wissenschaftlich dargestellt in Wort und Bild

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D' H. G. BRONN'SKlassen<strong>und</strong> OrdnungendesTHIER-REICHS<strong>wissenschaftlich</strong><strong>dargestellt</strong> ö^<strong>in</strong> <strong>Wort</strong> <strong>und</strong> <strong>Bild</strong>.Zweiter Band.Dritte Abtheilung.Ech<strong>in</strong>odermen (Stachelhäuter)vonDr. Hubert I^irtwig,Professor der Zoologie <strong>und</strong> vergleichenden Anatomie an der Universität Bonn.I. Buch. Die Seewalzen.Mit 17Tafeln sowie 25 Figuren<strong>und</strong> 12 Karten im Text.Leipzii^f.C. F. W<strong>in</strong>tor'sclie Yerlas'shaiidlu iifl-.1889 — 1892.


C/


Inhaltsverzeicl<strong>in</strong>iss des ersten Buches.Diagnose 1AUgreme<strong>in</strong>er Ueberlilick 1A. Eiuleituug- 3I. Name 3n. Literatur 4m. Gescliichte 14B. Mori)Iiolog-ie 24I. Gesammtausselien 241. Form 242. Grösse 263 Farbe 274. Aeussere Beschaffenheit <strong>und</strong> Consistenz der Körperwand 29n. Haut; Schichten derselben 30<strong>in</strong>.Kalkkörper der Haut <strong>und</strong> der Ambulacralanhänge35A. Kalkkörper der Haut 36B. Kalkkörper der Ambulacralanhänge54C. Gr<strong>und</strong>form der Kalkkörper55D Histologischer Bau der Kalkkörper58E. Entstehung <strong>und</strong> Wachsthum der Kalkkörper59IV. Muskulatur der Körperwand 611. Die Quer- <strong>und</strong> Längsmuskeln der Körper wand 612. Histologie der Muskeln 62V. Nervensystem 641. Centi-ales Nervensystem2. Peripherisches Nervensystem <strong>und</strong> S<strong>in</strong>nesorgane''0VI. Kalki'<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Rückziehmuskeln"''^1. Kalkr<strong>in</strong>g802.Verb<strong>in</strong>dung des Kalkr<strong>in</strong>ges mit der Muskulatui'; die Eückziehmuskeln . 88Vn 91"Wassergefässsystem1. Fühler 922 Füsschen <strong>und</strong> Ambulacralpapillen^^3.E<strong>in</strong>gkanal4. Poli'sche Blasen 1125. Eadialkaniile


'l\ Inhaltsverzeiclmiss des ersten Buches.VIII.7. Fühlerampullen8. Füssclieukanale 1259. Füsschenampulleu12610. Homologie der Fühler <strong>und</strong> Füsschen 12811. Ste<strong>in</strong>kanal 12812. Inhaltsflüssigkeit des WassergefässsystemsYerdauungsorgane1. Der M<strong>und</strong> <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Umgehung 1392. Der After <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Umgehung 140:-i. Die Ahschnitte des Darmrohres <strong>und</strong> se<strong>in</strong> makroskopischer Bau . . . 1434. Histologie des Darmrolu-es 1485. Der Verlauf des Darmrohres <strong>in</strong> der Leiheshöhle 1556. Die Befestigungen des Darmes (Schl<strong>und</strong>kopf, Gekröse, Aufhängesträngedes Enddarmes)l'JOIX. Kiemenhäume 165X. Cuvier'sche Organe1'3XI. Geschlechtsorgane1801. Getrenntgeschlechthche <strong>und</strong> zwitterigeSeite12813(i13SSeewalzen 1802. Makroskopische Betrachtung der Geschlechtsorgane 1833. Mila-oskopischer Bau der Geschlechtsorgane 1904. Die Geschlechtsproducte <strong>und</strong> ilire Entstehung 193Xn. Blutgefässsystem1*^81.Allgeme<strong>in</strong>es über den Bau der Blutgefässe2. Der Blutgefässr<strong>in</strong>g2023. Die Eadialgefässe2034. Gefässe zu den Fühlern, Füsschen, Ste<strong>in</strong>kanal, Poh' sehen Blase,Speiseröhre••....;... 2055. Das venü-ale Dünndarm gefäss <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Quergefäss 2076. Das dorsale Dünndarmgefäss imd das dorsale Gefässnetz (W<strong>und</strong>ernetz) 2107. Das Gefässnetz <strong>in</strong> der Wand des Dünndarms 21 C8. Das ventrale <strong>und</strong> dorsale Magengefäss mit dorn Gefässnetz <strong>in</strong> derMagenwand2179. Die Genitalgefössc21910. Inhalt des Blutgefässsystems22011. Ueher den angehlichen Zusammenhang des Blutgefösssystems mit demWassergefässsystem222XTII. Wimperorgane der Spiaptiden223XIV. Leibeshöhle 2291. Eäunie der Leibeshöhle 2292. Verb<strong>in</strong>dung der Leibeshöhle mit andern Hohlräumen des Körpers odermit der Aussenwelt 2363. Auskleidung der Leibeshöhle 2384. Inhaltsflüssigkeit der Leibeshöhle 239Nachtrag- zur Morphologie .241C. OntogenieI. Die Zeit der FortpflanzungIL Die Vorbereitungen zm- Entwicklung251L Ablage der Eier 2512. Ablage des Samens 2523. Eeifung der Eier 2524. Befruchtung201249249252


Inhaltsverzeichuiss des ersten Buches. VIII. Die EntwicklungSeiteder Larve 2531. Furchung; Blastula;Gastrula 2532. Meseuchymliildung 2572. <strong>Bild</strong>ung des Entere- <strong>und</strong> Hydrocoels, des primären Ste<strong>in</strong>kanals, desLarvenm<strong>und</strong>es <strong>und</strong> des Vorderdarmes 2594. Die äussere Gestalt der Larve 264A. Die Amicularia 264B. Die tonnenförmige Larve mit "Wimperreifen 269C. Der Uebergang der tonnenförmigen Larve <strong>in</strong> die junge Seewalze .5. Fe<strong>in</strong>erer Bau der Larve,. 275<strong>in</strong>sbesondere der Auricularia 275IV. "Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe ,. . . . 2781. Die Epidermis 2782. Die Mesenchymzellen <strong>und</strong> der „Gallertkern" 2783. Die Skeletstücke 2814. Die Muskulatur 2825. Das Nervensystem 2856. Das "Wassergefässsystem ,2807. Die Verdauungsorgane, Kiemenbäume <strong>und</strong> Cuvier'schen Organe. . . 2978. Die Geschlechtsorgane 2999. Das Blutgefässsystem 29910. Die Leibeshöhle <strong>und</strong> die Mesenterien 300Tabelle zur Uebersicht derjenigen Holothiuien, deren Entwicklung ganzoder <strong>in</strong> Bruchstücken bekannt ist 302D. Systematik 303I. Geschichte des Systems 303n. Bedeutung der Körperform <strong>und</strong> der e<strong>in</strong>zehien Organe für das System. . 316m, Das System 325I. Ordnung Act<strong>in</strong>opoda 3271. Familie Aspidochirotae 3272. „ Elasipoda 3323. „ Dendrochirotae 3424. „ Molpadiidae 35111. Ordnung Paract<strong>in</strong>opoda. 3555. Familie Synaptidae 356E. CJeog-rapliische Yerlbreituiig' 362I. Die horizontale Verbreitung 362n. Die verticale Verbreitung 379F. Physiolog-ie <strong>und</strong> Oecologie 383I. Function e<strong>in</strong>zehier Organe uud Organsysteme 3831. Die Haut 3832. Verdauungsorgane 3863. Athmungsorgane 3874. Blutgefässsystem5. "Wassergefässsystem6. Nervensystem 3987. Cuvier'sche Organe8.Wimperorgane der Synaptiden9. Fortpflanzung <strong>und</strong> Brutpflege393394401404405


yj_ Inhaltsverzeiciunss des ersten Buches.Seiten. Vorkommen <strong>und</strong> Locomotion 410<strong>in</strong>. Nächtliche Lebensweise 415IV. Nahi'img <strong>und</strong> Nahrungsaufnahme 416V. Verhalten gegen starke Eeizungen 418VI. Verhalten <strong>in</strong> der Gefangenschaft; Lebenszähigkeit 422VII. Eegeneration423VIII. Lebensdauer <strong>und</strong> Wachsthumsschnelhgkeit 424IX. Fe<strong>in</strong>de 425X. Schutze<strong>in</strong>richtungen426XI. Abnormitäten 427XII. Schmarotzer der Holothurien 428Gr. Nutzen für den Menschen 4315H. Palaeontologie 438J. Phylog-enie447


Berichtigungen.Seite l;j. Nr. 270. Der Autorname „Thomson, C. Wyville" gehört schon zu dieser Nr.,nicht erst zu Nr. 271.„ 15, Zeile 20 von oben, lies „(Br.)" statt „v. Mai-enz.''„ 17, Zeile 19 von oben, lies „(46)" statt „(7G)".,, 27, Zeile 11 von oben, lies „Phyllophorus" statt „Thyonidium". Zeile 8 von unten,h<strong>in</strong>ter „blutroth" ist e<strong>in</strong>zuschieben „karm<strong>in</strong>roth".„ 33, Zeile 5 von unten, lies „(Br.)" statt „v. Marenz."„ 34, Zeile 20 von oben, ebenso.„ 35, Zeile 2 von imten, lies „Phyllophorus" statt „Thyonidium".„ 41, Zeile S von unten, Ues „von Thomson (270) <strong>und</strong>" statt „neuerd<strong>in</strong>gs wieder".Zeile 3 von unten, h<strong>in</strong>ter „Barrett" ist e<strong>in</strong>zuschieben „Thomson".„ 42, Zeile 5 von unten, lies „(I, 16)" statt „(11, 16)".,, 50, Zeile 7 von unten, lies „(III, 2 b)" statt „(III, 29)".„ 53, Zeile 3 von unten, h<strong>in</strong>ter „manchen" ist e<strong>in</strong>zuschieben „Molpadiiden".„ 62, Zeile 22 von oben, h<strong>in</strong>ter „Längsmuskeln" ist e<strong>in</strong>zuschieben „(Ausnahme:Pseudostichopus moUis Theel)".„ 76, Zeile 22 von oben, lies „Thomson" statt „Thompson".„ 84, Zeile 18 von unten, h<strong>in</strong>ter „Gattungen" ist e<strong>in</strong>zuschieben „(Ausnahme Eupyrgus)".„ 107, Zeile 2 von unten, lies „ambulatrix" statt „ambulator".„ 119, <strong>in</strong> der Erläuterung von Pig. 13, vierte Zeile, lies „radialer Pseudohämalkanal"statt „radiales Blutgefäss".„ 123, Zeile 21 von oben, h<strong>in</strong>ter ,,kanu" ist der Satz e<strong>in</strong>zuschieben: „Stetsstehen zweiKlappen e<strong>in</strong>ander genau gegenüber <strong>und</strong> bilden zusammen das ganze Ventil".„ 171, Zeile 21 von unten, h<strong>in</strong>ter „von" ist e<strong>in</strong>zuschieben „Graber (72.)".„ 209, <strong>in</strong> Zeile 15 <strong>und</strong> 17 von oben ist „Ankyroderma aff<strong>in</strong>e Dan. u. Kor." <strong>und</strong>,,Ankyi'oderma jeffreysii Dan. u. Kor." zu streichen; <strong>in</strong> Zeile 20 ist h<strong>in</strong>ter„(238)" e<strong>in</strong>zuschieben „<strong>und</strong> Ankyroderma jeffreysii Dan. u. Kor. (50.)".„ 242, Fig. 17 soll mit 18 bezeichnet se<strong>in</strong> <strong>und</strong> rechts stehen, dagegen soU Fig. 18 mit17 bezeichnet se<strong>in</strong> <strong>und</strong> hnks stehen.„ 326 u. 355. TJeber die hier nöthige Abänderimg <strong>in</strong> der Diagnose der Paract<strong>in</strong>opodaist die Bemerkung auf S. 460 zu vergleichen.„ 357, Zeile 7 von unten, Hes „938 Faden; abyssicola" statt „2100 Faden; abyssorum".Erklärung von Tafel VII, Fig. 15, lies „c Pseudohämalgefäss" statt „c Blutgefäss".In Tafel X ist die Fig. 2 so gedreht zu denken, dass die mit c bezeichnete Stelle nachoben gerichtet ist.


I. Klasse.Seewalzen, Holothiirioidea.In der Richtung der Hauptaxe walzen- oder wurmförmiggestreckte Stachelhäuter mit mehr oder weniger ausgesprochenerBilateral-Symmetrie des Körpers; Haut gewöhnlich weichbis lederartig, mit unregelmässig angeordneten, meist mikroskopischkle<strong>in</strong>en Kalkkörpern; M<strong>und</strong> am Vorderende der Hauptaxegelegen <strong>und</strong> von Fühlern umstellt; After stets vorhanden,am h<strong>in</strong>teren Ende der Hauptaxe; Füsschen vorhanden oderfehlend; ke<strong>in</strong>e äussere Madreporenplatte.Allgeme<strong>in</strong>er Ueberblick.In se<strong>in</strong>er natürlichen Haltung liegt der Körperder Seewalzen mitse<strong>in</strong>er Längsaxe, die zugleich die Hauptaxe ist, der Unterlage parallel;M<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Afterende der Hauptaxe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dessen nicht selten aufwärtsgekrümmt oder auch etwas an die Unterseite gerückt. Die Fühler deutengewöhnlich <strong>in</strong> ihrer Zahl <strong>und</strong> Anordnung den fünfstrahligen Bauplan an,der sich oft noch deutlicher dar<strong>in</strong> ausprägt, dass die Füsschen auf fünfvom M<strong>und</strong>e bis zum After reichenden Längszonen angebracht s<strong>in</strong>d. DieseZonen heissen Ambulacra oder Eadien, während die fünf zwischen ihnengelegenen Bezirke den Namen Interambulacra oder Interradien führen.Von der walzenförmigen <strong>und</strong> deutlich fünfstrahligen Gr<strong>und</strong>form weichenzahlreiche Arten dadurch ab, dass sich entweder e<strong>in</strong>e Kriechsohle ausbildetoder die Füsschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen oder sämmtlichen Radien fehlenoder sich auch über die Interradien verbreiten. Die Kriechsohle kommtdadurch zu Stande, dass sich die der Unterlage zugekehrte Körperseitemehr <strong>und</strong> mehr abflacht <strong>und</strong> so als Bauchseite (Bauch) von der gewölbtenRückenseite (Rücken) unterscheidet. Die fünf Ambulacra vertheilen sichbei der Ausbildung e<strong>in</strong>er Bauchseite so,dass e<strong>in</strong> Ambulaerum die Mittell<strong>in</strong>ie,die beiden benachbarten die Seitenränder der Bauchseite e<strong>in</strong>nehmen,die beiden übrigen aber rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks von der Mittell<strong>in</strong>ie des Rückensverlaufen. Zur Bauchseite gehören demnach 3 Ambulacien <strong>und</strong> 2 Interambulacren,zur Rückenseite 2 Ambulacren <strong>und</strong> 3 Interambulacren. MitBronn, Klassen des Thier- Reichs. II. 3. 1


2 Seewalzen.Rücksicht auf diese Vertheilungder Ambulacren wird die Bauchseite auchals Trivium, die Kückeuseite als Bivium bezeichnet. Mit der Ausbildunge<strong>in</strong>er Kriechsohle nimmt die Seewalze auch äusserlich e<strong>in</strong>en bilateralsymmetrischenBau an, der aber auch sonst <strong>in</strong> der <strong>in</strong>neren Organisationstets mehr oder weniger scharf zum Ausdrucke kommt.Die Fühler s<strong>in</strong>d ebenso wie die Füsschen Anhänge des Wassergefässsystemes.Zahl, Form <strong>und</strong> Stellung der Fühler s<strong>in</strong>d von besonderemInteresse für die Systematik. Der ganze Fühlerkranz kann zurückgezogenwerden. Die Füsschen besitzen an ihrem freien, abgestutzten Ende e<strong>in</strong>Saugscheibchen oder entbehren desselben <strong>und</strong> endigen dann kegelförmig;im letzteren Falle werden sie als Ambulacralpapillen bezeichnet. Nach<strong>in</strong>nen von der Haut, welche durch den Besitz zahlreicher <strong>und</strong> eigenthümlichgeformter Kalkkörper ausgezeichnet ist, folgt die Quermuskulatur derKörperwand <strong>und</strong> noch weiter nach <strong>in</strong>nen, im Bereiche der Ambulacren,fünf kräftig entwickelte Längsmuskeln. Der Schlnndtheil des Darmes istvon e<strong>in</strong>em gewöhnlich aus 10 Stücken zusammengesetzten Kalkr<strong>in</strong>geumgeben. Der Darm selbst biegt <strong>in</strong> der Regel im H<strong>in</strong>terende des Körpersum, verläuft dann zurück bis <strong>in</strong>'s Vorderende des Körpers, um hiernochmals umzubiegen <strong>und</strong> nun erst zum After zu ziehen. In se<strong>in</strong>em Verlaufeist der Darm durch Mesenterien an die Innenfläche der Körperwandbefestigt. Mit dem Enddarm verb<strong>in</strong>det sich bei den meisten Holothuriene<strong>in</strong> doppeltes, baumförmig verästeltes Athmungsorgan, welches mit demDarme zusammen durch e<strong>in</strong>e Kloake mit der Aussenwelt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungsteht. Dicht h<strong>in</strong>ter dem Kalkr<strong>in</strong>ge wird der Darm von dem R<strong>in</strong>gkanaledes Wassergefässsystemes umgeben. Der R<strong>in</strong>gkanal trägt e<strong>in</strong>e odermehrere sog. Poli'sche Blasen, sowie den verkalkten Ste<strong>in</strong>kanal, der durchdie Poren se<strong>in</strong>es gewöhnlich verdickten freien Endes e<strong>in</strong>e ofiene Verb<strong>in</strong>dungdes Wassergefässsystemes mit der Leibeshöhle herstellt. DemKalkr<strong>in</strong>ge liegt ferner der centrale Nervenr<strong>in</strong>g an, von welchem <strong>in</strong>sbesonderefünf radial, d. h. <strong>in</strong> den Ambulacren verlaufende Nervenstämmeentspr<strong>in</strong>gen, die nach aussen von den fünf, die Füsschen versorgendenradialen Wassergefässen liegen. Die Geschlechtsorgane kommen immernur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Interradius zur Ausbildung <strong>und</strong> zwar stets <strong>in</strong> dem-e<strong>in</strong>er Bauchfläche die Mitte des Rückensjenigen, der bei Ausbildunge<strong>in</strong>nimmt <strong>und</strong> deshalb als der mittlere dorsale bezeichnet wird. Dieäussere Geschlechtsöflfnung liegt entweder <strong>in</strong>nerhalb oder dicht h<strong>in</strong>ter demFühlerkranze, immer aber <strong>in</strong> der dorsalen Mittell<strong>in</strong>ie. Nur wenige s<strong>in</strong>dzwitterig, alle übrigen getrennt geschlechtlich. Die Entwicklung durchläuftmeistens e<strong>in</strong>e oder mehrere Larvenformeu. Alle s<strong>in</strong>d Meeresbewohner.


A. E<strong>in</strong>leitung.T. Name.Bei den älteren Autoren (Belon, Aldrovandi, Jonstonus) führendie Seewalzen die Bezeichnungen: genitale mar<strong>in</strong>ura, mentula mar<strong>in</strong>a,priapus mar<strong>in</strong>us, pudendum, denen dns italienische cazzo di mare <strong>und</strong>das griechische tpo)hj entsprechen— alles Namen, deren S<strong>in</strong>n Bohadschmit Bezug auf die ihm vorliegende Seewalze also erläutert: „aquam ejicit,corpusque <strong>in</strong>star ligni <strong>in</strong>durescit, quae <strong>in</strong>durescentia, aquae ejaculatio unacum cyl<strong>in</strong>drica corporis forma ansam dedisse videtur, quod hoc genusveteres mentulam appellarent'^ Auch das Aristotelische, von Rondeletwieder aufgenommene <strong>und</strong> seit L<strong>in</strong>ne allgeme<strong>in</strong> üblich gewordene„oXoü^oi'Qiov" hat e<strong>in</strong>e ähnliche Bedeutung,=da das <strong>Wort</strong> mit {)^ovqioc^ovQalog zusammenhängt, welches entsprechend dem late<strong>in</strong>ischen salaxdie Nebenbedeutung „geil'' hat.Auf dem Vergleiche mit e<strong>in</strong>er Gurke beruht die Bezeichnung desPl<strong>in</strong>ius: cucumis mar<strong>in</strong>us, die nach Grube's Angabe noch heute anderAdria als cucumero di mare*) <strong>in</strong> Gebrauch ist.Von den skand<strong>in</strong>avischen Forschern nennt sie Gunner Seebeutel(schwedisch sjö-punge)<strong>und</strong> Ltitken Seewürste (dänisch so-polser).Als deutsche Bezeichnung versuchte Oken den Namen „Trule'' e<strong>in</strong>zuführen,den er aber selbst später aufgab <strong>und</strong> durch Spritzwürmerersetzte. Burmeister nannte sie Lederhäuter, auch Sternwürmer. Bronngebrauchte die Namen Walzcnstrahler <strong>und</strong> Lederstrahler. Andere zogendie Bezeichnungen Seewalzen <strong>und</strong> Seegurken vor. Von all' diesen Benennungenhat sich als deutscher Name für die ganze Klasse am meistendas <strong>Wort</strong> Seewalzen e<strong>in</strong>gebürgert.In der <strong>wissenschaftlich</strong>en Term<strong>in</strong>ologie begegnet man am häufigstensolchen Bezeichnungen, welche von dem Namen der Hauptgattung abgeleitets<strong>in</strong>d, so Holothuridca bei Bla<strong>in</strong>ville, Holotlmr<strong>in</strong>a bei Brandt,Holotlmrida bei Gray, Holothurioidae bei L. Agassiz <strong>und</strong> endlich beiV. Siebold Holotlmrioidea. Diese Siebold'sche <strong>Wort</strong>bildungist auchvon Bronn <strong>in</strong> der ersten Ausgabe dieses Werkes <strong>in</strong> Anwendung gebracht*) Für Cucumaria Planci, während dort die Holotlmria tubulosa als cazzo di mareunterschieden wird. Nach Krohn heisst ferner Stichopv.s regalis bei den Neapolitanernpagnotclla'dij<strong>in</strong>are „wegen der Aehnlichkeit mit den dortigen Brödchen". 1*


4 Seewalzen.<strong>und</strong> seitdem zur herrschenden geworden.Namengebungen ist weder Flem<strong>in</strong>g 's Fistulidae,Von anderen <strong>wissenschaftlich</strong>ennoch das von Forbesvorgeschlagene Cirrlii-Vermigrada oder das Br onn' sehe Scytact<strong>in</strong>ota odergar das Austeu'sche Äscidiastella <strong>in</strong> Aufnahme gekommen, während dasvon Burmeister gebildete Scytodermata auch jetzt noch häufig gebrauchtwird.II.Literatur.(Auf die Nummern dieses e<strong>in</strong>igermaassen vollständigen LiteraturverzeicLnisses wird im Texte<strong>in</strong> der Weise verwiesen, dass h<strong>in</strong>ter dem Namen des Autors die betreffende Nummer, e<strong>in</strong>geWammert<strong>und</strong> mit arabischen Ziffern, beigefugt ist.)(1) Agassiz, A., On the Embryology of Ech<strong>in</strong>oderms. Memoirs of the American Academy.Vol. IX. 1864. 4°. Mit 4 Taf.(2) Embryological Monograph of Ech<strong>in</strong>odermata. Memoirs of the Mus. of Comi).Zool. Harvard College. Vol. IX, No. 2. Cambridge, Mass. 1883. 4". 15 Tafeln.(3) Bibliography to accompany „Sciections from Embryological Monographs''. IL Ech<strong>in</strong>odermata.Bull. Mus. Comp. Zool. Harvard College. Vol. X, No. 2. Cambridge, Mass.18S2.(4) Aldrovandi, Ulysses, De animalibus exsanguibus libri quatuor. Liber quartus de Zoophytis.Bononiae 1642. Fol.(5) Anderson, John, On an apparently new Form of Holothuria. Ann. and Mag. Nat.Hist. 3. Ser. Vol. IX. London 1862. p. 189—191. PI. XL(6) Aristoteles, Thierk<strong>und</strong>e. Herausgeg.Leipzig 1868.v. H. Aubert u. Fr. Wimmer. 2 Bde. 8".i7) Ayres, W. O., Notices of Holothuridae. Proceed. of the Boston Society of NaturalHistory. VoL IV. 1851—1854. Boston 1854. p. 5— 7, 11—12, 25—27, 31—32, 35—37,46—47, 52—54, 60—61, 63—64, 69—70, 102—103, 143—145, 207—208, 214—215,243—246.(8) Barrett, Lucas, Descriptions of four new species of Ech<strong>in</strong>odermata. Ann. and Mag.Nat. Hist. H. Ser. Vol. XX. London 1857. p. 46—48. PI. IV.siehe auch M'Andrew.siehe auch S. P. "Woodward.(9) Barrois, Theod., Cataiogue des Crustaces Podophthalmaires et des Ech<strong>in</strong>odermes,recueillis ä Concarneau. Lille 1882. 8".(10) Baur, Albert, Beiträge zur Naturgeschichte der ßynapta digitata. Dresden 1864.(Nova Acta Acad. Leop. Carol. Vol. XXXI.)4». Mit 8 Taf.(1 1) Bell, F. Jeflfr., Ech<strong>in</strong>odermata of the Straits of Magellan and of the Coast of Patagonia(Zoological Collections of H. M. S. „Alert"). Proceed. Zool. Soc. London 1881. p. 87-101.PI. VHI and IX.(12) Studies <strong>in</strong> the Holothuroidea. I. Proceed. Zool. Soc. London 1882. p. 641—650.PI. XLVIIL(13) IL Ibidem. 1883. p. 58—62, PI. XV.(14) IIL Ibidem, 1884. p. 253—258.(15)IV. Ibidem, 1SS4. p. 372—376.- -(16) V. Ibidem, 18S4. p. 563—565.(17) VL Ibidem, 1887. p. 531—534. PL XLV.(18) On the Spicules of Cucumaria hyndmanm, C. calcigera, and two allied forms.Journ. Pvoy. Microscop. Soc. Ser. IL 1883. Vol. HL p. 481—484. PL VHL(19) Ech<strong>in</strong>odermata <strong>in</strong>: Ecport on the Zoological Collections madc <strong>in</strong> the Indo-PacificOcean, dur<strong>in</strong>g the Voyage of H. M. S. .,Alert" 1881—1882. London 1S84. p. 117—152.PL IX, u. p. 509—511.C20) On the Holothurians of the Mergui Archipelago. Journ. L<strong>in</strong>n. Soc. Zool. Vol. XXI.1886. p.25—28. PI. 2.(21) Eeport on a Collection of Ech<strong>in</strong>odermata from the Andaman Islands. ProceedZooL Soc. London 18S7. p. 139—145. PL XVL 8°.N,


Literatur. 5(22) Bell, F. Jeflfr., The Echiuoderm Fauna of thc Island of Ceylon. Scientific Transact.Roy. Dubl<strong>in</strong> Society. Vol. III. Dubl<strong>in</strong> 1887. p. 64a— 658. PI. 39 and 40.(23) On the Term Mülleria as applied to a genus of Holotlmrians. Ann. Mag. Nat.Hist. V. Ser. Vol. 19. Ib87. p. 392.1.24) Further Note on the Generic Name Mülleria. Ibid. Vol. 20. 1887. p. 148.(25. 26) Belon (Belonius), Petrus, De aquatilibus libri II. Paris 1553. p. 441.(27) Berl<strong>in</strong>, W., Notiz über die <strong>in</strong> der Leibeshöhle der Synapla digitata vorkommendenKörper. Müll er 's Archiv 1853. p. 442—444.(28) Bla<strong>in</strong>ville, H. M. D. de, Artikel: Zoophytesnaturelles. T. 60. Paris 1830.<strong>in</strong> dem Dictionnaire des sciences(29) Manuel d'Act<strong>in</strong>ologie ou de Zoopliy tologie ;avec Atlas. Paris 1834. 8".(3U) Bohadseh, Joh. Bapt, ,De quibusdam animalibus mar<strong>in</strong>is, eorumque proprietatibus,orbi litterario vel nondum vel m<strong>in</strong>us notis. Dresden 1761.(31) Beschreibung e<strong>in</strong>iger m<strong>in</strong>derbckannten Seethiere, übers, von Nath. Gottfr. Leske.Dresden 1776. 4^.(:^2)Brady, George Ste'wardsoB, and David Robertson, Descriptions of two new Speciesof British Holothurioidea. Proceed. Zool. See. London 1871. p. 690—692. PI. 71 and 72.(33") Brandt, Joh. Frid., Prodromus descriptionis animalium ab H. Mertensio observatorum.Fase. I. Petropoli 1835. 4".(34) Bronn, Die Klassen <strong>und</strong> Ordnungen der Strahlenthiere {Act<strong>in</strong>ozoo) wissensch. <strong>dargestellt</strong><strong>in</strong> <strong>Wort</strong> u. <strong>Bild</strong>. (Klassen u. Ordnungen d. Thierreiches. 2. Bd.) Leipzig u. Heidelberg.1860. 80.Bütschli, O., siehe Möbius.1^35) Bxirmeister , Hermann, Handbuch der Naturgeschichte. 2. Abth. Zoologie. Berl<strong>in</strong>1837. 8«.(36) Carus, J. V., Prodromus fauuae mcditerraneae. Vol. I. Stuttgart 1885. 8°.(37) Chamisso, Adalb. de, et Car. Gml. Eysenliardt, De animalibus quibusdam eclasse vermium l<strong>in</strong>neana, <strong>in</strong> circumnavigatione terrae, auspicante Comite N. Komanzoff,duce Ottone de Kotzebue, annis 1815— 1818 peracta, observatis. Fase. ILNova Acta Acad. Gaes Leopold<strong>in</strong>o-Carol<strong>in</strong>ae nat. cur. T. X. Bonnae 1821. p. 345— 374.Tab. XXIV— XXXIII.(38) Chiaje, Stefano Delle, Memorie suUa storia e notomia degli animali senza vertebredel regno di Napoli. 4 Voll. Napoli 1823, 1825, 1828. 1829.(39> Descrizione e notomia degli animal <strong>in</strong>vertebrati della Sicilia citeriore. 5 Voll.Napoli 1841.(40) Collier, Charles, Ueber den Tripang oder Biclio de Mar. Froriep's Notizen ausdem Gebiete der Natur- <strong>und</strong> Heilk<strong>und</strong>e. Bd. 28. 1830. p. 17—22.(<strong>in</strong> Columna, Fabius, Aquatilium et terrestrium aliquot animalium aliorumquc naturaliumrerum observationes. Komae 1616.(12i Costa, Achilles, Memoire sur les t6gumens des Holothuries (Extrait). Annales desscienc. nat. IL Ser. T. XIX. Paris 1843.(43) Descrizione di una nuova Oloturia. Annuario del museo zoologico della E. Universitädi Napoli. Anno V (1865). Napoli 1869. p. 57—59. Taf. III, Fig. 3.(44) Coues, Ell. and H. C. Yarrow, Notes on the natural history of Fort Macon, N. C.No. 5. Proceed. Acad. Nat. Sc. Philadeli^hia 1S7S. Part 2, p. 297—315.(44a) Cuvier, G., Tableau el(5mentaire de l'histoire naturelle des animaux. Paris 1798.(45) Le regne animal, distribu6 d'apres son Organisation. T. IV. Paris 1817. 8".(46)— - Leejons d'anatomie comparee. 5 Voll. Paris, an VIII—XIV (1799— 1805). 8".l47) Dalyell, Sir John G., Ueber die Wiedererzeugung von verlorengegangenen Organen,welche die Funktionen von Kopf <strong>und</strong> E<strong>in</strong>geweiden besorgen, bei Holothurien <strong>und</strong> Amphitriten.Froriep's Neue Notizen aus dem Gebiete der Natur- <strong>und</strong> Heilk<strong>und</strong>e. Bd. 16.1840. p. 1—5.(48) The Powers of the Creator displayed <strong>in</strong> the. creation. Vol. I. London 1851. 4",'49) Danielssen, D. C, og J. Koren, Ech<strong>in</strong>odermer fra den Norske Nordhavs Expedition.Nyt Magaz. for Naturvid. Vol. XXIV. Cliristiania 1878. p. 229— 267. PI. I—IV. VoLXXV.1879. p. 83—140. PI. I-VI.(50) Holothurioidea, (Thc Norwegian North -Atlantic Expedition 1876 — 1878.Zoology.) Christiania 1882. Fol. With 13 plates and 1map.Danielssen, siehe auch M. Sars.


6 Seewalzcn.sur riiistoire naturelle et(51) Dicquemare, Le Fleurilarde. Observations sur la pliysique,sur les arts (Journal de pliysique). T. XII. Octobre 1778. Paris, p. 283—284. PL I. 4".(.52) Dohrn, A., Mittlieilungen aus <strong>und</strong> über die zoologische Station zu Neapel. Zeitsclir. f.wissensch. Zool. XXY. 1S75. p. 457—480.(5.3) Düben, M. W. von, <strong>und</strong> J. Koren, Om Holotliurieiuas Hudskelett. K. Vet, Akad.Handl. Stockholm 1844. p. 211—228. Tab. IV u. V.(54) Öfversigt af Skand<strong>in</strong>aviens Ech<strong>in</strong>odermer. Ibidem, p. 229— 328. Tab. VI—XI.(55) Dvijard<strong>in</strong>, F., et H. Hupe, Histoire naturelle des Zoophytes1862. 8°. Avec 10 plauches.Ech<strong>in</strong>odermes. Paris(56) Dunean, P. Mart<strong>in</strong>, and W. Percy Sladen, A Memoir on the Ech<strong>in</strong>odermata ofthe Arctic Sea to the West of Grcenland. London 1881. Fol. With 6 jilates.(57) Ehrenberg, Chr. Gr., Verbreitung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>fluss des mikroskopischen Lebens <strong>in</strong> Süd<strong>und</strong>Nord-Amerika. Abhandl. d. Kgl. Akad. d. Wiss. Berl<strong>in</strong> aus 1841. L Th. p. 291—446.(58) Emery, C. , Fierasfer, Monographie. Fauna u. Flora d. Golfes v. Neapel. Bd. II.Leipzig 1880. 4". Mit 9 Taf.(59) Eschscholtz, Friedr., Zoologischer Atlas, enthaltend Abljildungen <strong>und</strong> Bcschroil)ungenneuer Thierarten, während des Flottcapita<strong>in</strong>s von Kotzcbue zweiter Heise um die Welt(1823-1826) beobachtet. Berl<strong>in</strong> 1829—1833. Fol. (5 Hefte.)(60) Etheridge, R., On the presenceof scattered skcletal rema<strong>in</strong>s of Holothurioidea <strong>in</strong> theCarbonifcrous Limestone Series of Scotland. Eoy. Physical Soc. Ed<strong>in</strong>burgh. Vol. VI.1881. PI. V and VL(61) Fabricius, Otho, Fauna groenlandica. Hafniae et Lipsiae 1780. 8°.(62) Fischer, F., Ech<strong>in</strong>odermen von Jan ISIaycn. Wien 1886. 4". (Aus: Die <strong>in</strong>ternationale—Polarforschung 1882 1883.)(63) Flem<strong>in</strong>g, John, A history of British Animals. Ed<strong>in</strong>burgh 1828. 8°.(64) Forbes, Edward, A history of British Starfishes and other animals of the class Ech<strong>in</strong>odermata.London 1841. 8**.(65) Forskäl, Petrus, Dcscriptioncs aniuialium, quae <strong>in</strong> it<strong>in</strong>ere orientali osservavit; postmortem auctoris edid. G. Niebuhr. Hauniae 1775. 4".(66) Icones rerum naturalium, quas <strong>in</strong> it<strong>in</strong>ere orientali dep<strong>in</strong>gi curavit; edidit CarstenNiebuhr. Hauniae 1776. 4**.(67) Frey, H. ,Ueber die Bedeckungen der wirbellosen Thiere. Gött<strong>in</strong>ger Studien Bd. III,Gött<strong>in</strong>gen 1847. p. 709—810."(68) Gaertner, Joseph, An Account of the Urtica mar<strong>in</strong>a. Pliilosophical Transactions.Vol. LH, for 1761. London 1762. p. 75—85. Tab. Ib.Gaimard, sieheQuoy.(69) Gmel<strong>in</strong>, J. F., L<strong>in</strong>naei systema naturae. Editio XIII. Lipsiae 1788.(70) Götte, A., Bemerkungen zur Entwicklungsgeschichte der Ech<strong>in</strong>odermen {/iuricularia).Zoolog. Anzeiger No. 59. 1880. p. 324—326.(71) Goldfuss, G. A., Handbuch der Zoologie. Erste Abth. Nürnberg 1820. 8".(72) Graber, V., Beitrag zur Histologie der Stachelhäuter. (Jahresber. des k. k. Staatsgymnasiumszu Graz. p. 45—54.) Graz 1872. 8". Mit 2 Tafeln.(73) Graeffe, Ed., Uebersicht der Seetliierfauna des Golfes von Triest. I. Die Ech<strong>in</strong>odermen.Wien 1881. 8^ (Aus: Arbeiten zoolog. Institut Wien, III, 3.)(74) Gravenhorst, J. L. C. , Tergest<strong>in</strong>a. oder Beobachtungen u. Untersuchungen übere<strong>in</strong>ige bei Triest im Meere lebende Arten. Breslau 1831.(75) Gray, J. E., Dcscription of Rliopalod<strong>in</strong>a, a new form of Ech<strong>in</strong>odermata. Ann. andMag. Nat. Hist. IL Ser. Vol. 11. 1853. p. 301—302.(76) List of the specimens of britisli animals <strong>in</strong> the collection of the British Museum.Part. I. Centroniae or radiated animals. London 1848.(77) Greefif, R., Ueber den Bau der Ech<strong>in</strong>odermen. 3. Mittheil. Sitzungsber. d. Gesellsch.z. Beförd.—d. gesammt. Naturw. zu Marburg 1872. p. 158 172.(78) 4. Mittheil. Ebendort 1876. p. 16—37.(79) Ech<strong>in</strong>odermen, beobachtet auf e<strong>in</strong>er Eeise nach der Gu<strong>in</strong>ea -Insel Säe Thom6.Zool. Anzeiger 1881. No. 105, 106 u. 107.(80) Gronen, Die Trepang -Fischerei <strong>in</strong> Nord -Australien. Zoolog. Garten, 22. Jahrg. 1881.No. 3. p.94—95.(81) Grube, Ad. Ed., Akt<strong>in</strong>ien, Ech<strong>in</strong>odermen <strong>und</strong> Würmer des Adriatischen <strong>und</strong> Mittelmeers.Königsberg 1840. 4". Mit 1 Taf.


DieLiteratur. 7(82) Grube, Ad. Ed., üobcr die. Holothuricii - Gattungen Chirodota <strong>und</strong> Synapta. Müller'sArchiv 1850. p. 111—1 IG.(88) üeber Chirodota discolor Eschsch. ,<strong>in</strong>: Th. Middeiidorff 's Reise <strong>in</strong> denäusserstcn Norden <strong>und</strong> Osten Sibiriens. Bd. II. Zoologie. 1. Tlieil. 1S51. p. .S5— 42.PI. ly, Fig. 1—9.(84) E<strong>in</strong> Ausflug nach Triest <strong>und</strong> dem Quarnero. Berl<strong>in</strong> 1861. 8". Mit 5 Taf.(85) Die Insel Luss<strong>in</strong> <strong>und</strong> ihre Meeresfauna. Breslau 1864. 8". Mit 1 Taf. u. 1 Karte.(86) Mittheilungen üter St. Vaast-la-Hougue. Abhandlungen d. schles. Gesellsch. f.vaterl. Cultur. Breslau 1869. p. 91—129.(87)- - Cvcu<strong>in</strong>aria villosa n. sp. 48. Jahresbericht d. schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur.Breslau 1871. p. 88.(88) JNIittheilungen über St. Malo <strong>und</strong> EoscoH'. Abhandlungend. schles. Gesellsch. f.vaterl. Cultur. Breslau 1872. —p. 75 146.(89) Giu<strong>in</strong>erus, Joh. Ernst, Beschreibung dreyer norwegischer Secwüruier, Seebeutelgenannt. Abhandlungen d. 1(2:1. schwed. Akad. d. Wiss. auf das Jahr 1767. DeutscheAusgabe. Bd. 29. Leipzig 1770. p. 121—130. Tab. IV. 8«.(90) G-uppy, H. Bo, On Coral-uatiiig Habits of Holothurians. Nature XXVIL 1883. p. 7—8.Haacke, siehe Möbius (174)..(91) Hamann, Otto, Beitrage zur Histologie der Ech<strong>in</strong>odermen. I. Die Holothuvien (Fedata)<strong>und</strong> das Nervensystem der Astcriden. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. Bd. XXXIX.1883. p. 145-190. Taf. X—XIL-(92) II. 1. Das Nervensystem der pedaten Holothuricn (Fortsetzung). 2. Die Cuvier'-sehen Organe. 3. Nervensystem u. S<strong>in</strong>nesorgane der Apedaten. Ibidem, —p. 309 333.Taf. XX—XXII.1/(93) Beiträge zur Histologie der Ech<strong>in</strong>odermen. Heft 1. Die Holothuricn. Jena 1884.8«. Mit 6 Taf.(94iwandernden ürkeimzcllen <strong>und</strong> ihre Reifungsstätten bei den Ech<strong>in</strong>odermen.Zeitschr. f. wissenscli. Zool. Bd. XLYI. 1887. p. 80—98. Taf. XL(95) Held, G-, F., Die Kalivkörpcr der Synaptcn. Zürich 1857. Mit 1 Taf. Auch <strong>in</strong>:Vierteljahrsschr. d. naturL Gesellsch. <strong>in</strong> Zürich. Bd. 2. 1857. p. 243—271. Taf. IL(96) Heller, Cam., Die Zoophyten <strong>und</strong> Ech<strong>in</strong>odermen des adriatischen Meeres. Wien 1868.S". Mit 3 Taf.(97) Herapath, W. B., On the Genus ßijnapia, with somc new British Spccics. Quart.Journ. Microsc. Science. New Series. Vol. V. 1805. p. 1— 7. PI. I.(98) Herdman, W. A., Report upon the Cr<strong>in</strong>oidca, Asteroidea, EcJu'noidca and Holothnrioidca.S". Liverpool 1886. Proceed. Lit. Phil. Soc. Liverpool. Vol. XL, Appendix.(99) Herklots, J. A., Ech<strong>in</strong>odermes , pe<strong>in</strong>tes d'apres nature par les so<strong>in</strong>s de Kühl, vanHasselt et Sah Müller. Leiden 1868. FoL(100) Herouard, Ed., Sur Ic Colocliirus Lacazii n. sp. Compt. rend. Acad. Sc. Paris.—T. J05. 1887. No. 4. p. 234—236.-(101) Sur la formation des cori)UScules calcaires chez les Holothuries. Ibidem.No. 19. p. 875—876.[^102") Sur le Systeme lacunaire dit sangu<strong>in</strong> et Ic Systeme uerveux des Holothuries.Ibidem. No. 25. p. 1273—1275.(103) Hodge, G., Catalogue of the Echiuodermafa of Northuiiiberland and Durham. Nat.Ilist. Transact. Nortliumberland and Durham. Vol. IV. P. 1. Newcastle 1871. p. 120his 150. PI. I—IV.(104) Hoeven, J. van der, Handbuch der Zoologie. 2. Bde. —Leipzig 1850 1856.(105) Hoffmann, C. K., Ech<strong>in</strong>odermen, gesammelt während der arktischen Fahrten des..Willem Barents" <strong>in</strong> den Jahren 1878 u. 1879. Niederländ. Archiv f. Zool. SupplementbandI. 18S1 — 1882. p. 16—20. Fig. 1—7.(106) Howell, W. H., Observations upon the Blood of Limulus, Call<strong>in</strong>ectes and a speciesof Ilolothurian. Stud. Biol. Lab. J. Hopk<strong>in</strong>s Univ. Vol. 3. 1886. p. 267—287. Tab. XVIH.(107) Note on the presence of Haemoglob<strong>in</strong> 289— the Ech<strong>in</strong>oderms. Ibid. .p. 291.Hupe, H., siehe Dujard<strong>in</strong>.of the Ech<strong>in</strong>odermata of New-Zealand. 8". New-Zealand(lOS) Hutton, F. W., Catalogue1872.(109) Notes on some New-Zealand Ech<strong>in</strong>odermata, with Descriptions of a new Species.Transact. and Proceed. New-Zealand Instit. (187S). Vol. XL Well<strong>in</strong>gton 1879. Art. 31.p. 305—308.


I (HO)., XXVII..siehe8 Seewalzen.Jäger, Gull. Frid., De Holothuriis. Diss. <strong>in</strong>aiig. 4^'. Turici 1833.i^-^lll) Johnston, G., lUustrations <strong>in</strong> British Zoology {Mülleria papulosa). Loudon's Mag.Nat. Eist. Vol. 7. 1834. p. 584—588.1(112) {Cmneria phantapus) Ibidem. Vol. 9. 1836. p. 472-474.(113) Jonstonus, Joh., Historiae naturalis de exanguibus aquaticis libri IV. Francofurtiad M. 1650.(,-(114) Jourdan, Et., Recherches sur l'histologie des Holotliuries. Aniiales du musee d'liist.nat. de Marseille. Zoologie. T. I. No. 6. Marseille 1883. 4''. Avec 5 plaaches.(,115) Keferste<strong>in</strong>, Wilh., üeber Rliahdomolgus ruber gen. et sp. n., e<strong>in</strong>e neue Holothiirie.In dessen: Untersuchungen über niedere Secthiere. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XII.1862. p. 34—35. Taf. XI, Fig. 30.(116) Kent, W. Saville, The supposed Coral-eat<strong>in</strong>g Habits of Holothurians. Nature1883. p. 432.v(117) K<strong>in</strong>gsley, J. S., Contributions to the Anatomy of the Holothurians. Mem. PeabodyAcad. Sc. Vol. I. No. 5. Salem, Mass. 1S81. p. 1—14. PI. I— II.(118) KöUiker, A,, Untersuchungen zur vergleichenden Gewebslehre. Verhandlungen des<strong>in</strong>edic<strong>in</strong>isch -physikalischen Vere<strong>in</strong>s zu Würzburg 1857.(119) Koren, J., Beskrivelsc over Tlnjone fusus og Cuvieria squamata. Nyt Magaz<strong>in</strong> forNaturvidenskaberne. IV. Bd. 3. Heft. Christiania 1844. p. 203—225. 3 Taf.siehe auch Danielssen.sieheauch Düben.auch M. Sars.(\20) et D. C. Danielssen, Fauna littoralis Norvegiae. Part 3. Bergen 1877. Fol.{Siehe auch M. Sars.)si(121) Kowalevsky, A., Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Holothurien. M6m. del'Acad. imper. des scienc. de St.-Petcrsbourg. VII. Serie. T. XL No, 6. St.-P6tersbourg1867. 4". Mit 1 Taf.(122) EZrohn, A., üeber die männlichen Zeugungsorgane der Ascidien <strong>und</strong> Salpen. Froriep'sNeue Notizen aus dem Gebiet der Natur- <strong>und</strong> Heilk<strong>und</strong>e. Bd. 17. 1841. p. 49— 53.(Ste<strong>in</strong>kanal der Holothurien.)(123) üeber die Anordnung des Nerrensystems der Ech<strong>in</strong>iden <strong>und</strong> Holothurien im Allgeme<strong>in</strong>en.Müller's Archiv 1841. p. 1—13. Taf. I, Fig. 1—5.(124) Beobachtungen aus der Entwicklungsgeschichte der Holothurien <strong>und</strong> Seeigel.Müller's Archiv 1S51. p. 344—352. Taf. XI7, Fig. 2—5.(125) üeber die Entwicklung der Seesterne <strong>und</strong> Holothurien. Müller's Archiv 1853.p. 317—321. Taf. VII, Fig. 7.^-(126) Krukenberg, C. F. "W., üeber die Enzymbildung <strong>in</strong> den Geweben <strong>und</strong> Gefässen derEvertebraten. Untersuch, physiol.Institut Heidelberg. 2. Bd. 1879. p. 338—377 (mite<strong>in</strong>em Nachtrag).(127) Weitere Studien über die Verdauungsvorgänge bei Wirbellosen. Vergleichendphysiolog.Studien an den Küsten der Adria. 1. Abth. Heidelberg (1879) 1880. p. 55—76.(128) Vergleichend - toxikologische Untersuchungen als experimentelle Gr<strong>und</strong>lage füre<strong>in</strong>e Nerven- <strong>und</strong> Muskelphysiologie der Evertehraten. Ebendort. p. 77 — 155.(129) Zur Kenntniss des Hämocyan<strong>in</strong>s <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Verbreitung im Thierreiche. Centralbl.f. d. medic. Wiss. 1880. No. 23.(130) Vergleichend - physiolog. Studien an den Küsten der Adria. IL Abth. Heidelberg1880.(131) Vergleichend - physiolog. Studien zu Tunis, Mentone <strong>und</strong> Palermo. III. Abth.Heidelberg 1880. p. 104—111.(132) Totaler Alb<strong>in</strong>ismus bei Cucumaria Planci. Vergleichend - physiol. Studien,2. Reihe, 1. Abth. 1881. p. 148—150.(133) Lamarek, J. B. P. A. de, Histoire naturelle des animaux sans vertebres. I. ed.T. EL Paris 1816. IL ed. T. EL Paris 1840. 8».(134) Lampert, Kurt, Die Seewalzen. (In: Semper, Reisen im Archipel der Philipp<strong>in</strong>en.IV. Bd. 3. Abth.) Wiesbaden 1885. 4». Mit 1 Taf.(135) Die Holothurien von Süd -Georgien nach der Ausbeute der deutschen Polarstation<strong>in</strong> 1882 u. 1883. Hamburg 1886. 8°. Mit 1 Taf. (Jahrbuch der wisseusch. Anstaltenzu Hamburg. IL)(136) Lankaster, Note on the Synaptae of Guernscy and Herrn. Quart. Journ. Microsc. Sc.Vol. 29. 1868. p. 53—54.


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10 Scewalzcn.'Ijctwecu Drout-Nat. Hist. IL Ser. Vol. XX. London 1S57.(163) M'Andrew, R., and L. Barrett, List of thc Ecli<strong>in</strong>odermata dredgedheiui and thc North Cape. Ann. Mag.p. 43—4G.(164) Marenzeller, E. v., Kritik adriatischcr Holotliurien. Verhandl. zoolog.-botan. Ges.Wien 1S74. p. 299—320.(165) Beiträge zur Holothnrien -Fauna des Mittelmeeres. Verhandl. zoolog.-botan. Ges.Wien 1877. p. 117—122. Taf. V.(166) Die Coelenteraten, Ech<strong>in</strong>oder<strong>in</strong>en ii. Würmer der k. k. öst-ung. Nordpoi-Expedition.Wien 1877. 4". Mit 4 Taf. (Denkschr. d. <strong>in</strong>ath.-naturw. Klasse d. kais. Akad. d. Wiss.Bd. 35 )-(167") Neue Holothnrien von Japan <strong>und</strong> Ch<strong>in</strong>a. Verhandl. zoolog.-bot. Gesellsch. Wien1881. p. 121—140. Taf. IV u.V.(168) Marion, A. F., Draguagcs au large de Marseille. I. Ann. scienc. nat. 6. Ser. Zool.T. S. Paris 1879.(169) Metschnikoff, E., Studien über die Entwicklung der Ecli<strong>in</strong>odermen <strong>und</strong> Neuiert<strong>in</strong>en.jMem. de l'Acad. imp. de St.-Petersbourg. VII. S6rie. T. XIV. No. 8. St.-Petersbourg1869. 4". Mit 12 Taf.L,(170) E<strong>in</strong>bryologische Mittheilungen über Ecli<strong>in</strong>odermen. Zoolog. Anzeiger. 7. Jahrg.1884. p. 4.3—47.(^171)Milne -Edwards, Les Zoophytes. (In: Cuvier, Le regne animal; iiouvelle editionpublice par une rcunion de disciples de Cuvier.) Paris 1849. 8". , Avec Atlas.(172) M'Intosh, W. C. , The mar<strong>in</strong>e Invertcbrates and Fishes of St. Andrews. Ed<strong>in</strong>burgand London 1875. 4".(173) Möbius, K., <strong>und</strong> O. Bütsehli, Ech<strong>in</strong>odermata der Nordsee. In: Jahresber. d. Comm.z. Untersucli. d. deutsch. Meere. II u. III. Berl<strong>in</strong> 1875. 4".(174) Beitrcäge zur Meeresfauna der Insel Mauritius <strong>und</strong> der Seychellen. 4". Berl<strong>in</strong>1880. (Enthält Beschreibung der Holotliurien von Haackc.)(175) Montagu, George, Descriptions of several new or rare Animals. pr<strong>in</strong>cipally uiar<strong>in</strong>e,discovercd on tlie South Coast of Devonshire. Transactions of tlie L<strong>in</strong>nean Society ofLondon. Vol. XI. London 1815. p. 1—26. Tab. I—V.(176) Vol. IX. London 1808. p. 81—114. Tab. II—VIII.(177) Moseley, H. !N"., On the Pharynx of an unknown Holotluirian of thc Family Dendrochiiotae,<strong>in</strong> which the calcareous skelcton is remarkably developed. Quart. Journ.Micr. Sc. IL Ser. Vol. 24. 1884. p. 255—261. 1 Taf.^ (178) Müller, Joh., lieber die Larven <strong>und</strong> die Metamorphose der Ech<strong>in</strong>odermen. 2. Abhandlung.Abhandl. Berl<strong>in</strong>er Akad. d. Wissensch. aus dem Jahre 1848. Berl<strong>in</strong> 1849.w^l79) 3.Abhandlung. Ebendort aus d. Jahren 1849 u. 1850. Berl<strong>in</strong> 1850.v


ContributionsLiteratur.IX(^192) Oerstedt, A. S,, Ceiitralamcrikaiusclic Ecliiiiüdermca {Si/iuiplidic riciijaru). Vidciisk.Meddclels. fra d. iiaturhist. forcn<strong>in</strong>g i Kjöbenhavn for 1849/50. p. A'II.(1931 Oken, Lelirlnicli der Naturgeschichte. 3. Theil. Zoologie mit 40 Kupfertafeln (Tafeln<strong>in</strong> 4"). 1. Abth. Fleischlose Thierc. Jena 1815. 8".(194) Allgeme<strong>in</strong>e Naturgeschichte für alle Stände. 5. Bd. 2. Abth. Stuttgart 1835. 8".(195) Pallas, P, S., Miscellanea zoologica. Hagac Comitum 17()6. 4^ (Lugduni Batavorum1778.)(19G) —-- Naturgeschichte merkwürdiger Thiere. Deutsche Ausgabe.I. Bd. (1.— 10. Sammlung.)Berl<strong>in</strong> u. Strals<strong>und</strong> 1778. 4". (Dies ist die deutsche Ausgabe der Spicilegia zoologica<strong>und</strong> zugleich s<strong>in</strong>d dar<strong>in</strong> aufgenommen die Miscellanea zool. dess. Autors.)(197) Parker, T. Jeffr., On a uew Holothurian {Chirodota di<strong>in</strong>edlaensis n. sp.) Transact.New-Zealand Institute. Vol. XIII. 1881. p. 418.(198) Peach, Ch. W,, On the „Nigger" or „Cotton Sp<strong>in</strong>ner" of thc Cornish Fishcrmen.Ann. and Mag. Nat. Hist. Vol. XV. London 1845. p. 171—174. PI. XIV.(199) Pennant, Thoraas, British Zoology. Vol. IV. London 1777. 4".(200) Perrier, Edm., Les explorations sous- mar<strong>in</strong>es. Paris 1886. 8".(201) Petit, L., Anhyroderma Perrleri et A. his'iianicum. Bull. Soc. pliilom. Paris. (2.)T. VII p. 162—164.(202) Remarques sur la Sunci'pta <strong>in</strong>liaerens. Ibidem. T. VIII. 1884. p, 51 — 55.203) Sur une nouvelle espece d'Holothurie. Ic Laetiuogone Jourda<strong>in</strong>ii. Ibidem.T. IX. 1885. p. 9—11.(204) Pliilippi, A., Vier neue Ech<strong>in</strong>odermen des chilenischen Meeres. Archiv f.Naturgesch.23. Jahrg. 1857. p. 130—134.(205) Planeus, Janus (G-iovanni Bianehi), De conchis m<strong>in</strong>us notis. Venetiis 1739,editio altera Komae 1760. Derselbe, de <strong>in</strong>cessu mar<strong>in</strong>orum cch<strong>in</strong>orum etc. epistola.Bononiae 1766.(206) Pocta, C, üeber fossile Kalkelemente der Alcyoniden u. Holothuriden <strong>und</strong> verwandterecente Formen. Sitzber. Akad. Wien, laath. naturw. (blasse. 92. Bd. 1885. p. 7— 12. 1 Taf.t^'(207) Pourtales, L. F., On the Holothuriae of the Atlantic Coast of the United States.Proceed. Americ. Assoc. Adv. Sc. 5. Meet. AVash<strong>in</strong>gton 1851. p. 8 — 16.(208).to the Fauna of the Gulf Stream at great depths. (2 ser.) Bull.Mus. Comp. Zool. Harvard College Cambridge, Mass. Vol. I. No. 7. 1868. p. 121—142.(209) List of Holothuridae from the Deep-Sea Dredg<strong>in</strong>gs of the United States CoastSurvey. Bull. Mus. Comp. Zool. Cambridge, Mass. Vol. I. No. 12. 1869. p. 359—361.(210) Quatrefages, A. de, M6moire sur la Synapte de Duvernoy (Synapta DuvernaeaA. de Q.). Ann. des sciene. nat. 2. Ser. Zool. T. 17. 1842. p. 19—93. PI. 2—5.(211) Quoy et Gaimard, Voyage de l'Astrolabe. Zoologie. T. IV. Paris 1833. 8".Atlas folio.(212) Rathbun, Rieh., A List of the Brazilian Ech<strong>in</strong>oderms. Transact. Connecticut Academyof Arts and Sciences. Vol. V. 1879. p. 139-158.(213) Ratlike, Beiträge zur Fauna Norwegens. Nova Acta Acad. Caes. Leop.-Carol. Vol. 21.1843. p. 1—264. Taf. 1—12.(214) Risso, A,, Histoire naturelle des pr<strong>in</strong>cipales productions de l'Europe meridiojiale etparticulierement de Celles des environs de Nice et des Alpes maritimes. T. V. Paris1826. 8".Robertson, David, siehe Brady.of Ech<strong>in</strong>o-(21 5j Romanes, G. J., and J. C. Ewart, Observations on thc Locomotor Systemdermata. Transact. Roy. Soc. London 1881. Part III. London 1882. p. 829—885.PI. 79—85. 4«.(216) Rondeletius, Gulielmus, Libri de piscibus mar<strong>in</strong>is. Pars —II.Lugduni 1554 1555.p. 107: De Insectis et Zoopliytis liber. 4°.(217) Rüppell, Ed., <strong>und</strong> Friedr. Sigism. Leuckart, Atlas zu der Reise im nördlichenAfrika von Eduard Rüppell. Frankfurt a. M. 1828. Fol.(218) Rüppell, Ed., Abbildung u. Beschreibung e<strong>in</strong>iger neuen oder wenig gekannten Verste<strong>in</strong>erungenaus der Kalkschieferformation von Solenhofen. Frankfurt 1829.(219) Sars, G. O., Nye Ech<strong>in</strong>odermer fra den Norske Kyst. Vidensk.-Selsk. Forhandl<strong>in</strong>gerfor 1871. 8».(220) Sars, M., J. Koren et D. C. Danielssen, Fauna littoralis Norvegiae. 2. Livr.Bergen 1856. Fol. (Danielssen et Koren, Observations sur le developpement desHolothuries.)


12 Seewalzcn.(221) Sars, M., tilBidrag K<strong>und</strong>skabeii om Middelhavets Littoral -Fauna. Christiania 1357.8". MitSTaf. (Auch <strong>in</strong> :Nyt Magaz. f. Naturvid. Bd. 9. 1S57. p. 110-164. Bd. 10.1857. p. 1—99.)(222) Oversigt af Norges Ech<strong>in</strong>odermer. Christiania 1861. &". Mit 16 Taf.(223) Geologiske og zoologiske Jagttagelser, anstillede paa en Eeise i en Deel afTrondhjems Stift i Sommeren 1862. Nyt Magaz<strong>in</strong> for NatnrvidenskalDerne. Bd. XII.Christiania 1S63. p. 253—340.(224) Om nogle Ech<strong>in</strong>odermer og Coelenterater fra Lofoten. Vidensk.-Selsk. Forhandl<strong>in</strong>gerfor 1867. 8".(225) Schmeltz, J. D. E., Verhaudl. d. Vere<strong>in</strong>s f. naturw. Unterhaltung Hamburg.1879. p. XV.Bd. IV.(226) Schmidtle<strong>in</strong> , R., Beobaclitungcn über Trächtigkeits - <strong>und</strong> Eiablage -Perioden verschiedenerSeethiere. Mittheil, zoolog. Station Neapel. Bd. I. 1878. p. 124—136.(227) Schneider, A., üeber e<strong>in</strong>ige Parasiten der Holothuria tubiilosa. Müll er 's Archiv1858. p. 323—329. Taf. 12.(228) Schwager, C, Beitrag zur Kenntniss der mikroskopischen Fauna jurassischer Schichten.Jahreshefte d. Vere<strong>in</strong>s f. vaterl. Naturk. <strong>in</strong> Württemberg. Jahrg. 21. 1865. p. 142. Taf. VII.^--(2^9) Seleiika, Emil, Beiträge zur Anatomie <strong>und</strong> Systematik der Ilolothurien. Leipzig 1867.8°. (Zeitschr. f. wiss.Zool. Bd. XVII. p. 291—374.) Mit 4 Taf.(230) Nachtrag dazu. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XVIII. 186S. p. 109-118. 1 Taf.'(231) Zur Entwicklung der Ilolothurien {Holothuria tuhulosa u. Cucumaria dolioluni).Zeitschr. f. wissensch. Zool. Bd. XXVII. 1876. p. 155—178. Taf. IX—XIIL(232) Die Keimblätter der Ech<strong>in</strong>odermen. Wiesbaden 1883. 4". Mit 6 Taf. (Studienüber Entwicklungsgeschichte der Thiere. 2. Heft.)^ (233) Semon, R., Das Nervensystem der Holothurien. Jenaische Zeitschrift f. Naturwissenschaft.Bd. XVI. 1883. p. 1—23. Taf. I—II.(234) Berichtigung e<strong>in</strong>iger Angaben nnd BehauptungenZoolog. Anzeiger 1884. Nr. 184.des Herrn Dr. Hamann.(235) Beiträge zur Naturgeschichte der Synaptiden des Mittelmeeres; 1. Mittheilung.Mittheil, zoolog. Station Neapel. Bd. VII. 1887. p. 272—300. Taf. 9 u. 10.(236) 2. Mittheilung. Ibidem, p. 401—422. Taf. 15.t-^T) Die Entwicklung der Si/ncq^ta digitata <strong>und</strong> die Stammesgeschichte der Ech<strong>in</strong>odermen.Jena 1888. 8". Mit 7 Taf. (Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. XXII.)l(238) Semper, C, Eeisen im Archipel der Philipp<strong>in</strong>en. IL Theil. Wissenschaftliche Eesultate.1. Band. Holothurien. Leipzig1868. 4".(239) Die Holothurien Ostafrikas, v. d. Deckcn's Reisen <strong>in</strong> Ostafrika. Bd. IIL Abth. 1.1869. p. 117—122. 8°. Mit 1 Taf.(240") Siebold, C. Th. v., Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbellosen Thiere.Berl<strong>in</strong> 1848. «Sladen, W. Percy, siehe Duncan.\.-^41) Sluiter, C. Ph., üeber e<strong>in</strong>ige neue Holothurien von der Westküste Javas. Natuurk<strong>und</strong>igTijdschrift voor Nederlandsch Indie. Bd. XL. Batavia 1880. Mit 7 Taf.V (242) Die Evertebraten aus der Sammlung des Kgl. naturwissensch. Vere<strong>in</strong>s <strong>in</strong> Niederländisch-Indien <strong>in</strong> Batavia. I. Holothurioidea. Ibidem. Bd. XLVIL Batavia 1887.8". Mit 2 Taf.(243) Smith, Edgar, Zoology of Kerguelensland, Ech<strong>in</strong>odermata. Philos. Transact. Koy.Soc. London. Vol. 168. 1879. p. 270—281. Taf. 16 u. 17.(244) Steenstrup, Jap., Myriotrochus R<strong>in</strong>kii. Vidensk. Meddelels. fra den naturhist. foren<strong>in</strong>giKjöbcnhavn. 1851. p. 55—60. Taf. III, Fig. 7—10.Stewardson, G., siehe Brady.L^245) Stimpson, 'W., Description of Anaperus unisemita n. sp. Proceed<strong>in</strong>gs of the BostonSociety of Natural History Vol. IV. 1851—1854. Boston 1854. p. 8—9.;.'(246) Description of Pentacta calcigera n. sp. Ibid. p. 67.I (247) Synopsis of the Mar<strong>in</strong>e Invertebrata of Grand Majian. Wash<strong>in</strong>gton 1853. 4".]Mit 3 Taf.^'(248) On the Crustacea and Ech<strong>in</strong>odermata of the Pacific Shores of North -Amerika.Boston Journ. Nat. Hist. Vol. VI. 1857. p. 444—532. Taf. 18—23.^(249) Dcscriptions of new species of mar<strong>in</strong>e Invertebrata from Puget So<strong>und</strong>. Proceed.Acad. Nat. Scienc. Philadelphia. Vol. XVI. 1864. p. 153—161.


•Literatur. 13(250) Storm, V., Bidrag- til Kuntlslcab om Tlirondlijemsfjordens Fauna. Kongel. iiüiskcYidensk. Selsk. Skrifter 1878. Tlirondlijcm 1879.' p. 18—22.(251) Stossieli, Ad., Breve sunto suUe produzioiii mar<strong>in</strong>e del golfo di Trieste. Bollet<strong>in</strong>odella Sorieta Adriatica di scienzo natural! <strong>in</strong> Trieste. Vol. IL 1876. p. 349— 371.(252) Strussenfelt, A. M. v., Beschreibung e<strong>in</strong>es Seethieres, Seegespenst genannt. Abliandl.d. Kgl. schwed. Akad. d. Wiss. aus d. J. 1765. Deutsche Ausgabe. 27. Bd. Leipzig1767. S". p. 26S— 279. Tab. X.(253) Studer, Th., üebcr Ech<strong>in</strong>odermen aus dem antarktischen Meere, gesammelt auf derEeise S. M. S. „Gazelle". Monatsber. kgl. Akad. d. Wiss. Berl<strong>in</strong>, Juli 1876. p. 452—465.(254) Die Fauna von Kerguelensland. Archiv f.Naturg. 45. Jahrg. 1879. p. 104— 141.Taf. I—Vn.(255) üeber Geschlechtsdimorphismus bei Ech<strong>in</strong>odermen. Zoolog. Anzeiger 1880.No. 67 u. 68.(256) Stuxberg, Anton, Evertebratfaunan i Sibiriens Ishaf. Bihangtili K. Svenska Vct.Akad. Handl<strong>in</strong>gar. Bd. 5. No. 22. Stockholm 1880. 8".(257) Faunan pä og kr<strong>in</strong>g Novaja Semlja. (Vega-Expeditiouens vetenskapliga Jakttagelser.Bd. V. Stockholm 1886.) 8".(^258) Swan, Jam. G., The Trepang Fishery. Bull. ü. St. Fish Comm. Vol. 6. No. 21. 1887.p. 333—334.(259) Taschenberg , O., üeber Haplodactyla mediterranea. Zeitschr. f. d. gesammtenNaturw. Halle 1S79. p. ai9.(260) Terquem, Keclierches sur les Foram<strong>in</strong>ifercs de l'ctage moyen et de l'^tage <strong>in</strong>fcrieiirdu Lias (dar<strong>in</strong> angebliclie fossile Kalkkörper von Holothurien). Metz 1862. p. 435— 434.U(261) Teuscher, R., Beiträge zur Anatomie der Ech<strong>in</strong>odermen. V. Holothuriae. JenaischeZeitschr. f. Naturwissenschaft. Bd. X. 1876. p. 542—560. Taf. XXILt262) Theel, Hj., Notes sur quelques Holothuries des mers de la Nouvelle Zemble. NovaActa Eeg. Soc. Scient. üpsal. Ser. III. vol. extra ord. cditum. üpsala 1S77. XVII.—p. 1 18. PI. I et IL(263) M(^moire sur l'Elpidia, nouveau genre d'Holothuries. K;;-. Svenska Vetensk. Akad.Handl<strong>in</strong>gar. Bd. 14. No. 8. Stockholm 1877. 4". Mit 5 Taf.(264) Prelim<strong>in</strong>ary Keport on the Holothuridae of the Explor<strong>in</strong>g Voyage of IL M. S.„Challenger". Bihang tili K. Svenska Vet. Akad. Handl<strong>in</strong>gar. Bd. 5. No. 19. Stockholm1879. 8". Mit 2 Taf.(265) Eeport on the Holothurioidea <strong>in</strong> Exploration of the Faröe Channel dur<strong>in</strong>g theSummer of 1880 <strong>in</strong> H. M. S. „Knight Errant". Proceed. Boy. Soc. Ed<strong>in</strong>b. Vol. XL1882. p. 694—697.L-f266) Report on the Holothurioidea. Part I.Eeport on the Scientific Ecsults of theVoyage of H. M. S. „Challenger" etc. Zoology. Vol. IV, Part XIII. London 1882. 4°.j.(267) Part IL Ibidem. Vol. XIV. Part XX:?^IX^ London 1886.^?68) Eeport on the Holothurioidea. Eeports on the Eesults of drcdg<strong>in</strong>g etc. by theSteamer „Blake". Nr. XXX. Bull. Mus. Com. Zool. Harvard College. Vol. XIII. No. 1.Cambridge,Mass. 1886. 8".(269) Thompson, WiU., Descriptions of some apparently ncw Species of Invertebrata.Ann. Nat. Hist. Vol. 5. 1840. p. 96-102.(270) On the development of Synapta <strong>in</strong>haereus. Quart. Journ. Microsc. Sc. NewSeries. VoL IL 1862. p. 131—146. Taf. V and VL(271) Thomson, C. Wyville, Noticc of some Peculiarities <strong>in</strong> the Mode of Propagation ofcerta<strong>in</strong> Ech<strong>in</strong>oderms of the Southern Sea. Journ. L<strong>in</strong>n. Soc. Vol. XIII. Zoology.No. 66. 1876. p. 55—79.(272) The Voyage of the „Challenger". The Atlantic. 2 Vols. London 1877.(273) Tiedemann, Friedr., Anatomie der Eöhren-Holothurie, des pomeranzfarbigen Seesternsu. des Ste<strong>in</strong> -Seeigels. Landshut 1816. Fol.(274) Troschel, F. H., Neue Holothurien -Gattungen. Archiv f. Naturgeschichte. 12. Jahrg.1. Bd. Berl<strong>in</strong> 1846. p. 60—66.(275) D'Urban, W. S. M., The Zoology of Barents Sea. Ann. and Mag. Nat. Ilist. V. Ser.Vol. VL ISSO. p. 253—277.v{'276) Verrill, A. E., On the Polyps and Ech<strong>in</strong>oderms of New- England. Proceed. BostonSoc. Nat. Hist. X. Boston 1864. p. 333—357.(,277) Notes on Eadiata. Transact. Connecticut Academy of Arts and Sciences. Vol. I.Part 2. New-Haven 1867—1871. p. 247—61.^5. PI. 4—10.


14 Seewalzen.l(278) Verrill, A. E., Eeport upon tlie Invcrtebrate Animals of V<strong>in</strong>eyard So<strong>und</strong>. Wash<strong>in</strong>gton1S74. (In: ßei^ort of the Oommissioner of Fish and Fisheries 1874.)(279) Annelids and Ech<strong>in</strong>odcrms of Kerguelen Island. Bull. U. St. National Museum,No. 3. Wash<strong>in</strong>gton 1876. p. 64— 75.l/(280) Prelim<strong>in</strong>ary Check -list of Mar<strong>in</strong>e Invertehrata of the Atlantic Coast from Cap Codto the Gulf of St. Lawrence. New-Haven 1879.(281) Notice of the remarkahle Mar<strong>in</strong>e Fauna occupy<strong>in</strong>g- the outer banks of the SouthernCoast of New-England. Amer. Journ. Sc. and Arts. Ser. 3. Yol. 20. 1880. p. 390—403,u. Vol. 23. 1882. p. 217.(282) Notice of Recent Additions to the Mar<strong>in</strong>e Invertebrata of the Northeastern Coastof America. Part V. Proceed. Unit. Stat. National Museum 1885. p. 424— 448.(283) Results of the Explorations made by the Steamer Albatross of the NorthernCoast of the United States <strong>in</strong> 1883. Wash<strong>in</strong>gton 18S5. (Annual Eeport of the Commissionerof Fish and Fisheries for 1883. p. 503—699. With 44 plat.)(284) Vogt, Carl, <strong>und</strong> Emil Yung, Lehrbuch der praktischen vergleichenden Anatomie.Eraunschweig 1887. p. 646—679. 8".(2S5) "Wagner, R., üeber männliche Medusen <strong>und</strong> Nachweisung doppelter Geschlechtsverhältnissedurch das ganze Thierrcich. Froriep's Neue Notizen aus dem Gebiet derNatur- <strong>und</strong> Heilk<strong>und</strong>e. Ed. 12. 1839. p. 97—102.(286) "Woodward, S. P., and Lucas Barrett, On the Genus Synapta. Proceed. Zool. Soc.London. Part XXVI. 1858. p. 350— 367. Mit 1 Taf. Wiederabgedruckt, aber ohne dieTafel <strong>in</strong>: Ann. and Mag. Nat. Hist. 3. Ser. Vol. III. London 1859. p. 214—221.Yung, siehe C. Vogt.(287) Zittel, K. A., Handbuch der Paläontologie. I. Ed. 1. Abth. München <strong>und</strong> Leipzig1876-1880. 8«.III.(xesehicliie.Bei der Häufigkeit der Holotliurien an den Küsten des MittelländischenMeeres mussten sie den Anwohnern desselben von Alters her bekanntse<strong>in</strong>. Es ist aber zweifelhaft, ob das Thier, welches Aristoteles mitdem Namen hXoi>ovQiov anführt <strong>und</strong> als e<strong>in</strong> den Schwämmen vergleichbares,empf<strong>in</strong>dungsloses, abgelösten Pflänzcheu ähnliches (freies, aberbewegungsloses) Wesen schildert, wirklich e<strong>in</strong>e Seewalze ist; Job. Müller<strong>und</strong> Grube vermuthen vielmehr, dass mit e<strong>in</strong>em anderen AristotelischenThiere, welches die Gestalt e<strong>in</strong>es schwarzen, r<strong>und</strong>en, gleichmässig dickenBalkens hat, e<strong>in</strong>e echte Holothurie geme<strong>in</strong>tsei. Pl<strong>in</strong>ius erwähnt unterdem Namen cucumis mar<strong>in</strong>us e<strong>in</strong> Meeresthier, welches wahrsche<strong>in</strong>lichdieselbe Art ist, welche wir heute Cucumaria Planci nennen. SichereNachrichten aber über e<strong>in</strong>e bestimmte Kenntniss der Holothurien habenwir weder aus dem Alterthume, noch aus der Zeit des Mittelalters. Erst<strong>in</strong> der Mitte des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts treten sie <strong>in</strong> den Kreis der <strong>wissenschaftlich</strong>enForschung.Belon (26) war der Erste, der e<strong>in</strong>e zweifellose Holothurie kenntlichbeschrieb unter dem Namen genitale mar<strong>in</strong>um <strong>und</strong> auch schon die Uebere<strong>in</strong>stimmungihrer Bewegungsorgane mit denen der Seeigel <strong>und</strong> Seesternerichtig erkannte. Die Beschreibung Belon 'smag, da sie die älteste ist,hier wörtlich mitgetheilt se<strong>in</strong> :„Genitale mar<strong>in</strong>um vulgus italicum cazomar<strong>in</strong>o, graecum psoli nuncupat. Exangue maris purgamentum. Suaspromuscides quaudo vult exserit. Acetabulis quae <strong>in</strong> promuscidibus habet,lapidibus haeret, <strong>in</strong> quibus plus quam quattuor millia nonnuiiquam annu-


Geschichte. 15meres. Ex anteriore autem capitis parte rursus er<strong>in</strong>itas emittit velutiarbusculas acetabulis plenas, quibus quidquid palpat ad os adducit. Os<strong>in</strong> gyruni ossiculis deutatiim habet, praeterea nullis ossibiis alibi praeditum."Dieser ersten Beschreibung- folgte bald die erste Abbiklunge<strong>in</strong>er IIolothuriedurch Rondelet (216j. Derselbe fügte se<strong>in</strong>er Figure<strong>in</strong>e kurzeBeschreibung h<strong>in</strong>zu, aus der sich entnehmen lässt, dass daä ihm vorliegendeThier e<strong>in</strong>e aspidochiroteArt war. Rondelet war auch derder den Aristotelischen Namen HolotJmrium auf e<strong>in</strong> sicher zu denErste,Holothurien im heutigen S<strong>in</strong>ne gehöriges Thier anwandte. Er vermengtaber mit den Holothurien die Heteropoden, <strong>in</strong>dem er e<strong>in</strong>e Pterotracheen-Art als sec<strong>und</strong>a species Holothuriorum abbildet <strong>und</strong> beschreibt. Auche<strong>in</strong> Cucumis mar<strong>in</strong>us wird von Rondelet angeführt, der aber nach derbeigegebenen Abbildung kaum als e<strong>in</strong>e Holothurie gedeutet werden kann.Nachdem Columna (41) e<strong>in</strong>e wahrsche<strong>in</strong>lich mit Sticliopus regalis identischeForm unter dem Namen „pudendum regale" erwähnt hatte, wiederholte,ohne etwas Selbstständiges h<strong>in</strong>zuzufügen, Aldrovaudi (4) nachfast h<strong>und</strong>ert Jahren die Rondelet'schen Angaben, <strong>und</strong> es verg<strong>in</strong>g wiederumfast e<strong>in</strong> Jahrh<strong>und</strong>ert, bis Bianchi (Janus Plancus) (205) e<strong>in</strong>e offenbarzu den Cucuraarien gehörige Art (wahrsche<strong>in</strong>lich die heutige CucumariaFlanci v.Marenz.) <strong>in</strong> richtiger Auffassung ihrer Beziehungzu den Seeigelnals „novum genus ech<strong>in</strong>orum mar<strong>in</strong>orum coriaceum seu cartilag<strong>in</strong>eum"abbildete <strong>und</strong> beschrieb.Alsdann nahm Bohadsch (30) die erste genauere Untersuchung e<strong>in</strong>ermittelmeerischen Holothurie (wahrsche<strong>in</strong>lich der HolotJmria tubidosa) vor.Er unterschied an dem von ihm Hydra j später von se<strong>in</strong>em UebersetzerLeske „Zitterblase'^ genannten Thiere die Rückenwärzchen von den„Fühlfäden'' des Bauches, die er mit den entsprechenden Organen derSeesterne <strong>und</strong> Seeigel vergleicht, beobachtete die Betbeiligung der 20 Tentakelnan der Nahrungsaufnahme <strong>und</strong> das Ausspritzen von Wasser ausder Kloakenöffnung, sowie das gelegentliche Ausstossen der E<strong>in</strong>geweide.Er kennt ausser der Längsmuskulatur auch schon die Quermuskulaturdes Körpers <strong>und</strong> deutet ansche<strong>in</strong>ende Bl<strong>in</strong>ddärme an der „Speiseröhre''ganz richtig für Geschlechtsschläuche, wenn er auch dar<strong>in</strong> irrt, dass erdie Eier durch den M<strong>und</strong> nach aussen gelangen lässt. Die „20 wurmförmigenBänder", die er am Kalkr<strong>in</strong>ge anhängend fand, s<strong>in</strong>d zweifellosdie Tentakelampullen. Auch die erste Angabe über die Gefässe desDarmes rührt von Bohadsch her.Fast gleichzeitig mit Bohadsch beschrieb Gaertner (G8) unter demNamen Hydra coroUiflora'--) (se<strong>in</strong>e anderen Hydra -Arten s<strong>in</strong>d Akt<strong>in</strong>ien)e<strong>in</strong>e dendrochirote Holothurie von der Südküste von Cornwall, verglichebenfalls ihre Fortbewegungsorgane mit den Saugfüsschen der Seesterne<strong>und</strong> gab e<strong>in</strong>e Abbildung, <strong>in</strong> welcher sich die heute Cucumaria ehngataDüb. u. Kor. genannte Art e<strong>in</strong>igermaassen wiedererkennen lässt.Nicht coralli/era ,wie Sem per (23S) <strong>und</strong> noch ncnerd<strong>in</strong>gs Theel (267) schreiben.


