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Das Riederinger Weihnachtsspiel - Impuls-Theater-Verlag

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Anette Thoma<br />

<strong>Das</strong> <strong>Riederinger</strong><br />

<strong>Weihnachtsspiel</strong><br />

<strong>Das</strong> „<strong>Riederinger</strong> <strong>Weihnachtsspiel</strong>“ ist für bäuerliche Spieler<br />

und bäuerliche Zuschauer gedacht. Es stellt das Geschehen<br />

der Heiligen Nacht in die altbayerische Landschaft und Denkungsart<br />

hinein und bedient sich der heute gebräuchlichen<br />

Mundart unserer Bauern. Darein verwoben sind echte alte<br />

Weihnachtslieder aus der näheren und ferneren Umgebung, so<br />

wie sie im Wandel der meist mündlichen Überlieferung auf uns<br />

herabgeerbt haben.<br />

Kiem Pauli, dem unerreichten Wiedererwecker und Pfleger<br />

unseres Volksliedes, sei an dieser Stelle der freundschaftliche<br />

Dank für alle Anregungen und Förderung gesagt.<br />

Möge dies Spiel dem Bauern geben, was des Bauern ist, was<br />

schon vor Jahrhunderten sein war und auch künftig bleiben<br />

soll, und möge es ihn und alle anderen daran erinnern, daß der<br />

Weltheiland in einem Stall draußen auf der Schafweide zur<br />

Welt kam und daß die ersten, die zur Krippe gerufen wurden,<br />

Bauern und Hirten waren! Riedering bei Rosenheim (Oberbayern)<br />

Vor Weihnachten 1932<br />

Annette Thoma<br />

BS 001 / Regiebuch<br />

IMPULS-THEATER-VERLAG<br />

Postfach 1147, 82141 Planegg<br />

Tel.: 089/ 859 75 77; Fax: 089/ 859 30 44


PERSONEN:<br />

Wirt<br />

Wirtin<br />

Vroni, deren Tochter<br />

Steffel, ein Hirt<br />

ein reicher Mann<br />

ein kleiner Mohr<br />

Maria<br />

Josef<br />

Alles junge Hirten und Bauern:<br />

Sepp<br />

Peter<br />

Hans<br />

Girgl<br />

Hausl<br />

Steffel<br />

Michi, ein alter Hirt<br />

der Verkündigungsengel<br />

mehrere Engel<br />

zwei kleine Engerl<br />

alter Bauer<br />

alte Bäuerin<br />

junge Bäuerin<br />

ein kleiner Bub<br />

ein kleines Mädl<br />

vier andere Engel<br />

ORT / DEKORATION:<br />

einfache Vorhangbühne, Grunddekoration + Licht<br />

(siehe Szenenanfänge)<br />

SPIELALTER:<br />

Kinder, Jugendliche und Erwachsene spielen gemeinsam<br />

SPIELDAUER:<br />

ca. 90 min. (abendfüllend)<br />

WAS NOCH?<br />

Es ist dringend notwendig, die hier gegebenen Anweisungen genau<br />

zu befolgen, wenn das Spiel seine Wirkung erreichen soll.<br />

Drei bis vier der Hirten müssen gute Volksliedsänger sein. Die<br />

Lieder sind hier dreistimmig im Satz der „ <strong>Riederinger</strong> Sänger“<br />

gegeben. Der Bass findet seine Stimme leicht selber.<br />

Die Hirten sind nach Art unserer Bergbauern werktäglich gekleidet,<br />

aber altväterisch, nicht modern: lange Bundlederhosen sind kurzen<br />

vorzuziehen. Zu letzteren passen die sog. Schneestrümpfe, welche<br />

bis über den unteren Rand der kurzen Hose reichen und an der<br />

Seite angeknöpft werden. Rauhe Joppen und Lodenkotzen, auch<br />

Weterflecke, „Mantei“, alte Westen und schafwollene Janker, verblichene<br />

Hüte von verschiedener Farbe und Größe, derbes Schuhzeug<br />

(keine Skistiefel) und Hirtenstäbe, die ungleich lang sind, das<br />

ist die Hirtentracht. Der alte Michi soll einen großen Umhang nach<br />

Art der alten Schäfermäntel tragen und einen breitkrempigen Hut.<br />

Im übrigen sind die Hirtenbilder des Tiroler Malers Josef Bachlechner<br />

die schönsten Vorbilder.<br />

Die Wirtskeute sind altbäuerisch eingerichtet. Kruzifix, Heiligenbilder<br />

und Weihbrunnkessel sind unangebracht. Der Wirt trägt keinen<br />

Schurz, einfache dunkle, lange Hose, event. gestickte Hausschuhe,<br />

hochgeschlossene Weste (Samt) mit guten Knöpfen, weißes Leinenhemd,<br />

die Wirtin und Vroni schlichte Bauernwerktagstracht. Im<br />

letzten Bilde kommen diese beiden festlich gekleidet, die Wirtin im<br />

Trachtenhut und Shawl, Vroni in jugendlicher Kirchentracht. Der<br />

Wirt trägt dunkle Überjoppe und Pelzmütze oder dunklen runden<br />

Hut. Auch die „junge Bäuerin“ ist festlich fraulich gekleidet, wogegen<br />

die „alte Bäuerin“ ganz in Dunkel gehalten sein soll, mit<br />

2


schwarzem Seidenkopftuch, am Hinterkopf geschlungen. Der alte<br />

Bauer ist ähnlich gekleidet wie der Wirt.<br />

Die Engel, große schlanke Gestalten, gute Sängerinnen, sollen<br />

nicht viel Gold an sich haben. Ein Goldreif im Haar, ein Goldband<br />

als Gürtel genügt. <strong>Das</strong> Gewand ist am schönsten aus ungebleichtem<br />

