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sp ortu nterric h t - Hofmann Verlag

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dung ganzjährig belastender Periodisierungsmodelle<br />

des Leistungs<strong>sp</strong>orts<br />

auf den Schul<strong>sp</strong>ort zu fordern.<br />

● In einer Untersuchung von Küssner<br />

(2002) wurde eine zwölfwöchige<br />

U<strong>nterric</strong>htseinheit zum Beach-<br />

Volleyball an jeweils vier Oberstufenklassen<br />

nach einem Sportartenkonzept<br />

und nach einem eigens<br />

entwickelten Trend<strong>sp</strong>ortartenkonzept<br />

durchgeführt (n = 120). Es handelt<br />

sich also hier um einen Untersuchungstyp,<br />

der zwei alternative<br />

Treatments vergleicht, die beide als<br />

wirksame Vermittlungswege angesehen<br />

werden. Dieser Typ ist geeignet,<br />

die differentielle Wirksamkeit<br />

von Vorgehensweisen zu erfassen,<br />

wovon man sich praxisrelevantere<br />

Aussagen ver<strong>sp</strong>rechen kann als von<br />

bloßen Veränderungsnachweisen,<br />

da hier auch vergleichende Effizienzaussagen<br />

möglich sind.<br />

Ein weiteres Merkmal der Studie resultiert<br />

aus dem An<strong>sp</strong>ruch, didaktische<br />

Konzeptionen zu vergleichen.<br />

Da diese in der Regel ein Spektrum<br />

an Zielen verfolgen, muss auch die<br />

Wirksamkeitsanalyse „breitbandig“<br />

erfolgen, d. h. sie muss versuchen,<br />

sämtliche Bereiche, zu denen Veränderungserwartungen<br />

vorliegen,<br />

in die Merkmalsstichprobe einzubeziehen.<br />

Dies sind im Trend<strong>sp</strong>ortartenkonzept<br />

neben den Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten auch psychische<br />

