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PDF-Fassung des Beitrags zum Ausdrucken - Grimmnetz.de

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Museum Fri<strong>de</strong>ricianum, Sitz <strong>de</strong>r alten<br />

Kasseler Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek am<br />

Friedrichsplatz<br />

... <strong>PDF</strong>-<strong>Fassung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Beitrags</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>Ausdrucken</strong><br />

... weitere Informationen und Möglichkeit<br />

zur Diskussion über das Thema im<br />

Grimmforum<br />

Vorschläge zu Kasseler Grimm-Bestän<strong>de</strong>n:<br />

Erstunterstützer und Erstunterstützerinnen<br />

Folgen<strong>de</strong> Personen und Personengruppen<br />

unterstützen das Anliegen, die<br />

Unstimmigkeiten um Kasseler<br />

Grimm-Bestän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n von<br />

Alan Kirkness und Berthold Friemel<br />

vorgeschlagenen fünf Schritten zu klären:<br />

Dr. Susan Bernofsky, Visiting Assistant<br />

Professor of Literature, Sarah Lawrence<br />

College, New York (USA)<br />

Dr. Stephan Bialas, Germanist und<br />

Grimm-Forscher,<br />

Carl-von-Ossietzky-Universität Ol<strong>de</strong>nburg<br />

Dr. Angela Borchert, Assistant Professor of<br />

German and Comparative Literature,<br />

University of Western Ontario, London,<br />

Ontario (Kanada)<br />

Dr. Wilhelm Braun, Lexikograph und<br />

Grimm-Forscher, Humboldt-Universität zu<br />

Berlin, Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel<br />

Brü<strong>de</strong>r-Grimm-Platz e. V., Kassel<br />

Christine Buchenau, Chefsekretärin<br />

Bärenreiter-Verlag Kassel,<br />

Geschäftspartnerin Multiple Box Hamburg,<br />

Galerie und Kunsthan<strong>de</strong>l, Inhaberin<br />

UNESCO-Weltdokumentenerbe “Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen” <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm:<br />

Vorschläge zur Beilegung <strong>de</strong>r Unstimmigkeiten um Kasseler Grimm-Bestän<strong>de</strong><br />

1. Die fünf Bän<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> UNESCO-Weltdokumentenerbes aus <strong>de</strong>m Banktresor in die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>- und Murhardsche Bibliothek<br />

bringen, wo sie fachgerecht betreut und zugänglich gemacht wer<strong>de</strong>n können,<br />

2. die Eigentümerschaft und sonstigen Rechtsverhältnisse dieser Bän<strong>de</strong> feststellen, wie es die UNESCO-Richtlinien vor<br />

<strong>de</strong>r Eintragung in das Register <strong><strong>de</strong>s</strong> “Memory of the World” verbindlich vorschreiben,<br />

3. eine solche Klärung auch für die übrigen zur Zeit im Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museum verwahrten Kasseler Grimm-Bestän<strong>de</strong> aus<br />

Bibliotheksbesitz vornehmen und die betroffenen Bestän<strong>de</strong> an die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>- und Murhardsche Bibliothek zurückgeben,<br />

4. eine neue UNESCO-Urkun<strong>de</strong> ausfertigen und überreichen, durch die man die Universität Kassel und die Stadt Kassel<br />

gemeinsam für die Pflege und Erschließung <strong><strong>de</strong>s</strong> Grimm-Erbes in die Verantwortung nehmen könnte,<br />

5. Leihgaben für <strong>de</strong>n Ausstellungsbetrieb <strong><strong>de</strong>s</strong> Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museums zwischen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>- und Murhardscher Bibliothek<br />

und Kuratorium <strong><strong>de</strong>s</strong> Museums vereinbaren.<br />

(Vorschläge von Alan Kirkness und Berthold Friemel. November / Dezember 2007)<br />

... ausführliche <strong>Fassung</strong> <strong>de</strong>r Vorschläge von Kirkness / Friemel englische <strong>Fassung</strong><br />

... Möglichkeit zur Unterstützung dieser Vorschläge<br />

Zur Überlieferungs- und Eigentumsgeschichte <strong>de</strong>r Kasseler Han<strong>de</strong>xemplare von Werken<br />

<strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Internetseite liefert eine Dokumentation darüber, wann und wie die Kasseler Han<strong>de</strong>xemplare von<br />

Werken <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm in die Stadt Kassel gelangt sind und wem sie gehörten. Die Darstellung ist so ausführlich,<br />

weil sie nicht nur Ergebnisse liefern, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>ren Zustan<strong>de</strong>kommen nachvollziehbar machen soll. Die wichtigsten<br />

<strong>de</strong>r Quellen sind in vollständigen <strong>Fassung</strong>en durch Links von dieser Seite aus zu erreichen; die Darstellung ist jedoch<br />

so angelegt, daß sie auch ohne das Nachverfolgen <strong>de</strong>r Links verständlich ist.<br />

Die Seite wird zur Zeit mit zusätzlichen Dokumenten ergänzt. Die neuen Anteile erkennen Sie durch einen helleren blauen<br />

Hintergrund.<br />

Übersicht<br />

1. Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. an die UNESCO<br />

1a. Richtlinien <strong>de</strong>r UNESCO<br />

2. Geschenk von zwei Bän<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r “Deutschen Grammatik” an die<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel 1885 neu: Wortlaut <strong>de</strong>r Widmung<br />

3. Die alte Kasseler Grimm-Gesellschaft<br />

4. Ausleihe <strong>de</strong>r Märchen-Han<strong>de</strong>xemplare von Herman Grimm an Johannes Bolte, Berlin 1899<br />

5. Auflösung <strong>de</strong>r Kasseler Grimm-Gesellschaft 1920<br />

6. Übergabe <strong>de</strong>r Märchen-Han<strong>de</strong>xemplare an die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel 1932<br />

7. Gründung <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. 1942<br />

8. Die Kasseler Grimm-Han<strong>de</strong>xemplare im Zweiten Weltkrieg<br />

9. Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek und Murhardsche Bibliothek nach 1945; Gründung <strong><strong>de</strong>s</strong> Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museums


CB-Agentur für Kunsthan<strong>de</strong>l und<br />

-vermittlung, Kassel<br />

Harald Engel, Verwaltungsbeamter, Kassel<br />

Dr. Holger Ehrhardt, Germanist und<br />

Grimm-Forscher, Kaufungen<br />

Dr. Harry Fröhlich, Lexikograph, Arbeitsstelle<br />

Deutsches Wörterbuch an <strong>de</strong>r<br />

Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgischen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r<br />

Wissenschaften<br />

Dr. Simon Gilmour, Germanist und<br />

Grimm-Forscher, Trier<br />

Christina Grimm, Lexikographin,<br />

Arbeitsstelle Deutsches Wörterbuch an <strong>de</strong>r<br />

Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgischen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r<br />

Wissenschaften<br />

Dr. Volker Harm, Lexikograph, Arbeitsstelle<br />

Deutsches Wörterbuch an <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r<br />

Wissenschaften zu Göttingen<br />

Maria Hartz, Kulturwissenschaftlerin und<br />

Grimm-Forscherin, Humboldt-Universität zu<br />

Berlin, Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel<br />

Prof. Dr. Erhard Hexelschnei<strong>de</strong>r, Slawist,<br />

Literarhistoriker, Leipzig<br />

Verlag S. Hirzel Stuttgart, Dr. Thomas<br />

Schaber, Verlagsleiter<br />

Prof. em. Dr. William Jervis Jones,<br />

Germanist, Royal Holloway University of<br />

London (Großbritannien)<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Rainer Lu<strong>de</strong>wig,<br />

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, Kassel<br />

Prof. Dr. Nancy Lukens, Professor of<br />

German, University of New Hampshire,<br />

Durham (USA)<br />

Claudia Melchersmann-Engel,<br />

Bibliothekarin, Kassel<br />

Angelika Mensching, Linguistin, Philosophin<br />

und Übersetzerin, Hamburg<br />

Frank Oberbrunner, Rechtsanwalt,<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r FDP-Fraktion in <strong>de</strong>r<br />

Kasseler Stadtverordnetenversammlung<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong><strong>de</strong>s</strong> Eigentumsstatus von Bibliotheksbestän<strong>de</strong>n 1957 / 58 und 1975 / 76<br />

10. Brief von Wissenschaftlern und Bibliothekaren an die UNESCO mit <strong>de</strong>r Bitte um<br />

Richtigstellung <strong>de</strong>r falschen Angaben zu Überlieferungs- und Eigentumsverhältnissen, 2006<br />

Die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel (heute Teil <strong>de</strong>r Universitätsbibliothek), an <strong>de</strong>r die Brü<strong>de</strong>r Grimm<br />

selbst zwischen 1814 / 16 und 1829 Bibliothekare waren, besaß bis 1945 eine <strong>de</strong>r<br />

umfangreichsten und be<strong>de</strong>utendsten Grimm-Sammlungen. Zu <strong>de</strong>n Grimm-Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel hatten auch die Nachfahren <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm mehrfach Beiträge<br />

geleistet, so daß Kassel Standort für einen Teil <strong><strong>de</strong>s</strong> Nachlasses <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm wur<strong>de</strong>. Unter<br />

diesen direkt aus <strong>de</strong>r Familie <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm stammen<strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n waren auch elf Bän<strong>de</strong><br />

Han<strong>de</strong>xemplare eigener Werke <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm: das in zwei Teilbän<strong>de</strong> aufgeteilte, auf gutem<br />

Schreibpapier mit breitem Rand gedruckte Han<strong>de</strong>xemplar <strong><strong>de</strong>s</strong> ersten Ban<strong><strong>de</strong>s</strong> von Jacob Grimms<br />

“Deutscher Grammatik” in <strong>de</strong>r Erstausgabe von 1819 sowie neun Bän<strong>de</strong> Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r<br />

“Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen” (KHM) aus verschie<strong>de</strong>nen Auflagen, darunter die berühmten zwei<br />

Bän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Erstausgabe mit Notizen <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm, wer ihnen wann welche <strong>de</strong>r Märchen<br />

lieferte.<br />

Ab 1959 befan<strong>de</strong>n sich die Han<strong>de</strong>xemplare im Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museum Kassel, wo sie für Ausstellungen und<br />

Forschungsarbeiten genutzt wur<strong>de</strong>n. 2004 stellte die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. einen Antrag bei <strong>de</strong>r<br />

UNESCO, fünf Bän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Märchen-Han<strong>de</strong>xemplare (die zwei Bän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Erstausgabe und drei Bän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zweiten<br />