16 Seewalzen.Viel e<strong>in</strong>gehender behandelte e<strong>in</strong>ige Jahre später StrussenfeU (252)unter dem Namen „Seegespenst" („Hexenfuss, FJiantapus^'-) die nordeuropäischeForm Fsolus x)liantapiis. Er war der Erste, der <strong>in</strong> den <strong>in</strong>nerenBau e<strong>in</strong>er dendrochiroten Holothurie e<strong>in</strong>drang <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e noch heute brauchbareDarstellung ihrer Anatomie gab. Er erkannte nicht nur die 5 Längsmuskelnder Körperwand, die Kückziehmuskeln des Schl<strong>und</strong>kopfes, den(allerd<strong>in</strong>gs schon von Belon erwähnten) Kalkr<strong>in</strong>g, die Tentakelgefässe<strong>und</strong> den Darm, sondern auch das Mesenterium, sowie die Befestigungssträngeder Kloake; auch die Poli 'sehe Blase erwähnt er (natürlich nochnicht unter diesem Namen) <strong>und</strong> was er als 2 Büschel darmähnlicherFäden am dorsalen Mesenterium bezeichnet, ist nichts Anderes als dieGeschlechtsorgane.Die erste anatomische Untersuchung e<strong>in</strong>er aussereuropäischen Artlieferte gleichfalls <strong>in</strong> jener Zeit S. Pallas (195). Unter dem NamenÄct<strong>in</strong>ia doliolum beschrieb er die jetzt Colochirus australis genannte Artvom Cap der guten Hoffnung <strong>und</strong> bemühte sich deren Organisation zuerforschen. Im E<strong>in</strong>zelnen verfiel Pallas dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe von fürdie damalige Zeit allerd<strong>in</strong>gs verzeihlichen Irrthümern; so hält er dieGeschlechtsorgaue für „Gefässe, die e<strong>in</strong>en Verdauuugssaft hergeben", <strong>und</strong>was er als Eierstock deutet, ist offenbar das ßespirationsorgan, obschoner dasselbe am Schlünde se<strong>in</strong>en Anfang nehmen lässt; die Längsmuskelnbezeichnet er als Sehnen <strong>und</strong> lässt, wie vor ihm Strussenfelt, denKalkr<strong>in</strong>g, den er mit der Laterne der Seeigel vergleicht,nur aus 5 Stückenzusammengesetzt se<strong>in</strong>.Nachdem sich durch Bohadsch, Strussenfelt <strong>und</strong> Pallas dieKenntniss der Anatomie angebahnt hatte, f<strong>in</strong>g auch die Kenntniss derArten an sich weiter auszudehnen. Gunner (89) beschrieb zwei nordeuropäischeArten: die Cucumaria frondosa unter dem Namen Holothuriafrondosa <strong>und</strong> die noch heute sogenannte Holothuria tremida. Forskäl(65) beschrieb vier Arten*) aus dem Rothen Meere, welche er <strong>in</strong> dasGenus Fistidaria e<strong>in</strong>ordnete (während er unter dem Namen HolothuriaVelellen <strong>und</strong> Porpiten versteht). 0. F. Müller (187 u. 188) lehrte e<strong>in</strong>eAnzahl nordeuropäischer Arten kennen, die er unter dem GattungsnamenHolothuria vere<strong>in</strong>igte**), <strong>und</strong> Penn an t(199) schilderte unterdem Namen Holothuria ijentactes die heutige Cucumaria frondosa, währender das von Strussenfelt schon richtig zu den Holothurien gestellte„Seegespenst" {Fsolus phantapus) als Äscidia rustica aufführt. Unter dendrei letzterwähnten Forschern ist es aber nur 0. F. Müller, der auchdie anatomischen Verhältnisse <strong>in</strong> den Bereich se<strong>in</strong>er Untersuchungenzog, ohne aber <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht viel weiter zu kommen als se<strong>in</strong>e*) Darunter auch 2 Synaptiden, die hier überhaupt zuerst <strong>in</strong> der Literatur auftreten.**) Nachdem L<strong>in</strong>nd- (145) <strong>in</strong> der XII. Auflage se<strong>in</strong>es Systema naturae das sprachlichrichtigere Holothurium (Aristoteles, Eondelct) <strong>in</strong> Holothuria geändert <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>ige echteSeewalzen ano-ewandt hatte.


Geschichte. 17Vorgänger; neu ist bei ihm nur die Erwähnung der „Fettgetässe",worunter er die Respirationsorgane verstand, deren wahre Bedeutung ihmnoch verborgenblieb.Nachdem dann noch Dicquemare (51)e<strong>in</strong>e bei Havre beobachteteCucumarie, die wahrsche<strong>in</strong>lich identisch ist mit der Gärtner'schen Hydracorolliflora, unter dem Namen le fleurilarde geschildert hatte, erschien dieFauna grönlandica des 0. Fabricius (61), <strong>in</strong> welcher (nach Abzug zweierzu den Gephyreen gehörigen Formen) 4 Holothurienarten nicht nur nach ihrenäusseren Merkmalen, sondern auch nach ihrem <strong>in</strong>neren Bau besprochenwerden. Fabricius ist der Erste, der die Biegungen des Darmes bestimmterwähnt, <strong>in</strong>dem er von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>test<strong>in</strong>um triplicatum spricht, jedochkehrt die missverständliche Auflassung der Geschlechtsschläuche als Darmanhängeauch bei ihm wieder; dagegen lässt er den Kalkr<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>erHolothuria (jetzt Chiridota) laevis ganz richtig aus 12 Gliedern zusammengesetztse<strong>in</strong>. Er theilt auch Beobachtungen über die Lebensweise mit,welche sich an diejenigen von Belon, Gärtner, Forskäl, Bohadsch<strong>und</strong> 0. F. Müller anschliessen.In anatomischer Beziehung wurde der nächste Fortschritt durchCuvier(76) herbeigeführt, welcher den Respirationsorganen ihre richtigeDeutung gab <strong>und</strong> zum ersten Male die Darmgefässe näher beschrieb;Cuvier kennt auch die doppelte Biegung des Darmes sowie die Kloake <strong>und</strong>ist der Erste, der für das Nervensystem wenigstens e<strong>in</strong>e bestimmte Vermuthuugausspricht.Den Kalkr<strong>in</strong>g lässt Cuvier bei den von ihm untersuchtenFormen richtig aus 10 Stücken gebildet se<strong>in</strong>, irrt aber, wenn er<strong>in</strong> den Tentakelampullen Speichelorgane <strong>und</strong> <strong>in</strong> den von ihm entdeckten<strong>und</strong> später nach ihm benannten Cuvier 'sehen Organen Hoden sieht. InZusammenhang mit dem zuletzt erwähnten Irrthum hält er die wirklichenGenitalschläuche ausschliesslich für Eierstöcke <strong>und</strong> demnach die Holothurienüberhaupt für Zwitter. Cuvier gebührt auch das Verdienst, diebis dah<strong>in</strong> fast nur von Belon <strong>und</strong> Plauens erkannte Verwandtschaftsbeziehungder Holothurien zu den Seeigeln <strong>und</strong> Seesternen <strong>in</strong> der AufStellung der Klasse der Ech<strong>in</strong>odermen zum bestimmten, systematischenAusdruck gebracht zu haben.Nachdem dann Montagu (175) zwei englische Arten beschrieben <strong>und</strong>Oken (193) den Versuch gemacht hatte, die bis dah<strong>in</strong> bekannten Formensystematisch zu ordnen (wobei er die Gattungen Thyone <strong>und</strong> Fsolus neuaufstellte), erschien Tiedemann's (273) epochemachendes Werk überdie Anatomie der Röhrenholothurie (Holotlmria tubidosa) von Triest. Abgesehendavon, dass <strong>in</strong> diesem Werke der erste Versuch gemacht wird^<strong>in</strong> den fe<strong>in</strong>eren Bau der e<strong>in</strong>zelnen Organe,z. B, des Darmes <strong>und</strong> derHaut, e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen, <strong>und</strong> die Verdauungs- <strong>und</strong> Respirationsorgane e<strong>in</strong>ergenauen Schilderung unterworfen werden, liegt der Schwerpunkt desselben<strong>in</strong> der Darstellung des Blutgefässsystemes <strong>und</strong> des Wassergefässsystemes.Die Theile des letzteren (Tiedemann kennt den Ausdruck „Wassergefässsystem"noch nicht) werden hier zum ersten Male als zusammenhängendeBronu, Klassen des Tliier- Reichs. II. 3. Z


1 8 Se.ewalzen.Bestandtheile e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Organsystemes erkannt;nur die wahre Naturdes Ste<strong>in</strong>kanals blieb Tiedemann verborgen, sodass er <strong>in</strong> ihnen dieHoden vermuthen konnte. Er ist auch der Entdecker der äusserenGeschlechtsöffnung.Durch Tiedemann war die Kenutniss des <strong>in</strong>neren Baues für diedamalige Zeit zu e<strong>in</strong>em gewissen Abschluss gelangt <strong>und</strong> es brachten dienächsten Jahre fast nur systematische Versuche <strong>und</strong> Beschreibungen neuerArten von Cuvier (45), Goldfuss (71), Chamisso (37), Lesueur (139),Delle Chiaje (38), Risso (214), Flem<strong>in</strong>g (63), RUppell <strong>und</strong> F. S.Leuckart (217), Eschscholtz (59), Bla<strong>in</strong>ville (28), Lesson (138)<strong>und</strong> Quoy <strong>und</strong> Gaimard (211).Auch Jäger (HO) fügte zu den Tiedemann'schen anatomischenAngaben nur wenig Neues h<strong>in</strong>zu, berichtigte aber die nicht ganz zutreffendeDarstellung, welche Tiedemann über die Lage der Darmw<strong>in</strong>dungen<strong>und</strong> Athmungsorgane gegeben hatte.Das Hauptverdienst derJäger'schen Abhandlung liegt <strong>in</strong> dem gr<strong>und</strong>legenden Versuche e<strong>in</strong>ersystematischen Anordnung aller bis dah<strong>in</strong> bekannten Formen.Unterdessen hatte H. Hertens (vergl. Ludwig 152) während se<strong>in</strong>erReise um die Erde auf mehreren Inseln des Stillen Oceans anatomischeUntersuchungen an dortigen Holothurien angestellt, von denen es nochheute bedauerlich ist, dass e<strong>in</strong> früher Tod den begabten Forscher verh<strong>in</strong>dertese<strong>in</strong>e im Manuscript noch vorhandenen Beobachtungen selbst zuveröffentlichen. Nur nach systematischer Seite wurden die Mertens'schenAufzeichnungen von J. F. Brandt (33) zur Aufstellung e<strong>in</strong>es gekünsteltenSystemes verwandt, welches ohne Berücksichtigung der weit natürlicheren,von Jäger gegebenen Begrenzung <strong>und</strong> Anordnung der Gattungen e<strong>in</strong>ebeträchtliche Anzahl neuer Gattungen <strong>und</strong> grösserer Abtheilungen aufstellte,die sich <strong>in</strong> der Folgezeit zu nicht ger<strong>in</strong>gem Theile als unhaltbarerwiesen (so die Zerlegung der füssigen Holothurien <strong>in</strong> Homoiopodes <strong>und</strong>Heteropodes, dann die Gruppen der Detopneiimones <strong>und</strong> der Homoiopodesapneimiones, ferner die Gattungen Onc<strong>in</strong>olabes, Liosoma, Aspidocliir, Diploperideris,Bactylotd).Burmeister (35) führte für die Holothurien, zu denen er allerd<strong>in</strong>gsebenso wie die meisten früheren Forscher auch die Gephyreen rechnete,den Namen Scytodcrmata e<strong>in</strong>, bildete aus ihnen e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>en Ech<strong>in</strong>odermata(d. h. den Cr<strong>in</strong>oidea, Ästeroidea <strong>und</strong> EcJi<strong>in</strong>oidea) gegenüberstehende Ordnung<strong>und</strong> theilte sie <strong>in</strong> die vier Familien der Pentadidae, Holothmidat,Psolidae <strong>und</strong> Synapüdae. Auch Lam arck <strong>und</strong> Duj ard<strong>in</strong> versuchten (133)e<strong>in</strong>e systematische Anordnung, die aber <strong>in</strong> ihrem Werthe weit h<strong>in</strong>ter denArbeiten von Jäger, Brandt <strong>und</strong> Burmeister zurückblieb.E<strong>in</strong>en erheblichen Fortschritt <strong>in</strong> der Kenntniss der europäischen Formenbewirkten Grube (81) durch se<strong>in</strong>e Untersuchung der mittelmeerischender an den Küsten von<strong>und</strong> Forbes (64) durch se<strong>in</strong>e SchilderungEngland lebenden Arten. Von Grube rührt auch die noch heute massgebendeBerücksichtigung der Tentakelform für die Abgrenzung <strong>und</strong> Be-


Geschichte. 1 9nennung der Aspidochiroten, Dendroohiroten <strong>und</strong> Chiridoten*) (= Synaptiden)her.Gleichzeitig-rlickte auch die anatomische Kenntniss vorwärts durchdie Arbeiten Delle Chiaje's (39), sowie durch die Krohn'sche Entdeckung(123) des bis dah<strong>in</strong> nur vermutheten Nervensysteraes. Krohn(122) ist auch der Erste, welcher den bis dah<strong>in</strong> falsch gedeuteten Ste<strong>in</strong>kanalals das Homologen des gleichnamigen Gebildes der Seesterne erkannte,während Wagner (285) <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft mit Valent<strong>in</strong> den vonCuvier, Tiederaann <strong>und</strong> Jäger festgehaltenen Irrthum, dass die HolothurienZwitter seien, an Holotlmria tuhulosa (Gmel.) endgültig widerlegte.Alsdann veröffentlichte Quatrefages (210) die erste e<strong>in</strong>gehendeUntersuchung e<strong>in</strong>er Synapta, <strong>in</strong> welcher er sich bemühte, auch <strong>in</strong> denfe<strong>in</strong>eren histologischen Bau e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen. Er gab die erste ausführlicheSchilderung der Anker <strong>und</strong> Ankerplatten der Haut, erörterte die Structurder Haut, der Muskulatur <strong>und</strong> des Darmes, fand an den Fühlern die jetztals S<strong>in</strong>nesorgane erkannten „Saugnäpfe" <strong>und</strong> entdeckte die zwitterigeBeschaffenheit der Geschlechtsschläuche der Synapten; dagegen konnteer weder die Blutgefässe noch das Nervensystem auff<strong>in</strong>den <strong>und</strong> beschriebNesselorgane der Haut <strong>und</strong> Poren der Leibeshöhle, welche von allenspäteren Forschern <strong>in</strong> Abrede gestellt wurden.Die anatomische Kenntniss der dendrochiroten Formen wurde durchKoren (119) weiter geführt, welcher den <strong>in</strong>neren Bau von Tliyone fusus(0. F. Müll.) <strong>und</strong> Psolus squamatus (Düb. <strong>und</strong> Kor.) <strong>in</strong> vortrefflicher Weisezur Darstellung brachte <strong>und</strong> zusammen mit von Düben (53 u. 54) zumersten Male <strong>in</strong> e<strong>in</strong>gehender Untersuchung die Mannigfaltigkeit der Kalkkörperder Haut <strong>und</strong> deren Bedeutung für die Systematik nachwies, sowieauch e<strong>in</strong>e systematische Bearbeitung der skand<strong>in</strong>avischen Arten lieferte.Es folgen dann Beschreibungen neuer Arten <strong>und</strong> Gattungen durch Troschel(274), Ayres (7), Stimpson (245, 246, 247), Pourtales (207), Steenstrup(244), biologische Beobachtungen von Peach (198) <strong>und</strong> Dalyell (48)<strong>und</strong> Versuche alles bis dah<strong>in</strong> Bekannte <strong>in</strong> anatomischer <strong>und</strong> systematischerBeziehung zusammenzustellen von v. Siebold (240), Gray (76), van derHoeven (104).An die von Quatrefages gegebene Anatomie der Synapta knüpfteLeydig (142) an, <strong>in</strong>dem er für e<strong>in</strong>e Reihe von Organen neue histologischeDaten beibrachte. Aber schon vorher <strong>und</strong> zum Theil gleichzeitigmit Leydig hatte sich Job. Müller (178 — 185) der Erforschung derSynaptiden, wie überhaupt der Holothurien zugewandt <strong>und</strong> hier <strong>in</strong> nichtger<strong>in</strong>gerem Maasse als bei den übrigen Klassen der Ecb<strong>in</strong>odermen durchdie hervorragenden Ergebnisse se<strong>in</strong>er epochemachenden Forschungen dieanatomischen <strong>und</strong> systematischen Kenntnisse erweitert <strong>und</strong> vertieft <strong>und</strong>vor Allem das Dunkel gelichtet, welches bis dah<strong>in</strong> auf der Entwicklungsgeschichtedieser Thiere lag. An dieser Stelle lassen sich nur <strong>in</strong> Kürze*) Die Form Cliirodota hat sich erst später e<strong>in</strong>gebürgert; vergl. Anm. p. 27.2*


20 Seewalzen.die Hauptpunkte namhaft machen, auf welche sich die Joh. Müller'schenUntersuchungen beziehen. In systematischer H<strong>in</strong>sicht förderte er dieKenntniss der tropischen Synaptiden <strong>und</strong> gab die erste genaue Beschreibunge<strong>in</strong>er echten Molpadide, deren verwandtschaftliche Beziehung zuden übrigen Holothurienfamilien er des Näheren ause<strong>in</strong>andersetzte. InBetreff der Anatomie ist hervorzuheben ,dass er bei den Synaptiden dievon Quatrefages übersehenen Darmblutgefässe auffand,sowie die schonvon Hertens gesehenen eigenthtimlichen Wimperbecher der Leibeshöhlenäher beschrieb, dass er ferner den Bau der Ste<strong>in</strong>kanäle <strong>und</strong> der vonihm so benannten Cuvier'schen Organe zum ersten Male genauer untersuchte<strong>und</strong> endlich die noch heute übliche Unterscheidung der Rücken<strong>und</strong>Bauchseite als Bivium <strong>und</strong> Trivium sowie die Term<strong>in</strong>i Ambulacrum <strong>und</strong>Interambulacrum e<strong>in</strong>führte <strong>und</strong> begründete. Die Entwicklungsgeschichteverdankt ihm die Entdeckung der Metamorphose der Holothurien durchdie von ihm Äuricularia genannte Larvenform, deren Bau <strong>und</strong> derenUmwandlung <strong>in</strong> die sog. Puppe er <strong>in</strong> bahnbrechender Weise erforschte.Auch se<strong>in</strong> Schüler Krohn (124 u. 125) gab e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en entwicklungsgeschichtlichenBeitrag <strong>und</strong> Danielssen <strong>und</strong> Koren (220) bemühtensich die nordischen Holothurien <strong>in</strong> den Kreis der entwicklungsgeschichtlichenStudien zu ziehen, <strong>in</strong>dem sie den Nachweis führten, dass nebender von Müller erforschten umständlichen Metamorphoseauch e<strong>in</strong>e abgekürzteEutwicklungsweise vertreten ist.Im Uebrigen brachte das Jahrzehnt, welches nach den ArbeitenJoh. Müller's verstrich, ausser der Entdeckung der merkwürdigenGattung PJiopalod<strong>in</strong>a durch J. E. Gray (75) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>igen histologischenNotizen von Leydig (143 u. 144) <strong>und</strong> Kölliker (118) e<strong>in</strong>e Anzahlkle<strong>in</strong>erer <strong>und</strong> grösserer Beiträge zur Systematik<strong>und</strong> Anatomie vonLtitken (162), M. Sars (221 u. 222), M'Andrew <strong>und</strong> Barrett (163),Stimpson (248 u. 249), Held (95), Philippi (204), Woodward <strong>und</strong>Barrett (286), Keferste<strong>in</strong> (115), Grube (84 u. 85) <strong>und</strong> Anderson(5).Am hervorragendsten s<strong>in</strong>d unter den Arbeiten der zuletzt genanntenForscher diejenigen von Ltitken <strong>und</strong> M. Sars, Lütken gabe<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehende kritische Darstellung der grönländischen Holothurien <strong>und</strong>erörterte auch die horizontale <strong>und</strong> verticale Verbreitung derselben. M. Sarsdagegen wandte sich zunächst den mittelmeerischen Formen zu, derenKenntniss er <strong>in</strong> wesentlicher Weise förderte, <strong>und</strong> veröffentlichte erst e<strong>in</strong>igeJahre später se<strong>in</strong>e auch <strong>in</strong> anatomischer H<strong>in</strong>sicht höchst belangreicheBearbeitung der an der norwegischen Küste vorkommenden Arten.Kurz vorher lieferte Bronn (34) <strong>in</strong> der ersten Auflage dieses Werkese<strong>in</strong>e zusammenfassende Bearbeitung der ganzen Klasse, welche sich durchumsichtige <strong>und</strong> für die damalige Zeit ziemlich erschöpfende Behandlungauszeichnet, während e<strong>in</strong> ähnlicher Versuch von Dujard<strong>in</strong> <strong>und</strong> Hupe (55)nach allen Richtungen h<strong>in</strong>ter Bronn 's Leistung weit zurückblieb.Im Mittelpunkte der Fortschritte, welche <strong>in</strong> den Jahren 1861— 1876erreicht wurden, stehen e<strong>in</strong>erseits die entwicklungsgeschichtlichen Unter-


Geschichte. 21suchimgen von Baur (10), Kowalevsky (121), Metschnikoff (169)uud Selen ka (231), anderseits die umfassenden systematischen <strong>und</strong>anatomischen Arbeiten Selenka's (229 u.230) <strong>und</strong> ganz besondersSem per's (238 u. 239).Baur stellte fest, dass die von Joh. Müller studirte „Äuricidariamit Kalkrädchen'^ die Larve der Synapta digitata (Mont.) ist,<strong>und</strong> verfolgtederen Umbildung durch das Puppenstadium bis zur Ausbildung <strong>in</strong> die jungeSynapta, <strong>in</strong>dem er dabei <strong>in</strong> die Entwicklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe tiefere<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen versuchte. In dieser H<strong>in</strong>sicht waren noch erfolgreicher dieUntersuchungen Metschnikoffs, durch welche <strong>in</strong>sbesondere die Bedeutungder Enterocoelblasen aufgeklärt wurde. Die ersten Entwicklungsstadien,Furchung <strong>und</strong> <strong>Bild</strong>ung der Keimblätter, wurden zunächst vonKowalevsky, <strong>in</strong> viel ausgedehnterem Maasse aber von Selenka erforscht,von letzterem mit besonderer Berücksichtigung der Kolle, welcheverdankt man aus dieser Zeit e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Mittheilungdie Keimblätter für die Organentwicklung besitzen. Auch L. Agassiz (1)über die EntwicklungdesPsolus fahricü (Düb. <strong>und</strong> Kor.).Die systematische Bearbeitung, welche Selenka der ganzen Klassehatte angedeihen lassen, zeichnete sich durch Aufstellung zahlreicherneuer Gattungen <strong>und</strong> Arten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e wohlgeordnete Zusammenstellungaller bis dah<strong>in</strong> bekannten Formen aus, brachte auch <strong>in</strong> anatomischer Beziehunge<strong>in</strong>e Menge trefflicher Beobachtungen, wurde aber dennoch sehrbald überholt durch das auf viel breiterer Gr<strong>und</strong>lage angelegte WerkSeraper's. Sem per hatte se<strong>in</strong>en mehrjährigen Aufenthalt auf denPhilipp<strong>in</strong>en zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>gehenden Studium der tropischen Holothurienbenutzt <strong>und</strong> war dadurch <strong>in</strong> den Stand gesetzt e<strong>in</strong>e umfangreiche Monographiezu liefern, welche nicht nur die Kenntniss der Formen, sondernauch des gröberen <strong>und</strong> fe<strong>in</strong>eren Baues, sowie der Lebensweise <strong>und</strong> dergeographischen Verbreitung <strong>in</strong> ganz ausserordentlichem Maasse förderte<strong>und</strong> zugleich geeignet war andere Forscher zu Untersuchungen auf diesemGebiete anzuregen.Von weniger bedeutungsvollen Arbeiten aus dem hier <strong>in</strong> Betrachtstehenden Zeitabschnitte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Anzahl wesentlich systeuiatischer Beiträgeerwähnenswerth. Verrill (276—278) <strong>und</strong> Pourtales (208 u. 209)bemühten sich um die Kenntniss der amerikanischen Arten, M. Sars (224)<strong>und</strong> später G. 0. Sars (219) um die der nordeuropäischen, Heller (96)<strong>und</strong> v.Marenz eller (164) um die der mittelmeerischen Fauna, währenddurch Hutton (108) auch auf die neuseeländischen Arten die Aufmerksamkeitgelenkt wurde <strong>und</strong> ich selbst (147) e<strong>in</strong>e Anzahl neuer Formenaus verschiedenen Meeresgebieten beschrieb. Daneben erschienen kle<strong>in</strong>ereMittheilungen von Herapath (97), Herklots (99), Lankaster (136),Norman (191), Grube (86— 88), Brady <strong>und</strong> Robertson (32),Hodge (103), Graber (72), M'Intosh (172), Möbius <strong>und</strong> Bütschli(173) <strong>und</strong> Stossich (251). Schliesslich rührt aus diesen Jahren auchdie erste sichere Nachricht von dem Vorkommen fossiler Holothurienreste,


22 Seewalzen.<strong>in</strong>dem Schwager (228)entdeckte.Kalkkörperchen der Haut <strong>in</strong> Jura -AblagerungenIn den folgenden Jahren wurde zunächst die anatomische Durchforschungder Holothurien wieder aufgenommen von Greeff (77 u. 78),Te US eher (261) <strong>und</strong> K<strong>in</strong>gsley (177) <strong>und</strong> unter steigender Berücksichtigungder histologischen Verhältnisse fortgeführt von Jourdan (114),Hamann (91, 92, 93) <strong>und</strong> Semon (233—236), denen sich Vogt <strong>und</strong>Yung (284) <strong>und</strong> zuletzt Herouard (101 u. 102) anschlössen. Die entwicklungsgeschichtlichenKenntnisse wurden namentlich weiter gefördertdurch Selen ka (232), der die Keimblätter e<strong>in</strong>er erneuerten e<strong>in</strong>gehendenPrüfung unterwarf <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere auch über die Entstehung des Nervensystemes<strong>und</strong> der Muskulatur wichtige Beobachtungen mittheilte, sowiedurch Semon (237), welcher die Metamorphose <strong>und</strong> Organentwicklung derSynapta digitata (Mont.) zum Gegenstande e<strong>in</strong>er tiefgreifenden Untersuchungmachte. Daneben veröffentlichten Gütte(70) <strong>und</strong> Metschnikoff (170)kle<strong>in</strong>ere ontogenetische Beiträge, während A. Agassiz (2) e<strong>in</strong>e Zusammenstellungdessen gab, was bis zum Jahre 1883 über die Entwicklung derHolothurien überhaupt bekannt war.Von grösster Bedeutung erwiesen sich die Ergebnisse, welche seit1877 durch die zoologische Durchforschung der Tiefsee zu Tage gefördertwurden. Allen voran ist hier Theel zu nennen, der uns zunächst mitder bis dah<strong>in</strong> ganz unbekannten Gestaltung der von ihm entdecktenElpidia glacialis (263) bekannt machte <strong>und</strong> auf sie die Ordnung derElasipoden oder Tiefseeholothurien aufstellte. Bald bevölkerte sich dieseOrdnung mit e<strong>in</strong>er Menge der <strong>in</strong>teressantesten Thierformen, von denene<strong>in</strong>ige durch Danielssen <strong>und</strong> Koren (49 u. 50)aus der Ausbeute dernorwegischen Nordmeer- Expedition, die übrigen aber durch Theel (264,266 u. 268) aus den von den Fahrten des englischen Schiffes „Challenger"<strong>und</strong> des nordamerikanischen „Blake^^ heimgebrachten Sammlungen beschriebenwurden. Neuerd<strong>in</strong>gslieferten auch die französischen MeeresexpeditionenBeiträge zur Kenntniss der Elasipoden,doch s<strong>in</strong>d darüberbisjetzt nur vorläufige Mittheilungen, <strong>in</strong>sbesondere von Perrier (200)<strong>und</strong> Petit (201—203) erschienen.Aber auch die älteren Ordnungen der Holothurien erhielten seit 1876e<strong>in</strong>en erheblichen Zuwachs an neuen Gattungen <strong>und</strong> Arten, theils <strong>in</strong> Folgeder schon erwähnten grösseren Forschungsfahrten, theils durch die Ergebnissekle<strong>in</strong>erer Expeditionen (wie der „Gazelle", des „Vettor Pisani",des „Pr<strong>in</strong>z Adalbert" u. a.), theils auch durch e<strong>in</strong>e genauere Durchforschungder europäischen <strong>und</strong> aussereuropäischen Küstenfauna. Besonders bemerkenswerthist <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht die Menge der Beiträge, welche sichauf die arktischen Holothurien beziehen, so an erster Stelle von Koren<strong>und</strong> Danielssen (120), Danielssen <strong>und</strong> Koren (49 u. 50) <strong>und</strong>Theel (262), dann von v. Marenzeller (166), Ljungman (146),Duncan <strong>und</strong> Sladeu (56), Hoffmann (105), Stuxberg (256 u. 257),Lev<strong>in</strong>sen (141), Fischer (62) <strong>und</strong> mir (158). Die antarktischen


Geschichte. 23Formen ,die sich zum Theil durch E<strong>in</strong>richtungen für e<strong>in</strong>e mehr oderweniger eigenartige Brutpflege auszeichnen, wurden durch Studer(253-255), Verrill (279), Thomson (271 u. 272), Smith (243), Bellnäher bekannt. Auf(11), Lampert(135) <strong>und</strong> mich (157, 160 u. 161a)brasilianische Holothurien beziehen sich Mittheilungen von Rathbun (212)<strong>und</strong> mir (153 u. 155), auf westafrikanische solche von Greeff (79) <strong>und</strong>mir (148, 161a u. c).Zur Fauna des Rothen Meeres, des <strong>in</strong>divschen <strong>und</strong>des Stillen Oceans lieferten Beiträge Sluiter (241 u. 242), Haacke(s.Möbius 174), v. Marenzeller (167), Bell (13, 17, 19—22) <strong>und</strong>ich (152, 154, 156, 157, 160, 161a u. b), während uns Hutton (109)<strong>und</strong> Parker (197) von e<strong>in</strong>igen neuseeländischen Arten K<strong>und</strong>e gaben.Um die Kenntniss der nordamerikanischen Arten setzte Verrill (281 bis283) se<strong>in</strong>e früheren Bemühungen fort. Und was endlich die europäischen,<strong>in</strong>sbesondere auch die mittelmeerischen Formen anbetrifft, so gab i c h (149)e<strong>in</strong>e Synonymik, Carus (36) e<strong>in</strong>e diagnostische Uebersicht der Mittelmeer-Holothurien, v. Marenzeller (165), ich (151) <strong>und</strong> Semon (235) beschriebenneue oder schlecht bekannte Arten <strong>und</strong> Bell (15 u. 16), Herdman(98), Barrois (9)<strong>und</strong> Herouard (100) machten sich um dieKenntniss der an den englischen <strong>und</strong> französischen Küsten lebenden Artenverdient.Biologische Mittheilungen verdanken wir G raffe (73), Schmidtle<strong>in</strong>(226) <strong>und</strong> Noll (190a) physiologisch -chemische namentlich Krukenberg(126—131) <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs auch Ho well (106 u. 107).Auch nach der paläontologischen Seite mehrten sich die Kenntnissedurch die Beobachtungen von Etheridge (60) <strong>und</strong> Pocta (206).Endlich konnten dann fast gleichzeitig Lampert (134) <strong>und</strong> Theel<strong>in</strong> welche alle bis dah<strong>in</strong> bekannten(267) umfassende Darstellungen geben,Arten <strong>in</strong> systematischer Ordnung aufgeführt <strong>und</strong> beschrieben s<strong>in</strong>d, sowieauch deren horizontale <strong>und</strong> verticale Verbreitung <strong>in</strong> tabellarischen Uebersichtenzum Ausdruck gebrachtist. Von diesen beiden grösseren Werken,mit welchen wir diese geschichtliche E<strong>in</strong>leitung beschliessen wollen, stelltsich das Theel'sche durch die breitere Basis an eigenen Beobachtungen,durch bessere Beschreibungen <strong>und</strong> schärfere Kritik <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong>.


B. Morphologie.I. Cresammt-Aussehen.1. Form.Für die Betrachtung der versebiedenen Körperformen, <strong>in</strong> welchen dieHolothurien auftreten, kann man ausgehen von e<strong>in</strong>er an beiden Endenabger<strong>und</strong>eten Walze. Uebertrifft bei e<strong>in</strong>er solchen Walze die Längsaxeden Querdurchmesser um e<strong>in</strong> Erhebliches, um das Zwei-, Drei- bis Vielfache,so ergibt sich für das Thier e<strong>in</strong>e Gestalt,die sich mit der e<strong>in</strong>erWurst oder e<strong>in</strong>es Wurmes vergleichen lässt. Ist dagegen der Längsdurchmesserim Verhältniss zum Querdurchmesser nur kurz, höchstenszweimal so lang, so hat das Thier mehr oder weniger die Gestalt e<strong>in</strong>erTonne oder e<strong>in</strong>es Ellipsoides. Langgestreckte, wurst- oder wurmförmigeGestalten s<strong>in</strong>d besonders <strong>in</strong> den Gattungen Holothuria, Ch<strong>in</strong>dota <strong>und</strong>Synapta vertreten; die verhältnissmässig stärkste Streckung zeigen diegrossen — tropischen Synapta -k\{Q\i, die bei e<strong>in</strong>em Querdurchmesser von2,5 3 Cm. e<strong>in</strong>e Länge von 2 Met. erreichen <strong>und</strong> deshalb <strong>in</strong> bezeichnenderWeise von den E<strong>in</strong>gebornen von Celebes, den Philipp<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Palaos-Inseln „Meerschlangen" genannt werden. Die kurze, gedrungene, tonnenförmigeGestalt kommt namentlich <strong>in</strong> der GattungCucumaria vor. Sehrhäufig weicht der gestreckte drehr<strong>und</strong>e Körper dadurch von der eigentlichenWalzenform ab <strong>und</strong> nähert sich zugleich der keulen- oder sp<strong>in</strong>delförmigen,dass er entweder an se<strong>in</strong>em vorderen oder an se<strong>in</strong>em h<strong>in</strong>terenAbschnitte oder auch vorn <strong>und</strong> h<strong>in</strong>ten verschmälert ist. Durch Verjüngungdes Vorderendes ist z. B. Sücliopus naso Semp. ausgezeichnet. StarkeVerschmälerung des h<strong>in</strong>teren Körperabschnittes gibt diesem das Aussehene<strong>in</strong>es stiel- oder schwanzartigen Anhanges,z. B, bei Caud<strong>in</strong>a arenata(Gould) <strong>und</strong> Thyone raplianus Düb. u. Kor.Erheblich bee<strong>in</strong>flusst wird die äussere Körperform durch die Anordnung<strong>und</strong> zum Theil auch" durch die Form der als Füsschen, Papillenu. s. w. auftretenden Ambulacralanhänge (siehe Wassergetässsystem). S<strong>in</strong>dnämlich die Ambulacralanhänge nicht gleichmässig über die ganze Körperoberflächevertheilt, sondern vorwiegend oder ausschliesslich auf die fünfEadien beschränkt, so treten häufig die Radien als ebensoviele abger<strong>und</strong>eteLängskanten über die übrige Oberfläche hervor, während sich die5 Interradien mehr oder weniger abflachen, z. B. bei Ocnus <strong>und</strong> manchenCmumaria-Ärten. In Folge dessen stellt dann e<strong>in</strong> Querschnitt durch das


Gesamnit - Aussehen. 25an e<strong>in</strong>e Gurke er<strong>in</strong>nernde Thier nicht mehr e<strong>in</strong>en Kreis, sondern e<strong>in</strong> abger<strong>und</strong>etesFünfeck vor, dessen Ecken den Radien <strong>und</strong> dessen Seiten denInterradien entsprechen.Sowohl bei drehr<strong>und</strong>er als bei fünfkantiger Gr<strong>und</strong>form kann sich e<strong>in</strong>eventrale Kriechsohle (siehe Seite 1) entwickeln, durch welche die drehr<strong>und</strong>eGestalt <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>es länglichen, unten flachen Brodlaibes,z. B. be<strong>in</strong>olotJmria tuhulosa (Gme\.), <strong>und</strong> die gleichseitig-fünfkantige <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ungleichseitig-vierkantige,z. B. bei Colochirus quadrangularis (Less.), übergeht. DieKriechsohle erstreckt sich gewöhnlich über die ganze Länge des Thieres,z.B. bei Colochirus, Stichopus, MüUeria,vielen HoJothuria- Arten, seltenernimmt sie nur den mittleren Theilder Körperlänge e<strong>in</strong>, sodass Vorder<strong>und</strong>H<strong>in</strong>terende des Körpers unbetheiligtbleiben, so bei Fsolus <strong>und</strong>Psolidium. Die Ambulacralanhänges<strong>in</strong>d, sobald sich e<strong>in</strong>e Kriechsohleausbildet, auf dieser anders gestaltet<strong>und</strong> oft auch anders angeordnet alsauf der übrigenKörperoberfläche, oderaber sie beschränken sich auf die3 Radien der Kriechsohle <strong>und</strong> lassenl<strong>in</strong>ks:Fig. 1.Dorsal,rechtsURS.selbst von diesen manchmal nochIRZden mittleren ganz frei; dementsprechendsteigert sich dann auchVentral.Schematischerder äusserlich sichtbare Querschnitt durch e<strong>in</strong>e Holothurie.Die punktirte L<strong>in</strong>ieUnterschiedzwischen Rücken- <strong>und</strong> die g-ibt Lage derBauchseite des Medianebene an ,x die Lage der quergetroffenenHauptaxe. Die Radien s<strong>in</strong>d mitThieres; dazu kommt, dass die Umrandungder Kriechsohle sich mit-bezeichnet. Mit schiefer Schraffirung ist derRI— RV, die Interradien mit JRl — JRöunter verdickt oder zur <strong>Bild</strong>ung e<strong>in</strong>es Bezirk bezeichnet, welcher sich bei Ausbildunge<strong>in</strong>er Kriechsohle abflacht, a— b = GrenzeSaumes, z. B. bei Benthodytes, aus- zwischen Bivium <strong>und</strong> Trivium.breitet, während die Kriechsohle selbstsich verdünnt. Bei gut entwickelter Kriechsohle ist es demnach leicht, diezu f<strong>in</strong>den. Wenn man dieSymmetrieebene (Hauptebene) des Körperse<strong>in</strong>zelnen Radien <strong>und</strong> Interradien so bezeichnet, wie es <strong>in</strong> obenstehendemSchema geschehen so ist, geht die Symmetrieebene mitten durch den InterradiusJMS <strong>und</strong> den gegenüberliegenden Radius BI. Aber auch dann, wennke<strong>in</strong>e deutliche Kriechsohle vorhanden ist,kann man die Symmetrieebeneäusserlichder Fühler erkennen.an der Lage der Geschlechtsöffnung <strong>und</strong> oft auch an der StellungE<strong>in</strong>e andere Reihe von Umformungen der walzenförmigen oder fünfkantigenKörpergestalt kommt dadurch zu Stande, dass sich das vordere<strong>und</strong> das h<strong>in</strong>tere Leibesende nach oben krümmen; dadurch wird die Bauchseiteihrer Länge nach convex, dagegen die Rückenseite ihrer Länge nach concav.Verkürzt sich dann noch der mittlere dorsale Interradius, so rücken natür-


26 Seewalzen.lieh die beiden aufwärts gekrümmten Körperenden e<strong>in</strong>ander immer näher,z. B, bei Ypsilotlmria ,bis sie schliesslich, bei Rhopalod<strong>in</strong>a ,mit e<strong>in</strong>anderverschmelzen. Die Aufwärtskrümmung des vorderen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>teren Körperendeskann sich aber auch zugleich mit der Ausbildung e<strong>in</strong>er Kriechsohlee<strong>in</strong>stellen, so z. B. bei Psolus phantapus (Struss.). Viel häufiger jedochrücken die das vordere <strong>und</strong> h<strong>in</strong>tere Ende der Hauptaxe bezeichnendenOefifnungen, M<strong>und</strong> <strong>und</strong> After, beim Auftreten e<strong>in</strong>er Kriechsohle an die Unterseitedes Körpers, ohne <strong>in</strong>dessen bei dieser bauchständigen Stellung siche<strong>in</strong>ander besonders zu nähern.Schliesslich ist noch auf zwei Verhältnisse h<strong>in</strong>zuweisen, welche beigewissen Tiefsee-Holothurien dem Körper derselben e<strong>in</strong> eigenartiges Aussehengeben. Bei der Gattung Fsycliropotes setzt sich nämlich der h<strong>in</strong>tereAbschnitt des Rückens über den After h<strong>in</strong>weg nach h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en langen,breiten, schwanzartigen Anhang fort <strong>und</strong> bei der Gattung Peniagone kommtes zur Ausbildung e<strong>in</strong>es im Nacken des Thieres schief nach oben <strong>und</strong>vorn sich erhebenden, quergestellteu, e<strong>in</strong>em Segel vergleichbaren Kamme.2. Grösse.Für die Unterscheidung der Grössen empfiehltArten, solche zu bezeichnen, deren Länge nicht über 5 Cm. geht,es sich als kle<strong>in</strong>steals kle<strong>in</strong>esolche, die 6 — 10 Cm. lang s<strong>in</strong>d, als mittelgrosse solche von 11 — 20 Cm.Länge, als grosse solche, die bis 50 Cm. <strong>und</strong> als sehr grosse solche, die mehrals 50 Cm. Körperläuge erreichen. Dies vorausgeschickt, treffen wir beiden Sy naptiden neben zahlreichen kle<strong>in</strong>sten <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>en Arten auch mittelgrosse,sowie e<strong>in</strong>ige sehr grosse Arten an-. Letztere, zur Gattung Synaptagehörig, zeichnen sich durch ihre aussergewöhnliche Länge vor den meistenanderen Seewalzen aus <strong>und</strong> f<strong>in</strong>den sich nur <strong>in</strong> den Tropen. So erreichenSynapta glahra Semp. <strong>und</strong> grisea Semp. die Länge von 1 Meter,S. vittata(Forsk.) wird 1,60 Meter <strong>und</strong> die grösste von allen, S. heselii Jag., sogar2 Meter lang.Bei den Molpadiden walten kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittelgrosse Formen vor,nur selten wird die Länge von 10—15 Cm. überschritten, z. B. von Haploclactylamolpadioides Semp., die 21 Cm. lang wird.Unter den Elasipoden f<strong>in</strong>den sich die kle<strong>in</strong>sten Formen besonders<strong>in</strong> der Familie der Elpidiiden, bei denen aber auch kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittelgrossevertreten s<strong>in</strong>d. Durchgängig grössere Arten (von 10—24 Cm. Länge)umschliesst die Familie der Deimatiden. Noch grössere aber kommenunter den Psychropotiden <strong>in</strong> der Gattung Benthodytes vor, deren grösstebis jetzt bekannte Art, B. sangu<strong>in</strong>olenta Theel, 34 Cm. lang wird; <strong>in</strong> derselbenFamilie begegnet man aber auch kle<strong>in</strong>sten <strong>und</strong> mittelgrossen Arten.Die Aspidochiroten s<strong>in</strong>d meistens von Mittelgrösse. Wenn auche<strong>in</strong>zelne Arten h<strong>in</strong>ter dieser Grösse zurückbleiben <strong>und</strong> zu den kle<strong>in</strong>sten<strong>und</strong> kle<strong>in</strong>en Formen zu zählen s<strong>in</strong>d, so gibt es dafür aber auch nichtwenige, welche e<strong>in</strong>e bedeutende Grösse erreichen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Anbetracht ihrer


Gesammt-Aussehen. 27Dicke dem Volumen nach die grössten aller bekannten vSeewalzen darstellen.So erreichen manche Holotlmria- <strong>und</strong> Mülleria-kxitüjz. B. Holothuria scabraJag'., marmorata (Jag-.) atra Jag., maculata (Brandt), tenuissima Semp.,MiUleria lecanora Jag., M. mauriüana (Quoy <strong>und</strong> Gaim.), e<strong>in</strong>e Länge von30, 40, ja 70 Cra., <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Gattung Stklioxyus wird St. variegatus Semp.sogar meterlang <strong>und</strong> dabei etwa 21 Cm. dick.Die Dendrochi roten endlich s<strong>in</strong>d durchgängig kle<strong>in</strong>er als dieAspidochiroten <strong>und</strong> zählen zu den kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>sten Holothurien, wasaber nicht ausschliesst, dass auch unter ihnen e<strong>in</strong>ige auffallend grosseArten sich vorf<strong>in</strong>den; so wird. Colochirus quadramjularis (Less.) bis 20,Ihi/onidmm drimimondii (Thomi^s.) bis 25 <strong>und</strong> Cucumaria frondosa {Gi\ni\.)bis 60 Cm. lang.o. Farbe.Ueber die Färbung der Seewalzen ist voraus zu bemerken, dass wirsehr viele Arten nur nach Spiritusexemplaren kennen, der Spiritus aberdie natürlichen Farben mehr oder weniger angreift <strong>und</strong> verändert. Namentlichs<strong>in</strong>d es wie bei anderen Ech<strong>in</strong>odermen die gelben <strong>und</strong> gelbrothen<strong>und</strong> rothen Pigmente, die im Spiritus sehr rasch verbleichen, <strong>und</strong> auchder grüne Farbstoff e<strong>in</strong>zelner Arten wird vom We<strong>in</strong>geist gierig ausgesogen.Ich habe mich desshalb bemüht, der folgenden Uebersicht über die Färbungmöglichst nur solche Angaben zu Gr<strong>und</strong>e zu legen, die auf Beobachtungder lebenden Thiere beruhen. Gute, nach dem Leben gemachte, farbigeAbbildungen besitzen wir verhältnissmässig wenige. Ausser den älteren<strong>Bild</strong>ern von Lesson (138), Eschscholtz (59), Quoy <strong>und</strong> Gaimard (211)s<strong>in</strong>d aus neuerer Zeit e<strong>in</strong>ige von H e r k 1 o t s (99),D a n i e 1 s s e n <strong>und</strong> Koren (50)<strong>und</strong> Bell (22) veröffentlichte zu nennen, die aber alle übertroffen werdendurch die von Sem per (268) gegebenen. Ausserdem liegen mir die unveröffentlichtenfarbigen Orig<strong>in</strong>alblätter von Hertens vor, welche zu denvon Brandt (33) <strong>und</strong> mir (154) beschriebenen Arten gehören.Bei den Synaptiden treffen wir neben e<strong>in</strong>farbigen <strong>und</strong> pigmentarmenArten andere an, welche e<strong>in</strong> buntes Farbenkleid tragen; durchdiese Buntheit zeichnen sich namentlich e<strong>in</strong>ige Synapta-kxiQTL aus, bei denendunklere oder hellere Längb<strong>in</strong>den, z. B. bei Sijnapta hesdü Jag., oder bunteQuerbänder, z. B. bei Synapta mammillosa Eschsch., die gelbliche, bläulicheoder olivengrüne Gr<strong>und</strong>farbe beleben. Auch Arten mit netzförmiger dunklerZeichnung auf hellem Gr<strong>und</strong>e f<strong>in</strong>den sich. Die e<strong>in</strong>farbigen Synaptiden s<strong>in</strong>dentweder orangefarben, ziegelroth, blutroth, lila, violett bis violettschwarzoder rothbraun, braun, violettbraun <strong>und</strong> auch die pigmentarmen zeigengewöhnlich wenigstens e<strong>in</strong>en rothen Anflug. Nicht selten, namentlich beiChiridota *)Arten, schimmern die Kalkkörper als weisse Punkte oder Fleckendurch <strong>und</strong> tragen dadurch zur Gesammtfärbung bei.*) So <strong>und</strong> nicht Chirodota ist die richtige Schreibung. Eschscholtz, von dem der Namenherrührt, leitet ihn von /eiQiSwroq ab <strong>und</strong> schreibt ebenso wie die nächsten Autoren nachihm stets Chiridota.


28 Seewalzen,Auch bei den meist e<strong>in</strong>farbigen Molpadiideti s<strong>in</strong>d vorwiegend bräunliche<strong>und</strong> violette Töne vertreten.Bei den Elasipoden, die wir allerd<strong>in</strong>gs fast nur nach Spiritusexemplarenkennen, waltet. merkwürdigerweise e<strong>in</strong>e ganz bestimmte Farbefast ausschliesslich vor, nämlich violett. Soweit die Elasipoden nicht ganzfarblos oder lichtgrau ersche<strong>in</strong>en, s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> der Kegel (nur bei Laetmogonespongiosa gibt Theel e<strong>in</strong>e meergrüne Farbe an) durch e<strong>in</strong> helleres oderdunkleres Violett ausgezeichnet, das mitunter mehr oder weniger nach Rothoder Blau h<strong>in</strong>überzieht oder sich dem Schwarzen oder Braunen nähert. Auchalle Uebergänge von lichtgrau zu violett kommen vor <strong>und</strong> es dürfte wohlauch das Lichtgrau nur durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Entwicklung desselben Pigmentesbed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>, welches bei stärkerer Ansammlung die Thiere violett ersche<strong>in</strong>enlässt. Nur selten treten <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>tönigen Gr<strong>und</strong>farbe dunklere Flecken auf;auch s<strong>in</strong>d die Fühler manchmal anders (heller oder dunkler) gefärbt alsder Körper. Es liegt nahe, die e<strong>in</strong>tönige dunkle, der Zeichnungen fast ganzentbehrende Färbung der e<strong>in</strong>en, sowie den völligen Farbenmangel der anderenElasipoden <strong>in</strong> Beziehung zu ihren Lebensverhältnissen <strong>in</strong> der Tiefsee zubr<strong>in</strong>gen. Noch e<strong>in</strong>e Eigenthümlichkeit <strong>in</strong> der Färbung der Elasipodenverdient hervorgehoben zu werden. Wenn nämlich bei ihnen, was allerd<strong>in</strong>gsim Ganzen nicht häufig ist <strong>und</strong> vorzugsweise bei den GattungenPsychropotes <strong>und</strong> Bentliodytes vorkommt, Bauch <strong>und</strong> Rücken verschiedengefärbt s<strong>in</strong>d, so ist es merkwürdigerweise nicht der Bauch, sondern derRücken, der die hellere Farbe zeigt, also gerade umgekehrtwie bei denHolothurien, die <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Tiefen leben. Auch hier erhebt sich die Frage,ob der Aufenthalt <strong>in</strong> der Tiefsee <strong>in</strong> irgend e<strong>in</strong>em Zusammenhang mitdieser räthselhaften Vertheilung der hellen <strong>und</strong> dunklen Färbung stehe?Im Farbenkleide der Aspidochi roten herrschen dunkle Töne vor,jedoch sehr häufig mit hellen Flecken. Wenn die Gr<strong>und</strong>farbe e<strong>in</strong>en hellenTon hat, ist sie gewöhnlich durch dunklere Pünktchen, Fleckchen oderFlecken verdüstert oder es wird dasselbe dadurch erreicht, dass das dunklerePigment sich <strong>in</strong> netzförmiger Anordnungauf der helleren Gr<strong>und</strong>farbe vertheilt;seltener tritt das dunklere Pigment <strong>in</strong> Form von isolirten, scharfenStrichen <strong>und</strong> L<strong>in</strong>ien auf. Die Flecken s<strong>in</strong>d entweder ohne bestimmteRegel ziemlich gleichmässig vertheilt, oder sie ordnen sich <strong>in</strong> Längsreiben;im letzteren Falle s<strong>in</strong>d sie häufig beschränkt auf die Rückenseite <strong>und</strong>stehen hier <strong>in</strong> 2 Längsreihen. Meistens s<strong>in</strong>d die Flecken an ihrenRändern verwaschen, seltener scharf begrenzt. Füsschen, Papillen <strong>und</strong>Fühler s<strong>in</strong>d sehr oft anders <strong>und</strong> heller (weiss, gelb, rotb, blau) gefärbt alsder übrige Körper. Ferner ist die Unterseite des Körpers bei vielen Artendurch hellere Färbung von d^r Rückenseite verschieden. Was die Farbenselbst, <strong>in</strong>sbesondere an der Rückenseite, betrifft, so ist Braun <strong>in</strong> allen möglichenSchattirungen ungeme<strong>in</strong> häufig vertreten: gelbbraun, grünlichbraun,rothbraun, kastanienbraun, chokoladebraun, schwarzbraun. Daran schliesstsich violettschwarz <strong>und</strong> blauschwarz. Ferner s<strong>in</strong>d graue Färbungen nichtselten : weissgrau, gelblichgrau, grau, schwarzgrau.Seltener <strong>und</strong> besonders


'Gesammt- Aussehen.29an der Bauchseite auftretend ist re<strong>in</strong>es Weiss, Orange <strong>und</strong> Roth, währenddas ebenfalls seltene Grün als bald helles bald dunkles Olivengri<strong>in</strong> gewöhnlichder Rückenseite angehört.Bei den Dendrochiroten tiberwiegen e<strong>in</strong>farbige Färbungen, die nurseltendurch dunklere Flecken oder netzförmige Zeichnungen unterbrochens<strong>in</strong>d; häufig aber haben hier wie bei den Aspidochiroten die Füsschen<strong>und</strong> Papillen, sowie auch die Fühler e<strong>in</strong>e andere Färbung als die übrigeKörperoberfläche <strong>und</strong> heben sich dadurch deutlicher von letzterer ab. Vone<strong>in</strong>fach weisslichen, schmutzigweissen, grauweissen, grauen, gelblichweissen,gelblichgrauen, also im Ganzen pigmentarnien Formen beg<strong>in</strong>nend, steigertsich die Farbe bei anderen zu lebhaftem Citronengelb, Orange, Ziegelroth,Z<strong>in</strong>noberroth, Rosenroth, oder es verdunkelt sich die Farbe zu bräunlichgrau,bräunlichgelb, bräunlichroth, bis zu braun <strong>und</strong> schwarz. Seltenertritt e<strong>in</strong>e dunkelblaue oder violette Färbung auf, die sich ebenfalls bisschwarz verdunkeln kann;noch seltener ist e<strong>in</strong>e grüne Färbung, die entwederals Olivengrt<strong>in</strong> oder als blasses Meergrün mit dunkelgrüner Beimischungauftritt. Nicht selten ist auch bei Dendrochiroten die Unterseiteheller gefärbt als die Oberseite. — Semper macht <strong>in</strong> Betreff der Dendrochirotendie Bemerkung,dass bei den von ihm beobachteten Arten dielebhaft gefärbten vorzugsweise <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Tiefen, die e<strong>in</strong>farbig gelblichbraunen<strong>und</strong> weisslichen aber <strong>in</strong> grösseren Tiefen leben, <strong>und</strong> hebt <strong>in</strong>sbesonderevon Colochirus qiiadrangularis (Less.) hervor, dass Exemplareaus der Tiefe meist heller gefärbt seien als die vom Strande.Variabilität der Färbung.Das zuletzt augeführte Beispiel lehrt bereits,dass ebenso wie <strong>in</strong> den anderen Klassen der Ech<strong>in</strong>odermen so auch beiden Holothurien die Körperfarben der e<strong>in</strong>zelnen Arten <strong>in</strong>nerhalb gewisserGrenzen veränderlich s<strong>in</strong>d. Diese Grenzen s<strong>in</strong>d bald enge, bald weite.Das e<strong>in</strong>e Mal ändert die Gr<strong>und</strong>farbe ab, das andere Mal die Flecken oderdie netz- oder l<strong>in</strong>ienförmigen Zeichnungen. Insbesondere zeichnen sichdurch grosse Veränderlichkeit der Färbung folgende Arten aus: unter denSynaptiden Synapta heselii Jag. <strong>und</strong> Chiridota purpurea Stud., unter denDendrochiroten der schon erwähnte Colochirus quadrangularis (Less.), unterden Aspidochiroten Wlülleria lecanora Jag., Stichopus variegatus Semp., Holothuriaimpatiens (Forsk.), pardalis Sei., vagab<strong>und</strong>a Sei, marmorata (Jag.),atra Jag.4. Aeussere Beschaffenheit <strong>und</strong> Consistenz der Körperwand.Oberflächlich ist die Körperwand, wenn man absieht von den erstbeim Wassergefässsystem näher zu besprechenden Ambulacralanhängen(Füsschen <strong>und</strong> Papillen), entweder glatt oder mit fe<strong>in</strong>eren oder gröberenUnebenheiten ausgestattet. Diese Unebenheiten treten gewöhnlich<strong>in</strong> Formvon kle<strong>in</strong>eren oder grösseren warzenförmigen Erhebungen, seltener <strong>in</strong> Gestaltvon R<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Furchen auf; jene werden bei e<strong>in</strong>igen Synapta-kriew,z. B.5. heselii Jag., so stark, dass sie als buckeiförmige Auftreibungen ersche<strong>in</strong>en.


30 Seewalzen.imd s<strong>in</strong>d dann <strong>in</strong> regelmässige Längs- <strong>und</strong> Queireihen geordnet. Dasrunzelige Aussehen sehr vieler Holothurien, namentlich der We<strong>in</strong>geistexemplare,beruht zum Theil auf Contractionsersche<strong>in</strong>ungen, zum Theilaber auch auf der Form <strong>und</strong> Anordnung der Ambulacralanhänge. Letzterekönnen sich namentlich am Rücken zu langen, mehr oder weniger starreuFortsätzen ausbilden.Die meisten Seewalzen fühlen sich glatt <strong>und</strong> schlüpfrigoder deran, während man beim Anfassen anderer <strong>in</strong> Folge der MengeGrösse oder der besonderen Gestalt der <strong>in</strong> der Haut steckenden Kalkkörperden E<strong>in</strong>druck des Rauhen bis Sandigen oder Klettenden hat. Nichtselten, z. B. hei Myriofrochus, manchen Synapta- <strong>und</strong> CJnridota- Arten, istdie Körperwand so dünn <strong>und</strong> durchsche<strong>in</strong>end, dass die <strong>in</strong>neren Organe,<strong>in</strong>sbesondere die fünf der Körperwand dicht anliegenden Längsmuskeldeutlich durchschimmern. Ist sie bei ihrer Dünnheit zugleich sehr hartdurch die e<strong>in</strong>gelagerten Kalkkörper <strong>und</strong> noch dazu farblos oder schwachgefärbt, so nimmt das ganze Thier e<strong>in</strong> glasiges Aussehen an,z. B. beiEch<strong>in</strong>ocmumis typica Sars, manchen Cucumaria-k\\.e\\ <strong>und</strong> vielen Elasipoden.In den meisten Fällen aber ist die Körperwand ziemlich dick <strong>und</strong> <strong>und</strong>urchsichtig<strong>und</strong> dann von weicher oder knorpelähnlicher oder lederartigeroder selbst ste<strong>in</strong>harter Consistenz; letzteres z. B. bei manchenPsolus-, Ocmis-, Tliyone- <strong>und</strong> Coloch<strong>in</strong>is- Arten. Falls e<strong>in</strong>e Kriechsohlevorhanden ist, verdickt sich oft die Haut <strong>in</strong> den Flanken, während siesich im Bereiche der eigentlichen Kriechsohle verdünnt.II.Haut; Schichten derselhen.Nachdem schon Tiedemann (273)bei Holothuria tnhiilosa {Gmel) dieOberhaut von der dicken, darunter gelegenen Lederhaut unterschieden hatte,machte Quatrefages (210) den ersten Versuch <strong>in</strong> den fe<strong>in</strong>eren Bau e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen.Er fand bei Synapta <strong>in</strong>haercns (0. F. Müll.), dass die „Oberhaut''Tiedemann 's wieder <strong>in</strong> zwei Schichten zerfällt, von denen er die äusseremit der Epidermis, die <strong>in</strong>nere mit dem Derma höherer Thiere verglich,während er die '„Lederhaut Tiedemanns als e<strong>in</strong> elastisches Fasergewebebezeichnete, das zur eigentlichen Haut nicht mitgerechnetwerden dürfe.Leydig (142 <strong>und</strong> 144) aber <strong>und</strong> später Baur (10) zeigten — beide anSynapta digifata ^Mont.) — dass die Deutung, welche Quatrefages dendrei erwähnten Schichten gegeben, sich nicht halten lasse, dass vielmehrdie „Epidermis" von Quatrefages übere<strong>in</strong>stimme mit der Grenzmembran,welche bei anderen Thieren <strong>in</strong> weitester Verbreitung dem Körperepithelaufliegt <strong>und</strong> desshalb wie jene als e<strong>in</strong>e Ctiticula bezeichnet werden müsse,dass ferner das eigentliche Körperepithel <strong>in</strong> der von Quatrefages „Derma"genannten Lage gegeben sei <strong>und</strong> dass endlich (Baur) das darunter folgende„elastische Fasergewebe'- sich sehr wohl, wie es schon Tiedemann gethan,mit der Lederhaut anderer Thiere vergleichen lasse. Seitdem ist dieseAuffassung überall durchgedrungen<strong>und</strong> sowohl durch alle neueren ana-


Haut; Schichten derselben, 31tomischen Untersuchungen als auch durch die Entwicklungsgeschichte bestätigtworden. Wir unterscheiden demnach <strong>in</strong> der Haut von aussen nach<strong>in</strong>nen :1) die Cuticula, 2) das Körperepithel (Subcuticularschicht), welchesmit der Cuticula zusammen die Epidermis oder Oberhaut bildet, 3) dieLederhaut (Cutis, Corium, Derma).1) Die Cuticula. Sie ist e<strong>in</strong> sehr dünnes, zartes, glashelles,fast anallen Körperstellen gleichdickes Häutchen, welches weder e<strong>in</strong>e Schichtungnoch e<strong>in</strong>e sonstige Structur erkennen lässt <strong>und</strong> auf ihrer glatten Oberflächeke<strong>in</strong>eWimpern trägt.2) Das Körperepithel tritt als e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>schichtige Lage von Zellen auf,die <strong>in</strong> der Regel mit ihrem längeren Durchmesser senkrecht zur Cuticulastehen; es lässt sich daher das ganze Epithel <strong>in</strong> die Kategorie des e<strong>in</strong>schichtigenCyl<strong>in</strong>derepithels e<strong>in</strong>ordnen. Ueber den fe<strong>in</strong>eren Bau desselbenhat Hamann (91— 93) Näheres berichtet, nachdem schon vorher Leydig,Baur, Selenka, Semper, Teuscher, Danielssen <strong>und</strong> Koren <strong>und</strong>(gleichzeitig mit Hamann) Jourdan e<strong>in</strong>ige Angaben darüber gemachthatten. Hamann unterscheidet nach se<strong>in</strong>en besonders an Synapta digitata(Mont.) angestellten Untersuchungen vier verschiedene Arten von Zellen imKörperepithel: a) Stützzellen, b) S<strong>in</strong>neszellen, c)Becherdrüsen als e<strong>in</strong>e erste<strong>und</strong> d) Schlauchdrüsen als e<strong>in</strong>e zweite Sorte von e<strong>in</strong>zelligen Hautdrüsen.Die Stützzellen s<strong>in</strong>d schmal, cyl<strong>in</strong>drisch bis sp<strong>in</strong>delförmig, basalwärts verjüngt<strong>und</strong> tragen ihren Kern <strong>in</strong> der Eegel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mittleren Anschwellung.Die S<strong>in</strong>neszellen s<strong>in</strong>d fe<strong>in</strong>ere, mehr fadenförmige Gebilde, die sich nachunten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e dünne Fibrille verlängern <strong>und</strong> dadurch mit dem subepithelialenNervengeflecht verb<strong>in</strong>den;sie kommen theils vere<strong>in</strong>zelt zwischen den Stützzellenvor, theils <strong>in</strong> grösserer Anzahl vere<strong>in</strong>igt <strong>in</strong> den Hauts<strong>in</strong>nesorganen,von denen beim Nervensystem die Rede se<strong>in</strong> wird. Das Vorkommen vonDrüsen Zellen ist zuerst von Teuscher (261) bei Sy')mpta angedeutetworden; Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) beschrieben sie bei Kolga hyalkiaDan. <strong>und</strong> Kor. <strong>und</strong> ÄccmtJwtrocJms mirahilis Dan. <strong>und</strong> Kor., <strong>und</strong> Jourdan (1 14)erwähnte derselben von Süchopus regalis (Cuv.). Nach Hamann treten siedie er Becherdrüsenbei Synapta <strong>in</strong> 2 Formen auf. Die erste derselben,nennt, umschliessen <strong>in</strong> ihrem annähernd kugeligen Körper, mit dem sie andie Cuticula austossen, e<strong>in</strong>e eiförmige Ansammlung e<strong>in</strong>es hellen, fe<strong>in</strong>körnigenSecretes, welches durch e<strong>in</strong>en die Cuticula durchbohrenden fe<strong>in</strong>en Porusentleert werden kann; im Gr<strong>und</strong>e des Zellkörpers liegt der Kern. E<strong>in</strong>kürzerer oder längerer Basalfortsatz der Drüsenzelle reicht bis unter dieEpithellage; doch konnte e<strong>in</strong>e nervöse Beschaffenheit dieses Fortsatzes nurvermuthet werden. Die Becherdrüsen f<strong>in</strong>den sich auf allen Stellen der Körperoberfläche,bald dicht gedrängt, bald mehr zerstreut, besonders zahlreichaber unterhalb der Fühler, auf den Fühlern <strong>und</strong> auf der M<strong>und</strong>haut. Auchdie zweite Art von Drüsenzellen, von Hamann Schlauchdrüsen genannt,kommt vorzugsweise auf den Fühlern, aber auch auf der sonstigen Körperoberfiächee<strong>in</strong>zeln oder <strong>in</strong> Gruppen vor. Es s<strong>in</strong>d kolben- bis cyl<strong>in</strong>derförmigeZellen, die von ihrer den Kern beherbergenden Basis e<strong>in</strong>en Fort-


32 Seewalzen.satz bis <strong>in</strong> das B<strong>in</strong>degewebe der Lederhaut entsenden <strong>und</strong> ndt e<strong>in</strong>emgrobkörnigen, Farbstoffe gierig aufnehmenden Inhalte erfüllt s<strong>in</strong>d; e<strong>in</strong>Ausftihrungsporus konnte an ihnen noch nicht nachgewiesen werden.lieber das Auftreten von Pigment im Körperepithel liegen nur e<strong>in</strong>igewenige Angaben vor: bei Synapta <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.) von Quatrefages(210), bei Synapta digitata (Moi^i.) von Leydig (142) <strong>und</strong> Baur (10),bei Stic]wp)us rcgalis {Cnv.) von Jourdan (114) <strong>und</strong> bei e<strong>in</strong>er Cucumaria-Art von Hamann (91), Demnach sche<strong>in</strong>t es, dass das Pigment derHolothurienhaut <strong>in</strong> den meisten Fällen se<strong>in</strong>en Sitz <strong>in</strong> der Lederhaut hat.3) Die Lederhaut wird durch e<strong>in</strong>e mehr oder weniger mächtige Schichte<strong>in</strong>es faserigen B<strong>in</strong>degewebes gebildet, beherbergt die weiter unten zubesprechenden Kalkkörper <strong>und</strong> ist,wie schon gesagt, der Hauptträgerdes Pigmentes. Ihre Dicke wechselt je nach den Gattungen <strong>und</strong> Arten<strong>in</strong> weiten Grenzen; während dieselbe bei manchen Synaptiden nur e<strong>in</strong>igeZehntel oder H<strong>und</strong>ertstel e<strong>in</strong>es Millimeters beträgt, steigt sie bei Holothuria-<strong>und</strong> namentlich bei Stichopiis- Alten auf 5 — 10 Mm. Bei denDendrochiroten ist die Lederhaut gewöhnlich h<strong>in</strong>ter den Fühlern, also andem e<strong>in</strong>stülpbaren Vorderabschnitte der Leibeswand erheblich dünner alssonstwo. Die Conöistenz der Lederhaut ist selten e<strong>in</strong>e weiche,<strong>in</strong> derRegel e<strong>in</strong>e leder- oder knorpelartige <strong>und</strong> oft durch die Kalke<strong>in</strong>lagerungenbis zu ziemlicher Starrheit gesteigert. Auf dem Schnitte hat sie e<strong>in</strong> weisslichesbis gelbliches Aussehen, welches gewöhnlich <strong>in</strong> der an die Epidermisanstossenden Lage durch Pigmente<strong>in</strong>lagerungen verdeckt wird. Ihr mitseltenen Ausnahmen faseriger Bau war schon Tiedemann (273) <strong>und</strong>Delle Chiaje (38 u. 39) bekannt; Quatrefages (210), Leydig (143)<strong>und</strong> Baur (10) lieferten die ersten Notizen über die E<strong>in</strong>zelheiten ihrerhistologischen Zusammensetzung, <strong>in</strong> welche dann besonders Semper(238),Jourdan (114) <strong>und</strong> Hamann (91— 93) tiefer e<strong>in</strong>drangen.Drei Hauptbestandtheile s<strong>in</strong>d es, die wir, abgesehen von den Kalkkörpern,an der Lederhaut unterscheiden: a) die Gr<strong>und</strong>substanz, b) Fasern,c) Zellen; dazu kommen sehr häufig d) Pigmentablagerungen, selten dagegene) Drüsen.a) Die Gr<strong>und</strong>substanz ist von hyal<strong>in</strong>er Beschaffenheit <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gerConsistenz; selten zeigt sie e<strong>in</strong>e gleichmässige, schwache, gelbliche oderröthlicheFärbung.b) Die Fasern, welche, soweit bis jetzt bekannt, nur bei Kolgahyal<strong>in</strong>a [nach Daniel ssen <strong>und</strong> Koren (50)] ganz fehlen, treten bald alssehr fe<strong>in</strong>e, äusserst dünne Fibrillen, bald als kräftigere, dicke Fasern auf.Baur (10) unterschied bei Sijnapta digitata (Mont.) die kräftigeren Fasern,welche bei Essigsäure-Zusatz verschw<strong>in</strong>den, als eigentliche B<strong>in</strong>degewebsfasernvon den fe<strong>in</strong>eren, Netze bildenden <strong>und</strong> gegen Essigsäure beständigen,die er für elastische Fasern erklärte. Sem per (238) dagegen wendete dieBezeichnung elastische Fasern gerade auf die gröberen Fasern an, dienach se<strong>in</strong>er Ansicht durch e<strong>in</strong>e Sonderung der Gr<strong>und</strong>substanz ihre Entstehungnehmen, während er die Baur' sehen „elastischen Fasern" aus


