eNGaGIeRt Rea ammann, Freiwillige Jugendrotkreuz Freundschaft auf augenhöhe Schon als 16Jährige wollte Rea Ammann mehr als Gleichaltrige. Nicht mehr Klamotten, mehr Spass oder mehr Ferien, sondern mehr tun für andere. An einem Referat vom Schweizerischen Roten Kreuz BaselStadt hörte sie vor vier Jahren, dass man sich beim Jugendrotkreuz für Sozialeinsätze melden kann. TExT: TANJA PAULI BILDER: ANDRI PoL 22 <strong>Humanité</strong> 4/2010
Wenn man die heute 20-Jährige von ihrem «Sozialeinsatz» erzählen hört, kommt einem dieses Wort seltsam unpassend vor. Es ist mehr damit verbunden, nämlich echte Freundschaft. Aus Respekt spricht Rea Ammann zwar ganz professionell von ihren beiden «Klienten», aber man spürt mit jedem Satz, dass es für sie keine Arbeit im eigentlichem Sinne ist. Viel mehr eine andere Art von Freizeit, bei der beide Seiten profitieren. Für Rea Ammann war von Anfang an klar, dass sie sich am liebsten für Gleichaltrige einsetzen möchte. Das Jugendrotkreuz verfügt über eine Datenbank, um Menschen, die einen Freiwilligeneinsatz leisten möchten und solche, die einen Sozialeinsatz brauchen, zusammenzubringen. So hat sie zuerst einen ebenfalls 16-jährigen jungen Mann mit einer geistigen Behinderung kennengelernt. Seine Mutter hat sie aufgeklärt über die Besonderheiten, welche die Behinderung mit sich bringt. Auch heute noch haben sie regelmässig Kontakt. Wenn der junge «Viele meinen vermutlich, man müsse etwas Besonderes können und trauen es sich nicht zu.» Mann neue Kleider braucht, ist Rea Ammann die ideale Modeberaterin. «Das ist doch was ganz anderes, ob ich als Gleichaltrige ihn begleite oder seine Mutter», meint sie. Die heute 20-Jährige klingt lebenserfahren und reif. Es erstaunt nicht, dass sie, die mit ihrer offenen, sympathischen Art leicht auf Menschen zugehen kann, sich zur Sozialarbeiterin ausbilden lassen will. Sie spricht schnell und wirkt stets gut gelaunt, ohne überschwenglich zu werden. Sie weiss, was sie sagt und hat auf alles eine schnelle, umfassende Antwort. Nur auf die Frage, ob es an ihrem Freiwilligenengagement auch negative Aspekte gibt, kommt ihr nichts in den Sinn. Alles klingt fast selbstverständlich und einfach, dass man sich zwangsläufig fragt, warum sich nicht mehr Jugendliche für andere engagieren. «Ich denke, viele meinen vermutlich, man müsse etwas Besonderes können und trauen es sich nicht zu. oder sie wissen nicht, an welche Stelle sie sich Ein gutes Gespräch von Frau zu Frau, davon profitieren beide Rea Ammann (links) und Manuela Saladin haben sich dank dem SRK Basel- Stadt kennengelernt und sind enge Freundinnen geworden wenden können. Aber das Jugendrotkreuz berät uns ja und bietet auch Weiterbildungen an.» Rea Ammann weiss aus Erfahrung: «Behinderte Menschen wissen selber am besten, wo ihre Grenzen liegen und sagen, was möglich ist.» Schon öfters erstaunt war sie über Manuela Saladin, die auf den Rollstuhl angewiesen ist. Seit anderthalb Jahren unternehmen Rea Ammann und Manuela Saladin regelmässig etwas eNGaGIeRt zusammen. Sie gehen in eine Bar etwas trinken, ins Kino oder shoppen. Auch an der Herbstmesse Basel alle schnellen und verrückten Achterbahnen auszuprobieren, war möglich. «Das hätte ich zuerst nicht gedacht. Aber es ging einfach! Alle haben uns sofort geholfen mit dem Rollstuhl und um in die Bahnen einzusteigen. Es war toll!» Sie erzählt, dass sie schon ganz automatisch in Gedanken einen Ausflug vorausplant. Wo könnte es für den Rollstuhl Hindernisse geben? Woran ist sonst noch zu denken? «Einkaufen ist meist problemlos, ins Kino zu kommen ist schon ein bisschen umständlicher.» Ihr starkes Verantwortungsbewusstsein kommt trotzdem unverkrampft rüber. Man kann sich gut vorstellen, wie die beiden Frauen zusammen ihre Freizeit geniessen und dabei die Gehbehinderung von Manuela in den Hintergrund rückt. Eine wie Rea Ammann hat man gerne zur Freundin. ➥ redcross.ch/freiwillige <strong>Humanité</strong> 4/2010 23