JOHANN PHILIPP PREUSS - OPUS - Universität Würzburg
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form, weil sie den Geschmackswandel vom abstrakten Knorpelwerk hin zu<br />
lebendigen, vegetabilischen Formen markieren, der im Akanthus seine Erfüllung<br />
findet.<br />
587. Die Schrift auf dem Tuch unter dem Wappen ist auf den Photos nicht restlos<br />
zu entziffern: "ALTARE privilegiatum 17 •• ". Kempter, 57, wies wegen<br />
der Putten auf den verlorenen Altar der Marienkapelle (K 30) hin, sah aber<br />
eine größere Verwandschaft- zu den lebhaften Putten des j.M.Rieß. Das kam<br />
heute nicht mehr überprüft werden, vgl. aber Anm.567. Das Motiv des in<br />
der Schwebe gehaltenen Wappens sowie liegende Engel kommen aber bei<br />
den erhaltenen Altären des Rieß in Randersacker (K 48), Stift Haug und<br />
Reupelsdorf nicht vor.<br />
588. Die übrigen Bildhauer jener Zeit, Brandt, Rieß und Stauffer verwenden bei<br />
Wappen auschließlich Akanthus. Z.B. Orgel in St.Burkard 1684 von Brandt,<br />
Hochaltar der Pfarrkirche Veitshöchheim 1692/93 von Brandt, Hochaltar 9ift 111<br />
Haug 1694, Portal des Priesterseminars ca. 1690, Brandt zugeschrieben: alle<br />
diese Wappen lassen die kräftige, plastische Wölbung des Reureraltar-W'4lpens<br />
vermissen. Reliefhafte Flächigkeit kennzeichnet auch die Wappen des<br />
Rieß, vgl. Anm.587. Stauffer und ab 1693 auch Maucher wenden den Akanthus<br />
schon in reinster Form an, vgl. Hochaltar Fährbrück 1695 und Ober- 113<br />
spiesheim 1690 (Kossatz 1977, Abb.l). Ein sehr frühes Beispiel wäre das<br />
Wappen Bischof Rosenbachs (1673/75) an der inneren, nördlichen Ringmauer<br />
über dem Fußweg zur Festung, wenn nicht der Verdacht bestünde, daß es<br />
erst um 1700, beispielsweise zusammen mit dem äußeren Höchberger Tor<br />
(Greiffenklau) entstanden sein könnte, mit dessen Schlußstein es stilistisch<br />
verwandt ist.<br />
589. Kainz, Onghers 1915, 104f.<br />
590. Von Brandt ist aus dieser Zeit keine Plastik bekannt. St.Andreas und St.<br />
Victor von der Burkarder Orgel, nach Kempter irrtümlich 1684, laut Bauremnung<br />
1697/98 (SAW R 17905, S.16) aber erst 13 jahre später, wahrscheinlich<br />
ebenfalls von Brandt, entstanden, haben zusammen mit den aus Versbach<br />
wieder in die Vierungspfeiler von Stift Haug zurückgeführten Figuren<br />
des Petrus und Paulus (Kempter, 93, 106) in ihrer steifen, ponderationslosen 921<br />
Aufrechtheit ebensowenig etwas mit den Reureraltarfiguren zu tun wie Petrus<br />
und Paulus vom Priesterseminar-Portal oder die zwölf Apostel des Stift<br />
Haug-Hochaltars von 1694. - Auch von Rieß, dessen Gewandbildung seit Bild- 49<br />
hausen und Randersacker bis zu den Evangelistenstatuen in der Vierung von 67<br />
Stift Haug eine erstaunliche Entwicklung durchläuft, sind aus der Zeit um<br />
1687 keine Figuren bekannt, zumal auch ein bisher unbekannter Hochaltar<br />
aus seiner Werkstatt in Mainstockheim für Grafenrheinfeld, 1687/91, untergegangen<br />
ist. SAW, DKP 1689 fol.120 (4.juni), DKP 1691 fol.314, 392ff.,<br />
426-429. Von den teigigen Gewandbergen der Rieß'schen Figuren in Randers- 67<br />
acker (K 48) und Stift Haug führt jedenfalls kein Weg zum Reurer-Altar. -<br />
Die sonst in dieser Zeit genannten Bildhauer können zum Vergleich nicht<br />
herangezogen werden, da mit ihren Namen nur wenige Werke verbunden<br />
sind. Georg Adam Diemeneck, St.AW, Oberratsprotokoll 1678, 27.Mai, 15.juni,<br />
hat nicht gelernt, kommt deshalb ins Gefängnis, da er als Bildhauer arbeitet.<br />
jörg Herterich, Oberratsprot. 1682, 6.März, soll seinen Geschworenenbrief<br />
vorzeigen; 1686 soll er sein Meisterstück abliefern, wie auch j.B.<br />
Brandt, Oberratsprot. 1686 fol.33v (5.April) (Bd.6) und 1686 (Bd.5) 25.jan.:<br />
Brandt will einen Kruzifixus anfertigen.<br />
Erasmus Diemeneck, Oberratsprot. 1687 fol.241(18.Feb.): Das Ratsmitglied<br />
Stephan Bornschlegel klagt gegen seinen Nachbarn, einen Bildhauer, der ge-<br />
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