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Eifel

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Die Seele der Dinge ergründen<br />

Gleich zwei neue Bücher von H. Jürgen Siebertz<br />

<strong>Eifel</strong><br />

Simmerath-Lammersdorf.<br />

Wenn jemand elf Bücher in recht<br />

überschaubarer Zeit schreibt, wie<br />

der Lammersdorfer Autor H. Jürgen<br />

Siebertz, dann sollte man annehmen,<br />

er sei ein Theoretiker, der die Welt aus seinem<br />

Elfenbeinturm heraus betrachtet. Doch das trifft<br />

auf ihn in keiner Weise zu. Eher das Gegenteil ist<br />

der Fall. H. Jürgen Siebertz ist durch und durch ein<br />

Mann der Praxis, der Tat.<br />

Der 70-jährige Pädagoge, Maler, Historiker und<br />

Autor, war schon immer ein kaum zu bändigender<br />

Aktivposten, wenn es darum geht, die Dinge um<br />

ihn herum – auch weit über den eigenen Tellerrand<br />

hinaus – wahrzunehmen, zu sammeln, zu bewahren<br />

und in einem neuen, aktuellen Kontext zu präsentieren<br />

und die Essenz dessen selbst neu zu schöpfen.<br />

Sei es als Natur- und Landschaftsmaler, als Begründer<br />

des Lammersdorfer Bauernmuseums oder als Autor.<br />

„Nur wer viel erlebt hat, kann auch viel erzählen.“<br />

Alles begann als kleiner Junge mit seiner<br />

Sammelleidenschaft. „Ich habe so ziemlich alles<br />

gesammelt: Streichholzdöschen, Bierdeckel, Bildchen<br />

von Schauspielern oder Sanella-Sammelbildchen.<br />

Später waren es Bücher und Materialien über den<br />

2. Weltkrieg. Er begann Totenzettel aufzubewahren<br />

und notierte alles Alltägliche, was um ihn herum<br />

geschah. Er notierte, welche Briefträger über die<br />

Jahre in Lammersdorf ihren Dienst versahen, welche<br />

Polizisten ihren Dienst versahen und wer die ältesten<br />

Einwohner waren. Seine Recherchen, um den<br />

eigenen Stammbaum erstellen zu können, schärften<br />

genau die Sinne, die ihm Jahre später als Autor<br />

nützlich wurden. „Es war ein Riesenunterfangen,<br />

alle verfügbaren Siebertz in der Region ausfindig zu<br />

machen und sie aufzusuchen, um sie befragen zu<br />

können, solange sie lebten.“ Auch bei der Malerei<br />

fing es damit an, dass sein Verlangen, die Dinge zu<br />

verstehen, ihn dazu anhielt, Lebensstationen und<br />

Orte bekannter Maler wie Cezanne, Monet und van<br />

Gogh aufzusuchen und nachzuempfinden. „Ich muss<br />

den Dingen immer auf den Grund gehen“, erklärt<br />

Siebertz. „Ich muss die Luft selber atmen.“<br />

Den Antrieb zu seinem neuesten Buch<br />

„Nachkriegskinder – Kindheit und Jugend im<br />

Monschauer Land“, Helios Verlag, Aachen, (Preis 23,80<br />

€), das am 23. November im Simmerather Rathaus<br />

offiziell vorgestellt wird, hat er aus seinen eigenen<br />

Kindheitserinnerungen geschrieben. Die Zeit nach der<br />

Stunde Null, dem Ende des Krieges, war geprägt durch<br />

einfache, existentielle Dinge. Die Bauern fanden bei<br />

der Rückkehr auf ihre Höfe ihr Vieh verendet vor. Halb<br />

verwest. Wie sollte, konnte das Leben weitergehen?<br />

Als erstes brauchte man ein Dach über dem Kopf, und<br />

wo bekommt man etwas zu essen her? „Ich bin noch<br />

immer beeindruckt, wie aus der Asche doch wieder<br />

Leben entstand.“ Das Buch soll keine Ameröllchen<br />

wiedergeben, sondern die Empfindungen der<br />

Menschen nach Krieg, Gefangenschaft und Rückkehr<br />

in die Heimat. Aber besonders nimmt der Autor die<br />

Kinder jener Zeit liebevoll unter die Lupe. Womit haben<br />

sie gespielt? „Als Puppen dienten Stöckchen, um die<br />

man kurzerhand Stoff wickelte. Da wurden auch<br />

schon mal die Hühner von ihren Nestern geholt und<br />

das Püppchen zwischen den Eiern drapiert. Hundert<br />

Interviews hat er für das Buch geführt, 50 davon sind<br />

im Buch enthalten. Unter den insgesamt 337 Bildern,<br />

sind viele, die seine Tochter Wibke Debuch illustrierte.<br />

„Der 2. Weltkrieg in Rollesbroich und die Jahre<br />

danach“ heißt das zweite neue Buch. Es ist im Helios<br />

Verlag erschienen und kann zu einem Preis von 19,80 €<br />

im Nahkauf Rollesbroich, beim Autor oder Verlag<br />

und beim Arbeitskreis Heimatgeschichte Rollesbroich<br />

erworben werden. H. Jürgen Siebertz startet in Kürze<br />

eine Lesereihe zu „Nachkriegskinder“ in der Region.

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