KoNKRet - Magazin Humanité
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s ist wie beim Puzzeln. Man versucht<br />
Everschiedene Teile zu einem Bild zusammenzusetzen»,<br />
beschreibt Anna Hirschi<br />
ihre Arbeit mit traumatisierten Patientinnen<br />
und Patienten, die an chronischen<br />
Schmerzen leiden. Was sich aus den Gesprächen<br />
ergibt, ist leider ein grausames,<br />
schreckliches Gesamtbild. Denn Menschen,<br />
die zu ihr kommen, haben nicht<br />
einen Unfall oder einen schweren Schicksalsschlag<br />
erlitten. Ihnen ist noch Gravierenderes<br />
geschehen. Sie wurden von<br />
anderen Menschen gefoltert, gedemütigt,<br />
vergewaltigt oder vertrieben. Das Ambulatorium<br />
für Folter- und Kriegsopfer des<br />
SRK hilft diesen Menschen mit verschiedenen<br />
Therapieformen, damit sie ihren<br />
Alltag wieder bewältigen können. Denn<br />
das Leid von Folteropfern drückt sich oft<br />
in Form von körperlichen Schmerzen aus,<br />
die einem Arzt unerklärlich erscheinen.<br />
Weil die opfer keine Worte finden für die<br />
Gewalt, die ihnen angetan wurde.<br />
«Was die Folter für mich an Schmerz bedeutet,<br />
können Worte nicht beschreiben;<br />
die Erinnerung an das Geschehene hat<br />
sich tief in meine Seele, aber auch in meinen<br />
Körper eingegraben.»<br />
Das erste offene Gespräch<br />
Die furchtbaren Erlebnisse werden verdrängt<br />
und niemandem anvertraut. Die<br />
Fachleute im Ambulatorium des SRK<br />
wissen: Das Vertrauen von Menschen,<br />
Die Balance im Leben wieder finden – wortwörtlich und im übertragenen Sinn<br />
Wie oft die<br />
Patienten einen Termin<br />
im afk brauchen,<br />
ist unterschiedlich<br />
eRlebt<br />
die gefoltert wurden, zu gewinnen ist<br />
sehr schwer. Noch nie zuvor haben die<br />
Betroffenen mit jemandem über die dunkelsten<br />
Stunden ihre Lebens gesprochen.<br />
Die Fachleute des Ambulatoriums bleiben<br />
meist die einzigen, welche die grausame<br />
Wahrheit je erfahren und diese Geschichten<br />
ernst nehmen. Sie reagieren mit Mitgefühl,<br />
nicht mit Mitleid. Mit Gesprächen,<br />
die in die Vergangenheit führen, versuchen<br />
sie den wahren Hintergrund der<br />
Schmerzen auszuloten.<br />
Die Therapeuten und Therapeutinnen des<br />
Ambulatoriums SRK gehen einfühlsam,<br />
aber ganzheitlich vor. Wie beim Puzzeln<br />
fügen sie aus den Symptomen – z.B. den<br />
chronischen Schmerzen selber – dem Erlebten<br />
und den Emotionen das Gesamtbild<br />
zusammen. Erst wenn sie die genau-<br />
<strong>Humanité</strong> 4/2010 13