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SFT 12/84 - Science Fiction Times

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<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 7nen Zivilisationshaß umschlugen.In der „negativen“ Phase des utopischenDenkens stellt Huxleys BRAVENEW WORLD als Antiutopie keineswegseine Ausnahme dar, wenn auchsein Modell einer geschlossenen Gesellschafteinen besonderen Aspekt derZerstörung von Humanität und der Unterdrückungdes Individuums durch dasverordnete Allgemeinwohl oder durchdas allgemeine Glück der Menschheit·zum Inhalt hat. Tatsächlich ist der einzige„Mensch“ in dieser Zellophanwelt ein„Wilder“ aus dem Reservat, in dem nocheinige Exemplare der barbarischen Vorstufeder gegenwärtigen Zivilisation zuAnschauungszwecken aufbewahrt wurden.Das künstliche Paradies aber bildenund bewohnen die Angehörigen einesKastensystems, das von den Alphas biszu den Epsilons (Rangordnung im absteigendenSinn) auf Flaschen gezogenund entkorkt wurde.In Frank Herberts Roman THE EYESOF HEISENBERG (1966; dt. REVOLTEGEGEN DIE UNSTERBLICHEN) gibtes Bruttanks, in denen Embryos „umgeformt‘‘und ihrer natürlichen Erbanlagenberaubt werden, die Menschen zur Rebelliongegen die jahrtausendealte Herrschaft„unsterblicher“ Regenten führenkönnten. Die Erlaubnis, überhaupt einKind zu haben, unterliegt gesetzlichenBestimmungen, die einzig und allein derErhaltung der totalitären Herrschaft einerGruppe steriler „Übermenschen“ dienen.Huxleys Prognose einer allgemeinen Unterdrückungdurch Verordnung allgemeinenGlücks ist hier noch weitergeführt.Das Diktat der genetischen Manipulationist ein totales und häufig nicht mehr vonder Rebellion dagegen zu unterscheiden.Es gibt „offene“ Untergrundorganisationen,. die ihrerseits manipulieren undausmerzen, und Menschen, Roboter undHalbroboter laufen äußerlich fast ununterscheidbarnebeneinander her. Der totaleStillstand scheint erreicht und jedespontane Lebensregung vernichtet zusein, bis sogar die „Unsterblichen“ dieSinnlosigkeit und endlose Langeweileihres Lebens,das keines ist, zu empfindenbeginnen und sich selbst auslöschen,um dadurch indirekt neues Leben, eineneue Form des Menschseins zu ermöglichen.Hier gibt es keinen optimistischenGrundton mehr, der Mensch und Gesellschaftals offene Experimentierfelderder Geschichte begreift. Trotzdemist Herbert kein Pessimist und Kulturkritikerwie Huxley, sondern definiertund beschreibt die Evolution in DUNEebenso wie in seinen anderen – manchmalgleichfalls zyklisch angeordneten– Romanen in kosmischen Zusammenhängen.Auf sehr unterschiedliche unddoch immer für Herbert typische Weisebreitet der Autor diese Problematikin Werken wie DESTINATION VOID(1966; dt. EIN CYBORG FÄLLT AUS),THE HEAVEN MAKERS (1966; dt.GEFANGEN IN DER EWIGKEIT),THE SANTAROGA BARRIER (1968;dt. DIE LEUTE VON SANTARO-GA), THE WHIPPING STAR (1970;dt. DER LETZTE CALEBAN), THEGOD MAKERS (1972; dt. DIE RITENDER GÖTTER), HELLSTRØMS HIVE(1973; dt. HELLSTRØMS BRUT),THE DOSADI EXPERIMENT (1977;dt. DAS DOSADI-EXPERIMENT) undTHE JESUS INCIDENT (1979; dt. DERJESUS- ZWISCHENFALL) aus, wobeiDESTINATION VOID und THE JESUSINCIDENT den SCHIFF-Zyklus, THEWHIPPING STAR und THE DOSADIEXPERIMENT den CALEBAN-Zyklusbilden und damit wie DUNE, dem