Harmonie durch Musik
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BE - ARBEIT zum Thema H A R M O N I E • 20 02<br />
zufällig stehen in der Definition für Balance und <strong>Harmonie</strong> die Wörter Übereinstimmung, Einklang,<br />
wohltönender Zusammenklang, sowie wohlklingend, Abstimmung, „stimmig“ und auch die Ablehnung<br />
Harmonik, die bereits einen Begriff aus der <strong>Musik</strong> bildet.<br />
In der griechischen <strong>Musik</strong> ist Harmonik eine kunstvolle Mischung aus dem Hohen („scharf“)<br />
und Tiefen („schwer“) des Klangs, analog dem Begriff des Rhythmus, den Platon im Symposion als eine<br />
kunstvolle Mischung aus schneller und langsamer Bewegung erklärt. Die Griechen machten bereits eine<br />
Unterscheidung gemäß den Tongeschlechtern (enharmonisch, chromatisch, diatonisch) – ein „Systema<br />
teleion“. Auch gab es eine Unterscheidung der Klänge als symphonoi („zusammenklingende“) und diaphonoi<br />
(„auseinanderklingende“), im Lateinischen con- und dissonantes. Die so strukturierte Harmonik<br />
bildet als Ganzes ein in wechselseitiger Spannung in sich ausgewogenes Gefühl, das Heraklit mit der<br />
widerstrebend-zusammenstrebenden Fügung des Bogens vergleicht. Gemäß der Ansicht, <strong>Harmonie</strong> sei<br />
ein universales Prinzip, dem alle Dinge des Mikro,-und Makrokosmos unterworfen sind, wurde die<br />
erklingende <strong>Musik</strong> seit der Antike als ein sinnlich wahrnehmbarer Repräsentant dieses Prinzips verstanden.<br />
Aber auch die höheren Stufen der Musica wurden in Spätantike und Mittelalter als<br />
Paradigmata von <strong>Harmonie</strong> aufgefasst, die Musica humana vor allem als <strong>Harmonie</strong> von Leib und<br />
Seele, die Musica mundana als die <strong>Harmonie</strong> des Weltganzen ( Sphärenharmonie), als Ausdruck für<br />
die göttliche Ordnung der Welt. Die mittelalterliche <strong>Musik</strong>anschauung übernahm die Idee der<br />
Sphärenharmonie als musica mundana, davon unterschied sie die musica humana, die menschliche<br />
<strong>Harmonie</strong> zwischen Leib und Seele, und die musica instrumentalis, die erklingende <strong>Musik</strong>. Mit der<br />
Entwicklung der <strong>Musik</strong>theorie von einer spekulativ- philosophischen Disziplin zu einer mehr an der<br />
Kompositionspraxis orientierten Lehre begann der kosmologische Aspekt des <strong>Harmonie</strong>begriffs in den<br />
Hintergrund zu treten, und schließlich wurde <strong>Harmonie</strong> gleichbedeutend mit Zusammenklang bzw.<br />
Harmonik verwendet.<br />
Harmonik, die Bezeichnung für das Ganze der musikalischen Erscheinungen, ergibt sich<br />
aus den Zusammenklängen mehrerer Töne. Als Gegenstand der Theorie behandelt die Harmonik den<br />
jeweils geschichtlich bedingten Vorrat der Klänge und Akkorde, ihren Aufbau, ihre Wertigkeit und ihre<br />
Verbindungsmöglichkeiten untereinander. Dabei umfasst sie einen zentralen musikalischen Bereich<br />
neben Melodik und Rhythmik, mit denen sie eigentlich eng verbunden ist (<strong>Harmonie</strong> - ein ausgewogenes<br />
Verhältnis).<br />
Seit dem Altertum gehörte Persönlichkeitserziehung <strong>durch</strong> <strong>Musik</strong> zu den Selbstverständlichkeiten<br />
erzieherischer Maßnahmen. Dem lag die Annahme zugrunde, „gute“ <strong>Musik</strong> sei<br />
Abbild kosmischer Ordnung und beeinflusse die Seele des Menschen auf positive Weise.<br />
Bereits im China der Chou - Dynastie (ca. :1:100-250 v. u. Z.) galt <strong>Musik</strong> (yüeh) nicht allein als machtvolles<br />
Zaubermittel, das Naturkräfte beeinflussen kann. Als Spiegel von kosmischer Ordnung und<br />
<strong>Harmonie</strong> wies ihr Konfuzius (55:1-479 v. u. Z.) eine besondere Rolle für die ethischen Belange des<br />
feudalen Staatsgefüges zu. Entsprechend nutzten die chinesischen Herrscher die <strong>Musik</strong> als<br />
Erziehungsmittel zur Regulierung der menschlichen «Gemütsbewegungen». Nach dem «Buch der Sitte»<br />
(Li Chi) manifestieren sich diese Bewegungen in den «fünf Tönen» (sheng) der pentatonischen Leiter des<br />
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