Ausgabe von 1819 / 1822 ) in die Liste <strong><strong>de</strong>s</strong> Weltdokumentenerbes (Memory of the World) aufzunehmen.<br />

Überraschen<strong>de</strong>rweise heißt es im Antragstext, die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. sei seit 1897 kontinuierlich im<br />

Besitz dieser Exemplare, sei Eigentümerin und Inhaberin <strong><strong>de</strong>s</strong> Copyright. Dieser Eigentumsanspruch wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m bisherigen Kenntnisstand zur Überlieferungs- und Eigentumsgeschichte — Grund genug, die <strong>zum</strong> Thema<br />

verfügbaren Quellen zu sichten und zu prüfen, wann und wie die Bücher nach Kassel gelangten und wem sie<br />

gehörten. Die bisherigen Rechercheergebnisse wer<strong>de</strong>n im folgen<strong>de</strong>n veröffentlicht und die Texte <strong>de</strong>r wichtigsten<br />

Dokumente zur Überlieferungsgeschichte vollständig zugänglich gemacht. Wir gehen dabei von <strong>de</strong>m Antrag aus,<br />

<strong>de</strong>n die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. 2004 bei <strong>de</strong>r UNESCO stellte.<br />

Für Ergänzungen und Berichtigungen sind wir dankbar und bitten darum, sie entwe<strong>de</strong>r unter<br />

http://www.grimmforum.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r per E-Mail an info@grimmnetz.<strong>de</strong> zu übermitteln.<br />

1. Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. an die UNESCO<br />

... offizieller Antragstext von 2004 auf <strong>de</strong>r Website <strong>de</strong>r UNESCO<br />

Der Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. auf Registrierung von fünf Bän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Märchen-Han<strong>de</strong>xemplare<br />

als Weltdokumentenerbe ist auf <strong>de</strong>r Website <strong>de</strong>r UNESCO in <strong>de</strong>r englischen und französischen Originalfassung<br />

zugänglich. Nach einer Würdigung <strong>de</strong>r Grimmschen Märchensammlung, Angaben zur Antragstellerin, einer<br />

nochmaligen ausführlichen Würdigung <strong>de</strong>r “Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen” und einer knappen Zusammenfassung <strong>de</strong>r<br />

überlieferten Quellen zur Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>r KHM wird im Unterabschnitt History die<br />

Überlieferungsgeschichte <strong>de</strong>r fünf Bän<strong>de</strong> referiert, die als Weltdokumentenerbe angemel<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

The Kassel Han<strong>de</strong>xemplare (Annotated Reference Copies) come from the personal estate of the Brothers<br />

Grimm; the handwritten entries and notes refer, for the most part, to their great Kassel Period (until 1829);


Dr. Valerie Paradiz, Germanistin und<br />

Schriftstellerin, Grimm-Forscherin, High<br />

Falls, NY (USA)<br />

Dr. Ingrid Pergan<strong>de</strong>-Kaufmann, Germanistin<br />

und Grimm-Forscherin, Humboldt-Universität<br />

zu Berlin, Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel<br />

Prof. Dr. Werner Röcke,<br />

Literaturwissenschaftler,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Grimm-Sozietät zu Berlin e. V., gegr.<br />

1991<br />

Prof. Dr. Michael Schlaefer, Leiter <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsstelle Deutsches Wörterbuch an <strong>de</strong>r<br />

Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften zu Göttingen<br />

Prof. Dr. Hartmut Schmidt, Germanist,<br />

Mannheim und Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgische<br />

Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften<br />

Dr. Peter Schmitt, Leiter <strong>de</strong>r Arbeitsstelle<br />

Deutsches Wörterbuch an <strong>de</strong>r<br />

Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgischen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r<br />

Wissenschaften, Berlin<br />

Yannick Philipp Schwarz, Stu<strong>de</strong>nt, Kassel<br />

Michael Solf, Lexikograph, Arbeitsstelle<br />

Deutsches Wörterbuch an <strong>de</strong>r<br />

Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgischen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r<br />

Wissenschaften<br />

Prof. em. Dr. Anthony Stanforth, Germanist,<br />

früher Heriot-Watt University, Edinburgh<br />

(Großbritannien)<br />

Karl-Hermann Wegner, Museumsdirektor i.<br />

R. (Stadtmuseum Kassel),<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>vorsitzen<strong>de</strong>r <strong><strong>de</strong>s</strong> Vereins für<br />

hessische Geschichte und Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>kun<strong>de</strong><br />

Kassel e. V. (1834)<br />

Peter Wengel, Germanist und<br />

Grimm-Forscher, Technische Universität<br />

Darmstadt<br />

... Bitte unterstützen auch Sie diese<br />

Vorschläge!<br />

some later entries were ad<strong>de</strong>d during their Göttingen (1830-1837/8) and Berlin (1841-1859/63) Periods.<br />

After the Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e.V. (Brothers Grimm Association), whose first member was<br />

Herman Grimm, son of Wilhelm Grimm, was foun<strong>de</strong>d in 1897, the association acquired the<br />

Han<strong>de</strong>xemplare of the Grimms Brothers’ most important works (including the “German Grammar” of<br />

1819, et al.) for the Kassel Grimms collection.<br />

Since 1959, the Kassel Han<strong>de</strong>xemplare have been preserved in the Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museum, Kassel.<br />

(S. 4; Hervorhebung von <strong>de</strong>r Redaktion <strong>Grimmnetz</strong>.<strong>de</strong>)<br />

Im Punkt 4 <strong><strong>de</strong>s</strong> Antrags (Justification for inclusion, assessment against criteria), Unterpunkt 4.1 (Authenticity)<br />

wer<strong>de</strong>n diese Aussagen nochmals wie<strong>de</strong>rholt:<br />

The KHM were in the possession of the Brothers Grimm themselves until 1859/1863; thereafter in the<br />

possession of Hermann Grimm, el<strong><strong>de</strong>s</strong>t son of Wilhelm Grimm; from 1897 onward and without interruption<br />

in the possession of the Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e.V. Kassel(Association of the Brothers Grimm).<br />

(S. 8, Hervorhebung <strong>Grimmnetz</strong>)<br />

Aufbauend auf die zitierten Angaben zur Überlieferungsgeschichte trifft <strong>de</strong>r Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft<br />

e. V. im Punkt 5 (Legal information) folgen<strong>de</strong> Feststellungen:<br />

5.1 Owner (name and contact <strong>de</strong>tails)<br />

Association of the Brothers Grimm / Museum of the Brothers Grimm<br />

Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e.V. / Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museum Kassel<br />

...<br />

5.3. Legal status<br />

(a) Category of ownership<br />

Public Foundation<br />

(b) Accessibility<br />

The Kassel Han<strong>de</strong>xemplare (Annotated Reference Copies) are part of the permanent exhibition within the<br />

Museum of the Brothers Grimm in Kassel, located in the historic Palais Bellevue; they are, however, also<br />

available to researchers and interested laypersons.<br />

(c) Copyright status<br />

The Association of the Brothers Grimm (Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e.V.) holds all copyrights of the<br />

Kassel Han<strong>de</strong>xemplare (Annotated Reference Copies).<br />

(d). Responsible administration<br />

All technical aspects of conservation and security are guaranteed by qualified employees at the Museum of<br />

the Brothers Grimm in Kassel.<br />

The Kassel Han<strong>de</strong>xemplare (Annotated Reference Copies) have been part of the Kassel Grimms<br />

Collection since 1897 and are preserved in the Museum of the Brothers Grimm in Kassel.<br />

(S. 10, Hervorhebung <strong>Grimmnetz</strong>)<br />

Noch ein<strong>de</strong>utiger heißt es im abschließen<strong>de</strong>n Punkt 7:<br />

7. Consultation<br />

(a) Owner<br />

Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e.V.<br />

Brü<strong>de</strong>r Grimm-Platz 4A<br />

34117 Kassel<br />

Germany.<br />

(b) Custodian<br />

Dr. Bernhard Lauer


Kasseler Grimm-Han<strong>de</strong>xemplare:<br />

Chronik mit Links zur<br />

ausführlichen Darstellung und zu<br />

<strong>de</strong>n Dokumenten<br />

1885: Zwei Bän<strong>de</strong> Han<strong>de</strong>xemplare von<br />

Jacob Grimms “Deutscher Grammatik”<br />

wer<strong>de</strong>n von seinem Neffen Herman Grimm<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel geschenkt<br />

1897: Die Kasseler Grimm-Gesellschaft<br />

wird gegrün<strong>de</strong>t und betreut die Kasseler<br />

Grimm-Sammlung <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek<br />

1899 bis 1932: die neun Bän<strong>de</strong><br />

Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r Märchen sind von<br />

Herman Grimm an Johannes Bolte in Berlin<br />

ausgeliehen<br />

1920: Die Kasseler Grimm-Gesellschaft<br />

wird aufgelöst, ihr Eigentum erhält<br />

satzungsgemäß die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek<br />

Kassel<br />

1932: Neun Bän<strong>de</strong> Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r<br />

“Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen” <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r<br />

Grimm wer<strong>de</strong>n von Johannes Bolte gemäß<br />

<strong>de</strong>m Willen Herman Grimms († 1901) <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel übergeben<br />

1942: Gründung <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r<br />

Grimm-Gesellschaft e. V.<br />

im Zweiten Weltkrieg sind die<br />

Han<strong>de</strong>xemplare in einem Tresor <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>kreditkasse eingelagert<br />

1957: Die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel wird in<br />

die Murhardsche Bibliothek <strong>de</strong>r Stadt<br />

Kassel eingeglie<strong>de</strong>rt; ihre gesamten<br />

Bestän<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n mit Ausnahme <strong>de</strong>r<br />

Handschriften in das Eigentum <strong>de</strong>r Stadt<br />

Kassel übergeben<br />

1959 ff.: Die Han<strong>de</strong>xemplare gelangen mit<br />

einer Vielzahl weiterer Bücher,<br />

Autographen usw. <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm und<br />

über sie in das Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museum<br />

Kassel, das im Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Murhardschen<br />

Bibliothek <strong>de</strong>r Stadt Kassel und<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek, Rechtsnachfolgerin <strong>de</strong>r<br />

Der Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. zur Registrierung <strong>de</strong>r Märchen-Han<strong>de</strong>xemplare als<br />