Baumwollnessel, der einen warmen geblichen Ton hat, mit<br />

weitfallenden Ärmeln. Flügel lassen sich leicht herstellen, wenn<br />

man Weidenruten oder Draht entsprechend biegt, mit Nesselstoff<br />

überzieht und – siehe Josef Bachlechner‘s Bilder – bemalt.<br />

Die Beleuchtung der Hirten vor dem dunklen Vorhang bei den<br />

Zwischengesängen ist am schönsten von unten, von der Rampe<br />

aus. Der Zwischenvorhang muss einfarbig dunkel sein. Der<br />

Schlussvorhang senkt sich langsam, während das Singen ausklingt.<br />

3


I. BILD<br />

Wirtsstube. Bei verdunkeltem Saal und geschlossenem Vorhang<br />

ertönt hinter dem Vorhang zwei Flöten und Klarinetten mit Gitarrenbegleitung<br />

als Hirtenmusik- Langsame Landler. Dann öffnet sich<br />

langsam der Vorhang, hinter dem ein zweiter geschlossener Vorhang<br />

von dunkler Farbe erscheint, vor den von der Seite her vier<br />

Hirten treten und singen.<br />

Hirten: (singen)<br />

Wachet auf, ihr Menschenkinder,<br />

Wachet auf in schnellster Eil´!<br />

Denn der Tag er kommt schon wieder<br />

Zu unserm Seelenheil.<br />

Laßt uns die heilige Jungfrau loben<br />

In dem hohen Himmel droben,<br />

Auf daß sie bei Gott für uns bitte<br />

Um Verzeihung unsrer Sünd.<br />

Eilet zu erschaun das Wunder<br />

Jener großen heiligen Nacht,<br />

<strong>Das</strong> Maria voll der Gnaden<br />

Uns Menschen hat gebracht!<br />

Laßt uns die heilige Jungfrau loben<br />

In dem hohen Himmel droben,<br />

Auf daß sie bei Gott für uns bitte<br />

Um Verzeihung unsrer Sünd.<br />

(Die Hirten gehen seitlich ab.)<br />

I, 1. Szene<br />

Die Wirtin sitzt links vorne an einem Tisch mit einer kleinen Arbeit<br />

beschäftigt, mehr den Zuschauern zugewandt, der Wirt gegenüber,<br />

etwas weiter zurück in einem Buch blätternd. Rechts vorne ist ein<br />

kleiner Tisch, hinter welchem dem Zuschauer zugewendet, Vroni<br />

steht und Wäsche zusammenlegt oder Zinngeschirr reinigt. Neben<br />

dem Tisch ein Fenster, Stube sauber und einfach. Tracht Inntaler,<br />

einfach, werktäglich, eher dunkel.<br />

Wirtin:<br />

Machts d´Vorhäng für! Des Licht vom Haus<br />

Scheint gutding auf die Gassen naus.<br />

Es bracuht net jeder einigaffen,<br />

wo heut so viel umanander kaffen,<br />

dene i scho koa Stutz net trau.<br />

(sieht aus dem Fenster)<br />

Jetzt kimmt scho wieder eppa, schau!<br />

Vroni:<br />

Des san zwoa junge Burschen, glab i - -<br />

Wirtin:<br />

Na geh no glei vom Bankerl abi,<br />

Wann die gar a jungs Dirndl sehn,<br />

na is vorbei mitn Weitergehn.<br />

Zerscht fragns grad beim Fenster eina<br />

Und nachher stengens da vor deiner<br />

Und weiter bringst es net um d´Welt.<br />

Mit dera Kundschaft war ma gstellt.<br />

(geht zum Fenster und ruft hinaus)<br />

Na! Kann net halfa, d´Speis is laar<br />

Und mitn Quartier is aa scho gar.<br />

Geht’s weiter um a Haus fragts da,<br />

4


Wirtshäuser san gnua da hina´.<br />

Wirt:<br />

Ja, steh nur du hin, nah hibei!<br />

Da lafft a jeder weiter glei´.<br />

Und wer die ´sanfte Stimm tut hörn,<br />

O mei´der geht von selber gern.<br />

Wirtin:<br />

Jetzt du warst gut, an jeden Kerl<br />

Ließest du eina, und des Gschwerl,<br />

Was da vei der Nacht umanander ziagt,<br />

weils nirgens koa Quartier net kriagt,<br />

Für des war inser Haus na recht!<br />

Na, Wirt! Auf den Ohr hör i schlecht!<br />

Wirt:<br />

Geh! Tua net so, i gibs scho zua,<br />

Bagaschi gibt’s heut mehr wie gnua,<br />

Und setla, da derfst ruhig sein,<br />

die laß i selber scho net ein.<br />

Indessen, grad in dera Zeit,<br />

da reisen fei´a bessere Leut.<br />

Da is doch a Verordnung kemma,<br />

a jeder muß die Müh´sich nehma<br />

und selber in sei Hoamat geh´.<br />

Mei liebe Frau, des bracht versteh<br />

´Weil eine Volkszählung gmacht werde,<br />

muß jeder hin, wohin er ghört.<br />

Der Kaiser wisset´s gern akkrat<br />

Wieviel er Untertanen hat.<br />

In Rom, da geht’s jetzt ganz genau<br />

Und aufgschriebn wird Mann, Kind und Frau.<br />

