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Moraltheologie – Lernskript (2006, Michael Leicht) - vaticarsten.de

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<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Allgemeine <strong>Moraltheologie</strong> III:§2: Einschätzung und Wahrnehmung <strong>de</strong>s Gewissens:§5: Das christliche Gewissensverständnis in Tradition und gegenwärtigerTheologie:§7: Gewissensbildung und sittliche Verantwortung:II. Vat.: Das Gewissen hat Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n verantworteten Christen.Je<strong>de</strong>r muss seinem Gewissen selbst folgen <strong>–</strong> Jedoch wer<strong>de</strong>n Christendarin lei<strong>de</strong>r nur wenig eingeübt.Es gibt Spannungen zwischen <strong>de</strong>m eigenen Gewissen und <strong>de</strong>mGehorsam gegenüber <strong>de</strong>r Kirche. Aber trotz<strong>de</strong>m darf <strong>de</strong>r Glaube keineBeliebigkeit sein.Mündigkeit: Es bedarf einen mündigen Gebrauch <strong>de</strong>r Vernunft. Einbloßer Rückzug auf die Subjektivität entspricht keinerMündigkeit.Es bedarf <strong>de</strong>n Einbezug von Normen und Kriterien. Die Offenbarungals Maßstab soll das Gewissen/ die Vernunft begleiten.§7/2: Gewissensurteil und Gewissensbildung:Zur Gewissensbildung gehört die Bildung von Überzeugtheit. DerMensch muss das Gewissen in seinem Leben entfalten. BiblischeAussagen können zur Gewissensbildung und zum Leben hilfreich sein.Die Kirche ist zur Gewissensbildung aufgefor<strong>de</strong>rt:- Pastoraler Auftrag.- Aufgabe <strong>de</strong>r Seelsorger zur Gewissensbildung.> Das Gewissen muss immer wie<strong>de</strong>r gebil<strong>de</strong>t und gepflegt wer<strong>de</strong>n.$7/3: Gewissensentscheidung und Irren<strong>de</strong>s Gewissen:Das Gewissen muss an <strong>de</strong>n Quellen Maß nehmen, aus <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>rMensch/Christ sein Leben bezieht: Existenz <strong>de</strong>s Menschen vor Gott:Gott als Maßstab!Die Ermutigung zum Gewissen for<strong>de</strong>rt zur Konsequenz auf.§7/4: Gewissensbildung als christliche Pflicht:- Es muss etwas dafür getan wer<strong>de</strong>n, um das Gewissen aktuell undfunktionsfähig zu halten.- Die Gewissensbildung ist eine grundlegen<strong>de</strong> sittliche Aufgabe!II/1: Gewissensbildung bei jungen Menschen:- Die Gewissensbildung existiert bereits bei Säuglingen imAnerkennen von Grenzen.1mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>- In <strong>de</strong>r Gewissensbildung liegt die zentrale Aufgabe <strong>de</strong>rEntwicklung. Die Familie ist <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r Erziehung. Die Gewissensbildungerfor<strong>de</strong>rt Begleitung durch die Eltern!2: Rahmenbedingung für die Gewissensbildung:- Umfassen<strong>de</strong> Bedingungen, zwischen Ermutigen und <strong>de</strong>m Aufzeigenvon Grenzen.- Es ist eine Atmosphäre von positiver Zugeneigtheit notwendig, dasonst im Menschen emotionale Barrieren entstehen. Ein Fehlen anZuneigung kann das Entstehen von Persönlichkeitsschwächenbegünstigen.Gewissensbildung:- Muss mit Respekt vor <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Menschen geprägt sein.- Es bedarf Offenheit für an<strong>de</strong>re Entscheidungen.- Sie darf nicht abstrakt sein, son<strong>de</strong>rn muss konkret sein.- Nur geliebte Menschen/Kin<strong>de</strong>r spüren, dass auch Gegenliebegefor<strong>de</strong>rt ist.Kin<strong>de</strong>r unter drei Jahren sind nicht fähig, Gebote bei Abwesenheit <strong>de</strong>r Elterneinzuhalten. (Problem mit Babysitter ist vorprogrammiert). > Die Orientierungmuss eine Kontinuität aufweisen, da sie ansonsten für das Kind unglaubwürdigist.3: Gewissensbildung als personale Vermittlung von sittlichen Wertenund Normen:Kin<strong>de</strong>r gehen nicht auf For<strong>de</strong>rungen ein, son<strong>de</strong>rn auf die for<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>nPersonen. Kin<strong>de</strong>r möchten in <strong>de</strong>r Sache <strong>de</strong>r Moral Vorbil<strong>de</strong>r kennenlernen.Daher kommt in Familien in <strong>de</strong>n ersten 10 <strong>–</strong> 15 Lebensjahren<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r auf die Erwachsenen eine große Rolle/Aufgabe zu.- Kin<strong>de</strong>r können das gelebte Vorbild erfahren.- Ausdrückliche Normvermittlung darf nicht zu kurz kommen.- Norme und Werte müssen richtig begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n! „Weil einErwachsener das will“ ist keine ausreichen<strong>de</strong> Begründung.- In <strong>de</strong>r Gewissensbildung dürfen keine Lebensbereiche (z.B.Sexualität) ausgeblen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Zitat: „Behütet aufgewachsen, für <strong>de</strong>nRest <strong>de</strong>s Lebens unfähig“.- Normen, Ver- und Gebote dürfen <strong>de</strong>n Menschen nicht überfor<strong>de</strong>rn.4:Befähigung zur gewissenhaften Entscheidung:- Die eigenen Gewissensentscheidungen sollen reifen können. Es darfkeine Mechanik entstehen.- Eigene Konflikte sollen Gewissensbildung und <strong>–</strong>Entscheidungenausprägen und för<strong>de</strong>rn.- Probleme und Konflikte sind als Chance zu sehen.5: Vieldimensionalität <strong>de</strong>s Gewissens junger Leute:- Komplexes Erziehungsgeschehen. Durch Erziehung müssenMenschen das wer<strong>de</strong>n, was sie sind.2mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>- Ziele, Wertorientierungen und christliche Normen müssen nichtungeprüft übernommen wer<strong>de</strong>n. Erziehung bleibt immer auchbegrenzt.- Menschen sind keine Maschinen / Kopien! > Das Ziel <strong>de</strong>rErziehung ist: Entfaltung und Befähigung zum eigenverantwortlichemLeben <strong>de</strong>r Jugendlichen.V: Gefährdungen <strong>de</strong>r Gewissensbildung:1. Faktoren <strong>de</strong>r Gefährdung:- Erfahrung, dass Entscheidungen nicht abgenommen wer<strong>de</strong>n. > Ich mussselbst entschei<strong>de</strong>n.- Manipulation als Gegenpunkt <strong>de</strong>r Entscheidung.Gewissensschulung:- In wichtigen Fragen braucht es Zeit, um reife Entscheidungen zutreffen.- Wissen um die eigenen Unzulänglichkeiten.- Erwerben tragfähiger und tragen<strong>de</strong>r Überzeugungen.- Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Problemen.- Berücksichtigung <strong>de</strong>s Liebesgebots als Prüfstein.- Die Gewissensprüfung kann frem<strong>de</strong> Meinungen mit einschließen. >Soli<strong>de</strong> Klärung sittlicher Probleme.- Für Ungewohntes und Neues offen bleiben.- Das Gewissen ist nie von <strong>de</strong>r Umgebung abhängig.- Kirchliche Normen sollen in die Gewissensbildung miteingeschlossen wer<strong>de</strong>n.- Mut zum Gewissen!- Gewissensforschung kann konkret vor Gott gebracht wer<strong>de</strong>n.Aufgaben und Grenzen bei <strong>de</strong>r Gewissensbildung an<strong>de</strong>rer:- Mitverantwortung- Die Vorbildfunktion darf nicht unterschätzt wer<strong>de</strong>n.- Die eigene Entscheidung kann nicht abgenommen wer<strong>de</strong>n.- Hilfe geben zum eigenen Gewissensgebrauch.• Besprechen, wie man sich entschei<strong>de</strong>n kann.• Besprechen von Gewissensangst.Problem <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns aus irren<strong>de</strong>m Gewissen:- Im Bezug auf die Folgen einer Handlung führt verän<strong>de</strong>rtes Han<strong>de</strong>lnin die Zukunft.Gefährdungen:Faktoren <strong>de</strong>r Gewissensgefährdung:- Äußere Faktoren: Bedrohung, Zwang, Propaganda, Reklame, …- Innere Faktoren: Trägheit + Faulheit bil<strong>de</strong>n das Gewissen nicht weiter,Emotionen, Launenhaft.3mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Probleme skrupulöser Gewissensgestaltung:Der Eigene Willen, Angst und Sorgen können sich vor das Gewissenschieben = skrupulöses Gewissen.Probleme zerrütteln das eigene Gerüst.- Dies kann sich verkrampfen,- o<strong>de</strong>r zu tieferen Entscheidungen führen.Skript S. 35.Hysterisches Gewissen: Skript S. 35.Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Tugend (Skript S. 42):Realisieren und Bejahen <strong>de</strong>s Sollensanspruch. Das Gesollte ist richtig,<strong>de</strong>r Betroffene soll diesem folgen. => Sittlich verantwortetes Han<strong>de</strong>ln.(Stellt dies einen Grundbestanddar, spricht man von Tugend).Tugend = Grundhaltung, die sich auf das christlich Sittliche bezieht.Die Tugend kann das Gewissen auf <strong>de</strong>n Normalfall einstellen.Ethische Skepsis gegenüber <strong>de</strong>r Tugend:Theologische Vernachlässigung:4mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>§8: Versagen als Antwort auf <strong>de</strong>n Gewissensanspruch:1.: Phänomen, Begriff unt Interpretation von Schuld und Sün<strong>de</strong>:1.1 Das Phänomen negativer Antwort auf <strong>de</strong>n Gewissensanspruch:1.2 Begriff und Be<strong>de</strong>utung von Schuld und Sün<strong>de</strong> (S. 47):1.3 Interpretation von Schuld und Sün<strong>de</strong> (S. 47):1.3.1 Psychologisches und theologisches Verständnis von Schuld undSün<strong>de</strong>:1.3.2 Wirklichkeit und Wahrnehmung von Schuld (S. 47):1.3.3 Tiefenpsychologische Interpretation von Schuld:1.4 Das Phänomen <strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>ls von Selbstbewusstsein (S. 48)1.5 Der theologische Kontext <strong>de</strong>s Verständnisses <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>:2 Schuld und Sün<strong>de</strong> als Thema biblischer Verkündigung (S.49)2.1 Schuld und Sün<strong>de</strong> als Thema <strong>de</strong>r alttestamentlichen Texte:2.1.1 Alttestamentliche Begrifflichkeit und Schuldverständnis im frühenIsrael:2.1.2 Schuldverständnis in <strong>de</strong>n prophetischen Schriften:2.1.3 Jahwistisches Verständnis von Schuld und Sün<strong>de</strong> (Gen 3-11):2.2 Schuld und Sün<strong>de</strong> als Thema <strong>de</strong>r neutestamentlichen Schriften:2.2.1 Neutestamentliche Begrifflichkeit und Schuldverständnis bei <strong>de</strong>nSynoptikern:2.2.2 Verständnis <strong>de</strong>r Sündhaftigkeit in <strong>de</strong>n Paulusbriefen:2.2.3 Verständnis von Sün<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n johanneischen Schriften:2.2.4 Aussage über Sün<strong>de</strong> im Hebräerbrief:2.2.5 Aussage über Sün<strong>de</strong> im Jakobusbrief:5mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>SIEHE SKRIPT von Bernhard Kohl6mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>• Jedoch steht <strong>de</strong>r Mensch immer in einem Sozialgebil<strong>de</strong>, so dassbei<strong>de</strong>s nicht zutreffend ist.Ist Sexualität Privatsache? <strong>–</strong> Hat die Kirche und <strong>Moraltheologie</strong> hierein Mitspracherecht? Individuelles Verhalten hat immer auch Auswirkungen auf dieMitmenschen. Sexualität hat immer mit an<strong>de</strong>ren Menschen zutun.5. Theologische Interpretation leiblich verfasster Lebenswirklichkeit• Der Mensch ist als Leibhafter ein Geschöpf Gottes, <strong>de</strong>r dieAuferstehung im Leibe erhofft.• Leiblichkeit ist eine Grundbefindlichkeit <strong>de</strong>r Existenz. DieseVorgabe ist auch Aufgabe. Aus <strong>de</strong>r Leiblichkeit folgen Sozialbezüge.Hier hat <strong>de</strong>r Mensch Verantwortung.• Lebensentfaltung, -erhaltung und <strong>–</strong>pflege!• Der christliche Glauben motiviert zur Humanität. Diese wird anGott selbst festgemacht!• Inkanation = Die Menschennatur annehmen.II.Ehe als Lebensform in gesellschaftlichen, Kontext1. Ehe als eine Lebensform in gesellschaftlichem Wan<strong>de</strong>lDie Ehe zwischen I<strong>de</strong>al und Krise: Zwischen 1960 und 1980 ist dieHeiratsquote von 9,4/1000 auf 6,8/1000 gesunken. 1998 nur noch5/1000 Eheschließungen, 2003 ur noch 4,6/1000Zahlen <strong>de</strong>r Scheidungen: 1960 = 1,0/1000, 1980 = 1,8/1000, Heute2,6/1000 Scheidungen (214000 Scheidungen).Heute ist fast die Hälfte <strong>de</strong>r Ehepaare ohne Kin<strong>de</strong>r.War das Heiraten nur eine gesellschaftliche Erscheinung? In früherenJahren war Heiraten aufgrund <strong>de</strong>r Gesellschaft (Ränge, Sklaven) kaummöglich. Auch konnte auf einem Bauernhof meist nur <strong>de</strong>r erste Sohnheiraten.