Lübeck: Ostseehandel und Handelsrouten - Von der Hanse bis
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unterstützt wurde. Seit <strong>der</strong> Mitte des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts griff auch Schweden, das sich zu<br />
einer zentralisierten Monarchie entwickelt hatte, in den Kampf um die Vormachtstellung im<br />
Ostseegebiet ein. Diese Bestrebungen <strong>der</strong> skandinavischen Staaten trafen aber an <strong>der</strong><br />
ostbaltischen Küste auf die Interessen des ebenfalls in <strong>der</strong> Zentralisierung begriffenen<br />
russischen Staates, die sich seit dem Ausgang des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts in <strong>der</strong> Schließung des<br />
<strong>Hanse</strong>kontors in Nowgorod, im Kampf zur Abwehr des Livländischen Ordens sowie in den<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit Litauen äußerten. Schließlich griff auch Polen, das sich durch einen<br />
Sieg über den Ritterorden wie<strong>der</strong> einen Zugang zu Ostsee verschafft hatte, in verstärktem<br />
Maße in das Geschehen im Ostseeraum ein. Dies traf sowohl auf politischem als auch auf<br />
wirtschaftlichem Gebiet zu, zumal Polen durch den Übergang zur feudalen Gutsherrschaft<br />
den Export von Landesprodukten wesentlich steigerte. Nach dem Angriff Russlands auf<br />
Livland im Jahre 1560 konnte sich dieses allerdings noch nicht den Zugang zur Ostsee<br />
sichern, son<strong>der</strong>n vielmehr löste es einen 25jährigen aus, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Aufteilung Livlands an<br />
Polen-Litauen, Schweden <strong>und</strong> Dänemark vorerst sein Ende fand. Diese allgemeinen<br />
ökonomischen <strong>und</strong> politischen Verän<strong>der</strong>ungen hatten auch speziell auf den hanseatischen<br />
Handel, die Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> <strong>bis</strong>herigen Vormachtstellung <strong>der</strong> <strong>Hanse</strong>, entscheidenden Einfluss.<br />
Die langausgeübte Vermittlerstellung des hanseatischen Kaufmanns zwischen den<br />
Ostseelän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> dem nordwest- <strong>und</strong> nordeuropäischen Wirtschaftsbereich geriet immer<br />
mehr ins Wanken. Die ausländische Konkurrenz, <strong>und</strong> zwar vor allem die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>, war seit<br />
dem 15. Jahrh<strong>und</strong>ert immer stärker geworden. Der Getrei<strong>der</strong>eichtum des südöstlichen<br />
Küstengebiets, vor allem Preußens <strong>und</strong> Livlands, deckte den zunehmenden Kornbedarf <strong>der</strong><br />
Nie<strong>der</strong>lande, während Salz, aber auch Weine, Stoffe, Baumwolle <strong>und</strong> Seide sowie<br />
Kolonialwaren die nach Osten fahrenden nie<strong>der</strong>ländischen Schiffe füllte. Alle Versuche<br />
<strong>Lübeck</strong>s, den Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>n die Ostsee zu sperren, scheiterten, zumal vor allem Danzig, aber<br />
auch die livländischen Städte keinesfalls auf diesen Handel verzichten wollten. Diese<br />
Entwicklung hatte für <strong>Lübeck</strong> <strong>und</strong> die wendischen Städte, die einzigen, die ihre Politik noch<br />
aufeinan<strong>der</strong> abstimmten <strong>und</strong> nach gemeinsamen Beschlüssen handelten <strong>und</strong> somit im 16.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert eigentlich allein die <strong>Hanse</strong> repräsentierten, hinsichtlich ihrer Stellung im<br />
<strong>Ostseehandel</strong> schwerwiegende Folgen. Die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> versuchten ständig ihren Einfluss<br />
dadurch zu verstärken, dass sie sowohl im südöstlichen Küstengebiet <strong>der</strong> Ostsee als auch im<br />
mecklenburgisch-pommerschen Raum unmittelbar in das Hinterland <strong>der</strong> Küstenstädte<br />
einzudringen bemüht waren. Unter Umgehung <strong>der</strong> Städte <strong>und</strong> ihrer Kaufleute kauften sie<br />
Getreide <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e landwirtschaftliche Produkte direkt von den Produzenten auf dem<br />
Lande, den Bauern <strong>und</strong> den Adligen.<br />
Den Verlust ihrer Monopolstellung im Ost- <strong>und</strong> Nordseeraum versuchte die <strong>Hanse</strong> im 16.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert durch eine Ausweitung des Bereiches ihrer Schifffahrt <strong>und</strong> Handelstätigkeit<br />
wettzumachen. Im Nordwesten stießen hanseatische, <strong>und</strong> zwar vor allem hamburgische<br />
Schiffe, nach Island vor <strong>und</strong> erschlossen dem isländischen Stockfisch den Festlandmarkt, im<br />
Nordosten folgten beson<strong>der</strong>s Hamburger <strong>und</strong> Bremer Kaufleute den englischen Schiffen <strong>bis</strong><br />
nach Archangelsk. Im Süden griffen sie, als die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> infolge ihres Krieges mit<br />
Spanien in Anspruch genommen waren, vorübergehend in den Mittelmeerhandel ein <strong>und</strong><br />
brachten vor allem Getreide nach Venedig <strong>und</strong> Genua. So wichtig die Ausweitung <strong>und</strong><br />
Verlagerung des hanseatischen Handels auch war, ihre Bedeutung darf jedoch auch nicht<br />
überschätzt werden, denn gemessen am gesamten Handel blieb das Handelsvolumen doch<br />
sehr gering. Der Beginn des 30jährigen Krieges 1618 beschleunigte den Zerfallsprozess <strong>der</strong><br />
<strong>Hanse</strong> noch. Am Ende des Krieges beherrschte Schweden, entsprechend den Bestimmungen<br />
des westfälischen Friedens von 1648, nahezu die gesamte Ost- <strong>und</strong> Nordseeküste <strong>und</strong> zog<br />
große Gewinne aus den dem deutschen Handel auferlegten Zollen. Darüber hinaus ging den