Wirtin:<br />

Laß mir mei Ruah! Den ganzen Tag<br />

Geht’s heut scho furt mit dem Gefrag,<br />

und grad eppa du, die gute Kamma<br />

war für an jeden Schlampen da?<br />

Da kimmt mir neamads nei´, na!na!<br />

(Vroni hat während dieser Reden zwei Zelten Brot zum Fenster<br />

hinausgereicht.)<br />

Wirt:<br />

Du werst scho wissen wia´s d´as moanst,<br />

i mags halt net, daß d´allweil groanst.<br />

Die armen Leut, die san net z´neisen,<br />

die müssen gar viel Kält derleiden,<br />

wann´s Tag und Nacht wandern und fahren,<br />

drunt in der Stadt stehn gnua so Karren.<br />

I moan halt grad, wann oana kam´,<br />

gang´s auf an Teller Supp net zam.<br />

Wirtin:<br />

Net zamgehn? Dir gang´s nei net zamme,<br />

bis daß mir all auf daß´Gant no kamma!<br />

Bal jeder Mensch, wie i recht tracht´,<br />

hat er a Dach aa bei der Nacht<br />

und muß net umanandvagiern,<br />

da laß i mi mit nix beirrn.<br />

Wie leicht, daß oan was gstohlen wird,<br />

wann ma die Tür net gut zusperrt!<br />

Die Leut, die san heut oamal z´schlacht,<br />

i trau koan oanzigen Menschen recht.<br />

5


Vroni: (zum Fenster hinauslugend)<br />

Du Vata! Schau! .... ja da schau naus!<br />

Da halt a Schäsn vor unsern Haus.<br />

Ui! Und a feinder Herr sitzt drin ...<br />

Und sie ... grad wie a Königin.<br />

Wirtin: (humpelt neugierig zum Fenster)<br />

Wia! Laß mi schaun! .. Ja, sie hebn stad!<br />

Was die was für an schön Hut auf hat!<br />

An Schlepp am Gwand und feine Schuah ...<br />

An Sammetmante, aa dazua ...<br />

Vroni: (aufgeregt)<br />

Jetzt fragens an Hausl ums Quartier,<br />

der Weists sch eina bei der Tür!<br />

I, 2. Szene<br />

Zwei reiche Reisende, gefolgt von einem ganz kleinen Mohrenbuben,<br />

der den Reisesack trägt, kommen seitlich herein. Aufgedonnertes<br />

Barock. Sehr hochmütig sprechen nichts, sehen prüfend im<br />

Raum herum, bleiben in der Mitte stehen, Halbprofil!.<br />

Wirt: (Bücklinge machend)<br />

Euer Gnaden! So a hohe Ehr!<br />

Kemmen Sie bis zu uns da her!<br />

Wirtin: (knixend)<br />

Oafache Herbergsleu grad samma,<br />

aber inser allerbeste Kamma<br />

mögts, bitt euch recht schö´, net verachten!<br />

Es wird scho´gehen zum Übernachten.<br />

(beiseite)<br />

Die san vom Ausland kimmt mir für<br />

Und ham an andere Sprach wie mir.<br />

Wanns nur bei ins aa zfriedn san,<br />

und eana gute Nachtruh ham.<br />

(zu Beiden)<br />

Glei wird i enk jetzt aufi weisen!<br />

Leicht mögts hernach no a wenig speisen?<br />

A Gselchts hamma, de war recht safti,<br />

und Nudeln aa, gwiß und wahrhafti,<br />

und Oar und Butter, Milch und Most<br />

und Würscht .. die brat i enk am Rost ...<br />

(Die Reisenden winken hochmütig ab.)<br />

Na! Gel, seids müd,, i kanns verstehn,<br />

na wern ma schleuni aufi gehen.<br />

A wengerl kalt werds scho no sein,<br />

No, d´Vroni kent enk nachher ein.<br />

(nimmt Kerze oder Laterne und leuchtet den Reisenden voran)<br />

Wirt:<br />

I wer für enkere Rösser sorgen,<br />

die stengan gut im Stall bis morgen.<br />

A Heu, a Gsöd wer ma ear gebn,<br />

und s´Sattelzeug ganz gut aufhebn.<br />

Brachts enk net kümmern, Euer Gnaden,<br />

bei ins leidt Viech und Mensch koan Schaden!<br />

(Die Reisenden gehen der Wirtin nach, überqueren die Bühne, der<br />

Wirt nach der anderen Seite ab.)<br />

6


I, 3. Szene<br />

Vroni: (allein)<br />

Ja, setla, die laßt d´Muatter ein<br />

Die ham die Gwander reich und fein,<br />

und wanns aa stolz san wie a Biber,<br />

grad setla san der Mutter lieber,<br />

als wie die Armen und die Schlechten,<br />

die aa amal gern schlaffa mechten<br />

und det von Tür zu Tür gjagt wern,<br />

wann sie a Liegerstatt begehrn.<br />

Oh! Handwerksburschen kamen gnua,<br />

mit zrissne Strümpf, koan ganzen Schuah,<br />

stoamüd und wund ham sie si´glaffa<br />

und nix zum Essen, nix zum Schlaffa ...<br />

(nachdenklich)<br />

So nobel wia die Leut gwest san,<br />

schaugst ´s glei für an Kaiser an,<br />

für ganz a hohe Majestät,<br />

