Ps 122 EIN LIED ZUR WALLFAHRT NACH ... - vaticarsten.de
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e) - "Wallfahrtslied". Diese Übersetzung ist wohl die Geläufigste<br />
und am wenigsten Umstrittene. Sie ist belegt in <strong>de</strong>r Verbalbe<strong>de</strong>utung von ala, welche<br />
das Hinaufziehen im Pilgerzug zum Jerusalemer Tempel bezeichnet. Es wird also eine<br />
Wallfahrt beschrieben und somit die Übersetzung "Wallfahrtslied" nahegelegt.<br />
Da die Übersetzungen a) bis d) ein<strong>de</strong>utige Schwächen aufweisen, wird in <strong>de</strong>n meisten<br />
Fällen mit <strong>de</strong>r Überschrift "Wallfahrtslie<strong>de</strong>r" gearbeitet. Diese rückt die <strong>Ps</strong>almen in ein<br />
bestimmtes Licht, unter welchem sie betrachtet wer<strong>de</strong>n; jedoch sagt sie noch nicht viel<br />
über die Entstehung <strong>de</strong>r einzelnen Texte aus, welche im Einzelnen geklärt wer<strong>de</strong>n muß.<br />
II.2.) Die Genese <strong>de</strong>r <strong>Ps</strong>almen 120 bis 134<br />
� Die gemeinsame Überschrift, welche die <strong>Ps</strong>almen miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>t läßt die<br />
Vermutung entstehen, daß es sich um eine Sammlung ähnlich einem <strong>Ps</strong>alter han<strong>de</strong>lt. In<br />
dieser Sammlung gilt <strong>de</strong>r hier behan<strong>de</strong>lte ψ<strong>122</strong> als "Prototyp <strong>de</strong>r Gattung" und ist somit<br />
gleichsam Musterbeispiel für seine Gruppe.<br />
Der Wallfahrtscharakter zeichnet sich jedoch nicht in allen <strong>de</strong>r 15 <strong>Ps</strong>almen so ein<strong>de</strong>utig ab<br />
wie in diesem. Zu<strong>de</strong>m sagt die Überschrift von <strong>Ps</strong>almen nicht zwangsläufig etwas über<br />
<strong>de</strong>ren Inhalt aus. In unserem Fall scheint es jedoch tatsächlich starke Verbindungen<br />
zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Texten zu geben.<br />
� Die literarkritische Analyse <strong>de</strong>r <strong>Ps</strong>almen führt zu <strong>de</strong>m Ergebnis, daß es in diesen jeweils<br />
zwei Schichten gibt: Eine Grundschicht, welche meist poetisch geprägt ist, und eine<br />
Bearbeitungsschicht. 4<br />
Die Basistexte waren ursprünglich wohl Volkslie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ärmeren Bevölkerung, welche<br />
sich in diesen stark gesellschaftskritisch äußert. Die Bearbeitungsschicht hingegen ist<br />
theologisch-dogmatisch geprägt. Beson<strong>de</strong>rs auffällig ist dabei die redaktionelle<br />
Liturgisierung <strong>de</strong>r <strong>Ps</strong>almen. So führt beispielsweise die Zufügung <strong>de</strong>s Namens Zion hin<br />
zum Gebrauch <strong>de</strong>r <strong>Ps</strong>almen bei Wallfahrten nach Jerusalem.<br />
Diese bei<strong>de</strong>n Schichten sind sprachlich miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n und im Text verwoben.<br />
� Die Grundtexte <strong>de</strong>r <strong>Ps</strong>almen (also die Basis ohne redaktionellen Anhänge) weisen eine<br />
Vielzahl von <strong>Ps</strong>almengattungen auf. Erstaunlich ist beson<strong>de</strong>rs die Kürze dieser<br />
Grundtexte, welche meist nur ein Drittel <strong>de</strong>r normalen <strong>Ps</strong>almenlänge beträgt.<br />
4 siehe: Seybold K., Die Redaktion <strong>de</strong>r Wallfahrtspsalmen, S.251f.<br />
<strong>Ps</strong>alm <strong>122</strong>, Ein Wallfahrtspsalm. Seite 6