> Das heutige Phänomen ist nicht einfach zu erklären!Die Umstän<strong>de</strong> haben sich heute verän<strong>de</strong>rt:- Eine höhere Lebenserwartung führt zu einer größerenLebensperspektive. Es ist schwieriger gewor<strong>de</strong>n, für eine so lange Zeitfeste Entscheidungen zu treffen.- Die Höhe <strong>de</strong>r Scheidungszahlen macht nicht gera<strong>de</strong> mehr Mut zumheiraten.- Zusammenleben in einer langen Lebensspanne.- Die Lebensbeziehung wird, räumlich gesehen, oft zu eng.- Trotz <strong>de</strong>r Zunahme nichtehelicher Lebensgemeinschaften ist heutedie ehe immer noch das angestrebte Lebensmuster.8mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Die durchschnittliche Kin<strong>de</strong>rzahl liegt heute bei 1,3 Kin<strong>de</strong>r/Paar.2. Das Phänomen <strong>de</strong>r nichtehelichen Lebensgemeinschaften- Die Ten<strong>de</strong>nz zur nichtehelichen Lebensgemeinschaft steigt immerweiter an und ist gesellschaftlich akzeptiert.- Das Heiraten erschien bis zum 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt wegen <strong>de</strong>nStän<strong>de</strong>n nicht erreichbar. Heute ist es weniger angestrebt. Die Zahl<strong>de</strong>r nichtehelichen Lebensgemeinschaften steigt an.- Im Jahr 2000 gab es in Deutschland 600.000 nichtehelicheLebensgemeinschaften mit Kin<strong>de</strong>rn und 1,5 Mio. nichtehelicheLebensgemeinschaften ohne Kin<strong>de</strong>r.- Steigen<strong>de</strong> Relation nichtehelicher Lebensgemeinschaften gegenüberehelicher Lebensgemeinschaften.- Es zeigt sich ein erheblicher Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Akzeptanz nichtehelicherLebensgemeinschaften.- Oft wollen Paare bewusst nicht heiraten.- Lei<strong>de</strong>r ist die Ehe innerlich oft ausgeblutet. Es han<strong>de</strong>lt sich nurnoch um ein Rechtsbündnis.3. Das Erfor<strong>de</strong>rnis <strong>de</strong>r Begründung christlich gelebter Ehe- Es muss begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, warum die Ehe auf Dauer angelegt ist.- Es zeigt sich eine allgemeine Unsicherheit über Institutionen.- Be<strong>de</strong>utungsverlust <strong>de</strong>r Religionen.III. Die Ehe als soziale Institution1. Die Ehe als Institution in sozialwissenschaftlicher SichtDie Ehe als Lebensgemeinschaft:- Kleinste Form eines sozialen Gefüges.- Auf Dauer angelegt.- Ehe als rechtliches Gefüge, auf Dauer angelegte soziale Beziehungzwischen Mann und Frau angelegte Institution.Die Ehe ist einer Spannung zwischen Öffentlichem und Privatemausgesetzt.- Die Ehe als sozialer Verband?- Reduziert sich die Leistung <strong>de</strong>r Familie nur noch auf dieKin<strong>de</strong>rerziehung? (Vgl. Rentenversicherung: Generell o<strong>de</strong>rIndividuell).Ist die Ehe nur noch ein zeitlich befristetes Konsumgut?Ehen und Familien sind die Kernzelle <strong>de</strong>r Gesellschaft, pädagogischund moralisch wertvolle, jedoch weniger ökonomisch.9mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Ehen dienen auch als Vermeidung von „Funktionsstörungen“ durchBeziehung und Erziehung.Die Institution ist in Erklärungsnot gera<strong>de</strong>n. Zur Kin<strong>de</strong>rzeugung und<strong>de</strong>ren Erziehung wird sie häufig nicht mehr als notwendig angesehen.(Erziehung durch homosexuelle Paare kann nur <strong>de</strong>fizitäre Leistungenerbringen, siehe Sozialität und Sexualität <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r).Ehe als Institution in <strong>de</strong>r Geschichte:• In keiner Kultur gibt es Zeugnisse von eiern regellosenSexualbeziehung.• Die Ehe, in welcher Form auch immer, bil<strong>de</strong>te eine Naturgröße. Esgab stets Regelungen. Regelungen <strong>de</strong>r Sexualbeziehung, <strong>de</strong>sEigentums und <strong>de</strong>r Aufgaben.• Die Kirche hatte lange Zeit einzige Rechtsregelung über die Ehe.Dies trug zur Institutionalisierung dieser die. Heute wird die Ehemehr über <strong>de</strong>n Staat geregelt.2. Die Ehe als Institution in biblischer Sichta) im Alten Testament:- Die Ehe ist bereits im Schöpfungsakt erwähnt. Gen 2,18: „Es istnicht gut, dass <strong>de</strong>r Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe machenals sein Gegenstück“.- Eine sakrale Institution in dieser Form wur<strong>de</strong> die Ehe im AltenTestamen noch nicht, aber sehr wohl ein Abbild <strong>de</strong>r Liebe Gottes zu<strong>de</strong>n Menschen.- Ehe als privatrechtliche Einrichtung in <strong>de</strong>r Kultur <strong>de</strong>s alten Orientszur Erhaltung <strong>de</strong>r Sippe <strong>de</strong>s Mannes. Die Ehe stand im Zusammenhangmit <strong>de</strong>r Familie/Sippe. Der Mann war <strong>de</strong>r Besitzer <strong>de</strong>r Frau,er hatte für sie ein Brautgeld gezahlt. Mit <strong>de</strong>m Abschluss <strong>de</strong>r Ehehatte <strong>de</strong>r Mann seine Ansprüche.- Die Ehe im AT war grundsätzlich auflösbar. Es gab auch keineEinzelehen (keine Monogamie).- Im AT fin<strong>de</strong>n sich keine direkte Aussagen über die Ehe.b) Im Neuen Testament:- Kein Hinweis auf eine sakrale Form <strong>de</strong>r Ehe.- Soziologische Elemente, patriarchalisch ausgerichtet.- 1Thim 2,15 berichtet ein einziges Mal über Ehe und Sexualität.- Es fin<strong>de</strong>t sich ein weiterentwickelter Eheethos: Monogamie undUnauflöslichkeit.- Im NT wur<strong>de</strong> die Ehe als feste Institution vorausgesetzt, welche aufGott begrün<strong>de</strong>t ist.- Miteinan<strong>de</strong>r von Mann und Frau.10mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>3. Die Ehe als Institution in Laufe <strong>de</strong>r Kirchengeschichtea) Sichtweise <strong>de</strong>r Ehe im frühen Christentum:• Die gelten<strong>de</strong>n Eherechte schlossen sich <strong>de</strong>m römischen Recht an,da dieses in gewissen Weisen entsprach.• Bewusster Wille von bei<strong>de</strong>n ist zur Eheschließung notwendig.• Ehe galt als Privatsache.• Der Staat erkannte die Ehen an, registrierte diese jedoch nicht.• Der Staat regelte die Ehehin<strong>de</strong>rnisse. So konnten Sklaven zumBeispiel keine Ehe eingehen, son<strong>de</strong>rn nur eine Hausgemeinschaftgrün<strong>de</strong>n.• Syno<strong>de</strong> von Elvira: Eheschließung zwischen Getauften. Einsegnung<strong>de</strong>r Ehen gab es erst ab <strong>de</strong>m vierten Jahrhun<strong>de</strong>rt. Vorher christlichgefärbte Vorformen.• Justin verweist auf die staatlichen Ehen.• Das NT geht auf Sklavenehen ein.b) Ehe als Institution nach <strong>de</strong>r Konstantinschen Wen<strong>de</strong>:- Die Willenserklärung (Konsens) als Begründung <strong>de</strong>r Ehe zwischenzwei Getauften wird von <strong>de</strong>r Kirche übernommen.- Probleme <strong>de</strong>r geheimen Eheschließungen.- Im 4. <strong>–</strong> 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt kam eine Trauungsliturgie auf.c) Prägung <strong>de</strong>r Ehe als Institution im Mittelalter:Das Mittelalter war eine prägen<strong>de</strong> zeit. Vieles wur<strong>de</strong> reflektiert undinstitutionalisiert.Ab ca. <strong>de</strong>m 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt übernahm die Kirche die Gesetzgebung fürdas Eherecht. (Der Papst stand über <strong>de</strong>n Kaiser).- Die Ehe bekam die Stellung eines Sakramentes.- Zur Ehe gehört: Akzeptanz und karitative Liebe. Dies sind Vorraussetzungenzur Sakramentalität.- Die Sakramentalität von Zweitehen (nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s erstenPartners) wird in Frage gestellt, da diese nicht die eine Liebe Gotteszur Welt wi<strong>de</strong>rspiegeln könne.- Die Überzeugung <strong>de</strong>r Sakramentalität <strong>de</strong>r Ehe setzt sich durch.- Petrus Lombardus formulierte Aussagen über die Ehe.- Geheime Ehen gab es weiterhin.d) Klärungen auf <strong>de</strong>m Konzil von Trient:Das Konzil knüpft am Problem <strong>de</strong>r geheimen Ehen an und führtdie Formpflicht für christliche Ehen ein. (Tametsi-Dekret 1563).11mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>4. Ehe als Institution in heutiger christlicher LebenswirklichkeitFrage: Ist die Ehe zu sehr verrechtlicht gewor<strong>de</strong>n? Gerät dieSakramentalität <strong>de</strong>r Ehe nicht zu sehr in <strong>de</strong>n Hintergrund, wenn diesezu sehr verrechtlicht wird?Die Trienter Beschlüsse könnten geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Deren Beschlüssewer<strong>de</strong>n noch heute so praktiziert. Konsens und Vollzug machen dieEhe unauflöslich.SMLS2005G§ 3: Eigenart und verantwortliche Gestaltung <strong>de</strong>r christlichen Ehe1 Die Monogamie als Grundgefüge <strong>de</strong>r christlichen Ehe1.1 Begriff und Verständnis <strong>de</strong>r Monogamie:sukzessive Monogamie = Verschie<strong>de</strong>ne Partner, jedoch nacheinan<strong>de</strong>r,immer nur ein Partner.absolute Monogamie = Je<strong>de</strong> Scheidung/Partnerwechsel istausgeschlossen.gemäßigte Monogamie = Jeweils nur ein Geschlechtspartner. (SieheSukzessive Monogamie).absolute Polygamie = Mehrere Geschlechtspartner (Ein Mann undmehrere Frauen, o<strong>de</strong>r umgekehrt). Gemeinschaftist auf Dauer angelegt.gemäßigte Polygamie = Mehrere Geschlechtspartner, aber ohnelebenslange Bindung.Die Monogamie war in <strong>de</strong>r größten Zeit <strong>de</strong>r Geschichte in <strong>de</strong>n meistenGesellschaften keine Norm. Jedoch haben monogame Ehen immerneben <strong>de</strong>n polygamen existiert.1.2 Monogamie als sozialwissenschaftliches und ethnologisches Thema:1.3 Ehe In afrikanischem Kontext als weltkirchliche Herausfor<strong>de</strong>rung:Weltkirchliche Aufgabe, entsteht aus kulturellen und religiösenGrün<strong>de</strong>n. Es gibt frem<strong>de</strong> kulturreligiöse Hintergrün<strong>de</strong> für Europäerund Afrikaner. > Dies ist auch ein Problem für die Evangelisierung.Auch existieren Probleme für die christlichen Ehen in Afrika, da dortdie Polygamie verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert ist. Frage nach<strong>de</strong>r christlichen Inkulturation!12mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Die Ehe in afrikanischer Sicht hat Bezug zu <strong>de</strong>n jetzt Leben<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nVerstorbenen und <strong>de</strong>n Ungeborenen. Aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Ahnen >> In dieZeit <strong>de</strong>r Zukunft hinein.Die Ehe kommt durch die Einglie<strong>de</strong>rungsprozesse in die Familiezustan<strong>de</strong>.Die Ehe fin<strong>de</strong>t ihren Ausgangspunkt in <strong>de</strong>r persönlichen Zuneigung,jedoch ist sie auch in <strong>de</strong>n Bund von Familien und Sippeneingebun<strong>de</strong>n, die einen Bund miteinan<strong>de</strong>r eingegangen sind.Moraltheologische Überlegungen:- Die Ehe ist auf die Nachkommen bezogen.- Sie muss <strong>de</strong>m Überleben <strong>de</strong>r Sippe dienen.- Die Eheschließung ist in <strong>de</strong>r afrikanischen Kultur kein punktuellesEreignis, son<strong>de</strong>rn es gibt einen Prozess <strong>de</strong>s Zusammenschlusses =Etappenehe!- Die Ehe kommt durch die Partner und die Familientraditionzustan<strong>de</strong>.- Monogamie <strong>–</strong> welche Wege sieht die Kirche zur Evangelisation?- In Afrika ist alles religiös. Das Leben lässt die christliche Botschaftin das Leben einfließen ohne dass dadurch schwereUngerechtigkeiten ausgelöst wer<strong>de</strong>n, z.B. Abhängigkeit <strong>de</strong>r Frauvom Mann.1.4 Gestaltung <strong>de</strong>r Ehe und Aussagen zur Monogamie in <strong>de</strong>r 111. Schrift1.4.1 im Alten Testament:Es gab Zeiten <strong>de</strong>r Polygamie ohne Zahlenbegrenzung. Jedoch musstenalle Frauen gleichbehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.Dtn 17,17 warnt, dass <strong>de</strong>r Mann von zu vielen Frauen zumGötzendienst verführt wer<strong>de</strong>n könnte. (Auch soll er sich nicht vieleFrauen nehmen, dass sein Herz nicht abtrünnig wer<strong>de</strong>).In <strong>de</strong>n meisten Fällen han<strong>de</strong>lt es sich um einen Mann und zweiFrauen.Die Ehe dient als Stammerhaltung. Die Polygamie hat wirtschaftlicheHintergrün<strong>de</strong> > Hohe Anzahl <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rsterblichkeit.In jüngeren Schriften ist die Neigung zur Monogamie zu fin<strong>de</strong>n, dasBild <strong>de</strong>r Liebe Jahwes zu seinem Volk dient bereits als Vorbild für dieEhe.Gen 2,18-23 stellt die Monogamie als I<strong>de</strong>al vor: „… Darum wird <strong>de</strong>rMann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und bei<strong>de</strong>wer<strong>de</strong>n zu einem Fleisch.