die mit der Frau auf Reisen geht,<br />

wußt i net gwiß, daß so weit hint<br />

´sich so epps hochs gar niemals findt.<br />

(besinnt sich)<br />

Jetzt wart amal und laß mit sehn,<br />

Wie mir san ´s letztmal Kircha gwen<br />

Beim Oasiedl droben hinterm Holz,<br />

da hat der predigt: „Leut! Jetzt sollt´s<br />

amal an andre Zeit derlebn,<br />

der Herrgott wird si´z´kenna gabn!<br />

Der kimt jetzt selber bald auf d´Welt,<br />

na Leut, na san ma anders gstellt!“<br />

So moan i han i´n recht verstana.<br />

Da kunnt´s do leicht sein, daß der anda,<br />

der so voll Glanz und Pracht kimmt her,<br />

der Himmivater selber wär?<br />

„Und ... er ... sol ... Euer König ... sein,<br />

wann er ... voll Glanz ... bei Euch zeiht ein.“<br />

So moan i, han i´s deutl ghört! - - -<br />

Mei´, des wenn d´Mutter inna wird!<br />

(arbeitet weiter)<br />

Und dengascht stimmts mir net recht zam:<br />

Was hätt des Weiberleut da z´toan!<br />

(singt während der Arbeit)<br />

Ach wann kommen jene Stunden,<br />

ach wann kommt doch jene Zeit,<br />

da der Heiland wird gefunden<br />

und durch ihn die Welt erfreut?<br />

Du o Gott hast längst versprochen,<br />

uns zu senden deinen Sohn,<br />

die von dir bestimmten Wochen,<br />

laufen ja zu Ende schon.<br />

Ach hier in der Finsternissen<br />

Gab man uns dein göttlich Licht.<br />

Die Schuld Adams, die wir büßen,<br />

uns verhüllt dein Angesicht.<br />

Ach laß doch die Welt bald sehen<br />

Deiner Güte Wunderkraft<br />

7


Laß die Gnadensam´ aufgehen<br />

Uns und auch der Heidenschaft.<br />

I, 4. Szene<br />

Steffel: (vom Berg kommend, tritt ein)<br />

Seids ös no auf? Ho mirs schier denkt,<br />

daß enk heut no koa Ruh is gschenkt.<br />

Vroni: (erblickt ihn)<br />

Ja? Steffi, du? ... Kimmst du so spät<br />

Vom Berg no oba?<br />

Steffel:<br />

Bi no staad,<br />

i muaß die Woch schafhüten draus<br />

auf der Broatwiesen.<br />

Vroni:<br />

War net aus!<br />

Mei, Steffi, bei ins geht’s dir zua,<br />

hat Tag und Nacht koa Mensch a Ruah.<br />

Wuaßt scho, daß jeder aufgschriebn wird,<br />

da wo er hin in d´Heimat ghört.<br />

Vo weit und breit kemmans daher,<br />

auf Bethlehem is ihr Begehr.<br />

Die ganze Stadt is voller Leut!<br />

Steffel:<br />

I woaß, i bin scho drunt gwen heut!<br />

Da gangs glei wie am Viechmarkt zua.<br />

Vroni:<br />

Und Platz ham´s a scho nimmer gnua,<br />

Jetzt kemmans bis vor unsre Tür<br />

Und frageten um Nachtquartier,<br />

i diam grad um a Stückerl Brot,<br />

ham oft nix als an Gelts Dir Gott!<br />

Na woaßt es scho, wia d´Mutter is,<br />

die is oa Greinea und Verdrieß<br />

und grob glei mit die arma Leut.<br />

Du Steffi, tatst mir a Gfälligkeit?<br />

Du werst am Weg zu deiner Wiesen<br />

An unserm Stall vorbei gehen müssen.<br />

Tatst du die Viecher ´s Futter gebn,<br />

as Heu und Gsöd liegt glei daneben.<br />

Is grad der Ochs und Esel daus,<br />

woaßt sinst kimm i heut nimmer drauß!<br />

D´Schafi san obn am Berg no bliebn,<br />

´leicht hats scho a engl abagschniebn.<br />

Gel und vergiß fei ´s Wasser net,<br />

der Kübi hint beim Kripperl steht.<br />

Steffel:<br />

Warum denn net, des kann leicht sein,<br />

wann i vorbeikimm, gehen i nein.<br />

(zögernd)<br />

Du Vroni, i hab dir was bracht!<br />

Woaßt scho, was in der kalten Nacht<br />

´hoch drobn am Berg ganz hoamli blüaht ...<br />

(gibt ihr ein Büscherl Schneerosen, das er vom Rucksack abgebündelt<br />

hat)<br />

8


Vroni:<br />

Geh Steffel, hast di´so viel gmüaht<br />

Um meiner! ... Dank dir halt recht schön!<br />

(betrachtet freundlich die Blumen)<br />

Die liabe Blüah! Grad weiß und grean<br />

Schaugts aus dem kalten Schnee herfür,<br />

wann rundum alls ganz gstarr und dürr! ...<br />

Na, Stffi, wia mi des fei gfreut!<br />

Steffel:<br />

Geh Vroni, is so weit net gfeit!<br />

Aber mir gibt’s scho selm was o´,<br />

des liabe, seltene Bleami da ...<br />

(geht bescheiden näher zu ihr)<br />

Und willst es an Die Herzerl nehms ...<br />

