Präsenzkräfte in stationären Hausgemeinschaften ... - Bayern
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<strong>Präsenzkräfte</strong> <strong>in</strong> <strong>stationären</strong><br />
Hausgeme<strong>in</strong>schaften:<br />
Anforderungen, Tätigkeiten,<br />
Nahtstelle Pflege<br />
David Rester, Diplom-Pflegewirt (FH)<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
Inhalt<br />
E<strong>in</strong>ordnung Hausgeme<strong>in</strong>schaften<br />
Mitarbeitende <strong>in</strong> der Pflege<br />
<strong>Präsenzkräfte</strong><br />
Gerontologische Betrachtung: Ältere Mitarbeitende <strong>in</strong><br />
Hausgeme<strong>in</strong>schaften (HG)<br />
Fragen zur Diskussion<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
E<strong>in</strong>ordnung Hausgeme<strong>in</strong>schaften<br />
Hausgeme<strong>in</strong>schaften: HG M , HG WB und HG (KDA)<br />
Ambulante betreute Wohngeme<strong>in</strong>schaften<br />
Alten- und Pflegeheime (Leitpr<strong>in</strong>zipien, <strong>Präsenzkräfte</strong>)<br />
→ Gruppenbezogene Wohnformen, <strong>in</strong> denen<br />
Langzeitpflege möglich ist und Leitpr<strong>in</strong>zipien von<br />
Hausgeme<strong>in</strong>schaften gefolgt wird.<br />
→ Ziel: Regelversorgung<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
E<strong>in</strong>ordnung Hausgeme<strong>in</strong>schaften (2)<br />
Nicht zuzuordnen:<br />
→ Formen des betreuten Wohnens<br />
→ Private Gruppenbezogene Wohnformen, die<br />
Langzeitpflege ausschließen.<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
E<strong>in</strong>ordnung Hausgeme<strong>in</strong>schaften (3)<br />
Bestand und Entwicklung Gruppenbezogener<br />
Wohnformen <strong>in</strong> der stat. Altenhilfe (MUG IV, 2007)<br />
→ 19 % kle<strong>in</strong>e Wohngruppen<br />
→ 5 % echte stationäre HG<br />
→ 57 % stationäre Alten- und Pflegeheime<br />
→ 19 % Mischformen<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
E<strong>in</strong>ordnung Hausgeme<strong>in</strong>schaften (4)<br />
Schneekloth et al., 2007<br />
E<strong>in</strong>flussfaktoren auf<br />
die Entwicklung<br />
stationärer<br />
Versorgungsformen<br />
(MUG IV, 2007)<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
Mitarbeitende <strong>in</strong> der Pflege<br />
Spannungsverhältnis divergierender Interessen von<br />
Mitglied/Bewohner <strong>in</strong> HG, Angehörigen, Umwelt,<br />
E<strong>in</strong>richtung, Berufsgruppe<br />
Entmachtung Pflege<br />
Gleichstellung mit anderen Berufsgruppen<br />
Rückzug von Bewohnern zulassen<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
Mitarbeitende <strong>in</strong> der Pflege (2)<br />
Spannungsverhältnis Grund- und Behandlungspflege<br />
versus Sicherheit der pflegerischen Versorgung<br />
Veränderungen im beruflichen Selbstverständnis<br />
Gleichstellung mit anderen Berufsgruppen<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
Mitarbeitende <strong>in</strong> der Pflege (3)<br />
Berufsgruppe Altenpflege: ca. 1/3<br />
Berufsgruppe Gesundheits- u. Krankenpflege: 14%/42%<br />
Divergenz vorherrschendes und erwünschtes,<br />
notwendiges Berufsverständnis<br />
Anpassungsqualifizierung notwendig<br />
Anpassungsqualifizierung = Deprofessionalisierung<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
Mitarbeitende <strong>in</strong> der Pflege (4)<br />
Vorteile für Pflegeberufe <strong>in</strong> HG<br />
→ Aufwertung der Pflegetätigkeit<br />
→ Hierarchieabbau und Gruppengröße = mehr<br />
Eigenverantwortung und weniger Überforderung<br />
→ Abnahme Konsenssterben<br />
→ Hohe Akzeptanz bei Auszubildenden<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
Neues Gebäude,<br />
neues Wohnkonzept,<br />
neue Führungsstrukturen<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong><br />
