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Das Loch in der Seifenblase – Ein überraschendes Phänomen aus ...

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<strong>Das</strong> <strong>Loch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Seifenblase</strong> 32 Physikalische und chemische H<strong>in</strong>tergründeIn e<strong>in</strong>er Seifenhaut bef<strong>in</strong>det sich an beiden Oberflächene<strong>in</strong>e Schicht parallel <strong>aus</strong>gerichteter Seifenanionen,<strong>der</strong>en langkettige Säurereste nach außen gerichtets<strong>in</strong>d, dazwischen e<strong>in</strong>e wässrige Seifenlösung. Die Dicke<strong>der</strong> Seifenhaut liegt gewöhnlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenordnungvon 1 µm [Ise78]. E<strong>in</strong>e Reihe unterschiedlicher Prozesseführt dazu, dass die Seifenhaut mit <strong>der</strong> Zeit stellenweisebeträchtlich dünner wird und es damit zurCBABildung <strong>der</strong> beschriebenen ”Löcher” kommt:DAufgrund <strong>der</strong> Schwerkraft kommt es <strong>in</strong> vertikal <strong>aus</strong>gerichtetenTeilen des Seifenfilms zu e<strong>in</strong>em nach untengerichteten viskosen Fluss <strong>der</strong> Lösung im Innerendes Seifenfilms. Da sich die Flüssigkeit unten sammelt,führt dieser Prozess zu e<strong>in</strong>em Ausdünnen <strong>der</strong> Seifenhautim oberen Bereich. H<strong>in</strong>gegen hat die Verdunstung,also <strong>der</strong> Austritt von Wasser <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Lösung imInneren, e<strong>in</strong>e gleichmäßige Ausdünnung zur Folge.Abbildung 2: Van-<strong>der</strong>-Waals Kräftezwischen e<strong>in</strong>zelnen Teilchen <strong>in</strong>nerhalb<strong>der</strong> Seifenhaut am Rand e<strong>in</strong>es <strong>Loch</strong>es.Darstellung im Querschnitt, vere<strong>in</strong>fachtnach [Ise78]EBereiche ger<strong>in</strong>gerer Dicke können sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> übrigen Seifenhaut bewegen. Da sie leichters<strong>in</strong>d als Bereiche mit größerer Schichtdicke, steigen sie nach oben, ähnlich wie Luftblasen imWasser. Viele kle<strong>in</strong>e ”Löcher” sammeln sich auf diese Weise an <strong>der</strong> Oberseite <strong>der</strong> <strong>Seifenblase</strong>,verschmelzen dort und ergeben das große ”<strong>Loch</strong>” mit wachsendem Durchmesser. Aufgrundvon Flüssigkeitsströmungen, vor allem am Rand <strong>der</strong> <strong>Seifenblase</strong>, mit dem sie auf <strong>der</strong> Filmdoseaufliegt, wird diese Aufwärtsbewegung durch an<strong>der</strong>s gerichtete Bewegungen überlagert.Ursache für die scharfe Begrenzung des ”<strong>Loch</strong>es” s<strong>in</strong>d die zwischen den Teilchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Flüssigkeitwirkenden Van-<strong>der</strong>-Waals Kräfte und die Dickenunterschiede im Seifenfilm am Randdes ”<strong>Loch</strong>es”: Betrachtet man e<strong>in</strong> Teilchen A das auf das Teilchen B e<strong>in</strong>e Van-<strong>der</strong>-Waals Kraft<strong>aus</strong>übt, so f<strong>in</strong>det man meist auch e<strong>in</strong> Teilchen C, welches e<strong>in</strong>e gleich große, aber entgegengerichteteKraft auf B <strong>aus</strong>übt (Abbildung 2). An<strong>der</strong>seits gibt es aufgrund des Dickenunterschiedsim Seifenfilm beispielsweise Teilchen D und E, die sich an solchen Orten bef<strong>in</strong>den,dass es <strong>in</strong>nerhalb des Seifenfilms ke<strong>in</strong>e gegenüberliegenden Teilchen gibt, welche die <strong>aus</strong>geübtenVan-<strong>der</strong>-Waals Kräfte <strong>aus</strong>gleichen könnten. Es kommt zu e<strong>in</strong>er resultierenden Kraft aufdas Teilchen B, die zur dickeren Seite h<strong>in</strong> gerichtet ist und somit den vorhandenen Dickenunterschiedverstärkt. Dieser Wirkung <strong>der</strong> Van-<strong>der</strong>-Waals-Kräfte ist die Oberflächenspannungentgegengerichtet, welche zu e<strong>in</strong>er möglichst kle<strong>in</strong>en Oberfläche führt [Ise78].<strong>Das</strong> Potential, das die Wechselwirkungen zwischen den Teilchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seifenhaut beschreibt,besitzt zwei M<strong>in</strong>ima bei e<strong>in</strong>er Filmdicke von etwa 50 bzw. 300 µm [Ise78]. Demnach ist die-