Vroni: (winkt sanft ab)<br />

Steffi! Glei wird der Vater kemma,<br />

Mir ham heut noble Fremde kriegt,<br />

wia ma´s so schnell net wieder siacht.<br />

Woaßt da gibt’s Arbeit no grad gnua.<br />

Steffel: (ergeben)<br />

Na geh i halt mein Nachtigen zua ...<br />

Auf der Broatwiesen ... bei die Schaf!<br />

(wendet sich zum Gehen)<br />

Dir wünsch i no an guten Schlaf ..<br />

(sich ihr nochmal nähernd, sehr herzlich)<br />

Und des liab Röserl da, i bitt ...<br />

Vroni: (schnell unterbrechend, aber lieb)<br />

Des nimm i in mei Kammer mit. (ab)<br />

I, 5. Szene<br />

Wirt: (eintretend)<br />

Mei! Dös san Roß! Ganz weiß, oa Glanz<br />

Vom Buckel abi bis zum Schwanz!<br />

Die kemman vo Arabien umma<br />

Und ham si´hübsch a Zeit fürgnumma<br />

Zu dera Roas´... der weite Weg,<br />

die Straßen stoanig und voll Dreck!<br />

Die Berg so hoch, hinauf, hero´!<br />

Drei Wocha sans scho auf der Boh´,<br />

und wanns wo a Quartier ham bracht,<br />

hat eana nur des schönste taugt.<br />

Mir hams die Diener alss verzählt,<br />

mei Liabe! Die Leut ham schwar Geld!<br />

Bloß weils vom König David stamma<br />

San sie zu ins da hintri komma<br />

Zum Aufschreibn lassen. - - Die wern schaugn,<br />

<strong>Das</strong> Klima wird ear schwerli´taugn!<br />

No ja, sie gengan wieder bald ...<br />

Heut Nacht werds moa i saggrisch kalt.<br />

Der Wind glangt sch ganz eisig für.<br />

(lauscht nach der Fensterseite hin)<br />

Du, naggelt epper an der Tür?<br />

(Vroni hantiert mit den Zinntellern.)<br />

9


I, 6. Szene<br />

Wirtin: (eintretend)<br />

Heits no grad stad! Redt´s net so laut!<br />

Und daß ma koans die Tür zuhaut.<br />

Dia Leut san reich! Was moants denn eppern!<br />

Tua net so mit die Teller scheppern,<br />

Sinst wachens auf, dia möchten schlaffa.<br />

(horcht auch hinaus)<br />

Draust hör i a scho wieder laffa!<br />

I, 7. Szene<br />

Gesang<br />

Wirt:<br />

Wer klopfet an?<br />

Maria und Josef: (von draußen)<br />

Ach zwei gar arme Leut´!<br />

Wirtin:<br />

Was wollt ihr dann?<br />

Maria und Josef:<br />

O gebt uns Herberg heut!<br />

O durch Gottes Lieb wir bitten,<br />

Öffnet uns doch eure Hütten!<br />

Wirt:<br />

O nein, nein, nein!<br />

Maria und Josef:<br />

O lasset uns doch ein!<br />

Wirtin:<br />

Es kann nicht sein.<br />

Maria und Josef:<br />

Wir wollen dankbar sein.<br />

Wirt und Wirtin:<br />

Nein es kann einmal nicht sein, da geht nur<br />

Fort, ihr kommt nicht ein!<br />

Wirt:<br />

Wer vor der Tür?<br />

Maria und Josef:<br />

Ein Weib mit ihrem Mann.<br />

Wirt:<br />

Was wollt denn ihr?<br />

Maria und Josef: (treten ein)<br />

Hört unsre Bitten an!<br />

Lasset heut bei euch uns wohnen,<br />

Gott wird euch schon alles lohnen.<br />

Wirt:<br />

Was zahlt ihr mir?<br />

Maria und Josef:<br />

Kein Geld besitzen wir.<br />

Wirt:<br />

Dann geht von hier.<br />

Maria und Josef:<br />

O öffnet uns die Tür!<br />

Wirt:<br />

Ei macht mir kein Ungestüm, da packt euch, geht<br />

Wo anders hin.<br />

Wirt:<br />

Ihr kommt zu spät!<br />

Maria und Josef:<br />

So heißt es überall!<br />

10


Wirt:<br />

Da geht nur geht!<br />

Maria und Josef:<br />

O Freund, nur heut einmal,<br />

Morgen wird der Heiland kommen,<br />

Dieser liebt und lohnt die Frommen!<br />

Wirt:<br />

Liegt mir nichts dran.<br />

Maria und Josef:<br />

Seht unser Elend an!<br />

Wirt:<br />

Geht mich nichts an.<br />

Maria und Josef:<br />

Habt Mitleid, lieber Mann!<br />

Wirt:<br />

Schweigt nur gleich, laßt mich in Ruh, da geht,<br />

ich schließ die Türe zu!<br />

Wirt:<br />

Da geht nur fort!<br />

Maria und Josef:<br />

O Freund! Wohin wo aus?<br />

Wirt:<br />

Ein Viehstall dort!<br />

Maria und Josef:<br />

Geh Josef nur hinaus!<br />

Maria geh hinaus!<br />

O mein Kind nach Gottes Willen,<br />

Mußt du schon die Armut fühlen!<br />

(gehen wieder hinaus)<br />

Wirt:<br />

Jetzt packt euch fort!<br />

Maria und Josef:<br />

O dies sind harte Wort!<br />

Wirt:<br />

Zum Viehstall dort!<br />

