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Unser Mendlingtal, wie ich es erlebe - Göstling an der Ybbs

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<strong>Unser</strong> <strong>Mendlingtal</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong> <strong>erlebe</strong><br />

Ernst Zettel<br />

Bgm. 1983-1985<br />

Vzbgm. 1965 – 1983 und 1985 – 1995<br />

Mitbegrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erlebniswelt <strong>Mendlingtal</strong><br />

Ich stehe am Beginn d<strong>es</strong> 3 km l<strong>an</strong>gen Erlebnisweg<strong>es</strong>, wo<br />

s<strong>ich</strong> Mitteleuropas letzte Holztrift<strong>an</strong>lage befindet. In <strong>der</strong><br />

Gemeinde <strong>Göstling</strong>, Ortsteil Lassing.<br />

Bevor <strong>ich</strong> nun durch das schöne Tal w<strong>an</strong><strong>der</strong>e, möchte <strong>ich</strong><br />

zur Einleitung einig<strong>es</strong> von damals erzählen. Bis 1539<br />

führte von Eisenerz nur ein Säumerpfad, auf dem mit<br />

Tragtieren Roheisen in unsere Gegend tr<strong>an</strong>sportiert wurde. Es dauerte fast 30<br />

Jahre, bis die Dreimärkter-Straße Gr<strong>es</strong>ten-Purgstall-Scheibbs so weit fertig war,<br />

dass sie mit Pferdewagen befahren werden konnte. Nun konnten Lebensmittel<br />

(Provi<strong>an</strong>t) für Tausende Bergleute nach Eisenerz gebracht werden. Am Retourweg<br />

wurde d<strong>an</strong>n Roheisen (Graglach) für schon b<strong>es</strong>tehende Hammerwerke in <strong>Göstling</strong>,<br />

Lunz und Hollenstein tr<strong>an</strong>sportiert. Auch in Mendling gab <strong>es</strong> bereits einen Zerrennhammer.<br />

Im Ortsteil Lassing war 1785 eine Pfarrkirche err<strong>ich</strong>tet worden, dazu gab<br />

<strong>es</strong> auch ein Gasthaus. Di<strong>es</strong>er Wirt hatte die Aufgabe, all<strong>es</strong> Eisen, das von Eisenerz<br />

kam, abzu<strong>wie</strong>gen. Dabei misstrauten ihm die Fuhrleute immer <strong>wie</strong><strong>der</strong>, ob das<br />

Gew<strong>ich</strong>t auch stimmte. Als <strong>der</strong> Wirt verstorben war, w<strong>an</strong>dten s<strong>ich</strong> die Fuhrleute <strong>an</strong><br />

den Schlosshauptm<strong>an</strong>n in Waidhofen mit <strong>der</strong> Bitte, er möge auf die Witwe<br />

einwirken. Hätte sie die Abs<strong>ich</strong>t, s<strong>ich</strong> <strong>wie</strong><strong>der</strong> zu verehel<strong>ich</strong>en, sollte sie n<strong>ich</strong>t einen<br />

Bauernknecht, son<strong>der</strong>n eine <strong>an</strong>ständige Person nehmen, die d<strong>es</strong> L<strong>es</strong>ens und<br />

Schreibens kundig wäre.<br />

Nun beginne <strong>ich</strong> zu w<strong>an</strong><strong>der</strong>n, gehe über die Bund<strong>es</strong>straße und stehe vor unserer<br />

Sageng<strong>es</strong>talt, dem Schwölleckm<strong>an</strong><strong>der</strong>l.<br />

Die Sage in Kurzform:<br />

Als die Hammerherren von Hollenstein die<br />

Straße von Lassing nach Hollenstein 1599<br />

fertig g<strong>es</strong>tellt hatten, wurden die<br />

Roheisenblöcke von Lassing über Hof nach<br />

Hollenstein gefahren. Als gerade einmal so ein<br />

Pferdefuhrwerk unterwegs war, spr<strong>an</strong>g plötzl<strong>ich</strong><br />

ein grün<strong>es</strong> M<strong>an</strong><strong>der</strong>l aus dem Wald hervor.<br />

Es ersuchte den<br />

Fuhrm<strong>an</strong>n, er möge<br />

dem Spitzhüatl die<br />

Nachr<strong>ich</strong>t überbringen,<br />

dass <strong>der</strong><br />

Hammerherr in <strong>der</strong><br />

HL Sus<strong>an</strong>ne Haas &<br />

Cornelia Hochgerner<br />

Mendling g<strong>es</strong>torben sei. Er solle zum Begräbnis kommen.<br />

„Deinen Lohn find<strong>es</strong>t du bei <strong>der</strong> Z<strong>wie</strong>selbrücke“, meinte<br />

das grüne M<strong>an</strong><strong>der</strong>l. Als <strong>der</strong> Fuhrm<strong>an</strong>n zur b<strong>es</strong>agten Stelle<br />

kam, st<strong>an</strong>d dort ein Gefäß mit lauter rostigen Hufnägeln.<br />

Trotz <strong>der</strong> Enttäuschung nahm er eine H<strong>an</strong>dvoll Nägel und<br />

steckte sie in seine Hosentasche. Je näher er zum<br />

Wentsteinhammer kam, umso schwerer wurde das<br />

Gew<strong>ich</strong>t im Hosensack. Als er hinein griff, hatte er lauter<br />