nochein fünfter und sechster Band folgen,Fortsetzungen aus sich heraustreiben,die alten Fragen immer wieder verändertaufgreifen und neu stellen. Unterdiesem Aspekt erscheint jedes WerkHerberts wie eine vorläufige Hypothese,wie ein bereits im Ansatz überwundenerLösungsversuch, der neue Problemeaufwirft, Probleme der inhaltlichenFixierung ebenso wie der formalen Beschreibung,der Darstellungsmethoden,der sprachlich-stilistischen Mittel.Herberts Sprache ist im allgemeineneinfach, doch fast immer dem Gegenstandangemessen. Diejenigen Kritiker,die Herbert vorwerfen, daß er über einenzu geringen Sprachschatz verfügt, berücksichtigennicht, daß auch bei sprachlichenund literarischen Kunstwerkeneine Ausgewogenheit zwischen Inhaltund Form herrschen muß, daß es eineVerhältnismäßigkeit der Mittel gibt, dienur am Zweck (und das ist immer der zuvermittelnde Inhalt) gemessen werdenkann. Vom „Resultat“ her gesehen, istFrank Herbert einer der „ökonomischsten“Schriftsteller der Gegenwart. Erverschenkt und verplempert nichts. Erverzettelt sich auch nicht. Und niemalsexperimentiert er mit der Sprache imSinne der Verabsolutierung eines reinenAusdrucksmittels. Eine solche methodischeStrenge und Zielgerichtetheit aberist unbedingt notwendig für ein literarischesUnternehmen wie das der detailliertenBeschreibung verschiedenerPhasen der Evolution, die nicht nur denkosmischen Ursprung des Menschen,sondern auch seine Wiedereingliederungin den Kosmos intendiert. Dabei bleibtnicht aus, daß es zu Wiederholungen undBelanglosigkeiten kommt, Zeichen dergelegentlich zur Routine erstarrendenMethode.So ist der Roman THE HEAVEN MA-KERS im Vergleich zu THE EYES OFHEISENBERG, obgleich er ein ähnlichesThema hat, einfach zweitrangig, umnicht zu sagen belanglos, weil Herbertmit einem unnützen Aufwand an Psychologiedie (teilweise sexuellen) Problemeder Unsterblichen behandelt, diedie Sterblichen manipulieren und nichtPsychologie und Sozialkritik miteinanderverbindet, um im Sinne Huxleys undHerberts selbst ein echtes Dilemma dergegenwärtigen Menschheit darzustellen– das der Unterdrückung und desfortwährenden Selbstbetrugs. Währenddas in THE EYES OF HEISENBERGund anderen Romanen in unterschiedlichemMaße gelungen ist, wirken diehistorischmythologischen Passagen amSchluß von THE HEAVEN MAKERSeinfach aufgesetzt und erhöhen nicht –wie vielleicht beabsichtigt – die philosophischeBedeutung des Romans, sondernheben seine Bedeutungslosigkeit erstrichtig ins Bewußtsein.Hätte Herbert nur solche Romane geschriebenwie diesen, wäre er ein bloßerVielschreiber geworden wie Heinleinund Asimov. Im Unterschied zu diesenbildet ein Routineerzeugnis in seinemWerk jedoch eher eine Ausnahme.Anmerkungen:1) Vgl. Dagmar Barnouw, <strong>Science</strong>-fiction, in: PropyläenGeschichte der Literatur, 6. Band (Diemoderne Welt), Berlin 1982, S.405.2) a.a.O., S. 405.3) Vgl. Dietrich Wachler, Die Wirklichkeit desPhantoms, in: Sprache im technischen Zeitalter,hrsg. von Walter HöHerer und Norbert Miller,Berlin 1980, Heft 79, S.21/22.4) a.a.O., S. 21-27.5) Frank Herbert, Der Gottkaiser des Wüstenplaneten,München 1982, S. 177.6) Vgl. Robert Jungk/Hans Josef Mundt (Hrsg.),Das umstrittene Experiment

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