JOHANN PHILIPP PREUSS - OPUS - Universität Würzburg
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<strong>Würzburg</strong> sonst nicht mehr vorkommende, grobgeschnittene Rustika der dorischen<br />
und ionischen Pilaster passen würde. Daß Villinger, der nach Q 85,11<br />
keine Werkstatt unterhielt, den Auftrag zur Ausführung erhielt, mag damit<br />
zusammen hängen., daß Eberhardt als Werkmeister dem Domkapitel verpflichtet<br />
und überdies stark mit der Fortifikation beschäftigt war (DKP 1657 fol.<br />
174, 183, 197: Er lehnt eine Oberratsstelle ab, wobei ihn schließlich der Bischof<br />
unterstützt, "umb das er mit der fortification vil zu thun"). Nach Vollendung<br />
des Giebels macht man sich an den "großen Stubenbau", also das eigentliche<br />
Gebäude, wobei es Schwierigkeiten gibt, da der Kammermeister<br />
"wegen unterschiedlicher nachrichten, die er solchen angefangenen ba ws halben<br />
hören muste, der sachen gantz verdrießlich, undt fast nichts mehr damit<br />
zu thun haben wolte. Gleichwohl den baw also ersietzen zu lassen., würdte<br />
fast spöttlich sein" (St.AW, Ratsprotokoll 1659 fol.113, 5.juli). Am 2.0ktober<br />
legt Pleickardt dann doch wieder einen Abriß vor, den die Stadträte akzeptieren<br />
(ebenda fol.161), wenngleich die Mittel dazu noch fehlen. Der Kammermeister<br />
und Vizebürgermeister Pleickardt befaßt sich auch weiterhin mit<br />
Überschlägen zu dem Bau (fol.178) und rechtzeitig zum jahresschluß wird<br />
am 29.Dez. 1659 noch ein Geding (mit Villinger) über 536 Rthlr. aufgesetzt<br />
(fol.205). Über die Grundsteinlegung zu diesem Bau am 19.März 1660 berichtet<br />
Endres a.O. Aus der in der Literatur oft genannten Baurechnung (St.AW,<br />
RA 491) sei noch folgendes mitgeteilt: Einnahmen 6486fl, Ausgaben 6508fl.<br />
Der Zimmermann Mathes Kopp bricht den alten Holzbau um 121fl ab. Der<br />
Rotsandstein kam aus Thüngersheim, Eibelstadt und vom Faulenberg. Er wird<br />
mit Milch imprägniert. Villinger errichtet für 193fl die Mauer gegen den<br />
Bierhof, für 643fl die "inneren Bögen", 3 Portale, Fenster und die Stiege,<br />
für 210fl wölbt er die Treppe und fertigt das heute noch vorhandene Portal<br />
mit der Schrifttafel darüber in der Eingangshalle sowie den hinteren Giebel.<br />
Die Tüncher Caspar und Mathes Gögiz stukkieren die untere Eingangshalle,<br />
den Vorplatz zur Bürgermeisterstuben und die große Stube, die 1672 Pros per<br />
Brenno allegorisch ausschmückt. Der Rotschmied Mathes Neder fertigt für<br />
31 fl vier messinge Löwenköpfe zu den äußeren Hauptportalen. Siehe auch<br />
Kdm.<strong>Würzburg</strong> 1915, 550-568.<br />
312. H.Gundermann, Fratzen und Masken an Keilsteinen, Konsolen und anderen<br />
Architekturgliedern von der Mitte des 16.jhd. bis zum Ende des 18.jhd. in<br />
<strong>Würzburg</strong>, Diss. Wzbg. 1942 (Ms.), 39f. bezeichnet sie als Teufelsfratzen.<br />
313. Gundermann a.O. passim, schrieb Preuß den Großteil der Portalmasken zwischen<br />
1650 und 1685 zu, da er ihm, von dem er sagte (S.49), er sei "immer<br />
ein Renaissancekünstler geblieben", 'wohl eine entsprechend große Variationsbreite<br />
zugestand., Dies läßt sich nicht halten. Äußeres Schönborntor der Fe- 79a<br />
stung (wohl 1649, vgl. K 42): Wappen und Fratze scheinen in ihrer Härte<br />
UfiQ"Prägnanz für Preuß zu sprechen, doch fehlt das plastische Volumen. Alles<br />
bleibt reliefhaft flach und graphisch. Der gehörnten Fratze mit gefletschten<br />
Zähnen (Gundermann a.O. S.38) ermangelt der menschliche Zug, wie er<br />
an den Fratzen des Roten Baus und dem Pleicher Tor (K 17) erkennbar ist.<br />
Zellertor (1663 außen und 1664 innen): Die innere Fratze ist ähnlich flach 79b<br />
WIe am Schönborn Tor, wenig expressiv, aber vielleicht schon in Anlehnung<br />
an die Rathausfratzen entstanden. Die männliche Maske am Außentor ist<br />
in Knorpelwerk eingebettet, daher wenig wirkungsvoll. Weder im Ausdruck<br />
noch der ModelIierungsweise ist sie den PreußIschen Fratzen vergleichbar.<br />
Die beiden Schönborn-Wappen lehnen sich deutlich an Preuß'sche Formen an,<br />
ohne dessen Qualität zu erreichen, wofür das Pleicher Tor-Wappen von 1658<br />
(K 17) den Maßstab liefert. Das innere Wappen scheint eine stark vergröbernde<br />
Kopie zu sein. Das Ohrmuschelgeschlinge in den Giebelschrägen des<br />
Außentores orientiert sich nicht am figürlichen Pleicher Tor, sondern an den<br />
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