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RUBITEC perfekt - Ruhr-Universität Bochum

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Foto: Andrea Löw<br />

8 RUBENS<br />

In Auschwitz<br />

Exkursion <strong>Bochum</strong>er Studierender<br />

Der Besucher betritt das ehemalige<br />

Konzentrations- und<br />

Vernichtungslager Auschwitz<br />

I durch das von vielen Fotos bekannte<br />

Tor mit der Aufschrift „AR-<br />

BEIT MACHT FREI“. Erstes Erstaunen:<br />

Das in der Vorstellung riesige<br />

Tor, das täglich Tausende von Opfern<br />

passieren mußten, wirkt klein<br />

und schmal. Die Sonne scheint, und<br />

die verklinkerten Gebäude erinnern<br />

mehr an die ehemalige österreichische<br />

Kaserne der k.u.k.-Monarchie,<br />

als an überfüllte Häftlingsbaracken.<br />

In den Baracken sind heute zum<br />

größten Teil nationale Ausstellungen<br />

untergebracht. Eine große Ausstellung<br />

dokumentiert die Geschichte<br />

des Lagers und zeigt die Habe,<br />

die den Opfern abgenommen und<br />

sorgfältig sortiert wurde: Kämme,<br />

Zahnbürsten, Gehhilfen, Koffer,<br />

Kleidung. In einem Schaukasten<br />

liegt eine Puppe mit zerbrochenem<br />

Gesicht. Ihre Besitzerin? Dazu riesige<br />

Schuhberge, die den Besucher zu<br />

erschlagen drohen. Sieben Tonnen<br />

Menschenhaar. Was wiegen meine<br />

Haare?<br />

Nachdenken<br />

Der Besuch im Stammlager erschöpft<br />

die psychische Kraft des einzelnen.<br />

Erster Eindruck: Verwirrung,<br />

Betroffenheit, Fragen. „Doch<br />

Betroffenheit allein reicht nicht“,<br />

meint Dr. Hubert Schneider, Dozent<br />

an der Fakultät für Geschichtswissenschaften<br />

der RUB. Er organisiert<br />

seit 10 Jahren den studentischen<br />

Austausch zwischen der RUB und<br />

der Jagiellonischen <strong>Universität</strong> sowie<br />

der Pädagogischen Hochschule<br />

in Krakau. Vor dem Zusammentreffen<br />

mit den polnischen Kommilitonen<br />

werden die <strong>Bochum</strong>er Studierenden<br />

mit den Verbrechen des nationalsozialistischen<br />

Deutschland<br />

konfrontiert. Insgesamt bleiben die<br />

<strong>Bochum</strong>er/innen sieben Tage lang<br />

in Auschwitz, hinzu kommt eine<br />

Woche Aufenthalt in Krakau.<br />

Zum Stammlager nach Birkenau,<br />

dem eigentlichen Ort der Massen-<br />

Anzeige Gerstein<br />

5sp/22<br />

Nachgefragt<br />

Warum es<br />

wichtig ist,<br />

nach<br />

Auschwitz<br />

zu fahren<br />

vernichtung, sind es nur wenige Kilometer.<br />

Die Rampe, an der die Selektionen<br />

vorgenommen wurden,<br />

reicht fast bis an die Krematorien<br />

heran. Daneben ein See, in dem die<br />

Asche der vergasten und verbrannten<br />

Opfer ruht. Einige Baracken<br />

sind erhalten geblieben, von den<br />

meisten stehen nur noch die Grundmauern<br />

und die Schornsteine. Der<br />

Besucher nähert sich dem Geschehenen,<br />

indem er sich auf eine Konfrontation<br />

mit diesem Ort und den<br />

Empfindungen, die eben dieser Ort<br />

heraufbeschwört, einläßt. Die sich<br />

aufdrängende Frage - wie Menschen<br />

anderen Menschen so etwas antun<br />

konnten - verleitet zu einem generellen<br />

Nachdenken über den Menschen<br />

als handelndes Wesen. Es gilt<br />

also in erster Linie, sich dem Menschen<br />

zu nähern. Diese Annäherung<br />

bietet die Chance, die relative Freiheit<br />

des Handelns zu erfassen und<br />

so zu begreifen, daß ein Individuum<br />

über Handlungsspielräume verfügt,<br />

die es entweder ignorieren, nutzen<br />

oder mißbrauchen kann. Es ist der<br />

Mensch, der die Geschichte gestaltet.<br />

Diese Einsicht kann als sinnvolle<br />

Ergänzung zum wissenschaftlichabstrakten<br />

Umgang mit dem<br />

Holocaust gewertet werden. Politische<br />

Strukturen und gesellschaftliche<br />

Mechanismen, die Auschwitz<br />

möglich machten, können nur dann<br />

hinreichend erklärt werden, wenn<br />

die NS-Forschung den Menschen als<br />

Mittelpunkt der historischen Betrachtung<br />

begreift. Auschwitz gilt als<br />

Symbol des Holocaust; doch die Erinnerung<br />

aufrechtzuerhalten genügt<br />