Forschungsauftrag: Anforderungsprofile und<br />
Qualifizierungsbedarf von <strong>Präsenzkräfte</strong>n <strong>in</strong><br />
<strong>stationären</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen (Juli 2007).<br />
Ziele: Empfehlungen für Weiterbildungsmodule<br />
(aufbauqualifizierend, vorhandene Qualifikation<br />
berücksichtigen)<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (2)<br />
Forschungsfragen<br />
→ Hausgeme<strong>in</strong>schaften und Wohngruppen?<br />
→ Tätigkeitsfelder und Anforderungsprofile?<br />
→ Eignung bestimmter Berufsbilder<br />
→ Inhalt und Struktur von Weiterbildungsangeboten?<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (3)<br />
Aufgaben (Bogert/Palm, 2007)<br />
Aufgabengebiet<br />
Alltags-management<br />
Religiöse Betreuung<br />
Wellness<br />
Grundpflege<br />
Behandlungs-pflege unterstützt durch Pflegefachdienst<br />
12,5% 37,5%<br />
Rehabilitation<br />
Gebäude-management<br />
Tätigkeit/Unterstützung<br />
Kochen, Tagesstrukturierung, Freizeitgestaltung: Unterstützt durch<br />
Bewohner, Angehörige und Hauswirtschaftsleitung<br />
Unterstützt durch Pastor und Diakon<br />
Unterstützt durch Friseur, Kosmetiker<strong>in</strong>, Physiotherapeuten<br />
unterstützt durch Pflegefachdienst<br />
Unterstützt durch Physiotherapeuten, Ergotherapeu-ten sowie Logopäden<br />
Zimmerpflege, Milieupflege, Wäsche: Unterstützt und angeleitet durch<br />
Hauswirtschaftsleitung, Re<strong>in</strong>igungskräfte, Wäscherei und Hausmeister<br />
Gewichtung<br />
25%<br />
12,5%<br />
12,5%<br />
12,5%<br />
12,5%<br />
12,5%<br />
50%<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (4)<br />
Profile und Kompetenzen (Bogert/Palm, 2007)<br />
Empathie<br />
Kreativität<br />
Toleranz<br />
Gelassenheit<br />
Offenheit<br />
Reflexionsvermögen<br />
Neugier<br />
Teil der<br />
Geme<strong>in</strong>schaft<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (5)<br />
Lernfelder (Gennrich et al., 2004)<br />
Soziale Kompetenz<br />
•Beziehungsgestaltung<br />
•Nähe und Distanz<br />
•Persönlichkeitsentwicklung<br />
•Teamarbeit<br />
•Angehörige/Ehernamtliche<br />
Organisatorische Kompetenz<br />
•Selbst und Zeitmanagement<br />
•Arbeitsmethodik<br />
Fachkompetenzen<br />
•Gerontologie/Geriatrie<br />
•Qualitätsmanagement<br />
•Hygiene<br />
•Recht und Betriebswirtschaft<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (6)<br />
Abgeleitetes maximales Anforderungsprofil<br />
→ Bewohner<br />
→ Gruppe der Bewohner<br />
→ Pflege, Kooperation und Organisation<br />
→ Auf sich selbst bezogen<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (7)<br />
Geeignete Berufsbilder<br />
→ Staatlich geprüfte FHW<br />
→ Alle Pflege-, Hauswirtschafts- und Sozialberufe<br />
→ Ke<strong>in</strong>e Grundausbildung vollständig geeignet<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (8)<br />
Empfehlung Weiterbildungsmodule<br />
→ 120-200 Stunden (bestehende Modelle 80-186 Std.)<br />
→ Wichtigste Themen: Demenz, Grundpflege,<br />
Hauswirtschaft, Grundlagen des Alterns<br />
→ Modelle als Hilfestellung bei der Konzeption<br />
→ Aufbauqualifizierend (bestehende Modelle auch<br />
grundqualifizierend)<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (9)<br />
Aufbauqualifizierende Modulteilnahme<br />
Modul<br />
Qualifikation<br />
Pflege<br />
Hauswirtschaft<br />
Andere<br />
Modul A<br />
Ja<br />
Ja<br />
Ja<br />
Modul B<br />
Ne<strong>in</strong><br />
Ja<br />
Ja/E<br />
Modul C<br />
Ja<br />
Ne<strong>in</strong><br />
Ja/E<br />
Modul D<br />
Ja<br />
Ne<strong>in</strong><br />
Ja/E<br />
Modul E<br />
Ne<strong>in</strong><br />
Ja<br />
Ja/E<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (10)<br />
Stundenverteilung und Modulkorridore<br />
Modul<br />
Stundenumfang<br />
Stundekorridor<br />
A<br />
35<br />
30-40<br />
