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JOHANN PHILIPP PREUSS - OPUS - Universität Würzburg

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schofs mit den Repräsentanten der weltlichen und geistlichen Macht dargestellt<br />

ist. Es ist aber eine Muschelnische besonderer Art, die nicht in eine<br />

gerade Wandfläche eingetieft ist, sondern gewissermaßen aus einem Rotationskörper<br />

herausgeschnitten ist. Der Bischof kniet nämlich, vom Relief weitgehend<br />

separiert, auf einem kreisbogenförmig vorspringenden Sockel, der im<br />

gleichermaßen gekrümmten Oberteil, das die Muschel umschließt, und im überkuppelten<br />

Aufsatz eine Entsprechung besitzt. Dieses Gehäuse scheint völlig<br />

anderer Natur zu sein als die oben genannten gotischen Baldachine, so daß<br />

unser Vorschlag, den Ehrenberg-Baldachin von den gotischen Gesprengbaldachinen<br />

abzuleiten, irritieren muß. Die gotischen Baldachine haben selbständigen,<br />

von der übrigen Architektur unabhängigen Charakter, während hier das,<br />

was oben baldachinartig vorspringt, nur die logische Fortsetzung des unten<br />

Begonnenen ist. Aber besitzt denn das Hering'sche Gebäude eine andere anschauliche<br />

Bedeutung? Wohl kaum. Solange es keine plausible Deutung dieses<br />

Architekturmotivs gibt, bleibt die Affinität zur gotischen Baldachinfigur bestehen,<br />

nur daß sie jetzt in einer renaissancegemäßen, rektifizierten und reglementierten<br />

Form auftritt, die eben der neuen Zeit entspricht. Von den gotischen<br />

hat Preuß das Selbständige, Freischwebende übernommen, von Hering<br />

einzelne Motive, wie die Kuppel oder die seitlichen Voluten. Das entspräche<br />

einer Synthese der Art, wie sie der Bruhns'sche Barockbegriff immer wieder<br />

betont, Bruhns, Deutsche Barockbildhauer, 1925, 6:" ... Barock, dessen wesentlichste<br />

Eigenschaft es ist, Renaissance und Gotik gleichzeitig vorauszusetzen,<br />

gotische Seelen in Körpern der Renaissance wohnen zu lassen." - Das Grabmal<br />

des nachfolgenden Bischofs Konrad v. Bibra im nördlichen Querhaus von<br />

Peter Dell d.Ä. wiederholt, wohl aus Gründen der Symmetrie, die Architektur<br />

seines Vorgängers, wenn auch jetzt wieder die Vertikale dominiert, Bruhns<br />

1923, 52ff., Abb.2 (gest. 1544). Das nächste Bischofsgrabmal für den 155B ermordeten<br />

Melchior Zobel v.Giebelstadt von Peter Dell d.j. übernimmt nurmehr<br />

einige Motive, die den ursprünglichen Gedanken eines Zentralbaus nicht mehr<br />

erkennen lassen, Bruhns 1923, 59f., Abb.13. Das flache Hauptrelief kümmert<br />

sich nicht um den rund vorspringenden Sockel der Kniefigur oder das etwas<br />

sinnlos vorspringende Gebälk, was wohl auch mit der fehlenden Muschelnische<br />

zusammenhängt. Eine Girlande kaschiert diesen schroffen Übergang und erinnert<br />

an den Girlandenbaldachin von Riemenschneiders Bibra-Grabmal. Der Aufsatz<br />

ist wifrler flach wie das Relief, gleicht sich aber in den Umrissen an das<br />

Vorbild an und schließt auch mit einer kuppelartigen Bekrönung ab. Die drei<br />

folgenden Grabmäler der Bischöfe Wirsberg, Echter und Aschhausen vertreten<br />

dann ganz andere Typen. Einzig die beiden Grabmäler für den Bamberger Bischoff<br />

Neithard v.Thüngen (gest.159B) im Bamberger (jetzt Michaelskirche)<br />

und <strong>Würzburg</strong>er Dom nehmen noch einmal das Motiv des monumentalen, ge- 121<br />

rundeten Sockels in Verbindung mit der Muschelnische auf. Oben fehlen jedoch<br />

jegliche Entsprechungen, Bruhns 1923, 396, Abb.67 (M.Kern), 252ff., Abb.67<br />

(J.junker).<br />

422. Die dünnen, linear aufgefaßten Leisten stehen im Gegensatz zu den stark profilierten<br />

Retabelrahmen in Eibelstadt oder Fürnbach (K 15. K 26). Dennoch 14;<br />

kann kein Zweifel bestehen, daß ein Rahmengestell gemeint ist, was besonders<br />

die unten ausgebildeten Füße beweisen. Siehe auch den breiten, mi t Agnaten­<br />

Wappen geschmückten Rahmen um die Inschrift des bronzenen Epitaphs für<br />

Dechant Veit Gottfried v. Wernau (gest. 1649) im Dom, j.O.Salver, Proben d.<br />

deutschen Adels, 1775, Abb. S.530.<br />

423. Die betende Kniefigur ist zwar keineswegs unabdingbar mit der Muschelnische<br />

verbunden, siehe die Bischofsgrabmäler Zobel und Wirsberg (oder das Grabmal<br />

des Wormser Bischofs G. v.Schönberg, gest. 1595, im Mainzer Dom, Bruhns 1923,<br />

Abb.75; dazu das erwähnte Fürstenberg-Grabmal in Paderborn und M.Kerns<br />

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