Golddukaten in <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d. Schnell b<strong>an</strong>d er die Pferde <strong>an</strong><br />

einen Zaun und ging zurück zur Z<strong>wie</strong>selbrücke. Was er<br />

dort f<strong>an</strong>d, war ein Topf voll Rußkäfer.<br />

Seite 1<br />

Verlauf <strong>der</strong> alten Eisenstraße bis ca. 1960


Joh<strong>an</strong>n und Fr<strong>an</strong>ziska<br />

Staudinger<br />

Gutsb<strong>es</strong>itzer und Hammerherr seit<br />

1835 in Mendling<br />

Dr. Joh<strong>an</strong>n Staudinger und<br />

Gattin Maria<br />

B<strong>es</strong>itzer von 1931 - 2001<br />

Die Bauern <strong>der</strong> Umgebung haben damals die<br />

Hammerwerke mit <strong>der</strong> von ihnen erzeugten<br />

Holzkohle beliefert.<br />

Einige Schritte weiter sind im rechten<br />

Gebäude Kasse, WC, Fotodokumentation und<br />

ein Stüberl untergebracht, in dem <strong>es</strong><br />

Eisenstraßen–Werbematerial und einen<br />

Kurzfilm übers Triften zu betrachten gibt.<br />

Ein kurz<strong>es</strong> Weg<strong>es</strong>tück weiter schaue <strong>ich</strong> hinunter auf<br />

ein sehr steil<strong>es</strong> Stück alter Eisenstraße, auf <strong>der</strong> vor<br />

Hun<strong>der</strong>ten Jahren das Roheisen tr<strong>an</strong>sportiert wurde.<br />

Die Bauern <strong>der</strong> Umgebung leisteten mit ihren Pferden<br />

Vorsp<strong>an</strong>ndienste. Wir Mendlinger benützten zum<br />

Schulb<strong>es</strong>uch und Kirchg<strong>an</strong>g die alte Eisenstraße als<br />

Abkürzung nach Lassing noch bis 1960 bzw. bis die<br />

Motorrä<strong>der</strong> und Autos auch bei uns aktuell wurden.<br />

Ich w<strong>an</strong><strong>der</strong>e nun den Rosskogel entl<strong>an</strong>g. Linker H<strong>an</strong>d<br />

die große Waldfläche gehört zum Hause Schöfstein.<br />

Nach hun<strong>der</strong>t Metern wird bereits <strong>der</strong> Scheibenberg<br />

s<strong>ich</strong>tbar, mit seinem höchsten Punkt, dem Zinken<br />

(1.400 m Seehöhe). Am Hochscheibenberg hat die<br />

Fam. Staudinger noch während d<strong>es</strong> zweiten<br />

Weltkrieg<strong>es</strong> eine Almwirtschaft betrieben (Kühe,<br />

Jungvieh, Schweine). Am Fuße d<strong>es</strong> Scheibenberg<strong>es</strong><br />

befindet s<strong>ich</strong> die Nie<strong>der</strong>alm. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Gebäude ist von<br />

hier aus s<strong>ich</strong>tbar. Für die bek<strong>an</strong>nte Heimatd<strong>ich</strong>terin<br />

Elisabeth Kraus-Kassegg ein beliebter ruhiger Ort um<br />

Ged<strong>ich</strong>te und Rom<strong>an</strong>e zu schreiben. Die W<strong>es</strong>tseite<br />

d<strong>es</strong> Scheibenberg<strong>es</strong> bis ins <strong>Mendlingtal</strong> hinunter<br />

heißt<br />

Bretseite und umfasst ein Ausmaß von ca. 140 ha.<br />

Nun gehe <strong>ich</strong> noch ein klein<strong>es</strong> Stück weiter und<br />

schon werden <strong>der</strong> große Buchstein (2224 m) und <strong>der</strong><br />

Admonter Re<strong>ich</strong>enstein (2251 m) s<strong>ich</strong>tbar. Unten im<br />

Tal befindet s<strong>ich</strong> das Hammerherrenhaus Staudinger<br />

und das ehemalige Gasthaus zur steirischen Grenze.<br />

G<strong>an</strong>z links das Gebäude mit den schönen<br />

Fensterkörben war die Salzmaut. Im Gasthaus zur<br />

steirischen Grenze war bis 1953 die russische<br />

B<strong>es</strong>atzungsmacht einquartiert.<br />

Jetzt steige <strong>ich</strong> über 30 Stufen hinab. Im Tal unten<br />

<strong>an</strong>gekommen, stehe <strong>ich</strong> vor einem Wagen mit einer<br />

Holzkohlekrippe als Aufbau.<br />

Seite 2<br />

Hammerherrenhaus Staudinger mit<br />

Gasthof zur Steirischen Grenze


Amboss<br />

(Schabott)<br />

Links befindet s<strong>ich</strong> das Schmiedeg<strong>es</strong>ellenhaus.<br />

Hier wird im Erdg<strong>es</strong>choß in Kurzfilmen<br />

Folgend<strong>es</strong> gezeigt: Holzschlägerung ohne Motorsäge,<br />

Kohlen und Provi<strong>an</strong>ttr<strong>an</strong>sport,<br />

Kin<strong>der</strong>rutsche und eine bäuerl<strong>ich</strong>e<br />

Hausschmiede. Außerdem sieht m<strong>an</strong> den letzten<br />

Schmiedemeister, Herrn Dürr, bei <strong>der</strong> Arbeit.<br />

Im Oberg<strong>es</strong>choß k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> Rauchkuchl,<br />

Brotbackofen, Werkzeuge, Sägen, Koststöckl,<br />

Wasserlage, Töpfe, Spitzkraxen, Gamaschen,<br />

Schuhe, Bettwäsche, Dirndl, Schladminger<br />

Überrock, Reibschemel, Schne<strong>es</strong>chuhe und<br />

Bil<strong>der</strong> b<strong>es</strong><strong>ich</strong>tigen. Im zweiten Raum wird in einem Kurzfilm die<br />

Holzkohleerzeugung darg<strong>es</strong>tellt, dazu werden die dazugehörigen Werkzeuge und<br />

alte Fotos gezeigt. Der 3. Raum ist den damaligen<br />

Hammerherrn und ihren Firmenze<strong>ich</strong>en<br />

zugeordnet. Auch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> s<strong>ich</strong> über eine<br />