nicht, um eine Wiederholung zu<br />

vermeiden. Vielmehr sollte sich jeder<br />

einzelne seiner Handlungsfreiheit<br />

bewußt werden. Auch darum ist<br />

es wichtig, das Tor mit der Aufschrift<br />

„ARBEIT MACHT FREI“ zu<br />

passieren. Kerstin Robusch<br />

Im Rahmen des deutsch-polnischen<br />

Austauschprogramms erfolgt<br />

noch der Gegenbesuch aus<br />

Krakau. Die polnischen Studierenden<br />

werden Ende April in <strong>Bochum</strong><br />

eintreffen. Hierüber wird RUBENS<br />

in der Juniausgabe berichten.<br />

Spenden für Breslau<br />

Viele RUBENS-Leser/innen haben ihr Interesse am Ergebnis des<br />

Spendenaufrufs für die vom Hochwasser betroffene Uni Breslau bekundet<br />

(s. RUBENS 28). Tatsächlich haben die Angehörigen der RUB (inkl.<br />

medizinische Einrichtungen) und die Mitglieder der Gesellschaft der<br />

Freunde bis Dezember 1997 DM 43.000 an die Uni sowie die Medizinische<br />

Akademie Breslau gespendet. Einen entsprechenden Scheck konnte noch<br />

im selben Monat der damalige Rektor der RUB, Prof. Dr. Manfred Bormann<br />

Vertretern unserer Partneruniversität in Breslau überreichen. ad<br />

Latinum und Latinumskurse<br />

Klassische Antwort<br />

Im Artikel „Alternatives Latein“ in<br />

der RUBENS vom 1.2.98 wurde<br />

berichtet, daß die Romanisten als<br />

„Alternative zu den Lateinkursen<br />

der Altphilologen“ einen eigenen<br />

Kurs, Lateinische Lektüre für Romanisten,<br />

anbieten. Da sich in dem Artikel<br />

Unklarheiten und Fehlinformationen<br />

finden, sollen hier einige Informationen<br />

über das Latinum und<br />

die vom Seminar für Klassische Philologie<br />

angebotenen Kurse gegeben<br />

werden: Das sog. Latinum genießt<br />

als staatliche Erweiterungsprüfung<br />

zum Abitur eine bundesweite Anerkennung<br />

und ist für zahlreiche<br />

Lehramtsstudiengänge und akademische<br />

Prüfungen Voraussetzung.<br />

Die Lateinkurse der Altphilologen<br />

bereiten gezielt auf diese Prüfung<br />

vor. Sie bieten den Studierenden<br />

nach drei Semestern die Möglichkeit,<br />

das Latinum abzulegen; der<br />

Hinweis auf „Crash-Kurse“ ist in<br />

diesem Zusammenhang völlig<br />

falsch. In keinem kommerziellen<br />

Kurs kann eine staatliche Prüfung<br />

abgelegt werden. An weiterführenden<br />

Schulen ist das Latinum frühestens<br />

nach 4,5 Schuljahren erreichbar<br />

- daß es für Studierende sehr arbeitsintensiv<br />

ist, in nur drei Kursen<br />

(und zusätzlichen Intensivkursen in<br />

der vorlesungsfreien Zeit) die Voraussetzungen<br />

für schriftliche und<br />

mündliche Prüfung zu erlangen, ist<br />

offenkundig.<br />

Affäre<br />

Zittern<br />

ums<br />

Kulturcafé<br />

Als es schon fast zu spät war, besetzte<br />

das Personalteam des<br />

Kulturcafés mitsamt den Besucher/<br />

innen am 16. März den AStA der<br />

RUB: Weil bislang die längst notwendige<br />

Schankkonzession nicht<br />

beantragt wurde, fürchtet das Personal<br />

um seine Arbeitsplätze, die Besucher/innen<br />

um einen beliebten<br />

Treffpunkt. Nach zähem Ringen einigte<br />

man sich schließlich darauf,<br />

daß der noch amtierende AStA<br />

(TuWas!) beim Ordnungsamt die<br />

Konzession (Kosten:<br />

10.000 DM) beantragt<br />

und sich mit dem<br />

Nachfolger (Linke<br />

Liste - LiLi) auf<br />

die zukünftige<br />

Trägerschaft einigt.Verschiedene<br />

Modelle stehen<br />

zur Auswahl:<br />

Entweder soll die<br />

Konzession auf den<br />

AStA oder auf ein Gremium<br />

gemischter Gruppen,<br />

denen auch Personen hochschulpolitischer<br />

Parteien angehören, übertragen<br />

werden. Ein endgültiges Ergebnis<br />

stand bei Redaktionsschluß<br />

noch nicht fest. Hintergrund der Affäre<br />

sind Auseinandersetzungen<br />

zwischen TuWas! (amtierender<br />

AStA) und LiLi (künftiger AStA). tas<br />

Bei den Kursen der Altphilologen<br />

steht in den beiden ersten Semestern<br />

der grundlegende Spracherwerb<br />

in Morphologie und Syntax<br />

anhand eines für <strong>Universität</strong>skurse<br />

konzipierten Lehrbuchs im Vordergrund.<br />

Zum Ende des Kurses II erfolgt<br />