B<br />
20<br />
16-24<br />
C<br />
20<br />
16-24<br />
D<br />
15<br />
12-20<br />
E<br />
30<br />
20-40<br />
F<br />
8<br />
8-14<br />
G<br />
12<br />
8-18<br />
H<br />
8<br />
4-8<br />
12<br />
6-12<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009<br />
J
<strong>Präsenzkräfte</strong> (11)<br />
Empfehlung Weiterbildungsmodule<br />
→ Grund-, Aufbau- und Spezialmodule<br />
→ Fünf Grundmodule: Bewohner, Wohnen, Pflege,<br />
Demenz und Hauswirtschaft<br />
→ Zwei Aufbaumodule: Angehörige, Erkrankungen<br />
→ Zwei Spezialmodule: Praxisanleitung, Gartentherapie<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (12)<br />
Empfehlung Weiterbildungsmodule<br />
→ Modulbeschreibung nach Inhalt und Ziel<br />
→ Ke<strong>in</strong> Modul Palliativ Care<br />
→ Trauer und Sterben <strong>in</strong> allen Modulen<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (13)<br />
Modul A Bewohner- und Bewohnergruppen<br />
→ Alter und Altern<br />
→ Individuum und Gruppe<br />
→ Sozialpflegerischer Charackter<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (14)<br />
Modul B Pflege und Organisation (analog zu Modul C)<br />
→ Hausgeme<strong>in</strong>schaften<br />
→ Formen der Kooperation<br />
→ Erbr<strong>in</strong>gung von Pflege<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (15)<br />
Modul C Hauswirtschaft (analog zu Modul B)<br />
→ Perspektivenwechsel<br />
→ HW <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen/Großfamilien<br />
→ Ernährungs- und Flüssigkeitsmanagement<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (16)<br />
Modul D Wohnen<br />
→ Wohnen gestalten<br />
→ Nutzen vorhandener Kenntnisse<br />
→ Bedeutung Lebens- und Wohnwelt<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (17)<br />
Modul E Demenz<br />
→ Grundwissen Demenz<br />
→ Umgehen mit Verhalten<br />
→ Wahrnehmung und Beobachtung<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (18)<br />
Modul F Spezifische Erkrankungen im Alter<br />
→ Fortführung Demenz, Diabetes, Depression, etc.<br />
→ Beobachtung und Informationsweitergabe<br />
→ Themen der TN/E<strong>in</strong>richtungen<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (19)<br />
Modul G Angehörigenarbeit<br />
→ Fallbesprechung (i. W. S. Supervision)<br />
→ Kooperationsformen<br />
→ Familiendynamik, Trauer- und Sterbebegleitung<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (20)<br />
Modul H Gartentherapie<br />
→ Garten als Raum- und Naturkontakt<br />
→ Positive Entwicklungsziele<br />
→ Themen der TN/E<strong>in</strong>richtungen<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
<strong>Präsenzkräfte</strong> (21)<br />
Modul J Praxisanleitung<br />
→ Probleme aus der Weiterbildung<br />
→ Themen der TN/E<strong>in</strong>richtungen<br />
→ Übernahme der Praxisanleitung?<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
Gerontologische Betrachtung: Ältere<br />
Mitarbeitende <strong>in</strong> HG<br />
Lebensnähe älterer Arbeitnehmer<br />
Pflegende <strong>in</strong> der Altenhilfe älter als im Krankenhaus<br />
Zunahme Anzahl Älterer Beschäftigter (NEXT)<br />
Berufsverweildauer <strong>in</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen 5,8 Jahre<br />
Demografisch bed<strong>in</strong>gt: weniger jüngere Beschäftigte<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
Gerontologische Betrachtung: Ältere<br />
Mitarbeitende <strong>in</strong> HG (2)<br />
Berufsverweildauer <strong>in</strong> der GuKP: 13,7 Jahre (BGW)<br />
Berufsverweildauer <strong>in</strong> der Altenpflege: 8,4 Jahre (BGW)<br />
Künftige Differenz Fachkräftebedarf/Personallücke bis<br />
2050: 430.000 Personen <strong>in</strong> Vollzeit<br />
Problem: E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> der Ruhestand aus der Pflege?<br />