Weltdokumentenerbe wur<strong>de</strong> 2005 von <strong>de</strong>r UNESCO angenommen. Zweifellos verdienen diese historischen Bücher<br />

eine solche Ehrung. Es kann jedoch nicht hingenommen wer<strong>de</strong>n, daß die Überlieferungsgeschichte <strong>de</strong>r Exemplare<br />

und ihr Eigentumsstatus durch die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. entstellt wur<strong>de</strong>n und daß sich infolge<strong><strong>de</strong>s</strong>sen auf<br />

<strong>de</strong>n Websites <strong>de</strong>r UNESCO die fälschliche Information befin<strong>de</strong>t, die Han<strong>de</strong>xemplare seien Eigentum dieser<br />

Gesellschaft. Vielmehr ist folgen<strong><strong>de</strong>s</strong> festzustellen:<br />

Die Märchen-Exemplare kamen 1932, nicht 1897 nach Kassel.<br />

Die Märchen-Exemplare wur<strong>de</strong>n bis 1945 keiner Grimm-Gesellschaft übergeben; 1932 bestand keine<br />

Grimm-Gesellschaft.<br />

Eigentümerin <strong>de</strong>r Exemplare von <strong>de</strong>r Übergabe 1932 bis nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg war die<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel; dies entsprach einer Verfügung Herman Grimms.<br />

Ähnliches gilt für die im Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft genannten Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r<br />

“Deutschen Grammatik”. Herman Grimm schenkte sie <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel 1885; bis 1945<br />

waren sie zweifelsfrei in <strong>de</strong>ren Eigentum.<br />

Quellen, die diese Tatsachen belegen, waren frei verfügbar und sind <strong>de</strong>r Antragstellerin <strong>zum</strong> Teil nachweislich<br />

bekannt gewesen. Die falschen Angaben im UNESCO-Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. laufen <strong>de</strong> facto<br />

auf eine Umwidmung öffentlichen Eigentums in Eigentum eines eingetragenen Vereins hinaus.<br />

1a. Richtlinien <strong>de</strong>r UNESCO<br />

... Richtlinien <strong>zum</strong> Programm Memory of the World von Ray Edmondson (2002)<br />

Die Verfahrensweise bei Nominierungen für das UNESCO-Register <strong><strong>de</strong>s</strong> Weltdokumentenerbes (Memory of the<br />

World) ist festgelegt in <strong>de</strong>n “General Gui<strong>de</strong>lines to Safeguard Documentary Heritage. (Revised Version.) Prepared<br />

for UNESCO by Ray Edmondson” (2002). Dort heißt es auf S. 44 f.:<br />

5.1 and 5.2 Sometimes the custodian of the documentary heritage may not be the same as the owner. It is<br />

essential to establish both before a nomination can be ad<strong>de</strong>d to the Register.<br />

5.3 It is also essential to establish the full legal status of the documentary heritage as follows:<br />

(a) Category of ownership: for example, is it owned privately, or by a public institution, or by a commercial<br />

corporation?<br />

(b) Accessibility: are there factors which will limit public access to the material? Refer to section 3.4 to i<strong>de</strong>ntify<br />

these factors.<br />

(c) Copyright status: is any or all of the documentary heritage subject to copyright? Can the copyright<br />

owner(s) and their entitlements be i<strong>de</strong>ntified?<br />

(d) Responsible administration: who is legally responsible for safekeeping of the material, and how is that<br />

responsibility being exercised?<br />

(e) Other factors: are there other matters that should be noted? For example, is any<br />

institution required by law to preserve the documentary heritage in this nomination?<br />

Offensichtlich wur<strong>de</strong>n diese Richtlinien während <strong><strong>de</strong>s</strong> Nominierungsverfahrens nicht eingehalten. Es liegen<br />

genügend leicht zugängliche Anhaltspunkte dafür vor, daß die im Antrag enthaltenen Angaben nicht zutreffen<br />

können. Es stellt sich die Frage, warum dies nicht bemerkt und warum keine Maßnahmen zur rechtzeitigen<br />

Feststellung <strong>de</strong>r tatsächlichen Überlieferungs- und Rechtsverhältnisse getroffen wur<strong>de</strong>n, <strong>zum</strong>al die UNESCO sich<br />

grundätzlich <strong><strong>de</strong>s</strong>sen bewußt zu sein scheint, daß <strong>de</strong>r Erfolg ihres Programms von einem einheitlichen Umgang mit<br />

diesen Richtlinien mit abhängt. Der im November 2005 veröffentlichte Schlußbericht <strong>de</strong>r 7. Sitzung <strong><strong>de</strong>s</strong> International<br />

Advisory Committee für das Programm Memory of the World empfiehlt:


ehemaligen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek, eröffnet wird;<br />

das Museum wird durch Personal <strong>de</strong>r<br />

Bibliothek betrieben und ist eine Abteilung<br />

<strong>de</strong>r Bibliothek<br />

1975: Durch einen neuen Vertrag zwischen<br />

<strong>de</strong>m Land Hessen und <strong>de</strong>r Stadt Kassel<br />

wird <strong>de</strong>r Bibliotheksvertrag von 1957<br />

aufgehoben; das Land übernimmt<br />

sämtliche Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek zurück in sein Eigentum;<br />

die Murhardsche Bibliothek <strong>de</strong>r Stadt<br />

Kassel wird in <strong>de</strong>n vom Land verwalteten<br />

Bibliotheksverbund <strong>de</strong>r neuen<br />

Gesamthochschule (heute Universität)<br />

aufgenommen. Sämtliche Grimmiana <strong>de</strong>r<br />

ehemaligen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek sind damit<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>eigentum<br />

2004: Die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft<br />

e. V. stellt bei <strong>de</strong>r UNESCO einen Antrag<br />

auf die Anerkennung von fünf Bän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Kasseler KHM-Han<strong>de</strong>xemplare als<br />

Weltdokumentenerbe; die fünf Bän<strong>de</strong> seien<br />

<strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. von<br />

Herman Grimm geschenkt wor<strong>de</strong>n und<br />

befän<strong>de</strong>n sich seit 1897 ununterbrochen in<br />

ihrem Eigentum; sie sei auch Inhaberin <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Copyrights an diesen Exemplaren<br />

2006: Brief von sieben Wissenschaftlern<br />

und Bibliothekaren an die UNESCO, in<br />

<strong>de</strong>m verfälschen<strong>de</strong> Angaben aus <strong>de</strong>m<br />

Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e.<br />

V. richtiggestellt und um Klärung gebeten<br />

wird<br />

The General Gui<strong>de</strong>lines must be known, fully observed, and implemented and all actions of the IAC,<br />

sub-committees, and staff must be fully consistent with them. Changes in the Gui<strong>de</strong>lines can occur only by<br />

due process. Procedures set out in the Gui<strong>de</strong>lines will be fully implemented. Interpretations of the Gui<strong>de</strong>lines<br />

will be collected in preparation for subsequent revision of them and to clarify procedures for new members.<br />

Die zitierten Empfehlungen gehen zurück auf ein Diskussionspapier: "Memory of the World Programme: A <strong>de</strong>bate<br />

about its future", das von George Boston, Ray Edmondson und Dietrich Schüller verfaßt wur<strong>de</strong> und einer<br />

IAC-Sitzung in Lijiang vorlag. Die Richtlinien sind <strong>de</strong>mnach verbindlich und voll zu implementieren.<br />

Im Februar 2008 veranstaltet die UNESCO eine Konferenz zu ihrem Programm Memory of the World in Canberra,<br />

und es ist zu hoffen, daß von dieser Konferenz Anstöße zur Vermeidung solcher Probleme ausgehen, wie sie im<br />

Fall <strong>de</strong>r Kasseler Grimm-Han<strong>de</strong>xemplare aufgetreten sind. Denn es wäre paradox, daß ein Programm zur Pflege<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Weltdokumentenerbes dazu mißbraucht wer<strong>de</strong>n könnte, verfälschte Geschichtsbil<strong>de</strong>r und daraus abgeleitete<br />

Rechtsansprüche von <strong>de</strong>r UNESCO absegnen zu lassen. Ebenso paradox wäre <strong>de</strong>r Fall, daß nach <strong>de</strong>r Auf<strong>de</strong>ckung<br />

solcher Verfälschungen auf nationaler Ebene eine Rangelei um die von <strong>de</strong>r UNESCO “gea<strong>de</strong>lten”<br />

Bestän<strong>de</strong> entsteht, durch die letzlich gar <strong>de</strong>r eigentliche Eigentümer unter Druck gerät, aus politischen Rücksichten<br />

auf seine Rechte ganz o<strong>de</strong>r teilweise zu verzichten. Die für das Weltdokumentenerbe zuständigen Gremien <strong>de</strong>r<br />

UNESCO sollten ihre Verantwortung für möglicherweise schädliche Auswirkungen ihres Programms erkennen und<br />

<strong>de</strong>rartigen Problemen sowohl vorbeugen als auch aktiv bei <strong>de</strong>r Bereinigung <strong>de</strong>r Unstimmigkeiten einschreiten, wenn<br />

Dokumente, wie im jetzigen Fall, unter Zugrun<strong>de</strong>legung falscher historischer und rechtlicher Angaben in das<br />

Register aufgenommen wur<strong>de</strong>n. Denn durch <strong>de</strong>n UNESCO-Prozeß erhält jegliches Geschehen um diese<br />

Dokumente eine zusätzliche politische Dimension, was ein Schutz für die Dokumente sein kann, was es aber auch<br />

erschwert, die durch die UNESCO-Gremien mitgetragenen und beurkun<strong>de</strong>ten Verhältnisse noch zu verän<strong>de</strong>rn,<br />

auch wenn sie unrechtmäßig o<strong>de</strong>r unsachgemäß sein sollten.<br />

Nach<strong>de</strong>m einleitend die beson<strong>de</strong>rs problematischen Punkte aus <strong>de</strong>m Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V.<br />

angesprochen und <strong>de</strong>m UNESCO-Regelwerk gegenübergestellt wur<strong>de</strong>n, sei nun im einzelnen die Geschichte <strong>de</strong>r<br />

Kasseler Han<strong>de</strong>xemplare von Werken <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm behan<strong>de</strong>lt.<br />

2. Geschenk von zwei Bän<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r “Deutschen Grammatik” an die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel<br />

1885<br />

... Karteikarte Ludwig Deneckes mit Abschrift <strong>de</strong>r Widmung <strong>de</strong>r drei Kin<strong>de</strong>r Wilhelm Grimms, Berlin,<br />

