14.07.2015 Aufrufe

Auf dem Weg zu einer Kartographie der Literaturübersetzung ... - Petra

Auf dem Weg zu einer Kartographie der Literaturübersetzung ... - Petra

Auf dem Weg zu einer Kartographie der Literaturübersetzung ... - Petra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

18PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaZu guter Letzt sei angemerkt, dass die kulturelle und politische Wirkkraft des Übersetzens vielmehr betont werden muss. Aber das ist leichter gesagt als getan. So ist in Fachkreisen sehr oftvom Begriff <strong>der</strong> „Intraduktion“ und <strong>der</strong> „Extraduktion“ die Rede, so als wäre die Überset<strong>zu</strong>ng nurein Reguliermechanismus zwischen Innen und Außen, zwischen Behältnis und Inhalt. Die Überset<strong>zu</strong>ngist aber wesentlich mehr und etwas wesentlich an<strong>der</strong>es als nur ein simples Werkzeug<strong>zu</strong>r „Steuerung von Strömen“. Sie ist ein komplexer Prozess, in den verschiedene Akteure eingebundensind, vom Übersetzer und Verleger über die Buchhandlungen und Bibliotheken – undnicht <strong>zu</strong>letzt die Medien – bis hin <strong>zu</strong>m Leser.Wäre denn auf europäischer Ebene ein Programm undenkbar, das auf strukturierte Weise<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung literarischer Überset<strong>zu</strong>ngen dient und dabei die Son<strong>der</strong>stellung des Buches alsKulturgut sowie die Son<strong>der</strong>stellung des übersetzten Buches innerhalb des Kulturgutes Buch imBlick hat? Ein Programm, das sich seinen eigenen Traditionen <strong>zu</strong>wendet, das eine Vielzahl anStimmen und Initiativen <strong>zu</strong> hören vermag und das sich die Frage nach Angebot und Nachfragenoch einmal neu <strong>zu</strong> stellen erlaubt? Ein Programm, das in allen Phasen <strong>der</strong> Entstehung <strong>einer</strong>literarischen Überset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>m gemeinschaftlichen, koordinierten Handeln anregt und das auchDebatten über Ideen und Werte integriert?Die folgenden Fragen sollen einige Anreize <strong>zu</strong>r Vertiefung dieser Diskussion liefern.Politik des Angebots o<strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> Nachfrage?Im Bereich <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ng können wir uns nicht auf eine reine Politik <strong>der</strong> Nachfrage beschränken.Wie die erfolgreichen Programme <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ngsför<strong>der</strong>ung zeigen, hat ein größeresAngebot langfristig eine größere Nachfrage <strong>zu</strong>r Folge. Wie ließe sich auf europäischer Ebeneeine vielfältigere und ambitioniertere Politik des Angebots etablieren, die im Leser wie<strong>der</strong>umLust auf noch mehr Überset<strong>zu</strong>ngen weckt?Welchen Status soll das übersetzte Buch bekommen?Studien <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ng befassen sich <strong>zu</strong>meist – und <strong>zu</strong> Recht – mit <strong>der</strong> Unsichtbarkeit desÜbersetzers. Doch wie die Bestandsaufnahme <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ng im Mittelmeerraum zeigt, dieTranseuropéennes und die Anna-Lindh-Stiftung vor Kurzem gemeinsam mit einem DutzendPartnern <strong>der</strong> euro-mediterranen Region durchgeführt haben 1 , gibt es keine Wertschät<strong>zu</strong>ng desübersetzten Buches an sich. Das übersetzte Buch wird, von wenigen Bestsellern abgesehen, beis<strong>einer</strong> Veröffentlichung <strong>zu</strong>meist nicht als Überset<strong>zu</strong>ng wahrgenommen und ohne Hinweis auf dieOriginalsprache, den Vorgang des Übersetzens und das vom Übersetzer vorgelegte Ergebnisbesprochen. Dies ist nicht lediglich ein theoretisches Problem <strong>der</strong> Herangehensweise <strong>der</strong> Literaturkritik,son<strong>der</strong>n auch eine Frage <strong>der</strong> Kompetenz <strong>der</strong> Literaturkritiker und, weiter gefasst, eineSache des Desinteresses <strong>der</strong> Medien für die spezifische Existenz eines übersetzten Werkes.Welche Verbindungen <strong>zu</strong> bestehenden Initiativen können geknüpft werden?Es existieren bereits Netzwerke von Literaturübersetzerverbänden (CEATL) und Übersetzerkollegs(RECIT), ebenso wie Organisationen <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung kl<strong>einer</strong>er o<strong>der</strong> unbekannterer europäischerSprachen (Traduki, Literature Across Frontiers) o<strong>der</strong> <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung des Sprachaustauschs mit Partnerlän<strong>der</strong>n<strong>der</strong> EU (Escuela de Traductores de Toledo, Next-Page-Stiftung, Transeuropéennes).Derzeit wird im Rahmen <strong>der</strong> Plattform <strong>der</strong> Zivilgesellschaft <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mehrsprachigkeitein „Sprachenobservatorium“ eingerichtet. Ein Observatorium <strong>zu</strong>m Beruf des Übersetzersist bereits eingerichtet, ebenso ein euro-mediterranes Observatorium <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ng. Wielässt sich unter Zuhilfenahme <strong>der</strong> bereits bestehenden Initiativen ein europäisches Programm<strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> literarischen Überset<strong>zu</strong>ng entwickeln?1 http ://www.transeuropeennes.eu/fr/62[Stand: 21. Oktober 2011]Ghislaine Glasson Deschaumes _ transeuropeennesAus <strong>dem</strong> Französischen übersetzt von frank sievers

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!