Chance HG<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
Fragen zur Diskussion<br />
Verankerung sozialpflegerisches Profil <strong>in</strong> HG?<br />
Gleichberechtigung Pflege und Präsenzkraft (HW, ..) ?<br />
Erfolgsaussichten Weiterbildungsmodule?<br />
Kritik der Deprofessionalisierung begegnen?<br />
Präsenzkraft als eigenes Berufsfeld?<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
David Rester, Diplom-Pflegewirt (FH)<br />
Institut für Gerontologie<br />
und demografische Entwicklung<br />
Private Universität für Gesundheitswissenschaften,<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Informatik und Technik (UMIT)<br />
david.rester@umit.at<br />
David Rester, Ech<strong>in</strong>g, 9. Juli 2009
Fachtag „Hausgeme<strong>in</strong>schaften <strong>in</strong> <strong>stationären</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen“<br />
am 9. Juli 2009 <strong>in</strong> Ech<strong>in</strong>g<br />
Abstract<br />
<strong>Präsenzkräfte</strong> <strong>in</strong> <strong>stationären</strong> Hausgeme<strong>in</strong>schaften:<br />
Anforderungen, Tätigkeiten, Nahtstelle Pflege<br />
Hausgeme<strong>in</strong>schaften werden <strong>in</strong> Deutschland künftig mehr als nur Modellversuche se<strong>in</strong>.<br />
Hierfür s<strong>in</strong>d mehrere Indizien anzuführen: die Zunahme älterer und älterer pflegebedürftiger<br />
Menschen, deren differenzierte Lebensstile, die Gesetzgebung <strong>in</strong> Bund und Ländern sowie<br />
die bereits begonnene Veränderung <strong>in</strong> der Angebotsstruktur der Altenhilfe.<br />
Hausgeme<strong>in</strong>schaften s<strong>in</strong>d hierbei <strong>in</strong> die Vielfalt neuer Wohn- und Lebensformen für älter<br />
werdende Menschen e<strong>in</strong>zuordnen. Dies sollte zudem unabhängig e<strong>in</strong>er systemischen<br />
Zuordnung (stationär oder ambulant) und der Trägerschaft (privat oder unternehmerisch)<br />
erfolgen. Zu beachten ist außerdem, dass leitende Pr<strong>in</strong>zipien von Hausgeme<strong>in</strong>schaften, wie<br />
Alltagsgestaltung, Dezentralisierung oder Kle<strong>in</strong>räumigkeit vere<strong>in</strong>zelt auch <strong>in</strong> der klassischen<br />
<strong>stationären</strong> Altenhilfe umgesetzt werden. Die <strong>in</strong>haltliche Gestaltung, die gesetzliche<br />
Zuordnung und damit auch die F<strong>in</strong>anzierung s<strong>in</strong>d kennzeichnend für Hausgeme<strong>in</strong>schaften.<br />
In der <strong>in</strong>haltlichen Gestaltung nehmen die Mitarbeitenden e<strong>in</strong>e zentrale Rolle e<strong>in</strong>. Der Bedarf<br />
an qualifizierter Grund- und Behandlungspflege bleibt bestehen. Die Tätigkeiten der<br />
Mitarbeitenden verändern sich dennoch, da weniger die pflegerische Versorgung als<br />
vielmehr die Alltagsgestaltung im Mittelpunkt steht. Dies ist e<strong>in</strong>e Herausforderung für die<br />
Mitarbeitenden <strong>in</strong> Hausgeme<strong>in</strong>schaften, die weiterh<strong>in</strong> überwiegend aus der Altenpflege und<br />
aus der Gesundheits- und Krankenpflege stammen. Deren Selbstverständnis ist, ungeachtet<br />
veränderter Ausbildungs<strong>in</strong>halte, mediz<strong>in</strong>isch-pflegerisch geprägt. Dies widerspricht nicht<br />
ihrem E<strong>in</strong>satz als Präsenzkraft, erfordert jedoch andere Qualifikationen sowie e<strong>in</strong>e<br />
reflektierte Grundhaltung <strong>in</strong> der Berufsausübung. Das steigende durchschnittliche<br />
E<strong>in</strong>trittsalter, Multimorbidität und demenzielle Erkrankung sowie die kürzer werdende<br />
verbleibende Lebenszeit (Verweildauer) der Personen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Pflegeheim ziehen, sollte<br />
jedoch mit ke<strong>in</strong>er ausschließlichen Orientierung am mediz<strong>in</strong>isch-pflegerischen Paradigma<br />
