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SFT 12/84 - Science Fiction Times

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<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 3EditorialKaum jemand wird ernstlich bestreitenwollen, daß rund 90 Prozent allerveröffentlichten SF-Romane schlichtund einfach miserabel sind. Allerdingstrifft diese Feststellung nicht nur auf die<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> zu, sondern auf alles,was man im weitesten Sinne ein „künstlerischesProdukt“ nennen könnte, ganzgleich, ob es sich dabei um Filme, Musikstückeoder Gedichte handelt.10 ProzentDie akzeptablen 10 Prozent müssen –zumindest, soweit es die <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>betrifft – nochmals aufgeteilt werden,nämlich in die zwar gut geschriebenen,inhaltlich aber belanglosen Werke, undin diejenigen, die eine spannende Handlungzum Transport von Ideen, Aussagenund Informationen benutzen. EinigeLiteraturkritiker halten allerdings dieVerbindung von Aussage und Spannungfür unmöglich oder zumindest für nichtwünschenswert. Dem läßt sich entgegnen,daß ein Roman in erster Linie einenUnterhaltungswert besitzen muß, denngenau dies ist der wesentliche Grund fürdie Lektüre eines Romans. Ein Leser, derlediglich Informationen sucht, ist zweifellosbesser beraten, wenn er sich aufArtikel und Sachbücher konzentriert undauf literarisches Beiwerk verzichtet.0 ProzentAngesichts der genannten Kriterienwird es niemanden verwundern, daß dieGruppe der wirklich guten SF-Romanenoch recht klein ist. Aber immerhin – esgibt sie wenigstens.Völlig anders sieht es auf dem Filmsektoraus. Zwar hat der SF-Film in denletzten Jahren einen ungeheuren Aufschwungerlebt, zwar gibt es keine andereFilmgattung, die sich auch nur annäherndso hoher Budgets rühmen könnte,doch ein wirklich guter SF-Film wurdebislang noch nicht produziert. Die allermeistenwaren einfach schlecht und diewenigen Ausnahmen, wie etwa ALlENoder BLADE RUNNER, überzeugtenauch nur inszenatorisch, ließen darüberhinaus aber jeden Gehalt – was immerman unter diesem Begriff verstehen mag– vermissen.Möglich ist es indessen schon, einensowohl spannenden wie engagiertenFilm zu drehen. Den jüngsten Beweisdafür lieferte Roger Spottiswoode mitUNDER FIRE. Der Film erzählt die Geschichteeines Pressephotografen, der1979 nach Nicaragua kommt und dortdie letzten Monate des Somoza-Regimesmiterlebt. Seine anfänglich indifferenteHaltung gegenüber dem Geschehenändert sich nach und nach, bis er sichschließlich eindeutig auf die Seite derSandinistas schlägt.UNDER FIRE ist außerordentlichspannend inszeniert, läßt darüber hinausaber auch nicht eine Sekunde desZweifels an seiner Parteilichkeit zu. Undgenau diese Parteilichkeit ist es, die UN-DER FIRE wohltuend sowohl von denausgewogenen N achrich tensendungenals auch von den meisten, peinlich jedepolitische Stellungnahme vermeidenden. Filmwerken abhebt. UNDER FIREmacht deutlich, daß Somozas Diktaturohne die massive Unterstützung durchdie USA schon viel eher zusammengebrochenwäre. Und er erinnert auchdaran, daß dieser Freiheitskampf bereits1927 begann und schon damals gegenden gleichen Gegner ge fuhrt wurde – mitdem einen Unterschied, daß seinerzeitdie US-Invasionstruppen direkt in Nicaraguastanden, während sie heutigentagsnoch in den umliegenden Ländern stationiertsind oder vor den Küsten sogenannteFlottenmanöver durchführen.Lediglich eines zeigt der Film nicht:heute, fünf Jahre nach dem Sieg der sandinistischenRevolution, sieht es sehrdanach aus, als würden die USA mittlerweilebedauern, ihren Zögling „Tacho“Somoza nicht energischer unterstützt zuhaben. Die amerikanische Propagandamaschineriejedenfalls läuft · auf Hochtouren,und zwar , in einer Weise, daßmittlerweile selbst die bürgerliche Pressein Europa offen von Propaganda spricht,ein Begriff, der ansonsten fur Berichteaus dem Ostblock reserviert ist.Wenn aber die US-Administrationschon zu offenkundigen Falschmeldungengreift wie etwa der angeblichenLieferung sowjetischer Kampfflugzeugenach Nicaragua, dann wird damitziemlich deutlich die Suche nach einemVorwand bezeugt, endlich die ungeliebteRevolutionsregierung stürzen zu können.In diesem Fall bliebe den Sandinistasnur der Trost, daß es immerhin einenFilm gibt, der ihren Kampf so schildert,wie er wirklich war – und natürlich dieHoffnung, der Friedenspräsident Reaganwerde in Nicaragua vielleicht einähnliches Debakel erleben wie der FriedenspräsidentKennedy in der Schweinebucht.Harald Pusch

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