8. Januar 1885 (Universitätsbibliothek <strong>de</strong>r Humboldt-Universität zu Berlin)<br />

... Dankbrief <strong><strong>de</strong>s</strong> Oberbibliothekars Albert Duncker an Herman Grimm, 15. Januar 1885 (Hessisches Staatsarchiv<br />

Marburg)<br />

Das erste Han<strong>de</strong>xemplar von Werken <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm, das in das Eigentum <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel<br />

gelangte, war <strong>de</strong>r in zwei Teilbän<strong>de</strong> aufgeteilte Band 1 <strong>de</strong>r “Deutschen Grammatik” Jacob Grimms in <strong>de</strong>r<br />

Erstausgabe von 1819, <strong><strong>de</strong>s</strong> Werkes also, das als ein Meilenstein <strong>de</strong>r historischen Sprachforschung <strong><strong>de</strong>s</strong>sen<br />

internationalen Ruhm begrün<strong>de</strong>te.<br />

Die drei Kin<strong>de</strong>r Wilhelm Grimms schenkten es <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel anläßlich <strong><strong>de</strong>s</strong> hun<strong>de</strong>rtsten Geburtstags<br />

von Jacob Grimm (4. Januar 1885). Das Exemplar enthält eine Widmung mit <strong>de</strong>n Unterschriften <strong>de</strong>r drei Kin<strong>de</strong>r<br />

Wilhelm Grimms, Herman, Rudolf und Auguste, aus <strong>de</strong>r Zeitpunkt, Adressat und Absicht <strong>de</strong>r Schenkung<br />

hervorgehen. Wie die Märchen-Han<strong>de</strong>xemplare befin<strong>de</strong>n sich auch diese bei<strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong> seit langem im Brü<strong>de</strong>r<br />

Grimm-Museum; obwohl <strong>de</strong>r Wortlaut <strong>de</strong>r Widmung dort hinlänglich bekannt sein dürfte, behauptete <strong>de</strong>r Leiter <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Museums und Geschäftsführer <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft im UNESCO-Antrag und an<strong>de</strong>rweitig, die<br />

Grammatikbän<strong>de</strong> seien (um) 1897 <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. <strong>zum</strong> Geschenk gemacht wor<strong>de</strong>n. So heißt<br />

es im UNESCO-Antrag: "After the Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e.V. (Brothers Grimm Association), whose first<br />

member was Herman Grimm, son of Wilhelm Grimm, was foun<strong>de</strong>d in 1897, the association acquired the<br />

Han<strong>de</strong>xemplare of the Grimms Brothers' most important works (including the "German Grammar" of 1819, et al.) for


Der Kunsthistoriker und Schriftsteller<br />

Herman Grimm, Sohn Wilhelm Grimms und<br />

Neffe Jacob Grimms, 1885. Seine<br />

Entscheidung war es, die elf Bän<strong>de</strong><br />

Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel anzuvertrauen<br />

the Kassel Grimms collection."<br />

Die Widmung Herman, Rudolf und Auguste Grimms hat folgen<strong>de</strong>n Wortlaut (nach einer Abschrift Ludwig<br />

Deneckes):<br />

Dies Han<strong>de</strong>xemplar <strong>de</strong>r ersten Ausgabe <strong>de</strong>r Deutschen Grammatik von Jacob Grimm schenken zur<br />

Erinnerung an <strong>de</strong>n 4. Januar 1885 die Kin<strong>de</strong>r Wilhelm Grimms <strong>de</strong>r hessischen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek zu<br />

Cassel. Berlin, <strong>de</strong>n 8. Januar 1885.<br />

Erhalten ist auch <strong>de</strong>r Dankbrief <strong><strong>de</strong>s</strong> Oberbibliothekars <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel, Albert Duncker, an Herman<br />

Grimm vom 16. Januar 1885, in <strong>de</strong>m es heißt:<br />

Ew. Hochwohlgeboren<br />

haben im Verein mit Ihren Geschwistern durch das Geschenk <strong><strong>de</strong>s</strong> Han<strong>de</strong>xemplars <strong><strong>de</strong>s</strong> ersten Ban<strong><strong>de</strong>s</strong> von<br />

Jacob Grimms “Deutscher Grammatik” an die hessische Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek <strong>de</strong>n Beamten <strong>de</strong>rselben die<br />

freudigste Überraschung bereitet. Nehmen Sie <strong>de</strong>n innigsten Dank für diese ebenso werthvolle als durch die<br />

hochherzige Gesinnung <strong>de</strong>r Schenker rühren<strong>de</strong> Gabe entgegen.<br />

Das Buch wird von nun an seinen Platz empfangen an <strong>de</strong>r Stätte, die Ihrem Vater und Oheim, glorreichen<br />

und gesegneten Ange<strong>de</strong>nkens, ihr Leben lang theuer blieb als Zeuge ihres glücklichen gemeinsamen<br />

Schaffens im Heimathlan<strong>de</strong>.<br />

(Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 340 Grimm, Br 971)<br />

Daß die bei<strong>de</strong>n Grammatik-Bän<strong>de</strong> sich im Eigentum <strong>de</strong>r ehemaligen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek befan<strong>de</strong>n, kann auch<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong>halb als allgemein bekannt vorausgesetzt wer<strong>de</strong>n, da dieses Faktum in gedruckten Beiträgen zu <strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>rn<br />

Grimm mehrfach erwähnt wur<strong>de</strong>. So zitierte Dunckers Nachfolger im Amt <strong><strong>de</strong>s</strong> Oberbibliothekars <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek, Edward Lohmeyer, in einem Artikel über die Kasseler Grimm-Sammlung in <strong>de</strong>r “Oberhessischen<br />

Zeitung”, Illustriertes Sonntagsblatt, zweites Blatt, 6. 12. 1896, aus einem von Herman Grimm an Lohmeyer<br />

gerichteten Brief:<br />

Ich habe seiner Zeit die bei<strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Grammatik <strong>de</strong>r Hessischen ständischen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliohek<br />

<strong>zum</strong> Geschenk gemacht, weil mein Wunsch war, es möchte dieses Zeichen <strong>de</strong>r gelehrten Arbeit<br />

Jakobs aus <strong>de</strong>n Casseler Zeiten dort zur Erinnerung an ihn verbleiben.<br />

Auch die Grimm-Forschung <strong>de</strong>r Nachkriegszeit kannte die Überlieferungs- und Eigentumsverhältnisse <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Grammatik-Bän<strong>de</strong>. So heißt es bei Karl Schulte Kemminghausen und Ludwig Denecke: Die Brü<strong>de</strong>r Grimm in<br />

Bil<strong>de</strong>rn ihrer Zeit, Kassel 1963, S. 127, als Nachweis zur Abbildung einer Seite aus diesen bei<strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong>n mit<br />

Notizen Jacob Grimms:<br />

Geschenk von Herman Grimm an die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel<br />

Das Buch von Schulte Kemminghausen / Denecke ist in <strong>de</strong>r zweiten Auflage von 1980 unter <strong>de</strong>n im<br />

UNESCO-Antrag von <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. genannten Quellen angeführt. Obwohl dort die korrekte<br />

Information zu fin<strong>de</strong>n ist, behauptet <strong>de</strong>r UNESCO-Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. etwas an<strong>de</strong>res.<br />

An<strong>de</strong>rs als im Antrag und in an<strong>de</strong>ren neueren Veröffentlichungen <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft<br />

angegeben, wur<strong>de</strong>n die Grammatik-Bän<strong>de</strong> nicht im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r alten Kasseler<br />

Grimm-Gesellschaft dieser <strong>zum</strong> Geschenk gemacht, son<strong>de</strong>rn bereits 1885 <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek.<br />

3. Die alte Kasseler Grimm-Gesellschaft<br />

... Bericht “Die Kasseler Grimm-Gesellschaft 1896 bis 1905” von Edward Lohmeyer, Kassel 1906 (Kopie<br />

freundlicherweise mitgeteilt von Wolfgang Windfuhr)


Seite aus <strong>de</strong>m Kasseler Han<strong>de</strong>xemplar von<br />

Jacob Grimms “Deutscher Grammatik” mit<br />

Notizen von ihm<br />

Zwei Seiten aus “Der Froschkönig o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

eiserne Heinrich” in <strong>de</strong>r Erstausgabe <strong>de</strong>r<br />

KHM von 1812, Kasseler Han<strong>de</strong>xemplar<br />

... Dieter Hennig über die alte Kasseler Grimm-Gesellschaft, 1973<br />

Selbst wenn die Kasseler Han<strong>de</strong>xemplare von Werken <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm (um) 1897 <strong>de</strong>r alten Kasseler<br />

Grimm-Gesellschaft <strong>zum</strong> Geschenk gemacht wor<strong>de</strong>n wären, wür<strong>de</strong>n sie nicht <strong>de</strong>r heutigen Brü<strong>de</strong>r<br />

Grimm-Gesellschaft e. V. gehören, und schon gar nicht kontinuierlich seit 1897, wie <strong>de</strong>r Antrag behauptet. Denn<br />

diese Gesellschaft bestand nur bis 1920, und die 1942 gegrün<strong>de</strong>te Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. steht in keiner<br />

Rechtsnachfolge zu ihr. Zu<strong>de</strong>m legte die alte Kasseler Grimm-Gesellschaft satzungsmäßig fest, daß die von ihr<br />

gesammelten Grimmiana Eigentum <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek sein sollten und daß das gesamte Vermögen <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft im Auflösungsfall <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek zu übertragen war.<br />

Die Kasseler Grimm-Gesellschaft entstand auf Betreiben von Bibliothekaren <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel.<br />

Motivation dafür war <strong>de</strong>r Unmut, daß das National<strong>de</strong>nkmal für die Brü<strong>de</strong>r Grimm in ihrer Geburtsstadt Hanau und<br />

nicht in Kassel errichtet wor<strong>de</strong>n war und daß Mitte <strong>de</strong>r 1890er Jahre in Hanau auch an <strong>de</strong>r Gründung eines<br />

Grimm-Museums gearbeitet wur<strong>de</strong>. Die Kasseler Bibliothekare waren <strong>de</strong>r Meinung, daß Kassel <strong>de</strong>r geeignetere<br />

Standort für ein solches Museum und daß <strong>de</strong>r optimale Standort eben die Kasseler Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek sei, die<br />

ohnehin viele Erinnerungen an die Brü<strong>de</strong>r Grimm als ihre ehemaligen Mitarbeiter bewahrte.<br />

Über die Entstehung <strong>de</strong>r Gesellschaft und ihre Leistungen berichtet im Detail <strong>de</strong>r <strong>zum</strong> zehnjährigen Bestehen vom<br />