“ Auch die Weisheitsliteratur beschreibt dieMonogamie als I<strong>de</strong>al.Trotz verschie<strong>de</strong>ner Praxis hat <strong>de</strong>r Mensch im AT ein Wissen um <strong>de</strong>nWert <strong>de</strong>r monogamen Ehe und wen<strong>de</strong>t sich dieser zu.Die Monogamie war im AT selten, wur<strong>de</strong> aber nie verboten.Es kam zur Einschränkung <strong>de</strong>r Polygamie aus sozialen undwirtschaftlichen Grün<strong>de</strong>n.13mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Je monogamer das Denken war, umso stärker wur<strong>de</strong> die Fraugesehen. Dies hatte Einfluss auf die Betonung <strong>de</strong>r Liebe!1.4.2 im Neuen Testament:- Im NT wird die Polygamie nicht ausdrücklich verworfen. Jesuswen<strong>de</strong>t sich gegen Ehescheidungen- Evtl. zeigen sich leichte Anklänge einer For<strong>de</strong>rung nach Monogamiein Timotheus und Titus. (Tit 1,5-6: „Ich ließ dich dazu in Kreta zurück, dassdu das Fehlen<strong>de</strong> ordnest und in <strong>de</strong>n einzelnen Städten Presbyter einsetzt, wie iches dir auftrug. Ein solcher sei unbescholten, Mann einer einzigen Frau und Vatergläubiger Kin<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nen nicht Ausschweifung nachgesagt wird o<strong>de</strong>rUnbotmäßigkeit“).- Epheser 5 sieht die Einehe als I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r Zeit voraus. Für Christenwur<strong>de</strong>n Monogame Verhältnisse vorausgesetzt.1.5 Kirchengeschichtliche Entwicklung zur Monogamie christlicher Ehen:- Erst das Konzil von Trient weist die Polygamie lehramtlich zurück.- ???????????????????????????????????????1.6 Monogamie als Herausfor<strong>de</strong>rung christlicher Ehegestaltung:Die kulturellen Entwicklungen, wie zum Beispiel Verstädterungund Industrialisierung, haben <strong>de</strong>n Prozess zur Durchsetzung <strong>de</strong>rMonogamie beeinflusst und vorangetrieben. Die Monogamie seistabiler und daher kin<strong>de</strong>rför<strong>de</strong>rlicher. )Jedoch ist dies heutenicht mehr <strong>de</strong>r Fall.) Monogame Ehen bieten <strong>de</strong>rKin<strong>de</strong>rerziehung mehr Raum. Konkrete Zuwendungen <strong>de</strong>sKin<strong>de</strong>s sind möglicher als in polygamen Ehen.1.6.1 Nicht-theologische Argumente für die Monogamie:Anthropologische Dimension: Die Ganzhingabe ist nur in einermonogamen Beziehung ganz möglich.1.6.2 Theologische Begründung <strong>de</strong>r Monogamie:Mt19,9: 19,9 Ich sage euch aber, dass, wer immer seine Frauentlassen wird, außer wegen Hurerei, und eine an<strong>de</strong>re heiratenDie Monogamiewird, Ehebruch begeht; und wer eine Entlassene heiratet,wird als einebegeht Ehebruch.Mtpositive5,32: 5,31 Es ist aber weiter gesagt: Wer seine Frau entlassenFor<strong>de</strong>rung Jesuwill, gebe ihr einen Schei<strong>de</strong>brief. 5,32 Ich aber sage euch: Werbezeichnet.seine Frau entlassen wird, außer aufgrund von Hurerei, macht,dass sie Ehebruch begeht; und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.14mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Problem: Die oben genannten Texte sprechen jedoch nur von einerScheidungen.Frage: Kann nicht auch eine stabile polygame Ehe ein Abbild <strong>de</strong>r LiebeGottes sein?Einehe = Den an<strong>de</strong>ren Mensch ganz annehmen.GS 48: Die Ehe ist ein Bund, in <strong>de</strong>m sich die Menschen gegenseitigannehmen.In <strong>de</strong>r Ehe geschieht die vorbehaltlose und bedingungslose Annahme<strong>de</strong>s Partners. Eine polygame Ehe wi<strong>de</strong>rspreche <strong>de</strong>r einzigartigenAnnahme und Liebe eines Menschen.1.6.3 Monogamie als Herausfor<strong>de</strong>rung gelingen<strong>de</strong>n Lebens:Monogame Beziehungen sind auch Herausfor<strong>de</strong>rungen. Man mussmiteinan<strong>de</strong>r auskommen können.Die Tugend <strong>de</strong>r Treue muss in allen Lebenslagen eingeübt wer<strong>de</strong>n! >Steh ich zu meinem Versprechen? > Frage nach <strong>de</strong>n Grenzen undMöglichkeiten <strong>de</strong>r Treue!Die Freiheit <strong>de</strong>s Menschen befähigt ihn zu Entscheidungen!2 Die Unauflöslichkeit als ein Spezifikum christlichen Eheverständnisses:1. Das Phänomen <strong>de</strong>r Ehescheidung:- Die Zahl <strong>de</strong>r Ehescheidungen steigen zur Zeit immer weiter an. DieTen<strong>de</strong>nz zu Ehescheidungen steigt bei sinken<strong>de</strong>n Heiratszahlen.- Die Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ehescheidungen sind vielfältig: Wirtschaftliche Lage,Untreue, Alkoholismus, …- Scheidungen sind heute keine Ausnahme mehr.2. Rechtliche Scheidungsmöglichkeit und Scheidungspraxis:Scheidungsmöglichkeiten fin<strong>de</strong>n sich im staatlichen Bereich inrechtlich geregelter Weise, in Deutschland seit 1864.Seit 1977: Das Scheitern <strong>de</strong>r Ehe gibt <strong>de</strong>n Grund für die Scheidung.Eine Ehe gilt als gescheitert, wenn seit 3 Jahren das Paar getrenntlebt, o<strong>de</strong>r seit einem Jahr <strong>de</strong>r Wunsch zur Scheidung besteht. > Esfin<strong>de</strong>t keine Schuldfindung mehr statt. Dies ist einerseits für diePartner besser, jedoch senkt es auch die Hür<strong>de</strong> zur Scheidung.Die Folgen einer Scheidung sie nicht einfach.2.3 Gestaltung <strong>de</strong>r Ehe und die biblische Überzeugung von <strong>de</strong>rUnauflöslichkeit:2.3.1 Situation und Aussagen Im Alten Testament:Die Unauflöslichkeit <strong>de</strong>r Ehe ist von <strong>de</strong>r Schrift her nicht bezweifelbar.15mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Im AT gab es Scheidungen, jedoch wur<strong>de</strong>n diese nicht für gutgeheißen. (Dtn 24,1-4). Es gab das I<strong>de</strong>al lebenslanger Einheit.2.3.2 Aussagen im Neuen TestamentEs geht um das Verhältnis zu Gott und <strong>de</strong>n Mitmenschen. Jesusspricht sich gegen Ehescheidungen aus, greift damit auf <strong>de</strong>n Anfang<strong>de</strong>r göttlichen Ordnung zurück. Die Scheidungspraxis stammt auseiner Zeit, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Mensch <strong>de</strong>n Willen Gottes ablehnte.Lk 16,18: Gegen EhebruchMt 5,31ff = Unzuchtsklausel: Wahrscheinlich Hinzugefügt. Jesu Wortwur<strong>de</strong> auf eine konkrete Situation angewandt.Mt 19,3-9: Scheidungsgrund „Pornai“:- Unzucht und sexuelle Unzucht.- Eingang auf Konzession im Ju<strong>de</strong>ntum?- Jesus lehnt im Verweis auf <strong>de</strong>n Schöpfungswillen die Scheidungab.1Kor 7: Privilegium Paulinum:- Geht auf Heidnisch-Christliche Lebensverhältnisse ein.- Das Privilegium Paulinum schließt eine Trennung nicht aus.- Jedoch bleibt das Thema <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rheirat außen vor.2.4 Unauflöslichkeit <strong>de</strong>r Ehe In kirchlicher Lehrverkündigung und Praxis:2.4.1 Überzeugungen und Praxis in <strong>de</strong>r frühen Kirche:In <strong>de</strong>r Frühkirche entwickelte sich die Ehelehre. Es gab nur Trennungvon Tisch und Bett, jedoch keine Ehescheidung.- Tertulian erwog Möglichkeiten <strong>de</strong>r Trennung- Basilius (4. Jahrhun<strong>de</strong>rt) und Chrysostomus: In wenigen Fällen isteine Wie<strong>de</strong>rheirat möglich.- Ostkirche: Scheidung ist bei Untreue und Verlassen möglich.- Katholische Kirche: Ausnahmsloses Scheidungsverbot.2.4.2 Entwicklungen In <strong>de</strong>r Kirche <strong>de</strong>s Mittelalters:- Im Mittelalter regelte die Kirche allein das Eherecht.- Es ging dabei je<strong>de</strong> Nachsicht für Ehescheidungen verloren.- Nur Ehen zwischen Ungetauften konnte aufgelöst wer<strong>de</strong>n. >Privilegium Paulinum.2.4.3 Aussagen <strong>de</strong>s Konzil von Trient:-2.4.4Entwicklungen in <strong>de</strong>r neueren Zeit:- Mögliche Dispens von Hochzeit zwischen Getauften und Ungetauften.- Möglichkeit <strong>de</strong>r Eheauflösung, wenn eine Person von zweiUngetauften Christ wird.- Natürliche Ehe ist unauflöslich.16mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>2.5. Überzeugung und Gestaltung <strong>de</strong>r Unauflöslichkeit in <strong>de</strong>n christlichenKirchen2.5.1 In <strong>de</strong>r katholischen Kirche:- Je<strong>de</strong> geschlossene und vollzogene Ehe ist unauflöslich.- Es kann bürgerlich-rechtlich eine Scheidung festgestellt wer<strong>de</strong>n.Jedoch ist keine Wie<strong>de</strong>rheirat möglich.- Zerüttelung als Tatbestand.- Gütligkeitsprüfung: Kirchliche Gerichte haben hohe Anzahl vonEhenichtigkeitsverfahren.2.5.2 In <strong>de</strong>r Orthodoxie:In <strong>de</strong>r Regel gilt eine prinzipielle Unauflöslichkeit <strong>de</strong>r Ehe, jedoch istaus seelsorglichen Grün<strong>de</strong>n eine Scheidung möglich.Akzeptierte Scheidungsgrün<strong>de</strong>: Lebenswan<strong>de</strong>l, Dauerhafte Abwesenheit<strong>de</strong>s Partners, Klostereintritt.Ähnliche Regeln wer<strong>de</strong>n auch in <strong>de</strong>n katholischen Ostkirchenpraktiziert.2.5.3 Im Bereich <strong>de</strong>r Reformation:Die Reformierten Kirchen erkennen das staatliche Recht an. Somitsind hier auch mehrere Eheschließungen und Ehescheidungenmöglich.3. Moraltheologische Probleme in Gestaltung und Verwirklichungchristlicher Ehe3.1 Die Herausfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Phänomens Wie<strong>de</strong>rverheirateter Geschie<strong>de</strong>nen:3.1.1 Die Realität wie<strong>de</strong>rverheirateter geschie<strong>de</strong>ner Christen:Geht es um die Not <strong>de</strong>r Kirche o<strong>de</strong>r um die betroffenen Menschen?Bei<strong>de</strong> Aspekte können nicht voneinan<strong>de</strong>r getrennt wer<strong>de</strong>n.Wie<strong>de</strong>rverheiratete <strong>–</strong> Geschie<strong>de</strong>ne sind theologisch im uneigentlichenSinn zu verstehen.Versuch: Erweiterung <strong>de</strong>r Nichtigkeitsgrün<strong>de</strong>?- Psychische Impotenz?- Unfähigkeit zum Zusammenleben?- Liebestod?- Subjektiv empfun<strong>de</strong>ne Schuld?- Welche Folgen hat eine neue Ehe für die Kin<strong>de</strong>r? Die neuePartnerschaft kann sich positiv o<strong>de</strong>r negativ auf die Kin<strong>de</strong>rauswirken. Frage nach <strong>de</strong>r Stabilität <strong>de</strong>r neuen Beziehung.- Ist eine Rückziehung in die alte Ehe sinnvoll?3.1.2 Teilnahme und Zulassung zu <strong>de</strong>n SakramentenOffiziell keine Zulassung zu <strong>de</strong>n Sakramenten, solange <strong>de</strong>r Betroffenein <strong>de</strong>r sündhaften Lebensweise verharrt.- Ungültig Verheiratete sind von <strong>de</strong>n Sakramenten ausgeschlossen.- Wege einer bestimmten Zulassung: Z.B.: Ist die Ehe durch die Kin<strong>de</strong>r17mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>unauflöslich gewor<strong>de</strong>n?- Frage: Äußert sich die Achtung <strong>de</strong>r Erstehe nur durch sexuelleEnthaltsamkeit?Die Kirche kann in Notsituationen <strong>de</strong>n Empfang <strong>de</strong>r Sakramentezulassen. > Was sind Notsituationen?Irreparabel zerbrochene Erstehe und gelungene Zweitehe, <strong>de</strong>renZerstörung ein moralischer Scha<strong>de</strong>n wäre (Bezeugt durch Gemein<strong>de</strong>und Pfarrer), sollten zum Sakramentenempfang zugelassen wer<strong>de</strong>n!Wie kann vorgegangen wer<strong>de</strong>n?• Frage nach <strong>de</strong>r Unherstellbarkeit <strong>de</strong>r ersten Ehe.• Frage nach <strong>de</strong>r Gültigkeit <strong>de</strong>r ersten Ehe.