Haut; Schichten derselben. 38Fortsät/en der sternförniigeii Biiidegewebszellen hervorgehen lässt.Teuscher (261), Jonrdan (114) <strong>und</strong> Hamann (91—93) halten an derUnterscheidung zweier wesentlich verschiedener Fasersorten nicht längerfest <strong>und</strong> es entstehen nach Hamann alle Fasern, «die fe<strong>in</strong>sten wie diegröbsten, als Ausläufer von Zellen. Die gröberen Fasern können beie<strong>in</strong>igen Aspidochiroten e<strong>in</strong>e Dicke von 9 — 12 /ierreichen <strong>und</strong> zeigene<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e parallele Längsstreifung als Ausdruck e<strong>in</strong>er Zusammensetzungaus fe<strong>in</strong>sten Fibrillen. Die fe<strong>in</strong>en Fasern dagegen s<strong>in</strong>d oft kaum dickerals jene Fibrillen der gröberen, sodass die Auffassung nahe liegt, es seiendie gröberen Fasern überhaupt nichts Anderes als bündeiförmige Vere<strong>in</strong>igungender fe<strong>in</strong>sten. Bezüglich ihrer E<strong>in</strong>ordnung zu den elastischenFasern im S<strong>in</strong>ne der Histologie spricht sich Jourdan dah<strong>in</strong> aus, dasszwar der Lederhant im Ganzen die Funktion e<strong>in</strong>es elastischen Gewebeszukomme, dass aber die Fasern selbst der histologischen Eigenschaftenelastischer Fasern höherer Thiere ermangeln. Die Vertheilung <strong>und</strong> Anordnungder fe<strong>in</strong>eren <strong>und</strong> gröberen Fasern <strong>in</strong> der Grimdsubstanz sche<strong>in</strong>t—je nach Gattung <strong>und</strong> Art manchen Verschiedenheiten zu unterliegenVerschiedenheiten, die zum Theil durch die verschiedene Mächtigkeit derKalkkörper-Entwicklung bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d. Doch lassen sich im Allgeme<strong>in</strong>enzwei Hauptschichten der Faserauordnung <strong>und</strong> damit überhaupt der Lederhautunterscheiden: e<strong>in</strong>e äussere <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere. In der äusserenSchicht (couche areolaire Jourdan) kommen vorzugsweise fe<strong>in</strong>ere, wellenförmigverlaufende Fasern vor; <strong>in</strong> lockerer netzartiger Ane<strong>in</strong>anderlagerungbilden sie von den Kalkkörpern ausgefüllte Maschen, wesshalb die äussereSchicht der Lederhaut auch als Kalkkörperschichtbezeichnet wird. Inder <strong>in</strong>neren Schicht (couche conjonctive Jourdan) legen sich gröbereFasern zu Bündeln zusammen, welche theils parallel verlaufen,theils <strong>in</strong>den verschiedensten Bichtungen sich kreuzen, durchflechten <strong>und</strong> verfilzen;im Ganzen herrscht aber doch e<strong>in</strong>e zur Längsaxe des Körpers quereRichtung des Faserverlaufes vor. Die knorpelähnliche Festigkeit der Lederhautvieler Arten wird durch die starke Entwicklung <strong>und</strong> enge Verwebungder groben Fasern der Innenschicht hervorgebracht.c) Die Zellen der Lederhaut s<strong>in</strong>d, wie Semper (238)zuerst festgestellthat, von zweierlei Art: a)mit den Fasern verb<strong>und</strong>ene B<strong>in</strong>degewebszellen,b) freie Wanderzellen. Die B<strong>in</strong> degewebszellen habene<strong>in</strong>e sp<strong>in</strong>del- oder sternförmige Gestalt <strong>und</strong> setzen sich mit ihren Ausläufernunmittelbar fort <strong>in</strong> die vorh<strong>in</strong> beschriebenen Fasern; besondersdeutlich lassen sie sich <strong>in</strong> der äusseren Lederhautschicht nachweisen;nachSem per haben sie e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Grad von Bewegungsfähigkeit; ihre durchschnittlicheGrösse beträgt bei Holoiliuria tubulosa (Gmel.) <strong>und</strong> CiicumariaPtowci V. Marenz. 9— 10 ^t.Hamann unterscheidet die B<strong>in</strong>degewebszellen<strong>in</strong> wohl zu weit getriebener <strong>und</strong> kaum durchführbarer Kategorienbildungnochmals <strong>in</strong> zwei Sorten, die sich <strong>in</strong> der Hauptsache nur durch kle<strong>in</strong>eVerschiedenheiten <strong>in</strong> Form (länglich oder r<strong>und</strong>lich) <strong>und</strong> Grösse ihresKernes ause<strong>in</strong>ander halten lassen. Den Wanderz eilen — ich wähleBronn, Klassen des Thier- Reichs. IL 3. 3


34 Seewalzeii.diese kürzere Bezeichnung für die ,, Plasmawanderzellen'' Hamann 's —begegnet man vorzugsweise <strong>in</strong> faserfreien oder faserarmen Bezirken derLederhaut; doch kommen sie auch <strong>in</strong> der <strong>in</strong>neren Lederhautschicht vor,namentlich <strong>in</strong> deren <strong>in</strong>nersten Zone, frei zwischen den Fasern <strong>und</strong> Faserbündeln.Wir werden diese Zellen später noch mehrfach im B<strong>in</strong>degewebeanderer Organe antreffen <strong>und</strong> dann auch ihre Beziehungen zu den <strong>in</strong> derLeibeshöhlen- <strong>und</strong> Wassergefäss- Flüssigkeit vorkommenden Zellen <strong>in</strong>sAuge fassen. Sem per, der die Wanderzellen zuerst beschrieb, nanntesie Schleimzellen, weil er der Ansicht war, dass aus ihnen der Schleimherrühre, den man nach Druck oder Zusatz von süssem Wasser aus allenOrganen der Holothurien ausdr<strong>in</strong>gen sieht. Jourdan verglich sie mitden Lymphzellen anderer Thiere. Es s<strong>in</strong>d amöboide Zellen, die sich bald<strong>in</strong> r<strong>und</strong>licher oder ovaler Gestalt darbieten, bald Pseudopodien aussenden;<strong>in</strong> ihrem fe<strong>in</strong>granulirten Plasma umschliessen sie e<strong>in</strong>en r<strong>und</strong>lichen Kern<strong>und</strong> ferner, aber nicht immer, zahlreiche, stark lichtbrechende Tröpfchen('Körner) e<strong>in</strong>er Substanz, welche sich <strong>in</strong> Essigsäure wenigstens theilweiseauflöst, durch Aether nicht extrahirbar ist,durch Ueberosmiumsäure sichwenig bräunt <strong>und</strong> von Sem per e<strong>in</strong>fach als ,, Schleim"bezeichnet wordenist. Die Grösse der Wanderzellen beträgt bei Synapta digitüta (Mont.) 7,5,bei Holothuria tiibulosa (Gmel.) <strong>und</strong> Cummaria — Planci v. Marenz. 7 18 jm;bemerkenswerth ist, dass die — kle<strong>in</strong>eren (von 7 8 jli Grösse) der vorh<strong>in</strong>erwähnten E<strong>in</strong>schlusströpfchen stets zu entbehren sche<strong>in</strong>en.d) DiePigmentablagerungen der Lederhaut (über die verschiedeneFärbung siehe S. 27—29) haben ihren Hauptsitz <strong>in</strong> deren äusserstenLage hier bilden sie e<strong>in</strong>e; häufig recht ansehnliche Schicht, welche durchdie dicht darüber liegende Epidermis h<strong>in</strong>durchsche<strong>in</strong>t <strong>und</strong> so die äusserlichsichtbare, weiter oben schon besprochene Färbung der meisten Seewalzeubed<strong>in</strong>gt. Indessen kommen auch <strong>in</strong> den tieferen Lederhautschichtenmitunter Pigmentablagerungen vor. Entweder tritt das Pigment <strong>in</strong> Gestaltvon Pigmentzellen auf oder als formlose, d. h. nicht <strong>in</strong> Zellen stattf<strong>in</strong>dendePigmentansammlungen. Jene haben gewöhnlich e<strong>in</strong>e reich verästelteGestalt. Diese aber bieten sich <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>facher Körnchen dar, welchesich entweder den B<strong>in</strong>degewebsfasern oder auch den Nervenfasern derLederhaut anlagern <strong>und</strong> denselben e<strong>in</strong> perlschnurartiges Aussehen gebenoder aber sich zu unregelmässigen oder kugeligen Haufen zusammenballen,letzteres hauptsächlich <strong>in</strong> der <strong>in</strong>nersten Schicht der Lederhaut <strong>in</strong> der Näheder Quermuskulatur der Körperwand. Hamann (93) fand im Innerensolcher kugeligen Ansammlungen e<strong>in</strong>es körnigen schwarzen Pigmentes beiSynapta digitata (Mont.) e<strong>in</strong>e orangefarbene Kugel von starkem Lichtbrechungsvermögen,welche durch Alkohol oder Aether ke<strong>in</strong>e Veränderungerlitt, dagegen durch Essigsäure röthlich gefärbt wurde.Semper (238) besehreibt nämlich <strong>in</strong> dene) Drüsen, welche aus der Epidermis <strong>in</strong> die Lederhaut h<strong>in</strong>abreichen,s<strong>in</strong>d bis jetzt nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen, noch dazu nur unzureichend untersuchtenFalle bekannt geworden.Rückenpapillen der MüUeria lecanora Jag. säckchenförmige Organe<strong>in</strong> der


Kalkliörper der Haut <strong>und</strong> der Ambiilacralanliängc. 35Lederhaut, welche von e<strong>in</strong>em Epithel ausgekleidet <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>er schleimigen,gelblichen, homogenen Masse erfüllt s<strong>in</strong>d; sie sche<strong>in</strong>en mit e<strong>in</strong>er ziemlichgrossen OeflPnung auf der Oberfläche der Haut zu münden <strong>und</strong> drüsigerNatur zu se<strong>in</strong>.III.Kalkkörper der Haut <strong>und</strong> der Ambulacralaiiliäiige.In der Lederhaut der Körperwand, sowie der Ambulacralanhänge,l<strong>in</strong>den sich fast bei allen Holothurien bestimmt geformte Kalkkörper,welche nur <strong>in</strong> den selteneren Fällen dem blossen Auge deutlich werden,meistens aber so kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, dass sie die mikroskopische Untersuchungnöthig machen. Nachdem schon im vorigen Jahrh<strong>und</strong>ert Strussenfelt(252) die grossen Kalkschuppen von Psolus phantapus (Struss.) geschilderthatte, dauerte es doch noch lange Zeit, bis <strong>in</strong> dem Besitze kalkiger Harttheilee<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Eigenschaftder Holothurienhaut erkannt wurde.Selbst e<strong>in</strong>em so bahnbrechenden Forscher wie Tiedemann blieb dieSache verborgen. Erst als Lesson (.138)<strong>und</strong> Hertens (vergl. Ludwig154) die Anker <strong>in</strong> der Haut der Synapten entdeckt <strong>und</strong> auch Jäger (110)dieselben beschrieben hatte, nachdem ferner Delle Chi aje (38 <strong>und</strong> 39)das Vorkommen „ste<strong>in</strong>iger" Gebilde <strong>in</strong> der Haut von SticJiopus regalis (Cuv.)<strong>und</strong> Thyone fusus (0. F. Müll.) <strong>und</strong> Quoy <strong>und</strong> Gaimard (211) Aehnlichesvon e<strong>in</strong>er anderen Tliyone-kvi erwähnt, Grube (81) sie auch bei PhylJopjiorusgranulatiis (Grube) gef<strong>und</strong>en hatte, mehrten sich bald die Angaben,durch welche e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Verbreitung der Kalkkörper<strong>in</strong> der Haut derSeewalzen nachgewiesen <strong>und</strong> zugleich ihre ausserordentlich mannigfaltigenFormen näher bekannt wurden. So fand zunächst Ehrenberg (57) imMeeresschlamme isolirte Kalkkörper von rädchen- oder ankerförmigerGestalt, denen er freilich, obschon er ihre Zugehörigkeit zu den Holothurienvermuthete, besondere Gattungs- <strong>und</strong> Artnamen gab. Dann beschriebQuatrefages (210) die zu den Ankern der Synapten gehörigen Ankerplatten<strong>und</strong> theilte zugleich mit, dass Duj ard<strong>in</strong> auch bei den CucuraarienKalkkörperchen aufgef<strong>und</strong>en habe. Kurz daraufwies auch Costa (42)darauf h<strong>in</strong>, dass den Kalkkörpern e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e N'erbreitung bei denHolothurien zukomme, von Düben <strong>und</strong> Koren (53 u. 54)führten dasweiter aus, gaben genaue Beschreibungen <strong>und</strong> Abbildungen der Kalkkörperder nordischen Arten <strong>und</strong> legten dadurch den Gr<strong>und</strong> zu der von da an vonallen Forschern geübten Berücksichtigung jener Gebilde für die Abgrenzungder Arten. Schon im Jahre 1848 konnte <strong>in</strong> Folge dessen von Sieboldals e<strong>in</strong> all-(240) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er vergleichenden Anatomie die Kalkkörperchengeme<strong>in</strong>es Charakteristicum der Holothurien aufführen. Das ist auch heutenoch gültig, obschon es e<strong>in</strong>zelne Arten gibt,z. B. Anapta suhtilis Sluit.,Trochostoma arenicola (Stimps.), Cucumaria perspicua Ludw., Orciüa harthüTrosch., mehrere Thyone- <strong>und</strong> Thyonidium Arten ,bei denen die Kalkkörperchenfehlen. 3*


36 Seewalzen.Für die Kenntniss der wichtigsten Formen, <strong>in</strong> welchen die Kalkkörperchenauftreten, sowie für die Beantwortung der Frage,ob allerMannigfaltigkeit derselben e<strong>in</strong>e oder mehrere Gr<strong>und</strong>formen als Ausgangspunktdienen, empfiehlt es sich die e<strong>in</strong>zelnen Familien der Reihe nachdurchzunehmen; dabei wollen wir zunächst nur die Kalkkörper der eigentlichenHaut <strong>und</strong> erst später die der Ambulacralanhänge <strong>in</strong>s Auge fassen.A. Kalkkörperder Haut.1. Synaptidae. Die charakteristischen Gestalten der Kalkkörper s<strong>in</strong>dAnker <strong>und</strong> Rädchen, jene <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Ankerplatten, diese häufig<strong>in</strong> Gesellschaft gekrümmter Stäbchen, jene der Gattung Spiapta, diesebesonders der Gattung Chiridota eigenthümlich.Au den Ankern (I, 1)*) kann man drei Haupttheile unterscheiden:a) den aus den beiden Ankerarmen gebildeten Bogen, b) den Schaft (Stiel),c) die Handhabe (Griff).Der Ankerbogenist oft auf der Mitte se<strong>in</strong>erConvexität oder auf der convexen Begreuzungsl<strong>in</strong>ie se<strong>in</strong>er Arme mit kle<strong>in</strong>enE<strong>in</strong>kerbungen oder kurzen Zäpfchen oder grösseren Zäbnchen besetzt.Der Schaft ist nicht se<strong>in</strong>er ganzen Länge nach drehr<strong>und</strong>, sondern <strong>in</strong> se<strong>in</strong>emder Handhabe näher liegenden Abschnitte <strong>in</strong> der Weise seitlich etwaszusammengedrückt, dass er hier e<strong>in</strong>en abger<strong>und</strong>eten, niedrigen Längskielerhält, der sich <strong>in</strong> der natürlichen (s. unten) Lage des Ankers an derder Ankerplatte zugekehrten (= <strong>in</strong>neren) Seite des Schaftes bef<strong>in</strong>det. DasUebergangsende des Schaftes <strong>in</strong> die Handhabe ist gewöhnlich leicht nachSeite desder dem erwähnten Längskiele entgegengesetzten (= äusseren) Schaftes gebogen. Die Handhabe ist an ihrem im Allgeme<strong>in</strong>en convexenAussenrande entweder mit fe<strong>in</strong>en Rauhigkeiten besetzt oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Anzahlkurzer Fortsätze vergabelf, die dann ihrerseits an ihren Enden jene Rauhigkeitenaufweisen können. — Auffallend kurz <strong>und</strong> gedrungen s<strong>in</strong>d dieAnker bei Synapta autopista v. Marenz.; durch ihre Kle<strong>in</strong>heit zeichnensie sich aus bei S. molesta Semp., durch ihre Grösse bei S. heselii Jag.,S. Mspida Hell. u. a. Mitunter kommen bei e<strong>in</strong> <strong>und</strong> derselben Art zweierleian Grösse oder auch noch an Form verschiedene Anker vor, z. B. beiS. pseudodigitata Semp., S. hmikensis Ludw., S. <strong>in</strong>nom<strong>in</strong>ata Ludw., S. digitata— (Mont.) Ferner gibt es allerlei Abweichungen von der gewöhnlichenGestalt der Anker, welche bald normale Vorkommnisse, bald aber auchMissbildungen zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en. So kennt man Anker mit Durchlöcherungen<strong>in</strong> Schaft <strong>und</strong> Bogen oder au der Uebergangsstelle des Schaftes <strong>in</strong> denBogen bei S. tenera Norm, <strong>und</strong> S. digitata (Mont.), solche mit ungleichgrossen oder ungleich gekrümmten <strong>und</strong> manchmal auch noch ungleich geformtenArmen bei S. asi/mmetrica Ludw., S. petersi Semp., S. verrilU Theel,dann solche mit e<strong>in</strong>em dritten überzähligen Arme bei S. hidentata Woodw.Während *) wie früher bemerkt durch e<strong>in</strong>geklammerte arabische Ziffern auf das Litteraturyerzeichnissverwiesen wird, werden die Tafelfiguren mit e<strong>in</strong>er late<strong>in</strong>ischen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er arabischenZiffer angeführt, von denen jene die Tafel, diese die Figur angibt.


Kalkkörper der Haut <strong>und</strong> der Ambulacralanliänge. 37<strong>und</strong> Barr, <strong>und</strong> S. aciüeata Theel, ferner Doppelauker,bei denen die Handhabezu e<strong>in</strong>em zweiten Ankerbogen ausgewachsen ist,bei S. aculeata Theel;endlich kommen auch Anker vor, deren Schaft sich nahe unter dem Ankerbogenzu e<strong>in</strong>em doppelten (bei S. vittata (Forsk.) <strong>und</strong> S. ors<strong>in</strong>ii Ludw.)oder selbst dreifachen (bei S. godeffroyi Semp.) Schafte gabelt, von denendann jeder se<strong>in</strong>e eigene Handhabe besitzt.Die Ankerplatten führen ihren Namen deshalb, weil sie den Ankern,die sich mit ihrer Handhabe auf ihnen befestigen, zur Stütze dienen. Sietreten stets als gegitterte, längliche Platten auf, deren Längsaxe mit derLängsaxe des zugehörigen Ankers <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ebene fällt, die sich aber imübrigen <strong>in</strong> zwei Hauptformendarbieten. Die e<strong>in</strong>e Sorte ist durch e<strong>in</strong>eregelmässige Form, Zahl <strong>und</strong> Anordnung der grösseren Löcher des Gittersgekennzeichnet, während bei der anderen Sorte die Löcher <strong>in</strong> Form, Zahl<strong>und</strong> Anordnung e<strong>in</strong>e grössere Unregelmässigkeit zeigen <strong>und</strong> auch dieäussere Umrandung der ganzen Platte e<strong>in</strong>e weniger bestimmte ist als beider ersten Sorte. Als Beispiel der ersten Sorte vrählen wir die Ankerplattevon Synapta reda Semp. (I, 3).Dieselbe hat im Ganzen die Gestalte<strong>in</strong>es mehr oder weniger <strong>in</strong> die Länge gezogenen <strong>und</strong> an den Ecken starkabger<strong>und</strong>eten Sechseckes; e<strong>in</strong>e der 6 Ecken ist zum Zwecke der Verb<strong>in</strong>dungmit der Handhabe des Ankers anders gebaut als die fünf anderenEcken <strong>und</strong> liegt immer an dem e<strong>in</strong>en Ende der Längsaxe der Platte;wir nennen dieses Ende das Gelenkende oder aus gleich anzugebendemGr<strong>und</strong>e das Bügelende; das entgegengesetzte Ende mag als freies Endeder Ankerplatte bezeichnet werden. Häufig setzt sich das Bügelende durche<strong>in</strong>e stärkere E<strong>in</strong>schnürung deutlicher von dem Haupttheil der Ankerplatteab <strong>und</strong> ersche<strong>in</strong>t dann wie e<strong>in</strong> Handgriff an demselben, z. B. bei S. griseaSemp. <strong>und</strong> S. glabra Semp. Die Ankerplatteist <strong>in</strong> unserem Beispiel vonsechs grossen, länglichr<strong>und</strong>en, bezahnten Löchern durchbrochen, an welchesich im Bügelende drei kle<strong>in</strong>ere (e<strong>in</strong> unpaares <strong>und</strong> zwei paarige) <strong>und</strong>schliesslich noch e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>ste, glattrandige Löcher anschliessen. Die sechsbezahnten Löcher s<strong>in</strong>d so angeordnet, dass e<strong>in</strong>es die Mitte e<strong>in</strong>nimmt <strong>und</strong>von den fünf peripherischen jedes se<strong>in</strong>er Lage nach e<strong>in</strong>er der fünf gleichmassigabger<strong>und</strong>eten Ecken der hexagonalen Gr<strong>und</strong>form der Platte entspricht.Von den drei glatten Löchern des Bügelendes lagert sich e<strong>in</strong>es,das unpaare, zwischen die zw^ei benachbarten bezahnten Löcher <strong>und</strong> schliesstso den Kranz, welchen überhaupt die peripherischen bezahnten Löcher umdas centrale bezahnte Loch bilden; aber auch dar<strong>in</strong> zeigt das <strong>in</strong> Redestehende unpaare Loch des Bügelendes se<strong>in</strong>e nahe Beziehung zu den sechsbezahnten Löchern, dass es bei manchen Arten ebenso bezahnt ist wie jene<strong>und</strong> dann als siebentes bezahntes Loch bezeichnet wird, z. ß. bei Synapta<strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.), S. lappfi J.Müll, S. grisea Semp., S. glahra Semp.Die beiden paarigen Bügellöcher s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> solchen Fällen, <strong>in</strong> denen sichdas Bügelende zu e<strong>in</strong>em deutlichen Handgriff abschnürt (s. oben), gewöhnlichsehr verkümmert oder fehlen wohl auch ganz. Se<strong>in</strong>eu Namen verdanktdas Bügelende dem Umstände, dass sich auf se<strong>in</strong>er äusseren, dem Anker


38Seewalzen.<strong>und</strong> der Hautobei fläche zugekehrten Seite e<strong>in</strong>e quere Kalkspange, derBügel, vom l<strong>in</strong>ken Rande des unpaaren Loches zu dessen rechtem Randebogenförmig h<strong>in</strong>iiberspaunt <strong>und</strong> so das Loch überbrückt. Dieser Bügelist mitunter ebenfalls bedornt, z. B. bei S. vivipam (Oerst). Die Zähne anden Rändern der erwähnten bezahnten Löcher haben die Eigenthümlichkeit,dass sie <strong>in</strong> zwei verschiedenen Ebenen liegen, die e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Ebene deräusseren, d. h. dem Anker zugekehrten Oberfläche der Ankerplatte, dieanderen <strong>in</strong> der Ebene der entgegengesetzten, unteren Fläche; jene besetzenden der Peripherie der ganzen Platte näher liegenden Rand der Löcher,diese den dem Mittelpunkte der Platte zugekehrten; <strong>in</strong>dessen können jenesich aber auch über den ganzen Umfang der Löcher ausdehnen,z. B. bei— S. grisea iSemp. E<strong>in</strong> Beispiel der zweiten Sorte von Ankerplattenbietet uns die S. heselü Jag. (I, 2).Der äussere Umriss der Platte istwenigerregelmässig <strong>und</strong> gleicht im Ganzen e<strong>in</strong>em abger<strong>und</strong>eten Rechteck; dieLöcher s<strong>in</strong>d sehr zahlreich, verhältnissmässig kle<strong>in</strong>, die mittleren grösserals die dem Rande der Platte näherliegenden, die Ränder der Löcher glattoder hier <strong>und</strong> da mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> das Loch vorspr<strong>in</strong>genden Auswuchs besetzt;e<strong>in</strong> querer Bügelist auch hier an dem e<strong>in</strong>en Ende der Platte zurAusbildung gelangt. In anderen Fällen wird die Ankerplatte im Vergleichzu ihrer Länge erheblich breiter, z. B. bei S. j^setidodigitata Serny^., S. dist<strong>in</strong>ctaV. Marenz., S. cibyssicola Theel, S. hatikensis Ludw.; dann s<strong>in</strong>d häutig sämmtlieheLöcher der Platte mit Zähnchen besetzt <strong>und</strong> der äussere Umriss derPlatte mehr oder weniger zackig, z. B. bei S. <strong>in</strong>solens <strong>und</strong> abyssicola Theel.Der Bügelist bei den Ankerplatten dieser zweiten Kategorie nicht immer,z. B. bei S. ooplax v. Marenz., so gut ausgebildet wie <strong>in</strong> unserem Beispiel,ja er kann, z. B. bei S. moJesta Semp., ganz <strong>in</strong> Wegfall kommen. E<strong>in</strong> gutabgegrenzter Handgriff am Bügelendeist seltener vorhanden als bei denAnkerplatten unserer ersten Sorte; wenn es der Fall ist, so hat die Ankerplatteim Ganzen etwa die Gestalt e<strong>in</strong>es Handspiegels <strong>und</strong> ist von e<strong>in</strong>erz. B.verhältnissmässig ger<strong>in</strong>gen Anzahl glattrandiger Löcher durchbohrt,bei S. digitata (Mont.), S. duUa Semp., Ä. <strong>in</strong>certa Ludw, — Falls der Ankere<strong>in</strong>en doppelten Schaft (s. oben) besitzt, so ist auch die Ankerplatte entsprechendabgeändert, <strong>in</strong>dem sie zwei nebene<strong>in</strong>ander angebrachte Bügelausbildet, je e<strong>in</strong>en für jeden Ankerschaft,z. B. bei S. ors<strong>in</strong>ii Ludw.Die Verb<strong>in</strong>dung des Ankers mit der Ankerplattef<strong>in</strong>det <strong>in</strong> derWeise statt, dass der Anker mit se<strong>in</strong>er Handhabe dem Bügel aufliegt <strong>und</strong>dabei mit se<strong>in</strong>em Schafte e<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>kel von beiläufig 45*^ zur Ebene derAnkerplatte bildet, <strong>in</strong>dem zugleich die Längsaxe des Ankerschaftes mit derLängsaxe der Ankerplatte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ebene fällt. Nach Held (95) <strong>und</strong> Baur(10)soll die Handhabe des Ankers durch das Bügelloch durchgestecktse<strong>in</strong>. Semper (238) h<strong>in</strong>gegen widerstreitet dieser Ansicht mit Recht <strong>und</strong>hebt hervor, dass bei sämmtlichen von ihm untersuchten Arten die Handhabegegen das Btigelende der Platte angelehnt sei. — Auch bei S. Jceferste<strong>in</strong>iiSq\. <strong>und</strong> S. (jfnsea Semp. sehe ich, dass der Anker dem Bügel aufliegt,nicht durchgesteckt ist. Um den Anker auf se<strong>in</strong>er Ankerplatte fest-


Kallikrtrper der Haut unrl der ^\ijihulacralanliänge. 39zuhalten dienen nur umsp<strong>in</strong>nende B<strong>in</strong>degewebsfasern; Bewegungen desAnkers können somit, da Muskelfasern fehlen, dem Willen des Thieresnicht unterworfen se<strong>in</strong>.— Die Stellung, welche Anker <strong>und</strong> Ankerplatten<strong>in</strong> Bezug auf die L'ängsaxe des Thieres e<strong>in</strong>nehmen, sche<strong>in</strong>t von den meistenForschern bis jetzt nicht näher beachtet worden zu se<strong>in</strong>, nur von den beideneuropäischen Arten S. digUata (Mont.) <strong>und</strong> S. <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.) wirdangegeben, dass die Anker stets quer zur Längsaxe des Thieres liegen.In Begleitung der Anker <strong>und</strong> Ankerplatten treten auch noch viel kle<strong>in</strong>ere,<strong>in</strong> der Regel ausserordentlich zahlreiche Kalkkörperchen auf, welche gewöhnlichals „Hirseplättchen" bezeichnet Averden. Sehr häufig habensie die Gestalt w<strong>in</strong>ziger Körnchen, die sich zu Bogen oder E<strong>in</strong>gen oderuuregelmässigen Rosetten zusammenlegen (I, 4); bei näherer Untersuchung,wie ich sie z. B. bei S. grisea Semp. vornahm, zeigt sich, dass die e<strong>in</strong>zelnenKörnchen e<strong>in</strong>es derartigen Hirseplättchens nicht gesondert auftreten, sondernals Auswüchse e<strong>in</strong>es fe<strong>in</strong>en, gekrümmten Stäbchens ihre Entstehung nehmen.Inandern Fällen treten die Hirseplättchen <strong>in</strong> Form von länglichr<strong>und</strong>en oderbiscuit- oder hanteiförmigen Körperchen auf, z.B. hei Änapfa gracilis Semp.,Synapta haitkensis Ludw., S. henedeni Ludw., oder sie sehen aus wie kle<strong>in</strong>eKlammern, z. B. bei S. <strong>in</strong>certa Ludw., oder stellen kreuzförmige oder verästelteStäbchen, z. B. bei S. dist<strong>in</strong>da v. Marenz., S. dubia Semp., S. molestaSemp., S. nigra Semp., dar, welche sich bei S. molesta Semp. <strong>und</strong> S. ooplaxV. Marenz. auch zu durchlöcherten Plättchen ausbilden können. Entwederkommen die Hirseplättchen zerstreut <strong>in</strong> der ganzen Haut vor oder nur denLängsmuskeln entlang; die biscuitförmigen f<strong>in</strong>den sich vorzugsweise an <strong>und</strong>auch <strong>in</strong> den Längsmuskeln. Auch ereignet es sich, dass die Hirseplättchensich zu grösseren Gruppen anhäufen, welche z. B. bei Synaj)ta grisea Semp^schon äusserlich als blaiigraue, bei S. heselüJ'äg. als vv^eisslichgelbe Fleckender Haut bemerklich werden.Die häufigste Form der rädchen förmigen Kalk kör per ist das mitsechs Speichen versehene Rädchen, wie es für die Gattung Chiridotacharakteristisch ist (I, 5). Der Radkranz des Rädchens ist an se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>nerenUmrandung mit e<strong>in</strong>er grossen Zahl sehr fe<strong>in</strong>er Zahnspitzen besetzt. DieForm des Rädchens lässt sich, wie Seitenansichten lehren, im Ganzen mite<strong>in</strong>em Napfe vergleichen, dessen Boden (die Nabe des Rades)<strong>in</strong> die nachoben, d. h. nach der Hautoberfläche gerichtete Concavität des Napfesvorgewölbt ist <strong>und</strong> dessen Rand nach e<strong>in</strong>wärts geschlagenist <strong>und</strong> so e<strong>in</strong>enRandsaum bildet, der an se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>wärts gerichteten Begrenzung die erwähntenZähnchen trägt. Die Rädchen liegen bei Chiridota nicht vere<strong>in</strong>zelt<strong>in</strong> der Haut, sondern <strong>in</strong> Gruppen, sog. Rädchenpapillen, vere<strong>in</strong>igt,die gewöhnlich wärzchenförmig nach aussen vorspr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> oft auchschon durch ihre weissliche Farbe auffallen. In jeder Rädchenpapillef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e wechselnde, aber <strong>in</strong> der Regel ziemlich beträchtliche Anzahl(30— 80) von Rädchen, die sehr häufig ungleich gross s<strong>in</strong>d. Entweders<strong>in</strong>d die Rädchenpapillen über den ganzen Körper ziemlich gleichmässig<strong>und</strong> ohne Reihenstellung vertheilt, z. B. bei Chiridota varidbilis Semp.,


40 Seewalzen.Ch. panaensis Semp., Ch. (Zit&kSemp., oder sie lassen dabei die fünf Radiairegionenfrei, bei Ch. rotifera Pourt., oder sie stehen <strong>in</strong> Längsreihen <strong>und</strong>s<strong>in</strong>d dann ebenfalls auf die Interradien beschränkt,z. B. bei Ch. violacea Pet.<strong>und</strong> Ch. eximia Haacke. Im letzteren Fall besetzen sie manchmal nur diedrei dorsalen Interradien oder s<strong>in</strong>d wenigstensan diesen Stellen viel zahlreicherals <strong>in</strong> den beiden ventralen Interradieo, z. B. bei Ch. vitiensis Semp.,Ch. laevis (Fabr.), Ch.pisanii Ludw. Auch bei Myriotrochus s<strong>in</strong>d die Rädchenan der Dorsalseite sehr viel zahlreicher als an der Bauchseite. BeiAcanthotroclms , Myriotrochus <strong>und</strong> Trochoderma f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e Zusammendrängungder Rädchen zu ,,Rädchenpapillen" statt; bei den beiden erstgenanntenGattungen liegen die Rädchen neben e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> der Haut;bei Trochoderma ordnen sie sich <strong>in</strong> mehrere Schichten übere<strong>in</strong>ander. —Um aber auf die Form der Rädchen zurückzukommen, so wird von derSechszahl der Speichen <strong>in</strong> der Gattung Chiridota nur ausnahmsweise abgewichen,<strong>in</strong>dem sieben- oder selbst neunspeichige Rädchen mitunter zwischenden regelmässig sechsspeichigen angetroffen werden. Dagegen s<strong>in</strong>d Rädchenmit e<strong>in</strong>er grösseren Anzahl der Speichen den Gattungen Trochoderma^Acanthotrochus <strong>und</strong> 3Iyriotroclnis eigen; bei ÄcantJiotrochus zählt man 8— 11,bei Trochoderma 10— 16, hei Myriotrochus 15— 24 (<strong>in</strong> der Regel 19) Speichen.Bei Trochoderma ist der Radkranz der Rädchen an se<strong>in</strong>er oberen, äusseren<strong>und</strong> unteren Seite mit zahlreichen Dornfortsätzen besetzt, von denen dieder unteren Seite am grössten s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> der Zahl nach mit der Zahl derSpeichen übere<strong>in</strong>stimmen. Bei Äcantliotrochus zeigen die Speichen dieBesonderheit, dass sie an ihren Rändern flügeiförmig verbreitert s<strong>in</strong>d.Dieselbe Gattung lehrt auch, dass zwei verschiedene Formen von Rädchengleichzeitigvorkommen können. Die e<strong>in</strong>e Form der Äcanthotrochus-Käächenist kle<strong>in</strong>er, hat fast immer 11 Speichen <strong>und</strong> am Radkranze gewöhnlichdoppelt so viele e<strong>in</strong>wärts gerichtete Zähne; die concave Seite des im Ganzenauch hier napfförmigen Rädchens ist nach der Hautoberfläche gerichtet.Die andere etwas grössere Form schwankt <strong>in</strong> — der Speichenzahl von 8 11(meistens 8) <strong>und</strong> ist am Aussenrande des Radkranzes mit etwa ebensovielen abstehenden Stacheln besetzt (I, 14), welche <strong>in</strong> ihrer Stellung mitden Speichen abwechseln; die der Hautoberfläche zugekehrte Oberseitedieser Rädchen ist flach, die abgekehrteUnterseite leicht concav. BeiMyriotrochus (I, 8) ist der Radkranz mit e<strong>in</strong>wärts gerichteten kräftigenZähnen besetzt, deren Zahl fast ausnahmslos etwas grösser (23— 25) istals die Zahl der Speichen; das ganze Rädchen hat die Gestalt e<strong>in</strong>es flachenNapfes, dessen Concavität nach der Oberfläche der Haut gerichtet ist. Eszeigen demnach die e<strong>in</strong>wärts gerichteten Zahnbildungen am Radkranzeder Chiridota-, Myriotrochus- <strong>und</strong> der kle<strong>in</strong>eren Acanthotrochus -^?idiQ\iQJidar<strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimmung, dass sie sich immer an der obern, der Aussenweltzugekehrten Seite des Rädchens bef<strong>in</strong>den. Aehnliche Rädchen,— wiewir sie soeben bei den Gattungen Chiridota, Trochoder<strong>in</strong>a, Acanthotrochus<strong>und</strong> Myriotrochus kennen gelernt haben,auch bei der Gattung Synapta, jedochf<strong>in</strong>den sich bemerkenswertherweisenur bei der als Auricularia be-


Kalkküi'per der ilaul <strong>und</strong> der Ambulacralanhänge. 41zeichneten Larven form.Die Äitricularia-Ksidichen (I, 9) besitzen bei Stjnaptadigitata (Mont.) i<strong>in</strong>gefäbr 12 — 16 Speichen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en ganz glatten Radkranz.— Die Nabe der Rtädchen ist solid <strong>und</strong> an ihrer Oberseite meistensglatt, seltener mit kle<strong>in</strong>en Knötchen besetzt; letzteres wird beispielsweisevon Blyriotrochns angegeben. An die Innenseite der Nabe befestigen sichkürzere oder längere Faserbi<strong>in</strong>del, über deren Bau <strong>und</strong> Funktion genauereAngaben fehlen. Bei Chirklota violacea Pet. verb<strong>in</strong>den sich nach Job.Müller (179) die Faserstiele aller Rädchen e<strong>in</strong>er Rädchenpapille zu e<strong>in</strong>emgeme<strong>in</strong>schaftlichen Strange, der wie e<strong>in</strong>e zusammengewickelte Schnur imInnern der Rädchenpapille liegt.Sehr verschieden s<strong>in</strong>d die Formen der Stäbchen, die <strong>in</strong> der Regel<strong>in</strong> Gesellschaft der Rädchen auftreten. Im Allgeme<strong>in</strong>en handelt es sichum bogenförmig gekrümmte Stäbchen, im E<strong>in</strong>zelnen aber ist die Mannigfaltigkeitke<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge. Entweder <strong>und</strong> das ist das häufigste Vorkommen,—s<strong>in</strong>d sie (I, 7) von kurzer, gedrungener Gestalt, an den verdickten Endenmit Rauhigkeiten, Dörnchen oder kurzen Gabelfortsätzen ausgestattet, zeigendann auch manchmal <strong>in</strong> ihrer Mitte e<strong>in</strong>e leichte Anschwellung,z. B. beiChirklota rotifera (Pourt,),Ch.jnsmiä Ludw.,— oder sie endigen zugespitzt<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d dann <strong>in</strong> der Art S förmig gebogen, dass die beiden Haken derS- Figur bald <strong>in</strong> derselben Ebene, bald <strong>in</strong> zwei rechtw<strong>in</strong>klig zu e<strong>in</strong>anderstehenden Ebenen liegen, z. B. bei Chiridota contorta Ludw. (1, 6), Ch,japonica v. Marenz., Ch. australiana Stimps. Bei e<strong>in</strong>zelnen Chiridotenkommen auch e<strong>in</strong>fachere, biscuitförmige Stäbchen vor, z. B. bei Ch.panaensis Semp. ,während schnallenförmige Plättchen nur alle<strong>in</strong> von Ch.eximia Haacke erwähnt werden. — Selten ereignet es sich, dass beiChiridoten entweder nur Rädchen oder nur Stäbchen die Kalkkörper derHaut repräsentiren ;nur Rädchen sche<strong>in</strong>en bei Ch. laevis (Fabr.), nurStäbchen bei Ch. japonica v. Marenz. <strong>und</strong> Ch. studeri Theel vorzukommen.Im AnschlussEntwicklung der Anker, Ankerplatten <strong>und</strong> Rädchen.an die Betrachtung der Formen, welche die fertigen Kalkkörper beiden Synaptiden darbieten, verdienen auch deren Eutwieklungszustände e<strong>in</strong>ekurze Betrachtung. Was zunächst die Entstehungder Anker <strong>und</strong> Ankerplattenanbetrifft, so hat schon Quatrefages (210) e<strong>in</strong>ige spätere <strong>Bild</strong>ungsstadienderselben von Synapta <strong>in</strong>haerens abgebildet. Später hob dannAyres (7) zuerst hervor, dass die Anker der von ihm darauf untersuchtenArt <strong>in</strong> ihrer Entstehung den Ankerplatten vorausgehen, e<strong>in</strong>e Angabe, dievon Woodward <strong>und</strong> Barrett (286) <strong>und</strong> Baur (10) für Synapta digitata(Mont.) <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs wieder von Semon (235) für S. <strong>in</strong>haerens (0. F.Müll.) bestätigt wurde; bei tropischen Arten (S. setpent<strong>in</strong>a MüW. , S. griseaSemp., S. lieferste<strong>in</strong>ii Sei.) fand ich dasselbe. Dagegen kommt auch dieumgekehrte Reihenfolge <strong>in</strong> der Entstehung beider Kalkgebilde vor, wieunlängst Sluiter (242) bei se<strong>in</strong>er S. psara zeigte. Wie des Näheren schonWo od ward <strong>und</strong> Barrett <strong>und</strong> Baur beobachteten, entsteht von dem Anker—(II, 1 9) zuerst der Schaft, der dann durch Anlage der beiden AnkerarmeT förmig wird <strong>und</strong> am anderen Ende sich zur Handhabe verdickt. Die


42 Seewalzen.Ankerplatte begiont <strong>in</strong> Gestalt e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Stäbchens (II, 6 — 9), welchesquer zur stab förmigen Ankeranlage gerichtet ist, sich nachher an se<strong>in</strong>enEnden gabelt, dadurch X förmig wird <strong>und</strong> dann durch weitere Vergabelungen<strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>igung der e<strong>in</strong>ander entgegeuwachsenden Gabelendeu die Ankerplatteliefert. Auch diese Verhältnisse fand ich bei den obengenanntendrei tropischen Arten bestätigt. Bei S. grisea <strong>in</strong>sbesondere sehe ichdeutlich, das sich von den sieben grossen Löchern der Ankerplatte dascentrale zuerst schliesst, <strong>in</strong>dem das als erster Anfang der ganzen Platteauftretende Querstäbchen zum h<strong>in</strong>teren (d. h. bügelwärts liegenden) Randedes anfänglich abger<strong>und</strong>et hexagonalen mittleren Loches wird. Im Umkreisedieses Loches entstehen dann die 6 peripherischen, von denen dash<strong>in</strong>terste,also das dicht h<strong>in</strong>ter dem primären Querstäbchen gelegene wiederden 5 übrigen vorausgeht (wie auch Semon von S. <strong>in</strong>haerens angibt)<strong>und</strong> sich dabei zum Bügelloch <strong>und</strong> zur durchlöcherten Handhabe weiterentwickelt.— lieber die Entwicklung der Rädchen gaben Woodwardnnd Barrett (286) die erste Notiz; sie fanden, dass die Jf«/n'of>*öc7ms-Rädchenanfänglich die Gestalt e<strong>in</strong>es Sternes haben, welcher der Nabe <strong>und</strong> denSpeichen des späteren fertigen Rädchens entspricht, dem aber der Radkranznoch fehlt. M. Sars (222) <strong>und</strong> Semper (238) machten die gleicheBeobachtung an den Chiridofa-'R'Aächeu Metschnikoff, (169) an denRädchen der ÄuricuIaria-L?iYve, Theel (262) an Trochoderma. Fernerbestätigten Duncan <strong>und</strong> Sladen (56) die Angaben von Woodward <strong>und</strong>Barrett an Mpriotroclms, während ich (153) <strong>und</strong> Semon (235) an Chiridota-Ai'tendie Sars'schen <strong>und</strong> Semper 'sehen Beobachtungen weiterführten.Daraus ergibt sich als Regel, dass alle rädchenförmigen Synaptiden-Kalkkörpermit ihrem centralen Theile, der Nabe, zuerst angelegtwerden (II,10— 16); die Nabe tritt als e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Stern auf, dessen Strahlenbis zur Länge der späteren Speichen auswachsen <strong>und</strong> dann sich anihrem freien Ende gabeln; die kurzen Gabelzweige legen sich zur <strong>Bild</strong>ungdes Radkranzes ane<strong>in</strong>ander oder verschmelzen zum gleichen Zwecke anihren Berührungsflächen vollständig mite<strong>in</strong>ander. E<strong>in</strong>e nachträgliche Vermehrungder Speichen sche<strong>in</strong>t nicht vorzukommen.2. Molpadiidae. Im Ganzen zeigen die Kalkkörper dieser Familiewenig Uebere<strong>in</strong>stimmendes unter e<strong>in</strong>ander. Das Vorkommen von Ankern<strong>in</strong> der Gattung Atikyroderma verknüpft zwar die Kalkkörper der Molpadiidenmit denen der Gattung Synapta, während im Uebrigen e<strong>in</strong>e grössereAnnäherung an die Kalkkörper der Dendrochiroten unverkennbar ist.Ganz eigenartig aber s<strong>in</strong>d die bei e<strong>in</strong>igen Gattungen der Molpadiidenvorkommenden, gefärbten, massiven Kalkgebilde.Anker f<strong>in</strong>den sich, wie gesagt, nur bei der Gattung Änkyroderma(II, 16). .Jeder Anker liegt hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Erhebung der Haut <strong>und</strong>ist nicht wie bei Synapta auf e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Ankerplatte, sondern auf demMittelpunkte e<strong>in</strong>er sternförmigen Gruppe von <strong>in</strong> der Regel fünf, seltenersechs oder sieben Stäben e<strong>in</strong>gefügt, welche an dem Ende, mit dem sieunter dem Anker zusammenstossen <strong>und</strong> sich theilweise überlagern, löffel-


Kalkkörper der Hnut <strong>und</strong> der Ambulacralanliänge. 43oder spateltormig verbreitert <strong>und</strong> hier auch gittertormig durchlöchert s<strong>in</strong>d.Die Anker selbst unterscheiden sich <strong>in</strong>soiern von denen der Synaptidenals ihr der Handhabe jener entsprechender Basaltheil meistens e<strong>in</strong> durchlöchertesScheibchen darstellt. Auf dem von den Stäben gebildeten Sternist der Anker so befestigt, dass er nach allen Seiten frei bewegt werdenkann.An die Kalkkörper mancher Dendrochiroten (s. unten) er<strong>in</strong>nerndie bestachelten Gitterplättchen, wie sie bei Molpaäia- (I, 10) <strong>und</strong> Caud<strong>in</strong>a-Arten, die Gitterschalen, wie sie bei anderen Caud<strong>in</strong>a-Arten (I, 11) <strong>und</strong> die<strong>in</strong> der Mitte durchlöcherten, sp<strong>in</strong>delförmigen Stäbe, wie sie bei Trocliostomaviolaceum Stud. <strong>und</strong> Ankyroderma danielsseni Theel vorkommen,sowie endlichauch die oft mit e<strong>in</strong>em stachelförmigen Aufsatz ausgestatteten Gitterplättchen,welche sich <strong>in</strong> der Haut von Trocliostoma <strong>und</strong> Anhjrodirma (I,17 u. 18)f<strong>in</strong>den. Viel unansehnlicher s<strong>in</strong>d die w<strong>in</strong>zigen, nierenförmigen oder wiekrause Stäbchen aussehenden Kalkkörper der Gattung Haplodactyla (I, 12).Dieoben erwähnten gefärbten Kalkkörper der Gattungen Trocliostoma<strong>und</strong> Ankyroderma haben gewöhnlich e<strong>in</strong>e r<strong>und</strong>liche oder länglicheForm, entbehren jeglicher Durchlöcherung, s<strong>in</strong>d concentrisch geschichtet(I, 15) <strong>und</strong> von we<strong>in</strong>rother Farbe.3. Elasipoda. Für die 3 Familien dieser Ordnung (Elpidüdae,Deimatidae <strong>und</strong> Psychropotidae) lassen sich die Kalkkörper der Hautzusammenfassend behandeln.Die häufigste <strong>und</strong> zugleich auffälligste Formderselben ist die e<strong>in</strong>es vierarmigen Kreuzes, dessen Arme mehr oderweniger nach unten, d. h. nach der Innenseite der Haut gebogen (concav)s<strong>in</strong>d, während sich auf der Oberseite des Kreuzes e<strong>in</strong> oder vier oder fünfstachelförmige Fortsätze erheben, die <strong>in</strong>dessen auch ganz fehlen können.Die Arme sowohl wie die stachelförmigen Fortsätze s<strong>in</strong>d nur selten glatt,meistens ihrer ganzen Länge nach oder nur <strong>in</strong> der Nähe ihrer peripherischenEnden mit Dornen <strong>und</strong> Dörnclien besetzt (V, 1— 5). Am nächsten stehendiesen Gebilden unter den Kalkkörpern der übrigen Holothurien die Formen,welche wir unter den Aspidochiroten bei Paelopatides aspera (IV, 29) antreffenwerden, <strong>und</strong> ebenso wie sich dort (s. S. 46) die vierarmigen kreuzförmigenKalkkörper auf das e<strong>in</strong>fache primäre Kreuz zurückführen lassen,mit welchem der Aufbau der „Stühlchen'' beg<strong>in</strong>nt, so auch hier. Mankann, wie mir sche<strong>in</strong>t mit allem Rechte, die ansche<strong>in</strong>end so isolirt dastehendenvierarmigen Kalkkörper der Elasipoda als den „Stühlchen'' der Aspidochirotenhomologe Gebilde ansehen. Was wir bei jenen Stühlchen alskreuzförmige Jugendform der primären Stühlchenscheibe kennen lernenwerden, ist hier bei den Elasipoden dauernd festgehalten. Die Abwärtsbiegungder Kreuzarme kommt ebenfalls den meisten Stühlchen zu,nur dieverhältnissmässig bedeutende Länge <strong>und</strong> die vollständige, peripherischeTrennung der Kreuzarme von e<strong>in</strong>ander tritt bei den Elasipoden wie beiPaelopatides als etwas Besonderes auf. Der Stiel des Aspidochiroten-StOhlchens S. (s. 47) ist ebenfalls <strong>in</strong> der Kegel bei den kreuzförmigenKalkgebilden der Elasipoden nachweisbar, <strong>in</strong>dem die vier Stachelfortsätze,


44 Seewalzeii.welche sich auf der Oberseite der Kreuzarme erheben, ganz so geordnets<strong>in</strong>d (V, 5 u. 2) wie die vier Stielstäbe e<strong>in</strong>es typischen „Stühlchens" ;derUnterschied liegt wie bei den Kreuzarmen nur dar<strong>in</strong>, dass die vier Stachelfortsätzeke<strong>in</strong>e Veib<strong>in</strong>duDgen unter sich (durch Querspangen) e<strong>in</strong>gehen.Zu den vier auf den Kreuzarmen entspr<strong>in</strong>genden Stachelfortsätzen kannnoch e<strong>in</strong> fünfter sich gesellen, der sich ans dem Mittelpunkte des Kreuzes(z. B. V, 1)erhebt. Es können auch die vier auf den Armen stehendenStachelfortsätze fehlen <strong>und</strong> nur der centrale vorhanden se<strong>in</strong> (z. B. V, 3)oder es fehlt selbst auch dieser (V, 4).— Mitunter kommen statt der vierarmigendreiarmige Kreuze vor, z. B. bei Pcniagonenarcsi Theel <strong>und</strong>AcJilyonice ladea Theel, oder fünfarmige,z. B. bei Laetmogone violaceaTheel, <strong>in</strong> ganz ähnlicher Weise wie auch bei den Stühlchen der Aspidochiroten(s. S. 47) derartige Zahlenabweichungen auftreten.An die auf die „Sttthlchen" zurückführbaren kreuzförmigen Kalkkörperder Elasipoden schliessen sich andere an,welche e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachstabförmige Gr<strong>und</strong>form haben. Diese Stäbe s<strong>in</strong>d gerade oder gekrümmt,meistens bedornt (V, 6) oder von der C förmigen Gestalt, wie sie uns nachherunter den Aspidochiroten wieder begegnen wird; <strong>in</strong>sbesondere s<strong>in</strong>des die Gattungen der Elpidiiden Scotoj^hmes <strong>und</strong> Peniagone, bei welchensich derartige C förmige Stäbe f<strong>in</strong>den, die auch noch durch die Anschwellungan ihrer Längsmitte auf die zum Vergleiche bereits herangezogenen Gebildeder Aspidochiroten h<strong>in</strong>weisen.ist die rädchen-E<strong>in</strong>e zweite Hauptform der Elasipoden-Kalkkörperförmige, die wir bis dah<strong>in</strong> nur bei den Synaptiden angetroffen hatten.Indessen unterscheiden sich die Rädchen der Elpidiiden <strong>und</strong> Deimatiden(bei der dritten Elasipoden-Familie, den Psychropotiden, fehlen sie) dadurch<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wichtigen <strong>und</strong> auffallenden Punkte von den Rädchen der Synaptiden,dass ihre Nabe nicht solid ist,sondern von e<strong>in</strong>er die Mitte derselbene<strong>in</strong>nehmenden Gruppe von Löchern durchbrochen wird (V, 7).Die Zahldieser mittleren Löcher ist 3, 4 oder 6. Am bemerkenswerthesten ist derFall mit 4 mittleren Löchern, die, wie die Entwicklung des Rädchens zeigt,ihre Entstehung aus e<strong>in</strong>em vierarmigen Kalkkörperchen (V, 8) nehmen,dessen Arme sich mit ihren peripheren Enden verb<strong>in</strong>den (V, 9); erst vondem Aussenrande der dann fertig gebildeten Nabe bilden sich Speichen<strong>und</strong> Radkranz des Rädchens ganz <strong>in</strong> derselben Weise, wie wir das bei denRädchen der Synaptiden (s. S. 42) kennen lernten. Es stellen demnach dieRädchen der Elasipoden die Verb<strong>in</strong>dungsbrücke her, welche von den sonstso eigenartig dastehenden Synaptiden -Rädchen h<strong>in</strong>überführt zu den aufder Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er X- förmigen Anlage entstehenden Kalkkörpern, alswelche wir bereits die Aukerplatten der Synapten <strong>und</strong> die vierarmigenKalkkörper der Elasipoden erkannt haben <strong>und</strong> als welche wir <strong>in</strong>sbesonderenoch die sog. „Stühlchen" <strong>und</strong> „Schnallen" der Aspidochiroten <strong>und</strong>Dendrochiroten werden kennen lernen. Man kann demnach die Rädchender Synaptiden als e<strong>in</strong>e phylogenetisch spätere Stufe der Elasipoden-Rädchenansehen, e<strong>in</strong>e Stufe, die ihre erste X förmige Gr<strong>und</strong>form überspr<strong>in</strong>gt.


Kalkkörper der Haut <strong>und</strong> der Ambulacralanhänge. 45Ebenso wie die kreuz- <strong>und</strong> rädchenförmigen Kalkkörper entstehenauch die bei e<strong>in</strong>zelnen Elasipoden vorkommenden grossen, bei Oneirophanfabis 3, bei Deima bis 7 Mm. messenden Gitterplatten ans e<strong>in</strong>erX förmigen Anlage. Aber auch h<strong>in</strong>sichtlich der fertig ausgebildeten Gestaltgibt es zwischen diesen grossen Platten <strong>und</strong> den Rädchen e<strong>in</strong>e Mengevon Uebergängen; so kommen z. B. bei llyodaemon maculatus Theelgleichzeitig mit den echten Rädchen kle<strong>in</strong>ere plättchentörmige vor, oderes bildet sich e<strong>in</strong> rädchenförmiger Kern durch Umlagerung unregelmässigerKalkmaschen zu e<strong>in</strong>em Gitterplättchen um,z. B. bei Pannychiamoseleyi Theel.4, Aspidoehirotae. Unter den Kalkkörpern der Aspidochirotenistdie vorherrschende Form diejenige, welche gewöhnlich als „Stühlchen"bezeichnet wird. Wie schon Sem per (238) beobachtete, entsteht e<strong>in</strong>solches „Stühlchen" aus e<strong>in</strong>em kreuzförmigen oder besser gesagt ause<strong>in</strong>em an se<strong>in</strong>en Enden gegabelten, kurzen Stabe, dessen Gabeläste sichzu Löchern schliessen, während sich senkrecht darauf vier Stäbe erheben,die sich durch e<strong>in</strong>e oder mehrere Querspangen mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den.(Vergl. Holzschnitte 2—


46 Seewalzen.<strong>dargestellt</strong>en Schema ist die obere Seite der Scheibe flach, sodass dassdie 4 primären Löcher trennende Kreuz, auf dem sich die Stäbe desStieles erheben, <strong>in</strong> der Fläche der Scheibe liegt; <strong>in</strong> Wirklichkeit kommtdiese Anordnung z. B. bei Stichopus japonkus Sei. vor. Weitausöfter jedochzieht sich bereits das centrale Kreuz <strong>in</strong> die Höhe <strong>und</strong> ersche<strong>in</strong>t dann <strong>in</strong>der Seitenansicht des Stühlchens als e<strong>in</strong> unterster Stielabschnitt (Holzschnitt6); die Scheibe ist alsdann auf ihrer oberen Fläche <strong>in</strong> der Mitteconvex <strong>und</strong> blickt man von unten auf e<strong>in</strong>e derartige Scheibe, so siehtman zunächst nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige mittlere Oeffnung, deren Rand dem Aussenrandeder 4 primären Löcher entspricht; erst <strong>in</strong> der Tiefe dieser mittlerenOeffnung erkennt man, dass dieselbe durch e<strong>in</strong> Kreuz <strong>in</strong> die vier Primärlöcherzerlegt wird, z. B. bei Holothuria atra Jag., H. vagalmnda Sei.,H. nionacaria Less., Stklwpus moebii Semp. <strong>und</strong> vielen anderen. Aus dieserBetrachtung ergibt sich, dass die unterste Querspange, welche man beider Seitenansicht der Stühlchen sieht, nicht immer dieselbe morphologischeBedeutung hat. Bei flacher Primärscheibe ist die unterste Querspaugeder Seitenansicht die erste Querverb<strong>in</strong>dung der Stielstäbe, bei convexerPrimärscheibe dagegen ist die unterste Querspange der Seitenansicht vondem primären Kreuze gebildet <strong>und</strong> erst die zunächst darüber gelegeneQuerspange der Seitenansicht wird durch die erste Querverb<strong>in</strong>dung derStielstäbe geliefert. In den bisher <strong>in</strong> der Litteratur vorliegenden Beschreibaugenist auf diesen Unterschied ke<strong>in</strong>e Rücksicht genommen, obwohlschon der Umstand darauf führt, dass die von unten betrachtetenStühlchen <strong>in</strong> der Mitte bald e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Loch, bald e<strong>in</strong> vierarmiges Kreuzzeigen.Die Scheibe behält nur seltendie durch das primäre Kreuz bed<strong>in</strong>gteAnzahl von nur vier Löchern, z. B. bei Holotlmrm xyardalis Sei. (IV, 34).Fast stets bilden sich am Rande der Primärscheibe weitere Löcher durchZuwachs aus, zunächst so, dass vier sek<strong>und</strong>äre h<strong>in</strong>zutreten, welche <strong>in</strong> ihrerStellung mit den vier Primärlöchern abwechseln,z. B. bei HolofJmria atraJag. <strong>und</strong> Stwliopiis sordidus Theel (IV, 5).Weiterh<strong>in</strong> nimmt die Zahl dersek<strong>und</strong>ären Löcher noch mehr zu <strong>und</strong> es ordnen sich dieselben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emz. B.(z. B. bei Holofhurki vagahimda Sei., Stkhopus varkgatiis Semp. etc.) oder <strong>in</strong>mehreren (z. B. bei Stkliopus godeffroyi var. b.Semp. [IV, 23]) Kränzen r<strong>in</strong>gsum die vier Primärlöcher. Die Scheibe zeigt ferner dar<strong>in</strong> grosse Verschiedenheiten,dass ihr äusserer Umriss bald glatt, bald abger<strong>und</strong>et, bald,bei Holothuria pardalis Sei., mit Dornen besetzt ist. Diese Dornen s<strong>in</strong>dgewöhnlich etwas aufgerichtet, d. h. <strong>in</strong> der Seitenansicht des Stühlchensstreben sie schief nach oben <strong>und</strong> aussen. — Bleibt das primäre Kreuz, auswelchem sich sonst e<strong>in</strong>e Scheibe entwickelt, fortbestehen, ohne dass se<strong>in</strong>eArme sich gabeln <strong>und</strong> zu Löchern schliessen oder so, dass sich die Armestark verlängern <strong>und</strong> dann mit den an ihren peripheren Enden auftretendenVerästelungen <strong>und</strong> Lochbildungen mit den benachbarten Armen nicht mehrzusammenstossen, so entstehen vierarmige Kalkkörper, welche an die derElasipoden er<strong>in</strong>nern, z. B. bei Paelopatides aspera Theel (IV, 29), Stichopus


Kalkkörpor der Haut <strong>und</strong> der Ambulacralanliänge. 47moseleyi Thöel, St. clmllengeri Theel (IV, 20) <strong>und</strong> St. natcms (Sars). In ähnlicherWeise können auch mehr als vierarmige Scheiben entstehen, wenndie vier Aeste des primären Kreuzes sich sofort gabeln <strong>und</strong> dann erstdiese Gabeläste zu langen Armen auswachsen,z. B. bei Stichopus moseleyiTh(^el (IV, 8).Der Stiel der Stühlchen baut sich, wie gesagt, aus vier Stäbenauf, von denen e<strong>in</strong> jeder sich auf je e<strong>in</strong>em Arme des primären Kreuzes(Holzschnitt 3) erhebt. Von der regelmässigen Vierzahl der Stielstäbegibt es aber auch Ausnahmen,<strong>in</strong> denen der Stiel sich nur aus 3 oder 2oder 1 oder aus 5 oder noch mehr Stäben aufbaut; Stiele aus e<strong>in</strong>em Stabkommen beispielsweise vor bei Holothuria curiosa Ludw., mit 2 Stäben beiderselben Art, mit 3 bei H. murrayi Theel, H. thomsoni Theel, H. lactea Theel,mit 5 bei Lahidodemas semperiamim Se\. <strong>und</strong> SticJiopus sordidus Theel,mitnoch mehr als 5 bei Holothuria rigida (Sei.)<strong>und</strong> IL albiventer Semp. Beiderartigen Vermehrungen oder Verm<strong>in</strong>derungender typischenVierzabl derStielstäbe zeigt aber auch entweder 1) schon das primäre Kreuz entsprechendeAbänderungen; es ist 3- oder 5- oder 6 armig — oder 2) es gleicht,be<strong>in</strong>ur 2 Stielstäben, weniger e<strong>in</strong>em Kreuz als e<strong>in</strong>em au den beiden Endengegabelten Stab, auf dessen Gabelpunkten sich die Stielstäbe erheben,während sie sonst auf den Kreuzarmen stehen — oder 3) es entspr<strong>in</strong>gt,bei nur e<strong>in</strong>em Stielstab, dieser Stab auf dem Mittelpunkt des Kreuzes,z. B. bei Paelopatides aspera (IV, 29) — oder endlich 4) die auf 1, 2 oder3 beschränkte Zahl der Stielstäbe entsteht durch e<strong>in</strong>e Verkümmerung von3, 2 oder e<strong>in</strong>em der vier anfänglich angelegten Stäbe,z. B. bei Holothuriacuriosa Ludw. — Die Stielstäbe s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>- oder mehrmal durch Querspangenmite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en. Man unterscheidet demnach e<strong>in</strong>stöckige, zweistöckigeu. s. w. Stühlchen, wobei zu beachten ist,dass beim Abzählen derStockwerke gewöhnlich ke<strong>in</strong>e Rücksicht auf die oben (S. 46) erörterte, verschiedenemorphologische Bedeutung der untersten Querspange genommenwird. Besonders häufig s<strong>in</strong>d die zweistöckigen StUhlchen,z. B. Holothuriaatra Jag. (III, 30), H. impatiens (Forsk.) (IV, 30), H. monacaria Less., Stichopusvariegatus Semp., St. chloronotos Brandt, St. sordidus Theel (IV, 4); dreistöckigef<strong>in</strong>den sich z. B. bei Stichopus japonicus Sei., vierstöckige beiStichopus godeffroyi var. b Semp., mehrstöckige bei Holothuria sp<strong>in</strong>ifera Theel(IV, 7), H. samoana Ludw. (IV, 28), H. martensii Semp. Das freie Ende derStielstäbe zieht sich nur selten lang aus, wie z. B. bei Holothuria murrayiThöel (IV, 2), H. lactea Theel, H. thomsoni Theel. In der Regel endigendie Stäbe unmittelbar über der obersten Querspange, jedoch so, dass siehier <strong>in</strong> mehrere Dornen auslaufen; auch die oberste Querspange selbstkann mit e<strong>in</strong>em oder mehreren Dornen besetzt se<strong>in</strong>. Dadurch erhält dasfreie Stielende gewöhnlich das Aussehen e<strong>in</strong>er Stachelkrone <strong>und</strong> wirddeshalb auch als ,,Krone" schlechth<strong>in</strong> bezeichnet. Bei ganz regelmässigemBau der Krone (s. auch Holzschnitt 5) s<strong>in</strong>d ihre e<strong>in</strong>zelnen Stacheln ganzgesetzmässig vertheilt, z. B. bei Holothuria africana Theel (IV, 10) oderStichopus sordidus Theel (IV, 2) oder Holothuria atra Jag., bei irregulärer


48 Seewalzen.Krone s<strong>in</strong>d die Dornen sehr viel zahlreicher <strong>und</strong> ohne deutliche Gesetzmässigkeit<strong>in</strong> ihrer Anordnung, z. B. bei HoIotJmria ocellata Jag., H. impatiens(Forsk.) u. a. Die Bedornung muss sich übrigens nicht immer auf dieeigentliche Krone beschränken, sondern erstreckt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fällenauch auf die Stielstäbe unterhalb der obersten Querspange,z. B. beiStichopus regälis (Cuv.) <strong>und</strong> Holothuria samoana Ludw. (IV, 28). Es kannauch vorkommen, dass die Stielstäbe sich mit ihren Aussenenden e<strong>in</strong>andernähern <strong>und</strong> schliesslich zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Stachel veischmelzen, der dannan die Stelle der Krone tritt,z. B. bei Sticho])us godeffroyi var. b Semp.,Holothuria sp<strong>in</strong>ifera Th^el (IV, 7), Stichopushorrens Sei. u. a.Auch das ist noch zu bemerken, das zweierlei an Grösse oder auchan Form verschiedene Stühlchen bei e<strong>in</strong> <strong>und</strong> derselben Art vorkommenkönnen, z. B. bei Stichopus moehii Semp., St. godeffroyi var. b Semp., St.horrens Sq]., Uolothuria sp<strong>in</strong>ifera Theel. Dass der Stiel allerlei Verkürzungen<strong>und</strong> Verkümmerungen erfahren kann, darauf ist weiter oben schon e<strong>in</strong>malh<strong>in</strong>gedeutet worden; e<strong>in</strong>en sehr kurzen nur e<strong>in</strong>stöckigen Stiel f<strong>in</strong>det manbei Holothuria depressa Ludw. (IV, 2'o) <strong>und</strong> bis zur bloss stachelförmigenAndeutung der Stielstäbe geht die Verkümmerung bei Holothuria fusco-ruhraTheel (III, 31); andere ähnliche Beispiele der Stielverkümmerung bietenHolothuria er<strong>in</strong>aceus Semp., H curiosa Ludw., Stichopus japonicus Sei. var.typicus Theel. In allen eben erwähnten Fällen zeigt nur der Stiel derStühlchen e<strong>in</strong>e mangelhafte, dagegen die Scheibe e<strong>in</strong>e gute Ausbildung.Aber auch das entgegengesetzte Verhalten ist nicht ganz selten; dannerhalten wir Stühlchen, die fast nur aus dem Stiele bestehen, dessen Stäbestatt e<strong>in</strong>er eigentlichen Scheibe aufzusitzen an ihrem unteren Ende mehroder weniger bogenförmig verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, z. B. bei Holothuria imitansLudw. (IV, 27), H. gräffei Semp., H. signata Ludw., H flavo-maculata Semp.,H. languens Sei.; die bogenförmige Verb<strong>in</strong>dung des Unterendes der Stielstäbewird <strong>in</strong> diesen Fällen von dem primären Kreuz geliefert.Endlich können die stühlchenförmigen Kalkkörper auch ganz <strong>in</strong>Wegfall kommen <strong>und</strong> nur Kalkkörper der nachher zu erwähnenden Formenvorhanden se<strong>in</strong>, z. B. bei Holotliuria luhrica Sei. Umgekehrt kommen ausschliesslichStühlchen vor bei Holothuria catanensis Grube, H. languens Sei.,H. pert<strong>in</strong>ax Ludw., H. imitans Ludw., H. <strong>in</strong>test<strong>in</strong>alis Asc. <strong>und</strong> Rathke u. a.Die zweite Hauptform der Aspidochiroten-Kalkkörperist die schnallenförmige.Die „Schnalle" stellt e<strong>in</strong>e längliche, mehr oder weniger elliptischePlatte dar, die von symmetrisch <strong>in</strong> zwei Längsreihen angeordnetenLöchern durchbrochen ist;meistens wird jede dieser Längsreihen aus dreiLöchern gebildet, z. B. bei Holotliuria impatiens (Forsk.) (IV, 32), seltenernur aus e<strong>in</strong>em,z. B. bei Holotliuria signata Ludw. (IV, 22), H curiosa Ludw.,H, fusco-c<strong>in</strong>erea Jag., oder aus zwei, z. B. bei Lahidodemas duUosum Ludw.,oder aus mehr als drei Löchern, z. B. bei Holotliuria samoana Ludw.,H. fusco-punctata Jag., H. m<strong>in</strong>ax Theel. Mitunter treten auch Schnallenauf, welche vier kreuzweise gestellte Löcher aufweisen, nämlich zwei


Kalkkörper der Haut iiiul der Auibulacralanhänge. 49grössere <strong>und</strong> zwei damit abwechselnde kle<strong>in</strong>ere, z. B. bei Holofliuria signataLndw. (IV, 21). Auf ihrer Oberfläche s<strong>in</strong>d die Schnallen entweder glatt,z. B. bei Holothuria ImpaUens (Forsk.) <strong>und</strong> vielen anderen, oder mit knotigenVerdickungen besetzt, z. B. bei //. scabra Jag., H. alhiventer Semp., H.ocdlata Jag., H.fijnnifera Theel (IV, 6), oder mit kle<strong>in</strong>en, sehr fe<strong>in</strong>en Rauhigkeitenausgestattet, z. B. bei IlolotJmria olivacca Ludw. <strong>und</strong> MnUeria excellensLudw. Die bis jetzt betrachteten Schnallen können wir als regulärebezeichuen. Daneben kommen aber auch mannigfache irreguläre vor,die sich zum Theil als Um- <strong>und</strong> Weiterbildungen, zum anderen Theil alsRückbildungen der regulären ansehen lassen. Hierher gehörenz. B. die un-S3^mmetrischen Schnallen der Holothuria fusco-ruhra Theel mu\ H.vnarenselleriLudw. (IV, 12), bei letzterer Art auch noch dadurch ausgezeichnet, dass siestatt e<strong>in</strong>er glatten, ger<strong>und</strong>eten Umrandung e<strong>in</strong>en zackigen, dornigen Randbesitzen.Zu e<strong>in</strong>em fast kreisr<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dabei unsymmetrisch durchlöchertens<strong>in</strong>d die Schnallen ausgedehnt bei Eolothuria africana Theel (LY, 11); nurPlättchene<strong>in</strong>seitig ausgebildete Schnallen kommen vor bei Holothuria fuscorw?>mTheel <strong>und</strong> H. pardalis Sei. (IV, 35),um die eigene Längsaxe gedrehtehei Holothuria pardalis Seh] bis auf e<strong>in</strong>en mit seitlichen Knötchen symmetrischbesetzten Stab s<strong>in</strong>d sie reducirt bei Holothuria deprcssa Ludw. (IV, 25).An die zuletzt erwähnte Form lassen sich dann ferner die abger<strong>und</strong>etsp<strong>in</strong>delförmigen<strong>und</strong> mit zahlreichen, unregelmässig vertheilten Knotenbesetzten „Keulen'' anreihen, die <strong>in</strong> der Haut der Holothuria flavo-maculataSemp. (IV, 36) vorkommen, sowie die bedornten oder glatten Stäbe wie siefür andere Arten, z. B. Holothuria pulchclla Sei., H pcrvicax Sei., H. lubricaSei., H. imitans Ludw., Mülleria agassim Sei. charakteristisch s<strong>in</strong>d.Die kle<strong>in</strong>en biscuitförmigen oder kraus verästelten Kalkkörperchen,welche wir bei e<strong>in</strong>zelnen Synaptiden <strong>und</strong> Molpadiiden antrafen, fehlenauch den Aspidochiroten nicht; so besitzt beispielsweiseHolothuria marmorata(Jag.) biscuitförmige, Mülleria lecanora Jag. kraus verästelteKörperchen. Die letzteren werden wohl auch als „Rosetten^' bezeichnet,nameütlich dann, wenn ihnen deutlich e<strong>in</strong> dichotomisch verästeltes Stäbchenzu Gr<strong>und</strong>e liegt, dessen Endäste sich e<strong>in</strong>rollen, z. B. bei Stichopus varieqatusSemp. (IV, 15), St chloronotos Brandt (IV, 19), Holothuria atra Jag. u. a.An den Rosetten können sich die Aeste auch wieder mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den<strong>und</strong> so Löcher umranden (IV, 19). Ferner führen von den RosettenUebergänge zu vierarmigeu (OC förmigen), dreiarmigen, S förmigen <strong>und</strong>Cförmigen Stäbchen, welche vorzugsweise der (j2iiiim^ Stichopus augehören,z. B. SticJiopus chloronotos Brandt (IV, 16—18) oder St. variegatus Semp.(IV, 13). Alle diese Stäbchen zeichnen sich durch zugespitzte, gebogeneEnden aus <strong>und</strong> lassen <strong>in</strong> der Mitte ihrer Länge <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e leichteAnschwellung erkennen. Es können auch verschieden grosse Sorten dieserz. B. beiCförmigen Stäbe bei derselben Stichopus-Art vorkommen,Stichopus variegatus Semp., während es andererseits Stichopus -Arten gibt,denen die Cförmigen Körper überhaupt fehlen, z. B. St. cliallcngeri Theel,St. sordidus Theel u. a.Bronn, Klassen des Thier - Eeichs. II. 3. 4


50 Seevalzen.In Betreff der Anordnung der besprochenen Kalkkörper <strong>in</strong> derHaut der Aspidochiroten hat sich als Regel herausgestellt, dass von denbeiden als Stühlchen <strong>und</strong> Schnallen bezeichneten Hauptformeu, die Stühlchendie oberflächlichste Lage der Lederhaut e<strong>in</strong>nehmen, während die Schnallenweiter nach <strong>in</strong>nen ihre Stelle f<strong>in</strong>den; ebenso wie die Schnallen verhaltensich <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht auch die vorh<strong>in</strong> erwähnten biscuitlormigen, verästelten,keulen-, stab- <strong>und</strong> C förmigen Körperchen, welche desshalb Sempei(238) mitsammt den Schnallen unter der Bezeichnung „B<strong>in</strong>dekörper" denoberflächlich gelegenen Stühlchen gegenüberstellte.5. Dendrochirotae. Die ungeme<strong>in</strong> mannigfaltigen Kalkkörper<strong>in</strong> derHaut der Dendrochiroten lassen sich unter e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen Gesichtspunktbr<strong>in</strong>gen, wenn war auch bei ihnen von e<strong>in</strong>er kreuzförmigen(Xförmigen) Gr<strong>und</strong>form (Holzschnitts) ausgehen, wie sie uns thatsächlichbereits bei e<strong>in</strong>er Reihe von Arten besonders durch Semper (238), TheelFig.T. Fig.8Fi»:. 7Fig. 8.Fig. y.Fig.StäbchenförmigeFig.e<strong>in</strong>esGitterplättchens.Durch e<strong>in</strong>e Gabelung an beidenEnden des Stäbchens ist e<strong>in</strong>XförmigcsKörperchen entstanden.Vierlöclierigcs Gitterplättchen.Die Stellen, auf welchen sichbei der Weiterbildung des Plättchenszu e<strong>in</strong>em Stühlchen dieStielstäbe des Stühlchens erheben,s<strong>in</strong>d mit schraffirtenKreisen bezeichnet. Bei vierstäbigemStiele entstehen dieStäbe über den 4 senkrechtschraffirten Kreisen, bei zweistäbigemStiele über den 2 querschraffirten.1ü. Schema über die fortschreitendeVergabelung des primären Stäbchens.Die Ziffern bedeuten dieReihenfolge der Vergabelungen.a, a, a, a die Verwachsungsstcllender aufe<strong>in</strong>andertreffenden<strong>und</strong> die vier primären Liicherzum Verschluss br<strong>in</strong>genden Gabel -äste, h, h zwei von den auch auder l<strong>in</strong>lien Seite der Figur punktirte<strong>in</strong>getragenen Aesten der(267), Lampert(135) <strong>und</strong> mich (161a)als Entwicklungsform der Kalkkörper bekanntgeworden ist. Im ausgebildetenZustande aber zeigen die Dendrochiroten-Kalkkörper nur noch selten die kreuzoderX förmige Gestalt,z. B. bei Cucumariacrucifera Serap. (III, 2) <strong>und</strong> C. ah/ssorumTheel (II, 27); bei C. crucifera s<strong>in</strong>ddie vier Kreuzarnie kurz <strong>und</strong> gegabelt,ausserdem der ganze Kalkkörper mitStacheln besetzt; bei C. cihijssorum dagegens<strong>in</strong>d die Arme langgestreckt <strong>und</strong>an den Enden entweder nur kurz gegabeltoder es haben sich die Gabeläste zur Umgrenzunge<strong>in</strong>es Loches mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en.Die fertige Gestalt dieser kreuzförmigenKörper deutet, wie aus denAbbildüngen (III, 2 u. 11, 27) hervorgeht, daraufh<strong>in</strong>, dass das Kreuz selbst durch e<strong>in</strong>e Vergabelungan den Enden e<strong>in</strong>es kurzenStabes entstanden ist (Holzschnitt 7, 8)<strong>und</strong> so verhält sich denn auch die Sache<strong>in</strong> Wirklichkeit, wie die Jugendstadiender Kalkkörper der Cucumarki crucifera(III, 29) zeigen. Unterbleibt diese Ver-dritten Vergabelung, welche gabelung der <strong>in</strong>stabförraigen Anlage, soder Regel unentwickelt bleiben, entstehen e<strong>in</strong>fache Stäbchen, Spiculafalls e<strong>in</strong> nur vierlöcheriges Plättchengenannt, wie sie sich, allerd<strong>in</strong>gs nochgebildet wird.mit Dornen besetzt, bei Cucumaria nigricansBrandt, oder <strong>in</strong> gedrungener Form bei FliyHoxuliorus frauenfeWi Ludw.vorf<strong>in</strong>den. F<strong>in</strong>det dagegen die Vergabelung der stabförmigen Anlage Matt