e<strong>in</strong>hergehen. Daraus ergibt sich die Frage, welche Anpassungsqualifizierungen<br />
Pflegepersonen und Personen mit hauswirtschaftlicher oder sozialpflegerischer<br />
Berufsausbildung sowie e<strong>in</strong>er Berufserfahrung, für die Tätigkeit als Präsenzkraft benötigen.<br />
Dabei werden aus pflegeberuflicher Sicht die Anpassungsqualifizierung zur Präsenzkraft und<br />
deren berufliche Tätigkeit ohne pflegerische Grundausbildung, als Tendenz zur<br />
Deprofessionalisierung des Pflegeberufes und der Altenpflege kritisiert.<br />
Die Präsenzkraft, so werden Ergebnisse e<strong>in</strong>er Untersuchung über Anforderungsprofile und<br />
Qualifizierungsbedarf <strong>in</strong> <strong>stationären</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen zeigen, soll die sozialpflegerische<br />
Begleitung und Betreuung von Mitgliedern bzw. Bewohnern von Hausgeme<strong>in</strong>schaften<br />
ermöglichen. Hierzu werden e<strong>in</strong>e Synopse bestehender Weiterbildungsangebote für<br />
<strong>Präsenzkräfte</strong> <strong>in</strong> Deutschland, ihr E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Hausgeme<strong>in</strong>schaften <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> und theoretische<br />
Betrachtungen zu Anforderungs- und Tätigkeitsprofilen vorgestellt. Die daraus abgeleiteten<br />
aufbauqualifizierenden modellhaften Weiterbildungsmodule, die für die Tätigkeit als<br />
Präsenzkraft notwendig ersche<strong>in</strong>en, fokussieren dementsprechend hauswirtschaftliche und<br />
sozialpflegerische Kompetenzen. Der Fokus e<strong>in</strong>er sozialpflegerischen Begleitung und<br />
Betreuung <strong>in</strong> Hausgeme<strong>in</strong>schaften verändert dementsprechend die Tätigkeits- und<br />
Arbeitsplatzbeschreibungen von Pflegepersonen <strong>in</strong> der Altenhilfe. Dies sollte jedoch<br />
zunächst nicht im Rückgriff auf detaillierte Tätigkeits- und Stellenbeschreibungen<br />
besprochen werden. Vielmehr ist es notwendig, zu diskutieren, mit welcher Grundhaltung<br />
das Pflegepersonal ihre Tätigkeit <strong>in</strong> Hausgeme<strong>in</strong>schaften, unabhängig ob als Präsenzkraft<br />
oder Pflegeperson, wahrnehmen sollte. Die Betrachtung von Naht- und Schnittstellen<br />
zwischen Pflegeperson und Präsenzkraft kann zunächst an Tätigkeiten aufgezeigt werden.<br />
Die Diskussion der Verantwortung für diese Tätigkeiten und damit den Gestaltungsmöglichkeiten<br />
muss sich jedoch anschließen. Hierbei s<strong>in</strong>d sowohl Vorteile als auch<br />
Herausforderungen für Pflegepersonen zu besprechen. In der Konsequenz s<strong>in</strong>d<br />
Führungsstrukturen zu h<strong>in</strong>terfragen. Dass sich <strong>in</strong> Hausgeme<strong>in</strong>schaften die Personal- und
2<br />
Führungsstruktur idealtypisch gegenüber der klassischen Pflegee<strong>in</strong>richtung verändern muss,<br />
kann hierbei als Vorteil im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Organisationsentwicklung angesehen werden. H<strong>in</strong>zu<br />
kommt der Trend zu mehrgliedrigen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der <strong>stationären</strong> Altenhilfe, der weitere<br />
Kreativität <strong>in</strong> der Personalorganisation erfordern wird.<br />
Im Ausblick soll e<strong>in</strong> Aspekt thematisiert werden, der bei der Beschreibung von<br />
Anforderungsprofilen für Pflegepersonen und <strong>Präsenzkräfte</strong> <strong>in</strong> Hausgeme<strong>in</strong>schaften an<br />
Bedeutung gew<strong>in</strong>nen wird: der ältere Arbeitnehmer. Die Auswirkungen der demografischen<br />
Entwicklung s<strong>in</strong>d auch auf Mitarbeitende <strong>in</strong> der Altenhilfe zu übertragen. In der<br />
gerontologischen Betrachtung wird künftig der ältere Arbeitnehmer zunehmend im<br />