• Schuldzugeständnis für das Nichtgelingen <strong>de</strong>r ersten Ehe.• Schuldmil<strong>de</strong>rung für die zweite Ehe.• Klärung <strong>de</strong>r Motive für die Sakramentenzulassung.3.1.3 Prinzipielle kirchliche Beurteilung und Suche nach pastoralenMöglichkeiten:Wenn die Unauflöslichkeit als Prinzip steht, kann es keine prinzipielleAuflösungsmöglichkeit geben!Frage nach jeweils begrün<strong>de</strong>ten pastoralen Beweggrün<strong>de</strong>n, welcheAnlass zur Duldung geben. > Wenn die Unauflöslichkeit <strong>de</strong>r Ehegöttliches Gebot ist, kann die Kirche davon nicht dispensieren!Es bedarf hier pastorale Verantwortung! Eine generelle Lösung istnicht möglich und auch nicht erstrebenswert.3.1.4 Klärungsversuche durch die oberrheinischen BischöfeEs han<strong>de</strong>lt sich hier um einen teilkirchlichen Vorschlag:- Es bedarf einer „Geschie<strong>de</strong>nen-Pastoral“, welche auf einemlebenslang verwiesenem Eheverständnis aufbaut.- Diese Pastoral muss gegen Willkür ausgerichtet sein.- Es bedarf bei <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Person ein Schul<strong>de</strong>ingeständnis.- Es han<strong>de</strong>lt sich um ein öffentliches Ärgernis.- Es bedarf einer Wie<strong>de</strong>rgutmachung, soweit möglich.- In <strong>de</strong>r neuen Beziehung bedarf es Bewährung.- Wunsch zur Sakramentenzulassung.Dieser Vorschlag <strong>de</strong>r Bischöfe löste Diskussion aus. Rom antwortetemit einer Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r christlichen Eheauffassung. DasZusammenleben in einer nichtrechtmäßigen Partnerschaft ineheähnlicher Form schließt <strong>de</strong>n/die Betroffenen vom Sakramentenempfangaus.3.2 Die Herausfor<strong>de</strong>rung christlicher Ehe in polygamem Umfeld:Die Existenz polygamer Ehen sind kirchlich zur Zeit ein ungelöstesProblem. Aber: Polygame Ehen sind an<strong>de</strong>rs zu beurteilen alsEhebruch! > Frage nach <strong>de</strong>r Möglichkeit eines gestuften Christsein?18mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Nach <strong>de</strong>r klassischen Lehre <strong>de</strong>r lateinischen Kirche ist Polygamie einZustand schwerer Sün<strong>de</strong>.Weitere Probleme: Umgang mit <strong>de</strong>r Taufe von Kin<strong>de</strong>rn aus polygamenBeziehungen.3.3 Die Herausfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Umgangs mit nichtehelichenLebensgemeinschaften:3.3.1 Nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften als Herausfor<strong>de</strong>rung:Im Jahr 2000 gab es 1,6 Millionen uneheliche Lebensgemeinschaften.Schätzungsweise sind darunter 20% Katholiken. > Auch Christenleben in nichtehelichen Lebensgemeinschaften.3.3.2 Moraltheologische Betonung von Verantwortung in jeglicherLebensform:- Wie gehen wir als Christen mit dieser Lebensform um?- Es muss anerkannt wer<strong>de</strong>n, dass sich auch Menschen in nichtehelichenLebensgemeinschaften nach Treue und Stabilität sehnen.(Aus Sicht <strong>de</strong>r Partner han<strong>de</strong>lt es sich um eine stabile Beziehung).- Das Problem liegt in <strong>de</strong>r Aufschiebung <strong>de</strong>r endgültigen Übernahmevon Verantwortung für <strong>de</strong>n Partner und auch <strong>de</strong>s öffentlichezueinan<strong>de</strong>r Stehens.- Von <strong>de</strong>n Betroffenen wird die nichteheliche Lebensgemeinschaftmeist als akzeptabel und normal angesehen. Das wirft die Frage auf,ob die Kirche und ihre Sprache noch verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.- Wie geht die Gemein<strong>de</strong> mit nichtehelichen Gemeinschaften um? DieKirche/Gemein<strong>de</strong> muss Räume öffnen, in <strong>de</strong>nen alle Lebenssituationenplatz haben. > Ist die Kirche in <strong>de</strong>r Lage, auf die Menscheneinzugehen?Ist die Kirche in die Lage, auf die Menschen in ihrer jeweiligen Lageeinzugehen? Sie muss Kontaktaufnahme suchen und Gesprächeanbieten, und somit neue Entscheidungsoptionen aufnehmen. Esbedarf einer Selbstvergewisserung über <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r Ehe und <strong>de</strong>m,was an <strong>de</strong>r Ehe wichtig ist.Die Ehe zwischen IDEAL und REALITÄT: Die Ehe darf nicht absolutgesetzt wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn die Realität <strong>de</strong>r Ehe muss in Beziehung zumI<strong>de</strong>al stehen. Frage: Wie lassen sich welche Aspekte <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>als in <strong>de</strong>rRealität verwirklichen? -> Auch wenn ich <strong>de</strong>m I<strong>de</strong>al nicht ganzentspreche, so muss ich <strong>de</strong>nnochVerantwortung übernehmen.-> Auch unterhalb <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>als hat mangroße Verantwortung, z.B. die einesAidskranken Partners in <strong>de</strong>r Ehe.19mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>3.3.3 Herausfor<strong>de</strong>rung weiterer moraltheologischer Klärung- Wie kann man bei eigener Klarheit und Prinzipien das Positive imAn<strong>de</strong>ren wertschätzen? -> Es bedarf bei<strong>de</strong>rseits eine Offenheit fürdie Gegenseite.- Auch unterhalb <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>als kann noch von Verantwortung die Re<strong>de</strong>sein, kann diese noch gefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.- Es bedarf eine Vertiefung <strong>de</strong>s Gewissensverstehens und <strong>de</strong>rGewissensverantwortung.- Wie können unter <strong>de</strong>r Wahrung <strong>de</strong>s christlichen Eheverständnissesmoraltheologisch Aussagen zur Stufenleiter <strong>de</strong>r Zuneigungengemacht wer<strong>de</strong>n? Aussagen zur Partnerschaft (Pos/neg).- KKKII, S 383: Aussagen zu dauerhaften nichtehelichenGemeinschaften: Die Kirche muss für nichtehelicheGemeinschaften, die jedoch die Grundwerte wie Treue,Dauerhaftigkeit, Liebe, … akzeptieren, einen Raum schaffen. DieseMenschen dürfen nicht aus <strong>de</strong>r Kirche hinausgedrängt wer<strong>de</strong>n.4 Christliche Lebensgestaltung in Ehe und Ehelosigkeit4.1 Systematische Vertiefung <strong>de</strong>s Prinzips <strong>de</strong>r Unauflöslichkeit <strong>de</strong>r Ehe:Die Gesellschaft kann heute mit „Unauflöslichkeit“ <strong>de</strong>r Ehe kaum nochetwas anfangen. Auch innerkirchlich löst eine Scheidung kaum nochBetroffenheit aus.Die Ehe: In <strong>de</strong>r Ehe wird <strong>de</strong>n Glauben<strong>de</strong>n durch die Gna<strong>de</strong>, ein Lebenlang zusammen zu leben, das Wesen <strong>de</strong>s Sakraments eröffnet. Indieser Gemeinschaft wird im Kleinen ein Heilsgeheimnis sichtbar. DieEhe ist ein Symbol für die Liebe Gottes zur Kirche (zu <strong>de</strong>n Menschen).Ehegeschenk:- In <strong>de</strong>r Ehe wird <strong>de</strong>n Glauben<strong>de</strong>n durch die Gna<strong>de</strong>, ein Leben langzusammen zu leben, das Wesen <strong>de</strong>s Sakraments eröffnet.- In <strong>de</strong>r Ehe wird im Kleinen das Heilsgeheimnis sichtbar.- Es ist wichtig, einen positiven Zugang zur Ehe zu fin<strong>de</strong>n.- Die Schrift mist <strong>de</strong>r monogamen Ehe einen hohen Stellenwert bei.- Die Ehe ist auf Dauer hin angelegt durch das Treuewort im Konsens.- Das Ja-Wort orientiert sich an <strong>de</strong>r unwi<strong>de</strong>rruflichen Zusage Gotteszu <strong>de</strong>n Menschen.- Probleme <strong>de</strong>r Treue liegen in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Partner. (Sichauseinan<strong>de</strong>r leben, <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren sich nicht entwickeln lassen).- Das „IA“ zum an<strong>de</strong>ren meint ihn, so wie er ist, wie er auch endlich istund wie er auch sein wird (Offen für Verän<strong>de</strong>rungen).- Das Sakrament <strong>de</strong>r Ehe ist ein Zeichen für das, was möglich ist.- Die Treue bewirkt ein Höchstmaß an Bindungsfähigkeit und Freiheit.- Freiheit bejaht <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren.- Das unbedingte Ja-Wort zu einem endlichen Menschen ist nurmöglich vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s unbegrenzten Ja-Wortes Gottesgegenüber je<strong>de</strong>m Menschen.20mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>4.2 Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Sakramentalität <strong>de</strong>r Ehe:Für die katholische Ehe-Theologie gilt, dass in keinem an<strong>de</strong>renSakrament die Schöpfungswirklichkeit so unmittelbar zu einemsakramentalen Zeichen <strong>de</strong>s Heils wird, wie in <strong>de</strong>r christlichen Ehe. Fürdie ökumenische Situation gilt dann, dass die Ehe unter <strong>de</strong>r OrdnungGottes und unter seinem Segen steht, und zwar ausnahmslos für allechristlichen Bekenntnisse.Während die katholische Kirche die Ehe zu <strong>de</strong>n Sakramenten zählt, istsie für die lutherischen und reformatorischen Kirchen ein „äußerlichweltlich Ding“. Dies gehört für reformatorische Kirchen nicht zurHeilsordnung, son<strong>de</strong>rn nur zur Schöpfungsordnung, welche „ver<strong>de</strong>rbtist in <strong>de</strong>r menschlichen Natur“. -> Erbschuld. Nach katholischer Sichtzerstört die Erbschuld die Heilsaussicht nicht vollkommen. Somitsteht die reformatorische Sicht nicht im Einklang mit <strong>de</strong>r katholischenSicht. Kath.: Ehe hat Aufgabe in <strong>de</strong>r Welt, stellt die Liebe Gottes zu<strong>de</strong>n Menschen dar.4.3 Spezifische Spiritualität <strong>de</strong>r christlichen Ehe:Nach katholischer Lehre be<strong>de</strong>utet die Ehe Einheit bzw. Einssein <strong>de</strong>rEhepartner, eine Einheit, die auf einen dritten verweist.Splett : „Ströme wer<strong>de</strong>n nur eins, wenn ihre Richtungeneinsinnig verlaufen. Eins sein be<strong>de</strong>utet: Eng miteinan<strong>de</strong>rverbun<strong>de</strong>n sein“.Die Eheleute bleiben sich selbst, sie wer<strong>de</strong>n jedoch von einem drittendurch die Einheit beschenkt. Dieser dritte ist Gott. Ein Mensch könntediese Einheit alleine nicht schaffen. Gott gibt <strong>de</strong>n Menschen dieFreiheit, sich aufeinan<strong>de</strong>r und auf Gott einzulassen.Worauf stützt sich das unbedingte Ja?- Durch <strong>de</strong>n gemeinsamen Bezug auf Gott, welcher diese Freiheit <strong>de</strong>sJa ermöglicht (Liebt einan<strong>de</strong>r, wie auch ich euch geliebt habe).- Das Gesprochene Ja eines Menschen zum an<strong>de</strong>ren nimmt dieser<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren wie er ist, mit seinen Grenzen, an.Welche Be<strong>de</strong>utung hat das Sterben für das Einssein <strong>de</strong>r Ehe?- Das Sterben hat nur einen Einfluss auf das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r irdischenEhe. Die Ehe hofft auf ihr Vollkommenwer<strong>de</strong>n im Reich Gottes.Die Spiritualität ergibt sich aus einer aus <strong>de</strong>m Glauben getragenenGestaltung <strong>de</strong>s Ehelebens. Es ist hier keine aufgesetzte Frömmigkeitgefragt, son<strong>de</strong>rn vielmehr die Bewährung <strong>de</strong>r Ehe aus <strong>de</strong>m Alltagheraus mit gleichzeitiger Orientierung an <strong>de</strong>n rückhalten<strong>de</strong>n Gott.Auch ist hier die Dimension <strong>de</strong>r Leiblichkeit maßgebend.Die Ehe als Abbildcharakter auf Gott:- Die Liebe <strong>de</strong>r Ehe fließt auf einen an<strong>de</strong>ren über, zum Kind. (EineEhe ohne Kind lei<strong>de</strong>t. Zahl <strong>de</strong>r ungewollt Kin<strong>de</strong>rlosen steigt immerweiter an).- Eine gläubig geschlossene Ehe soll auf Offenheit ausgerichtet sein.21mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>In Ehe und Familie ergibt sich eine pastorale Chance, da bereits hierKirche beginnt. Daher kommen <strong>de</strong>r Aufgabe hinsichtlich <strong>de</strong>r Ehe undFamilie hohe Prioritäten zu. Am Umgang mit <strong>de</strong>m „nicht Gelungenen“und „Nicht I<strong>de</strong>alen“ muss sich zeigen, wie hoch das I<strong>de</strong>al ist: Was dieEhe als I<strong>de</strong>al sichtbar machen kann.4.4 Diskretion als Gestaltungselement christlicher Ehe:- Personale Hingabe erfor<strong>de</strong>rt Achtung vor <strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren.- Zeigt sich eine Auflösung <strong>de</strong>r einzelnen Ehepartner, dann ist dieeheliche Gemeinschaft in Frage gestellt, weil sich <strong>de</strong>r einzelne darinbedroht fühlt (so genanntes blin<strong>de</strong>s verstehen ist symptomatischfür Auflösungsten<strong>de</strong>nzen).- Gemeinsamkeit setzt immer das Eigensein <strong>de</strong>r Personen voraus.Das Ja-Sagen zum Partner impliziert ein Ihn-so-sein-Lassen <strong>de</strong>san<strong>de</strong>ren und ermöglicht die je größere Freiheit innerhalb <strong>de</strong>rBindung. Ausschließen<strong>de</strong> Selbstverwirklichung wirkt immerzerstörend.- Für das geschlechtliche Zusammenleben in <strong>de</strong>r Ehe be<strong>de</strong>utet dies:Je tiefer sich die Eheleute in ihrer Verschie<strong>de</strong>nheit aneinan<strong>de</strong>rbin<strong>de</strong>n, umso tiefer vollzieht sich ihre personale Hingabe! Lässtman <strong>de</strong>n Partner an<strong>de</strong>rs sein, so zeugt das von einer Haltung <strong>de</strong>rScham.22mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>4.5 Verantwortung für Ehe und das Ethos <strong>de</strong>r Ehelosigkeit:23mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>4.6 Christliche Ehe eis zukunftsweisen<strong>de</strong> und Lebensför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Grundoption24mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Spezielle <strong>Moraltheologie</strong> II§2 Gestaltung menschlicher Geschlechtlichkeit in sittlicher Normierung:2.1 Geschlechtlichkeit und das Problem sittlicher Normativität:2.1.1 Normen als verbindliche Ausrichtung sexuellen Verhaltens:Sexualität und sexuelles Verhalten gehören einerseits in <strong>de</strong>n Bereich<strong>de</strong>s Individuellen, ist aber auch Normativ.Es gibt wertorientierte Maßstäbe, die sexuelles Han<strong>de</strong>ln verbindlichausrichten.2.1.2 Be<strong>de</strong>utung und Deutung sexuellen Verhaltens:- Es existieren auch vom Sexualverhalten Zustandsbeschreibungen.- Lei<strong>de</strong>r wird <strong>de</strong>r Ist-Zustand oft als Normal-Zustand bezeichnet.Statistiken geben Durchschnittsangaben als normal an. Dies istjedoch von sittlichen Normierungen zu unterschei<strong>de</strong>n.Die sittliche Normierung muss jedoch auch die Realität kennen undauf diese bezogen sein.-> Nicht alles, was von <strong>de</strong>n meisten getan wird, ist sittlich gut (normal)z.B. Steuerhinterziehung ist nicht sittlich gut, auch nicht weil es fastje<strong>de</strong>r tut.Seit <strong>de</strong>n 60er Jahren zeigt sich eine Verän<strong>de</strong>rung im Umgang mit <strong>de</strong>mThema „Sexualität“. Die Menschen gehen in einer neuen Weise mitdiesem Thema um. -> Ein intimes Thema wird öffentlich gemacht.Jedoch han<strong>de</strong>lt es sich hierbei nur um eine „Quasi-Enttabuisierung“.Sexualität ist und bleibt etwas Intimes <strong>–</strong> Dieses kann nie komplettEnttabuisiert wer<strong>de</strong>n.Durch die Enttabuisierung ist eine gesteigerte Zurückhaltungsverantwortungvon <strong>de</strong>n Menschen gefor<strong>de</strong>rt:- Im Umgang mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren.- Gesteigerte Gefahr von Übergriffen.- Erhöhte Distanzierungsverantwortung.- Heute wird Sexualität stärker an eine Beziehung gekuppelt als nochvor einer Generation.- Entblößung erschwert Beziehung. (Frauen tragen wie<strong>de</strong>r mehrBekleidung, sind in dieserEntwicklung führend.)Aktuell zeigt sich eine Gegenläufigkeit von Entprivatisierung undIndividualisierung / Privatsphäre.2.1.3 Normenkritik und Nonnenverlust im sexuellen Bereich:- Enttabuisierung ist Normenkritik. Der Mensch soll freier sein.- Frage nach <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>r Enttabuisierung: Wer stellt For<strong>de</strong>rungenauf (z.B. Inzest, Kin<strong>de</strong>rmissbrauch, …).25mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>- Normenkritik bringt nicht nur Freiheit mit sich, son<strong>de</strong>rn en<strong>de</strong>t oft ineiner neuen Norm. Z.B. Die Lebenslange Treue als Norm wird nichtakzeptiert. Das kann an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>n Zwang mitsich bringen, mehrmals eine Partnerschaft eingehenzu müssen. 2.1.4 Sexualität im Kontext <strong>de</strong>r Normen <strong>de</strong>s Marktes:In <strong>de</strong>r aktuellen Zeit ist die Sexualität zum Konsumgut gewor<strong>de</strong>n (DieNachfrage regelt das Angebot). -> Dies hat seine Auswirkungen auf <strong>de</strong>nUmgang mit <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Geschlecht.Auch wird die Person von ihrem Aussehen, ihrer Leistungsfähigkeit, …abstrahiert:- „Umgang mit Altlasten“.- Schönheitsoperationen. Optik um je<strong>de</strong>n Preis.- Marktgesetze bestimmen das eigene Leben.- Wo ist die „HUMANE SEXUALITÄT“ geblieben?- Wert <strong>de</strong>r intimen Begegnungen? -> Diese Frage wird wie<strong>de</strong>raktuell.2.1.5 Normierungsten<strong>de</strong>nz aktueller „Normenlosigkeit“:Die „neuen Normen“ <strong>de</strong>r Sexualität stammen oft nicht aus <strong>de</strong>rForschung o<strong>de</strong>r Wissenschaft, nicht aus ethischen Überlegungen.->Es entsteht eine neue Leistungsethik:- Sexualisierung <strong>de</strong>r Gesellschaft.- Sexualität bekam eine Leistungsfunktion. Daher fühlen sichviele Menschen überfor<strong>de</strong>rt.2.1.6 Kritische Klärung tragfähiger sexualethischer Normativität:Es bedarf eine neue kritische Sichtung <strong>de</strong>r aktuellen Sexualnorm.- Kritik an <strong>de</strong>r Enttabuisierung.2.2 Krise und Neuorientierung sexualethischer Normierung:2.2.1 Normativität im Kontext Sexualwissenschaftlicher UntersuchungenDer aktuelle Ist-Zustand <strong>de</strong>r gelebten Sexualität weicht von <strong>de</strong>mreligiösen Soll-Zustand ab. Differenz <strong>de</strong>r Realität zur Glaubensnorm.Sexualität wird sowohl innerhalb als auch außerhalb von Ehepraktiziert. (Vgl. Hi<strong>de</strong>-Report <strong>de</strong>r 70er und 80er Jahre).Das Magazin „Playboy“ entstand aus <strong>de</strong>n sexualethischen For<strong>de</strong>rungen<strong>de</strong>r Enttabuisierung.Versuchsweise Durchführungen von Sex dienten zur Dokumentationund Statistikerhebung. (Paarweise und Losverfahren).26mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Diese Untersuchungen haben Normen beschrieben, keine neuenNormen erstellt.-> Jedoch: Der Zweck heiligt nicht alle Mittel.-> Verhaltensbeschreibungen wirken sich auch auf die Normenbildung<strong>de</strong>r Gesellschaft aus.2.2.2 Christliche Sexualmoral angesichts gesellschaftlicher Umbrüche:Normen und Vorstellungen sind ins Wanken gera<strong>de</strong>n. Es existierenDesorientierungen im bereich von Tragfähigen Leitlinien.2.2.3 Christliche Sexualnormen und die Erfahrung von Geschichtlichkeit:Frage nach <strong>de</strong>r Möglichkeit, eine ewige Wahrheit in eine sich immerverän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Welt zu verkün<strong>de</strong>n.2.3 Sexualethische Normierung menschlicher Gestaltungsverantwortung:2.3.1 Moraltheologischer Beitrag zu sexualethischer Normerkenntnis:Die Kirche gibt sittliche Normen als Angebot vor. Über dieEntscheidung ist <strong>de</strong>r einzelne persönlich zuständig und auchverantwortlich.2.3.2 Das Zueinan<strong>de</strong>r von Normen und sittlichen Prinzipien in <strong>de</strong>rSexualethik:Norm = Inhaltlich konkretisierte Sollensfor<strong>de</strong>rung, die sittlichesHan<strong>de</strong>ln verbindlich regelt.Prinzipien = Rahmenbedingungen <strong>de</strong>r Normen. Normen konkretisieren die Prinzipien, z.B. Gleichbehandlung.2.3.3 Sexualethische Gestaltungsverantwortung im Sinne <strong>de</strong>s menschlichGültigen:- Normen müssen vernunftgerecht sein.- Wahrheitsfrage: Was ist richtig/gut?- Sittlichkeit muss verantwortet wer<strong>de</strong>n.- Welche unbeliebigen Vorgaben sind zu respektieren?- For<strong>de</strong>rungen im Sinne <strong>de</strong>r Menschenwür<strong>de</strong> sollen für alleMenschen gelten Aufgabe: Frage nach <strong>de</strong>r sittlichen Wahrheit!27mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>5 M113<strong>2006</strong>G§ 3: Prinzipien und Normen christlich gestaltetet Geschlechtlichkeit:3.1 Sexualität als Gegenstand von <strong>Moraltheologie</strong> und -verkündigung3.1.1 Sicht und Bewertung <strong>de</strong>r Sexualität in <strong>de</strong>r Theologiegeschichte:Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes. Die Leiblichkeit gehört zu seinerGrundgestalt dazu.Sittsamkeit = Vermeidung <strong>de</strong>ssen, was an<strong>de</strong>re sinnlich erregt.Das frühe Christentum entwickelte seine Aussagen über Leiblichkeitund Sexualität im Umfeld <strong>de</strong>r damaligen Denkströme, die vom Denken<strong>de</strong>r Stoa beeinflusst war.- Theorie <strong>de</strong>r Paradiesehe 1 : Keine lei<strong>de</strong>nschaftliche Ehe.3.1.2 Das komplexe Verhältnis von Sün<strong>de</strong> und Sexualität:4. / 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt: Patristik: XXXXXX ?????6. <strong>–</strong> 8. Jahrhun<strong>de</strong>rt: In <strong>de</strong>r Frühscholastik wur<strong>de</strong> Sexualität alssündhaft empfun<strong>de</strong>n. Sexuelle Lust sei nur als Nebenerscheinunghinzunehmen.Im Hochmittelalter:Thomas von Aquin: Wenn eine Handlung gutist, dann sind es ebenso die Begleiterscheinungen.In <strong>de</strong>r Geschichte wur<strong>de</strong> die Sexualität zu sehr mit Sündhaftigkeitverbun<strong>de</strong>n.12. Jahrhun<strong>de</strong>rt: Petrus Kanter: Wo größere Lust, da größere Sün<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Kirche wur<strong>de</strong> zu sehr die Sexualität als Sün<strong>de</strong>bezeichnet. An<strong>de</strong>re Sün<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n wesentlich weniger beachtet.Die Keuschheit wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Verzicht auf Sexualität gleichgesetzt.Hier war die <strong>Moraltheologie</strong> zu einseitig gewor<strong>de</strong>n. -> Darin liegt auchein Grund für die Ablehnung kirchlicher Normen zur Sexualität.Weitere Zitate aus <strong>de</strong>r Geschichte:- Alban Stolz: „Keuschheit als Perle aller Tugen<strong>de</strong>n <strong>–</strong> Unkeuschheit alsgrößtes alles Laster“.1 Der Zweck <strong>de</strong>r Paradiesehe war einzig und allein die Erzeugung von Nachkommen. Der notwendigeGeschlechtsakt geschah dabei angeblich ohne Lustgefühl.28mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>3.1.3 Grundlegen<strong>de</strong> Prinzipien und Normen christlicher Sexualmoral:Leitlinien:I. - Sexualität nur innerhalb <strong>de</strong>r Ehe. Sexualität außerhalb <strong>de</strong>r Ehe ist sündhaft.II.III.- Geschlechtsverkehr innerhalb <strong>de</strong>r Ehe muss für die Zeugung von Nachkommenschaftoffen sein. Je<strong>de</strong>r prinzipielle Ausschluss von Zeugungist sündhaft.- Die Geschlechtsgemeinschaft <strong>de</strong>r Ehe ist unauflöslich. -> Keine weiterensexuellen Kontakte.3.1.4 Elemente verän<strong>de</strong>rter Bewertung in Sexualethik undMoralverkündigung:Es bedarf einer Klärung <strong>de</strong>r persönlichen Gestaltungsverantwortung.Der Rigorismus <strong>de</strong>r <strong>Moraltheologie</strong> soll/muss überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.Keuschheit bezieht sich auch auf sexuelles Han<strong>de</strong>ln. Es muss dieGestaltungsverantwortung <strong>de</strong>r Einzelnen besprochen wer<strong>de</strong>n:- Was ist verantwortbar?