Kalkkörper der Haut uiul der Aiiiltidaeralanliilnge. 51SO können sich die beiden Gabeiäste e<strong>in</strong>es jeden Stabendes zu e<strong>in</strong>em Locheschliessen <strong>und</strong> dadurch dem ganzen Kalkkörper e<strong>in</strong> brilleniormiges Aussehengeben ,wie es bei Cucumaria frcmcnfeldi IauIw. <strong>und</strong> PhyUoplioruspcrspk<strong>in</strong>uni Sei. der Fall ist. Viel häufiger aber gabelnsich die vierprimären Gabeläste, also mit anderen <strong>Wort</strong>en die vier Arme des X förmiggewordenen ursprünglich stabförmigen Kalkkörpers nochmals <strong>und</strong> zwar<strong>in</strong> derselben Ebene, <strong>in</strong> welcher die erste Vergabelung stattfand; wachsenalsdann die acht sec<strong>und</strong>ären Gabeläste nach nochmaliger (dritter)Vergabelungaufe<strong>in</strong>ander zu <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>den sich mite<strong>in</strong>ander, so haben wire<strong>in</strong>e längliche Platte mit vier kreuzweise gestellten Löchern vor uns (vergl.Holzschnitt 9 u. 10). Derartige Gitterplättchen s<strong>in</strong>d bei den Dendrochirotene<strong>in</strong> sehr häufiges Vorkommuiss; dabei kann sich das Plättchenbald mehr <strong>in</strong> die Länge ziehen,stark verkürzen,„Schnallen^' der Aspidochirotenbald sich im Verhältniss zur Breite sodass es fast r<strong>und</strong> wird. Die Plättchen er<strong>in</strong>nern an die<strong>und</strong> werden desshalb oft auch mit demselbenNamen bezeichnet; am meisten entsprechen ihnen die bei denAspidochiroten allerd<strong>in</strong>gs nur selten vorkommenden Schnallen mit vierkreuzweise angeordneten Löchern (siehe oben S. 48). Im E<strong>in</strong>zelnen erfahrendie Plättchen e<strong>in</strong>e grosse Menge von Abänderungen, von denen diehauptsächlichsten hier erwähnt se<strong>in</strong> miigen. Entweder s<strong>in</strong>d sie auf ihrenbeiden Oberflächen glatt oder es treten warzenförmige Verdickungen, sog.Knoten (III, 20) oder dornenförmige Erhebungen (III, 4) auf e<strong>in</strong>er oder aufbeiden Oberflächen auf; ist nur e<strong>in</strong>e der beiden Oberflächen mit derartigenAuswüchsen besetzt, so ist es stets diejenige, welche der Aussenwelt zugekehrtist. Aber nicht nur die Flächen, sondern auch der Aussenrand derPlättchen kann mit Knoten oder Dornen besetzt se<strong>in</strong>. Ferner können dieerwähnten Auswüchse mit ihren Enden e<strong>in</strong>ander entgegenwachsen<strong>und</strong> aufdiese Weise brücken- oder henkeiförmige Aufsä,tze auf dem Plättchen bilden ;selten geschieht das auf beiden Oberflächen des Plättchens,s<strong>in</strong>iiUs Ludw. (III, 23), häufiger nur auf der oberen,z. B. bei Thyoned. h. der Aussenwelt zugekehrten,die auch <strong>in</strong> jenem Beispiel von Thyone similis oft e<strong>in</strong>e Bevorzugungdurch das H<strong>in</strong>zutreten von Dornen an dem Henkel erkennen lässt (HI, 24).E<strong>in</strong>e weitere Reihe von Kalkgebilden kommt dadurch zu Stande, dassdas anfangs vierlöcherige Plättchen an se<strong>in</strong>er Peripherie weiterwächst(siehe Holzschnitt 10) <strong>und</strong> zwar wiederum durch Gabeläste <strong>und</strong> nachträglicheVerb<strong>in</strong>dung derselben — so wird aus dem Plättchen schliesslich e<strong>in</strong>e vonzahlreichen Löchern durchbrochene Platte, an der sich aber nicht seltendie vier primären Liicher noch an ihrer bedeutenderen Grösse erkennenlassen. Diese grösseren Gitterplatten können dann wieder alle die Abänderungendurch knotige <strong>und</strong> stachelige Auswüchse zeigen, die wir vorh<strong>in</strong>an den vierlöcherigen Platten auftreten sahen, <strong>und</strong> erhalten gewöhnlichim Ganzen e<strong>in</strong>en länglichen oder r<strong>und</strong>lichen Umriss (III, 1, 6, 19, 28).S<strong>in</strong>d derartige grosse Gitterplatten nur an e<strong>in</strong>em Ende (III, 3, 19, 28) bestachelt,so ist dieses Ende immer nach aussen gerichtet.— Mituntervergrössert sich das anfänglich vierlöcherigePlättchen nicht an se<strong>in</strong>er4*


52 Seewalzen.ganzen Umrandung, sondern nur an vier gleichweit vone<strong>in</strong>ander entferntenStellen des Randes, die dann zu vier langen Armen auswachsen können,z. B. bei EcMnocucumis achersaria Semp. (III, 13 — u. 14). Bei noch weiterfortschreitender Grössenzunahme derviellöcherigen Gitterplatten verdickensich dieselben nicht selten auch <strong>in</strong> der Weise, dass die ursprünglicheOberfläche von sec<strong>und</strong>ären Kalkmascheu überwachsen wird, bis schliesslichdas Ganze e<strong>in</strong>e mehr oder weniger kuglige Gestalt bekommt (III, 27), diebei oberflächlicher Bedornung <strong>und</strong> länglichem Umriss entfernt an Tannenzapfener<strong>in</strong>nert, z. B. bei Cucumaria syrcmisana (Grube) <strong>und</strong> C. gruhnv.Marenz. Die vergrösserten, viellöcherigen Gitterplatten w^achsen besondersbei den Gattungen Psolus <strong>und</strong> Ocnus <strong>und</strong> bei e<strong>in</strong>zelnen Cucumaria-Artenbis zu e<strong>in</strong>em Durchmesser von 1— 5 mm, so dass sie schon dem blossenAuge als kräftige Kalkschuppen entgegentreten.Wenn sich auf der Mitte e<strong>in</strong>er dann gewöhnlich mit mehr als vierLöchern ausgestatteten Platte zwei oder drei oder vier Stäbe rechtw<strong>in</strong>keligzur Platteerheben <strong>und</strong> durch Querspangen wieder mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den,so haben wir ähnliche Gebilde vor uns, wie wir sie bei den Aspidochirotenunter dem Namen ,,Stüh leben" kennen lernten. Der von den Stäben gebildeteAufsatz (Stiel des Stühlcheus)ist an se<strong>in</strong>em oberen Ende <strong>in</strong> derRegel mit e<strong>in</strong>er Anzahl kle<strong>in</strong>er Spitzen oder Dornen besetzt (III, 9, 15, 17).Mitunter ereignet es sich, dass der 1—4 stäbige Aufsatz das üebergewichtüber das Plättchen bekommt, <strong>in</strong>dem er sich im Vergleich zur Breite desPlättchens stark streckt; dann ersche<strong>in</strong>t das Plättchen nur noch als dasdurchlöcherte untere Ende e<strong>in</strong>es senkrecht zur Hautoberfläche gestelltene<strong>in</strong>fachen bis vierfachen Stabes, der am oberen Ende wieder e<strong>in</strong>- odermehrfach bestachelt ist,z. B. bei Pseudocucumis acicula (Semp.), PhyUopJiorus<strong>in</strong>compertus Theel <strong>und</strong> Phyllopliorus scJimeltm (Ludw.) (III, 8).Sowohl bei den kle<strong>in</strong>en vierlöcherigen als auch bei den grösserenviellöcherigen Gitterplatten kann auch e<strong>in</strong>e Reduction <strong>in</strong> der Zahl <strong>und</strong><strong>in</strong> der anfänglichen Grösse der Löcher e<strong>in</strong>treten. So kommen bei Coloch<strong>in</strong>isviolaceus Theel Plättchen mit nur 3 (II, 24) oder 2 Löchern vor, <strong>und</strong>unter den viellöcherigen Platten s<strong>in</strong>d es besonders die aus der Bauchwanddes Psolus disciformis Theel, bei welchen die Löcher immer kle<strong>in</strong>er werdenum schliesslich theilweise oder sämmtlich zu verschw<strong>in</strong>den (II, 25).Bei allen bis jetzt betrachteten Gitterplättchen der Dendrochirotenbehalten dieselben <strong>in</strong> der Hauptsache die Form e<strong>in</strong>er flach ausgebreitetenScheibe. E<strong>in</strong>e andere Reihe von Kalkkörpern aber, die wir bis jetzt unerwähntgelassen, kommt dadurch zu Stande, dass das Gitterplättchenoder besser gesagt schon das dem vierlöcherigen Plättchen vorausgehendeX förmige Körperchen (= Primärkreuz)sich zur Form e<strong>in</strong>es mit derConcavität nach oben gekehrten Napfes (Körbchens, Halbkugel) wölbt.Der Rand des Napfes ist gewöhnlich mit Dornen oder knotenförmigenAuswüchsen verziert (III, 25); ferner können knotenförmige Verdickungenan der convexen Unterseite des Gitternapfes auftreten. Auch mit mehrals vier Löchern ausgestattete Gitterplättchen wölben sich nicht selten zu


Kalkkörper der Haut <strong>und</strong> der Ambulacralanhängc. 53Näi>t'eu (II, 23) oder schliessen sich sogar durch Ueberwachsung derOeffnung des Napfes zu Gitterkugelu (II, 2


54 Scewalzeu.B. K a 1 k k ö rp e r der A m b u 1 a c r a 1 a d h ä ii g e.Da die Ambulacralanhänge, worunter wir die Fühler, Füsschen <strong>und</strong>Ambulacralpapillen verstehen, <strong>in</strong> ihrer äusseren Wandung von e<strong>in</strong>er unmittelbarenFortsetzung der Haut gebildet s<strong>in</strong>d, so kann es nicht überraschen,hier Kalkkörpern zu begegnen, welche zu denen der übrigenHaut <strong>in</strong> der engsten Beziehung stehen. Bei zahlreichen Arten lässt sichan der Basis der Ambulacralanhänge mit Leichtigkeit erkennen, wie dieKalkkörper der Haut durch e<strong>in</strong>e allmähliche Abänderung ihrer Form zudenen der Ambulacralanhänge überleiten. Im Allgeme<strong>in</strong>en haben dieletzteren e<strong>in</strong>e gestreckte, mehr oder weniger stabförmige Gestalt <strong>und</strong>werden deshalb <strong>und</strong> weil sie die im übrigen weiche Wand der Ambulacralanhängestützen als Stützstäbe oder, wenn man von ihrer Form zunächstabsieht, als S t ü t z k ö r p e r bezeichnet. Von den Stützkörpern unterscheidetman die Gitterplatten, welche sich <strong>in</strong> der endständigen Saugscheibe dersie führen den Namen Endscheibchen. Von derFüsschen <strong>und</strong> <strong>in</strong> verkümmerter Gestalt auch <strong>in</strong> der Spitze der Ambulacralpapillenbef<strong>in</strong>den;Menge <strong>und</strong> Grösse der Stützstäbe hängt es hauptsächlich ab, ob die Ambulacralanhängeganz oder nur theilweise zurückgezogen werden können.Im E<strong>in</strong>zelnen werden die nachstehenden Angaben zu e<strong>in</strong>er Uebersicht überForm <strong>und</strong> Vorkommen der <strong>in</strong> den Füsschen <strong>und</strong> Ambulacralpapillen vorkommendenStützkörper <strong>und</strong> Endscheibchen genügen. Die Stützkörperder Fühler s<strong>in</strong>d dabei nicht besonders berücksichtigt, weil sie denjenigender Füsschen <strong>und</strong> Ambulacralpapillen ausserordentlich ähnlich s<strong>in</strong>d.1. Elasipoda. Die Stütz körp er haben durchgängige<strong>in</strong>e stabförmigeGestalt (IV, 38—42) <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>den sich durch Uebergangsformen(IV, 43—44) mit den <strong>in</strong> der eigentlichen Körperwand vorkommendenKalkkörpern. In den e<strong>in</strong>fachsten Fällen s<strong>in</strong>d es gerade oder gekrümmte,glatte Stäbe (IV, 38, 39), häutiger aber s<strong>in</strong>d sie mit Dornen besetzt(IV, 41, 42) oder auch verästelt (IV, 43); seltener s<strong>in</strong>d die Stäbe an denEnden verbreitert <strong>und</strong> hier auch durchlöchert (IV, 40); mitunter f<strong>in</strong>detdie Durchlöcherung <strong>in</strong> der Mitte des Stabes statt an den Enden statt.Fast immer liegen die Stützstäbe quer zur Längsaxe des Ambulacralanhanges,sodass sie dessen Biegungen <strong>und</strong> Coutiactionen nur wenig beh<strong>in</strong>dern;nur <strong>in</strong> den dorsalen Ambulacralanhängen von OneiropJicmta nmta-Ulis Theel s<strong>in</strong>d sie der Länge nach angeordnet. — Endscheibchenkommen bei den Elasipoden nur <strong>in</strong> den ventralen Ambulacralanhängender drei zu den Deimatiden gehörigen Gattungen Laetmogonc, Ilyodaemon<strong>und</strong> Pannycliia vor, entweder als e<strong>in</strong>faches r<strong>und</strong>es Gitterplättchen (beiLaetmogonc violacea Theel <strong>und</strong> Ihjodaenion macnlatus Theel) oder als e<strong>in</strong>eGruppe kle<strong>in</strong>erer nebene<strong>in</strong>anderliegender Gitterplättchen (bei Laetmogoncloyville-thomsoni Theel, bei der aber auch e<strong>in</strong>fache Endscheibchen vorhandens<strong>in</strong>d) oder es ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Gitterplättchen von kle<strong>in</strong>erenGitterplättchen überlagert (bei Tannyclüa moseleyl Theel).


Kalkliörpcr der Haut <strong>und</strong> der Ambulacralanhänge. 552. Aspidoehirotae. Auch bei den Aspidochirotcn treten die Htützkörperzunächst <strong>in</strong> Gestalt gebogener <strong>und</strong> quer zur Lüngsaxe der Anibulacrahanhängegelagerter Stäbe auf, die bald ganz glatt <strong>und</strong> solides<strong>in</strong>d, bald dornige Auswüchse tragen, bald sich an den Enden oder <strong>in</strong>der Mitte verbreitern <strong>und</strong> an diesen verbreiterten Stellen von Löcherndurchbrochen werden,z. B. bei HolofJmria <strong>in</strong>ipatiens (Forsk.) (IV, 33) <strong>und</strong>Stichopus varicgatus Semp. (IV, 14). Mehr Uebere<strong>in</strong>st<strong>in</strong>imung mit denschnallenförmigen Kalkkörpern der Haut zeigen sie dann, wenn sie alslängliche Gitterplatten mit symmetrischer Anordnung der Löcher entwickelts<strong>in</strong>d, z. B, bei Süchoims japonicus Sei. (IV, 24) <strong>und</strong> werden dann wohlauch, obwohl sie mit den Stützstäben durch Uebergänge eng zusammengehörenals, Stützplatten von jenen unterschieden. Kommen, wasnicht selten ist,Stützstäbe <strong>und</strong> Stützplatten bei derselben Art vor, so s<strong>in</strong>dsie <strong>in</strong> der Kegel so vertheilt, dass jene sich <strong>in</strong> den Ambulacralanhängendes Rückens, diese aber <strong>in</strong> denen des Bauches sich f<strong>in</strong>den,so z. B. beiHolotliuria monacaria Less. <strong>und</strong> Süchoims japonicus Theel u. a. — DieEnd scheibchen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel aus e<strong>in</strong>em Stück bestehende r<strong>und</strong>licheGitterplatten, nicht selten aber, z. B. bei Stichopus variegatus Semp.,s<strong>in</strong>d sie mehrtheilig <strong>und</strong> bestehen dann aus e<strong>in</strong>er grösseren Anzahl kle<strong>in</strong>ererGitterplättchen, die sich zu e<strong>in</strong>er kreisförmigen Gruppe nebene<strong>in</strong>anderlagern.3. Dendroohirotae. Bei den Dendrochiroten wiederholen sich imGanzen dieselben Verhältnisse der Stützkörper (III, 5)wie bei denElasipoden <strong>und</strong> Aspidochirotcn. Doch kommt es bei ihnen häufiger vor,dass die Krümmung der Stützkörper so stark ist,dass sie wie geknickt(III, 22) aussehen; am Aussenw<strong>in</strong>kel der Knickungbildet sich dann ofte<strong>in</strong> bestachelter Fortsatz aus, z. B. bei Cucumaria duhiosa Semp. (III, 18).Ebenso wie die Schnallen s<strong>in</strong>d auch die Stützkörper sehr oft mit knotigenVerdickungen besetzt. Auch <strong>in</strong> dem Auftreten <strong>und</strong> der Stellung derDurchlöcherungen zeigen die Stützkörper meistens sehr enge Beziehungenzu den schnallenförmigen Kalkkörpern der Körperwand <strong>und</strong> können sichwie diese durch Entwicklung e<strong>in</strong>es nach aussen gerichteten Aufsatzes zustühlchenähnlichen Formen umgestalten,z. B. bei Cucumaria longipcdaSemp. (III, 26), Act<strong>in</strong>ocucumis typica Ludw. (III, 10), Thyoncsimilis Ludw.(III, 21 u. 22), — Was die Endscheibchen anbelangt, so sche<strong>in</strong>en siebei den Dendrochiroten immer nur als e<strong>in</strong>fache r<strong>und</strong>liche Gitterplatten(III, 29) aufzutreten, wenigstens f<strong>in</strong>de ich von ke<strong>in</strong>er Art e<strong>in</strong>e mehrthciligeZusammensetzung des P^ndscheibchens erwähnt.C. Gr<strong>und</strong>form der Kalkkörper.Bei der grossen Mannigfaltigkeit der Kalkkörper, welche wir <strong>in</strong> denbeiden vorhergehenden Abschnitten aus der Haut <strong>und</strong> den Ambulacralanhängenkennen gelernt haben, lag die Frage nahe, ob all' diesen verschiedenenGestalten e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige oder doch nur e<strong>in</strong>ige Avenige Gr<strong>und</strong>-


56 Seewalzen.formen alsAusgaugspunkt gedient haben? Semper (238) glaubte dieFrage dah<strong>in</strong> beantworten zu können, dass „abgesehen von den Rädchender Chiridoten, den massiven Stäben <strong>und</strong> Cförmigen Haken e<strong>in</strong>iger echtenHolothurien <strong>und</strong> etwa den Ankern der Synaptiden, alle Kalkkörper derHaut sich auf die Gestalt e<strong>in</strong>es „vierarmigen, allmählich durch Bogen dievier ersten Löcher abschliessenden Kreuzes zurtickführen lassen". Inähnlicher -Weise me<strong>in</strong>t Lampert (134), dass alle Kalkkörper sich „aufwenige, vielleicht blos zwei Gr<strong>und</strong>formen" zurückführen lassen, fübrtdiesen Gedanken aber nicht weiter aus <strong>und</strong> bezeichnet auch die „Gr<strong>und</strong>formen"nicht des Näheren. Mir sche<strong>in</strong>t aber, dass man jetzt weitergehen kann als die beiden genannten Forscher <strong>und</strong> alle Kalkkörper (mite<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Ausnahme) von e<strong>in</strong>er <strong>und</strong> derselben Gr<strong>und</strong>form ableitenkann, nämlich von e<strong>in</strong>em an se<strong>in</strong>en Enden zur dichotomischenVerzweigung neigenden Stabe. Um das näher zu erörtern, möchteich zunächst e<strong>in</strong>en Augenblick auf die von Semperals Ausnahmen h<strong>in</strong>gestelltenFormen zurückkommen. Es s<strong>in</strong>d: 1) die Kädchen der Chiridoten;ihre Ausnahmestellung ist durch die Rädchen der Elasipoden (S. 44),mit denen Semper noch unbekannt war, beseitigt worden. 2) Diemassiven Stäbe <strong>und</strong> Cförmigen Körper e<strong>in</strong>iger echten Holothurien; ichhabe oben (S. 49) gezeigt, dass jene sich von „Schnallen", diese aberKalkkörper, so wurde oben (S. 50) gezeigt,von „Rosetten" ableiten lassen. 3) Die Anker; ihre <strong>Bild</strong>ungsgeschichte(S. 41) lehrt deutlich, dass ihre Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong> Stab ist, der an se<strong>in</strong>eme<strong>in</strong>en Ende durch e<strong>in</strong>e Vergabelung die beiden Ankerarme liefert, währenddas andere Ende wenigstens den Anlauf zu e<strong>in</strong>er Vergabelung <strong>in</strong> der zurHandhabe werdenden Verdickung erkennen lässt. Semper hat es übrigensschon selbst als zweifelhaft h<strong>in</strong>gestellt, dass die Anker auf e<strong>in</strong>e andereGr<strong>und</strong>form zu beziehen seien als die übrigen Kalkkörper.Kehren wir nunmehr zurück zu der geme<strong>in</strong>samen Gr<strong>und</strong>form allerdass die sämmtlichen Kalkkörperder Dendrochiroten sich von e<strong>in</strong>er Xförmigen Anlage ableitenlassen <strong>und</strong> dass weiterh<strong>in</strong> diese Xförmige Anlage selbst durch Endvergabelunge<strong>in</strong>es kurzen Stabes zu Stande kommt. Das Gleiche gilt für die„Stühlchen" der Aspidochiroten (S.45), sowie für die vierarmigen Kalkkörperder Elasipoden (S. 43) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelner Aspidochiroten <strong>und</strong> ferner auch für dieGitterplättchen der Molpadiden <strong>und</strong> die Ankerplatten der Synaptiden.Jedoch auch die übrigen soeben nicht erwähnten Formen der Kalkkörperlassen sich auf den Ausgangspunkt e<strong>in</strong>er stabförmigen, an den Endenzur Vergabelung neigenden Anlage zurückführen. Zunächst trifft das fürdie Anker zu, wie ich vorh<strong>in</strong> schon hervorhob. Weniger klar liegt dieSache bei den Rädchen. Seit wir aber bei den Elasipoden Rädchenkennen gelernt haben, deren Nabe von vier kreuzweise gestellten Löcherndurchbohrt ist,<strong>und</strong> es nach den vorliegenden Beobachtungen sicher steht,dass die Nabe den ältesten Theil der Rädchen sowohl bei Synaptidenals Elasipoden darstellt, h<strong>in</strong>dert uns Nichts mehr <strong>in</strong> der Nabe des Rädchensdas Homologon des Primärkreuzes der „Stühlchen" <strong>und</strong> „Gitterplättchen"


Kalklvörper der Haut iiml der Ambulacralanliänge. 57ZU sehen ;dazu kommt, dass bei e<strong>in</strong>zelnen Elasipoden Uebergangslormenzwischen Rädchen <strong>und</strong> Gitterplättchen thatsächlich vorkommen. In demUmstände, dass die ÖynJiptidenrädchen das Stadium des primären Stabes<strong>und</strong> des primären Kreuzes unterdrüclct haben <strong>und</strong> dafür mit e<strong>in</strong>er solidenNabe ihren Aufbau beg<strong>in</strong>nen, wird man dann e<strong>in</strong>e sec<strong>und</strong>äre Abkürzungder ursprünglichen Entwicklung zu erkennen haben. Es ist aber auchdie andere Annahme möglich, dass die Rädchen der Synaptiden e<strong>in</strong>erseits<strong>und</strong> diejenigen der Elasipoden anderseits <strong>in</strong>ke<strong>in</strong>er unmittelbaren Beziehungstehen, sondern unabhängig von e<strong>in</strong>ander aus e<strong>in</strong>facheren Kalkkörpernentstanden s<strong>in</strong>d;diese e<strong>in</strong>facheren Kalkkörper hatten bei den Elasipodendie Xförmige Gestalt, bei den Synaptiden aber die Form e<strong>in</strong>es Sternesmit sechs oder mehr Strahlen. Semon hat näher ausgeführt, dass diesternförmige Anlage des Synaptidenrädcbens sich ihrerseits wieder zurückführenlässt auf e<strong>in</strong>e sehr rasche Vergabelung e<strong>in</strong>er mit weniger zahlreichenStrahlen ausgestatteten Anlage. Auf solche Weise würde z. B,e<strong>in</strong> ursprünglich dreistrahliger Stern dadurch, dass se<strong>in</strong>e Strahlen sichsofort an ihre Basis gabeln, zu e<strong>in</strong>em sechsarmigen. Es könnte aber auche<strong>in</strong>e Xförmige Anlage dadurch zu e<strong>in</strong>em Sechsstrahl werden,dass nurzwei von den vier primären Armen sich sofort wieder gabeln. Doch seidem wie ihm wolle, auf diese oder jene Weise lässt sich das Rädchender Synaptiden auf e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>form zurückführen, die sich nicht wesentlichvon derjenigen der übrigen Kalkkörper unterscheidet. — E<strong>in</strong>e andereSorte von Kalkkörpern, welche der Zurückführung auf die mehrfach erwähnteGr<strong>und</strong>form Schwierigkeiten bereitet, s<strong>in</strong>d die von paarig gestelltenLöchern durchbrochenen Schnallen der Aspidochiroten. Hier handelt essich darum zu erklären, wie es gekommen ist, dass die aus der Dichotomieder stabförmigeu Anlage sich ergebende Qu<strong>in</strong>cunx-Stellung derLöcher nicht vorhanden ist,dafür aber e<strong>in</strong>e paarige Anordnung der Löcherzur Ausbildung gelangte. Sem per gibt zwar an, dass auch hier zunächstnur 4 Löcher vorhanden seien <strong>und</strong> noch früher e<strong>in</strong> Xförmiges Körperchendie sich entwickelnde Schnalle darstelle; es wäre aber erwünscht, durchneue Untersuchungen e<strong>in</strong>e genauere E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die <strong>Bild</strong>ungsgeschichteder paarig durchlöcherten Schnallen zu erhalten, wenn es auch kaumzweifelhaft se<strong>in</strong> kann, dass sich auch hier der gabelnde Stab als dieGr<strong>und</strong>form herausstellen wird.Sonach bleibt nur noch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Sorte von Kalkkörpern übrig,die sich von jener Gr<strong>und</strong>form nicht herleiten lassen; es s<strong>in</strong>d das diedeutlich concentrisch geschichteten <strong>und</strong> dazu durch ihre Färbung ausgezeichnetenKalkgebilde, deren ich oben (S. 43) von den GattungenTrocliostoma <strong>und</strong> Änl'yrodeniia Erwähnung gethan habe. Sie sche<strong>in</strong>endurchaus eigenartige <strong>Bild</strong>ungen zu se<strong>in</strong>, die mit den übrigen Kalkkörpernnur das e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sam haben, dass sie aus derselben anorganischenSubstanz bestehen. Wenn wir sie deshalb hier nicht weiter berücksichtigen,so können wir für alle anderen Kalkkörper der Haut <strong>und</strong> Ambulacralanhänge<strong>und</strong>, wie vorausgreifend bemerkt se<strong>in</strong> mag, auch für die <strong>in</strong> anderen Organen


58 Seewalzen.der Scewalzen vorkommenden Kalkköiper alse<strong>in</strong>zige Gr<strong>und</strong>forme<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Regel sehr kurzen Stab ansehen, der sich anse<strong>in</strong>en Enden gabelt <strong>und</strong> dadurch e<strong>in</strong>e Xförmige (besserXförmige, vergl. Holzschn. 2 u. 8) Gestalt annimmt. Der W<strong>in</strong>kel,unter welchem die Vergabelung stattf<strong>in</strong>det, beträgt <strong>in</strong> der Regel 120'^.Es wird später, wenn wir auch die Kalkgebilde der anderen Ecb<strong>in</strong>odermenklassenkennen gelernt haben, Gelegenheit se<strong>in</strong> zu erörtern, <strong>in</strong>welcher Beziehung die Holothurienkalkkörper zu denjenigen der übrigenEch<strong>in</strong>odermen stehen dabei wird es sich <strong>in</strong>sbesondere auch um die; Fragehandeln, ob dieselbe Gr<strong>und</strong>form der Kalkkörper allen Ech<strong>in</strong>odermengeme<strong>in</strong>sam sei. Hier aber beschränken wir zunächst die Betrachtunglediglich auf die Holothurien <strong>und</strong> hätten uns deshalb nach Aufstellungder für sie gültigen Gr<strong>und</strong>form zu den weiteren Fragen nach ihrer histologischenEntstehung <strong>und</strong> der Art <strong>und</strong> Weise ihres Wachsthums zu wenden.Diese Fragen stehen jedoch <strong>in</strong> so engem Zusammenhange mit der iiistologischenStructur der Kalkkörper, dass wir zunächst auf diese e<strong>in</strong>gehen müssen.D. Histologischer Bau der Kalkkörper.Bereits Quatrefages (210) wies darauf h<strong>in</strong>,dass die Anker derSynapten niclit lediglich aus kohlensaurem Kalke bestehen, sondern derKalk an e<strong>in</strong>e organische, allerd<strong>in</strong>gs der Masse nach sehr zurücktretendeGr<strong>und</strong>lage geb<strong>und</strong>en ist. Und wenn auch Baur (10) jegliche organischeSubstanz <strong>in</strong> den Ankern <strong>in</strong> Abrede stellte, so bestätigten doch die späterenForscher (Semper, Theel, Semon) das Vorhandense<strong>in</strong> — derselben. Insbesonderezeigten sie, dass die Kalkkörper <strong>und</strong> zwar nicht nur die-—jenigen der Synaptiden, sondern aller Holothurien oberflächlich vone<strong>in</strong>em nngeme<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>en Häutchen überkleidet s<strong>in</strong>d, welches bei ganz allmählicherEntkalkung sichtbar wird. Im Inneren der Kalkkörper bemerkteSemper zunächst nur bei den Ankern <strong>und</strong> den Ankerplatten der Synaptene<strong>in</strong>en axenständigen, schon von Herapath (97) angedeuteten Strang,den er als Centralkanal (II, 3—9) bezeichnete. Thcel (260) fand denselbenauch bei den Elasipoden <strong>und</strong> Semon (235) zeigte, dass er auchden übrigen Holothurien, wie überhaupt allen Ech<strong>in</strong>odermen zukommt;recht deutlich sehe ich denselben z. B. <strong>in</strong> den Kalkkörpern von Fseudocucumisucicula (Semp.) <strong>und</strong> Holotlmria flavo-maciäata Semp. Semonzeigte aber ferner, dass es sich dabei eigentlich nicht um e<strong>in</strong>en centralenKanal, sondern um e<strong>in</strong>en centralen Strang organischer Substanz handelt.Dieser Strang selbst ist, wie vorsichtig verkohlte Kalkkörper lehrten,ke<strong>in</strong>e compacte fadenförmige Masse, sondern besteht aus e<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong>enNetzwerk, dessen Fäden <strong>in</strong> der Mitte des Stranges am stärksten s<strong>in</strong>d<strong>und</strong> gegen die Oberfläche des Kalkkörpers h<strong>in</strong> an Dicke abnehmen. Danun Semon auch die schon von Quatrefages, Baur, Semper <strong>und</strong>Theel angegebene concentrische Schichtung der Kalkkörper bestätigt


KallduH'por (li^r Haut uml der A<strong>in</strong>biilarralanhängc. 59fand, so gelangte er zu der Auffassung, dass oiganische <strong>und</strong> anorganischeiSubstanz <strong>in</strong> den Kalkkörpern <strong>in</strong> der Weise angeordnet s<strong>in</strong>d, wie es dasSchema (II,17 u. 18) darstellt. Danach bestehen die Kalkkörper aus e<strong>in</strong>emdünnen organischen Ueberzug <strong>und</strong> nach <strong>in</strong>nen davon aus concentrischen,abwechselnden, dünnen organischen <strong>und</strong> dickeren anorganischen Schichten;die organischen Schichten stehen untere<strong>in</strong>ander durch radiäre Fäden <strong>in</strong>Verb<strong>in</strong>dung, welche die anorganischen Schichten durchsetzen <strong>und</strong> vonder Axe des Kalkkörpers nach der Peripherie an Dicke immer mehr abnehmen./E. Entstehung <strong>und</strong> Wachsthum der Kalkkörper.Sem per (238) beschrieb von den Ankern der Synaptiden, dass siemitsammt ihren Ankerplatten von e<strong>in</strong>er b<strong>in</strong>degewebigen Hülle umgeben s<strong>in</strong>d,welche er als die Matrix der Kalkgebilde ansieht. Des Näheren fand er,dass die <strong>in</strong>nerste Lage jener Hülle e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es Häutchen darstellt, welchesmit se<strong>in</strong>er glatten Innenseite dem Anker dicht anliegt, auf se<strong>in</strong>er Aussen-Seite aber e<strong>in</strong>en epithelialen Ueberzug trägt.Den Zellen dieses Epithelsschreibt er nun die Absonderung des Kalkes nach Art e<strong>in</strong>er Cuticularbilduugzu, gibt aber dabei ausdrücklich zu erkennen, dass diese Ansichtzu ihrer Erhärtung weiterer Untersuchungen bedürfe. Theel (266) kamzu e<strong>in</strong>em ähnlichen Ergebnisse. Auch er ist auf Gr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er an Oneiropliantagemachten Beobachtungen der Me<strong>in</strong>ung, dass die Absonderungder Kalkkörpersubstanz von e<strong>in</strong>er membranösen <strong>und</strong> mit Zellen besetztenHülle ausgehe, nur leugnet er im Gegensatze zu Sem per die epithelialeAnordnung dieser Zellen. Nach ihm wird das Innere jener häutigen Hüllezunächst nur von e<strong>in</strong>er structurlosen organischen Substanz erfüllt, <strong>in</strong> derenCeutrum später die anorganische Substanz auftritt um sich dann nach<strong>und</strong> nach bis zur Ausfüllung der Hülle zu vermehren. Bei dieser Auffassungbleibt <strong>in</strong>dessen die <strong>Bild</strong>ung des organischen Axenstranges derKalkkörper ebenso unaufgeklärt wie die oben nachgewiesene Gr<strong>und</strong>formderselben; neue Untersuchungen werden deshalb abzuwarten se<strong>in</strong>, bis mansich zu e<strong>in</strong>er Annahme oder Ablehnung der Semper-Theel 'sehen Ansichtentschliessen kann. Diese Zurückhaltung ist für jetzt um so mehrals erstens bei dem von Theel untersuchten Material ke<strong>in</strong>egeboten,Sicherheit vorliegt, dass nicht bereits e<strong>in</strong>e theilweise Auflösung des Kalkesstattgef<strong>und</strong>en hatte, <strong>und</strong> zweitens die von Semper<strong>und</strong> Theel vertretenewelcher dann erst dieAnsicht, dass zuerst e<strong>in</strong> zelliger Schlauch auftrete,Kalksubstanz iii se<strong>in</strong> Inneres abscheide, sich nicht ohne Weiteres vere<strong>in</strong>barenlässt mit den Ergebnissen, zu welchen andere Forscher, namentlichSelenka*), Semon (235) <strong>und</strong> Herouard (101) gekommen s<strong>in</strong>d.Nach den unter sich allerd<strong>in</strong>gs wieder diflferirenden Bef<strong>und</strong>en dieserletztgenannten Forscher bleibt zwar bestehen, dass man die Kalkkörperchen'*)Keimblätter <strong>und</strong> Ürgananlage der Ech<strong>in</strong>ideu. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 33. 1ST9. p. 46.


60 Seewalzen.als e<strong>in</strong>e Art von Cuticnlarabsonderungen betrachten kana, im Uebrigen aberwird es höchst wahrsche<strong>in</strong>lich, dass der zellige Schlauch (Semper, Theel)ke<strong>in</strong> primäres, sondern e<strong>in</strong> secnndäres Gebilde ist, dass er nicht derersten <strong>Bild</strong>ung des Kalkkörperchens vorangeht, sondern durch dessenEntstehungsweise erst bediogt wird.Herouard stellte se<strong>in</strong>e Untersuchuogen an dendrochiroten Holothurienan, bestätigte zunächst die Angabe früherer Forscher, dass dieKalkkörperchen der Dendrochiroten mit e<strong>in</strong>er X förmigen Anlage beg<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> kam über die Entstehung dieser von ihm als F<strong>und</strong>amentalkörperchenbezeichneten Anlage zu folgender Ansicht. Der <strong>Bild</strong>ungsberdist e<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>schichtige Lage von hexagonalen, prismatischen Zellen, die pflasterförmigdicht nebene<strong>in</strong>ander liegen. Indem nun vier benachbarte Zellen— er nennt sie Fimdamentalzellen — an ihren gegenseitigen BerührungsflächenKalk absondern, entsteht das F<strong>und</strong>amentalkörperchen. Entwickeltsich letzteres weiter zu e<strong>in</strong>em vierlöcherigen Gitterplättchen, so geschiehtdies dadurch, dass die Kalkabsonderung sich auch auf die anderen Seitenflächender F<strong>und</strong>amentalzellen ausdehnt, so dass also schliesslich jedesLoch des vierlöcherigen Gitterplättchens e<strong>in</strong>e Fimdamentalzelle umschliesst.Falls sich diese Angaben Herouard 's als h<strong>in</strong>länglich gesicherte herausstellen— sie liegen bis jetzt nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kurzen vorläufigen Mittheilungvor — so wäre die im W<strong>in</strong>kel von 120*' stattf<strong>in</strong>dende Vergabelungsweiseder Kalkkörperchen aus der Anordnung ihrer <strong>Bild</strong>ungszellen erklärt,dagegen bliebe auch dann noch die Entstehung des organischen Axenstraugesräthselhaft.Wesentlich verschieden von der Ansicht Herouard's ist diejenigevon Semon, welcher freilich ebenso wieSelenka nicht an Holothurien,sondern an Seeigeln se<strong>in</strong>e Untersuchungen machte. Nach ihm (il, 19 — 22)nimmt das Kalkkörperchen se<strong>in</strong>e Entstehung nicht zwischen Zellen, sondern<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zelle <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> Gestalt e<strong>in</strong>es w<strong>in</strong>zigen Tetraeders, derdann später aus der Zelle austritt, dadurch zwischen benachbarte Zellenzu liegen kommt <strong>und</strong> nunmehr <strong>in</strong> der Weise weitervvächst, dass er sich<strong>in</strong> der Richtung von dreien se<strong>in</strong>er Axen verlängert <strong>und</strong> so zu e<strong>in</strong>emregulären Dreistrahl wird. Auch diese für die Holothurien übrigens nochungeprüfte Ansicht lässt den Axenstrang unerklärt. Im Gegensatze zuHerouard sucht sie die regelmässige Vergabelung des primären Kalkkörpersnicht von der Anordnung der <strong>Bild</strong>ungszellen,sondern von dertetraedrischen Form der primären Kalkablagerung selbst abzuleiten ;nurwird dabei nicht verständlich, weshalb auch die späteren Weitervergabelungendes Kalkkörpers <strong>in</strong> demselben W<strong>in</strong>kel (von 120^) stattf<strong>in</strong>den. —Es dürfte nach dem Gesagten ersichtlich se<strong>in</strong>, dass wir <strong>in</strong> Bezug auf dieHistogenese der Kalkkörper von e<strong>in</strong>er befriedigenden Kenntniss noch weitentfernt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> nicht besser steht es um unsere Kenntniss von denUmständen, welche dem Weiterwachsen der Kalkkörper nach Erreichunge<strong>in</strong>er gewissen Form <strong>und</strong> Grösse e<strong>in</strong> Ziel setzen.


Musldilatiir der Körperwand. 61Ueber die chemische Zusammensetznng- der Kalkkörper, ihre Function,ihre systematische <strong>und</strong> phylogenetische Bedeutung s<strong>in</strong>d die späteren Kapitelnachzusehen, welche die Chemie, Physiologie, Systematik <strong>und</strong> Phylogenieder Holothurien behandeln.IT.Muskulatur der Körporwaud.1. Die Quer- <strong>und</strong> Längsmuskeln der Körper wand.Die schon Bohadsch (30) bekannte Quer- <strong>und</strong> Längsmuskulaturder Körperwand ist so angeordnet, dass jenesich unmittelbarder Innenseite der Lederhaut anlagert, diese aber noch weiter nach <strong>in</strong>nenihre Lage e<strong>in</strong>nimmt. Jene bildet e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Regel dünne Schicht, <strong>in</strong>welcher die Muskelfasern quer zur Körperaxe verlaufen;bei stark contrahirtenExemplaren treten e<strong>in</strong>zelne Faserzüge der Qiiermuskulatnr häutig<strong>in</strong> Form von niedrigen Querleisten an der Innenseite der Körperwanddeutlich hervor. Viel kräftiger s<strong>in</strong>d fast immer die Längsmuskeln entwickelt.Dieselben entsprechen <strong>in</strong> ihrer Zahl <strong>und</strong> Anordnungden fünfAmbulacren <strong>und</strong> zeigen deren Lage auch dann sofort an ,wenn sieäusserlich entweder durch den Mangel oder durch regellose Vertheilnngder Füsschen weniger leicht erkennbar s<strong>in</strong>d.Um aber zunächst auf die Quermuskulatur etwas näher e<strong>in</strong>zugehenso ist zu bemerken, dass die gewöhnliche Benennung derselben alsR<strong>in</strong>gmuskiilatur <strong>in</strong> den allermeisten Fällen nicht ganz zutreffend ist.Denn nur bei den Synaptiden bildet die Quermuskulatur wirklich e<strong>in</strong>eununterbrochene, den Körper r<strong>in</strong>gförmig umgebende Lage. Bei allenübrigen Familien aber ist sie <strong>in</strong> den Ambulacren unterbrochen <strong>und</strong> dadurch<strong>in</strong> fünf <strong>in</strong>terambulacrale Felder zerlegt, wird also besser als Quer- dennals R<strong>in</strong>gmuskulatur bezeichnet. Indessen ist der eben erwähnte Gegensatzder Synaptiden zu den übrigen Holothurien durch Uebergänge vermittelt.Denn schon unter den Synaptiden selbst fanden Daniel ssen <strong>und</strong> Korenbei ihrem Acanthotroclms mimhilis (50), dass die Quermuskulatur nur imvorderen <strong>und</strong> im h<strong>in</strong>teren Körperabschnitte r<strong>in</strong>gförmig, d. h. ununterbrochenist, dass sie dagegen im mittleren Körperabschnitte fünf ambulacraleUnterbrechungen erfährt; das gleiche Verhalten konnten dieselben Forscherunter den Elasipoden bei Elpidia glacioMs Theel feststellen. Am h<strong>in</strong>terenKörperende bilden die Quermuskeln bei allen Holothurien e<strong>in</strong>en Schliessmuskel(Sph<strong>in</strong>kter) im Umkreise der Kloakenöffnung.Die Längsmuskeln s<strong>in</strong>d bei den Synaptiden, Elasipoden, denmeisten Dendrochiroten <strong>und</strong> nach Jourdan (114) auch bei Ilaplodactylamediterranea Grube'"') unter den Molpadiden e<strong>in</strong>fache, mehr oder weniger*) Leider erhält man auch bei Jourdan ke<strong>in</strong>e näheren Angaben über diese, von ihmaucli alsMolpadia musculus Risso bezeichnete Art, so dass es nach wie vor zweifelhaftbleibt, ob es sich dabei wirklich um e<strong>in</strong>e echte Molpadide handelt. Die Angabe Jourdan 'svon der E<strong>in</strong>fachheit der Längsmuskeln ist um so auffallender, als hei den übrigen Molpadiden,soweit bekannt, immer paarige Längsmuskeln vorhanden s<strong>in</strong>d.


(52 Seewalzeri. idicke, bald ziemlich breite, bald schmale Streifen,welche mit ihrer Aussenseiteder angrenzenden Innenseite des ambulacraleu Wassergefässes anliegen<strong>und</strong> vorne sich an den Kalkr<strong>in</strong>g (vergl.den Abschnitt über denKalkr<strong>in</strong>g) ansetzen, h<strong>in</strong>ten aber im Umkreise der Kloakenötfni<strong>in</strong>g endigen.Bereits bei den .Synaptiden kommen Andeutungen e<strong>in</strong>er Zertheilung dere<strong>in</strong>fachen Längsmuskeln <strong>in</strong> Längsmuskelpaare vor, so nach Semper(238) bei Synapta beselii Jag. Bei den Molpaditlen s<strong>in</strong>d paarige Längsmuskelnzu deutlicher Ausbildung gelangt, so z. B. bei Molpadla, HapJodactißa,Cand<strong>in</strong>a, Ankyroderma <strong>und</strong> Trocliostonur^ <strong>in</strong>dessen verb<strong>in</strong>den sichbei letzterer Gattung die beiden sonst durch e<strong>in</strong>en Abstand von 1 mmgetrennten Muskel e<strong>in</strong>es jeden Faires vor ihrer vorderen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>terenInsertion wieder zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Längsmuskel. Auch unter denElasipoden gibt es e<strong>in</strong>zelne Arten, z. B. Ijictnwgone ivi/ville-thomsoni Theel,welche e<strong>in</strong>en Anlauf zur Längstheilung der sonst e<strong>in</strong>fachen Längsmuskelnnehmen, <strong>in</strong>dem die Muskelfasern <strong>in</strong> den seitlichen Theilen der Längsmuskelnsich viel dichter <strong>und</strong> zahlreicher zusammendrängen als <strong>in</strong> derMitte. Bei den Dendrochiroten ist trotz der gegentheiligen Angabe Semper'sdie E<strong>in</strong>fachheit der Längsmuskeln die Regel; s<strong>in</strong>d sie ausnahmsweise, wiez. B. bei Cucumaria japonka Semp. paarig, so vere<strong>in</strong>igensich die beidenHälften e<strong>in</strong>es jeden Paares vor ihrer vorderen Insertion. Bei den Aspidochii'otendagegen treffen wir <strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimmung mit den Molpadidenganz regelmässig paarige Längsmuskeln an ;die beiden Muskeln e<strong>in</strong>esjeden Paares s<strong>in</strong>d bald schärfer, bald wenigerscharf vone<strong>in</strong>ander abgegrenztoder durch e<strong>in</strong>en schmäleren oder breiteren Zwischenraum getrennt.Im Ganzen s<strong>in</strong>d die Längsmuskeln der Aspidochiroten kräftiger entwickeltals bei den Dendrochiroten, bei denen sie namentlich dann, wenndie Körperwand ziemlich starr <strong>und</strong> unbeweglich ist,sehr dünn <strong>und</strong> schmalwerden. Dafür zeichnen sich aber die Dendrochiroten dadurch aus, dasssich von ihren Läugsmuskeln je e<strong>in</strong> oft sehr kräftig entwickelter Rückziehrauskeldes Schl<strong>und</strong>kopfes abspaltet, den wir später bei Besprechungdes Kalkr<strong>in</strong>ges näher kennen lernen werden.In dem B<strong>in</strong>degewebe, welches die Fasern der Längs- <strong>und</strong> Quermuskelnumlagert, f<strong>in</strong>den sich sehr häufig (bei Arten aus allen Familien) kle<strong>in</strong>eKalkkörperchen, auf welche zuerst Quatrefages (210) bei Synapta<strong>in</strong>Jiaercns (0. F. Müll.) die Aufmerksamkeit gelenkt hat. Sie haben gewöhnlichdie Form kurzer, gedrungener, an den Enden abger<strong>und</strong>eter Stäbchen,mehr oder weniger regelmässiger Ellipsoideoder s<strong>in</strong>d von nierenförmigerGestalt <strong>und</strong> lassen nicht selten e<strong>in</strong>e concentrische Schichtung erkennen.Das B<strong>in</strong>degewebe selbst, sowohl der Längs- als der Quermuskeln,steht mit dem der Lederhaut <strong>in</strong> Zusammenhang <strong>und</strong> befestigt dadurchdie Muskulatur an der Innenseite der K()rperwand.2. Histologie der Muskeln.Ueber den histologischen Bau der Muskulatur haben schon Quatrefages(210), Leydig (142 u. 143), Joh. Müller (183) <strong>und</strong> Baur (10),


Muskulatur der Körperwand. 63Später auch Sem per (238) <strong>und</strong> Graber (72) Beobachtungen angestellt,welche <strong>in</strong> neuester Zeit von Jourdan (114) <strong>und</strong> Hamann (91 u. 93)fortgeführt wurden. Alle diese Forscher stimmen dar<strong>in</strong> libere<strong>in</strong>, dass diee<strong>in</strong>zelnen Muskelfasern sehr lang gestreckte, an den zugespitzten Endenverjüngte, glatte Cjl<strong>in</strong>der von heller, homogener Substanz darstellen*),Ihre Länge soll mitunter, <strong>in</strong> den Längsmuskeln der Körperwand, derganzen Körperlänge gleichkommen; e<strong>in</strong> Nachweis für die Richtigkeitdieser Angabe wird aber nirgends erbracht. Jedenfalls ist die Längeimmer sehr erheblich im Vergleich zur Dicke. Diese beträgt, soweitMessungen vorliegen, m<strong>in</strong>destens 1,4, höchstens 10, im Durchschnitt 4 bis5 //.Natürlich wird die Dicke bee<strong>in</strong>flusst von dem jeweiligen Contrgctionszustande<strong>und</strong> ist auch bei gleichem Contractionszustande verschiedenbei den e<strong>in</strong>zelnen Species, sowie bei derselben Species je nachdem Ort des Vorkommens; namentlich sche<strong>in</strong>en die Fasern der R<strong>in</strong>gmuskulaturdes Körpers durchgängig fe<strong>in</strong>er zu se<strong>in</strong> als die der Längsmuskulatur.Auf dem Querschnitte erweisen sich die Fasern entwederdrehr<strong>und</strong> oder sie s<strong>in</strong>d durch gegenseitigen Druck zu unregelmässigenPrismen abgeplattet.Leydig fand, dass die Fasern nicht immer homogen ersche<strong>in</strong>en,sondern dass die dickei en unter ihnen e<strong>in</strong>e Sonderung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Mark- <strong>und</strong>e<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>densubstanz erkennen lassen;er gibt ferner an, dass die Fasersubstanzauch e<strong>in</strong>e Zusammensetzung aus keilförmig <strong>in</strong>e<strong>in</strong>andergeschobenen<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Längsrichtung der Faser übere<strong>in</strong>ander geordneten Stückenaufweise. Die Unterscheidung e<strong>in</strong>er Mark- <strong>und</strong> R<strong>in</strong>densubstanz konnteaber weder von Baur noch von irgende<strong>in</strong>em der späteren Forscher bestätigtwerden <strong>und</strong> was die keilartigen Stückchen angeht, so erwähntihrer nur noch Sem per, der sie aber für e<strong>in</strong>e erst nach dem Tode e<strong>in</strong>tretendeZerfallsersche<strong>in</strong>ung erklärt.Auch e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e, zarte, homogene Hüllmembran (Sarcolemm) wird vonLeydig wenigstens den dickeren Fasern zugeschrieben. Semper konntesich von dem Vorhandense<strong>in</strong> des Sarcolemms nicht überzeugen <strong>und</strong>Hamann erwähnt dasselbe überhaupt nicht. Jourdan dagegen schliesstsich der Leydig'schen Auffassung an <strong>und</strong> lässt alle Muskelfasern vone<strong>in</strong>em ausserordentlich dünnen Sarcolemm umhüllt se<strong>in</strong>. Diese Sarcolemmscheidekann sich bei Contraction der Muskelfasern <strong>in</strong> Quer- oder Längsfaltenlegen <strong>und</strong> so e<strong>in</strong>e Quer- oder Längsstreifung der Fasersubstanzvortäuschen. Dieser Täuschung unterlag Quatrefages,als er an denContrahirten Fasern der Längsmuskulatur der Synapta <strong>in</strong>hacrens (0. F. Müll.)e<strong>in</strong>e Querstreifung beschrieb.Leydig war bereits auf dem richtigen Wegedie Querstreifung auf quere Faltungen des Sarcolemms zurückzuführen,entschied sich aber später für die Ansicht, dieselbe sei durch den obenerwähnten Zerfall der Fasersubstanz <strong>in</strong> keilförmige Stückchen bed<strong>in</strong>gt.*) Nur bei Kolr/a hyal<strong>in</strong>a Dan. u. Kor. geben Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) an, dassdie Fasern der Längsmuslveln verästelt seien <strong>und</strong> mite<strong>in</strong>ander anastomosiren.


64 Seewalzen.nichts vonBaur, Semper, Graber <strong>und</strong> Hamann konnten überhaupt e<strong>in</strong>er Querstreifung zu Gesichte bekommen <strong>und</strong> die Längsstreifnng, dieder Letztgenannte besonders an stark contrahirten Fasern wahrnahm, wirdw^ohl auch nur auf* e<strong>in</strong>er Faltung des von ihm übersehenen Sarcolemmsberuhen.Der von Jourdan <strong>und</strong> Hamann entdeckte Kern der Muskelfaserliegt derselben, nach <strong>in</strong>nen vom Sarcolemm <strong>und</strong> umgeben von e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>genMenge Protoplasma, seitlich an, ist von länglicher Gestalt <strong>und</strong>umschliesst e<strong>in</strong> -oder mehrere Kernkörperchen. Nur bei den R<strong>in</strong>gmuskelfaserndes Schl<strong>und</strong>es soll nach Hamann der Kern der Faser nicht an-,sondern e<strong>in</strong>gelagert se<strong>in</strong>; nach se<strong>in</strong>en Abbildungen ersche<strong>in</strong>t diese Behauptungetwas zweifelhaft. Ferner bezweifle ich, ob Vogt <strong>und</strong> Yung(284) im Rechte s<strong>in</strong>d, wenn sie den Längsmuskelfasern der CucumariaPlanci V. Marenz. nicht e<strong>in</strong>en, sondern mehrere Kerne zuschreiben.y. Ncrveiisyste<strong>in</strong>.Die erste best<strong>in</strong>mite <strong>und</strong> richtige Vermuthung über die Lage derradialen Nervenstämme äusserte Cuvier (46). Jäger (HO) fügte diefernere Vermuthung h<strong>in</strong>zu, dass auch e<strong>in</strong> R<strong>in</strong>gnerv vorhanden sei <strong>und</strong>vom Kalkr<strong>in</strong>g umhüllt w^erde. Der wirkliche Entdecker des Nervensystemesaber ist Krohn (123), welcher den R<strong>in</strong>gnerven, die Radialnerven<strong>und</strong> Seitenäste der letzteren nachwies. Für die Radialnerven führteJ. Müller (185) die Bezeichnung Ambulacralgehirne e<strong>in</strong>, auf deren Berechtigungich an anderer Stelle zurückkommen werde. Alsdann suchtenBaur (10) <strong>und</strong> Semper (238) tiefer <strong>in</strong> Bau <strong>und</strong> Anordnungdes Nervensystemese<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen. Ihre Bemühungen wurden später vonTeuscher(261) <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs besonders von Jourdan (114), Semon (233— 237)<strong>und</strong> Hamann (91— 93) fortgeführt. Es wird im Verlauf der näheren Darstellungunserer heutigen Kenntnisse des Nervensystemes h<strong>in</strong>reichendeGelegenheit se<strong>in</strong> dem Antheile, den die genannten Forscher im E<strong>in</strong>zelnendaran haben, gerecht zu werden. Wir wenden uns deshalb hier sofortzu e<strong>in</strong>er üebersicht über die Anordnung <strong>und</strong> Zusammensetzung des ganzenSystemes <strong>und</strong> lassen darauf e<strong>in</strong>e Besprechung der E<strong>in</strong>zelheiten folgen.Als centrale Theile des Nervensystemes werden herkömm-<strong>und</strong> die fünf <strong>in</strong> denlicherweise der den M<strong>und</strong> umkreisende R<strong>in</strong>gnervRadien verlaufenden Radialnerveu (= Ambulacralnerven) bezeichnet.aber (vergl. den Abschnitt über die Entwicklungsgeschichte) der R<strong>in</strong>gnervzuerst entsteht <strong>und</strong> erst später die fünf Radialnerven aus ihm auswachsen,so wäre es vom morphologischen Standpunkte aus richtiger nur jenenals den centralen Theil aufzufassen, diese aber zum peripherischen Nervensystemzu rechnen (über die physiologische Bedeutung des R<strong>in</strong>gnerveu<strong>und</strong> der Radialnerven vergl. den Abschnitt über die Physiologie). Füre<strong>in</strong>e rasche Üebersicht über das ganze Nervensystem empfiehlt es sichDa


NeiTensystem.ß5aber immerh<strong>in</strong> an der üblielien Zusammenfassung- der Radialnerven mitdem R<strong>in</strong>guerv als der centralen Theile festzuhalten.Sowohl der R<strong>in</strong>gnerv als auch die Radialnerven geben zahlreicheAeste <strong>und</strong> Zweige ab^ welche zusammen das peripherische Nervensystembilden. Vom R<strong>in</strong>gnerven entspr<strong>in</strong>gen die Fühlernerven, dievorzugsweise zu den auf den Fühlern angebrachten nervösen Endapparatenherantreten, als welche man S<strong>in</strong>nesplatten, knospenförmige S<strong>in</strong>nesorgane<strong>und</strong> Tastpapillen unterscheidet. Ausserdem geben die Fühlernervenaber aucl^ Nerven <strong>in</strong> die Haut der M<strong>und</strong>scheibe ab, welcheob er mitan e<strong>in</strong>fachen epithelialen S<strong>in</strong>ueszellen endigen. Vom R<strong>in</strong>gnerv entspr<strong>in</strong>gtferner e<strong>in</strong> Schl<strong>und</strong> nerv, von dem es zweifelhaft ist,e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> der Wand des Magens <strong>und</strong> Dünndarmes vorkommenden Nervengefiecht<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung steht. Ebenso wie die Ftihlernerven kann auchder Schl<strong>und</strong>nerv Zweige <strong>in</strong> die Haut der M<strong>und</strong>scheibe entsenden ;auchkönnen Hautnerven der ^fuudscheibe unmittelbar aus dem R<strong>in</strong>gnervenaustreten. Zahlreicher als die Aeste des R<strong>in</strong>gnerven s<strong>in</strong>d die der Radialnerven.Ueberall wo Ambulacralanhänge <strong>in</strong> Form von Füsschen oderPapillen vorhanden s<strong>in</strong>d, geht zu jedem derselben e<strong>in</strong> Ast des betreffendenRadialnerven ab <strong>und</strong> endigt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em als S<strong>in</strong>n es platte bezeichnetenterm<strong>in</strong>alen Endorgan. Wir wollen diesen Nerven ohne Rücksicht daraui",ob sie zu eigentlichen Füsschen oder zu Ambulacralpapillen führen, denNamen Füsschennerven geben. Andere Zweige der Radialnerven gehen<strong>in</strong> die Haut <strong>und</strong> stehen hier zum e<strong>in</strong>en Theile durch Vermittclung e<strong>in</strong>essubepithelialen Nervengeflechtes mit e<strong>in</strong>fachen epithelialen S<strong>in</strong>neszellen,zum anderen Theile mit zusammengesetzteren Endorganen, densog. Tastpapillen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung. Im letzteren Falle, der sich nurbei füsschenlosen Formen f<strong>in</strong>det, vertreten die Tastpapillen <strong>und</strong> ihre Nervendie S<strong>in</strong>nesplatten <strong>und</strong> Füsschennerven der übrigen Seewalzen. Hautnervenkönnen aber auch statt direkt von den Radialnerven erst von denFüsschennerven sich abzweigen. E<strong>in</strong>e dritte Art von Zweigen der Radialnervens<strong>in</strong>d Muskel nerven, welche die Muskulatur der Körperwandversorgen; es kommt <strong>in</strong>dessen aucb vor, dass derartige Muskelnerven alsAeste der Hautnerven auftreten. An die Nerven der Muskulatur derKörperwand sehliessen sich aufs engste die Nerven an, welche von demh<strong>in</strong>tersten Abschnitte der Radialnerven zur Schliessmuskulatur der Kloakegehen. Derselbe Abschnitt der Radialnerven sche<strong>in</strong>t auch Zweige zumMesenterium des h<strong>in</strong>teren Körperendes zu schicken. Endlich s<strong>in</strong>d es auchdie Radialuerven, welche die Hörbläschen, wo solche vorkommen,<strong>in</strong>nerviren.In der folgenden Tabelle habe ich versucht die Beziehungen der centralenTheile des Nervensystemes zu den peripherischen <strong>und</strong> die Beziehungendieser zu den nervösen Endapparaten übersichtlich zu machen<strong>und</strong> dabei die Seiten angemerkt, wo die näheren Angaben nachzusehens<strong>in</strong>d.Bronn, Klassen des Thier - Reichs. II. 3. 5


6ßSeewalzen.Uebersicht über das Nervensystem.CentralesNervensystem,1. R<strong>in</strong>gnerv(S.r.6,7Ü).Peripherische Nerven.Fiililernerven (S. 73).//Hautnerven der M<strong>und</strong>sclieibeiS. 65, 71).\Endorgane (S<strong>in</strong>nesorgane).S<strong>in</strong>nesplatten der Fühler bei^Aspido-u.Dendrochiroten(S.73)._^ Knospenförmige S<strong>in</strong>nesorganeder Synaptiden-l^rihler(S. 7?.).,. Tastpapillen der Synaptiden-Fühler (S. 76).-> S<strong>in</strong>neszellen der Haut (S.T.'j. 31 ).Schl<strong>und</strong>nerv (S. 70).r'/Nervengeflecht <strong>in</strong> Magen <strong>und</strong>Dünndarm (S. 71).Füsschennerven (S. 71).-> S<strong>in</strong>nesplatten der Füsschen <strong>und</strong>Ambulacralpapillen (S. 72).fHautnerven (S. 74).->- Tastpapillen <strong>in</strong> der Haut der7fSynaptiden (S. 7,5).lX^ S<strong>in</strong>neszellen der Haut (S. 75, 31 ).2. Radialnerven ^>- Muskelnerven (S. 70).(S. 67-69). \\^^ Nerven zur Schliessmuskulatur\ der Kloake (S. 70).\\ Nerven zum Mesenterium des\, h<strong>in</strong>teren Körperendes (S. 71).Hörnerven (S. 76, 77).-^ Hörbläschen (S. 76—79).1, Centrales Nervensystem.a. Form <strong>und</strong> Lage des R<strong>in</strong>gnerven <strong>und</strong> der Radialnerven.Der R<strong>in</strong>gnerv umgibt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igem Abstände die M<strong>und</strong>öffnungbald <strong>in</strong> annäherndkreisr<strong>und</strong>er Gestalt, bald mehr <strong>in</strong> der Form e<strong>in</strong>es abger<strong>und</strong>etenFünfeckes, dessen Ecken <strong>in</strong> die Richtung der Radien fallen. Er liegt <strong>in</strong>der untersten Zone des B<strong>in</strong>degewebes der M<strong>und</strong>haut, nach <strong>in</strong>nen von demspäter zu besprechenden Kalkr<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> etwas unterhalb der Fühlerbasis.Auf dem Querschnitte hat er ke<strong>in</strong>en genau kreisförmigen, sondern e<strong>in</strong>enetwas länglichen Umriss <strong>und</strong> da er nirgends e<strong>in</strong>e bemerkenswerthe Anschwellungzeigt, so lässt sieh se<strong>in</strong>e Form mit der e<strong>in</strong>es leicht zusammengedrückten,r<strong>in</strong>gförmig gebogenen Cyl<strong>in</strong>ders vergleichen. In jeden Radiusentsendet er e<strong>in</strong>en Radialnerven, welcher sich <strong>in</strong> stärkerem Maasse abflacht


Nervensystem.ß7imcl durch e<strong>in</strong>en oberen E<strong>in</strong>schnitt oder e<strong>in</strong>e Oeffnungdes betreffendenRadialstückes des Kalkr<strong>in</strong>ges (siehe die Beschreibung des letzteren)h<strong>in</strong>diirchtritt um sich alsdann an die Aussenseite der Radialgefässe zulagern. In dieser Lagerung verläuft er <strong>in</strong> der Tiefe der Lederhaut bis<strong>in</strong> das h<strong>in</strong>terste Körperende. Der Querschnitt durch e<strong>in</strong>en Radialnervzeigt <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e stärkere Abplattung als der R<strong>in</strong>gnerv, ersche<strong>in</strong>tbald mehr bohnen-, bald mehr halbmondförmig, wechselt aber überhauptsehr je nach dem Contractionszustande des Thieres. Semon (233) gibtvon jungen Synapteu an, dass ihre Radialnerven am vorderen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>terenEnde e<strong>in</strong>e Anschwellung zeigen, während Semper (238) <strong>und</strong> Hamann(93) übere<strong>in</strong>stimmend die grösste Breite der Radialnerven <strong>in</strong> der Körpermittefanden. In Betreff des h<strong>in</strong>tersten Endes der Radialnerven beobachteteHamann e<strong>in</strong>e allmähliche Verschmälerung <strong>und</strong> schliessliche Zuspitzung.E<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>tere Commissur der Radialnerven istebensowenig vorhanden wieCommissuren Avährend ihres Verlaufes, so dass also der e<strong>in</strong>zige Zusammenhangder Radialnerven durch den R<strong>in</strong>gnerv hergestellt Avird. IrgendwelcheHohlräume s<strong>in</strong>d weder im R<strong>in</strong>gnerven noch <strong>in</strong> den Radialnerven vorhanden.b. Histologie des centralen Nervensystems. Nach e<strong>in</strong>em, wiedie späteren Forschungen zeigten, gänzlich missglückten Versuche Baur's(10) an der Synaxyta dlgltata (Mont.) <strong>in</strong> den histologischen Bau des Nervensystemse<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen war es zuerst Semper (238), welcher mit besserem,aber doch immer noch recht unzulänglichem Erfolge an Aspidochiroten,Dendrochiroten, Molpadiden <strong>und</strong> Synaptiden die fe<strong>in</strong>ere Zusammensetzungder Nerven aufzuklären begann.An den Radial nerven, die wir zunächst <strong>in</strong>s Auge fassen wollen,unterschied er nicht weniger als vier von aussen nach <strong>in</strong>nen aufe<strong>in</strong>anderfolgendeSchichten, die er <strong>in</strong> der angegebenen Reihenfolge mit n^, n^,n^, n^ bezeichnete, n^ <strong>und</strong> n'^ haben sich später als nicht zum Nervenselbst bereits vermuthet hatte.n^ <strong>und</strong> n^ s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>degewebige, mit der Lederhaut zusammenhängendequere Scheidewand vone<strong>in</strong>ander getrennt, welche fe<strong>in</strong>e Fädengehörig herausgestellt, wie dies Semper<strong>in</strong> die Schicht n^ entsendet, n^ besteht aus e<strong>in</strong>er äusseren Zellenlage<strong>und</strong> aus e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Faserlage, deren Fasern parallel mite<strong>in</strong>ander <strong>und</strong>senkrecht zur erwähnten Scheidewand verlaufen; auch <strong>in</strong> n- kommenZellen vor. Diese Angaben Sem per's über den Bau der Schichten n^<strong>und</strong> n- <strong>und</strong> der diese trennenden Scheidewand s<strong>in</strong>d durch die späterenUntersuchungen von Teuscher (261), Jourdan (114), Hamann (91—93)<strong>und</strong> Semon (233 u. 236) zum Theil bestritten, schliesslich aber bestätigt<strong>und</strong> <strong>in</strong> wesentlichen Punkten ergänzt worden, allerd<strong>in</strong>gs ohne bei diesenBestätigungen <strong>und</strong> Ergänzungen überall gebührende Berücksichtigung zuf<strong>in</strong>den. Zunächst zeigte Teuscher, dass n^ <strong>und</strong> n- aus fe<strong>in</strong>en Längsfasern,die Semper übersehen hatte, zusammengesetzt s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> machteferner darauf aufmerksam, dass die oberflächlichen Zellen der Schicht n^sich jederseits <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igem Abstände von der Längsmitte des Nerven5*


(38 Seewalzen.zahlreicher zusanimenhaufen. Jourdan fand weder die schon vonTen seh er wiedergefimdene quere Scheidewand, noch die dadurch hed<strong>in</strong>gteZerlegung"des Eadialnerven <strong>in</strong> die Schichten n^ <strong>und</strong> n^. Hamanndagegen sah zwar die Scheidewand, glaubte sie aber auf e<strong>in</strong>e optischeTäuschung zurückführen zu müssen, wor<strong>in</strong> ihm Semon nachdrücklich<strong>und</strong> wie ich aus eigenen Untersuchungen h<strong>in</strong>zufügen kann mit Rechtwidersprach. Beide Forscher fanden, dass bei Synapta die quere Scheidewandder Radialnerven erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igem Abstände vom R<strong>in</strong>gnerv auftritt.Semon zeigte ferner,dass die von Teuscher beobachtete <strong>Bild</strong>ung zweierlängsverlaufender Verdickungsstreifen des oberflächlichen Zellbelags derSchicht n^ e<strong>in</strong>e regelmässige <strong>und</strong> weitverbreitete Ersche<strong>in</strong>ung ist <strong>und</strong> gabdenselben den Namen der Zellsäulen; e<strong>in</strong>e ähnliche, aber unpaare Zellsäulekommt nach Semon bei Synapfa auch <strong>in</strong> der Mitte des oberflächlichenZellbelages der Schicht n^ vor. In Bezug auf den Zellbelag der beidendass nicht nurSchichten überhaupt stellten Teuscher <strong>und</strong> Semon fest,die Schicht n^, wie schon Sem per gesehen hatte, sondern auch dieSchicht n- e<strong>in</strong>en Zellbelag besitzt. Dem Zellbelag der Schicht n^ legteHamann die Bezeichnung Deckepithel bei, während Semon sowohl denzelligen Ueberzug der Schicht n^ als den der Schicht n^ als Randzellenzusammenfasst. Die Randzelleu schicken fadenfiirmige Fortsätze aus,welche den schon von Sem per erwähnten parallelen <strong>und</strong> senkrecht zurScheidcAvand gerichteten Fasern entsprechen ;wir wollen sie die aufrechtenFasern nennen. Aber auch im Inneren beider Schichten f<strong>in</strong>den sich baldmehr bald weniger zahlreiche Zellen, die zwar schon Sem per <strong>und</strong>Teuscher nicht ganz übersehen hatten, die aber erst durch Jourdan,Hamann <strong>und</strong> Semon genauer erforscht wurden; der Letztgenannte bezeichnetesie im Gegensatze zu den Randzellen als Innenzellen. Fassenwir alles Gesagte zusammen, so ergibt sich für die Radialnerven e<strong>in</strong> Bau,den wir uns am Besten an dem von Semon abgebildeten Querschnittdes Radialnerven von Synapia <strong>in</strong>liaerens (0. F. Müll.) vorführen können(V, 14). Der ganze Nerv besteht aus e<strong>in</strong>er dickeren oberen (n')<strong>und</strong>e<strong>in</strong>er dünneren unteren (n^) Schicht, welche durch e<strong>in</strong>e quere Scheidewandgetrennt s<strong>in</strong>d; <strong>in</strong> beiden Schichten f<strong>in</strong>den wir Randzelleu, InnenZellen, Längsfasern <strong>und</strong> aufrechte Fasern.Ueber die Bedeutung dieser e<strong>in</strong>zelnen Bestandtheile gehen die Ansichtender Forscher nicht unerheblich ause<strong>in</strong>ander; nur dar<strong>in</strong> herrschtUebere<strong>in</strong>stimmung, dass, soweit die äussere Schicht <strong>in</strong> Betracht kommt,die Längsfasern Nervenfasern <strong>und</strong> die Innenzellen Nervenzellen darstellen.Was die Randzellen anbetrifft, so stellt Hamann ihre nervöse Natur <strong>in</strong>Abrede, während Sem per, Teuscher, Jourdan <strong>und</strong> Semon ihnendiese Bedeutung zusprechen. Die aufrechten Fasern s<strong>in</strong>d nach Hamannausschliesslich Ausläufer der Randzellen <strong>und</strong> ebensowenig nervös wie diese;sie dienen vielmehr nur als Stützfasern. Auch Teuscher hält alle aufrechtenFasern für Stützfasern, lässt sie aber ausschliesslich aus derScheidewand entspr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> leugnet überhaupt ihre Verb<strong>in</strong>dung mit


Ncrvcnsysteui. (39Zellen. Sc<strong>in</strong>per dagegen, sowie Jourdan <strong>und</strong> Semon s<strong>in</strong>d der Me<strong>in</strong>ung,dass sie alle(Semon) oder (Scmpcr) wenigstens 7A\m Theil, näniliclisoweit sie wirklich Ausläufer der Randzellen s<strong>in</strong>d, nervöser Beschaffcnbeitseien, dabei unterscheidet aber Sem per e<strong>in</strong>en anderen Theil der aufrechtenFasern als überhaupt nicht von den Randzellen, sondern von derb<strong>in</strong>degewebigen stützenden Scheidewand ausgehend <strong>und</strong> hält demzufolgenur diese letzteren für Stützfasern. Es dürfte schwer se<strong>in</strong> bei diesemWiderstreitder Me<strong>in</strong>ungen zu e<strong>in</strong>er sicheren Beuitheilung des functionellenWerthes aller der <strong>in</strong> Rede stehenden Bestandtheile der Radialnerven jetztschon zu gelangen. Soweit die histologische Untersuchung hier e<strong>in</strong>egesichertere Kenntniss vermitteln kann, wird es sich besonders darumhandeln, festzustellen, ob die aufrechten Fasern überall alle oder nur zumTheil Ausläufer der Randzellen s<strong>in</strong>d, ob ferner die aufrechten Fasern sichmit den Längsfasern oder den Innenzellen nirgends <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzen<strong>und</strong> ob schliesslich die Längsfasern nur mit den Innenzellen oder auchmit den Randzellen zusammenhängen'? Je nachdem diese Fragen beantwortetwerden, wird man entweder nur die Längsfasern <strong>und</strong> Innenzellenals die eigentliche Nervensubstanz <strong>und</strong> die Randzellen <strong>und</strong> aufrechtenFasern für Deck- <strong>und</strong> Stützgebilde halten oder auch die letzteren zu deneigentlichen nervösen Elementen h<strong>in</strong>zuzählen, wobei nicht ausgeschlossenbleibt, dass nur e<strong>in</strong> Theil der aufrechten Fasern zur Stütze, e<strong>in</strong> andererzur Reizleitung dient.lieber die besprochenen morphologischen Bestandtheile der oberenSchicht der Radialnerven mögen hier noch e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>zelangaben folgen.Die Randzellen s<strong>in</strong>d 5— 6 /(. gross, besitzen um ihren Kern nur e<strong>in</strong>edünne Protoplasmazone <strong>und</strong> senden je e<strong>in</strong>e aufrechte Faser aus (V, 12),welche nach Hamann doppelt so dick wie e<strong>in</strong>e Längsfaserist. DieInncnzellen haben e<strong>in</strong>e Länge von 6 — 7 /tbei e<strong>in</strong>er Breite vonhaben nach Hamann e<strong>in</strong>edurchschnittlich 2 ,« ;ihr ovaler Kern ist von e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen MengeProtoplasma umhüllt, welches meistens zwei oder mehrere fe<strong>in</strong>e fadenförmigeFortsätze aussendet. Die LängsfasernDicke von 4/t; sie verlaufen, abgesehen von den Stellen, wo e<strong>in</strong> peripherischerNerv vom Radialnerven austritt, parallel mite<strong>in</strong>ander. Semonbestreitet, dass Rand- <strong>und</strong> Innenzellen, aufrechte <strong>und</strong> Längsfasern sich<strong>in</strong> Grösse, Form <strong>und</strong> Bau scharf ause<strong>in</strong>anderhalten lassen, <strong>und</strong> gelangtgerade deshalb zu der Ansicht, für alle diese Theilc e<strong>in</strong>e Betheiligung ander Reizleitung für wahrsche<strong>in</strong>lich zu halten; dazu kommt, dass Semondass Rand- <strong>und</strong> Innenzellen sich durchsich überzeugt zu haben glaubt,aufrechte Fasern mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den.Die <strong>in</strong>nere Schicht des Radialnerven ist Hamann geneigt für nichtnervös zu halten, führt aber dafür ke<strong>in</strong>erlei stichhaltigen Gr<strong>und</strong> an. Beider grossen Uebere<strong>in</strong>stimmung im Baue der äusseren <strong>und</strong> <strong>in</strong>neren Schichtsche<strong>in</strong>t mir die von Semper <strong>und</strong> Semon,zum Theil auch von Teuschervertretene Ansicht, dass auch die <strong>in</strong>nere Schicht nervöser Natur sei, besser


70 Seewali^cn.begründet. Auch spricht dafür der Umstand, dass die Fiisschennerveue<strong>in</strong>en Theil ihrer Fasern aus dieser Schicht beziehen.Der R<strong>in</strong>gnerv stimnat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bau mit der äusseren Schicht (n^)des Radialnerven übere<strong>in</strong>; es setzt sich also, wie schon Semper richtigbeobachtet hatte <strong>und</strong> seitdem auch durch Semon <strong>und</strong> Hamann aufsNeue festgestelltworden ist, weder die Scheidewand, noch die <strong>in</strong>nereSchicht (n'^) <strong>in</strong> den R<strong>in</strong>gnervenfort. Nach Jourdan s<strong>in</strong>d die Randzellendes R<strong>in</strong>gnerven (Deckepithel Hamann 's) nicht regellos vertheilt, sondernzu fünf <strong>in</strong>terradialen Gruppen zusammeugehäuft. Hamann fand die lunenzellenim R<strong>in</strong>gnerven der Synapta digitata (Mont.) verhältnissmässig zahlreicherals <strong>in</strong> den Radialnerven. Ueber die e<strong>in</strong>zelnen histologischen Bestandtheiledes R<strong>in</strong>gnerven herrschen dieselben Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten<strong>in</strong> der Ausdeutung der Bef<strong>und</strong>e wie h<strong>in</strong>sichtlich der Radialnerven (sieheoben).2. Peripherisches Nervensystem <strong>und</strong> S<strong>in</strong>nesorgane.a. Muskelnerven. Theel (263) ist der Erste, welcher bestimmteAeste der Radialnerven (bei Eljndia glacialis Theel) als Muskelnervenbezeichnete, nachdem Baur (10) bei Synapta digitata (Mont.) vergeblichdanach gesucht <strong>und</strong> auch Semper (238) derselben ke<strong>in</strong>e Erwähnunggethan. Nach Theel fanden auch Dauielsseu <strong>und</strong> Koren (50) derartigeNerven bei ihrem Trocliostoma tJwmsonii, doch entspr<strong>in</strong>gen sie hiernicht unmittelbar von den Radialnerven, sondern s<strong>in</strong>d Zweige der vondiesen ausgehenden Hautnerven. Weitere <strong>und</strong> genauere Beobachtungenhaben wir von Semon (233) <strong>und</strong> Hamann (93). Jener erwähnt Aesteder Radialnerven, welche die „Schliessmuskulatur des Afters'' versorgen,<strong>und</strong> stellte ferner fest, dass an den Seitenräudern der Radialnervenzwischen den Abgängen der Füsschennerven (bei Stichopiis regalis Cuv.je 2 — 3) fe<strong>in</strong>ere Aeste auftreten, welche vorwiegend der Innervation derMuskeln dienen. Sie bestehen aus Fasern <strong>und</strong> Zellen <strong>und</strong> lösen sichgewöhnlich sofort nach ihrem E<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong> die Muskulatur <strong>in</strong> sehr fe<strong>in</strong>eZweige auf, welche die Bündel der Muskelfasern umsp<strong>in</strong>nen, ohne dassihre schliessliche Endigung erkannt werden konnte. Auch Hamann erwähntdie Nerveuäste, welche bei den Pedaten von den Radialnerven zurMuskulatur der Körperwand ziehen; bei Synapta digitata (Mont.) sah ersie mit je e<strong>in</strong>em Hautnerven zu e<strong>in</strong>er kurzen geme<strong>in</strong>schaftlichen Wurzelverb<strong>und</strong>en,b. Darmnerven. Nach der ersten unsicheren Angabe Joh. MüUer's(184) über das Vorkommen von Schi <strong>und</strong> nerven h&i Sytiapta beselii Jag.konnte Semper (238) mit Bestimmtheit über Nerven im Schlünde vonCkicumaria japonica Semp. berichten, welche <strong>in</strong> der äusseren Lage der<strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht verlaufen.Von den späteren Forschern gebenzwar Danielsse n <strong>und</strong> Koren (50) Nervenäste an, welche bei ihrer Kolgaliyal<strong>in</strong>a vom R<strong>in</strong>gnerv zum Schlünde ziehen, doch ist Hamann (92 u. 93)


Norvcusystc<strong>in</strong>. 71der E<strong>in</strong>zige, welelicr iiahci' auf die noch von Scmon (2'd'd) vergeblichgesuchte Innervation des Darmes e<strong>in</strong>gegangen ist. Nach ihm entspr<strong>in</strong>gtvom R<strong>in</strong>gnerv der Synapta älißtata (Mont.) e<strong>in</strong> bandförmiger Nerv, welchernoch bevor er <strong>in</strong> den Schl<strong>und</strong> e<strong>in</strong>tritt Zweige zum Epithel der M<strong>und</strong>scheibeentsendet, dann den Schl<strong>und</strong> erreicht <strong>und</strong> sich hier der Schl<strong>und</strong>muskulaturvon <strong>in</strong>nen anlagert; ohne weitere Aeste abzugeben, verläufter bis zum Gr<strong>und</strong>e des Schl<strong>und</strong>rohres <strong>und</strong> sche<strong>in</strong>t lediglich zur Innervationder Schluudmuskulatur zu dienen. Aehnliche Verhältnisse fandenHamann bei Holotlmria tuhiäosa (Grael.) <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs Vogt <strong>und</strong> Yung(284) bei Cucumaria Planci v. Marenz.; bei letzterer Art entspr<strong>in</strong>gt derSchl<strong>und</strong>nerv an der ventralen Seite des R<strong>in</strong>gnerven („am Gr<strong>und</strong>e derkle<strong>in</strong>en Bauchtentakel"). Der fe<strong>in</strong>ere Bau des Schl<strong>und</strong>nerven stimmtnach Hamann mit dem des R<strong>in</strong>gnerven <strong>und</strong> der Fühlernerveu übere<strong>in</strong>,nur s<strong>in</strong>d die aufrechten Fasern („Stützfasern'') schwach oder gar nichtentwickelt.Ausser dem Schl<strong>und</strong>nerven fand Hamann (aber nur bei Synapta)auch noch e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es Nervengeflecht <strong>in</strong> der Wand des Magens <strong>und</strong>Dünndarmes <strong>in</strong> Gestalt e<strong>in</strong>er dünnen Lage von r<strong>in</strong>gförmig*) verlaufenden<strong>und</strong> mit Zellen reichlich untermischten Fasern unmittelbar nach <strong>in</strong>nen vonder Muskulatur. Ob dieses Nervengeflechtmit dem Schl<strong>und</strong>nerven <strong>in</strong>Zusammenhang steht, wurde noch nicht ermittelt.Anhangsweise sei erwähnt, dass nach Semon (233) das Mesenteriumder Aftergegend bei Aspidochiroten durch besondere Aeste derRadialnerven e<strong>in</strong>en hohen Grad von Reizbarkeit erhalten soll.c. Füsschennerven. Die schon von Krohn (123) angedeuteten<strong>und</strong> von Semper (238) etwas genauer untersuchten Füsschennervenwurden später auch von Teuscher (261) <strong>und</strong> Thcel (263) <strong>in</strong> den Kreisihrer Beobachtungen gezogen <strong>und</strong> schliesslich von Jourdan (114),Hamann (91— 93) <strong>und</strong> Semon (233) <strong>in</strong> tiefer e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gender, aber nochimmer nicht ganz erschöpfender Weise bearbeitet. Alle s<strong>in</strong>d darübere<strong>in</strong>ig, dass die Füsschennerven aus den seitlichen Rändern der Radialuervenaustreten; während aber nach Semper beide Schichten (n^ <strong>und</strong> n-)der Radialnerven durch abgehende Fasern den Füsschennerv bilden, sollnach Teuscher die Hauptmasse e<strong>in</strong>es jeden Füsschennerven aus deräusseren Schicht (n^) stammen <strong>und</strong> nur e<strong>in</strong>ige Fasern vielleicht aus der<strong>in</strong>neren (n-) herkommen. Es ist möglich, dass der Unterschied <strong>in</strong> diesenbeiden Angaben durch die Verschiedenheit der untersuchten Arten {Cucumariajapotiica Semp. <strong>und</strong> Holotlmria tubulosa [Gmel.]) veranlasst ist. Nachse<strong>in</strong>em Ursprange verläuft der Füsschennerv, <strong>in</strong>dem er das zum Füsschengehende Wassergefässästchen begleitet, durch die Lederhaut, <strong>in</strong> welcheer e<strong>in</strong>ige wenige Seitenzweige abgibt, dr<strong>in</strong>gt dann <strong>in</strong> das Füsschen selbst*) Oder der Länge nach? Hamann widerspricht sich <strong>in</strong> dieser Beziehung, <strong>in</strong>dem er dase<strong>in</strong>e Mal (93, p. 12) von e<strong>in</strong>em r<strong>in</strong>gförmigen, das andere Mal (92, p. 324) von e<strong>in</strong>em longitud<strong>in</strong>alenVerlaufe der Fasern spricht.


