfolgeproblematik, Außenauftritt.<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Wie häufig tauschen <strong>sich</strong> die Mitglieder des Partnerprogramms<br />
aus?<br />
Elke Bartussek: Einmal jährlich organisieren wir ein Partnerladentreffen<br />
zum Austausch <strong>und</strong> für Branchenthemen. Darüber<br />
hinaus laden wir Ende August zum Tag der offenen Tür ein, <strong>und</strong><br />
wir sind auf der Bionord mit einem großen Stand vertreten.<br />
Quereinsteiger����� MACHER<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Wie viele Neueröffnungen im Fachhandel begleitet<br />
Naturkost Elkershausen im Jahr?<br />
Elke Bartussek: Wir begleiten ca. zehn Neueröffnungen im<br />
Jahr.<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Wie attraktiv ist der Naturkost-Fachhandel aus Ihrer<br />
Sicht für Quereinsteiger, die nicht aus der Branche kommen?<br />
Elke Bartussek: Er ist sehr attraktiv, denn das Naturkost-Fachgeschäft<br />
liegt im Trend. Die persönliche Ansprache <strong>und</strong> die fachliche<br />
Kompetenz kommen an.<br />
<strong>BIOwelt</strong>: In Hessen hat Tegut gerade eine Nahversorgerinitiative<br />
„Lädchen für alles“ auf dem Land gestartet. Ist das auch für<br />
Elkershausen ein �ema?<br />
Elke Bartussek: In unserem Liefergebiet gibt es eine Reihe von<br />
Dorfläden, die in der Regel von Vereinen geführt <strong>und</strong> von uns teilweise<br />
beliefert werden.<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Das �ema Regionalität wird derzeit von vielen Unternehmen<br />
aufgegriffen. Wie definiert Naturkost Elkershausen „regional“?<br />
Wie groß ist dementsprechend der Anteil regionaler Ware<br />
am Gesamtsortiment?<br />
Elke Bartussek: Ware, die wir aus unserem Liefergebiet beziehen,<br />
ist für uns regional. In den Sommer- <strong>und</strong> Herbstmonaten<br />
liegt der Anteil an regionaler Frischware zwischen 30 <strong>und</strong> 50%.<br />
Die Fragen stellte <strong>BIOwelt</strong>-Chefredakteur Karsten Runge.<br />
Anzeige<br />
08/2011 17
Foto: Sxc.hu / just4you<br />
MEINUNG Kommentar<br />
Meinung<br />
Ganz schön<br />
anstrengend...<br />
...kann es sein, einen<br />
Überblick über<br />
Vertriebswege von<br />
Naturkosmetikherstellern<br />
geben zu<br />
wollen. Für einen<br />
Artikel in der Juni-<br />
Ausgabe befragten wir verschiedene<br />
Hersteller nach ihren Vertriebskanälen.<br />
Manch eine Marketingabteilung<br />
beratschlagte <strong>sich</strong> tagelang, bevor abschließende<br />
Aussagen getroffen werden<br />
konnten. Gemeinsamer Tenor<br />
war, dass nur Geschäfte mit einer sehr<br />
hohen Kompetenz im Bereich Naturkosmetik,<br />
samt äußerst bewanderter<br />
Fachberatung <strong>und</strong> ansprechendster<br />
Präsentation, die Produkte verkaufen<br />
dürfen. Auf einmal ist dann Budnikowsky<br />
<strong>kein</strong>e Drogeriemarktkette<br />
mehr, sondern ein Naturkosmetikfachhandel,<br />
<strong>und</strong> auch Tegut darf nicht<br />
mehr Supermarkt heißen. Mit Transparenz<br />
hat das nicht viel zu tun. Wenn<br />
<strong>sich</strong> die Naturkosmetik in manchen<br />
Drogeriemärkten nun einmal besser<br />
verkaufen lässt als im Bioladen - warum<br />
dies dann nicht einfach deutlich<br />
sagen? Schönreden ändert nichts daran,<br />
dass die Creme dort auch mal in<br />
der Nähe der Toilettenartikel steht...<br />
18 08/2011<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Meinung von<br />
Hendrike Klein,<br />
Redakteurin<br />
Gurke des Monats<br />
Traue <strong>kein</strong>er Statistik...<br />
Super Idee, die die Landwirtschaftskammer<br />
in Niedersachsen da hatte:<br />
Schreiben wir mal eine Pressemitteilung<br />
<strong>und</strong> berichten darüber, dass<br />
die Öko-Fläche im Land der Welfen<br />
<strong>und</strong> Friesen 2010 um das 3,6-fache<br />
(!) gewachsen ist. Okay, nicht<br />
gegenüber 2009, sondern 1996...<br />
2010 gab es übrigens 428 ha weniger<br />
Fläche als 2009. Und mit einem<br />
Flächenanteil von 2,9% liegt Niedersachsen<br />
im B<strong>und</strong>esvergleich ziemlich<br />
weit hinten...<br />
Kommentar<br />
Konflikte im eigenen Lager<br />
Überall in Deutschland sprießen derzeit<br />
neue Biosupermärkte aus dem Boden.<br />
Entscheidenden Anteil daran hat die Filialkette<br />
Denn’s Biomarkt, die zur Dennree-Gruppe gehört<br />
<strong>und</strong> nach Filialzahl (wenn auch vermutlich<br />
nicht nach Umsatz) den größten Wettbewerber<br />
Alnatura überholt hat. Dass <strong>sich</strong> ein Großhändler<br />
als Einzelhändler betätigt, ist nicht neu <strong>und</strong><br />
hat gute Gründe. Für Dennree ist es schlicht<br />
<strong>und</strong> einfach ein Mittel zur Zukunfts<strong>sich</strong>erung.<br />
Im so genannten „konventionellen“ Lebensmittelhandel<br />
<strong>haben</strong> die Filialisten den Großhandel<br />
schließlich schon weitgehend überflüssig ge-<br />
Kommentar von<br />
Karsten Runge,<br />
Chefredakteur<br />
macht, indem sie dessen Aufgaben übernommen <strong>haben</strong> <strong>und</strong> damit Kostenvorteile<br />
erzielen konnten. Zwar ist der Biofachhandel deutlich kleinteiliger<br />
strukturiert, doch nimmt auch hier die Filialisierung <strong>und</strong> die Konzentration<br />
zu. Komplizierter wird die Angelegenheit allerdings dadurch, dass Dennree<br />
gleichzeitig eine Biomarkt-Verb<strong>und</strong>gruppe initiiert hat, der inzwischen<br />
über 200 Biosupermärkte von selbstständigen Kaufleuten angehören.<br />
Dennree hat früher als andere erkannt, dass man schon im eigenen Interesse<br />
die Modernisierung im Fachhandel vorantreiben musste. Verb<strong>und</strong>partner<br />
profitieren von der Marketingpower <strong>und</strong> Logistikkompetenz, aber auch<br />
von der Einkaufsmacht des Großhandels. Im Gegenzug verpflichten sie <strong>sich</strong><br />
vertraglich dazu, mindestens 70% ihres Einkaufsumsatzes mit Dennree zu<br />
erzielen. Im Prinzip ist dieses Modell die Übertragung der Edeka-Strategie<br />
auf die Biobranche. Allerdings muss <strong>sich</strong> Dennree künftig wohl <strong>noch</strong><br />
stärker Herausforderungen stellen, wie sie für die Edeka ebenfalls typisch<br />
sind: Beim größten deutschen Lebensmittelhändler ist nach der Übernahme<br />
des Discounters Plus <strong>und</strong> dem Umbau zu konzerneigenen Netto-Filialen<br />
ein Grummeln über die Konkurrenz im eigenen Haus zu vernehmen.<br />
Selbstständige Edekaner beklagen vielerorts eine neue Konkurrenz durch<br />
Discounter, die unter demselben Konzerndach wirtschaften. Auch bei<br />
Dennree ist dieser Gr<strong>und</strong>konflikt im Geschäftsmodell angelegt: Biomarkt-<br />
Verb<strong>und</strong>partner w<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> ärgern <strong>sich</strong> darüber, wenn in „ihrer“ Stadt<br />
eine neue Denn’s-Filiale eröffnet <strong>und</strong> damit Konkurrenz aus dem eigenen<br />
Lager entsteht. Dennree sieht das offenbar anders, betont die Kooperation<br />
auch in Standortfragen, sieht Einzugsgebiete <strong>und</strong> Wettbewerbssituationen<br />
bisweilen anders. Vielleicht eine der größten Zukunftsfragen wird es für die<br />
Töpener sein, wie sie diesen Interessenskonflikt austarieren <strong>und</strong> befrieden<br />
können. Gelingt es ihnen nicht, steht mit Weiling schon ein leistungsfähiger<br />
Wettbewerber bereit, der nicht minder professionell agiert. Und auch<br />
die regionalen Großhändler, die ebenfalls <strong>kein</strong>en eigenen Einzelhandel betreiben,<br />
werden um ihre K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> damit ihr Überleben kämpfen. Der<br />
Wettbewerb in der Biobranche – er zieht an.<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong>
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MARKT���� Nachrichten<br />
Manufaktur Velten<br />
macht weiter<br />
Auch künftig soll es im brandenburgischen<br />
Velten eine Biofleisch-Verarbeitung<br />
geben. Wie das<br />
Informationsportal „Die Mark Online“<br />
meldet, wurde aus der Insolvenzmasse<br />
der Manufaktur Velten eine neue Biomanufaktur<br />
Velten gebildet. Hauptgesellschafter<br />
ist mit 80% der Stammeinlage<br />
von 100.000 Euro die v.S. Holding<br />
van Schoonhoven. Die übrigen 20%<br />
hält der neue Geschäftsführer Winfried<br />
Koch. Nach seinen Angaben<br />
seien die 20 Angestellten der Manufaktur<br />
übernommen worden. Die neue<br />
Biomanufaktur will ausschließlich<br />
für Handel <strong>und</strong> Gastronomie produzieren,<br />
frühere Geschäftsfelder wie<br />
Werksverkauf <strong>und</strong> Imbiss sollen nicht<br />
weitergeführt werden. Der bisherige<br />
Geschäftsführer Matthias Brock hatte<br />
die Produktion im April 2008 nach<br />
achtmonatiger Bauzeit eröffnet. Zuvor<br />
hatte er die Biofleischerei Feindura betrieben,<br />
die jedoch an Kapazitätsgrenzen<br />
stieß. Ende 2010 hatte Brock Insolvenz<br />
angemeldet. 87 Gläubiger <strong>haben</strong><br />
fristgemäß Forderungen angemeldet.<br />
Andechser:<br />
Kloster vs. Molkerei<br />
Die Andechser Molkerei Scheitz<br />
hat eine Niederlage in einem<br />
schon länger währenden Markenstreit<br />
mit dem Kloster Andechs einstecken<br />
müssen. Wie der „Münchner Merkur“<br />
berichtet, wies das Landgericht München<br />
I jetzt einen Antrag der Molkerei<br />
auf eine Einstweilige Verfügung zurück,<br />
nach der das Kloster Andechs<br />
eine „Andechser Frischkäse Zubereitung“<br />
nicht mehr vermarkten dürfen<br />
sollte. Die Andechser Molkerei Scheitz<br />
hatte <strong>sich</strong> in ihren Markenrechten beeinträchtigt<br />
gefühlt. Das Gericht verwies<br />
jedoch darauf, dass das Kloster<br />
seine eigene geografische Angabe verwenden<br />
dürfe.<br />
20 08/2011<br />
Söbbeke: Neuer Vertrag mit Milchbauern<br />
Die Molkerei Söbbeke hat<br />
einen neuen Milchkaufvertrag<br />
mit der Bio-Milcherzeugergemeinschaft<br />
Nord<br />
geschlossen. Mit Wirkung<br />
zum 1.7.2011 soll damit der<br />
2009 geschlossene Kontrakt<br />
abgelöst werden. Wie Söbbeke<br />
mitteilte, wollen beide Vertragspartner<br />
auch künftig den<br />
Milchpreis für zwei Monate<br />
im Voraus verhandeln, um den Erzeugern Planungs<strong>sich</strong>erheit zu gewähren. Als<br />
Mindestpreis wurde der deutsche Bio-Milchpreis gemäß Bioland-Milchpreisspiegel<br />
zuzüglich Bonus vertraglich vereinbart. Söbbeke erfasst derzeit r<strong>und</strong> 60<br />
Mio. kg Biomilch von mehr als 160 Milcherzeugern in Niedersachsen <strong>und</strong> Nordrhein-Westfalen.<br />
In der Bio-MEG Nord sind knapp 100 Bio-Milcherzeuger zusammengeschlossen,<br />
die insgesamt mehr als 30 Mio. kg Bio-Milch erzeugen. Die<br />
Erzeugergemeinschaft war im Januar 2008 gegründet worden, um die Interessen<br />
der Milchbauern besser bündeln <strong>und</strong> vertreten zu können. Im Oktober 2010 hatte<br />
der Zusammenschluss für Schlagzeilen gesorgt, als er den Liefervertrag mit<br />
Söbbeke zum 30.9.2011 außerordentlich kündigte. Als Gr<strong>und</strong> waren damals Differenzen<br />
bezüglich des Auszahlungspreises genannt worden.<br />
Ecovin tritt Dachverband<br />
BÖLW bei<br />
Der Ökoweinbauverband Ecovin ist<br />
dem Dachverband der Biobranche<br />
in Deutschland, dem B<strong>und</strong> Ökologische<br />
Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), beigetreten.<br />
Schon in der Vergangenheit<br />
hätten die Verbände bei wichtigen �emen<br />
eng kooperiert, sagte Ecovin-Vorstandsvorsitzende<br />
Lotte Pfeffer-Müller.<br />
Dies wolle man nun als Verbandsmitglied<br />
<strong>noch</strong> intensiver fortsetzen. Ecovin<br />
bringt in den<br />
Verband die Interessen<br />
von 210<br />
Biowinzern mit<br />
einer Rebfläche<br />
von etwa 1.300<br />
ha ein. Dem<br />
BÖLW gehören<br />
damit jetzt alle<br />
wesentlichen<br />
überregionalen<br />
Öko-Anbauverbände<br />
an.<br />
Ecovin-Vorstand Lotte<br />
Pfeffer-Müller: Jetzt<br />
Mitglied im BÖLW.<br />
GF Paul Söbbeke (m.) <strong>und</strong> Prokurist Jürgen Ricker<br />
(l.) mit Vertretern von Bioland <strong>und</strong> MEG Nord.<br />
Foto: Ecovin<br />
Foto: Söbbeke<br />
Mymüsli übernimmt<br />
Bio-Kaffeeshop<br />
Der Onlineshop Mymüsli übernimmt<br />
den Internet-Shopping-<br />
Club Black Pirate Coffee Crew (BPCC).<br />
Wie das Portal „deutsche-startups.de“<br />
berichtet, gliedert Mymüsli das Kaffeeangebot<br />
in seinen Betrieb ein. Die<br />
Projektleitung soll aber weiterhin in der<br />
Hand der beiden Gründerinnen Carolin<br />
Maras <strong>und</strong> Annika Poloczek verbleiben.<br />
Zu erwarten sei, dass K<strong>und</strong>en den Piraten-Kaffee<br />
künftig über die Mymüsli-Homepage<br />
beziehen könnten. Gr<strong>und</strong><br />
für die Übernahme sei insbesondere die<br />
übereinstimme K<strong>und</strong>en-Klientel. Wer<br />
<strong>sich</strong> für Bio-Müsli interessiere, sei auch<br />
offen für Bio-Kaffee, so Mymüsli-Gründer<br />
Max Wittrock gegenüber dem Portal.<br />
Mit der Übernahme baut Mymüsli<br />
sein Portfolio weiter aus. Neben Müsli<br />
<strong>und</strong> jetzt Biokaffee bietet der Passauer<br />
Internethändler <strong>noch</strong> Porridge <strong>und</strong><br />
Orangensaft an. Die BPCC verkauft seit<br />
2009 Spezialitätenkaffees <strong>und</strong> Zubehör.
Biopark eröffnet neues Mischfutterwerk<br />
Der Anbauverband Biopark hat in Basepohl bei Stavenhagen<br />
das neue Bio-Mischfutterwerk „Bio-Eichenmühle“<br />
eröffnet. Wie das „Hamburger Abendblatt“ meldet,<br />
sollen für die Biobauern im Nordosten Deutschlands damit<br />
weite Transporte von Getreide <strong>und</strong> anderen Futterpflanzen<br />
in ein Bio-Mischfutterwerk bei Cloppenburg ebenso entfallen<br />
wie die Transporte des Futters zurück zu den Landwirten.<br />
Neben Biopark-Bauern profitieren auch Mitglieder<br />
anderer Verbände wie Bioland, Demeter <strong>und</strong> Naturland von<br />
der neuen Futtermühle. Nach Angaben von Torsten Hein,<br />
Geschäftsführer von Biopark Markt, soll das Werk derzeit<br />
etwa zur Hälfte ausgelastet sein, die volle Kapazität von<br />
80.000 t Futter pro Jahr peile man für 2013 an. Von den Investitionskosten in<br />
Höhe von 11 Mio. Euro hat das Land Mecklenburg-Vorpommern 2,3 Mio. Euro<br />
übernommen. Der Bau war nötig geworden, nachdem, die seit 2003 von der GS<br />
Agri betriebene Bio-Futtermühle in Höltinghausen (Niedersachsen) an ihre Kapazitätsgrenzen<br />
gelangt war <strong>und</strong> die steigende Nachfrage nach Mischfutter nicht<br />
mehr befriedigt werden konnte. Biopark vermarktet pro Jahr r<strong>und</strong> 13.000 Rinder,<br />
35.000 Schweine <strong>und</strong> 8.000 Schafe.<br />
Verbände bauen Getreidelager aus<br />
Die Bioland-Erzeugergemeinschaft Rebio hat ihr Lager auf dem Spitalhof in Rottenburg<br />
um vier große Getreidesilos erweitert. Das berichtet das „Schwäbische<br />
Tagblatt“. Zu den bereits bestehenden neun Silozellen mit einer Lagerkapazität von<br />
insgesamt 720 t kommen nun <strong>noch</strong> einmal Kapazitäten für weitere 2.000 t. Die neuen<br />
Anlagen können stündlich 25 t Getreide verarbeiten, wenn es nicht nachgetrocknet<br />
werden muss. Die Investitionskosten lagen bei 280.000 Euro. Pro Jahr werden<br />
15.000 t Getreide verarbeitet. Auch der Anbauverband Naturland hat in Klein-Zimmern<br />
(Südhessen) ein neues Zentrallager für Biogetreide in Betrieb genommen. Wie<br />
das regionale News-Portal „Echo online“ meldet, wurden auf dem Birkenhof von<br />
�omas Schaffer Getreidesilos für eine Investitionssumme von 650.000 Euro errichtet.<br />
Während Naturland <strong>sich</strong> verpflichtet, das ganze Getreide der Bauern zu einem<br />
bestimmten Betrag abzunehmen, müssen die Bauern ihre komplette Ernte künftig<br />
im neuen Silo abliefern. Weitere regionale Getreidesilos sind laut Bericht in ganz<br />
Deutschland geplant.<br />
Foto: Nordkurier/E. Kruse<br />
Biopark hat in<br />
Basepohl ein neues<br />
Bio-Mischfutterwerk<br />
errichtet.<br />
Baden-Württemberg:<br />
Förderung<br />
Nachrichten���� MARKT<br />
Die neue grün-rote Landesregierung<br />
von Baden-Württemberg<br />
will den Ökolandbau im Südwesten<br />
wieder fördern. Wie Landwirtschaftsminister<br />
Alexander Bonde (Bündnis<br />
90/Die Grünen) ankündigte, wolle die<br />
Landesregierung die von Schwarz-<br />
Gelb gestoppten Fördermittel für die<br />
Umstellung konventioneller Betriebe<br />
auf den Ökolandbau wieder zur Verfügung<br />
stellen <strong>und</strong> die Zahl der Biobauern<br />
dadurch erhöhen. Darüber hinaus<br />
wolle das Land auch die Vermarktung<br />
von Biolebensmitteln aus der Region<br />
durch das Biozeichen Baden-Württemberg<br />
fördern. Gemeinsam mit den Verbänden<br />
wolle die Politik erarbeiten, wie<br />
die Vermarktung <strong>und</strong> der Zugang zum<br />
Handel verbessert werden könnten. In<br />
Baden-Württemberg werden derzeit<br />
etwa 73.000 ha landwirtschaftlich genutzte<br />
Fläche nach ökologischen Richtlinien<br />
bewirtschaftet.<br />
Foto: Europ. Kommission<br />
Die Umstellung auf den Ökolandbau soll<br />
in Baden-Württemberg demnächst wieder<br />
gefördert werden.<br />
Anzeige
MARKT���� Fachhandels-Barometer<br />
Vertrauen<br />
in Bio nicht<br />
erschüttert<br />
Zweistellige Zuwächse trotz EHEC – die<br />
Ergebnisse des Fachhandelsbarometers<br />
von wob Hartmann <strong>und</strong> <strong>BIOwelt</strong> beweisen:<br />
Der inhabergeführte Naturkost-Fachhandel<br />
konnte auch im 2. Quartal kräftig punkten.<br />
Das zweite Quartal 2011 schließt mit einer erfreulichen<br />
zweistelligen Wachstumsrate von ca. 13%<br />
ab. Mehr als 90% der am Fachhandelsbarometer<br />
teilnehmenden inhabergeführten Fachgeschäfte weisen<br />
wachsende Umsatzzahlen aus. Die EHEC-Hysterie hatte<br />
bereits im Juni <strong>kein</strong>e Auswirkungen mehr. Die Geschäfte<br />
erzielten in diesem Monat sogar einen durchschnittlichen<br />
Zuwachs von 21% gegenüber dem Vorjahr.<br />
Fachhandel stabilisiert K<strong>und</strong>enzuwachs. Während<br />
im 1. Quartal aufgr<strong>und</strong> des Dioxinskandals ein Wachstum<br />
von mehr als 14,5% erzielt wurde, kumuliert <strong>sich</strong> bei einem<br />
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Der Mai 2011 war in allen Umsatzgrößenklassen wachstumsschwächer,<br />
im Juni ging es wieder deutlich nach oben.<br />
22 08/2011<br />
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Plus von 12,8% im zweiten Quartal das erste Halbjahr auf<br />
13,4%. Das Umsatzwachstum im 1. Halbjahr 2011 ist in allen<br />
Flächengrößenklassen höher als im 1. Halbjahr 2010.<br />
Lediglich sehr kleine Geschäfte sind aufgr<strong>und</strong> ihrer geringen<br />
Verkaufsfläche wachstumsbeschränkt: Die kleinen<br />
Geschäfte <strong>haben</strong> jetzt schon einen im Jahresdurchschnitt<br />
um 1.000 Euro höheren Umsatz je qm Verkaufsfläche als<br />
der Gesamtdurchschnitt.<br />
EHEC verursacht lediglich kleinen Einbruch.<br />
Auch der konventionelle Lebensmittelhandel hatte im<br />
Mai aufgr<strong>und</strong> der EHEC-Hysterie Einbrüche, das sta-<br />
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Die Bilanz des 1. Halbjahres kann <strong>sich</strong> sehen lassen: Ein Plus<br />
von 21% im Juni 2011 erinnert an alte Zeiten.<br />
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Foto: www.sxc.hu/KillR-B
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Fachhandels-Barometer���� MARKT<br />
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Die Bereitschaft, <strong>sich</strong> auf wenige fachhandelstreue Marken zu<br />
konzentrieren, hat abgenommen - die Unschlüssigkeit nahm zu.<br />
tistische B<strong>und</strong>esamt spricht sogar von sinkenden Umsätzen.<br />
Auch im konventionellen LEH <strong>haben</strong> <strong>sich</strong> die<br />
Lebensmittelumsätze bereits im Juni wieder erholt,<br />
<strong>und</strong> der Anstieg des privaten Konsums lässt auch den<br />
Biohandel profitieren. Wie befürchtet, hatte die EHEC-<br />
Berichterstattung Umsatzeinbußen zu Folge, die <strong>sich</strong><br />
im Mai als schwächstem Monat mit dem geringsten<br />
Wachstum von 4% bemerkbar macht. Im Juni kompensierten<br />
jedoch die Verbraucher bereits wieder die selbst<br />
auferlegte EHEC-Diät, so dass <strong>sich</strong> dieser Monat mit<br />
dem höchsten Wachstum darstellt.<br />
Fachhandelstreue weniger wichtig? Die Frage<br />
nach der Fachhandelstreue der geführten Markenprodukte<br />
wurde im dritten Jahr Infolge gestellt. Aufgr<strong>und</strong><br />
der Wachstumsraten fühlen <strong>sich</strong> viele Inhaber nicht in<br />
der Lage, <strong>sich</strong> auf wenige fachhandelstreue Marken zu<br />
konzentrieren. Von der Möglichkeit der Auslistung wird<br />
sehr selten Gebrauch gemacht. Die Gruppe derer, die<br />
<strong>sich</strong> im vergangenen Jahr <strong>noch</strong> auf fachhandelstreue<br />
Marken konzentrieren wollten, sank von 60% auf 37%<br />
der befragten Geschäfte. Einige ehrliche Antworten<br />
deuten darauf hin, dass <strong>sich</strong> die Sortimentsauswahl in<br />
der aktuellen Zeit des Wachstums <strong>und</strong> des steigenden<br />
Konkurrenzdrucks nicht verringern lässt. Echte Auslistungen<br />
wagt deshalb fast <strong>kein</strong>er der teilnehmenden<br />
Geschäfte (knapp 3%). Lediglich von der Strategie einer<br />
eher schleichenden Reduktion nicht fachhandelstreuer<br />
Markensortiment machen ca. 48% der befragten Ge-<br />
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„Abtrünnige“ Marken werden kaum komplett ausgelistet, häu-<br />
