Weihnachten 2013 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Ostpreußen

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Trotz des engen Freundschaftsverhältnisseszum Bischof Lukas aberhielt der polnische Königshof fest anseinem politischen Ziel, das BistumErmland dem polnischen Kirchenweseneinzugliedern und sich das Rechtder Ernennung des Bischofs zu sichern.So brach der Streit nach demTode Watzenrodes (29. März 1512)von neuem aus. König Sigismund derAlte (1506-1548) versagte der sofortgetätigten Wahl des rechtsgelehrtenDomherrn Fabian von Lossainen, desSohnes einer ermländischen Adelsfamilie,die Anerkennung trotz seinerVerwandtschaft mit dem hohen polnischenAdel. Sein Widerstand richtetesich dabei nicht so sehr gegen diePerson des Erwählten, sondern bezwecktevielmehr von vornherein eineendgültige Regelung betreffs derermländischen Bischofswahl. Das istihm bei dem weiten Entgegenkommendes schwächlichen Fabian rechtschnell gelungen. Am 7. Dezember1512 kam nach langwierigen Verhandlungenmit den Vertretern desDomkapitels der Vertrag von Petrikauzum Abschluss. Danach hatte dasermländische Domkapitel fortan denTod eines Bischofs alsbald dem Königanzuzeigen und ihm zugleich eineListe seiner sämtlichen Mitglieder zuübersenden; aus ihrer Zahl hatte derKönig dann vier Kandidaten zu benennen,die aber Einzöglinge derLande Preußen sein mussten; unterihnen sollte das Domkapitel den neuenBischof auswählen. Trotz derhartnäckigen Gegenbemühungen einigerin Rom weilender ermländischerDomherren fand dieser Vertrag am25. November 1513 die päpstlicheAnerkennung und erhielt damitRechtsgültigkeit. Dem Papste gegenüberhatte der Polenkönig seine Einflussnahmeauf die ermländische Bischofswahlvor allem damit begründenlassen, dass er den weltlichenBesitz des Fürstbistums aus seineneigenen Gütern wesentlich vergrößerthabe. Der polnische Königshof hattenämlich dem Bischof Lukas im Jahre1505 das Gebiet und FischamtScharpau (im Großen Werder) undzwei Jahre später das Gebiet von Tokemitgeschenkt (jenes kam 1530durch Kauf in den Besitz Danzigs, undTolkemit wurde dem ermländischenDomkapitel etwa 1569 wieder weggenommen).Wenn indessen der neue PetrikauerVertrag, der dem Polenkönig dasRecht gab, jedes Mal vier ermländischeDomherren zur Bischofswahlvorzuschlagen, zu praktischem Erfolgeführen sollte, so musste der polnischeKönigshof für die Aufnahme vonMännern seines Vertrauens ins FrauenburgerKapitel sorgen. Schon vorher(z. B. 1484) hatte er auf demWege über päpstliche Gnadenerlassedieses Ziel zu erreichen versucht,dabei indessen ebenso wenig wiespäter mit einer Bewerbung des königlichenBastardsohnes um die ermländischeDompropstei Erfolg gehabt.Im Jahre 1518 aber erhielt derPolenkönig vom Papst Leo X. dasPatronatsrecht über diese erste Prälaturdes Frauenburger Kapitels, undseit 1520 bekleideten ununterbrochenbis zum Ende des 18. JahrhundertsPolen das Amt des Dompropstesvon Ermland. Der erste hieß PaulPlotowski; obgleich er beim Tode desBischofs Fabian (1523) der einzigePole im Kapitel war, gehörte er dochzu den vier Kandidaten, die KönigSigismund der Alte entsprechend6