72 Secwalzen.e<strong>in</strong> <strong>und</strong> breitet sich hier unterhalb der Lederhaut des Füsscheus zu e<strong>in</strong>emdas Füsschen mehr oder weniger umgreifenden Nerven aus, der an derSpitze des Füsschens angekommen (V, 15),sich mit der dort bef<strong>in</strong>dlichenS<strong>in</strong>nesplatte, von welcher gleich nachher die Eede se<strong>in</strong> wird,<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungsetzt. Bei den Elasipoden zeichnen sich nach Theel {26Q) dieFüsschennerven, welche die Ambulacralfortsätze des Kückens (= umgewandelteFüsschen) versorgen, dadurch aus, dass sie zahlreiche Aeste<strong>und</strong> Zweige abgeben, welche sich <strong>in</strong> der B<strong>in</strong>degewebsschicht der Fortsätzeausbreiten. In se<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong>eren Bau zeigt der Füsschennerv dieselbeZusammensetzung wie die äussere Schicht (n^) des radialen Nerveustammes,besteht also aus Längsfasern <strong>und</strong> damit <strong>in</strong> ZusammenhangstehendenInuenzellen, ferner aus e<strong>in</strong>er der Hautobertläche zugekehrtenLage von Randzellen <strong>und</strong> von diesen ausgehenden aufrechten Fasern;über die functionelle Bedeutung der Randzellen <strong>und</strong> der aufrechten Fasernliegt dieselbe Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheit vor wie <strong>in</strong> Betreff der gleichenBestandtheile der Radialnerven.Die S<strong>in</strong>nesplatte,an welcher der Füsschennerv schliesslich endigt,mit e<strong>in</strong>erliegt bei den zur Fortbewegung dienenden <strong>und</strong> demgemässendständigen Saugscheibe versehenen eigentlichen Füsschen auf dieserSaug- oder Endscheibe, dagegen bei den zu sog. Ambulacralpapillen umgewandeltenFüsschen auf deren Spitze. Semper stellte zwar die Verb<strong>in</strong>dungdes Füsschennerven mit der von ihm zuerst angedeuteten S<strong>in</strong>uesplatte<strong>in</strong> Abrede, doch wurde dieser Angabe bereits durch Theel mitRecht widersprochen. Indessen ist auch aus den neuesten Untersuchungennoch nicht klar zu ersehen, ob die Verb<strong>in</strong>dung des Füsschennerven mitder S<strong>in</strong>nesplatte die ganze <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zige Endigung des Nerven darstellt,der dann als e<strong>in</strong> re<strong>in</strong> sensibler zu betrachten wäre, oder ob nicht auchAbzweigungen des Füsschennerven zur Muskulatur der Füsschen herantreten.Was aber die S<strong>in</strong>nesplatte (Hamann 's „Nervenendplatte'') selbstanbetrifft, so besteht dieselbe nach Hamann (V, 15) aus e<strong>in</strong>er Epithclverdickung,die wir die Epithelplatte nennen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er dicht daruntergelegenen, aus Nervenfasern <strong>und</strong> Nervenzellen zusammengesetzten End-Ausbreitung des Füsschennerven, der wir den Namen Nerven plattegeben. Die Epithelplatte ist aus zweierlei Zellen gebildet: erstens S<strong>in</strong>neszellen,welche sich durch ihre basalen Ausläufer mit den Fasern derNervenplatte verb<strong>in</strong>den, <strong>und</strong> zweitens Stützzellen, deren basale Fortsätzedurch die Nervenplatte h<strong>in</strong>durchgehen um <strong>in</strong> das darunter gelegene B<strong>in</strong>de-über den Baugewebe e<strong>in</strong>zutreten. Von diesen Hamann 'sehen Angabender S<strong>in</strong>nesplatten unterscheiden sich diejenigen Sem ou 's <strong>und</strong> Jourdan's<strong>in</strong> manchen Punkten; <strong>in</strong>sbesondere beschreiben die beiden letztgenanntenForscher unterhalb der Nerveuplattc nochmals e<strong>in</strong>e Zellschicht, welchegegen die Cutis kegelförmige Vorsprüngebildet <strong>und</strong> von Jourdan alse<strong>in</strong>e Summe von epithelialen Divertikeln, vonSemon als e<strong>in</strong>e Anhäufungvon Ganglienzellen gedeutet wird, während Hamann (soweit sich ausse<strong>in</strong>en Abbildungen schliesseu lässt)sie zum B<strong>in</strong>degewebe der Cutis


Nervensystem.t orechnet. Ferner lässt Semon den Füssclienncrv, che er die S<strong>in</strong>ncsphitlcerreicht, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Anzahl le<strong>in</strong>er Bündel auflösen, welche durch dieMaschen des kalkigen Endscheibehcns des Füsschens h<strong>in</strong>dnrchtrcten um<strong>in</strong> die Nervenplatte gelangen zu können. Hamann dagegen <strong>und</strong> Juurdansche<strong>in</strong>en der Me<strong>in</strong>ung zu se<strong>in</strong>, dass der Fiisschennerv die kalkige Endscheibenicht durchsetzt, sondern umgeht.d. Fühlernerven. Die Fühlernerven s<strong>in</strong>d, nachdem Baur (10) siebei Synapta digitata (Mont.) entdeckt hatte, von Sem per (238),Teuscher(261), Theel (263), Jourdan (114), Hamann (92 u. tl3)<strong>und</strong> Semon(233) bei Syna/pta <strong>und</strong> anderen Gattungen näher untersucht worden. Sicentspr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>terradial vom R<strong>in</strong>gnerven <strong>und</strong> zwar so, dass für jeden Fühlere<strong>in</strong> besonderer Nerv vorhanden ist,der an der dem M<strong>und</strong>e zugekehrtenSeite des Fühlers zwischen dessen Muskel- <strong>und</strong> Cutisschicht verläuft. Inse<strong>in</strong>er Lagerung im Fühler stimmt er also mit den Füsschennerven überc<strong>in</strong><strong>und</strong> zeigt auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Form dieselbe mehr oder weniger starke Abplattung,<strong>in</strong> Folge deren er den Fühler theilweisc oder ganz umgreift.Se<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>erer Bau ist, was schon Sem per bemerkte, derselbe wie derdes Riügnerven. Auch er besteht aus äusseren Randzcllen, aufrechtenFasern, Innenzellen <strong>und</strong> Längsfasern, stimmt also auch mit dem Bauder Füsschennerven übere<strong>in</strong>; die Innenzellen <strong>und</strong> Längsfasern werdenvon Hamann auch hier als die alle<strong>in</strong> nervösen Bestandtheile, dagegendie Randzellen mit den aufrechten Fasern, welch' letztere nach Hamannbei Synapta digitata (Mont.) mitunter nur schwach oder gar nicht entwickelts<strong>in</strong>d, als stützende Bestandtheile betrachtet. Im Inneren der Fühlerverästelt sich der Fühlernerv <strong>in</strong> der Weise, dass jedes Fiederästchenoder Endläppchen des Fühlers se<strong>in</strong>en eigenen Zweig bekommt, der bei denAspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten an der Spitze der Endläi)pchen (Hamannnennt dieselben „Köpfchen") <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dort bef<strong>in</strong>dliche S<strong>in</strong>nesplatteendigt. Diese S<strong>in</strong>nes platte, die zuerst von Semper bemerkt wurde,gleicht nach den Beobachtungen Hamann's derjenigen der Füsschen,<strong>in</strong>dem sie ebenfalls aus e<strong>in</strong>er aus S<strong>in</strong>neszellen <strong>und</strong> Stützzellen gebildetenEpithelplatte<strong>und</strong> darunter e<strong>in</strong>er aus Nervenzelle]i <strong>und</strong> Nervenfasern zusammengesetztenNervenplatte gebildet wird. Wie bei den S<strong>in</strong>nesplattender Füsschen sollen die Ausläufer der Stützzellcn die Nervenplatte durchsetzen.Semon weicht <strong>in</strong> der Deutung des Bef<strong>und</strong>es <strong>in</strong>sofern von Hamannab, als er ke<strong>in</strong>e besonderen Stützzcllen unterscheidet.Bei verschiedenen Synaptiden s<strong>in</strong>d an der Innenseite der Fühlerkle<strong>in</strong>e knospen förmige S<strong>in</strong>nesorgane (S<strong>in</strong>nesknospen Hamann)angebracht, welche vielleicht als Geschmacksorgane dienen. Bei Synaptastehen sie auf dem unteren Abschnitt der Fühler <strong>in</strong> zweidigitata (Mont.) e<strong>in</strong>ander gegenüberliegenden Gruppen, jedoch <strong>in</strong> Zahl (4—8 <strong>in</strong> jederGruppe) <strong>und</strong> Stellung ohne bestimmtere Regelmässigkeit. Da ihre Grösseetwa 0,1 mm beträgt,oder selbst mit dem blossenkönnen sie mit der LupeAuge wahrgenommen werden. Jedes dieser S<strong>in</strong>nesorgane (V, 16) bestehtaus e<strong>in</strong>er annähernd kugeligen, von e<strong>in</strong>er hellen, dünnen Membran be-


74 Seewalzen.grenzten E<strong>in</strong>seukuiig der Epidermis <strong>in</strong> die unterliegende Lederhaut <strong>und</strong>lässt an se<strong>in</strong>er Innenseite e<strong>in</strong>en Nerven aus sich hervortreten. Unter denEpidermiszellen, welche <strong>in</strong> den Aufbau der <strong>in</strong> Rede stehenden Organeu. 93) zwei verschiedene Sorten:e<strong>in</strong>treten, unterscheidet Hamann (92Stützzellen <strong>und</strong> S<strong>in</strong>neszellen. Jene bilden die peripherischen Theile desOrganes, während diese als e<strong>in</strong>e knospenförmige Gruppe die Achse desOrganes e<strong>in</strong>nehmen. Die Stiitzzellen s<strong>in</strong>d fadendünn <strong>und</strong> tragen ihrenovalen Kern <strong>in</strong> der Nähe ihrer Basis. Die gestreckten S<strong>in</strong>neszellen führenihren gleichfalls ovalen Kern ungefähr <strong>in</strong> ihrer Längsmitte <strong>und</strong> convergirensowohl mit ihren äusseren als auch mit ihren <strong>in</strong>neren Enden;mit letzterensetzen sie sich <strong>in</strong> fe<strong>in</strong>e Fasern fort, die sich zu dem zum Ftthlernervenh<strong>in</strong>ziehenden, aus Fasern <strong>und</strong> Zellen zusammengesetzten Nerven desS<strong>in</strong>nesorganes zusammenlegen. Auf ihrem Aussenende tragen Stützzellen<strong>und</strong> S<strong>in</strong>neszellen e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es kurzes Geisselhaar.Aehnliche Organe hat Semon(235)bei se<strong>in</strong>er Cldridota venusta aufgef<strong>und</strong>en,jedoch nicht näher beschrieben. Aber auch den früherenForschern waren sie nicht entgangen. Ihre erste Erwähnungtreffen wirbei Quatrefages (210), der sie bei Synapta <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.) entdeckte,<strong>in</strong>dessen für Haftapparate (Saugnäpfe)hielt. Sie stehen bei dieserArt <strong>in</strong> zwei Längsreiheii von je 4 Stück an der Innenseite der Fühler;ihr fe<strong>in</strong>erer Bau bedürfte e<strong>in</strong>er erneuerten Untersuchung, da die Angaben,welche Quatrefages darüber macht, sich nur schwer vere<strong>in</strong>baren lassenmit dem Baue, den sie bei Synapta digUata (Mont.) besitzen. NachdemQuatrefages se<strong>in</strong>e angeblichen Saugnäpfe bei /S. <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.)entdeckt hatte, wies Joh. Müller (183) sie auch bei *S.digitata (Mont.)nach, suchte sie aber vergeblich bei grossen tropischen Arten {S. beselüJag., serpent<strong>in</strong>a J. Müll., lappa J. Müll.). Baur (10) bestätigte das Vorkommenbei S. digitata, hielt aber ebenso wie J. Müller an der irrthümlicbenDeutung als Saugnäpfe fest. Ebenso Semper, der (238) ähnlicheOrgane bei se<strong>in</strong>er Änapta gracilis auffand. Erst Hamann bestritt jeneDeutung, erklärte sie für S<strong>in</strong>nesorgane <strong>und</strong> gab die oben mitgetheilteSchilderung ihres Baues.Ueber Tastpapillen auf den Fühlern der Synaptiden vergl. S. 75, 76.e. Hautnerven. Der Besitz von Hautnerven sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>eEigenschaft der Seewalzen zu se<strong>in</strong>, wie aus den nachfolgenden Angabenhervorgeht. Semper (238), welcher die Hautnerven entdeckte, sah sie(bei Dendrochiroten <strong>und</strong> Aspidochiroten) <strong>in</strong> grosser Zahl aus den seitlichenRändern der Radialnerven <strong>und</strong> des R<strong>in</strong>gnerven entspr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong>sich <strong>in</strong> der Haut <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Geflecht fe<strong>in</strong>er Fasern auflösen; an den Fasernbemerkte er <strong>in</strong> Anschwellungen derselben Kerne oder kernhaltige Zellen;besonders leicht konnte er das Netz der Hautnerven bei solchen Artenwahrnehmen, deren Haut die Fähigkeit des Zerfliessens hat {Stichopus-Arten <strong>und</strong> Colochirus quadrangidaris [Less.]). Während nach Semperdie Hautnerven, soweit sie von den Radialnerven entspr<strong>in</strong>gen, zum grösstenTheile oder vielleicht ausschliesslich aus der <strong>in</strong>neren Schicht (n^) derselben


Nci'v'ciisystum. 75ihren Ursprung nehmen, werden sie nach Ten scher (261) hei TTolofhurlatiibiilosa (Gmel.) nur von der oberen Schicht (n'j der Kadiahierven abgegeben<strong>und</strong> zerfallen nahe ihrem Ursprünge <strong>in</strong> mehrere stärkere Zweige,die sich erst nahe unter der äusseren Oberfläche der Ijcderhaut <strong>in</strong> fe<strong>in</strong>eFasern auflösen. Alsdann fand Thcel (263) auch bei se<strong>in</strong>er El<strong>in</strong>dla(jlacialis von den Kadialnervcn entspr<strong>in</strong>gende Hautuerven <strong>und</strong> üauielssen<strong>und</strong> Koren (50) gaben das Gleiche von ihrem Trochostoma thomsomi an.In weiterer Bestätigung <strong>und</strong> Ergänzung der Beobachtungen von Semper<strong>und</strong> Teuscher erwähnen Daniel ssen <strong>und</strong> Koren, dassder genannten Art ganglionäre Anschwellungendie Hautnervenbesitzen <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fe<strong>in</strong>es Netzwerk auflösen, von welchem Zweige nach dem Körperepithel,aber auch andere Zweige zur Muskulatur der Körperwand abgehen. Gleichzeitigtheilte Theel (266) mit, dass nicht nur Elpldia glacialis, sondernüberhaupt die Elasipoden e<strong>in</strong> wohlentwickeltes Hautnervengefiecht mite<strong>in</strong>geschalteten Nervenzellen besitzen.Bis dah<strong>in</strong> war also e<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Dicke der Lederhaut verlaufendes Nervengeflecht bei allen Hauptgruppen der Seewalzen festgestellt<strong>und</strong> auch die neuesten Forscher auf diesem Gebiete, Jourdan, Semon<strong>und</strong> Hamann bestätigten se<strong>in</strong> Vorkommen. Jourdan (114) aber erweitertezugleich unsere Kenntniss der Hautnerven durch den Nachweis,dass noch e<strong>in</strong> zweites Nervengefiecht vorhanden ist,welches sich unmitteUbar unter dem Körperepithel ausbreitet (VI, 2).Die Fasern dieses subepithelialenGeflechtes verb<strong>in</strong>den sich nach Hamann (93) mit denvon ihm unterschiedenen S<strong>in</strong>neszellen der Oberhaut (vergl. Seite 31).Hamann konnte zwar bei Synapta digitata (Mont.) das subepithelialeNervengeflecht nur auf der M<strong>und</strong>scheibe <strong>und</strong> am h<strong>in</strong>teren Körperendemit Bestimmtheit nachweisen, vermuthet aber wohl mit Kecht, dass auchdie übrige Haut desselben nicht gänzlich ermangele.Zur Vervollständigung der Angaben über die Hautnerven sei nochh<strong>in</strong>zugefügt, dass nach Semon (233) auch die Füsschennerveu <strong>und</strong> nachHamann auch die Ftthlernerven <strong>und</strong> der Schl<strong>und</strong>nerv Zweige <strong>in</strong> dieHaut abgeben, letztere also nicht ausschliesslich von den Radialnervenversorgt wird. Ferner erwähnen Teuscher <strong>und</strong> Jourdan, dass diefe<strong>in</strong>en Endzweige der Hautnerveu sehr häutig mit Pigment kör nebenbesetzts<strong>in</strong>d.Sog. Tastpapillen der Haut s<strong>in</strong>d bis jetzt nur von Synaptiden bekannt,bei denen sie von Semp er (238) zuerst beschrieben wurden. Nachihm gehen von den Hautnerven, welche aus den Seitenrändern der Radialnervenentspr<strong>in</strong>gen, fe<strong>in</strong>ere Zweige ab, die durch die Lederhaut aufsteigen<strong>und</strong> <strong>in</strong> papillenförmigeu Erhebungen der Haut dicht unter dem verdicktenEpithelüberzuge dieser Papillen mit e<strong>in</strong>er ganglionären Anschwellungendigen; fe<strong>in</strong>e, aus der ganglionären Anschwellung austretende Fasernsche<strong>in</strong>en dieselbe mit den Epithelzellen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu setzen. Semperfand diese Organe, <strong>in</strong> denen er Tastwerkzeuge vermuthete, bei denGattungen Synapta <strong>und</strong> Änajjta über den ganzen Körper verbreitet, ver-


76 Seewalzen.misste sie aber bei Chiridota*). Hamann (93) ist der e<strong>in</strong>zij^^e Forschci-,der nach Öemperüber die <strong>in</strong>Kcde stehenden Organe neue Mittheili<strong>in</strong>gengemacht hat. Durch se<strong>in</strong>e Beobachtungen an Syna^Aa digitata (Mont.)bestätigte er, dass Hautnerven <strong>in</strong> papillenförmigen Erhebungen (VI, 1)der Haut, sowie auch der Fühler endigen <strong>und</strong> fand <strong>in</strong> Betretf der Endigungselbst, dass sie e<strong>in</strong>e aus Nervenfasern <strong>und</strong> multipolaren Nervenzellenzusammengesetzte Platte (= Semper's ganglioiiäre Anschwellung) darstellt,welche sich dem verdickten Epithel der Papille dicht anlagert <strong>und</strong>mit den hier ungeme<strong>in</strong> zahlreichen Siuneszellen (siehe oben Seite 31) direktverb<strong>in</strong>det;ausser den S<strong>in</strong>ueszellen kommen im Epithel der Papillen auchweniger zahlreiche Stutzzellen (siehe oben Seite 31) <strong>und</strong> Driisenzellen(siehe ebendort) vor. Was den Ursprung der zu den Papillen gehendenNerven angeht, stimmt Hamann mit Semper tibere<strong>in</strong>; nur die auf denFühlern vorkommenden Papillen werden nach Hamann von anderenNerven versorgt, nämlich von Zweigen der Fühlernerven. Da die S} naptidender Füsschen entbehren <strong>und</strong> anderseits die Tastpapillen ihrerHaut e<strong>in</strong>e grosse Uebereiustimmung mit den Siunesplatten der Füsschenzeigen, so kann man der Ansicht Semper's (238) nur beipHichten, dassdie Tastpapillen der fusslosen den S<strong>in</strong>nesplatten der füssigen Holothuiienhomolog s<strong>in</strong>d.f. Die Gehörorgane. Die Entdeckung der Gehörorgaue (V, 12)der Synaptiden verdanken wir Thompson (270) <strong>und</strong> Baur (10); demLetzteren zu Ehren s<strong>in</strong>d sie von späteren Forschern auch als Baur 'seheBläschen bezeichnet worden. Baur fand sie bei ^ijuapta diyitcda (Mont.)<strong>und</strong> S. <strong>in</strong>Jiaercns (0. F. Müll.) als bläschenförmige Gebilde, von denen jee<strong>in</strong> Paar an jedem Radialnerv dort ansitzt, wo derselbe aus dem Kalkriugeaustritt; er deutete sie als Hörorgane <strong>und</strong> sah <strong>in</strong> ihnen mit Rechtdieselben Organe, welche bereits J. Müller (179 u. 180) bei Auricidanaals Bläschen mit zitternden Doppelkörnern beschrieben hatte. JedesBläschen ist durch e<strong>in</strong> kurzes Stielchen mit dem Radialne^^ en verb<strong>und</strong>en<strong>und</strong> besteht aus e<strong>in</strong>er structurlosen "Wand <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em deutlichen Epithelbelagan der Innenseite dieser Wand. Den Stiel selbst hielt Baur nichtfür e<strong>in</strong>en Ast des Radialnervcn, sondern war der Ansicht, derselbe se<strong>in</strong>ur e<strong>in</strong>e Fortsetzung der Bläschenhaut e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> der häutigen Umhtillungdes Radialnervcn anderseits. Beijungen Thieren s<strong>in</strong>d die Bläschenbereits vorhanden <strong>und</strong> umschliessen dann e<strong>in</strong> oder mehrere r<strong>und</strong>liche,ganz homogene, stark lichtbrechende Körperchen, die <strong>in</strong> beständiger zitternderBewegung s<strong>in</strong>d; bei den erwachsenen Thieren aber vermochte Baurdie zitternden Inhaltskörperchen nicht mehr aufzuf<strong>in</strong>den. Semper (238)glaubte die Deutung der von Baur geschilderten Bläschen als Gehörorganebezweifeln zu müssen, will aber auch bei Lungenholothurien (bei Cucumariajaponica Semp.) ähnliche Gebilde wahrgenommen haben, worüber <strong>in</strong>dessen*) Eigene, noch nicht verötiientlichte Untersuchungen an Chiridota rv/e-^cena haben michaber Ijelchrt, dass sie aucli dieser Gattung nicht fehlen.


Nervensystem. 77iiilherc Beobachtimgen fehlen. Dass auch bei anderen Synaptiden dievon Baiir entdeckten Bläschen vorkommen, zeigten Theel (262j <strong>und</strong>Daniel SS en <strong>und</strong> Koren (50), <strong>in</strong>dem sie dieselben <strong>in</strong> gleicher Zahl<strong>und</strong> Anordnung wie bei Si/napta sowohl bei Myriotroclms r<strong>in</strong>hll Steenstr.als auch bei AcantJiofroclim mirahiUs Dan. u. Kor. nachwiesen;auch beidiesen Arten vermissten sie die von ihnen als Otolithen bezeichneten Inhaltskörperchen.Dieselben Forscher dehnten ferner unsere Kenntniss der <strong>in</strong> Redestehenden Organe auch auf die Familie der Elpidiiden aus <strong>und</strong> zeigten,dass diese Tiefsee -Holothuricn erstens e<strong>in</strong>e viel grossere Anzahl der„Bläschen" <strong>und</strong> zweitens <strong>in</strong> den Bläschen stets die bei den Synaptidenbis dah<strong>in</strong> nur <strong>in</strong> der Jugend beobachteten Otolithen besitzen. Zunächstwar es Theel (263), der bei se<strong>in</strong>er Elpidia glacialis an dem Ursprüngee<strong>in</strong>es jeden der beiden dorsalen <strong>und</strong> der beiden seitlichen ventralenRadialnerven je e<strong>in</strong> Hörbläschen <strong>und</strong> ausserdem an den seitlichen ventralenKadialnerven noch je 5 andere an den Abgangsstellen der Füsschennervenauffand. Die kugeligen, 0,2 mm grossen Bläschen liegen hier den Nervenganz dicht, ohne Stiel, an, bestehen wie bei den Synaptidenaus e<strong>in</strong>erdünnen Membran <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em B<strong>in</strong>nenepithel <strong>und</strong> beherbergen im Inneren5—20 Otolithen. Die Otolithen selbst (V, 11) s<strong>in</strong>d länglich, an e<strong>in</strong>emEnde verjüngt <strong>und</strong> abgestutzt <strong>und</strong> aus 3— 4 concentrischen Schichtenzusammengesetzt; ihre Länge beträgt 36,«, ihre Breite 20//; <strong>in</strong> Säurenlösen sie sich auf, jedoch ohne Entwicklung von Kohlensäure; ihrechemische Beschaffenheit konnte nicht näher festgestellt werden. BeiKolga Injalma Dan. u. Kor. (50) liegen die Verhältnisse folgendermaasscn:Die beiden Radialnerven des Biviums tragen kurz nach ihrem Abgangevom R<strong>in</strong>gnerven je e<strong>in</strong> Paar 0,25 mm grosser Hörbläschen (also wie beiden Synaptiden alle fünf Radialnervcn); der mittlere ventrale Radialnerventbehrt derselben (wie bei Elpidia dafür aber s<strong>in</strong>d an(jlacialis)] jedemder beiden seitlichen ventralen Radialnerven nicht weniger als 26 Hörbläschenh<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> <strong>in</strong> kurzen Abständen aufgereiht; von diesenseitlichen ventralen Hörblä scheu s<strong>in</strong>d die vordersten <strong>und</strong> h<strong>in</strong>tersten diekle<strong>in</strong>sten (Durchmesser 0,06—0,08 mm), die mittleren die grössten (Durchmesser0,16- 0,19mm). Im Inneren der Bläschenstiele stellten Danielssen<strong>und</strong> Koren e<strong>in</strong>en vom Radialnerven herkommenden <strong>und</strong> zu dem <strong>in</strong>nerenEpitheldes Bläschens herantretenden Nervenast fest. In den Bläschenselbst fanden sie 20—130 Otolithen von ganz ähnlicher Form wie beiElpidia glacialis Theel. Der Vollständigkeit halber mögen hier auch nochdie übrigen Elpidiiden erwähnt se<strong>in</strong>, bei welchen Theel (266) Hörbläschennachwies. Bei Kolga nana Theel liegen jedem der beiden seitlichenventralen Radialnerven ungefähr dreizehn Bläschen von 0,14 mmDurchmesser, jedes mit etwa zwanzig 28 /t langen Otolithen. Parelpidiaclongata Theel besitzt Hörbläschen am R<strong>in</strong>gnerven, jedes mit 30 bis35 Otolithen; die Otolithen s<strong>in</strong>d 21—40 /i lang. Bei Elpidia <strong>in</strong>certaTheel ist jedeBauchseite mit e<strong>in</strong>er Reihe von 30—40 Bläschen aus-


7}^ Seewalzea.gestattet,<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungdie mit dem Radialneiven direlit oder durch e<strong>in</strong>en kurzen Aststehen <strong>und</strong> zahlreiche Otolithen umsehliessen. Auch beiPeniagone vifrea Theel <strong>und</strong> P. aff<strong>in</strong>is Theel ist e<strong>in</strong>e grössere Anzahl anjedem der beiden seitlichen ventralen Radialnerven aufgereiht. Wo beiP'lpidiiden Hörbläschen vorkommen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel auch Otolithen vorhanden;nur selten fehlen die Otolithen; stets haben sie dieselbe obenfür Elpiäia glaciaUs angegebene Form,Dass auch bei jungen Synaptidendie Hörbläschen e<strong>in</strong>e weitere Verbreitunghaben, geht aus me<strong>in</strong>en Beobachtungen (153) an Chiridota roUfera(Pourt.) hervor. Sie s<strong>in</strong>d bei den Jungen dieser Art — bei erwachsenenChiridoten kannte man sie bis dah<strong>in</strong> überhaupt noch nicht — ebensoangeordnet wie bei Synapta <strong>und</strong> haben e<strong>in</strong>en Durchmesser von 32 //.Ohne die Angaben der skand<strong>in</strong>avischen Forscher zu berücksichtigenuntersuchte Hamann (93) die Hörbläschen der erwachsenen Synai)tadigitata.Er fand den Durchmesser der Bläschen zu 0,14— 0,21 mm, dieDicke des B<strong>in</strong>ncnepithels zu 6,5 /< , leugnete aber, ebenso wie früherBaur, mit aller Bestimmtheit das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es zu den Bläschengehenden Nerven, konnte ferner niemals e<strong>in</strong>en Inhalt <strong>in</strong> den Bläschenantreffen <strong>und</strong> hält sie deshalb für rückgebildete Organe (Larvenorgane),die nur während der Jugend des Thieres e<strong>in</strong>e Rolle spielten.E<strong>in</strong>en wesentlichen Fortschritt <strong>in</strong> der Erkenntniss des fe<strong>in</strong>eren Bauesder Hörbläschen verdanken wir erst den neuesten Untersuchungen Semon's(235 u. 236), der freilich ebensowenigwie Hamann auf die damals schonbekannten Hörbläschen der Eipidiiden Bezug nimmt. Semon stellte dasVorkommen von 5 I'aar Hörbläschen auch bei erwachsenen Exemplarender Gattung Chiridota (bei Ch. oenusta Sem.) fest. Es gelang ihm sowohlbei Chiridota als bei Synapta beim fertig entwickelten Thiere die vonden frühereu Forschern vergeblich gesuchten Inhaltskörpcrchen der Hörbläschenaufzut<strong>in</strong>den. Es unterscheiden sich aber die Inhaltskörperchender Synaptiden (V, 12) von denjenigen der Eipidiiden dar<strong>in</strong>, dass sieke<strong>in</strong>e festen Concretionen s<strong>in</strong>d, sondern zarte bläschenförmige Gebildedarstellen. In jedem Hörbläschen liegen dieser Inhaltsbläschen e<strong>in</strong>es odermehrere; nur am lebenden Thiere s<strong>in</strong>d sie zu f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d dann <strong>in</strong>beständiger zitternder Bewegung; bei Zusatz von Säure, Sublimat <strong>und</strong>Alkohol platzen <strong>und</strong> verschw<strong>in</strong>den sie. Sie bestehen aus e<strong>in</strong>er festerenWand <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em flüssigen Inhalte. Die Wand zeigt e<strong>in</strong>e schwacheKörnelung <strong>und</strong> beherbergt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er verdickten Stelle e<strong>in</strong>en dunklerenscheibenförmigen Körper, der alle Eigenschaften e<strong>in</strong>es Zellkernes besitzt.Das ganze Inhaltsbläschen stellt demnach nichts anderes dar als e<strong>in</strong>eZelle, welche e<strong>in</strong>e grosse Vacuole enthält. Bei den Larven ist die Vacuole(V, 13) im Verhältniss zum Zellleibe kle<strong>in</strong>er <strong>und</strong> es hat dann die ganzeZelle (das zukünftige Inhaltsbläschen) e<strong>in</strong>e Gestalt, die schon J. Müllerals „Doppelkorn" beschrieben hatte. — An den ausgebildeten Hörbläschenstellt Semon die von Baur <strong>und</strong> Hamann behauptete b<strong>in</strong>degewebigeWandung <strong>in</strong> Abrede; die Hörbläseben liegenvielmehr unmittelbar im


Kalkriiig- <strong>und</strong> Riickzielimuslfeln. 79B<strong>in</strong>degewebe der Lederliaut <strong>und</strong> ihre Wand (V, 12) besteht lediglich anse<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>schichtigen kubischen Epithel.Die Bewegung der Inhaltsbläschensoll auf Bewimperuiig der Epithelzellen beruhen; es gelang aber bis jetztnicht die Wimperhaare thatsächlich wahrzunehmen. In dem Stiele derHörbläschen konnte Semon sehr wohl e<strong>in</strong>en Nervenast des Kadialnervennachweisen <strong>und</strong> spricht sich deshalb, sowie wegen der vorhandenenInhaltskörperchen gegen die Auffassung aus, dass es sich um fuuctionslosgewordene Larvenorgane handele. Wenn auch der physiologische Beweis,dass hier wirkliche Hörorgane vorliegen, noch nicht erbracht werden konnte<strong>und</strong> auch nicht leicht zu erbr<strong>in</strong>gen se<strong>in</strong> wird, so kann es doch morphologischke<strong>in</strong>em Zweifel unterliegen, dass wir es mit Hörbläschen (Otocysten)zu thun haben.g. Anhang: Sogenannte Augen. Auf augenähnliche Pigmenttleckebei e<strong>in</strong>igen Arten der Gattung Synapta hat zuerst J. Müller (184)die Aufmerksamkeit gelenkt. Dieselben liegen als dunkelrothbraune bisschwarzbraune Flecken an der Innenseite der Fühler <strong>und</strong> zwar an derBasis derselben. Bei Synapta dujitata (Mont.), S. rlttata (Forsk.) <strong>und</strong>S. viüipara (Oerst.) s<strong>in</strong>d sie r<strong>und</strong>, bei S. lappa J. Müll, viereckig. BeiS. digitata stimmt ihre Anzahl mit der Zahl der Fühler, mit denen sie<strong>in</strong> der Stellung abwechseln, sodass zwischen je zwei Fühlern e<strong>in</strong> Tigmentfleckliegt. Bei S. vlvlpara, vitkda <strong>und</strong> lap2)a s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> Paaren geordnet,welche auf den Fühlerbasen selbst, also nicht abwechselnd damit, angebrachts<strong>in</strong>d. Gegen die Deutung dieser Pigmentflecken als Sehorganehaben sich schon Baur (10) <strong>und</strong> Semper (238) ausgesprochen <strong>und</strong>neuerd<strong>in</strong>gs haben Hamann (93) <strong>und</strong> Semon (235) sich dieser Auffassungangeschlossen, hauptsächlich deshalb, weil sie an den Pigmentfleckenweder lichtbrechende Theile, noch e<strong>in</strong>en Zusammenhang mit dem Nerven-s<strong>in</strong>d die Flecken beisystem nachweisen konnten. Nach Hamann (93)der von ihm untersuchten S. digikda nichts anderes als klumpenförraige—Anhäufungen pigmentirter AVanderzellen <strong>in</strong> der Lederhaut. Bei anderenSeewalzen als den genannten Synapta- kvitw s<strong>in</strong>d derartige, an Augener<strong>in</strong>nernde Pigmentflecken bis jetzt nur von Koren (119) bei Fsohissqimmatus <strong>und</strong> von Peach (198) bei Holothima nigra angedeutet, abernicht näher untersuchtworden.VI.Kalkriiig <strong>und</strong> Rüekzielimuskelii.Der Schl<strong>und</strong>theil des Darmes ist von e<strong>in</strong>em aus kalkigen Skeletstückengebildeten R<strong>in</strong>ge, dem sogenannten Kalkr<strong>in</strong>ge, umgeben, welcherden Längsmuskeln der Körperwand <strong>und</strong> da, wo Rückziehmuskeln desSchl<strong>und</strong>kopfes vorhanden s<strong>in</strong>d, auch diesen zum Ansätze dient, denNervenr<strong>in</strong>g schützend umgiebt <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere den radialen Wassergefässen<strong>und</strong> den Tentakelgefässen Stützpunkte darbietet. Da er aucheutwicklungsgeschichtlich <strong>in</strong> enger Beziehung zu dem Wassergefässsysteme


80 Seewalzen.steht, so könnte man se<strong>in</strong>e Betrachtung mit derjenigen des Wassergefässsysteraesverb<strong>in</strong>den. Indessen sche<strong>in</strong>t es mir übersichtlicher den Kalkr<strong>in</strong>g<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em besonderen Kapitel zu behandeln, weiches demjenigen überdas Wassergefässsystem vorausgeht. Dieses Kapitel wird zunächst denKalkr<strong>in</strong>g für sich alle<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Auge fassen <strong>und</strong> sich dann auf die Beziehungendes Kalkr<strong>in</strong>ges zur Längsnuiskulatur <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>e Betrachtung der Rückziehmuskelnausdehnen.1. Kalk r<strong>in</strong>g.Die ältesten Angaben über den Kalkr<strong>in</strong>g f<strong>in</strong>den sich bei Bohadseh(30) <strong>und</strong> Strusseufelt (252), von denen der e<strong>in</strong>e ihn von llolotlmrUitiihulom (Gmel.), der andere von Psoltis phantajms (Struss.) beschreibt.Der Irrthum, den Strusseufelt dar<strong>in</strong> beg<strong>in</strong>g, dass er den Kalkr<strong>in</strong>g nuraus fünf, von ihm „Wirbel'^ genannten Gliedern zusammengesetzt se<strong>in</strong>lässt, kehrt bei verschiedenen späteren Forschern wieder, so bei Pallas(196), Quoy u. Gaimard (211), Lamarck (133) <strong>und</strong> Peach (198),während Cu vier (40) zuerst <strong>und</strong> nach ihm Tiedemann (273) <strong>und</strong> zahlreicheAndere feststellten, dass se<strong>in</strong>e gewöhnliche Zusammensetzung e<strong>in</strong>ezehngliedrige ist. Aber schon vor Cuvier war durch Fabricius ((51)der Kalkr<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er Synapta beschrieben worden, der nicht aus 10, sondernaus 12 Gliedern („Zähne" nennt er sie) besteht <strong>und</strong> die Folgezeit lehrte,dass überhaupt die Synaptiden an die Zehnzahl der Kalkr<strong>in</strong>gglieder nichtgeb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Anderseits zeigten die neueren Untersuchungen der Tiefseeholothurien,sowie die entwicklnngsgeschichtlichen Beobachtungen, dasses thatsächlich Holothurien mit nur fünfgliedrigem Kalkr<strong>in</strong>ge giebt <strong>und</strong>dar<strong>in</strong> die älteste Gestaltung desselben zu erkennen ist.Dieses vorausgeschickt wenden wir uns nunmehr zur näheren Betrachtungdes Kalkr<strong>in</strong>ges. In se<strong>in</strong>er gewöhnlichen Zusammensetzungbesteht er aus zehn Stücken, sog, Gliedern, neuerd<strong>in</strong>gs (Moseley, 177)auch Annularia genannt, von welchen fünf unter sich gleichgeformtemit fünf anderen ebenfalls unter sich gleichgeformten regelmässig abwechseln;jene fünf s<strong>in</strong>d zugleich so angeordnet, dass sie <strong>in</strong> die Richtungder Radien des fünfstrahligen Bauplanes fallen, während die fünf mitihnen abwechselnden <strong>in</strong> ihrer Stellung den Interradien entsprechen; jeneheissen desshalb Radialglieder oder e<strong>in</strong>fach Radialia, diese Interradialgliederoder Interradialia. Radialia <strong>und</strong> Interradialia bilden zusammene<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>g, der bald vorn etwas enger ist als h<strong>in</strong>ten, bald (<strong>und</strong> zwarhäufiger) sich umgekehrt nach h<strong>in</strong>ten etwas verengt oder auch vorn <strong>und</strong>h<strong>in</strong>ten gleichweitist. Se<strong>in</strong>e Länge, d, h. die Entfernung se<strong>in</strong>es Vorderrandesvom H<strong>in</strong>terrande,ist je nach Gattungen <strong>und</strong> Arten e<strong>in</strong>e sehr verschiedene,steht aber im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geraden Verhältnisse zurLänge des ganzen Thieres. Verhältnissmässig am längsten ist der Kalkr<strong>in</strong>gbei manchen Dendrochiroten, z. B. Phyllophorua- <strong>und</strong> Tlnjonc-AviQü,


Erklärungvon Tafel I.Holothurioidea ;Kalkkörper.


jFig.1 . Anlicr von Si/napfn glahra Semp , Fergr.2. Ankcrplatte von St/nopta beselii Jag-., yergr.3. Ankcrplatte von Synapta recta Semp., -'J«.4. Hirseplättchen von Synapta glahra Semp., vergT.5. Kädchen von Chiridola pv rpurea Less., ^p.6. Gekrümmte Stäbe von Chiridota japonicav. Marenz., ^|^.'7. Gekrümmtes Stäbchen von Chiridota variahilis Semp.,8. Rädchen von MyriotrocMis R<strong>in</strong>kii Steenstr., vergT.9. Eädchen der Auricularia von Synapta digitata (Mont.), "v".10. Bestacheltes Gitterplättchen von Molpadia australis Semp., ^f^.11. Gittcrschale von Cand<strong>in</strong>a ransonnetii Marenz., ^f^,12. Nierenförmigc Kalkkörperchen von Haplodactyla australis Semp., ^\^.13. Krause Kalkkörperchen aus den Analpapillen derselben Art, *-p.14. Bestacheltes Rädchen von Acanthotrochus mirabilis Dan. u. Kor., vergr.15. Concentrlsch geschichtetes, rothgefärbtes Kalkkörperchen von Trochostoma violacemnStud.,-V--16. E<strong>in</strong>e aus 5 sternförmig angeordneten, spatclförmigen Kalkkörpern gehildete Gruppe mitdem daraufsitzenden Anker von Ankyroderma aff<strong>in</strong>e Dan. u. Kor., vergr.17. Gitterplättchen mit stabförmigem , am Ende e<strong>in</strong>en Hakenkranz tragenden Aufsatz vonAnkyroderma danielsseni Theel, -^-.18. Gitterplättchen mit Stachelaufsatz von derselben Art, -{*-.J-


.HolotlmrioideaTaf.I.LitI]. Jnsty.ji.j/enru, ßonq.


Erklärungvon Tafel ILHolothurioidea ;Kalkkörper.


Fig.1— 9. <strong>Bild</strong>uDgsstadien des Ankers <strong>und</strong> der Ankerplatte von Synapta <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.),^^. a Axenstrang des Ankers, b der Ankeri^latte.10 — 14. <strong>Bild</strong>uDgsstadien der Kädchen von Chiridota venusta Semon, -^-sa.15 — 16, <strong>Bild</strong>ungsstadien der Rädchen der Auricularia von Synapta, ^'^-^.17 — 18. Schema der Anordnung der anorganischen <strong>und</strong> organischen (iu der Zeichnungdunkelen) Substanz <strong>in</strong> den Kalkkörperchen nach Semon; a Hullhäutchen.19 — 22. Erste Anlage e<strong>in</strong>es Kalkkörperchens e<strong>in</strong>es Seeigels nach Semon, ^^{'-^.23. Durchbrochene Halbkugel (Gitteruapf) von Colochirus cucumis Semp., -|^.24. E<strong>und</strong>lichcs, glattes, von wenigenLöchern durchbrochenes Plättchen von Colochirus i-iolaceusTheel,-'-|-^.25. Von wenigen, kle<strong>in</strong>en Löchern durchbrochene glatte Platte aus der Bauchhaut von Fsol/fsdisciformis Th6el,^^^.26. Gitterkugel von Colochirus cucumis Semp., -|^.27. Vierarmiger Kalkkörper von Cucumaria abyssorum Theel, J-f".Fig. 1 — 22 nach Semon (235); Fig. 23 — 27 nach Theel (267).


Holothurioidea.Taf.n.liik.Jbistv.Vermr i W<strong>in</strong>Ur, Frankfurt"^M-


Erklärungvon Tafel III.Holothurioidea; Kalkkörper.


Fig.1. Bestachelte Platte von Pseudoaicumis africana (Se<strong>in</strong>p.), -i--2. Kreuzförmiger Körper von Cucumaria crucifera Semp., -f ^.2a u. 2b. Zwei Entwickh<strong>in</strong>gsstadieu des vorigen, -^^.'A.Knotige, durchlöcherte Platte, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Stachel verlängert, von C'ucnmuria ecldnataV. Marenz., '^^^.4. Am Kande <strong>und</strong> auf der Mitte bestacheltes, 4löcheriges Plättchen von Cucunuuia chierchiaeLudw., ^^.5. Bestacheltes <strong>und</strong> durchlöchertes Stiitzstäbchen aus e<strong>in</strong>em Füsschen von Oucuiuaria chierchiaeLudw., ^!^.6. Dicke, glatte Platte von Cucumaria crucifera Semp., ^\^.7. Nadel von Paeudocucumis acicula (Semp.), -^'p.8. E<strong>in</strong>er Morgenstern- Waffe ähnliches Kalkkörpcrchcn (reducirtcs ,,Stuhlchcn'") von Fltylluphonissch<strong>in</strong>eUzii (Ludw.), ^fa.tl. An die „Stühlchcn" der Aspidochiroten er<strong>in</strong>nerndes KalLkörperchcn von Tltjjone mirahilisLudw., ^^.10. „Stützstäbchen" aus e<strong>in</strong>em Füsschen von Act<strong>in</strong>ocucumis typica Ludw. von der Flächegesehen, iy^.11. E<strong>in</strong>spitziges ,, Stühlchcn" aus e<strong>in</strong>em Füsschen derselben Art von der Seite gesehen, -\^.12. Durchbrochenes Eichen von derselben Art, if^.\'i. Kle<strong>in</strong>eres 4armiges <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Mitte e<strong>in</strong>en Stachel tragendes Körperchen von Ech<strong>in</strong>ocucu<strong>in</strong>isadversaria Semp., -{-.14. E<strong>in</strong> ebensolches von der grösseren Sorte, V-15. E<strong>in</strong> „stuhlchen-förmiges Kalkkörperchen von C?


Holothurioidea.Taf'.m.liihJr>st.vWaser$.VaiMr,Fri<strong>in</strong>k&irt'iM.


Erklärung von Tafel I\ .Holothurioidea ;Kalkkörper.


Flg.1. StüUclien von Holothuria murrayi Th6el, von oben gesehen.2. Stühlchen derselben A.rt, von der Seite.3. Stühlchenkrone von Sticlwpus sordidus Th6el, von oben.4. Stühlchen derselben Art, von der Seite.5. Dasselbe von unten.6. Knotige Schnalle von Holothuria spimfera Th6el.7. E<strong>in</strong>spitziges Stühlchen derselben Art, von der Seite.8. Vlelarmiges Stühlchen von Stichopus moseleyi Th6el, von unten.9. Stiel e<strong>in</strong>es solchen Stühlchens, von der Seite.10. Stühlchenkrone von Holothuria africana Theel ,von oben.11. Durchlöchertes Plättchen von derselben Art.12. Unregelmässige, am Rande dornige Schnalle von Holothuria marenzeUeri Ludw., ^1".13. Cfürmiges Stäbchen von Stichopus variegatus Semp.14. Stützstäbchen aus e<strong>in</strong>em Füsschen derselben Art.15. Sog.Rosette von derselben Art.IG. S förmige Umbildung e<strong>in</strong>es C förmigen Stäbchens von Stichopus chloronotos Brandt, ^\^.17. Dreiarmige Umbildung e<strong>in</strong>es C förmigen Stäbchens von derselben Art, -|-.18. Vicrarmige Umbildung e<strong>in</strong>es C förmigen Stäbchens von derselben Art, '-p.19. Sog. Rosette (Umbildung e<strong>in</strong>es förmigen Stäbchens) von derselben Art, -p,20. Stuhlchen von Stichopus challengeri Th6el, von oben gesehen.21. Vierlöcherige Schnalle von Holothuria. signata Ludw., ^\^.22. Zweilücherige Schnalle derselben Art, -"p.23. Stühlchenscheibe von Stichopus godeffroyi var. b. Semp.24. Stützplättchen aus e<strong>in</strong>em Füsschen von Stichopus japonicus Sei.2.5.Umgewandelte Schnalle von Holothuria depressa Ludw. J-f^.26. Stühlchen mit verkümmertem Stiel von derselben Art, J-f^.27. Stühlchen mit verkümmerter Scheibe von Holothuria imitans Ludw., von der Seite, J-f.28. Stiihlchen mit mehrstückigem <strong>und</strong> auch an den Seiten bcdorntem Stiel von Holotlmriasamoana Ludw., 'f"-.29. Vierarmiger Kalkkörper von Paelopatides aspera Thcel, von oben gesehen.30. Stühlchen von Holothiiria impatiens (Forskäl), von der Seite.31. Dasselbe von unten.32. Schnalle von derselben Art.33. Stützstäbchen aus e<strong>in</strong>em Füsschen derselben Art.34. Stühlchen mit dorniger Scheibe von HoloÜvuria pardalis Sei., -f-,35. E<strong>in</strong>seitig entwickelte Schnalle von derselben Art, -^p.36. Keulenförmiges, knotiges Stäbchen von Holothuria flavo-maculata Semp.'37. Um die Längsaxe gedrehte Schnalle von Holothuria pardalis Sei.38. Stützstäbchen aus den ventralen Ambulacralanhängen von Beima validuni Theel,39. Stützstäbchen aus den ventralen Ambulacralanhängen von Kolga nana Theel.40. Stützstäbchen aus den ventralen Ambulacralanhängen von Oneirophanta mutahilis Theel.41. Stützstäbchen aus den dorsalen Ambulacralanliängen von Panmjchia moseleyi Theel.42 — 44. Stützstäbchen <strong>und</strong> Uebergangsformen derselben zu den vierarmigcn Kalkkorpern derKörperwand aus den ventralen Ambulacralanhängen von Elpidia rigida Theel.Fig. 1—11. 13 — 15, 20, 23, 24, 29 — 33 nach Theel (267); Fig. 12 nach Ludwig (160);Fig. 16 — 19 n.ach Ludwig (161a); Fig. 21, 22, 25 — 28, 34, 35 nach Ludwig (147); Fig. 30<strong>und</strong> 37 nach Semper (268); Fig. 38 — 44 nach Theel (266).


Holollmriüidea.Taf.n;liäi.ÄnstyMi.rnnSMntitFriiAfiirt'M^


Erklärungvon Tafel V.Holothurioidea ;Kalkkörper, Nervensystem.


Fig.1. Vierariuiger Kalkkörper mit 5 Stachelfortsätzeii (4 auf den Armen, 1 <strong>in</strong> der Mitte) vonElpidia rigida Theel.2. Derselbe von der Seite.3. Vierarmiger Kalkkörper mit nur e<strong>in</strong>em (centralen) Stachelfortsatz von Elpidia willemoesiTheel, von der Seite.4. Vierarmiger Kalkkörper ohne eigentliche Stachelfortsätze, nur bedornt, von Psychropoteslongicauda Theel, von der Seite.5. Vierarmiger Kalkkörper mit 4 (auf den Armen stehenden) Stachelfortsätzen von Peniagoneliorrifer Th6el, von der Seite.6. Bedornter Stab von Scotoplanes albida Theel.7. Grosses Kädchen von Pannychia moseleyi Th6el, von oben.8. Erstes Entwicklungsstadium e<strong>in</strong>es solchen.9. Zweites Entwicklungsstadium e<strong>in</strong>es solchen ;Ausbildung der 41öc]ierigen Nabe des späterenEadcs.10. E<strong>in</strong> späteres Entwicklungsstadium e<strong>in</strong>es solchen; die späteren Radspeichen wachsen iuForm von Dornen aus der Peripherie der Nabe.11. Otolith aus e<strong>in</strong>em Hörbläschen von Elpidia glacialis Theel, vergr,12. Schnitt durch e<strong>in</strong> Hörbläschen von Synapta <strong>in</strong>liaerens (0. F. Müll.), darunter der schiefgetroffene Eadialnerv, rz Kandzelleu, iz Innenzellen des Eadialnerven, hn Nerv zumHörbläschen, e Epithel, ib Inhaltsbläschen des Hörbläschens. ^-^.13. Inhaltsbläschen (Doppelkorn) aus e<strong>in</strong>em Hörbläschen e<strong>in</strong>er Synapta-LaxfQ. p Protoplasma,h Kern, v Vacuole der Zelle.a-\"-^.14. Querschnitt durch e<strong>in</strong>en Eadialnerven von Synapta <strong>in</strong>liaerens (0. F. Müll.), rz Randzellen,iz Innenzelleu, af aufrechte Fasern, zs Zellsäulen, seh Scheidewand. Die Längsfasernersche<strong>in</strong>en als fe<strong>in</strong>e Punkte zwischen den aufrechten Fasern. ~^.15. Längsschnitt durch e<strong>in</strong>e Ambulacralpapille voü Holothuria polii Delle Chiaje.e' äusseres,e" <strong>in</strong>nneres Epithel, Ig B<strong>in</strong>degewebe (Lederhaut), m Muskelschicht der Ambulacralpapille,n Füsschennerv, äj? S<strong>in</strong>nesplatte, vergr.16. Längsschnitt durch e<strong>in</strong> knospenförmiges S<strong>in</strong>nesorgan von e<strong>in</strong>em Fnhlev der Synapta digitata(Mont.). n Nerv, stz Stützzellcn, sz S<strong>in</strong>neszellen, vergr.Fig. 1 — 10 nach Theel (266); Fig. 11 nach Theel (263); Fig. 12—24 nach Semon (23t5j;Fig. 15 <strong>und</strong> 16 nach Hamann (93).


Holothurioidea.Taf.V.mhg16./ '


Kalkr<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Rückziehmuskeln. 81WO er Vi der Körperlängeerreicht oder noch überschreitet. Bei kle<strong>in</strong>enArten ist er manchmal kaum 1 mm lang; bei mittelgrossen Holothuria-Arten beträgt se<strong>in</strong>e Länge meistens etwa 4 — 6 — 10 mm; kommen an ihmdie nachher zn besprechenden Gabelschwänze zur Ausbildung,so verlängerter sich natürlich um deren Länge. Von den beiden grössten bisjetzt bekannt gewordenen Kalkr<strong>in</strong>gen kennt man leider die Länge deszugehörigen Thieres nicht; <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>en dieser Fälle, dem von mir (156)beschriebenen Phyllopliorus magnus (Liidw.), betrug die Länge des Kalkr<strong>in</strong>ges7 cm, <strong>in</strong> dem anderen von Moseley (177) beschriebenen*) 3,5 cm.In der Regel s<strong>in</strong>d die Interradialia kle<strong>in</strong>er, d. h, kürzer <strong>und</strong> meistensauch schmäler als die Radialia; seltener s<strong>in</strong>d sie gleichgrossoder dochfast gleichgross, so bei manchen Synaptiden, z. B. Synapta challengeriTheel, S. picta Theel, S. reticulata Semp., Chiridota venusta Semon <strong>und</strong>bei e<strong>in</strong>zelnen Deudrochiroten,z. B. Cucumaria pithacnion Lamp., C tenuisLudw., Tliyone lecMeri Lamp., Phyllopliorus drummondii (Thomps.).Fast alleAbweichungen von der regelmässigen Zehnzahlder Glieder geschehen durch die Interradialia. Sie s<strong>in</strong>d es,welche sich beimehr als 10 Gliedern vermehrt haben oder welche bei nur 5 Gliedern <strong>in</strong>Wegfall gekommen s<strong>in</strong>d, wie sie denn auch entwicklungsgeschichtlichspäter auftreten als die Radialia.Mehr als 10 Kalkr<strong>in</strong>g-Glieder kommen als regelmässigeErsche<strong>in</strong>ung nur <strong>in</strong> der Familie der Synaptiden vor <strong>und</strong> zwar bei fastallen Arten, welche mehr als 10 Fühler besitzen, während bei mehrals 10 Fühler besitzenden Arten anderer Familien ke<strong>in</strong>e Vermehrung derInterradialia auftritt. In der Regel s<strong>in</strong>d bei den Synaptiden genau so vieleInterradialia vorhanden, dass die Gesammtzahl der Kalkr<strong>in</strong>g-Glieder mitder Zahl der Fühler übere<strong>in</strong>stimmt. Indessen gibt es auch Ausnahmen,sowohl <strong>in</strong> der Richtung, dass mehr Kalkr<strong>in</strong>g- Glieder als Fühler da s<strong>in</strong>d,als auch <strong>in</strong> der anderen Richtung, dass die Zahl der Kalkr<strong>in</strong>g- Gliedervon der der Fühler übertroffen wird. Für jenes Verhalten bieten Beispiele:Chiridota <strong>in</strong>congrua Semp. mit 18 Kalkr<strong>in</strong>g- Gliedern bei 16 Fühlern<strong>und</strong> Chiridota liberata Sluit. mit 15 Kalkr<strong>in</strong>g -Gliedern bei 12 Fühlern;für dieses :Synapta ladlipcplos Sluit. mit 24 Fühlern, aber nur 10 Kalkr<strong>in</strong>g-Gliedern <strong>und</strong> die Gattungen Myriotrodms <strong>und</strong> Äcanthotrochus mit 12 Fühlernbei 10 Kalkr<strong>in</strong>g-Gliedern.— Als e<strong>in</strong>e abnorme Ersche<strong>in</strong>ung kann aber auchbei Holothurien, die nicht zur Familie der Synaptiden gehören, die Zahlder Kalkr<strong>in</strong>g- Glieder vermehrt se<strong>in</strong>. Dann handelt es sich <strong>in</strong>dessen zugleichum e<strong>in</strong>e Vermehrung der Radien <strong>und</strong> dementsprechend nehmen nichtnur die Interradialia, sondern auch die Radialia an der Vermehrung Theil.Der e<strong>in</strong>zige derartige bekannte Fall betrifft die Cucumaria Plana (Br.),von welcher ich (159) sechsstrahlige Exemplare mit 12gliedrigem ,aus6 Interradialien <strong>und</strong> 6 Radialien gebildeten Kalkr<strong>in</strong>ge beschrieb.*) Moseley hat offenbar me<strong>in</strong>e Angabe über den Kalkr<strong>in</strong>g von PJnjllopJiorus (Tliyonidium)magnuni übersehen, da er den ilim vorliegenden für den grössten bisjetzt bekanntenlullt.Bronn, Klassen des Thier-Eeichs. II. 3. 6


82 Seewalzen.E<strong>in</strong>en Uebergang zum vollständigen Mangel der Interradialia bildenArten, bei denen diese Kalkstücke zwar noch vorhanden, aber nursehr schwach entwickelt s<strong>in</strong>d; dabei s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dessen auch die Radialianur kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> schwach. Solche Arten s<strong>in</strong>d z. B. Cucumaria laevigata (Yerr.),C. frondosa (Gunn.) <strong>und</strong> die ihr nahestehende C. m<strong>in</strong>iata (Br.). Hierh<strong>in</strong>gehört auch der nur aus 10 kle<strong>in</strong>en stabförmigen Kalksttickchen gebildeteR<strong>in</strong>g von Anapta subülis Sluit. <strong>und</strong> der aus 10 kle<strong>in</strong>en r<strong>und</strong>lichen Plättchenbestehende von Ilolothuria hmnilis Sei. Unter den Elasipoden zeichnetsich die Familie der Deimatiden durch ihren schwachen, sehr zerbrechlichen,aber noch lOgliedrigen Kalkr<strong>in</strong>g aus; se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelnen Glieder s<strong>in</strong>dbei Laetmogone <strong>und</strong> Ilyodaemon nur ganz <strong>und</strong>eutlich, bei Deima <strong>und</strong>Oneirophanta etwas deutlicher vone<strong>in</strong>ander abgegrenzt; bei den beidenzuletzt genannten Arten s<strong>in</strong>d auch die Radialia e<strong>in</strong> wenig kräftiger gebautals die Interradialia.Bei weiterer Reduction des Kalkr<strong>in</strong>ges kommen die Interradialiaganz <strong>in</strong> Wegfall, so z. B. bei Tkyllopliorus chüensis (Semp.) <strong>und</strong> Cucumariajaponica Semp. unter den Dendrochiroten <strong>und</strong> bei TrocJiosfoma arenicoZa(St<strong>in</strong>ips.) unter den Molpadiiden. Bei den Synaptiden <strong>und</strong> Aspidochirotens<strong>in</strong>d derartige Fälle bis jetzt nicht bekannt geworden. Dagegens<strong>in</strong>d sie bei den Elasipoden e<strong>in</strong>e sehr häufige Ersche<strong>in</strong>ung. Zwar kenntman dort aus der Familie der Psychropotiden nur den Kalkr<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>ere<strong>in</strong>zigen Art Euphronides depressa Theel;dieser aber entbehrt der Interradialia,an deren Stelle <strong>in</strong> dem die Radialia umgebenden B<strong>in</strong>degewebezahlreiche Kalkkörperchen vorhanden s<strong>in</strong>d. Bei den Elpidiiden ist derMangel der Interradialia zu e<strong>in</strong>em Merkmal der ganzen Familie geworden.Bei allen bis jetzt bekannten Elpidiiden besteht der ganze Kalkr<strong>in</strong>g (VI, 18)nur aus den 5 Radialgliedern. Jedes Radiale selbst (VI, 19) lässt e<strong>in</strong>enCentraltheil <strong>und</strong> symmetrisch von diesem ausstrahlende Seitenarme erkennen.Die Seitenarme s<strong>in</strong>d von verhältnissmässig erheblicher Länge, endigenabgeflacht, verbreitert, durchlöchert oder verästelt, sehener e<strong>in</strong>fach zugespitzt<strong>und</strong> gehen niemals netzförmige Verb<strong>in</strong>dungen mite<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>.Die Zahl der Seitenarme sche<strong>in</strong>t für die e<strong>in</strong>zelnen Arten e<strong>in</strong>e ganz bestimmteoder doch nur <strong>in</strong>nerhalb bestimmter Grenzen schwankende zuse<strong>in</strong>. So zählt man bei Mpidia glacialis Theel (VI, 19), Jr2M ahysskolaDan. & Kor. <strong>und</strong> der Gattung Scotoplanes Theel jederseits an jedem Radialgliede4 Seitenarme, bei Kolga nana Theel deren 5, bei Kolga hyal<strong>in</strong>aDan. & Kor. 7, bei Pentagone 8, bei Parelpidia elongata Theel 10 — 14,bei Elpidia wiUemoesi Theel 10 — 15.Entweder verb<strong>in</strong>den sich die 5 Radialiadurch theilweise Uebere<strong>in</strong>anderlagerung ihrer Seitenarme, z. B. bei Elpidiaglacialis Theel, oder <strong>in</strong> loserer Weise dadurch, dass nur die äusserstenEnden benachbarter Seitenarme ane<strong>in</strong>anderstossen,z. B. bei Kolga hyal<strong>in</strong>aDan. & Kor. (VI, 18), oder — <strong>und</strong> das .ist das häufigste— sierücken ganz ause<strong>in</strong>ander, sodass ihre Seitenarme überhaupt nicht mehr<strong>in</strong> gegenseitige Berührung kommen <strong>und</strong> nur noch B<strong>in</strong>degewebe siezusammenhält.


Kalkr<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Rückziehmuskeln. 83E<strong>in</strong> vollständiges Fehlen des ganzen Kalkr<strong>in</strong>ges (alsoder Interradialia <strong>und</strong> der Radialia) ist so selten, dass bei den wenigenArten, von denen es behauptet wird, nämlich Cucimiaria nigricans (Br.)<strong>und</strong> Pseiidocucumis japonica (Bell), die Vermuthung nahe liegt, dass erneuerteUntersuchungen auch hier e<strong>in</strong>en verkümmerten Kalkr<strong>in</strong>g nachweisenwerden. Diese Vermuthung wird gestützt durch die Erwägung,dass auch bei Trochostoma oolithlcum (Pourt.) (= JEmholus pauper Sei.)<strong>und</strong> bei Cucumaria laevigata (Verr.) der anfänglich vermisste Kalkr<strong>in</strong>gspäter dennoch aufgef<strong>und</strong>en wurde.E<strong>in</strong>fache Formen des Kalkr<strong>in</strong>ges ohne Gabelschwänze<strong>und</strong> mit ungetheilten Gliedern. Die grosse Mannigfaltigkeit, <strong>in</strong>welcher der Kalkriug auftritt, istvorzugsweise bed<strong>in</strong>gt durch die verschiedeneGestalt der ihn zusammensetzenden Stücke. Diese wird alsonunmehr näher zu besprechen se<strong>in</strong>. Wir sehen aber dabei ab von derGruppe der Elasipoden, da wir die Form ihrer Kalkr<strong>in</strong>gglieder bereitsim Vorhergehenden kennen gelernt haben. Am e<strong>in</strong>fachsten ist die Formder Kalkr<strong>in</strong>gglieder bei manchen CJdridota- Arten,z. B. bei CJh venustaSem.; Radialia <strong>und</strong> Interradialia s<strong>in</strong>d hier von annähernd viereckigerForm : nur die h<strong>in</strong>tere Seite des Vierecks ist <strong>in</strong> der Mitte e<strong>in</strong>gebuchtet,sodass dadurch der ganze Hiuterrand wellenförmig wird, während derVorderrand gerade abgestutzt ersche<strong>in</strong>t. Der Vorderrand der Radialiabesitzt <strong>in</strong> diesen e<strong>in</strong>fachsten Fällen weder e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>buchtung noch e<strong>in</strong>eDurchbohrung. Die Aussenfläche e<strong>in</strong>es jeden Kalkr<strong>in</strong>ggliedes fällt nachden Seitenrändern, mit welchen die Glieder zusammenstossen, mehr oderweniger ab oder es erhebt sich die Längsmitte der Aussenfläche zu e<strong>in</strong>ervorspr<strong>in</strong>genden Leiste. Diese Leiste kann sich nach vorn über denVorderrand des e<strong>in</strong>fachen Kalkr<strong>in</strong>ges verlängern, z. B. bei vielen Synapta<strong>und</strong>e<strong>in</strong>zelnen Chiridota-Avieu,<strong>und</strong> ersche<strong>in</strong>t alsdann gewöhnlich an denRadialien länger <strong>und</strong> breiter als an den Interradialien (VI, 3). Dazukommt,dass dann die Radialia an ihrem Vorderende durchbohrt s<strong>in</strong>dfür den Durchtritt der Radialnerven; entweder s<strong>in</strong>d alle fünf Radialiadurchbohrt (z. B. bei den meisten Spnapta- Arten, sowie bei Myriotrochus<strong>und</strong> Acanthotroclius) oder, seltener, nur die drei ventralen (z. B. bei Synaptadigitata [Mont.] <strong>und</strong> S. agassim Sei.).— Bei den Dendro- <strong>und</strong> Aspidochirotenbesitzt der Kalkr<strong>in</strong>g <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachsten Gestaltung (VI, 4) denselbenwellenförmigen H<strong>in</strong>terrand wie bei den Synaptiden; auch hier entsprechendie nach vorn gerichteten E<strong>in</strong>buchtungen des H<strong>in</strong>terrandes immerder Mitte je e<strong>in</strong>es Kalkr<strong>in</strong>ggliedes, dagegen die nach h<strong>in</strong>ten gerichtetenAusbuchtungen der Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie zwischen zwei benachbarten Gliedern.Am Vorderrande (VI, 4) ersche<strong>in</strong>t jedes Glied bei den hier <strong>in</strong> Betrachtkommenden Dendrochiroten zugespitzt; die Spitze ist an den Interradialiene<strong>in</strong>fach, an den Radialien aber durch e<strong>in</strong>en kurzen E<strong>in</strong>schnitt (für denRadialnerven) gegabelt. E<strong>in</strong>em derartigen Kalkr<strong>in</strong>ge begegnen wir z. B.bei den Gattungen Psolus, Psolidimn, Ad<strong>in</strong>omcumis, Colochirus, ferner beiden meisten Cucumaria- <strong>und</strong> manchen Thyone-,Ech<strong>in</strong>ociicumis- <strong>und</strong> Pseudo-6*


34 Seewalzen.cucumis- Arten. Bei den Aspidochirotenist <strong>in</strong> der Regel der Vorderrandder Radlalia verhältnissmässig breit <strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>en mittleren E<strong>in</strong>schnitt<strong>in</strong> zwei gleichgrosse , breite, kurze, schief abgestutzte Z<strong>in</strong>ken zerlegt—(VI, 5 7), während die erheblich kle<strong>in</strong>ereu Interradialien nach vornähnlich wie bei den Dendrochirolen e<strong>in</strong>e kurze, e<strong>in</strong>fache, scharfe oderabger<strong>und</strong>ete Spitze entwickeln. Die beiden Z<strong>in</strong>ken der Radialia könnenselbst nochmals mit e<strong>in</strong>er seichten vorderen E<strong>in</strong>buchtung ausgestattet se<strong>in</strong>.Der so gebaute e<strong>in</strong>fache Kalkr<strong>in</strong>g f<strong>in</strong>det sich vorzugsweiseGattungen Holothuria <strong>und</strong> Mülleria, bei dieser jedoch gewöhnlichkräftigerer Entwicklung als bei jener.Kalkr<strong>in</strong>ge<strong>in</strong> den<strong>in</strong> vielmit Gabelschwänzen. Wenn sich die Radialianach h<strong>in</strong>ten verlängern, so geschieht es <strong>in</strong> der Regel so, dass sich diebeiden Ecken ihres H<strong>in</strong>terrandes <strong>in</strong> die Lauge ziehen <strong>und</strong> dadurch alse<strong>in</strong> gegabelter Schwanz an dem Körper des Radialstückes ersche<strong>in</strong>en.Diebeiden Aeste des Gabelschwanzes s<strong>in</strong>d durch die mittlere E<strong>in</strong>buchtungdes H<strong>in</strong>terrandes des Radialstückes vone<strong>in</strong>ander getrennt. Bald s<strong>in</strong>d siekurz, zipfelförmig (VI, 10, 15), bald lang, strangförmig (VI, 9, 14, 17).Entweder werden sie durch e<strong>in</strong>e unmittelbare Verlängerung der Radialstückegebildet (VI, 15) oder aber sie gliedern sich von denselben ab<strong>und</strong> zerfallen dann selbst wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere oder grössere Zahlvon h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander geordneten Kalkstückchen (VI, 10, 14, 17). In derRegel s<strong>in</strong>d es nur die Radialstücke, an welchen Gabelschwänze auftreten,seltener auch die Interradialstücke. — Unter den Aspidochiroten kommenGabelschwänze der Radialia nur ausnahmsweise, z. B. bei Holothuriapr<strong>in</strong>ceps Sei. <strong>und</strong> SticJiopus japonicus var. typicus Theel (VI, 11), vor <strong>und</strong>s<strong>in</strong>d dann ganz kurz <strong>und</strong> ungegliedert. Bei den Molpadiiden (VI, 15, 15a)s<strong>in</strong>d die Radialia bei allen Gattungen nach h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Fortsatz verlängert,der an se<strong>in</strong>em Ende <strong>in</strong> zwei meist kurze Gabeläste ause<strong>in</strong>anderweicht. Besonders gut entwickelte Gabelschwänze aber treifen wir beiden meisten Dendrochiroten an. Hier s<strong>in</strong>d es namentlich viele Arten derGattungen Thyone, Phyllophorus'^), Orciila <strong>und</strong> Ocnus, aber auch Cuciimaria-,EcJi<strong>in</strong>ocucumis- <strong>und</strong> Pseudocucmnis -Ariew, welche sich durch gabelschwänzigeRadialien auszeichnen. Als Beispiele seien erwähnt aus der GattungTJiyone: Th. *fusiis (0. F. Müll.), raphanus Düb. & Kor., mirahilis Ludw.,*sacellus (Sei.), hriareiis (Les.), venusta Sei., gihher (Sei.), Ovulum (Sei.),aurantiaca (Costa) (VI, 9), *curvata Lamp., similis Ludw., "^peäata Semp.**);aus der Gattung Phyllophorus: Ph. '^occidentalis (Ludw.), *JwlotJmrioidesLudw., '^frauenfeldi Ludw., ^hrocJd Ludw., yraciUs (Sei.), '^sclimeUzii (Ludw.),'^urna Grube, ehrenbergi (Se\.), '^japonicus [y. Marenz.) (VI, 16), ^gramdatus(Grube), '*2')arvus (Ludw.), *rugosus (Theel) (VI, 13), *cehuensis (Semp.)unter diesem ''^) Gattungsnamen fasse ich (161a) die beiden bisher unterschiedenenGattungen Thyonidivm <strong>und</strong> P]iylloiiihor%is zusammen; vergl. auch den syste^iatischen Abschnitt.**) Dagegen fehlen die Gabelschwänze z. B. bei Thyone siir<strong>in</strong>amensis Semp., suspectaLudw., spectabilis Ludw., rosacea Semp., panamensis Ludw.


