B - des Förderkreises Thomanerchor Leipzig eV
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03 2009<br />
MIT KRUZIANERN UND TÖLZER KNABEN IM KONZERT INTERVIEW MIT GEORG GIRARDET<br />
JOHANN SEBASTIAN BACH KANTATE BWV 36 THOMASKANTOR A.D. HANS-JOACHIM ROTZSCH<br />
Thomaner<br />
www.thomanerchor.de Schutzgebühr 2 Euro<br />
Journal
im<br />
Mitteldeutsche Zeitung 12.8.2009<br />
auften Gewandhaus<br />
vorgestern die Tholzer<br />
Knabenchor Joachs<br />
Matthäuspassion<br />
der Leitung Riccardo<br />
rten überdies das Geter<br />
und eine glanzvolle<br />
ng.<br />
Sonnabend/Sonntag, 4./5<br />
KULTUR<br />
<strong>Leipzig</strong>er Volkszeitung 5.4.2009<br />
Tradition gebiert Zukunft<br />
Thomaner und Tölzer Knabenchor mit Bachs Matthäuspassion unter Riccardo Chailly im Großen Concert<br />
ER KORFMACHER<br />
Schema, kann es nicht geh.<br />
Und so zeigt Riccardo<br />
hilistern auch da die kalte<br />
ie längst Gewissheit zu habei<br />
den Chorälen. Reich hat<br />
eflexe auf den liturgischen<br />
sang mit Fermaten versehen,<br />
Atem-, Ruhepunkten. Bei seieipziger<br />
Passion, der nach Jo-<br />
06, hat Chailly noch ganz auf<br />
nktion gesetzt: Punkte standen<br />
e Zäsuren, Kommata für weni-<br />
, und die, die nicht mit Satzzeirelierten,<br />
ließ er unberücksichverbreitert<br />
überdies die Ausimension<br />
die Palette: Pausieren,<br />
Verzögern, Absetzen, Überbinbersingen,<br />
Zurücknehmen, Betoall<br />
das stellt Chailly in den Dienst<br />
xt, Affekt, Botschaft. Wie sein subtinamisches<br />
Konzept: Den ersten<br />
on „Ich will hier bei dir stehen“ geht schließend geklärt ist – wer wollte das im Donner“ beginnt geheimnisvoll raunend.<br />
sicher zart an, bei der Wiederholung Angesicht der Größe <strong>des</strong> Werks im Ernst Als würden erst nach und nach die Um-<br />
em Text „Von dir will ich nicht wei- behaupten? Aber die Gesamtanlage hat risse Golgathas über dem Garten Gethse- bei.<br />
“ ist alles Zaudern verschwunden. So auch in den Augen <strong>des</strong> Gewandhauskamane sichtbar.<br />
lt jeder Choral (auch instrumental) pellmeisters den Status der Gültigkeit er- Gerade in diesen Sätzen wird die Un-<br />
e eigene Farbe. Hier zeigen sich die langt.terschiedlichkeit<br />
der beiden Knabenchöre<br />
riten <strong>des</strong> Raums. Denn naturgemäß Sie ist bemerkenswert dramatisch, deutlich. Links die kristalline Transpa-<br />
ben es Details im Gewandhaus leichter weicht ab vom Klischee der Kontemplatirenz der Thomaner, rechts die bronzene<br />
s in der Thomaskirche. Deren spirituelle on, die der Leidensgeschichte nach Mat- Wucht der Tölzer. Links der naturbelasse-<br />
ura ersetzt Chailly durch die Transzenthäus anhaftet. Doch bereits der erste ne Glanz der hohen Stimmen, rechts die<br />
enz, die Bach aus der Passionserzählung Kontakt mit den turbae, den Chören der natürliche Autorität kraftvoller Männer-<br />
irekt in die Musik hat fließen lassen. Menge, der Gläubigen, der Zweifler, <strong>des</strong> stimmen, der virtuose Glanz wie selbst-<br />
Bachs Passionen seien Werke ohne An- Mobs, lässt im Gewandhaus die Frage verständlich beherrschter Koloraturen,<br />
kunft, gab Chailly vor drei Jahren zu Pro- aufkommen, wie es hat entstehen kön- denen auch Chaillys Tempi keine nentokoll,<br />
daher habe er sich nie durchringen nen, dieses Klischee. Auch hier nimmt nenswerten Schwierigkeiten in den Weg<br />
können, sie einzuspielen. Doch angekom- Chailly nichts als gegeben. Und wie im legen. Diesmal gibt es keinen Zweifel: Die<br />
men in der <strong>Leipzig</strong>er Tradition, scheint Choral der Entschluss erst reifen muss, Tölzer gehören zu den besten Knaben-<br />
erregenden Qualität <strong>des</strong> Ergebnis- fest im Glauben zu stehen, ergreift auch chören der Welt. Ungeheuer klangschön<br />
en in deren Gültig- der Tötungswille langsam nur vom Stra- reagieren sie auf die subtilsten Zeichen<br />
dieseßenpöbel Besitz: Fast zaghaft beginnt die Chaillys. Und was beide Chöre zwischen<br />
rderung „Lass’ ihn kreuzigen“. Nach dem Einzug in Jerusalem und der nicht<br />
rt die Mordlust sich in optimistischen Trauer <strong>des</strong> Schlusschors<br />
e, sind an Farben, Dynamik, Kultur, Schönheit<br />
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wirkte<br />
stellenedeutsperrig<br />
Fünf Sterne – mehr geht nicht<br />
Thomaner, Tölzer Knabenchor, Gewandhausorchester, Chailly triumphieren mit Bach in London<br />
n sprüdigkeit.<br />
ih<br />
nktionieren solle,<br />
Ulrich Noethen spie<br />
Kommissar Süden Seite 13<br />
ausbreiten, trägt maßgeblich zur Einzigartigkeit<br />
dieser historischen Aufführung<br />
plett aus. Mit<br />
g egenem Ton, der zwischen barock-<br />
Andreas Staier steifer Mechanik und graziler Zartheit<br />
n diesem Samstagabend nicht am Kon- hin- und hertänzelt.<br />
Dies gilt auch für die Solisten: Johannes<br />
Chum spürt sensibel (in extremer Höhe<br />
nicht ungefährdet) jeder Nuance der<br />
Evangelistenerzählung nach. Hanno Müller-Brachmann<br />
geht den Christus ein wenig<br />
gewaltig an, aber die schlichte Kraft<br />
seiner Deklamation fügt sich grandios ein<br />
in die Gesamtanlage. Der Bass Thomas<br />
Quasthoffs klingt wie aus einer besseren<br />
Welt herüber, und sein Rezitativ-Arie-<br />
Paar „Im Garten, als es kühle war“ – „Mache<br />
dich, mein Herze rein“ gehört zu den<br />
seltenen Momenten, in denen Schönheit<br />
und Wahrhaftigkeit die Zeit aushebeln.<br />
Keine ernsthaften Einwände beim geschmeidigen<br />
Arien-Tenor Maximilian<br />
Schmitt, beim körperlos strahlenden Sopran<br />
Christina Landshammers, beim sattdiesseitigen<br />
Alt Marie-Claude Chappuis’,<br />
bei Klaus Häger als Pilatus, Petrus, Judas.<br />
Und beim Gewandhausorchester, das um<br />
die beiden Konzertmeister Frank Michael<br />
Erben (I) und Sebastian Breuninger (II)<br />
diesen neuen <strong>Leipzig</strong>er Bach leuchten<br />
und leben lässt. Dabei wie selbstverständlich<br />
seine Tradition kurzschließt mit einer<br />
Ästhetik, die aus den Erkenntnissen der<br />
Aufführungspraxis Zukunft gebiert.<br />
Nur der Applaus mag nicht passen zu<br />
Botschaft, Würde, Unbedingtheit dieser<br />
grandiosen drei Stunden. Folgerichtig tun<br />
die <strong>Leipzig</strong>er sich anfangs schwer mit ihren<br />
Beifallsbekundungen, würden schon<br />
nach dem ersten Teil lieber Stille mit in<br />
die Pause nehmen. Was in der Thomaskirche<br />
selbstverständlich ist, im Gewandhaus<br />
muss es sich noch einspielen.<br />
Historisches Gipfeltreffen: Thomaner (links) und Tölzer mit Bachs Matthäuspassion unter Riccardo Chailly. Foto: Gert Mothes<br />
Sachkundige Anleitung: Thomaskantor Georg Christoph Biller beim Offenen Singen in der Lutherkirche. Foto: Wolfgang Z<br />
L<br />
angsam aber stetig füllen sich die<br />
Bankreihen der Lutherkirche am Johannapark.<br />
Ganze Schulklassen und<br />
auch viele Musikliebhaber sind zum Offenen<br />
Singen erschienen und warten gespannt<br />
auf die Anweisungen <strong>des</strong> gerung, und für eine Erstaufführung gibt er<br />
strengen Thomaskantors Georg Chris- die Leitung sogleich an seinen musikalitoph<br />
Biller.<br />
schen Assistenten ab.<br />
Dieser hält sich auch gar nicht erst mit Titus Heidemann hat zu Ehren Bachs<br />
langen Reden auf. „Singen ist nicht ganz einen Kanon komponiert, den er mit den<br />
leicht, aber der Beginn ist leicht“, moti- Schülern und Besuchern geschwind einviert<br />
er die Menge und steigt direkt in die studiert. „Gar nicht mal so besonders …<br />
Arbeit ein: Mit nur vier Silben zaubert er schlecht“, kommentiert er die eifrigen<br />
eine vierstimmige Melodie: „Wir sin/gen Bemühungen der Singenden.<br />
Bach.“ Jeder darf die Stimme singen, mit Zum Abschluss der dreiviertelstündi-<br />
der er sich am wohlsten fühlt. Nur die gen Musiklektion übernimmt erneut der<br />
kleinen Kinder haben keine Wahl: Sie Thomaskantor höchstpersönlich das<br />
singen Sopran. Der Thomaskantor er- Kommando. Er lässt Noten verteilen –<br />
klärt kindgerecht und mit einem Augen- denn jetzt wird es wirklich ernst. Wir<br />
zwinkern den Unterschied zwischen Pre- singen Bach! In der Lutherkirche ermiere,<br />
Uraufführung und Erstauffühklingt mehr schlecht als recht der<br />
London. Nach den Großen Concerten ger haben sich fest etabliert im Reigen Quasthoff, Marie-Claude Chappuis, Ma- belegen, dass auch die Insel-Kritiker das<br />
am Donnerstag und Freitag im Ge- der Weltorchester, mit denen das Barbiximilian Schmitt, Klaus Häger. Hinterher Besondere <strong>des</strong> langen Abends spürten.<br />
wandhaus sind Thomaner, Tölzer can langfristig zusammenarbeitet. Es bricht nach einem bewegenden Moment Was keine Selbstverständlichkeit ist.<br />
Knabenchor und Gewandhausorches- sind dies neben dem ältesten bürgerli- schmerzender Stille der Jubel los. Bravi, Schließlich steht in London eine Wiege<br />
ter am Sonntag mit Bachs Matthäuschen Orchester der Welt das Concertge- stehende Ovationen, manche weinen – der Originalklangbewegung. Ein Wagnis,<br />
passion in London aufgetreten. Gesbouworkest aus Amsterdam, das Los Semyon Bychkov, einst Chefdirigent der mit modernen Instrumenten und großer<br />
tern kehrten sie von ihrem Tagesaus- Angeles Philharmonic Orchestra, New Semperoper, läuft mit feuchten Augen Besetzung hier Bach zu Leibe zu rücken.<br />
flug zurück, der an der Themse als Yorks Philharmoniker und das Jazz at durchs Foyer. Und auch Riccardo Chailly Doch im Evening Standard von gestern<br />
musikalisches Highlight der Saison ge- Lincoln Center Orchestra.<br />
reagiert anders als gewohnt. Blass sieht ist zu lesen: „Das Gewandhausorchester<br />
handelt wurde.<br />
Glanzvolle Gesellschaft – und doch gilt er aus nach dem gedehnten Schluss-Ton. … erreichte eine kristalline Transpa-<br />
in London das Matthäuspassion-Gast- Er braucht eine Weile, um die Fassung renz, die winzige Details herausstellte<br />
Von PETER KORFMACHER spiel aus <strong>Leipzig</strong> als das musikalische wiederzuerlangen, zu seinem Lächeln zu und doch volles Gewicht auf die macht-<br />
Großereignis der Saison. Das grelloran- finden, zum Grinsen schließlich im Anvollen Höhepunkte legte. Wenn man ein<br />
Robert van Leer seufzt tief: „Wir sind ge Foyer <strong>des</strong> Barbican-Komplexes vigesicht <strong>des</strong> Triumphs. Und alle spüren, Orchester nach den leisen Momenten<br />
wahnsinnig, all diese Leute über den Kabriert vor Spannung, die Schlange mit dass dieser Moment einer von histori- beurteilt, sind die Gewandhaus-Musiker<br />
nal zu fliegen und wieder zurück.“ Aber Hoffnungsfrohen, die noch auf ein Ticket scher Dimension ist: Diese beiden Kna- superb, doch da sind auch Kraft und<br />
die kühne Gewand-<br />
warten, windet sich benchöre werden wohl<br />
rhythmische Virtuosihaus-Rechnung<br />
<strong>des</strong><br />
mehrfach zwischen nie wieder gemeinsam<br />
tät.“ Und Edward Se-<br />
Head of Music, <strong>des</strong><br />
den Treppenaufgängen musizieren, es war eickerson<br />
schreibt im<br />
musikalischen Kopfes<br />
hin und her, im Saal ne einzigartige Chance.<br />
Independent von einer<br />
<strong>des</strong> Barbican-Centers<br />
mit dem spröden Chailly hat sie genutzt.<br />
„außergewöhnlichen<br />
in London, Europas<br />
Charme rissiger Und das Ergebnis für<br />
Darbietung, wunder-<br />
größtem Kulturkom-<br />
Plüschpolster in Decca auf CD gebannt.<br />
voll, überbordend erplex,<br />
ging auf. Besser,<br />
schlimmen Farben ist Die Aufnahme-, Koreignisreich<br />
und von<br />
als er gehofft hatte.<br />
die Spannung mit Hänrektur-,Abhörsitzun- bleibendem Wert.<br />
Van Leer: „Die Rossini-Messe im Novemden greifbar.<br />
gen haben die vergangene Woche in Wenn der einsame Streicherakkord den<br />
ber war fast ausverkauft, Beethovens Dreieinhalb Stunden lang wagt kaum <strong>Leipzig</strong> beherrscht. Das Material ist seit Moment von Christi Sterben symboli-<br />
Neunte am Neujahrstag war schon im jemand zu atmen im Angesicht der Samstag im Kasten, in London gibt es siert, so ruhig ist, dass er die Stille <strong>des</strong><br />
Vorfeld vollständig ausverkauft, die Mat- nochmals gesteigerten Intensität der keine rote Lampe, die signalisiert, dass völligen Friedens hörbar macht, dann<br />
thäuspassion ist seit Monaten ausge- Chöre, der Orchester, der Solisten. Für die Ewigkeit ihren Anteil einfordert. weiß man sich in der Gegenwart wirklibucht.<br />
Und wir hätten sie noch zweimal die erkrankte Christina Landhammer ist Vielleicht auch ein Grund für die gelöste cher Kunst.“ In London bekommen Kon-<br />
vor restlos vollem Saal spielen können.“ in allerletzter Sekunde Sibylla Rubens Tiefe der Aufführung.<br />
zerte Noten. Für dieses gibt der Inde-<br />
Also wird die Londoner Residence <strong>des</strong> eingesprungen, der Rest der glanzvollen Gut zwei Dutzend Vertreter der britipendent fünf von fünf Sternen. Mehr geht<br />
Gewandhausorchesters mit seinem Chef Besetzung ist aus <strong>Leipzig</strong> bekannt: Joschen Presse sind im Saal, einige müs- nicht.<br />
Riccardo Chailly fortgeführt. Die Planungen<br />
reichen bereits bis 2012, die Leipzihannes<br />
Chum, Hanno Müller-Brachmann<br />
(subtiler, weicher, leiser), Thomas<br />
sen Nachtschichten einlegen. Und bereits<br />
die ersten Rezensionen von gestern<br />
⁄ Die Rezension der <strong>Leipzig</strong>er Matthäuspassion<br />
Robert van Leer: Die Matthäus-<br />
Evening Standard: Wenn man ein Orpassion<br />
ist seit Monaten ausgechester<br />
nach den leisen Momenten<br />
bucht, und wir hätten sie noch<br />
beurteilt, sind die Gewandhaus-Mu-<br />
zweimal vor restlos vollem Saal<br />
siker superb, doch da sind auch<br />
spielen können.<br />
Kraft und rhythmische Virtuosität.<br />
finden sie unter www.lvz-online.de/download<br />
<strong>Leipzig</strong>er Bach: Thomaner singen in der Thomaskirche die Matthäuspassion. Foto: And<br />
⁄ Morgen gastieren Chailly, Thomaner, Tölzer,<br />
Solisten und Gewandhausorchester in London.<br />
In der nächsten Woche singen die Thomaner in<br />
der Thomaskirche die Johannes-Passion. Für<br />
Donnerstag gibt‘s noch Karten unter Tel. 0341<br />
120280.<br />
wuchtigen<br />
g ln klingt so manches Bach-Stück<br />
und die eine oder andere Beethoven-Sonate<br />
oft breiig, eintönig und langweiligkonditioniert.<br />
Staier hingegen macht<br />
sich die Eigenheiten <strong>des</strong> Cembalos zu<br />
Im Dienste <strong>des</strong> Wortes<br />
Dahin<br />
ne, prescht wiede<br />
Stück ausreichend<br />
same Publikum,<br />
Zuhörer, der ver<br />
klatscht, dankt mi<br />
plaus.<br />
Denn Kelly Hanie<br />
eine 1:1-Kopie<br />
<strong>des</strong> ursprüngliers,<br />
wie der Ope-<br />
“ augenblicklich<br />
us der Rockmun,<br />
der seit 2005<br />
amerikanischen<br />
nn ein Dunkelbrille<br />
wie Russ<br />
omie eines Aeler,<br />
ein Auftritt<br />
zum Verwechssenen<br />
Augen<br />
As Ice“ & Co.<br />
oreigner wirkt<br />
verband mit<br />
Songs.<br />
e ist es egal.<br />
Bühnenshow,<br />
ment ist Kelnsen,<br />
und er<br />
tig. Gitarrist<br />
benes GrünieRenaisdas2400r<br />
Legende<br />
Der neue<br />
ruchlos in<br />
nge, spanbnen<br />
den<br />
„Urgent“<br />
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What Love<br />
Powereinesjeero“<br />
mit<br />
arrenzireak<br />
It<br />
iste. In<br />
tunden<br />
n sich <strong>Leipzig</strong>. Zum Höhepunkt geriet am Wokum noch in der Mitte <strong>des</strong> Mittelschiffs in- Was uneingeschränkt auch für den eine Matthäuspassion von be<br />
neues chenende der Hauptbeitrag der Thostinktiv den Kopf einziehen. Und mancher Christus Gotthold Schwarz gilt. Schlank werter Natürlichkeit. Ohne Effek<br />
a keep maner zum Bachfest 2009: Unter der Plosiv am Wortende knallt so gnadenlos ist er, jugendlich, naturbelassen und be- sie aus, ohne Übertreibungen<br />
Daniel Leitung von Georg-Christoph Biller und durchs die Kirche, dass die Liebe zum weglich. Allerdings hat Schwarz – wie Choräle fallen vielleicht eine Sp<br />
begleitet von Concerto Köln sangen sie Wort dies nicht mehr erklären kann. Doch Arien-Kollege Peter Kooij und der Chor- bust aus, und ausgerechnet bei<br />
in der ausverkauften Thomaskirche sonst ist Petzold, der die Hauplast <strong>des</strong> bass – in der Tiefe mit dem Umstand zu maten schiebt Biller das Prin<br />
Bachs Matthäuspassion.<br />
Textes trägt, in diesen zweieinhalb zügi- kämpfen, der den Tenören das Leben er- Wort. Aber abgesehen davon ist<br />
gen Nettostunden, so gut wie lange kein heblich erleichtert: der tiefen Stimmung de wegen ihrer Schlichtheit so gro<br />
Von PETER KORFMACHER Evangelist mehr in der Thomaskirche. von Concerto Köln. Die Solo-Damen, die Matthäuspassion.<br />