Spritus rector und Gründungsvorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gesellschaft, Oberbibliothekar Edward Lohmeyer, 1906 vorgelegte<br />

Bericht. Darin ist S. 30—32 auch die Satzung <strong>de</strong>r alten Kasseler Grimm-Gesellschaft abgedruckt, in <strong>de</strong>r es heißt<br />

(Hervorhebungen von <strong>de</strong>r Redaktion von <strong>Grimmnetz</strong>.<strong>de</strong>):<br />

§ 1. Die Kasseler Grimm-Gesellschaft stellt sich die Aufgabe, das An<strong>de</strong>nken an die Brü<strong>de</strong>r Grimm in einer ihrer<br />

hohen Be<strong>de</strong>utung entsprechen<strong>de</strong>n Weise zu ehren.<br />

§ 2. Dies Ziel sucht die Gesellschaft insbeson<strong>de</strong>re zu erreichen:<br />

1. durch eine<br />

Sammlung, die, im Anschluß an <strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek in Kassel befindlichen Grundstock,<br />

Erinnerungen aller Art an die Brü<strong>de</strong>r, an ihren Verwandten- und Freun<strong><strong>de</strong>s</strong>kreis vereinigt und in das<br />

Eigentum <strong>de</strong>r genannten Anstalt übergeht, soweit nicht an<strong>de</strong>rweite Rechte vorbehalten sind,<br />

2. durch Veranstaltung von Vorträgen, ...<br />

§ 7 ... Für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>r Gesellschaft wird ihr gesamter Besitz, soweit nicht an<strong>de</strong>rweite Rechte<br />

vorbehalten sind, Eigentum <strong>de</strong>r Ständischen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek in Kassel. (S. 30—32)<br />

Auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong><strong>de</strong>s</strong> soeben zitierten Geschäftsberichts referierte Dieter Hennig, Direktor <strong>de</strong>r Murhardschen<br />

Bibliothek <strong>de</strong>r Stadt Kassel und Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek, Leiter <strong><strong>de</strong>s</strong> Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museums und Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V., in einem Katalog <strong>de</strong>r Ausstellung <strong><strong>de</strong>s</strong> Grimm-Museums 1973 die Geschichte <strong>de</strong>r<br />

Kasseler Grimm-Gesellschaft. Die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Passage aus <strong>de</strong>r Satzung führte er wörtlich an (Hervorhebungen<br />

wie<strong>de</strong>rum <strong>Grimmnetz</strong>.<strong>de</strong>):<br />

... Sammlung, die, im Anschluß an <strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek in Kassel vorhan<strong>de</strong>nen Grundstock,<br />

Erinnerungen aller Art an die Brü<strong>de</strong>r, an ihren Verwandten- und an ihren Freun<strong><strong>de</strong>s</strong>kreis vereinigt und in das<br />

Eigentum <strong>de</strong>r genannten Anstalt übergeht, soweit nicht an<strong>de</strong>rweite Rechte vorbehalten sind ...<br />

Der Katalog von Hennig ist <strong>de</strong>r heutigen Geschäftsführung <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft bekannt, <strong>de</strong>nn er wird im<br />

Antrag an die UNESCO in <strong>de</strong>r Bibliographie zu <strong>de</strong>n Märchen-Han<strong>de</strong>xemplaren genannt. In jüngeren Darstellungen<br />

<strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. wird die Satzung <strong>de</strong>r alten Grimm-Gesellschaft in einer gekürzten <strong>Fassung</strong><br />

zitiert, so daß nicht mehr <strong>de</strong>utlich wird, daß satzungsmäßige Eigentümerin <strong>de</strong>r Grimm-Bestän<strong>de</strong> die<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek war: In einem Abriß zur eigenen Geschichte auf <strong>de</strong>r Website Grimms.<strong>de</strong> heißt es:


(http://www.grimms.<strong>de</strong>/contenido/cms/front_content.php?idcat=33, heruntergela<strong>de</strong>n am 7. 11. 2006)<br />

Auch in <strong>de</strong>r gedruckten Darstellung <strong>zum</strong> angeblichen Jubiläum "Hun<strong>de</strong>rt Jahre Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft" (in:<br />

Jahrbuch <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft 7 [1997], S. 8) und im Beitrag "Die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. und<br />

die literarischen Grimm-Stätten in Hessen" (in: Kultur und Politik — Die Grimms, hrsg. von Bernd Hei<strong>de</strong>nreich und<br />

Ewald Grothe. Frankfurt a. M. 2003, S. 345) fin<strong>de</strong>t sich die Satzung <strong>de</strong>r alten Kasseler Grimm-Gesellschaft um<br />

genau jene — oben unterstrichenen — Passagen gekürzt, die das Eigentum <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek an <strong>de</strong>n<br />

Erwerbungen <strong>de</strong>r alten Kasseler Grimm-Gesellschaft für die Grimm-Sammlung von Beginn an ganz klar festlegen.<br />

Bei<strong>de</strong> Beiträge stammen aus <strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>r <strong><strong>de</strong>s</strong> Geschäftsführers <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. und Leiters<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museums Kassel. Die im Vergleich zu <strong>de</strong>n Quellen, seien es nun Originalunterlagen <strong>de</strong>r alten<br />

“Kasseler Grimm-Gesellschaft” o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bericht von Hennig, feststellbaren Kürzungen hinsichtlich <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Satzungszweckes “Sammlung” lassen die Vermutung zu, daß <strong>de</strong>r Geschäftsführung <strong>de</strong>r heutigen Brü<strong>de</strong>r<br />

Grimm-Gesellschaft die tatsächlichen Satzungsbestimmungen bekannt sein müssen und daß sie bewußt<br />

irreführend ausgelassen wur<strong>de</strong>n.<br />

4. Ausleihe <strong>de</strong>r Märchen-Han<strong>de</strong>xemplare von Herman Grimm an Johannes Bolte, Berlin 1899<br />

... Leihvereinbarung Johannes Boltes mit Grimm-Nachlaßverwalter Reinhold Steig, Berlin, 4. Januar 1899<br />

(Hessisches Staatsarchiv Marburg)<br />

Im Vorwort <strong>zum</strong> Band 5 <strong>de</strong>r “Anmerkungen zu <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm” von Johannes<br />

Bolte und Georg Polívka berichtete <strong>de</strong>r Erstere 1932:<br />

Das Werk gehört zur Standardliteratur über die “Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen” <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm. Die Han<strong>de</strong>xemplare<br />

sind hier erstmals gründlich ausgewertet wor<strong>de</strong>n. Insofern verwun<strong>de</strong>rt es sehr, daß Bolte / Polívkas<br />

Grundlagenforschungen im Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. an die UNESCO nicht genannt wer<strong>de</strong>n,


obwohl die im Antrag enthaltene Bibliographie sonst sehr ins Detail geht, beispielsweise beim Thema <strong>de</strong>r<br />

Grimm-Rezeption.<br />

Die Aussage Boltes im Vorwort <strong>zum</strong> Band 5, daß er die Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r “Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen” von<br />

Herman Grimm entliehen habe, läßt sich durch eine Leihquittung belegen, die Bolte und <strong>de</strong>r von Herman Grimm<br />

beauftragte Nachlaßbetreuer Reinhold Steig am 4. Januar 1899, also am 114. Geburtstag Jacob Grimms, in Berlin<br />

aufnahmen. Auch die Übergabe <strong>de</strong>r Bän<strong>de</strong> an die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel 33 Jahre später ist durch überlieferte<br />

Dokumente bezeugt, hierzu weiter unten.<br />

In <strong>de</strong>r von Bolte und Steig unterzeichneten Leihquittung vom 4. Januar 1899 heißt es:<br />

Herr Dr. Johannes Bolte (Elisabeth Ufer 37 hierselbst wohnhaft, erhielt heute zu litterarischer Verwerthung<br />

aus <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>s</strong> Herrn Dr. Reinhold Steig, an <strong>de</strong>n er sie in einiger Zeit zurückgeben wird, folgen<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />

Nachlaß <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm zugehörige Han<strong>de</strong>xemplare und Fascikel:<br />

Märchen 1812 und 1815 .......... 2 B<strong>de</strong>.<br />

Märchen 1819—1822 (3 B<strong>de</strong>) .......... 3 “<br />

...<br />

(Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 340 Grimm, P 92)<br />

Bei <strong>de</strong>n fünf im Zitat genannten Bän<strong>de</strong>n, zwei von 1812 / 15 und drei von 1819 / 22, han<strong>de</strong>lt es sich um diejenigen,<br />

die auf Antrag <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. 2005 von <strong>de</strong>r UNESCO in das Verzeichnis <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Weltdokumentenerbes aufgenommen wur<strong>de</strong>n.<br />

5. Auflösung <strong>de</strong>r Kasseler Grimm-Gesellschaft 1920<br />

... Auflösungsprotokoll vom 8. Juni 1920 (Universitätsbibliothek Kassel)<br />

Wie aus <strong>de</strong>m Bericht Edward Lohmeyers von 1906 hervorgeht, konnte die Kasseler Grimm-Gesellschaft beachtliche<br />

Erfolge beim Ausbau <strong>de</strong>r Grimm-Sammlung <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek erzielen, die als eigene Signaturenreihe in <strong>de</strong>r<br />

Handschriftenabteilung geführt wur<strong>de</strong>. Die Gesellschaft hatte allerdings nur wenige aktive Mitglie<strong>de</strong>r. Da I<strong>de</strong>en und<br />

Arbeitsleistungen großenteils von Lohmeyer persönlich eingebracht wur<strong>de</strong>n, litt die Gesellschaft seit ihrer Gründung<br />

an Lohmeyers sich verschlechtern<strong>de</strong>m Gesundheitszustand. Die Vorbereitungen für wissenschaftliche<br />

Publikationen <strong>de</strong>r Gesellschaft kamen <strong>zum</strong> Erliegen, nach<strong>de</strong>m Herman Grimm 1901 verstarb und es sich<br />

herausstellte, daß er keine testamentarische Bestimmung über eine zuvor zugesagte Beihilfe zu Druckkosten<br />

hinterlassen hatte. Soweit es die Akten erkennen lassen, war die Gesellschaft bereits vor Beginn <strong><strong>de</strong>s</strong> Ersten<br />