Kalkriiig <strong>und</strong> Ivuckzicliuuiökclii. 85'o(VI, 10)*); aus der Gattung Orcula: 0. Henera Ludvv. (VI, 17), *ciiciimiformisSemp., '^'lujpslpyrga v. Mareiiz. ;aus der Gattung Ocnus: 0. typicusTheel, pygmacus ^^m^^., j«yam'cMS Sluit. ;ferner Ciicumaria maculata Semi).,calcigera (Stimps.), qii<strong>in</strong>qucsemita Sei., *citrca Semp., Hongipeda Semp.,^conjungens Semp, (VI, 14), *mirabüis Theel, chierchiae Ludw., Ech<strong>in</strong>omcumis*adversaria Semp., Pseudocucumis '^afrlcana (Semp.). Fast bei all'den aufgeführten Dendrochiroten s<strong>in</strong>d die Gabelschwänze zugleich gegliedert,<strong>in</strong>sbesondere bei den mit * bezeichneten; nur selten, z. B, beiPhyUophorus ekrenhergi (Sei.) s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong>e ungegliederte unmittelbare Fortsetzungder Radialstücke. In manchen Fällen, z, B. bei Phylloplionisjaponicus (v. Marenz.) (VI, 16) <strong>und</strong> Ph. rugosus (Theel) (VI, 13) legensich die beiden Gabelschwänze e<strong>in</strong> <strong>und</strong> desselben Radialgliedes zu e<strong>in</strong>emgeme<strong>in</strong>schaftlichen Radialfortsatz zusammen. Nicht selten erfährt derh<strong>in</strong>tere, von den Gabelschwänzen gebildete Abschnitt des Kalkr<strong>in</strong>ges e<strong>in</strong>eleichte Spiraldrehung, z. B. bei Thyonc sacellus (Sei.), Phyllopiliorus niagnus(Ludw.). Gabelschwänze der Radialia <strong>und</strong> Interradialia sche<strong>in</strong>en nur beie<strong>in</strong>igen Thyone-AYten zur Ausbildung gelangt zu se<strong>in</strong>, z. B. bei Th. curvataLamp. <strong>und</strong> lechleri Lamp.Die Zerlegung derKalkr<strong>in</strong>ge mit mehrtheiligen Gliedern.Gabelschwänze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Anzahl kle<strong>in</strong>erer Stücke kann sich nach vornauch auf die Radialia selbst fortsetzen <strong>und</strong> sich weiterh<strong>in</strong> auch auf dieInterradialia erstrecken. Durch dieses, nur von gewissen Dendrochirotenbekannte Verhalten zerfällt der ganze Kalkr<strong>in</strong>g<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e oft erheblichgrosse Anzahl kle<strong>in</strong>er, meist unregelmässig geformter Stücke. Beispieledafür bieten: TJiyone sacellus (Sei.),huccalis Stimps., aurontiaca (Costa)(VI, 9), gihher (Sei.), okeni Bell, curvata Lamp., Phyllophorus japonicus(v. Marenz.) (VI, 16), schmeUm (Ludw.), rugosus (Theel) (VI, 13), Orculatenera Ludw. (VI, 17), lum<strong>in</strong>osa Lamp., Cucumaria citrea Semp., conjungensSemp. (VI, 14), scmperi Bell. Falls, wie es meistens geschieht, nur derh<strong>in</strong>tere Abschnitt der Kalkr<strong>in</strong>gglieder zerstückelt ist,- kann man diesenStücken, zusammen mit den Gabelschwänzen <strong>und</strong> deren Stücken, nachMoseley's Vorschlag (177) die Bezeichnung Pharyngealia beilegen <strong>und</strong>die ungetheilt gebliebenen vorderen Abschnitte der Kalkr<strong>in</strong>gglieder alseigentlicheAnnularia von ihnen unterscheiden. Indessen lässt sich dieseUnterscheidung dann nicht mehr durchführen, wenn, wie z, B. bei TJiyoneaurantiaca (Costa) oder Pliyllophoms japonicus (v. Marenz.) auch der vordereAbschnitt der Kalkr<strong>in</strong>gglieder <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere Stückchen zerlegt ist. Zugleichzeigen Fälle, wie der zuletzt angeführte, dass die sog. Pharyngealia ke<strong>in</strong>ebesonderen zu den Annularia h<strong>in</strong>zugetretenen Skeletelemente s<strong>in</strong>d, sonderndurch e<strong>in</strong>e von h<strong>in</strong>ten nach vorne fortschreitende Zerlegung der Annularia<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere Theilstücke ihren Ursprung genommen haben. Durch dieseZerlegung wurde die Beweglichkeit des ganzen Kalkr<strong>in</strong>ges erheblichgesteigert.*) Es giebt aber auch Phylloplionis- Kii&w ohne Gabelschwänze an den Kadialieu, z. B.Ph. pellucidus (Flem.) <strong>und</strong> Ph. marionii (v. Marenz.).


86 Seewalzen.Die Verb<strong>in</strong>dung der K a 1 k r i n g g11 e d e r u n t e r e i u a n d c r erfolgtstets durch B<strong>in</strong>degewebe, jedoch so, dass der Zusammenhang derGlieder bald e<strong>in</strong> sehr fester, wenig beweglicher, bald e<strong>in</strong> mehr oderweniger beweglicher, loser ist. Im ersteren Falle s<strong>in</strong>d die Berührungsflächender e<strong>in</strong>zelnen Kalkr<strong>in</strong>gglieder gewöhnlich verhältnissmässig gross,im letzteren Falle kle<strong>in</strong>er <strong>und</strong> weniger dicht zusammenschliessend. E<strong>in</strong>eeigentliche Gelenkverb<strong>in</strong>dung mit Ausbildung deutlicher Gelenkflächensche<strong>in</strong>t <strong>in</strong>dessen niemals vorzukommen. Auch s<strong>in</strong>d niemals Muskeln vorhanden,welche von e<strong>in</strong>em Kalkr<strong>in</strong>ggliede zu e<strong>in</strong>em anderen gehen. DieBeweglichkeit der Kalkr<strong>in</strong>gglieder gegene<strong>in</strong>ander wird also immer e<strong>in</strong>epassive se<strong>in</strong>. Bei e<strong>in</strong>zelnen Arten schreitet die enge Verb<strong>in</strong>dung der Kalkr<strong>in</strong>ggliederbis zur völligen Verwachsung fort, so z. B. bei Thyone hriareus(Les.), Caud<strong>in</strong>a ransonnefU v. Maren z., Ankyroderma roretm v. Maren z.<strong>und</strong> den meisten MiUleria-Avten. Besonders lose dagegen s<strong>in</strong>d die Kalkr<strong>in</strong>ggliederz. B. verb<strong>und</strong>en bei PhyUophorus x)ersxnclllum (Sei.), PA. marionü(v. Marenz.), Cucumaria laevigata (Verrill), Ocnus imhricatus Semp., 0. javanicusSluit., Colochirus scandens Sluit., Holoflmria hmtiilis Sei.; bei Cucutnariaexigiia Ludw. s<strong>in</strong>d die Radialia <strong>und</strong> Interradialia ,da wo sie sichberühren, fadenförmig verdünnt <strong>und</strong> bei Holothuria pert<strong>in</strong>ax Ludw. s<strong>in</strong>des die Interradialia alle<strong>in</strong>, welche durch e<strong>in</strong>e fadenförmige Verdünnungihrer ganzen Gestalt e<strong>in</strong>e sehr bewegliche Verb<strong>in</strong>dung der Radialia herstellen(VI, 8).Von besonderem Interesse ist das Auftreten bilateral-symmetrischerVerhältnisse <strong>in</strong> dem Aufbau des se<strong>in</strong>er Anlage nachradiärgebauten Kalkr<strong>in</strong>ges. Dieselben beziehen sich auf dieselbe dorsoventraleHauptebene, welche durch die Lage der Gescblechtsöffnung gekennzeichnetist <strong>und</strong> mitten durch den Interradius JR5 <strong>und</strong> den gegenüberliegendenRadius RI geht (vergl. S. 25 <strong>und</strong> Fig. 1). Entweder kommtdie Bilateralsymmetrie des Kalkr<strong>in</strong>ges dadurch zum Ausdruck, dass se<strong>in</strong>eGlieder <strong>in</strong> Form, Grösse <strong>und</strong> Verb<strong>in</strong>dungsweise sich im ventralen Bezirkedes Kalkr<strong>in</strong>ges anders verhalten als im dorsalen oder dadurch, dass dieInterradialia, falls deren mehr als fünf vorhanden s<strong>in</strong>d, sich auf diee<strong>in</strong>zelnen Interradien ungleich vertheilen. Für diesen letzteren Fall kommennur die Synaptiden <strong>in</strong> Betracht, da nur bei ihnen e<strong>in</strong>e Vermehrung derInterradialia auftritt. Beispielsweise s<strong>in</strong>d bei Synapta dujitata (Mont.) die7 Interradialia so vertheilt, dass auf jeden der beiden seitlichen dorsalenInterradien deren zwei fallen, dagegen jedem der drei anderen Interradiennur e<strong>in</strong> Interradiale angehört. Viel mannigfacher s<strong>in</strong>d die Verhältnisse,welche durch Form-, Grössen- <strong>und</strong> Verb<strong>in</strong>dungsunterschiede der Kalkr<strong>in</strong>ggliedere<strong>in</strong>en symmetrischen Bau des Kalkr<strong>in</strong>ges herstellen; als derartigeVerhältnisse treten auf:1) (selten) grössere Länge der ventralen Glieder als der dorsalen,z. B. bei Äcanthotrochus <strong>und</strong> Myriotrochus ;2) (häufig) grössere Kürze der ventralen Glieder, womit sich <strong>in</strong> derRegel e<strong>in</strong> engeres Zusammenrücken oder selbst e<strong>in</strong>e Verschmelzung des


Kalkriu!? uml JJückziehmuskcln. 87*omittleren ventralen Radialg-liedes <strong>und</strong> der beiden anstossenden ventralenluterradialglieder gesellt. Nur selten, z, B. bei Ankyroderma jcff'rcysiiDan. u. Kor. ist es alle<strong>in</strong> das mittlere ventrale Radiale, welches sich verkürztoder, wie bei Hajilodadyla australis Semp.,sich durch kürzere Gabelschwänze\p\\ den übrigen Radialien auszeichnet. Ebenso ist es selten,dass ausser dem mittleren auch die beiden seitlichen ventralen Radialiasich von den dorsalen unterscheiden, wie z. B. bei Stlchopits japoniciisvar. fijpicus v. Marenz., wo alle drei ventralen Radialia (VI, 12) derh<strong>in</strong>teren Gabelfortsätze entbehren, welche den beiden dorsalen Radialien(VI, 11) zukommen. In den meisten Fällen betheiligen sich ausser demmittleren ventralen Radiale nur die beiden ihm benachbarten Interradialienan der Umbildung-, welche zunächst dar<strong>in</strong> besteht, dass die drei soebengenannten Kalkstücke enger zusammenrücken,z. B. bei Tlnjonc poAiamensisLudw., FJujUopliorus marionü (v. Marenz.), Cummiaria exigua <strong>und</strong>kjnava Ludw., dann e<strong>in</strong>en Schritt weiter geht,<strong>in</strong>dem dieselben KalkstückeC. cJied-zugleich kle<strong>in</strong>er werden, z. B. bei ColocJi<strong>in</strong>is armatus v. Marenz.,lengeri Theel <strong>und</strong> anderen Arten dieser Gattung, sowie bei Oiiciimariaclüerchiac Ludw. <strong>und</strong> Ocnus imhrlcatus Semp., <strong>und</strong> schliesslich -zu e<strong>in</strong>erVerschmelzung jener drei Stücke führt, wie z. B. bei Cticumarla qu<strong>in</strong>quescmitaSei., planci (Br.), lefevrii Barr., pusilla Ludw., chüensis Ludw., exiguaLudw., Colochirus tuberculosus (Quoy u. Gaim.), quadrangularis (Less.)(VI, 20), trisüs Ludw., doUohim (Fall.), Thyone raplianus Düb. u. Kor.,mimhilis Ludw., poucheti Barr. Es s<strong>in</strong>d demnach ausschliesslich dendrochiroteArten, bei welchen die <strong>in</strong> Rede stehende Umbildung der drei,mittleren ventralen Kalkr<strong>in</strong>gglieder vorkommt.3) Auch durch die verschiedene Gestaltung des vorderen Endes derRadialia kann e<strong>in</strong>e Bilateralsymmetrie des ganzen Kalkr<strong>in</strong>ges mehr oderweniger scharf zum Ausdrucke kommen so z. B. bei, Synapita digitata(Mont.) dadurch, dass nur die drei ventralen Radialia an ihrem Vorderendedurchlöchert s<strong>in</strong>d, oder <strong>in</strong> der Weise, dass wie z. B. bei ÄcantJwtrochusmirabilis Dan. u. Kor. <strong>und</strong> bei Myriotrockus die beiden dorsalenRadialia nach vorn e<strong>in</strong>e doppelte, die drei ventralen aber nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>facheSpitze entsenden. Complicirter wird die Sache bei e<strong>in</strong>zelnen Molpadiiden<strong>und</strong> Dendrochiroten, deren Radialia durch e<strong>in</strong>en vorderen E<strong>in</strong>schnittnicht <strong>in</strong> zwei gleiche, sondern <strong>in</strong> zwei ungleich grosse Z<strong>in</strong>kenzerlegt s<strong>in</strong>d. Derartige Formen s<strong>in</strong>d z. B. Orcula tenera Ludw. (VI, 17),Thyllopliorus hrocJä Ludw., cebuensis (Semp.) (VI, 10), frauenfeldi Ludw.,JiolotJmrioides Ludw., Pseudocucumis acicida (Semp.),TrocJiosfoma horeale(M. Sars), tliomsonii Dan. u. Kor., Caud<strong>in</strong>a ransonnetü v. Marenz. (VI, 15 a),ÄnJcyroderma Jeffrey sü Dan. u. Kor., Haplodactyla molpadioides Semp. (VI,15) u. a. Hier kommt es dadurch zu e<strong>in</strong>er Bilateralität, dass die gleicligrossenZ<strong>in</strong>ken an den beiden dorsalen <strong>und</strong> an den beiden seitlichenventralen Radialien mit Bezug auf die Medianebene des Thieres symmetrischsich e<strong>in</strong>ander gegenüberliegen, während die Stellung der kle<strong>in</strong>en<strong>und</strong> der grossen Z<strong>in</strong>ke an dem mittleren ventralen Radiale congruentist


88 Seewalzen.mit derjenigen an den beiden rechtsseitigen Radialien. Congruent untersich s<strong>in</strong>d also e<strong>in</strong>erseits drei, anderseits zwei Radialia; jene drei s<strong>in</strong>d dasmittlere ventrale, das rechte ventrale <strong>und</strong> das rechte dorsale,diese zweidas l<strong>in</strong>ke ventrale <strong>und</strong> das l<strong>in</strong>ke dorsale. Der genaue Nachweis fürdieses eigenartige Stellungsverhältniss der Z<strong>in</strong>ken, welches <strong>in</strong> engemZusammenhange mit dem später zu erörternden Ansätze der Muskeln <strong>und</strong>der Fühler an den Kalkr<strong>in</strong>g steht, ist zwar erst für e<strong>in</strong>ige wenige dergenannten Arten erbracht worden, so für Haiolodactyla molpadioides Semp.durch Semp er (238), für Haplodadyla australis Semp., Orcula teneraLudw. (VI, 17) <strong>und</strong> Fliyllophorus hrocM Ludw. durch mich (161a u. 161b),doch ist zu erwarten, dass weitere Untersuchungen die oben angegebeneRegel auch für andere Arten mit ungleichen vorderen Radialz<strong>in</strong>ken bestätigenwerden.In histologischer H<strong>in</strong>sicht ist der Kalkr<strong>in</strong>g noch wenig untersucht.Se<strong>in</strong>e Glieder bestehen aus demselben netzförmigen Kalkgewebe, auswelchem die Skeletstücke aller Ech<strong>in</strong>odermen aufgebaut s<strong>in</strong>d. Die Maschendieses netzförmigen Gewebes s<strong>in</strong>d bald enger, bald weiter <strong>und</strong> werdennach Baur (10) <strong>und</strong> Semper (238) von faserfreiem oder faserigem B<strong>in</strong>degewebee<strong>in</strong>genommen. Hamann (93) hat dieses B<strong>in</strong>degewebe bei Synaptacligitata (Mont.) näher untersucht <strong>und</strong> als e<strong>in</strong> netzförmig fibrilläres vonähnlicher Beschaffenheit wie <strong>in</strong> gewissen Stellen der Körperhaut gef<strong>und</strong>en,also bestehend aus sternförmigen Zellen, welche durch kurze Ausläufermite<strong>in</strong>ander anastomosiren.Ueber die Function des Kalkr<strong>in</strong>ges, se<strong>in</strong>e Entwicklung,sowie se<strong>in</strong>esystematische <strong>und</strong> phylogenetische Bedeutung s<strong>in</strong>d die späteren Kapitelnachzusehen, welche die Physiologie, Entwicklungsgeschichte, Systematik<strong>und</strong> Phylogenie der Holothurien behandeln.2.Verb<strong>in</strong>dung des Kalkr<strong>in</strong>ges mit der Muskulatur; dieRückziehmuskeln.Mit dem Kalkr<strong>in</strong>ge verb<strong>in</strong>den sich die Längsmuskeln der Körperwand<strong>in</strong> der Weise, dass sie sich an das Vorderende der Radialia ansetzen<strong>und</strong> zwar immer unmittelbar h<strong>in</strong>ter dem Loche oder dem E<strong>in</strong>schnitte,durch welchen der Radialnerv se<strong>in</strong>en Weg nimmt. Nicht selten ist dieseAnsatzstelle der Längsmuskeln durch e<strong>in</strong>e Vertiefung auf der Aussenflächeder Radialglieder gekennzeichnet. Diese Muskelgrube (Muskele<strong>in</strong>druck)liegt <strong>in</strong> der Regel genau <strong>in</strong> Mittell<strong>in</strong>ie des Radialgliedes, rückt aber dann,wenn das Radiale ungleiche vordere Z<strong>in</strong>ken besitzt (vergl. S. 87), ausder Mittell<strong>in</strong>ie heraus <strong>und</strong> folgt dabei,z. B. hoi Haplodadyla molpadioidesSemp. <strong>und</strong> H. australis Semp., der breiteren Z<strong>in</strong>ke, sodass die 5 Muskele<strong>in</strong>drücke<strong>in</strong> derselben gesetzmässigen Weise vertheilt s<strong>in</strong>d, welche ichoben für die Stellung der Z<strong>in</strong>ken angegeben habe.


Kalkriiig- «ml Riickzieliiiiuskcln. 89Da neuerd<strong>in</strong>gs Lampert (134) die zwar auch von Semper (238)e<strong>in</strong>mal ausgesprochene, aber später zurückgenommene Behauptungaufgestellthat, dass <strong>in</strong> der Familie der Dendrochiroten sich die Längsmuskelnim Gegensatze zu allen Holothurien nicht an den Kalkr<strong>in</strong>g <strong>in</strong>seriren, somuss hervorgehoben werden, dass jene Behauptung auf e<strong>in</strong>em Irrthumberuht <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e derartige Ausnahmestellung der Dendrochiroten ke<strong>in</strong>eswegsvorhanden ist.Dagegen s<strong>in</strong>d die Dendrochiroten dadurch ausgezeichnet, dass sichvon jedem ihrer Längsnuiskeln e<strong>in</strong> Muskel abspaltet, welcher sich von derKörperwand loslöst, frei durch die Leibeshöhle h<strong>in</strong>durchtritt <strong>und</strong> sichh<strong>in</strong>ter der Insertion des betreffenden Längsmuskels an e<strong>in</strong> Radialglieddes Kalkr<strong>in</strong>ges ansetzt. Wie aus der Anordnung dieser Muskeln ohneWeiteres hervorgeht, dienen sie als Rückziehmuskeln des Kalkr<strong>in</strong>ges.Bei ihrer meist kräftigen Ausbildung konnten sie schon den älteren ForschernStrussenfelt (252), Gunner (89) <strong>und</strong> Pallas (195), welchen wir dieersten Mittheilungen über die Anatomie dendrochiroter Holothurien verdankennicht , verborgen bleiben. Dass sie e<strong>in</strong>e Abspaltung derLängsmuskeln s<strong>in</strong>d, lässt sich aus verschiedenen Gründen erweisen.Erstens gehen sie da, wo sie die Körperwand erreichen, unmittelbar <strong>in</strong>die Längsmuskeln über*), während diese von derselben Stelle an nachvorn h<strong>in</strong> entsprechend schwächer s<strong>in</strong>d als nach h<strong>in</strong>ten. Zweitens bleibtmitunter jeder Rückziehmuskel se<strong>in</strong>er ganzen Länge nach mit dem zugehörigenLängsmuskel <strong>in</strong> Zusammenhang, sei es durch e<strong>in</strong>e starke muskulösePlatte wie bei Theelia'**) cataphrada (Sei.) oder sei es durch e<strong>in</strong>edünne, muskelfreie., nach Art e<strong>in</strong>es Mesenteriums angeordnete Haut, wiez. B. bei Phyllopliorus persxncillnni, (Sei.); bei Theelia catapJiracta ist offenbare<strong>in</strong> älterer, bei Fhyllophorus perspicillum e<strong>in</strong> etwas wenig alter Zustandn der allmähligen Abspaltung der Retractoren von den Längsmuskelndauernd festgehalten. Drittens verschmilzt bei manchen Arten,z. B. beiCucumaria frondosa (Gunn.), die Insertion der Retractoren am Kalkr<strong>in</strong>gemit derjenigen der Längsmuskeln, während sie bei anderen Arten durche<strong>in</strong>en kürzeren oder längeren Abstand von der Insertion der Längsmuskelngetrennt ist; das letztere Verhalten ersche<strong>in</strong>t dem ersteren gegenüber alsdas jüngere, später entstandene.Ebenso wie die Läugsmuskeln s<strong>in</strong>d auch die Rückziehmuskeln derDendrochiroten <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>fach. Mitunter aber zerfallt jeder Rückziehmuskelnach se<strong>in</strong>em Abgange von dem Längsrauskel <strong>in</strong> zwei odermehrere Bündel, die sich <strong>in</strong> der Nähe des Kalkr<strong>in</strong>gs entweder wieder*) Nur bei Psolua rjrmmlatuti Ayr. sollen die beiden dorsalen Kückziehmuskeln nichtvon den Längsmuskelu, sondern von e<strong>in</strong>em (jiieren Muskel entspr<strong>in</strong>gen. Die betreffende Angabevon Ayres (7, p. 63) bedarf <strong>in</strong>dessen schon wegen ihrer knappen Kurze e<strong>in</strong>er Nachuntersuchung.**) Wie im systematischen Abschnitte näher begründet wird, halte ich es für nöthig, vonder GaUung Psolus <strong>in</strong> ihrem bisherigen Umfange e<strong>in</strong>e neue Gattung abzuzweigen, welcher ichden Namen Theelia beilege.


90 Seewalzen.vere<strong>in</strong>igen, z. B. bei Thjllopliorus jajwnkus (v. Marenz.),oder vone<strong>in</strong>andertrennen <strong>und</strong> sich dann entweder h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander, wie z. B. bei Fhyllopliorusmollis (Sei.), oder nebene<strong>in</strong>ander, wie z. B. bei Thyone cunn<strong>in</strong>gliami Bell,an den Kalkr<strong>in</strong>g ansetzen. Die Stelle, an welcher sich der Rückziehmuskelvon dem zugehörigen Längsmuskel abspaltet, liegt zwar bei denverschiedenen Arten <strong>in</strong> sehr verschiedenem Abstände vom vorderen Körperende,überschreitet aber nach vorn nur selten die Grenze des erstenKörperviertels, nach h<strong>in</strong>ten fast nie die Körpermitte*). Besonders häufigbezeichnet die Gegend zwischen dem ersten <strong>und</strong> zweiten Körperdrittel dieUrsprungsstelle der Retractoren. Im Allgeme<strong>in</strong>en ersche<strong>in</strong>t das zweiteKörperviertel als der Bereich, <strong>in</strong> welchem sie ihre Entstehung nehmen.In der Regel s<strong>in</strong>d sie bei demselben Thiere unter sich gleichlang, sodassalso ihre Abgangsstellen von den Längsmuskeln auf demselben Körperquerschnitteliegen. Doch giebt es e<strong>in</strong>ige Psolus -Avten, bei welchen schondie ersten Beobachter e<strong>in</strong>e ungleiche Länge der Retractoren festgestellthaben, so Strussenfelt (252) für Psoliis jiliantaims <strong>und</strong> Koren (119)für Fs. squamcdiis] bei jener Art reichen die zwei dorsalen Retractorenbis zum h<strong>in</strong>teren Körperabschnitte, dagegen die drei ventralen nur bisan die vordere Grenze der Bauchsohle.Während die Retractoren ke<strong>in</strong>er bis jetzt bekannten dendrochiroteuHolothurie fehlen, s<strong>in</strong>d sie bei den Aspidochiroten <strong>und</strong> Elasipodennirgends, bei den Molpadiiden nur bei zwei, bei den Synaptiden aberbei mehreren Arten zur Ausbildung gelangt. Jene beiden Molpadiidens<strong>in</strong>d Molpadla cJülensis J. Müll, <strong>und</strong> 31. australis Semp. ;da sie alle<strong>in</strong>die Gattung Molpadia <strong>in</strong> ihrer jetzigen Begrenzung bilden,ist der Besitzder Retractormuskeln von Semper <strong>in</strong> die Diagnose dieser Gattung aufgenommenworden**). Bei beiden Arten s<strong>in</strong>d die Längsmuskeln paarig <strong>und</strong> esspalten sich dementsprechend auch die Retractoren als fünf Paare vonihnen ab. Bei 3Iolpaclia australis Semp. stehen sie ähnlich wie bei manchenDendrochiroteu durch e<strong>in</strong> b<strong>in</strong>degewebiges Septum <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit derKörperwand. Unter den Synaptiden hat schon Job. Müller (184) desVorkommens e<strong>in</strong>er retractorenähnlichen <strong>Bild</strong>ung bei Synapta heselü Jag.gedacht <strong>und</strong> Grube (83) die viel deutlicher ausgebildeten Rückziehmuskelnvon Chiridota discolor Eschsch. beschrieben. Später hat dannauch M. Sars (222) auf das gleiche Verhalten der Chiridota laevis (F^hr.)aufmerksam gemacht, was Duncan u. Sladen (56) bestätigten, <strong>und</strong> ichselbst (153) war <strong>in</strong> der Lage bei e<strong>in</strong>er anderen Art, Chiridota rotifera(Pourt.), die Rtickziehmuskeln nachzuweisen. Wo sie bei Synaptiden vorkommen,s<strong>in</strong>d sie ebenso wie die Längsmuskeln e<strong>in</strong>fach. Bei Chiridotarotifera s<strong>in</strong>d sie sehr kurz, dagegen erreichen sie bei Ch. discolor <strong>und</strong>Ch. laevis Vv der Körperlänge; bei Ch. discolor sche<strong>in</strong>en sie die Leibes-*) Diese Angaben beziehen sich auf conservirtc Thiere mit zurückgezogen eui Schl<strong>und</strong>koijfe.**) Eudimentäre Retractoren werden aber auch von e<strong>in</strong>igen Arten der Gattungen Haplodactyla<strong>und</strong> Trochostoma angegeben.i


Wassci'gefässsystem. 9 1höhle frei zu durchsetzcD, wähi-ciul sie hei CIl roflfmt durch e<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>degewebige,bei Ch. lacvls durch e<strong>in</strong>e nmskulüse Membran mit der Körperwand,d. h, mit den Längsmuskeln, <strong>in</strong> Zusammenhang bleiben. Es sprichtalso auch das Verhalten bei den Syuaptiden <strong>und</strong> der Gattung Molpadladafür, dass sie hier wie bei den Dcndrochiroten Abspaltungen der Längsmuskulaturs<strong>in</strong>d.VII.Wassergefässsystem.Das Wassergefässsystem der Seewalzen ist erst durch Tiedemann's(273) gr<strong>und</strong>legende Arbeit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Zusammenhange erkannt worden,wenngleich e<strong>in</strong>zelne se<strong>in</strong>er Theile, z. B. die Poli'sche Blase <strong>und</strong> dieFiihlerampuUen schon von den Forschern des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts beobachtetworden waren. Tiedemann gebraucht aber den jetzt allgeme<strong>in</strong>sondern nennt dasselbeüblichen Namen „Wassergefässsystem" noch nicht,„Gefässsystem der Tentakeln, der Füsschen <strong>und</strong> der Haut" oder kürzerauch nur „Gefässsystem der Haut''. Jäger (110) wendet die Bezeichnunglocomotorisches Gefässsystem an (systema vasorum locomotoriorum) <strong>und</strong>Quatrefages (210)beschreibt die Wassergefässe der Synapta als appareilcirculatoirc. Der Ausdruck Wassergefässsystem, Systeme aquifere, sche<strong>in</strong>tvon L. Agassiz*) herzurühren <strong>und</strong> tritt <strong>in</strong> der deutschen Literatur erstmit V. Siebold 's(240) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie auf. Nachdemdann auch Job. Müller diesen Namen für das von ihm anfänglichals „ambulacrales Gefässsystem" bezeichnete Organsystem angenommenhatte, kam derseloe sehr rasch <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>e Aufnahme.Das ganze Wassergefässsystemstellt e<strong>in</strong> zusammenhängendes Systemdünnwandiger Röhren dar, welches von e<strong>in</strong>em den Schl<strong>und</strong> umkreisendenR<strong>in</strong>gkanale ausgeht, sich unter <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Haut der radialen Körperregionenausbreitet <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Regel mit der Leibeshöhle, seltener mitder Aussenwelt <strong>in</strong> offener Verb<strong>in</strong>dung steht. Die Wandungdes mit e<strong>in</strong>erwässerigen Flüssigkeit erfüllten Systemesist <strong>in</strong> den meisten Abschnitten desselbenmuskulös (an den meisten Stellen durch Längsmuskelfasern) <strong>und</strong> anihrer Innenseite überall von e<strong>in</strong>em Wimperepithel bekleidet. Im Umkreis desM<strong>und</strong>es <strong>und</strong> im Bereiche der Radien treten Aeste des Wassergelässsystemes<strong>in</strong> die Fühler <strong>und</strong> <strong>in</strong> die sog. Füsschen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> verleihen diesen Gebildenden Charakter von äusseren x4.nhängen des Wassergefässsystemes.Ihnen wollen wir im Folgenden, unter 1. <strong>und</strong> 2,zunächst unsere Aufmerksamkeitzuwenden <strong>und</strong> dann erst zu e<strong>in</strong>er Betrachtung der äusserlichnicht sichtbaren Theile des Wassergefässsystemes übergehen. Als solchewerden wir zu beachten haben: o. den R<strong>in</strong>gkanal, 4. die an dem R<strong>in</strong>gkanalehängenden, sog. Po li' sehen Blasen, 5. die vom R<strong>in</strong>gkanalabgehenden Rad ialk anale, 6. die von diesen oder vom R<strong>in</strong>gkanale*) Comptes rendus 1847, p. 677.


92 Seewalzen.entspr<strong>in</strong>genden Fühl er kanäle, 7. die an den Füblerkanälen vorl^ommendenFü hier a m p ullen, 8. die von den Kadialkanälen abgehendenFüsschenkanäle, 9. die den Füsschenkanälen anhängenden Füssehenanipnllen.Nachdem wir dann 10. die morphologischen Beziehungender Fühler zu den F'üsschen erörtert haben, werden wir weiterh<strong>in</strong> 11. <strong>in</strong>dem sog. Ste<strong>in</strong>kanal den Verb<strong>in</strong>duiigsgang des R<strong>in</strong>gkanales mit derLeibeshöhle oder der Aussenwelt kennen lernen <strong>und</strong> schliesslich 12. dieInhaltsflüssigkeit des ganzen Systemes näher <strong>in</strong>s Auge fassen. — InBetreif der Function <strong>und</strong> Entwicklung des Wassergefässsystemes s<strong>in</strong>d dieKapitel über die Physiologie <strong>und</strong> die Ontogenie nachzusehen.1. Fühler.Die Fühler (Tentakel) der Seewalzen wurden, nachdem schon Belon(26) ihrer erwähnt <strong>und</strong> Rondelet (216) sie von e<strong>in</strong>er Aspidochiroten-Artabgebildet hatte, zuerst von Bohadsch (30) <strong>und</strong> Gärtner (68) etwasgenauer nach Form <strong>und</strong> Zahl beschrieben. Auch Bianchi (205) war mitdenselben nicht unbekannt geblieben. Strussenfelt (252) <strong>und</strong> Gunner(89), sowie Forskai (65, 66) fügten weitere Beobachtungen h<strong>in</strong>zu <strong>und</strong>so konnten bereits Fennant (199) <strong>und</strong> 0. F. Müller (189) den Besitzvon Fühlern im Umkreis des M<strong>und</strong>es <strong>in</strong> die Diagnose der damaligenGattung Holothuria aufnehmen Dass sie damit das Richtige getroffen,beweist die Thatsache, dass bis heute ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Art bekannt gewordenist,welche der Fühler ganz entbehrt. — Im Folgenden wollen wir derReihe nach die Zahl- <strong>und</strong> Grössenverhältnisse der Fühler, ihre Anordnung<strong>und</strong> ihren fe<strong>in</strong>eren Bau betrachten, ihre Function dagegen. Entwickh<strong>in</strong>g,systematische <strong>und</strong> ])hylogenetische Bedeutung späteren Kapiteln vorbehalten.a. Zahl. Die Zahl der Fühler beträgt m<strong>in</strong>destens 10, höchstens 30,am häufigsten 10, 12, 15 oder 20, seltener e<strong>in</strong>e andere zwischen 10 <strong>und</strong>30 gelegene Ziffer. Wenn man absieht von dem häutigen Vorkommenvon 12 Fühlern <strong>in</strong> der Familie der Synaptiden, so ist die Fühlerzahl<strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> Vielfaches von 5. Im Grossen <strong>und</strong> Ganzen lassen diee<strong>in</strong>zelnen Familien e<strong>in</strong>e gewisse Vorliebe für e<strong>in</strong>e bestimmte Zahl vonFühlern erkennen;so waltet bei den Synaptiden die Zahl 12, bei denElpidiiden <strong>und</strong> den meisten Dendrochiroten die Zahl 10, bei den Molpadiidendie Zahl 15, bei den De<strong>in</strong>iatiden <strong>und</strong> Aspidochiroten die Zahl 20vor. Die Fühlerzahl 10 f<strong>in</strong>det sich niemals bei den Molpadiiden, Deimatiden<strong>und</strong> Aspidochiroten, die Zahlen 12 <strong>und</strong> 15 nie bei den Aspidochiroten,die Zahl 20 nie bei den Molpadiiden, Zahlen zwischen 20 <strong>und</strong>30 nie bei den Molpadiiden <strong>und</strong> Elasipoden. Die grösste Mannigfaltigkeit<strong>in</strong> der Fühlerzahl zeigen die Dendrochiroten (10— 30) <strong>und</strong> Synaptiden(10 — 27), dann folgen die Aspidochiroten (18—30), dann die Elasipoden(10 — 20) <strong>und</strong> zuletzt die Molpadiiden (12? — 15). — Im E<strong>in</strong>zelnen ist dieVertheilung der Fühler der Zahl nach die folgende:


Wassergefässsystem. 9310 Fühler haben: unter den Synaptiden die Gatd<strong>in</strong>gen Troclioderma<strong>und</strong> RhahdomoJgiis ,sowie e<strong>in</strong>zelne Synapta- <strong>und</strong> Chiridota-AYteu,z. B.Synapta reticidata Senip., s<strong>in</strong>nlis Semp., ladca Slnit., psara Sluit., Cliiridotajaponica v. Marenz., venusfa Sem., aiistral<strong>in</strong>na Stimps. ;unter den Elpidiidenalle Gattungen mit alle<strong>in</strong>iger Ausnahme von Enypniastes mit wahrsche<strong>in</strong>lich20 <strong>und</strong> Acldyonice mit 12 (oder 11?) Fühlern; unter den Psychropotidennur Psychcotreplies exigua Theel <strong>und</strong> Psychropotes loveni Theel; endlichunter den Dendrochiroten die Gattungen Psolus, PsoUdium, ColocJiirus,Ocnns, Thyone, Cunmiaria^ RJiopalod<strong>in</strong>a.11 Fühler besitzt regelmässig Sijnaptatenera Norm.12 Fühler haben: unter den Synaptiden die Gattungen Anapta, Myriotroclms<strong>und</strong> Acantliotroclms, viele Chiridota-AYteia, z. B. Ch. laevis (Fabr.),discohr Eschsch., roUfera (Pourt.), contorta Ludw., <strong>und</strong> zahlreiche Synapta-Arten, z. B. S. digitata (Mont.), <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.); unter den Molpadiidenvielleicht Cmid<strong>in</strong>a caudata (Sluit.) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelne Exemplare vonMolpadia chüensis J. Müll.; unter den Elasipoden nur die Gattung ^cA?^oniceaus der Familie der Elpidiiden <strong>und</strong> vielleicht auch die Psychropotiden-Art Bentliodytes seleiikiana Theel.13 Fühler sche<strong>in</strong>en bei e<strong>in</strong>igen Synapta- Arten Regel zu se<strong>in</strong>, z. B.bei S. <strong>in</strong>divisa Semp., recta Semp., unc<strong>in</strong>ata Hutton, striata Sluiter.14 Fühler s<strong>in</strong>d bei e<strong>in</strong>em Exemplare von Synapta vittata (Forsk.) beobachtetworden.15 Fühler t<strong>in</strong>den sich unter den Synaptiden bei manchen Synapta-Arten, z. B. S. heselii Jag., vittata (Forsk.), nigra Semp., glahra Semp.,serpent<strong>in</strong>a J.Müll., lappa J.Mtill. unter den;Molpadiiden bei allen Gattungen<strong>und</strong> Arten mit alle<strong>in</strong>iger Ausnahme der angeblich nur 12 fühlerigen Caud<strong>in</strong>acaudata Sluit.; unter den Deimatiden bei den Gattungen Laetmogone <strong>und</strong>llyodaemon] unter den Psychropotiden bei S Bentliodytes -Arien: B. ahyssicola,sordida <strong>und</strong> mamiUifera Theel; unter den Dendrochiroten bei denGattungen Orciäa <strong>und</strong> Theelia.16— 19 Fühler kommen vor bei e<strong>in</strong>zelnen Synapta- <strong>und</strong> Ckiridota-—Arten, z. B. 14 16 bei Synapta godeffroyi Semp., 16 bei Cliiridota <strong>in</strong>congruaSemp., 17 18 bei Ch. variahilis Semp., 18 bei Ch. vitiensis Gräffe—<strong>und</strong> Ch. dubia Semp., 19 bei Ch. panaensis Semp.; ferner unter denPsychropotiden 16 bei Psijcliropotes semperiana Theel, 18 bei Psychropoteslongicauda, Bentliodytes sangu<strong>in</strong>olenta <strong>und</strong> Euphronidcs depressa Theel; unterden Aspidochiroten bei e<strong>in</strong>zelnen Stichopus -Arten,z. B. 18 bei St. möhii<strong>und</strong> naso Semp., 19 bei St. errans Ludw.; unter den Dendrochiroten beie<strong>in</strong>zelnen Exemplaren der Gattungen Phyllophorus, Act<strong>in</strong>ocucumis <strong>und</strong>Pseudocucumis.20 Fühler werden unter den Synaptiden nur von zwei schlecht bekanntenArten, Synapta tenuis (Quoy u. Gaim.) <strong>und</strong> Chiridota ruheola(Quoy u. Gaim ) angegeben unter den; Elasipoden s<strong>in</strong>d 20 Fühler vertretenbei den Deimatiden -Gattungen Oneirophanta , Deima, Orphmirgiis<strong>und</strong> Pannychia, ferner bei zwei Psychropotiden Bentliodytes papillifera <strong>und</strong>


94 Seewalzen.typica Theel <strong>und</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich bei der e<strong>in</strong>en Elpidiide Enypniastes cximiaTheel; unter den Aspidochiroten haben weitaus die meisten Holothuria-,MüUeria- <strong>und</strong> Stichojms- Arten, sowie die übrigen Gattungen: Lahidodemas,Paelopatides imä PseudosticJwiMS 20 Fühler <strong>und</strong> endlich unter den Dendrochirotendie meisten Arten der Gattungen Phyllophorus, Äd<strong>in</strong>ocuciimis <strong>und</strong>Pseudocucumis.Mehr als 20, bis 30 Fühlern begegnen wir unter den Synaptidennur — bei Synapta Jceferste<strong>in</strong>ü Sei. mit 15 27 <strong>und</strong> S. Jcallipeplos Sluit. mit24 Fühlern. Zahlreicher s<strong>in</strong>d derartige Arten unter den Aspidochiroten; sobesitzt Holothuria gräftei Semp. 24— 25, H. samocma Ludw. 25, H. flavomacidataSemp. 2Q — 30, H. immohüis Semp. 25—30, H. discrepans Semp.<strong>und</strong> H. caesarea Ludw. 30, Mülleria mauritiana (Quoy u. Gaim.) 25,3f. agassim Sei. 25 — 27 Fühler, Unter den Dendrocbiroten ist es ausserPhyllophorus mollis (Sei.), welcher mitunter 21 Fühler besitzt, nur dieGattung Pseudocucumis, bei welcher mehr als 20, bei Pseudocucumis <strong>in</strong>tercedensLamp. sogar bis 30 Fühler auftreten.Während die meisten Gattungen <strong>und</strong> Arten e<strong>in</strong>e bestimmte Fühlerzahlmit giösster Eegelmässigkeit festhalten, giebt es andere,bei welchen dieZahl im Inneren der Gattungen <strong>und</strong> Arten ger<strong>in</strong>geren oder grösserenSchwankungen unterliegt.Solche Gattungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere Synaptamit 10— 25, Chiridota mit 10— 20, Benfhodytes mit 15— 20, Psychropotesmit 10—18, Holothuria mit 20— —30, Mülleria mit 20 27, Phyllophorus mit16— 21, Pseudocucumis mit 18— 30 Fühlern. Beispiele von Arten mitschwankender Fühlerzahl s<strong>in</strong>d: Synapta—keferste<strong>in</strong>ii Sei. mit 15 27, Chiridotadiscolor Eschsch. mit 11—15, Ch. riifescens (Br.) mit 15 — 20, Holothuriaimmohilis Semp. mit 25 — 30, H. flavo-maciüata Semp. mit 26—^30,MiUleria agassim Sei. mit 25 — 27, Phyllophorus mollis (Sei.) mit 16— 21<strong>und</strong> Pseudocucumis <strong>in</strong>tercedens Lamp. mit 18 — 30 Fühlern.b. Grösse. Durchgängig haben die Fühler im Vergleiche zum Körpere<strong>in</strong>e massige Grösse; namentlich gilt das für die Synaptiden, Elasipoden<strong>und</strong> Aspidochiroten. Dagegen s<strong>in</strong>d die Fühler der Molpadiiden auffallendkle<strong>in</strong>,während sie bei den Dendrocbiroten ihre grösste Länge erreichen<strong>und</strong> bei e<strong>in</strong>zelnen Arten derselben,z. B. bei Psolus squamatus (Düb. u.Kor.), bei vollständiger Ausstreckung so lang werden wie der ganze Körper.In den meisten Fällen s<strong>in</strong>d alle Fühler desselben Exemplares unter sichvon gleicher Grösse, doch ist auch ungleiche Grösse der Fühler ke<strong>in</strong>eSeltenheit <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det sich sogar bei den meisten Dendrocbiroten als regelmässigeErsche<strong>in</strong>ung. Bei anderen Familien dagegen kommen ungleichegrosse Fühler nur ausnahmsweise vor, entweder als <strong>in</strong>dividuelle Abweichung,so z. B. bei Holothuria marenzelleri Ludw., Synapta lialUpeplos <strong>und</strong> psaraSluit., oder als Eigenthümlichkeit jugendlicher Thiere, so bei manchen Elasipoden.Bei den Dendrocbiroten kann der Unterschied der grossen <strong>und</strong>kle<strong>in</strong>en Fühler e<strong>in</strong> recht erheblicher se<strong>in</strong>, sodass jene oft 4 — 5 mal so langs<strong>in</strong>d wie diese. Für die kle<strong>in</strong>eren Fühlen atteh Daly eil (48) den Namen„Antennulae" <strong>in</strong> Vorschlag gebracht, der aber ke<strong>in</strong>e Aufnahme gef<strong>und</strong>en hat.


Wassergefässsystem. 95Für die mit 10 Fühlern ausgestatteten Deudrochiroten gilt die Regel,dass, wie schon Diequemare (51) an se<strong>in</strong>er „Fleurilardö'^ feststellte,8 grössere <strong>und</strong> 2 kle<strong>in</strong>ere vorhanden s<strong>in</strong>d. Ausgenommen davon s<strong>in</strong>d nure<strong>in</strong>ige wenige Ciicu))iaria- Arten, z. B. C. frondosa (Guun.)<strong>und</strong> C. JcölUkeriSemp., <strong>und</strong> fast alle Arten der Gattung Psolus. Mitunter kommt es vor,dass unter den 10 Fühlern nicht zwei, sondern nur e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>er ist,z. B. Cucuniaria punctata Ludw. <strong>und</strong> Psolus regalis Verrill,Unter den mit mehr als10 (15— 20 — 30) Fühlern versehenen Deudrochirotens<strong>in</strong>d ebenfalls die Fühler nur selten, z. B. bei Theelia catapliracta(Sei.) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnen Exemplaren von Phyllophorus molUs (Sei.), gleichgross.In der Regel s<strong>in</strong>d sie sehr ungleich an Grösse; bei 15 Fühlerns<strong>in</strong>d alsdann 5 kle<strong>in</strong>ere, bei mehr als 15 5—10 kle<strong>in</strong>ere vorhanden.c. Anordnung. Gewöhnlich s<strong>in</strong>d die Fühler <strong>in</strong> der Weise augeordnet,dass sie dem Rande der M<strong>und</strong>scheibe entlang e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen Kreisum den M<strong>und</strong> herum bilden. Nur bei den Deudrochiroten -Gattungen:Phi/UopJiorus, Pseiidocucumis <strong>und</strong> vielleicht auch Äct<strong>in</strong>ocucumis rücken diekle<strong>in</strong>eren Fühler alle oder zum Theil dem M<strong>und</strong>e näher als die übrigen<strong>und</strong> bilden so e<strong>in</strong>en zweiten, <strong>in</strong>neren Kreis. Es wird ausserdem nochvon e<strong>in</strong>er Synaptide, Synapta Ufaria Semp., von Herapath (97) e<strong>in</strong>zweiter <strong>in</strong>nerer Ftihlerkreis angegeben; <strong>in</strong>dessen hat sich diese, auchsonst unzureichend bekannte Art bis jetzt jeder Nachprüfung entzogen,sodass jene Behauptung e<strong>in</strong>es zweiten Fühlerkreises bei e<strong>in</strong>er Synaptidee<strong>in</strong>stweilen auf sich beruhen bleibt. Und nicht besser steht es um dieangebliche Verdoppelung des Fühlerkranzes bei der gleichfalls nur mangelhaftbekannten HolotJiuria Jiilla*) Less., sowie bei Holotlmria verrucosa Sei.Bei gleichgrossen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Kreise stehenden Fühlern s<strong>in</strong>ddieselben bei e<strong>in</strong>er Gesammtzahl von 10, 15, 20 <strong>und</strong> mehr <strong>in</strong> der Regel<strong>in</strong> der Weise vertheilt, dass jedem Fünftel des M<strong>und</strong>scheibenrandes gleichvieleFühler angehören. Dieses dem radiären Bauplane entsprechendeVerhältniss macht aber e<strong>in</strong>em bilateral-symmetrischen Platz, wennwie bei Myriotrochus <strong>und</strong> zahlreichen Synapta- <strong>und</strong> Chiridota- Arten,z. B.Synapta digitata (Mont.) <strong>und</strong> Chiridota rotifera (Pourt.) im Ganzen 12 Fühlervorhanden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich so vertheilen, dass den beiden seitlichen dorsalenInterradien je drei, den drei übrigen Interradien aber nur je zwei Fühlerzufallen.<strong>Bild</strong>en acht grössere <strong>und</strong> zwei kle<strong>in</strong>ere Fühler den Fühlerkranz, sostehen die zwei kle<strong>in</strong>eren immer ventral, rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks von dem mittlerenventralen Radius. Die e<strong>in</strong>zige dieser Regel widersprechende Angabevon Anderson (5), welche sich auf e<strong>in</strong>e ungenügend beschriebene<strong>und</strong> von Lampert als Colocliirus andersoni bezeichnete Art bezieht,dürfte wohl sicher auf e<strong>in</strong>em Irrthum beruhen. Durch die ventrale Stellung*) Diese Art wird seit Jäger (110) als ^. Ulla aufgeführt <strong>und</strong> Lampert (134) glaubtdas noch nachträglich durch die Annahme begründen zu müssen, es liege bei Lesson e<strong>in</strong>Druckfehler vor. Der Name hilla ist aber von Lesson (318) ganz gut gewählt <strong>und</strong> bedarf garke<strong>in</strong>er Verbesserung, denn er bezeichnet e<strong>in</strong>e Wurstsorte der alten Römer.


96 Seewalzen.der zwei kle<strong>in</strong>eren Fühler bekommt die ganze Fübleranordnung wiedere<strong>in</strong>en bilateralsymmetris eben Ausdruck. Dasselbe kann bei der12tuhlerigen Sytiapta psara Sluit. dadurch erreicht werden, dass e<strong>in</strong> überzähligerdreizehnter Fühler auftritt, der kle<strong>in</strong>er ist als die übrigen <strong>und</strong>e<strong>in</strong>e ventrale Stellung e<strong>in</strong>nimmt.S<strong>in</strong>d fünf oder noch mehr kle<strong>in</strong>ere Fühler vorhanden, so wechselndieselben entweder, wie bei Äct<strong>in</strong>ocucnmis, FlnjUopliorus fraiienfeldi Ludw.<strong>und</strong> manchen Exemplaren von Tseudocmumis <strong>in</strong>tercedens Lamp., <strong>in</strong> um egelmässigerWeise mit den grösseren ab oder aber sie ordnen sich nachbestimmten Regeln. So z. B. s<strong>in</strong>d bei Orcula die fünf kle<strong>in</strong>eren durchje e<strong>in</strong> Paar grössere vone<strong>in</strong>ander getrennt <strong>und</strong> können dabei, z. B. beiOrcula ienera Ludw., zugleich etwas weiter vom M<strong>und</strong>e entfernt stehenals die grösseren, sodass sie e<strong>in</strong>en zweiten, äusseren Fühlerkreisandeuten. — Bei e<strong>in</strong>em mit 30 Fühlern ausgestatteten Exemplare vonPseudocucumis <strong>in</strong>tercedens Lamp. wechseln fünf Paar kle<strong>in</strong>ere mit je viergrösseren ab <strong>und</strong> bilden zugleich den schon oben erwähnten, zweiten,<strong>in</strong>neren Fühlerkreis. — Bei PliyUoplwrus schmeltzii (Ludw.), cehuensis (Semp.)Fig. 11. Fig. 12.Fig. 11. Schema über die Anordnung der grossen (<strong>und</strong> mittelgrossen) <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>en Fühler heiPseudocucumis africana (Semp.).Fig. 12. Desgleichen von Pseudocvciimis aclcula (Semp.V Der mittlere schrafiirte Kreisbedeutet die Lage der M<strong>und</strong>öffnung, Z)F die Lage der dorso-ventralen Medianebene,die nicht schraffirten Kreise die Lage <strong>und</strong> relative Grösse der Fühler, die Pfeile dieRichtung der Badien.<strong>und</strong> vielen anderen Arten dieser Gattung wechseln fünf Paar grosse mitfünf Paar kle<strong>in</strong>en. — Bei Pseudocucumis africana (Semp.) <strong>und</strong> acicida(Semp.) s<strong>in</strong>d grosse (mittelgrosse) <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e Fühler <strong>in</strong> bilateralsymmetrischerWeise so vertheilt, wie es die beiden Holzschnitte 11 <strong>und</strong> 12erläutern.Aus diesen Figuren geht gleichzeitig hervor,was auch für die anderenvorh<strong>in</strong> aus den Gattungen Pseudocucumis <strong>und</strong> Pliyllopliorns angeführtenBeispiele gilt,dass nämlich die kle<strong>in</strong>en Fühler immer den Radien zunächstliegen, dagegen die grösseren <strong>in</strong> ihrer Stellung den Interradien entsprechen.Wir werden später, bei Betrachtung der <strong>in</strong> die Fühler e<strong>in</strong>tretenden Wasser-


Wassergefässsystem. 97gefiissäste(S. 121)selieD, dass <strong>in</strong> der Beziehung der letzteren zu den sie stützendenGliedern des Kalkr<strong>in</strong>ges ähnliche Verhältnisse sich geltend machen.d. Form. Die e<strong>in</strong>fachste Gestalt der Fühler ist die e<strong>in</strong>es langgestrecktenKegels mit gleichmässig glatter Oberfläche. Von dieser etwaf<strong>in</strong>gerförmigen Gr<strong>und</strong>form, bei welcher <strong>in</strong>dessen die Fühler nur selten, bei Ilaplodadyla molpadioides Semp. (VII, 1), verharren, geht ihre Gestaltungnach drei verschiedenen Richtungen ause<strong>in</strong>ander, <strong>in</strong>dem sie entweder e<strong>in</strong>ez. B.gefiederte oder e<strong>in</strong>e schildförmige oder e<strong>in</strong>e baumförniige Ausbildung erfährt.1. Gefiederte Fühler {tentacula p<strong>in</strong>nata) kommen vorzugsweise beiden beiden Familien der Molpadiiden <strong>und</strong> Synaptiden vor. Sie entstehendadurch, dass die gestreckt kegelförmige Gr<strong>und</strong>gestalt zwei e<strong>in</strong>andergegenüber stehende Längsreihen von e<strong>in</strong>fachen, bald kürzeren, bald,längeren Nebenästen entwickelt. Diese Nebenäste oder Fiederäste s<strong>in</strong>dläppen-, f<strong>in</strong>ger- oder lanzettförmig <strong>und</strong> regelmässig so vertheilt, dass <strong>in</strong>jeder der beiden Längszeilen gleichvielestehen. S<strong>in</strong>d die Nebenäste nur<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Zahl vorhanden, so entspr<strong>in</strong>gen sie immer <strong>in</strong> der Nähe derFühlerspitze <strong>und</strong> man bezeichnet dann die Fühler wohl auch als gef<strong>in</strong>gerte(tentacula digitata, VIII, 1), während sie bei grösserer Anzahl den Fühlervon der Spitze bis zur Wurzel besetzen <strong>und</strong> so demselben e<strong>in</strong> deutlichfederförmiges Aussehen (VII, 4) geben. Gewöhnlich s<strong>in</strong>d die benachbartenFiederäste vollständig vone<strong>in</strong>ander getrennt, seltener durch e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>eMembran verb<strong>und</strong>en,z. B. bei Synapta nigra <strong>und</strong> S. glabra Semp. DieZahl der Nebenäste sche<strong>in</strong>t nach e<strong>in</strong>igen Beobachtungen von Danielssen<strong>und</strong> Koren (50), Duncan <strong>und</strong> S laden (56) <strong>und</strong> Senion (235), mitdem Alter <strong>in</strong> proximaler Richtung zuzunehmen <strong>und</strong> istüberhaupt jenach den Gattungen <strong>und</strong> Arten recht verschieden. So besitzen z. B. dieFühler von Änl'yroderma <strong>und</strong> von Trocliostoma tliomsonii Dan. <strong>und</strong> Kor.(VII, 2) jederseits nur e<strong>in</strong>en kurzen, ger<strong>und</strong>etenNebenast dicht an dergleichfalls ger<strong>und</strong>eten Spitze des Fühlers, welche <strong>in</strong>folge dessen dreitheiligaussieht. Bei e<strong>in</strong>er anderen Trochostoma-Art ,Tr. ardicum (v. Marenz.),kann sich die Zahl der Nebenäste bereits auf jederseits drei vermehren(VII, 3),Noch zahlreicher s<strong>in</strong>d sie bei den meisten Synaptiden; so besitztz. B. CJiiridota liherata Sluit. jederseits 4, Synapta <strong>in</strong>haerens (0. F.Müll.) jederseits 5—7, S. reticidata Semp. 5 — 6, S. <strong>in</strong>divisa Semp. <strong>und</strong>CJiiridota vitiensis Gräfte 10, Ch. rufescens (Br.) 11 — 12, Synapta ladcaSluit. 14 — 15, Chiridofa panaensis Semp. 15^— 16, Synapta polii Ludw.sogar 30. Daneben gibt es aber auch Synaptiden mit nur zwei PaarNebenästen, z. B. Synapta digitata (Mont), molcsta, dubia, similis Semp.Bei vielen Chiridoten ist der Hauptstrahl des Fühlers, soweit er Nebenstrahlenträgt,etwas verbreitert <strong>und</strong> von se<strong>in</strong>em dann als Stiel ersche<strong>in</strong>endenbasalen Theile abgesetzt. Dadurch nähert sich die Gesammtform desFühlers etwas der gleich zu betrachtenden schildförmigen der Aspidochiroten<strong>und</strong> wird deshalb wohl auch als peltato-digitat bezeichnet. Der distaleTheil der Chiridotenfühler wird auch „Händchen" genannt <strong>und</strong> kannbei manchen Arten, z. B. Chiridota panaensis Semp.Bronn, Klassen des Tliiev-Kpiehs. II. 3. 7<strong>und</strong> vitiensis Gräfife


9SSeewalzeii.nach aussen zusammengeklappt <strong>und</strong> <strong>in</strong> die scheidenförmigeBasis desFühlers zurückgezogen werden (VII, 5).s<strong>in</strong>d charakteristisch2. Schildförmige Fühler (tentacnla peltata)für die Familie der Aspidochiroten. Sie lassen e<strong>in</strong>en Stiel <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Scheibeunterscheiden. Letztere stellt e<strong>in</strong>e endständige, mit e<strong>in</strong>em Schilde vergleichbareVerbreiterung des Fühlers vor, welche am Rande gekerbt oder <strong>in</strong>primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Lappen <strong>und</strong> Läppchen zerlegt ist (VII, 7). Beiden Elasipoden, deren Fühler sich ebenfalls als schildförmig bezeichnenlassen, ist die Endscheibe (VII, 6) nicht immer so kräftig ausgebildet <strong>und</strong>scharf abgesetzt w'\e bei den meisten Aspidochiroten; an ihrem Randekönnen die Fortsätze fehlen oder sie s<strong>in</strong>d stummeiförmig oder e<strong>in</strong>fachf<strong>in</strong>gerförmig oder (selten) verästelt.3. Baumförmige Fühler (tentacnla arhorescentia) kennzeichnen sichdadurch, dass der Stamm des Fühlers sich entweder von der Wurzel anoder erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igem Abstände von derselben <strong>in</strong> Aeste auflöst, welche selbstwieder sich weiter verästeln <strong>und</strong> verzweigen (VII, 8). Die fe<strong>in</strong>en Endzweigetragen häufig, z. B. bei Pliißloplionis urna Grube, an ihrer Spitzee<strong>in</strong>e läppchenförmige Verbreiterung. Seltener, z. B. bei Ocnus jiygmaeusSemp. , endigt jeder Fühlerast mit e<strong>in</strong>er Gruppe kurzer cyl<strong>in</strong>drischer Anhänge,die an ihrem freien Ende ähnlich wie die Ambulacralfüsschen abgestutzt<strong>und</strong> vertieft s<strong>in</strong>d (ohne jedoch wie diese e<strong>in</strong> kalkiges Endscheibchenzu enthalten).e. Bau. Der fe<strong>in</strong>ere Bau der Fühler ist besonders durch Semp er(238),Jourdan (114) <strong>und</strong> Hamann (92 <strong>und</strong> 93) bekannt geworden.Zugleich haben die genannten, Forscher e<strong>in</strong>ige frühere Angaben vonQuatrefages (210) <strong>und</strong> Baur (10) berichtigt. Von aussen nach <strong>in</strong>nenlassen sich im Aufbau der Fühler die folgenden Schichten unterscheiden.1. Die Haut, welche <strong>in</strong> ihrer Zusammensetzung ganz der Haut desübrigen Körpers entspricht, von der sie ja e<strong>in</strong>e unmittelbare Fortsetzungdarstellt. Wie dort (s. S. 31) zerfällt auch hier die Haut <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Cuticula,e<strong>in</strong>e Epithellage <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Cutislage. Das Epithel verhält sich nur an denEndläppchen der Fühler — bei den Dendro- <strong>und</strong> Aspidochiroten ;bei denMolpadiiden <strong>und</strong> Elasipodenist es an diesen Stellen noch nicht näheruntersucht — anders als sonst, <strong>in</strong>dem es sich an der <strong>Bild</strong>ung der dort bef<strong>in</strong>dlichenS<strong>in</strong>uesplatten (s. S. 73) <strong>in</strong> wesentlicher Weise betheiligt; beiden Synaptiden f<strong>in</strong>den sich ähnliche Modificationen des Fühlerepithels <strong>in</strong>dem Aulbaue der früher besprochenen S<strong>in</strong>nesknospen (s. S. 73) <strong>und</strong> Tastpapillen(s. S. 75, 76). Die Cutis der Fühler ist meistens kräftig entwickelt,lässt mitunter, z. B. bei Holothnria tuhulosa (Gmel.) e<strong>in</strong>e äussere,lockere <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere, derbe Lage unterscheiden <strong>und</strong> beherbergt dieschon früher (S. 54) erwähnten Kalkkörper, die bei manchen Dendrochiroten<strong>in</strong> dem basalen Abschnitt des Fühlers so reichlich auftreten können,dass sie demselben e<strong>in</strong>e gewisse Starrheit verleihen. Gegen die folgendeSchicht ist die Cutislage nach Sem per durch e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e hyal<strong>in</strong>e Membranbegrenzt,welche <strong>in</strong>dessen von den späteren Forschern nicht erwähnt wird.


"Wasscrgefiisssystem. 992. Die Muskelsc hiebt, welche ausschliesslich aus Längsmuskeltaserngebildet ist. Allerd<strong>in</strong>gs bat schon Quatrefages behauptet, dass beiSynapta <strong>in</strong>liacrens (0. F. Müll.) nach aussen von der Längsmuskulature<strong>in</strong>e schwer wahrnehmbare R<strong>in</strong>gmuskellage vorhanden sei <strong>und</strong> es habenBaur für Synapta digitata (Mont.) <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs Danielssen <strong>und</strong>Koren (50) für Irpa abysskola <strong>und</strong> Trocliostoma thomsonü die gleicheBehauptung wiederholt. Indessen haben weder Semper, Jourdan <strong>und</strong>Hamann, noch auch Teuscher (261), ich (153), Semon (236) <strong>und</strong>Vogt <strong>und</strong> Yung (284) jene angebliche R<strong>in</strong>gmuskelschicht aufzuf<strong>in</strong>denvermocht. Ebenso verhält es sich <strong>in</strong> Betreff der Tiedemann'schen (273)Angabe, dass bei Holothuria tuhulosa (Gmel.) nach <strong>in</strong>nen von der Längsmuskulature<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>gmuskelschicht vorhanden sei.3. Das <strong>in</strong>nere Epithel, welches den zum Wassergefässsystem gehörigenInnenraum des Fühlers <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Nebenästchen, Fortsätze <strong>und</strong>Verzweigungen auskleidet. Dasselbe ist wie im übrigen Wassergefässsysteme<strong>in</strong> Wimperepithel <strong>und</strong> wird des Näheren bei Synapta digitata vonHamann als e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Plattenepithel, bei Trocliostoma thomsonü vonDanielssen <strong>und</strong> Koren als e<strong>in</strong> cyl<strong>in</strong>drisches Epithel beschrieben.Zwischen der Cutisschicht <strong>und</strong> der Längsmuskelschichtdes Fühlerstielesfand Jourdan bei Holothuria tuhidosa, was Vogt <strong>und</strong> Yung fürC'ucumaria plana (Br.) bestätigten, e<strong>in</strong>e mit Cölomflüssigkeit erfüllte <strong>und</strong> vonb<strong>in</strong>degewebigen Brücken durchsetzte Lacune, auf welche wir später beiBetrachtung der Leibeshöhle <strong>und</strong> ihres Inhaltes zurückkommen müssen.Ferner trifft man zwischen der Cutis- <strong>und</strong> der Muskelschicht auf den(S. 73) besprochenen Fühlernerv, der se<strong>in</strong>e Zweige <strong>in</strong> die Cutisschichtentsendet. Ob sich die von Semper erwähnte hyal<strong>in</strong>e Grenzmembrander Cutis nach <strong>in</strong>nen oder nach aussen von der eben erwähnten Lacune<strong>und</strong> dem Fühlernerv bef<strong>in</strong>det,kann erst durch neue Untersuchungen festgestelltwerden. Dass sich endlich zwischen der Muskelschicht <strong>und</strong> der<strong>in</strong>neren Epithelschicht auch noch e<strong>in</strong>e dünne <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebslageausbilden kann, geht aus den Beobachtungen hervor, welche Danielssen<strong>und</strong> Koren (50) bei Irpa dbyssicola angestellt haben. Die Muskelschicht<strong>und</strong> die <strong>in</strong>nere Epithelschicht werden von Baur als Tentakelschlauchzusammengefasst; beide s<strong>in</strong>d Bestandtheile der Wassergefässwand, welchesich bei <strong>Bild</strong>ung des Fühlers <strong>in</strong> dessen äussere, der Körperhaut angehörendeWandung ausgestülpt <strong>und</strong> dieselbe vor sich her getrieben hat.Ueber die Homologie der Fühler mit den Füsschen vergl. S. 128.2, Füsschen <strong>und</strong> Ambulacralpapillen.Die erste Erwähnung der Füsschen <strong>und</strong> ihrer endständigen Saugscheibenf<strong>in</strong>det sich bei Belon (26), der dieselben auch schon ganz richtigmit denen der Seeigel <strong>und</strong> Seesterue verglich. Bohadsch (30) beachtetezuerst bei der von ihm untersuchten Aspidochiroten-Art den Unterschiedzwischen den BauchfUsschen, se<strong>in</strong>en „walzenförmigen Fühlfäden", <strong>und</strong>7*


100 Seewalzen.den Ambulacralpapillen des Rückens, se<strong>in</strong>en „Rückenwärzeben". Balddarauf beschrieb Gärtner (68) bei e<strong>in</strong>er Cucumaria die Füsscben alsdurchbohrte Tuberkel. Strussenfelt (252) bezeichnete sie bei Tsolusphantapus nach ihrem Aussehen im zurückgezogenen Zustande als „Knöpfe".Gunner (89) nennt sie bei Cucumaria frondosa <strong>und</strong> Holotlmria tremula„Warzen" oder auch „Zacken". Pennaut (199) spricht von „Fühlern",welche aus Warzen austreten, 0. F. Müller (189) von Röhrchen mitSaugblasen, Forskäl (65) <strong>und</strong> Fabricius (61) von ausstreckbaren Papillen.An die Stelle dieser schwaukenden Bezeichnungentritt dann allmählichdurch Pallas (195) <strong>und</strong> Dicquemare (51) der Name Füsschen, welcherseit den Arbeiten Cuvier's (76) <strong>und</strong> Tiedemann's (273) zum allgeme<strong>in</strong>üblichen geworden ist.Nach diesen historischen Bemerkungen wenden wir uns zu e<strong>in</strong>ernäheren Betrachtung der Füsschen, ihrer Form- <strong>und</strong> Grössenverhältnisse<strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere ihrer Anordnung auf der Körperoberfläche, sowie auchihres fe<strong>in</strong>eren Baues. Auf ihre^ Funktion, Entwicklung, systematische <strong>und</strong>phylogenetische Bedeutung dagegen werden wir erst <strong>in</strong> späteren Kapitelne<strong>in</strong>gehen können.a. Name <strong>und</strong> Form. Wenn wir die schon im vorigen Abschuittebehandelten Fühler ausnehmen, so verstehen wir unter Füsschen imAllgeme<strong>in</strong>en alle äusserhch sichtbaren Anhänge des Holothurienkörpers,<strong>in</strong> welche Fortsetzungen der Radialkanäle des Wassergefässsystemese<strong>in</strong>treten. Ihren Namen „Füsschen" („AmbulacralfUsschen") oder „Pedicellen"*)haben sie daher, dass sie <strong>in</strong> den meisten Fällen vorzugsweise,wenn auch nicht ausschliesslich, zur Fortbewegung des Körpers dienen.Bei typischer Ausbildung haben sie alsdann e<strong>in</strong>e schlanke, cyl<strong>in</strong>drischeGestalt <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d an ihrem freien Ende zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Mitte vertieftenSaugscheibe abgestutzt, welche <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e kalkige, gitterförmigeunter dem NamenSkelettplatte e<strong>in</strong>schliesst, die uns schon früher (S. 54)des Endscheibchens bekannt geworden ist. In anderen Fällen aber könnensie <strong>in</strong> ihrer Gestalt <strong>und</strong> meistens auch <strong>in</strong> ihrer Funktion von jener Gr<strong>und</strong>formabweichen; sie entbehren dann der Saugscbeibe (sehr häufig auchdes Endscheibchens) <strong>und</strong> haben gewöhnlich e<strong>in</strong>e kegelförmige,zugespitzteGestalt. Zum Unterschied von jenen eigentlichen Füsschen werdensie dann als Papillen oder genauer, wegen ihrer Beziehung zum Wassergefässsystem,als Ambulacralpapillen bezeichnet.Füsschen <strong>und</strong> Ambulacralpapillen fehlen den Synaptiden <strong>und</strong> Molpadiiden**)vollständig, während wir ihnen bei allen andern Familien be-*) Bronn (34) hat auch den Term<strong>in</strong>us „podion" für Füsschen <strong>in</strong> Vorschlag gebracht;ndessen ist die Bezeichnung nicht weiter <strong>in</strong> Gehrauch gekommen, Dagegen wird der Term<strong>in</strong>usAmhulacrum ,den ich <strong>in</strong> üebere<strong>in</strong>stimmung mit den meisten Autoren stets zur Bezeichnungder mit Füsschen oder wenigstens mit Eadialkanälen ausgestatteten Körperregionen gehrauche,von manchen Forschern (namentlich den französischen) auf das e<strong>in</strong>zelne Füsschen angewendet.**) Ob das für die Molpadiiden so ganz zutreffend ist, ersche<strong>in</strong>t mir noch etwas zweifelhaft.Ich kann den Verdacht nicht unterdrücken, dass die „fünf kurzen, etwas ästigen Papillen",


Wassergcfässsystem. 101gegnen. Betrachten wir sie zunächst etwas näher bei den Aspiclo- <strong>und</strong>Dendrochiroten, so zeigt sich bald, dass e<strong>in</strong>e scharte Grenze zwischenFüsschen <strong>und</strong> Papillen ke<strong>in</strong>eswegs vorhanden ist; beide Formen vonAmbulacralanhängen s<strong>in</strong>d vielmehr durch allmähliche Uebergänge aufsengste mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en. Wie wenig durchführbar die strengeSonderung <strong>in</strong> Füsschen <strong>und</strong> Papillen manchmal ist, zeigt am besten dasBeispiel der IMothuria scahra Jag., deren Ambulacralanhänge von Selen ka<strong>und</strong> Lampert als Füsschen, von Theel als Papillen, von Semper <strong>und</strong>mir zum Theil als Füsschen, zum Theil als Papillen angesehen werden.Es ist aber nicht nur die äussere Form, <strong>in</strong> welcher sich der üebergangvon Füsschen zu Papillen bei Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten vollzieht. Auch<strong>in</strong> dem Besitz oder Mangel e<strong>in</strong>es kalkigen Endscheibchens haben wirke<strong>in</strong> sicheres Mittel um Füsschen <strong>und</strong> Papillen <strong>in</strong> allen Fällen mit Bestimmtheitvon e<strong>in</strong>ander zu trennen. Denn wenn auch die Füsschen fastimmer e<strong>in</strong> gutentwickeltes Endscheibchen besitzen,es doch e<strong>in</strong>zelneso gibtArten, z. B, Cucumaria nigricans (Br.) <strong>und</strong> Tliyone unisemita Stimps. <strong>in</strong>,deren F'üsschen die Endscheibchen fehlen. Auf der anderen Seite istes e<strong>in</strong>e sehr häufige JErsche<strong>in</strong>ung, dass die Papillen noch mit e<strong>in</strong>em wennauch kle<strong>in</strong>en, verkümmerten Endscheibchen ausgestattet s<strong>in</strong>d, so z. B.bei Holotlmria vagab<strong>und</strong>a Sei., impatiens (Forsk.), i^oU Delle Chiaje, immoUUsSemp. ,cnriosa Ludw. u. a. Wenn also auch nach dem eben Gesagtene<strong>in</strong>e scharfe morphologische Unterscheidung von Füsschen <strong>und</strong> Papillennicht möglich ist, so muss dagegen doch hervorgehoben werden, dass <strong>in</strong>sehr vielen, ja den meisten Fällen das Füsschen an se<strong>in</strong>er deutlichenSaugscheibe leicht von der spitz auslaufenden Papille unterschieden werdenkann. Deshalb empfiehlt es sich auch, jener Schwierigkeit ungeachtet,für den Zweck der anatomischen <strong>und</strong> systematischen Beschreibung an derzuerst von Semper (238) betonten Unterscheidung der Ambulacralanhänge<strong>in</strong> Füsschen <strong>und</strong> Papillen wenigstens bei den Aspido- <strong>und</strong> Dendrochirotenfestzuhalten.Etwas anders liegt die Sache bei den Elasipoden. Hier kommenkalkige Endscheibchen überhaupt nur ganz ausnahmsweise (vergl. S. 54) <strong>in</strong>den Ambulacralanhängen vor <strong>und</strong> wenn man <strong>in</strong> ihnen alle<strong>in</strong> das wesentlicheUnterscheidungsmerkmal der „Füsschen'' von den „Papillen" erblickt, somuss man allerd<strong>in</strong>gs Theel (266) <strong>in</strong> der Ansicht beipflichten, dass alleAmbulacralanhänge der Elasipoden unter die Rubrik der „Ambulacralpapillen"zu rechnen seien. Theel unterscheidet dieselben lediglich nachihrer Stellung <strong>und</strong> damit zusammenhängenden Funktion <strong>in</strong> die der Bauchseiteangehörigen, zur Lokomotion dienenden „Füsschen" <strong>und</strong> die derRückenseite angehörigen, nicht zur Lokomotion dienenden „Fortsätze".welche Semper (238) an der Kloakenöftnung se<strong>in</strong>er Haplodactyla vwlpadioides beschreibt<strong>und</strong> abbildet, sich bei e<strong>in</strong>gehender Untersuchung als umgewandelte Fiissclien herausstellenwerden. Dieselbe Vermuthuug hege ich für e<strong>in</strong>en Theil der seitdem bei zahlreichen anderenMolpadiidea bekannt gewordenen „Analpapillen" ; vergl. darüber das Kapitel: Verdauungsorgane.


