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JOHANN PHILIPP PREUSS - OPUS - Universität Würzburg

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ist jede Änderung, die der Figur Bewegung verleiht, bemerkenswert. Dazu gehören<br />

nicht nur Stand motive, sondern auch alle Bemühungen, die Figur aus<br />

der althergebrachten Reliefhaftigkeit in Richtung einer dreidimensionalen Freifigur<br />

zu befreien. Da die lokale Tradition stets von größter Bedeutung ist,<br />

sollen zunächst die älteren Bamberger Grabmäler betrachtet werden, die heute<br />

meist in St.Michael stehen. Seit Loy Herings Limpurg-Grabmal (gest.1522)<br />

im Dom stehen die Bischöfe in Muschelnischen mit geradeaus gerichtetem<br />

Blick. Ausnahmen davon sind der Gisant E. v.Mengersdorf (gest.1591, 1596 v.<br />

H.Werner) und die Kniefigur J.Ph.v.Geb'jf.ttels (gest. 1609, v. M.Kern 1611; H.<br />

Mayer, Kirchenführer St.Michael Nr.366 1969, Abb. S.16: falsch beschriftet!),<br />

dazll das Grabmal M.O.v.Salzburgs nach Gleskers Entwurf mit der Bildnisbüste<br />

von 1659. Von den Standfiguren macht einzig M.Kerns N.v.Thüngen (gest. 1598, 121b<br />

1611 ausgeführt, Bruhns 1923, 396, Abb.119) den Versuch, durch eine leicht<br />

geneigte Kopfwendung aus der starren Frontalität auszubrechen. Diese Kopfneigung<br />

hat ihr Vorbild in dem Hohenlohe-Grabmal des Wolfskeelmeisters (gestorben<br />

1352). Die Thüngenstatue steht auch erstmals zur Hälfte auf dem<br />

halbkreisförmig vorspringenden Inschriftensockel, während alle Vorgänger vollständig<br />

in der Nische standen. Dennoch gleicht die Thüngenstatue in ihrer<br />

flächigen Ausbrei tung noch mehr den reliefierten Bildsäulen des 16. J hd. als<br />

einer dreidimensionalen Freifigur. Dies ist durchaus keine Frage des Könnens<br />

oder des Zeitstiles, sondern ein Tribut an die Tradition, denn in der bischöflichen<br />

Kniefigur z.B. ist die rundplastische Dreidimensionalität zu dieser Zeit<br />

um 1600 längst erreicht, vgl. J.Junkers N.v.Thüngen-Grabmal im <strong>Würzburg</strong>er 121a<br />

Dom (Bruhns 1923, Abb.67, 1600/01) oder M.Kerns bereits genanntes Gebsattel-Grabmal<br />

in St.Michael, Bamberg.<br />

Unter den Mainzer Bischofsgrabmälern des 16.Jhd. nach Backoffen, die anstatt<br />

in Muschelnischen unter einem Triumphbogen stehen, ragt das Grabmal<br />

Wolfgang v.Dalberg (gest.160 I, 1606 errichtet, Bruhns 1923, 269ff., Abb.73)<br />

von Johannes Junker hervor. Die prononcierte Kopfwendung dieser Statue nach<br />

links deutet Bruhns als Blick zu seinen drei Vorgängern, doch könnte damit<br />

genausogut der vom Marktportal eintretende Besucher gemeint sein. Einem<br />

Altar kann der Blick jedenfalls nicht gegolten haben. Ob nun der Blick äußerlich<br />

motiviert war oder nicht, die Kopfwendung bleibt als Neuerung bestehen,<br />

wenn man von dem Lesemotiv einiger älterer Bischofsstatuen, wie des Isenburg<br />

(1482), Henneberg (1504) oder des Liebenstein (1508) einmal absieht. Das<br />

nächste Mainzer Bischofsgrabmal des D.v.d.Leyen (gest. 1678, A.Harnisch zugeschrieben),<br />

paßt sich in der Figur des Bischofs den Vorbildern des 16.Jhd.<br />

so stark an, daß fast nur das lange Haupthaar das späte 17.Jhd. erkennen<br />

läßt. In <strong>Würzburg</strong> nimmt nach Riemenschneiders Bibra-Grabmal erst N.Lenckharts<br />

J .Echter-Grabmal die Stand figur wieder auf. Doch ist dessen starre<br />

frontale Ausrichtung für unseren Vergleich untauglich, wie auch M.Kerns Asch- 122a<br />

hausen-Grabmal. Von den <strong>Würzburg</strong>er Grabmälern wäre allein das Scherenberg-<br />

Grabmal Riemenschneiders mit seinem aufwärts gerichteten Blick als Vorbild<br />

für die Rieneck-Statue zu nennen.<br />

Fazit dieser Überschati: Motivisch ist die Kopfwendung in Bamberg (Thüngen<br />

1611), Mainz (Dalberg 1606) und <strong>Würzburg</strong> (Scherenberg 1495) zwar belegt,<br />

doch bei keinem dieser Beispiele steht sie in jenem engen Zusammenhang mit<br />

dem Standmotiv und dem Bewegungsaufbau der Figur wie bei der Rieneck­<br />

Statue.<br />

489. R.Kautzsch/E.Neeb, Der Dom zu Mainz. Kunstdenkmäler in Hessen 11,1, 1919<br />

Taf.58a, S.297. Erstzuweisung an Harnisch durch H.Schrohe in Mainzer Zeitschrift<br />

11(1907)91. Vgl. auch Schrohe, Aufsätze und Nachweise zur Mainzer<br />

Kunstgeschichte (=Beiträge z. Geschichte d. Stadt Mainz 2, 1912, 13) und F.V.<br />

Arens, .Mainzer Kunstwerke und deren Meister zwischen 1650 und 1750, Mainzer<br />

Zeitschrift 46-47(1951/52)93, der die Zuschreibung durch eine Quelle des<br />

475

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