Maria und Josef:<br />

O welch ein schlechter Ort!<br />

Wirt:<br />

Ei! Der Ort ist gut für euch, ihr braucht nicht<br />

Viel, da geht nur gleich.<br />

(Während der folgenden Szene bleiben alle drei erschreckt stehen,<br />

die Wirtin linksseitlich, Wirt in der Mitte, Vroni rechts. Vroni wischt<br />

sich ein paar Tränen aus den Augen, Wirt und Wirtin erzittern ob<br />

des schlechten Gewissens. Man hört von hinter der Bühne.)<br />

Männerstimmen:<br />

Komm Sünder her!<br />

Frauenstimmen:<br />

Jetzt Sünder hör mich an!<br />

Männerstimmen:<br />

Ja komm nur her!<br />

Frauenstimmen:<br />

Und sieh, was du getan!<br />

Du hast Jesum so verstoßen<br />

Und ihm jede Tür verschlossen.<br />

Männerstimmen:<br />

Jetzt Sünder wein´!<br />

Frauenstimmen:<br />

Denn sieh, das Jesulein<br />

Männerstimmen:<br />

Muß jetzt o Pein<br />

Frauenstimmen<br />

Im kalten Stalle drein!<br />

11


Männerstimmen:<br />

O wie grausam ist die Sünd, die so verstoßt<br />

<strong>Das</strong> bete Kind.<br />

(Wirtin kopfschüttelnd nach links. Wirt beschämt nach rechts ab.)<br />

I, 8. Szene<br />

Vroni: (allein)<br />

Na, wia mi die zwoa Leut derbarma!<br />

Des san die Ärmsten von die Arma!<br />

Der Mo´, der kanns kam mehr dergeh´,<br />

und sie kann eh´scho nimmer steh´.<br />

Die brauchet no´die besser Rast.<br />

Ihr Gsichtl war scho ganz derblaßt.<br />

Der is ihr schware Stund net weit<br />

Und der Vater so voll Grausamkeit.<br />

Im Stall sollns a Quartier si´nehma ...<br />

´Leicht wird der Steffi ihr bekemma,<br />

der gint eam d´Hand zum Aufistützn<br />

und kanns mitn Mantel a wenig schützen.<br />

Ja, wann i derfat wie i möchte,<br />

O mei, na gangs die zwoa net schlecht.<br />

Glei gab i dera Frau mei Bett,<br />

und wann i selm na gar koas hätt!<br />

Ei´warma tat i´s, fest ei´packa,<br />

Na kriagats wieder roti Backa!<br />

Gel, hätt i was zum Vata gsagt,<br />

vielleicht hätt ers net aussi gjagt?<br />

I wart a wenig, bis Ruah im Haus,<br />

na trag i hoamli ´s Ducket naus<br />

in stall und ar warme Hüll<br />

fürs Kindl! ... Mi derbarmts so viel.<br />

(sieht die Schneerosen auf dem Tisch, nimmt sie und schaut<br />

sie voll Liebe an)<br />

Und da! Die weißen Bleami ... schau!<br />

Die gib i dera liaben Frau! (ab)<br />

(Zwischenvorhang schließt sich. Saal bleibt dunkel, es ertönt Hirtenmusik,<br />

dann treten die Hirten vor den Vorhang und singen.)<br />

Hirten: (singen vor dem Vorhang)<br />

Felsenharte Bethlehemiten!<br />

Wie könnt ihr so grausam sein!<br />

Und Maria auf ihr Bitten<br />

Nicht den kleinsten Platz verleihn.<br />

Will sich denn kein Mensch bequemen,<br />

Sie und ihren Ehgemahl<br />

In die Herberg aufzunehmen,<br />

Weist man ab sie überall!<br />

Ach kein Winkel ist vorhanden<br />

Niemand nimmt sich deiner an,<br />

O des Undanks, o der Schanden,<br />

Nirgens wird dir aufgetan.<br />

Unerbittliche Gemüter,<br />

Seht, die zarte Jungfrau tragt<br />

Den vermenschten Weltgebieter<br />

Und ihm wird der Platz versagt.<br />

12


Will denn niemand sich erbarmen,<br />

O Maria komm zu mir!<br />

Nimm die Herberg bei mir Armen,<br />

Offen steht die Herzenstür.<br />

Statt der kalten Krippenhöhle<br />

Trag ich dir mein Herze an,<br />

Nehme Platz in meiner Seele,<br />

Wenn sie dich vergnügen kann.<br />

Komm auch du in meine Wohnung,<br />

Heiliger Josef komm herein!<br />

Komm herein! Sieh zur Belozhnung<br />

Soll was mein ist dein auch sein.<br />

Einstens batest du die Sünder,<br />

Doch umsonst, jetzt bitt ich dich!<br />

Komm! Du Kommst? Ihr Menschenkinder<br />

Wer ist glücklicher als ich!<br />

(Seitlich ab. Hirtenmusik bis der Szenenwechsel vollendet ist.)<br />

13


II. BILD<br />

1. Szene<br />

Hirten auf dem Felde. Sepp und Peter hocken links vorne beim<br />

Hirtenfeuer und richten daran herum.<br />

Peter:<br />

Mei Liaba, heut werds richtig kalt!<br />

Wie i aussi bin vom Bairer Wald,<br />

Da is der Wind ganz eisi ganga.<br />

Da! Tu mei Ohrwaschl anglanga,<br />