102 Seewalzen,Beide s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs bei vielen Elasipoden <strong>in</strong> ihrer Form erheblich verschiedenervone<strong>in</strong>ander als die Füsschen <strong>und</strong> Papillen der Dendro- <strong>und</strong>Aspidochiroten. In allen wesentlichen Punkten ihrer Organisation stimmensie aber dennoch so sehr mit den Ambulacralanhängen der Dendro- <strong>und</strong>Aspidochiroten tibere<strong>in</strong>, dass es im Interesse e<strong>in</strong>er möglichst e<strong>in</strong>fachen<strong>und</strong> e<strong>in</strong>heitlichen Term<strong>in</strong>ologie unnöthig ersche<strong>in</strong>t für die dorsalenAmbulacralAnhänge der Elasipoden das noch dazu sehr allgeme<strong>in</strong>e <strong>Wort</strong>„Fortsätze" (processes Theey e<strong>in</strong>zuführen. Wenn wir „Papillen "als nichtlokomotorische dorsale, Füsschen als locomotorische, ventraleoder auch dorsale Ambulacralanhängedef<strong>in</strong>iren <strong>und</strong> dabei h<strong>in</strong>zufügen,dass die Füsschen bei gewissen Arten der Gattung Holotlmria auch<strong>in</strong> der Form der Papillen auftreten, so haben wir e<strong>in</strong>e Term<strong>in</strong>ologie, welchefür die Elasipoden ebenso brauchbar ist wie für die Aspido-<strong>und</strong> Dendrochiroten.In ihrer Form ersche<strong>in</strong>en die Füsschen der Elasipoden seltener alskle<strong>in</strong>e Wärzchen mit abger<strong>und</strong>etem oder leicht abgeflachtem Ende,häufigerdagegen als kräftig entwickelte, cyl<strong>in</strong>drische oder kegelförmige Fortsätze,deren freies Ende bald scheibenförmig, bald mehr oder weniger zugespitzt,bald zu e<strong>in</strong>em schmäleren Endröhrchen verjüngtist. Bei den Papillender Elasipoden waltet die gestreckt -kegelförmige Gestalt vor; meistenss<strong>in</strong>d sie mehr oder weniger biegsam; bei der Gattung Deima aber durchsteigerte E<strong>in</strong>lagerung von Kalkkörperchenstarr <strong>und</strong> stachelähnlich.b. Die Grösse der Füsschen <strong>und</strong> Papillen ist sehr verschieden, jenach genus <strong>und</strong> species, aber auch abhängig von dem jeweiligen Contractionszustande.Bei conservirten Exemplaren von Aspido- <strong>und</strong> Dendrochirotenf<strong>in</strong>det man die Füsschen gewöhnlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Länge von 2 — 5, selten6—9 mm. Auch ihre Papillen haben sehr oft nur diese unbedeutendeGrösse oder bleiben selbst dah<strong>in</strong>ter noch zurück; auffallend gross s<strong>in</strong>ddagegen die Papillen z, B. bei Colocliirus quadrangularis (Less.), avo siewie plumpe Stacheln die Kanten des Körpers besetzen <strong>und</strong> bis 1,5 cmlang werden. Bei den Elasipoden zeichnen sich die Füsschen im Allgeme<strong>in</strong>endurch e<strong>in</strong>e kräftige Entwicklung aus, namentlich <strong>in</strong> den beidenFamilien der Elpidiiden <strong>und</strong> Deimatiden; sie erreichen hier e<strong>in</strong>e Längevon 15, ja bis 20 (bei Orplmurgus scaher Theel) <strong>und</strong> selbst 30 mm (beiLaetmogone tvyville - thomsoni Theel). Noch mächtiger können sich diePapillen der Elasipoden entwickeln, sodass ihre Länge der Körperbreite(z. B. bei Deima validum Theel) oder sogar der Körperlänge gleichkommt(z. B. bei Oneiroplianta mutabilis <strong>und</strong> Laetmogone wi/ville-tJiomsoni Theel,deren Papillen 12,5— 15 cm lang werden); daneben gibt es aber auchFormen mit ganz w<strong>in</strong>zigen Papillen (z. B. Parelpidia).c. Die Zahl der Füsschen <strong>und</strong> Papillen ist bei den Aspidochiroten,den allermeisten Dendrochiroten <strong>und</strong> auch manchen Elasipoden e<strong>in</strong>e soerhebliche <strong>und</strong> zugleich <strong>in</strong>dividuell schwankende, dass nur der Umstand,ob sie dicht oder weniger dicht oder entfernt stehen, <strong>in</strong> der Beschreibungder Arten Berücksichtigung f<strong>in</strong>den kann. Bei Holothuria tubulosa z. B.


Wassergefässsystem. 103schätzt Tiedemann die Zahl der ventralen Füsschen auf 900 <strong>und</strong> ähnlichewenn man sich die Müheoder noch grössere Zift'ern würden sich ergeben,machen wollte ihre Zahl hei gewissen anderen JlolotJmria-, Thi/one-,Phyllophorus- u. s. w. Arten festzustellen. Durch ger<strong>in</strong>ge Füsschenzahlzeichnet sich die Gattung Ocnus aus <strong>und</strong> <strong>in</strong> noch höhcrem Grade e<strong>in</strong>eganze Anzahl von Elasipoden-Gattungen, z. B. Elpidia, Scotoplcmes, Deimau. a. Gleichzeitig zeigt dann die Zahl der Füsschen — <strong>und</strong> dasselbegiltauch für die Papillen— das Bestreben bei jeder Art an e<strong>in</strong>er bestimmtenZiffer festzuhalten; so besitzt z. B. Elpidia glacialis Theel immernur 2x4 <strong>und</strong> Scotoplanes glohos(tTheel 2x7 Füsschen.d. Die Vertheilung der Füsschen <strong>und</strong> Papillen auf die e<strong>in</strong>zelnen Körperregionen<strong>und</strong> ihre Anordnung daselbst ist zwar grossen Verschiedenheitenunterworfen, lässt aber doch bestimmte Gr<strong>und</strong>züge erkennen. Im Allgeme<strong>in</strong>engeht die Sonderung von Füsschen <strong>und</strong> Papillen Hand <strong>in</strong> Handmit der Ausbildung e<strong>in</strong>er Kriechsohle; je schärfer e<strong>in</strong>e solche ausgeprägtist,um so deutlicher unterscheiden sich ihre Füsschen von den zu Papillenumgewandelten <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Regel weniger zahlreichen Ambulacralanhängendes Rückens, die bei der Gattung Psolus sogar ganz <strong>in</strong> Wegfall kommen.Entsprechend ihrer Beziehung zu den Radialkanälen des Wassergefässsystemesordnen sich die Füsschen <strong>und</strong> Papillen den Radien entlang,welche ebendadurch zu Ambulacren, d. h. mit Fortbewegungsorganenausgestatteten Zonen, werden. Auf solche Weise kommen fünf radialeLängstreifen von Ambulacralanhängen zu Stande. In jedem dieser Längsstreifenstehen die Füsschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher, zweifacher oder mehrfacherLängsreihe, was man als e<strong>in</strong>reihige oder auch e<strong>in</strong>zeiligeAnordnung bezeichnet. Füsschen <strong>und</strong> Papillen können aber auch aufu. s. w.die Interradien übertreten <strong>und</strong> auch diese Regionen theilweise oder ganzbesetzen, entweder so, dass dabei die Reihenstellung der <strong>in</strong> den Radienbef<strong>in</strong>dlichen Füsschen <strong>und</strong> Papillen erhalten bleibt, oder so, dass diesesich verwischt <strong>und</strong> dadurch die Füsschen <strong>und</strong> Papillen über den ganzenoder e<strong>in</strong>en Theil der Körperoberfläche ohne Reihenstellung ausgestreuts<strong>in</strong>d, sog. zerstreute Füsschen- (resp. Papillen-) Stellung. Im E<strong>in</strong>zelnenverhalten sich die Aspidochiroten, Dendrochiroten <strong>und</strong> Elasipoden folgendermaassen:1.Aspidochiroten. Ke<strong>in</strong>e Papillen,sondern nur Füsschen besitzendie kle<strong>in</strong>e Gattung Lahidodemas (vielleicht auch die ebenfalls kle<strong>in</strong>e GattungPseudosticJiojnis) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige der zur Untergattung Sporadipms vere<strong>in</strong>igtenArten der Gattung Holotkuria; aber auch die übrigen Arten dieser Untergattungzeigen ke<strong>in</strong>e Differenz zwischen Füsschen <strong>und</strong> Papillen, sonderns<strong>in</strong>d ausschliesslich mit e<strong>in</strong>er Sorte, nämlich Papillen, ausgestattet. Dagegenbesitzen alle übrigen Aspidochirotensowohl Füsschen als auchPapillen, jene auf dem mehr oder weniger abgeflachten Bauche, dieseauf dem gewölbten Rücken, was nicht ausschliesst, dass auf dem RückenFüsschen <strong>und</strong> Papillen auch gleichzeitig vorkommen können,z. B. beiHolothuria poli Delle Chiaje, Sticliopus ananas (Jag.) u. a.


104: Seewalzeii.Die Rücken Papillen s<strong>in</strong>d meistens von der Gestalt e<strong>in</strong>erniedrigenbis deutlich kegeltörmigen Warze. Durch ihre Grösse <strong>und</strong> Dicke zeichnensie sich aus bei e<strong>in</strong>zelnen SücJiojms- Arten,z. B. St. japonicus Sei., IjadionotiisSei., cJiloronotos Br., liaytiensis Semp., ananas (Jag.), durch ihreDünnheit bei manchen Holothuria- <strong>und</strong> Jfn??ma- Arten,z. B. Holotlmriacoluber Semp., lubrka Sei., MüUeria lecanora Jag., niaciilafa (Br.). Währendsie häutig ohne erkennbare Eegelmässigkeit über den ganzen Rücken(oder bei der Untergattung Sporadipus über den ganzen Körper) vertheilts<strong>in</strong>d, lassen sie bei vielen SticJwpus- <strong>und</strong> manchen IIolothuria-Avteu, sowieauch bei Taelopatides e<strong>in</strong>e Anordnung <strong>in</strong> regelmässige oder uuregelmässigeLängsreihen erkennen, welche den beiden dorsalen Radien, sowie dendurch die seitlichen ventralen Radien bezeichneten Flanken des Körpersentsprechen. In solchen Fällen s<strong>in</strong>d also die Ambulacralanhänge derbeiden seitlichen ventralen Radien nur zum Theil, nämlich soweit sieventralwärts von der Medianl<strong>in</strong>ie des Radius austreten, Füsschen geblieben,zum anderen Theile aber, soweit sie nämlich dorsalwärts vonder Mittell<strong>in</strong>ie des Radius liegen, zu Papillen geworden. Daraus ergibtsich, dass sich bei deutlicher Reihenstellung der Rückenpapillen gewöhnlich4 Längsreihen unterscheiden lassen, von denen die beiden mittlerenhäutig doppelt, die beiden anderen aber immer e<strong>in</strong>fach s<strong>in</strong>d; manchmal,z. B. bei Holotlmria rigida Semp. stehen die Papillen nur <strong>in</strong> den Flanken<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Längsreihe, während sie über die übrige Rückenseite unregelmässigverstreuts<strong>in</strong>d.Die Füsschen bleiben ebenso wie die Papillen entweder auf dieRadien beschränkt oder besetzen auch <strong>in</strong>terradiale Bezirke. Dabei istwieder zu unterscheiden zwischen Fällen, <strong>in</strong> welchen,wie bei Lahldodemas<strong>und</strong> Sporadipms, alle fünf Radien Füsschen tragen, <strong>und</strong> solchen,bei denen nur die Bauchseite (Kriechsohle) solche besitzt. Bei Lahidodemasstehen die Füsschen ausschliesslich <strong>in</strong> den Radien <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d hier<strong>in</strong> doppelten Längsreihen angeordnet. Bei der Untergattung Sporadixms s<strong>in</strong>dsie unregelmässig über alle Radien <strong>und</strong> Interradien zerstreut. Ist e<strong>in</strong>e Kriechsohlezur Ausbildung gelangt, so ist dieselbe entweder gleichmässig mitFüsschen übersäet, z. B. bei den Untergattungen Sporadipus <strong>und</strong> Holothurias.Str.,oder es bleiben die beiden ventralen Interradien frei davon,während die drei ventralen Radien je e<strong>in</strong>en schmäleren oder breiterenStreifen von Füsschen entwickeln, z. B. bei der Ga.tti\ug SticJiojms, fernerbei vielen Mülleria- Arten <strong>und</strong> den Holothuria -Arten der UntergattungStichojnis. Bei derartiger Ausbildung dreier ventralen Füsschenstreifenzeigt sich sehr häufig die Ersche<strong>in</strong>ung,dass der mittlere Füsschenstreifenbreiter ist <strong>und</strong> aus e<strong>in</strong>er grösseren Anzahl von Längsreihen besteht alsdie beiden seitlichen. So z. B. ist bei Holothuria signata Ludw. dermittlere Streifen Sreihig, jeder seitliche aber nur 4reihig, bei Holothuriapertitmx Ludw. der mittlere 2reibig, die seitlichen Ireihig, bei Stichopusvariegatus var. herrmanni Semp. der mittlere 2 — Sreihig, die seitlichen1 — 6reihig, bei Stichojnis errans Ludw. der mittlere Breihig, die seitlichen


IambulacralpapillenWassergefäbbsysteui. 1053— 4reihig <strong>und</strong> ähnlich bei last jillcn anderen Stichopiis- Arten. DiesesVorwiegen der Füsschenzahl <strong>in</strong> dem mittleren ventralen Radius der Aspidochirotenerklärt sich aus dem schon oben e<strong>in</strong>mal berührten Umstände,dass die Ambulacralanhänge der seitliehen ventralen Radien zur Hälftezu Rlickenpapillen geworden s<strong>in</strong>d. Bei Padopatides ist es sogar nur nochder mittlere ventrale Radius alle<strong>in</strong>, welcher Füsschen trägt. Um so bemerkenswertherersche<strong>in</strong>t es, dass es auch e<strong>in</strong>zelne Fälle gibt, <strong>in</strong> welchenes gerade der mittlere, sonst bevorzugte, ventrale Radius ist, <strong>in</strong> welchemdie Füsschen zu äusserster Kle<strong>in</strong>heit verkümmern oder ganz schw<strong>in</strong>den,während sie <strong>in</strong> den seitlichen ventralen Radien gut entwickelt s<strong>in</strong>d; sobei Holothiirla magdlanl Ludw.,//.murrayi Theel <strong>und</strong> Sücltopus natansM. Sars. Aehnlichen Fällen werden wir bei den Dendrochiroten <strong>und</strong>namentlich den Elasipoden <strong>in</strong> viel grösserer Zahl begegnen.2. Dendrochiroten, Die Verschiedenheiten <strong>in</strong> Vertheilung <strong>und</strong>Anordnung der Füsschen <strong>und</strong> Papillen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Familie viel mannigfaltigerals <strong>in</strong> der vorigen, obschon sie nicht e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Art umschliesst,bei welcher wie bei manchen HoIothuria-ArtGu alle Füsschen zu Papillenumgestaltet s<strong>in</strong>d. Bei den meisten Gattungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel nurFüsschen (ke<strong>in</strong>e Papillen) zur Ausbildung gelangt.Dagegen begegnen wir bei allen Colochirus-Äxten der Sonderung von[dorsalen Papillen <strong>und</strong> ventralen Füsschen. Jene s<strong>in</strong>d gewöhnlich <strong>in</strong>[ganz ähnlicher Weise unter Betheiligung der seitlichen ventralen Radien<strong>in</strong> 4 Längsreihen angeordnet wie bei Sticliopus unter den Aspidochiroten.IE<strong>in</strong>fach s<strong>in</strong>d die Papillenreihen bei ColocJiirus jagorii Semp. <strong>und</strong> quadran-\gidaris (Less.), doppelt bei Col. doUolum (Pall.) <strong>und</strong> viridis Semp. E<strong>in</strong>en[Uebergaug zu Arten mit regellos zerstreuten Rückenpapillen, z. B. Col.y^eruanus, cyl<strong>in</strong>dricus Semp., bildet Col. armatus v. Marenz., dessen Rücken[ausser 4reihigen Streifen grösserer Papillen zerstreute kle<strong>in</strong>ere Inter-trägt.Am vorderen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>teren Körperende können[auch an der ventralen Seite statt der Füsschen Papillen auftreten, z. B.ibei Col. jagorii Semp. Während bei Colochirus alle dorsalen AmbulacralanhängePapillen darstellen, f<strong>in</strong>den sich bei Äd<strong>in</strong>ociicumis Papillen nursauf den dorsalen Interradien, dagegen Füsschen ebenso <strong>in</strong> den dorsalenwie <strong>in</strong> den ventralen Radien. Vere<strong>in</strong>zeltes Vorkommen von Papillenzwischen gut ausgebildeten Füsschen, sowie Uebergangsformen von Füsschenzu Papillen s<strong>in</strong>d von e<strong>in</strong>igen Cucumaria- <strong>und</strong> Pseudocucumis- Arten[bekannt geworden, so bei Cucumaria versicolor Semp., mirabilis, discolor,<strong>in</strong>sokns Theel <strong>und</strong> Pseudocucumis africana (Semp.).Die Füsschen beschränken sich bei vielen Dendrochiroten auf dieRadien, so bei Ocnits, Fseudocucumis , Bliopalod<strong>in</strong>a <strong>und</strong> sehr vielen Cucumaria-Arten ^wo sie allen fünf Radien zukommen, sowie bei Psolus <strong>und</strong>Colochirus, wo sie nur <strong>in</strong> den drei Radien des Triviums auftreten. Beizahlreichen anderen Dendrochiroten treten die Füsschen auf e<strong>in</strong>zelne<strong>und</strong> schliesslich auf alle Interradien über, entweder unter Beibehaltungihrer Reihenstellung <strong>in</strong> den Radien oder unter Aufgabe <strong>und</strong> völliger Ver-


106 Seewalzen.wischung derselben. Am lehrreichsten fijr das allmähliche Uebertretender Füsschen auf die Radien ist die Gattung Ciicuniaria, bei welcheres bald nur die zwei ventralen, bald nur die drei dorsalen, bald alle fünfInterradien s<strong>in</strong>d, welche sich mit e<strong>in</strong>er Anzahl Füsschen bevölkern, währendvon der Mehrzahl der Füsschen die Reihenstellung<strong>in</strong> den Radien festgehaltenwird. So tragenz. ß. nur die beiden ventralen InterradienFüsschen bei Cucnmaria longipeda <strong>und</strong> conjungens Semp. ,nur die drei<strong>und</strong> e<strong>in</strong>-dorsalen bei C. syMon (Lamp.), xmrva Ludw., canescens Semp. zelnen Exemplaren von duhiosa Semp. <strong>und</strong> nohilis Ludw. Bei anderenExemplaren der C. nohilis, sowie z. B. bei Cucumaria kölUkeri Semp.,syraciisana (Grube), perspicua Ludw., punctata Ludw. s<strong>in</strong>d dagegen alleInterradien durch den Besitz von Füsschen ausgezeichnet. Der Uebergangvon Arten ohne zu solchen mit <strong>in</strong>terradialen Füsschen ist bei der GattungCucumaria e<strong>in</strong> so allmählicher, dass er sich bei e<strong>in</strong>zelnen Arteu,z. B.Cucumaria dubiosa Semp., selbst <strong>in</strong> den Grenzen derselben Art verfolgenlässt*). In viel reichlicherem Maasse als bei Cucumaria entwickeln sich<strong>in</strong>terradiale Füsschen bei den Gattungen TJujone, Orcula, Thyllopliorus, beidenen sie <strong>in</strong> der Regel ohne jegliche Reihenstellung über den ganzenKörper zerstreut s<strong>in</strong>d; doch gibt es e<strong>in</strong>zelne Arten, bei welchen e<strong>in</strong>eAndeutung von radialer Reihenstellung erhalten ist,z. B. Fhyllophorusparvus (Ludw.), eJüersi (Hell.), flavus (Greetf), Orcula cucmniformis Semp.;manchmal beschränkt sich diese Andeutung auf die Körperenden,z. B.auf beide Körperenden bei TJiyone similis Ludw. <strong>und</strong> Fsolidium dorsijjesLudw., nur auf das h<strong>in</strong>tere bei Thyone spcctaUlis Ludw., oder auf diel<strong>in</strong>ke oder rechte Flanke, z. B. bei den von Ayres als Gattung Stercodermazusammengefassten Thyone- Arten.Bei deutlicher Reihenstellung der Füsschen auf allen fünf Radienist die Zahl der zu e<strong>in</strong>em radialen Füsschenstreifen gehörigen Längsreihenbald e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge (1— 2), bald e<strong>in</strong>e grössere (3— 8 <strong>und</strong> darüber); dabeiist diese Zahl für die fünf radialen Füsschenstreifen dieselbe oder abersie ist für die drei Radien des Triviums e<strong>in</strong>e grössere als für die beidenRadien des Biviums. E<strong>in</strong>reihige Füsschenstreifen kommen <strong>in</strong> der GattungOcnus vor, so bei 0. imhricatus Semp., typicus Theel, javanicus Sluit.Bei näherer Betrachtung erweist sich aber die „e<strong>in</strong>reihige" Stellung derFüsschen eigentlich als e<strong>in</strong>e ganz leicht zickzackförmige, welche beianderen Arten,z. B. 0. lacteus Forb. <strong>und</strong> bei halbwüchsigen Exemplarenvon Cucumaria Mrchshcrgü Hell, schärfer hervortritt. Sehr zahlreichs<strong>in</strong>d die Arten mit 2reihigen Füsschenstreifen, z. B. Cucumaria planci(Br.), tergest<strong>in</strong>a M. Sars, pentactes (L.), duhiosa, californica Semp,, hyndmani(Thomps.), exiguahndw., sem2JeriBQ\\, Pseudocucumis africana (Semp.).3— 4reihig s<strong>in</strong>d die Füsschenstreifen bei Cucumaria godeff'royi Semp.,*) Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ersche<strong>in</strong>t auch die UMiiüg Semperia, welche Lampert (134) fürdie mit iuterradialen Füsschen versehenen Arten von der alten Gattung Cucumaria abgetrennthat, nicht haltbar.


Wassergefässsystem. 1074— Greihig bei Äct<strong>in</strong>ocucumis ti/plcd, Liidw. Beispiele für e<strong>in</strong>e grössereZahl von Fiisschenreiben <strong>in</strong> den Radien des Triviunis als <strong>in</strong> denen desBiviums bieten die folgenden Arten, wobei die Ziffer vor dem Strichedie Zahl der Reihen im Trivium, die Ziffer h<strong>in</strong>ter dem Striche die füidasBiviuni gültige Zahl angibt: Pseudocucumis acicula (Semp.) 3—4/1 — 2, Ciicumaria griihü v. Marenz. 4/2, cnicifera Semp. 4 — QI2, maculataSemp. 4—6/2 — 3, jär/eW Krauss 4— 5/3—4, frauenfcldlLiidw. 5—6/3 — 4, (jlaljcrrima Semp. & — 8/2—3. Der sich <strong>in</strong> diesen Zahlen ausdrückendeFüsschenreichthum des Triviiims kommt übrigens oft auchdann noch zur Geltung, wenn die Füsschen ohne Reihenstellung überden ganzen Körper veitheilt s<strong>in</strong>d; so stehen z. B. bei Orcula teneraLudw., ferner hei Thyonc raplimms Düb. &Kor., mirabilts Ludw., pedataSemp., sacellus (Sei.), papillata Sluit. die ventralen Füsschen dichter alsdie dorsalen.Betrachten wir endlich auch noch diejenigen Dendrochiroten, welchenur an der Bauchseite (Kriechsohle) Füsschenstreifen besitzen, auf dieZahl der diese Streifen zusammensetzenden Reihen, so zeigt sich, dassder mittlere ventrale Füsschenstreifen bei Coloclürus dieselbe Tendenz zurstärkeren Entwicklung besitzt wie bei der Gattung Sücliopus unter den Aspidochiroten,dass dagegen bei Psolus, Theclia <strong>und</strong> PsoUdium gerade das Entgegengesetztee<strong>in</strong>tritt. Es gibt zwar viele Colochirus-Arteii mit gleichstarkeroder doch fast gleichstarker Entwicklung der drei ventralen Füsschenstreifen,welche z. B. bei Colochirus doUolum (Fall.), scandens Sluit.,peruanus Semp. 2reihig, bei cijUndriais Semp. 2 — 3reihig, bei kibcrcidosus(Quoy <strong>und</strong> Gaim.) <strong>und</strong> violaceus Theel 4 — 5 reihig, bei quadrangtdaris(Less.) 4 — 6reihig, bei jagoril Semp. 5— öreihig s<strong>in</strong>d. Wo die Streifenaber ungleich s<strong>in</strong>d, ist der mittlere stets der breitere <strong>und</strong> füsschenreichere;so z. B. bei C. tristisLudw., wo man <strong>in</strong> dem Mittelstreifen 8, <strong>in</strong> denSeitenstreifen aber nur 6 Reihen zählt. Anders stellt sich wie gesagt dasVerhältniss des Mittelstreifens zu den Seitenstreifen bei den GattungenPsolus, Theelia <strong>und</strong> Psolidium, welche sich alle drei auch noch durch dieweitere Eigenthümlichkeit auszeichnen,dass die Seitenstreifen vorn <strong>und</strong>h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> bogenförmigem Verlaufe sich mit dem Mittelstreifen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungsetzen <strong>und</strong> auf diese Weise e<strong>in</strong>en zusammenhängenden FüsschenstreifenSoweit der Mittelstreifenr<strong>in</strong>gs am ganzen Rande der Kriechsohle herstellen.nicht zur Herstellung dieses R<strong>in</strong>gstreifens gebraucht wird, also <strong>in</strong> se<strong>in</strong>emMittelstücke, zeigt er die Neigung zu immer schwächerer Ausbildung*)<strong>und</strong> schliesslichem Schw<strong>und</strong>e. So ist z. B. das Mittelstttck des Mittelstreifensbei Psolus ornatus (Verr.) ebenso wie der R<strong>in</strong>gstreifen 7— Sreihig,bei Ps. co)iiplanatus Semp. (<strong>und</strong> ähnlich bei Ps. grnmdatus Ayr.) nur2 — 3 reihig, während der R<strong>in</strong>gstreifen 4 — 6 reihig ist, bei Ps. phantapus(Struss.) <strong>und</strong> holiolensis var. pandanensis Semp. 1 — 2reihig, dagegen der R<strong>in</strong>g-*) Mit alle<strong>in</strong>iger Ausnalime von Theelia ambidator (BelD. bei welcher nach Bell's (12)Beschreibung der Mittelstreifen kräftiger entwickelt zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t als die Seitenstreifen.


108 Seewalzen.streifen 2— Sreihig; bei Ps. hohoUnsis Sem\i. ist das Mittelstück des Mittelstreifensschon zum Theil geschw<strong>und</strong>en, der Mittelstreifen also unterbrochen;bei Ps. squaniatus <strong>und</strong> fahricii (Düb. <strong>und</strong> Kor.), pcronii Bell, antardicus(Phil.), ephippifer Wyv. Tho<strong>in</strong>s., tuberculosus Theel aber ist das Mittelstückdes Mittelstreifens entweder ganz verschw<strong>und</strong>en oder nur noch vorn <strong>und</strong>h<strong>in</strong>ten durch e<strong>in</strong>ige wenige Füsschen angedeutet.Die Gattung Psolus ist die e<strong>in</strong>zige unter allen füsschentrageudenSeewalzen, bei welcher der Rücken, sowie das ganze vordere <strong>und</strong> h<strong>in</strong>tereKör[)erende der Füsschen <strong>und</strong> Papillen durchaus entbehrt. Diese Ausnahmestellungist aber ke<strong>in</strong>e unvermittelte, sondern stellt sich nur alsdas Ende e<strong>in</strong>er durch die Gattungen Psolidmm —-Theelia — Psolus gegebenenReihe dar. Während die Kriechsohle bei diesen drei Gattungen<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>stimmender Weise ausgebildet <strong>und</strong> mit Füsschen besetzt ist,trägt bei Psolidium auch noch die übrige Körperoberfläche deutlicheFüsschen, die am vorderen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>teren Körperende auf die Radienbeschränkt, auf dem Rücken aber zerstreut stehen. Bei TJieella s<strong>in</strong>dzwar auch noch dorsale Ambulacralanhänge vorhanden, zeigen abernirgends mehr Reihenstellung, s<strong>in</strong>d vere<strong>in</strong>zelter als bei Psolidmm \m&auch nicht mehr deutlich füsschenförmig. Bei Psolus endlich schw<strong>in</strong>densieganz.3.Elasipoden. Es ist bis jetzt ke<strong>in</strong>e Elasipoden-Art bekannt, welcheentweder nur Füsschen oder nur Papillen besitzt.Die Papillen gehören stetsder Rückenseite, die Füsschen der Bauchseite an. Die Füsschen s<strong>in</strong>d stetsauf die Radien beschränkt, <strong>und</strong> auch die Papillen treten nur bei e<strong>in</strong>ere<strong>in</strong>zigen Psychropotiden-Art {Benthodytcs sangn<strong>in</strong>olenta Theel) auf die Interradienüber. Meistens kommen die Papillen nur auf den beiden dorsalenRadien zur Ausbildung; aber bei den Gattungen Dcima, Oneiroplianta^ Orpihnurgus<strong>und</strong> Pannycliia liefern auch die beiden seitlichen ventralen Radien jee<strong>in</strong>e Papillenreihe <strong>in</strong> ähnlicher Weise wie bei Sticliopus unter den Aspido<strong>und</strong>Colochirus unter den Dendrochiroten. Bei den Elpidiiden s<strong>in</strong>d dieRückenpapillen nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Anzahl vorhanden, gewöhnlich auf denvorderen Bezirk des Rückens beschränkt <strong>und</strong> bald von auffallender Länge(z, B. bei e<strong>in</strong>igen Scotoplan('S-A.\iQyi)^ bald ziemlich kle<strong>in</strong> (bei Kolga<strong>und</strong> e<strong>in</strong>igen Elpidia-kxiQui) ,oder nur kümmerlich (bei Parelpidia) ausgebildet.Viel zahlreicher s<strong>in</strong>d sie bei den Deimatiden, bei welchen siesich auch durch ihre Grösse auszeichnen <strong>und</strong> die dorsalen Radien ihrerganzen Länge nach besetzen; dabei s<strong>in</strong>d sie bei De<strong>in</strong>ia, Oneiroplianixi<strong>und</strong> Laetmogone Ireihig, bei Otpl<strong>in</strong>urgus 2reihig, bei lli/odaemon 3— 4reihiggeordnet. Bei den Psychropotiden dagegen er<strong>in</strong>nern sie durch ihre meistnur ger<strong>in</strong>ge Zahl <strong>und</strong> unbedeutende Grösse wieder mehr an die Verhältnisseder Elpidiiden.Die Füsschen fehlen <strong>in</strong> den seitlichen Radien des Triviums niemals,wenn sie sich auch auf deren h<strong>in</strong>tere Hälfte beschränken können (z. B.bei Parelpidia <strong>und</strong> Scotoanassa); dagegen fehlen sie um so häufiger <strong>in</strong>dem mittleren ventralen Radius, so bei allen Elpidiiden, den meisten


Wassergefässsystem. 109Deimatiden imd bei Psijcheotrephes unter den Psychropotiden. S<strong>in</strong>d sie<strong>in</strong> dem mittleren ventralen Radius vorhanden,dann stehen sie <strong>in</strong> derRegel <strong>in</strong> 2reihiger Anordnung-, so bei Pannychia, Euphronides, Tsychropotes,Benthodytes, seltener ganz vere<strong>in</strong>zelt wie bei Oneiroplianta. In den seitlichenventralen Radien s<strong>in</strong>d sie entweder Ireihig geordnet, so bei allen Elpidiiden,Psychropotiden (hier <strong>in</strong> den auf der folgenden Seite zu besprechendenRandsaum des Bauches e<strong>in</strong>tretend) <strong>und</strong> den meisten Deimatiden, oder2 reihig wie bei Oneirophanta <strong>und</strong> llyodaemon.E<strong>in</strong>e Eigenthtimlichkeit, welche dem ganzen Habitus vieler Elasipoden,besonders der Elpidiiden, e<strong>in</strong> bestimmtes Gepräge gibt, liegt dar<strong>in</strong>, dassdie Füssclien <strong>und</strong> Papillen, namentlich dann, wenn sie <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Zahlauftreten, sich e<strong>in</strong>ander paarig gegenüberstellen, sodass e<strong>in</strong>erseits dieFüsschen der beiden seitlichen ventralen Radien, anderseits die Papillender beiden dorsalen Radien sich rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks genau entsprechen.e, Bau. Die Füsschen <strong>und</strong> Ambulacralpapillen stellen <strong>in</strong> ihrem Aufbau(V, 15) ebenso wie die Fühler Ausstülpungen der Haut dar,<strong>in</strong> welche sichje e<strong>in</strong> bl<strong>in</strong>dgeschlossener Endast des Wassergefässsystemes e<strong>in</strong>gesenkt hat.Wie die Beobachtungen von Semper (238), Teuscher (261), Theel(266), Jourdan (144), Hamann (93) <strong>und</strong> Vogt <strong>und</strong> Yuug (284) desNäheren gezeigt haben, treffen wir also auf e<strong>in</strong>em Querschnitte durch e<strong>in</strong>Füsschen oder e<strong>in</strong>e Papille zu äusserst auf die Bestandtheile der Haut—(vergl. S, 30 34): Cuticula, Epithel <strong>und</strong> B<strong>in</strong>degewebslage, letztere zugleichTräger<strong>in</strong> der schon früher besprochenen Kalkkörper (Stützkörper <strong>und</strong>Endscheibchen s. S. 54— 55), sowie der Wanderzellen (s. S. 33). Darunterfolgen <strong>in</strong> weiterer Uebere<strong>in</strong>stimmung mit den Fühlern die Bestandtheileder Wassergefässwand, nämlich zunächst e<strong>in</strong>e Muskelschicht, dann daswimpernde Innenepithel. Die Muskelschicht, <strong>in</strong> welcher Tiedemann (273)äussere R<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> <strong>in</strong>nere Längsfasern unterscheiden wollte, besteht imGegensatze zu dieser älteren Angabe ausschliesslich aus längsverlaufenden,<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher oder mehrfacher Schicht angeordneten Fasern, welche sichmit ihren distalen Enden an das kalkige Endscheibchen ansetzen, fallse<strong>in</strong> solches vorhanden ist. In den mehr oder weniger starren Rückenpapillender Deimatiden sche<strong>in</strong>t die Muskelschicht nach Theel ganz zufehlen. Als <strong>in</strong>nere Begrenzung der B<strong>in</strong>degewebsschicht unterschied Semperwie bei den Fühlern so auch bei den Füsschen e<strong>in</strong>e der Muskelschichtunmittelbar aufliegende, hyahne Membian. Theel <strong>und</strong> Jourdan erwähnenderselben ebenfalls <strong>und</strong> bezeichnen sie als elastische Membran.Dicht nach aussen von ihr liegt <strong>in</strong> der Tiefe der B<strong>in</strong>degewebsschichtder uns schon früher (S. 71 <strong>und</strong> 72) bekannt gewordene Füsschennerv.Endlich sche<strong>in</strong>t auch die <strong>in</strong> der Fühlerwand vorkommende Lacune (s. S. 99)den Füsschen nicht zu fehlen; wenigstens thun Vogt <strong>und</strong> Yung derselbenbei Cucumaria planci (Br.) Erwähnung.lieber die morphologischen Beziehungenvergl. S. 128.der Füsschen zu den Fühlern


110 See walzen.Als Anhang zu der Besprechuag der Füsschen s<strong>in</strong>d noch e<strong>in</strong>igeOrgane zu erörtern, welche bei gewissen Arten durch e<strong>in</strong>e besondereAnordnung, Verb<strong>in</strong>dung oder Grüssenentwicklung von Füsschen oderAmbulacralpapillen zu Stande kommen. Als solche s<strong>in</strong>d zu nennen:a. der Halskragen, b. der Randsaum, c. das Rücken- oder Nackensegel,d. der Scbwanzfortsatz.a. Der Halskragenf<strong>in</strong>det sich besonders bei vielen Holothuria- <strong>und</strong>Stidiopus-Avten, z. B. Uolotlmria impatiens (Forsk.), pervicax Sei., aculeata,alhiventer Semp., Stichopus cldoronotos Br., variegatus Semp., sitcliaen^is (Br.)<strong>und</strong> entsteht dadurch, dass sich e<strong>in</strong>e Anzahl Ambulacralpapillen (oder-Füsschen) unmittelbar h<strong>in</strong>ter dem Fühlerkranze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>lachen, nurbei Süclwpus sitcliaensis (Br.) doppelten*) Kreisl<strong>in</strong>ie r<strong>in</strong>gs um das vordereKörperende ordnen <strong>und</strong> zugleich an ihrer Basis durch e<strong>in</strong>e faltenförmigeErhebung der Haut eng mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Fehlt diese Hautfalte,so wird der Halskragen lediglich durch e<strong>in</strong>en Papillenkranz <strong>dargestellt</strong>,wie ihn unter den Elasipoden nur die Gattung Dehna besitzt.Theel (266) dagegen sieht, me<strong>in</strong>es Erachtens mit Unrecht, <strong>in</strong> dem Papillenkranzeder genannten Gattung e<strong>in</strong>e ganz absonderliche E<strong>in</strong>richtung, fürdie etwas Aehnliches bei ke<strong>in</strong>er anderen Seewalze vorkomme.b. Wenn die Bauchseite zu e<strong>in</strong>er Kriechsohle abgeflacht ist, ziehtsich der Rand dieser Sohle manchmal zu e<strong>in</strong>em dünnen Saume, demRandsaume, aus, welcher e<strong>in</strong>e zu den seitlichen ventralen Radien gehörigeLängsreihe von Ambulacralpapillen <strong>in</strong> sich aufnehmen kann. Ander freien Kante des Saumes treten dann die Papillen gewöhnlich wiekurze Zacken oder Fransen hervor. Es s<strong>in</strong>d namentlich e<strong>in</strong>zelne Dendrochiroten,z. B. TJteelia cataplirada (Sei.), Aspidochiroten, z. B. Padopatidesagassim Theel, ganz besonders aber die ganze Familie der Psychropotiden,bei welchen der Randsaum gut ausgebildetist. Bei den Psychropotidenzeigt er die Eigenthümlichkeit, dass er vorne auch den bauchständig gewordenenM<strong>und</strong> mit sammt se<strong>in</strong>em Fühlerkranze umzieht, sich also nichtmehr auf die seitlichen ventralen Radien beschränkt, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>enan der Bauchseite unterbrochenen Halskragenfortsetzt. Bei anderenElasipoden kommt es dagegen nur zur <strong>Bild</strong>ung e<strong>in</strong>es partiellen Randsaumes,<strong>in</strong>dem sich lediglich die h<strong>in</strong>tersten Bauchfüsschen durch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>schaftlicheHautfalte mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den,z. B. bei Scotoplanes <strong>in</strong>signis<strong>und</strong> Scotoanassa diaplianaTheel.c. In ähnlicher Weise wie <strong>in</strong> den zuletzt erwähnten Fällen am h<strong>in</strong>terenEnde der Bauchseite e<strong>in</strong>e Anzahl Füsschen zu e<strong>in</strong>em Saume verb<strong>und</strong>ens<strong>in</strong>d, können aber auch Rückenpapillen auf dem Vordertheil desKörpers e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>igung mite<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>gehen. Stets handelt es sichdann um e<strong>in</strong>e beschränkte Zahl von Papillen (z. B. 2 oder 4), welche sichauf dem vorderen Rückentheile (Nacken) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Querreihe anordnen,lang strecken <strong>und</strong> von ihrer Basis an durch e<strong>in</strong>e quere Hautfalte nach*) Was Brandt (33) zur Aufstellung se<strong>in</strong>es Genus Dliüo'perideris veranlasst hatte.


Wassergefässsystem.HlAlt e<strong>in</strong>er Scliw<strong>in</strong><strong>in</strong>ihnut verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Auf solche Weise entsteht e<strong>in</strong>quergestelltes, schief nach vorn nnd aufwärts gerichtetes Rückensegel,welches der äusseren Ersche<strong>in</strong>ung mehrerer Elpidiiden (bei anderen Familienkommt es nicht vor) e<strong>in</strong> auffallendes Gepräge gibt. Meistens istder freie Rand des Segels, entsprechend der Zahl der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e <strong>Bild</strong>unge<strong>in</strong>getretenen Papillen, mehr oder weniger tief gezackt,z. B. bei PeniagonewyviUü, naresi, Jiorrifer Theel, seltener abger<strong>und</strong>et,z. B. bei Peniagoueutrox <strong>und</strong> Scotoanassa äiaphana Theel. Die <strong>in</strong> das Segel e<strong>in</strong>getretenenPapillen wxrdeu von den beiden dorsalen Radialkanälen gespeist,d. Auf dem h<strong>in</strong>teren Ende der Riickenseite erhebt sich auf derenMitte bei zwei Gattungen der Psychropotiden e<strong>in</strong> Papillenpaar zu ungewöhnlicherGrösse <strong>und</strong> Gestalt. Die beiden Papillen des Paares habene<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>schaftliche äussere Haut <strong>und</strong> ersche<strong>in</strong>en äusserlich als e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>heitliches Gebilde, welches bei Euphronides die Gestalt e<strong>in</strong>es kegelförmigenZapfens hat, bei Psychropotes aber sich zu e<strong>in</strong>em langen, dash<strong>in</strong>tere Körperende weit überragenden, breiten Schwanzanhange aus-<strong>und</strong> Schwanzzieht. Theel (266) bezeichnet die hier als Rückensegelaufgeführten Ambulacralfortsätze der Elasipoden zusammen als Anhänge(„appendages").3.R<strong>in</strong>gkanal.Der erst von Tiedemann (273) richtig erkannte R<strong>in</strong>gkanal (Wassergeiässr<strong>in</strong>g)liegt stets h<strong>in</strong>ter dem Kalkr<strong>in</strong>ge, bald <strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>ger, bald<strong>in</strong> etwas grösserer Entfernung von demselben (VII, 9i, Ha; VIII, Ic).Nach Selenka (229) übertrifft diese Entfernung bei den Aspidochiroten<strong>und</strong> Molpadiiden die Grösse des Kalkr<strong>in</strong>ges nicht oder nur wenig, während^sie bei den Dendrochiroten viel grösseren Verschiedenheiten unterliegt.Unter den Aspidochiroten zeichnen sich e<strong>in</strong>zelne Arten durch die verhältnissmassigweite Entfernung des R<strong>in</strong>gkanales vom Kalkr<strong>in</strong>ge aus,so Holotlmria\maculata (Br.) (^= arenicola Semp.), H. Imniilis, suhditiva <strong>und</strong> strigosa Sei.Sehr häufig ist der Verlauf des R<strong>in</strong>gkanals e<strong>in</strong> leicht wellenförmiger, oder;er ist von Stelle zu Stelle etwas e<strong>in</strong>geschnürt, sodass Erweiterungen(„Taschen" Vogt <strong>und</strong> Yung) <strong>und</strong> Verengerungen abwechselnd aufe<strong>in</strong>anderfolgen. Se<strong>in</strong>e Weite ist je nach den Gattungen <strong>und</strong> Arten e<strong>in</strong>e verschiedene<strong>und</strong> selbstverständlich auch bei den e<strong>in</strong>zelnen Individuen <strong>in</strong> nicht ger<strong>in</strong>gemMaasse von dem Füllungszustande des ganzen Wassergelässsysteraes abhängig.Besonders weit ist der R<strong>in</strong>gkanal bei den Gattungen Midleria,Sächopus <strong>und</strong> manchen IMotJmria- Arten, z.'Q. H. pamdoxa't^Ql., dagegenauffallend eng bei Holotlmria maculata (Br.). Bei Synapta digltata (Mont.)raaass Hamann (93) die Weite des R<strong>in</strong>gkanals zu 0.5—0.6 mm. Unterden Elasipoden beobachtete Theel (266) e<strong>in</strong>en weiten R<strong>in</strong>gkanal,z. B.bei Oneirophanta, Deima, Orphnurgns, e<strong>in</strong>en engen dagegenBenfliod/jtcs sangn<strong>in</strong>olcnta Th^el.z. B. bei


112 Seewalzen.'Die dünne Wand des Riugkauals lüsst <strong>in</strong> ihrem fe<strong>in</strong>eren Baue,dessen Kenutniss wir Semper (238) <strong>und</strong>. Hamann (93) verdanken, vonaussen nach <strong>in</strong>nen unterscheiden: 1. E<strong>in</strong> äusseres Wimperepithel (= Cölomepithel).2. E<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>degewebsschicht, welche von Kalkkörperchen durchsetztse<strong>in</strong> kann, die bei Synapta digitata (Mont.) e<strong>in</strong>e biscuit- oder nierenförmigeGestalt haben. 3. E<strong>in</strong>e kräftige Muskelschicht, deren bald ause<strong>in</strong>andergerückte,bald zusammengedrängte Fasern bei Cucumaria frondosa(Gunn.) <strong>und</strong> Holothima tenuissima Semp. parallel mit der Äxe des Riugkanales,bei SücJiopus variegatus Semp. aber quer zu dieser Axe verlaufen.Bei Synapta digitata (Mont.) werden sie von Baur (10)<strong>und</strong> Hamanne<strong>in</strong>fach als R<strong>in</strong>gmuskeln bezeichnet ohne dass man aus dieser Bezeichnungentnehmen könnte, ob sie <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne r<strong>in</strong>gförmig s<strong>in</strong>d, wie es der R<strong>in</strong>gkanalselbst ist, also parallel mit dessen Axe verlaufen, oder <strong>in</strong> demanderen S<strong>in</strong>ne, dass sie se<strong>in</strong>e Axe umkreisen. 4. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Wimperepithel.Auf dieArt <strong>und</strong> Weise, wie der R<strong>in</strong>gkanal an den Schl<strong>und</strong> befestigtist,werden wir erst bei den Verdauungsorganen, auf se<strong>in</strong>e Beziehungenzum Blutgefässsystem (namentlich zur „Schl<strong>und</strong>krause") erst bei dieseme<strong>in</strong>gehen.Hier aber s<strong>in</strong>d noch e<strong>in</strong>ige Anhangsgebilde zu erwähnen, welche beie<strong>in</strong>zelnen Arten vorkommen. So beschreibt Selenka (229), dass er an jee<strong>in</strong>em Exemplare von Mülleria mauritiana <strong>und</strong> miliaris (Quoy <strong>und</strong> Gaim.)r<strong>und</strong>um am R<strong>in</strong>gkanal e<strong>in</strong>e grosse Zahl von kle<strong>in</strong>en, etwa % mmdicken, gestielten Bläschen gef<strong>und</strong>en habe, welche unmittelbare Ausstülpungendes R<strong>in</strong>gkanales darstellen. In ihrem Inneren liegen H<strong>und</strong>ertevon kle<strong>in</strong>en, ellipsoiden, isolirten Zellen, deren vorderes Ende sich tutenförmigöffnet, während das h<strong>in</strong>tere e<strong>in</strong>en langen Faden trägt; erfüllt s<strong>in</strong>ddie Zellen von kle<strong>in</strong>en Fetttröpfchen. Selenka vermuthet <strong>in</strong> diesen Zellen— parasitäre Gebilde*). Dagegen sche<strong>in</strong>en die kle<strong>in</strong>en, zahlreichen Bl<strong>in</strong>dsäcke,welche Theel (266) bei se<strong>in</strong>em Ilyodaemon maciüatus <strong>und</strong> anderenElasipoden am R<strong>in</strong>gkanale beobachtete, normale <strong>Bild</strong>ungen zu se<strong>in</strong>.4. Poli'sche Blasen.Unter diesem Namen versteht man e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher (VII, 9b; VIII, Id)oder mehrfacher (VII, 11c) Zahl auftretenden blasenförmigen Anhang desR<strong>in</strong>gkanals, welcher frei <strong>in</strong> die Leibeshöhle h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ragt, mit dem R<strong>in</strong>gkanal<strong>in</strong> offener Verb<strong>in</strong>dung steht, dagegen im übrigen bl<strong>in</strong>dgeschlossenist. DieBlase erhielt diese Bezeichnung (Ampiäla Poliana) durch den neapolita-*) Weshalb Lauipert (134, jx G, 7) <strong>in</strong> den oben geschilderten, von Selen ka erwähntenBläschen Ste<strong>in</strong>kanäle sehen will, ist mir ebenso unverständlich wie se<strong>in</strong>e fernere Behauptung^dass jene Bläschen „sicher dieselben Gebilde s<strong>in</strong>d, deren Semper <strong>und</strong> Ludwig bei Beschreibungneuer Colochirus -Arten Erwähnung thun <strong>und</strong> die sie als Steiukanäle bezeichnen".


Wassergefässsystem. 113nisclien Zoologen Delle Chiaje zu Ehren se<strong>in</strong>es Landsmannes nnd FachgenossenG. S. Poli. Da sie bei ke<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Holothuiieu-Art fehlt<strong>und</strong> gewöhnlich<strong>in</strong> ansehnlicher GriJsse aul'tritt, so ist es nicht zu verw<strong>und</strong>ern,dass sie schon den alteren Forschern, wie Strussenfelt (252),0. F. Müller (189) <strong>und</strong> Pallas (196) bekannt war, wenngleich dieselbenihre morphologische <strong>und</strong> physiologische Bedeutung noch nicht verstanden.In morphologischer H<strong>in</strong>sicht haben wir dieselbe hier zu betrachten nachihrer Form, Grösse, Zahl, Stellung<strong>und</strong> nach ihrem fe<strong>in</strong>eren Baue, lieberihre Funktion ist das Kapitel: ,, Physiologie'' zu vergleichen.a. Die Form, <strong>in</strong> welcher sich die Poli'schen Blasen der Betrachtungdarbieten, ist <strong>in</strong> hohem Maasse abhängig von dem Contractionszustandeihrer Muskulatur. In der Pegel ist sie kugelig, oval, birn- oder keulenförmigoder mehr schlauchförmig gestreckt. Besonders bei den Dendrochirotenhängt oft ihr bl<strong>in</strong>des Ende wie e<strong>in</strong> dünner Endzipfel (Endwarzc,Endhaken Vogt <strong>und</strong> Yung) an dem stark angeschwollenen Haupttheile,was schon Pallas (196) als kolbigspitze Gestalt bezeichnete. Der Stiel,durch welchen sich der erweiterte Haupttheil der Blase mit dem R<strong>in</strong>gkanalverb<strong>in</strong>det, ist gewöhnlich kurz oder von nur massiger Länge.Abweichende Formen der Poli'schen Blasen s<strong>in</strong>d selten <strong>und</strong> kommendadurch zu Stande, dass mehrere Blasen von e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>schaftlichenStiele entspr<strong>in</strong>gen. Man kennt derartige Fälle nur wenige, nämlichSynapta heselü Jag., Holotlmria caesarm Lud w., H. similis Semp., H. mexicanaLudw., H. africana Theel, Sticlwpus paradoxus Lamp., St. ananas(Jag.) <strong>und</strong> Thyone cJiüensis Semp.b. Was die Grösse der Poli'schen Blasen anbelangt, so erreichtdieselbe ihren Höhepunkt bei gewissen Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten <strong>und</strong>e<strong>in</strong>igen Elasipoden. Bei den Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten beträgt die Längeder Poli'schen Blasen <strong>in</strong> den meisten Fällen ^/^— Vio ^ei* Körperlänge,kann aber bis zur halben Körperlänge <strong>und</strong> noch darüber steigen. Beispielefür besonders grosse Poli'sche Blasen bieten unter den Aspidochiroten:Holotlmria imitans, samoana, pert<strong>in</strong>ax, sur<strong>in</strong>amehsis Ludw., flavomaculataSemp., bei denen sie ^3 der Körperlänge, Holotlmria <strong>in</strong>signis,curiosa, caesarea Ludw., Faelopatides conf<strong>und</strong>ens Theel, bei denen sie V2der Körperlänge erreichen oder tibersteigen. Unter den Dendrochirotenzeichnen sich durch besonders grosse Poli'sche Blasen aus: Cucumariaconjungens Semp. ,C. japonica Semp. ,C. cJiierckiae Ludw., JBliyllopliorusfrauenfeldi Ludw., Ph. holothurioides Ludw., TJiyone spectaMis Ludw.,Th. aurantiaca (Costa) <strong>und</strong> namentlich Cucumaria exigua Ludw. <strong>und</strong> C.godeffroyi Ludw.; bei den beiden letztgenannten Arten beträgt ihre LängeV2 bis ^/öder Körperlänge. Unter den Elasipodenist bei Orplmurgusscdber Theel e<strong>in</strong>e Poli'sche Blase von fast halber Körperlänge <strong>und</strong> beie<strong>in</strong>em Exemplar von Oneirophanta nmtahiUs Theel sogar e<strong>in</strong>e solche vongleicher Länge mit dem Körper beobachtet worden. — Besonders kle<strong>in</strong>edagegen l<strong>in</strong>den sich bei vielen Synaptiden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnen Elasipoden,z. B. llyodaemon maculatus Theel. — S<strong>in</strong>d mehrere oder zahlreiche Poli'scheBrouu, Klassen des Thier-Eeiehs. II. 3. 8


]^14 Seewalzen.Blasen zur Ausbildung gelangt, so s<strong>in</strong>d sie unter sich gewöhnlich vonungleicher Grösse <strong>und</strong> es stehen grössere <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>ere unregelmässigdurche<strong>in</strong>ander, so z. B. bei vielen CJiiridota-*) <strong>und</strong>. manchen Synapta-Arten**), ferner bei Holotlmrla mexkana Ludw., africana Theel, Cucumariamaculata Semp., exigua Ludw. <strong>und</strong> zahlreichen anderen.c. Zahl. Die meisten Arten besitzen nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Poli'sche Blase<strong>und</strong> auch bei denjenigen, welche e<strong>in</strong>e grössere Zahl (2 oder mehr) haben,ist anfänglich (vergl. die Entwicklungsgeschichte) nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige vorhanden.Es ist nicht ohne Interesse, das Auftreten mehrerer oder zahlreicherPoli'schen Blasen durch die e<strong>in</strong>zelnen Gruppen der Seewalzenetwas genauer zu verfolgen. Dabei stellt sich zunächst heraus, dass esnur drei Familien gibt, bei denen wir bis jetzt e<strong>in</strong>e Vermehrung derPoli'schen Blasen nicht kennen; es s<strong>in</strong>d, das erstens die Molpadiiden <strong>und</strong>zweitens unter den Elasipoden die beiden Familien der Psychropotiden<strong>und</strong> Deimatiden. Auch unter den Elpidiiden ist die E<strong>in</strong>zahl der Poli'schenBlase noch die Regel; doch kommen hier schon e<strong>in</strong>zelne Arten vor, welchederen zwei besitzen: ElpMia <strong>in</strong>certa, ivülemoesi, Tarelpidia elongata,cyl<strong>in</strong>drka, Pcnmgone Jiorrifer <strong>und</strong> vitrea Theel. Die übrigen Familien dagegenzeigen zahlreiche Arten auf, bei denen die Poli'sche Blase sichvermehrt hat; dabei tritt zugleich die Ersche<strong>in</strong>ung auf, dass die Zahl derBlasen bei derselben Art ger<strong>in</strong>geren oder grösseren Schwankungen unterliegenkann. Des Näheren verhalten sich die betreffenden Familienfolgendermaassen :1. DetidrocJiirotae. Hier gibt es noch mehrere Gattungen, nämlichPsohis, Psolidium, Colocliirus, Äd<strong>in</strong>ocucumis, deren sämmtliche Arten, soweitbis jetzt bekannt, nur e<strong>in</strong>e Poli'sche Blase haben. Ebenso verhalten sichdie meisten Ocnus-, Orcida- <strong>und</strong> Thyone -Ai-teu. Dagegenfanden sich:1 — 3 Blasen bei Cucumarm exigua Ludw., 1 — 4 bei Phyllopliorusjaponkus (v. Marenz.);2 bei Cucumarm gruUi v. Marenz., serrata Theel, Ocnus javankusSluit., TJiyone raplianus Düb. <strong>und</strong> Kor., similis Ludw., PhyUophoriis parvus<strong>und</strong> occidentaUs (Ludw.), 2 — 5 bei Cucumaria laevigata (Verrill);3 bei Cucumarm m<strong>in</strong>iata (Br.), pcrspj.kua Ludw., glaherrima Senip. <strong>und</strong>TJiyone recurvata Theel, 3 — 4 bei Cucumarm duhwsa Semp. ;4 bei Cucumaria mendax Theel, serrata var. <strong>in</strong>termedia Theel, Pseudocucumis<strong>in</strong>tercedens Lamp. <strong>und</strong> Plnjllophorus magmis (Ludw.), 4 — 6 beiThyonc saceUus (Sei.);5 bei Cucumaria punctata Ludw., TJiyone rigida Semp., ovidum <strong>und</strong>gibber (Sei.);7— 9 bei Cucumaria maculata Semp., 8 bei TJiyone rosacea Semp.,9 bei Orcida limaconotos (Br.);*) Ch<strong>in</strong>dota duhia, <strong>in</strong>congrua Semp., rv/escens Br., discolor Escliscli., purpurea (Less.),rotifera (Pourt.); contorta Ludw., liberata Sluit.**) Symipta striata Shiit. , jricta, verrüU, <strong>in</strong>solens Tli6el.


Wassergefässsystem. 215zahlreiche bei Thyone cJiüensis Semp., Tliedia cataplimda (Sei.),Psc'udocucumis acicuJa ^Semp.), BiijUophoms verspiclUum (Sei.),moüis (Sei),scJimeUm (Ludw.).2. Aspidochirotae.In dieser Familie s<strong>in</strong>d es nur die beiden kle<strong>in</strong>enGattungen Lahidodemas <strong>und</strong> Pseudostichopus ,bei welchen e<strong>in</strong>e Mehrzahlvon Poli'schen Blasen bis jetzt noch von ke<strong>in</strong>er Art bekannt geworden ist.In der Gattung MiUleria ist es nur die e<strong>in</strong>e Art M. agassmi Sei.,als e<strong>in</strong>e, nämlich 2 Poli'sche Blasen besitzt. Etwas häufigerdie mehrist die Vermehrungder Blasen bei SUchopus <strong>und</strong> Paehpatides-, so kommen bei SticJiopusmriegatus Semp. 1 — 2, bei St. haytiensis, naso Semp., laevis Sluit., cliallengeriTheel, Paelopatides confimdens Theel 2, bei St. hadionotus Sei. 3, beiSt. cUoronotos Br. meistens 3 <strong>und</strong> bei St. paradoxus Lamp. 4 vor; e<strong>in</strong>egrössere Zahl, 10 — 12, aber nur bei St. ananas (Jag.). Sehr häufig dagegenbegegnen wir mehreren oder selbst zahlreichen Blasen <strong>in</strong> der GattungHolothiiria. Hier kennt man:1 — 2 bei HolotJmria squamifera Semp., curiosa Ludw. <strong>und</strong> monacariaLess., 1 — 3 bei //. luhrica, vagcdj<strong>und</strong>a Sei. <strong>und</strong> imitans Ludw., 1 — 5 bei//. scahra Jag. <strong>und</strong> impatiens (Forsk.), 1— 6 bei H. tubulosa (Gmel.) <strong>und</strong><strong>in</strong>ornata Semp., 1 — 7 bei H. c<strong>in</strong>erascens (Br.), 1— 10 bei H. atra Jag.,1— 13 bei H. mexicana Ludw.;2 bei H. argiis (Jag.), gracüis, martensii Semp. <strong>und</strong> verrucosa Sei.,2 — 4 bei //. sidjditka <strong>und</strong> pardaUs Sei.,2— 5 bei //. edidis Less., 2 — 9bei H. immohilis Semp.;3 bei H. captiva^ occidentalis, signcda, sidccda Ludw., similis Semp.,tlwmscml Theel;4 bei H. truncata Lamp. <strong>und</strong> caesarea Ludw.;5 bei H. fusco- c<strong>in</strong>erea Jag., flava- macidata Semp. <strong>und</strong> pyxls Sei.,5 — 7 bei H. marmorata (Jag.), 6 bei H. aetldops Br., 7 bei IL ocellata(Jag.); 8 — 12 bei H. oxurropa Sluit.Mehrere werden angegeben von H. coltdjer Semp. <strong>und</strong> himiüls Sei.,zahlreiche von H. cJiilensisSemp. <strong>und</strong> africana Theel.3.Synaptidae. Diese Familie ist <strong>in</strong> ganz hervorragendem Maassedurch die ungeme<strong>in</strong> häufige <strong>und</strong> sehr erhebliche Vermehrung der Poli'schenBlasen ausgezeichnet. Nur wenige Arten begnügen sich mit e<strong>in</strong>zigen,so z. B. Synapta gracüis, albicans Sei., <strong>in</strong>certa Ludw., oopilax v. Marenz.,CJiiridota australiana Stimps., japonica v. Marenz. <strong>und</strong> die wenigen Artender Gattungen MyriotrocJius <strong>und</strong> AcantJiotrocJms. Dagegen kommen schonbei Synapta similis Sem^i. 1 — 2, bei digitafa (Mont.) <strong>und</strong> <strong>in</strong>haerens (0. F.Mull.) 1 — 3 vor. 2 fanden sich bei S. vivipara (Oerst.), <strong>in</strong>divisa Semp.<strong>und</strong> cliallengeri Theel, 4 bei Synapta molesta, duUa Semp., asymmetricaLudw. <strong>und</strong> Chiridota pisanii Ludw., 5 bei Synapta dist<strong>in</strong>cta v. Marenz.,<strong>in</strong>solens Theel <strong>und</strong> Chiridota liherata Sluit., 5 — 8 bei Ch. typica Sei.,5— 16 bei Gh. purpurea (Less.), 6 bei Synapta henedeni Ludw., 6— 7 beiChiridota contorta Ludw., 6 — 12 bei Ch. rufescens Br., 7 hei Ch. rotifera(Pourt.) <strong>und</strong> Anapita qraeilis Semp., 8 bei Synapta lactca Sluit., Chiridota8*


116 Seewalzen.duNa <strong>und</strong> <strong>in</strong>congnta Semp., 8 — 10 bei Si/nnpta retmäaia iwidi panaensisSemp., 9 bei S. rccta Semp. <strong>und</strong> viticnsis Gräife, 10 bei S. striata Sluit.,10— 12 bei Chiridofa tkjUhmi Sei., 10—15 bei Ch. laevis (Fabr.), 14—15bei Ch. — discolor Eschsch., 14 16 bei Cli. rigida Semp., etwa 30 bei Synaptaors<strong>in</strong>ii Ludw. <strong>und</strong> hdllpeplos Sluit., zablreicbe, bis 50 <strong>und</strong> darüber, beiS. nigra, glahra Semp., heselii Jag., l'efcrstemii Sei., serpent<strong>in</strong>a, lapp>aJ. Müll,, polü Ludw.d. Stellung. In der Regel ist es der ventrale Bezirk des R<strong>in</strong>gkanales,an welchem die Poli'sche Blase anhängt. Wenigstens gilt dasfast ausnahmslos dann, wenn nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Blase vorhanden ist. Nurbei e<strong>in</strong>igen Dendrochiroten sche<strong>in</strong>t die <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>zahl vorhandene Blasedem dorsalen Theile des R<strong>in</strong>gkauales anzuhängen, so nach Semper's(238) Angaben bei Cucumar'm citrea, Ocnus 2^yg')iiaßus, ColocMrus cucumis,jagorli, Fsohis holwlrnsis <strong>und</strong> Throne sur<strong>in</strong>amcnsis Semp. In beiden Fällenaber, sowohl wenn die <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>zahl vorhandene Blase ventral als auchwenn sie dorsal liegt, ist es immer die l<strong>in</strong>ke Körperhälfte, <strong>in</strong> welchersie ihre Stellung nimmt. Von sehr vielen Arten fehlt zwar <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sichte<strong>in</strong>e bestimmte Angabe; wo aber e<strong>in</strong>e solche vorliegt, lautet sie aus.nahmslos für die l<strong>in</strong>ke Seite, so z. B. bei ÄcantJiotrocJius mircd)ilis, Kolgaliyal<strong>in</strong>a Dan. <strong>und</strong> Kor., Epidia glacialis Theel, Psolus pltantapus (Struss.),Cucumaria xRanci (Br.), ignava Ludw., ColocMrus doJioJum (Fall.), Tltyonehelli Ludw., Ocnns typricus Theel, sowie bei allen den vorh<strong>in</strong> genanntenSem per 'sehen Arten, bei denen die Blase rückenständigist. Nach dennäheren Bemerkungen, die Semp er macht, sche<strong>in</strong>t es <strong>in</strong> den letzterenFällen immer der l<strong>in</strong>ke dorsale Interradius zu se<strong>in</strong>, w^elchem die Blaseangehört, <strong>in</strong> den anderen Fällen aber ist es der l<strong>in</strong>ke ventrale Interradius.Diese beiden l<strong>in</strong>ken Interradien bezeichnen also den Bezirk, <strong>in</strong>welchen überhaupt die Poli'sche Blase fällt, solangesie nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facherZahl zur Ausbildung gelangt.Aber auch dann, wenn mehrere Blasen da s<strong>in</strong>d, behalten sie ihreVorliebe für die ventrale Region des R<strong>in</strong>gkanales, rücken aber zugleichzum Theile <strong>in</strong> die rechte Körperhälfte h<strong>in</strong>über, so z. B. bei CJtiridotapanaensis Semp., viticnsis Gräflfe, rufescens Br., rigida Semp., Synapta nigraSemp., JEJpidia <strong>in</strong>ccrta, Parcljndia elongata, Peniagone Jiorrifer Theel,Holothuria similis Semp., signata, sulcata Ludw., pyxis Sei., fusco- c<strong>in</strong>ereaJag., Cucumaria m<strong>in</strong>iata (Br.), 2>c*"sj«c«a Ludw., laev i gata [VerrW]), Tliyonerigida Semp. Erst dann, wenn sich ihre Zahl ganz beträchtlich vergrössert,vertheilen sie sich auf den ganzen Umfang — des R<strong>in</strong>gkanales e<strong>in</strong> Verhalten,welches <strong>in</strong>dessen nur bei w-enigen Dendrochiroten <strong>und</strong> Synaptidenzur vollen Ausprägung gelangt, z. B. bei Pliyllopliorus mollis (Sei.), Synaptaheselii Jag., l-eferste<strong>in</strong>ii Sei., glcärra Semjj. , serpent<strong>in</strong>a, lappa J. Müll.,ors<strong>in</strong>iiLudw.Fassen wir das über Zahl <strong>und</strong> Stellung der Poli'schen Blasen Bemerktezusammen, so ergibt sich, dass die Molpadiiden <strong>und</strong> Elasipodendie e<strong>in</strong>fachsten Verhältnisse darbieten; dann folgen <strong>in</strong> aufsteigen-


Wasscrgefässsystem. 117der L<strong>in</strong>ie die Aspidochiroten, Dendrochiroten <strong>und</strong> schliesslichdie Synaptiden.e. In Betreff des fe<strong>in</strong>eren Baues (VII, 10) der Poli'schen Blasenhatte schon Baur (10) richtig erkannt, dass derselbe sich von demdes K<strong>in</strong>gkanales nicht wesentlich unterscheidet. Sem per (238) unterschieddann des Näheren vier Schichten, welche die Wandung derBlase zusammensetzen <strong>und</strong> <strong>in</strong> folgender Ordnungvon aussen nach <strong>in</strong>nenaufe<strong>in</strong>ander folgen: 1. e<strong>in</strong> äusseres Wimperepithel (= Cölomepithel),2. e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>degewebsschicht mit Längsverlauf ihrer Fasern, 3. e<strong>in</strong>eR<strong>in</strong>gmuskelschicht, 4, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Wimperepithel. Diese Angaben wurdenspäter von Jourdau (114) für Holotlmria Uüd Cucuniaria <strong>und</strong> von Hamann(93) für Synapta digifafa (Mont.) bestätigt, während Danielssen <strong>und</strong>Koren (50) bei ihrem Trochostoma tJiomsonii die Muskelschicht aus Längsfaserngebildet fanden <strong>und</strong> die B<strong>in</strong>degewebsschicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e äussere, faserige<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere, hyal<strong>in</strong>e, mit zahlreichen „Schleimzellen*' ausgestatteteLage unterschieden. Diese ,,Schleimzellen'^ halte ich für dieselben, welcheJourdan als gelbliche, granulirte Zellen erwähnt; sie er<strong>in</strong>nern an die<strong>in</strong> der Lederhaut vorkommenden <strong>und</strong> gehören wahrsche<strong>in</strong>lich wie jene <strong>in</strong>die Kategorie der Wanderzellen (vergl. S. 33 — 34). Dass auch Kalkkörperchen<strong>in</strong> der Wand der Poli'schen Blasen auftreten können, hat bereitsJoh. Müller (183) angegeben. Der oben (S. 113) erwähnte Endzipfel,welcher an der Poli'schen Blase der Dendrochiroten häufig vorkommt,ist nach Vogt <strong>und</strong> Yung (284) solide <strong>und</strong> von hornartigernach welchem dieConsistenz; er bildet gewissermaassen den Wirbel,Muskelfasern verlaufen, die nach denselben Forschern ke<strong>in</strong>e eigentlichenR<strong>in</strong>gfasern s<strong>in</strong>d, sondern <strong>in</strong> niedrigen Spiralw<strong>in</strong>dungen die Blase umkreisen.5. Radialkanäle.Nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse gew<strong>in</strong>ntes den Ansche<strong>in</strong>,dass die von Tiedemann (273) bei Holotlmria tuhulosa (Gmel.)entdeckten Radialkanäle, auch Ambulacralkanäle genannt, ausnahmslosallen Seewalzen zukommen. Bei den mit Füsschen versehenen Gruppen,also den Elasipoden, Aspidochiroten (VII, 15) <strong>und</strong> Dendrochiroten, ist esleicht, sich von ihrer Anwesenheit zu überzeugen, schwieriger aber bei denfüsschenlosen Synaptiden (VII, 12) <strong>und</strong> Molpadiideu. Das macht es erklärlich,dass gerade bei diesen beiden Familien widersprechende Angaben aufgestelltwerden konnten <strong>und</strong> zum Theil noch heute festgehalten werden.In Betreff der Synaptiden wird gewöhnlich angegeben, dassQuatrefages (210) die Existenz der Radialkanäle bei ihnen nachgewiesenhabe. Betrachtet man aber die darauf bezügliche Abbildungbei Quatrefages, so erkennt man leicht, dass die dort als Radialkanälegezeichneten Röhren mit den wirklichen Radialkanälen nichts zu thunhaben; denn das <strong>in</strong> der Zeichnung angegebene Lageverhältniss zum


118 Seewalzeu.Kalkriüge <strong>und</strong> zu den Längsmuskelnist e<strong>in</strong> anderes als bei den wirklichenRadialkanälen; immerh<strong>in</strong> ist es möglich, ja wahrsche<strong>in</strong>lich, dass Quatrefagesdiese dennoch gesehen, aber ihr Lageverhältniss falsch aufgefassthat. Jedoch schon vor Quatrefages hatte Jäger (110) bei se<strong>in</strong>erSynapta heselii fünf „vasa locomotoria" beobachtet,die kaum etwas anderesse<strong>in</strong> können als die Radialkanäle. Joh, Müller (185) verbesserte aufdiese Jäger'sche Beobachtung h<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e anfänglich (184) geäusserteMe<strong>in</strong>ung, dass die Synaptiden der Radialkanäle entbehren, <strong>in</strong> das Gegentheil.Später aber glaubten sowohl Baur (10), als auch Semper (238),Teuscher (261), M. Sars*), Semon (233) <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs wiederLampert (134), Theel (267) <strong>und</strong> Vogt nnd Yung (284) das Vorkommender Radialkanäle bei den Synaptiden <strong>in</strong> Abrede stellen zumüssen. Dem gegenüber hat <strong>in</strong>dessen Hamann (93) wenigstens fürSynapta äigifafa (Mont.) den überzeugenden Nachweis gebracht,dass siedennoch vorhanden s<strong>in</strong>d (VII, 12), <strong>und</strong> Semon hat sich ihm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erletzten Arbeit (237) unter Aufgabe se<strong>in</strong>er früheren Ansicht angeschlossen.Bei den Molpadiiden hat Joh. Müller (184) die Radialkanäle zuerstbei se<strong>in</strong>er 3Iolpadia cJiüensis gesehen, aber für Blutgefässe gehalten.Semper (238) bestätigt ihr Vorkommen bei Haploäadyla molpadmdes Semp.nnd Caud<strong>in</strong>a arenata {QfOu\&), Teuscher (261) <strong>und</strong> K<strong>in</strong>gsley (117) desgleichenbei Cand<strong>in</strong>a arenata, Sluiter (241) hei Haplodactyla Jiyaloeides'^*)Sluit. <strong>und</strong> Caud<strong>in</strong>a caudata (Sluit.)<strong>und</strong> endlich Danielssen <strong>und</strong> Koren(50) bei Trochostoma thomsonii <strong>und</strong> Anliyroderma jeffreysii Dan. <strong>und</strong>. Kor.Die e<strong>in</strong>zige gegentheilige Angabe, auf welche sich die Ansicht Theel's(267), dass e<strong>in</strong>em Theile der Molpadiiden die Radialkanäle fehlen, stützenkann, ist die Bemerkung von Semper, dass er hd Eupyrgus (=^ Ecli<strong>in</strong>osomaSemp.) die Radialkanäle vergeblich gesucht habe. Im H<strong>in</strong>blick aberauf die Weise, <strong>in</strong> welcher sich unsere Kenntniss der Radialkanäle beiden Synaptiden entwickelt hat, dürfte die Vermuthung gestattet se<strong>in</strong>, dasserneute Untersuchungen das Vorhandense<strong>in</strong> dieser Organe auch heiEupujrguslehren werden.E<strong>in</strong>e andere Frage ist es, ob bei allen Seewalzen alle fünf Radiene<strong>in</strong>en Radialkanal beherbergen oder ob nicht bei e<strong>in</strong>zelnen Formen doche<strong>in</strong> Theil der Radien der Kanäle verlustig gegangensei. So hat Teuscher(261) die e<strong>in</strong>er Nachuntersuchung werthe Behauptung aufgestellt, dass beiPsolus squamatus (Düb, <strong>und</strong> Kor.) die beiden Radien des Biviums derRadialkanäle entbehren. Für die Elasipoden war Theel anfänglich (263)zu e<strong>in</strong>er ähnlichen Me<strong>in</strong>ung gelangt, <strong>in</strong>dem er sich tiberzeugt zu habenglaubte, dass bei se<strong>in</strong>er Elpndia glaclallsnur die beiden seitlichen Radien*) In Koren <strong>und</strong> Danielssen (120).**) Lampert (134) nennt es „fälschlich citiren", dass ich (15ö) die Sluiter'sche Orig<strong>in</strong>al-Schreibweise „Jmaloeides-' <strong>in</strong> „Jiyaloeides"' verändert habe. Mit dieser Art „falsch zu citiren"werde ich aber getrost so lange fortfahren, bis es Lampert gel<strong>in</strong>gt zu zeigen, dass glashellauf griechisch nicht vakoq, sondern ova?.og heisst.


