Lübeck: Ostseehandel und Handelsrouten - Von der Hanse bis
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4. Beginn des hanseatischen Handels<br />
Die Verhältnisse des Handels in Nordeuropa än<strong>der</strong>ten sich um die Mitte des 12.Jahrh<strong>und</strong>ets<br />
vollkommen. Damals entfaltete sich die erste große Welle <strong>der</strong> deutschen Kolonisation zu den<br />
slawischen Gebieten östlich <strong>der</strong> Elbe, in Holstein, Mecklenburg <strong>und</strong> Brandenburg. Alle<br />
lockten durch weitgehende Vorteile die Ansiedler aus dem Rheinland, Westfalen <strong>und</strong><br />
Nie<strong>der</strong>sachsen <strong>und</strong> sicherten das ihnen versprochene Land. Zum großen Teil hatte diese<br />
Einwan<strong>der</strong>ung bäuerlichen Charakter, aber auch Städtegründungen zum Zwecke des<br />
Fernhandels waren geplant. Die Wichtigste dieser Gründungen war die von <strong>Lübeck</strong> an <strong>der</strong><br />
Trave, unweit <strong>der</strong> Ostsee in den Jahren 1158-1159. Rasch entwickelte sich <strong>Lübeck</strong> mit dem<br />
Zustrom westlicher Handwerker <strong>und</strong> Kaufleute <strong>und</strong> dank <strong>der</strong> vom Herzog erteilten <strong>und</strong> von<br />
den Kaisern bestätigten Privilegien. Bald nach <strong>der</strong> Gründung <strong>Lübeck</strong>s begegneten sich hier<br />
Kaufleute aus westlichen Städten in <strong>der</strong> Absicht, Handel an <strong>der</strong> Ostsee zu treiben, dabei<br />
lockte sie beson<strong>der</strong>s die Insel Gotland als Hauptmarkt <strong>der</strong> russischen Waren. Durch ein<br />
Privileg Heinrichs des Löwen von 1163, das auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Gegenseitigkeit die<br />
Gotlän<strong>der</strong> zum Besuch des neuen Hafens auffor<strong>der</strong>te, entwickelte sich Visby schnell zu einem<br />
festen Stützpunkt des von <strong>Lübeck</strong> ausgehenden deutschen Kaufmanns, von dem aus <strong>der</strong><br />
Handel weiter nach Osten <strong>und</strong> Nordosten getragen wurde. Die deutschen Kaufleute schlossen<br />
sich zu gegenseitigem Schutz <strong>und</strong> Beistand zu einer „Genossenschaft <strong>der</strong> Gotland<br />
besuchenden Kaufleute des Römischen Reiches“ zusammen. In den folgenden Jahren<br />
entstanden viele dieser Kaufmannshansen, die schließlich Mitte des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts die<br />
gesamte Nord- <strong>und</strong> Ostsee mit ihren Handelsfahrten erschlossen hatten <strong>und</strong> auch an <strong>der</strong> von<br />
ihnen erk<strong>und</strong>eten Küste Fuß fassten. Teils geschah dies, indem sie die vorgef<strong>und</strong>enen<br />
Siedlungen nach deutschem Vorbild ausbauten, teils auch in de Weise, dass sie an den<br />
Endpunkten ihrer Handelslinien sich Stützpunkte schufen, in denen sie für die Abwicklung<br />
ihres Handels bereits eine Reihe von Privilegien besaßen o<strong>der</strong> noch in <strong>der</strong> Folgezeit erwerben<br />
konnten. So erreichte <strong>der</strong> hanseatische Handel die mecklenburgischen Orte <strong>und</strong> sicherte die<br />
Entwicklung von Rostock <strong>und</strong> Wismar sowie Strals<strong>und</strong> in Vorpommern. Im Mündungsgebiet<br />
<strong>der</strong> O<strong>der</strong> verlagerte sich das Schwergewicht vom alten wikingerzeitlichen Handelsplatz<br />
Wollin nach <strong>der</strong> herzoglichen Burgsiedlung Stettin, die dann zum Mittelpunkt Pommerns<br />
wurde. Im Weichselmündungsgebiet wurde das alte Danzig von den lübschen Kaufleuten<br />
angefahren, die von den Herzögen beson<strong>der</strong>e Handelsprivilegien erhielten. Im livländischen<br />
<strong>und</strong> estnischem Küstengebiet waren es die Städte Riga, Reval <strong>und</strong> Doprat, die jetzt unter <strong>der</strong><br />
starken Einflussnahme <strong>Lübeck</strong>s aufblühten <strong>und</strong> die Fernziele <strong>der</strong> <strong>Lübeck</strong>er Kaufleute waren<br />
Nowgorod <strong>und</strong> Stockholm. Nur das ehemalige Ostpreußen <strong>und</strong> das Gebiet des heutigen<br />
Litauens wurde von lübschen Kaufleute nicht besucht, denn die alten Preußen (Prussen) <strong>und</strong><br />
Litauer wehrten sich ver<strong>bis</strong>sen gegen deutsche <strong>und</strong> polnische Händler, weil mit ihnen die<br />
christlichen Missionare zugleich ins Land strömten.<br />
5. <strong>Lübeck</strong> – Königin <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong><br />
Das heutige <strong>Lübeck</strong> wurde, wie bereits erwähnt, 1158-1159 von Heinrich dem Löwen<br />
gegründet, um von hier aus den Handel im Ostseeraum voran zu treiben. Er war mit dem<br />
Wunsch erfüllt den Handel <strong>und</strong> die Handelsbeziehungen zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> gestand <strong>der</strong> Stadt<br />
zahlreiche Handelprivilegien wie das Münz-, Zoll- <strong>und</strong> Freiheitsrecht zu. Weiterhin sprach<br />
Heinrich <strong>der</strong> Löwe <strong>Lübeck</strong> das Stadtrecht zu <strong>und</strong> begann mit dem Aufbau von