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KoNKRet - Magazin Humanité

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Wenn man die heute 20-Jährige von<br />

ihrem «Sozialeinsatz» erzählen<br />

hört, kommt einem dieses Wort seltsam<br />

unpassend vor. Es ist mehr damit verbunden,<br />

nämlich echte Freundschaft. Aus<br />

Respekt spricht Rea Ammann zwar ganz<br />

professionell von ihren beiden «Klienten»,<br />

aber man spürt mit jedem Satz, dass es<br />

für sie keine Arbeit im eigentlichem Sinne<br />

ist. Viel mehr eine andere Art von Freizeit,<br />

bei der beide Seiten profitieren.<br />

Für Rea Ammann war von Anfang an<br />

klar, dass sie sich am liebsten für Gleichaltrige<br />

einsetzen möchte. Das Jugendrotkreuz<br />

verfügt über eine Datenbank, um<br />

Menschen, die einen Freiwilligeneinsatz<br />

leisten möchten und solche, die einen<br />

Sozialeinsatz brauchen, zusammenzubringen.<br />

So hat sie zuerst einen ebenfalls<br />

16-jährigen jungen Mann mit einer<br />

geistigen Behinderung kennengelernt.<br />

Seine Mutter hat sie aufgeklärt über die<br />

Besonderheiten, welche die Behinderung<br />

mit sich bringt. Auch heute noch haben<br />

sie regelmässig Kontakt. Wenn der junge<br />

«Viele meinen vermutlich,<br />

man müsse etwas Besonderes<br />

können und trauen es sich<br />

nicht zu.»<br />

Mann neue Kleider braucht, ist Rea Ammann<br />

die ideale Modeberaterin. «Das<br />

ist doch was ganz anderes, ob ich als<br />

Gleichaltrige ihn begleite oder seine Mutter»,<br />

meint sie.<br />

Die heute 20-Jährige klingt lebenserfahren<br />

und reif. Es erstaunt nicht, dass sie,<br />

die mit ihrer offenen, sympathischen Art<br />

leicht auf Menschen zugehen kann, sich<br />

zur Sozialarbeiterin ausbilden lassen will.<br />

Sie spricht schnell und wirkt stets gut gelaunt,<br />

ohne überschwenglich zu werden.<br />

Sie weiss, was sie sagt und hat auf alles<br />

eine schnelle, umfassende Antwort. Nur<br />

auf die Frage, ob es an ihrem Freiwilligenengagement<br />

auch negative Aspekte<br />

gibt, kommt ihr nichts in den Sinn. Alles<br />

klingt fast selbstverständlich und einfach,<br />

dass man sich zwangsläufig fragt, warum<br />

sich nicht mehr Jugendliche für andere<br />

engagieren. «Ich denke, viele meinen<br />

vermutlich, man müsse etwas Besonderes<br />

können und trauen es sich nicht zu. oder<br />

sie wissen nicht, an welche Stelle sie sich<br />

Ein gutes Gespräch von<br />

Frau zu Frau, davon<br />

profitieren beide<br />

Rea Ammann (links) und<br />

Manuela Saladin haben<br />

sich dank dem SRK Basel-<br />

Stadt kennengelernt und<br />

sind enge Freundinnen<br />

geworden<br />

wenden können. Aber das Jugendrotkreuz<br />

berät uns ja und bietet auch Weiterbildungen<br />

an.»<br />

Rea Ammann weiss aus Erfahrung: «Behinderte<br />

Menschen wissen selber am besten,<br />

wo ihre Grenzen liegen und sagen,<br />

was möglich ist.» Schon öfters erstaunt<br />

war sie über Manuela Saladin, die auf<br />

den Rollstuhl angewiesen ist. Seit anderthalb<br />

Jahren unternehmen Rea Ammann<br />

und Manuela Saladin regelmässig etwas<br />

eNGaGIeRt<br />

zusammen. Sie gehen in eine Bar etwas<br />

trinken, ins Kino oder shoppen. Auch an<br />

der Herbstmesse Basel alle schnellen und<br />

verrückten Achterbahnen auszuprobieren,<br />

war möglich. «Das hätte ich zuerst nicht<br />

gedacht. Aber es ging einfach! Alle haben<br />

uns sofort geholfen mit dem Rollstuhl<br />

und um in die Bahnen einzusteigen. Es<br />

war toll!» Sie erzählt, dass sie schon ganz<br />

automatisch in Gedanken einen Ausflug<br />

vorausplant. Wo könnte es für den Rollstuhl<br />

Hindernisse geben? Woran ist sonst<br />

noch zu denken? «Einkaufen ist meist problemlos,<br />

ins Kino zu kommen ist schon<br />

ein bisschen umständlicher.» Ihr starkes<br />

Verantwortungsbewusstsein kommt trotzdem<br />

unverkrampft rüber. Man kann sich<br />

gut vorstellen, wie die beiden Frauen zusammen<br />

ihre Freizeit geniessen und dabei<br />

die Gehbehinderung von Manuela in den<br />

Hintergrund rückt. Eine wie Rea Ammann<br />

hat man gerne zur Freundin.<br />

➥ redcross.ch/freiwillige<br />

<strong>Humanité</strong> 4/2010 23

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