Ton<strong>an</strong>lage das Schmiedeg<strong>es</strong>ellenlied, g<strong>es</strong>ungen<br />

vom <strong>Göstling</strong>er Männerchor, <strong>an</strong>hören. Im<br />

vorletzten Raum befinden s<strong>ich</strong> fünf G<strong>es</strong>talten mit<br />

einer Ton<strong>an</strong>lage, die s<strong>ich</strong> unseren B<strong>es</strong>uchern<br />

vorstellen: Wirtin, Provi<strong>an</strong>thändler, Bauer,<br />

Schmuggler und Hammerherr.<br />

Bevor <strong>ich</strong> über die Stiege das Oberg<strong>es</strong>choß<br />

Hammerwerksruine innen<br />

verlasse, noch ein Blick nach links, wo <strong>der</strong> seit<br />

1930 im Schmiedeg<strong>es</strong>ellenhaus wohnende<br />

Straßenwärter auf einem Foto gezeigt wird, <strong>wie</strong> er<br />

mit dem H<strong>an</strong>dfäustl Straßenschotter erzeugt.<br />

Ich versuche nun eine B<strong>es</strong>chreibung d<strong>es</strong> Areals um die Zeit von 1937, als die Ruine<br />

d<strong>es</strong> Zerrennhammers noch gut erhalten war. Nur <strong>der</strong><br />

Dachstuhl hatte gefehlt. Der Flu<strong>der</strong> und die großen<br />

Wasserrä<strong>der</strong> waren noch vorh<strong>an</strong>den,<br />

allerdings teilweise sehr b<strong>es</strong>chädigt.<br />

Eine sehr große Esse, Teile von<br />

Schw<strong>an</strong>zhammer, <strong>der</strong> Schabott,<br />

(Amboß), Roheisenstücke, Z<strong>an</strong>gen,<br />

Eisenringe, Hämmer und viele <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />

di<strong>es</strong>er Eisenstücke wurden 2003 beim<br />

Graben für die Grundf<strong>es</strong>tung <strong>der</strong><br />

Venezi<strong>an</strong>ersäge <strong>wie</strong><strong>der</strong> gefunden.<br />

Auf <strong>der</strong> rechten H<strong>an</strong>gseite war ein<br />

Engelbert Zettl<br />

noch gut erhaltener zweig<strong>es</strong>choßiger<br />

Kohlboden (Kohlenlagerhaus). Den<br />

Auffahrtsweg sieht m<strong>an</strong> heute noch.<br />

Anschließend eine Holzhütte, darin wurde vom<br />

hauseigenen Sägewerk Schnittholz gelagert. Links vom Hammer über den<br />

Mendlingbach ist die Lendt. Ein Holzlagerplatz am Ende d<strong>es</strong> 110 m l<strong>an</strong>gen<br />

Triftk<strong>an</strong>als. Bis 1946 wurde noch fallweise ein L<strong>an</strong>gmeiler err<strong>ich</strong>tet und Holzkohle<br />

erzeugt. Es waren auch ein Köhlerhäuschen und ein Kohlboden vorh<strong>an</strong>den. Teile<br />

d<strong>es</strong> Mauerwerk<strong>es</strong> sind heute noch s<strong>ich</strong>tbar.<br />

Seite 3<br />

Roheisenstücke von<br />

Eisenerz<br />

Hammerwerksruine außen


Das Holztriften<br />

Das Holztriften im <strong>Mendlingtal</strong> re<strong>ich</strong>t schon hun<strong>der</strong>te Jahre zurück. Bereits 1450<br />

gab <strong>es</strong> laut Historikern in Mendling ein Hammerwerk und di<strong>es</strong><strong>es</strong> benötigte Kohle.<br />

Dazu musste sehr viel Holz g<strong>es</strong>chlägert und verkohlt werden.<br />

Ich gehe nun vom hinteren Ende d<strong>es</strong> Staudinger<br />

B<strong>es</strong>itz<strong>es</strong> den Mendlingbach entl<strong>an</strong>g. Auf <strong>der</strong><br />

Grundgrenze ist eine Tafel montiert:<br />

HIC HABITAT FELICITAS NIHIL MALI INTRET<br />

(Hier wohnt das Glück, n<strong>ich</strong>ts Bös<strong>es</strong> möge<br />

eintreten.)<br />

Um das Jahr 1840 ließ Joh<strong>an</strong>n Baptist Staudinger<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> B<strong>es</strong>itzgrenze von Mendling gegen Hof den<br />

eigenwilligen lateinischen Spruch <strong>an</strong>bringen.<br />

Di<strong>es</strong>er Spruch begleitet m<strong>ich</strong> durch die engen Schluchten d<strong>es</strong> reißenden<br />

Wildbach<strong>es</strong>. In den folgenden Felsrinnen wurde das g<strong>es</strong>chlägerte Holz zu Tal ins<br />

Bachbett gebracht. Weißmauertal, Confintal,<br />

Bockmauertal, Blochtal; alle di<strong>es</strong>e Täler re<strong>ich</strong>en bis<br />

auf den Hochscheibenberg hinauf (ca. 1350 m). In<br />

di<strong>es</strong>em Bere<strong>ich</strong> wurden jährl<strong>ich</strong> ca. 400 fm Holz<br />

g<strong>es</strong>chlägert. Die Fam. Staudinger b<strong>es</strong>chäftigte noch<br />

viele Jahre nach dem zweiten Weltkrieg vier bis sieben<br />

Holzknechte, einen Kutscher, eine Köchin, eine<br />

Sennerin und einen Sägearbeiter in <strong>der</strong> L<strong>an</strong>d- und<br />