Weil er zu einer Natürlichkeit zurückge- kristalline Ute Selbig und die voluminöse, Und Dank der großartigen inst<br />
„Am Anfang war das Wort“. Das ist funden hat, die die Passion nicht banali- aber klare Britta Schwarz haben naturge- talen Begleitung durch Concerto K<br />
zwar weder Passion noch Matthäus, sonsiert, sie aber auch nicht mit Blattgold mäß weniger Probleme damit. Die So- Rheinländer gehören zu den ganz G<br />
dern der Anfang von Johannes. Aber es überzieht. Und würde nicht manches „e“ pran-Knaben profitieren gleich doppelt der Zunft. Technische Fragen sind<br />
charakterisiert das Wesen der Matthäus- oben zum „ü“ tendieren, diese Erzählung von der vergleichsweise bequemen Lage. geklärt; die Spezialisten haben aufg<br />
passion <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>s in der Tho- der Leidensgeschichte in den Worten <strong>des</strong> Klar und präzise leuchten die Oberstim- in erster Linie Spezialisten zu se<br />
maskirche: Bachs Chor, in Bachs Kirche, Matthäus wäre vollkommen. Tief bewemen <strong>des</strong> berühmten Knabenchors. Und es sind vor allem Musiker. Und sie k<br />
unter Bachs Amts-Urenkel Georg-Chrisgend, plastisch, poetisch, sensibel, unter ist offenhörlich, dass der Ex-Thomaner auch in der Thomaskirche mit ihrer<br />
toph Biller. Die Konzentration, ja der die Haut gehend ist sie. Was auch daran Biller diesmal die Kräfte seiner Jungs be- unproblematischen Akustik satt un<br />
Rückzug auf die Worte hinter den Tönen liegen mag, dass Petzold die Arien an den hutsam eingeteilt hat. Keine Ermüdungs- und klar. Haben aber den Kollegen<br />
und die Botschaft hinter den Worten, sie Amarcordler Martin Lattke übergeben erscheinung nirgends. Fabelhaft deutlich modernen Instrumenten den silb<br />
sind eine Grundkonstante der <strong>Leipzig</strong>er hat, der, blickt man nicht zur Empore ist die Artikulation, unanfechtbar die In- Farbreichtum voraus, die Reakt<br />
Bachpflege. Was einerseits nur natürlich hoch, zunächst auch wie der Ex-Thomatonation, beeindruckend die Homogeni- schnelligkeit, die es erlaubt, auch Bi<br />
ist, weil auch Bach vom Wort ausging, als ner Petzold klingt. Aber das ist es nicht, es tät, alles auch profitierend von der erha- bisweilen sehr ambitionierte Tempi<br />
er diesen Kosmos schuf, andererseits ist die geistige Grundhaltung oder, um es benen Aufstellung rechts und links im Substanz und Bedeutung und Schön<br />
auch schon für manchen zischenden pho- weniger pathetisch zu sagen: der Stallge- Chorgestühl. Und selbst die cantus-fir- zu füllen – sie dem Wort untertan zu m<br />
netischen Manierismus gut war.<br />
ruch der Thomaner. Und so ist auch bei mus-Jüngsten bedürften der Verstärkung chen. Ganz selbstverständlich legen<br />
Vereinzelt gibt es sie immer noch. Lattke je<strong>des</strong> Wort zu verstehen und doch durch die Bach-Orgel nicht, die am ande- ihm ihre Pracht zu Füßen, und er ka<br />
Wenn etwa Evangelien-Tenor Martin Pet- jede Linie kostbar und weich und warm ren Ende <strong>des</strong> Kirchenschiffs zwangsläufig sich um den Chor kümmern, die Sänge<br />
zold singt „Und speieten ihn an“, lässt die ausgestaltet, haftet seinem Gesang nichts durchs Timing-Rost fällt.<br />
das Wort. Etwas zu früh einsetzender g<br />
naturalistische Ausgestaltung das Publi- Künstliches an und nichts Frömmeln<strong>des</strong>. Aus diesem Material modelliert Biller waltiger Jubel – für einen <strong>Leipzig</strong>er Bach<br />
l<br />
e<br />
Foto: André Kempner<br />
<strong>Leipzig</strong>er Volkszeitung 7.4.2009<br />
<strong>Thomanerchor</strong> mit Concerto Köln unter Biller mit Bachs „Matthäuspassion“ in der Thomaskirch<br />
<strong>Leipzig</strong>er Volkszeitung 22.6.2009<br />
Orchestereinwürfe scharf<br />
wie Granatsplitter<br />
Bach Mendel h<br />
KULTUR<br />
Munteres Singen<br />
Thomaskantor Georg Christoph Biller musiziert mit Laien<br />
Schlusschoral <strong>des</strong> zweiten Teils der beliebten<br />
und relativ häufig aufgeführten<br />
Bachkantate „Herz und Mund und Tat<br />
und Leben“, BWV 147.<br />
Anlass zu frohlockendem Beifall gibt<br />
das Ergebnis zwar nicht, aber das war<br />
auch gar nicht der Sinn der Übung. Das<br />
Singen mit Kindern und Laien sollte Mut<br />
machen. Viel schöner als sich Musik nur<br />
anzuhören sei es, selbst zu singen. „Am<br />
besten Bach“, schließt Biller die Veranstaltung.<br />
Eine gute Idee <strong>des</strong> viel beschäftigten<br />
Bach-Nachfolgers, sich auch einmal Zeit<br />
zu nehmen für die Menschen, die Musik<br />
zwar mögen, aber nicht professionell be-<br />
Alles ist Luft<br />
treiben – oder vielleicht auch gar n<br />
Denn ob man nun Noten lesen kann<br />
nicht, das spielt beim Offenen Singe<br />
turgemäß keine Rolle. Vom Chor m<br />
tragen und vom Kantor und seinem<br />
sistenten mit fester Stimme ange<br />
singt es sich schließlich fast von a<br />
Eine schöne Erfahrung.<br />
Das Offene Singen war Teil <strong>des</strong> g<br />
gen Forum-Thomanum-Tages. Mi<br />
rungen, Workshops und mit viel<br />
rund um die neugotische Luther<br />
stellte sich das Projekt Forum T<br />
num vor. Pünktlich zum 800. Ge<br />
tag der Thomaskirche, <strong>des</strong> Thom<br />
chors und der Thomasschule 20<br />
das Gelände zwischen Sebastian<br />
Straße und Schreberstraße zum<br />
nationalen Bildungszentrum<br />
sein. Irene<br />
@www.forum-thomanum.de<br />
<strong>Leipzig</strong>er Volkszeitung 6.6.2009<br />
Heutige Tradition u d<br />
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Maren Winterfeld<br />
ré Kempner<br />
merkenste<br />
kommt<br />
Manche<br />
ur zu rodenFerzip<br />
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Musik<br />
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12 soll<br />
-Bachintergereift<br />
Müller<br />
Dienst<br />
Theate<br />
Tur<br />
Frü<br />
Armer Joha<br />
hat die ganz<br />
komponiert<br />
Morgen vo<br />
schlafen. Se<br />
lena findet<br />
dem Cemb<br />
der!<br />
Christoph<br />
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Bachs“ für<br />
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Kinder, d<br />
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„La fie<br />
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„Da<br />
<strong>des</strong><br />
Wer sich<br />
auseinande<br />
der musika<br />
Zeiten Bach<br />
nicht nur<br />
Für das Fo<br />
Bach“ brau<br />
eins: einen<br />
steckte Ziel,<br />
Dokumente<br />
über Bach i<br />
deutschen Ra<br />
schließen, bra<br />
Und detek<br />
Spürsinn. Ma<br />
sich in seine<br />
nicht täusche<br />
Städtchen wie<br />
burg und Schm<br />
man fast nur a<br />
Verkehrsnachric<br />
hier lauern sie,<br />
chen. Schließlic<br />
schon mal einen<br />
wild alles über B<br />
ner Werke auffü<br />
Wissenschaftler a<br />
Erkenntnissen ni<br />
von Staublungeng<br />
chen in dunklen A<br />
„eigentlich eine G<br />
so Maul.<br />
Da passt es nur<br />
sich selbst als T ü<br />
20 Jahre liegt sie zurück: die Friedliche Revolution. Einschneiden<strong>des</strong><br />
hat sich seitdem verändert – für die Thomaskirche,<br />
die Thomasschule, den <strong>Thomanerchor</strong>. Noch zwei<br />
Tage vor dem 9. Oktober 1989 musste der <strong>Thomanerchor</strong><br />
<strong>Leipzig</strong> im »Palast der Republik« in Berlin bei der Jubelfeier<br />
der Zuspätgekommenen auftreten. Ebenso wurde den<br />
Thomanern mit der Begründung »bei uns muss sich nichts<br />
ändern« die Teilnahme an den Montagsdemonstrationen<br />
verwehrt. In diesem Jahr aber hat der <strong>Thomanerchor</strong> am<br />
9. Oktober in der Thomas- und Nikolaikirche gesungen – »das<br />
mag ein Wechsel sein«.<br />
Dieser Wechsel schlägt sich auch im Projekt Forum<br />
Thomanum nieder, das eine Frucht der Friedlichen Revolution<br />
ist. Denn mit dem Forum Thomanum reagieren wir nicht nur<br />
auf die Notwendigkeit, den Nachwuchs für die älteste<br />
Kulturinstitution der Stadt <strong>Leipzig</strong> zu sichern. Wir wollen<br />
mit diesem Bildungsprojekt dafür Sorge tragen, dass es in<br />
Zukunft mehr kulturell gebildete, religiös gebundene, sozial<br />
kompetente und demokratisch gesinnte Menschen in den<br />
Führungsetagen unserer Gesellschaft gibt.<br />
Die Trias von Schule, Chor und Kirche hat den unschätzbaren<br />
Vorteil, in ihrem Wirken auf einen Gegenstand zurückgreifen<br />
zu können, der alle Brüche in der 800-jährigen<br />
Geschichte der Thomana überdauert hat und bis heute ein<br />
Kontinuum schafft: der Glaube in der jüdisch-christlichen<br />
Tradition und die damit verbundenen Werte, die vor allem<br />
durch die Musik abrufbar geblieben sind. Gerade die Musik<br />
will mit ihrer universalen Sprache von dem Gott künden, der<br />
alles Leben hält und trägt – ohne dass die Freiheit <strong>des</strong> Menschen<br />
eingeschränkt wird. Dieses Kontinuum ist das Fundament<br />
all unserer Überlegungen und aus ihm können wir die<br />
Kraft der Erneuerung schöpfen.<br />
Das hat den <strong>Thomanerchor</strong> in den Zeiten von Diktatur<br />
und Bevormundung vor dem Absturz bewahrt und das wird<br />
hoffentlich auch in Zukunft dafür sorgen, dass Chor, Schule<br />
und Kirche sich allen ideologischen Okkupationen widersetzen.<br />
Dazu ist die Erinnerung an die wichtigste Errungenschaft<br />
der Reformation vonnöten: die Verbindung von Glaube<br />
und Bildung. Dass sich bei<strong>des</strong> gegenseitig bedingt, sollten<br />
wir nicht als Einschränkung der Freiheit ansehen, sondern<br />
als Chance der Erneuerung und Bedingung freiheitlichen<br />
Denkens und Handelns nutzen.<br />
Christian Wolff, Pfarrer<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Forum Thomanum <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />
6<br />
VORWORT/INHALT 3<br />
KURZ BERICHTET 4<br />
THOMANER-LEBEN<br />
Sängerknaben unter sich 5<br />
Es muss kolossal klingen 6<br />
Bach-Choral für originale Kieler Bluse 8<br />
MOTETTE/KANTATE<br />
Christian Führer über Kantate BWV 36 9<br />
VERANSTALTUNGSPLAN 12<br />
INTERVIEW<br />
Dr. Georg Girardet – Weichen für die Zukunft<br />
sind gestellt 14<br />
MUSIKER IN LEIPZIG<br />
Thomaskantor a.D. Hans-Joachim Rotzsch 16<br />
Max Reger 18<br />
ABITURIENTEN DES THOMANERCHORES 20<br />
STIFTUNG THOMANERCHOR 21<br />
FORUM THOMANUM 22<br />
FÖRDERKREIS 23<br />
ZU GUTER LETZT 24<br />
9 14 16
4<br />
KURZ BERICHTET<br />
KLAUS-PETER HERZBERG<br />
ALUMNATSINSPEKTOR<br />
Mit dem Beginn <strong>des</strong> neuen<br />
Schuljahres ist Klaus-Peter<br />
Herzberg neuer Inspektor<br />
im Alumnat. Er ist an der<br />
Thomasschule Fachlehrer<br />
für Mathematik, Physik<br />
und Informatik und tritt die<br />
Nachfolge von Michael<br />
Rietz an. Herzberg wurde<br />
im Unstrut-Hainich-Kreis<br />
geboren und studierte in<br />
<strong>Leipzig</strong>. Seit 24 Jahren ist<br />
er als Fachlehrer an<br />
verschiedenen Schulen<br />
<strong>Leipzig</strong>s tätig. Seit 2006<br />
unterrichtet Herzberg an<br />
der Thomasschule. Er ist<br />
verheiratet und Vater<br />
zweier Söhne. Herzlich<br />
willkommen im Pädagogenteam<br />
<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es<br />
<strong>Leipzig</strong>!<br />
CHORLAGER IN NEBRA<br />
Das Chorlager am Ende<br />
der Sommerferien führte<br />
die Thomaner in diesem<br />
Jahr wieder nach Nebra.<br />
Im idyllischen Örtchen<br />
an der Unstrut begrüßte<br />
Thomaskantor Georg<br />
Christoph Biller die neun<br />
neu aufgenommenen<br />
Thomaner. Neben Wanderungen<br />
in der Umgebung,<br />
einer Kanu-Tour auf der<br />
Unstrut, den Besuchen im<br />
benachbarten Freibad und<br />
den abendlichen Volleyball-<br />
und Fußball-Spielen,<br />
fanden erste Proben sowie<br />
Einzel-Vorsingen beim<br />
Kantor und einem Gesangslehrer<br />
<strong>des</strong> Chores statt.<br />
In der Kirche St. Georg<br />
zu Nebra gab der neu<br />
formierte <strong>Thomanerchor</strong><br />
<strong>Leipzig</strong> ein Konzert.<br />
UND WIR HOLEN DEN POKAL...<br />
Zu den Höhepunkten <strong>des</strong> Thomaner-Jahres<br />
zählen mit Sicherheit die Fußballspiele<br />
gegen die befreundete Konkurrenz vom<br />
Dresdner Kreuzchor. Aus Zeitgründen<br />
konnte in diesem Jahr nur ein gemeinsames<br />
Spiel realisiert werden. Am 7. Juni 2009<br />
reisten die Sängerknaben aus der sächsischen<br />
Lan<strong>des</strong>weltstadt <strong>Leipzig</strong> in die<br />
sächsische Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden.<br />
Das Spiel der Knabenmannschaften<br />
(10–13 Jahre) endete nach der regulären<br />
Spielzeit 3:3. Alle drei Tore für die Thomaner<br />
schoss Karl Knoch. Im anschließenden<br />
Siebenmeterschießen setzten sich die<br />
Dresdner Knaben durch. Das Spiel der<br />
Männermannschaften endete nach der<br />
regulären Spielzeit und der Verlängerung<br />
ebenfalls 3:3. Hier setzten sich die<br />
Thomaner im Elfmeterschießen durch und<br />
verteidigten damit den Wanderpokal<br />
der sächsischen Knabenchöre, der nun ein<br />
weiteres Jahr im Probensaal <strong>des</strong> Alumnates<br />
in der Hillerstraße stehen wird. Nach<br />
dem Spiel feierten die Kruzianer und die<br />
Thomaner gemeinsam mit ihren Familien,<br />
Betreuern und Fans, bevor es wieder auf<br />
die Heimfahrt nach <strong>Leipzig</strong> ging. Schon<br />
eine Woche später trafen sich beide Chöre<br />
wieder: In <strong>Leipzig</strong> musizierten sie gemeinsam<br />
im Rahmen <strong>des</strong> Bachfestes 2009 in<br />
der Thomaskirche.<br />
AS KASTENFEST D<br />
Am Ende eines jeden Sommers feiern die<br />
Thomaner ihr traditionelles »Kastenfest«.<br />
Der Begriff »Kasten« steht an dieser Stelle<br />
für die Behausung der Thomaner, das<br />
Alumnat in der Hillerstraße. Im Zentrum<br />
<strong>des</strong> Kastenfestes steht das Fußballspiel<br />
der Thomaner aus Klasse elf und zwölf<br />
gegen ein Alte-Herren-Team, das sich aus<br />
Mitarbeitern <strong>des</strong> Chores, Lehrern der<br />
Thomasschule, Pfarrern der Thomaskirche,<br />
Musikern und Managern <strong>des</strong> Gewandhausorchesters<br />
zusammensetzt. In diesem Jahr<br />
gewannen die Alten Herren knapp nach<br />
Elfmeterschießen gegen die Thomaner.<br />
Neben allerlei Köstlichkeiten der Küche gab<br />
es eine Kletterwand, ein rasantes Radrennen<br />
im benachbarten Johannapark, ein<br />
Schachturnier, verschiedene Wettbewerbe,<br />
Quiz, Tombola und viele andere Dinge,<br />
die Kindern Spaß machen. Das Kastenfest<br />
wird großzügig unterstützt vom Förderkreis<br />
<strong>Thomanerchor</strong> e.V.<br />
ESTKONZERTE MIT F DEM THOMANERCHOR<br />
Zum zentralen Pfarrertag der Evangelischen<br />
Lan<strong>des</strong>kirche Sachsen gestaltete der<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> einen Gottesdienst<br />
in der Thomaskirche. Rund 800 Pfarrer aus<br />
ganz Sachsen kamen am 9. September 2009<br />
zu Besuch. Zwei Tage später sangen die<br />
Thomaner zur Jahrestagung der Deutschen<br />
Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie<br />
im Alten Rathaus. Anlässlich <strong>des</strong><br />
20. Jahrestages der Friedlichen Revolution<br />
traten die Thomaner beim Erinnerungskonzert<br />
in der Nikolaikirche auf.<br />
Thomaskantor Georg Christoph Biller<br />
leitete die Motette »Fürchte dich nicht«<br />
von Johann Sebastian Bach und<br />
Felix Mendelssohn Bartholdys »Denn er<br />
hat seinen Engeln befohlen über dir«.<br />
Das Gewandhaus orchester bot Werke von<br />
Ludwig van Beethoven sowie die 2. Sinfonie<br />
von Johannes Brahms mit Kurt Masur<br />
am Pult. Der Fernsehsender Arte strahlte<br />
die Aufzeichnung <strong>des</strong> Konzertes am<br />
8. November aus.<br />
ARCHITEKTUR-WETTBEWERB<br />
Bis zum 800. Jubiläum <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es<br />
<strong>Leipzig</strong> im Jahr 2012 baut die Stadt <strong>Leipzig</strong><br />
als Trägerin <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es das<br />
Alumnat komplett um. Damit geht ein lang<br />
gehegter Wunsch der Chorleitung in Erfüllung,<br />
die Lebens- und Arbeitsverhältnisse<br />
für die Thomaner zu verbessern. Ein<br />
einstimmiger Stadtratsbeschluss machte es<br />
möglich, einen Architekturwettbewerb<br />
auszuloben, an dem 25 Büros teilnahmen.<br />
Sämtliche Entwürfe waren im <strong>Leipzig</strong>er<br />
Rathaus über die Sommerferien ausgestellt.<br />
Im September 2009 wurde entschieden,<br />
welcher der Entwürfe realisiert werden soll:<br />
Das <strong>Leipzig</strong>er Architekturbüro Nieper und<br />
Partner hat die Ausschreibung gewonnen.<br />
Im November 2010 soll Baubeginn sein.<br />
Während <strong>des</strong> Umbaus werden die Thomaner<br />
das Alumnat für zirka 20 Monate nicht<br />
nutzen können und in dieser Zeit interimistisch<br />
untergebracht.