Mittelpunkt stehen. Zum e<strong>in</strong>en, und das ist bereits gegenwärtig so, beschreiben ältere<br />
Arbeitnehmer <strong>in</strong> der Altenhilfe e<strong>in</strong>e selbst empfundene Lebensnähe zu Bewohnern bzw. zu<br />
Mitgliedern von Hausgeme<strong>in</strong>schaften. Positiv zeigt sich bereits, dass Pflegepersonen <strong>in</strong> der<br />
Altenhilfe im Vergleich zu Gesundheits- und Krankenpflegepersonen im statistischen Mittel<br />
älter s<strong>in</strong>d. Sowohl für die Gestaltung von Alltag und Kont<strong>in</strong>uität als auch bei der Steuerung<br />
komplexer Gruppenprozesse <strong>in</strong> Hausgeme<strong>in</strong>schaften ist diese Lebensnähe mitentscheidend.<br />
Zum anderen werden immer weniger jüngere Menschen e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz <strong>in</strong> der Altenhilfe<br />
suchen. Hierfür s<strong>in</strong>d zwei Gründe anzuführen. Erstens, und daran konnten auch<br />
Imagekampagnen bisher wenig ändern, ist die Wahl und der Wunsch e<strong>in</strong>es Berufes, der <strong>in</strong><br />
die Altenhilfe e<strong>in</strong>mündet, immer seltener anzutreffen. Zweitens schrumpft die Altersgruppe,<br />
die die Ausbildungsplatznachfrage im Wesentlichen bestimmt (junge Erwachsenen bis 25<br />
Jahre) statistisch. Gleichzeitig wird e<strong>in</strong> Anstieg der notwendigen Versorgungsleistungen<br />
(Verdoppelung der Pflegebedürftigkeit bis <strong>in</strong>s Jahr 2050) erwartet, was im e<strong>in</strong>fachsten<br />
Schluss e<strong>in</strong>e Verdoppelung der Pflegeberufe zur Folge haben müsste. Davon kann derzeit<br />
nicht ausgegangen werden. Ziel muss also se<strong>in</strong>, Arbeitnehmer länger an die Altenhilfe, wenn<br />
möglich bis zum E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Ruhestand, zu b<strong>in</strong>den. Von Vorteil ist hier bereits, dass<br />
Pflegepersonen <strong>in</strong> der Altenhilfe im Vergleich zu Gesundheits- und Krankenpflegepersonen<br />
im statistischen Mittel e<strong>in</strong>e längere Berufsverweildauer haben. Problematisch dagegen eher<br />
die Vermutung, dass nur wenig Pflegepersonen aus der beruflichen Tätigkeit <strong>in</strong> der Altenhilfe<br />
<strong>in</strong> den Ruhestand wechseln. Die Hausgeme<strong>in</strong>schaft bietet hier mehrere Chancen und<br />
Möglichkeiten: Die Diversifizierung der Berufsprofile; Mitarbeitende können länger am Lernund<br />
Arbeitsleben teilhaben; Träger und Betreiber können durch e<strong>in</strong>e längere<br />
Berufsverweildauer höhere Planungssicherheit erreichen.<br />
Fragen, die es hieraus zu besprechen gilt, s<strong>in</strong>d: Wie kann künftig verstärkt e<strong>in</strong><br />
sozialpflegerisches Profil <strong>in</strong> Hausgeme<strong>in</strong>schaften verankert werden? Sollten dabei<br />
hauswirtschaftliche Berufe gleichberechtigt zu Pflegeberufen positioniert se<strong>in</strong>? Welche<br />
Erfolgsaussichten haben Weiterbildungsangebote für <strong>Präsenzkräfte</strong>, um deren Qualifikation<br />
für die Aufgabenstellung sicherzustellen? Wie sollte der Kritik der Deprofessionalisierung des<br />
Pflegeberufes durch den E<strong>in</strong>satz von <strong>Präsenzkräfte</strong>n begegnet werden? Das Tätigkeitsfeld<br />
der Präsenzkraft wurde <strong>in</strong> der Fachöffentlichkeit bisher nicht als eigenständiger Beruf<br />
diskutiert. Sollte dies mittelfristig geschehen?<br />
02.07.2009/David Rester<br />
Institut für Gerontologie und demografische Entwicklung, Department für Pflegewissenschaft und Gerontologie, UMIT - Private<br />
Universität für Gesundheitswissenschaften, Mediz<strong>in</strong>ische Informatik und Technik, Hall <strong>in</strong> Tirol (A)<br />
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