dem Petrikauer Vertrag auf seineVorschlagsliste setzte. Die Wahl desKapitels aber fiel auf den DomkustosMauritius Ferber, einen Bürgermeisterssohnaus Danzig – das wird nichtwundernehmen, denn mehr als dieHälfte der dabei mitwirkenden Domherren(6 von 11) waren DanzigerPatriziersöhne.Das Fürstbistum Ermland befand sichdamals in äußerst schwieriger Lage.Die Weigerung des Hochmeisters, desMarkgrafen Albrecht von Brandenburg,dem Polenkönig den im ThornerFrieden von 1466 festgelegten Treueidzu leisten, hatte schließlich 1519 zumoffenen Kampf zwischen Polen unddem Deutschorden geführt, der jetztnoch einmal die volle Wiederherstellungseiner Herrschaft in Preußen versuchte.In diesem sogenannten Reiterkriegerstrebte Bischof Fabianzunächst die Neutralität des Fürstbistums,sah sich aber schließlich genötigt,den Polenkönig um Hilfe undSchutz gegen den Deutschorden anzugehenund den polnischen Söldnertruppenseine Städte zu öffnen.Der Hochmeister hatte nämlichschon am Neujahrstage 1520 denHaupthandelsplatz des Ermlandes,Braunsberg durch Überrumpelung inseine Gewalt gebracht und dann versucht,sich in Mehlsack einen weiterenStützpunkt zu schaffen. So wurdedas Ermland – das ergab sichzwangsläufig aus seiner geographischenLage zwischen den kriegführendenParteien – Kriegsschauplatzund musste wiederum, von Freundund Feind in gleicher Weise heimgesucht,alle Leiden des Krieges übersich ergehen lassen. Trotz wiederholterAngriffe der Polen blieb Braunsbergfest in der Hand des Ordenshauptmanns.Auf der anderen Seiteschlugen des Hochmeisters Versuche,Heilsberg zu erobern, fehl, sowohlein Handstreich Mitte Augustwie eine sechswöchentliche Belagerung(Oktober/November 1520).Glücklicher verliefen seine Unternehmungengegen Wormditt und Guttstadt,die beide in der 2. Novemberhälfteerobert wurden. Andere Ortedagegen wie Rössel und Allenstein,wo der große Astronom NikolausKopernikus die Verteidigung leitete,hielten tapfer stand. In weiten Teilenverwandelte der verheerende Kriegdas Land in eine Einöde, und nochheute erinnern Namen wie Födersdorfund Bischdorf (staatliche Förstereienbei Braunsberg) daran, dasshier einst blühende Dörfer gestandenhaben. Als endlich am 5. April 1521zu Thorn ein vierjähriger Waffenstillstandgeschlossen wurde, blieb derDeutschorden im Besitz des erobertenGebietes (Braunsberg, Mehlsack,Wormditt und Guttstadt), das erstnach dem Krakauer Friedensvertrag1525 wieder unter die Oberhoheitdes ermländischen Bischofs zurückkehrte.Der bisherige Deutschordensstaatwurde damals in ein weltlichesHerzogtum unter polnischerLehnshoheit verwandelt. Währendhier der neue Herzog Albrecht alsbalddie Reformation durchführte,suchte der ermländische BischofMauritius Ferber in seinem Staatedas Eindringen der lutherischen Lehremit allen Mitteln zu verhindern. ImÜbrigen bestand fortan, abgesehenvon gelegentlichen Grenzplackereien,ein gutes nachbarliches Verhältniszwischen beiden Gebieten.Auf der anderen Seite führten diezielbewussten Bemühungen des pol-7

dem Petrikauer Vertrag auf sein<strong>eV</strong>orschlagsliste setzte. Die Wahl desKapitels aber fiel auf den DomkustosMauritius Ferber, einen Bürgermeisterssohnaus Danzig – das wird nichtwundernehmen, denn mehr als dieHälfte der dabei mitwirkenden Domherren(6 von 11) waren DanzigerPatriziersöhne.Das Fürstbistum Ermland befand sichdamals in äußerst schwieriger Lage.Die Weigerung des Hochmeisters, desMarkgrafen Albrecht von Brandenburg,dem Polenkönig den im ThornerFrieden von 1466 festgelegten Treueidzu leisten, hatte schließlich 1519 zumoffenen Kampf zwischen Polen unddem Deutschorden geführt, der jetztnoch einmal die volle Wiederherstellungseiner Herrschaft in Preußen versuchte.In diesem sogenannten Reiterkriegerstrebte Bischof Fabianzunächst die Neutralität des Fürstbistums,sah sich aber schließlich genötigt,den Polenkönig um Hilfe undSchutz gegen den Deutschorden anzugehenund den polnischen Söldnertruppenseine Städte zu öffnen.Der Hochmeister hatte nämlichschon am Neujahrstage 1520 denHaupthandelsplatz des Ermlandes,Braunsberg durch Überrumpelung inseine Gewalt gebracht und dann versucht,sich in Mehlsack einen weiterenStützpunkt zu schaffen. So wurdedas Ermland – das ergab sichzwangsläufig aus seiner geographischenLage zwischen den kriegführendenParteien – Kriegsschauplatzund musste wiederum, von Freundund Feind in gleicher Weise heimgesucht,alle Leiden des Krieges übersich ergehen lassen. Trotz wiederholterAngriffe der Polen blieb Braunsbergfest in der Hand des Ordenshauptmanns.Auf der anderen Seiteschlugen des Hochmeisters Versuche,Heilsberg zu erobern, fehl, sowohlein Handstreich Mitte Augustwie eine sechswöchentliche Belagerung(Oktober/November 1520).Glücklicher verliefen seine Unternehmungengegen Wormditt und Guttstadt,die beide in der 2. Novemberhälfteerobert wurden. Andere Ortedagegen wie Rössel und Allenstein,wo der große Astronom NikolausKopernikus die Verteidigung leitete,hielten tapfer stand. In weiten Teilenverwandelte der verheerende Kriegdas Land in eine Einöde, und nochheute erinnern Namen wie Födersdorfund Bischdorf (staatliche Förstereienbei Braunsberg) daran, dasshier einst blühende Dörfer gestandenhaben. Als endlich am 5. April 1521zu Thorn ein vierjähriger Waffenstillstandgeschlossen wurde, blieb derDeutschorden im Besitz des erobertenGebietes (Braunsberg, Mehlsack,Wormditt und Guttstadt), das erstnach dem Krakauer Friedensvertrag1525 wieder unter die Oberhoheitdes ermländischen Bischofs zurückkehrte.Der bisherige Deutschordensstaatwurde damals in ein weltlichesHerzogtum unter polnischerLehnshoheit verwandelt. Währendhier der neue Herzog Albrecht alsbalddie Reformation durchführte,suchte der ermländische BischofMauritius Ferber in seinem Staatedas Eindringen der lutherischen Lehremit allen Mitteln zu verhindern. ImÜbrigen bestand fortan, abgesehenvon gelegentlichen Grenzplackereien,ein gutes nachbarliches Verhältniszwischen beiden Gebieten.Auf der anderen Seite führten diezielbewussten Bemühungen des pol-7

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