des is ganz starr, wie eis und Boa.<br />

San heut grad mir zwee ganz akkoa?<br />

Sepp:<br />

Ne, na! Die kemman scho no umma.<br />

Des is net so oafach wie im Summa.<br />

Mei lieber Freund drobn auf der Höh,<br />

da liegt scho machti tief der Schnee.<br />

Der Girgl muß no übers Joch,<br />

aber kemma, sagt er, tut er doch.<br />

Da ko ma dengerscht amal lacha.<br />

Woaßt der verzählt so gfexte Sacha,<br />

´S Schafhüten is aso koa Freud,<br />

wer woaß obs heut net gar no schneit!<br />

Grad guat, daß mir koa Jahrzeit achten,<br />

obs tagelen tut oder nachten.<br />

Peter:<br />

Wann i nur bei mein Viech sei´ko,<br />

na geht mi´s Wetter gra nix o´,<br />

Schaug fei aufs Feuer und schür nach,<br />

weil jeder no a Suppn mag.<br />

Die andern wern net lang aus sein<br />

Und Hunger ham, bild i mir ein.<br />

I moan i siech wen zuawa gehen.<br />

Sepp:<br />

Der Hansis, so viel e ko sehn ...<br />

Hans! Wia! Geh her und hau die zuawi!<br />

II, 2. Szene<br />

Hans: (eintretend)<br />

Ja, recht gern aa, da is do ruhi<br />

Únd warma kann mi si´da aa,<br />

der Wind der blast heut ganz hoi rar.<br />

Sepp:<br />

Kimmst von der Stadt? Wie tua verzähln.<br />

Da werds wohl zugehn, denk i selm!<br />

Hans:<br />

Da werds wohl zugehn! Meiner Seel!<br />

Die ganze Welt is oa Karussell.<br />

Von überall her kemmans zamma,<br />

die oan die gehen, die andern komma,<br />

jeder kaft ein und nimmt was mit<br />

und d´Musi spielt auf schritt und Tritt.<br />

D´Wirtshäzuser san zum Brecha voll<br />

Alls is oa Schroa und oa Gejohl.<br />

Die Leut san heut allsam verruckt,<br />

derstößn werst und schier derdruckt.<br />

14


Ganz bummeli werst im Schädl drin,<br />

froh bin i, daß i aussa bin.<br />

I halt mi a net gar lang auf,<br />

I muaß auf dÓberleitn nauf<br />

Zu inserne Schaf, an Hia alösn.<br />

Peter:<br />

Zerscht tuast no a weng Suppn essn!<br />

Sepp:<br />

Ja, is scho warm, woaßt d´Nacht is lang<br />

Und du hast no an wetein Gang.<br />

(Löffeln die Suppe aus dem Tiegel überm Feuer.)<br />

II, 3. Szene<br />

Peter:<br />

Da schau! Jetzt kemman a die andern.<br />

Ja mei, bis die staad zuawa wandern.<br />

Der gute Michi tuat si´schwar,<br />

der Alte, mit die weißen Haar.<br />

Gel, und die Füaß die lassen aus,<br />

Bei aner solchen Kält blieb er gern z´haus!<br />

Sepp:<br />

Sei Bauer, ha! Der grobe Hund,<br />

der gunnt eam ja koa staade Stund.<br />

Der Michi is a gscheiter Mo´,<br />

von dem ma fei viel lerna ko´,<br />

Im Summa is a zÁlm der Michi,<br />

da liest er lauter heilige Büachi.<br />

Der kunnt die Pfarrer diam mas macha,<br />

die hättn woltern nix zum Lacha.<br />

Girgl: (eintretend)<br />

So jetza endli san ma da<br />

Und s´Salz für d´Schafi ham ma a.<br />

Hausl:<br />

Für ins an etla Kranwittschnäps,<br />

des is gon aufiwarma epps,<br />

sinst friert oan leicht der Magn ei<br />

únd na is gar mitn Lustisein.<br />

Peter:<br />

Teats net gar so verbabbelt, Leut!<br />

Zum Kaltsein is do jetzt die Zeit.<br />

Der Ofa laft enk net davo<br />

´Kinnts enk no lang gnua warma dro´.<br />

Jetzt auf der Woad tuats so schö klinga<br />

Und warm werds a, dia, wo so feern.<br />

Girgl:<br />

Der Peter singt halt oamal z´gern!<br />

Hausl:<br />

Uns juchezen tean ma aa oan drauf!<br />

Sepp:<br />

Ja, Hausl, bal i´s nur derschnauf!<br />

(Der alte Hirt Michi ist mit den andern gekommen und hat sich<br />

abseits rechts vorne auf einem Baumstumpf gesetzt und sinniert.<br />

Die andern hocken ums Feuer und singen. Während des Liedes<br />

gehen ungesehen von den Hirten ganz rückwärts Maria und Josef<br />

quer über die Bühne, ein ganz kleines Engerl trägt Stern oder Laterne<br />

voran, ein zweites klaubt Steinchen aus dem Weg.)<br />

15


Sepp:<br />

O du scheani süssi Nachtigall<br />

Kimm zu mit und schlag amal,<br />

kimm zu mir und schlag recht schean,<br />

nacha derfst du wieder gehen.<br />

Jodldijodiri diria hulia.<br />

Dort bei dem brülleten Wasserfall<br />

Hör i d´ süssi Nachtigall,<br />

