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In einem Land vor unserer Zeit - Allianz

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GLOBALRoth<strong>Allianz</strong> Journal 3/2013darum, in der öffentlichen Wahrnehmung möglichstgut dazustehen. Unsere Standards entwickeln wirnicht, um öffentliche Kampagnen von Nichtregierungsorganisationenzu bedienen.Ein bisschen dankbarer gegenüber Oxfam undanderen Ökoinitiativen könnten Sie schon sein.Nichtregierungsorganisationen leisten wertvolle Arbeit,wenn sie auf negative Entwicklungen gerade in densensiblen Sektoren aufmerksam machen und kritischeZustände <strong>vor</strong> Ort verfolgen. Keine Frage. Oft stellen wirim Dialog fest, dass wir die Kritik teilen.Beim Thema Agrarfonds aber wohl eher nicht.Oxfam wirft der <strong>Allianz</strong> <strong>vor</strong>, mit ihren <strong>In</strong>vestitionenden Hunger in der Welt zu verschärfen.Agrarrohstoffe sind ein sensibles Geschäftsfeld, da sindwir uns mit Oxfam einig. Wir haben die Kritik daher genaugeprüft und von Beginn an klargestellt, dass wir diese<strong>In</strong>vestitionen einstellen, sollten die Vorwürfe zutreffen.Unsere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dassunsere <strong>In</strong>dexfonds keine Preistrends verstärken undunsere Warentermingeschäfte den Markt mit preissenkenderLiquidität versorgen. Unser Ausstieg ausdem Markt wäre also kontraproduktiv. Wir befassenuns sehr intensiv mit der Frage, welchen Beitrag wir alsVersicherer und <strong>In</strong>vestor gegen den Hunger von einerMilliarde Menschen leisten können.Und wie lautet Ihre Antwort?Wir sind bereits jetzt einer der größten Agrarversichererder Welt. Als Rückversicherer sichern wir über 100 MillionenBauern in Entwicklungs- und Schwellenländerngegen Naturkatastrophen und Missernten ab. Hinzukommen über 17 Millionen Menschen in Asien, Afrikaund Lateinamerika, die als Mikroversicherungskundender <strong>Allianz</strong> erstmals Zugang zu Versicherungsschutzhaben. Wir hätten mit Oxfam gern über weitere Möglichkeitengesprochen, Hunger und Armut in der Welteffektiv zu bekämpfen. Doch dort hatte man damals nur<strong>In</strong>teresse an der eigenen Kampagne.Umweltorganisationen haben auch auf den Widerspruchhingewiesen, dass sich die <strong>Allianz</strong> einerseitsfür den Klimaschutz stark macht, andererseitseiner der größten <strong>In</strong>vestoren im Kohlesektor ist.Wie passt das zusammen?Wir sehen diese Diskrepanz auch. Doch bis ausreichendAlternativen zur Verfügung stehen, bleiben Kohle undandere fossile Brennstoffe wichtige Energieträger.Weder wir noch unsere Kunden kommen derzeit umdiesen Sektor herum, wenn wir Anlagerisiken vernünftigstreuen wollen. Doch unser erklärtes Ziel ist es, Wandelaktiv und nachhaltig mitzugestalten. Das ist eine Frageder Glaubwürdigkeit. Nicht umsonst sind wir einer derführenden <strong>In</strong>vestoren in erneuerbare Energien, beratenRegierungen und setzen uns für die Energiewende ein.Zudem entwickeln wir unsere eigene Klimastrategieweiter und werden durch das ESG-Board eine stringenteUmsetzung sicherstellen.Wie soll das konkret aussehen?<strong>In</strong>dem wir als <strong>In</strong>vestor zum Beispiel darauf drängen, dassUnternehmen umweltschonendere Technologien einsetzen;indem wir uns für bessere Arbeitsbedingungeneinsetzen; indem wir die besten Unternehmen in <strong>einem</strong>Wirtschaftssegment als Maßstab nehmen. Auch imKohlesektor gibt es solche und solche. Als Anteilseignerkönnen wir etwas bewegen.Als einer der größten Finanzdienstleister der Weltkönnte die <strong>Allianz</strong> eine Vorreiterrolle übernehmenund aus solchen umstrittenen Sektoren aussteigen.Wir stehen dazu, dass Energie, Rohstoffe und viele andereSektoren wichtig für die Wirtschaft sind. Als großer <strong>In</strong>vestorwollen wir jedoch mit dazu beitragen, dass Unternehmenin diesen Sektoren nachhaltiger werden. Wer einfach nuraussteigt, ist zwar nicht mehr Teil des Problems, aber er istauch nicht mehr Teil einer möglichen Lösung. Wir müssenauch berücksichtigen, dass wir gegenüber unseren Kundenlangfristige Verpflichtungen zu erfüllen haben. Dafür brauchenwir eine gute Risikostreuung und stabile Einnahmen.Die erreichen wir nicht, wenn wir unseren <strong>In</strong>vestitionshorizontradikal einschränken. Wir nehmen die Sorgen und dieKritik ernst. Wir respektieren aber auch, dass die Auffassungendarüber, welche Wirtschaftsbereiche als kritischgelten, von <strong>Land</strong> zu <strong>Land</strong> sehr unterschiedlich ausfallenkönnen. Beispiel Atomenergie: Deutschland steigt aus,Frankreich rechnet sie zu den