und soziale Merkmale sowie die<br />

Frage, inwieweit es gelingt, außerschulisches<br />

Trend<strong>sp</strong>ortengagement<br />

zu induzieren.<br />

Im Ergebnis konnte ein Nachweis<br />

der Überlegenheit des neu entwickelten<br />

Konzeptes weder in Bezug<br />

auf die motorischen Lernzielbereiche,<br />

noch die übrigen pschologischen<br />

und sozialen Zieldimensionen<br />

erbracht werden. Dies führte<br />

Prof. Dr.<br />

Andreas Hohmann<br />

Anschrift:<br />

Universität<br />

Bayreuth<br />

Institut für<br />

Sportwissenschaft,<br />

Lehrstuhl I<br />

95440 Bayreuth<br />

bei Hohmann, Lames und Letzelter<br />

(2007) zu folgender Überlegung:<br />

Unterstellt man die Authentizität<br />

der Befunde (Prüfverfahren, Treatments,<br />

Implementation), dann deutet<br />

sich an, dass die Wirkungen des<br />

Schul<strong>sp</strong>orts weniger von der didaktischen<br />

Konzeption als vielmehr<br />

von den vermittelten Inhalten ausgehen.<br />

Dies unterstützt bildungstheoretische<br />

Konzeptionen, die<br />

sich gegenwärtig einer Renaissance<br />

erfreuen und in denen die Auseinandersetzung<br />

mit dem Stoff eine<br />

zentrale Rolle <strong>sp</strong>ielt.<br />

Evaluationsforschung<br />

Schließlich stehen der Trainingswissenschaft<br />

auch Untersuchungen<br />

des Schul<strong>sp</strong>orts aus der Per<strong>sp</strong>ektive<br />

der Evaluationsforschung zur Verfügung,<br />

um die dortige Praxis wissenschaftlich<br />

zu fundieren. Es geht<br />

also um die Bewertung von Interventionen<br />

im Schul<strong>sp</strong>ort mit wissenschaftlichen<br />

Methoden. Dabei<br />

ist zunächst klarzustellen, dass der<br />

hier vertretene Evaluationsbegriff<br />

in der amerikanischen evaluation<br />

research entwickelt wurde und sich<br />

von dem in Deutschland verbreiteten<br />

Evaluationsbegriff im Zusammenhang<br />

der Curriculumforschung<br />

besonders hinsichtlich seines Umfanges<br />

unterscheidet: Während<br />

Letzterer überwiegend das Erreichen<br />

von Lernzielen und Input-Output-Relationen<br />

im U<strong>nterric</strong>ht überprüft<br />

(Kordes, 1983), ist Evaluationsforschung<br />

wesentlich umfassender.<br />

Auch die Bewertung von<br />

Konzeption und Implementation<br />

gehört zu ihren Aufgaben und die<br />

Wirksamkeitsanalyse beschränkt<br />

sich nicht nur auf die Lernziele im<br />

engeren Sinne, sondern auch auf<br />

die „systemischen“ Folgen der Intervention<br />

(vgl. Kap. 1).<br />

Eine zeitgemäße Anwendung für<br />

einen evaluationstheoretischen Ansatz<br />

wäre etwa die Konzeption, Implementation,<br />

Wirksamkeits- und<br />

Effizienzprüfung von U<strong>nterric</strong>htsbausteinen,<br />

die wohl den organisatorischen<br />

Rahmen des Sp<strong>ortu</strong><strong>nterric</strong>hts<br />

der Zukunft bilden werden.<br />

Diese U<strong>nterric</strong>htsbausteine sind etwa<br />

10-wöchige Perioden im Sport-<br />

Sportwissenschaft und Schul<strong>sp</strong>ort<br />

u<strong>nterric</strong>ht, die unter ein gewisses<br />

Thema gestellt werden. Die mehrper<strong>sp</strong>ektivische<br />

Ausrichtung der<br />

Bausteine auf körperliche, <strong>sp</strong>ortliche,<br />

aber auch psychische, soziale<br />

und Verhaltensziele erfordert eine<br />

umfassende Evaluation, um zu einer<br />

angemessenen Bewertung zu<br />

gelangen.<br />

Die Rolle der Trainingswissenschaft<br />

bei diesen Untersuchungen wird<br />

sich von Fall zu Fall unterschiedlich<br />

darstellen, je nachdem ob eher normative<br />

Überlegungen zur Debatte<br />

stehen oder ob ihr Traditionsgebiet,<br />

die körperlichen Anpassungen an<br />

Bewegungsreize, berührt ist. Darüber<br />

hinaus dürfte ihr in anderen<br />

Anwendungsfeldern gewonnenes<br />

Know how über umfassende Evaluationen<br />

sie zu einem interessanten<br />

An<strong>sp</strong>rechpartner in methodologischen<br />

Fragen für die Sportdidaktik<br />

machen, was sicherlich auch eine<br />

attraktive Entwicklung<strong>sp</strong>er<strong>sp</strong>ektive<br />

der Trainingswissenschaft ist.<br />

Evaluative Ansätze sollten sich aber<br />

nicht nur auf U<strong>nterric</strong>htsbausteine<br />

beziehen, sondern auch fragen, ob<br />

die langfristigen Aufgaben und die<br />

Erwartungen an den Schul<strong>sp</strong>ort erfüllt<br />

werden. Ob also die Förderung<br />

körperlicher Fähigkeiten gelingt, ob<br />

gesundheit<strong>sp</strong>rotektive Ressourcen<br />

aufgebaut werden oder auch, ob<br />

Ziele, die über die Schule hinaus<br />

weisen, durch den Schul<strong>sp</strong>ort gefördert<br />

werden, bei<strong>sp</strong>ielsweise die<br />

überdauernde Motivation zum<br />

Sporttreiben oder die Befähigung<br />

zur Aufnahme einer selbstgewählten<br />

<strong>sp</strong>ortlichen Aktivität. Sämtliche<br />

verfolgten Ziele oder Wirksamkeitsver<strong>sp</strong>rechen<br />

des Schul<strong>sp</strong>orts gehören<br />

auf den Prüfstand. Darüber hinaus<br />

ist die Evaluationsforschung<br />

ein Werkzeug, um auf häufig ad hoc<br />

formulierte gesellschaftliche Anforderungen<br />

zu reagieren. Aktuell tauchen<br />

bei<strong>sp</strong>ielsweise Anforderungen<br />

auf, die das Potenzial des Schul<strong>sp</strong>orts<br />

zur Gewaltprävention betreffen.<br />

Auf eine weitere Facette der Evaluationsforschung,<br />

die besonders im<br />

Zusammenhang des Schul<strong>sp</strong>orts eine<br />

wichtige Rolle <strong>sp</strong>ielt, sei hier<br />

hingewiesen: die „enlightenment“-<br />

Funktion. Die Erfahrungen der Eva-<br />

<strong>sp</strong><strong>ortu</strong><strong>nterric</strong>ht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 1 7

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