04.12.2012 Aufrufe

Neuer Himmel und neue Erde

Neuer Himmel und neue Erde

Neuer Himmel und neue Erde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

holfen hat, sich <strong>und</strong> seine Lieben ihm anzuvertrauen, den Glauben an<br />

seine Nähe diesseits wie jenseits des Todes nicht aufzugeben.<br />

So sind diese Worte aus dem Jesaja-Buch tröstlich angesichts des<br />

Sterbens <strong>und</strong> des Todes – sowohl für unsere Lieben, die wir hergeben<br />

mussten, als auch für uns, die wir mit deren Tod nun leben müssen.<br />

Diese Worte sprechen nun aber nicht nur die unter uns an, die einen<br />

Verlust zu beklagen haben. Sie sprechen auch die an, die aus anderen<br />

Gründen in Not sind, die krank sind, die arbeitslos sind, die traurig sind,<br />

die von sich denken: „Es hat doch alles keinen Sinn.“<br />

Wie auch immer die Hoffnungslosigkeit aussieht - diese Worte aus<br />

dem Jesaja-Buch eröffnen die Hoffnung auf einen <strong>neue</strong>n <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> eine<br />

<strong>neue</strong> <strong>Erde</strong>, in der vieles – nein alles – anders ist, so anders, dass man<br />

sich nicht mehr erinnern kann, wie es früher einmal war.<br />

Das wird am deutlichsten im letzten Vers, in dem es heißt: „Wolf <strong>und</strong><br />

Schaf sollen beieinander weiden; der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind“<br />

Spätestens hier merkt jeder: Das muss eine ganz andere Welt sein.<br />

Denn so etwas wäre hier <strong>und</strong> jetzt in dieser Welt ganz <strong>und</strong> gar unmöglich.<br />

Nun werden manche mit Blick auf eine <strong>neue</strong> Welt zu Recht einwenden:<br />

„Das mag ja für die, denen es schlecht geht, eine tröstliche Perspektive<br />

sein. Aber für die Menschen, denen es gut geht, hört sich das<br />

alles sehr beunruhigend an.“<br />

Denn wenn es einem gut geht, dann wünscht man sich doch, dass es<br />

einfach so bleibt, wie es ist, dass es einfach nur so gut bleibt, wie es gerade<br />

ist. Wozu also einen <strong>neue</strong>n <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> eine <strong>neue</strong> <strong>Erde</strong>?<br />

Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass diese Worte der Verheißung<br />

mit Blick auf das Diesseits <strong>und</strong> mit Blick auf das Jenseits verstanden<br />

werden können.<br />

Zum einen könnte es beim <strong>neue</strong>n <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> bei der <strong>neue</strong>n <strong>Erde</strong> also<br />

um ein Paradies auf <strong>Erde</strong>n gehen, also um eine <strong>neue</strong> Welt Gottes im<br />

Diesseits.<br />

Schauen wir daraufhin in die Verheißung, wie sie Jesaja aufgeschrieben<br />

hat, bekommen wir ja durchaus glänzende Augen. Was wäre das w<strong>und</strong>erbar,<br />

wenn sich alle über das freuen könnten, was da an <strong>neue</strong>r Welt<br />

entsteht, weil es da – vgl. V. 19 – kein Klagen <strong>und</strong> Weinen mehr gibt.<br />

Was wäre es w<strong>und</strong>erbar, wenn – vgl. V. 20 – die Kindersterblichkeit<br />

gering <strong>und</strong> die Lebenserwartung hoch wäre? Was wäre es w<strong>und</strong>erbar,<br />

wenn – vgl. V. 21+22 – alle ihr eigenes Heim <strong>und</strong> gut zu essen hätten?<br />

Was wäre es w<strong>und</strong>erbar, wenn – vgl. V. 23 – alle Arbeit hätten <strong>und</strong> für<br />

gute Arbeit gutes Geld bekämen? Was wäre es w<strong>und</strong>erbar, wenn – vgl.<br />

V. 25 – alle in Frieden miteinander auskommen würden?<br />

Was für ein w<strong>und</strong>erbarer Traum – aus dem man allerdings angesichts<br />

dessen, wie die Welt ist – jäh erwacht. Und wer weiterträumt, der<br />

muss sich – vielleicht zu Recht – anhören: „Träum weiter, du Spinner.“<br />

Denn so schön, wie es in der Südstadt ist, ist es ja nicht überall.<br />

Und wenn man sich dann noch vergegenwärtigt, dass der Traum – vgl.<br />

V. 18+19 – von Jerusalem <strong>und</strong> seiner Umgebung aus Wirklichkeit werden<br />

soll, spätestens dann kommen einem Tränen in die Augen. Denn<br />

gerade in Palästina scheint man meilenweit von dem entfernt, was hier<br />

als zukünftige Welt in Aussicht gestellt wird.<br />

Von daher ist nur allzu verständlich, wenn Menschen diese w<strong>und</strong>erbaren<br />

Worte nicht als Vision einer möglichen irdischen Welt verstehen<br />

können, sondern allenfalls als Vision einer himmlischen Welt, die jenseits<br />

des Todes liegt, in der es – wie in der Lesung zu hören war – kein<br />

Leid, kein Geschrei, keine Quälerei <strong>und</strong> keinen Tod mehr geben wird.<br />

Ich meine: Wir tun gut daran, beides nicht gegeneinander auszuspielen,<br />

sondern beides im Blick zu behalten. Warum sollte Gott nicht eine<br />

<strong>neue</strong> Welt diesseits des Todes als auch eine <strong>neue</strong> Welt jenseits des<br />

Todes für uns im Sinn haben?<br />

Warten wir’s doch ab <strong>und</strong> – vor allem – stellen wir uns darauf ein,<br />

dass beides werden will, für uns wie für unsere Lieben wie für alle Kinder<br />

Gottes.<br />

Und so haben wir alle Gr<strong>und</strong> zur Hoffnung <strong>und</strong> zur Freude, ganz so,<br />

wie es hier – vgl. V. 18 – steht: „Freuet euch <strong>und</strong> seid fröhlich immerdar<br />

über das, was ich schaffe.“<br />

In diesem Sinne lade ich Sie ein, sich an allem zu freuen, was Gott an<br />

Gutem getan hat, tut <strong>und</strong> tun wird. Lassen Sie uns doch einfach so fröhlich<br />

sein, wie es nur geht, <strong>und</strong> im Horizont des <strong>neue</strong>n <strong>Himmel</strong>s <strong>und</strong> der<br />

<strong>neue</strong>n <strong>Erde</strong> leben <strong>und</strong> sterben – <strong>und</strong> dadurch dazu beitragen, dass die<br />

Vision von der <strong>neue</strong>n Welt konkret wird.<br />

Amen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!