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Auf dem Weg zu einer Kartographie der Literaturübersetzung ... - Petra

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Ghislaine Glasson Deschaumes _ Überset<strong>zu</strong>ng, Kultur, Politik und Kulturpolitik15Überset<strong>zu</strong>ng, Kultur, Politikund Kulturpolitik1 Dieser <strong>Auf</strong>ruf kann auf <strong>der</strong>Website <strong>der</strong> Transeuropéennes<strong>der</strong>zeit in 19 verschiedenenSprachen <strong>der</strong> EuropäischenUnion abgerufen werden:www.transeuropeennes.eu/fr/articles/325[Stand: 21. Oktober 2011]Seit einigen Jahren steht das politische Projekt des gemeinschaftlichen Zusammenlebens inEuropa vor zwei schweren Herausfor<strong>der</strong>ungen: enthemmt vorgetragenen nationalistischen,um nicht <strong>zu</strong> sagen fremdenfeindlichen Tendenzen sowie <strong>einer</strong> systemischen Wirtschafts- undFinanzkrise. Während inzwischen wie<strong>der</strong> von Grenzen innerhalb <strong>der</strong> Europäischen Union dieRede ist, gilt gegenüber den benachbarten Partnerlän<strong>der</strong>n mehr denn je die „Festung Europa“als Grundlage <strong>der</strong> europäischen Politik.Vor diesem Hintergrund ist die Kultur <strong>zu</strong>rzeit zweierlei Gefahren ausgesetzt. Einerseits wirdsie immer mehr im Sinne eines Rückbe<strong>zu</strong>gs auf nationale Kultur instrumentalisiert und an<strong>der</strong>erseitsist sie infolge <strong>einer</strong> Politik <strong>der</strong> Sparmaßnahmen mittlerweile vollständig <strong>der</strong> Logik desMarktes unterworfen. Die Buch- und Zeitschriftenbranche ist von dieser Entwicklung ebensobetroffen wie <strong>der</strong> Literaturbetrieb. Das Terrain, das es <strong>zu</strong> erforschen gilt, um ein wahrhaftespolitisches und kulturelles Projekt Europa Wirklichkeit werden <strong>zu</strong> lassen, kann jedoch nicht aufkommerzielle, finanzielle o<strong>der</strong> juristische Aspekte des kulturellen Austausches beschränkt bleiben.Insbeson<strong>der</strong>e bedeutet dies, dass die Grenzüberschreitung von Werken <strong>der</strong> Fantasie undvon Ideen, ihre sprachliche und kulturelle Anverwandlung durch die Überset<strong>zu</strong>ng von <strong>der</strong> EuropäischenUnion nicht als eine Anekdote ihrer eigenen Kulturpolitik o<strong>der</strong> als Aushängeschild ihrerPolitik <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit abgehandelt werden können.Im <strong>Auf</strong>ruf für eine europäische Überset<strong>zu</strong>ngspolitik 1 , <strong>der</strong> am 26. September 2008 von überzwanzig europäischen Intellektuellen unterzeichnet wurde, heißt es: „eine Sprache ist nicht nurein Kommunikationsmittel o<strong>der</strong> eine Dienstleistung“, und sie „ist auch nicht nur ein kulturellesErbe, eine <strong>zu</strong> bewahrende Identität“. Jede Sprache ist eine eigene Welt, und wir müssendiese verschiedenen Welten kennen und verstehen lernen. Da<strong>zu</strong> brauchen wir die Überset<strong>zu</strong>ng.Die Anerkennung und Wertschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> sprachlichen Vielfalt allein genügt nicht, um für gegenseitigesVerständnis und den Dialog unter den Bürgern Europas <strong>zu</strong> sorgen, ebenso wenig wie<strong>zu</strong>m <strong>Auf</strong>bau <strong>einer</strong> Beziehung zwischen den Gesellschaften <strong>der</strong> Europäischen Union und ihrersogenannten Nachbarlän<strong>der</strong>.„Da Übersetzen das Überschreiten von Identitätsgrenzen und die Erfahrung <strong>der</strong> Unterschiedebeinhaltet, muss sie im Zentrum des öffentlichen europäischen Raumes stehen, den inseinen bürgerlichen und institutionellen Dimensionen, in seinen kulturellen, sozialen, politischenund wirtschaftlichen Komponenten <strong>zu</strong> errichten allen gemeinsam obliegt.“, heißt es im <strong>Auf</strong>ruf füreine europäische Überset<strong>zu</strong>ngspolitik weiter. Wie steht es nun mit dieser Maxime? Um dieseFrage beantworten <strong>zu</strong> können, erscheint es dringend notwendig, eine allgemeine Debatte <strong>zu</strong>rkulturellen und politischen Bedeutung <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ng und ihre Verbindung <strong>zu</strong>r Kulturpolitik <strong>zu</strong>eröffnen. Da<strong>zu</strong> sollen <strong>zu</strong>nächst einige Fakten in Erinnerung gerufen werden.

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