JOHANN PHILIPP PREUSS - OPUS - Universität Würzburg

JOHANN PHILIPP PREUSS - OPUS - Universität Würzburg JOHANN PHILIPP PREUSS - OPUS - Universität Würzburg

opus.bibliothek.uni.wuerzburg.de
von opus.bibliothek.uni.wuerzburg.de Mehr von diesem Publisher
05.12.2012 Aufrufe

Sie sind detaillierter als Preuß, doch den Charakter dieser Wildkatze trifft er am besten. Als Vorläufer in dieser Hinsicht sind zu betrachten die von dem Niederländer Alexander Colin für das Heidelberger Schloß geschaffenen ,Löwen. - Das Wappen und die Löwen wurden 1985/86 nach Gutachten des Bay. Landesamtes für Denkmalpflege renoviert; Dabei erhielt der linke Löwe Ergänzungen größeren Ausmaßes, während die abgebröckelten Relief teile des Wappens mit Steinersatzrnasse wieder angetragen wurden. Leider wurden bei dieser Maßnahme auch die auf S.86 erwähnten Meißelspuren an den Stellen ausgelöscht, wo die (verschwundenen) Löwen das Wappen fixierten. 307. Die Löwen auf dem Schönborn-und Rosenbach-Wappen am Roten Bau (K 18) I7b können nicht herangezogen werden, weil es Kopien sind und weil sie auf den originalen Steinen abgeblättert sind. Zu dem Hatzfeldt.Wappen in Laudenbach siehe Anm.267. 308. Siehe Anm.313 und K 18. 309. Ausstellungskatalog "Barockplastik in Norddeutschland", Hamburg 1977, I 24ff. (M.Kühn). 310. Kdm.Würzburg 1915, Fig.440 und das wohl aus dem letzten Jahrhundert stammende Photo des Rathauses von F.Albert. im Kunsthistorischen Institut Würzburg. 31 I. Initiator des sogenannten Roten Baus ist der oftmalige Bürger-und Kammermeister J oh.Pleickard Schultheis, der im März 1658 noch ausschließlich an einen neuen steinernen Giebel anstelle des alten, hölzernen denkt und sich deshalb vom Hofbaumeister 2 Risse beschafft, Q 76, I. Dieses Amt hatte damals der Frankfurter Mühlmeister j.G.Fernauer inne, aber auch der gerade frisch als Festungsbaumeister bestallte Baron Alexander v. Claris käme in Frage, da er z.B. in der Lage war, für Stift Haug einen Entwurf vorzulegen. Die Grundsteinlegung erfolgt am 2I.April 1659, die Vollendung am Johannistag desgleichen Jahres (Q 76,2; 6). Der nachweislich auch als Entwerfer tätige Steinmetz und Werkmeister des Domkapitels H.Eberhardt hatte den ersten Entwurf gemacht (Q 76,4l, der noch eine "Wal ben" vorgesehen hatte, wenn man diese, im Geding mit dem ausführenden Steinmetz Sebastian Villinger genannte Nachricht (Q 76,3) mit Eberhardts Giebelplan verbinden darf. Was wahrscheinlich ist, denn die Änderung erfolgte im letzten Augenblick, zugunsten von Villinger, der nun anstelle von 600fl Arbeit für 729fl auszuführen hatte. Ob diese Planänderung, die vermutlich Villinger ausführte, Konsequenzen für die Gliederung der gesamten Fassade mit sich brachte, geht aus den Quellen nicht hervor, muß aber nicht, denn der Walm war sehr leicht z.B. durch die beiden obersten Stockwerke mit dem Einzelfenster und dem Okulus zu ersetzen, ohne daß sonst noch etwas hätte geändert werden müssen. Ob Villinger oder Eberhardt, darüber gibt auch die bestehende Fassade keine klare Antwort (zu ihrer Beurteilung vgl. KlO). Villinger ist durch L. Pralle (K 27) als Baumeister in Fuldischen Diensten bekannt gemacht worden, der dort zwischen 1658/68 den Konventsbau hinter dem Dom ausführte. Dieser einfache Bau mit einem Arkadenhof und zwei altertümelnden Erkern bietet keine Handhabe zum Vergleich. Die Werke Eberhardts (vgl.Anm.94, St. Andreas Erlabrunn, Kreuzkapelle Eibelstadt, Treppenhaus zum Kapitelsaal im Domkreuzgangl sind zu unterschiedlich, als das man mit Sicherheit eine Zuweisung wagen könnte. Wie H.Endres, Die Grundsteinurkunde des sogenannten Roten Baues (Die Mainlande 6, 1955, Nr.13 mit Abb.l, wahrscheinlich machte, besaß Villinger drei heute in der Universitätsbibliothek Würzburg befindliche Architekturbücher des Holländers Hans Fredemann de Fries, zu dem die in 440

