JOHANN PHILIPP PREUSS - OPUS - Universität Würzburg

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Außenseiten des Schönborn -Tores und des Neutores (K 42) der Festung. In ähnlich grober Form findet man dieses Motiv im Giebel der Reurer-Kirche, deren plastischer Schmuck in keinem Fall von Preuß stammt. Das Neutor der Stadtbastion (1668. Vgl. das Photo von F.Albert im Kunsthist. Institut Würz burg): Diese scha rfgeschnittene, hohläugige Schreckensfratze besitzt zwar Gehörn und Satyrohren, ist aber derart mit abstrakten Mustern übersät, daß ein menschlicher oder tierischer Grundzug nicht mehr erkennbar ist, was gegen Preuß spricht. Das große Sdl5rtnrn-Wappen im Giebel wird von zwei riesigen Füllhörnern begleitet, aus denen Früchte und Trauben quellen, Zeichen für Friede und Prosperität unter Schön born, vgl. K 42 (Neutor). Entwurf und Ausführung ist von bemerkenswerter Qualität, doch erinnert die auf brutale Manier alles Plastische niedermeißelnde Härte wieder an das äussere Zeller-Tor. Auch scheint mir das erkennbare Bestreben, die zur Verfügung stehende Fläche restlos mit zusätzlichen Füllmotiven abzudecken, nicht mit der Preuß'schen Kompositionsweise vereinbar, allein das Wesentliche wirken zu lassen. Immerhin wird an diesen Werken deutlich, daß neben Preuß noch andere fähige Bildhauer arbeiten, zu denen Gregor Diemeneck nicht zu zählen ist. Das Rennwegtor von 1673 entzieht sich der Beurteilung, da nur schlechte Photos erhalten sind (Kunsthist. Institut Würz burg, Photo F. Albert). Die drei Giebel dieses großen dreiteiligen Tores sind mit wild wuchernden, anscheinend abstrakten Mustern gefüllt. Auch die ausgezehrte Maske mit herabhängenden Dackelohren am 1686 bezeichneten Portal von Kloster Himmelspforten (ehemals St.Stephan) dürfte in seiner zurückhaltenden Plastizität nicht von Preuß stammen, wenn man sie dem kraftstrotzenden Hauptwappen seines letzten erhaltenen Werkes, dem Stromberg-Epitaph (K 39) gegenüberstellt. Aufschlußreich ist die Fratze am 1659 bezeichneten Portal der Grünsfelder 80a Pfarrkirche, die unter Bischof Schönborn von seinen Baumeistern ].G.Fernauer und H.Eberhardt errichtet wurde. Das Schönbornsche Bischofswappen hat keinerlei Bezug zu Preuß, während die Keilsteinfratze unmittelbar an die Läwenfratze des Roten Baus anschließt. Es ist offenbar eine Kopie, denn das umgekehrte scheint nach der Baugeschichte wenig wahrscheinlich (Die alte Kirche wird im April 1659 abgebrochen, die Fundamente werden am 8. Mai geweiht, Grundsteinlegung am 2.]uni, Weihe des Neubaus am 24.Aug. 1659, vgl. Kdm. Tauberbischofsheim 1898. 36f. (A.v.Oechelhäuser); H.Niesker, Die Kath. Pfarrkirche St.Peter und Paul in Grünsfeld, Kreis Tauberbischofsheim, in: Denkmalpflege in Baden Württemberg 1(1972) Nr.2, 10-18, S.14 Abb. des Portals; Stadt archiv Grünsfeld, Schrift des Pfarrers Prof. Englert, S.12). Der Würzburger Kammermeister ].Pleickardt Schultheis, Initiator des Roten Baus, hatte sich auch um diesen Bau stark bemüht und ist bei der Grundsteinlegung zugegen (sein Sohn war in Grünsfeld Amtmann). Das mag die Verwandtschaft beider Fratzen erklären und ist zugleich Beleg dafür, welchen Eindruck die Preuß'schen Schöpfungen am Roten Bau machten. 314. Kempter 24: "außerordentlich sorgfältig gearbeitete Masken in prächtigem Knorpelstil". 315. Bruhns 1923, 416, Abb.129 (1626); Gundermann a.O. (Anm.312), 38. 316. Engel/Freeden, Eine Gelehrtenreise durch Mainfranken 1660, Mainfr.Hefte 15(1952) 30. Der Plan muß zwischen 1660 und 1700 entstanden sein, denn die eingezeichneten Tribünen entstehen ab 1655 und werden 1700 abgerissen, vgl. K 13. 317. Vielleicht handelt es sich bei dem rechten um den 1609 errichteten Mathäus­ Altar, der 1648 beim Abbruch des alten Lettners, vor dem er stand, versetit 442