Forstwirtschaft. Im Winter wurde Hartholz<br />

g<strong>es</strong>chlägert. Im Frühsommer ging Herr Dr. Staudinger<br />

mit dem Vorarbeiter Alois Dippelreuther in die<br />

Pretseite hinauf und zeigte ihm, wo die F<strong>ich</strong>ten und<br />

Lärchen g<strong>es</strong>chlägert werden müssten.<br />

Alte Klause bis 1992<br />

Rindenhütte<br />

Die Wochenrationen <strong>an</strong> Lebensmitteln:<br />

Mehl, Gri<strong>es</strong>, Rindschmalz, 10 Eier, Zucker,<br />

Malzkaffee, Brot, Speck, Erdäpfel<br />

Bis zum Beginn <strong>der</strong> Heuernte hatten die<br />

Holzknechte von Montag bis Freitagabends im<br />

Wald gearbeitet. Eine Rindenhütte wurde<br />

gebaut, in <strong>der</strong> gekocht und g<strong>es</strong>chlafen wurde.<br />

Die Arbeitszeit war so geregelt, dass in <strong>der</strong><br />

Früh von 5 bis 7 Uhr gearbeitet wurde. Von 7<br />

bis 8 Uhr gab <strong>es</strong> Frühstück, d<strong>an</strong>n wurde<br />

<strong>wie</strong><strong>der</strong> von 8 bis 12 Uhr gearbeitet. Nach <strong>der</strong><br />

Mittagspause bis 14 Uhr ging <strong>es</strong> bis 19 Uhr<br />

<strong>wie</strong><strong>der</strong> in den Wald.<br />

Seite 4<br />

Herm<strong>an</strong>n Zettl<br />

Holzschlägerung; v.l.n.r. Leopold<br />

Nachbargauer, Wilhelm M<strong>an</strong>dl, Rom<strong>an</strong><br />

Grießer, Eduard Grießer, Josef G<strong>an</strong>ser,<br />

Stef<strong>an</strong> Fluch, Ludwig Prieler


Was haben wir <strong>an</strong> offener Feuerstelle in <strong>der</strong> Rindenhütte als<br />

Hauptspeise gekocht?<br />

Kaiserschmarrn:<br />

Zutaten: Das Mehl in die Teigschüssel geben, 2 Eier dazu, ein<br />

• 200 g Mehl wenig salzen, 1 kleinen Schöpfer Wasser, das G<strong>an</strong>ze<br />

• 2 Eier zu einen dicken Brei verrühren.<br />

• Butterschmalz In <strong>der</strong> Zwischenzeit in <strong>der</strong> Bratpf<strong>an</strong>ne 2-3 Eßlöffel<br />

• Salz Butterschmalz erhitzen, d<strong>an</strong>n gießt m<strong>an</strong> den dick-<br />

• Zucker flüssigen Teig in die Bratpf<strong>an</strong>ne. Ist die Masse nun<br />

auf <strong>der</strong> unteren Seite goldbraun, dreht m<strong>an</strong> mittels<br />

(Mouser) Schmarrnschaufel das G<strong>an</strong>ze über und bäckt auch die zweite Seite<br />

goldbraun. D<strong>an</strong>n wird die g<strong>an</strong>ze Masse auf kleine Stücke zerstochen und nach<br />

belieben mit Zucker b<strong>es</strong>treut. Dazu gibt <strong>es</strong> einen schwarzen Kathreiner Kaffee.<br />

Holzknechtnocken:<br />

Zutaten: Das Mehl in die Teigschüssel geben, le<strong>ich</strong>t salzen,<br />

• ca. 200 g Mehl mit kochenden Wasser überbrühen, zu einen Teig<br />

• Salz verarbeiten und mit <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d daraus Nocken formen,<br />

• Butterschmalz ins kochende Wasser geben und sol<strong>an</strong>ge kochen bis<br />

• eventuell Äpfel sie s<strong>ich</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> Oberfläche zu drehen beginnen. D<strong>an</strong>n<br />

abseihen, abtropfen lassen und ins heiße Fett<br />

legen. Sobald sie <strong>an</strong> <strong>der</strong> Unterseite goldbraun<br />

sind, mit <strong>der</strong> Schmarrnschaufel vors<strong>ich</strong>tig<br />

umdrehen, die Nocken sollen dabei n<strong>ich</strong>t<br />

zerfallen. Als Beilage dünstet m<strong>an</strong> nach Wahl<br />

Apfelspalten, Zwetschken o<strong>der</strong> Erdbeeren und<br />

gibt <strong>es</strong> über die fertigen Nocken darüber,<br />

streut etwas Zucker darauf o<strong>der</strong> 2-3 Eßlöffel<br />

Honig.<br />

Seite 5<br />

Mahlzeit & Guten Appetit<br />

Nach <strong>der</strong> Heu- und Grumeternte (zweit<strong>es</strong> Heu) ging <strong>es</strong> <strong>wie</strong><strong>der</strong> in den Wald. Nun<br />

wurden die g<strong>es</strong>chlägerten Baumstämme auf 4-6 m l<strong>an</strong>ge Stücke durchg<strong>es</strong>chnitten,<br />

die Bloche übergedreht und die r<strong>es</strong>tl<strong>ich</strong>en Äste mit <strong>der</strong> Axt entfernt. Weiters musste<br />

<strong>der</strong> talseitige Schnitt rundherum zuger<strong>ich</strong>tet werden, dadurch rutschten die Bloche<br />

viel b<strong>es</strong>ser ins Tal. Beim Holzen (Bloche ins Tal bringen) wurden <strong>an</strong> sch<strong>wie</strong>rigen<br />

Kurven o<strong>der</strong> Felsrinnen Posten platziert (Hirter). Sollten s<strong>ich</strong> dort Holzstücke<br />

verf<strong>an</strong>gen, d<strong>an</strong>n musste <strong>der</strong> Hirter „Auf Hob“ rufen. Als Antwort musste <strong>der</strong> obere<br />