der Übergang zur Lektüre von<br />

Originaltexten, die im Ferienkurs<br />

vertieft wird. Gelesen werden Texte<br />

aus Caesars Werken - nicht der<br />

Kriegsszenen wegen, sondern weil<br />

sich Caesar wie kein anderer Autor<br />

dazu eignet, die Analyse von lateinischen<br />

Texten zu üben und dabei die<br />

in der Lehrbuchphase erworbenen<br />

Kenntnisse anzuwenden.<br />

Aus Caesars Werken<br />

Erst nach erfolgreichem Abschluß<br />

der Grundkurse ist der Besuch des<br />

Kurses der Romanisten möglich. Er<br />

stellt somit keine Alternative dar,<br />

sondern eine fachspezifische Anwendung<br />

unter interpretatorischen<br />

und kulturhistorischen Aspekten.<br />

Der dritte Kurs des Seminars für<br />

Klassische Philologie führt dagegen<br />

die Schulung von Texterschliessungs-<br />

und Übersetzungsfähigkeiten<br />

weiter - dies an Autoren fachübergreifender<br />

Relevanz, wie es in Kursen<br />

für Hörer aller Fakultäten unter<br />

den gegebenen Umständen notwendig<br />

ist.<br />

Zum wiederholten Male wurde<br />

der Botanische Garten der<br />

<strong>Ruhr</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Bochum</strong><br />

nachts heimgesucht. In der Nacht<br />

vom 11. auf den 12.2.98 schlugen<br />

Vandalen am Tropenhaus und im<br />

Eingangsbereich mit roher Gewalt<br />

mehrere große Drahtglasscheiben<br />

ein. Es ist wohl nur den milden<br />

Nachttemperaturen zu verdanken,<br />

daß an den Pflanzen keine größeren<br />

Schäden auftraten. Neben den<br />

Scheiben und einem Schaukasten<br />

traten die Zerstörer auch die Tür zu<br />

den Besuchertoiletten ein. Wieso<br />

1. April 1998<br />

Auch das Seminar für Klassische<br />

Philologie würde gern zumindest in<br />

Kurs III eine fachspezifische Differenzierung<br />

nach den unterschiedlichen<br />

Interessen der Studierenden<br />

ermöglichen, doch läßt die derzeitige<br />

absolut mangelhafte finanzielle<br />

und personelle Ausstattung der<br />

Latinumskurse einen solchen<br />

Wunsch als Utopie erscheinen, wie<br />

sich aus den Zahlen des letzten WS<br />

erkennen läßt: An den beiden Kursen<br />

Latein III nahmen 120 Studierende,<br />

an dem einzigen Kurs Latein<br />

II 70 Studierende und an den drei<br />

Kursen Latein I 230 Studierende teil.<br />

Angesichts solch katastrophaler<br />

Zahlen ist der Frust vieler Studierenden<br />

vollkommen verständlich,<br />

vor allem, wenn man bedenkt, daß<br />

an anderen Unis die Zahl der angebotenen<br />

Kurse bei weitem höher<br />

liegt als an der <strong>Ruhr</strong>-Uni. Insofern<br />

kann man der Forderung der Studierenden<br />

(die im übrigen seit vielen<br />

Jahren eine Forderung des Seminars<br />

ist) nur ausdrücklich zustimmen:<br />

Eine Erweiterung des Angebotes<br />

an Lateinkursen - entweder in<br />

den Studienfächern, für die Lateinkenntnisse<br />

erforderlich sind, oder<br />

zentral bei den vom Seminar für<br />

Klassische Philologie abgehaltenen<br />

Kursen - ist im Hinblick auf eine<br />

Verkürzung der Studienzeiten eine<br />

dringende Notwendigkeit!<br />

Seminar für Klassische Philologie<br />

Vandalismus<br />

Botanischer Garten<br />

Spuren des Vandalismus<br />

Suchthilfe<br />

unverschlossene Türen eingetreten<br />

werden müssen, wird für den<br />

Normaldenkenden sicher ein Geheimnis<br />

bleiben. Zudem wurde ein<br />

Bauwagen aufgebrochen. Auch dort<br />

überwiegt der Schaden durch Vandalismus<br />

bei weitem den durch<br />

Diebstahl (ein kleines Radio und ein<br />

Heizlüfter). Da Fälle von Zerstörung<br />

in der letzten Zeit mehrfach auftreten,<br />

überlegt man in der <strong>Universität</strong>,<br />

inwieweit ihr durch optische, akustische<br />

oder durch Überwachung<br />

mit Hunden entgegengewirkt werden<br />

kann. Prof. Dr. Thomas Stützel<br />

Notruf Notruf Notruf Notruf<br />

Als ständige Hilfe für Betroffene ist ein Suchkrankenhelfertelefon an<br />

der RUB eingerichtet: 700-6121, Di u. Do 13-16 h. In dringenden Fällen<br />

sind die Suchtkrankenhelfer unter 0171/33054-88 u. -89 erreichbar.<br />

Foto: Stützel

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