werden mußte, Markert, Das Büelersche Dombild von 1627, Mainfr.jb.8(1956) 187, 195, 205 und DKP 1648 fol.74 (22.Feb., unter Punkt 6). 318. Engel/Freeden a.0.(Anm.316) 30 und hier Anm.228. Die auf dem Plan gut sichtbaren Altarschranken um diese beiden Altäre grenzen das Gebiet zwischffi dem ersten Langhausjoch völlig aus. Dieses steinerne Geländer war testamentarisch von dem 1649 verstorbenen Dechanten Wernau gestiftet worden, DKP 1650 fo1.8 (4.jan.). Dazu gehörte auch die Treppe "vor den neuen Altären". Zu diesem Zeitpunkt wären schon 600 Rthlr. 495fl dafür ausgegeben worden. 319. Die auf alten Vorkriegsphotos vor dem Chor noch sichtbaren Steinbalustraden waren vielleicht Überreste jener Schranken von 1650. Die Engelsköpfe auf den Postamenten erinnern in ihrer Ernsthaftigkeit und den strähnig gekämmten Locken an Preuß, z.B. Bronnbach (K 6) oder St.Burkard (K 25). Photo Gundermann Nr.12. Auf Phot os nach der Einsturzkatastrophe ist die Balustrade noch zu sehen. Sie könnte also noch irgendwo magaziniert sein. 320. Photo Marburg 606085: Blick von der Vierung in das Langhaus und Photo Gundermann Nr.12. 320a. 1668 wird das Chorgestühl erweitert, DKP 1668 fol.61 (Petri Cathedra, 22. Feb.): "Hanns WolH KOchler, schreiner alhier,seindt uf undertheniges anhalten, und clagen, das mit gemachten stühlen in dem chor, alwo Ihre Churfürstl: gnaden undt Hrn dumbprobstens, dann beiderseits stehen, also genau gehandelt worden, vom BauAmbt noch 2 mir Korn zuverehren gl: concludiert worden, umb das die arbeit guth, undt sauber gemacht worden", und fol.225 (30.Aug.): "Item berichtet (Baumeister) gehorsamblich, wie die stühl im dumbchor anders, undt die gantze läng hinaus, dem abris gemäs, zu machen wehren, der schreiner begehren 56 thlr, 6 Eimer Wein, oder 8 thlr dafür, undt 4 mir Korn, der bildhauer 26 Rthlr. 1/4 Centen ••• , oder I thlr dafür, thete zusammen 97 thlr, ob uf solche maas die verfertigung wolle gl: bewilligt werdten, Conclusum Pro maiore Chori, und dessen Zihr, wehre berichter massen die arbeit verfertigen zu lassen". 321. Inschrift nach A.Amrhein, Reihenfolge der Mitglieder des adeligen Domstiftes zu Wirzburg ... , AU 33(1890)137. F.Himmelstein, Der St.Kilians-Dom in Würzburg, 1889, 48 und C.Hessdörfer, Der Dom zu Würz burg und seine Denkmäler, 1907, 94. Bei Himmelstein irrtümlich die jahreszahl 1622 statt 1662 angegeben. Der Altar war der Maria, dem Evangelisten johannes und Hieronymus geweiht. Reliquien der Heiligen Markus, Georg, Maxentius, Stylicipitius, Clemens und Maximus waren wahrscheinlich in den beiden hölzernen, retabelähnlichen Monstranzen auf der Mensa zur Schau gestellt. Die Zuschreibung an Preuß übernimmt Himmelstein von Scharold. 322. E.Markert a,O. (Anm.317) 238 Anm.240, 166 Anm.25. 323. Ebenda und DKP 1659 fol.267 (l2.juli). 324. Kdm.Würzburg 1915, 49 Fig.29. Bessere Abb. in F.Mader, Der Dom zu Würz- 21 burg, 1928, Abb.6 (Marienaltar Abb.7). Bruhns 1923, 374f. Abb.118: dort Kritik der älteren Zuschreibungen und überzeugender Nachweis für Nikolaus Lenkhart. Begonnen wird der Altar anscheinend schon 1619 (Bruhns 1923, An m.808: "1916". DKP 1619, 10.April). Das Blatt mit der Beweinung Christi sei nach Scharold von Bllhler 1626 (?) datiert und signiert. Laut Inschrift wurde der Altar aber erst nach dem Tode des Stifters, Dompropst Konrad Friedrich von ThOQgen, 1636 (3.April) vollendet. Inschrift bei Hessdörfer a.0.(Anm.321)98f. 443 78b 5a; 25