Tölzer Knabenchor und<br />
<strong>Thomanerchor</strong> sangen<br />
gemeinsam im Londoner<br />
Barbican Centre.<br />
Sängerknaben unter sich<br />
Thomaner treffen auf freundschaftliche Konkurrenz<br />
Das erste große Knabenchortreffen fand im April 2006 in<br />
<strong>Leipzig</strong> statt. Gäste der Thomaner waren der Dresdner<br />
Kreuzchor, die Regensburger Domspatzen, der Windsbacher<br />
Knabenchor und der Poznaner Knabenchor. Es gab ein<br />
großes Konzert in der Thomaskirche, bei dem am Ende alle<br />
Chöre zusammen »Alta Trinita Beata« sangen, dirigiert von<br />
Thomaskantor Georg Christoph Biller. Das <strong>Leipzig</strong>er Treffen<br />
der Knabenchöre war offi zieller Bestandteil <strong>des</strong> kulturellen<br />
Rahmenprogramms der FIFA-WM 2006 – ein großes Fußballturnier<br />
zwischen den Chören wurde im <strong>Leipzig</strong>er Hauptbahnhof<br />
ausgerichtet.<br />
»Es ist erstaunlich wie schön etwa 250 verschiedene<br />
Jungen zusammen singen können.«<br />
Als »Internationales Knabenchor-Festival und europäische<br />
Fußballmeisterschaft der Knabenchöre« war das Knabenchortreffen<br />
2008 im polnischen Poznan ausgeschrieben.<br />
Die Einladung kam vom Poznan Boys’ Choir. Neben den<br />
Thomanern kamen der St. Michael’s Boys’ Choir aus Estland,<br />
der tschechische Knabenchor »Boni Pueri«, der Siauliai Boys’<br />
and Youth Choir »Dagilelis« aus Litauen, der Poznan<br />
Cathedral Choir und der Boys’ and Men’s Choir of the<br />
Poznan Philharmonic »Poznan Nightingales« nach Polen.<br />
Das erste Konzert gestaltete der <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
abwechselnd mit dem estnischen Chor in der Pfarrkirche<br />
St. Stanislaus.<br />
»Interessant war nicht nur der liturgische Gesang <strong>des</strong><br />
estnischen Chores, sondern dass sie ihr eigenes kleines<br />
chorinternes Orchester hatten, welches sie begleitete.«<br />
Zusammen mit dem Tölzer Knabenchor sang der<br />
<strong>Thomanerchor</strong> das erste große gemeinsame Projekt nach der<br />
Australientournee im Frühjahr 2009. Zur Aufführung kam<br />
die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach. Wenige<br />
Zeit später, im Mai 2009, fand das Knabenchortreffen in<br />
THOMANER-LEBEN<br />
Das gemeinsame Konzert <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong> und <strong>des</strong> Dresdner Kreuzchores war ein Höhepunkt<br />
beim <strong>Leipzig</strong>er Bachfest 2009. Wenige Monate zuvor sangen die Thomaner gemeinsam mit dem Tölzer<br />
Knabenchor unter der Leitung von Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly die Matthäuspassion von<br />
Johann Sebastian Bach im Gewandhaus und im Londoner Barbican Centre. Neben diesen gemeinsamen<br />
musikalischen Großprojekten gab und gibt es zahlreiche weitere Gelegenheiten, bei denen die jungen<br />
Konkurrenten der bekannten Knabenchöre aufeinander treffen.<br />
Dresden statt. Anlass war das 450-jährige Jubiläum der<br />
Dresdner Kapellknaben. Unter dem Motto »300 Stimmen<br />
gratulieren« gaben der <strong>Thomanerchor</strong>, der Kreuzchor, der<br />
St. Benno Jazzchor, der Mainzer Domchor und die Kapellknaben<br />
je ein Konzert in der Frauenkirche und in der Kreuzkirche.<br />
Das Besondere bei diesem Treffen war der Jazzchor:<br />
Nicht weil er in einer anderen Musikrichtung sang, sondern<br />
weil es ein gewöhnlicher, aber außerordentlich guter<br />
Schulchor ist, in dem auch Mädchen mitsingen. Gemeinsam<br />
sangen die Chöre den 43. Psalm »Richte mich Gott« von<br />
Felix Mendelssohn Bartholdy.<br />
»Es bleiben Erinnerungen und einprägsame Momente,<br />
wie zum Beispiel das Chorwerk der Kapellknaben in der<br />
Frauenkirche, bei dem der Chor unten und eine kleine Besetzung<br />
oben aus der Kuppel den cantus fi rmus dazu sang. Man<br />
hatte den Eindruck, die Stimmen kämen aus dem Himmel.«<br />
Das Konzert zum Bachfest 2009 ist bis dato der letzte<br />
gemeinsame Auftritt mit einem anderen Chor. Mit dem<br />
Dresdner Kreuzchor studierte der <strong>Thomanerchor</strong> unter<br />
Thomaskantor Biller ein Konzertprogramm ein, welches<br />
nicht alle Tage dargeboten wird. Die Thomaskirche war voll,<br />
nicht nur, weil viele Besucher das Konzert hören wollten,<br />
sondern weil die über 100 Sänger und noch dazu das vollbesetzte<br />
Orchester die Emporen der Kirche ausfüllten.<br />
Max Regers 100. Psalm bleibt in Erinnerung – die musikalische<br />
Klangfülle ebenso, wie der hautnahe Kontakt zu<br />
anderen Sängerknaben.<br />
»Die anderen Chöre kennen zu lernen und miteinander<br />
zu musizieren, war ein unvergessliches Erlebnis.«<br />
Die Knabenchortreffen werden fortgesetzt: Im nächsten<br />
Jahr fahren die Chöre nach Regensburg.<br />
Thomaner Tobias Klenke<br />
5
6 THOMANER-LEBEN<br />
Der Dresdner Kreuzchor und der <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> proben zusammen mit dem Gewandhausorchester in der Thomaskirche<br />
<strong>Leipzig</strong> für das Bachfestkonzert.<br />
Es muss kolossal klingen<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> und Dresdner Kreuzchor beim Bachfest<br />
»Es muss kolossal klingen«. Diese Worte schrieb Max Reger an Karl Straube, als der Klavierauszug seines<br />
100. Psalms op. 106 frisch gedruckt vorlag. Er verlangte für das Werk eine Maximalbesetzung mit einem Chor,<br />
der sich in den vier Stimmgruppen in die Achtstimmigkeit erweitert, einem großen Orchester mit vierfacher<br />
Trompeten- und Hornbesetzung sowie einer großen Orgel. Anlässlich <strong>des</strong> Bachfestes 2009 in <strong>Leipzig</strong> erklang<br />
das Werk in der Thomaskirche zu <strong>Leipzig</strong>.<br />
Was lag bei der geforderten gigantischen Chorbesetzung in<br />
Regers Psalm näher, als zwei der bekanntesten und besten<br />
Knabenchöre hier gemeinsam auftreten zu lassen. So musizierten<br />
der Dresdner Kreuzchor und der <strong>Thomanerchor</strong><br />
<strong>Leipzig</strong> nach längerer Zeit wieder einmal zusammen unter<br />
der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller in<br />
der Thomaskirche. Aber nicht nur zwischen den Chören besteht<br />
eine Kooperation, sondern auch deren Förderinstitutionen<br />
arbeiten mittlerweile gut zusammen. Am 14. Juni 2009<br />
fand daher nicht nur das gemeinsame Konzert von Thomanern<br />
und Kruzianern statt, sondern auch ein Treffen der<br />
Förderinstitutionen.<br />
Zwischen dem Förderkreis <strong>Thomanerchor</strong> e. V. und dem<br />
Förderverein Dresdner Kreuzchor e. V. besteht seit langer Zeit<br />
ein guter Kontakt. Dazu gehören zum Beispiel das gegenseitige<br />
Austauschen von Publikationen, die Einladung zu<br />
den Mitgliederversammlungen und zu anderen Höhepunkten,<br />
wie zum Beispiel den Weihnachtsempfängen und ausge-<br />
wählten Konzerten. So ist Christoff Andrich, der Vorsitzende<br />
<strong>des</strong> Dresdner Vereins, regelmäßig in <strong>Leipzig</strong> – Dr. Michael<br />
Kampf, Vorsitzender <strong>des</strong> hiesigen <strong>Förderkreises</strong> besucht<br />
ebenso regelmäßig Dresden. Bei den gemeinsamen Treffen<br />
kommt es zum Erfahrungs- und Ideenaustausch. So ist die<br />
Förderkreis-CD, die seit 2006 jährlich erscheint, eine Anregung<br />
aus Dresden. Dort hatte man schon seit langer Zeit<br />
gute Erfahrungen mit exklusiven CD-Produktionen für die<br />
Freunde und Förderer <strong>des</strong> Chores. Umgekehrt gab der Förderkreis<br />
<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es den Dresdner Freunden Tipps<br />
und Anregungen, ihren Weihnachtsempfang zu organisieren<br />
und attraktiv zu gestalten.<br />
Als im Jahr 2006 anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft<br />
in Deutschland Kreuzchor und <strong>Thomanerchor</strong> zusammen<br />
mit dem Windsbacher Knabenchor, den Regensburger<br />
Domspatzen und dem Poznaner Knabenchor in der Thomaskirche<br />
musizierten, war eine gute Gelegenheit, auch die<br />
Förderinstitutionen der anderen Knabenchöre einzu laden
Die Vertreter der Förderinstitutionen (v.l.n.r.) Christoff Andrich,<br />
Peter Heckel, Dr. Michael Kampf und Christof Hartmann.<br />
und ein Treffen zu initiieren. Dieses kam jedoch nicht in<br />
gewünschter Weise zustande, am Ende blieb es die gewohnte<br />
Zusammenkunft von <strong>Leipzig</strong>ern und Dresdnern. Aber ein<br />
Kontakt zu den anderen Förderern war hergestellt und<br />
die feste Absicht geäußert, ein gemeinsames Treffen zu veranstalten.<br />
In Windsbach fand dieses erste Treffen am<br />
13. April 2008 statt. Peter Heckel, Vorsitzender der Fördergesellschaft<br />
<strong>des</strong> Windsbacher Knabenchores, hatte anlässlich<br />
<strong>des</strong> 40-jährigen Bestehens <strong>des</strong> Vereins nach Windsbach<br />
eingeladen. Bei diesem Treffen wurde beschlossen, nunmehr<br />
jährlich zusammenzukommen.<br />
Das Bachfestkonzert 2009 war Anlass, das Treffen der<br />
Förderinstitutionen in diesem Jahr in <strong>Leipzig</strong> zu organisieren.<br />
In der Villa Thomana fand eine gemeinsame Vorstandssitzung<br />
der Vereine statt: Alle Vorsitzenden der Förderinstitutionen<br />
waren anwesend, sowie Christof Hartmann, der<br />
Manager der Regensburger Domspatzen. Man beschloss eine<br />
noch engere Zusammenarbeit und sogar eine gegenseitige<br />
Mitgliedschaft in den Vereinen. In besonderer Erinnerung<br />
bleibt das Gespräch mit dem domesticus <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es<br />
Lucas Heller, der jede Frage zum Konzertalltag eines<br />
Thomaners und dem Leben im Alumnat ausführlich beantwortete.<br />
Im Jahr 2010 wird es wieder ein gemeinsames Treffen<br />
geben: Eine Einladung aller Förderinstitutionen nach<br />
Regensburg liegt bereits vor. Anlass wird wieder ein gemeinsames<br />
Konzert verschiedener Knabenchöre sein.<br />
Das Bachfestkonzert<br />
Höhepunkt <strong>des</strong> Tages war der gemeinsame Besuch <strong>des</strong> Bachfestkonzertes,<br />
der den Gästen lange im Gedächtnis bleiben<br />
wird. Bereits bei der Haupt- und Generalprobe am Samstag,<br />
13. Juni 2009 in der Thomaskirche, konnte man einen<br />
Eindruck bekommen, wie »monumental« das musikalische<br />
Programm sein würde: Die beiden Chöre standen dicht gedrängt,<br />
zusammen waren es etwa 160 Sänger, dazu kam<br />
eine so große Orchesterbesetzung, dass die Blechbläser auf<br />
den Seitenemporen Platz nehmen mussten. Es war sehr erhebend,<br />
die Knaben zusammen beim Singen zu erleben.<br />
Durch die räumliche Enge war eine große Disziplin nötig,<br />
die von den großen und kleinen Sängern aufgebracht werden<br />
musste. Allein schon die Proben versprachen ein großartiges<br />
Konzerterlebnis.<br />
THOMANER-LEBEN<br />
Das eigentliche Konzert am Sonntag stellte alle Erwartung<br />
in den Schatten. Am Ende gab es für die Solisten<br />
Gesine Adler (Sopran), Susanne Langner (Alt), Martin<br />
Petzold (Tenor) und Dominik Wörner (Bass), den Organisten<br />
Gerhard Weinberger, das Gewandhausorchester, die beiden<br />
Knabenchöre und Thomaskantor Biller wohlverdienten,<br />
lang anhaltenden Applaus und standing ovations. Regers<br />
Anweisung an den Dirigenten der Uraufführung in Jena,<br />
dass die Zuhörer nach dem Konzert als »Relief an der Wand<br />
kleben« müssten, wurde vom Thomaskantor exzellent umgesetzt.<br />
Wenn der Chor am Ende die Doppelfuge »Denn der<br />
Herr ist freundlich« singt und die Blechbläser das Choralthema<br />
»Ein feste Burg« intonieren ist der Höhepunkt <strong>des</strong><br />
Werkes erreicht. Und doch steigert es sich mehr und mehr bis<br />
zum Schluss.<br />
Ein gemeinsames Konzert von Kreuzchor und <strong>Thomanerchor</strong><br />
ist etwas ganz besonderes. So wurde schnell der<br />
Wunsch nach einem Konzertmitschnitt laut. Der Förderkreis<br />
<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es bot sich für dieses Vorhaben an, da<br />
jährlich eine bestimmte Summe für CD-Publikationen geplant<br />
ist. Zwar fanden 2009 schon mehrere Konzertmitschnitte<br />
für die neue Förderkreis-CD statt, jedoch war der<br />
Gedanke, beide Chöre zusammen auf einem Tonträger zu<br />
hören so reizvoll, dass er in die Tat umgesetzt werde sollte.<br />
Es war für den Tonmeister eine große Herausforderung, die<br />
gewaltige Chor- und Orchesterbesetzung aufzunehmen. Mit<br />
dieser Aufnahme konnte ein ganz besonderes Konzert<br />
konserviert werden. Die CD erscheint voraussichtlich im<br />
kommenden Jahr.<br />
Dr. Michael Kampf<br />
Die Chorempore während der Probenpause.<br />
INFORMATIONEN<br />
Besetzung der beiden großen Chorwerke zum Bachfestkonzert<br />
am 14. Juni 2009 in der Thomaskirche <strong>Leipzig</strong><br />
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)<br />
Lauda Sion op. 73<br />
für Solisten, vierstimmigen Chor,<br />
Flöten, Oboen, Klarinetten,<br />
Fagotte, Hörner, Trompeten,<br />
Posaunen, Pauken, Violinen, Viola,<br />
Violoncello, Kontrabass<br />
Max Reger (1873–1916)<br />
Der 100. Psalm op. 106<br />
für achtstimmigen Chor,<br />
zwei Flöten, zwei Oboen,<br />
zwei Klarinetten, zwei Fagotte,<br />
vier Hörner, zwei Trompeten,<br />
drei Posaunen, Tuba,<br />
drei Pauken, Große Trommel,<br />
Becken, Violinen, Viola,<br />
Violoncello, Kontrabass, Orgel<br />
7
8<br />
THOMANER-LEBEN<br />
Bach-Choral für originale Kieler Bluse<br />
Thomaner-Rüstzeit im Norden Deutschlands<br />
Die Kirchgemeinde St. Thomas veranstaltet je<strong>des</strong> Jahr in den ersten zehn Tagen der Sommerferien eine Rüstzeit<br />
für Thomaner und deren Geschwister. Diese Tradition reicht bis weit in die DDR-Zeit zurück. Die Rüstzeit<br />
führte zum wiederholten Male in die Jugendbildungsstätte Koppelsberg, zwischen Lübeck und Kiel gelegen.<br />
Im Kieler Schifffahrtsmuseum ist nicht etwa ein Thomaner zu sehen, sondern ein<br />
Matrose, <strong>des</strong>sen Anzug seit General Tirpitz zur Kleidung der Thomaner wurde.<br />
Das Thema der Rüstzeit lautete in diesem<br />
Jahr »In/mit welcher Verfassung<br />
leben wir? 2000 Jahre Christentum,<br />
800 Jahre Thomaskirche, <strong>Thomanerchor</strong>,<br />
Thomas schule, 60 Jahre Grundgesetz,<br />
20 Jahre Aufbruch zur Demokratie!«<br />
Unter diesem Gesichtspunkt<br />
fanden die täglichen Bibelarbeiten<br />
statt: Die Zehn Gebote wurden dabei<br />
ebenso thematisiert wie Verse aus dem<br />
Ersten Buch Samuels, in dem das Volk<br />
Israel einen König fordert, und dem<br />
Ersten Petrusbrief, einem frühchristlichen<br />
Verhaltenskompass. Die an geregten<br />
Diskussionen wurden nach dem<br />
P fl i c h t programm intensiv weiter geführt.<br />
Filme wie »Nikolaikirche« nach<br />
dem Roman von Erich Loest und die<br />
Einstudierung <strong>des</strong> Märchens »Das<br />
kalte Herz« als Theater stück ergänzten<br />
die Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema in den Bibelarbeiten.<br />
Ausfl üge in nahe gelegene Städte<br />
gehören zum Programm von Rüstzeiten,<br />
und so führte eine Tagesfahrt nach<br />
Kiel in das Schifffahrtsmuseum. In<br />
diesem war neben den Anfängen der<br />
unter seeischen Schifffahrt ein originaler<br />
Kieler Matrosenanzug zu sehen,<br />
der seit General Tirpitz die Uniform der<br />
Thomaner darstellt. Der Kieler Bluse<br />
gewidmet stimmten die Thomaner<br />
pfl ichtbewusst an Ort und Stelle einen<br />
Bach-Choral an. Die Hafenrundfahrt<br />
stellte nicht zuletzt <strong>des</strong> phantastischen<br />
Wetters wegen einen Höhepunkt dar.<br />
Ein besonderer Zufall führte die<br />
Gruppe am Sonntag nach Lübeck. In<br />
der dortigen Marienkirche wurde im<br />
Gottesdienst der bisherige Assistenzorganist<br />
an der Thomaskirche,<br />
Johannes Unger, in sein neues Amt als<br />
Marienorganist eingeführt. Anlass<br />
genug, die Lübecker Knaben sangeskräftig<br />
zu unterstützen und im Besonderen<br />
dem einstigen <strong>Leipzig</strong>er<br />
Organisten mit »Denn er hat seinen<br />
Engeln befohlen über dir« von Felix<br />
Mendelssohn Bartholdy eine große<br />
Freude zu machen. Die anschließende<br />
Freizeit nutzen die meisten, um durch<br />
Lübecks schöne Straßen zu bummeln<br />
und die Sonne zu genießen. Einer der<br />
Anlaufpunkte war das Grass-Haus, in<br />
welchem neben dem literarischen<br />
Schaffen das graphische und bildhauerische<br />
Œuvre <strong>des</strong> Literaturnobelpreisträgers<br />
Raum fi ndet. Auf dem<br />
groß zügigen Gelände der Bildungsstätte<br />
auf dem Koppelsberg standen<br />
zahlreiche Freizeitangebote zur Verfügung<br />
wie Volleyball, Schwimmen am<br />
angrenzenden Plöner See und Grillen<br />
mit anschließendem Lagerfeuer.<br />
Summa summarum verbrachten die<br />
31 Rüstzeit teilnehmer erholsame und<br />
anregende Tage in der Holsteinischen<br />
Schweiz.<br />
Um eine solche Rüstzeit veranstalten<br />
zu können benötigt die Evangelisch-<br />
Lutherische Kirchgemeinde St. Thomas<br />
<strong>Leipzig</strong> die Unterstützung Dritter, und<br />
so soll an dieser Stelle dem Förderkreis<br />
<strong>Thomanerchor</strong> e. V. ganz herzlich<br />
gedankt sein.<br />
Sascha Hille und Lukas Lomtscher<br />
Das obligatorische Gruppenfoto entstand am Bismarck-Denkmal in Lübeck.<br />
An der dortigen Marienkirche erfreute sich das bronzene Teufelchen großer Beliebtheit.