Holzknecht: „Er is scho owi“ rufen. Nun löste <strong>der</strong> Hirter den Gragl (querliegend<strong>es</strong><br />

Holz) auf und die Bäume stürzten weiter ins Tal. Der Posten schrie d<strong>an</strong>n den Berg<br />

hinauf „Holz nach Tal“. Im Tal unten am Mendlingbach hatten zwei Männer die<br />

Aufgabe das Holz so zu lagern, dass <strong>es</strong> le<strong>ich</strong>t wegg<strong>es</strong>chwemmt werden konnte,


wenn <strong>der</strong> Wasserst<strong>an</strong>d stieg. Meistens wurde zum Triften bis zur Klause auf die<br />

Schne<strong>es</strong>chmelze gewartet. Eine Ausnahme ist das Blochtal, welch<strong>es</strong> direkt in den<br />

Stauraum mündet. Kommt in di<strong>es</strong>em Tal Holz herunter, k<strong>an</strong>n mit dem Triften,<br />

auch bei niedrigem Wasser, begonnen werden. Die Bloche schwimmen l<strong>an</strong>gsam bis<br />

zur Klause, dort wartet ein Trifter mit einem Flötzhaken um das Holz über einen<br />

kurzen Schwemmk<strong>an</strong>al zu bringen. Wenn ca. 50 Stück durchg<strong>es</strong>chleust sind, wird<br />

die Grundablass geöffnet und ein starker Wasserschwall treibt das Holz dem Bach<br />

entl<strong>an</strong>g hinaus bis zum Rechen. Di<strong>es</strong>er Vorg<strong>an</strong>g wird so l<strong>an</strong>ge <strong>wie</strong><strong>der</strong>holt, bis all<strong>es</strong><br />

Holz beim Rechen (Auff<strong>an</strong>gbauwerk) <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt ist.<br />

Ein 110 m l<strong>an</strong>ger Schwemmk<strong>an</strong>al, in dem die Stämme einzeln bis zum Lagerplatz<br />

schwammen, führte vom Rechen weg. Bloche die eine b<strong>es</strong>timmte Größe auf<strong>wie</strong>sen,<br />

wurden separat gelagert. Das kleine und<br />

schadhafte Holz hielt m<strong>an</strong> zur Verkohlung bereit.<br />

Da die Holzbringung über Felsen und<br />

Schotterhalden stattf<strong>an</strong>d, waren fast alle Bloche<br />

b<strong>es</strong>chädigt. Es musste daher vorne und hinten<br />

eine Scheibe abg<strong>es</strong>chnitten werden (gen<strong>an</strong>nt<br />

ausformen). Erst d<strong>an</strong>n brachte m<strong>an</strong> das Holz mit<br />

einem Dreiachser-Blochwagen zum hauseigenen<br />

Sägewerk (Venezi<strong>an</strong>ergatter). Die gewonnene<br />

Schnittware (Bretter und Pfosten) wurde mit den<br />

Pferdewagen noch während d<strong>es</strong> 2. Weltkrieg<strong>es</strong><br />

zum Bahnhof <strong>Göstling</strong> gebracht. Klein<strong>es</strong>,<br />

g<strong>es</strong>und<strong>es</strong> Holz kauften die Papierfabriken Lunz<br />

und Hollenstein. Allerdings musste di<strong>es</strong><strong>es</strong> Holz<br />

mit einem Reifm<strong>es</strong>ser sorgfältig von Rinde und<br />

Bast befreit werden.<br />

Ruine Kohlelager<br />

Kohlenlagerhaus und Köhlerhäuschen<br />

Der Kohlemeiler in Mendling<br />

Seite 6<br />

Bauwerk für die Holzbringung in<br />

sch<strong>wie</strong>rigen Lagen<br />

Ich k<strong>an</strong>n m<strong>ich</strong> noch gut <strong>an</strong> die Köhlerei erinnern:<br />

Ein schon sehr alter Köhler baute mit viel Plag<br />

und Mühe einen L<strong>an</strong>gmeiler, <strong>der</strong> ca. 15 m l<strong>an</strong>g, 3<br />

m breit und von einem Meter verlaufend auf 3 m<br />

Höhe aufgebaut wurde. Links und rechts davon<br />

verlief ein Gerüst, damit <strong>der</strong> Meiler rundherum<br />

mit Kohll<strong>es</strong>ch 25 cm dick abgedeckt werden<br />

konnte. Dadurch sollte ein Ausbrennen<br />

verhin<strong>der</strong>t werden. G<strong>an</strong>z in <strong>der</strong> Nähe st<strong>an</strong>d ein<br />

klein<strong>es</strong> Köhlerhäuschen. Darin gab <strong>es</strong> eine offene<br />

Feuerstelle, eine Lieg<strong>es</strong>tatt mit Strohsack und<br />

Decke. Vor einem kleinen Fenster bef<strong>an</strong>d s<strong>ich</strong> ein<br />

Sitzbrett, von dem m<strong>an</strong> den g<strong>es</strong>amten Meiler Tag<br />

und Nacht beobachten konnte. Der Köhler<br />

steckte <strong>an</strong> einigen Stellen Eisenrohre in den<br />

Meiler, <strong>an</strong> die er Fläschchen hängte, in denen<br />

s<strong>ich</strong> Flüssigkeit sammelte. Die Flüssigkeit war<br />

le<strong>ich</strong>t bräunl<strong>ich</strong>.<br />

Die kindl<strong>ich</strong>e Neugier verführte m<strong>ich</strong> zur<br />

Kostprobe. Di<strong>es</strong>en Saft würde <strong>ich</strong> jedoch nie<br />

<strong>wie</strong><strong>der</strong> kosten.


