JOHANN PHILIPP PREUSS - OPUS - Universität Würzburg
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durch betonte Horizontale den Giebel stärker von Hauptgeschoß trennt. In<br />
Rödelsee dagegen dominiert die oberste gekrümmte Giebellinie, weshalb die 70a<br />
gesamte Ädikula stärker als Einheit aufgefaßt erscheint. Das Gemälde kommt<br />
in dieser entschlackten Form besser zur Geltung als bei den Bamberger Retabeln,<br />
deren Details das kleine Bild erdrücken. Es demonstriert diese Gegenüberstellung<br />
noch einmal den überlegenen Intellekt des <strong>Würzburg</strong>ers, da er<br />
die rahmende Nebensache der Hauptsache, dem Bild, zu subordinieren weiß.-<br />
Zwei spätere Retabel in Unterleinleiter, die angeblich aus St.Gangolf, Bamberg,<br />
stammen, bauen auf diesem Moggaster Schema auf, wenn jetzt auch<br />
in hoher, schlanker Proportionierung und geschickterer Durchführung. Auf<br />
dem rechten josephs-Altar ist auf dem Blatt möglicherweise das Wappen als<br />
das des Kloster Bronnbacher Abtes joseph Hartmann (1699-1724) zu entziffern.<br />
972. Die Fakten zu diesem Mainzer Retabel (vgl. Anm.450), einer Stiftung des<br />
Domherren joh.v.Heppenheim genannt von Saal, hat F.Arens, Ist das Kreuz<br />
im Mainzer Dorn von Rauchmiller?, in: Mainzer Zeitschrift 41-43(1946/48)<br />
91-96, Abb.I,3 veröffentlicht. Es ist eine große, aus dunklem Holz gefertigte<br />
Ädikula mit kannelierten, korinthischen Pilastern, die in der Mitte ein rechteckiges<br />
Feld für den Kruzifix umstellen. Zu seiner Beurteilung schreibt der<br />
Autor (S.92): "Bisher zweifelte man das Entstehungsjahr 1657 an, da der Altar<br />
im Rahmen der Seitenkapellenaltäre sehr fortschrittlich und der stilistischen<br />
Reihe weit voraus geeilt wirkte. Der vorher verwandte Typus brachte<br />
ein vielgeschossiges und kleinteiliges Gerüst. Der Saulheimer-Altar, der ebenfalls<br />
aus Holz besteht, ist um 1665 die erste monumentale Schöpfung, wenn<br />
man vorn Barbara-Altar absieht. Sein architektonisches Gerüst ist jedoch<br />
nicht mit der gleichen Großzügigkeit und Einfachheit entworfen wie der Barbaraaltar."<br />
Er nimmt auch einen <strong>Würzburg</strong>er Entwerfer für dieses Retabel<br />
an. Da KQchler später mit Preuß zusammen arbeitet, z.B. an den Hochaltären<br />
für St.Peter (K 29), dem Chorgestühl im Dorn (K 19), für die Marienkapelle<br />
(K 30) oder Wechterswinkel (K 38), ist es eine Überlegung wert, ob<br />
er in diesem Entwurf nicht von Preuß beeinflußt sein könnte. Die Gemeinsamkeiten<br />
zwischen diesem Mainzer und dem Rödelseer Retabel liegen nicht<br />
nur im geradlinig bis auf den Boden reichenden Aufbau mit der Abfolge Sokkelgeschoß,<br />
Piedestale mit Säulen bzw. Pilastern korinthischer Ordnung und<br />
Segmentgiebel, sondern auch in der gleichen klassichen Sprache hinsichtlich<br />
der Proportionierung und der Details. Die Unterschiede fallen erst bei näherer<br />
Betrachtung auf. Der Schreiner KQchler hat alles flacher gestaltet, wie<br />
man dies auch bei seinen Berufsgenossen öfter beobachten kann. Er verwendet<br />
Pilaster anstelle der Säulen, die in der Regel ein Dreher hätte anfertigen<br />
müssen, womit er weniger verdient hätte. Dann verziehrt er das Gebälk<br />
mit einer Vielzahl von Leistengefachen (wie später auch in Wechterswinkel)<br />
und bietet das Kymationband im Giebel gleich mehrfach auf. Zierkonsolen<br />
und ein Kranz vermehren den oberflächlichen Reichtum. Ein großer Unterschied<br />
besteht darin, daß das schnörkellose Rahmengerüst um den Kruzifix<br />
das von der Pilasterarchitektur vorgegebene Feld restlos ausfüllt ohne in die<br />
Gebälkzone einzuschneiden wie in Rödelsee, was der Giebelzone ein dem Biklwerk<br />
gegenüber übermächtiges Gewicht verleiht. Doch kann diese klassische<br />
Auf teilung auch schlicht einen rein zeitlichen Unterschied zwischen Mainz<br />
und Rädelsse bedeuten, wenn man sich daran erinnert, wie Preuß zwischen<br />
den Eibelstädter Nebenaltären (1660) und dem Altar in Fürnbach (ca.1675)<br />
die klare Trennung zwischen Bildfeld und Giebel zugunsten eines geschmeidigeren<br />
Überganges aufgibt. Wie immer man diese Regelhaftigkeit beurteilt,<br />
sie rückt dieses Werk in die Nähe unseres Bildhauers, obgleich er ihn nicht<br />
entworfen haben dürfte. - Zu KQchler hier noch einige neue Informationen:<br />
1649 ist er erstmals nachweisbar (I). 1652/53 errichtet er zusammen mit<br />
541<br />
107b<br />
108<br />
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