- Was ist nicht mehr verantwortbar?3.1.4.1 Die Klarung <strong>de</strong>r Gestaltungsverantwortung3.1.4.2 Die Betonung <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Geschlechtsaktes:Der Geschlechtsakt hat eine sittliche Wür<strong>de</strong>! (Positive Sicht <strong>de</strong>rSexualität).Umorientierung: Die Liebe <strong>de</strong>r Ehepartner ist neben <strong>de</strong>m Zweck <strong>de</strong>rNachkommenschaft gleichrangig. Daher bedarf es eineUmformulierung: Nicht: Der Geschlechtsakt ist alleinZeugungsorientiert, son<strong>de</strong>rn: Der Geschlechtsakt in einer Ehe istprinzipiell Zeugungsorientiert!3.1.4.3 Die Differenzierung sexualethischer ArgumentationUnkeuschheit:Das ethische Problem liegt in <strong>de</strong>r eventuellenAusnutzung eines an<strong>de</strong>ren Menschen. Hier liegtdie Sicht auf <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren/die an<strong>de</strong>re.Sexualität: Es han<strong>de</strong>lt sich hierher nicht mehr um das wichtigsteThema, dieses wird nicht mehr überbetont. Es darf aberauch nicht unter <strong>de</strong>n Tisch gekehrt wer<strong>de</strong>n.Unangemessenheiten müssen herausgenommen wer<strong>de</strong>n.Die Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kirche über Sexualität muss offen undverständlich sein.Josef-Maria Reuß: Es bedarf einen wachsamen Umgang mit <strong>de</strong>rSexualität, ebenso eine gewissenhafte Gestaltung.29mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>3.2 Menschliche Geschlechtlichkeit als Thema <strong>de</strong>r Heiligen Schrift3.2.1 Sachgerechter Zugang zu <strong>de</strong>n Aussagen <strong>de</strong>r HI. Schrift:- Die Heilige Schrift ist kein moraltheologisches Handbuch. Daherkeine expliziten Aussagen. Ebenso muss immer auch <strong>de</strong>r Zeitfaktorberücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Die Schrift kann nicht 1:1 übernommen wer<strong>de</strong>n, sie liefert keineHandlungsanweisungen. Jedoch ist auch nicht alles erlaubt, was nicht in <strong>de</strong>r Schrift steht.3.2.2 Gestaltung <strong>de</strong>r Geschlechtlichkeit als Thema im Alten Testament:3.2.2.1 Beurteilung <strong>de</strong>r Geschlechtlichkeit als menschlicher Gegebenheit:Sexualität ist eine menschliche Gegebenheit / Realität. Siegehört zum Menschen dazu. Die Sexualität darf nicht abgelehnt o<strong>de</strong>r abgewertet wer<strong>de</strong>n. Sexualität wird positiv beurteilt, sie gehört zum Normalzustand. Gen 12, 1Sam 16 beschreiben die Liebe zwischen Mann und Frau,sowie die Schönheit. Im Bezug auf <strong>de</strong>n Kult wird Sexualität mit Unreinheit in Verbindunggebracht. (Geschlechtsverkehr, Ovulation, Perio<strong>de</strong>, …).>>> Kultische Handlungen und Sexualität wer<strong>de</strong>n miteinan<strong>de</strong>r inVerbindung gebracht. Die Bibel reagierte damit auf äußere Einflüsse.Die Theologische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Geschlechtlichkeit: Gottgewollt. Hoher Wert. Gleichheit von Mann und Frau. Gestaltungsaufgabe für <strong>de</strong>n Menschen. Nach <strong>de</strong>m Sün<strong>de</strong>nfall wird Sexualität als problematisch angesehen.Im Bezug auf Sexualität vertreten Propheten eine liberale Stellung (Jer2,2; Ez 18,7). Das Fruchtbarkeitslied wird abgelehnt.Hohelied:- Wertschätzen<strong>de</strong> Darstellung von Liebe und Sexualität.- Beschreibung <strong>de</strong>r Sinnenhaften Schönheit <strong>de</strong>s Menschen3.2.2.2 Sichtweise von menschlicher Sexualität und Ehe:- Es gibt keine strikte Bindung <strong>de</strong>r Sexualität an die Ehe.- Polygame Formen <strong>de</strong>r Ehe.- Geschlechtsverkehr mit an<strong>de</strong>ren Frauen ist verboten. Dieser galt alsEingriff in das Eigentum <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Mannes.- Geschlechtsverkehr mit ledigen Frauen war in Ordnung.30mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>- Für Frauen war je<strong>de</strong>r sexuelle Kontakt außerhalb <strong>de</strong>r Ehe verboten.- Bei Geschlechtverkehr mit einer Nicht-Verlobten musste <strong>de</strong>r Manndiese zur Frau nehmen3.2.2.3 Kritik bestimmter Gestaltungsformen und Bewertungen <strong>de</strong>rSexualität:Durch Kritik differenzierten sich die Ju<strong>de</strong>n von an<strong>de</strong>ren Stämmen. DieVergöttlichung <strong>de</strong>r Sexualität wird abgelehnt (Da Gefährdung <strong>de</strong>sBun<strong>de</strong>sglaubens). -> Ablehnung von kultischer Prostitution.Lev18 + 20: Verbot von Homosexualität, Inzesthandlungen undVerkehr mit Tieren.3.2.2.4 Ten<strong>de</strong>nzen negativer Sicht <strong>de</strong>r Sexualität:In an<strong>de</strong>ren Kulten wur<strong>de</strong> Sexualität als kultisch gesehen. (-> Abfallvon Gott). Die Ablehnung von Unzucht verstärkte sich. Die Ten<strong>de</strong>nz entwickelte sich zu einer negativeren Bewertung vonSexualität.3.3 Gestaltung <strong>de</strong>r Geschlechtlichkeit als Thema im Neuen Testament3.3.1 Anknüpfung an das Alte Testament:- Die Ehe mit Hei<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> zur Unzucht gezählt.- Unzucht und Mord galten als Hauptsün<strong>de</strong>n.- Die Ten<strong>de</strong>nz ging weiter in Richtung <strong>de</strong>r Einehe.- Meinung, dass Ehe die Unzucht verhin<strong>de</strong>rt.3.3.2 Geschlechtlichkeit als Thema in <strong>de</strong>n Evangelien:Die Sicht <strong>de</strong>r Sexualität <strong>de</strong>s Neuen Testaments ist beeinflusst von <strong>de</strong>r<strong>de</strong>s Alten Testaments.Die Sicht <strong>de</strong>r Ehe wird relativiert: -> Apostolischer Dienst.-> Zeichen <strong>de</strong>r Unvollkommenheit.Die Radikalität <strong>de</strong>r sittlichen For<strong>de</strong>rungen nimmt zu. Betonung <strong>de</strong>rEhelichen Treuepflicht und Scheidungsverbot. Verbot von Unzucht.Der Ehebruch wird abgelehnt (11-mal im NT). -> Jesus bezeichnet <strong>de</strong>nEhebruch als Sün<strong>de</strong>.3.3.4 Geschlechtlichkeil als Thema in <strong>de</strong>n paulinischen SchriftenPaulus interpretiert die Ehe in <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Glaubens. Er stellt Fragenan die sexuellen Verfehlungen. Im Bezug auf Sexualität rät er zurZurückhaltung, da er in <strong>de</strong>r Naherwartung lebt und darin einen Dienstfür <strong>de</strong>n Herrn sieht.Ablehnung von Homosexualität, Prostitution, Inzest und Ehebruch.Paulus macht keinen Aussagen über vorehelichen Verkehr undVerhütung.31mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>3.3.5 Geschlechtlichkeit als Thema in <strong>de</strong>n übrigen Schriften:Außerhalb <strong>de</strong>r genannten Schriften fin<strong>de</strong>n sich kaum Aussagen.3.4 Systematisierung <strong>de</strong>s Befun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r biblischen Aussagen:- Im Neuen Testament gibt es weniger Aussagen zur Sexualität, alsein Blick in die Kirchengeschichte vermuten lässt.- Es fand ein Prozess <strong>de</strong>r Vereinfachung auf das Wesentliche statt.- Sexualität ist ein Thema <strong>de</strong>r sittlichen Ordnung (Aussagen zur Eheund zur Gleichheit von Mann und Frau).- Im Bezug auf das Thema Sexualität zeigt sich eine Unbefangenheit.Es han<strong>de</strong>lt sich um nüchterne Beurteilungen.- Es geht um das Verhältnis von Glaube und Sexualität. DieAussagen verschärfen sich.- Paulus urteilt abgewogen und begrenzt.- Das NT spricht von Sexualität weniger im Bezug aufLebensweitergabe.- Die personale Struktur <strong>de</strong>r Sexualität setzt sich im NT immer mehrdurch.- Die Sexualität muss auch vor Gott verantwortet wer<strong>de</strong>n.III. Menschliche Geschlechtlichkeit als Thema <strong>de</strong>r neueren Morallehreund -verkündigung1. Kirchliche Stellungnahmen, Dokumente und Textea) Menschliche Sexualität" <strong>–</strong> Arbeitspapier <strong>de</strong>r Würzburger Syno<strong>de</strong>(1971-1975):Die Beschlüsse <strong>de</strong>r Würzburger Syno<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n zusammen mit <strong>de</strong>nBischöfen getroffen. Der Syno<strong>de</strong>ntext beruht auf biblischenGrundlagen, geht aber auch auf die Pastoral ein.Themen: - Sexualität- nichteheliche Sexualität- HomosexualitätFür die Sexualität bedarf es keinen Vorraum <strong>de</strong>r Ehe, <strong>de</strong>nn dies hatkeine Auswirkung auf die Dauerhaftigkeit <strong>de</strong>r Ehe. Jedoch gibt es eineStufenleiter <strong>de</strong>r Zärtlichkeiten.b) Hirtenbrief <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bischöfe aus <strong>de</strong>m Jahre 1973:Titel <strong>de</strong>s Briefes: „Zu einigen Fragen <strong>de</strong>r menschlichenGeschlechtlichkeit“. Der Text stellt die Gefahren <strong>de</strong>r Sexualität ohneRigorismus dar.- Masturbation ist keine selbstverständliche Handlung <strong>de</strong>rSexualität.- Grundprinzip: Die volle Sexualität ist in die Ehe eingebun<strong>de</strong>n.Der Text hat einen dialogisch offenen Zug.32mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>c) Erklärung <strong>de</strong>r Glaubenskongregation (1973):„Zu einen Fragen <strong>de</strong>r Sexualität“:- Es sei ein schwerer Sittenverfall im Bereich <strong>de</strong>r Sexualitätfestzustellen.- Die Kirche habe das Recht, menschliche Regeln authentisch zuinterpretieren.- Sexualität gehört in <strong>de</strong>n Rahmen <strong>de</strong>r Ehe.- Stellungnahme zu vorehelichem Geschlechtsverkehr: Dieser seisittlich nicht erlaubt.- Masturbation verstoße gegen die sittliche Ordnung. Die Einwän<strong>de</strong><strong>de</strong>r Wissenschaft wer<strong>de</strong>n komplett abgelehnt. Masturbation wird alseine in sich schlechte Handlung und somit als Sün<strong>de</strong> bezeichnet. DaMasturbation die Zeugung neuen Lebens ausschließt schließt siesomit eine Wesenseigenschaft <strong>de</strong>r Sexualität aus. Somit nicht sittlich.d) Erklärung <strong>de</strong>r Kongregation für das Bildungswesen 1983:Es bedarf eine notwendige Einbindung <strong>de</strong>r Sexualität in dasBildungswesen.Geschlechtlichkeit braucht Erziehung. Dabei müssen verschie<strong>de</strong>neEntwicklungsstadien berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Es bedarf eineverantwortliche Erziehung.Zum Thema „voreheliche Beziehung“:Intimbeziehungen seien nur in <strong>de</strong>r Ehe angebracht. Bei solchenaußerhalb dieser han<strong>de</strong>lt es sich um sittliche Unordnung.Bei praktizierter Masturbation han<strong>de</strong>lt es sich um schwere sittlicheVerfehlungen. Die Ursachen sind anzuschauen, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Hintergrundhat tiefe Wurzeln. Jedoch ist Vorsicht bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>rsubjektiven Verantwortung.e) Brief <strong>de</strong>r Jugendkommission <strong>de</strong>r Deutschen Bischofskonferenz (1OGG):Die Kirche weiß um die Schwierigkeiten <strong>de</strong>r Sexualpastoral, ohneSpannungen aufheben zu können.Die Sexualität gehört zu <strong>de</strong>n Grundvollzügen <strong>de</strong>s Lebens. Der Glaubekann hierbei Orientierung geben. Jedoch kann die Sexualität auch zurTrennung von Leben und Glauben führen.Partnerverbindungen wer<strong>de</strong>n mit personal orientierten Wertevorstellungenzusammengebracht.Die Liebe an sich wird hoch geschätzt, jedoch wird diese oft auchi<strong>de</strong>alisiert. Überi<strong>de</strong>alisierung führt zu Schwierigkeiten im Umgang mitaufkommen<strong>de</strong>n Problemen.Bleiben<strong>de</strong> Stellung zur vorehelichen Enthaltsamkeit.33mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Die Kommission weiß um <strong>de</strong>n Graben zwischen kirchlichen Normenund <strong>de</strong>r Realität. Ebenso um <strong>de</strong>n Vertrauensverlust <strong>de</strong>r Menschengegenüber <strong>de</strong>r Kirche.Es bedarf einen Raum, in <strong>de</strong>n das Thema Sexualität besprochenwer<strong>de</strong>n kann.Gemeinsamkeiten:Kirche und Jugendliche lehnen eine Vermarktung <strong>de</strong>r Sexualität ab.Dies ist eine gemeinsame Basis, auf welche man aufbauen kann.Es bedarf einen Selbstkritischen Umgang <strong>de</strong>r Kirche mit ihrengeschichtlichen Aussagen zum Thema Sexualität.> Positive Wertschätzung <strong>de</strong>r Sexualität.> Positive Sicht <strong>de</strong>r Ehe.> Die Kirche will sich als einen Partner im Prozess <strong>de</strong>r Reifung <strong>de</strong>rJugendlichen sehen.