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schäfte Gebrauch. Fazit: Der Profilierungsbedarf der<br />
Fachgeschäfte ist aufgr<strong>und</strong> des aktuellen Wachstums<br />
tendenziell gesunken.<br />
Horst Hartmann, Anette Richerzhagen, wob Hartmann<br />
IN KÜRZE<br />
21,3%<br />
21,3%<br />
Diese Brancheninformationen werden ermöglicht durch<br />
ca. 120 Teilnehmer, den Medienpartner <strong>BIOwelt</strong><br />
<strong>und</strong> durch die Unterstützung des BNN EH sowie<br />
des Forum Berufsbildung e.V.<br />
Diese Brancheninformationen werden<br />
ermöglicht durch ca. 120 Teilnehmer, die<br />
ihre Daten für die Auswertung seit knapp<br />
10 Jahren zur Verfügung stellen sowie seit<br />
Beginn des Jahres 2010 durch die Unter-<br />
�������������������������������������<br />
Wenn <strong>Sie</strong> diesen Datenpool, der explizit<br />
ein Monitoring des unabhängigen <strong>und</strong><br />
inhabergeführten Fachhandels gewährleisten<br />
will, unterstützen wollen, wenden<br />
<strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> bitte direkt an die wob - Anette<br />
41,3%<br />
Anette Richerzhagen,<br />
wob Hartmann,<br />
Solingen<br />
Richerzhagen, a.richerzhagen@wob-hartmann.de. Die Teilnahme<br />
ist kostenfrei <strong>und</strong> sie werden vor der Veröffentlichung in<br />
diesem Heft über die Ergebnisse direkt informiert.<br />
�������������������������������������������������������<br />
-<br />
satzentwicklungen professionell kommunizieren! Hierzu stellt die<br />
wob Hartmann den Teilnehmern auch Einzelauswertungen für<br />
einen beliebigen Zeitverlauf ab 2001 dar.<br />
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für eine nachhaltig erfolgreiche Geschäfts<strong>und</strong><br />
Potenzialentwicklung im Naturkost-<br />
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www.wob-hartmann.de.<br />
Foto: Wob Hartmann<br />
46,7%<br />
�����������������������������������<br />
08/2011 23
MARKT���� Fachhandels-Barometer<br />
Foto: Stadt Tuttlingen<br />
24 08/2011<br />
„Nicht so einfach,<br />
wie manche glauben“<br />
Gerhard Brummer ist seit 2010 Biomarkt-Verb<strong>und</strong>partner in Tuttlingen.<br />
Schon im Juli 2011 erhielt er mit einem Denn‘s-Markt Konkurrenz -<br />
ausgerechnet durch seinen Hauptlieferanten Dennree<br />
Gerhard Brummer (rechts) bei der Wiedereröffnung seines Bio-<br />
�����������������������������������������������������������<br />
Beck (links).<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Herr Brummer, <strong>Sie</strong> sind Biomarkt-Verb<strong>und</strong>partner<br />
<strong>und</strong> <strong>haben</strong> nun in Tuttlingen Konkurrenz durch einen<br />
Denn’s-Biomarkt bekommen. Wie reagieren <strong>Sie</strong> darauf?<br />
Gerhard Brummer: Von der neuen Konkurrenz bin ich<br />
natürlich nicht begeistert. Mit den Leistungen von Dennree<br />
bin ich durchaus zufrieden, etwa mit der Qualität der<br />
Frischware, auch mit dem K<strong>und</strong>enservice. Der Umsatz ist<br />
gestiegen, als ich von Bodan gewechselt bin <strong>und</strong> auf das<br />
Biomarkt-Konzept von Dennree umgestellt habe. Geärgert<br />
hat mich, dass das jetzt in der Startphase kommt.<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Wie hat <strong>sich</strong> Ihr Markt seit der Eröffnung entwickelt?<br />
Gerhard Brummer: Es könnte besser laufen. Wir <strong>haben</strong><br />
zwar einen überdurchschnittlichen Bon von 22-23 Euro,<br />
aber <strong>noch</strong> zu wenig K<strong>und</strong>en. Dafür mache ich nicht unbedingt<br />
die neue Konkurrenz durch Denn’s verantwortlich.<br />
Es ist ein großer Aufwand, zwei Läden zu betreiben, außerdem<br />
ist Bio heute an jeder Ecke zu <strong>haben</strong>, ob man nun<br />
Parkplätze hat oder nicht. Einen Biomarkt in Tuttlingen<br />
zu betreiben, das ist nicht so einfach, wie manche glauben.<br />
Andererseits ist es natürlich schon ärgerlich, wenn<br />
<strong>sich</strong> der Markt erst <strong>noch</strong> etablieren muss <strong>und</strong> die Zeit<br />
benötigt, um neue K<strong>und</strong>enschichten zu erschließen. Die<br />
habe ich durch die Denn’s-Eröffnung nun natürlich weniger.<br />
Skandale wie der EHEC-Ausbruch machen es für uns<br />
nicht leichter. Viele Verbraucher <strong>haben</strong> <strong>sich</strong> verun<strong>sich</strong>ern<br />
lassen, auch wir mussten Ware wegwerfen.<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Welche Optionen <strong>haben</strong> <strong>Sie</strong> in Tuttlingen?<br />
Gerhard Brummer: Ein Modell könnte ein Mitgliederladen<br />
sein. Ich habe mir mehrere Konzepte angeschaut <strong>und</strong><br />
finde diesen Weg interessant. In anderen Städten funktioniert<br />
das nach meinen Beobachtungen ganz gut, etwa in<br />
Freiburg.<br />
<strong>BIOwelt</strong>: <strong>Sie</strong> waren auch bei dem gescheiterten Einzelhandelsverb<strong>und</strong><br />
Bonagera dabei <strong>und</strong> sind Mitglied im<br />
BNN Einzelhandel...<br />
Gerhard Brummer: Ich finde schade, dass der Verb<strong>und</strong><br />
gescheitert ist. Leider sind auch viel zu wenige Bioläden<br />
Mitglied im BNN Einzelhandel. Dabei gibt es <strong>kein</strong>en<br />
Gr<strong>und</strong>, da nicht mitzumachen. Wir sollten die vorhandenen<br />
Strukturen auch mit Leben füllen, anstatt dauernd<br />
etwas Neues zu fordern. Ich bin von den selbstständigen<br />
Naturkost-Einzelhändlern da schon enttäuscht. Aktiv zu<br />
agieren <strong>und</strong> nicht nur zu schauen, das <strong>haben</strong> uns die Großen<br />
ja voraus.<br />
<strong>BIOwelt</strong>: Wie sehen <strong>Sie</strong> das �ema Fachhandelstreue?<br />
Gerhard Brummer: Da wird viel geredet <strong>und</strong> dann doch<br />
anders gehandelt, wenn es darauf ankommt. Ein aktuelles<br />
Beispiel ist der Einstieg von Naturkost-Markenherstellern<br />
in Gartencentern. Vielleicht sind viele von uns naiv, aber<br />
wir <strong>haben</strong> diese Marken doch mit aufgebaut. Nur: Welche<br />
Konsequenzen sollen wir denn ziehen? Es gibt zwar bei<br />
Lebensmitteln <strong>und</strong> in der Naturkosmetik auch Alternativen,<br />
bei denen die Qualität stimmt, allerdings sind die<br />
dem Verbraucher kaum bekannt.<br />
Die Fragen stellte Karsten Runge.
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MARKT���� Stadtporträt Köln<br />
Foto: www.danielagille.de<br />
Foto: www.danielagille.de Foto: Stadt Köln<br />
26 08/2011<br />
Foto: www.danielagille.de<br />
Foto: www.danielagille.de<br />
Foto: www.danielagille.de<br />
Foto: www.danielagille.de<br />
Foto: www.danielagille.de<br />
Foto: www.danielagille.de
Kahlschlag am Rhein<br />
Stadtporträt Köln���� MARKT<br />
Den Fachhandel in Köln dominieren heute die großen Biosupermärkte,<br />
in den Stadtteilen behaupten <strong>sich</strong> jedoch auch kleinere Läden.<br />
Köln - das ist nicht nur Dom <strong>und</strong> Karneval. Die Stadt ist<br />
nach Einwohnern die viertgrößte in Deutschland <strong>und</strong><br />
hat jüngst wieder die Millionen-Grenze überschritten.<br />
Köln kann auf eine 2.000-jährige Geschichte zurückblicken. Die<br />
Wirtschaft der Stadt ist geprägt durch einen lang anhaltenden<br />
<strong>und</strong> tief greifenden Strukturwandel. Viele der traditionsreichen<br />
produzierenden Gewerbe sind aus dem Stadtbild verschw<strong>und</strong>en.<br />
Im Dienstleistungssektor sind aber neue Beschäftigungsimpulse<br />
entstanden. Gemeinhin wird Köln als Auto-, Chemie-,<br />
Ver<strong>sich</strong>erungs- <strong>und</strong> Medienstadt angesehen. Köln ist Sitz vieler<br />
Verbände <strong>und</strong> Medienunternehmen mit zahlreichen Fernsehsendern,<br />
Plattenfirmen <strong>und</strong> Verlagshäusern. Die günstige Lage<br />
am Rhein sowie am Schnittpunkt bedeutender West-Ost-Handelsstraßen<br />
trug neben ihrer Eigenschaft als Sitz weltlicher<br />
<strong>und</strong> insbesondere kirchlicher Macht zur besonderen Bedeutung<br />
Kölns bei. Die Stadt wurde so zu einem wichtigen Handelsstandort<br />
<strong>und</strong> ist heute der Verkehrsknotenpunkt mit dem<br />
größten Container- <strong>und</strong> Umschlagbahnhof Deutschlands. Mit<br />
insgesamt fast 90.000 eingeschriebenen Studenten an den sieben<br />
verschiedenen Hochschulen ist Köln mittlerweile Deutschlands<br />
einer der größten Uni-Städte. Die Innenstadt von Köln<br />
ist eine der attraktivsten Einkaufsstandorte für Käufer aus dem<br />
Rheinland. Die beiden klassischen Einkaufsstraßen Kölns sind<br />
die Hohe Straße <strong>und</strong> die Schildergasse. Die Immobilienexperten<br />
von Jones Lang LaSalle erwarten für das erste Halbjahr durchweg<br />
steigende Ladenmieten. Bei Neuvermietung eines 100 m²-<br />
Standardladenlokals in bester Lage erreichen die Kölner Toplagen<br />
bis zu 230 Euro/m².<br />
Attraktiver Standort. Für Anbieter von Biolebensmitteln<br />
ist Köln als Standort attraktiv. Dies hat mehrere Gründe. Zum<br />
einen wurde der Markt seit der Gründung des Bioladens „Was<br />
die Bäume sagen“ durch den heutigen Chef des Importeurs <strong>und</strong><br />
Großhändlers Heuschrecke, Heinz-Dieter Gasper, durch zahlreiche<br />
Bioläden insbesondere in den Stadtteilen (auf kölnisch<br />
„Veedel“) aufgebaut. Viele von diesen Läden gibt es heute nicht<br />
mehr, andere wie Naturata, die Sonnenblume oder der Deutzer<br />
Bioladen <strong>haben</strong> <strong>sich</strong> bis heute gehalten. Außer Naturata hat es<br />
jedoch <strong>kein</strong> Bioladen geschafft, einen Biosupermarkt auf größerer<br />
Fläche zu eröffnen. Zum zweiten birgt Köln als Groß- <strong>und</strong><br />
Universitätsstadt das nötige Potenzial, das für die Betreiber von<br />
Biosupermärkten ausschlaggebend für die Standortentscheidung<br />
ist. So kam schon 2001 Alnatura in die Domstadt, 2002<br />
folgten Basic <strong>und</strong> Denn‘s Biomarkt, damals mit einer Übernahme<br />
der gescheiterten Hermannsdorfer Landwerkstätten.<br />
Nicht alle waren erfolgreich. Von den vielen kleinen Bioläden<br />
ist die Mehrzahl heute nicht mehr am Markt. Das Geschehen<br />
wird in Köln nicht anders als in München oder Hamburg<br />
von den Großen diktiert, die <strong>sich</strong> nach der Verdrängung vieler<br />
kleinerer Wettbewerber nun zunehmende Konkurrenz machen.<br />
Alnatura hat 2010 in Bayenthal seine dritte Filiale eröffnet, der<br />
größte Wettbewerber Denn‘s ist mit vier Filialen vertreten. Gut<br />
aufgestellt ist der regionale Anbieter Naturata mit zwei Kölner<br />
Filialen, dieses Jahr kam <strong>noch</strong> ein Ableger in <strong>Sie</strong>gburg dazu. Dafür<br />
musste Lutz Größel seine Filiale im Kalker Einkaufszentrum<br />
„Köln Arkaden“ 2008 nach nur zwei Jahren wieder schließen.<br />
Auch andere Filialisten mussten im harten Verdrängungskampf<br />
Federn lassen. Nachdem Basic mit großen Ambitionen in Köln<br />
drei Filialen eröffnete, wurde 2008 die Filiale in der Severinstraße<br />
geschlossen. Für das Rewe-Experiment Vierlinden kam<br />
in diesem Jahr ebenfalls das Aus. Der Handelskonzern, der seinen<br />
Hauptsitz in der Domstadt hat, wandelte im Frühjahr 2011<br />
den Vierlinden-Markt in Braunsfeld (Aachener Straße) in einen<br />
zweiten Kölner Temma-Laden um - die Pilotfiliale in der Schönhauser<br />
Straße 64 in Köln-Bayenthal war bereits Ende 2009 eröffnet<br />
worden. Eine Filiale gab die Rewe-Tochter Bio-Konzept an<br />
den Großhändler Dennree ab, der zum 1.2.2011 in der Deutzer<br />
Freiheit 95 einen Denn‘s-Markt eröffnete. Als vor sechs Jahren<br />
die Großen in die Rheinmetropole kamen, schlossen innerhalb<br />
kurzer Zeit 18 kleinere Läden, was vor allem auf der linksrheinischen<br />
Seite die Anzahl<br />
drastisch reduzierte. Das<br />
Wohl <strong>und</strong> Wehe der Übriggebliebenen<br />
hängt vor<br />
allem von der Entwicklung<br />
ihres Stadtteils <strong>und</strong><br />
nicht zuletzt natürlich von<br />
den eigenen Stärken <strong>und</strong><br />
Schwächen ab. Dazu müssen<br />
sie eine Nische finden,<br />
in der sie den Filialisten Paroli<br />
bieten können.<br />
Jens Hertling <strong>und</strong><br />
Hendrike Klein<br />
IN KÜRZE<br />
Einwohner: 1.027.500<br />
(Stand 31.12.2010)<br />
Kaufkraft 2010:<br />
20.847 Euro<br />
(Quelle: MBR Research)<br />
Fachhandelsgeschäfte: 24<br />
• Biomärkte > 200 qm: 14<br />
• Bioläden < 200 qm: 10<br />
Fachhandels-VKF:<br />
• Gesamt: 10.050 qm<br />
• Pro 1.000 Ew.: 9,8 qm<br />
08/2011 27
MARKT���� Stadtporträt Köln<br />
�������������<br />
Jens Hertling,<br />
Redakteur<br />
Bioläden <strong>und</strong> Biosupermärkte in Köln<br />
Geschäft Adresse VKF (m!) Eröffnet ��������������������<br />
1. Erdkorn ���������������������������� 900 2005 Therese Rauchhaus<br />
2. Alnatura ��������������������������������� 2010 Patrick Hisssler<br />
3. Alnatura ������������������������������� 2001 �����������<br />
4. Alnatura Berrenrather Str. 240, 50939 Köln 538 ���� Markus Brüning<br />
5. Basic ������������������������������� 1.090 ���� Thomas Schendel<br />
�������� ��������������������������������� 2002 Angelika Schülting<br />
7. Naturata ���������������������������1.200 2003 Michael Heck<br />
8. Naturata Berrenrather Straße 201,<br />
50937 Köln<br />
28 08/2011<br />
Kommentar<br />
Neue Konzepte sind gefragt<br />
Vor sechs Jahren <strong>haben</strong> die Filialisten<br />
fast alle Bioläden im linksrheinischen<br />
Köln „plattgemacht“.<br />
Inzwischen müssen aber auch die Filialisten<br />
Federn lassen. Dass die Kleinen<br />
den Preiskampf nicht mitgehen<br />
können, versteht <strong>sich</strong> von selbst. Ihre<br />
meist dezentrale Lage in den rechtsrheinischen<br />
Vierteln von Köln ist ihr<br />
Plus. Das heißt aber nicht, dass <strong>sich</strong><br />
die Einzelhändler in den Stadtteilen<br />
��� 1982 �����������<br />
9. Temma �����������������������<br />
������������������������������<br />
800 2009 ��������������<br />
10. Temma ���������������������<br />
�������������������������<br />
50933 Köln<br />
795 2011 ����������������<br />
11. Denn‘s ��������������������������������� 270 2010 ���������������<br />
12. Denn‘s ������������������������������� ��� 2011 Alexander Adler<br />
13. Denn‘s ���������������������������������� 454 2002 Petra Altenhofen<br />
14. Denn‘s ������������������������<br />
50931 Köln<br />
������������ ����������������������������<br />
����������<br />
��� 2003 Karin Gärtner<br />
80 1985 Josef Johnen<br />
������������� Poll-Vingster Str. 215, 51105 Köln 140 ���� Jürgen Roußelli<br />
���������������������������������������������������35 1982 Katja Schneider<br />
18. Herr Riester ������������������������������� 80 2009 Brigitte Riester<br />
���������������������� ���������������������������� 50 1995 Eva-Maria Eckert,<br />
Linda Lorang<br />
20. Mülheimer Biomarkt ������������������������������� 100 2004 Detlef Dahmen<br />
21. Rather Bioladen ������������������������������ 110 ���� Jürgen Gessner<br />
��������������� ��������������������������������57<br />
����������<br />
1983 ������������<br />
23. Sesam Lechenicher Straße 2, 50937 Köln k.A. k.A. Majid Hashemnia<br />
������������ ����������������������������� k.A. k.A. Mechthild Posth<br />
�����������������������������������������������������������<br />
auf ihren erarbeiteten Position ausruhen können. Gerade<br />
mal 19 Minuten dauert die Fahrt mit der Straßenbahn vom<br />
Rather Biomarkt zu der Filiale von Basic am Zülpicher Platz.<br />
Einige Inhaber <strong>haben</strong> darauf schon reagiert. <strong>Sie</strong> <strong>haben</strong> gemerkt,<br />
dass sie <strong>sich</strong> mit Hauslieferungen oder Ernährungsberatung<br />
beim K<strong>und</strong>en Kompetenz verschaffen können.<br />
Den<strong>noch</strong> sind weiter gehende Konzepte gefragt. Spezialisierungen<br />
auf Makrobiotik oder ein Bio-Restaurant für<br />
Genießer <strong>und</strong> Feinschmecker sind ein Anfang. Das Beispiel<br />
des Bio-Bauern Roußelli, der als Erzeuger <strong>und</strong> Vermarkter<br />
agiert, lässt ebenfalls hoffen.<br />
�����������������������������������������������
Erdkorn (Südstadt)<br />
Am 1. Juli 2005 eröffnete der Hamburger Filialist Erdkorn im<br />
1<br />
Süden Kölns seinen damals sechsten Biomarkt. Der Markt<br />
verfügt über 900 m² Verkaufsfläche. Das Ladenlokal befindet <strong>sich</strong> unmittelbar<br />
am Autobahnzubringer Bonner Straße in der Nähe der Großmarkthalle.<br />
Vor dem Haus befinden <strong>sich</strong> 30 Parkplätze, wo der K<strong>und</strong>e ein St<strong>und</strong>e umsonst<br />
parken darf. Die Einrichtung des Ladens erfolgte nach Feng-Shui-Prinzipien. Ein<br />
Informationssystem stellt den K<strong>und</strong>en die wesentlichen Produktgruppen vor <strong>und</strong><br />
gibt Hintergr<strong>und</strong>informationen. Beliefert wird die Kölner Filiale durch den Kaltenkirchener<br />
Großhändler Grell. Gemüse werde, wann immer möglich, von regionalen<br />
Bauern bezogen, so die stellvertretende Filialeiterin Elke Vach. Gemüse <strong>und</strong> Obst<br />
kommt vom regionalen Händler Landlinie<br />
aus Hürth. Backbord aus Bochum<br />
liefert die Backwaren. Der K<strong>und</strong>e kann<br />
aus 28 Sorten Brot <strong>und</strong> 14 Brötchensorten<br />
wählen. Stille Verkostungen laden die<br />
K<strong>und</strong>en zum Probieren ein. Erdkorn bietet<br />
seinen Käufern eine K<strong>und</strong>enkarte an.<br />
Nach einem zehnmaligen Einkauf über<br />
20 Euro erhält der K<strong>und</strong>e 5 Euro Rabatt.<br />
�������������<br />
Die stellvertretende Filialeiterin Elke<br />
��������������������������������������<br />
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Kölner Erdkorn-Filiale.<br />
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Alnatura (Bayenthal)<br />
4<br />
Drei Filialen hat Alnatura in Köln. Die besuchte Filiale in<br />
2<br />
der Goltsteinstraße in Bayenthal wurde im vergangenen<br />
Jahr eröffnet. Mit r<strong>und</strong> 6.000 Artikeln, darunter 1.000 Produkte<br />
unter der Marke Alnatura, bietet Alnatura auf auf 600 m² Verkaufsfläche ein<br />
umfangreiches Bio-Sortiment an. 500 bis 600 K<strong>und</strong>en besuchen den Markt<br />
täglich. <strong>Sie</strong> werden von elf Mitarbeitern, darunter einem Lehrling <strong>und</strong> Marktleiter<br />
Patrick Hissler betreut. Beliefert wird die Filiale von Naturkost West.<br />
Weitere Lieferanten sind der Bio-Hof Bölingen, Demeter-Hof Bois, Naturkost<br />
West <strong>und</strong> dem Hof Alpermühle. Die Brote kommen von BackBord aus Bochum<br />
sowie von der Bäckerei Ährensache. Die K<strong>und</strong>en <strong>haben</strong> die Wahl unter<br />
60 Sorten Brot sowie 20 Sorten Brötchen. Weiterhin <strong>haben</strong> die K<strong>und</strong>en die<br />
Auswahl unter 100 Sorten Käse, das Mopro-Regal misst 7,5 Meter. Weiterbildung<br />
ist für Alnatura ein wichtiges<br />
�ema. Die Mitarbeiter besuchen<br />
Schulungen, Seminare zu Obst <strong>und</strong><br />
Gemüse, verschiedene Warenk<strong>und</strong>e-Seminare:<br />
Käse, Wein, Brot- <strong>und</strong><br />
Backwaren, Soja <strong>und</strong> Tofu. In Info-<br />
Abenden trittt Alnatura mit den K<strong>und</strong>en<br />
in Dialog. Stille Verkostung gibt es<br />
dagegen jeden Tag in der Filiale.<br />
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������������������������������������������<br />
Marktleiter ist Patrick Hissler (3. v.l.). Ö: Mo-Sa 8-20 Uhr<br />
3<br />
Anzeige
MARKT���� Stadtporträt Köln<br />
Basic (Innenstadt)<br />
In Köln hat Basic zwei Filialen: eine befindet <strong>sich</strong> im<br />
Belgischen Viertel (Eröffnung 2002) <strong>und</strong> die andere am<br />
Zülpicher Platz (Eröffnung 09/2006). Mit einer Verkaufsfläche<br />
von 1.090 m² ist die Filiale der größte Biomarkt<br />
der Rheinmetropole. Mit einer Auswahl unter 9.600<br />
Produkten gewährleitet Basic hier ebenfalls eine große<br />
Vielfalt. 1.100 bis 1.200 K<strong>und</strong>en, überwiegend Laufk<strong>und</strong>schaft,<br />
besuchen täglich die Filiale. <strong>Sie</strong> werden von 26<br />
Mitarbeitern, darunter drei Azubis betreut. Neben den<br />
Produkten der Markenhersteller hat Basic seine Eigenmarkenranges<br />
Basic (Food) <strong>und</strong> Basic Life (Naturkosmetik)<br />
auf inzwischen auf über 350 Produkte ausgebaut. Die<br />
Premiummarke sind inzwischen auf 15 unterschiedliche<br />
Artikel gewachsen. Differenzieren will <strong>sich</strong> Basic mit<br />
den Frischetheken: Bis zu 330 Sorten Käse, 220 Sorten<br />
Wurst sowie ein ausgesuchtes Fleischsortiment laden<br />
zum Kauf ein. Neu hat Basic eine Fischtheke mit Bedienung<br />
in der Filiale aufgestellt, die von der Deutschen See<br />
bestückt wird. Die Frische hat einen Umsatzanteil von<br />
60%, während der Trockenprodukteanteil 30% erreicht.<br />
Wo immer dies möglich ist, wird zudem regionale Ware<br />
Naturata (Innenstadt)<br />
Auf 1200 m² Verkaufsfläche bietet der Naturata-<br />
Markt in der Kölner Innenstadt eine Auswahl, die<br />
mit Naturkosmetik, Textilien <strong>und</strong> Spielwaren weit über<br />
das Lebensmittelsortiment hinaus geht. Im Jahr 2003<br />
eröffnete der damals zweite Kölner Naturata-Markt in<br />
zentraler Lage neben WDR <strong>und</strong> Kölner<br />
Oper: „Ein anspruchsvoller Standort“,<br />
sagen Geschäftsführer Lutz Größel<br />
<strong>und</strong> Marktleiter Michael Heck. Die<br />
Frequenz des Marktes ist stark von<br />