Der <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
musiziert gemeinsam mit dem<br />
Gewandhausorchester unter<br />
der Leitung von Thomaskantor<br />
Georg Christoph Biller am<br />
19. Dezember 2009 die Kantate<br />
»Schwingt freudig euch empor«<br />
BWV 36 in der Thomaskirche.<br />
Christian Führer setzt die<br />
Kantate und ihre Geschichte<br />
in Beziehung zur Gegenwart.<br />
Geschichte und Gegenwart<br />
Christian Führer über die Kantate BWV 36<br />
Acht Jahre nach seinem Amtsantritt in <strong>Leipzig</strong> schrieb<br />
Johann Sebastian Bach für den 1. Advent 1731 die Kantate<br />
»Schwingt freudig euch empor« BWV 36. Genauer gesagt, zu<br />
diesem Anlass war die Kantate in der vorliegenden Form<br />
fertiggestellt und aufführungsbereit.<br />
Man stelle sich vor: Für jeden Sonntag <strong>des</strong> Kirchenjahres<br />
vom 1. Advent bis zum Ewigkeitssonntag, zu jedem kirchlichen<br />
Fest und zu außerordentlichen Anlässen, wie zum<br />
Beispiel dem Ratswechsel, hatte Bach als director musices<br />
der Stadt <strong>Leipzig</strong> die situationsbezogene Kirchenmusik<br />
bereitzustellen – ein immenses Arbeitspensum, das er nur<br />
durch seine Genialität und seinen tief gegründeten christlichen<br />
Glauben zu bewältigen in der Lage war. Trotzdem<br />
waren die Zeitzwänge bisweilen erdrückend. Doch musikalische<br />
Meterware abzuliefern konnte und wollte er sich nicht<br />
leisten. So nahm er Bausteine eigener Musik und verwendete<br />
sie zur Vollendung eines neuen Werkes. Eine weltliche<br />
Kantate von 1725 veränderte er durch Textwegfall und<br />
Hinzufügung der letzten Strophe eines Epiphaniaschorals<br />
in eine Kirchenkantate. War der Zeitdruck zu groß gewesen<br />
– für Bach war das Ergebnis noch unbefriedigend, er ließ es<br />
nicht dabei bewenden. Zu der bereits vorhandenen Choralstrophe<br />
fügte er den Adventschoral Martin Luthers »Nun<br />
komm, der Heiden Heiland« an die Stelle der sonst üblichen<br />
MOTETTE/KANTATE<br />
Rezitative so ein, dass alle Teile ein neues Ganzes bildeten,<br />
die wunderbare Adventskantate »Schwingt freudig euch<br />
empor«. Eine Synthese von weltlicher Kantatenform und<br />
geistlichem Choral war gelungen.<br />
Der 1. Advent 1731 fi el auf den 2. Dezember. Ein Tag, der<br />
in <strong>Leipzig</strong> Bedeutung hat. Am 2. Dezember 1409 war die<br />
Universität <strong>Leipzig</strong> gegründet worden. In diesem Jahr ist das<br />
600-Jahre-Gedenken, wozu auch die Gebäude der Universität<br />
einschließlich der Paulinerkirche in neuer Form errichtet<br />
werden. Was Bach in genialer Weise gelang, eine Synthese<br />
von weltlicher Form und geistlichem Inhalt, ohne Trennungs-<br />
und Berührungsängste, will den heute Verantwortlichen der<br />
Universität einfach nicht gelingen. Beim Namen geht das<br />
Dilemma bereits los. Von der »Paulinerkirche« ist ein<br />
Paulinum geblieben. Der Innenraum ist streng geteilt: hier<br />
ein Drittel Andachtsraum, dort zwei Drittel Aula, hier der<br />
Altar, dort die Orgel. Und dazwischen eine gläserne Trennwand,<br />
damit ja nicht zusammengedacht wird, was zusammengehört.<br />
Man hätte von Bach lernen können, Grenzen zwischen<br />
Welt und Kirche zu überwinden, statt neu zu errichten.<br />
Genial zu sein, statt kleinlich und rechthaberisch. Die<br />
Synthese zwischen Geschichte und Gegenwart zu versuchen,<br />
wie es in der äußeren Gebäudeform wenigstens erreicht ist.<br />
9
10 MOTETTE/KANTATE<br />
Aber alles Getrennte fi ndet sich wieder. Bachs unvergängliche<br />
Musik wird eines Tages wieder in der ungeteilten<br />
Paulinerkirche erklingen, so wie zu seiner Zeit, als er selbst<br />
in der Paulinerkirche musizierte.<br />
Im Advent erinnern wir die Ankunft Jesu in Geschichte<br />
und Gegenwart. Genau das verwirklicht Bach mit der<br />
Adventskantate »Schwingt freudig euch empor«:<br />
Der Eingangschor macht seinem Titel alle Ehre. Der<br />
Schwung empor nimmt den Hörer mit. Er wird in die<br />
Bewegung derer hineingezogen, die jetzt »in Zion fröhlich«<br />
sind. Da ist der Bezug zum Evangelium <strong>des</strong> 1. Advent<br />
her gestellt, das die Ankunft Jesu in Jerusalem schildert. Die<br />
freudig wogende Menge der Menschen mit Palmzweigen, die<br />
ihr »Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen <strong>des</strong><br />
Herrn, Hosianna in der Höhe« anstimmen, wird in der Musik<br />
hörbar. Erhebt eure Herzen, schwingt freudig euch empor.<br />
Doch plötzlich ein »Halt! Haltet ein!« Dass der König der<br />
Ehren auf einem Esel ankommt, nicht stan<strong>des</strong>gemäß, aber<br />
Die Kantate BWV 36 »Schwingt<br />
freudig euch empor« hatte eine<br />
lange Vorgeschichte, bevor sie<br />
zum 1. Advent 1731 in der heute<br />
bekannten Fassung erklang.<br />
Eingangschor und Arien gehen<br />
auf eine weltliche Kantate<br />
gleichen Namens zurück, die<br />
Johann Sebastian Bach 1725<br />
zum Geburtstag eines Lehrers<br />
aufführte und deren Musik er<br />
später mehrfach für ähnliche<br />
Anlässe wiederverwendete.<br />
Eine entstandene geistliche<br />
Version wurde für die Neufassung<br />
<strong>des</strong> Jahres 1731 gründlich<br />
umgearbeitet. So erweiterte Bach<br />
die Kantate zur Zweiteiligkeit und<br />
ersetzte die Rezitative durch<br />
Choralbearbeitungen <strong>des</strong><br />
lutherischen Adventslie<strong>des</strong><br />
»Nun komm, der Heiden Heiland«.<br />
Der bisherige Schlusschoral<br />
Gottesdienstliches Musizieren<br />
zur Zeit Johann Sebastian<br />
Bachs. Titelkupfer von<br />
Johann Gottfried Walthers<br />
Musikalischem Lexikon aus<br />
dem Jahr 1732.<br />
»Zwingt die Saiten in Cythara«<br />
wurde an das Ende <strong>des</strong> ersten<br />
Teils gesetzt.<br />
Chor »Schwingt freudig euch<br />
empor« für vierstimmigen Chor,<br />
zwei Oboen d`amore, Streicher<br />
und Basso continuo<br />
Choral »Nun komm, der Heiden<br />
Heiland« für Sopran, Alt, zwei<br />
Oboen d´amore und Basso<br />
continuo<br />
Arie »Die Liebe zieht mit sanften<br />
Schritten« für Tenor, Oboe<br />
d´amore und Basso continuo<br />
Choral »Zwingt die Saiten in<br />
Cythara« für vierstimmigen Chor,<br />
Instrumente und Basso continuo<br />
Secunda pars:<br />
Arie »Willkommen, werter Schatz«<br />
für Bass, Streicher und Basso<br />
continuo<br />
INFORMATIONEN ZUR KANTATEH<br />
jesusgemäß, zwingt zum Nachdenken, Innehalten. Versteht,<br />
was ihr seht. »Es naht sich selbst zu euch der Herr der<br />
Herrlichkeit.«<br />
Der Choral, innig, zart und ernst im Duett musiziert,<br />
fügt sich an: Nun komm! »Nun komm der Heiden Heiland«.<br />
Choraltext von Martin Luther, Vertonung von Bach. Die<br />
zwei heraus ragendsten Persönlichkeiten der protestantischen<br />
Kirche vereint, die Ankunft Jesu zu erbitten und zu vertiefen.<br />
Der Ankunft in Jerusalem auf einem Esel, dem Arbeitstier<br />
der armen Leute, geht die Ankunft im Stall von Bethlehem<br />
voraus. Was für eine arme Geburt! In einer chromatischen<br />
Steigerung wird musikalisch erlebbar, worüber sich alle<br />
Welt wundert, dass »Gott solch Geburt ihm bestellt.«<br />
In der Arie »Die Liebe zieht mit sanften Schritten«<br />
wechselt erneut das Bild wie auch im darauffolgenden Choral.<br />
Jesus im Bild <strong>des</strong> Bräutigams, nach dem sich die Herzen<br />
sehnen: »Gleich wie es eine Braut entzücket, wenn sie den<br />
Bräutigam erblicket, so folgt ein Herz auch Jesus nach.« Die<br />
anziehende, liebliche Melodik legt uns den Glauben als<br />
Herzenssache nahe. In einer Welt der Elektronik, in der das<br />
wirkliche Leben immer mehr durch virtuelles Erleben<br />
ersetzt wird, bleibt der Glaube echt, live, unersetzbare<br />
Herzenssache. Da kann es schon einmal überfl ießend wallen,<br />
springen, jubilieren.<br />
Im 2. Teil, Nr. 5 Aria, wird das Motiv <strong>des</strong> Ankommens,<br />
<strong>des</strong> Einzugs Jesu ins Herz, weitergeführt. Aus der Geschichte<br />
wird Gegenwart. Von Bethlehem über Jerusalem und über<br />
2009 Jahre hinweg kommt Jesus in mein Herz. Keine Zeit<br />
kann ihn festhalten. Kein System kann ihm die Einreise<br />
verweigern. In seinem Lauf halten ihn weder Marx noch<br />
Lenin, weder Bank noch Börse auf. »Zieh bei mir ein!«<br />
Doch gerade da wird es bei uns Menschen problematisch.<br />
Im Choral »Der du bist dem Vater gleich« kommt der brutale<br />
Realismus ungeschönt zu Wort. Das kranke Fleisch, das<br />
kalte Herz, die aus dem Ruder gelaufene Welt hat keinen<br />
Platz für Jesus. Mit »kein Raum in der Herberge« fi ng es an.<br />
Choral »Der du bist dem Vater<br />
gleich« für Tenor, zwei Oboen<br />
d´amore und Basso continuo<br />
Arie »Auch mit gedämpften,<br />
schwachen Stimmen« für Sopran,<br />
Solovioline und Basso continuo<br />
Choral »Lob sei Gott dem Vater<br />
ton« für vierstimmigen Chor,<br />
Instrumente und Basso continuo<br />
Im Rahmen der Kantatenaufführung<br />
am 19. Dezember 2009 um<br />
15 Uhr in der Thomaskirche erklingt<br />
die Kantate, musiziert vom<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> und dem<br />
Gewandhausorchester unter<br />
der Leitung von Thomaskantor<br />
Georg Christoph Biller.<br />
Von dieser Aufführung wird es<br />
einen CD-Mitschnitt von Rondeau<br />
Production geben.