> Die Kirche hat die Aufgabe, behutsamer Helfer zu sein,kein Verurteiler.Menschenwür<strong>de</strong>: Die Sexualität steht unter <strong>de</strong>n Maßstäben <strong>de</strong>rMenschlichkeit und <strong>de</strong>r Liebe!f) Erklärung <strong>de</strong>r Glaubenskongregation 2003:Thema: Homosexuelle BeziehungenDer Grund für dieses Schreiben war die rechtliche Anerkennunghomosexueller Partnerschaften.Der Text beruht auf <strong>de</strong>n biblischen Schöpfungsbericht, <strong>de</strong>r kirchlichenLehre und <strong>de</strong>r Naturwissenschaften. (Die menschliche Natur istallgemein erkennbar).Aussage, dass die Ehe keine beliebige Gemeinschaft ist. Sie ist nurheterosexuell akzeptabel und auf gegenseitige Vervollkommnung vonMann und Frau ausgerichtet. Christus hat die Ehe zum Sakramenterhoben. Die christliche Lehre kräftigt und bestärkt <strong>de</strong>n Ehebundzwischen Mann und Frau.Die Kirche lehnt die Gleichstellung homosexueller Partnerschaftengegenüber <strong>de</strong>r Ehe ab!2. Geschlechtlichkeit als Thema im Katechismus <strong>de</strong>r katholischenKirche:Der Mensch ist als Mann und Frau geschaffen.Anthropologische Wirklichkeit <strong>de</strong>r Geschlechtlichkeit.Mann und Frau sind gleichberechtigt und füreinan<strong>de</strong>r geschaffen.34mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Der Mensch muss seine Geschlechtlichkeit annehmen.Aussagen zur Homosexualität und Masturbation (Vgl. oben).3. Geschlechtlichkeit als Thema Im KatholischenErwachsenenkatechismus:Die Geschlechtlichkeit ist in die Ehe eingebun<strong>de</strong>n.Es waren auch innerkirchliche Positionen problematisch. Beichtpraxisund zu strenge Ehemoral.Es ist eine Gestaltung <strong>de</strong>r Sexualität gefor<strong>de</strong>rt. Dabei gilt einealtersspezifische Verantwortung.Für die Abwertung <strong>de</strong>r Sexualität gibt es keinen Raum.Es ist Aufgabe <strong>de</strong>r Menschheit, eine Kultur <strong>de</strong>r Geschlechtlichkeit zuentwickeln, die <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen entspricht.4. Biblische Grundlagen, theologische Reflexion und verantworteteSexualmoral:4.1 Der Kern <strong>de</strong>r sexualethischen Aussagen in <strong>de</strong>r Offenbarung:- Die Begegnung von Mann und Frau hat einen Gottesbezug.- Die Sexualität ist von Gott gewollt, aber nicht göttlich.- Sexualität ist eingebun<strong>de</strong>n in das Spannungsfeld von Gelingen undNicht-Gelingen.- Die Biblischen Aussagen wollen <strong>de</strong>m Gelingen <strong>de</strong>r Partnerschaftbeitragen -> Segen <strong>de</strong>r Nachkommenschaft.4.2 Biblische Aussagen und Normierung christlicher Sexualmoral:Die Menschen sind von Gott angerufen. Im Glauben nehmenMenschen diesen Ruf Gottes an. Es bedarf dazu die Bereitschaft, sichin dieses Vertrauen hineinzubegeben. … Berufungserfahrung.Die Heilige Schrift zeigt zeitbezogene Normen. Diese müssen in <strong>de</strong>rTheologie entfalten und inkulturiert wer<strong>de</strong>n. Der Prozess <strong>de</strong>r Normenfindungist jedoch nicht einfach.Es bedarf eine positive Wertschätzung <strong>de</strong>r Sexualität und eineverantwortete Sexualität. -> Sexualität betrifft immer auch <strong>de</strong>nan<strong>de</strong>ren Menschen!Sexualität … kann Leben schaffen <strong>–</strong> aber auch zerstören.… verlangt Wachsamkeit, ist mit Verantwortung wahrzunehmenund zu gestalten. Gewissenhafte Lebensgestaltung!4.3 Geschlechtliche Gestaltungsverantwortung als Thema kirchlicherVerkündigung:s. u. 4.235mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>4.4 Christliche Sexualethik im Kontext von Anthropologie undSpiritualität:Christlicher Glaube und Anthropologie sind Wirklichkeitsgemäß. Vondort aus geht es darum, einen Zugang zur Sexualität zu fin<strong>de</strong>n.Der Mensch: - Geschöpf- Endlich- Gemeinschaftsvollzug- Zielbestimmung- Gottbezogenheit- Heilsorientierung- Welt- und GestaltungsverantwortungSpiritualität = Aus <strong>de</strong>m Geist <strong>de</strong>s Glaubens das Leben begreifen undgestalten.5. Erneuerung <strong>de</strong>r Sexualethik aus tragfähigen Normen:Zur Neuorientierung und Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Normen ist ein fundierterGlaube notwendig.Die Geschlechtlichkeit gehört als personaler Vollzug zum Menschen.sowohl individuell als auch sozial, hinzu.Sexualität = Personale Beziehungsdimension, welche auf Ergänzungund Reproduktion durch das an<strong>de</strong>re Geschlecht zielt. Diese sind dieMängel bei <strong>de</strong>r Masturbation.Die sexuelle Aktivität hat grundsätzlich eine innere Beziehung zurLebensweitergabe. Je<strong>de</strong>r Geschlechtsakt muss offen sein für dieMöglichkeit <strong>de</strong>r Zeugung von Nachkommen. Die Kirchliche Ehe als ganzes muss offen sein fürNachkommenschaft. Sexualität = Verantwortliches Gestaltungsgescheheninnerhalb <strong>de</strong>r Ehe.36mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>SM11410060§ 4: Christliche Sexualethik und nicht-eheliche sexuelle AktivitätenKonkrete Sexualmoral und sexualethische Prinzipien1. Theologisch-ethische Prinzipien als Bezugspunkt konkreterSexualmoral:Sittliche Normen wer<strong>de</strong>n mit Hilfe <strong>de</strong>r Vernunft ent<strong>de</strong>ckt. Je<strong>de</strong> Normmuss vernünftig begründbar sein. Normen verpflichten soweit, wie sievernünftig sind.Beispiel Tötungsverbot:einerseits han<strong>de</strong>lt es sich hier um eine klareund akzeptable Norm. Jedoch gibt es hierauch unklare Fälle, z.B. Tyrannenmord, Krieg,Selbstverteidigung, Euthanasie, Abtreibung.Moraltheologische Grun<strong>de</strong>insichten bzgl. <strong>de</strong>s Umgangs mit Sexualitätbeziehen sich auf konkrete Möglichkeiten. Sexualität im menschlichen Sinn ist eine Ganzheitliche Zuwendung.und auf ihre Fruchtbarkeit ausgerichtet.Sexualität = Liebe und Offenheit für Zeugung. Der Zusammenhang von Liebe und Zeugung begrün<strong>de</strong>t die auf Dauerangelegte Ehe. Die Geschlechtlichkeit ist auf die Ehe hingeordnet. ! " " # $ # %& Treue und Sexualität gehören zusammen und tragen auchVerantwortung für Familie und Nachkommenschaft.2. Sittliches Sollen und komplexe HandlungswirklichkeitDie <strong>Moraltheologie</strong> sagt Allgemeinverbindlichkeiten aus. Sie zielt aufdas sittlich Gesollte.- Formulierung i<strong>de</strong>aler Normen guten Verhaltens.- Die Handlungen konkret sind davon immer differenziert.3. Christliche Anthropologie und Beurteilung nicht-ehelicher sexuellerAktivitäten:Die Sexualethik beruht auf einem ausgesprochenem Menschen- undWeltbild: Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen mit Schöpfungsauftrag.Diese anthropologische Grundlage beeinflusst Folgeschritte.37mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Menschenbild:Der Mensch ist ein Geschöpf, er ist als Mann und Frau geschaffen. Erist eine sittlich verantwortliche Person, mit Gewissen, Freiheit undWille ausgestattet. Er ist sowohl zum Guten als auch zum Bösen fähig.Er ist zur Mitgestaltung <strong>de</strong>r Welt aufgerufen/Lebensweitergabe. DieKin<strong>de</strong>r müssen in das Familiengebil<strong>de</strong> eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.II. Masturbation und christliche sexualethische Prinzipien undNormen1. Komplexität <strong>de</strong>s Handlungszusammenhangs von Masturbation:Masturbation = - durch die Hand (manu) / - Verwirrung anrichten.Pollution = Selbstbefleckung, -schwächung, -schädigung.OnanieIpsation = Allerselbstiges Han<strong>de</strong>ln (Liebe an und für sich).Autoerotismus = Auf sich selbst bezogen.Der Ausdruck „Selbstbefriedigung“ wird <strong>de</strong>m Thema nicht gerecht.Masturbation geschieht aus verschie<strong>de</strong>nen Motivationen:- Vorübergehen<strong>de</strong>, im Jugendalter.- Temporär o<strong>de</strong>r Dauerzustand im Erwachsenenalter.Unein<strong>de</strong>utige Ursachen: Pubertätsbedingt, Kompensation für negativesVerhalten, Frustration (auch Zirkelkreis),Sexuelle Motivation mit einem bestimmtenObjekt, Vereinzelung, Menschliche Überfor<strong>de</strong>rung,Abwesenheit <strong>de</strong>s Partners.Masturbation geschieht sowohl außerhalb als auchinnerhalb <strong>de</strong>r Ehe.Sittliche Beurteilung <strong>de</strong>r Masturbation:- <strong>de</strong>r Vorgang erscheint äußerlich immer gleich.- Masturbation fällt in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Ethik, wenn es hierbei auch dasSelbstwertgefühl betrifft. In diesem Fall ist auch eine Psychotherapie zuerwähnen.2. Moraltheologische Beurteilung <strong>de</strong>r MasturbationIn Levitikus 15,16 fin<strong>de</strong>t sich die Einzige Erwähnung von Samen,ansonsten keine Erwähnung eines Masturbationsverbots.a) Geschichtliche Entfaltung <strong>de</strong>r christlich-ethischen Beurteilung:- Es liebt kein biblischer Befund vor.- In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s 1. <strong>–</strong> 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt war Masturbation kein Thema.- 6. <strong>–</strong> 7. Jahrhun<strong>de</strong>rt (Zeit <strong>de</strong>r Bußbücher): Erst hier fin<strong>de</strong>t sich eineethische Ablehnung <strong>de</strong>r bewussten Masturbation. Ebenso wird eineunbewusste Pollution abgelehnt.38mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>- Th. v. Aquin: Ein nächtlicher Samenerguss ist nur dann sündhaft,wenn er durch eigenes Tun mitbeeinflusst wur<strong>de</strong>. Die Masturbationwird als in sich schlecht abgelehnt. Diese Sicht hatte ihre Wirkungin <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Kirche.- In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Aufklärung wird vor Masturbation gewarnt, da mansich auf das Naturverhalten zurückbesinnte.- In Deutschland nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg: Masturbation wur<strong>de</strong> alssündhaftes Verhalten angesehen.- Papst Pius XII. (1951) spricht von einer irrigen Annahme <strong>de</strong>r pubertärenMasturbation.Masturbation: Die kirchliche Position spricht hierbei von einem schweren Verstoßgegen die sittliche Ordnung, da <strong>de</strong>r At nicht auf Liebe und Zeugungausgerichtet ist. Es ist unverzichtbar, nach <strong>de</strong>n Hintergrün<strong>de</strong>n und Motivationen fürdie Masturbation zu fragen.b) Lehramtliche Aussagen Im Weltkatechismus:KKK2352:Masturbation ist Sün<strong>de</strong>, da <strong>de</strong>r Mensch von dieser frei Gebrauchmachen kann. Frei gewollter Gebrauch <strong>de</strong>s Geschlechtstriebesaußerhalb <strong>de</strong>r Ehe geht an <strong>de</strong>r eigenen Geschlechtsbestimmung (Liebeund Zeugung) vorbei.c) Aussagen im <strong>de</strong>utschen Erwachsenen-Katechismus3. Wahrnehmung komplexer Handlungszusammenhdnge in Lehraussagenund TheologieIII.Vor- sowie außereheliches sexuelles Tun und christlicheSexualethik:1. Komplexität und Unterscheidung <strong>de</strong>r Sachverhalte und <strong>de</strong>r ethischenProbleme: Vor- und außereheliche Sexualität sind nicht i<strong>de</strong>ntisch / Sind zuunterschei<strong>de</strong>n!- Außereheliche Sexualität hat nichts mit <strong>de</strong>r Ehe zu tun (Dies giltauch bei nur ökonomischen Grün<strong>de</strong>n). Außereheliche Kontaktezielen auf keine Ehe hin.- Vorehelich: Die Partner befin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Vorbereitung/auf <strong>de</strong>nWeg zu einer Ehe. Erste zwischenmenschliche Beziehungen befin<strong>de</strong>nsich in Dynamik auf eine dauerhafte Beziehung, auch wenn diesnoch nicht konkret ist.39mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>2. Moraltheologische Beurteilung vor- und außerehelichen sexuellenTun´sa) Moraltheologische Klärungen und christliche Handlungsorientierung:Es bedarf einer sachgerechten Argumentierung. Dabei muss zwischenvor- und außerehelicher Sexualität unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. DieChristliche Anthropologie liefert Grundlagen für Leitlinien, die einProblembewusstsein schaffen.b) Beurteilungen innerhalb <strong>de</strong>r <strong>Moraltheologie</strong>:- Bei klaren außerehelichen Problemen, wie zum Beispiel Prostitutionhat die katholische Kirche eine klare und ein<strong>de</strong>utige Stellungnahme.- Gestufte Beurteilungen gibt es im Bezug auf voreheliche Sexualität_Verschie<strong>de</strong>nePositionen> Austausch von Zärtlichkeiten unter Verliebten.> Sittliche Unerlaubtheit von vorehelicher Sexualität.