den Öffnungszeiten der Geschäfte<br />
in den umliegenden Einkaufsstraßen<br />
abhängig. Mitarbeiter der nahen Unternehmen<br />
besuchen regelmäßig das<br />
große Bistro mit wechselndem Mittagstisch.<br />
R<strong>und</strong> 200 Gerichte gehen<br />
hier mittags über den Tresen: „Dabei<br />
muss alles sehr schnell gehen, da die<br />
K<strong>und</strong>en meist nur eine halbe St<strong>und</strong>e<br />
Mittagspause <strong>haben</strong>“, sagt Größel. Daneben<br />
gibt es viel Laufk<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong><br />
auch Touristen, die beim Stadtbummel<br />
auf das Geschäft stoßen. „Leider inte- Angestellten.<br />
30 08/2011<br />
5<br />
gelistet, u.a. von Landlinie aus Hürth.<br />
Basic wird von Großhändler Dennree,<br />
Pural, La Selva <strong>und</strong> Biogarten beliefert. In<br />
der Vorkassenzone lockt ein Backshop mit großzügiger<br />
Bedientheke <strong>und</strong> mit Backwaren von Backbord aus Bochum<br />
<strong>und</strong> Brotzeit. Der K<strong>und</strong>e hat die Auswahl unter 70<br />
Sorten Brot <strong>und</strong> 60 Sorten Brötchen. Ein Bistro schließt<br />
<strong>sich</strong> an. Neu ist hier eine Salatbar, die in der Mittagszeit<br />
sehr gut besucht war.<br />
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��������������������������������������������������<br />
��������������������������������������<br />
ressiert <strong>sich</strong> kaum einer dieser K<strong>und</strong>en<br />
für die Hintergründe unserer 7<br />
Produkte. Informationsmaterial über<br />
unsere Lieferanten brauchen wir hier gar<br />
nicht mehr auszulegen“, so Heck. Gerade deshalb engagiert<br />
<strong>sich</strong> Naturata aber umso mehr<br />
dafür, ein Bewusstsein für Qualität<br />
zu vermitteln. „Während die Branche<br />
in den vergangenen Jahren so schnell<br />
gewachsen ist, sind essentielle Themen<br />
auf der Strecke geblieben“, sagt<br />
Größel. Transparenz im Bereich der<br />
Fleischproduktion <strong>und</strong> dem Umgang<br />
mit Tieren sei essentiell für die K<strong>und</strong>enkommunikation.<br />
Um Inhalte in die<br />
reale Welt zu transportieren, versucht<br />
Größel zum Beispiel mit regelmäßigen<br />
Ausflügen zu Herstellern, K<strong>und</strong>en die<br />
Ursprünglichkeit der Ware vor Augen<br />
zu führen.<br />
�������������<br />
Michael Heck leitet im Naturata-Markt ���������������������������������������<br />
�����������������������������������<br />
Tel.: 0221 3377340, www.naturata-koeln.de<br />
Ö: Mo-Fr 10-20 Uhr, Sa 9-19 Uhr<br />
6<br />
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Temma (Schönhauser Straße)<br />
Das Vierlinden-Konzept hinter <strong>sich</strong> gelassen, begann Rewes<br />
Tochterunternehmen Bio-Konzept 2008 an einem<br />
neuen Projekt zu tüfteln. Aus dem Wunsch nach einem Geschäft,<br />
das Persönlichkeit, natürliche <strong>und</strong> hochwertige Produkte<br />
mit einem städtischen Lifestyle-Charakter verknüpft,<br />
entstanden die Temma-Märkte. Im November 2009 wurde<br />
auf 800 m² der Markt in der Schönhauser Straße eröffnet.<br />
Aus Natursteinwänden, Industriefußböden <strong>und</strong> Massivholztischen<br />
entstand ein modernes Design. Die gesamte Verkaufsfläche,<br />
auf der co²-neutral gewirtschaftet wird, ist sehr<br />
offen gestaltet – schlichte Metallregale stellen die Produkte<br />
in den Vordergr<strong>und</strong>. Ein ansprechendes Gastroangebot <strong>und</strong><br />
zahlreiche Sitzgelegenheiten machen aus dem Lebensmittelgeschäft<br />
gleichzeitig einen sozialen Treffpunkt. In der Speisekarte<br />
finden <strong>sich</strong> zum Beispiel verschiedene Quiches, Salate<br />
<strong>und</strong> Tartes. Belegte Klappbrote erfüllen den Anspruch der<br />
Geschäftsführer an Ursprünglichkeit. 150 Sorten Käse <strong>und</strong><br />
80 Sorten Brot lassen eine Menge Spielraum für verschiedene<br />
Kreationen. Beachtenswert ist die Menge an Frischware: Neben<br />
Backwaren, Käse- <strong>und</strong> Fleischspezialitäten wird auch ein<br />
großes Teesortiment an einer Bedientheke ausgegeben. 800<br />
Denn‘s Biomarkt (Innenstadt)<br />
Mit 270 m² ist der Denn’s Markt in der Severinstraße die<br />
kleinste Kölner Filiale. 2010 bezog das Unternehmen die<br />
Verkaufsfläche, gegenüber des ehemaligen Basic-Standortes.<br />
Stellvertretender Marktleiter Eugen Geisinger<br />
sieht in der bekannten Straße der<br />
Südstadt dank guter Biokaufkraft ein hohes<br />
Potenzial. Einen Mehrwert bietet das<br />
Bistro mit wechselndem Mittagstisch <strong>und</strong><br />
Sitzgelegenheiten. Manch ein K<strong>und</strong>e fragt<br />
hier morgens um 8.30 Uhr auch schon<br />
nach belegten Brötchen zum Mitnehmen.<br />
Integriert ist die Brot- <strong>und</strong> Backwarentheke<br />
mit ca. 25 frischen Broten von der DLS<br />
Vollkorn-Mühlenbäckerei.<br />
Hauptlieferant ist Dennree,<br />
daneben stammen einige<br />
Produkte auch direkt von regionalen<br />
Betrieben, wie zum<br />
Beispiel Eier vom Möllenhof<br />
am Niederrhein.<br />
Stellvertretender Marktleiter<br />
Eugen Geisinger in der<br />
Severinstraße.<br />
bis 1200 K<strong>und</strong>en besuchen täglich den<br />
Markt, der hauptsächlich von den Großhändlern<br />
Landlinie, Pural <strong>und</strong> Biogarten beliefert<br />
wird.<br />
Stadtporträt Köln���� MARKT<br />
�����������������������������������������������������������<br />
www.temma.de, Ö: Mo-Sa 7-22 Uhr<br />
������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������<br />
���������������������������������������������������<br />
�������������������������������������������������<br />
�������������������������������������� 11<br />
Ö: Mo-Fr 9-20 Uhr, Sa 8-18 Uhr<br />
9<br />
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Anzeige<br />
08/2011 31
MARKT���� Stadtporträt Köln<br />
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Bio Bazar<br />
N<br />
15<br />
ach 26 Jahren, zwei Standortwechseln<br />
hat der Bio Bazar seit 1998 seinen<br />
endgültigen Standort in der Dellbrücker<br />
Straße 70. Seit vier Jahren hat Josef Johnen die Fäden in<br />
der Hand. Als ersten Schritt nach der Übernahme sanierte<br />
Johnen den Laden <strong>und</strong> statte ihn mit moderner Technik<br />
aus. Durch eine Vergrößerung des Ladens erreicht Johnen<br />
jetzt eine Verkaufsfläche von 80 m². Seinen Umsatz<br />
hat der Inhaber seit seinem<br />
Einstieg fast verdoppelt. Drei<br />
Festangestellte sowie zwei<br />
Teilzeitkräfte kümmern <strong>sich</strong><br />
um die K<strong>und</strong>en. „Ich habe<br />
sehr viel Laufk<strong>und</strong>schaft. Ein<br />
Gr<strong>und</strong> sind meine Backwaren<br />
<strong>und</strong> die Käsetheke“, sagt<br />
Johnen, der auch einmal pro<br />
Wochen Lieferservice anbietet.<br />
Hauptlieferant ist Großhändler<br />
Weiling.<br />
In Köln-Deutz eröffnete vor fast 30 Jah-<br />
17<br />
ren einer der ersten Bioläden, in dem man<br />
auf 35 m² eigentlich alles bekommt, was man<br />
braucht. „Man glaubt es auf den ersten Blick<br />
vielleicht nicht, aber wir <strong>haben</strong> zum Beispiel 12 verschiedene<br />
Sorten Bier“, sagt Inhaberin Katja Schneider, die das<br />
Geschäft vor zehn Jahren übernommen hat. Ihr Motto ist<br />
„Konsum mit Köpfchen“, das sie auch mit der Unterstützung<br />
ihres Großhändlers Weiling stark vertreten kann. Die Eröffnung<br />
des Vierlinden in der Nachbarstraße, mittlerweile ist<br />
hier ein Denn’s eingezogen,<br />
hat Schneiders Geschäft<br />
nicht geschadet – im Gegenteil.<br />
„Durch die Eröffnung<br />
des Biosupermarktes habe<br />
ich das Profil meines Ladens<br />
geschärft. Dadurch hat <strong>sich</strong><br />
mein Umsatz sogar erhöht“,<br />
erzählt Schneider.<br />
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Katja Schneider (rechts)<br />
Brigitte Riester (l.) <strong>und</strong> ihre<br />
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Herr Riester, Maastrichter Straße 9, �����������������������������<br />
����������������������������� 10-19 Uhr, Sa 9-14 Uhr<br />
����������������������������� den K<strong>und</strong>en Feinkost an.<br />
32 08/2011<br />
Bio Bauer<br />
Der Kölner Bio-Bauer,<br />
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Poll-Vingster Str. 215, 51105 Köln,<br />
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Josef Johnen seinen K<strong>und</strong>en Ö: Mo-Fr 9-18.30 Uhr, Sa 9-13 Uhr<br />
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Deutzer Bioladen<br />
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Als Jürgen Roußelli vor wenigen Ta-<br />
16<br />
gen das 25 jährige Firmenjubiläum mit<br />
einem großem Hoffest feierte, hatte der Betrieb<br />
schon bewegte Zeiten hinter <strong>sich</strong>. Heute bewirtschaftet Roußelli<br />
1,2 ha Gemüsefelder, in denen er alles was er anbaut, sofort<br />
nach der Ernte an seine K<strong>und</strong>en verkauft. Insgesamt 40<br />
verschiedene Ladenkulturen kommen so frisch über die Ladentheke.<br />
„Ich habe alles so geplant, dass ich alles verkaufe <strong>und</strong><br />
<strong>kein</strong>en Überschuss produziere“, sagt Roußelli. Das Konzept<br />
zahlt <strong>sich</strong> aus: Das Umsatzplus liegt im zweistelligen Bereich.<br />
Vorwiegend Stammk<strong>und</strong>en finden den Weg zu dem Erzeuger<br />
<strong>und</strong> Verkäufer. Auf einer Verkaufsfläche<br />
von 140 m² <strong>haben</strong><br />
sie die Auswahl unter 4.000<br />
Produkten. „Außergewöhnlich<br />
ist der Obst- <strong>und</strong> Gemüse-Bedienverkauf.<br />
Das ist bei uns aus<br />
Qualitätsgründen <strong>kein</strong>e Selbstbedienung“,<br />
sagt Roußelli.<br />
Herr Riester<br />
Bio-Bauer Jürgen Roußelli<br />
mit seinem Verkaufsteam im<br />
Naturkostladen.<br />
I<br />
18<br />
n ihrem „Laden für Genießer“ bietet<br />
Inhaberin Brigitte Riester im Belgischen<br />
Viertel Feinkost, Lebensmittel für<br />
die Mittagspause oder für zuhause. Das vor zwei Jahren<br />
gegründete Geschäft mit einer Fläche von 80 m² <strong>und</strong> Außenfläche<br />
ist eine Mischung aus Laden <strong>und</strong> Restaurant.<br />
Nach dem Motto „Genuss ist Lebensqualität“ können<br />
Lebensmittel aus handwerklicher Herstellung erworben<br />
werden bzw. im Restaurant verzehrt werden. „Wir lieben<br />
traditionell hergestellte, unverfälschte, leckere Lebensmittel<br />
<strong>und</strong> <strong>möchten</strong> <strong>kein</strong>e industrielle Herstellung, auch nicht<br />
bei Bio-Produkten“, sagt<br />
Brigitte Riester. Schwerpunkte<br />
des Sortimentes<br />
sind gute Öle, Essige <strong>und</strong><br />
Balsamicos, sowie Wein<br />
<strong>und</strong> Schokolade. Beliefert<br />
wird das Geschäft von Weiling<br />
<strong>und</strong> auch kleinen regionalen<br />
Produzenten.<br />
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Hulc Bio-Food<br />
D<br />
19<br />
ie Wurzeln des kleinen Bioladens in der<br />
Spichernstraße reichen weit zurück. Vor<br />
r<strong>und</strong> 20 Jahren gründeten zwei Kölner ein Projekt<br />
zum Vekauf biologischer Lebensmittel. Aus wechselnden Lokalitäten<br />
wurde aufgr<strong>und</strong> steigender Nachfrage begeisterter K<strong>und</strong>en<br />
schließlich die 50 m² große Verkaufsfläche im Belgischen Viertel.<br />
In der nun vierten Generation führen seit fünf Jahren Eva-Maria<br />
Eckert <strong>und</strong> Linda Lorang das gut sortierte Fachgeschäft, das seit<br />
Beginn als so genannter Mitgliederladen organisiert ist. Neben<br />
den Großhändlern Naturkost West, Landlinie <strong>und</strong> Biogarten beziehen<br />
die Inhaberinnen ihre Produkte von mehr als 50 kleinen<br />
<strong>und</strong> regionalen Lieferanten.<br />
Den speziellen Charakter ihres<br />
Geschäftes erkennt Eckert in<br />
dem lang gewachsenen Netzwerk<br />
aus Lieferanten, K<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern, in dem<br />
menschliche Nähe eine große<br />
Rolle spielt.<br />
Eva-Maria Eckert (2.v.r.) mit<br />
ihrem Team in dem alteingesessenen<br />
Bioladen Hulc Bio-Food.<br />
Rather Bioladen<br />
Jürgen Gessner ist mit 17 Jahre Erfah-<br />
21<br />
rung als Inhaber des Rather Bioladen ein<br />
alter Hase. Seinen Bioladen gibt es aber schon<br />
seit 1986. Sein Laden mit einer Verkaufsfläche von 110<br />
m² ist der Einzige im Kölner Stadtteil Rath. Außer seiner<br />
Frau Angelika beschäftigt Gessner <strong>noch</strong> zwei Aushilfskräfte.<br />
95% seiner K<strong>und</strong>en kommen regelmäßig. <strong>Sie</strong> erwartet<br />
ein reichhaltiges Angebot: Über 4.000 Artikel kann Gessner<br />
ihnen anbieten. 70% seines<br />
Umsatz erzielt der Händler<br />
mit der Frische, 10% nimmt<br />
Kosmetik ein. Hauptlieferant<br />
ist Weiling. Gessner plant die<br />
Öffnung eines kleines Bistrobereich.<br />
„Alles ist vorbereitet“,<br />
sagt er. Zwei mal die Woche<br />
werden seine K<strong>und</strong>en von ihm<br />
beliefert. Demnächst will er seinen<br />
Laden vergrößern.<br />
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Stadtporträt Köln���� MARKT<br />
Mülheimer Biomarkt<br />
20<br />
Als Inhaber <strong>und</strong> Gründer Detlef Dahmen<br />
<strong>kein</strong> Biofleisch über seine beiden Kölner<br />
Reformhäuser verkaufen durfte, gründete er vor<br />
sieben Jahren den Mülheimer Biomarkt. „Mein Vater<br />
hält eine Herde von schottischen Hochlandrindern in<br />
der Nähe von Daun. Das Fleisch wollte er vermarkten“,<br />
sagt Alexandra Dahmen. <strong>Sie</strong> beobachtet einen steigenden<br />
Umsatz. „Obwohl Mülheim<br />
nicht zu den reichsten Stadtteilen<br />
von Köln gehört, konnte<br />
eine gute Umsatzsteigerung<br />
von meiner Tochter <strong>und</strong> ihren<br />
drei Mitarbeitern seit der Eröffnung<br />
beobachtet werden“,<br />
sagt Detlef Dahmen. Ca. 200<br />
K<strong>und</strong>en täglich <strong>haben</strong> die Auswahl<br />
unter 4.000 Produkten.<br />
Hauptlieferant ist Weiling.<br />
Etwa 10% der Produkte stammen<br />
aus dem Reformhaus.<br />
Alexandra Dahmen (l.)<br />
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������������������������������<br />
kann ihren K<strong>und</strong>en 50<br />
www.hulc.de, Ö: Mo-Fr 10-19.30 Mülheimer Bio-Markt, Frankfurter Straße �����������������������<br />
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9-15 Uhr<br />
Sonnenblume<br />
D<br />
22<br />
ie Sonnenblume im Stadteil Dellbrück<br />
ist einer der ältesten Bioladen<br />
von Köln. Er wurde 1983 von Nevzat Erbay gegründet.<br />
Den Laden mit einer Verkaufsfläche von 57 m² betreut<br />
er gemeinsam mit seiner Frau Sigrid Fusenig. Die K<strong>und</strong>en<br />
<strong>haben</strong> die Auswahl unter 500 Bioprodukten <strong>und</strong> 400 makrobiotischen<br />
Lebensmittel <strong>und</strong> Spezialitäten. Frische Produkte sind<br />
dem Inhaber wichtig. So fährt er täglich zum Händler Landlinie,<br />
um seine Waren auszusuchen.<br />
Eine Besonderheit des<br />
Geschäfts ist die Ernährungsberatung.<br />
Inhaber Erbay hat<br />
<strong>sich</strong> hier vor allem auf die Makriobiotik<br />
spezialisiert. Anziehungspunkt<br />
des Ladens ist der<br />
Mittagstisch in Bio-Qualität.<br />
Zur Auswahl stehen ein täglich<br />
wechselndes Tagesgericht,<br />
Suppen, Salate <strong>und</strong> Dessert.<br />
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Jürgen <strong>und</strong> Angelika<br />
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Köln, Ö: Mo, Di, Do 9-13.30, 15-18 Uhr, Mi ������������������������<br />
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9-13.30 Uhr, Fr 9-18.30 Uhr, Sa 9-14 Uhr Ö: Di-Fr 10-18.30 Sa 9-14 Uhr<br />
in Köln.<br />
Tag einen Mittagstisch an.<br />
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08/2011 33
MANAGEMENT��� Nachrichten<br />
Kodex geht in<br />
die Praxisphase<br />
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex<br />
ist in seine Praxisphase<br />
gestartet. Wie der Deutsche Nachhaltigkeitsrat<br />
als Initiator mitteilte,<br />
wurden börsennotierte <strong>und</strong> kapitalmarktorientierte<br />
Unternehmen aus<br />
Produktion, Handel <strong>und</strong> dem Dienstleistungssektor<br />
dafür gewonnen, den<br />
bisher erst auf dem Papier stehenden<br />
Kodex auf seine Praxistauglichkeit zu<br />
prüfen. Am Ende der Praxisphase soll<br />
am 26.9.2011 in Frankfurt am Main<br />
ein so genanntes „Multistakeholderforum“<br />
stehen, auf dem die Frage nach<br />
dem Geltungsbereich des Kodex <strong>und</strong><br />
der Implementierung gestellt werden<br />
soll. Der vorliegende Entwurf kann<br />
unter www.nachhaltigkeitsrat.de eingesehen<br />
werden.<br />
Seminare des<br />
B<strong>und</strong>esprogramms<br />
Das B<strong>und</strong>esprogramm Ökologischer<br />
Landbau <strong>und</strong> andere<br />
Formen nachhaltiger Landwirtschaft<br />
(BÖLN) startet im August<br />
eine Seminarreihe für Lebensmittelhersteller<br />
zum �ema Nachhaltigkeit<br />
<strong>und</strong> Marketing. Organisiert<br />
werden die Seminare vom Bioexperten<br />
Dr. Wolfram Dienel (Ökostrategiewissen<br />
& Beratung). �ematisch<br />
geht es z.B. um die Kommunikation<br />
<strong>und</strong> Zertifizierung von Nachhaltigkeitsleistungen,<br />
um Verarbeitungs-<br />
Know-How für nachhaltig <strong>und</strong> biologisch<br />
erzeugte Lebensmittel, um<br />
Methoden der Produktentwicklung<br />
im Nachhaltigkeitsboom oder um<br />
die Frage nach Chancen für regionale<br />
Wertschöpfung. Die insgesamt<br />
sieben Seminare sind kostenlos <strong>und</strong><br />
finden zwischen dem 18.8.2011 <strong>und</strong><br />
dem 3.11.2011 in Fulda, Freiburg,<br />
Köln <strong>und</strong> Leipzig statt. Infos unter<br />
www.oeko-strat.de.<br />
34 08/2011<br />
Potenziale für schnelle ges<strong>und</strong>e Küche<br />
Anbieter von Biolebensmitteln<br />
könnten<br />
offenbar <strong>noch</strong> sehr viel<br />
stärker auf eine schnelle,<br />
ges<strong>und</strong>e Küche setzen,<br />
um zusätzliche Umsatzpotenzialeauszuschöpfen.<br />
Dies geht aus einer<br />
Studie der Universität<br />
Kassel hervor, die auf der<br />
11. Wissenschaftstagung<br />
Ökologischer Landbau in<br />
Gießen vorgestellt wur-<br />
Rohkost, Salat <strong>und</strong> Müsli bergen offenbar <strong>noch</strong> Umsatzpotenziale<br />
für Biohändler.<br />
de (orgprints.org/17392). Nach der Untersuchung von Prof. Dr. Ulrich Hamm <strong>und</strong><br />
Fabian Buder gibt es offenbar einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von<br />
Bio-Einkäufen <strong>und</strong> einer positiven Einstellung zu einer schnellen, einfachen Küche.<br />
Damit meinen die Wissenschaftler allerdings nicht Fast Food <strong>und</strong> Fertiggerichte. „In<br />
Form z.B. von Müsli, belegten Broten, Rohkost <strong>und</strong> Salat weist eine schnelle einfache<br />
Küche offen<strong>sich</strong>tlich eine große Nähe zum Kauf von Öko-Lebensmitteln aus“, schreiben<br />
Hamm <strong>und</strong> Buder. Am stärksten positiv beeinflusste die Kaufentscheidung für<br />
Biolebensmittel jedoch der egoistische Wunsch, Nahrungsmittel mit verringerten<br />
Schadstoffrückständen <strong>und</strong> Umweltbelastungen sowie ohne Zusatzstoffe zu konsumieren.<br />
Altruistische Einstellungen zu einer hohen Bewertung des Umweltschutzes<br />
hätten dagegen <strong>kein</strong>en messbaren Einfluss auf den Bio-Einkauf, so die Forscher.<br />
Verbraucher wollen<br />
einfache Infos<br />
Die Einstellung von Verbrauchern<br />
gegenüber dem Begriff der Nachhaltigkeit<br />
<strong>und</strong> den dahinter stehenden<br />
Inhalten ist offenbar gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
positiv, allerdings wünschen <strong>sich</strong> viele<br />
Konsumenten nach eigener Aussage<br />
einfache <strong>und</strong> klare Informationen<br />
als Entscheidungshilfe. Wie eine repräsentative<br />
Umfrage von Coca Cola<br />
Deutschland <strong>und</strong> dem Verein Verbraucherinitiative<br />
ergeben hat, gaben 65%<br />
der Befragten im März 2011 an, beim<br />
Einkauf gr<strong>und</strong>sätzlich mehr auf verantwortungsvoll<br />
handelnde Unternehmen<br />
achten zu wollen. 97% wünschten <strong>sich</strong><br />
allerdings verständliche Informationen,<br />
für 93% kommt es vor allem auf den<br />
umkomplizierten Zugang zu den Infos<br />
an. Im Schnitt war allerdings r<strong>und</strong> 24%<br />
der Befragten unklar, was „Nachhaltigkeit“<br />
überhaupt bedeute.<br />
<strong>Sie</strong>gel erhöhen<br />
Kaufbereitschaft<br />
Foto: EU-Kommission<br />
Verbraucher sind bereit, für Bioprodukte<br />
mit dem staatlichen<br />
Biosiegel <strong>und</strong> Produkte mit dem Demeter-Logo<br />
einen deutlich höheren<br />
Preis zu zahlen als für solche, die nur<br />
einen Schriftzug „Bio“ aufweisen. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt eine aktuelle<br />
Studie von Prof. Dr. Ulrich Hamm <strong>und</strong><br />
Meike Janssen (Uni Kassel, orgprints.<br />
org/17395). Die Auslobung bestimmter<br />
Öko-Logos sei für Hersteller <strong>und</strong> Händler<br />
deshalb lohnenswert, so die Wissenschaftler.<br />
Ein relativ unbekanntes Logo<br />
wie das alte EU-Logo erhöhe die Zahlungsbereitschaft<br />
jedoch nur bedingt.<br />
Die Zahlungsbereitschaft für Demeter-Produkte<br />
sei insbesondere unter<br />
den Öko-Intensivkäufern hoch, die für<br />
einen Großteil des Umsatzes mit Biolebensmittel<br />
sorgten <strong>und</strong> damit eine besonders<br />
attraktive Zielgruppe seien.
