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Auf dem Weg zu einer Kartographie der Literaturübersetzung ... - Petra

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30PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in Europaumfassendes Bild über die Lage <strong>der</strong> europäischen Literaturübersetzer <strong>zu</strong> erhalten, müssen alleEinkommensarten berücksichtigt werden, insbeson<strong>der</strong>e auch die Stipendien, die in einigen Län<strong>der</strong>nvon großer Bedeutung sind.Die erhobenen Zahlen sind jedoch nicht aussagekräftig, wenn man nicht auch die markantenUnterschiede des Lebensstandards, des allgemeinen Einkommens und <strong>der</strong> Kaufkraft in den einzelneneuropäischen Län<strong>der</strong>n einbezieht. Ebenso verhält es sich mit den Steuer- und Sozialsystemen.Und letztlich muss die von Land <strong>zu</strong> Land variierende Produktivität <strong>der</strong> Literaturübersetzerbeachtet werden. Um nur zwei extreme Beispiele <strong>zu</strong> nennen: In den Nie<strong>der</strong>landen, wo Literaturübersetzervom besten Stipendiensystem Europas profitieren, liegt die durchschnittlicheProduktion pro Jahr und Übersetzer bei 800 Seiten à 1.800 Zeichen, Leerzeichen eingerechnet,in Spanien bei 1.600 Seiten à 2.100 Zeichen, Leerzeichen eingerechnet, aber die schlechtbezahltestenÜbersetzer produzieren oftmals bis <strong>zu</strong> 2.500 Seiten im Jahr. Man kann sich vorstellen,welche Auswirkungen das auf die literarische Qualität hat.Aus diesem Grund führte <strong>der</strong> CEATL im Jahr 2007 eine erste Studie unter Berücksichtigungdieser Unterschiede durch, um wirklich vergleichbare Daten <strong>zu</strong> erhalten. Ende 2008 veröffentlichteer die erste vergleichende Studie <strong>zu</strong>m Einkommen von Literaturübersetzern. Um nochbesser fundierte Daten <strong>zu</strong> erhalten, initiierte <strong>der</strong> CEATL im Laufe des Jahres 2011 weitere umfassendeUmfragen s<strong>einer</strong> Mitglie<strong>der</strong>verbände unter ihren individuellen Mitglie<strong>der</strong>n, um den Verbändeneine noch genauere Beantwortung <strong>der</strong> Fragen des CEATL <strong>zu</strong> ermöglichen. Die Ergebnissedieser zweiten Studie werden für das Frühjahr 2012 erwartet.Einkommen am unteren EndeDas strahlende Bild <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng verfinstert sich bei genauer Betrachtung des Einkommens<strong>der</strong> Übersetzer. In den meisten Län<strong>der</strong>n erreicht ihr <strong>zu</strong> versteuerndes Bruttoeinkommennicht einmal zwei Drittel des Durchschnittsbruttolohns in <strong>der</strong> Industrie und im Dienstleistungssektor.Setzt man ihr Nettoeinkommen ins Verhältnis <strong>zu</strong>m Kaufkraftstandard pro Einwohner(KKS) des jeweiligen Landes, wird die Misere noch viel deutlicher: Die Literaturübersetzererreichen maximal 60 % des KKS, und in zwei Drittel <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> liegt ihr Nettoeinkommen unter50 % des KKS.Doch gibt es große Unterschiede sowohl zwischen den Län<strong>der</strong>n als auch zwischen den einzelnenÜbersetzern eines Landes, zwischen denen, die <strong>zu</strong> den niedrigsten Honoraren arbeiten,und an<strong>der</strong>en, die von den höchsten Grundhonoraren und von Stipendien profitieren. Daher istes nützlich, hier ins Detail <strong>zu</strong> gehen.In 9 Län<strong>der</strong>n, (Italien, Finnland, Deutschland, Griechenland, Österreich, Dänemark, <strong>der</strong>Schweiz, Tschechien, Katalonien und <strong>der</strong> Slowakei), verdienen die Literaturübersetzer mit <strong>dem</strong>geringsten Einkommen weniger als 40 % des durchschnittlichen Bruttoeinkommens in <strong>der</strong>Industrie und im Dienstleistungssektor, und in 6 Län<strong>der</strong>n bleibt ihr Einkommen unter <strong>der</strong> Zwei-Drittel-Marke. Die Literaturübersetzer mit den höchsten Honoraren und mit Zugang <strong>zu</strong> Stipendienerreichen in 16 Län<strong>der</strong>n nicht einmal das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Industriearbeitern.Allein in Län<strong>der</strong>n, in denen das Lohnniveau recht niedrig (vor allem in Südeuropa) o<strong>der</strong>sehr niedrig (in Osteuropa) ist, können die Einkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzer mit den höchstenHonoraren die Durchschnittseinkommen von Angestellten in <strong>der</strong> Industrie und im Dienstleistungssektorübertreffen. In diesen Län<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> Bruttoeinkommen jedoch wenigaussagekräftig, wie <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> Nettoeinkünfte veranschaulicht (siehe unten).

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