12 MARKTREPORT BENNY A. MUELLER US-AKTIENMARKT Benny A. Mueller US Equity Sales <strong>Goldman</strong>, <strong>Sachs</strong> & Co. oHG Frankfurt Selten war eine Berichtssaison volatiler. Während normalerweise die Trends gleichförmig laufen, gab es für das abgelaufene Quartal erhebliche Divergenzen in den Ergebnissen und in den darauf folgenden Reaktionen. Die Emotionen der Anleger durchliefen das gesamte Spektrum von Begeisterung bis Entsetzen. Die folgende Tabelle zur Kursentwicklung zeigt die Performance der Internet-Aktien am ersten Handelstag nach Bekanntgabe der Quartalszahlen bei der Eröffnung gegenüber dem Schlusskurs des Vortages. KURSE NACH QUARTALSZAHLEN Amazon.com –15,0% EBAY –17,0% Google +13,0% Yahoo! +2,5% Quelle: Bloomberg L.P. Ebay unter Druck Während das Ergebnis von Yahoo mit Zufriedenheit und das von Google mit Begeisterung aufgenommen wurde, kam vor allem der Überflieger Ebay schwer unter Druck. Was ist passiert? Mit einer Performance von +80% in 2004 war Ebay einer der hellsten Sterne am Technologie-Himmel. Kaum ein Investor konnte sich leisten, nicht exponiert zu sein, und Quartal um Quartal war Ebay in der Absturz eines Überfliegers? Die Berichtsperiode für US-Unternehmen läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Der erste Technologiewert, der Zahlen präsentiert, ist Yahoo!, und mit Amazon.com wird zumindest für die großen Internetaktien der Reigen beendet. Das abgelaufene Quartal bescherte einen Neuzugang in dieser illustren Gruppe: erstmals präsentierte auch Google, der Betreiber der gleichnamigen Suchmaschine, seine Zahlen einer gespannten Öffentlichkeit. Lage, die hoch gesteckten Erwartungen zu übertreffen. Das abgelaufene Dezember- Quartal sollte der erste Ausreißer nach unten werden, was Investoren wie Analysten gleichermaßen unerwartet traf. Nicht nur wurden die Schätzungen der Analysten um einen Cent pro Aktie unterboten, auch der Ausblick blieb – wenn auch nur leicht – hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurück. Es war das erste Mal in der Firmengeschichte, dass Ebay die Gewinnschätzungen verfehlte. Die Reaktion der Märkte war brutal: Es hagelte Herabstufungen durch Analysten, Kursziele wurden nach unten revidiert, und die Aktie verlor mehr als 19 USD: von 103,05 USD auf 83,33 USD. Damit sind praktisch über Nacht 13 Mrd. USD an Marktwert vernichtet worden. Mittlerweile wurde sogar die wichtige Kursmarke von 80 USD unterschritten. Die Probleme kamen für Ebay aus zweierlei Richtungen. Einerseits mussten höhere Marketingkosten in Kauf genommen werden. Damit verbunden ist die Befürchtung, dass in den entwickelten Märkten, insbesondere in den USA und in Deutschland, Wachstumserwartungen nur durch mehr Werbung erfüllt werden können. Zum anderen plant Ebay 100 Mio. USD zusätzlich zu investieren, was das Ergebnis pro Aktie mit ca. 10 Cent belasten wird. Ein anderes Phänomen ist der von Ebay betriebene Bezahlservice PayPal. Durch hohe Akzeptanz wird dessen Anteil am Gesamtumsatz größer. Da aber in diesem Geschäft die Margen traditionell nicht so hoch liegen wie beim klassischen Auktionsgeschäft, sind die Margen des Gesamtunternehmens unter Druck. Einige Analysten an der Wall Street reagierten auf die Entwicklung mit Herabstufung der Aktie. Begründet wurde dies mit einer Änderung im Risikoprofil und mit der Befürchtung, dass die strukturellen Änderungen im Geschäftsmodell erst in einigen Quartalen von allen Investoren ver<strong>stand</strong>en würden. Auch das abnehmende Wachstum bei Auktionen in den USA gab Anlass zur Sorge. Pessimismus gerechtfertigt? Nicht alle Anleger jedoch teilen den Pessimismus und halten Ebay nach wie vor für eines der attraktivsten Investments im Internetsektor und betrachtet die momentane Unsicherheit als Kaufgelegenheit. Das Argument ist, dass Ebay langfristig attraktive Wachstumsaussichten bietet, wie sie nur selten zu finden seien. Immerhin liegt Ebys KGV für das kommende Jahr mit 40 absolut hoch, stellt aber für Ebay einen historischen Tief<strong>stand</strong> dar.
AKTIENKURSE IM VERGLEICH ZUM NASDAQ-100-INDEX indexiert auf den 1. November 2004, Indexentwicklung in % 130 125 120 115 110 105 100 95 90 85 80 75 Nov 04 Quelle: Bloomberg L.P., Stand: 31.01.2005 Yahoo Dez 04 Amazon Nasdaq 100 Google Jan 05 eBay 13