Einkommen <strong>und</strong><br />
Bildung wichtig<br />
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verbraucher<br />
Bioprodukte kauft, steigt<br />
mit höherem Einkommen <strong>und</strong> Bildungsniveau<br />
sowie in Großstädten. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt Rebecca Schröck (Uni<br />
Göttingen) in einer aktuellen Studie<br />
(orgprints.org/17439). Zudem griffen<br />
die in der Regel besser verdienenden Berufsgruppen<br />
häufiger, im Osten lebende<br />
Haushalte dagegen seltener zu Bioprodukten.<br />
Haushalte ausländischer Herkunft<br />
wiesen zwar eine höhere Präferenz<br />
für Biomilch <strong>und</strong> Bioeier auf, nicht jedoch<br />
für Biokartoffeln. In Single-Haushalten<br />
sei die Präferenz für Bioeier, Biokartoffeln<br />
<strong>und</strong> Biolebensmittel insgesamt höher als<br />
in Mehrpersonenhaushalten. Dies gelte<br />
jedoch nicht für Biomilch.<br />
Vertrauen<br />
dank Verbänden<br />
Das Vertrauen in Biolebensmittel<br />
wird in erster Linie von Verbandslabels<br />
erzeugt. Zu diesem Schluss<br />
kommt eine Forschergruppe um die<br />
Forschungsinstitute für Biologischen<br />
Landbau (FiBL) in Deutschland <strong>und</strong> der<br />
Schweiz <strong>und</strong> die Universitäten<br />
Bern <strong>und</strong> Gießen.<br />
An zweiter Stelle der vertrauensbildendenFaktoren<br />
stand die Einkaufsstätte<br />
vor der Marke. Die<br />
Möglichkeit, das Produkt<br />
über das Internet zurück<br />
zu verfolgen, trage vergleichsweise<br />
weniger zur<br />
Vertrauenswürdigkeit<br />
bei. Bioläden wurde ein<br />
hohes Vertrauen zugesprochen,<br />
Supermärkten<br />
<strong>und</strong> dem Staat dagegen<br />
ein vergleichsweise geringes.<br />
Beeinträchtigt<br />
werde das Vertrauen vor<br />
allem durch Skandale,<br />
Betrug <strong>und</strong> negative Medienberichte.<br />
Mehrpreisbereitschaft für Bio bei 44,5%<br />
Energiepreise im Fokus<br />
Nachrichten���� MANAGEMENT<br />
Verbraucher sind nach eigenen Angaben bereit, im Schnitt über alle Produkte hinweg<br />
maximal 44,5% mehr für Biolebensmittel auszugeben. Wie Sabine Plassmann<br />
<strong>und</strong> Prof. Dr. Ulrich Hamm (Uni Kassel) auf der Basis einer Befragung von insgesamt 642<br />
Öko-Konsumenten im Winterhalbjahr 2007/2008 herausfanden, steige die Zahlungsbereitschaft<br />
von Biokonsumenten, wenn das Pro-Kopf-Einkommen zunehme <strong>und</strong> hedonistische<br />
Interessen sowie Preiskennnisse sänken. Preisbezogene Aspekte spielten beim<br />
kauf von Öko-Lebensmitteln zwar eine Rolle, sollten in ihrer Bedeutung jedoch nicht<br />
überinterpretiert werden, so Hamm <strong>und</strong> Plassmann. Soziodemographische Daten, das<br />
Wissen um Preise <strong>und</strong> Einstellungen der Öko-Käufer könne offen<strong>sich</strong>tlicht nur einen<br />
begrenzten Beitrag zur Erklärung der Zahlungsbereitschaft leisten. Die nicht erfassten<br />
Bestimmungsgründe für den Kauf von Biolebensmitteln<br />
wie psychisch-emotionale<br />
<strong>und</strong> situative Faktoren seien vermutlich von<br />
größerer Bedeutung. Für die Praxis sei aber<br />
zentral, dass die Zahlungsbereitschaft der<br />
heutigen Öko-Käufer wohl unterschätzt<br />
werden. Hamm <strong>und</strong> Plassmann empfehlen<br />
deshalb preisfriedliche statt preisaggressive<br />
Strategien <strong>und</strong> Premium-Konzepte.<br />
Der Preis ist beim Biokauf offenbar weniger<br />
wichtig als vielfach angenommen.<br />
Für deutsche Lebensmittelhersteller sind in den kommenden zwölf Monaten die Energie-<br />
<strong>und</strong> Rohstoffpreise die größten Risiken. Das hat eine Umfrage der WestLB <strong>und</strong><br />
der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner ergeben. Mit großem Abstand<br />
folgten wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, Arbeitskosten <strong>und</strong> Fachkräftemangel.<br />
Wesentliche strategische Optionen sind für die Hersteller Internationalisierung, Produktinnovationen<br />
<strong>und</strong> Prozessoptimierung, das Erschließen neuer Wachstumssegmente<br />
wird weniger als Option gesehen.<br />
Anzeige<br />
Foto: CMA<br />
08/2011 35
MANAGEMENT���� Zehn Tipps Finanzen<br />
36 08/2011<br />
Immer flüssig<br />
Jederzeit den Zahlungsverpflichtungen nachkommen können - das ist<br />
auch für Handelsunternehmen Pflicht. Zehn Tipps, wie <strong>Sie</strong> die Liquidität<br />
<strong>sich</strong>ern <strong>und</strong> im Bedarfsfall steigern können.<br />
Foto: aboutpixel/stormpic<br />
1Alles im Blick behalten<br />
Die Umsätze im stationären Handel sind stark von<br />
der Entwicklung der K<strong>und</strong>enfrequenz <strong>und</strong> des<br />
Durchschnittsbons abhängig. Einfluss darauf können<br />
die unterschiedlichsten Faktoren <strong>haben</strong>, z.B. das Wetter, die<br />
Saison (z.B. Urlaubszeiten, Weihnachtsgeschäft) oder die Baustelle<br />
vor der Tür, aber auch unvorhergesehene Ausgaben wie<br />
eine Abmahnung für eine juristisch zu beanstandende Webseite<br />
oder einen Online-Shop oder eine unerwartete Steuernachzahlung.<br />
Ihr Betrieb kann durchaus rentabel arbeiten <strong>und</strong> trotzdem<br />
zu bestimmten Zeitpunkten in die Gefahr geraten, seinen laufenden<br />
Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen zu<br />
können. Umso wichtiger ist es, für mögliche Liquiditätsengpässe<br />
gerüstet zu sein. Deshalb muss der Bestand an Zahlungsmitteln<br />
laufend beobachtet werden.<br />
2Vorausschauend planen<br />
Für die Zukunft sind die zu erwartenden Einnahmen<br />
(Umsätze, Kreditspielräume, eigene Reserven) <strong>und</strong><br />
Ausgaben (z.B. Fixkosten wie Miete <strong>und</strong> Personal,<br />
Zinszahlungen, Tilgung) <strong>und</strong> der entsprechende Zeitpunkt<br />
dieser Zu- <strong>und</strong> Abgänge zu erfassen. Diese Daten müssen so<br />
zeitnah verfügbar sein, dass <strong>Sie</strong> nötige Veränderungen schnell<br />
erkennen <strong>und</strong> umsetzen können. Denn es kommt nicht nur<br />
darauf an, dass die Umsätze erzielt werden, sondern vor allem,<br />
wann sie für die Deckung der laufenden Kosten <strong>und</strong> Verpflichtungen<br />
zur Verfügung stehen, wann Liquiditätsspitzen oder<br />
besondere Belastungen fällig sind. Überwachen <strong>Sie</strong> deshalb die<br />
täglichen Ein- <strong>und</strong> Auszahlungen. Informieren <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> auch bei<br />
Ihrer Bank, welche Instrumente für ein ständig aktuelles Cash<br />
Management Ihnen zur Verfügung stehen.
3In Szenarien denken<br />
Denken <strong>Sie</strong> auch in Szenarien: Was passiert, wenn die<br />
Baustelle zwei Monate länger als geplant vor der Tür<br />
Ihre K<strong>und</strong>en abhält? Mit welchen Umsatzeinbußen<br />
müssen <strong>Sie</strong> rechnen, wenn der Mitbewerber in drei Monaten in<br />
der Nachbarstraße eröffnet? Wie reagieren <strong>Sie</strong> auf einen unvorhergesehenen<br />
Ausfall Ihres Kühlsystems? Wie stellen <strong>Sie</strong> Ihre Liquidität<br />
<strong>sich</strong>er, wenn diese Worst-Case-Szenarien eintreten? Halten<br />
<strong>Sie</strong> einen Maßnahmenkatalog parat, mit dem <strong>Sie</strong> z.B. Kosten<br />
senken oder kurzfristig zusätzliche Erträge generieren wollen.<br />
4Stellschrauben kennen<br />
Um die Liquidität <strong>sich</strong>erzustellen <strong>und</strong> die Verfügbarkeit<br />
liquider Mittel zu erhöhen, gibt es mehrere<br />
Stellschrauben, die <strong>Sie</strong> einzeln <strong>und</strong> in ihren wechselseitigen<br />
Auswirkungen kennen sollten. Drei wesentliche Bereiche<br />
sind Vorräte, Forderungen <strong>und</strong> Verbindlichkeiten, entsprechende<br />
Kennzahlen sind die durchschnittliche Lagerdauer,<br />
der Zahlungsausstand <strong>und</strong> die eigenen Zahlungsziele. Wenn<br />
<strong>Sie</strong> überschüssige Liquidität besser nutzen wollen, benötigen<br />
<strong>Sie</strong> Strategien zur zinsbringenden Anlage dieser Überschüsse.<br />
Achten <strong>Sie</strong> darauf, dass <strong>Sie</strong> in Zeiten der Unterdeckung diese<br />
Anlagen schnell wieder flüssig machen können.<br />
5Kein Cash in Vorräten versenken<br />
Ware, die <strong>Sie</strong> nicht abverkaufen, bindet Ihr Kapital<br />
<strong>und</strong> verringert Ihre Liquidität. Deswegen ist es<br />
wichtig, den Verderb <strong>und</strong> die Abschriften zunächst<br />
einmal zu erfassen <strong>und</strong> in einem nächsten Schritt zu minimieren.<br />
Eine wichtige Kennzahl, die <strong>Sie</strong> kennen sollten, ist die<br />
durchschnittliche Lagerdauer. <strong>Sie</strong> gibt an, wie häufig <strong>sich</strong> Ihr<br />
Lager dreht. Ein Hebel kann es deshalb sein, diese Lagerdauer<br />
zu verkürzen <strong>und</strong> den Warenumschlag zu erhöhen. Das Kapital<br />
wird so weniger geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann besser fließen. Optimieren<br />
<strong>Sie</strong> Ihre Einkaufspolitik <strong>und</strong> damit Ihre Lagerhaltung<br />
anhand von Erfahrungswerten.<br />
6Konsequent reklamieren<br />
Leider immer <strong>noch</strong> nicht oft genug wird mangelhafte<br />
Ware reklamiert. Dies führt dazu, dass georderte Artikel<br />
von vorneherein nicht oder nicht in vollem Umfang<br />
abgesetzt werden können, den<strong>noch</strong> voll bezahlt werden. Abhilfe<br />
schafft eine konsequente Wareneingangskontrolle <strong>und</strong> eine<br />
entsprechende Schulung der verantwortlichen Mitarbeiter. Wer<br />
nicht weiß, wann tropische Früchte reif sind <strong>und</strong> wann nicht oder<br />
überreif, wird die Entscheidung zur Reklamation nicht treffen<br />
können <strong>und</strong> vielleicht Ware annehmen, die er besser hätte zurückgehen<br />
lassen. Einige Stichworte: Komplette Dokumentation (Lieferscheine,<br />
Rechnungen), Prüfung <strong>und</strong> Abgleich auf Menge <strong>und</strong><br />
Qualität, Protokollieren des Wareneingangs, Lieferantenkontrolle<br />
<strong>und</strong> gegebenenfalls Einleiten von Maßnahmen zur QS-Verbesserung<br />
bis hin zum Lieferantenwechsel.<br />
7Auszahlungen verzögern<br />
Prüfen <strong>Sie</strong> die Möglichkeit, ihre Liquidität zu schonen,<br />
indem <strong>Sie</strong> Auszahlungen zeitlich verzögern<br />
bzw. in Raten vornehmen. Je nach Marktmacht kann<br />
es eine Möglichkeit sein, mit Ihren Lieferanten längere Zahlungsziele<br />
auszuhandeln. Im Idealfall lässt <strong>sich</strong> die eingekaufte<br />
Ware schneller verkaufen, als sie bezahlt werden muss, <strong>und</strong> es<br />
entsteht ein Liquiditätsspielraum. Eine weitere Möglichkeit besteht<br />
darin, geplante Investitionen zu verschieben <strong>und</strong> damit<br />
kurzfristig die Liquidität zu erhöhen.<br />
8Einzahlungen beschleunigen<br />
Der überwiegende Großteil der Einnahmen im stationären<br />
Handel wird täglich am Point of Sale erzielt.<br />
Bezahlt werden kann auf unterschiedliche Weise,<br />
üblich sind die Barzahlung oder das EC-Lastschriftverfahren,<br />
bisweilen auch die Kreditkartenzahlung. Entsprechend können<br />
<strong>Sie</strong> zur Erhöhung Ihrer Liquidität darauf setzen, die Zeit vom<br />
Geldeingang bis zur Verbuchung auf Ihrem Konto zu beschleunigen.<br />
Ein effektives <strong>und</strong> kostengünstiges Bargeldhandling ist<br />
hierfür unverzichtbar. Für Geschäftsprozesse, in denen <strong>Sie</strong> selbst<br />
Dienstleistungen für andere Abnehmer erbringen, empfiehlt<br />
<strong>sich</strong> eine Optimierung Ihres Mahnwesens, das eine fre<strong>und</strong>liche,<br />
aber den<strong>noch</strong> klare Zeitfolge mit Mahnstufen vorsieht.<br />
9Skonto oder Lieferantenkredit?<br />
Die Auszahlungen lassen <strong>sich</strong> verringern, indem Ihr<br />
Handelsbetrieb bessere Konditionen bei den Lieferanten<br />
erhält. Dazu zählen Skonti <strong>und</strong> Rabatte.<br />
Insbesondere kleinere Läden beklagen häufig, dass sie gegenüber<br />
größeren Abnehmern im Nachteil seien, da diese größere<br />
Mengen orderten <strong>und</strong> damit höhere Rabatte bekämen. Dieser<br />
strukturelle Nachteil lässt <strong>sich</strong> eigentlich nur durch Einkaufsgemeinschaften<br />
verringern. Doch auch ohne Einkaufsverb<strong>und</strong> ist<br />
es sinnvoll, den effektiven Jahreszinssatz auszurechnen. Unter<br />
Umständen kann dies bedeuten, dass das Überziehen des Kontokorrentkredites<br />
zur Finanzierung des Skontos wirtschaftlicher<br />
ist als die Inanspruchnahme des Lieferantenkredits, mit dem die<br />
Vorräte zwar vorfinanziert werden, aber um den Preis eines höheren<br />
Effektivzinssatzes.<br />
10<br />
Um Aufschub bitten<br />
Zehn Tipps Finanzen���� MANAGEMENT<br />
Wenn alles nichts mehr hilft: Sprechen <strong>Sie</strong><br />
mit Ihren Lieferanten darüber, wie <strong>Sie</strong> einen<br />
Zahlungsaufschub erhalten können, z.B. in-<br />
dem das Zahlungsziel verlängert wird, oder wie Zahlungen z.B.<br />
zinslos gest<strong>und</strong>et werden können. Formulieren <strong>Sie</strong> Ihre Bitte<br />
glaubhaft, aber optimistisch <strong>und</strong> erinnern <strong>Sie</strong> an die partnerschaftliche<br />
Bewältigung von Problemen. Ihr Lieferant wird in<br />
der Regel ein Interesse daran <strong>haben</strong>, insbesondere länger bestehende<br />
Geschäftsbeziehungen aufrecht zu erhalten.<br />
Karsten Runge<br />
08/2011 37
MANAGEMENT���� Zehn Tipps Betriebsführung<br />
38 08/2011<br />
Risiko minimieren<br />
Hygiene ist im Umgang mit Lebensmitteln ein essentielles Thema. Fehlerhaftes<br />
Verhalten kann hier verheerende Folgen sowohl für die Mitarbeiter<br />
selbst, als auch für die K<strong>und</strong>en <strong>haben</strong>. Sorgen <strong>Sie</strong> mit richtiger Schulung<br />
<strong>und</strong> Kommunikation für ein hohes Verantwortungsbewusstsein Ihres Teams.<br />
1Vorschriften kennen<br />
Für alle Lebensmittelbetriebe gilt die 2006 in<br />
Kraft getretene EU-Hygieneverordnung, mit<br />
der die Lebensmittel<strong>sich</strong>erheit gewährleistet<br />
werden soll. Das damit verb<strong>und</strong>ene HACCP-Konzept<br />
(Hazard Analysis and Critical Control Point) ist eine<br />
Ergänzung zur Eigenkontrolle eines Unternehmens. In<br />
sieben Gr<strong>und</strong>sätzen legt es Risikoidentifizierung sowie<br />
Festlegung <strong>und</strong> Umsetzung von Maßnahmen zur Lebensmittel<strong>sich</strong>erheit<br />
fest. Teil des Konzeptes ist eine genaue<br />
Dokumentation aller hygiene-bezogenen Vorgänge<br />
zum Nachweis der notwendigen Leistungen.<br />
2Aktualität erkennen<br />
Das Thema Hygiene rückt in der Lebensmittelbranche<br />
immer weiter in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Diverse Lebensmittelskandale <strong>haben</strong><br />
die Sinne der Verbraucher für Risiken der alltäglichen<br />
Einkäufe geschärft. Ist die Verkaufsfläche dreckig oder<br />
machen Verkäufer einen ungepflegten Eindruck, dann<br />
ziehen viele K<strong>und</strong>en daraus Rückschlüsse auf die Qualität<br />
der Ware. Besonders an Ihrer Käse-, Fleisch- oder<br />
Brottheke muss die Hygiene im Vordergr<strong>und</strong> stehen. Der<br />
Beschluss zur Einführung einer Hygiene-Ampel zeigt<br />
einmal mehr, wie aktuell das Thema in Deutschland ist.<br />
In gastronomischen Betrieben wird die einwandfreie<br />
Einhaltung der Hygiene-Vorschriften in Zukunft über<br />
die Existenzfähigkeit entscheiden.<br />
3Personal sensibilisieren<br />
Der einwandfreie Umgang mit den Lebensmitteln<br />
hängt von ihren Mitarbeitern ab. Setzen<br />
<strong>Sie</strong> die richtige hygienische Handhabe<br />
nicht als Selbstverständlichkeit voraus, sondern schaffen<br />
<strong>Sie</strong> mit entsprechenden Schulungen für jeden Mitarbeiter<br />
die fachliche Gr<strong>und</strong>lage. Da <strong>Sie</strong> die Umsetzung nicht<br />
permanent kontrollieren können, müssen <strong>Sie</strong> bei Ihrem<br />
Team ein klares Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig<br />
die Hygiene-Aspekte ihres Berufes sind. Auch zu hektischen<br />
Stoßzeiten im Laden-Alltag dürfen die nötigen<br />
Foto: Pixelio.de / Uta Herbert<br />
Vorkehrungen <strong>kein</strong>esfalls zu kurz kommen. Machen <strong>Sie</strong><br />
Ihren Mitarbeitern klar, wie schnell <strong>sich</strong> bei Missachtung<br />
der Vorschriften Keime <strong>und</strong> Bakterien übertragen<br />
lassen, die anschließend zu Krankheiten führen<br />
können.<br />
4Hygiene beginnt im Kleinen<br />
Legen <strong>Sie</strong> fest, dass alle Mitarbeiter ihre<br />
Fingernägel kurz tragen. Lange Fingernägel<br />
stellen ein größeres Risiko für Verunreinigungen<br />
<strong>und</strong> damit für Keime dar. Das regelmäßige<br />
Händewaschen muss absolute Selbstverständlichkeit<br />
für alle Mitarbeiter sein: Besonders ist darauf vor Beginn<br />
der Arbeit, nach jeder Toilettenbenutzung, nach<br />
jedem Kontakt mit rohem Fleisch, Fisch oder nach einer<br />
Schicht an der Kasse zu achten. Schreiben <strong>Sie</strong> auch die<br />
Desinfektion der Hände, zum Beispiel nach Kontakt mit<br />
Abfällen, vor. Diese sollte nach einer gründlichen Handwäsche<br />
erfolgen. Nach dem Waschen müssen die Hände<br />
auch sorgfältig getrocknet werden, da feuchte Hände<br />
die Vermehrung von Bakterien fördern.