Weltkriegs nicht mehr aktiv. 1920 trugen die verbliebenen Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m eingetretenen Stillstand Rechnung und<br />

lösten <strong>de</strong>n Verein auf. Das Protokoll <strong>de</strong>r außeror<strong>de</strong>ntlichen Mitglie<strong>de</strong>rversammlung mit vier Anwesen<strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>r<br />

die Auflösung beschlossen wur<strong>de</strong>, ist mit an<strong>de</strong>ren Akten <strong>de</strong>r Kasseler Grimm-Gesellschaft in <strong>de</strong>r<br />

Handschriftenabteilung <strong>de</strong>r heutigen Universitätsbibliothek Kassel erhalten geblieben. Es heißt darin:


(Universitätsbibliothek Kassel, Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek und Murhardsche Bibliothek <strong>de</strong>r Stadt Kassel,<br />

Handschriftenabteilung, 2° Ms. Hass. 598)<br />

Die Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r “Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen”, darunter die fünf Bän<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> jetzigen<br />

UNESCO-Weltdokumentenerbes, befan<strong>de</strong>n sich zu dieser Zeit noch in Berlin. Die Angabe <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r<br />

Grimm-Gesellschaft e. V., sie seien seit 1897 ununterbrochen in ihrem Eigentum (siehe oben Punkt 1), ist<br />

also falsch,<br />

1. weil die Bän<strong>de</strong> so früh überhaupt noch nicht nach Kassel kamen,<br />

2. weil sie, selbst wenn sie ab 1897 <strong>de</strong>r Kasseler Grimm-Gesellschaft übergeben wor<strong>de</strong>n wären,<br />

automatisch laut <strong>de</strong>ren Satzung in das Eigentum <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek übergegangen wären und<br />

3. weil schließlich eine Kontinuität im Bestehen einer Grimm-Gesellschaft nicht gegeben war, son<strong>de</strong>rn sich<br />

die alte Kasseler Grimm-Gesellschaft 1920 auflöste.


6. Übergabe <strong>de</strong>r Märchen-Han<strong>de</strong>xemplare an die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel 1932<br />

... Briefwechsel zwischen Johannes Bolte und Wilhelm Hopf, 1932 (Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer<br />

Kulturbesitz)<br />

1932 wur<strong>de</strong>n die “Anmerkungen zu <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm” von Bolte / Polívka mit <strong>de</strong>m<br />

Band 5 abgeschlossen. Aus <strong>de</strong>m Vorwort <strong><strong>de</strong>s</strong> Ban<strong><strong>de</strong>s</strong>, in <strong>de</strong>m Johannes Bolte schreibt, daß er für die Ausarbeitung<br />

<strong>de</strong>r “Anmerkungen ...” von Herman Grimm die Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r KHM erhalten hatte und daß diese nun <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel übergeben wor<strong>de</strong>n seien, haben wir oben zitiert. Im Nachlaß Boltes sind ein Entwurf bzw.<br />

eine Abschrift seines Begleitbriefes<br />

bei Übergabe <strong>de</strong>r Bän<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Direktor <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek, Wilhelm Hopf, sowie <strong><strong>de</strong>s</strong>sen Antwortbrief erhalten<br />

geblieben. Bolte schrieb am 8. 10 1932:<br />

als mir Herr Professor Herman Grimm vor mehr als dreißig Jahren die Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm von<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen für die neue Bearbeitung <strong>de</strong>r Anmerkungen übergab, bestimmte er, daß diese<br />

Bücher nach Erledigung meiner Arbeit an die Grimm-Sammlung <strong>de</strong>r Casseler Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek übergehen<br />

sollten.<br />

Diesem Auftrage gemäß erlaube ich mir, Ihnen jene neun Bän<strong>de</strong> zu übersen<strong>de</strong>n ...<br />

(Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Nachlaß Bolte, Kasten 15,<br />

Fasz. 8, Bl.15)<br />

Die im Brief Boltes folgen<strong>de</strong> Aufstellung stimmt mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Leihquittung von 1899 überein, bis auf die nicht ganz<br />

unwichtige Einzelheit, daß ein neunter Band hinzugekommen ist: vom dritten Band in dritter Auflage<br />

(Anmerkungsband, 1856) wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel zwei Exemplare übergeben, davon eines mit breitem<br />

Rand. Den Empfang <strong>de</strong>r Bän<strong>de</strong> bestätigt Bibliotheksdirektor Hopf am 12. 11. 1932:<br />

Die Sendung — neun Bän<strong>de</strong> Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm — ist richtig<br />

und vollständig, wie sie in Ihrem Schreiben vom 8. Oktober d. Js. einzeln aufgeführt wer<strong>de</strong>n, hier<br />

eingegangen. Lei<strong>de</strong>r war gera<strong>de</strong> in diesem Augenblick in <strong>de</strong>r zunächst in Betracht kommen<strong>de</strong>n<br />

Zugangsabteilung infolge Beurlaubung eine Vertretung gegeben, durch die Ihre Sendung nicht sofort erledigt,<br />

son<strong>de</strong>rn zurückgelegt wur<strong>de</strong> und zu meinem lebhaften Bedauern bis heute liegen blieb. Ich bitte, dieses<br />

unglückliche Zusammentreffen, durch das auch die Bestätigung <strong><strong>de</strong>s</strong> Eingangs unterblieben ist, freundlichst<br />

zu entschuldigen, und darf Ihnen zugleich <strong>de</strong>n ergebensten Dank aussprechen für Ihre Sendung, die für uns<br />

eine eben so willkommene wie wertvolle Bereicherung unserer Grimmsammlung be<strong>de</strong>utet.<br />

(Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Nachlaß Bolte, Briefe Hopf)<br />

Daß die Märchen-Han<strong>de</strong>xemplare von Herman Grimm <strong>de</strong>r Kasseler Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek zugedacht waren, scheint<br />

je<strong>de</strong>nfalls in <strong>de</strong>n dreißiger Jahren <strong><strong>de</strong>s</strong> 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts allgemein bekannt gewesen zu sein. Der Leiter <strong>de</strong>r<br />

Handschriftenabteilung an <strong>de</strong>r Preußischen Staatsbibliothek Berlin, Karl Christ, schrieb während Verhandlungen mit<br />

<strong>de</strong>r Kasseler Bibliothek über einige strittige Grimm-Objekte, es liege<br />

die ausdrückliche Bestimmung Herman Grimms vor, dass alle Han<strong>de</strong>xemplare <strong>de</strong>r Märchen nach ihrer<br />

Bearbeitung durch Johannes Bolte an die Kasseler Bibliothek gegeben wer<strong>de</strong>n sollten.<br />

(Karl Christ an Wilhelm Hopf, 13. 1. 1938; Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 223 Nr. 241)<br />

7. Gründung <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. 1942<br />

... Prospekt <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. zur Mitglie<strong>de</strong>rwerbung, ca. 1943


Am 19. November 1942 fand in Kassel die feierliche Veranstaltung zur Eröffnung einer neuen Brü<strong>de</strong>r<br />

Grimm-Gesellschaft e. V.<br />

statt. (Zu diesem Zeitpunkt war die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel im Museum Fri<strong>de</strong>ricianum bereits schwer durch<br />

Bombardierung geschädigt.) Mit einem Prospekt warb die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft um Mitglie<strong>de</strong>r. Zu<br />

Arbeitsinhalten und Projekten wird ausgeführt:<br />

Die Veranstaltungen und Veröffentlichungen <strong>de</strong>r Gesellschaft wer<strong>de</strong>n über die Grenzen <strong>de</strong>r Heimat hinaus in<br />

<strong>de</strong>m stets auf die Ganzheit <strong><strong>de</strong>s</strong> höheren völkischen Lebens gerichteten Geist <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm einer<br />

umfassen<strong>de</strong>n Wissenschaft vom <strong>de</strong>utschen Volke zu dienen suchen.<br />

Nie das Ziel wahrer Volkstümlichkeit aus <strong>de</strong>m Auge lassend, wird die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft <strong>de</strong>m<br />

überkommenen Kulturgut in Ehrfurcht vor <strong>de</strong>m Erbe <strong>de</strong>r Ahnen ihre Arbeit widmen, nicht allein zur Erhaltung<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Bedrohten, son<strong>de</strong>rn vor allem zur Fruchtbarmachung <strong><strong>de</strong>s</strong> noch immer Lebendigen. In tätiger Treue zur<br />

Vergangenheit gilt gera<strong>de</strong> hier ihr Dienst unserer Gegenwart.<br />

In einer Zeit <strong><strong>de</strong>s</strong> starken Neuwer<strong>de</strong>ns müssen Kräfte da sein und am Werke sein, die <strong>de</strong>n Zusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>m unverlierbaren Alten und <strong>de</strong>m heraufkommen<strong>de</strong>n Neuen wahren und die Stetigkeit <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung sichern. Zu diesem Dienst ruft die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft alle auf, die seine Be<strong>de</strong>utung und<br />

Notwendigkeit erkennen.<br />

Ihrem Ziel dient die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft durch Vorträge und Vortragsreihen, Arbeitsgemeinschaften,<br />

Lesungen, Ausstellungen. Regelmäßige mehrtägige Brü<strong>de</strong>r Grimm-Tagung in Kassel. Neuherausgabe <strong>de</strong>r<br />

Werke <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm, ihres Briefwechsels usw. Herausgabe und Neuherausgabe von Werken aus <strong>de</strong>m<br />

Arbeitsgebiet <strong>de</strong>r Gesellschaft. Herausgabe eines Brü<strong>de</strong>r Grimm-Jahrbuches. Herausgabe einer Zeitschrift.<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Forschung auf <strong>de</strong>m Arbeitsgebiet <strong>de</strong>r Gesellschaft. För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Grimm-Forschung.<br />

För<strong>de</strong>rung in Hessen leben<strong>de</strong>r Dichter und Schriftsteller, sofern ihr Schaffen für das Arbeitsgebiet <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft von Be<strong>de</strong>utung ist.<br />

Festzuhalten ist, daß die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. bei ihrer Gründung sich nicht in Rechtsnachfolge<br />

zur alten Kasseler Grimm-Gesellschaft sah und auch keine Ansprüche auf die Grimm-Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek erhob.<br />

Solche Konstruktionen blieben einer späteren Epoche vorbehalten. Außer<strong>de</strong>m ist bemerkenswert, daß sie sich<br />

keinerlei Sammelauftrag gab.<br />

8. Die Kasseler Grimm-Han<strong>de</strong>xemplare im Zweiten Weltkrieg<br />

Aus <strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>r Kasseler Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek geht hervor, daß alle von Johannes Bolte übergebenen KHM-Bän<strong>de</strong><br />