sauberen Energien.Glauben Sie nicht, dass sich Anleger mit wenigerRendite zufriedengeben würden, wenn sie imGegenzug sicher sein könnten, dass mit ihrem Geldkeiner Umweltzerstörung Vorschub geleistet wird?Natürlich ist jeder für den Umweltschutz, aber auf Renditewill dann auch wieder niemand verzichten. Gerade inNiedrigzinsphasen wie gegenwärtig ist der Hang zurGroßzügigkeit nicht besonders ausgeprägt. Wir habenunser Angebot nachhaltiger Geldanlagen dennoch stetigausgebaut und waren der Nachfrage damit eher <strong>vor</strong>aus.Die spannendere Frage ist aus meiner Sicht, wie bessererUmweltschutz und höhere Sozialstandards für wenigerRisiko und mehr Rendite sorgen können. Als Experte fürRisikomanagement sollten wir Unternehmen in allen Sektorendabei helfen können und ein Angebot entwickeln,das sich für alle Beteiligten lohnt.Gilt das auch für Unternehmen, die Streubombenund Antipersonenminen produzieren?Es gibt einige Bereiche, aus denen wir uns zurückgezogenhaben. Die Hersteller dieser von internationalen Konventionengeächteten Waffengattungen gehören dazu.Das betrifft aber nur die eigenen Versichertengelder,Aktien und Bonds, nicht die von der <strong>Allianz</strong>verwalteten Drittgelder.Es betrifft die <strong>In</strong>vestments, über die wir entscheidenkönnen. Was Drittgelder angeht, so entscheidet der<strong>In</strong>vestor. Wir legen das Geld so an, wie es der Auftraggeberbestimmt. Dazu sind wir rechtlich verpflichtet.Da machen Sie es sich recht einfach.<strong>In</strong>stitutionelle <strong>In</strong>vestoren, Pensions- oder Staatsfondsbestimmen selbst, wie ihre Gelder angelegt werden,welches Risiko sie bereit sind einzugehen und welcheZielrendite sie erwarten. Unsere Portfoliomanager könnenökologische und soziale Aspekte von <strong>In</strong>vestmentszur Sprache bringen und auf Risiken in bestimmtenBereichen hinweisen. Doch sie werden vertragsbrüchig,wenn sie die Vorgaben des <strong>In</strong>vestors ignorieren undeigene Kriterien über das Mandat stellen.Man kann solche Mandate annehmen, muss esaber nicht.Das ist ein möglicher Ansatz, den einige Nischenanbieterverfolgen. Er verlangt allerdings eine Haltung, in der mandie eigene Sicht zum Maß aller Dinge macht. Werte, diefür uns in Europa gelten, werden in Asien oder Amerikahäufig nicht geteilt – und umgekehrt. Wir sind keine religiöse<strong>In</strong>stanz und keine gewählte Regierung. Wir habenkein Mandat, in unseren über 70 Märkten Entscheidungenzur Energiepolitik oder anderen gesellschaftlich wichtigenFragen zu treffen. Wir sind Risikoexperten, die ihr Wissenteilen und damit Kunden und vielleicht auch Regierungendabei helfen können, nachhaltigere Entscheidungen zutreffen. Was unsere eigenen <strong>In</strong>vestments angeht, könnenwir natürlich schneller und konsequenter handeln. DieDas ESG-Board der <strong>Allianz</strong>ESG-Kriterien sollen dabei helfen. Jeder <strong>unserer</strong> Asset-Manager, der Eigengelder der <strong>Allianz</strong> verwaltet, wird dieseKriterien in Zukunft berücksichtigen.Ab wann gilt das?Eine entsprechende Vorlage soll 2014 in Kraft treten. Aufdieser Basis wollen wir auch unsere Verantwortung alsAnteilseigner von Unternehmen stärker wahrnehmenund den Dialog über ESG-Standards führen. <strong>In</strong> diesenDialog werden wir unser Wissen einbringen und auchkritischen Themen nicht ausweichen. Partikularinteressenaber werden dabei nicht unser Maßstab sein. UnserZiel ist es, ganzheitliche Lösungen zu entwickeln – <strong>vor</strong>allem im Sinne <strong>unserer</strong> Kunden. Alle Seiten werden wiralso auch in Zukunft nicht zufriedenstellen können.KatharinaLatifIm Juli 2012 hat die <strong>Allianz</strong> als erstes Unternehmen weltweit ein Gremiumauf Vorstandsebene eingerichtet, das Richtlinien für die stärkere Einbindungvon ökologischen und sozial-gesellschaftlichen Aspekten inGeschäftsentscheidungen entwickeln soll. Das ESG-Board, dem die<strong>Allianz</strong> Vorstände Jay Ralph, Maximilan Zimmerer und Clem Booth angehören,soll die Position der <strong>Allianz</strong> zu den Themen Umwelt (Environment),Soziales (Social) und gute Unternehmensführung (CorporateGovernance) definieren und Mindeststandards für die <strong>Allianz</strong> Gruppe,sowohl für die <strong>In</strong>vestitionstätigkeit wie auch für das Versicherungsgeschäft,formulieren. Diese Standards sollen ab 2014 sukzessive inalle Geschäftsbereiche der <strong>Allianz</strong> Gruppe einfließen. Zur Leiterin desESG-Büros wurde die Umwelttechnikerin Katharina Latif berufen.KATHARINA.LATIF@ALLIANZ.COM1415

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