5Mit Checklisten arbeiten<br />
Setzen <strong>Sie</strong> zur Unterstützung <strong>und</strong> Kontrolle der<br />
täglichen Hygiene-Vorgänge Checklisten <strong>und</strong><br />
Merkzettel ein. Protokollieren <strong>Sie</strong> regelmäßig<br />
Ihre Beobachtungen bezüglich der Personalhygiene. Notieren<br />
<strong>Sie</strong> Schwachstellen, Versäumnisse der Vorschriften<br />
oder Mängel in der Ausführung. So behalten <strong>Sie</strong> den Überblick<br />
<strong>und</strong> können gegebenenfalls schnell, mit Mitarbeitergesprächen<br />
oder notwendigen Schulungen, reagieren.<br />
6Auf Handschuhe verzichten<br />
Das Tragen von Einmalhandschuhen an der<br />
Frischtheke wurde mehrfach von Experten<br />
diskutiert. Zwar erscheint der Gebrauch auf<br />
den ersten Blick hygienischer, Studien belegen allerdings,<br />
dass <strong>sich</strong> auf der Handschuhfläche ebenso schnell Keime<br />
anlagern wie auf einer Handfläche. Daraus folgt, dass<br />
Handschuhe sehr häufig gewechselt werden müssen. Dies<br />
verursacht zum einen viel Müll <strong>und</strong> erhöht zum anderen<br />
auch den Zeitaufwand. Der Mitarbeiter hat durch das<br />
Tragen der Handschuhe zudem automatisch das Gefühl,<br />
hygienischer zu arbeiten <strong>und</strong> wechselt die Handschuhe<br />
tendenziell zu selten. Bei der Arbeit ohne Handschuhe<br />
hingegen wächst das Bedürfnis, die Hygiene zu erhöhen,<br />
was zu häufigerem Händewaschen führt. Ein weiterer<br />
Nachteil der Handschuhe ist das starke Schwitzen der<br />
Hände, was die Bakterien-Produktion anregt; das Tragen<br />
der Handschuhe kann zudem schnell zu Allergien <strong>und</strong><br />
Hauterkrankungen führen. Die Berufsgenossenschaft<br />
Handel <strong>und</strong> Warendistribution (BGHW) hat gemeinsam<br />
mit der Fleischerei-Berufsgenossenschaft (FBG) <strong>und</strong><br />
dem berufsgenossenschaftlichen Institut für Arbeitsschutz<br />
(BGIA) in einer Studie herausgef<strong>und</strong>en, dass das<br />
Tragen von Handschuhen an Frischtheken nicht zu einer<br />
Verbesserung der Hygiene beiträgt (siehe www.bghw.de).<br />
Da der Gebrauch von Handschuhen an Fleischtheken<br />
vielen K<strong>und</strong>en das Gefühl einer besonders <strong>sich</strong>eren Hygiene<br />
gibt, ist hier die passende K<strong>und</strong>enkommunikation<br />
gefragt, um den Verzicht zu erklären.<br />
7Flächen reinigen<br />
Nicht nur der Mitarbeiter selbst ist ein potenzieller<br />
Keim-Träger. An der Frischtheke sind<br />
Arbeitsgeräte wie Messer, Schneidemaschinen<br />
oder Besteck, die direkt mit dem Lebensmittel in Berührung<br />
kommen, Gefahrenquellen. Vermitteln <strong>Sie</strong> Ihren<br />
Mitarbeitern ein Gespür dafür, wie häufig diese Geräte zu<br />
reinigen sind. Neben den ges<strong>und</strong>heitlichen Risiken, ist es<br />
auch unappetitlich, wenn <strong>sich</strong> am Messer <strong>noch</strong> die Reste<br />
des vorher bearbeiteten Fleischstückes befinden. Beispielsweise<br />
können <strong>sich</strong> nach dem Schneiden eines Nussbrotes<br />
Zehn Tipps Betriebsführung ��� MANAGEMENT<br />
auch Allergene an einem Messer befinden, die dann auf das<br />
nächste Brot <strong>und</strong> damit an einen K<strong>und</strong>en weitergegeben<br />
werden.<br />
8Achtung Eier!<br />
Manchen Lebensmitteln muss bezüglich Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Hygiene mehr Aufmerksamkeit<br />
geschenkt werden als anderen. Dazu gehören<br />
zum Beispiel Eier, da sie Salmonellen übertragen können.<br />
Machen <strong>Sie</strong> Ihre Mitarbeiter auf diese potenzielle Gefahrenquelle<br />
aufmerksam. Salmonellen können <strong>sich</strong> sowohl<br />
auf der Eierschale als auch im Ei befinden. Mitarbeiter<br />
müssen daher sowohl nach Zubereitung einer Speise mit<br />
rohen Eiern, als auch nach Einsortieren der Eier in Kartons<br />
gründlich die Hände waschen. Daneben sollten auch alle<br />
Gegenstände oder andere Lebensmittel, die mit Eiern in<br />
Kontakt waren, gereinigt <strong>und</strong> desinfiziert werden. Weisen<br />
<strong>Sie</strong> an, dass leere Eierkartons gesondert <strong>und</strong> fern anderer<br />
Lebensmittel aufbewahrt werden. Erstellen <strong>Sie</strong> eine Hygiene-Checkliste<br />
r<strong>und</strong> um das �ema Ei <strong>und</strong> hängen <strong>Sie</strong> diese<br />
beispielsweise im Lager oder Personalraum auf.<br />
9Achtung Fisch!<br />
Auch die Arbeit an der Fischtheke verlangt<br />
besondere Sorgfalt bei der Hygiene, da rohes<br />
Fischfleisch sehr empfindlich <strong>und</strong> leicht verderblich<br />
ist. Ihre Mitarbeiter müssen die Qualität des<br />
Fisches beurteilen können, um Risiken zu vermeiden.<br />
Arbeitsflächen müssen hier sehr häufig gereinigt werden,<br />
auch das Tauwasser ist eine Gefahrenquelle, die nicht mit<br />
anderen Lebensmitteln in Kontakt treten darf. Nach jedem<br />
Kontakt mit Fisch oder dessen Tauwasser muss der Mitarbeiter<br />
<strong>sich</strong> die Hände waschen. Fischabfälle müssen sofort<br />
in einen gesonderten Raum gebracht werden.<br />
10<br />
Krankheiten ernst nehmen<br />
Ist ein Mitarbeiter beispielsweise an<br />
einem Magen-Darm-Virus oder einer<br />
Erkältung erkrankt, besteht die Gefahr,<br />
dass die Keime auf Lebensmittel übertragen werden. Verbieten<br />
<strong>Sie</strong> in diesem Fall den Umgang mit Lebensmitteln.<br />
Auch bei W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Hautinfektionen ist Vor<strong>sich</strong>t geboten.<br />
Lassen <strong>Sie</strong> die Berührung von Lebensmitteln in diesem<br />
Fall, wenn überhaupt, nur bei einwandfreier Abdeckung<br />
zu. Erklären <strong>Sie</strong> Ihren Mitarbeitern, in welchen Fällen sie<br />
vernünftigerweise den Kontakt zu Lebensmitteln meiden<br />
sollten.<br />
Hendrike Klein<br />
Für weitere Informationen: www.muenchen.ihk.de,<br />
www.haccp.de, www.bghw.de<br />
08/2011 39
MANAGEMENT���� Recht & Geld<br />
Videobeweis<br />
nicht zulässig<br />
Wer als Arbeitgeber das Fehlverhalten<br />
von Mitarbeitern<br />
mit Hilfe heimlich angefertigter Videoaufzeichnungen<br />
belegen will, muss<br />
damit rechnen, dass diese Beweise<br />
vor Gericht nicht zählen. Im aktuellen<br />
Fall vor dem Arbeitsgericht Düsseldorf<br />
waren zwei Kündigungsklagen<br />
von Mitarbeitern im Ausschank eines<br />
Düsseldorfer Brauhauses erfolgreich<br />
(11 Ca 7326/10 <strong>und</strong> 9 BV 183/10).<br />
Wie das Arbeitsgericht mitteilte, warf<br />
der Arbeitgeber in beiden Verfahren<br />
den Arbeitnehmern vor, die ausgeschenkten<br />
Biere nicht korrekt abgerechnet<br />
zu <strong>haben</strong>. Zum Beweis seiner<br />
Behauptung berief er <strong>sich</strong> auf heimlich<br />
gemachte Videoaufzeichnungen.<br />
In beiden Fällen verwertete das Gericht<br />
den Videobeweis nicht. Die zuständigen<br />
Kammern entschieden,<br />
dass nicht jeder pauschale Verdacht<br />
auf Unterschlagung eine heimliche<br />
Videoüberwachung durch den Arbeitgeber<br />
rechtfertige. Erst wenn der<br />
Arbeitgeber aufgr<strong>und</strong> tatsächlicher,<br />
nachprüfbarer Anhaltspunkte seinen<br />
Verdacht auf bestimmte Personen<br />
sowie eine bestimmte Tat konkretisieren<br />
könne, komme nach umfassender<br />
Interessenabwägung eine heimliche<br />
Überwachung des Arbeitsplatzes in<br />
Betracht.<br />
Kündigung wegen<br />
Manipulation<br />
Wer als Arbeitnehmer systematisch<br />
Zeiterfassungsdaten manipuliert,<br />
verletzt in schwerwiegender<br />
Weise arbeitsvertragliche Pflichten.<br />
Derartige Handlungen sind für den<br />
Arbeitgeber gr<strong>und</strong>sätzlich dazu geeignet,<br />
eine fristlose Kündigung zu rechtfertigen.<br />
Dies hat das Landesarbeitsgericht<br />
Schleswig-Holstein nach eigenen<br />
Angaben mit Urteil vom 29.03.2011<br />
entschieden (Az.: 2 Sa 533/10).<br />
40 08/2011<br />
Ampel soll<br />
Mängel zeigen<br />
Die Verbraucherschutzminister<br />
der<br />
B<strong>und</strong>esländer <strong>haben</strong> <strong>sich</strong> auf die<br />
Einführung eines Kontrollbarometers<br />
geeinigt, mit dem Restaurantbesucher<br />
am Eingang die Sauberkeit<br />
des Lokals erkennen können. Die<br />
Pläne sehen nach Information der<br />
Nachrichtenagentur dpa eine Farbskala<br />
mit fließenden Übergängen<br />
vor, auf der ein Pfeil die Bewertung<br />
des Restaurants anzeigt. Grün steht<br />
dabei für <strong>kein</strong>e Bedenken, Gelb für<br />
mittlere <strong>und</strong> Rot für schwerwiegende<br />
Beanstandungen. Als nächstes soll<br />
die B<strong>und</strong>esregierung eine Gesetzesgr<strong>und</strong>lage<br />
für das Kennzeichnungs-<br />
System erarbeiten. Nach Willen der<br />
Verbraucherminister werden die<br />
ersten Ampeln ab Anfang 2012 an<br />
Gaststätten hängen. Später sollen<br />
Bäcker, Fleischer, Lebensmittelhändler,<br />
Großküchen <strong>und</strong> Wochenmärkte<br />
stufenweise folgen.<br />
Foto: NRW-Verbraucherschutzministerium<br />
Kommentar<br />
Mögliche Wettbewerbsverzerrungen<br />
Die Idee, dem Verbraucher Hygienezustände<br />
in Betrieben mittels einer Ampel näher<br />
zu bringen, ist ein guter Ansatz. Im Nachbarland<br />
Dänemark sind mit dieser Form der Beurteilung<br />
Erfolge zu beobachten. Vor allem die Umsetzung<br />
dieser Idee sollte für Kopfzerbrechen bei den<br />
Gesetzgebern sorgen: B<strong>und</strong>esweit gibt es zurzeit<br />
2.500 Lebensmittelkontrolleure, mindestens 1.200<br />
mehr wären nötig, sagen Experten. Nicht jeder<br />
Betrieb kann zur rechten Zeit kontrolliert werden.<br />
Dadurch könnte die Ampel die Realität verzerren.<br />
Außerdem gibt es schon festgelegte Hygienestandards.<br />
Die Verstöße würden wegen der fehlenden<br />
Arbeitnehmer darf<br />
Missstände mahnen<br />
Kritik am Arbeitgeber kann unter gewissen<br />
Umständen auch öffentlich<br />
geäußert werden. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof<br />
in Straßburg hat<br />
jetzt einer Altenpflegerin Recht gegeben,<br />
der wegen ihrer Kritik an den Zuständen<br />
in einem Heim fristlos gekündigt worden<br />
war. Dies berichtete die „Süddeutsche<br />
Zeitung“. Die Frau hatte 2004 Strafanzeige<br />
gegen ihren Arbeitgeber gestellt,<br />
nachdem frühere Beschwerden über die<br />
unzureichende Personalausstattung <strong>und</strong><br />
mangelhafte Pflegestandards fruchtlos<br />
geblieben waren. Damit sei gegen das<br />
Gr<strong>und</strong>recht auf Meinungsfreiheit verstoßen<br />
worden, so das Gericht. Die Altenpflegerin<br />
habe nicht wissentlich oder<br />
leichtfertig falsche Angaben gemacht.<br />
Außerdem sei Ihre Kritik sei auch vom<br />
Medizinischen Dienst der Krankenkassen<br />
bestätigt worden. Das öffentliche<br />
Interesse an Informationen über Mängel<br />
in der Altenpflege sei so wichtig, dass<br />
es gegenüber den Interessen des Unternehmens<br />
überwiege. Das Urteil ist <strong>noch</strong><br />
nicht rechtskräftig.<br />
Kontrolleure nicht immer auffliegen, geschweige denn geahndet werden.<br />
Mögliche Wettbewerbsverzerrungen müssen daher beachtet werden.<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Jens Hertling, Redakteur<br />
der <strong>BIOwelt</strong> <strong>und</strong> Chefredakteur<br />
der Recht
Neue Empfehlungen zur EC-Kartenzahlung<br />
Die Datenschutzbehörden von Bayern, Hessen <strong>und</strong> Nordrhein-Westfalen empfehlen<br />
EC-Karten-Betreibern auch im Lebensmittelhandel die Einhaltung<br />
strengerer Datenschutzrichtlinien. Nach einem Bericht des Norddeutschen R<strong>und</strong>funks<br />
soll die Speicherfrist, mit der Informationen wie Angaben zum Kaufbetrag,<br />
zur Kontummer, zum Ort <strong>und</strong> Zeitpunkt des Einkaufs künftig nicht mehr bis zu<br />
einem Jahr betragen, sondern nur <strong>noch</strong> auf wenige Tage bis maximal zwei Wochen<br />
reduziert werden. Die Aufbewahrung zusätzlicher Informationen soll nicht mehr<br />
generell zulässig sein, sondern nur <strong>noch</strong> „ausschließlich zur Missbrauchsbekämpfung“.<br />
Zudem müssen Unternehmen ihre K<strong>und</strong>en über dieses Verfahren informieren.<br />
Das Informationsportal „finanznachrichten.info“ verweist allerdings darauf,<br />
dass der Handel an diese neuen Mindeststandards nicht geb<strong>und</strong>en sei, da es <strong>sich</strong><br />
lediglich um eine Empfehlungen der Datenschützer handele. Dies könne <strong>sich</strong> aber<br />
ändern, sobald einem Unternehmen die Datenweitergabe der K<strong>und</strong>en tatsächlich<br />
nachgewiesen würde. Eine b<strong>und</strong>esweite Einigung aller Datenschützer der Länder<br />
war an strengeren Plänen einzelner Behörden gescheitert.<br />
Paypal zieht es in den stationären Handel<br />
Der Internet-Bezahldienst Paypal überlegt offenbar,<br />
seine Dienste auch im stationären Handel anzubieten.<br />
Von entsprechenden Überlegungen berichtet jetzt<br />
die „Wirtschaftswoche“ unter Berufung auf den Deutschlandchef<br />
von Paypal, Arnulf Keese. Zwar werde Paypal<br />
wohl <strong>kein</strong>e Bezahlterminals in den Läden aufstellen, so<br />
Keese. Er brachte jedoch Smartphones wie das Iphone<br />
von Apple als mobile Zahlungsterminals ins Gespräch.<br />
Seit März 2011 bietet Paypal auch in Deutschland eine<br />
Smartphone-App an, mit der Online-Einkäufe bezahlt<br />
werden können. In den USA wurden über den Bezahldienst<br />
der Ebay-Tochter 2010 Transaktionen in Höhe von<br />
r<strong>und</strong> 750 Mio. US-Dollar abgewickelt.<br />
Paypal-Chef Arnulf<br />
Keese sucht neue<br />
Vertriebsmodelle.<br />
Elena wird eingestellt. Das B<strong>und</strong>eswirtschaftsministerium <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esarbeitsministerium<br />
<strong>haben</strong> <strong>sich</strong> nach Überprüfung des ELENA-Verfahrens<br />
verständigt, das Verfahren einzustellen. Gr<strong>und</strong> sei die fehlende Verbreitung<br />
der elektronischen Signatur. Untersuchungen hätten jetzt gezeigt, dass <strong>sich</strong><br />
dieser Sicherheitsstandard, der für das ELENA-Verfahren datenschutzrechtlich<br />
geboten ist, trotz aller Bemühungen in Zukunft nicht flächendeckend verbreiten<br />
wird. Mit dem Programm sollten Einkommensnachweise elektronisch<br />
übermittelt werden. +++ Pause mehrfach überzogen: Kündigung.<br />
Die Richter des Hessischen Landesarbeitsgerichts gaben jetzt einem Flug<strong>sich</strong>erungsunternehmen<br />
Recht, das einen Fluglotsen gekündigt hatte (LAG, Az.:<br />
8 Sa 492/10). Das berichtet die „Allgemeine Zeitung“. Videoaufzeichnungen<br />
hatten dem Mann nachgewiesen, dass er im Spätsommer 2009 seine Pausen in<br />
vier Nächten um teilweise über eine St<strong>und</strong>e überzogen hatte.<br />
Foto: Paypal<br />
Alle Angaben ohne Gewähr.<br />
Anzeige
KOSMETIK���� Nachrichten<br />
Farfalla kooperiert<br />
mit Bio Partner<br />
Der Schweizer Naturkosmetikanbieter<br />
Farfalla Essentials<br />
ist zum 1.7.2011 eine Kooperation<br />
mit dem Großhändler Bio Partner<br />
Schweiz eingegangen. Wie die<br />
Unternehmen meldeten, wollte<br />
man mit dieser Zusammenarbeit<br />
„auf die immer größer werdende<br />
Nachfrage der K<strong>und</strong>en nach<br />
Schweizer Produkten“ reagieren.<br />
Durch die Kooperation profitiere<br />
der Fachhandel nunmehr von einer<br />
modernen Bestellabwicklung<br />
<strong>und</strong> einen schnellen Lieferservice.<br />
Die Zusammenarbeit gilt für den<br />
Bio- <strong>und</strong> Reformfachhandel sowie<br />
den Drogeriefachhandel. Die Bio<br />
Partner AG enstand 2007 aus der<br />
Fusion dreier Großhändler <strong>und</strong><br />
sieht <strong>sich</strong> in diesem Bereich heute<br />
als Schweizer Marktführer. Der<br />
Jahresumsatz beträgt r<strong>und</strong> 85 Mio.<br />
CHF (etwa 74 Mio. Euro).<br />
Rossmann listet<br />
Lavera-Produkte ein<br />
Die Erschließung des Drogeriemarktes<br />
durch Traditionshersteller<br />
der Naturkosmetik geht<br />
weiter. Aktuelles Beispiel ist Rossmann.<br />
Wie der Naturkosmetik-<br />
Hersteller Laverana bekanntgab,<br />
hat der Drogeriemarkt-Filialist seit<br />
Ende Mai 2011 Teilsortimente mit<br />
Referenzen aus den Serien Lavera<br />
Basis Sensitiv, Body Spa <strong>und</strong> Sun<br />
Sensitiv gelistet. Damit folgt die<br />
Drogeriemarktkette den Wettbewerbern<br />
dm <strong>und</strong> Budnikowsky, die<br />
bereits Produkte der Marke Lavera<br />
im Sortiment führen. Für Laverana<br />
bedeutet die Einlistung wiederum<br />
eine weitere Ausdehnung des Vertriebsnetzes.<br />
Anfang April 2009<br />
waren erste Lavera-Produkte auch<br />
beim Drogeriemarkt dm gelistet<br />
worden.<br />
42 08/2011<br />
Weleda: Wechselkurseffekte<br />
belasteten Ergebnis auch 2010<br />
Der Arzneimittel- <strong>und</strong> Naturkosmetikhersteller<br />
Weleda hat<br />
auch im Geschäftsjahr 2010 unter<br />
der hohen Bewertung der Währung<br />
Schweizer Franken (CHF) gelitten.<br />
Wie aus dem Konzernbericht<br />
für 2010 hervorgeht, konnte der<br />
Gruppen-Umsatz kursbereinigt um<br />
11,1% auf 385,3 Mio. CHF (umgerechnet<br />
308,2 Mio. Euro) gesteigert<br />
werden. Aufgr<strong>und</strong> der Währungseffekte<br />
blieb in Schweizer Franken<br />
jedoch am Ende ein Minus von 3,5% stehen. Hintergr<strong>und</strong>: R<strong>und</strong> drei Viertel<br />
des Weleda-Umsatzes werden außerhalb der Schweiz generiert, nur 11% bei<br />
den Eidgenossen. Unter dem Strich stand ein Jahresverlust von 4,7 Mio. CHF<br />
(umgerechnet r<strong>und</strong> -3,8 Mio. Euro). Der Verlustvortrag erhöhte <strong>sich</strong> damit auf<br />
10,4 Mio. CHF. Das Eigenkapital verringerte <strong>sich</strong> um fast 11% von 118,1 Mio.<br />
CHF (r<strong>und</strong> 79,7 Mio. Euro) auf 105,5 Mio. CHF (84,4 Mio. Euro). Aufgr<strong>und</strong> des<br />
negativen Ergebnisses wurde 2010 auf eine Dividendenausschüttung verzichtet.<br />
72% der Erlöse wurden bei Weleda in der Naturkosmetiksparte erzielt, 28%<br />
mit Arzneimitteln. Damit stieg der Kosmetikanteil im Vergleich zum Vorjahr<br />
weiter an. Im Geschäftsfeld Naturkosmetik legte Weleda um 14,8% zu. Zu den<br />
wesentlichen Wachstumstreibern zählte das Unternehmen die Einführung der<br />
neuen Granatapfel-Ge<strong>sich</strong>tspflege sowie den Relaunch der bestehenden Ge<strong>sich</strong>tspflegelinien.<br />
Wala: Vertrieb in<br />
Österreich eröffnet<br />
Der Naturkosmetikhersteller<br />
Wala hat für seine Marke Dr.<br />
Hauschka Kosmetik eine neue Gesellschaft<br />
Wala Austria GmbH gegründet.<br />
Wie das Unternehmen<br />
mitteilte, soll dadurch ein besserer<br />
Zugang zum Hauschka-Sortiment<br />
<strong>und</strong> die persönliche Beratung vor<br />
Ort <strong>sich</strong>ergestellt werden. Die neue<br />
Gesellschaft hat ihren Sitz in Wien.<br />
Dr. Hauschka kehrt damit gleichsam<br />
zu seinen Wurzeln zurück,<br />
denn die Kosmetikmarke wurde<br />
1967 von der gebürtigen Wienerin<br />
Elisabeth Sigm<strong>und</strong> entwickelt, die<br />
mit den neuen Produkten die Haut<br />
als ganzheitliches Organ ansprechen<br />
<strong>und</strong> die Eigenaktivität der Haut anregen<br />
wollte.<br />
Foto: Weleda<br />
Der Firmensitz von Weleda in Arlesheim<br />
(Schweiz).<br />
Beauty & Nature:<br />
Shop-in-Shop<br />
Die Biodrogeriekette Beauty & Nature<br />
der Biogarten-Gründerin<br />
Roswitha Weber hat am 30.6.2011 in Erlangen<br />
eine weitere Filiale eröffnet. Wie<br />
das Unternehmen mitteilte, wurde der<br />
Standort als Shop-in-Shop in der neuen<br />
Filiale des regionalen Biosupermarkt-<br />
Betreibers Ebl im Campus Röthelheimpark<br />
realisiert. Mit dabei sein wird ab<br />
September 2011 auch ein Bereich mit<br />
Behandlungskabinen. Beauty & Nature<br />
betreibt derzeit drei Filialen in München,<br />
Erlangen <strong>und</strong> Leipzig. Zuletzt<br />
wurde ein Standort in Kooperation mit<br />
dem Biosupermarkt Biomare in Leipzig<br />
eröffnet. Ebl ist mittlerweile mit 18<br />
Standorten in Franken einer der größten<br />
regionalen Biosupermarkt-Filialisten<br />
in Deutschland.
