JOHANN PHILIPP PREUSS - OPUS - Universität Würzburg
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gewölbe darstellt. Zwei Statuen stehen vor den Flanken dieser Architektur.<br />
Solche räumlichen Einsprengsel, die schon in Riemenschneider-Altären vorkommen,<br />
später dann, z.B. in den Altären Deglers in Augsburg, S.Afra,<br />
mehr oder weniger überkuppelte Zentralräume meinen, also den Tabernakelgehäusen<br />
verwandt sind, in denen oft" genug gotische Statuen aufgestellt<br />
wurden. Solche realen Räume sind also von der Architektur des Peter-und<br />
Paulaltares, die Raum nur andeutet, weiter entfernt als die im Relief oder<br />
Gemälde dargestellten italienischen Casamento-Bilder. - Eine vielleicht verwandtere,<br />
allerdings in einer Ebene bleibende doppelkonzentrische Bogenkonstruktion<br />
verwendet Rubens als Aufsatz einer seiner Ehrenbögen für den<br />
Kardinalinfanten Ferdinand (J.Rupert Martin, Corpus Rubenianum XVI, The<br />
Decoration of the Pompa Introitus Ferdinandi, Brüssel 1972, Nr.1 (1635);<br />
Ausstellungskatalog "Rubens e l'incisione", Rom 1977, 116 Abb.240). Es sind<br />
reine Halbkreisbögen, von denen der äußere etwas verzogen ist, was sich<br />
schon in der Pilastergliederung darunter ankündigt. Weitere Vergleichspunkte<br />
zu den <strong>Würzburg</strong>er Altären bestehen in der Aufstellung von Figuren zwischen<br />
den Doppelbögen, wenn es auch bei Rubens mehr dekorativer Natur<br />
bleibt. Selbst die volutenförmigen Gebälkaufsätze nebst den Aufsatzfiguren<br />
und der Anbringung von Festons lassen sich vergleichen. Neben dem aus<br />
der FIoris-Werkstatt stammenden Grabmal in Jever wäre dies also das zweite<br />
flämische Beispiel, das auf beide <strong>Würzburg</strong>er Retabel bezogen werden<br />
kann. Wenn auch der kreisförmige Grundriß noch fehlt, so geben doch die<br />
vorspringenden äußeren Pilaster als auch die großen, den Mittelboden flankierenden<br />
Wandarchitekturen in ihrer Schrägstellung eine verräumlichende Tendenz<br />
an, die freilich für den Peter-und Paulaltar nicht maßgeblich gewesen<br />
sein kann, wofür vor allem die Diskrepanzen in den Grundrissen verantwortlich<br />
sind.<br />
1024. Solche Steigerungen von außen nach innen sind von zahlreichen italienischen<br />
Kirchenfassaden des Barock bekannt, während sie im nordeuropäischen Retabelbau<br />
bis zu diesem Zeitpunkt doch selten sind. Freilich läßt sich nicht<br />
leugnen, daß zahlreiche dreiteilige Retabel nach 1600 die mittlere großen<br />
Hauptsäulen gegenüber den kleinen Säulchen der Flügel oder Ausleger deutlich<br />
betonen, doch fehlt dann die Kommensurabilität aller Stützen. Nur in<br />
verwandten dreiteiligen Anlagen, wie zwei Nürnberger Ehrenpforten (Wo Tunk,<br />
Der Nürnberger Rathausbau des Jakob Wolf d.J., in: Z.d.dt. Ver. f.Kunstwissenschaft<br />
IX(1942) 53-91, Abb.9,1O), die den äußeren Pilastern innen gleich<br />
große Säulen entgegensetzen, wird davon etwas spürbar. Nur wenige Vorläufer<br />
im Retabelbau können genannt werden, so der noch im 16.Jhd. errichtete<br />
Hochaltar der Annenkirche in Annaberg {E.Ullmann, Baudenkmäler im<br />
Osten Deutschlands, Hanau o.J. (Leipzig 1961) 17 Abb.S.86), wo die äußeren<br />
Pilaster innen von ebenso großen Säulen dominiert werden. Als bedeutend<br />
können in dieser Hinsicht die Querhaus-Altäre des Salzburger Domes bezeichnet<br />
werden, M.Ebhardt, Die Salzburger Barockkirchen im 17.]hd. (Studien<br />
z. deutschen Kunstgeschichte Bd.354) Baden-Baden 1975, Abb.12. In Franken<br />
trifft man diese Kombination unerwartererweise am Blutaltar Junkers in<br />
Walldürn an (Anm.917), nämlich im Obergeschoß. Allerdings gehören die Pilaster<br />
einer anderen Ordnung an wie die Säulen. Den umgekehrten Fall, also<br />
außen und innen Pilaster bietet der bedeutende, von dem <strong>Würzburg</strong>er<br />
Valentin Kaut geschaffene Hochaltar von St.Lambrecht, Österreich (1629,<br />
s.Anm.1032). Sonst können in Franken nurmehr zwei Grabmäler in Wertheim<br />
angeführt werden, die von Hans Rodlein für Graf Ludwig (gest.1574) und<br />
Gräfin Walburg (gest.1578) v.Stolberg-Königstein sowie für Graf Georg und<br />
Barbara v.Isenburg-Büdingen {ca. 1580) geschaffen worden waren, Bruhns 1923,<br />
194-201, Abb.57, 58.<br />
1025. Zu dem Bellini-Altar vgl. Anm.1020. Als unmittelbar verwandt in der Art<br />
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