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Horizonte 06 - Rudolf Steiner Schule Mayenfels

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Der Handarbeits-Unterricht<br />

Arbeit mit den Händen? Nicht nur! Dieses<br />

künstlerisch-handwerkliche Unterrichtsfach<br />

umfasst so vieles mehr. Es spricht alle Ebenen<br />

im heranwachsenden Kinde an: Das DENKEN,<br />

das FÜHLEN und das WOLLEN.<br />

Nehmen wir als Beispiel das Stricken, mit dem<br />

die Kinder in der 1. Klasse bekannt gemacht<br />

werden. Sie lernen, aus einem endlosen Faden<br />

Schlingen zu bilden: Schlinge reiht sich an<br />

Schlinge, jede ist von der anderen abhängig<br />

- ein dichtes, festes Gewebe entsteht. Hält eine<br />

Schlinge nicht, entsteht ein Loch.<br />

„...es muss Schönheit als in das Leben<br />

hineingehörig betrachtet werden.<br />

Es muss überall ein Sinn dafür<br />

entwickelt werden, dass die Schönheit<br />

nichts für sich Abgeschlossenes, sondern<br />

etwas in das Leben Hineingestelltes ist...“<br />

<strong>Horizonte</strong> 20<strong>06</strong>/7<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong><br />

Wie wenn man Gedanken an Gedanken reiht<br />

Diesen Vorgang können wir auch als physisches<br />

Abbild eines Gedankenvorgangs lesen, wenn<br />

sich Gedanke an Gedanke reiht. Man spricht ja<br />

auch von einem „Gedankenfaden“ oder „dem<br />

roten Faden“, der durch ein Gespräch oder<br />

durch einen Vortrag führt und ja auch nicht<br />

abbrechen sollte. Also darf man wohl sagen,<br />

die Kinder lernen mit den Fingern DENKEN.<br />

Das übende Element ist im Handarbeitsunterricht<br />

ausserordentlich wichtig, denn<br />

durch das wöchentliche Tun erreichen die<br />

Schülerinnen und Schüler Handfertigkeit und<br />

Geschicklichkeit. Sie lernen, an einer Arbeit<br />

- die manchmal ein halbes Jahr oder länger<br />

dauern kann - zu bleiben. Dies schult ihren<br />

WILLEN und lässt sie gleichzeitig erleben,<br />

dass man durch Üben immer sicherer werden<br />

kann. Diese Erfahrung wiederum gibt ihnen die<br />

Möglichkeit, sich mit Mut und Vertrauen in sich<br />

selbst immer wieder an Neues heranzuwagen.<br />

Neues, das einem am Anfang noch schwierig<br />

erscheint – in Angriff zu nehmen.<br />

Die künstlerischen Fähigkeiten schulen<br />

Einen wesentlichen und wichtigen Raum<br />

des Handarbeitsunterrichtes nimmt das<br />

Künstlerische ein, das Gestalterische, das<br />

Schöpferische, das Ästhetische, das, wo das<br />

Kind sein FÜHLEN erleben und ausleben darf<br />

und die eigenen künstlerischen Fähigkeiten<br />

schulen soll: Das Pflegen der Sinne, etwa den<br />

Tastsinn im Erspüren und Erfühlen der Qualität<br />

der verschiedenen Materialien oder den<br />

Schönheitssinn, im Empfinden der Farben und<br />

der Formen.<br />

In den ersten drei Schuljahren lernen die Kinder<br />

verschiedene Techniken kennen: das Stricken,<br />

das Häkeln, das Sticken, das Nähen, das Filzen<br />

und anderes mehr.<br />

Ein neuer Einschlag kommt in der 4. Klasse<br />

mit dem Kreuzstich. Die Schülerinnen und<br />

die Schüler müssen sich bei dieser Arbeit<br />

räumlich zurecht finden: im Oben und Unten,<br />

im Rechts und Links, im Hinten und Vorne.<br />

Eine Herausforderung, da alle Kreuzstiche in<br />

der gleichen Richtung stehen müssen. Jedes<br />

Kreuz wird ganz zu Ende gebracht, bevor<br />

man das nächste beginnt. Zudem besteht die<br />

Aufgabe darin, eine freie Form symmetrisch<br />

zu gestalten. Diese Arbeit macht die Kinder<br />

wach, sie gibt ihnen Halt und fördert durch das<br />

wiederholende Bilden der Überkreuzung ihre<br />

Konzentrationsfähigkeit.<br />

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