Mit dem Gewohnheitsatheismus, dem Relikt aus zwei Weltanschauungsdiktaturen,<br />
und dem Wohlstandsatheismus der<br />
Gegenwart wird Jesus heute der Platz in den Herzen streitig<br />
gemacht. Die Situation wird im Choral durch unruhige<br />
Rhythmen, aber auch durch die in starken Strichen durchgezogene<br />
Melodie von »Nun komm der Heiden Heiland«<br />
erläutert und geklärt: »Der du bist dem Vater gleich, führ<br />
hinaus den Sieg im Fleisch...«<br />
In der letzten Arie kommt durch eine melodiöse, sanfte<br />
Stimmführung von Violine und Sopran die Hoffnung für<br />
das allenthalben schwache Fleisch und die kranke Welt ans<br />
Licht. Ist doch Jesus anders als gedacht, gekommen als der<br />
Heiland der Heiden, damals wie heute: Er stellte sich zur<br />
Ehebrecherin, als sich alle von ihr distanzierten; er kehrte<br />
bei dem Zöllner ein, als sich alle über ihn empörten; er vergab<br />
dem Petrus, als er sich selbst verdammte; er versprach<br />
dem Verbrecher am Kreuz das Himmelreich, als alle ihm<br />
die Hölle wünschten; er heilte die Kranken, die schon von<br />
am 5. März 1943 in <strong>Leipzig</strong><br />
geboren, aufgewachsen<br />
in Langenleuba-Oberhain<br />
1961 Abitur in Eisenach<br />
· Studium der evangelischen<br />
Theologie in <strong>Leipzig</strong><br />
1966 Staatsexamen<br />
1968 Ordination und Einsetzung<br />
als Pfarrer in Lastau und Colditz<br />
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1980–2008 Pfarrer an der<br />
<strong>Leipzig</strong>er Stadt- und Pfarrkirche<br />
St. Nikolai<br />
ab 1982 organisierte er regelmäßig<br />
die montags stattfi ndenden<br />
Friedensgebete, die halfen, die<br />
gewaltfreien Demonstrationen<br />
<strong>des</strong> Herbstes 1989 vorzubereiten<br />
seit 2009 Präsident <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong><br />
<strong>Thomanerchor</strong> e. V.<br />
MOTETTE/KANTATE<br />
den anderen aufgegeben waren. Bei diesem haben gerade<br />
auch die Ungeeigneten, die Unwürdigen, die Schuldigen<br />
eine Chance, die, wenn überhaupt, nur mit gedämpften,<br />
schwachen Stimmen Gott verehren können. Doch der Geist<br />
Jesu hilft aller Schwachheit auf. »Denn schallet nur der Geist<br />
dabei, so ist ihm solches ein Geschrei, das er im Himmel<br />
selber hört.«<br />
Im Schlusschoral kommt es vorwegnehmend zum Ziel,<br />
was der ganzen Welt verheißen ist. Allen Widerständen, allen<br />
Fehlentwicklungen, allen Irrungen und Wirrungen zum<br />
Trotz wird die Menschheit eins, eins im vielstimmigen Chor<br />
der Befreiten und Geheilten und Erlösten:<br />
»Lob sei Gott dem Vater ton, / lob sei Gott sein’m eingen<br />
Sohn, / lob sei Gott dem Heilgen Geist / immer und in Ewigkeit.«<br />
Der gewaltige Schlusschoral öffnet die Seele und<br />
schwingt freudig den Hörer empor, empor zu dem, der da ist<br />
und der da war und der da kommt.<br />
Pfarrer em. Christian Führer<br />
PFARRER EM. CHRISTIAN FÜHRER<br />
· für sein Engagement erhielt er<br />
den Theodor-Heuss-Preis, das<br />
Bun<strong>des</strong>verdienstkreuz, den<br />
Augsburger Friedenspreis sowie<br />
die Hans-Böckler-Medaille<br />
· Christian Führer ist verheiratet,<br />
hat vier erwachsene Kinder und<br />
acht Enkelsöhne<br />
11
12 VERANSTALTUNGSKALENDER<br />
Dezember<br />
1. Di 18:00 Festgottesdienst<br />
zum 600. Jubiläum der Universität<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
Thomaskantor Georg Christoph Biller<br />
6. So 20:00 Festkonzert Aula der Universitätskirche<br />
St. Pauli<br />
zum Universitätsjubiläum<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Weihnachtsoratorium BWV 248 (Kantate 1 bis 3)<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
Karten nur über Gewandhauskasse und Vorver kaufsstellen<br />
11. Fr 19:00 Konzert<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Weihnachtsoratorium BWV 248 (Kantate 1 bis 6)<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
(CD-Mitschnitt)<br />
Karten nur über Gewandhauskasse und Vorverkaufsstellen<br />
12. Sa 17:00 Konzert<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Weihnachtsoratorium BWV 248<br />
(siehe 11.12.09)<br />
13. So 17:00 Konzert<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Weihnachtsoratorium BWV 248<br />
(siehe 11.12.09)<br />
18. Fr 18:00 Motette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
19. Sa 15:00 Motette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Schwingt freudig euch empor« BWV 36<br />
Heinz Werner Zimmermann<br />
»Ave Maria«<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
(CD-Mitschnitt)<br />
20. So 19:30 Weihnachtsliederabend<br />
<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />
(CD-Mitschnitt)<br />
Karten nur über Musikalienhandlung Oelsner,<br />
Telefon 0341-960 50 56<br />
21. Mo 11:00 Schülerkonzert<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
(geschlossene Veranstaltung)<br />
19:30 Weihnachtsliederabend<br />
(siehe 20.12.09)<br />
22. Di 19:30 Weihnachtsliederabend<br />
(siehe 20.12.09)<br />
24. Do 13:30 Weihnachtsmotette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
18:00 Christvesper<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
24:00 Komplet<br />
mit Männerstimmen <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />
Die Auftritte <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong> leitet Thomaskantor Georg Christoph Biller. Freitags um 18 Uhr<br />
und samstags um 15 Uhr fi nden in der Thomaskirche wöchentlich Motetten statt. Auch der Gottesdienst<br />
sonntags um 9:30 Uhr wird stets musikalisch gestaltet.<br />
25. Fr 09:30 Festgottesdienst<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die<br />
Tage« BWV 248,1<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
26.12.09–3.1.10 Weihnachtsferien <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />
31. Do 13:30 Silvestermotette<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Herrscher <strong>des</strong> Himmels, erhöre das Lallen«<br />
BWV 248,3<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
Januar<br />
6. Mi 09:30 Festgottesdienst<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben«<br />
BWV 248,6<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
17. So 09:30 Gottesdienst<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
22. Fr 18:00 Motette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
23. Sa 15:00 Motette<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Jesus schläft, was soll ich hoffen« BWV 81<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
24. So 09:30 Gottesdienst<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
28. Do 14:00–19:00 Alumnat<br />
Tag der offenen Tür beim <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
29. Fr 18:00 Motette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
30. Sa 15:00 Motette<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Mit Fried und Freud ich fahr dahin« BWV 125<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
(CD-Mitschnitt)<br />
31. So 09:30 Gottesdienst<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
Februar<br />
6.–22.2. Winterferien <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />
26. Fr 18:00 Motette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>
27. Sa 15:00 Motette<br />
Igor Strawinsky<br />
»Messe«<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
(CD-Mitschnitt)<br />
28. So 09:30 Gottesdienst<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
März<br />
5. Fr 18:00 Motette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
6. Sa 15:00 Motette<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Himmelskönig, sei willkommen« BWV 182<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
7. So 09:30 Gottesdienst<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
12. Fr 18:00 Motette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
13. Sa 15:00 Motette<br />
Georg Philipp Telemann<br />
71. Psalm »Deus judicium tuum« TWV 7:7<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
14. So 09:30 Gottesdienst<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
19:30 Konzert Magdeburg<br />
im Rahmen der Telemann-Festtage<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1<br />
Kantate »Himmelskönig, sei willkommen« BWV 182<br />
Georg Philipp Telemann<br />
71. Psalm »Deus judicium tuum« TWV 7:7<br />
Georg Philipp Telemann / Johann Sebastian Bach<br />
»Jauchzet dem Herrn«<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, <strong>Leipzig</strong>er Barockorchester<br />
19. Fr 18:00 Motette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
20. Sa 15:00 Motette<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
(CD-Mitschnitt)<br />
21. So 09:30 Gottesdienst<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1<br />
(siehe 20.3.10)<br />
17:00 Konzert<br />
zum 325. Bachgeburtstag<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1<br />
Kantate »Himmelskönig, sei willkommen« BWV 182<br />
Georg Philipp Telemann<br />
71. Psalm »Deus judicium tuum« TWV 7:7<br />
Georg Philipp Telemann / Johann Sebastian Bach<br />
»Jauchzet dem Herrn«<br />
(siehe 14.3.10)<br />
April<br />
DEZEMBER 2009–APRIL 2010<br />
1. Do 19:00 Konzert<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Matthäuspassion (Fassung 1736) BWV 244<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
Karten nur über Gewandhauskasse und Vorverkaufsstellen<br />
2. Fr 09:30 Gottesdienst<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
19:00 Konzert<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Matthäuspassion (Fassung 1736) BWV 244<br />
(siehe 1.4.10)<br />
4. So 06:00 Ostermette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
09:30 Festgottesdienst<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Christ lag in To<strong>des</strong> Banden« BWV 4<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
(CD-Mitschnitt)<br />
5. Mo 15:00 Oper Oper <strong>Leipzig</strong><br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
»Die Zauberfl öte« KV 620<br />
mit Solisten <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />
(Drei Knaben)<br />
5.–11.4. Osterferien <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />
11. So 09:30 Gottesdienst<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
16. Fr 18:00 Motette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
17. Sa 15:00 Motette<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Halt im Gedächtnis Jesum Christ« BWV 67<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
(CD-Mitschnitt)<br />
18. So 09:30 Gottesdienst<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
23. Fr 18:00 Motette<br />
mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
24. Sa 15:00 Motette<br />
Johann Sebastian Bach<br />
Kantate »Ihr werdet weinen und heulen« BWV 103<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />
Stand: 1. Oktober 2009 – Änderungen vorbehalten.<br />
Weitere ausführliche Hinweise zu den Veranstaltungen mit dem<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> oder Gastkonzerten in der Thomaskirche fi nden<br />
Sie unter www.thomanerchor.de oder auch unter www.thomaskirche.org.<br />
Alle Veranstaltungen fi nden, soweit nicht anders angegeben, in der<br />
Thomaskirche zu <strong>Leipzig</strong> statt.<br />
13
14<br />
INTERVIEW<br />
Weichen für die Zukunft sind gestellt<br />
Interview mit Dr. Georg Girardet<br />
Nach 18 arbeitsreichen Jahren im Dienste der <strong>Leipzig</strong>er Kulturlandschaft lebt Dr. Georg Girardet jetzt im (Un-)Ruhestand.<br />
Mit großem Interesse verfolgt er nach wie vor die kulturpolitischen Entwicklungen und nimmt am kulturellen Leben der<br />
Stadt teil – auch wenn die Besuche in <strong>Leipzig</strong> seltener werden. Girardet blickt zurück auf seine Arbeit als Bürgermeister<br />
für Kultur und spricht über die Bedeutung <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong> für die Stadt und für ihn persönlich.<br />
Dr. Georg Girardet hatte von 1991 bis 2009 das Amt <strong>des</strong> Bürgermeisters<br />
und Beigeordneten für Kultur der Stadt <strong>Leipzig</strong> inne.<br />
Sehr geehrter Herr Dr. Girardet, Sie waren knapp 18 Jahre,<br />
vom 1. Dezember 1991 bis 29. Mai 2009, Beigeordneter für<br />
Kultur der Stadt <strong>Leipzig</strong>. Was machen Sie heute? Wo sind Sie<br />
noch tätig? Welche kulturellen Einrichtungen oder Vereine<br />
profi tieren noch von Ihnen?<br />
Ich bin ein aktiver Pensionär und habe noch eine Fülle<br />
von Aufgaben. So arbeite ich in vielen Vereinsvorständen<br />
mit, bin Vorsitzender der Förderstiftung hier in <strong>Leipzig</strong>.<br />
Außerdem arbeite ich in vielen Gremien, Kuratorien und<br />
Stiftungen mit. So bin ich zum Beispiel im Vorstand <strong>des</strong><br />
Vereins der Freunde der preußischen Schlösser und Gärten<br />
Berlin-Brandenburg, <strong>des</strong> größten Berliner Fördervereins.<br />
Auch in <strong>Leipzig</strong> bin ich noch tätig, zum Beispiel in der<br />
Stiftung Chorherren zu St. Thomae, im Verein Thomaskirche<br />
Bach 2000 und in der Carlebach-Stiftung. Zur Zeit<br />
organisiere ich eine Demokratie-Konferenz, die im Oktober<br />
2009 in <strong>Leipzig</strong> stattfi nden soll. In erster Linie ist hierbei<br />
meine Aufgabe, die Referenten zu gewinnen.<br />
Welche Rolle spielt Kultur, beispielsweise Theater, Musik,<br />
Oper oder Konzerte in Ihrem Leben. Bevorzugen Sie eine<br />
bestimmte Richtung?<br />
Ich habe ein paar Semester Kunstgeschichte studiert,<br />
die Bildende Kunst war mir immer sehr wichtig. Auch meine<br />
Frau ist Kunsthistorikerin. Mit meiner Zeit hier in <strong>Leipzig</strong><br />
hat sich mein Interesse aber zu Gunsten der Musik verschoben.<br />
<strong>Leipzig</strong> ist eine sehr musikalische Stadt. Hier hat sich bei<br />
mir die Musik quasi vor die Bildende Kunst gestellt. Weiterhin<br />
ist mir auch das Theater sehr wichtig. Insgesamt zeige<br />
ich eine große Offenheit und große Neugier zur Kultur.<br />
Wie hat Sie Ihr Elternhaus geprägt. Welche Rolle spielte dort<br />
Kultur?<br />
Ich bin in einem kulturbürgerlichen Elternhaus aufgewachsen.<br />
Mein Urgroßvater und mein Vater haben beide<br />
Gemälde gesammelt. Meine Eltern hatten zum Beispiel<br />
Abonnements für Konzerte, in die ich schon sehr früh mitgenommen<br />
wurde. Oft sind wir auch in Museen gegangen.<br />
Kultur gehörte also schon früh zu meinem Leben. Auch bei<br />
meiner jetzigen Familie ist es so.<br />
Spielen Sie ein Instrument oder malen Sie?<br />
Ich selbst bin hier wenig kreativ. Weder noch. Ich habe<br />
es einmal mit Klavier versucht, aber es ist nur bei einem<br />
kurzen Intermezzo geblieben. Heute bedauere ich das etwas.<br />
Aber über meine Enkelkinder, die Klavier spielen, hält die<br />
Musik heute doch noch Einzug in unsere Familie.<br />
Über 18 Jahre als Kulturbürgermeister sind eine lange Zeit, in<br />
der man viel bewegen kann. Welche großen Ver änderungen<br />
hat die Kulturszene in <strong>Leipzig</strong> in dieser Zeit durchlebt? Was<br />
waren die wichtigsten Ziele Ihrer Arbeit?<br />
Die inhaltlichen Veränderungen, würde ich sagen, sind<br />
gar nicht so groß. Auch die DDR hielt die Kultur in <strong>Leipzig</strong><br />
hoch. Auch die Wende bedeutete keine große Zäsur. Unsere<br />
Aufgabe war es zunächst, die vorhandene Substanz zu erhalten<br />
und weiterzuentwickeln und der neuen Finanzsituation<br />
anzupassen. Während meiner Zeit als Kulturbürgermeister<br />
wurde sehr viel gebaut. immerhin ein Auftragsvolumen von<br />
400 Millionen Euro. Die Bausubstanz wurde ja in der DDR<br />
stark vernachlässigt, sodass hier viel zu tun war. Auch<br />
personell hat sich vieles verändert. Die wichtigsten dieser<br />
Veränderungen waren sicher die beiden Neubesetzungen <strong>des</strong><br />
Postens <strong>des</strong> Gewandhauskapellmeisters mit Herbert<br />
Blomstedt und später Riccardo Chailly. Außerdem ist die
Bedeutung der Musik für <strong>Leipzig</strong> weiter gestiegen. Zu nennen<br />
sind hier die Bachfeste, die seit 1999 regelmäßig jährlich<br />
stattfi nden und die Mendelssohn-Festtage. Auch die Rolle<br />
<strong>des</strong> Bacharchivs ist größer geworden, das Mendelssohnhaus<br />
ist hier zu nennen.<br />
Welche Entwicklung hat der <strong>Thomanerchor</strong> in dieser Zeit<br />
genommen?<br />
Der <strong>Thomanerchor</strong> ist eine Konstante in <strong>Leipzig</strong>. Er<br />
steht in einer wunderbaren Tradition. Thomaskantor Georg<br />
Christoph Biller betont selbst, dass er der 16. Amtsnachfolger<br />
Johann Sebastian Bachs ist und zeigt somit eine fortlaufende<br />
Traditionslinie an. Der Chor befi ndet sich heute in<br />
einem Prozess der starken Umgestaltung der Strukturen.<br />
Dieser wichtige Schritt ist sicher ein bisschen spät gekommen.<br />
Der Chor ist heute auf einem guten Weg. Der Stadtrat hat<br />
über 13 Millionen für den Umbau <strong>des</strong> Alumnats mit dem<br />
neuen Versorgungstrakt bewilligt. Die Weichen für die<br />
Zukunft sind damit gestellt. Etwas ironisch gesagt bedeutet<br />
das, dass wenn der Chor 2012 sein 800-jähriges Bestehen<br />
feiert soll er so aufgestellt sein, dass er auch weitere 800 Jahre<br />
bestehen kann.<br />
Wann haben Sie die Thomaner das letzte Mal gehört?<br />
Es ist noch nicht lange her, aber den genauen Termin<br />
kann ich Ihnen jetzt nicht nennen. Aber ich habe heute Post<br />
vom Gewandhaus erhalten: 18 Karten für die Aufführungen<br />
<strong>des</strong> Weihnachtsoratoriums in der Thomaskirche für meine<br />
Familie und Freunde. Nachdem ich die Karten letzte Woche<br />
bezahlt habe, wurden sie mir heute zugeschickt. Ich verdanke<br />
dem <strong>Thomanerchor</strong> ganz wichtige Impulse. Bis heute ist mir<br />
das gemeinsame Konzert der Knabenchöre anlässlich der<br />
Fußball-Weltmeisterschaft in <strong>Leipzig</strong> unvergesslich. Als alle<br />
fünf Chöre zusammen am Ende das Gotteslob anstimmten,<br />
war ich den Tränen nahe. Es war sehr ergreifend. Die Kirche<br />
löste sich in Musik auf. Ich habe die Musik auf eine besondere<br />
Weise entdeckt. Und das verdanke ich auch dem <strong>Thomanerchor</strong>.<br />
Ich habe Professor Biller und dem Chor anlässlich<br />
meiner Verabschiedung daher auch ganz herzlich gedankt,<br />
dass er mir solche Impulse ermöglicht hat.<br />
Wenn man die <strong>Leipzig</strong>er Presse liest hat man den Eindruck,<br />
der Chor führt dort ein Schattendasein. Ist das als Freund<br />
<strong>des</strong> Chores nur mein persönlicher Eindruck?<br />
Nein, da haben Sie schon Recht. Aber ich kann mir nicht<br />
erklären, woran es liegt. Der Chor führt ein Inseldasein.<br />
Obwohl die Zuhörerschaft je<strong>des</strong> Wochenende in den Motetten<br />
in der Thomaskirche und zu anderen Konzerten groß ist,<br />
spielt der Chor in <strong>Leipzig</strong> nicht die Rolle, die er verdient<br />
hätte. Das könnte daran liegen, dass wir mittlerweile in einer<br />