> Erlaubtheit, wenn voreheliche Sexualität zurHinführung auf die Ehe beiträgt. Die Ehebeginnt vor <strong>de</strong>r faktischen Eheschließung. Voreheliche Sexualität ist moralisch verantwortbar,wenn sie zur gemeinsamen Reifung auf die Ehe hinbeiträgt.c) Lehramtliche Aussagen im Weltkatechismus:Teil III <strong>–</strong> Leben in Christus.Artikel 6 <strong>–</strong> Das sechste Gebot.Die Sexualität gehört zum Menschen dazu. Der angemessene Raum,diese zu Leben, ist die Ehe zwischen Mann und Frau.Keusch = - Meint keine Prü<strong>de</strong>rie,- son<strong>de</strong>rn die geglückte Einglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Sexualität indas gesamte Leben.Keuschheit = Die Integrierte Form <strong>de</strong>s Umgangs mit <strong>de</strong>r Sexualität Es gibt sowohl die Keuschheit <strong>de</strong>r Verheiratetenals auch die <strong>de</strong>r Ehelosen.KKK 2353: Nicht integrierte Sexualität ist Sün<strong>de</strong>!KKK 2364: Außereheliche Sexualität ist unkeusch. Sie gehört in <strong>de</strong>nRahmen <strong>de</strong>r Ehe.KKK 2381: Der Ehebruch stört nicht nur die Institution <strong>de</strong>r Ehe,son<strong>de</strong>rn auch das Recht <strong>de</strong>s Partners. Der Mensch hat auch verantwortlich mit seinem Scheiternumzugehen.40mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>KKK 2387/2390:- Sexuelle Gemeinschaft, welche die Ehe ablehnt, ist Sün<strong>de</strong>.- Der Geschlechtsakt hat seinen legitimierten Raum innerhalb <strong>de</strong>rEhe. Die Aussage „Ich liebe nicht“ hat ihre feste Be<strong>de</strong>utung, dieRaum und Zeit übersteigt. Sie muss hinterfragbar sein.- Voreheliche Beziehungen sind nicht automatisch schwereVerfehlungen Wachsen<strong>de</strong> Formen <strong>de</strong>r Zärtlichkeit.Voreheliche Dimensionen:- Frage nach <strong>de</strong>m Versuchsrecht <strong>de</strong>r Partnerschaft? Verfrühtesexuelle Kontakte haben jedoch keinen Einfluss auf Treue, Liebe, …- Man kann nicht nur auf Probe lieben.2352: Affektive und unreife Zustän<strong>de</strong>, Angstzustän<strong>de</strong> sollenberücksichtigt wer<strong>de</strong>n, da hierdurch die eigene Schuldmodifiziert wird. Frage nach <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>sEinzelnen, Frage nach <strong>de</strong>r persönlichen Schuld.d) Aussagen im <strong>de</strong>utschen Erwachsenenkatechismus:378 <strong>–</strong> 389:Sexuelle Spannungen spielen in menschlichen Begegnungen immereine Rolle. Hierbei kann es auch zum Geschlechtsverkehr kommen.Die Kirche sieht <strong>de</strong>n rechten Raum für <strong>de</strong>n Geschlechtsverkehr in <strong>de</strong>rEhe!Geschlechtsverkehr vor <strong>de</strong>r Ehe wird als Vortäuschung falscherTatsachen angesehen (Das sich ganz hingeben).Auch die Ehe ist immer ein Prozess. Diese muss in das eigene Lebenintegriert und gelebt wer<strong>de</strong>n.Eine Erprobung <strong>de</strong>r Sexualität min<strong>de</strong>rt die an<strong>de</strong>re Person. Im Falleines Nichtbewährens <strong>de</strong>r Gemeinschaft wür<strong>de</strong> das im Geschlechtsaktausgedrückte nichtig, wertlos, wi<strong>de</strong>rrufen. Bezug auf die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>sGeschlechtsakt (Ausdrucksform <strong>de</strong>r völligen Annahme <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren).KKK381:Vorbehaltlichen Beziehungen fehlt <strong>de</strong>r Mut zur Entscheidung. KeinMut zum öffentlichen zueinan<strong>de</strong>r Stehen!Differenzierungen in Masturbationssituationen:- Bewusst gewollte Masturbation als unreifes Han<strong>de</strong>ln.- Frage nach Einsicht und Freiheit <strong>de</strong>r Person.- Liegt eine Schuldhafte Ich-Bezogenheit vor? Frage nach <strong>de</strong>rIntegration <strong>de</strong>r Gesamtpersönlichkeit.- Frage nach <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Selbstbezogenheit: Schuldhaft o<strong>de</strong>rKrankhaft?41mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>Handlungszusammenhänge:- Das Thema „Masturbation“ muss behutsam betont wer<strong>de</strong>n. Dabeimüssen die Ursachen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.- Medizinisch sind keine Folgen <strong>de</strong>r Masturbation belegt. Jedoch istauch die Ich-Verkrampfung eine Folge. Es kann sich um eineStörung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens han<strong>de</strong>ln. Auch Angst- und Schuldgefühlemüssen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.- Auch für zölibatär Leben<strong>de</strong> gilt es, die Sexualität in das eigeneLeben zu integrieren. Dieser Prozess ist nie abgeschlossen.- Es bedarf eine Differenzierung zwischen stellenhaften Handlungenund generellen Einstellungen.- Was sagen Handlungen über einen Menschen aus? Die hatFolgen auf <strong>de</strong>m Umgang mit Sün<strong>de</strong> und Schuld.Was eigentliche zeigt sich in mastubatorischem Verhalten?- Bei Erwachsenen verdichtet sich die problematische Ebene.- Masturbation bei Ehelosen wirft die Frage auf, ob es eine Berufungzum ehelosen Leben gibt. -> Frage nach <strong>de</strong>m Sinn und Zweck <strong>de</strong>rEnthaltsamkeit.3. Grundlagen, Prinzipien und Grundnormen christlicher Sexualmorala) Geschlechtliche Gestaltungsverantwortung im Kontext personaler Liebe:Sexualität steht in einem christlichen Rahmen und ist an die Ehegebun<strong>de</strong>n.Prinzipien:Eine nicht von Liebe getragene Sexualität ist ethisch be<strong>de</strong>nklich,- da Intimität nicht geschützt ist.- Sexueller außerehelicher Verkehr ist sittlich abzulehnen.- Auch innerhalb <strong>de</strong>r Ehe gibt es Unterschie<strong>de</strong> zwischen I<strong>de</strong>al undReal.- Die Ehe ist auf Ganzannahme angelegt <strong>–</strong> Sexualität ist ein Teildavon. Da Ehe auf Dauer angelegt ist, muss sie von <strong>de</strong>r Liebegetragen wer<strong>de</strong>n.- Zur vorehelichen Sexualität:• Bei übertriebener Enge ist eine Kritik gerechtfertigt, jedochist Vorsicht vor Realitätsverlust geboten. Man darf sich nichtnur etwas vormachen.• Auch hier ist die Verantwortung <strong>de</strong>s Gewissenswahrzunehmen.• (In Afrika gilt eine Ehe erst dann als geschlossen, wenn ausihr Kin<strong>de</strong>r hervorgehen).42mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>b) Geschlechtliche Begegnung in <strong>de</strong>r Ehe und nicht-eheliche sexuelleAktivitäten:Geschlechtsverkehr = Die höchste Form <strong>de</strong>r Beziehung, <strong>de</strong>rBegegnung. Es han<strong>de</strong>lt sich um ein kommunikatives Geschehen(Begegnung von Personen). Die darin ausgedrückte Ganzannahme soll<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren in seiner Entwicklung annehmen.Beim Geschlechtsverkehr ist auch eine Vortäuschung möglich. Hierbeiwird eine Ganzannahme <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren ausgeschlossen.Sexueller Verkehr ist jeweils unterschiedlich zu gewichten und zubewerten. Liebe ist nicht als zeitlich begrenzt und aufhebbar <strong>de</strong>nkbar DieEhe ist ein Abbild <strong>de</strong>r Liebe Gottes, welche immer gilt. Liebe, die sich <strong>de</strong>n Rückzug offen hält, macht auf halben Weg halt,kann nie wahre Liebe sein!c) Christliche Sexualethik als Hilfe zu wertorientierter humaner Sexualmoral:Zur vorehelichen Sexualität:- Sexueller Verkehr ist immer auch eine Stumme Sprache, ist immerauch Kommunikation.- Sexueller Verkehr als intimste Form <strong>de</strong>r Begegnung kann nichtmehr überboten wer<strong>de</strong>n.Realismus im Bezug auf <strong>de</strong>m Partner:- Es for<strong>de</strong>rt Einsicht, dass man körperlich nicht mehr ausdrückt alsdas, was wirklich da ist.- Sexualität for<strong>de</strong>rt auch Bindung.- Voreheliche Bezüge haben immer auch Aufwirkung auf die Ehe. Siesind ein Teil <strong>de</strong>r gemeinsamen Geschichte! Dies muss <strong>de</strong>nMenschen bewusst sein.Formen <strong>de</strong>r Unmenschlichkeit müssen kritisiert wer<strong>de</strong>n.Es bedarf einer Wertschätzung <strong>de</strong>r Werte <strong>de</strong>r Sexualität. Dies bieteteine Chance zu einer vertieften Humanisierung <strong>de</strong>r Begegnung vonMann und Frau!43mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>§ 5: Christliche Sozialethik und HomosexualitätI. Phänomenologische und begriffliche Klärungen von Homosexualität:1. Ausprägungs- und Erscheinungsweisen <strong>de</strong>r Homosexualität:- Homosexualität kann nicht als eine gleiche Angelegenheit angesehenwer<strong>de</strong>n. Es gibt unterschiedliche Weisen.In Westeuropa gibt es etwa 4% homosexuelle Männer und 1,5 %homosexuelle Frauen (So Furger). Für die Zahlenangabe gibt es jedochkeine sichere Basis. Grund dafür ist unter an<strong>de</strong>rem dieJahrhun<strong>de</strong>rtlange Unterdrückung Homosexueller.Homosexualität:- Gibt es sowohl bei Frauen als auch bei Männern.- Sie existiert in verschie<strong>de</strong>nen Ausdrucksformen im Kin<strong>de</strong>r-, JugendundErwachsenenalter.- Zwischen Homosexuellen Neigungen und HomosexuellenHandlungen sind zu differenzieren.- Homosexuelle Handlungen: Ungenital, Vorgenital und Genital.- Frage nach <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Partner.- Frage nach <strong>de</strong>m Bindungsgrad.2. Begriffliche Klärungen bezüglich Homosexualität:Verschie<strong>de</strong>ne Homosexuelle Verhalte:1. Entwicklungshomosexuelles Verhalten2. Pseudohomosexuelles Verhalten (Oft aus finanziellen Grün<strong>de</strong>n,Notsituationen).3. Hemmungshomosexualität (bei schweren Schä<strong>de</strong>n, z.B. Gehirnscha<strong>de</strong>n,Neurosen).4. Neigungshomosexualität (In diesem Fall liegt wirkliche Homosexualitätvor).5. Situationshomosexualität (Entsteht nur in gewissen Situationen,z.B. Krieg, Haft). Bei <strong>de</strong>r Homosexualität han<strong>de</strong>lt es sich um eindifferenziertes Phänomen.3. Dokumente und Literatur:II. Ursachen. Wahrnehmung und Bewertung vor, Homosexualität* Probleme dor Wahrnehmung und Ein,scti~tzung von HOmosexualiI~t44mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>a) Wahrnehmung und Bewertung von Homosexuautatb) Wahrnehmung und 1he`natisierung von Homosexualität in Kircheund Theologie2. Bewertungen irr, Kontext von Homosexualitdt und AIDS3. Ursachen und Entstehung <strong>de</strong>r HomosexuaPit~III. Aussagen ~ur Homosexuelit~t in hI. Schrift, lehramtlichen Dokumentenund Theologie1. Homosexuahlt~t als Thema in <strong>de</strong>r Ht Schrifte) meIlen und Bezüge im Alten Testamentb) Sicher, und Bezüge I.m Neuen Testament2. Wahrnehmung und Beurteilung Von, Hornosexualit~t im christlichenDenkene) Beurteilung von Homosexualitai irr! Umfeld <strong>de</strong>s frühen Christentumsb) Beurteilung von Homosenwslit~l in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Ktrchenvdter0) Beurteilung von HomosexualItät Im Mitteralier und NeUzeit3 Aussagen zu Homosexualii~t in neueren kirchlinlne`] Dokumentena) Arbeitspapier <strong>de</strong>r Gemeinsani~en Syno<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bistümer In <strong>de</strong>rBun<strong>de</strong>srepublikh) Erklärung <strong>de</strong>r Glaubenskongregaiion vom 29.12.19750) Erklfrung <strong>de</strong>r Kongregation für das Bildungswesen (1983)d) Schroiben <strong>de</strong>r Glaubenskongrsgatton (1986)e) Aussagon im Welikatechiemus (1993)Aussagen Im <strong>de</strong>uisohen ErwachsenenKotechismus (1995)g) En~gungen <strong>de</strong>r Kongregation für die Glaubenslehre (2003)ii) Instruktion <strong>de</strong>r EildungekongregatIon (2005)IV. Homosexualit5t als Thema von christlicher Ethik und pastoraler Praxis45mileicht@web.<strong>de</strong>


<strong>Moraltheologie</strong> Prüfung <strong>2006</strong>* Thematisierungen in <strong>de</strong>r jüngeren <strong>Moraltheologie</strong>2* Homosexualität als christlich-ethische und pastorale Herausfor<strong>de</strong>runga) Moraitileologische Klärungoflb) Herausfor<strong>de</strong>rung differenzierter sittlicher Verantwortung0) Verantwortung in pastoraler Praxis3, Homosexualit~t und priesterlicher Dienst46mileicht@web.<strong>de</strong>

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