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2010 - Gfiarig

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Zillertal Sage:<br />

Der schwarze Stier<br />

Auf der „Nasse Tux“ Alm wirtschaftete<br />

schon manchen Sommer<br />

hindurch ein Senner, dem ein<br />

großer, roter Stier, der beständig<br />

in die kühe stach, viel Mühe<br />

und Verdruss machte.<br />

In der Nähe der Hütte liegt ein kleiner<br />

smaragdgrüner Alpensee. Als<br />

nun der Stier an dessen Ufer wie-<br />

der einmal einer prächtigen Kuh<br />

arg zusetzte, lief der Älpler zornig<br />

hinzu, packte ihn bei den Hörnern<br />

und stieß das wütende Tier<br />

in den See, wo es ertrank. Noch<br />

in demselben Sommer starb der<br />

Melker. Von nun an ging aber ein<br />

schwarzer Stier auf der Alpe um,<br />

und der neue, junge Senner hat-<br />

13<br />

te seine liebe Not mit<br />

ihm. Der Bursche war<br />

noch nicht lange auf der Alm, als<br />

ihm in der Nacht vom Samstag auf<br />

den Sonntag der verstorbene, ihm<br />

wohlbekannte Melker erschien. Als<br />

sich nach acht Tagen die Erscheinung<br />

wiederholte, fasste sich der<br />

Senner ein Herz und fragte den<br />

Geist, wie er ihn erlösen könnte.<br />

Da bat ihn derselbe inständig, den<br />

schwarzen Stier, sobald er mit<br />

einer Kuh bei dem See stehe, ins<br />

Wasser hineinzujagen. Der Senner<br />

beobachtete nun aufmerksam<br />

jenen Geisterstier und als er ihn<br />

am See stehen sah, besann er<br />

sich nicht lange und trieb ihn hin-<br />

ein. Gleich in der nächsten Nacht<br />

erschien der Geist dem Burschen<br />

wieder und zwar in blendendweißem<br />

Kleide, dankte ihm innig für<br />

seine Erlösung und erklärte ihm,<br />

er habe als schwarzer Stier so<br />

lange umgehen müssen, bis ihn<br />

der Senner in den See getrieben<br />

habe.<br />

Quelle: Sagen aus Innsbruck‘s Umgebung, mit<br />

besonderer Berücksichtigung des Zillerthales.<br />

Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand<br />

Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 40.

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