atheistischen Welt leben und der Chor stark mit geistlichen<br />
Werken auftritt. Da ist vielleicht eine Art Fremdheit bei<br />
manchen Menschen. Das ist auch ein Problem <strong>des</strong> Bachfestes.<br />
Auch hier sind nur 20 Prozent der Besucher aus <strong>Leipzig</strong>. Die<br />
Bevölkerung hat das Bachfest noch immer nicht als typisch<br />
für <strong>Leipzig</strong> angenommen. Daher gibt es ja auch die Open Air<br />
Konzerte, die gerade junge <strong>Leipzig</strong>er Bürger anziehen sollen.<br />
Sie standen schon sehr früh zum Projekt Forum Thomanum.<br />
Warum ist Ihnen das so wichtig?<br />
Ich habe einen großen Respekt vor der Leistung der<br />
Thomaner. Um diese Leistungen erbringen zu können, müssen<br />
die Rahmenbedingungen stimmen. Die spartanischen<br />
Lebensbedingungen, die im Moment noch herrschen, ziehen<br />
auf Dauer kaum noch Kinder und Jugendliche an. Deshalb<br />
wird ja das Alumnat umgebaut. Kleinere Zimmer und<br />
Wohngemeinschaften und damit mehr Privatsphäre und<br />
Lernmöglichkeiten sowie mehr Erzieherinnen und Erzieher<br />
sind hier ein wichtiger Weg. Mit dem Bildungscampus wird<br />
die nationale und internationale Ausstrahlung <strong>des</strong> Chores<br />
wachsen. Außerdem wird die Nachwuchsgewinnung für den<br />
Chor durch das Forum Thomanum gewährleistet.<br />
<strong>Thomanerchor</strong>, Thomaskirche und Thomasschule bereiten<br />
sich auf das große Jubiläum 2012 vor. Wird das Alumnat<br />
fertig sein?<br />
Im Moment hängen wir dem Zeitplan für den Umbau<br />
<strong>des</strong> Alumnats hinterher. Das liegt vor allem daran, dass die<br />
Baumaßnahmen europaweit ausgeschrieben werden müssen.<br />
Aber es gibt ein Festkomitee, auch das Festprogramm steht<br />
ja schon in großen Teilen. Das Fest wird fantastisch vorbereitet.<br />
Außerdem freut es mich, dass auch Einrichtungen<br />
wie das Gewandhaus und die Oper an dem Jubiläum teilhaben.<br />
Die Vorbereitungen dafür laufen gut.<br />
Welche kulturelle Veranstaltung in <strong>Leipzig</strong> haben Sie zuletzt<br />
besucht?<br />
Ich habe am 18. September anlässlich der Mendelssohn-<br />
Festtage die Aufführung <strong>des</strong> Oratoriums Elias mit dem<br />
Gewandhausorchester unter Kurt Masur im Gewandhaus<br />
erleben können.<br />
Sehr geehrter Herr Dr. Girardet, ich danke Ihnen für dieses<br />
Gespräch und wünsche Ihnen für Ihren (Un-)Ruhestand<br />
alles Gute.<br />
Die Fragen stellte Dr. Michael Kampf.<br />
Georg Girardet wurde<br />
am 7. September 1942<br />
in Kempten / Allgäu<br />
geboren. Nach dem<br />
Abitur studierte er<br />
Jura und promovierte.<br />
Von 1973 bis 1977<br />
war er Referent in<br />
der Abteilung für<br />
Berufsbildung im<br />
Bun<strong>des</strong>ministerium<br />
für Bildung und<br />
Wissenschaft. Später<br />
übernahm er das Amt<br />
<strong>des</strong> Kulturreferenten<br />
DR. GEORG GIRARDET<br />
in der Ständigen<br />
Vertretung der<br />
Bun<strong>des</strong>republik<br />
Deutschland in<br />
der DDR. Von 1985<br />
bis 1989 war er<br />
Referatsleiter »750<br />
Jahr-Feier-Berlin<br />
1987 und Berlin –<br />
Kulturhauptstadt<br />
Europas 1988« in der<br />
Senatsverwaltung für<br />
kulturelle Angelegenheiten<br />
Berlins. 1989<br />
bis 1991 arbeitete er<br />
INTERVIEW<br />
im Bun<strong>des</strong>ministerium<br />
für Bildung und<br />
Wissenschaft als<br />
Referatsleiter.<br />
Vom 1. Dezember 1991<br />
bis 29. Mai 2009 war<br />
Girardet Bürgermeister<br />
und Beigeordneter<br />
für Kultur der<br />
Stadt <strong>Leipzig</strong>. Er ist<br />
ver heiratet, hat<br />
zwei Kinder und<br />
drei Enkelkinder.<br />
15
16<br />
MUSIKER IN LEIPZIG<br />
am 25. April 1929 in <strong>Leipzig</strong><br />
geboren<br />
HANS-JOACHIM<br />
ROTZSCH<br />
1940–1945 Besuch <strong>des</strong><br />
Musischen Gymnasiums Frankfurt<br />
am Main unter Kurt Thomas<br />
1945–1946 Tiefbauhilfsarbeiter<br />
in Espenhain<br />
1946–1949 Lehre und<br />
Facharbeiterabschluss als<br />
Kraftfahrzeugschlosser<br />
1949–1953 Studium der<br />
Kirchenmusik mit A-Abschluss<br />
in <strong>Leipzig</strong>, Gesangsunterricht<br />
bei Fritz Polster<br />
1953–1965 Stimmbildner beim<br />
<strong>Thomanerchor</strong>; freiberufl icher<br />
Konzertsänger, zahlreiche<br />
Konzertreisen ins Ausland<br />
1963–1973 Leiter <strong>des</strong> <strong>Leipzig</strong>er<br />
Universitätschores<br />
1972–1991 Thomaskantor<br />
· Aufgabe <strong>des</strong> Amtes wegen<br />
IM-Tätigkeit für das Ministerium<br />
für Staatssicherheit der DDR<br />
1992–2000 Professor für<br />
evangelische Kirchenmusik am<br />
Mozarteum in Salzburg<br />
Hans-Joachim Rotzsch (* 1929)<br />
Freiheit der Kunst stößt an politische Grenzen<br />
Rotzsch bei seiner Amtseinführung 1972. Er trat die Nachfolge von Thomaskantor<br />
Erhard Mauersberger an.<br />
links: Rotzsch in einer Karikatur von Kammersänger Martin Petzold, der selbst Thomaner<br />
unter Thomaskantor Rotzsch war.<br />
Als »Thomaskantor neuen Stils« wurde er<br />
1972 im Amt begrüßt, 19 Jahre später musste<br />
er dieses wegen Tätigkeit als Inoffi zieller<br />
Mitarbeiter (IM) »Johannes« für die Staatssicherheit<br />
der DDR räumen: Hans-Joachim<br />
Rotzsch. In diesem Jahr ist er 80 geworden.<br />
Rotzsch war, wie seine Amtsvorgänger in<br />
Nationalsozialismus und DDR, in ein aus -<br />
geprägtes Spannungsverhältnis gestellt, das<br />
ein regelmäßig in der Kirche singender<br />
städtischer Chor auszuhalten hatte.<br />
Nach dem Ausscheiden von Erhard<br />
Mauersberger aus dem Thomaskantorat<br />
erhoffte man sich von Rotzsch mehr Zugeständnisse<br />
an die sozialistische Praxis<br />
der DDR, als sie sein Vorgänger zu leisten bereit<br />
war. Ein Stück <strong>des</strong> Weges legte man mit<br />
der 1973 erfolgten Trennung von räumlicher<br />
und organisatorischer Einheit von Thomasschule<br />
und <strong>Thomanerchor</strong> zurück (der<br />
bisherige Schulrektor und Vorsteher <strong>des</strong><br />
<strong>Thomanerchor</strong>es, Heinz Nöbert, wurde (nur<br />
noch) Direktor <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es und ein<br />
linientreuer Genosse neuer Thomasschulrektor).<br />
Mehr noch als in früheren Jahren<br />
traten die Thomaner nun bei staatlichen<br />
und gesellschaftlichen Anlässen auf, vom<br />
IX. SED-Parteitag bis zum 40. Jahrestag der<br />
DDR. Und auch Rotzsch persönlich leistete<br />
seine »gesellschaftliche Arbeit«: als Mitglied<br />
der CDU seit 1977 und zeitweise als Stadtverordneter<br />
in der Ständigen Kommission<br />
Kultur <strong>des</strong> <strong>Leipzig</strong>er Stadtparlaments.<br />
Jedoch bildete Johann Sebastian Bachs Musik<br />
mit ihrem geistlichen Wesensgehalt ein zu<br />
pflegen<strong>des</strong> Kulturgut mit universalem<br />
Anspruch, an dem weitere grundlegende<br />
Versuche zur Beeinfl ussung <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es<br />
abprallten. Und auch Rotzschs eigene<br />
Bindung an die musische Tradition <strong>des</strong><br />
Chores ließ ihn mehr und mehr gegen solche<br />
Einfl ussnahmen Stellung beziehen, die gegen<br />
die Substanz der geistlichen Verpfl ichtung<br />
<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es gerichtet waren.<br />
Von Günther Ramin und Kurt Thomas<br />
musikalisch geprägt, hatte der studierte<br />
Kirchenmusiker Rotzsch vor der Amtsübernahme<br />
als Thomaskantor in der musikalischen<br />
Welt bereits einen ausgezeichneten<br />
Ruf: als herausragender Interpret der Bachschen<br />
Evangelistenpartien, als erfolgreicher<br />
Leiter <strong>des</strong> <strong>Leipzig</strong>er Universitätschores, als
Stimmbildner und Sänger, dem mit großer<br />
Stilsicherheit ein breit gefächertes Repertoire<br />
von Claudio Monteverdi bis Paul Dessau<br />
zur Verfügung stand. Als Mitglied der von<br />
Hermann Christian Polster gegründeten<br />
»<strong>Leipzig</strong>er Bachsolisten« war er einer der bekanntesten<br />
Protagonisten <strong>des</strong> musikalischen<br />
<strong>Leipzig</strong>. Noch heute belegen zahlreiche<br />
Auf nahmen seine Wandlungsfähigkeit als<br />
Sänger, dem der Alfred in der »Fledermaus«<br />
genauso entsprach, wie der Erzähler in Hugo<br />
Distlers »Weihnachtsgeschichte«.<br />
Als Thomaskantor gelang es ihm schnell,<br />
den <strong>Thomanerchor</strong> zu neuer klanglicher<br />
Blüte zu führen. Mit zahlreichen Konzertreisen<br />
in die Staaten <strong>des</strong> Ostblocks, die Länder<br />
Westeuropas, nach Westdeutschland und seit<br />
den 70er Jahren auch nach Japan, fungierten<br />
die Thomaner als wirksame Kulturbotschafter<br />
einer um internationale Anerkennung<br />
kämpfenden DDR. Für viele aus<br />
christlich geprägten Elternhäusern stammende<br />
Choristen war der <strong>Thomanerchor</strong> ein<br />
Ort, wo ideologische Zwänge als weniger<br />
wirksam erfahren wurden und die Pfl ege<br />
geistlicher Musik im Vordergrund stand. Die<br />
Kantatenaufnahmen der Thomaner unter<br />
Rotzsch für die ab 1975 erscheinende Eterna<br />
Edition <strong>des</strong> VEB Deutsche Schallplatten,<br />
sind auf dem Gebiet der Bachpfl ege bis heute<br />
Vertreter eines Stils, der mit modernen Instrumentarium,<br />
aber spezialisierten Musikern,<br />
einen bleibenden Anspruch auf Gültigkeit<br />
über den Tag hinaus geltend machen<br />
kann. In den Musikern <strong>des</strong> 1979 von Universitätsmusikdirektor<br />
Max Pommer gegründeten<br />
Neuen Bachischen Collegium Musicum<br />
fand Rotzsch dafür geeignete Partner.<br />
Sein bescheidener Lebensstil, seine Kollegialität,<br />
Offenheit und Bodenständigkeit,<br />
bewirkten im Umgang mit den Thomanern<br />
das Entstehen einer Vaterfi gur, die für die<br />
Sorgen und Nöte der ihr anvertrauten Jungen<br />
Verständnis und Interesse zeigte und<br />
sich bei alltäglichen Problemen in der Verantwortung<br />
sah. Dass solches Verhalten<br />
Strenge nicht ausschließt, sondern überzeugend<br />
erst möglich macht, gehörte mit zu den<br />
unbezweifelbaren Eigenschaften <strong>des</strong> Chorerziehers<br />
Rotzsch. Sein großes Ansehen<br />
brachte es mit sich, dass, als es um seine<br />
Entlassung ging, der überwiegende Teil der<br />
Öffentlichkeit, der Thomaner und deren<br />
Eltern für ihn Partei ergriffen. Der über ihn<br />
beratende Hauptausschuss musste dennoch<br />
1991 feststellen, dass das Maß seiner<br />
Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit,<br />
wie zum Beispiel seine konspirativen Treffs<br />
mit seinem Führungsoffi zier, über die normalen<br />
Gespräche eines staatlichen Leiters<br />
hinausgegangen seien. Dass er nicht sogleich<br />
nach der politischen Wende seine Mitarbeit<br />
eigenständig offengelegt hatte, sondern erst<br />
im Februar 1991, mag menschlich verständlich<br />
sein, ein Fehler war es trotzdem. Zu den<br />
Me thoden der Machthaber gehörte es, auch<br />
ihnen skeptisch gegenüberstehende Personen<br />
zu kompromittieren: Unter den Bedingungen<br />
einer Nachrichtendiktatur wird derjenige<br />
zum Komplizen <strong>des</strong> Staates gemacht, dem<br />
dieser an seinem Informationsmonopol<br />
teilhaben lässt. Wenn vor jeder Reise neu<br />
gefeilscht werden musste, welches Chormitglied<br />
aufgrund der Einstellung der Eltern<br />
oder wegen vorhandener Westverwandtschaft<br />
daheim bleiben sollte, so sind die<br />
enormen Schwierigkeiten unter denen künstlerische<br />
Arbeit zu leisten war, offenkundig.<br />
Dass es Rotzsch dennoch gelang, in schwieriger<br />
Zeit die Chor strukturen und ein hohes<br />
künstlerisches Niveau zu erhalten, muss als<br />
ein bleibender Verdienst angesehen werden.<br />
So konnte durch Beharrlichkeit und Flexibilität<br />
einiges erreicht werden: Mitte der<br />
achtziger Jahre – also in einer ökonomisch<br />
schon gespannten Phase der Existenz der<br />
DDR – erfolgte mit dem Anbau eines neuen<br />
Probensaals an das Alumnat eine wichtige<br />
materielle Verbesserung der Arbeitsverhältnisse<br />
<strong>des</strong> Chores. Gleichwohl beschädigte<br />
seine Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit<br />
einen kollektiven Wert: die Unverbrüchlichkeit<br />
privater Vertrauenskreise gegenüber<br />
den Zumutungen und Übergriffen <strong>des</strong><br />
Staates.<br />
Patrick Grahl<br />
MUSIKER IN LEIPZIG<br />
Rotzsch war der 15. Thomaskantor<br />
nach Johann Sebastian<br />
Bach. Im Hintergrund ist<br />
das bekannte Bach-Gemälde<br />
von Elias Gottlob Haußmann<br />
zu sehen.<br />
Als Kulturbotschafter der DDR unternahm der <strong>Thomanerchor</strong> unter der Leitung<br />
Rotzschs zahlreiche Konzertreisen ins Ausland.<br />
17
18<br />
MUSIKER IN LEIPZIG<br />
MAX REGER<br />
am 19. März 1873 in Brand<br />
(bayrische Oberpfalz) geboren<br />
1890–1893 Studien in Wiesbaden<br />
bei Hugo Riemann, später dort<br />
Lehrer am Konservatorium<br />
1898 gesundheitlicher<br />
Zusammenbruch; Rückkehr<br />
ins Elternhaus<br />
1901 Übersiedlung nach München<br />
· zeitlebens rege Konzert- und<br />
Kompositionstätigkeit<br />
1905–1906 Lehrer an der<br />
Akademie der Tonkunst<br />
in München<br />
1907 Berufung zum <strong>Leipzig</strong>er<br />
Universitätsmusikdirektor und<br />
Professor für Komposition<br />
am Königlichen Konservatorium<br />
der Musik zu <strong>Leipzig</strong><br />
1908 Niederlegung <strong>des</strong> Amtes<br />
an der Universität; Beibehaltung<br />
der Professur am Konservatorium<br />
bis zu seinem Tode<br />
1911–1914 Hofkapellmeister<br />
in Meinigen<br />
1915 Übersiedlung nach Jena<br />
· Reger stirbt am 16. Mai 1916<br />
in <strong>Leipzig</strong><br />
Seine Drei Motetten op. 110<br />
widmete Reger dem<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> und<br />
<strong>des</strong>sen damaligen Kantor<br />
Gustav Schreck.<br />
Max Reger (1873–1916)<br />
Kein Komponist <strong>des</strong> Entweder-Oder<br />
Wenn am 6. Dezember 2009 die Thomaner<br />
die ersten drei Kantaten <strong>des</strong> Bachschen<br />
Weihnachtsoratoriums anlässlich der Feierlichkeiten<br />
zum 600-jährigen Bestehen der<br />
Universität <strong>Leipzig</strong> aufführen, so ist dies ein<br />
Zeichen der Verbundenheit zweier ursprünglich<br />
eng zusammenhängender Institutionen.<br />
Denn am 2. Dezember 1409, als in der<br />
Thomaskirche die Gründung der Universität<br />
<strong>Leipzig</strong> begangen wurde, nahm eine bis<br />
heute andauernde wechselvolle Geschichte<br />
ihren Anfang. Grund genug, an einen Musiker<br />
zu erinnern, der in diesem Jahr zwar durch<br />
kein Jubiläum geadelt worden ist, aber zu<br />
den prägenden Namen <strong>des</strong> diesjährigen<br />
Bachfestes gehörte: Max Reger, Schöpfer<br />
bahnbrechender Orgelwerke, <strong>Leipzig</strong>er<br />
Universitätsmusikdirektor 1907/08 und<br />
Komponist zahlreicher geistlicher Werke,<br />
die sich im Repertoire der Thomaner bis<br />
heute ihren festen Platz bewahrt haben<br />
(einige Stücke Regers, wie etwa die Drei<br />
Motetten op. 110, sind dem <strong>Thomanerchor</strong><br />
<strong>Leipzig</strong> und <strong>des</strong>sen damaligen Kantor<br />
Gustav Schreck gewidmet.)<br />
»Die Woche in <strong>Leipzig</strong> hat mich um zehn<br />
Jahre gefördert« bekennt Reger 1904 nach<br />
einer Reihe von Publikum und Kritik im<br />
Gewandhaus begeistert aufgenommener<br />
Konzerte mit eigenen Werken. Gleichwohl er<br />
schon nach einem Jahr das Amt <strong>des</strong> Universitätsmusikdirektors<br />
wieder aufgibt<br />
(Biografen Regers sprechen von einer grundlegend<br />
»verfehlten Chorarbeit mit der akademischen<br />
Sängerschaft der Pauliner«),<br />
behält er seine Professur am <strong>Leipzig</strong>er<br />
Konservatorium bis zu seinem Tode. Im Café<br />
Hannes pfl egt er bei viel Alkohol und fettem<br />
Essen gesellige Runden von Kollegen, Freunden<br />
und Bewunderern um sich zu scharen<br />
(und hinterlässt so neben Bergen von Musik<br />
eine ansehnliche Zahl von Anekdoten, deren<br />
Grenze zur Zote oft nicht eindeutig gezogen<br />
werden kann). Regel mäßig ist er zu Gast in<br />
den Gewandhauskammerkonzerten – mit<br />
eigenen Werken wie dem Klaviertrio e-Moll<br />
op. 102 oder als Pianist. In <strong>Leipzig</strong> entstehen<br />
für die Entwicklung seines Orchesterstils so<br />
wichtige Komposi tionen wie die Hiller-Variationen<br />
op. 100 oder das Violinenkonzert<br />
op. 101.<br />
Noch heute erzeugt Reger bei vielen die<br />
seine Musik hören in erster Linie Rat losigkeit.<br />
Der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus<br />
schreibt: »Regers Musik hinterlässt, im<br />
Unterschied zu der von Mahler oder Berg,<br />
bei Hörern, die wenig oder nichts begriffen<br />
haben, das ebenso deutliche wie unangenehme<br />
Gefühl, dass sie nichts begriffen<br />
haben.« Er erregt Ablehnung und große<br />
Begeisterung, doch kaum jemals Gleichgültigkeit.<br />
Und so, wie er Zeit seines Lebens ein<br />
schwieriges Verhältnis zum Kritikerstande<br />
hatte (»Der will sich wohl an mir berühmt<br />
schimpfen!«), blieb sein Bild für die Nachwelt<br />
oft größeren Wechseln unterworfen.<br />
»Reger, ein leeres gefährliches Können und<br />
eine Lüge dazu. Er weiß nicht recht, ungebildet<br />
wie er schon ist, ob er Walzer oder<br />
Passacaglien schreiben soll, ob er die Toteninsel<br />
oder den hundertsten Psalm zu vertonen<br />
hat. So sehen Ton und Sprache nicht<br />
aus, wenn man morgens an ihrer Quelle sitzt.<br />
Wie leer bleibt alles, wenn sich Reger, die<br />
unbachischste aller nur denkbaren Erscheinungen,<br />
auch noch gläubig gibt, weil der geborene<br />
Anlehner und Variationskünstler<br />
gerade formal in diesem Geleise läuft. Er ist<br />
nichts, er hat nichts als eine Fingerfertigkeit<br />
höherer Ordnung, und das Empörende<br />
daran bleibt, dass er nicht nur nichts ist, ein<br />
Quell der beständigen fruchtlosen Irritierung.«<br />
Ernst Blochs 1920 verfasste Kritik ist<br />
hart und grundsätzlich.<br />
Nicht zufällig glaubte etwa Regers<br />
Freund Karl Straube, seit 1902 Thomasorganist<br />
in <strong>Leipzig</strong> und ab 1918 Thomaskantor,<br />
Regers Orgelwerke von (aus seiner<br />
Sicht) extremen Tempobezeichnungen und<br />
übersteigerter Dynamik »läutern« zu müssen.<br />
Und so wie er meinte, Regers Orgelwerk dem<br />
ästhetischen Empfi nden der sich an das<br />
Barock anlehnenden Orgelbewegung der<br />
20er Jahre anpassen zu müssen, so betonte<br />
etwa Paul Hindemith bei seinen Bearbeitungen<br />
Regerscher Werke die Merkmale, die<br />
denen der »Neuen Sachlichkeit« entsprachen:<br />
Verwendung alter musikalischer Formen<br />
und polyphone Satztechnik. Von Romantik,<br />
übersteigertem Gefühlsüberschwang und<br />
individualistischem Expressionismus keine<br />
Spur.