Kohlemeiler<br />

Die Fischerhelfer im <strong>Mendlingtal</strong>;<br />

Ernst Zettl und Edmund G<strong>an</strong>ser<br />

Die Arbeitersiedlung Hof<br />

Nun w<strong>an</strong><strong>der</strong>e <strong>ich</strong> abermals das Tal zurück,<br />

um die ehemalige Holzfällersiedlung Hof so zu<br />

b<strong>es</strong>chreiben, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> sie kenne. Als Kleinkind<br />

war <strong>ich</strong> im Sommer oft bei meiner T<strong>an</strong>te<br />

Maria Lindner. Sie war Forstgartenarbeiterin<br />

bei den österre<strong>ich</strong>ischen Staatsforsten. Ihre<br />

Wohnung hatte sie im Haus Nr. 6 Genau<br />

gegenüber führte ein großer Flu<strong>der</strong> zum<br />

Sägewerk, das noch zeitweise vom<br />

Gatterschnei<strong>der</strong> Joh<strong>an</strong>n Dorner betrieben<br />

wurde. Herr Dorner war auch ein<br />

Hobbyfotograf. Fast alle alten Fotos, die im<br />

<strong>Mendlingtal</strong> gezeigt werden, stammen von<br />

ihm.<br />

Seite 7<br />

Kohlentr<strong>an</strong>sport zum Hammerwerk<br />

Wohnhaus in Hof<br />

Winter 1943<br />

Knappenhaus


Fam. Blaimauer beim Sonntagsvergnügen<br />

Esse Zerrennhammer Hof<br />

Baron Wittgenstein´s erst<strong>es</strong> Auto<br />

am S<strong>an</strong>dgraben<br />

Seite 8<br />

Musikkapelle Hof<br />

Verwalter Schröcks Töchter Erna und Mitzi im<br />

Sp<strong>an</strong>lehen<br />

Konrad Buchebner 1932<br />

Schif<strong>es</strong>t in Sp<strong>an</strong>lehen 1930<br />

Sitzend v.l.:<br />

Adolf Neum<strong>an</strong>n,<br />

Max<br />

Seißenbacher,<br />

Wilhelm M<strong>an</strong>dl;<br />

2.R.v.l.: Leopold<br />

Gruber, Ludwig<br />

Fahrengruber,<br />

Karl Krenn,<br />

Rudolf Huber,<br />

Rudolf Eibner<br />

3.R.v.l.: Sepp<br />

Gruber,<br />

Bretschuh,<br />

August<br />

Schoiswohl


Eisstock schießen im Hof 1952<br />

Elektrischer Strom statt Petroleumlampe<br />

Herr Dorner und seine Arbeitskollegen err<strong>ich</strong>teten ein privat<strong>es</strong> Wasserkraftwerk.<br />

Ungefähr zehn Haushalte erhielten damals elektrischen Gle<strong>ich</strong>strom für die<br />

Wohnküche, eine Glühlampe und ein Radio. Falls jem<strong>an</strong>d versuchte, ein<br />

elektrisch<strong>es</strong> Bügeleisen in Betrieb zunehmen, war ein totaler Stromausfall die<br />

Folge. Für alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en Räume verwendete m<strong>an</strong> die Petroleumlampe. Erst im Jahre<br />

1971 wurde, mit vielen Eigenleistungen <strong>der</strong> Bewohner von Hof, eine 20 kVA-<br />

Ringleitung Eisen<strong>wie</strong>sen-Hollenstein von den Wiener-Stadtwerken err<strong>ich</strong>tet.<br />

Die Bewohner von Hof, Pfarre Mendling zu Lassing um 1900 - 1974.<br />

Auer M<strong>ich</strong>ael und Aloisia<br />

Auer Hubert und Agn<strong>es</strong><br />

Benatzky Joh<strong>an</strong>n und Maria<br />

Bitter Rudolf und Aloisia<br />

Blaimauer Joh<strong>an</strong>n und Rosina<br />

Butter Kajet<strong>an</strong> und Berta<br />

Dorner Joh<strong>an</strong>n und Christine<br />

Dippelreither Mathäus und Maria<br />

Gruber Leopold und Maria<br />

Gottsbacher Philipp und Maria<br />

Haberfellner Joh<strong>an</strong>n und Emma<br />

Huber Rudolf und Ther<strong>es</strong>ia<br />

Huber Rudolf und Hermine<br />

J<strong>an</strong>z D<strong>an</strong>iel und Ther<strong>es</strong>ia<br />

Kößler Cäcilia<br />

Kößler Martha (ledig)<br />

Kronsteiner Ludwig und Maria<br />

Kronsteiner Rosalia (verwitwet)<br />

Seite 9<br />

Stammtisch im Gasthaus zur steirischen Grenze<br />

Längauer Joh<strong>an</strong>n und Josefa<br />

Längauer Josef und Mari<strong>an</strong>ne<br />

Lindner Maria<br />

M<strong>an</strong>seer Hubert und Agn<strong>es</strong><br />

M<strong>es</strong>ner Ludwig und Adelheid<br />

Mühlwagner Walter und Herta<br />

R<strong>an</strong>ninger Rupert und Agn<strong>es</strong><br />

Reitbauer Mathäus und Cäcilia<br />

Seisenbachner Max (ledig)<br />

Zettl Engelbert und Karoline<br />

Zettl Herm<strong>an</strong>n und Herta


Die Familie Rudolf und Hermine Huber sind im Jahre 1986 als letzte von Hof<br />

ausgezogen. Die Abw<strong>an</strong><strong>der</strong>ung hat jedoch schon viel früher begonnen.<br />

Folgende Häuser und Wirtschaftsgebäude sind verschwunden:<br />

Bauernhäuser: <strong>an</strong><strong>der</strong>e Gebäude:<br />

Großegg Sp<strong>an</strong>lehen Katzensteiner Häusl Wirtschaftsgebäude Hof<br />