hör i den schön Vogeigsang<br />

mit sein süßen Klang.<br />

Jodldijodiri diria hulia.<br />

O du scheani süssi Nachtigall<br />

Komm zu mir und schlag amal<br />

Schlag bei der gran Haselstaud ...<br />

Michi: (unterbrechend)<br />

Buam, jetzt lost´s her auf mi!<br />

Hört´s auf, des sag enk i!<br />

Die Gsangl san net gmacht<br />

Für so a bsunderne Nacht,<br />

heunt müßt´s an Ernst ei´haben,<br />

Buama, dös laßts enk sagn!<br />

(steht auf)<br />

I bin an alter Mo<br />

´Bald geht’s mi nix mehr o´,<br />

aber i muaß no sehn,<br />

des oane große Gschehn.<br />

Auf des so lang und hart<br />

D´Menschen ham gwart.<br />

Habts denn nix redn hörn,<br />

Daß d´Welt derlöst muß wern,<br />

Habts nia koa Büchi glesen,<br />

Nie in der Predi gwesen,<br />

Daß d´Not an End na nimmt,<br />

bal der Messias kimmt?<br />

(lauter und eindringlicher)<br />

Buama! Heut stimmts aufs Haar,<br />

Heut gengans aus die Jahr,<br />

(mit Steigerung)<br />

heut Nacht triffts auf, i woaß,<br />

aus anan Prophetenghoaß ...<br />

jetzt hat an End die Not,<br />

(noch eindringlicher)<br />

denn wißts: der liebe Gott,<br />

der schickt sein Sohn auf d´Érd´!<br />

(wendet sich wieder zu seinem Sitz zurück)<br />

Jatzt habts mi ghört!<br />

Girgl:<br />

Ja mei´, was gaht denn des ins o´,<br />

Bal so a ganz großmächtiger Mo<br />

Áuf unser arme Welt steigt nieder?<br />

(lacht)<br />

Da kenn ma halt an Michi wieder!<br />

(zu Michi)<br />

Du hasts mit dein allweil studieren,<br />

da tust dir grad die´Hirn vexieren.<br />

Vom Himmel drobn möchte koaner mehr<br />

Auf unser arme Welt da her.<br />

16


Hausl:<br />

Ja, inser Herrgott, der is mächtig<br />

Und hat sein Himmi groß und prächtig,<br />

hat tausend Diener nach der Wahl,<br />

von goldene Stern glänzt jeder Saal,<br />

bal der auf d´Welt si´nieder laßt<br />

wohnt er als Kini am Palast!<br />

Peter:<br />

Ja, i laß enker Red a gelten,<br />

was tat der Herrgott bei der Kälten<br />

bei ins da auf der speeren Woad<br />

und grad Felshöhlna weit und broat.<br />

Sepp: (mit gutmütigem Spott)<br />

Geh Michi! Diam tust do scho spinna<br />

Und kunntst dir do koa Gspunst vodiena,<br />

weil d´Radl bloß im Hirn umgehn,<br />

woaßt, ´s Spinna muaß ma a verstehn!<br />

Michi: (ganz ruhig und sicher)<br />

Ja, spotts nur zu, weil´s nix versteht!<br />

Is nur grad schad um Wort und Red.<br />

(andächtig)<br />

Und do! I gspürs: in dera Nacht,<br />

da wird zu ins der Heiland bracht!<br />

II, 4. Szene<br />

Steffel kommt langsam und benommen von rückwärts herein.<br />

Hans:<br />

Du Steffi? Du kimmst aba spät!<br />

Was eppern di aufghalten hat?<br />

Girgl:<br />

I moan i rat net viel verdraht<br />

I Woaß a Wirtshaus vor der Stadt,<br />

Hausl:<br />

Da kehrt der Steffi viel z´gern ein!<br />

Hans:<br />

Net zwegn dem groben Wirt sein Wein!<br />

Peter:<br />

Und der Wirtin ihre Zuckerbröcki ...<br />

Sepp:<br />

Oder der Vroni seine Nagerlstöcki?<br />

Steffel: (ernst)<br />

Buam! Laßt´s Derblecka lieber sein.<br />

Des geht mir heut durchaus net ein.<br />

Girgl:<br />

Was is denn Steffi, fehlt dir was?<br />

Da trink an Enzian, der is raß.<br />

Hausl:<br />

Na wird dir gehnt glei besser sein.<br />

Sepp: (kopfschüttelnd)<br />

Der schaugt mir heut ganz bsunder drein.<br />

Steffel:<br />

Ja, mit is a ganz bsunder heut,<br />

i kanns enk gar net sagn Leut!<br />

Mir is was ganz seltsames bikemma,<br />

I kann ´s enk gar net so recht nenna.<br />

17


Wie i da geh am Bach hifür,<br />

da geht a Mo, a Frau vor mir,<br />

sie kann si´kaum in d´Höh merh hebn<br />

und er wankt aa ganz lab daneben.<br />

Ganz können wir Ihnen diesen<br />

Spieltext hier nicht geben. Ist doch<br />

klar, oder?! Wenn Sie dieses Stück<br />

spielen wollen – rufen Sie uns an:<br />

<strong>Impuls</strong>-<strong>Theater</strong>-<strong>Verlag</strong><br />

Tel.: 089 / 859 75 77<br />

Dann besprechen wir alles weitere!<br />

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