13.07.2015 Aufrufe

SFT 12/84 - Science Fiction Times

SFT 12/84 - Science Fiction Times

SFT 12/84 - Science Fiction Times

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> <strong>12</strong>/19<strong>84</strong> 15enschänder im Dutzend abmurksen,bevor sie gegen Ende des Schlachtfestes– dank standrechtlich erschossenemVerräter aus den eigenen Reihen bereitskräftig dezimiert – dann schließlich auchden sowjetischen Gauleiter erwischen.Begriffe wie „erzreaktionär“ und„faschistoid“ haben sich inzwischenleider schon zu sehr abgenützt, als daßsie diesem idiotischen, volksverhetzendenRedneck-Alptraum gerecht werdenkönnten, der auch noch den schlimmstenPropagandaschund aus dem ZweitenWeltkrieg locker übertrifft. So muß ichleider gestehen, daß mir die Worte füreine Szene fehlen, in der ein Kubanerauf eine zuckende, um einen Revolververkrampfte Hand trampelt und dann genaudas tut, was der kurz zuvor gezeigteAutosticker („Meine Knarre kriegt mannur, wenn man sie aus meinen toten Fingernreißt“) vorschlägt. Oder für denwagner’schen Initiationsritus, in der dasNesthäkchen der Wolverines das dampfendeBlut – „schmeckt gar nicht so übel“– eines abgeschlachteten Hirschs trinkenmuß, um zum echten Kommie-Jäger zuwerden. Oder auch für die Sequenz umdie schwerverwundete Wolverine, dieihre Kollegen vergeblich um den Gnadenschußanfleht, dann aber doch lieberden ersten Sowjetsoldaten per Handgranatenoch mit ins Jenseits reißt. Wobeidiese Szenen, wohlgemerkt, noch beiweitem nicht alles sind, was John Milius’neueste Zelluloidkotze anzubieten hat.Und RED DAWN, das ist dasSchlimmste, nimmt all diese Kackedurchaus für bare Münze; viel zu lakonischerzählt der Film seine Geschichte,als daß man ihn für kühle Spekulationauf den Skandal halten könnte. Wer sichdeshalb nun mit dem Gedanken trägt,den Film gewissermaßen aus ideologischenStudienzwecken anzusehen, umsich hernach im wohligen Schauer desEkels zu baden, dem sei davon allerdingsdringendst abgeraten: DIE ROTE FLUTist, bar seiner Ideologie, auch noch einschlichtweg schlechter Film, meilenweitentfernt vom zumindest rein inszenatorischdiskussionswürdigen cinema duzap diverser Vigilantenfilme beispielsweise.Die strenge Unterteilung der Geschichtein einzelne Monatskapitel, diestets von drei idyllischen Landschaftsbilderneingeleitet werden, zerstört jedenErzählfluß, Kardinalsequenzen wie derzwangsweise Verrat eines Wolverinesfinden im Off statt, die krassen Anschlußfehlerwürden für jeden HFF-Studentendas sofortige Aus bedeuten. Und dieDialoge! Mein Gott, diese Dialoge: Vondem ungeheuer falschen, moralinsaurenGewäsch einmal abgesehen, brandet dazu jeder passenden und unpassendenGelegenheit das klassische „I love you“auf. Und dann gibt es, als Krönung gewissermaßen,auch noch jene Szene, inder Harry Dean Stanton (der entweder inextremen Geldnöten ist oder aber keinenFunken Selbstachtung besitzt, sonst würdeer nicht zur gleichen Zeit in Filmenwie PARIS TEXAS, REPO MAN undRED DAWN mitspielen) seine Söhneaus dem Autokino-KZ mit einem markigen„Avenge me“ motiviert.Einer der ganz wenigen, wirklich indizierungswürdigenFilme.COMPUTERLIEBEElectric Dreams(Electric Dreams, GB 19<strong>84</strong>)Regie: Steve BarronBuch: Rusty LemorandeKamera: Alex ThomsonMusik: Giorgio Moroder mit Lennyvon Dohlen, Virginia Madsen, MaxwellCaulfield, Bud Cort, Don FellowsLaufzeit: 95 MinutenELECTRIC DREAMS erzählt einesimple Dreiecksgeschichte: Miles undEdgar lieben die Cellistin Madeline undstreiten sich eine Weile, bis Edgar schließlichdas Wesen wahrer Liebe erkennt undsich trollt. Genauer, er schließt sich kurz,denn Edgar ist Miles’ Computer, einTOLLER KÄFER des Elektronikzeitalters.Im Gegensatz zu Robert Stevensonhat Steve Barron, der Regisseur von Videoswie Michael Jacksons „Billie Jean“,jedoch höllische Schwierigkeiten, einezusammenhängende Story aus seinemneumodischen Videoclip- Konglomeratzu basteln, in dem entweder die Computergraphikenfröhlich glitzern oder derWeichzeichner. durch die Romantik fegt.Der Rest freilich ist purer Disney, ebensosacchariniert und kariesverursachendwie die schlimmsten Realfilme diesesStudios. Kein Wunder, daß Edgar Milesin quengelndem Ton belehrt, als dieserSCHNEEWITTCHEN auf das Jahr 1950datiert. Trotz alledem hat ELECTRICDREAMS aber auch eine positive Seite:Der Film liefert den endgültigen Beweis,daß der rhythmische Kaugummikleister,mit dem Culture Club ständig unser allerOhren verstopft, in Wirklichkeit aus demComputer stammt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!