Glatzhof Katzenstein Kamperhäusl Mühle<br />

Kampen (?) Klein Promau Wohnhaus Hof Sägewerk<br />

2 weitere Wohnhäuser sind fast abbruchreif. Und so war im hinteren <strong>Mendlingtal</strong><br />

bis 1997 Totenstille eingekehrt.<br />

Seite 10<br />

1990 Gründung <strong>der</strong> NÖ Eisenstraße<br />

Den Proponenten ist <strong>es</strong> gelungen, 13<br />

Gemeinden d<strong>es</strong> <strong>Ybbs</strong>- und Erlauftals<br />

dazu zubringen, mont<strong>an</strong>historische<br />

Sehenswürdigkeiten zu revitalisieren<br />

und <strong>der</strong> Öffentl<strong>ich</strong>keit zugängl<strong>ich</strong> zu<br />

machen.<br />

Gründungsmitglie<strong>der</strong> d<strong>es</strong> Kulturpark Eisenstraße-Ötscherl<strong>an</strong>d<br />

am 28.09.1990 im Haus Kremayr in <strong>Ybbs</strong>itz,<br />

von <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Göstling</strong> Vizebgm. Ernst Zettl<br />

Ich wurde als Vertreter <strong>der</strong> Gemeinde<br />

<strong>Göstling</strong> in den Vorst<strong>an</strong>d gewählt.<br />

Nun beg<strong>an</strong>n unsere Arbeit. Wir<br />

b<strong>es</strong>uchten unzählige Sitzungen,<br />

Seminare (Workshops) und einzelne<br />

Gemeinden, um <strong>der</strong>en Projekte zu<br />

b<strong>es</strong>prechen.<br />

In Absprache mit meiner Gemeinde<br />

habe <strong>ich</strong> als Erst<strong>es</strong> vorg<strong>es</strong>chlagen,<br />

den Rad- und W<strong>an</strong><strong>der</strong>weg durch die<br />

Notklamm ins Steinbachtal zu<br />

err<strong>ich</strong>ten so<strong>wie</strong> die Vor<strong>der</strong>hammer-<br />

Ruine zu s<strong>an</strong>ieren. Gle<strong>ich</strong>zeitig habe<br />

<strong>ich</strong> versucht, wegen <strong>der</strong><br />

Eröffnung Radweg „Notklamm“<br />

Holztrift<strong>an</strong>lage mit Herrn Dr. H<strong>an</strong>s<br />

Staudinger ins G<strong>es</strong>präch zukommen.<br />

Im Sommer 1991 ist unser damaliger G<strong>es</strong>chäftsführer Mag. Roßbacher mit mir in<br />

die Mendling zu Herrn Staudinger gefahren. Wir bekamen lei<strong>der</strong> keine Zusage, das<br />

<strong>Mendlingtal</strong> für das Publikum zu öffnen. Herr Staudinger verstarb im Oktober<br />

1991. Im Jahre 1991 hat ein groß<strong>es</strong> Hochwasser fast die g<strong>es</strong>amte Holztrift<strong>an</strong>lage<br />

zerstört.<br />

Im August 1994 hat mein Sohn einen Videofilm über den Weg von <strong>der</strong> noch n<strong>ich</strong>t<br />

s<strong>an</strong>ierten Esse in Hof durchs <strong>Mendlingtal</strong> bis Lassing gedreht. Zum Glück sind in


den beiden Schluchten die R<strong>es</strong>te von den damaligen Stegen s<strong>ich</strong>tbar. In di<strong>es</strong>em<br />

Film haben wir auch eine Erzschmelze (Hochofenruine) f<strong>es</strong>tgehalten. Eine Sensation<br />

für NÖ.<br />

Hoffentl<strong>ich</strong> geht mein Wunsch in Erfüllung, dass das <strong>Mendlingtal</strong> um di<strong>es</strong><strong>es</strong> Projekt<br />

erweitert wird. Weiters kenne <strong>ich</strong> auch die Schutthalde, wo am Eisenspitz damals<br />

das Eisenerz abgebaut wurde.<br />

1997 beginnen die Verh<strong>an</strong>dlungen. Bürgermeister Gusel und <strong>ich</strong> haben einige Male<br />

das Tal abgeg<strong>an</strong>gen, um die optimale Trassenführung für die Wege und Stege<br />

f<strong>es</strong>tzulegen. Als die Pläne f<strong>es</strong>tst<strong>an</strong>den, gab s<strong>ich</strong> <strong>der</strong> Bürgermeister große Mühe, die<br />

beiden Erben d<strong>es</strong> Gut<strong>es</strong>, Wolfg<strong>an</strong>g und Heinz Staudinger, und die ÖBF zu<br />

überreden, die Genehmigung zu bekommen, Europas letzte Holztrift<strong>an</strong>lage zu<br />

s<strong>an</strong>ieren und <strong>wie</strong><strong>der</strong> für die Öffentl<strong>ich</strong>keit zugängl<strong>ich</strong> zu machen.<br />

Die überzeugenden Argumente d<strong>es</strong> Bürgermeister und <strong>der</strong> Eisenstraßenfunktionäre<br />

wirkten.<br />

Wasserrechtsverh<strong>an</strong>dlung, Mietverträge, Gründe für Parkplätze, Forststraßen,<br />

S<strong>an</strong>ierung, Herrenhaushof, Kassengebäude, WC-Anlagen, biologische<br />

Kleinklär<strong>an</strong>lagen, Stromversorgung – di<strong>es</strong> all<strong>es</strong> galt <strong>es</strong> zu erledigen.<br />

D<strong>an</strong>k gilt allen Behörden, För<strong>der</strong>gebern und G<strong>es</strong>chäftsführer Dipl.-Ing. Lueger von<br />

<strong>der</strong> NÖ Eisenstraße und <strong>der</strong>en Obm<strong>an</strong>n Hofrat Grimm.<br />