Würzburg sonst nicht mehr vorkommende, grobgeschnittene Rustika der dorischen und ionischen Pilaster passen würde. Daß Villinger, der nach Q 85,11 keine Werkstatt unterhielt, den Auftrag zur Ausführung erhielt, mag damit zusammen hängen., daß Eberhardt als Werkmeister dem Domkapitel verpflichtet und überdies stark mit der Fortifikation beschäftigt war (DKP 1657 fol. 174, 183, 197: Er lehnt eine Oberratsstelle ab, wobei ihn schließlich der Bischof unterstützt, "umb das er mit der fortification vil zu thun"). Nach Vollendung des Giebels macht man sich an den "großen Stubenbau", also das eigentliche Gebäude, wobei es Schwierigkeiten gibt, da der Kammermeister "wegen unterschiedlicher nachrichten, die er solchen angefangenen ba ws halben hören muste, der sachen gantz verdrießlich, undt fast nichts mehr damit zu thun haben wolte. Gleichwohl den baw also ersietzen zu lassen., würdte fast spöttlich sein" (St.AW, Ratsprotokoll 1659 fol.113, 5.juli). Am 2.0ktober legt Pleickardt dann doch wieder einen Abriß vor, den die Stadträte akzeptieren (ebenda fol.161), wenngleich die Mittel dazu noch fehlen. Der Kammermeister und Vizebürgermeister Pleickardt befaßt sich auch weiterhin mit Überschlägen zu dem Bau (fol.178) und rechtzeitig zum jahresschluß wird am 29.Dez. 1659 noch ein Geding (mit Villinger) über 536 Rthlr. aufgesetzt (fol.205). Über die Grundsteinlegung zu diesem Bau am 19.März 1660 berichtet Endres a.O. Aus der in der Literatur oft genannten Baurechnung (St.AW, RA 491) sei noch folgendes mitgeteilt: Einnahmen 6486fl, Ausgaben 6508fl. Der Zimmermann Mathes Kopp bricht den alten Holzbau um 121fl ab. Der Rotsandstein kam aus Thüngersheim, Eibelstadt und vom Faulenberg. Er wird mit Milch imprägniert. Villinger errichtet für 193fl die Mauer gegen den Bierhof, für 643fl die "inneren Bögen", 3 Portale, Fenster und die Stiege, für 210fl wölbt er die Treppe und fertigt das heute noch vorhandene Portal mit der Schrifttafel darüber in der Eingangshalle sowie den hinteren Giebel. Die Tüncher Caspar und Mathes Gögiz stukkieren die untere Eingangshalle, den Vorplatz zur Bürgermeisterstuben und die große Stube, die 1672 Pros per Brenno allegorisch ausschmückt. Der Rotschmied Mathes Neder fertigt für 31 fl vier messinge Löwenköpfe zu den äußeren Hauptportalen. Siehe auch Kdm.Würzburg 1915, 550-568. 312. H.Gundermann, Fratzen und Masken an Keilsteinen, Konsolen und anderen Architekturgliedern von der Mitte des 16.jhd. bis zum Ende des 18.jhd. in Würzburg, Diss. Wzbg. 1942 (Ms.), 39f. bezeichnet sie als Teufelsfratzen. 313. Gundermann a.O. passim, schrieb Preuß den Großteil der Portalmasken zwischen 1650 und 1685 zu, da er ihm, von dem er sagte (S.49), er sei "immer ein Renaissancekünstler geblieben", 'wohl eine entsprechend große Variationsbreite zugestand., Dies läßt sich nicht halten. Äußeres Schönborntor der Fe- 79a stung (wohl 1649, vgl. K 42): Wappen und Fratze scheinen in ihrer Härte UfiQ"Prägnanz für Preuß zu sprechen, doch fehlt das plastische Volumen. Alles bleibt reliefhaft flach und graphisch. Der gehörnten Fratze mit gefletschten Zähnen (Gundermann a.O. S.38) ermangelt der menschliche Zug, wie er an den Fratzen des Roten Baus und dem Pleicher Tor (K 17) erkennbar ist. Zellertor (1663 außen und 1664 innen): Die innere Fratze ist ähnlich flach 79b WIe am Schönborn Tor, wenig expressiv, aber vielleicht schon in Anlehnung an die Rathausfratzen entstanden. Die männliche Maske am Außentor ist in Knorpelwerk eingebettet, daher wenig wirkungsvoll. Weder im Ausdruck noch der ModelIierungsweise ist sie den PreußIschen Fratzen vergleichbar. Die beiden Schönborn-Wappen lehnen sich deutlich an Preuß'sche Formen an, ohne dessen Qualität zu erreichen, wofür das Pleicher Tor-Wappen von 1658 (K 17) den Maßstab liefert. Das innere Wappen scheint eine stark vergröbernde Kopie zu sein. Das Ohrmuschelgeschlinge in den Giebelschrägen des Außentores orientiert sich nicht am figürlichen Pleicher Tor, sondern an den 441