(bis auf einen) und das zweibändige Han<strong>de</strong>xemplar <strong>de</strong>r “Deutschen Grammatik” sich über die großen<br />

Bombardierungen hinweg in Kassel erhalten hatten. In einer Auflistung von damals heißt es:<br />

Die Ausg. <strong>de</strong>r Märchen mit Randbemerkungen <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm sowie an<strong>de</strong>re alte wertvolle Grimmsche<br />

Märchenausgaben und Jacob Grimms Han<strong>de</strong>xemplar <strong>de</strong>r Grammatik mit Nachträgen von seiner Hand liegen<br />

im Schliessfach <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>kreditkasse.<br />

(Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 223 Nr. 112)<br />

Nachfolgend listete die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek die in ihrem Depot in <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>kreditkasse lagern<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>xemplare<br />

<strong>de</strong>r KHM mit <strong>de</strong>n damaligen Signaturen einzeln auf, dazu auch das Han<strong>de</strong>xemplar <strong>de</strong>r Grammatik.<br />

K. Gr. Sg. 341 Grimm, Jacob u. Wilhelm. Kin<strong>de</strong>r- u. Hausmärchen. Bd. 1. 2. 1812. 1815.<br />

K. Gr. Sg. 341 a Dass. Han<strong>de</strong>x. <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r mit handschriftlichen Randbemerkungen. Bd. 1. 2. 3.<br />

(in 2. Aufl.) 1819<br />

K. Gr. Sg. 341 b Dass. 2. Aufl. Bd. 2. 3. 1819. 1822


K. Gr. Sg. 341 d Dass. 3. Aufl. Bd. 3 1856<br />

2° Philol. 112, 1. 2. Jacob Grimm. Deutsche Grammatik. Jacob Grimms Han<strong>de</strong>xemplar mit vielen<br />

handschriftlichen Nachträgen. T. 1. Hälfte 1. 2. Göttingen: Dieterich 1819.<br />

(ebd.)<br />

Es fällt auf, daß in <strong>de</strong>r Signaturenfolge <strong>de</strong>r im Schließfach <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>kreditkasse eingelagerten Bän<strong>de</strong> die Nummer<br />

341 c fehlt. Vermutlich war sie mit <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Exemplare <strong><strong>de</strong>s</strong> Anmerkungsban<strong><strong>de</strong>s</strong> von 1856 belegt,<br />

die Johannes Bolte <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek 1932 übergeben hatte (s. o.). Wohin die Bibliothek <strong>de</strong>n Band Nr. 341 c<br />

ausgelagert hatte, ist bisher nicht ermittelt.<br />

9.<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek und Murhardsche Bibliothek nach 1945; Gründung <strong><strong>de</strong>s</strong> Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museums 1959;<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong><strong>de</strong>s</strong> Eigentumsstatus von Bibliotheksbestän<strong>de</strong>n 1957 / 58 und 1975 / 76<br />

... Universitätsbibliothek Kassel, Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek und Murhardsche Bibliothek <strong>de</strong>r Stadt Kassel<br />

... Gründungsvertrag <strong><strong>de</strong>s</strong> Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museums Kassel<br />

Die Buchbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel wur<strong>de</strong>n durch die mehrfachen Bombardierungen Kassels im<br />

Zweiten Weltkrieg <strong>zum</strong> größten Teil vernichtet. Die Sammlung <strong>de</strong>r Handschriftenabteilung blieb fast vollständig<br />

erhalten. Auch Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Murhardschen Bibliothek, einer Stiftung <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Friedrich und Karl Murhard an die<br />

Stadt Kassel, wur<strong>de</strong>n durch die Bombardierungen zu rund 60 Prozent vernichtet, insgesamt überstand die<br />

Murhardsche Bibliothek infolge ihrer Lage am Rand <strong><strong>de</strong>s</strong> Stadtzentrums <strong>de</strong>n Krieg jedoch besser als die<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek. Bei <strong>de</strong>r Murhardschen Bibliothek blieb auch das Gebäu<strong>de</strong> benutzbar; das <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek,<br />

das Museum Fri<strong>de</strong>ricianum, stand erst etwa zehn Jahre nach Kriegsen<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r zur Verfügung. Schon in <strong>de</strong>r<br />

letzten Zeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Dritten Reichs bestand die Absicht, die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek mit <strong>de</strong>r Murhardschen Bibliothek<br />

zusammenzulegen, um anstelle zweier beschädigter eine vereinigte intakte wissenschaftliche Bibliothek zu<br />

schaffen. Diese Absichten wur<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Krieg wie<strong>de</strong>r aufgegriffen und in <strong>de</strong>n fünfziger Jahren nach<br />

langwierigen Verhandlungen zwischen <strong>de</strong>m Land Hessen und <strong>de</strong>r Stadt Kassel in die Tat umgesetzt. Das Land<br />

Hessen übertrug die Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek mit Ausnahme <strong>de</strong>r Handschriften in das Eigentum <strong>de</strong>r Stadt<br />

Kassel. Die Hauptbestimmungen <strong><strong>de</strong>s</strong> Vertrags vom 19. 11. 1957 / 13. 1. 1958 hinsichtlich <strong><strong>de</strong>s</strong> Eigentums an <strong>de</strong>r<br />

bisherigen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek lauteten:<br />

§ 1, Abs. 2. Zum 1. April 1957 geht die Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek mit allen Aktiva und Passiva, mit <strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>r<br />

Verwaltung und <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n an Büchern, Karten und Noten in das Eigentum und die Verwaltung <strong>de</strong>r Stadt<br />

über.<br />

Abs. 3. Das Land Hessen verzichtet auf eine Entschädigung. Es behält sich das Eigentum an <strong>de</strong>n<br />

Handschriften vor, die in <strong>de</strong>r Anlage zu diesem Vertrag aufgeführt sind. [Anmerkung <strong>Grimmnetz</strong>: Die Anlage<br />

listet die Handschriftengruppen <strong>de</strong>r ehemaligen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek auf.] Die Stadt Kassel verpflichtet sich, die<br />

Handschriften in <strong>de</strong>r Bibliothek aufzubewahren und für eine odnungsmässige Unterhaltung und Verwaltung<br />

<strong>de</strong>r Handschriften Sorge zu tragen.<br />

(Kopie <strong><strong>de</strong>s</strong> Vertrags in <strong>de</strong>r Handschriftenabteilung <strong>de</strong>r Universitätsbibliothek, Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek und<br />

Murhardsche Bibliothek Kassel)<br />

Aus <strong>de</strong>m Vertrag ergibt sich,<br />

daß die Handschriftensammlungen <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek (darunter auch Objekte, die sich bis heute im<br />

Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museum befin<strong>de</strong>n) kontinuierlich Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>eigentum waren.<br />

Die praktische Zusammenführung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bibliotheken wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>r Direktion Ludwig Deneckes vollzogen,<br />

<strong>de</strong>r die dann so genannte Murhardsche und Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek (MuLB) von 1959 bis 1969 (o<strong>de</strong>r 1968?) leitete. Er<br />

war zugleich Leiter <strong><strong>de</strong>s</strong> 1959 von <strong>de</strong>r Stadt Kassel und <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. in <strong>de</strong>r Murhardschen<br />

und Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek eröffneten Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museums. Deneckes Nachfolger als Bibliotheksdirektor und


Museumsleiter war Dieter Hennig. Während <strong>de</strong>r Direktion von Denecke und Hennig wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n Druck- und<br />

Manuskriptsammlungen <strong>de</strong>r Bibliothek zahlreiche Grimmiana entnommen und zu Ausstellungs- und<br />

Forschungszwecken in die Räume <strong><strong>de</strong>s</strong> Museums verbracht. Das Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museum galt während <strong>de</strong>r Amtszeit<br />

Ludwig Deneckes und Dieter Hennigs als Teil <strong>de</strong>r Murhardschen und Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek, ebenso das<br />

Documenta-Archiv. Schriftstücke Dieter Hennigs führen dies im einzelnen aus; im Hinblick auf <strong>de</strong>n Status <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Grimm-Museums als frühere Abteilung <strong>de</strong>r Bibliothek bewilligte jene <strong>de</strong>m Museum zur Vorbereitung <strong>de</strong>r<br />

Ausstellungen “200 Jahre Brü<strong>de</strong>r Grimm” noch in <strong>de</strong>n achtziger Jahren Zugang zu Magazinbereichen (Dokumente<br />

im Stadtarchiv Kassel). Eine Verän<strong>de</strong>rung <strong><strong>de</strong>s</strong> Eigentumsstatus <strong>de</strong>r 1959 bis 1975 in das Museum verbrachten<br />

Grimmiana aus <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek, <strong>de</strong>r Murhardschen Bibliothek und <strong>de</strong>r vereinigten Murhardschen und<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek während <strong>de</strong>r genannten Zeitspanne von 1959 bis 1975 in <strong>de</strong>r Weise, daß etwa ehemalige<br />

Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek rechtlich aus <strong>de</strong>r Bibliothek herausgelöst wor<strong>de</strong>n wären o<strong>de</strong>r gar städtisches<br />

Eigentum an die Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft übertragen wor<strong>de</strong>n wäre o. ä., erfolgte nicht. Die im Vertrag von 1957<br />

ausgeklammerten Handschriften befan<strong>de</strong>n sich 1957 bis 1975 im Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>eigentum, die übrigen Bestän<strong>de</strong> im<br />

Eigentum <strong>de</strong>r Stadt Kassel.<br />

Mit <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r Gesamthochschule Kassel verän<strong>de</strong>rten sich die Anfor<strong>de</strong>rungen an das Kasseler<br />

Bibliothekswesen. Die Gesamthochschule und heutige Universität benötigte eine mo<strong>de</strong>rne und leistungsfähige<br />

Bibliothek, und es lag nahe, die in Kassel bereits vorhan<strong>de</strong>ne wissenschaftliche Bibliothek mit ihren wertvollen<br />

Altbestän<strong>de</strong>n dabei einzubeziehen.<br />

Im Vertrag vom 12. 12. 1975 über die Integrierung <strong>de</strong>r Murhardschen Bibliothek <strong>de</strong>r Stadt Kassel und<br />

Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek in das Bibliothekssystem <strong>de</strong>r neuen Gesamthochschule übernahm das Land Hessen die<br />

1957 <strong>de</strong>r Stadt Kassel übereigneten Bestandteile <strong>de</strong>r alten Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek, darunter Bücher, Karten und<br />