Zeit seines Lebens blieb Reger in den<br />
Dauerstreit <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts eingebettet:<br />
auf der einen Seite die Neudeutschen mit<br />
ihren Idolen Franz Liszt und Richard Wagner<br />
im Gepäck, auf der anderen die »Traditionalisten«<br />
um Johannes Brahms. Die Wahl der<br />
Gattungen – Reger schrieb Fugen, Variationen<br />
und Sonaten – weist auf die Tradition.<br />
Und obwohl er nie einen Zugang zu athematischer,<br />
atonaler Musik fand, ragt doch vieles<br />
von Reger über seine Zeit hinaus. Man denke<br />
nur an seine Themenbehandlung: Abstrakte<br />
Themen ohne festgelegte melodische Struktur<br />
werden, etwa im 100. Psalm, in polyphoner<br />
Klangmassierung bis zur Un kenntlichkeit<br />
zerpfl ückt. Über Schönbergs Klavierstücke,<br />
die ersten Zeugen der Atonalität, schrieb er<br />
1910: »Die drei Klavierstücke kenne ich; da<br />
kann ich selbst nicht mehr mit; ob so was<br />
noch irgend mit dem Namen »Musik« versehen<br />
werden kann, weiß ich nicht: Mein<br />
Hirn ist dazu wirklich zu veraltet! (...) O, es<br />
ist zum Konservativ werden. Ich glaube, behaupten<br />
zu dürfen, dass der Weg, den ich (...)<br />
gehe, eher zu einem Ziel führt, als all die<br />
neuen Wege.«.<br />
So haftet seinem Schaffen eine seltsame<br />
Zwiespältigkeit an: Schlichte, mit einfacher<br />
Harmonik ausgestattete geistliche Volkslieder<br />
stehen neben gewaltigen chorsinfonischen<br />
Werken oder wilden, eruptiven<br />
Ausbrüchen, die, scheinbar harmonisch und<br />
thematisch überfrachtet, sich jedem Verständnis<br />
zu entziehen suchen (beispielsweise<br />
die Violinsonate C-Dur op. 72). Max Reger,<br />
»kein Komponist <strong>des</strong> Entweder-Oder,<br />
sondern einer <strong>des</strong> Soundnichtanders.«<br />
(Hanspeter Krellmann)<br />
Der Artikel über Max Reger von<br />
Patrick Grahl spiegelt die<br />
Problematik wider, die der<br />
Verbreitung und dem besseren<br />
Verständnis seiner Werke<br />
entgegenstehen. Heute ist<br />
kaum davon die Rede, welche<br />
schöpferische Vielfalt, welche<br />
visionäre Kraft in seiner Musik<br />
steckt, ja wie wegweisend sie ist.<br />
Dieser geniale Erfi ndungsreichtum<br />
ist allerdings gepaart mit<br />
höchster Anforderung an alle, die<br />
mit dieser Musik zu tun haben:<br />
die Interpreten, die sich durch ein<br />
Dickicht von Noten zur klingenden<br />
Vision durcharbeiten müssen, wie<br />
Der Erste Weltkrieg hatte für Regers<br />
Schaffen nachhaltige Auswirkungen: Er<br />
schuf patriotische Werke wie die Vaterländische<br />
Ouvertüre op. 140 (gewidmet »Dem<br />
deutschen Heere«), die seine Rezeption im<br />
Ausland weit über den Krieg hinaus zum<br />
Erliegen brachten. Nach seinem frühen Tod<br />
1916 blieb es eine innerdeutsche Angelegenheit,<br />
sein Werk zu erhalten. Man bräuchte<br />
einen eigenen Aufsatz um aufzuzeigen, wie<br />
die Nationalsozialisten nach 1933 Reger als<br />
deutschnationalen Musiker, als Künder eines<br />
»wurzelechten Deutschtums« zu vereinnahmen<br />
suchten, unterstützt von der Reger-<br />
Gemeinde um seine Witwe und so die nach<br />
seinem Tode vorherrschende professionelle<br />
Musikkritik an die Seite drängten. Reger<br />
selbst sagt: »Was ich unter Deutschtum<br />
verstehe, ist natürlich nicht Chauvinismus –<br />
ist ganz und gar unpolitisch, der Ausdruck<br />
»Deutschtum« ist für mich nur Gattungsbegriff;<br />
wir könnten ebenso gut sagen<br />
»bachisch«, das heißt aus klassischem Geiste<br />
geboren.« Je nachdem, wo der Betrachter<br />
stand, da sollte auch Reger stehen (im Osten<br />
nach 1945: »der letzte große Zeuge <strong>des</strong><br />
musikalischen Könnens der bürgerlichen<br />
Klasse in Deutschland«). Heute, fernab<br />
politischer Erwartungen, wartet ein Großteil<br />
von Regers mannigfaltigem Schaffen<br />
noch darauf, neu entdeckt und interpretiert<br />
zu werden. Arnold Schönberg 1922: »Reger<br />
muss meines Erachtens viel gebracht werden;<br />
erstens, weil er viel geschrieben hat; zweitens,<br />
weil er schon tot ist und man noch immer<br />
nicht Klarheit über ihn besitzt. (Ich halte<br />
ihn für ein Genie.)«<br />
Patrick Grahl<br />
THOMASKANTOR GEORG CHRISTOPH BILLER ZU MAX REGER<br />
auch die Hörer, die dem hohen<br />
Anspruch der ständig<br />
wechselnden Harmonik durch<br />
Verstehen gewachsen sein müssen.<br />
Allein das Zitat von Ernst Bloch<br />
zeigt, wie ein Gelehrter angesichts<br />
dieser Schwierigkeit in die Irre<br />
gehen kann.<br />
Es ist vielmehr eine<br />
Verpfl ichtung für uns Musiker von<br />
heute, diesem wichtigen<br />
Komponisten den Weg zu bereiten.<br />
Die Voraussetzungen dafür sind<br />
meiner Meinung nach heute<br />
noch schlechter als zu Regers<br />
Lebzeiten, da die Verfl achung<br />
<strong>des</strong> allgemeinen musischen<br />
Bildungsstan<strong>des</strong> dem entgegen<br />
steht. Doch wir müssen die Musik,<br />
die vor 100 Jahren neu war,<br />
verstehen, wenn wir der<br />
Avantgarde von heute überhaupt<br />
eine Chance geben wollen.<br />
Regers Umgang mit der Zukunft<br />
in der Musik ist allein schon<br />
interessant: Er besann sich auf alte<br />
Formen (Toccata, Präludium,<br />
Passacaglia, Fuge), obwohl dies zu<br />
seiner Zeit noch gar nicht »in« war,<br />
und belebte sie mit neuartigen<br />
Ausdrucksmitteln. Zunächst<br />
wurde die Orgel das Instrument,<br />
der er seine Musik widmete.<br />
Immer mehr schrieb er aber auch<br />
MUSIKER IN LEIPZIG<br />
Reger an der Orgel <strong>des</strong><br />
<strong>Leipzig</strong>er Konservatoriums<br />
um 1908.<br />
Die Karikaturen über<br />
Max Reger zeichnete<br />
Wilhelm Thielmann.<br />
Kammermusik, Lieder und<br />
Kompositionen für Orchester.<br />
Überall begegnen wir einem<br />
genialen Erfi nder, der vor lauter<br />
Ideen überzuquellen schien, was<br />
zu einem überaus gewaltigen<br />
Werkverzeichnis angesichts seines<br />
allzu frühen To<strong>des</strong> führte.<br />
Ich werde mich für die<br />
großartigsten von seinen Werken<br />
immer wieder mit voller Hingabe<br />
einsetzen.<br />
Thomaskantor<br />
Georg Christoph Biller<br />
(im August 2009)<br />
19
20<br />
ABGÄNGE DES THOMANERCHORES<br />
Die Abiturienten 2009<br />
Acht Thomaner verabschieden sich<br />
Für acht Thomaner endet in diesem Jahr ihre<br />
Chorzeit.<br />
oben v.l.n.r.: Felix Hübner, Friedrich Weißbach,<br />
Jan Schlegel, Lucas Heller<br />
unten v.l.n.r.: Gregor Praetorius,<br />
Paul Heller, Malte Klevenow, Johannes Ernst<br />
Acht Thomaner verließen im Sommer 2009 den Chor,<br />
nachdem sie erfolgreich ihr Abitur gemeistert haben. Der<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> verabschiedet einen Jahrgang, der<br />
musikalisch und schulisch sehr leistungsstark war und auch<br />
menschlich die Chorgemeinschaft maßgeblich geprägt hat.<br />
Der Chor bedankt sich herzlich für viele Jahre gemeinsamen<br />
Lernens und Musizierens und wünscht allen Absolventen<br />
alles Gute!<br />
Gregor Praetorius aus Wittenberg, war lange Zeit<br />
Sopransolist im Knabenchor und nach dem Stimmwechsel<br />
als Tenor im Männerchor tätig. Gregor geht zunächst für<br />
einige Monate nach Süd-Indien, um in einem Waisenhaus zu<br />
arbeiten. Anschließend möchte er Gesang studieren. Die<br />
Zwillinge Lucas und Paul Heller stammen aus der Bachstadt<br />
Köthen. Lucas war im vergangenen Schuljahr der<br />
domesticus und nimmt demnächst ein duales Studium bei<br />
der Sparkasse <strong>Leipzig</strong> auf. Paul war als famulus <strong>des</strong><br />
Geschäftsführers für den CD-Verkauf an der Thomaskirche<br />
zuständig. Er möchte Korrepetition und später Orchesterdirigieren<br />
studieren, wenn möglich in <strong>Leipzig</strong>. Die Bibliothek<br />
KULTUR<br />
Bei uns wird Inspiration groß geschrieben.<br />
Die <strong>Leipzig</strong>er Messe – ein wesentliches Element<br />
der kulturellen Vielfalt unserer Stadt. Auf unseren<br />
Messen und Fachkongressen begegnen sich Kultur<br />
und Handel. Und die Besucher aus aller Welt, für<br />
die das Kulturerlebnis <strong>Leipzig</strong> zu einem festen<br />
Begriff geworden ist.<br />
Sie sind mittendrin!<br />
<strong>des</strong> Alumnates leitete Felix Hübner aus dem <strong>Leipzig</strong>er Land.<br />
Er macht nach dem Abitur zunächst ein Freiwilliges Soziales<br />
Jahr in Frankreich, um sich danach für ein Studium zu<br />
entscheiden. Johannes Ernst aus <strong>Leipzig</strong> verbringt das kommende<br />
Jahr work & travel in Australien und möchte danach<br />
Psychologie oder Medizin studieren. Der <strong>Leipzig</strong>er Friedrich<br />
Weißbach war erster praefect <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es und absolviert<br />
seinen Zivildienst in einem <strong>Leipzig</strong>er Krankenhaus.<br />
Anschließend wird Friedrich Gesang in <strong>Leipzig</strong> studieren.<br />
Der Mecklenburger Malte Klevenow studiert ab Herbst 2009<br />
Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Theater in<br />
<strong>Leipzig</strong> und möchte sich auf Orgel spezialisieren. Jan Schlegel<br />
aus <strong>Leipzig</strong> organisierte zuletzt das Tonstudio <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es<br />
und möchte an der Hochschule für Technik, Wirtschaft<br />
und Kultur <strong>Leipzig</strong> Elektrotechnik studieren um<br />
später einmal Tonmeister zu werden.<br />
Gregor, Felix, Lucas und Paul gründeten das Ensemble<br />
Nobiles, mit dem sie erfolgreich Konzerte geben. Friedrich<br />
und Johannes wirken im Ensemble de Morales mit.<br />
Roland Weise<br />
<strong>Leipzig</strong>er Buchmesse<br />
18.03. – 21.03.2010<br />
Tel.: 0341 678-0 · www.leipziger-messe.de
Festschrift zur 800-Jahrfeier<br />
Aus der Arbeit der Stiftung <strong>Thomanerchor</strong><br />
Adam Olearius gab 1666 die<br />
Gedichtsammlung »Teutsche Poemata«<br />
von Paul Fleming heraus.<br />
Eine bronzene Gedenktafel in der<br />
Grimmaischen Straße in <strong>Leipzig</strong><br />
erinnert an den sächsischen Dichter.<br />
Der 400. Geburtstag von Paul Fleming<br />
im Oktober 2009 ist zugleich ein<br />
Markstein für die Hälfte der Geschichte<br />
<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong>. Als<br />
1734 Thomaskantor Johann Sebastian<br />
Bach möglicherweise aus Anlass <strong>des</strong><br />
125. Geburtstages von Fleming <strong>des</strong>sen<br />
1636 von echter Frömmigkeit getragenes<br />
»In allen meinen Taten« als Textgrundlage<br />
für seine gleichnamige Kantate<br />
nutzte, erwies er dem ehemaligen<br />
Schüler der Thomana seine Reverenz.<br />
Der Text ist ein großes lutherisches, die<br />
Zeit überdauern<strong>des</strong> Lied. Bach war von<br />
der sangbaren Form dieses Textes<br />
überzeugt, nutzte er doch unverändert<br />
neun Strophen <strong>des</strong> Lie<strong>des</strong>.<br />
Warum steht das hier am Anfang?<br />
Für die 800-Jahrfeier 2012 ist eine<br />
von der Stiftung unterstützte Festschrift<br />
in Arbeit. Aus den Rinnsalen<br />
und Strömen, aus denen sich die heutige<br />
»Thomana« speist, ist allzu viel zu<br />
Unrecht verblasst oder schlicht vergessen.<br />
Aber nur der kann klare neue<br />
Ziele benennen, der weiß, vorauf er<br />
sich gründet. Das Jubiläum kann dazu<br />
Orientierungshilfen aufzeigen.<br />
Im vergangenen Jahr unterstütze<br />
die Stiftung <strong>Thomanerchor</strong> zahlreiche<br />
von Thomanern und der Chorleitung<br />
beantragte Projekte. Der Vorstand hat<br />
überdurchschnittlich gute Erträge<br />
erwirtschaftet. Zustiftungen, Nachlassannahmen<br />
und Spenden, wie die<br />
großzügige Spende von Ingeborg<br />
Fahrenkamp-Schäffl er aus München<br />
zum Kauf eines Flügels in der Villa<br />
Thomana, vergrößerten die Fördermittel.<br />
Mehr als 100.000 Euro standen<br />
zur Verfügung, inklusive der aus der<br />
Vergangenheit herrührenden und jetzt<br />
aufgelösten Projektmittelresten. Die<br />
nächste Ausschüttung wird gewiss<br />
weitaus geringer ausfallen.<br />
Neben den Dauerprojekten, wie<br />
den Zeitungsabonnements und den<br />
Geldern <strong>des</strong> Kulturetats der Inspektoren<br />
standen folgende Projekte bei der<br />
Vergabe der Mittel im Vordergrund:<br />
Neuausstattung der Villa, Druck sachen<br />
zur Nachwuchsarbeit, Neukauf für<br />
die Alumnen-, D.I.-, Lehrbibliothek,<br />
Weihnachtsgeschenk der Stiftung,<br />
Archiv- und Festschriftarbeiten und<br />
ein Mac-Notebook für die Alumnats-<br />
STIFTUNG THOMANERCHOR<br />
leiter. Darüber hinaus beteiligte sich<br />
die Stiftung an der Finanzierung<br />
<strong>des</strong> Thomaner-Journals, der Forum-<br />
Thomanum-Konzertreihe sowie an<br />
der Anschaffung von Tonequipment.<br />
Weitere Informationen sind direkt bei<br />
der Stiftung <strong>Thomanerchor</strong> erhältlich.<br />
Eine Gedenktafel erinnert seit dem<br />
27. September 2009 in der Grimmaischen<br />
Straße in <strong>Leipzig</strong> an den Dichter<br />
Paul Fleming. In einer Feierstunde im<br />
Alten Rathaus sang der <strong>Thomanerchor</strong><br />
Werke mit Texten <strong>des</strong> sächsischen<br />
Dichters. Mehr über Fleming in<br />
<strong>Leipzig</strong> ist im Artikel von Stefan Altner<br />
in der Neuausgabe der »<strong>Leipzig</strong>er<br />
Blätter«, Heft 55 (Herbst 2009) zu<br />
lesen.<br />
Dr. Stefan Altner und Felicitas Kirsten<br />
INFORMATIONEN UNTERH<br />
STIFTUNG THOMANERCHOR<br />
Hillerstraße 8<br />
04109 <strong>Leipzig</strong><br />
Telefon 03 41-9 84 42 22<br />
info@thomanerchor.de<br />
www.stiftung-thomanerchor.de<br />
21
22<br />
FORUM THOMANUM<br />
BMit einem bunten Festtag eröffnete im Juni 2008 die Kindertagesstätte <strong>des</strong> Forum Thomanum.<br />
esuch in der Zukunft<br />
Kita <strong>des</strong> Forum Thomanum seit einem Jahr in Betrieb<br />
Ruhig und etwas unscheinbar liegt sie da: die Kita <strong>des</strong> Forum<br />
Thomanum in der Bachstraße, gleich gegenüber <strong>des</strong> Thomasalumnats.<br />
Dabei ist dies ein Ort, an dem wegweisen<strong>des</strong><br />
geschieht. Nicht allein, dass durch die Kita und die ebenfalls<br />
angrenzende Villa Thomana bereits die Grundzüge <strong>des</strong><br />
Campus Forum Thomanum zu erkennen sind, sondern auch<br />
und vor allem die Geschehnisse innerhalb <strong>des</strong> modernen<br />
Neubaus sind es, die diesen Ort zu etwas Besonderem<br />
machen.<br />
Die Kita, die in einer Kooperation <strong>des</strong> Berufsbildungswerks<br />
<strong>Leipzig</strong> für Hör- und sprachgeschädigte gGmbH (BBW) und<br />
dem Forum Thomanum <strong>Leipzig</strong> e. V. betrieben wird, und die<br />
nun seit einem Jahr für 100 Kinder geöffnet ist, beschäftigt<br />
zurzeit 13 Pädagoginnen, unter ihnen zwei Musikpädagoginnen,<br />
sowie jeweils zwei italienische und englische<br />
Muttersprachlerinnen. Für die englischsprachige Pädagogin<br />