Sie sind detaillierter als Preuß, doch den Charakter dieser Wildkatze trifft<br />

er am besten. Als Vorläufer in dieser Hinsicht sind zu betrachten die von<br />

dem Niederländer Alexander Colin für das Heidelberger Schloß geschaffenen<br />

,Löwen. - Das Wappen und die Löwen wurden 1985/86 nach Gutachten des<br />

Bay. Landesamtes für Denkmalpflege renoviert; Dabei erhielt der linke Löwe<br />

Ergänzungen größeren Ausmaßes, während die abgebröckelten Relief teile des<br />

Wappens mit Steinersatzrnasse wieder angetragen wurden. Leider wurden bei<br />

dieser Maßnahme auch die auf S.86 erwähnten Meißelspuren an den Stellen<br />

ausgelöscht, wo die (verschwundenen) Löwen das Wappen fixierten.<br />

307. Die Löwen auf dem Schönborn-und Rosenbach-Wappen am Roten Bau (K 18) I7b<br />

können nicht herangezogen werden, weil es Kopien sind und weil sie auf den<br />

originalen Steinen abgeblättert sind. Zu dem Hatzfeldt.Wappen in Laudenbach<br />

siehe Anm.267.<br />

308. Siehe Anm.313 und K 18.<br />

309. Ausstellungskatalog "Barockplastik in Norddeutschland", Hamburg 1977, I 24ff.<br />

(M.Kühn).<br />

310. Kdm.<strong>Würzburg</strong> 1915, Fig.440 und das wohl aus dem letzten Jahrhundert stammende<br />

Photo des Rathauses von F.Albert. im Kunsthistorischen Institut <strong>Würzburg</strong>.<br />

31 I. Initiator des sogenannten Roten Baus ist der oftmalige Bürger-und Kammermeister<br />

J oh.Pleickard Schultheis, der im März 1658 noch ausschließlich an<br />

einen neuen steinernen Giebel anstelle des alten, hölzernen denkt und sich<br />

deshalb vom Hofbaumeister 2 Risse beschafft, Q 76, I. Dieses Amt hatte damals<br />

der Frankfurter Mühlmeister j.G.Fernauer inne, aber auch der gerade<br />

frisch als Festungsbaumeister bestallte Baron Alexander v. Claris käme in<br />

Frage, da er z.B. in der Lage war, für Stift Haug einen Entwurf vorzulegen.<br />

Die Grundsteinlegung erfolgt am 2I.April 1659, die Vollendung am Johannistag<br />

desgleichen Jahres (Q 76,2; 6). Der nachweislich auch als Entwerfer tätige<br />

Steinmetz und Werkmeister des Domkapitels H.Eberhardt hatte den ersten<br />

Entwurf gemacht (Q 76,4l, der noch eine "Wal ben" vorgesehen hatte,<br />

wenn man diese, im Geding mit dem ausführenden Steinmetz Sebastian Villinger<br />

genannte Nachricht (Q 76,3) mit Eberhardts Giebelplan verbinden darf.<br />

Was wahrscheinlich ist, denn die Änderung erfolgte im letzten Augenblick,<br />

zugunsten von Villinger, der nun anstelle von 600fl Arbeit für 729fl auszuführen<br />

hatte. Ob diese Planänderung, die vermutlich Villinger ausführte, Konsequenzen<br />

für die Gliederung der gesamten Fassade mit sich brachte, geht aus<br />

den Quellen nicht hervor, muß aber nicht, denn der Walm war sehr leicht<br />

z.B. durch die beiden obersten Stockwerke mit dem Einzelfenster und dem<br />

Okulus zu ersetzen, ohne daß sonst noch etwas hätte geändert werden müssen.<br />

Ob Villinger oder Eberhardt, darüber gibt auch die bestehende Fassade<br />

keine klare Antwort (zu ihrer Beurteilung vgl. KlO). Villinger ist durch L.<br />

Pralle (K 27) als Baumeister in Fuldischen Diensten bekannt gemacht worden,<br />

der dort zwischen 1658/68 den Konventsbau hinter dem Dom ausführte. Dieser<br />

einfache Bau mit einem Arkadenhof und zwei altertümelnden Erkern bietet<br />

keine Handhabe zum Vergleich. Die Werke Eberhardts (vgl.Anm.94, St.<br />

Andreas Erlabrunn, Kreuzkapelle Eibelstadt, Treppenhaus zum Kapitelsaal im<br />

Domkreuzgangl sind zu unterschiedlich, als das man mit Sicherheit eine Zuweisung<br />

wagen könnte. Wie H.Endres, Die Grundsteinurkunde des sogenannten<br />

Roten Baues (Die Mainlande 6, 1955, Nr.13 mit Abb.l, wahrscheinlich machte,<br />

besaß Villinger drei heute in der <strong>Universität</strong>sbibliothek <strong>Würzburg</strong> befindliche<br />

Architekturbücher des Holländers Hans Fredemann de Fries, zu dem die in<br />

440

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!