Noten, zurück in sein Eigentum.<br />

Der gesamte Bibliotheksverbund wird seit <strong>de</strong>m 1. 1. 1976 vom Land Hessen verwaltet. Im einzelnen bestimmt <strong>de</strong>r<br />

Vertrag dazu folgen<strong><strong>de</strong>s</strong> (Hervorhebungen <strong>Grimmnetz</strong>):<br />

§ 1 Abs. 1. Die MuLB geht <strong>zum</strong> 1. Januar 1976 mit <strong>de</strong>n Akten <strong>de</strong>r Verwaltung und <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n an<br />

Büchern, Katalogen, Karten, Noten, Mikrofilmen, Bil<strong>de</strong>rn, Handschriften, Möbeln, Gerät und sonstigen<br />

beweglichen Einrichtungen in die Verwaltung <strong><strong>de</strong>s</strong> Lan<strong><strong>de</strong>s</strong> Hessen über.<br />

Abs. 2. Die Stadt bleibt Eigentümerin aller Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r MuLB nach <strong>de</strong>m Stand vom 31. Dezember 1975 an<br />

Büchern, dazugehören<strong>de</strong>n Katalogen, Karten, Noten, Mikrofilmen, Bil<strong>de</strong>rn, Handschriften und Akten. ... Diese<br />

Bestän<strong>de</strong> gehen unter <strong>de</strong>m Namen “Murhardsche Bibliothek <strong>de</strong>r Stadt Kassel” in die Verwaltung <strong><strong>de</strong>s</strong> Lan<strong><strong>de</strong>s</strong><br />

über. ...<br />

Abs. 3. Alle im Absatz 2 nicht aufgeführten beweglichen Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong> sowie die im Vertrag<br />

zwischen <strong>de</strong>r Stadt Kassel und <strong>de</strong>m Land Hessen vom 19. 11. 1957 / 13. 1. 1958 in<br />

§ 1 Abs. 2 bestimmten Sachen<br />

[Anmerkung <strong>Grimmnetz</strong>: Dies entspricht <strong>de</strong>m Gesamtkomplex ehemalige Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek außer <strong>de</strong>n<br />

ohnehin im Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>eigentum befindlichen Handschriften] gehen in das Eigentum <strong><strong>de</strong>s</strong> Lan<strong><strong>de</strong>s</strong> über.<br />

(Staatsanzeiger für das Land Hessen, Nr. 7 [1976], S. 325 ff.)<br />

Der in Absatz 3 zitierte Absatz 2 im § 1 <strong><strong>de</strong>s</strong> Vertrages von 1957 / 58 ist oben angeführt. Sein Inhalt war die<br />

Übereignung aller Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r alten Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek außer <strong>de</strong>n in Absatz 3 <strong><strong>de</strong>s</strong> § 1 von 1957 behan<strong>de</strong>lten<br />

Handschriften an die Stadt Kassel gewesen. Die Handschriften waren ohnehin im Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>eigentum verblieben, die<br />

übrigen Teile <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek wur<strong>de</strong>n mit Abschluß <strong><strong>de</strong>s</strong> neuen Vertrags am 12. 12. 1975 an das Land<br />

rückübertragen. Am 31. 12. 1975 befan<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r künftigen “Murhardschen Bibliothek” nach § 1<br />

Absatz 2 <strong><strong>de</strong>s</strong> Vertrags von 1975 noch die Altbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Murhardschen Bibliothek aus <strong>de</strong>r Zeit bis 1957 und die<br />

seit 1957 für die vereinigte MuLB neu erworbenen Bestän<strong>de</strong>.<br />

Seit <strong>de</strong>r Ausglie<strong>de</strong>rung <strong><strong>de</strong>s</strong> Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museums aus <strong>de</strong>m Bibliotheksverbund gibt es Unstimmigkeiten um die<br />

im Grimm-Museum zurückgehaltenen Grimmiana aus <strong>de</strong>r Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek. Überzeugen<strong>de</strong> rechtliche<br />

Begründungen für die Zurückbehaltung <strong>de</strong>r Grimmiana im Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museum liegen nicht vor. Im Vertrag über<br />

die Gründung <strong><strong>de</strong>s</strong> Museums vom 15. Dezember 1959 ist je<strong>de</strong>nfalls nichts über eine etwaige Verän<strong>de</strong>rung <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Eigentumsstatus <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Bibliotheksbestand zur Verfügung gestellten Exponate ausgesagt. Sie dürften als


unbefristete Leihgaben zu qualifizieren sein und müßten <strong>de</strong>mnach ggf. auf Verlangen <strong>de</strong>r Universitätsbibliothek<br />

zurückgegeben wer<strong>de</strong>n. Weiterführen<strong>de</strong> Recherchen zu diesem Thema dauern noch an.<br />

10.<br />

Brief von Wissenschaftlern und Bibliothekaren an die UNESCO mit <strong>de</strong>r Bitte um Richtigstellung <strong>de</strong>r<br />

falschen Angaben zu Überlieferungs- und Eigentumsverhältnissen, 2006<br />

... Brief an die UNESCO vom 13. November 2006<br />

... <strong>de</strong>utsche <strong>Fassung</strong><br />

Nach<strong>de</strong>m durch Veröffentlichungen im Lauf <strong>de</strong>r letzten Monate <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n ist, daß die Brü<strong>de</strong>r<br />

Grimm-Gesellschaft e. V. sich in ihrem Antrag an die UNESCO 2004 in kaum begreiflicher Weise selbst als<br />

Eigentümerin <strong>de</strong>r Kasseler Grimm-Han<strong>de</strong>xemplare benannte und behauptete, sie sei seit 1897 Eigentümerin dieser<br />

Exemplare, sahen sich die Kasseler Universitätsbibliothek und Grimm-Forscher zu einer genauen Prüfung dieser<br />

bereits auf <strong>de</strong>n ersten Blick unplausiblen und unstimmigen Angaben veranlaßt. Die Überprüfung ergab, daß die von<br />

<strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V. im Antrag mehrfach wie<strong>de</strong>rholten Informationen zu <strong>de</strong>n Überlieferungs- und<br />

Eigentumsverhältnissen an diesen Büchern völlig unrichtig sind, wie oben im einzelnen dargelegt wird. Man kann<br />

sich <strong><strong>de</strong>s</strong> Eindrucks nicht erwehren, daß es das Ziel dieser Verfälschungen gewesen sein könnte, die<br />

Han<strong>de</strong>xemplare aus <strong>de</strong>m öffentlichen Eigentum zu entfrem<strong>de</strong>n und völlig in die Verfügungsgewalt <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r<br />

Grimm-Gesellschaft e. V. zu bringen. Der Fall geht über die elf Bän<strong>de</strong> Han<strong>de</strong>xemplare weit hinaus, weil diese<br />

Ansprüche <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V., wenn sie unwi<strong>de</strong>rsprochen blieben, wohl früher o<strong>de</strong>r später auch<br />

für an<strong>de</strong>re Grimm-Bestän<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r ehemaligen Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek Kassel (und für Grimmiana aus städtischem<br />

Eigentum) erhoben wür<strong>de</strong>n. Die im Fall <strong>de</strong>r Märchen-Han<strong>de</strong>xemplare aufge<strong>de</strong>ckte Entfremdung öffentlichen<br />

Eigentums zugunsten einer privaten Körperschaft zeigt, daß sich das vom Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museum verwahrte<br />

öffentliche Eigentum in akuter Gefahr befin<strong>de</strong>t. Es ist unabdingbar, daß unverzüglich alle mit öffentlichen Mitteln<br />

angeschafften Drucke, Handschriften und an<strong>de</strong>res Eigentum <strong>de</strong>r Stadt Kassel und <strong><strong>de</strong>s</strong> Lan<strong><strong>de</strong>s</strong> Hessen daraufhin<br />

untersucht wer<strong>de</strong>n, ob sie noch vorhan<strong>de</strong>n sind und ob sie schon eine Eigentumskennzeichnung einer privaten<br />

Körperschaft (Brü<strong>de</strong>r Grimm-Gesellschaft e. V.) tragen.<br />

Die Aufklärung dieser Sachverhalte und eine rechtlich und sachlich einwandfreie Neuregelung sind nicht nur<br />

ein Anliegen historischer Rekonstruktion, son<strong>de</strong>rn vielmehr geht es um einen gravierend krisenhaften Zustand, <strong>de</strong>r<br />

von <strong>de</strong>r UNESCO, <strong>de</strong>m Land Hessen und <strong>de</strong>r Stadt Kassel zügige und entschie<strong>de</strong>ne Reaktionen verlangt im<br />

Interesse <strong><strong>de</strong>s</strong> öffentlichen Zugangs zu <strong>de</strong>n Dokumenten und einer seriösen Grimm-Forschung und im Sinn<br />

<strong>de</strong>rjenigen, die seit Mitte <strong><strong>de</strong>s</strong> 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts zu diesen Sammlungen beigetragen und sie gepflegt haben.


Recherche, Zusammenstellung und Redaktion: Berthold Friemel, Alan Kirkness, Holger Ehrhardt; wir danken für Quellenbeiträge und Hinweise von Axel Halle,<br />

Konrad Wie<strong>de</strong>mann und Wolfgang Windfuhr<br />

Abbildungen links (von oben nach unten): Klaus B. Kaindl, Berthold Friemel 2004; Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 340 Grimm, B 29; Kin<strong>de</strong>r- und<br />

Hausmärchen, gesammelt durch die Brü<strong>de</strong>r Grimm.Vergrößerter Nachdruck <strong>de</strong>r zweibändigen Erstausgabe von 1812 und 1815 nach <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>xemplar <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Brü<strong>de</strong>r Grimm-Museums Kassel, mit sämtlichen handschriftlichen Korrekturen und Nachträgen <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Grimm sowie einem Ergänzungsheft.<br />

Transkriptionen und Kommentare in Verbindung mit Ulrike Marquardt von Heinz Rölleke. Göttingen 1986; Karl Schulte-Kemminghausen und Ludwig Denecke:<br />

Die Brü<strong>de</strong>r Grimm in Bil<strong>de</strong>rn ihrer Zeit. Kassel 1963 (Bil<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>xemplaren mit Erlaubnis <strong>de</strong>r Universitätsbiliothek Kassel, Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>bibliothek und<br />

Murhardsche Bibliothek <strong>de</strong>r Stadt Kassel);<br />

Screenshot und Faksimiles rechts: siehe Angaben im Text<br />

<strong>Grimmnetz</strong> 05.01.2008<br />

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