Außenseiten des Schönborn -Tores und des Neutores (K 42) der Festung. In<br />

ähnlich grober Form findet man dieses Motiv im Giebel der Reurer-Kirche,<br />

deren plastischer Schmuck in keinem Fall von Preuß stammt. Das Neutor<br />

der Stadtbastion (1668. Vgl. das Photo von F.Albert im Kunsthist. Institut<br />

Würz burg): Diese scha rfgeschnittene, hohläugige Schreckensfratze besitzt<br />

zwar Gehörn und Satyrohren, ist aber derart mit abstrakten Mustern übersät,<br />

daß ein menschlicher oder tierischer Grundzug nicht mehr erkennbar<br />

ist, was gegen Preuß spricht. Das große Sdl5rtnrn-Wappen im Giebel wird<br />

von zwei riesigen Füllhörnern begleitet, aus denen Früchte und Trauben quellen,<br />

Zeichen für Friede und Prosperität unter Schön born, vgl. K 42 (Neutor).<br />

Entwurf und Ausführung ist von bemerkenswerter Qualität, doch erinnert die<br />

auf brutale Manier alles Plastische niedermeißelnde Härte wieder an das äussere<br />

Zeller-Tor. Auch scheint mir das erkennbare Bestreben, die zur Verfügung<br />

stehende Fläche restlos mit zusätzlichen Füllmotiven abzudecken, nicht<br />

mit der Preuß'schen Kompositionsweise vereinbar, allein das Wesentliche wirken<br />

zu lassen. Immerhin wird an diesen Werken deutlich, daß neben Preuß<br />

noch andere fähige Bildhauer arbeiten, zu denen Gregor Diemeneck nicht<br />

zu zählen ist. Das Rennwegtor von 1673 entzieht sich der Beurteilung, da<br />

nur schlechte Photos erhalten sind (Kunsthist. Institut Würz burg, Photo F.<br />

Albert). Die drei Giebel dieses großen dreiteiligen Tores sind mit wild wuchernden,<br />

anscheinend abstrakten Mustern gefüllt. Auch die ausgezehrte Maske<br />

mit herabhängenden Dackelohren am 1686 bezeichneten Portal von Kloster<br />

Himmelspforten (ehemals St.Stephan) dürfte in seiner zurückhaltenden Plastizität<br />

nicht von Preuß stammen, wenn man sie dem kraftstrotzenden Hauptwappen<br />

seines letzten erhaltenen Werkes, dem Stromberg-Epitaph (K 39) gegenüberstellt.<br />

Aufschlußreich ist die Fratze am 1659 bezeichneten Portal der Grünsfelder 80a<br />

Pfarrkirche, die unter Bischof Schönborn von seinen Baumeistern ].G.Fernauer<br />

und H.Eberhardt errichtet wurde. Das Schönbornsche Bischofswappen hat<br />

keinerlei Bezug zu Preuß, während die Keilsteinfratze unmittelbar an die<br />

Läwenfratze des Roten Baus anschließt. Es ist offenbar eine Kopie, denn<br />

das umgekehrte scheint nach der Baugeschichte wenig wahrscheinlich (Die<br />

alte Kirche wird im April 1659 abgebrochen, die Fundamente werden am 8.<br />

Mai geweiht, Grundsteinlegung am 2.]uni, Weihe des Neubaus am 24.Aug.<br />

1659, vgl. Kdm. Tauberbischofsheim 1898. 36f. (A.v.Oechelhäuser); H.Niesker,<br />

Die Kath. Pfarrkirche St.Peter und Paul in Grünsfeld, Kreis Tauberbischofsheim,<br />

in: Denkmalpflege in Baden Württemberg 1(1972) Nr.2, 10-18, S.14 Abb.<br />

des Portals; Stadt archiv Grünsfeld, Schrift des Pfarrers Prof. Englert, S.12).<br />

Der <strong>Würzburg</strong>er Kammermeister ].Pleickardt Schultheis, Initiator des Roten<br />

Baus, hatte sich auch um diesen Bau stark bemüht und ist bei der Grundsteinlegung<br />

zugegen (sein Sohn war in Grünsfeld Amtmann). Das mag die<br />

Verwandtschaft beider Fratzen erklären und ist zugleich Beleg dafür, welchen<br />

Eindruck die Preuß'schen Schöpfungen am Roten Bau machten.<br />

314. Kempter 24: "außerordentlich sorgfältig gearbeitete Masken in prächtigem<br />

Knorpelstil".<br />

315. Bruhns 1923, 416, Abb.129 (1626); Gundermann a.O. (Anm.312), 38.<br />

316. Engel/Freeden, Eine Gelehrtenreise durch Mainfranken 1660, Mainfr.Hefte<br />

15(1952) 30. Der Plan muß zwischen 1660 und 1700 entstanden sein, denn<br />

die eingezeichneten Tribünen entstehen ab 1655 und werden 1700 abgerissen,<br />

vgl. K 13.<br />

317. Vielleicht handelt es sich bei dem rechten um den 1609 errichteten Mathäus­<br />

Altar, der 1648 beim Abbruch des alten Lettners, vor dem er stand, versetit<br />

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