<strong>Das</strong> <strong>Loch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Seifenblase</strong> 5221R1(a) Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> DarstellungR2121(b) Schichtdicke kle<strong>in</strong> gegen die Basislänge2211(c) Schichtdicke kle<strong>in</strong> gegen die Basislänge; Berücksichtigung<strong>der</strong> zusätzlichen Zeigerdrehung um180 auf dem Lichtweg 1 ✐Abbildung 3: Darstellung <strong>der</strong> Interferenz an dünnen Schichten im Zeigerformalismus. Der nach rechtsfortgesetzte Lichtweg soll andeuten, dass es auch transmittiertes Licht gibt.Interferenzen auch am Beispiel von Seifenhäuten e<strong>in</strong>geführt wurden. Jedoch kann dieses <strong>Phänomen</strong>alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e anschauliche Wellenvorstellung nicht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, wenn zu se<strong>in</strong>er Deutungim Unterricht immer noch Wellen gezeichnet werden müssen.<strong>Das</strong> zuletzt genannte Problem spielt bei e<strong>in</strong>em Unterricht im Rahmen <strong>der</strong> Zeigeroptik ke<strong>in</strong>e


6 <strong>Das</strong> <strong>Loch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Seifenblase</strong>Rolle, da <strong>der</strong> Zeigerformalismus abstrakt genug ist, um e<strong>in</strong>e anschauliche (Fehl-)vorstellungzu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. <strong>Das</strong> beschriebene <strong>Phänomen</strong> ist für die Schüler, nachdem sie schon vorher Beispielekennengelernt haben, e<strong>in</strong> weiterer Beleg für die Erklärungsmächtigkeit des Zeigerformalismus.Es erlaubt dem Lehrer, die zusätzliche Zeigerdrehung bei <strong>der</strong> Reflexion <strong>aus</strong>gehendvon Beobachtungen <strong>der</strong> Schüler e<strong>in</strong>zuführen, was dem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Optik mit Lichtwegen grundsätzlichangestrebten Vorgehen entspricht. Schließlich trägt es zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> vertikalenVernetzung aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgen<strong>der</strong> Unterrichts<strong>in</strong>halte bei, nämlich <strong>in</strong>dem Interferenzphänomenebereits an Seifenhäuten e<strong>in</strong>geführt werden und <strong>in</strong>dem die Regel für die Zeigerdrehung durchBerechnung von Intensitätsbilanzen mit dem Zeigerformalismus im Unterricht überprüft werdenkann.Literatur[DB86] Dorn ; Ba<strong>der</strong>. Physik, Oberstufe Gesamtband 12/13. 1986[Erb95] Erb, R.: Curved Mirrors. In: Physics Education 30 (1995), S. 287<strong>–</strong>289[ES96]Erb, R. ; Schön, L.: Vom Sehen zur Optik <strong>–</strong> E<strong>in</strong> Curriculum für die Mittelstufe.In: PdN-Physik 45 (1996), Nr. 8, S. 31<strong>–</strong>36[Ise78] Isenberg. The Science of Soap Films and Soap Bubbles. 1978[Wal92] Walker. E<strong>in</strong> Knick <strong>in</strong> <strong>der</strong> Optik. 1992

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