Ökomonitoring Baden-Württemberg<br />
testet erstmals auch Naturkosmetik<br />
Das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium hat in seinem<br />
Ökomonitoring im Jahr 2010 erstmals auch Naturkosmetikprodukte untersucht.<br />
Wie aus dem Bericht hervorgeht, der jetzt erschienen ist, wurden insgesamt<br />
34 Proben in diesem Bereich genommen <strong>und</strong> ausgewertet. Trotz einiger<br />
Beanstandungen sei das Ergebnis erfreulich ausgefallen. Bis auf drei Ausnahmen,<br />
bei denen nicht zulässige Konservierungsstoffe gef<strong>und</strong>en wurden, seien die Produkte<br />
nicht zu beanstanden gewesen. Auffallend sei jedoch, dass Seifenprodukte<br />
kleinerer Hersteller bisweilen nicht hinreichend gekennzeichnet seien. Beispielsweise<br />
würden allergene Duftstoffe nicht deklariert oder unzulässige Werbeaussagen<br />
gemacht. Insgesamt sieht das<br />
Monitoring einen Trend zur Angabe<br />
„ohne Konservierungsstoffe“, da die<br />
Werbung offenbar verkaufsfördernd<br />
sei. Häufig würden Stoffe verwendet,<br />
die zwar auch antimikrobielle Eigenschaften<br />
hätten, jedoch nach der<br />
Kosmetik-Verordnung nicht als Konservierungsstoffe<br />
eingestuft würden.<br />
Zur Verwendung kämen hier u.a.<br />
Silber <strong>und</strong> dessen Verbindungen wie<br />
Silberoxid <strong>und</strong> Silbercitrat.<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Wenig zu beanstanden hatte das badenwürttembergischeLandwirtschaftsministerium<br />
bei der getesteten Naturkosmetik.<br />
Nachrichten���� KOSMETIK<br />
Laverana: Werner<br />
Oelschlaeger geht<br />
Der langjährige Vertriebsleiter des<br />
Naturkosmetikherstellers Laverana,<br />
Werner Oelschlaeger, wird das Unternehmen<br />
auf eigenen Wunsch zum<br />
31.8.2011 verlassen. Dies teilte Laverana<br />
mit. Oelschlaeger war in den vergangenen<br />
14 Jahren für den Marktaufbau<br />
in Deutschland <strong>und</strong> Österreich verantwortlich<br />
<strong>und</strong> betreute als Vertriebsleiter<br />
auch den Exportbereich. Das Personalkarussell<br />
rotiert in der Naturkosmetikbranche<br />
derzeit offenbar stärker: Bereits Ende<br />
2010 hatte die langjährige Marketing<strong>und</strong><br />
Vertriebschefin von Wala, Katharina<br />
Hahlhege, das Unternehmen verlassen,<br />
sie arbeitet inzwischen im Marketing der<br />
GLS-Gemeinschaftsbank mit Sitz in Bochum.<br />
Ende Juli 2010 hatte auch Helmut<br />
Eiermann nach 22jähriger Tätigkeit als<br />
Geschäftsleitungsmitglied den Hersteller<br />
Börlind verlassen.<br />
Anzeige
KOSMETIK Inhaltsstoffe<br />
Foto: www.pixelio.de/Birgit H.<br />
44 08/2011<br />
Natürliche Haltbarkeit<br />
Konservierungsstoffe konventioneller Kosmetik stehen häufig<br />
in der Kritik. Wie Naturkosmetikhersteller ihre Produkte keimfrei<br />
herstellen <strong>und</strong> auf natürliche Weise deren Haltbarkeit garantieren,<br />
das muss vom Handel deutlich kommuniziert werden. Denn zu selten<br />
kommt der Mehrwert beim K<strong>und</strong>en an.<br />
Der Biofachhandel muss sein Naturkosmetiksortiment<br />
besser vermarkten, will er in Zukunft<br />
mit den anderen Vertriebswegen Schritt halten.<br />
Ein wichtiger Aspekt ist hier die K<strong>und</strong>enkommunikation<br />
– geschultes Personal kann die Vorteile der Produkte hervorheben.<br />
Das Bewusstsein das viele K<strong>und</strong>en für ges<strong>und</strong>e<br />
Lebensmittel entwickeln, muss im Biofachhandel auch auf<br />
Naturkosmetikprodukte übertragen werden. Die Risiken<br />
synthetischer Konservierungsstoffe, die zu den Hilfsstoffen<br />
eines Kosmetikproduktes zählen, <strong>haben</strong> bereits einen gewissen<br />
Bekanntheitsgrad. Daher bietet dieser Aspekt einen<br />
guten Einstieg, um auf die K<strong>und</strong>en zuzugehen. Gr<strong>und</strong>legend<br />
ist, dass die jeweilige Fachberaterin die möglichen Nachteile<br />
synthetischer Konserverierungsmittel kennt.<br />
Konservierungsstoffe mit Gefahrenpotenzial<br />
•Formaldehyde <strong>und</strong> -abspalter: <strong>haben</strong> toxische Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> können bei unsachgemäßer Verwendung<br />
zu Allergien, Haut- oder Atemwegsreizungen führen. Im<br />
schlimmsten Fall, bei ständiger Anwendung oder Einnahme,<br />
sind sie krebserregend. Als Inhaltsstoff von Kosmetika<br />
können sie vor allem Hautreizungen verursachen. Trotz<br />
großer Kritik nutzen <strong>noch</strong> viele Hersteller diese Substanzen<br />
als Konservierungsmittel. INCI-Liste: Imidazolidinyl-Urea,<br />
Diazolidinyl-Urea, Bronopol, 2-Bromo-2-Nitropropane-<br />
1,3-Diol, Bronidox, 5-Bromo-5-Nitro-1, 3-Dioxane, DMDM<br />
Hydantoin.<br />
• Östrogenaktive Konservierungsstoffe: Konservierungsmittel,<br />
die über die Haut in Blut <strong>und</strong> Organe eindringen <strong>und</strong>
dort weiterhin aktiv sind. <strong>Sie</strong> stehen im Verdacht, den Hormonhaushalt<br />
von Föten zu beeinträchtigen, östrogenaktiv<br />
zu sein <strong>und</strong> somit auch Krebserkrankungen zu fördern, zudem<br />
auf der Haut keimtötend zu wirken <strong>und</strong> die ursprüngliche<br />
Bakterienflora zu zerstören. Ihr schädlicher Einfluss<br />
durch die Verwendung in Kosmetik ist aber nicht <strong>sich</strong>er erwiesen.<br />
INCI-Liste: -paraben als Wortendung; zum Beispiel<br />
Methylparaben, Ethylparaben, Propylparaben...<br />
•Halogenorganische Konservierungsstoffe: vor allem<br />
Triclosan ist häufiger Bestandteil von Zahnpasta oder Deodorants.<br />
Es kann durch die Haut in den Körper eindringen,<br />
Krankheitskeime verbreiten <strong>und</strong> zum Beispiel die Leber<br />
schädigen. INCI-Liste: Triclosan, Iodopropynyl Butylcarbamate,<br />
Methylchloroisothiazolinone, Chloracetamide, Dichlorphenyl-Imidazoldioxolan<br />
Wachsam sein. Die Konservierung von Kosmetikprodukten<br />
verhindert deren Befall durch Mikroorganismen,<br />
wie Bakterien, Hefen oder Pilze, die beim Verbraucher<br />
Krankheiten verursachen können. Je mehr Wasser <strong>und</strong> zum<br />
Beispiel auch Eiweiße das Produkt enthält, desto leichter<br />
können Mikroorganismen <strong>sich</strong> darin ausbreiten. Laut der<br />
EU-Kosmetikverordnung sind r<strong>und</strong> 50 Konservierungsstoffe<br />
zugelassen, darunter hauptsächlich synthetisch hergestellte<br />
Stoffe. Daneben gibt es aber auch naturidentische<br />
Stoffe wie zum Beispiel Benzoesäure oder Sorbinsäure, die<br />
konservierende Eigenschaften <strong>haben</strong>. Auch ätherische Öle<br />
besitzen eine solche Wirkung. Während Naturkosmetikprodukte,<br />
die von den gängigen Kontrollorganen zertifiziert<br />
sind, in Studien <strong>und</strong> Tests in der Regel <strong>kein</strong>en Gr<strong>und</strong><br />
zur Beanstandung bieten, ist bei so genannten naturnahen<br />
Produkten oder solchen mit unbekannteren <strong>Sie</strong>geln Vor<strong>sich</strong>t<br />
geboten. Größere Naturkosmetikshops legen gerne<br />
ein breites Sortiment an, das auch nicht-zertifizierte Artikel<br />
enthält. Hier muss die Fachberaterin schon einen sehr<br />
detaillierten Überblick über die INCI-Listen <strong>haben</strong>, um<br />
K<strong>und</strong>en bezüglich der verwendeten Konservierungsstoffe<br />
optimal zu beraten. Das Ministerium für ländlichen Raum<br />
<strong>und</strong> Verbraucherschutz Baden-Württemberg entdeckte<br />
im Rahmen des Ökomonitoring 2010 beispielsweise Silbergehalte<br />
in einem Naturkosmetikprodukt, die nicht zugelassen<br />
sind. Das Lesen <strong>und</strong> Verstehen der INCI-Listen<br />
gehört demnach zu den wichtigsten Qualifikationen der<br />
Fachberatung.<br />
Innovativ sein. Naturkosmetikhersteller gehen für die<br />
Konservierung ihrer Produkte aufwändigere Wege als<br />
viele konventionelle Hersteller <strong>und</strong> erreichen damit häufig<br />
ges<strong>und</strong>heitlich risikofreiere Kosmetikprodukte. Das<br />
Naturkosmetikunternehmen Laverana nennt Vitamin C<br />
<strong>und</strong> Bienenwachs als Inhaltsstoffe, die konservierende Ei-<br />
Inhaltsstoffe KOSMETIK<br />
genschaften <strong>haben</strong>. Mit Bio-Alkohol werden zum Beispiel<br />
Sanddornfruchtfleisch die wichtigsten Wirkstoffe entzogen.<br />
Während die Extrakte reizlindernd wirken, sorgt der<br />
Alkoholanteil für eine natürliche Konservierung einiger<br />
Lavera-Produkte. Zudem nutzt der Hersteller ätherische<br />
Öle nicht nur für Duftkompositionen, sondern auch zur<br />
Konservierung.<br />
Das Naturkosmetikunternehmen Melvita konserviert beispielsweise<br />
hauptsächlich mit organischen Säuren. „Diese<br />
hemmen die Bakterienbildung im Produkt“, erklärt Brand<br />
Manager Mareike von Postel. „Zusätzlich nutzen wir den<br />
Einfluss der Wasseraktivität bei der Konservierung sowie<br />
ätherische Öle <strong>und</strong> Pflanzenextrakte, die eine wissenschaftlich<br />
erwiesene konservierende Wirkung <strong>haben</strong>.“<br />
Lange Haltbarkeit. Laut Gesetz müssen nicht angebrochene<br />
Kosmetikprodukte mindestens 30 Monate haltbar<br />
sein. Ein Produkt, dessen Haltbarkeit nur exakt diesen<br />
Zeitraum erfüllt, muss mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum<br />
versehen werden. Das Symbol mit dem geöffneten<br />
Cremetopf sagt dem Verbraucher, wie lange das Produkt<br />
nach dessen Öffnung verwendet werden kann. Melvita<br />
zum Beispiel garantiert eine Mindesthaltbarkeit von drei<br />
Jahren ab Produktionstag aller Produkte, mit wenigen<br />
Ausnahmen wie zum Beispiel dem empfindlichen Sonnenschutz.<br />
Nach Öffnung des Produktes empfehlen sie einen<br />
Verwendungszeitraum, der je nach Produkt zwischen drei<br />
<strong>und</strong> sechs Monaten liegt.<br />
Vorteilhafte Verpackungen. Nicht nur die Inhaltsstoffe<br />
<strong>und</strong> deren Zusammensetzung sind für die Haltbarkeit<br />
maßgeblich, auch die Form der Verpackung spielt hier<br />
eine große Rolle. Penible Hygiene <strong>und</strong> das Abfüllen unter<br />
Ausschluss von Sauerstoff können eine hohe Keimfreiheit<br />
gewährleisten. Lavera-Produkte sind zum Beispiel mit<br />
einem Alu-Frischesiegel, speziellen Sleeve-Verfahren oder<br />
Prellverschlüssen ausgestattet, um das Öffnen der Produkte<br />
vor dem Kauf zu verhindern.<br />
Produkte in Cremedosen sind besonders empfindlich, da<br />
das häufige Hineinfassen mit dem Finger Keime <strong>und</strong> Luft<br />
eindringen lässt. Vorteile hingegen <strong>haben</strong> Pumpsysteme<br />
oder bestimmte Tuben – verlässt die jeweilige Creme hier<br />
die Verpackung, so entstehen <strong>kein</strong>e hohlen Lufträume.<br />
Unter den so genannten Airless-Verpackungen gibt es<br />
mittlerweile verschiedenste Neuentwicklungen. Durch einen<br />
Spender kommen die Produkte nicht mit Sauerstoff in<br />
Verbindung <strong>und</strong> sind somit sehr gut vor Keimen <strong>und</strong> Bakterien<br />
geschützt. Ein weiterer Vorteil ist, dass <strong>kein</strong>e Reste<br />
für den Verbraucher unerreichbar in der Verpackung verbleiben.<br />
Hendrike Klein<br />
08/2011 45
KOSMETIK Kongress<br />
Abwärtstrend umkehren<br />
Gleich zu Beginn der Tagung stellten Christina Kötzle<br />
<strong>und</strong> Fabian Ganz von Biovista mit ihren neuesten<br />
Marktforschungszahlen klar, dass ein Strategiewechsel<br />
nötig ist. Will der Fachhandel in Zukunft erfolgreiche Naturkosmetikkonzepte<br />
führen, müssen Hersteller <strong>und</strong> Händler gemeinsam<br />
Problemquellen analysieren <strong>und</strong> Lösungen erarbeiten. Obwohl<br />
die Biofachhändler aus dem Befragungspool von Biovista<br />
im ersten Quartal dieses Jahres aufgr<strong>und</strong> des Dioxinskandals 11%<br />
mehr K<strong>und</strong>en gewonnen <strong>haben</strong>, konnte daraus <strong>kein</strong>erlei Plus für<br />
den Umsatz von Naturkosmetik geschöpft werden. Im Gegenteil:<br />
Seit August 2010 entwickelt <strong>sich</strong> das Sortiment bereits negativ.<br />
Während kleinere Läden (bis 400 m²) einen leichten Rückgang<br />
verzeichneten, war dieser bei Läden ab 400 m² deutlich messbar.<br />
Als einzige Marke konnte im Biofachhandel Weleda punkten. Ein<br />
46 08/2011<br />
vor schwer. Ob <strong>und</strong> wie das anders werden kann, wollte die 4. New<br />
Ethics Strategietagung Naturkosmetik am 7./8.6.2011 ergründen.<br />
anderes Bild zeigen die Biovista-Untersuchungen im Reformwarenhandel,<br />
der seine Kompetenz stärken konnte <strong>und</strong> in dem<br />
die Naturkosmetik jüngst um 2% zulegte. Die Ergebnisse warfen<br />
die Frage auf, ob beratungsintensive Kosmetik im Biofachhandel<br />
überhaupt eine Zukunft hat.<br />
Situation analysieren. Roswitha Weber (Biogarten, Beauty<br />
& Nature) versuchte gemeinsam mit Benigna Lutz (Category<br />
Managerin Naturkosmetik der Superbiomarkt AG) in ihrem Vortrag,<br />
Gründe für die negative Entwicklung der Naturkosmetik im<br />
Fachhandel herauszuarbeiten. Gr<strong>und</strong>lage für die Überlegungen<br />
ist die Annahme, dass K<strong>und</strong>en ein gelerntes Einkaufsverhalten<br />
<strong>haben</strong>. Für viele ist der Biomarkt ein Einkaufsort für Lebensmittel,<br />
während Kosmetikartikel gedanklich vor allem in Drogerie-<br />
Für ihr langjähriges <strong>und</strong><br />
starkes Engagement für die<br />
Natur <strong>und</strong> die Landwirtschaft<br />
erhielt Florianne Koechlin von<br />
Rainer Plum den diesjährigen<br />
New Ethics Award. Ihr Vortrag<br />
über die Kommunikation zwi-<br />
���������������������������<br />
Tagungs-Highlights.<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong> Der Biofachhandel tut <strong>sich</strong> mit dem Naturkosmetik-Sortiment nach wie
märkten angesiedelt werden. Daneben stellte Weber<br />
die �esen auf, dass K<strong>und</strong>en vom Händler nicht<br />
richtig abgeholt werden, zu neuen Vertriebskanälen<br />
abwandern oder <strong>sich</strong> im Fachhandel beraten lassen,<br />
das Produkt dann aber bei einem günstigeren Anbieter<br />
kaufen. Durch den Erfolg der vergangenen Jahre<br />
habe der Handel vielleicht auch einfach die K<strong>und</strong>enwünsche<br />
aus den Augen verloren, so Weber. Zudem<br />
müsse der Handel im Umgang mit Lieferanten wirtschaftlicher<br />
denken <strong>und</strong> agieren. „Wir sind einfach<br />
<strong>noch</strong> zu nett zu den Lieferanten. Ständig müssen<br />
wir auf Relaunches reagieren <strong>und</strong> wissen nicht wohin<br />
mit der Altware. Dazu kommen häufig <strong>noch</strong><br />
Lieferengpässe, die bei uns zu Verlusten führen. Der<br />
konventionelle Handel lässt <strong>sich</strong> solche Ausfälle bezahlen“,<br />
sagt Weber. Problematisch sei weiterhin der<br />
Mangel an Markenpräsenz <strong>und</strong> die dadurch entstehende<br />
Austauschbarkeit sowie eine häufig unattraktive<br />
Präsentation am Point of Sale.<br />
Gemeinsam stark? Reiner Herrmann (Reformhaus<br />
Herrmann) <strong>und</strong> Klaus Fasold (Panthere<br />
Consulting) stellten die aktuelle Situation aus Sicht<br />
des Reformwarenhandels dar. Im Workshop „Die Kosmetikabteilung<br />
im Reformhaus der Zukunft“ stellten die Referenten den<br />
Aufbau eines Markenimages in den Vordergr<strong>und</strong>. Neben der<br />
Begeisterung der Mitarbeiter <strong>und</strong> deren fachlicher Qualifikation<br />
sei der „Glamour“ der Produkte entscheidend. Jedes Produkt, das<br />
mehr als 12 Euro koste, werde als Luxusartikel empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
brauche eine entsprechende Bühne. Herrmann stellte seine Idee<br />
vor, dass verschiedene Hersteller über eine Neuform-Plattform<br />
zusammen als Gemeinschaft für ihre Naturkosmetik werben.<br />
Ein Vorschlag, der bei einigen Herstellern im Zuhörerkreis auf<br />
Skepsis stieß. Befürchtet wurden ein Verwässerungseffekt <strong>und</strong><br />
eine unerwünschte Verbindung zu anderen Marken. Organisator<br />
Rainer Plum wandte ein, dass die Hersteller mit dem Argument,<br />
sie machten mehr <strong>und</strong> besseres Bio als andere, nicht mehr vorwärts<br />
kommen würden. „Wenn wir sagen, unsere Naturkosmetik<br />
ist besser als die bei Tegut oder Migros, dann interessiert das<br />
heute kaum <strong>noch</strong> jemanden. Das kann also nicht der Weg sein“,<br />
so Plum. Besonders Bernhard von Glasenapp (Geschäftsführer<br />
i+m Naturkosmetik) hielt in der Diskussion dagegen: „Wir wollen<br />
nun einmal <strong>kein</strong>e Pseudo-Bio-Marke sein. Unser Konzept ist sehr<br />
stark wertebezogen.“<br />
Auch bei Jürgen A. Michalziks Vortrag über das Frauenbild in<br />
der Naturkosmetik-Werbung trafen die Aspekte der Markenbildung<br />
wieder auf die Ansprüche <strong>und</strong> Idealbilder der Hersteller.<br />
Michalzik (JAM Kommunikationsberatung) stellte Frauenbilder<br />
aus der Werbung konventioneller sowie von Naturkosmetikmarken<br />
vor, um darzustellen wie verwechselbar <strong>sich</strong> Marken durch<br />
ihre Werbung machen können. Problematisch sei dies gerade<br />
für Naturkosmetikmarken, die ohnehin bei den wenigsten Ver-<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Kongress KOSMETIK<br />
Roswitha Weber (links) analysierte gemeinsam mit dem Plenum die aktuellen<br />
Probleme <strong>und</strong> Schwachstellen des Naturkosmetik-Sortimentes im<br />
Biofachhandel. Maren Speckmann-Munz appellierte an die Händler, die Dr.<br />
Hauschka-Depotverträge als gegenseitige Wertschätzung zu verstehen.<br />
brauchern einen Wiedererkennungseffekt erzeugten. Bei Studien<br />
hätten natürliche Frauenbilder tendenziell besser abgeschnitten.<br />
Glasenapp kommentierte, dass i+m niemals mit einem Frauenbild<br />
werben würde, sei es nun natürlich oder unnatürlich. „Diese<br />
Frauen sind alle w<strong>und</strong>erschön <strong>und</strong> zeigen der K<strong>und</strong>in immer nur:<br />
So bist du nicht! Das erzeugt bei ihr eine Unzufriedenheit, die sie<br />
dann das Produkt kaufen lassen soll“, so Glasenapp.<br />
Maren Speckmann-Munz (Wala/Dr. Hauschka) appellierte<br />
in ihrem Vortrag an die anwesenden Händler, eine effektivere<br />
K<strong>und</strong>enansprache zu realisieren. Lebensmittel-Stammk<strong>und</strong>en<br />
müssten auf Naturkosmetik gelenkt <strong>und</strong> Neuk<strong>und</strong>en direkt angesprochen<br />
werden. Fände ein K<strong>und</strong>e dann den Weg zur Naturkosmetik,<br />
dann bitte richtig, <strong>und</strong> zwar zu den bekannten <strong>und</strong><br />
zertifizierten Marken. Speckmann-Munz sprach auch das 2007<br />
eingeführte selektive Vertriebssystem für Dr. Hauschka Produkte<br />
an, dass bei manchen Händlern für Missstimmung gesorgt hatte:<br />
„Sehen <strong>Sie</strong> bitte den Depot-Vertrag nicht als Knebel, sondern als<br />
gegenseitige Wertschätzung.“ Deutliche Botschaft des Vortrages<br />
war, dass <strong>sich</strong> Wala für den Fachhandel einsetzt, sofern dieser es<br />
entsprechend auch für das Dr. Hauschka Sortiment tut.<br />
Preisverleihungen. Florianne Koechlin (Blauen Institut,<br />
Schweiz) führte die Gäste in ihrem „Pflanzenpalaver“ zurück<br />
zu den Ursprüngen der Naturkosmetik. Für ihren Einsatz überreichte<br />
ihr New-Ethics-Gründer Rainer Plum den New Ethics<br />
Award. Am zweiten Kongresstag wurden zudem Maren-Speckmann<br />
Munz für den Naturkosmetik-Evergreen, die Dr. Hauschka<br />
Rosencreme, sowie Bernhard v. Glasenapp für die neueste i+m<br />
Kosmetiklinie ausgezeichnet. Hendrike Klein<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
08/2011 47
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
SORTIMENT Gewürze<br />
48 08/2011<br />
Gutes aus der Heimat<br />
Im Gewürzregal bieten Händler eine breite Palette von Produkten<br />
aus aller Welt. Doch welche Marktchancen <strong>haben</strong> Bio-Gewürze aus<br />
Deutschland? Das Angebot ist <strong>noch</strong> dünn. Wenn <strong>sich</strong> der Handel hier<br />
profilieren will, dann muss er den Dialog zur Landwirtschaft suchen.<br />
Beim Blick ins Gewürzregal kreisen die Gedanken der<br />
meisten Verbraucher zunächst mal um die ganze Welt.<br />
Paprika aus Ungarn, Kardamom aus Nepal, Pfeffer aus<br />
Indien oder Brasilien – so bunt wie das Gewürzsortiment im<br />
Handel, so verschieden sind auch die Herkünfte. Allerdings<br />
gibt es seit einigen Jahren aus unterschiedlichen Gründen Bemühungen,<br />
auch hierzulande den Anbau von Gewürzpflanzen<br />
auszudehnen. Dabei geht es zunächst darum, mehr Einfluss<br />
nehmen zu können auf Qualität <strong>und</strong> Produkt<strong>sich</strong>erheit. Zudem<br />
gewinnt das �ema Nachhaltigkeit auf breiter Fläche an Bedeutung.<br />
Damit stehen auch die Transportwege <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
klimarelevanten Emissionen der Warenströme auf<br />
dem Prüfstand. Besonders frische Qualitäten lassen <strong>sich</strong> durch<br />
kurze Anlieferungswege ebenfalls <strong>sich</strong>erstellen.<br />
Schließlich geht es auch um das �ema Artenvielfalt. Gerade<br />
hier ist die Biobranche gefordert, ihre Bemühungen für eine<br />
einheimische Produktion zu verstärken. Denn: Interessiert <strong>sich</strong><br />
heute ein Biobauer für den Anbau von Gewürzpflanzen, dann<br />
muss er häufig lange recherchieren, bis er Erfahrungswerte für<br />
die Kultivierung aufgetrieben hat. Mit der Ausbreitung der Industrialisierung<br />
scheint das Interesse an der Kultivierung vieler<br />
Gewürze in Deutschland spürbar zurückgegangen zu sein, der<br />
Bedarf wurde mehr <strong>und</strong> mehr über Importe gedeckt. Entsprechend<br />
wenig ist heute <strong>noch</strong> über den Anbau bekannt. Da es<br />
beispielsweise oft kaum Informationen zu relevanten Schädlingen<br />
<strong>und</strong> Gegenmaßnahmen in der Landwirtschaft gibt, hat das<br />
Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in der Rheinpfalz<br />
vor einigen Jahren Versuchsbetriebe etwa beim Anis-Anbau<br />
wissenschaftlich begleitet. Manche Pflanzen kommen heute<br />
in Deutschland fast nur <strong>noch</strong> wild vor. Die Aufgabe besteht<br />
hier darin, die Existenz dieser Arten zu schützen, indem beispielsweise<br />
Sorten für die Zucht entwickelt werden. Geklappt<br />
Gewürze aus deutschen<br />
Landen? Das<br />
Angebot ist vielfältiger,<br />
als <strong>Sie</strong> zunächst<br />
denken. Gefragt ist<br />
aktives Sortimentsmanagement.
