KoNKRet - Magazin Humanité
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Karibische Küche<br />
ein bunter Mix<br />
Heute nennt es sich trendig «Fusion Kitchen», wenn Kochrezepte aus<br />
unterschiedlichen Kulturen abgeändert und kombiniert werden. Dabei ist<br />
es nichts Neues, mit verschiedenen Kochrichtungen zu experimentieren.<br />
In der Karibik haben seit Hunderten von Jahren die verschiedensten<br />
Völker genau das getan.<br />
TExT: TANJA PAULI<br />
In Haiti wird meist unter freiem Himmel gekocht. Im<br />
Hintergrund rechts ein sturmsicheres Haus, welches vom<br />
SRK errichtet wurde.<br />
Die karibische Küche spiegelt die<br />
rund 1500-jährige Geschichte der<br />
Inselgruppe. Völker aus völlig unterschiedlichen<br />
Kulturen haben ihre Spuren<br />
hinterlassen: Die Ureinwohner, die diese<br />
Region vor der Landung der Europäer<br />
besiedelten, die Europäischen Kolonialmächte<br />
(Grossbritannien, Spanien, Frankreich,<br />
Niederlande), die Sklaven aus Afrika<br />
und schliesslich auch Menschen aus<br />
Indien, die im 19. und 20. Jahrhundert<br />
als Arbeitskräfte geholt wurden. Die traditionellen<br />
Rezepte dieser Völker wurden<br />
vermischt und mit karibischen Gemüsesor-<br />
ten und Früchten ergänzt. Auch wenn allgemein<br />
der Begriff Karibische Küche als<br />
oberbegriff verwendet wird, hat die unterschiedliche<br />
Geschichte der einzelnen<br />
Inseln und Küstenregionen zu eigenen lokalen<br />
und regionalen Küchen geführt, die<br />
sich trotz vieler Gemeinsamkeiten unterscheiden.<br />
In Haiti würzt man die Speisen<br />
zwar für den europäischen Geschmack<br />
recht intensiv, aber weniger scharf als in<br />
anderen Regionen. Man nimmt an, dass<br />
die haitianische Küche weniger von der<br />
indischen beeinflusst wurde. Es darf auch<br />
nicht ausser Acht gelassen werden, dass<br />
der Grossteil der Menschen über die Jahrhunderte<br />
hinweg arm war. Armut ist heute<br />
noch ein Problem in vielen Teilen der Karibik<br />
und ganz besonders in Haiti.<br />
Am Sonntag ein Festmahl<br />
Das Rezept mit Poulet, das wir hier vorstellen,<br />
ist deshalb kein Alltagsgericht, sondern<br />
ein wahres Sonntagsessen. Es stammt<br />
von Myrlande Buendia, die ihre Kindheit<br />
in Haiti verbracht hat und sich noch genau<br />
erinnert: «Der Sonntag war ein Festtag für<br />
alle haitianischen Arbeiterfamilien. Es war<br />
der einzige Tag, an dem man es sich leisten<br />
konnte, dieses köstliche Pouletgericht<br />
zuzubereiten. Die Kinder und die Erwachsenen<br />
sehnten den Tag ungeduldig herbei.<br />
Man war immer zu irgendeinem onkel<br />
oder einer Tante eingeladen, um gemeinsam<br />
dieses Festmahl zu geniessen. Ich<br />
habe mich immer gefragt, wer eigentlich<br />
die Ungeduldigeren waren – die Kinder<br />
oder die Erwachsenen!»<br />
➥ magazin-humanite.ch/rezepte<br />
aPRoPoS<br />
KReuz & queR<br />
poulet nach haitianischer Art<br />
Für 4 Personen<br />
Zutaten: 1 Freilandpoulet, ca. 1,7 kg,<br />
1 kleine Limette, halbiert, Salz und Pfeffer,<br />
2 Esslöffel (30 ml) Zitronensaft, 3<br />
bis 4 Gewürznelken, 2 Teelöffel (10 ml)<br />
scharfe Sauce der Marke «Matouk‘s»<br />
oder Tabasco, 2 Knoblauchzehen,<br />
gehackt, 2 Zweiglein Petersilie, fein<br />
gehackt, 2 Esslöffel (30 ml) Tomatenpüree,<br />
¾ Tasse (180 ml) Wasser, ¼ Tasse<br />
(60 ml) Pflanzenöl, 1 Stückchen Butter,<br />
1 mittelgrosse Zwiebel<br />
Zubereitung<br />
1. Die Haut des Poulets entfernen. Das<br />
Poulet in Stücke schneiden und diese in<br />
eine grosse Schüssel legen. Das Poulet<br />
mit den Limettenhälften einreiben, mit<br />
Wasser spülen und das Wasser wegleeren.<br />
2. Salz, Pfeffer, Zitronensaft, Nelken,<br />
Sauce, Knoblauch und Petersilie mischen.<br />
Das Poulet mit dieser Marinade<br />
gut einreiben und im Kühlschrank zwei<br />
Stunden ziehen lassen.<br />
3. Das Tomatenpüree mit Wasser verdünnen.<br />
4. Das Öl in einem Schmortopf erhitzen<br />
und die Pouletteile darin anbraten. Den<br />
Saft der Marinade auffangen und mit<br />
dem Tomatenpüree mischen. Wenn die<br />
Pouletstücke rundum gut angebraten<br />
sind, die Zwiebel beigeben. Die Tomatensauce<br />
über das Fleisch geben und<br />
ein Stückchen Butter darauf legen. Zugedeckt<br />
auf kleinem Feuer eine Stunde<br />
lang köcheln lassen. Vor dem Servieren<br />
mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
Teigwaren, Reis oder Gemüse dazu<br />
servieren.<br />
© bab.ch/Stockfood<br />
<strong>Humanité</strong> 4/2010 29