Im Jahre 1998 beg<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Bau.<br />

Zeitig im Frühjahr wurden die Wege und<br />

Stege err<strong>ich</strong>tet. Die Baufirmen Gusel,<br />

Geischläger und Steinbacher haben 250<br />

lfm H<strong>an</strong>gstege, 410 lfm Bachquerungen<br />

und Stege durch die Klammen gebaut. Die<br />

Steinkastenklause und <strong>der</strong> Rechen<br />

mussten ebenfalls neu err<strong>ich</strong>tet werden.<br />

Verbaut<strong>es</strong> Lerchenholz: 120 m 3<br />

K<strong>an</strong>thölzer, 10 fm Piloten, 600 m 2<br />

Lerchen-Pfosten 38 Stk. Rechenstäbe,<br />

dazu 1900 lfm Schotterwege.<br />

Am 23. Mai 1998 erfolgte bereits die<br />

Eröffnung.<br />

Es war eine große Feier. Herr L.R. Wolfg<strong>an</strong>g<br />

Sobotka und Herr Innenminister Karl<br />

Schlögl nahmen die Eröffnung vor.<br />

Herr Geistl. Rat Josef Hahn segnete die<br />

s<strong>an</strong>ierte Holztrift<strong>an</strong>lage, die nun für die<br />

Öffentl<strong>ich</strong>keit freigegeben wurde. <strong>Unser</strong>er<br />

Einladung haben alle Bürgermeister <strong>der</strong> 13<br />

Eisenstraßengemeinden, unsere beiden<br />

Abgeordneten und Herr Bezirkshauptm<strong>an</strong>n<br />

Dr. Berthold P<strong>an</strong>zenböck Folge geleistet.<br />

Wir w<strong>an</strong><strong>der</strong>ten mit einigen hun<strong>der</strong>t Gästen<br />

durch das rom<strong>an</strong>tische <strong>Mendlingtal</strong> zum Herrenhaus in Hof, wo <strong>ich</strong> die Aufgabe<br />

hatte, das nun fertigg<strong>es</strong>tellte Projekt den Anw<strong>es</strong>enden vorzustellen.<br />

Es war ein glückl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Gefühl, als die beiden F<strong>es</strong>tredner immer <strong>wie</strong><strong>der</strong> betonten,<br />

dass das <strong>Mendlingtal</strong> mit seiner Holztrift<strong>an</strong>lage ein<strong>es</strong> <strong>der</strong> Top-Ausflugsziele<br />

Nie<strong>der</strong>österre<strong>ich</strong>s werden würde.<br />

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Nach l<strong>an</strong>gem Suchen ist <strong>es</strong> uns später gelungen eine alte Getreidemühle für den<br />

St<strong>an</strong>dort Großegger-Quelle ausfindig zu machen.<br />

Der B<strong>es</strong>itzer d<strong>es</strong> Bauernhaus<strong>es</strong> Sinsamreith Herm<strong>an</strong>n Ensm<strong>an</strong>n stellt sie fürs<br />

<strong>Mendlingtal</strong> als Leihgabe zur Verfügung.<br />

Die Mühle wurde von Zimmerleuten abgetragen und <strong>wie</strong><strong>der</strong> fachgerecht aufg<strong>es</strong>tellt.<br />

Es musste von <strong>der</strong> Quelle ein Flu<strong>der</strong> (eine Wasserrinne) err<strong>ich</strong>tet werden, auch ein<br />

neu<strong>es</strong> Wasserrad war erfor<strong>der</strong>l<strong>ich</strong>.<br />

Ehrenscheibe<br />

Eröffnung Erlebniswelt <strong>Mendlingtal</strong><br />

Auf Anfrage k<strong>an</strong>n auch g<strong>es</strong>chmiedet werden.<br />

Schließl<strong>ich</strong> bekam die Mühle ein neu<strong>es</strong><br />

Dach und konnte im Jahr 2002 voll<br />

funktionsfähig in Betrieb gehen.<br />

In <strong>der</strong> Zwischenzeit hatte Bürgermeister<br />

Gusel in Türnitz eine alte baufällige<br />

Sägemühle (Venezi<strong>an</strong>ergatter) entdeckt.<br />

Da die Familie Staudinger auch bis l<strong>an</strong>ge<br />

Zeit nach dem zweiten Weltkrieg ein<br />

solch<strong>es</strong> Sägewerk b<strong>es</strong>aß, das lei<strong>der</strong> durch<br />

einen Br<strong>an</strong>d vern<strong>ich</strong>tet worden war, sollte<br />

nun eine weitere Sehenswürdigkeit für<br />

unserer B<strong>es</strong>ucher installiert werden.<br />

Bereits im Frühjahr 2003 nahm Herr<br />

L<strong>an</strong>d<strong>es</strong>rat Pl<strong>an</strong>k die Inbetriebnahme vor.<br />

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Großegger-Mühle


Die Salzmaut<br />

Bereits um 1344 wird in Mendling ein klein<strong>es</strong> Hammerwerk erwähnt. Das benötigte Eisen<br />

wurde von Eisenerz mit Tragtieren über Säumerpfade in die Mendling und später über<br />

den Mendlingpass weiter zu neuen Schmieden gebracht. Um 1539 wurde in Leoben<br />

b<strong>es</strong>chlossen einen f<strong>es</strong>ten Wagenweg zu err<strong>ich</strong>ten. Nach Fertigstellung d<strong>es</strong> Weg<strong>es</strong> im<br />

Jahre 1561 beg<strong>an</strong>n ein reger Wagenverkehr: Eisen, Salz … heraus- Provi<strong>an</strong>t für tausende<br />

Bergarbeiter hinein. Der Weg musste erhalten werden. Zu di<strong>es</strong>em Zweck wurden die Salz<br />

und Eisenmaut eingehoben.<br />

Die Eisenmaut<br />

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