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Brücken im Kanton Solothurn - IVS Inventar historischer ...

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«Rüstige Bergsteiger, welche die Reise zu Fuss ma-<br />

chen, mögen den Weg bei den Steinbrüchen und<br />

der Einsiedelei vorbei, über die Riese und den<br />

Stiegenlos einschlagen. Dieser Fusssteig ist keineswegs<br />

gefährlich, und jedem, der <strong>im</strong>posante Felsgruppen und<br />

Gebirgsansichten liebt, anzuempfehlen». So beschreibt<br />

Urs Peter Strohmeier den Aufstieg auf den Weissenstein<br />

in seiner 1836 erschienenen Beschreibung des <strong>Kanton</strong>s<br />

<strong>Solothurn</strong>. Er fasst damit in zwei Sätzen zusammen, was<br />

auch über 160 Jahre später zu den schönsten Ausflügen<br />

<strong>im</strong> der näheren Umgebung der Stadt <strong>Solothurn</strong> gehört.<br />

Die Verenaschlucht: Naturdenkmal, Parklandschaft<br />

und Ort der Erinnerung<br />

Der enge, formenreiche Einschnitt des so genannten<br />

«Kreuzengrabens» mit seinen schroffen Felswänden,<br />

Balmen und Erosionskehlen, Stromschnellen und kleinen<br />

Wasserfällen wurde erst 1791 begehbar, als der fran-<br />

zösische Emigrant und frühere Minister Baron Louis-<br />

Auguste de Breteuil einen Fussweg den Bach entlang<br />

erstellen liess (Abb. 2). Eine Inschrift auf der rechten Seite<br />

nahe be<strong>im</strong> Südeingang der Schlucht erinnert an den Bau.<br />

Zeitgenössische Gemälde zeigen anstelle der heutigen,<br />

über den Verenabach führenden Steinbrücklein einfache<br />

Stege aus Holz oder Steinplatten.<br />

Anderthalb Jahrhunderte nach dem Verbindungsweg<br />

zwischen Kreuzen und der Einsiedelei entstanden, de-<br />

monstriert der Weg durch die Schlucht ein neues Ver-<br />

ständnis der natürlichen Gegebenheiten und eine neue<br />

<strong>Kanton</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

Romantische Landschaft und früher Tourismus<br />

Von <strong>Solothurn</strong> auf den<br />

Weissenstein<br />

Die abwechslungsreiche Wanderung von <strong>Solothurn</strong> auf den Weissenstein widerspie-<br />

gelt die schweizerische Tourismusgeschichte des 19. Jahrhunderts. Anreize für die<br />

Besteigung des <strong>Solothurn</strong>er Hausbergs boten 1791 der Bau des Weges durch die<br />

Verenaschlucht, 1818 die Veröffentlichung des Alpenpanoramas von Heinrich Keller<br />

und 1827 der zeitgemässe Neubau des Kurhauses Weissenstein.<br />

Abb. 1: Der Einstieg in das Stiegenlos in der<br />

klassischen Darstellung von Franz Graff, 1830<br />

(Feser 1989, 157).<br />

Interpretation des Ortes. Die Abgeschiedenheit, Welt-<br />

ferne und Stille der spirituellen Andachtsstätten wird jetzt<br />

als nahe Erfahrung der Natur erlebt. Die Einkehr an die-<br />

sem Ort gilt nicht mehr nur, wie ursprünglich angestrebt,<br />

der Andacht vor Christus und den Heiligen, sondern dem<br />

Naturerlebnis, das viele Zeitgenossen zunächst als ähn-<br />

lich spirituell motiviert verstanden. Es ist also kein Zufall,<br />

dass der Schluchtweg den Kreuzweg als Zugang zum<br />

Heiligtum abgelöst und verdrängt hat – und auch nicht,<br />

dass das späte 20. Jahrhundert mit seinen Formen neuer<br />

Religiosität den alten Stationenweg in einer Interpreta-<br />

tion als Meditationsweg wieder ins Leben gerufen hat.

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