hat das in den vergangenen Jahren beispielsweise bei Arnika.<br />
Das Problem hat auch die B<strong>und</strong>esregierung erkannt: Im Rahmen<br />
ihrer Nachhaltigkeitsstrategie will sie die Anbaufläche des<br />
Heil- <strong>und</strong> Gewürzpflanzenanbaus in den kommenden Jahren<br />
verdoppeln.<br />
Das wird nicht einfach. Denn es gibt in Deutschland nur wenige<br />
Landwirte, sie <strong>sich</strong> auf den Anbau von Gewürzpflanzen spezialisiert<br />
<strong>haben</strong>. Die gesamte Anbaufläche für Heil- <strong>und</strong> Gewürzpflanzen<br />
wird derzeit auf r<strong>und</strong> 10.000 ha beziffert, die Zahl der<br />
angebauten Pflanzen liegt bei über 100 verschiedenen. Damit<br />
lässt <strong>sich</strong> der inländische Bedarf nur etwa zu 5-10% decken. Ist<br />
schon der Gewürzpflanzenanbau insgesamt eine kleine Nische<br />
der Landwirtschaft, gilt dies für den biologischen Anbau <strong>noch</strong><br />
viel mehr. Eine vom B<strong>und</strong>esprogramm Ökolandbau geförderte<br />
Studie ergab vor einigen Jahren, dass in Deutschland 70 landwirtschaftliche<br />
Betriebe auf einer Fläche von etwas mehr als<br />
700 ha Heil- <strong>und</strong> Gewürzpflanzen anbauten. Die Statistiken<br />
der ZMP-Nachfolgeorganisation AMI auf Basis der Zahlen der<br />
Öko-Kontrollstellen ergab für Heil- <strong>und</strong> Gewürzpflanzen im<br />
Ökolandbau 2009 eine Fläche von 800 ha. Der Bio-Anteil dürfte<br />
damit auch heute <strong>noch</strong> unter 10% liegen.<br />
Chancen <strong>und</strong> Grenzen. Ob <strong>und</strong> wie der heimische Gewürzpflanzenanbau<br />
dem Handel bei der Profilierung helfen<br />
kann, das hängt von mehreren Faktoren ab. Einerseits gibt es<br />
natürliche Grenzen. So eignen <strong>sich</strong> nicht alle Kulturen für den<br />
Anbau unter unseren klimatischen Bedingungen. Pfeffer wird<br />
beispielsweise in vielen tropischen Gebieten z.B. in Indien<br />
<strong>und</strong> Indonesien angebaut, weil der Kletterstrauch eine sehr<br />
hohe Luftfeuchtigkeit <strong>und</strong> Temperaturen von ganzjährig über<br />
18°C benötigt. Kardamom wird im Schutz von Baumkronen<br />
in den Tropen gezogen <strong>und</strong> heute vor allem aus Guatemala<br />
oder Indien bezogen. Zur Kultivierung in Deutschland eignen<br />
<strong>sich</strong> eher andere Gewürze: Kümmel, Koriander, Anis, Arnika,<br />
Spitzwegerich, Kerbel, Dill, Estragon oder �ymian sind nur einige<br />
Beispiele für Pflanzen, die auch von deutschen Biobauern<br />
angebaut werden. Das kann <strong>sich</strong> durchaus rechnen: „Der Bio-<br />
Gewürzanbau ist sehr interessant, da höhere Deckungsbeiträge<br />
als bei Getreide möglich sind“, sagt Carsten Veller vom Anbauverband<br />
Naturland.<br />
Sowohl in der Produktion als auch im Absatz müssen <strong>sich</strong> Gewürzproduzenten<br />
in Deutschland aber auf einige Hindernisse<br />
einstellen. „Anbauer müssen mit stärkeren Schwankungen<br />
durch Witterung, Kranheiten <strong>und</strong> Schädlinge rechnen“, beschreibt<br />
Veller einige Probleme. Alexandra Buley-Kandzi von<br />
der Ulrich Walter GmbH sieht ebenfalls in den schwankenden<br />
<strong>und</strong> schwer kalkulierbaren Witterungsverhältnissen ein Risiko.<br />
Zudem gebe es derzeit durch den zunehmenden Anbau von<br />
Mais für Biogas-Anlagen eine große Konkurrenz um landwirtschaftliche<br />
Flächen in Deutschland. „Es ist fraglich, ob in der<br />
derzeitigen Situation Landwirte Flächen für den Gewürzanbau<br />
Gewürze SORTIMENT<br />
abzweigen wollen oder lieber auf <strong>sich</strong>ere Feldfrüchte setzen“, so<br />
Buley-Kandzi.<br />
Dann ist da die technische Seite. „Der Einstieg in den Gewürzanbau<br />
erfordert spezielles Know-How, auch Investitionen“,<br />
sagt Renée Herrnkind, beim Anbauverband Demeter für<br />
die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. In Deutschland sind insgesamt<br />
63 biodynamisch wirtschaftende Betriebe in den Anbau<br />
von Kräutern <strong>und</strong> Gewürzen eingestiegen. „Ein Neueinstieg<br />
ist schwierig, da teure Technik angeschafft werden muss <strong>und</strong><br />
produktionstechnisches Wissen oft nicht vorhanden ist“, bestätigt<br />
auch Sepp Brunnbauer, Geschäftsführer des Anbauverbandes<br />
Biokreis. Nach den Richtlinien des Verbandes werden<br />
in Deutschland beispielsweise Petersilie, Sellerie <strong>und</strong> Dill, aber<br />
auch Kerbel <strong>und</strong> Koriander angebaut. Der Anbau von Gewürzkräutern<br />
mache nur Sinn, wenn eine Trocknungsanlage in der<br />
Region vorhanden sei <strong>und</strong> genutzt werden könne.<br />
Aus wirtschaftlicher Sicht ist schließlich die Konkurrenz durch<br />
günstigere Importware aus dem Ausland nicht zu vernachlässigen.<br />
„Kontakte zum Handel sollten vorliegen, ansonsten ist<br />
der Einstieg sehr schwierig“, so Brunnbauer. Er sieht den Anbau<br />
von Gewürzpflanzen in Deutschland als „Nischenmarkt<br />
für Spezialisten“, aber auch als „Wachstumsmarkt für Handelsmarken“.<br />
Es handle <strong>sich</strong> um einen kleinen, sensiblen Markt, der<br />
Übermengen schlecht verwerten könne. Dies aber wirke <strong>sich</strong><br />
negativ auf den Urproduzenten aus. Hindernisse für eine weitere<br />
Ausdehnung des Anbaus sieht Brunnbauer vor allem im<br />
hohen Handarbeits-Kräfteaufwand sowie im kurzen Zeitraum<br />
für die Pflege, da Beikräuter oft sehr viel schneller wüchsen.<br />
Erwin Winkler von Herbaria verweist <strong>noch</strong> auf ein weiteres<br />
Hemmnis: „Leider wird uns irgendwann das heimische Lohnniveau<br />
einen Strich durch die Rechnung machen“. Er könne<br />
<strong>sich</strong> beispielsweise nicht vorstellen, dass in Deutschland etwa<br />
Safran zu bezahlbaren Preisen aufgezogen <strong>und</strong> geerntet werden<br />
könnte. Allerdings sei dies immer auch eine Frage der Qualität:<br />
„Für sehr schönen Safran bezahle ich auch gerne.“<br />
Anzeige<br />
08/2011 49
SORTIMENT Gewürze<br />
Anis<br />
Foto: M. Troubat<br />
Foto: D.Monniaux<br />
Wege aus der Preisspirale? Eine wichtige Aufgabe für die<br />
Gewürzpflanzen-Anbauer besteht darin, Absatzchancen am<br />
Markt zu erschließen. Denn der wird auch bei Gewürzen oft<br />
vom Preiskampf im Handel geprägt. „Der echte Wert von Gewürzen<br />
wird vom K<strong>und</strong>en leider nicht mehr realisiert, da viele<br />
Handelsunternehmen die Preise immer weiter nach unten<br />
korrigieren“, sagt Erwin Winkler, Geschäftsführer von Herbaria.<br />
Die Anbauer benötigten für ihre Arbeit jedoch eine faire<br />
<strong>und</strong> angemessene Entlohnung. „Durch die Absatzsteigerung<br />
<strong>und</strong> das Preisdumping sind viele Anbauer leider gezwungen,<br />
ihre Mengen deutlich zu erhöhen“, so Winkler. Ob sie wollten<br />
oder nicht, sie müssten deshalb auf viel Ertrag setzen – mit all<br />
den bekannten Folgen: „Ausgelaugte <strong>und</strong> überdüngte Böden,<br />
zu schnell getrocknete Kräuter, die im Geschmack nicht mehr<br />
viel hergeben“, umreißt Winkler zwei typische Probleme. Sein<br />
Appell an den Handel: „Die Pflanzen <strong>haben</strong> nichts von unserer<br />
Ertragsschlacht, im Gegenteil, sie verlieren an Charakter.“<br />
Bei Sonnentor sieht man das ähnlich. Die Österreicher wollen<br />
die kleinstrukturierten, bäuerlichen Betriebe unterstützen.<br />
„Die Bauern erhalten für ihre hochwertigen Produkte ein faires<br />
Entgelt - diese Tatsache leistet einen wesentlichen Beitrag zur<br />
Förderung der bäuerlichen Betriebe“, beschreibt Christine<br />
von Welck das Vorgehen bei Sonnentor. Produzieren lässt das<br />
Unternehmen in Deutschland <strong>und</strong> Österreich unter anderem<br />
Anis, Fenchel, Gelbsenf, Koriander, Kümmel, Majoran <strong>und</strong><br />
Oregano.<br />
Was gedeiht in Deutschland?<br />
• In Deutschland werden über 100 Gewürz- <strong>und</strong> Heilpflanzen<br />
kultiviert. Eine Auswahl: Dill, Estragon, Fenchel,<br />
Kerbel, Koriander, Kümmel, Liebstock, Majoran, Merrettich,<br />
Oregano, Petersilie, Rucola, Schnittlauch, Sellerie,<br />
Senf, Thymian, Winterheckenzwiebel, Ysopkraut.<br />
• Ansprechpartner sind sowohl die bekannten Bioverbände<br />
(Links über www.boelw.de) als auch die EZG der Gewürzpflanzen-Anbauer<br />
wie Agrimed oder Donautalkräuter<br />
<strong>und</strong> der Verband Ökoplant.<br />
50 08/2011<br />
• Anis wurde <strong>noch</strong><br />
bis weit ins 18.<br />
Jh. in Deutschland<br />
(Franken, Thüringen,<br />
Rheinpfalz)<br />
angebaut <strong>und</strong><br />
exportiert.<br />
��������������� -<br />
nötigt für die Kultivierung<br />
wärmere,<br />
sommertrockene<br />
Lagen <strong>und</strong> mittelschwere<br />
Böden <strong>und</strong><br />
ist sehr anfällig für<br />
Pilze.<br />
������������������<br />
Foto: Rillke<br />
Foto: T. Mathis Arnika<br />
• Arnika wird nicht<br />
nur als Gewürz,<br />
sondern vor allem<br />
von der Kosmetikindustrienachgefragt.<br />
• Die wild vorkom-<br />
�������������<br />
wächst heute<br />
vielerorts nur <strong>noch</strong><br />
in Berglagen. In<br />
Bayern wurde eine<br />
Sorte für den Anbau<br />
entwickelt.<br />
Foto: Markus<br />
Hagenlocher<br />
������������������<br />
ca. 14 ha (2003)<br />
Dill<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
• Dill gehört wie<br />
Anis, Mümmel <strong>und</strong><br />
Koriander zu den<br />
Doldenblütern.<br />
• Dill aus deutschen<br />
Landen - klimatisch<br />
ist das <strong>kein</strong> Pro-<br />
�����������������<br />
ist anspruchslos im<br />
Anbau <strong>und</strong> auch<br />
bei Hobbygärtnern<br />
beliebt.<br />
��������������<br />
Über 500 ha<br />
(2003), davon Bio<br />
ca. 3 ha.<br />
Vermarktung mit Pfiff. Erfolgreiche Beispiele für den<br />
Heil- <strong>und</strong> Gewürzpflanzenanbau gibt es im Ökolandbau den<strong>noch</strong>.<br />
Diesen Sonderkulturen <strong>haben</strong> <strong>sich</strong> sogar einige der bekanntesten<br />
Verbandsvertreter gewidmet. So bewirtschaftet<br />
BÖLW-Vorstandsvorsitzender <strong>und</strong> Naturland-Präsidiumsmitglied<br />
Dr. Felix Prinz zu Löwenstein sein Hofgut Habitzheim<br />
unter anderem auch mit Heil- <strong>und</strong> Gewürzpflanzen, die beispielsweise<br />
vom Naturkosmetikhersteller Weleda abgenommen<br />
werden. In besonderem Maße engagiert <strong>sich</strong> seit einigen<br />
Jahren auch der regionale Öko-Anbauverband Ecoland um die<br />
einheimische Kultivierung von Gewürzpflanzen. In Wolpertshausen<br />
hat der Verband ein eigenes Gewürzlager errichtet, wo<br />
die Ware abgepackt oder zu Mischungen zusammengestellt<br />
wird. Ecoland-Gründer Rudolf Bühler baut selbst seit 2005 Koriander<br />
an. Zudem hat Bühler auch in anderen europäischen<br />
Ländern die Kultivierung von Gewürzpflanzen neu belebt.<br />
Eine Vermarktungsnische <strong>haben</strong> einheimische Gewürze auch<br />
im Internet gef<strong>und</strong>en. Der Berliner Patrick Hahnel betreibt<br />
den Onlineshop Spice for Life. Unter den 33 Gewürzen <strong>und</strong><br />
Gewürzmischungen, die Hahnel anbietet, befinden <strong>sich</strong> auch<br />
Produkte von deutschen Biobauern, beispielsweise Koriander<br />
von Ecoland-Betrieben <strong>und</strong> Anis aus der Region Würzburg-<br />
Schweinfurt. Entstanden ist die Idee eher zufällig: Hahnel suchte<br />
ursprünglich eigentlich ein Paprika zum Kochen, das eine gute<br />
Qualität hatte <strong>und</strong> natürlich roch. Im Urlaub fand er dann endlich<br />
die gesuchte Qualität. Geeignete Produkte für den Shop zu<br />
finden, das ist allerdings nach wie vor für den Internethändler<br />
sehr aufwändig. „Unser Ziel ist es, soviel Transparenz <strong>und</strong> Rationalität<br />
wie möglich zu schaffen“, erzählt der Unternehmer. Der<br />
Selbstbezug vom Bauern könne allerdings erst erfolgen, wenn<br />
entsprechend Absatz vorhanden sei oder der Bauer selbst „mit<br />
einem aufwächst“, wie im Falle des Berliner Chili-Projektes. Das<br />
Vorzeigeprodukt von Spice for Life wird von einer Behindertenwerkstätte<br />
<strong>und</strong> Gärtnerei in kleinster Menge angebaut, auf<br />
der Grünen Woche war es laut Hahnel „direkt ausverkauft, so<br />
schnell konnten wir gar nicht gucken“. Bei Chili sieht das Unternehmen<br />
Potenzial <strong>und</strong> will in den kommenden Monaten die<br />
Akquise von neuen Lieferanten verstärken.
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Foto: H. Zell Koriander<br />
• Anbaugebiete<br />
�������������������<br />
ganzen Welt.<br />
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Etwa 90 ha<br />
(2003), davon<br />
etwa 17 ha nach<br />
Bio-Richtlinien.<br />
• 2005 startete<br />
Ecoland-Gründer<br />
Rudolf Bühler in<br />
Hohenlohe auf 6<br />
ha einen Korianderanbau.<br />
Erzeuger vermarkten über EZG. Ähnlich wie andere<br />
Abnehmer bezieht auch Hahnel seine Produkte teilweise von<br />
Erzeugergemeinschaften. Die vielleicht bedeutendste im heimischen<br />
Gewürzpflanzenanbau ist die EZG Agrimed. Der<br />
Zusammenschluss von r<strong>und</strong> 80 hessischen Heilkräuter- <strong>und</strong><br />
Gewürzpflanzenanbauern, die sowohl biologisch als auch konventionell<br />
wirtschaften, bündelt über seine Mitgliedsbetriebe<br />
auf 1.000 ha etwa ein Zehntel der gesamten deutschen <strong>und</strong><br />
etwa drei Viertel der hessischen Anbaufläche für diese Sonderkulturen.<br />
Mit einer neuen Kräuterhalle, deren Bau Ende Mai<br />
in Wallerstädten begonnen wurde, will die EZG Trocknungshallen,<br />
Verarbeitungsanlagen, Verwaltungssitz <strong>und</strong> Vertrieb<br />
zentralisieren <strong>und</strong> dadurch effizienter arbeiten können. In Bayern<br />
ist das Unternehmen ESG Kräuter (Jahresumsatz: 10 Mio.<br />
Euro) seit kurzem auch mit Petersilie, Dill, Kerbel, Koriander<br />
<strong>und</strong> Schnittlauch in Bioqualität am Markt. Zurückgreifen kann<br />
es auf Ware von r<strong>und</strong> 70 schwäbischen <strong>und</strong> oberbayerischen<br />
Landwirten aus der EZG Donautalkräuter.<br />
Potenziale für den Handel. Trotz aller Schwierigkeiten:<br />
Chancen sehen die befragten Unternehmen <strong>und</strong> Verbände<br />
für den heimischen Gewürzpflanzenanbau durchaus. „Durch<br />
die vielen Skandale <strong>und</strong> die veränderten Schwerpunkte, die<br />
Verbraucher auch bei Gewürzen auf Ethik, Nachhaltigkeit<br />
<strong>und</strong> Heimat setzen, wird die Nachfrage der K<strong>und</strong>en nach heimischen<br />
Gewürzen weiter steigen“, sagt Erwin Winkler. Zudem<br />
sei der Geschmack „einfach genial“, was für die Kompetenz der<br />
deutschen Anbauer spreche. <strong>Sie</strong> seien „echte Feldgourmets“,<br />
die dem Handel entsprechende Qualitäten bieten könnten.<br />
Winkler wünscht <strong>sich</strong> eine „Qualitätsoffensive aus deutschen<br />
Landen“. Sepp Brunnbauer vom Biokreis sieht eine pauschale<br />
Werbung im Stile von „Gewürze aus Deutschland“ dagegen<br />
kritischer: „Die Ansprache muss individuell <strong>und</strong> authentisch<br />
sein“. Regionale Bezüge <strong>und</strong> Traditionen könnten dabei helfen.<br />
Zudem sollte das �ema „charmant aufgemacht werden“ <strong>und</strong><br />
auch Kochtrends in die Vermarktung mit einbeziehen: „Das<br />
machen uns erfolgreiche Marken im Gewürzbereich seit Jahren<br />
vor“.<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Foto: Anneli Sano Kümmel<br />
������������������<br />
nicht nur kultiviert,<br />
sondern<br />
wächst auch wild<br />
auf Wiesen <strong>und</strong> an<br />
Wegesrändern.<br />
• Der Schwerpunkt<br />
des deutschen<br />
Bio-Kümmelanbaus<br />
liegt in Thüringen<br />
(Fichtelgebirge) sowie<br />
in Hohenlohe.<br />
��������������<br />
Etwa 400-450 ha,<br />
davon 46 ha nach<br />
Bio-Richtlinien<br />
(2003).<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Foto: Dobromila Majoran<br />
Gewürze SORTIMENT<br />
• Zentrum des<br />
deutschen Majorananbaus<br />
ist<br />
seit dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ertAschersleben<br />
(Sachsen-An-<br />
��������������������<br />
��������������������<br />
<strong>und</strong> wird deshalb<br />
in Deutschland nur<br />
einjährig genutzt.<br />
��������������<br />
Etwa 500 ha,<br />
davon etwa 5 ha<br />
biologisch.<br />
Vergessen werden sollte dabei nicht, dass der Handel das Bewusstsein<br />
für die Vorteile regionaler Biogewürze vermutlich<br />
zu einem großen Teil erst einmal schaffen muss. Denn bisher<br />
wird ein Großteil der Ware importiert. „Schafft der Handel<br />
entsprechenden Platz in seinen Verkaufsregalen, profitiert auch<br />
der Verbraucher“, sieht Gerhard Zirkler von Nebona die Handelsseite<br />
in der Pflicht. Künftig will der Gewürzspezialist seinen<br />
Teil beitragen <strong>und</strong> vermehrt mit Regionalität auf den Verpackungen<br />
werben, wie dies auch z.B. Herbaria schon macht.<br />
„Bei der Kommunikation müsste die Aufmerksamkeit auf die<br />
Produkte, also die Gewürze, gelenkt werden“, fordert auch Alexandra<br />
Buley-Kandzi. Eine Kommunikation „eng am Produkt“<br />
biete <strong>sich</strong> an, indem etwa Regionalität wenn möglich auf der<br />
Verpackung, auf den Toppschildern von Displays etc. präsent<br />
sind. Ein Aufhänger sei das �ema auch für die Presse- <strong>und</strong><br />
Öffentlichkeitsarbeit. Da Gewürze vor allem zum Kochen verwendet<br />
werden, müsste auch das Ernährungswissen der K<strong>und</strong>en<br />
ausgebaut werden – eine Chance für den Handel, wenn er<br />
sie denn ergreift <strong>und</strong> seine Rolle nicht bloß als Absatzmittler<br />
begreift, sondern auch als Marktgestalter <strong>und</strong> Impulsgeber für<br />
eine starke ökologische Landwirtschaft aus den Regionen.<br />
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08/2011 53
SORTIMENT Weihnachtsgeschäft<br />
54 08/2011<br />
Alle Jahre<br />
wieder<br />
Bald kann der Einzelhandel wieder<br />
mit den Planungen für die umsatz-<br />
starke Advents- <strong>und</strong> Weihnachtssai-<br />
son starten. Zwar möchte nun wohl<br />
<strong>noch</strong> <strong>kein</strong> K<strong>und</strong>e Lebkuchen in den<br />
Regalen sehen – die Organisation<br />
für Saisonsortiment <strong>und</strong> Aktionen<br />
sollte jedoch frühzeitig beginnen.<br />
Wie ernüchternd ist es, wenn einen der Supermarkt<br />
bereits am Sommerende mit Weihnachtsgebäck<br />
empfängt? Da ein Frühstart beim K<strong>und</strong>en vor<br />
allem für schlechte Stimmung sorgt, steht die passende Terminplanung<br />
am Beginn aller Planungen. Gängig ist der Saisonstart<br />
zwischen Ende September <strong>und</strong> Anfang Oktober, was<br />
<strong>sich</strong> für die meisten K<strong>und</strong>en auch <strong>noch</strong> reichlich früh anfühlt.<br />
Während in den ersten Monaten hauptsächlich Gebäck <strong>und</strong><br />
Süßwaren begehrt sind, beginnt in der ersten Adventswoche<br />
schließlich die heiße Phase. Händler sollten schon einige Monate<br />
zuvor gemeinsam mit dem Team festlegen, welcher Mitarbeiter<br />
für welche Sortimente, Zweitplatzierungen, Aktionen<br />
<strong>und</strong> weitere Maßnahmen für das Saisongeschäft zuständig ist.<br />
Die Vorkehrungen, die für einen attraktiven Markt zur Weihnachtszeit<br />
getroffen werden müssen, sind vielfältig. Die Konsumbereitschaft<br />
der Verbraucher steigt zum Jahresende hin<br />
deutlich. Für viele wächst in den langen Monaten zwischen<br />
Sommerferien <strong>und</strong> Weihnachten das Bedürfnis, <strong>sich</strong> nach der<br />
arbeitsreichen Phase eine besonders schöne <strong>und</strong> festliche Zeit<br />
zu machen. Davon kann der Lebensmitteleinzelhandel mit<br />
der richtigen Organisation profitieren.<br />
Das Ambiente. Gerade in der Vorweihnachtszeit, zumindest<br />
vor Beginn der hektischen Wochen, suchen K<strong>und</strong>en nach<br />
einem streßfreien <strong>und</strong> entspannten Einkaufserlebnis. Wer<br />
<strong>sich</strong> auf die besinnliche <strong>und</strong> familiäre Zeit des Jahres freut,<br />
kauft den nötigen Vorrat gerne in einer angenehmen <strong>und</strong> auf<br />
die Saison abgestimmten Atmosphäre. Dekorative Elemente<br />
machen die Vorweihnachtszeit lebendiger <strong>und</strong> können auch<br />
manch eine Kaufentscheidung beeinflussen. Beleuchtungselemente<br />
sollten hier genauso bedacht werden wie zum Beispiel<br />
die stimmige Hintergr<strong>und</strong>musik. Um die Vorweihnachtszeit<br />
deutlich von dem restlichen Jahr abzuheben, eignet <strong>sich</strong><br />
ein speziell auf das Geschäft zugeschnittenes Motto. Damit<br />
kann der Inhaber die „eigenen“ Festtage gestalten <strong>und</strong> diese<br />
auch entsprechend bewerben. In aktuellen Studien <strong>und</strong> Verbraucherumfragen<br />
stellt <strong>sich</strong> immer wieder der Wunsch des<br />
K<strong>und</strong>en nach einem besonderen Einkaufserlebnis heraus.<br />
Diesem lässt <strong>sich</strong> mittels verschiedenster Konzepte gerade<br />