Tansin Deitenbeck, die auch Geigenbaumeisterin ist, war<br />
die Anstellung in der Kita ein Glücksfall: Fünf Jahre habe<br />
sie Englisch in Kindergärten unterrichtet, ohne, dass ihre<br />
zweite Leidenschaft, die Musik, gefragt gewesen sei. Die<br />
Anstellung in der Kita <strong>des</strong> Forum Thomanum kam da wie<br />
gerufen. Beim ganzheitlichen pädagogischen Ansatz, von<br />
dem Deitenbeck und die stellvertretende Leiterin der Kita,<br />
Juliane Köbler, mit eigener Begeisterung erzählen, prägen<br />
vor allem die Musik und Sprachen den Alltag der Kindertagesstätte.<br />
Die Tagesgestaltung fi nde vor allem in verschiedenen<br />
Gruppen statt, in denen jeweils unterschiedliche<br />
Themenschwerpunkte im Vordergrund stünden. Dabei sei<br />
gerade im Umgang mit der Musik Erstaunliches zu beobachten:<br />
Es mache den Kindern nicht nur großen Spaß, zu singen<br />
oder zu tanzen, sondern helfe ihnen auch dabei, besser zu<br />
rechnen oder sich italienische oder englische Worte einzuprägen.<br />
Da im Forum Thomanum vor allem auch christlich-humanistische<br />
Werte vermittelt werden sollen, sind die Kinder mit<br />
den Pädagoginnen zurzeit dabei, einen kleinen Hausaltar zu<br />
bauen. Juliane Köbler erzählt davon, wie sie Kinder beim<br />
»Kirchgang-spielen« beobachtet habe: Der Umgang mit den<br />
christlichen Glaubensgrundlagen sei für die Kinder durch<br />
Gottesdienste und Auftritte in der nahen Lutherkirche und<br />
die wöchentlichen Andachten in den Gruppen ein Stück<br />
Normalität.<br />
Für die Zukunft wünschen sich die beiden Pädagoginnen<br />
vor allem, dass der Kindergarten sich weiter im Campus<br />
Forum Thomanum integrieren kann. Durch den Austausch<br />
mit dem Alumnat und der Thomasschule sowie angedachten<br />
festen Partnerschaften zwischen Kita-Kindern und Jugendlichen<br />
lernten beide Parteien die später im Leben so wichtige<br />
soziale Kompetenz. Einen Haken gibt es allerdings noch,<br />
denn noch gibt es keine Grundschule, die die vorbildliche<br />
musikalische und sprachliche Früherziehung weiterführen<br />
könnte. »Damit unsere Arbeit in Zukunft Früchte trägt,<br />
muss sie kontinuierlich fortgeführt werden, bis die Kinder<br />
10 bis 12 Jahre alt sind«, erklärt Deitenbeck. Der Forum<br />
Thomanum <strong>Leipzig</strong> e. V. plant die Eröffnung einer Grundschule<br />
für das Schuljahr 2010/2011. Dann wird es auf dem<br />
Campus Forum Thomanum einen lückenlosen Bildungsweg<br />
von der Kinderkrippe bis zum Abitur geben.<br />
Mathias Monrad Moller<br />
INFORMATIONEN UNTERH<br />
forum thomanum <strong>Leipzig</strong> e. V.<br />
Thomaskirchhof 18<br />
04109 <strong>Leipzig</strong><br />
Telefon 03 41-22 22 42 60<br />
info@forum-thomanum.de<br />
www.forum-thomanum.de
Vom Kalender zur Förderkreis-CD<br />
Ein Beitrag für die Nachwelt<br />
Nachdem der Förderkreis dank Dr.<br />
Heide marie Paul, Lehrerin für Kunsterziehung<br />
an der Thomasschule zu<br />
<strong>Leipzig</strong> über viele Jahre einen Thomaner-Kunstkalender<br />
herausgab, wurde<br />
vor einiger Zeit der Ruf nach einer Veränderung<br />
laut. Der Vorstand diskutierte<br />
das pro und contra <strong>des</strong> Kalenders<br />
und beschloss schließlich, eine eigene<br />
Förderkreis-CD als neue »Mitgliedsgabe«<br />
zu produzieren.<br />
In Absprache mit Thomaskantor<br />
Georg Christoph Biller wurden daher<br />
aktuelle Motettenmitschnitte vor allem<br />
zeitgenössischer Komponisten ausgewählt<br />
und im Dezember 2006 erschien<br />
die erste CD mit dem Titel »Alles was<br />
Odem hat«, produziert von der Firma<br />
Rondeau Production. Seitdem folgen<br />
jährlich weitere Förderkreis-CDs. Zwei<br />
Konzerte in der Thomaskirche <strong>Leipzig</strong><br />
wurden 2007 mitgeschnitten: Die<br />
Johannes-Passion von Johannes<br />
Weyrauch und das Te Deum von Heinz<br />
Werner Zimmermann. Dabei wirkten<br />
das Gewandhaus orchester und Solisten<br />
mit, die einer nichtkommerziellen<br />
CD zugestimmt hatten. Die zweite Förderkreis-CD<br />
war ein großer Erfolg und<br />
ermunterte, weiterzumachen.<br />
Im Jahr 2008 produzierte der<br />
Förder kreis ein komplettes Bachfestkonzert<br />
»Bach und seine Söhne«, bei<br />
dem die Akademie für Alte Musik<br />
Berlin den Orchesterpart übernahm.<br />
Ein Konzert in der ausverkauften<br />
Thomaskirche aufzunehmen, zumal<br />
nur eine Haupt- und die Generalprobe<br />
zusätzlich aufgezeichnet werden<br />
konnten, war ein Wagnis, aber die<br />
Qualität spricht für sich. Die CD erfreut<br />
sich großer Beliebtheit und ist fast<br />
vergriffen.<br />
In diesem Jahr widmet sich die<br />
Förderkreis-CD den drei großen<br />
Jubilaren Joseph Haydn, Georg<br />
Friedrich Händel und natürlich Felix<br />
Mendelssohn Bartholdy. Von Haydn<br />
wurde die Nicolai-Messe, von Händel<br />
der 3. Teil <strong>des</strong> Messias und von<br />
Mendelssohn zu den Mendelssohnfesttagen<br />
im August 2009 das Te Deum<br />
mitgeschnitten. Die CD erscheint im<br />
Dezember und ist zum Weihnachtsempfang<br />
<strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong> erhältlich.<br />
Gerade die Aufnahmen für die<br />
Jubiläums-CD 2009 waren für alle<br />
Beteiligten mit zusätzlichen Proben<br />
und damit einem deutlich erhöhten<br />
Zeitaufwand verbunden. Daher gilt es<br />
FÖRDERKREIS<br />
Der Förderkreis <strong>Thomanerchor</strong> e.V. bedankt sich bei allen Mitgliedern, Sponsoren und Freunden <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong>, die die Arbeit <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong><br />
in den vergangenen Monaten fi nanziell unterstützt haben: Elfe Anders Günther Baden-Rühlmann Johannes Berchmann Elke Bosbach-<br />
Trog Dr. Joachim Böhm Christa Czech Jens Daniel Friedrich Dickmann Thoralf EgertGottfried Enders Uta Engel Susanne Finken<br />
Christoph Flache Flughafen <strong>Leipzig</strong> Dr. Gertraud und Horst Fuchs Christoph Funke Magda Graul Bettine und Dietrich Hagel Heiko Held<br />
Torsten Heyer Wilhelm Hock Hans Georg Holthausen Hermann Höltge Anita Hoß Helga Jäger Sigrid und Walther Klaus Christiane<br />
Klünder Dr. Martin Kohlhausen Klaus Kottmeier Dr. Michael Kretzschmar Prof. Dr. Renate Lieckfeldt Katharina und Dr. Klaus Lindner<br />
Johannes Löpmann Helga Mauersberger Bringfriede und Andreas Nestler Brigitte Nordt Anneliese und Dr. Heinrich Olschewski<br />
Renate Penndorf Dr. Jörg Plester Dr. Dieter Ramin Manfred Rasp Horst Reinicke Angelika Reuter-Leuoth Rotary Club <strong>Leipzig</strong>-Centrum<br />
Dr. Ulrike Schmalfuß Wolfram Schmieder Dr. Elisabeth Schultz Reinhard Silbermann Monika Sommer-Bloch Stadt- und Kreissparkasse <strong>Leipzig</strong><br />
Michael Steppes Hans- Georg Strauß Otto Tribbensee Karin Warkentin Elke Weihrauch Prof. Dr. Steffen Wilsdorf Petra und Lutz Winter<br />
Ulrike und Prof. Dr. Peter Würl Jürgen Heinrich Zieseniss Prof. Dr. Heinz Werner Zimmermann Dr. Jürgen Zimmermann Stefanie und Rolf<br />
Zimmermann<br />
Der Förderkreis <strong>Thomanerchor</strong> e. V. begrüßt seine neuen Mitglieder: Jim Ayling Reinhard Christ Andrea und Lutz Cramer Axel Eichhorn<br />
Christian Führer Bettina und Thomas Griebenow Kathrin Jänecke Hans Martin Kaiser Christa Kampf Rolf Kattner Friedemann Klenke<br />
Dr. Josef M. Krämer Jan Kuilert Prof. Dr. Renate Lieckfeldt Dina Pauline Macdaniel Jan Gerhard Macdaniel Stefan Maciej Sabine Martens<br />
Constanze Mauersberger Jaqueline Neumann Dr. Ulrike Schmalfuß Alexandra Skiebe Elke Bossbach-Trog<br />
Danke zu sagen an alle, die sie ermöglichten:<br />
in erster Linie die Thomaner,<br />
die mit Mendelssohns Te Deum gleich<br />
zu Schuljahresbeginn bei hochsommerlichen<br />
Temperaturen in der Thomaskirche<br />
ein enormes Pensum zu bewältigen<br />
hatten, das Gewandhausorchester,<br />
alle Solistinnen und Solisten, Thomasorganist<br />
Ullrich Böhme und natürlich<br />
Thomaskantor Georg Christoph Biller.<br />
Die Mitglieder <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong><br />
und Freunde <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es erhalten<br />
alle CDs in der Geschäftsstelle<br />
<strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong> in der Villa Thomana.<br />
Die Tonträger werden nicht verkauft.<br />
Eine Spende zur Finanzierung weiterer<br />
CD-Aufnahmen ist willkommen. Der<br />
Förderkreis leistet damit seinen Bei-<br />
trag, dass Konzerte und Motetten <strong>des</strong><br />
<strong>Thomanerchor</strong>es für die Nachwelt<br />
erhalten bleiben.<br />
Dr. Michael Kampf<br />
Georg Friedrich Händel,<br />
Joseph Haydn und Felix<br />
Mendelssohn Bartholdy<br />
stehen im Mittelpunkt<br />
der aktuellen Ausgabe –<br />
alle drei Musiker sind<br />
Jubilare <strong>des</strong> Jahres<br />
2009.<br />
INFORMATIONEN UNTERH<br />
Förderkreis <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> e. V.<br />
Hillerstraße 8-10<br />
04109 <strong>Leipzig</strong><br />
Telefon 03 41-9 83 93 53<br />
info@foerderkreis-thomanerchor.de<br />
www.foerderkreis-thomanerchor.de<br />
23
24<br />
ZU GUTER LETZT<br />
WEIHNACHTSEMPFANG IM ALUMNAT<br />
Der Förderkreis <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es lädt am<br />
Dienstag, 22. Dezember 2009 ab 21:15 Uhr, alle<br />
seine Mitglieder zum traditionellen Weihnachtsempfang<br />
in den Probensaal <strong>des</strong> Alumnates ein.<br />
An diesem Abend bedankt sich der Förderkreis<br />
bei allen Mitgliedern und Freunden <strong>des</strong><br />
<strong>Thomanerchor</strong>es für die geleistete Unterstützung.<br />
Bei einem kalten Buffet und<br />
Getränken ist die Gelegenheit, mit der Chorleitung,<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />
dem Vorstand <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong> und den<br />
Thomanern ins Gespräch zu kommen. Alle<br />
Mitglieder <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong> können zuvor den<br />
Weihnachts liederabend in der Thomaskirche<br />
besuchen (Beginn 19:30 Uhr) und bevorzugt<br />
Karten über den Förderkreis beziehen.<br />
32. KIRCHENTAG IN BREMEN<br />
»Mensch wo bist Du?« war die Losung <strong>des</strong><br />
32. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der<br />
vom 20. bis 24. Mai die Stadt Bremen in den<br />
Ausnahmezustand versetzte. Der <strong>Thomanerchor</strong><br />
war indirekt dabei: Mit einem Informations- und<br />
Verkaufsstand machte der Chor in der norddeutschen<br />
Stadt auf sich aufmerksam. Interessierte<br />
konnten sich über den Chor und das Engagement<br />
<strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong> informieren, CDs mit dem<br />
<strong>Thomanerchor</strong> erwerben und mittels Kirchentagsquiz<br />
Konzertkarten zum Weihnachtsliederabend<br />
in der Thomaskirche <strong>Leipzig</strong> gewinnen.<br />
Realisiert wurde die Präsenz beim Kirchentag<br />
von dem Förderkreis <strong>Thomanerchor</strong> e.V., Rondeau<br />
Production und ehemaligen Thomanern.<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER<br />
FÖRDERKREIS THOMANERCHOR LEIPZIG E. V.<br />
FORUM THOMANUM LEIPZIG E. V.<br />
STIFTUNG THOMANERCHOR<br />
THOMANERCHOR LEIPZIG<br />
FÖRDERKREIS THOMANERCHOR LEIPZIG<br />
Hillerstraße 8-10, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />
Dr. Michael Kampf<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong><br />
Telefon und Telefax 03 41-9 83 93 53<br />
info@foerderkreis-thomanerchor.de<br />
www.foerderkreis-thomanerchor.de<br />
Interessenten können dem Förderkreis<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> e. V. beitreten oder<br />
die Arbeit <strong>des</strong> Vereins mit einer Spende<br />
unterstützen:<br />
Bankverbindung:<br />
»Spende für Förderkreis<br />
<strong>Thomanerchor</strong> e. V.«<br />
Commerzbank <strong>Leipzig</strong>:<br />
Konto: 115 800 501, BLZ: 860 400 00<br />
Verwendungszweck: Spende<br />
FORUM THOMANUM LEIPZIG<br />
Thomaskirchhof 18, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />
Annette Neuweiler-Hahm<br />
Telefon 03 41-22 22 42 60<br />
Telefax 03 41-22 22 42 65<br />
info@forum-thomanum.de<br />
www.forum-thomanum.de<br />
Interessenten können dem Forum<br />
Thomanum <strong>Leipzig</strong> e. V. beitreten<br />
oder die Arbeit <strong>des</strong> Vereins mit einer<br />
Spende unterstützen:<br />
Bankverbindung: Sparkasse <strong>Leipzig</strong><br />
Konto: 100 2012 100, BLZ: 860 555 92<br />
STIFTUNG THOMANERCHOR<br />
Hillerstraße 8, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />
Telefon 03 41-9 84 42 22<br />
Telefax 03 41-9 84 42 43<br />
info@thomanerchor.de<br />
www.stiftung-thomanerchor.de<br />
THOMANERCHOR LEIPZIG<br />
Hillerstraße 8, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />
Telefon 03 41-9 84 42-11<br />
Telefax 03 41-9 84 42-41<br />
info@thomanerchor.de<br />
www.thomanerchor.de<br />
HERSTELLUNG<br />
Rondeau Production GmbH<br />
Katharinenstraße 23, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />
Telefon 0800-7 66 33 28<br />
[0800-RONDEAU]<br />
Telefax 0180-3-7 66 33 28<br />
[0180-F-RONDEAU]<br />
www.rondeau.de<br />
REDAKTION<br />
Dr. Stefan Altner, Teres Feiertag,<br />
Patrick Grahl, Frank Hallmann,<br />
Sascha Hille, Dr. Michael Kampf,<br />
Uta-Maria Thiele, Roland Weise<br />
GESTALTUNG<br />
Oberberg · Seyde und Partner:<br />
Lurette Seyde, Leila Tabassomi<br />
Redaktionsschluss: 20. Oktober 2009<br />
AUFRUF FÜR<br />
DIE BIBLIOTHEK<br />
Der <strong>Thomanerchor</strong> kann mit<br />
Stolz auf ein umfangreiches<br />
historisches Archiv blicken.<br />
Im 20. Jahrhundert wurden<br />
viele Werke aus dem Bestand<br />
<strong>des</strong> Archivs und der Bibliothek<br />
ausgesondert, zum Teil<br />
aus politischen Gründen.<br />
Bereits seit einigen Jahren<br />
ist der <strong>Thomanerchor</strong><br />
bemüht, seine Altbestände<br />
in das Archiv und die<br />
Bibliothek zurückzuführen.<br />
Viele Bücher und anderes<br />
konnte nach einem ersten<br />
Aufruf gerettet werden.<br />
Erneut richtet der <strong>Thomanerchor</strong><br />
einen Aufruf an<br />
alle Nachnutzer, diese<br />
Altbestände an den<br />
Thomaner chor zurückzugeben.<br />
Das kann auch<br />
anonym geschehen.<br />
Willkommen ist eine<br />
Geschichte rund um die<br />
teilweise wertvollen<br />
Bestände sowie persönliche<br />
Erinnerungen, die dem<br />
Archiv zugeführt werden<br />
können.<br />
Für den postalischen<br />
Versand gilt folgende Adresse:<br />
<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
z. Hd. Dr. Stefan Altner<br />
Hillerstr. 8, 04109 <strong>Leipzig</strong>.<br />
Bildnachweis: Gert Mothes S. 1, 5, 6, 8, 11, 22, 24; Roland Weise S. 4, 14, 20–22; Hans Scherhaufer S. 9; Wolfgang Hanke »Die Thomaner«,<br />
Union Verlag Berlin 1979 S. 10; Alex Heck S. 10; Helfried Strauß S. 16; Max Reger Institut S. 19; Erhard Franke S. 21; Matthias Knoch S. 22