in der Weihnachtssaison gut entgegen kommen. Im Rahmen<br />
eines Markt-Adventskalenders können 24 verschiedene Aktionen<br />
oder kleine Give-Aways für die Neugierde der K<strong>und</strong>en<br />
sorgen. Weiterhin bieten <strong>sich</strong> zum Beispiel Kooperati-<br />
Foto: www.pixelio.de / Gänseblümchen
onen mit anderen Unternehmen aus der Region an. Verfügt<br />
ein Biomarkt über einen größeren Parkplatz, kann dort ein<br />
mehrwöchiger Weihnachtsbaumverkauf stattfinden. In Verbindung<br />
mit einem Glühweinstand ist das ein Anziehpunkt<br />
für Neuk<strong>und</strong>en. Inhaber können gemeinsam mit Floristen<br />
ein Weihnachtskranzbinden im Geschäft anbieten. Auch eine<br />
Weihnachtsmannaktion für Kinder bietet einen Mehrwert für<br />
Stammk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann bei entsprechender Ankündigung<br />
auch neue K<strong>und</strong>en in das Geschäft führen.<br />
Mehr Service gefragt. In der Vorweihnachtszeit stehen<br />
viele K<strong>und</strong>en unter Zeitdruck. Darauf können Unternehmer<br />
mit einem größeren Service-Angebot reagieren. Punkten<br />
können Märkte, die zum Beispiel Bestellungen von der Frischtheke<br />
direkt nach Haus liefern. Fertig zusammengestellte Präsentkörbe<br />
erleichtern manch eine Geschenkauswahl, in der<br />
Wein- <strong>und</strong> Feinkostabteilung kann auch ein kostenloser Einpackservice<br />
lohnenswert sein. Ist dies aus Personalgründen<br />
nicht möglich, kann eine unbesetzte Packstation am Ausgang<br />
mit Geschenkpapier, -band, Tesafilm <strong>und</strong> Schere die günstigere<br />
Alternative sein.<br />
Weihnachtsgeschäft SORTIMENT<br />
Produkte kombinieren. Für die Sortimentsgestaltung<br />
lohnt <strong>sich</strong> ein Brainstorming: Welche Produkte kaufen K<strong>und</strong>en<br />
besonders im Winter <strong>und</strong> in der Vorweihnachtszeit<br />
gerne? Kekse, Kipferl, Dominosteine, Lebkuchen <strong>und</strong> später<br />
auch die gesamte Bandbreite an Schoko-Produkten sind<br />
selbstverständlich. Ende November beginnt auch die Zeit des<br />
Backens. Wichtige Zutaten für Stollen oder Plätzchen sind<br />
daher in den Vordergr<strong>und</strong> zu stellen. <strong>Sie</strong> lassen <strong>sich</strong> in einer<br />
Zweitplatzierung auch gut mit Non-Food-Artikeln, wie zum<br />
Beispiel Backförmchen oder Backpapier kombinieren. Auch<br />
Adventskalender <strong>und</strong> Lebkuchenhäuser lassen <strong>sich</strong> leicht ansprechend<br />
präsentieren. Apfelsorten, die <strong>sich</strong> für die Zubereitung<br />
von Bratäpfeln eignen, können gemeinsam mit Rosinen<br />
<strong>und</strong> Vanillesoße aufgestellt werden. Glühwein <strong>und</strong> Punsch<br />
sind beliebte Heißgetränke – hier lohnt <strong>sich</strong> auch eine aktive<br />
Verkostung, vielleicht zusammen mit Maronen oder Nüssen.<br />
Generell sind auch Spirituosen <strong>und</strong> Weine in der Vorweihnachtszeit<br />
deutlich beliebter als zu einer anderen Jahreszeit.<br />
Vorteil des Biohandels ist es, dass dabei vor allem hochwertige<br />
Produkte im Vordergr<strong>und</strong> stehen. Gründe dafür sind zum<br />
Beispiel, dass <strong>sich</strong> viele Verbraucher in dieser Zeit gerne selbst<br />
mal etwas mehr gönnen, mehrfach Gäste eingeladen <strong>haben</strong>,<br />
denen sie etwas Gutes anbieten wollen, oder auf der Suche<br />
nach einem wertvollen Geschenk sind.<br />
Vorausschauend planen. Je weiter der Dezember vorrückt,<br />
desto stärker wird das Interesse für die herzhaften<br />
Weihnachtsessen. Hierbei sind die meisten Deutschen sehr<br />
auf die traditionelle Küche fixiert, so dass <strong>sich</strong> stark nachgefragte<br />
Zutaten leicht bestimmen lassen. Besonders an der<br />
Frischfleischtheke ist nun die richtige Bestellplanung gefragt,<br />
so dass <strong>kein</strong>e Lücken im Sortiment entstehen. Es sollte ebenfalls<br />
frühzeitig kommuniziert werden, wann K<strong>und</strong>en ihrerseits<br />
Bestellungen aufgeben sollten, damit sie die gewünschten<br />
Produkte <strong>sich</strong>er bekommen. Im Vordergr<strong>und</strong> stehen zum<br />
Beispiel Gänse- oder Entenbraten, aber auch Wildbret oder<br />
Schweinemedaillons. Für das Weihnachtsfrühstück wird<br />
reichlich Käse- <strong>und</strong> Wurstaufschnitt gekauft. Passend zugeschnittenes<br />
Fondue-Fleisch <strong>und</strong> auch Raclette-Käse müssen<br />
vorrätig sein. Auch die Beilagen spielen beim Weihnachtsessen<br />
eine große Rolle: Kartoffeln, Knödel, Rotkohl, Rosenkohl<br />
oder Schwarzwurzeln stehen auf vielen Menülisten. Auch hier<br />
lassen <strong>sich</strong> wieder Kombinationen mit verschiedenen Soßen,<br />
aber auch mit Nonfood-Produkten wie Kerzen <strong>und</strong> Servietten<br />
arrangieren.<br />
Alle Sortimente einbinden. In der Weihnachtssaison<br />
sollte der Biohandel seine Aufmerksamkeit nicht allein auf<br />
Lebensmittel richten. Andere Bestandteile des Sortiments lass<br />
<strong>sich</strong> zu dieser Jahreszeit gut in Szene setzen, etwa die teils sehr<br />
umfangreichen Naturkosmetik- <strong>und</strong> Nahrungsergänzungsmittelabteilungen.<br />
Auch der Umsatz in diesen Bereichen lässt<br />
08/2011 55
SORTIMENT Weihnachtsgeschäft<br />
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Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
<strong>sich</strong> zum Ende des Jahres steigern. Produkte zur Nahrungsergänzung<br />
können gerade im Winter passend über den Aspekt<br />
der Ges<strong>und</strong>heit beleuchtet werden. Mit einem Motto<br />
wie beispielweise „Keine Grippe zum Fest“ kann die Wirkung<br />
der Mittel in den Vordergr<strong>und</strong> gestellt werden. K<strong>und</strong>en, die<br />
bis dahin <strong>kein</strong> Interesse für diese Artikel gezeigt <strong>haben</strong>, können<br />
<strong>sich</strong> aufgr<strong>und</strong> der Saison davon angesprochen fühlen.<br />
Ähnlich verhält es <strong>sich</strong> bei der Naturkosmetik, deren Umsatz<br />
<strong>sich</strong> im Biohandel seit einigen Jahren negativ entwickelt. Über<br />
Zweitplatzierungen lassen <strong>sich</strong> Kosmetikprodukte vorstellen,<br />
die besonders für trockene Haut im Winter geeignet sind -<br />
auch Pflegestifte für rissige <strong>und</strong> brennende Lippen gehören<br />
dazu. Die Palette an Duftölen mit weihnachtlichem Charak-<br />
56 08/2011<br />
Foto: <strong>BIOwelt</strong><br />
Die Saison-Aufsteller verschiedener Hersteller, im Bild aus dem Jahr 2010, unterstützen die Weihnachtsatmosphäre im Geschäft.<br />
Um einen persönlichen Charakter zu schaffen, sollten sie mit eigenen Zweitplatzierungen <strong>und</strong> Aktionstischen ergänzt werden.<br />
ter ist groß <strong>und</strong> kann hier vorgeführt werden. Naturkerzen,<br />
zum Beispiel aus einer regionalen Manufaktur, lassen <strong>sich</strong> hier<br />
ebenso passend unterbringen. Geschenke-Sets erfreuen <strong>sich</strong><br />
zu den Feiertagen großer Beliebtheit <strong>und</strong> werden von vielen<br />
Anbietern zu attraktiven Paketen geschnürt. <strong>Sie</strong> bieten auch<br />
<strong>und</strong> gerade die Möglichkeit, K<strong>und</strong>en für Naturkosmetik zu<br />
begeistern, die um diese Abteilung gewöhnlich einen Bogen<br />
machen.<br />
Umschalten auf Partylaune. Direkt im Anschluss an das<br />
Weihnachtsgeschäft, am 27. Dezember, muss <strong>sich</strong> der Handel<br />
auf die Silvestereinkäufe einstellen. Von weihnachtlich-besinnlich<br />
wird nun auf Partylaune umgeschaltet. Dies sollte ebenfalls<br />
über die entsprechenden<br />
Deko-Elemente erfolgen. Das<br />
Sekt- <strong>und</strong> Champagnergeschäft<br />
ist mit ausreichender<br />
Bevorratung vorzubereiten.<br />
In der Weihnachtszeit erzielt<br />
der Lebensmitteleinzelhandel<br />
r<strong>und</strong> 30 Prozent des Jahresabsatzes<br />
dieser Warengruppe.<br />
Geschenkverpackungen <strong>und</strong><br />
Präsentkörbe stellen die Hochwertigkeit<br />
des Produkts heraus<br />
<strong>und</strong> stimmen auf das besondere<br />
Ereignis ein. Um den Bezug<br />
zum Hersteller zu schaffen,<br />
können Sektkellereien bei einer<br />
Verkostung über Bilder <strong>und</strong><br />
Kataloge vorgestellt werden.<br />
Hendrike Klein
Neueintragungen<br />
19.7.2011 • Amtsgericht Rostock • HRB 11955<br />
Bio-Heidehof GmbH, Finkenthal, Dorfstraße 15, 17179<br />
Finkenthal OT Fürstenhof. Gesellschaft mit beschränkter<br />
Haftung. Gesellschaftsvertrag vom 06.06.2011. Geschäftsanschrift:<br />
Dorfstraße 15, 17179 Finkenthal OT Fürstenhof.<br />
Gegenstand: landwirtschaftliche, biologische Urproduktion<br />
sowie die Erzeugung von Energie. Stammkapital:<br />
25.500,00 EUR. Allgemeine Vertretungsregelung: Ist nur<br />
ein Geschäftsführer bestellt, so vertritt er die Gesellschaft<br />
allein. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so wird die<br />
Gesellschaft durch zwei Geschäftsführer oder durch einen<br />
Geschäftsführer gemeinsam mit einem Prokuristen vertreten.<br />
Bestellt als Geschäftsführer: Lembcke, Elke, Rostock,<br />
*21.07.1950; Matthes, Karl-Detlef, Rostock-Warnemünde,<br />
*24.12.1965, jeweils einzelvertretungsberechtigt; mit der<br />
Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit <strong>sich</strong> im eigenen<br />
Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte<br />
abzuschließen.<br />
14.7.2011 • Amtsgericht München • HRA 97456<br />
Naturkost-Paradies Johannes Nigg e.K., Garmisch-Partenkirchen,<br />
von-Müller-Str. 11, 82467 Garmisch-Partenkirchen.<br />
(Einzelhandel mit Naturkost- <strong>und</strong> Biowaren aller Art.).<br />
Einzelkaufmann / Einzelkauffrau. Geschäftsanschrift: von-<br />
Müller-Str. 11, 82467 Garmisch-Partenkirchen. Inhaber:<br />
Nigg, Johannes, Garmisch-Partenkirchen, *02.09.1985.<br />
Einzelprokura: Danzl, Alexandra, Garmisch-Partenkirchen,<br />
*14.05.1960.<br />
14.7.2011 • Amtsgericht Stendal • HRA 3284<br />
Bio-Catering Halle e.K., Halle (Saale), Große Klausstr. 15,<br />
06108 Halle (Saale). (Das Zubereiten von Speisen für Cateringleistungen<br />
aller Art.). Einzelkaufmann. Geschäftsanschrift:<br />
Große Klausstr. 15, 06108 Halle (Saale). Der<br />
Inhaber / die Inhaberin handelt allein. Inhaber: Rodewald,<br />
Matthias, Halle (Saale), *06.04.1970.<br />
7.7.2011 • Amtsgericht Krefeld • HRB 13523<br />
HOCHWERT Bio GmbH, Krefeld, Blumentalstraße 102 - 106,<br />
47798 Krefeld. Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Gesellschaftsvertrag<br />
vom 24.05.2011. Geschäftsanschrift:<br />
Blumentalstraße 102 - 106, 47798 Krefeld. Gegenstand:<br />
Der Handel mit Nahrungsergänzungsmitteln <strong>und</strong> ähnlichen<br />
Produkten, insbesondere mit Bioprodukten. Stammkapital:<br />
25.000,00 EUR. Allgemeine Vertretungsregelung: Ist nur<br />
ein Geschäftsführer bestellt, so vertritt er die Gesellschaft<br />
allein. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so wird die Gesellschaft<br />
durch zwei Geschäftsführer oder durch einen Geschäftsführer<br />
gemeinsam mit einem Prokuristen vertreten.<br />
Die Gesellschafterversammlung kann einem oder mehreren<br />
Geschäftsführern die Befugnis erteilen, die Gesellschaft<br />
stets einzeln zu vertreten. Die Gesellschafterversammlung<br />
kann auch einen oder mehrere Geschäftsführer von den<br />
Beschränkungen des § 181 BGB befreien. Geschäftsführer:<br />
Rekas, Piotr Jozef, Krefeld, *22.03.1973; Saki, Arslan, Moers,<br />
*27.10.1968, jeweils einzelvertretungsberechtigt mit<br />
der Befugnis im Namen der Gesellschaft mit <strong>sich</strong> im eigenen<br />
Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte<br />
abzuschließen.<br />
30.6.2011 • Amtsgericht Traunstein • HRB 21116<br />
NaturKosmetik Manufaktur Hesse GmbH, Tittmoning, Weilham<br />
20, 84529 Tittmoning. Gesellschaft mit beschränkter<br />
Haftung. Gesellschaftsvertrag vom 24.05.2011. Geschäftsanschrift:<br />
Weilham 20, 84529 Tittmoning. Gegenstand des<br />
Unternehmens: 1. Produktentwicklung, Herstellung -auch<br />
Lohnherstellung- <strong>und</strong> der Vertrieb von Kosmetik- <strong>und</strong> Wohlfühlprodukten<br />
2. Die Gesellschaft ist befugt, Geschäfte jeder<br />
Art durchzuführen, die der Erreichung <strong>und</strong> Förderung<br />
des Gesellschaftszweckes dienlich sein können. 3. Die Gesellschaft<br />
darf Unternehmen gleicher oder ähnlicher Art erwerben,<br />
vertreten oder <strong>sich</strong> an solchen in jeder Form betei-<br />
ligen. 4. Die Gesellschaft darf Zweigniederlassungen errichten.<br />
Stammkapital: 25.000,00 EUR. Ist nur ein Geschäftsführer<br />
bestellt, so vertritt er die Gesellschaft allein. Sind<br />
mehrere Geschäftsführer bestellt, so wird die Gesellschaft<br />
durch zwei Geschäftsführer oder durch einen Geschäftsführer<br />
gemeinsam mit einem Prokuristen vertreten. Geschäftsführer:<br />
Hesse, Andreas, Tittmoning, *15.12.1961;<br />
Hesse, Maria Verena, Tittmoning, *17.12.1965, jeweils einzelvertretungsberechtigt;<br />
mit der Befugnis, im Namen der<br />
Gesellschaft mit <strong>sich</strong> im eigenen Namen oder als Vertreter<br />
eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.<br />
29.6.2011 • Amtsgericht Ansbach • HRB 5228<br />
Bio-Laden Weißenburg UG (haftungsbeschränkt), Weißenburg,<br />
Luitpoldstraße 21, 91781 Weißenburg. Gesellschaft<br />
mit beschränkter Haftung. Gesellschaftsvertrag vom<br />
21.06.2011. Geschäftsanschrift: Luitpoldstraße 21, 91781<br />
Weißenburg. Gegenstand des Unternehmens: Einzelhandel<br />
mit Lebensmitteln (vornehmlich Lebensmittel aus biologischem<br />
Anbau), Kosmetika, Bekleidung <strong>und</strong> das Betreiben<br />
eines Cafes. Stammkapital: 100,00 EUR. Ist nur ein Geschäftsführer<br />
bestellt, so vertritt er die Gesellschaft allein.<br />
Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so wird die Gesellschaft<br />
durch die Geschäftsführer gemeinsam vertreten. Geschäftsführer:<br />
Underwood, Betti, Pleinfeld, *02.08.1956,<br />
mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit <strong>sich</strong> im<br />
eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte<br />
abzuschließen.<br />
28.6.2011 • Amtsgericht Köln • HRA 28518<br />
VITA VERDE NATURKOST e.K., Köln, Sürther Straße 2,<br />
50996 Köln. (die Herstellung <strong>und</strong> der Vertrieb von Naturkost).<br />
Einzelkaufmann. Geschäftsanschrift: Sürther<br />
Straße 2, 50996 Köln. Inhaber: Teberekides, Basile, Köln,<br />
*07.03.1955.<br />
20.6.2011 • Amtsgericht Mannheim • HRA 703703<br />
Hausgemacht Bio-Catering e.K., Sulzfeld, Mühlbacher<br />
Straße 2, 75056 Sulzfeld. (Catering, Partyservice, Verkauf<br />
von Lebensmitteln, Zubereitung von Speisen zur Belieferung<br />
in Kindergärten bzw. Tagesstätten.). Einzelkaufmann.<br />
Geschäftsanschrift: Mühlbacher Straße 2, 75056 Sulzfeld.<br />
Inhaber: Dörsam, Volker Gerd, Bretten, *14.12.1958.<br />
10.6.2011 • Amtsgericht Stuttgart • HRB 737774<br />
Schnaitmann Beauty GmbH, Stuttgart, Voltastr. 13, 70376<br />
Stuttgart. Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Gesellschaftsvertrag<br />
vom 23.05.2011. Geschäftsanschrift: Voltastr.<br />
13, 70376 Stuttgart. Gegenstand: Import <strong>und</strong> Export<br />
sowie der Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel von Naturkosmetik, die<br />
Ausrüstung von Spas, die Beratung in diesem Bereich.<br />
Stammkapital: 50.000,00 EUR. Allgemeine Vertretungsregelung:<br />
Ist nur ein Geschäftsführer bestellt, vertritt er<br />
allein. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, vertreten<br />
zwei gemeinsam oder ein Geschäftsführer mit einem Prokuristen.<br />
Geschäftsführer: Schnaitmann, Marianne, geb.<br />
Marwitz, Stuttgart, *16.10.1953; Schnaitmann, Ingo,<br />
Stuttgart, *30.05.1964, jeweils einzelvertretungsberechtigt<br />
mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit <strong>sich</strong><br />
im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte<br />
abzuschließen.<br />
. Veränderungen<br />
Handelsregister��SERVICE<br />
15.7.2011 • Amtsgericht Memmingen • HRB 8751<br />
Rapunzel Naturkost Aktiengesellschaft, Legau, Rapunzelstraße<br />
1, 87764 Legau. Die Hauptversammlung vom<br />
04.03.2011 hat die Übertragung der Aktien der übrigen<br />
Aktionäre auf den Hauptaktionär, die JKW Vermögensverwaltungs<br />
GmbH mit dem Sitz in Altusried-Kimratshofen<br />
(Amtsgericht Kempten (Allgäu) HRB 9393), gegen Barabfindung<br />
beschlossen.<br />
08/2011 57
SERVICE Handelsregister & Impressum<br />
15.7.2011 • Amtsgericht Augsburg • HRB 16198<br />
„Die Mühle“ Naturkost-Handels-GmbH, Schiltberg (Hofbergstr.<br />
15, 86576 Schiltberg). Über das Vermögen der<br />
Gesellschaft ist durch Beschluss des Amtsgerichts Augsburg<br />
vom 01.09.2009 (Az. 7 IN 802/09) das Insolvenzverfahren<br />
eröffnet worden. Die Gesellschaft ist dadurch aufgelöst. Von<br />
Amts wegen eingetragen nach § 65 GmbHG.<br />
5.7.2011 • Amtsgericht Leipzig • HRB 25628<br />
Bio-Henne Sachsen GmbH, Mutzschen, Am Lindigt, 04688<br />
Mutzschen. Die Gesellschafterversammlung vom 16.06.2011<br />
hat die Erhöhung des Stammkapitals um 470.000,00 EUR<br />
auf 500.000,00 EUR <strong>und</strong> die Änderung des § 3 (Stammkapital)<br />
des Gesellschaftsvertrages beschlossen. Neues Stammkapital:<br />
500.000,00 EUR.<br />
28.6.2011 • Amtsgericht Kempten • HRB 8191<br />
All Organic Trading GmbH, Kempten (Allgäu), Heisinger<br />
Straße 12, 87437 Kempten. Ausgeschieden: Geschäftsführer:<br />
Breisinger, Hans-Martin, Buchenberg, *10.04.1957.<br />
Bestellt: Geschäftsführer: Breisinger, Fabian, Buchenberg,<br />
*28.07.1981, einzelvertretungsberechtigt; mit der Befugnis,<br />
im Namen der Gesellschaft mit <strong>sich</strong> im eigenen Namen oder<br />
als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.<br />
17.6.2011 • Amtsgericht Stuttgart • HRB 290212<br />
Handelskontor Willmann für Naturprodukte GmbH, Vaihingen<br />
an der Enz, Tafingerstraße 8, 71665 Vaihingen an der<br />
Enz. Nicht mehr Geschäftsführer: Zöller, Hans-Udo, Vaihingen/Enz,<br />
*26.06.1954.<br />
15.6.2011 • Amtsgericht Saarbrücken • HRB 15709<br />
Bio-Pasteria Naturprodukte Handelsgesellschaft mbH, Saarlouis,<br />
Vorderster Berg, 66333 Völklingen. Die Gesellschafterversammlung<br />
vom 06.06.2011 hat eine Änderung des Gesellschaftsvertrages<br />
in § 1 (Firma, Sitz) <strong>und</strong> mit ihr die Sitzverlegung<br />
nach Völklingen beschlossen. Neuer Sitz: Völklingen.<br />
Geschäftsanschrift: Vorderster Berg, 66333 Völklingen.<br />
8.6.2011 • Amtsgericht Pinneberg • HRB 1287 ME<br />
BIO-FROST WESTHOF GMBH, Wöhrden, Rudolf-Scheer-<br />
Straße 2, 25797 Wöhrden. Durch Beschluss der Gesellschafterversammlung<br />
vom 29.03.2011 ist der Gesellschaftsvertrag<br />
in § 9 geändert worden.<br />
24.5.2011 • Amtsgericht Arnsberg • HRB 5974<br />
Lebensgarten - Naturkost <strong>und</strong> mehr Handelsgesellschaft<br />
m.b.H., Soest, Brüder-Walburger-Wallstr. 5, 59494 Soest.<br />
Die Gesellschafterversammlung hat am 16.12.2010 beschlossen,<br />
das Stammkapital auf Euro umzustellen, es von<br />
dann 25.564,59 EUR um 19.435,41 EUR auf 45.000,00 EUR<br />
zu erhöhen, die Firma zu ändern <strong>und</strong> den Gesellschaftsvertrag<br />
unter Änderung in § 1 (Firma) <strong>und</strong> § 4 (Stammkapital)<br />
neu zu fassen. Neue Firma: Lebensgarten - mein<br />
Bioladen in Soest GmbH. Nicht mehr Geschäftsführer: Dipl.-<br />
Ing. Telaar, Rainer, Münster. Bestellt als Geschäftsführer:<br />
Kleineweber, Susanne, Soest, *17.09.1966; Osterhaus,<br />
Friederike, Soest, *20.09.1980; Pendzich, Milena, Soest,<br />
*21.02.1979; Sauermann, Hendrik, Soest, *23.04.1975;<br />
Schl<strong>und</strong>, Sebastian, Soest, *22.05.1966; Wagener, Marion,<br />
Soest, *07.10.1971.<br />
23.5.2011 • Amtsgericht Hannover • HRB 202451<br />
Logona & Friends GmbH, Salzhemmendorf, Zur Kräuterwiese,<br />
31020 Salzhemmendorf. Bestellt als Geschäftsführer:<br />
Scholl, Jörn Christian, Hannover, *16.05.1966, einzelvertretungsberechtigt;<br />
mit der Befugnis, im Namen der<br />
Gesellschaft mit <strong>sich</strong> im eigenen Namen oder als Vertreter<br />
eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.<br />
10.5.2011 • Amtsgericht Hannover • HRB 202451<br />
Logona & Friends GmbH, Salzhemmendorf, Zur Kräuterwiese,<br />
31020 Salzhemmendorf. Nicht mehr Geschäftsführer:<br />
Dr. Hantelmann, Heinrich, Bonn, *06.04.1949.<br />
58 08/2011<br />
Alle Angaben ohne Gewähr.<br />
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MARKT<br />
HANDEL<br />
Anteile: Wer setzt <strong>sich</strong><br />
durch, wer geht unter?<br />
S. 8<br />
Wettbewerb: Artenvielfalt<br />
im Fachhandels-Biotop<br />
S. 14<br />
ZUKUNFT<br />
Nachhaltigkeit: Welche<br />
Konzepte <strong>haben</strong> Handel<br />
<strong>und</strong> Industrie? S. 28<br />
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08/2011 59
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