Wassergel'ässsystom. 119der Bauchseite Ambulacralkanäle besitzen, die noch dazu durch schiefeScheidewände <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Anzahl h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander gelegener Kammern getheiltseien. Daniels sen <strong>und</strong> Koren (50) gaben gleichfalls an, dass bei denvon ihnen beschriebenen Eiasipoden: Kolga liyalimi <strong>und</strong> Irpa abyssicolanur die beiden seitlichen Radialkanäle des Triviums zur Ausbildung gelangtseien, stellten aber gleichzeitig die von Theel <strong>in</strong> den Radialkanälender ElphUa glacialis behaupteten Septen <strong>in</strong> Abrede. Theel (266) sahsich <strong>in</strong> Folge dessen veranlasst die El/pidia e<strong>in</strong>er nochmaligen Prüfungzu unterziehen, welche ihn zu dem Ergebnisse führte, dass jene Septenauf e<strong>in</strong>er irrthümlichen Auffassung der Füsschenampullen beruhten <strong>und</strong>dass ferner nicht nur bei diesen, sondern bei allen von ihm untersuchtenEiasipoden -Arten <strong>in</strong> Wirklichkeit nicht zwei,sondern fünf Radialkanälevorhanden s<strong>in</strong>d. Leider war Theel nicht <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>e Beobachtungenauch auf die beiden Danielssen <strong>und</strong> Koren'schen Arten ausdehnenzu können. Es wird aber gestattet se<strong>in</strong> mit ihm anzunehmen,das§ auch diesen Arten fünf Radialkanäle zukommen.Dass es auch Holothurien mit 10 Ambulacren <strong>und</strong> dementsprechend10 Radialkanälen des Wassergefässsystemes gebe, war von Sem per (238)für die Gattung Bhopalod<strong>in</strong>a behauptet worden. Es gelang mir (148, 161c)aber, den Nachweis zu erbr<strong>in</strong>gen, dass diese Behauptung nur durch e<strong>in</strong>eirrige Auffassung des eigenthümlichcn Verlaufes der fünf Radialkanälehervorgebracht worden ist. Fig. 13.Schematischer Querschnitt durch e<strong>in</strong> Ambulacrum e<strong>in</strong>er Seewalze. E äusseres Körperepithel,C Lederhaut, F Füsschen, Fe Füsschenkanal ,Fn Füsschennerv , Amp FüsschenampuUe , EcKadialkanal des Wassergefässsystemes, B radiales Blutgefäss, N Eadialnerv, Hu Hautnerven,Qm Quermuskulatur der Körperwand, Lni Längsmuskulatur der Körperwand.Da wir auf den Ursprung der Radialkanäle aus dem R<strong>in</strong>gkanale,ihren Verlauf <strong>und</strong> ihre Beziehungen zu den Fühlerkanälen, bei derBetrachtung der letzteren (S. 120) zurückkommen müssen, so genügt esan dieser Stelle hervorzuheben, dass die Radialkanäle direct aus dem


120 Seewalzen.R<strong>in</strong>gkanale entspr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong>, nachdem sie der Innenseite der Radialnervensich angelagert haben ,zusammen mit diesen durch die E<strong>in</strong>schnitteoder Löcher der Radialstücke des Kalkr<strong>in</strong>ges h<strong>in</strong>durchtreten. Alsdanndurchziehen sie die Radien der Körperwand der Länge nach <strong>und</strong>endigen schliesslich bl<strong>in</strong>dgeschlossen <strong>in</strong> der Umgebung der Afteröifnung.In den Radien ist ihre Lage stets e<strong>in</strong>e solche, wie sie die vorstehendeschematische Figur erläutert,also nach <strong>in</strong>nen von dem <strong>in</strong> der Tiefe derLederhaut gelegenen Radialnerven (vergl. VII, 15 <strong>und</strong> Fig. 13 auf S. 119).In ihrem fe<strong>in</strong>eren Baue zeigen sie die zuerst von Semper (238)erwähnte <strong>und</strong> dann durch Hamann (91 <strong>und</strong> 93) bestätigte Eigenthümlichkeit,dass die lediglich aus e<strong>in</strong>er Lage von Längsfasern gebildete Muskelschichtnicht um den ganzen Kanal herumgeht, sondern sich auf dessenobere, d. h. dem Radialnerv zugekehrte Wand beschränkt (VII, 12). Leiders<strong>in</strong>d es nur wenige Arten, bei welchen dies Verhalten festgestellt wordenist, nämlich Spiapta digitata (Mont.), Cucmnaria planci (Br.)*)<strong>und</strong> 0.japonica Semp., sodass die Frage, ob diese E<strong>in</strong>richtung allen Seewalzenzukomme,— e<strong>in</strong>stweilen unbeantwortet bleiben muss. Bemerkenswerthist, e<strong>in</strong>e Angabe, welche Hamann (93) über die Radialkanäle der Synaptadigitata macht, dass nämlich zwischen ihren Wandungen sich hier <strong>und</strong>da b<strong>in</strong>degewebige, mit Epithel überzogene Verb<strong>in</strong>dungsstränge ausstrecken.6. Fühlerkanäle.Als Fühlerkanäle (oder Teutakelgefässe) werden sehr häufig (z. B. vonBronn, Selenka, Semper, K<strong>in</strong>gsley) die vom R<strong>in</strong>gkanal abgehenden(VII, 9k; IIb) Gefässe bezeichnet, welche <strong>in</strong> der Umgebung des Schl<strong>und</strong>esnach dem Kalkr<strong>in</strong>ge h<strong>in</strong>ziehen; an der Innenseite des Kalkr<strong>in</strong>ges setzensie ihren nach vorn gerichteten Verlauf fort um am Vorderrande desselben<strong>in</strong> die Fühlerschläuche überzugehen, welche <strong>in</strong> die Fühler e<strong>in</strong>treten <strong>und</strong>s<strong>in</strong>d. Wiruns schon bei deren Betrachtung (S. 90) bekannt gewordenwerden aber gleich sehen, dass die Benennung der <strong>in</strong> Rede stehendenKanäle als „Fühlerkanäle^' nur geeignet ist falsche Vorstellungen hervorzurufen.Lassen wir nämlich die e<strong>in</strong>e Familie der Synaptiden zunächste<strong>in</strong>mal ganz bei Seite, so zeigt sich bei allen anderen Familien als ausnahmsloseRegel, dass die vom R<strong>in</strong>gkanal nach dem Kalkr<strong>in</strong>ge h<strong>in</strong>ziehendenKanäle ke<strong>in</strong>eswegs unmittelbar <strong>und</strong> alle<strong>in</strong> die Fühler versorgen, sonderndie Anfangsstückeder fünf Radialkauäle darstellen.Will man diesenAnfangsstücken dennoch e<strong>in</strong>en besonderen Namen geben, was mir ganzunnöthig zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, so mag man sie immerh<strong>in</strong> mit Theel (266) als„Hauptkanäle" bezeichnen.*) Ob Hamann auch noch e<strong>in</strong>ige andere mittelmeerische Arten speciell auf diesenPunkt untersucht hat, geht aus se<strong>in</strong>en Mittheilungen nicht genau hervor.


Wassergefässsystem. 121Stets s<strong>in</strong>d dieselben <strong>in</strong> der Fünfzahl*) vorhanden, wobei wir immerwieder die Synaptiden e<strong>in</strong>stweilen unberücksichtigt lassen. Entsprechendihrer wahren Bedeutung als Radialkanäle liegen sie unabänderlich <strong>in</strong> derRichtung der Radien. Ihr Lumen steht mit dem des R<strong>in</strong>gkanalesbei denDendrochiroten durch e<strong>in</strong>e enge, bei den Aspidochiroten durch eioe weiteOetfnung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung. Am Kalkr<strong>in</strong>ge angekommen befestigen sie sichdurcb B<strong>in</strong>degewebe an die Innenseite se<strong>in</strong>er Radialstücke <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d auchwährend ihres Verlaufes vom R<strong>in</strong>gkanale bis zum Kalkr<strong>in</strong>ge durch B<strong>in</strong>degewebszügemit dem Schlnndrohre <strong>und</strong> unter sich <strong>in</strong> Zusammenbang;auf diese b<strong>in</strong>degewebigen Befestigungen der Radialkanäle werden wirbei der Betrachtung des „Schl<strong>und</strong>kopfes" (siehe Verdauungsorgane) zurückkommen.Falls die Radialia des Kalkr<strong>in</strong>ges nach h<strong>in</strong>ten gerichtete Gabelschwänze(S. 84) besitzen, so fassen die beiden Aeste e<strong>in</strong>es jeden Gabelschwanzesje e<strong>in</strong>en Radialkanal zwischen sich. An der Innenseite derradialen Kalkr<strong>in</strong>gstücke geben die Radialkanäle seitliche Aeste ab,welchefür die Fühler bestimmt s<strong>in</strong>d**). Diese Aeste erst s<strong>in</strong>d es, welche denNamen Fühlerkanäle verdienen. Ihre Zahl sche<strong>in</strong>t immer derjenigender Fühler zu entsprechen, sodass also jeder Fühlerkanal direkt aus e<strong>in</strong>emRadialkanal se<strong>in</strong>en Ursprung nimmt. Ob es auch vorkommt, dass e<strong>in</strong>Fühlerkanal nicht direkt von e<strong>in</strong>em Radialkanal, sondern von e<strong>in</strong>emanderen Fühlerkanal sich abzweigt, ist bis jetzt noch nicht näher untersuchtworden. Die fünf Radialkanäle sche<strong>in</strong>en, soweit Beobachtungenvorliegen, sich bei e<strong>in</strong>er durch 5 theilbaren Fühlerzahl immer <strong>in</strong> gleicherWeise an der Abgabe von Fühlerkanälen zu betheiligen. S<strong>in</strong>d alsobeispielsweise 10 Fühler wie bei Cucmnaria plana (Br.) vorhanden, sogibt jeder Radialkanal jederseits je e<strong>in</strong>en Fühlerkanal für die beiden ihmzunächst liegenden Fühler ab. Bei 15 Fühlern,z. B. bei TrocJiostomathomsonii Dan. <strong>und</strong> Kor., gehen von jedem Radialkanal drei Fühlerkanäleab. Bei 20 Fühlern,z. B. bei Holothuria tubulosa (Gmel.), entspr<strong>in</strong>genvon jedem Radialkanale jederseits zwei Fühlerkanäle. Wie sich dagegendie Radialkanäle bezüglich der Abgabe von Fühlerkanälen bei e<strong>in</strong>er nichtdurch 5 theilbaren Fühlerzahl verhalten, ist noch zu untersuchen.Die Synaptiden haben wir deshalb bis jetzt ausser Acht gelassen,weil ihre Fühlerkanäle (VIII, Ib) <strong>in</strong> scharfem Gegensatze zu allen anderenSeewalzen unmittelbar aus dem R<strong>in</strong>gkanale ihre Entstehungnehmen. Inihrem Verlaufe vom R<strong>in</strong>gkanale bis zum Kalkr<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer Lagebeziehungzu diesem verhalten sie sich ebenso wie die Radialkanäle der*) Nach der etwas verworrenen Darstellung-, welche Vogt <strong>und</strong> Yung (284) von denBeziehungen der „Ambulacralkanäle" zu den „Tentakellf analen" der Cucmnaria planci (Br.)geben, könnte es sche<strong>in</strong>en, als wenn bei dieser Art die Verhältnisse anders lägen als bei denübrigen Dendrochiroten, was aber ke<strong>in</strong>eswegs der Fall ist. Die Tentakelkanäle entspr<strong>in</strong>genauch bei dieser Art nicht unmittelbar aus dem E<strong>in</strong>gkanal, sondern aus den Eadialkanälen.**) Tiedemann (27.S), Jäger (HO) <strong>und</strong> Koren (119) waren der, wie Joh. Müller(184) zeigte, irrthümlichen Ansicht, dass au dieser Stelle die Kadialkanäle durch e<strong>in</strong>en zweiten,vorderen R<strong>in</strong>gkanal mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en seien.


122 Seewalzcn.Übrigen Holothurien. In der Regel entspr<strong>in</strong>gt jeder Fiiblerkanal unmittelbaraus dem R<strong>in</strong>gkauale, sodass ibrer im Ganzen ebensoviele den R<strong>in</strong>gkanalverlassen als Fübler vorhanden s<strong>in</strong>d. Es gibt aber auch Ausnahmenvon dieser Regel, die theils <strong>in</strong>dividueller, theils ansche<strong>in</strong>end specifischerArt s<strong>in</strong>d. So wird von Synapta digitata (Mont.) durch Baur (10) angegeben,dass von ihrem R<strong>in</strong>gkanale mitunter nur 8, 9,10 oder 11 stattder regelmässigen 12 Fühlerkauäle abgehen, dass dann aber so viele derselbensich gabeln, als nöthigist um schliesslich doch alle 12 Fühler zuversorgen. Leider gibt Baur nicht näher an, ob es beliebige oder ganzbestimmte Fühlerkanäle s<strong>in</strong>d, die sich <strong>in</strong> solchen Fällen gabeln; es würdevon Interesse se<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>e genauere Untersuchung diesen Punkt aufzuklären.Ferner fanden Danielssen <strong>und</strong> Koren (50), dass bei ihremAcantJiofrocJms mirdbilis nur 10 Fühlerkanäle den R<strong>in</strong>gkanal verlassen,dass aber zwei derselben sich gabeln <strong>und</strong> auf solche Weise doch jederder 12 Fühler se<strong>in</strong>en Wassergefässsast bekommt; sie konnten auch feststellen,dass es zwei ventrale <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ander gegenüberliegende Fühlerkanäles<strong>in</strong>d, welche sich gabeln. Um aber auf den direkten Ursprung der Fühlerkanäleaus dem R<strong>in</strong>gkanal überhaupt zurückzukommen, möchte ich bemerken,dass von diesem Verhalten der Synaptiden vielleicht doch e<strong>in</strong>eBrücke zu dem der übrigen Holothurien h<strong>in</strong>überführt. Wie verhalten sichdenn die Radialkanäle, welche bei allen anderen Familien die Fühlerkanäles<strong>in</strong>d, zu diesen bei den Synaptiden? E<strong>in</strong>e Beantwortung dieserFrage ist bis jetzt nur <strong>in</strong> sehr beschränktem Maasse möglich, da nure<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Autor, nämlich Hamann (93), bei der e<strong>in</strong>en Art, Synaptadigitata, Beobachtungen gemacht hat, welche sich hier verwenden lassen.Derselbe gibt an, dass die Radialkanäle aus e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Ausbuchtungder Fühlerkanälc ihren Ursprung nehmen. Es stehen also fünf von denzwölf Fühlerkanälen <strong>in</strong> unmittelbarem Zusammenhang mit den Radialkanälen<strong>und</strong> man braucht den Bef<strong>und</strong> Hamann's nur anders zu deutenlim <strong>in</strong> diesen 5 Fühlerkanälen, <strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimmung mit den Fühlerkanälender übrigen Holothurien, Aeste der Radialkanäle zu erkennen; wenn mannämlich das von der Abgangsstelle des Radialkanales bis zum R<strong>in</strong>gkanalreichende Kanalstück dem Radialkanal (als erweitertes Basalstück desselben)zurechnet, statt <strong>in</strong> ihm bereits den „TentakelkanaV'selbst zusehen, so gibt nicht der Fühlerkanal den Radialkaual, sondern umgekehrtder Radialkanal den Fühlerkanal ab. Für die übrigen siebenFühlerkanäle der Sijnapta digitata bleibt aber für die Vergleichung mitHolothurien anderer Familien die frühere Schwierigkeit ihres direktenUrsprunges aus dem R<strong>in</strong>gkanale bestehen <strong>und</strong> lässt sich me<strong>in</strong>es Erachtensnur durch die Annahme lösen, dass bei Synapda digitata (<strong>und</strong>mit entsprechenderAbänderung der Zahlen auch bei den anderen Synaptiden)früher auch diese 7 Fühlerkanäle nicht aus dem R<strong>in</strong>gkanale, sondernaus den Radialkanälen abzweigten, später aber ihren Ursprung auf denR<strong>in</strong>gkanal selbst verlagerten. Diese Ansicht steht <strong>in</strong> engem Zusammenhangemit me<strong>in</strong>er später im entwicklungsgeschichtlichen <strong>und</strong> phylogene-


Wasscrgefässsystc<strong>in</strong>. 123tischen Kapitel zu begründenden Me<strong>in</strong>ung, dass die Synaptiden, im Gegensatzezu der neuerd<strong>in</strong>gs von Semon (237) mit grossem Geschick vertretenenAuffassung, ke<strong>in</strong>eswegs als die relativ ursprünglichsten Holothurienangesehen werden können.Der fe<strong>in</strong>ere Bau der Fühlerkanäle der Synaptidenist durchHamann (93) näher bekannt geworden. Bis auf e<strong>in</strong>en Funkt (denBesitz e<strong>in</strong>er doppelten Muskelschicht) entspricht er dem Bau der übrigenWassergefässkanäle. Von aussen nach <strong>in</strong>nen fand der genannteForscher bei Synapta digitata (Mont.) die folgenden Schichten: 1. e<strong>in</strong>äusseres Epithel, 2. e<strong>in</strong>e den Fühlerkanälen eigenthümliche äussere,der Länge nach verlaufende Muskellage, 3. e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>degewebsschicht,4. e<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>gmuskelschicht, welche e<strong>in</strong>e Fortsetzung der Muskulatur desR<strong>in</strong>gkanales ist, <strong>und</strong> 5. e<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Epithel. E<strong>in</strong>e andere Eigenthümlichkeitder Fühlerkanäle der Synaptiden besteht <strong>in</strong> den von Wyv. Thomson(270)*) an den Jungen der Synapta <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.) entdeckten,später von Hamann (93) an erwachsenen Thieren wieder aufgef<strong>und</strong>enen<strong>und</strong> von Semon (236) bestätigten Semilunarklappen. Dieselbenbef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> dem der Innenseite des Kalkr<strong>in</strong>ges anliegendenAbschnitte der Fühlerkanäle <strong>und</strong> bilden e<strong>in</strong>en taschenförmigen Ventilapparat,welcher den Rückfluss der Wassergetässflüssigkeit aus demFühler <strong>in</strong> den Fühlerkanal verh<strong>in</strong>dern kann. Jede Klappe besteht ause<strong>in</strong>er muskulösen, von Epithel überkleideten Membran von halbmondförmigerGestalt, welche <strong>in</strong> der Weise an die Innenfläche des Fühlerkanalesbefestigt ist,dass ihr freier, concaver Rand dem Fühler, dagegenihr convexer Rand dem R<strong>in</strong>gkanale zugekehrt ist; ihre Muskelfasern verlaufen mit dem freien Rande parallel.7.Fühlerampullen.Wenn der Fühlerkanal am vorderen Rande des Kalkr<strong>in</strong>ges angekommenist um von hier aus se<strong>in</strong>en Weg <strong>in</strong> den Fühlerkanal zunehmen,entwickelt er an dieser Stelle sehr häufig e<strong>in</strong>en kürzeren oderlängeren Bl<strong>in</strong>dsack, welcher sich <strong>in</strong> der Richtung von vorn nach h<strong>in</strong>tenüber die Aussenseite des Kalkr<strong>in</strong>ges lagert <strong>und</strong> entweder se<strong>in</strong>er ganzenLänge nach oder nur mit se<strong>in</strong>er Basis (VlI, 11) an dem Kalkr<strong>in</strong>g befestigt ist.Der Bl<strong>in</strong>dsack führt den Kamen Ftihlerampulle <strong>und</strong> stimmt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>emfe<strong>in</strong>eren Baue durchaus mit dem Fühlerkanale übere<strong>in</strong>, von dem er sichausgestülpt hat. Der Zahl nach entsprechen die Fühlerampullen stetsden Fühlern; <strong>in</strong>sbesondere kommt es niemals vor, dass etwa nur e<strong>in</strong>Theil der Fühler mit Ampullen ausgestattet wäre.*) Die Nummer 270 des Literaturverzeichnisses ist auf Seite 13 durch e<strong>in</strong> Versehene<strong>in</strong>em anderen Autor (Will. Thompson) zugeschrieben, was zu verbessern ist.


124 Seewalzen.Die erste Beobachtimg der Füblerampullenrührt von Bohadsch(30) her, der sie als ,,wurmfürmige Bänder'^ beschreibt; auch 0. J.Müller (188 <strong>und</strong> 189) Hess sie nicht unbemerkt. Beiden aber entg<strong>in</strong>gdie Beziehung der Ampullen zu den Füsschenkanälen <strong>und</strong> so konnten siezu dem auch noch von Cuvier (46) festgehaltenen Irrtbum kommen, dasswelche Tiedemann— sie Speichelorgane <strong>in</strong> ihnen sahen e<strong>in</strong>e Ansicht,(273) mit Kecht zurückwies, <strong>in</strong>dem er gleichzeitig die wahre Natur derFühlerampullen kennen lebrte.In ihrem Vorkommen vertheilen sich dieselben so auf die e<strong>in</strong>zelnenGruppen der Seewalzen, dass sie den Elasipodeu<strong>und</strong> Dendiocbirotenvollständig fehlen, dagegen bei den Synaptiden, Molpadiiden <strong>und</strong> Aspidochiroten<strong>in</strong> der Regel vorhanden s<strong>in</strong>d. Am schwächsten ausgebildet s<strong>in</strong>dsie bei den Synaptiden. Hier treten sie als bläschenförmige Aussackungender Ftthlerkanäle auf, welche sich aussen auf die Verb<strong>in</strong>dungsstellen derKalkr<strong>in</strong>gglieder auflagern. Job. Müller (184) erwähnte ihrer zuerstbei Synax^ta hesclii Jag. <strong>und</strong> S. digitata (Mont.), <strong>und</strong> von der zuletzt genanntenArt beschrieben Baur (10) <strong>und</strong> Hamann (93) sie ausführlicher.Bei den Molpadiiden wurden sie ebenfalls von Job. Müller (184)entdeckt <strong>und</strong> zwar an se<strong>in</strong>er Molpadia chüensis. Seitdem s<strong>in</strong>d sie vonanderen Forschern bei sämmtlicben Gattungen der Molpadiiden constatirtworden, mit alle<strong>in</strong>iger Ausnahme von Eupyrgus, wo Sem per (238) ihrVorkommen <strong>in</strong> Abrede stellte.Durchgängig haben sie bei den Molpadiidenschon die gestreckte, cyl<strong>in</strong>drische, am bl<strong>in</strong>den Ende abger<strong>und</strong>ete oderzugespitzte Gestalt, <strong>in</strong> der wir sie bei den Aspidochiroten antreffen, <strong>und</strong>hängen aucb wie bei diesen frei <strong>in</strong> die Leibeshöhle. Den Höhepunktihrer Entwicklung erreicben sie bei den Aspidochiroten, fehlen hierke<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Art <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d oft von ganz erheblicher Länge. AlsBeispiele für ihre verschiedene Grösse im Innern dieser Familie mögendie folgenden Angaben dienen. Verhältnissmässig kle<strong>in</strong> (kurz) s<strong>in</strong>d siebei Lahidodenias duhiosuni Ludw.,Holoflmria strigosa, subdiUva, pervicaxSei., fusco- c<strong>in</strong>erea Jag., monacaria (Less.); lang bei Milllcria agassim,parvida Sei., Stichopus heferste<strong>in</strong>li Sei., Holothuna atra, scabra Jag., vagah<strong>und</strong>a,languens, verrucosa Sei.; sehr lang bei Mülleria miliaris (Quoy<strong>und</strong> Gaim.), ol)esa Sei., macidata (Br.), Stichopus ananas Jag., Holothuriaimmobilis, coluber, similis Semp.;bei Holothuria caesarea Ludw. werdensie 3 cm lang bei e<strong>in</strong>er Gesammtlänge des Körpers von 11 cm, beiStichopus ftiscus Ludw. 4 cm lang bei 19 cm Körperlänge.Für die Auluahme der Füblerampullen besitzt die Aussenseite desKalkr<strong>in</strong>ges bei den Synaptiden <strong>und</strong> Molpadiiden deutliche Gruben, welchebei den Synaptiden regelmässig so angebracht s<strong>in</strong>d, dass sie den Verb<strong>in</strong>dungsstellenvon je zwei Kalkr<strong>in</strong>ggliedern entsprechen. An der<strong>Bild</strong>ung e<strong>in</strong>er jeder solchen Fühlergrube betheiligen sich also beiden Synaptiden je zwei benachbarte Stücke des Kalkr<strong>in</strong>ges <strong>und</strong> es entsprechendemnacb die Fühler <strong>in</strong> ihrer Stellung eigentlich nicht den Kalkr<strong>in</strong>ggliedern,sondern stehen abwechselnd mit ihnen. Bei den Molpadiiden


Wassergefässsyste<strong>in</strong>. 125verhalten sich 10 von den 15 Fühlcrampullen ebenso zu dem Kalkr<strong>in</strong>ge,wie bei den Synaptideii, d. h. also sie stehen abwechselnd mit den Kalkr<strong>in</strong>ggliedern<strong>und</strong> ihre Fühlergruben werden unter Betheiligung von jee<strong>in</strong>em Kadiale <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Interradiale des Kalkr<strong>in</strong>ges gebildet; für die5 übrigen Fühlerampullen entwickelt sich auf der Aussenselte e<strong>in</strong>es jedenRadialstückes e<strong>in</strong>e diesem alle<strong>in</strong> angehörige Fühlergrube, welche demZwischenraum zwischen der grossen <strong>und</strong> der kle<strong>in</strong>en Z<strong>in</strong>ke (s. S. 87, 88)entspricht.8. Füsschenkanäle.Die Füsschenkanäle treten nur bei manchen Elasipodeu nach ihrem Austritteaus dem Radialkanal sofort <strong>in</strong> die Füsschen e<strong>in</strong>. Gewöhnlich aberverlaufen sie nach aussen von der Quermuskulatur der Körperwand e<strong>in</strong>eStrecke weit parallel mit deren <strong>in</strong>nerer Oberfläche <strong>und</strong> biegen dann erst<strong>in</strong> der Richtung nach der äusseren Körperoberfläche <strong>in</strong> die Höhe umdurch die Lederhaut aufzusteigen <strong>und</strong> <strong>in</strong> das Füsschen, bez. die Ambulacralpapillee<strong>in</strong>zutreten, woselbst sie bl<strong>in</strong>dgeschlossen endigen. An jenerUmbiegungsstelle geben sie <strong>in</strong> der Regel nach <strong>in</strong>nen die nachher zu besprechendeAmpulle ab. Ihre Wandung ist ebenso gebautwie die Wanddes Radialkanales, aus dem sie entspr<strong>in</strong>gen. Ihr Verhalten im Innerender Füsschen <strong>und</strong> Papillen haben wir schon früher (S. 109) kennen gelernt.In der Regel sche<strong>in</strong>en die Füsschenkanäle niemals <strong>in</strong> paariger,sondern <strong>in</strong> beiderseits abwechselnder Stellung aus dem Radialkanal auszutreten,auch dann, wenn äusserlich betrachtet die Füsschen e<strong>in</strong>es jedenRadius <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Reihe geordnet zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en (z. B. beimehreren Ocnus-Arten, vergl. S. 106). Entweder versorgt jeder Füsschenkanalnur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Füsschen,z. B. bei Cuciimaria planci (Br.), frondosa(Gunn.) <strong>und</strong> zahlreichen anderen, oder aber er sendet Nebenästeaus, welche nach kurzem Verlaufe ebenso wie der Hauptstamm e<strong>in</strong>eAmpulle entwickeln <strong>und</strong> durch die Haut h<strong>in</strong>durch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Füsschen e<strong>in</strong>treten,z. B. bei Holotlmria tulmlosa (Gmel.), wo nach Tiedemann(273) jeder Füsschenkanal <strong>in</strong> dieser Weise 4 — 6 Füsschen versorgt.Wie weit derartige e<strong>in</strong>fache <strong>und</strong> verästelte Füsschenkanäle auf diee<strong>in</strong>zelnen Gruppen der pedaten Holothurien vertheilt s<strong>in</strong>d,bedart nochder näheren Untersuchung <strong>und</strong> Feststellung.Unter rudimentären Füsschenkanälen verstehen wir Aeste derRadialkanäle, welche <strong>in</strong> der Haut bl<strong>in</strong>d endigenohne <strong>in</strong> Füsschen e<strong>in</strong>zutreten.Nach Tiedemann sollen solche rudimentäre Füsschenkanäleneben den wohlentwickelten bei Holotlmria tubulosa (GmeL) vorkommen.Ob dem wirklich so ist <strong>und</strong> ob es sich dabei nicht vielleicht nur umvorübergehende Entwicklungszuständewohlentwickelter Füsschenkanälebandelt, kann ebenfalls erst durch neue Untersuchungen klargelegtwerden. Bei den Molpadiiden s<strong>in</strong>d von mehreren Forschern rudimentäreFüsschenkanäle angegeben worden, so von Sem per (238) bei Haplo-


126 Seewalzen.dadyla moIjMdioides iSemp. <strong>und</strong> Caiid<strong>in</strong>a arewaf« (Gould),von Daniel ssen<strong>und</strong> Koren (50) bei ihrem Trochostoma thotnsonii, von Sluiter (241)bei HaplodacUjla hyaloeides Sluit. <strong>und</strong> Caud<strong>in</strong>a caudata (Sluit,); dagegenstellt Teuseher (261) ihr Vorkommen bei Caiid<strong>in</strong>a arenata (Gould) <strong>in</strong>entschiedene Abrede <strong>und</strong> auch bei Eiqyyrgus sollen sie nach Sem permitsammt den Kadialkanälen fehlen. Ob demnach der Besitz rudimentärerFiisschenkanäle auf bestimmte Gattungen <strong>und</strong> Arten der Molpadiidenbeschränkt oder vielleicht doch e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Eigenschaft dieserganzen Familie ist,kann erst durch weitere Untersuchungen aufgeklärtwerden. Schliesslich soll nicht unerwähnt bleiben, dass nach Theel(266) auch bei e<strong>in</strong>igen Elasipoden rudimentäre Fiisschenkanäle vorkommen,z. B. bei Oneiroplianta mutahilis Theel.9. Ftisschenam pullen.An der Stelle, wo der Füsschenkanal umbiegt um durch die Dickeder Haut aufzusteigen ,entsendet er <strong>in</strong> der Richtung nach der Leibeshöhlee<strong>in</strong>e bläschenförmige Aussackung, welche seit Cu vi er (46) bekanntist <strong>und</strong> als Füsschenampulle oder Ambulacralbläschen bezeichnet wird.Entweder lagert sich die Ampulle zwischen Lederhaut <strong>und</strong> Quermuskulaturder Körperwand <strong>und</strong> bleibt dann an ihrer Innenseite von dieser Muskulaturtiberlagert, oder sie drängt die Quermuskulatur ause<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> ragtnunmehr frei <strong>in</strong> die Leibeshöhle h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Im ersteren Falle wollen wirim zweiten Falle als freie bezeichnen.die Ampulle als verdeckte,Die freie Ampulle treibt die Epithelauskleidung der Leibeshöhlevor sich her, sodass sie e<strong>in</strong>en Ueberzug dieses Epithels erhält. Auchim Uebrigen er<strong>in</strong>nert der Bau der freien Füsschenampullen sehr an dender Poli'schen Blasen (S. 117), ohne aber ganz damit übere<strong>in</strong>zustimmen.Es s<strong>in</strong>d zwar, nach Semper (238) <strong>und</strong> Hamann (91), dieselbenWandschichten vorhanden, nämlich von aussen nach <strong>in</strong>nen: 1. äusseresWimperepithel (= Cölomepithel), 2. B<strong>in</strong>degewebsschicht, 3. Muskelschicht,4, <strong>in</strong>neres Wimperepithel, aber die Richtung des Faserverlaufes ist <strong>in</strong>der Muskelschicht <strong>und</strong> zum Theil auch <strong>in</strong> der B<strong>in</strong>degewebsschicht e<strong>in</strong>eandere als bei den Poli'schen Blasen. Die Fasern der Muskelschichtverlaufen <strong>in</strong> den Ampullen der Länge nach, während die Fasern der<strong>in</strong>nersten B<strong>in</strong>degewebslage r<strong>in</strong>gförmig angeordnet s<strong>in</strong>d. Dazu kommt,dass nach Hamann die von der Fühlerampulle durchbrochene Quermuskulaturder Körperwand sich um den basalen Theil der Ampullezu e<strong>in</strong>er als Sph<strong>in</strong>kter functionirenden R<strong>in</strong>gmuskulatur gruppirt. Balds<strong>in</strong>d die freien Füsschenampullen sehr kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> kaum bemerkbar,z. B.bei Holothma atra Jag., coluher Semp., Thyone ovidum Sei., oder sies<strong>in</strong>d kräftig entwickelt, e<strong>in</strong> bis mehrere mm gross, <strong>und</strong> hängen danndeutlich erkennbar frei <strong>in</strong> die Leibeshöhle, wie z. B. bei Midkria mauritiana(Quoy <strong>und</strong> Gaim.), macidafa (Br.), agass<strong>in</strong>i Sei., HolotJmriamarmorata (Jag.),luhrica Sei., similis, grä/fn, Semp., Oucmvaria frondosa


Wassergefässsystem. 127(Gunn.), m<strong>in</strong>iata (Br.), PlujTlopliorus perspicillum (Sei.), Thyonc sacellus(Sei.), Bliopalod<strong>in</strong>a lagcniformis Gray. Dass sie <strong>in</strong> ihrer Anordnung' dieStellung der zugehörigen Füsschen wiederholen,braucht kaum besondersangegeben zu werden; nur <strong>in</strong>soweit, als sie <strong>in</strong> den Bereich der Längsmuskelnder Körperwand fallen, werden sie von diesen zur Seitß gedrängt<strong>und</strong> ragen dann, nicht selten <strong>in</strong> dichter Keihe, an den Rändernder Längsmuskeln hervor. Ihrer Form nach s<strong>in</strong>d sie bei den Aspido<strong>und</strong>Dendrochiroten gewöhnlich oval oder länglich, mit glatter Oberfläche.Bei den Elasipoden kommen sie <strong>in</strong> dieser e<strong>in</strong>fachen Gestalt nur an denRückenpapillen von Ilyodaemon macidaius Thcel vor, wo sie zugleichdie ansehnliche Grösse von 10 — 15 mm erreichen. Bei e<strong>in</strong>igen anderenDeimatiden jedoch s<strong>in</strong>d zwar auch freie, den meisten Elasipoden fehlendeAmpullen vorhanden,aber sie haben nicht mehr die e<strong>in</strong>fache Blasenform,sondern s<strong>in</strong>d mit kurzen Bl<strong>in</strong>dsäcken besetzt; derartige „verästelte"freie Ampullen beschreibt Theel (266) an den Rückenpapillenvon Orphnurgus asper <strong>und</strong> Panni/chia iHoseleyi Theel.Verdeckte Ampullen {„amhulacrcd cavities'^ Theel") s<strong>in</strong>d bisletzt nur von Elasipoden bekannt. Ebenso wie die freien Ampullen s<strong>in</strong>dsie entweder e<strong>in</strong>fach, d. h. unverästelt, oder verästelt. In e<strong>in</strong>facherGestalt treten sie an den Füsschen (<strong>und</strong> Papillen) der Gattung Ladmogone(unter den Deimatiden) <strong>und</strong> der meisten Elpidiiden auf, Gewöhnlichstellt jede dieser Ampullen (VII, 13) e<strong>in</strong>en flachen, geräumigen Sack vor, deran se<strong>in</strong>er Basis, d. h, da wo er sich mit dem Füsschenkanal verb<strong>in</strong>det,viel breiter ist als an se<strong>in</strong>em bl<strong>in</strong>den Ende; die Ampullen der Füsschens<strong>in</strong>d ferner quer zur Längsaxe des Körpers gestellt <strong>und</strong> reichen von denseitlichen ventralen Radien aus e<strong>in</strong>e beträchtliche Strecke weit <strong>in</strong> dieventralen Interradien. Die Blasen der h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander gelegenen FüsschenampuUens<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Längsrichtung des Körpers oft so stark verbreitert, dasssie sich gegenseitig berühren (VII, 13). Nach Danielssen <strong>und</strong> Koren(50) besitzen sie bei Kolga liijal<strong>in</strong>a sowohl R<strong>in</strong>g- als Längsmuskulatur,während Theel (263) ihnen bei Elpidia glacialis nur R<strong>in</strong>gmuskulaturzuspricht. — Verästelte, d. h. mit e<strong>in</strong>fachen oder gegabelten Bl<strong>in</strong>dsäckenbesetzte, bedeckte Ampullen werden bei den Gattungen Onciroplianta, Dcima,Orphnurgus, Ilyodaemon ^ Pannyehia (also fast allen Deimatiden) <strong>und</strong> beiAcMyonice (unter den Elpidiiden) augetroffen (VII, 14); bei Oneivoplianta<strong>und</strong> JDelma sowohl an den Füsschen als auch an den Papillen, bei denübrigen nur an den Füsschen. Bei Orplmurgus scahcr Theel ereignetes sich, dass e<strong>in</strong>e verästelte Füsschenampulle zum Theile verdeckt liegt,zum anderen Theile frei <strong>in</strong> die Leibeshöhle hängt, <strong>und</strong> so den Beweisliefert, dass e<strong>in</strong>e scharfe Grenze zwischen freien <strong>und</strong> verdeckten Ampullennicht vorhanden ist.Bei den Psychropotiden s<strong>in</strong>d überhaupt ke<strong>in</strong>erlei Ampullen zur Entwicklunggelangt, dafür s<strong>in</strong>d aber bei ihnen die Füsschenkanäle durche<strong>in</strong> weiteres Lumen ausgezeichnet. Ob auch bei anderen Familien e<strong>in</strong>völliger Mangel der Ampullen vorkommt, bedarf noch der Untersuchung.


128 Seewalzen.10. Homologie der Fühler <strong>und</strong> Fiis sehen.In ihrem fe<strong>in</strong>eren Baue, <strong>in</strong> ihrer Beziehung zu den Radialkanälendes Wassergel'ässsystemes <strong>und</strong> ihrer, wenn auch nicht immer vorhandenenVerb<strong>in</strong>dung mit Fühleranipullen zeigen die Fühler so viele Aehnlichkeitenmit den Füsschen <strong>und</strong> FüsschenampuUen, dass seit Tiedemann <strong>und</strong>Job. Müller alle Forscher <strong>in</strong> der Ansicht e<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d, dass Fühler <strong>und</strong>Füsschen morphologisch glcichwerthige Gebilde darstellen. Die Nervenversorgungstimmt zwar nicht ganz dazu, weil die Fühlernerven nichtwie die Füsschennerven direkt von den Radialnerven, sondern vomR<strong>in</strong>gnerven herkommen; <strong>in</strong>dessen fällt dieser Umstand gegenüber dersonstigen Uebere<strong>in</strong>stimmung nicht weiter <strong>in</strong>s Gewicht. Wenn nun aberauch die allgeme<strong>in</strong>e Homologie der Fühler <strong>und</strong> Füsschen allseitig zugestandenwird, so fragt es sich doch noch, wie weit sie sich im E<strong>in</strong>zelneudurchfuhren lässt; <strong>in</strong>sbesondere erhebt sich die Frage,ob der Fühlere<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Füsschen oder e<strong>in</strong>er Gruppe von Füsschen entspricht.Semper (238) vertrat die letztere Ansicht <strong>und</strong> da er zugleich derE<strong>in</strong>zige ist, der Gründe dafür anführt, so kann ich mich auf e<strong>in</strong>e Besprechungse<strong>in</strong>er Auffassung beschränken. Er stützt sich auf zwei Gesichtspunkte:1. dass der Fühlerkanal dem Radialkanal entspreche; wiedieser die Füsschenkanäle abgebe, so entsende jener Zweige <strong>in</strong> die Fiederästchen,Endläppchen <strong>und</strong> Zweige der Fühler. 2. Der Fühler selbstahme bei e<strong>in</strong>zelnen Dendrochiroten, z. B. bei Ocnus pygmaeus Semp., <strong>in</strong>se<strong>in</strong>en Endverästelungen die Gestalt der Füsschen nach. Der erste dieserGründe wird aber dadurch h<strong>in</strong>fällig, dass der Fühlerkanal nur e<strong>in</strong> Seitenaste<strong>in</strong>es Radialkanales ist, also nicht das Homologon des Radialkanalesselbst se<strong>in</strong> kann. Der zweite Gr<strong>und</strong> wäre nur dann von Belang, wenndie Füsschen niemals Verästelung zeigten, <strong>und</strong> er erledigt sich durch dieThatsache, dass verästelte Füsschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fällen vorkommen.So beobachteten Hertens <strong>und</strong> ich (154) e<strong>in</strong>zelne gegabelte Füsschenbei Cucumaria m<strong>in</strong>iata (Br.) <strong>und</strong> C. planci (Br.). Mir sche<strong>in</strong>t es demnach,dass der e<strong>in</strong>zelne Fühler nicht e<strong>in</strong>er Füsschengruppe, sondern e<strong>in</strong>eme<strong>in</strong>zelnen Füsschen homolog ist, sich aber morphologisch <strong>in</strong> der Regel(denn es gibt ja auch e<strong>in</strong>fach f<strong>in</strong>gerförmige Fühler) dadurch von demFüsschen unterscheidet <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e höhere Entwicklungsstufe desselben darstellt,dass er Aeste oder Endläppcheu abgibt, während die Füsschendas nur ausnahmsweise thun.11. Ste<strong>in</strong>kanal.Der Ste<strong>in</strong>kanal (auch Sand- oder Madreporenkanal genannt) verdanktse<strong>in</strong>en Namen der Gegenwart kalkigerSkelettheile <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erWandung. Mit dem e<strong>in</strong>en (= <strong>in</strong>neren) Ende steht er mit dem R<strong>in</strong>gkanaldes Wassergefässsystemes <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung, während das andere (= äussere)


Wassergefässsysteni. 129Ende zu e<strong>in</strong>er diirch]()cherten Anschwelliiug vergrössert ist,welche mitBezug auf das entsprechende Organ der Seesterne <strong>und</strong> Seeigel den Namendes Madreporenabschnittes oder der Madreporenplatte führt.Tiedemann(273) kannte bereits den Ste<strong>in</strong>kanal der Ilolotkuria tubulosa (Gmel.), dochblieb ihm die Zugehörigkeit desselben zum Wassergefässsystemso sehrverborgen, dass er dar<strong>in</strong> das männliche Geschlechtsorgan vermuthenkonnte — e<strong>in</strong>e Ansicht, welche auch durch Delle Chiaje (38, Voll)<strong>und</strong> Jäger (110) vertreten wurde. Krohn (122) war der Erste, welcherdieser Auffassung widersprach; mit Rücksicht auf die von ihm entdeckteMündung des Kanales <strong>in</strong> den R<strong>in</strong>gkanal sprach er denselben als Homologondes gleichnamigen Gebildes der Seesterne an <strong>und</strong> wurde <strong>in</strong> dieserDeutung bestärkt durch die Wahrnehmung, dass die Wand des Kanalesverkalkt ist,wie das übrigens gleichzeitig auch G o o d s i r [bei F o r b e s(64)] <strong>und</strong> früher schon Jäger bemerkten. Siebold (240) wies gleichfallsdie Deutung des Ste<strong>in</strong>kanales als Hoden zurück, verfiel aber <strong>in</strong> denanderen Irrthum ihn für e<strong>in</strong> Speichelorganzu halten. An derselbenMe<strong>in</strong>ung hielt Leydig (143) auch dann noch e<strong>in</strong>e Zeit lang fest, alsJ. Müller (184 <strong>und</strong> 180) den endgültigen Nachweis von der Richtigkeitder Krohn'schen Ansicht dadurch erbracht hatte, dass er das äussereEnde des Ste<strong>in</strong>kanales <strong>in</strong> derselben Weise von Poren durchsetzt fandwie die Madreporenplatte der Seesterne <strong>und</strong> Seeigel. MerkwürdigerWeise hat später Selenka (299) das Vorhandense<strong>in</strong> dieser sehr leichtzu erkennenden Poren <strong>in</strong> Abrede gestellt, während Semper (238) <strong>und</strong>alle folgenden Forscher, welche den Bau des Ste<strong>in</strong>kanals untersuchten,den Bef<strong>und</strong> von J. Müller bestätigten.a. Form, Grösse, Farbe. Fast immer hat der Ste<strong>in</strong>kanal die Gestalte<strong>in</strong>es kürzereu oder längeren cyl<strong>in</strong>drischen Rohres, dessen Dicke(bis 1 mm <strong>und</strong> darüber) im Verhältniss zur Länge (bis 2 cm <strong>und</strong> darüber)<strong>in</strong> der Regel als e<strong>in</strong>e ziemlich beträchtliche bezeichnet werden kann.Auffallend langist der Ste<strong>in</strong>kanal bei e<strong>in</strong>zelnen Aspidochiroten nament-,lich bei Holoflmria — scahra Jag. ,wo er (e<strong>in</strong>schliesslich des Madreporen-Abschnittes) V4 V3 solang wie der bis 30 cm lange Körper wird, <strong>und</strong>bei HoIotJmria impatiens (Forsk.), wo er mitunter e<strong>in</strong>e Länge von 10 cmerreicht. Besonders kurz (nur wenige mm messend) ersche<strong>in</strong>t er dagegenbei manchen Arten, welche sich zugleich durch e<strong>in</strong>e sehr grosse Zahlvon Ste<strong>in</strong>kanälen auszeichnen, z. B. bei Synapta gldbra Semp., Cucumariamaculafa Semp., japonica Semp., ColocJiirus tristis Ludw., Pseiidocucmnisacicula (Semp.), Ilolotlmria flavo-maculafa Semp., cdidis Less. u. a.S<strong>in</strong>d mehrere oder viele Ste<strong>in</strong>kauäle vorhanden, so s<strong>in</strong>d sie unter sichoft sehr ungleich au Grösse; gewöhnlich zeichnet sich alsdann der dorsal<strong>und</strong> am meisten median stehende vor den übrigen durch e<strong>in</strong>e beträchtlichereLänge aus, so z. B. bei Holotlmria graeffei Semp., ColocJürus rpiadrangularis(Less.), jagorii Semp., Thyone saceUus (Sei.)u. a. Aber auch bei e<strong>in</strong> <strong>und</strong>derselben Art schwankt die Grösse des oder der Ste<strong>in</strong>kanäle oft sehr erheblichbei den e<strong>in</strong>zelnen Individuen.Bronn, Klassen dos Tliier-Eeiclis. II. 3. M


130 Seewalzen.Gewöhnlich nimmt der Ste<strong>in</strong>kanal ke<strong>in</strong>en geraden, sondern e<strong>in</strong>enbald mehr bald weniger gebogenen oder Sförmig gekrümmten oder auchspiraligen oder nnregelmässig gew<strong>und</strong>enenVerlauf. Se<strong>in</strong> äusseres zurMadreporenplatte umgestaltetes Ende stellt meistens e<strong>in</strong>e köpfchenförmige(VIII, 1), annähernd kugelige, bläschen- oder knopff'örmige Verdickungdar. In anderen Fällen ist der Madreporenabschnitt mehr länglich gestreckt,ei-, kolben-, birn- oder sackförmig (VIII, 7) oder auch (z. B. beiHolothuria mexicana Ludw.,marenzellcri Ludw,,lubrica Sei.) seitlichcomprimirt, lanzettförmig oder e<strong>in</strong>er gefalteten Platte ähnlich (VIII, 6).Nur selten gibt der Ste<strong>in</strong>kanal Nebenäste ab, von denen dann jeder fürsich an se<strong>in</strong>em Aussenende e<strong>in</strong> Madreporenköpfchen trägt. So kommtes schon bei Thyone huccalis Stimps. vor,dass unter den zahlreichen Ste<strong>in</strong>kanälendieser Art der dorsalgelegene zwei knopfförmige Madreporenplatteuträgt; bei SynapiM heselii Jag. (VIII, 4) <strong>und</strong> noch deutlicher beiThyone chüensis Semp.ist der oder die Ste<strong>in</strong>kanäle mit mehreren Nebeuästenversehen.Meistens zeichnet sich der Ste<strong>in</strong>kanal <strong>und</strong> noch mehr se<strong>in</strong> Madreporenabschnittdurch e<strong>in</strong>e weissliche oder gelbliche Färbung aus, welche zumTheile durch die e<strong>in</strong>gelagerten Kalkkörper hervorgerufen wird <strong>und</strong> amMadreporenabschnitt sich mitunter (z. B. bei Orcida tenera Ludw., Phyllo-Xjliorus hrochi Ludw., Holothuria ciphancs Lamp. u. a.) bis zu bräunlichgelboder braun verdunkelt.b.Zahl. Die Zahl der Ste<strong>in</strong>kanäle unterliegt zwar grossen Schwankungen,doch nicht entfernt <strong>in</strong> dem gleichen Maasse wie die Zahl der Poli'schenBlasen. Bei den allermeisten Seewalzen ist nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Ste<strong>in</strong>kanalvorhanden. Bei den Molpadiiden <strong>und</strong> den drei Familien der Elasipodenist ke<strong>in</strong> Fall von mehr als e<strong>in</strong>em Ste<strong>in</strong>kanal bekannt. Alle derartigenFälle gehören vielmehr den drei übrigen Familien der Seewalzen an.Wenn wir diese Familien sowohl nach der relativen als der absolutenZahl derjenigen Arten, die nach unseren jetzigen Kenntnissen mehr alse<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong>kanal haben oder haben können, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e aufsteigende Reiheordnen, so stehen die Syuaptiden zu unterst, dann folgen die Dendrochiroten,dann die Aspidochiroten. Bei den S3^naptiden kennen wir5 Arten oder r<strong>und</strong> aller ^/jg bekannten, welche mehr als e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong>kanalaufweisen; bei den Dendrochiroten s<strong>in</strong>d es 16 Arten oder etwa ^lo ^^^^^'bekannten <strong>und</strong> bei den Aspidochiroten 27 (vielleicht auch 28 oder 29?)oder ungefähr Ve^ll^i' bekannten. Des Näheren ist es unter denSynaptiden lediglich die Gattung Synapta, welche jene5 Arten liefert:heselii Jag., vittata (Forsk.), serpent<strong>in</strong>a J. MülL, glabra <strong>und</strong> grisea Semp.Unter den Dendrochiroten vertheilen sich jene 16 Arten auf die GattungCucmnaria mit 5 (i)iacidata , japonica, glaberrima Semp., m<strong>in</strong>iata (Br.),exigua Ludw.), Thyone mit 4 (sacellus (Sei.), Ovulum (Sei.), hucealis Stimps.,chilensis Semp.), Colochirus mit 3 (quadrangularis (Less.), jagorii Semp.,tristis Ludw.), Phyllophorus mit 3 (schmeltm (Ludw.), perspicillum (Sei.),<strong>in</strong>compertus (Theel) <strong>und</strong> Fseudocucumis mit 1 Art (acicula (Semp.). Bei


Wasserg-efilsssystem . 131den Aspidocliiroten setzen sieb Jene 27 Arten aus nur e<strong>in</strong>er Sticliopus-Art(keferste<strong>in</strong>ü Sei.), dagegen 26 HolofJmria- Artan zusammen.Etwas anders gestaltet sich die Beziehung der drei genannten Familien,wenn man die betreffenden Arten darauf prüft, ob die Vermehrung ihrerSte<strong>in</strong>kanälesich <strong>in</strong> bescheidenen Grenzen bewegt oder zu grösseren Zahlenaufsteigt. Dann zeigt sich, dass es gerade die Aspidochiroten s<strong>in</strong>d, beidenen die Vermehrung oft nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge ist, während sie bei denSynaptiden <strong>und</strong> Dendrochiroten fast immer e<strong>in</strong>en hohen Grad erreicht.So besitzen die sämmtlichen oben aufgeführten Synapta-Arien e<strong>in</strong>e grosseMenge von Ste<strong>in</strong>kanälen <strong>und</strong> ebenso verhalten sich Cucumaria maculata,nimiata, japonica, Colocliirus qtiadrangularis, jagorii, tristis, Thpone Imccalis,eJiüensis, Pseudocucumis aciciila, Pliyllopliorus scimieltsii, perspicülum, <strong>in</strong>compertus;20 — 30 Ste<strong>in</strong>kanäle s<strong>in</strong>d vorhanden bei Cucumaria glaherrima,8— 20 bei Thyone sacellus, 5 bei Thyone Ovulum <strong>und</strong> 2 oder auch nur 1bei Cucumaria exigua. Dagegen gibt es unter jenen 27 Aspidochirotene<strong>in</strong>e ganze Anzahl, bei denen die Vermehrungder Ste<strong>in</strong>kanäle nur <strong>in</strong>ger<strong>in</strong>gem Maase e<strong>in</strong>tritt; so s<strong>in</strong>d deren bei Holothuria parclalis Sei. 1 — 2,luhrica Sei. 1— 3, trimcata Lamp. 2, maculata (Br.) 1 — 3, helleri v. Marenz. 3,m<strong>in</strong>ax Theel 4,mammata Grube, j9oZi <strong>und</strong> stellati D. Chiaje 1—5, c<strong>in</strong>crascens(Br.) 1 — 5 (seltener bis 10), <strong>in</strong>ornata Semp. 5 — 6, caesarea Ludw. 7,cclulis Less. 2— 8, flavo-maculata Semp. 5 — 10, signata Ludw. 10, tubulosa—(Gmel.) 1 -16, immohilis Semp. 3 12, graeffei Semp. 13 beobachtet worden.Daneben steht e<strong>in</strong>e verhältnissmässig ger<strong>in</strong>gere Zahl von Arten mit nochgrösserer Menge von Ste<strong>in</strong>kanälen; so werden von Holothuria aethiops(Br.) 16 — 20, occidentalis Ludw. 21, sulcata Ludw. 22, africana Theel10— 32, mexicana Ludw. 11 — 40, atra Jag. (1)— 10 — 60, chilensis Semp.60 — 80 <strong>und</strong> von verrucosa Sei. <strong>und</strong> SHchopus heferste<strong>in</strong>ii Sei. zahlreicheangegeben.In der Mehrzahl der Fälle ist das Auftreten überzähliger Ste<strong>in</strong>kanälevon e<strong>in</strong>er Vermehrung der Poli'schen Blasen begleitet. Unter den 48vorh<strong>in</strong> aufgeführten Arten s<strong>in</strong>d nämlich nur 13, bei denen e<strong>in</strong>e Vermehrungder Poli'schen Blasen bis jetzt noch nicht festgestellt ist,nämlich: Cucumariajaponica, die 3 oben erwähnten Colocliirus - Arten, Sticliopus hefersie<strong>in</strong>ii,Holothuria maculata, mcimmata, poli, stellati, helleri, m<strong>in</strong>ax, <strong>in</strong>ornata<strong>und</strong> graeffei.c. Lage. Ist nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Ste<strong>in</strong>kanal vorhanden, so liegt erausnahmslos an der dorsalen Seite des R<strong>in</strong>gkanales ziemlich genau <strong>in</strong>der Medianebene, also der Poli'schen Blase gegenüber (VII, 9, VlII, 1).Nur selten rückt er um e<strong>in</strong> Ger<strong>in</strong>ges aus der Medianebene heraus <strong>und</strong>sche<strong>in</strong>t alsdann, wenigstens bei den Aspidochiroten, die rechte Körperhälftezu bevorzugen, so z. B. bei Stichopus sitchaensis (Br.), Holothuria(dhiventer Semp., decorcda v. Marenz., lagoena Haacke, lamperti Ludw.;er kann aber auch etwas nach l<strong>in</strong>ks rücken, wie es z. B. von Holothuriaaphanes Lamp. angegeben wird. Bei den übrigen Familien lässt siche<strong>in</strong>e derartige Bevorzugung der rechten Körperhälfte noch weniger be-9*


132 Seewalzen.stimmt behaupten, da die vorliegenden Artbeschieibungenauf dieses Verhältnissgewöhnlich ke<strong>in</strong>e Rücksicht nehmen. E<strong>in</strong>e leichte Verschiebungnach rechts wird erwähnt von Ocnus tppicus Theel, Cucumaria JdrchshergiiHell., Kolga hyal<strong>in</strong>a Dan. <strong>und</strong> Kor., Acantlwtroclms mirahiUs Dan. <strong>und</strong> Kor.,dagegen nach l<strong>in</strong>ks von Cucumaria chierchiae Ludw., Haplodacfyla australisSemp., hjM abyssicola Dan. <strong>und</strong> Kor., Synapta ors<strong>in</strong>ii Ludw., Cliiridoiapisanü Ludw. <strong>und</strong> roüfera (Pourt.).Vermehrt sich die Zahl der Ste<strong>in</strong>kanäle, so besetzen sie zunächte<strong>in</strong>en grösseren Bezirk der dorsalen Hälfte des R<strong>in</strong>gkanales, rücken aberschliesslich bei noch weiterer Zunahme ihrer Zahl auch auf die ventraleSeite, bis sie schliesslich auf den ganzen Umkreis vertheilt s<strong>in</strong>d. So gehörenz. B. die Ste<strong>in</strong>kanäle der Thyone saceUus (Sei.) noch alle derDorsalseite an; bei Cucumaria maculata Semp. gehen e<strong>in</strong>ige von ihnenbereits auf die Bauchseite über; bei ColocJiirus quadrangularis (Less.)sitzen sie schon r<strong>in</strong>gsum, s<strong>in</strong>d aber noch an der Dorsalseite dichter gedrängt;bei Pseudocucumis acicula (Semp.) <strong>und</strong> PJiyUopliorus <strong>in</strong>compertusTheel sche<strong>in</strong>en sie schliesslich <strong>in</strong> ganz gleichmässiger Vertheilung r<strong>in</strong>gsuman dem R<strong>in</strong>gkanale zu hängen. Letzteres ist auch der Fall bei denzahlreichen R<strong>in</strong>gkanälen der Synapta serpent<strong>in</strong>a J. Müll. ,S. glahra <strong>und</strong>grisea Semp. Bei den Aspidochiroten dagegen sche<strong>in</strong>t es niemals zue<strong>in</strong>er solch' gleichmässigen, auch auf die Bauchseite des R<strong>in</strong>gkanalessich erstreckenden Anordnung der Ste<strong>in</strong>kanäle zu kommen. Wo wir <strong>in</strong>dieser Familie e<strong>in</strong>er grösseren Zahl von Ste<strong>in</strong>kanälen begegnen, ordnensich dieselben stets zu Büscheln, selten nur e<strong>in</strong>em, meistens zwei, welchezu beiden Seiten des dorsalen Mesenteriums ihre Stellung e<strong>in</strong>nehmen, soz. B. bei Stichop'us licferstemll Sei., HolotJmna africana Theel, edtdis Less.,atra Jag., signata Ludw., cliüensis Semp., occidentalis, sidcata, mexicanaLudw., aethiops (Br.), graeffei Semp.u. a.Die mit mehr als e<strong>in</strong>em Ste<strong>in</strong>kanal ausgerüsteten Aspidochirotenzeigen ferner die Eigeuthümlichkeit, dass sie dieselben Bevorzugungender rechten Körperhälfte erkennen lassen, von welchen vorh<strong>in</strong> bei nure<strong>in</strong>em Ste<strong>in</strong>kanal die Rede war; <strong>in</strong> der Regel erhält nämlich ihre rechteKörperhälfte e<strong>in</strong>e grössere Anzahl Ste<strong>in</strong>kanäle als die l<strong>in</strong>ke. Setzen wirdie Zahl der l<strong>in</strong>ks gelegenen Ste<strong>in</strong>kanäle l<strong>in</strong>ks von e<strong>in</strong>em senkrechtenStriche <strong>und</strong> die Zahl der rechts gelegenen rechts davon, so erhalten wirz. B. bei Ilolothuria m<strong>in</strong>ax Theel die Formel 1|3 <strong>und</strong> <strong>in</strong> derselben Weisefür Hol. c<strong>in</strong>erascens (Br.) 1|4, macidata (Br.) 0|3 <strong>und</strong> Ojl, wimohiUs Semp2|10 <strong>und</strong> 0]3, atra Jag. 4|6, lielleri v. Marenz. 1|2, signata Ludw. 4 62)oU D. Chiaje Ojl <strong>und</strong> 2j3, occidentalis Ludw. 9|12, siäcata Ludw. 8|14,<strong>in</strong>ornata Semp. 015 — 6. Weit seltener s<strong>in</strong>d die Fälle, <strong>in</strong> welchen l<strong>in</strong>kse<strong>in</strong>e grössere Anzahl von Ste<strong>in</strong>kanälen angetroffen wurde als rechts, sobei Holotlmria c<strong>in</strong>erascens (Br.)8— 10|0, flavo-maciäata Semp. 8|5 <strong>und</strong> 5|0,graeffei Semp. 12|2, mexicana Ludw. 813.d. Befestigung. Mit se<strong>in</strong>em <strong>in</strong>neren Ende steht der Ste<strong>in</strong>kanalstets mit dem R<strong>in</strong>gkanale<strong>in</strong> unmittelbarem Zusammenhang, während er


Wasscrgef.'isssyriteui.1 3oiu se<strong>in</strong>em übrigen Verlaute manchen Verschiedenlieiten unterliegt. Beiden Elasipodenist er se<strong>in</strong>er ganzen Längenach an des dorsale Mesenteriumangelöthet <strong>und</strong> schliesslich mit se<strong>in</strong>em Aussenende an die Körperwandselbst angeheftet. Die Stelle dieser Befestigung an die Körperwand,die wir nachher (S. 134) noch <strong>in</strong> ihrem fe<strong>in</strong>eren Verhalten kennen lernenwerden, bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em grösseren oder ger<strong>in</strong>geren Abstände von demFühlerkranze, genau<strong>in</strong> der dorsalen Medianl<strong>in</strong>ie. Bei e<strong>in</strong>em Theile derMolpadiiden, nämlich den Gattungen TrocJwsfoma <strong>und</strong> Anhjroderma, sowieauch bei e<strong>in</strong>er Aspidochirote, Holotliuria lactea Theel, ist der Ste<strong>in</strong>kanal<strong>in</strong> ähnlicher Weise festgelegt. Bei anderen Molpadiiden aber, z. B. beiMolpadia^ TIaplodadyla, Caud<strong>in</strong>a, hat er die Verb<strong>in</strong>dung m\i der Leibeswandaufgegeben, sodass er nunmehr nur noch am dorsalen Mesenteriumse<strong>in</strong>er ganzen oder fast se<strong>in</strong>er ganzen Länge nach angewachsen ist.Dieser Zustand wird von den Synaptiden <strong>und</strong> Dendrochiroten, soweitdieselben nur e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Ste<strong>in</strong>kanal besitzen, als Regel festgehalten;auch manche Aspidochiroten zeigen das Gleiche, z. B. Holothuria chaUengeriTheel, nmrrayl Theel, catanensis Grube, captiva Liidw,, tenuissima Semp.,sowie fast alle Mülleria- <strong>und</strong> Stichopus-Arten. Bei den allermeistenAspidochiroten aber löst sich die Verb<strong>in</strong>dung des Ste<strong>in</strong>kanales mit demMesenterium, sodass er nunmehr frei vom R<strong>in</strong>gkanale <strong>in</strong> die Leibeshöhleherabhängt; dasselbe gilt von allen überzähligen Ste<strong>in</strong>kanälen.e. Bau. Für die Schilderung des Baues empfiehlt es sich denMadreporenubschnitt des Ste<strong>in</strong>kanales erst dann <strong>in</strong>s Auge zu fassen, wennwir vorher se<strong>in</strong>en Kanalabschnitt, welcher vom R<strong>in</strong>gkanal bis zum Madre-haben. Dieser Kanalabschnittporenabschnitt reicht, kennen gelerntist oberflächlich von dem Epithel der Leibeshöhle überzogen; darunterfolgt e<strong>in</strong>e dicke B<strong>in</strong>degewebslage <strong>und</strong> zu <strong>in</strong>nerst e<strong>in</strong>e das Lumen desKanales auskleidende Epithelschicht. Die B<strong>in</strong>degewebslage entbehrtjeglicher E<strong>in</strong>lagerung von Muskelfasern, sodass der Ste<strong>in</strong>kanal den e<strong>in</strong>zigenganz muskelfreien Theil des Wassergefässsystemes darstellt. Ausserschwach entwickelten Fasern, zahlreichen B<strong>in</strong>degewebszellen <strong>und</strong> Wanderzellenunterscheidet man <strong>in</strong> der B<strong>in</strong>degewebslage <strong>in</strong> der Regel auch nochkalkige Skelettheile (VIII, 2), welche bald als gesonderte Kalkkörper,bald als e<strong>in</strong> zusammenhängendes Kalknetz auftreten. Die Kalkkörperhaben meistens die Form unregelmässig gekrümmter oder auch verästelterKalkstäbe, oder nähern sich <strong>in</strong> ihrer Gestalt den <strong>in</strong> der Körperwandderselben Art bef<strong>in</strong>dlichen Kalkkörpern; mitunter,z. B. bei Trochostomafho<strong>in</strong>sonii Dan. <strong>und</strong> Kor., können sie sich r<strong>in</strong>gförmig um die Längsaxedes Ste<strong>in</strong>kanales anordnen. Nur selten fehlen die kalkigen E<strong>in</strong>lagerungenganz oder fast ganz, so z. B. bei Ocnus <strong>in</strong>ibricatus Semp., Cucumariatenuis Ludw., Elpidia glacicdis, purpurea, Scotoplanes murrayi, Peniagonewyvülii, v'drea, Kolcja nana Theel, Kolga liyal<strong>in</strong>a <strong>und</strong> Irpa abyssicola Dan.rmd Kor. Das Innenepithel wurde von Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) beiihrer Kolga liyal<strong>in</strong>a, sowie von Theel (266) bei se<strong>in</strong>em Ilyodaemon macidatusals aus langen, cyl<strong>in</strong>drischen Zellen gebildet beschrieben. E<strong>in</strong>er genaueren


134 Scuwalzcii.Untersuchung- wurde dasselbe erst durch Hamann (93) unterworfen,welcher die bemerkenswerthe Thatsache feststellte, dass das Innenepithelke<strong>in</strong> gleichartiges Verhalten zeigt, sondern an der e<strong>in</strong>en Seite des Lumensviel höher ist als an der gegenüberliegenden (VIII, 2). Eigene Beobachtungenan Cucuniaria planci (Br.), Holotlmna poli Delle Chiaje, tuhulosa(Grael,), grisea Sei., Stkliopus regalis (Cuv.), Thyone fusus (0. F. Müll.),Synapta digitata (Mont.) <strong>und</strong> Caud<strong>in</strong>a arenata (Gould) setzen mich <strong>in</strong>den Stand diese Angabe Hamann 's zu bestätigen. Ich kann abernicht f<strong>in</strong>den, dass die Seite des Ste<strong>in</strong>kanals, welche das niedrigere Epithelbesitzt, regelmässig diejenige welche dem Mesenterium zunächst ist, liegt,wie Hamann das für Synapta digitata behauptet; e<strong>in</strong>e bestimmte Gesetzmässigkeitsche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht nicht vorzuliegen. Das niedrigeEpithel wird von annähernd kubischen Zellen gebildet <strong>und</strong> geht allmählich<strong>in</strong> das durchschnittlich 4 — 10 mal so hohe Cyliuderepithel über, dessenfadenförmig gestreckte Zellen bei Synapta digitata e<strong>in</strong>e Längevon etwa0,05, bei HolotJmria tuUdosa e<strong>in</strong>e solche von 0,024 mm haben. BeideTheile des Innenenpithels tragen nach Hamann Wimpern, welche aufdem niedrigen Bezirke viel kle<strong>in</strong>er <strong>und</strong> h<strong>in</strong>fälliger s<strong>in</strong>d als auf demhohen Bezirke, woselbst sie auch an gut conservirtem Material leichtwahrgenommen werden <strong>und</strong> die zugehörigen Zellen an Länge erreichen oderselbst übertreifen können. An Längsschnitten durch den Ste<strong>in</strong>kanal derHolotlmria poli sehe ich, dass die langen Wimpern des Cyl<strong>in</strong>derepithelsso gebogen s<strong>in</strong>d, dass sie ihre Concavität dem R<strong>in</strong>gkanale zukehren.Nach Hamann trägt bei Synapta digitata e<strong>in</strong>e jede Zelle des Cyl<strong>in</strong>derepithelsnur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Wimperhaar <strong>und</strong> ist ausserdem an ihrem freienEnde von e<strong>in</strong>er dünnen Cuticula bedeckt.Viel mannigfaltigereVerhältnisse als der Kanalabschnitt bietet derBau des Madreporenab Schnittes. Am e<strong>in</strong>fachsten ist er bei e<strong>in</strong>emTheile der Elasipoden, bei denen er <strong>in</strong> der Körperwand selbst liegt; beiden übrigen Elasipoden, den Molpadiiden, Synaptiden <strong>und</strong> Dendrochirotentreten allmählich Complicationen auf, welche bei den Aspidochiroten ihrenHöhepunkt erreichen. In allen Fällen aber ist der Madreporenabschnittvon e<strong>in</strong>er bald kle<strong>in</strong>en bald grossen Zahl von Porenkanälen durchsetzt,welche sich unmittelbar oder mittelbar mit dem Lumen des Kanalabsebnittes<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzen*). Bei den Elasipoden begegnen wir der e<strong>in</strong>fachstenGestaltung des Madreporenabschnittes bei Scotoplanes glohosa,papulosa, roUista, Kolga nana Theel, hyal<strong>in</strong>a Dan. <strong>und</strong> Kor. (VIII, 10),Parelpidia cyl<strong>in</strong>drica, Elpidia purpurca, ivillemoesi, Peniagone lügvillii^ vitrea,aff<strong>in</strong>is Theel unter den Elpidiiden, sowie bei Benthodytes typica <strong>und</strong>abyssicola Theel unter den Psychropotiden. Bei all diesen Arten ist derMadreporenabschnitt durch e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Porenkanal <strong>dargestellt</strong>, welcher,wie Danielssen <strong>und</strong> Koren (49, 50) zuerst h&i Kolga liyal<strong>in</strong>a {Nlll, 10)zeigten, als e<strong>in</strong>e direkte Fortsetzung des Kanalabschnittes die Körperwand*) Die gegentheilige Ansicht Grab er 's [l'l) berulit auf unzureichender Untersuchung-


durchsetzt <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e StelluDgWassergcfässsystem. 135dicht vor der <strong>in</strong> der Mittell<strong>in</strong>ie des Kückensgelegenen Genitalöffnung nimmt. Se<strong>in</strong>e äussere Oeffnung ist bei Kolgahyal'ma von e<strong>in</strong>er Anzahl stäbchenförmiger Kalk körperchen umlagert. Beianderen als den vorh<strong>in</strong> aufgezählten Arten tritt e<strong>in</strong>e Vermehrung derPorenkanäle e<strong>in</strong>; der e<strong>in</strong>fache Kanal des Ste<strong>in</strong>kaoales gibt nämlich,nachdem er <strong>in</strong> die Haut e<strong>in</strong>getreten ist,mehrere Röhren ab, die mit ebensovielenPoren vor (oder neben) der Genitalöffnung nach aussen geöffnets<strong>in</strong>d. Bei BentJwdyfes abyssicola Theel tritt e<strong>in</strong>e derartige Vermehrung derPorenkanäle bei e<strong>in</strong>zelnen Individuen auf, während andere an dem anfängliche<strong>in</strong>fachen Porenkanale festhalten. Bei Tsychropotes longimuda<strong>und</strong> semperiana Theel s<strong>in</strong>d bereits 3 Porenkanäle vorhanden, deren Zahlbei Laetmogone ivyvüle-thomsoni Theel (VIII, 9) auf 4— 5 (mitunter bis 9),bei Laetmogone spongiosa Theelmaculatus Theelauf 10 <strong>und</strong> bei Ilyodaemon(VIII, 8) auf 8 — 50 steigt; dabei können die äusseren Oeffnungen derPorenkanale sich erheben <strong>und</strong> so auf die Spitzen kle<strong>in</strong>er Hautpapillen zuliegen kommen, z. B. bei Laetmogone ivyvüle-tliomsoni (VIII, 9). DiePorenkanäle selbst s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrem Verlaufe entweder gleichweit oder <strong>in</strong>der Mitte erweitert (VIII, 8).Die nächste Stufe <strong>in</strong> der Organisation des Madreporenabschnitteswird dadurch erreicht, dass der ursprünglich e<strong>in</strong>fache Porenkanal, alsodas peripherische Ende des Ste<strong>in</strong>kanals, sich an se<strong>in</strong>em <strong>in</strong> der Haut bef<strong>in</strong>dlichenAussenende schliesst;dafür aber bildet sich an dem nach <strong>in</strong>nenvon der Körperwand gelegenenTheile des Ste<strong>in</strong>kanals e<strong>in</strong> neuer Madreporenabschnitt,welcher an die Körperwand zwar angelöthet ist,aberdem Ste<strong>in</strong>kanal nicht term<strong>in</strong>al, sondern seitlich ansitzt, sich auch mit se<strong>in</strong>enmehrfachen oder zahlreichen Poren nicht mehr mit der Aussenwelt, sondernmit der Leibeshöhle <strong>in</strong> offenen Zusammenhang setzt. Solche Fälle bietenunter den Elasipoden Jrpa abyssicola Dan. <strong>und</strong> Kor., Elpldia glacialis,Onciroplianta mutahiUs, Orplmurgus asper, Bentliodytes papüUfera <strong>und</strong>sangu<strong>in</strong>olenta Theel, sowie unter den Molpadiiden die Gattungen TrocJiostoma<strong>und</strong> Änlcyroderma. Dabei kommen die äusseren Oeffnungen derPorenkanäle oft, z. B. bei Trochostoma tJiomsoni <strong>und</strong> Lpa abyssicola Dan.<strong>und</strong> Kor., auf den Gr<strong>und</strong> von r<strong>in</strong>nenartigen, bewimperten Furchen zuliegen, welche sich <strong>in</strong> mäandrischem Verlaufe <strong>in</strong> die Oberfläche desMadreporenabschnittes e<strong>in</strong>senken. Nach <strong>in</strong>nen führen alle Porenkanäleentweder getrennt oder, nachdem sie sich zu zweien oder mehreren vere<strong>in</strong>igthaben, <strong>in</strong> den Kanalabschnitt des Ste<strong>in</strong>kanals. Nur an ihreräusseren Oeffnung besitzen sie e<strong>in</strong> hohes Epithel, welches mit demjenigender äusseren Furchen <strong>und</strong> R<strong>in</strong>nen des Madreporenabschnittes übere<strong>in</strong>stimmt.Weiter nach <strong>in</strong>nen aber flacht sich das Epithel ganz erheblich ab (VIII, 3).Im Uebrigenist der vom Cölomepithel überzogene Madreporenabschnittaus demselben an Kalkkörpern reichen B<strong>in</strong>degewebe gebildet wie derKanalabschnitt, aber <strong>in</strong> fast allen Fällen <strong>in</strong> stärkerem Maasse verkalkt.In ganz ähnlicher Weise verhält sich der Madreporenabschnitt beiden übrigen Molpadiiden, sowie bei den Synaptiden (VIII, 3) <strong>und</strong> Dendro-


J36Seewalzen.chiroten, nur löst er se<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung mit der Körperwand durch vollständigenSchw<strong>und</strong> des bl<strong>in</strong>den Endstückes. Mitunter,z. B. bei ColochirusquadranguJaris (Less.), erweitert sich das Lumen des Kanalabschnittesda, wo er <strong>in</strong> den Madreporenabschnitt e<strong>in</strong>tritt <strong>und</strong> dessen Porenkanälchenaufnimmt, zu e<strong>in</strong>em blasenförmigeu Räume.Verwickelter wird der Bau des Madreporenabschnittes bei denAspidochiroten. Hier führen die Porenkanälchen zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en grossen,geräumigen Sammelraiim (VIII, 5) <strong>und</strong> erst mit diesem communicirt derKanalabschnitt des Ste<strong>in</strong>kanales. An der äusseren Oberfläche des Madreporenabschnittesbemerkt man die fe<strong>in</strong>en kreisr<strong>und</strong>en Oeffnungen derausserordentlich zahlreichen Porenkanälchen ,welche wie die Löchere<strong>in</strong>es Siebes (VIII,5 <strong>und</strong> 7) angeordnet s<strong>in</strong>d. Das hohe Wimperepithel,welches die Oberfläche überkleidet, dr<strong>in</strong>gt nur e<strong>in</strong>e kurze Strecke weit <strong>in</strong>die Kanälchen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> geht dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ganz flachen Zellbelag über,welcher sich an dem ganzen Sammelraume vorf<strong>in</strong>det. Letzterer ist vone<strong>in</strong>er Anzahl unregelmässig angeordneter, b<strong>in</strong>degewebiger imd ebenfallsvon flachem Epithel überzogener Stränge (Suspensorien, Balken; VIII, 5)durchsetzt, welche se<strong>in</strong> Lumen offen halten <strong>und</strong> ebenso wie das übrigeB<strong>in</strong>degewebe des Madreporenabschnittes von Kalknetzen durchzogen se<strong>in</strong>können. Die Porenkanälchen können auf ihrem Wege zum Sammelraumeauch zu zweien oder mehreren zusammenfliessen um sich mit geme<strong>in</strong>schaftlichemEndstück <strong>in</strong> den Sammelraum zu ergiessen. Wie ich beiHolothiiria poli, tuhulosa, grisea <strong>und</strong> Stichopus regalis feststellen konnte,steht der Kanalabschnitt des Ste<strong>in</strong>kanals mit jenem Sammelraume desMadreporenabschnittes nur durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige weite Oeflfnung <strong>in</strong> Zusammenhang,an welcher sich das hohe Inueuepithei des Steiukanals ganz allmählich<strong>in</strong> den niedrigen Epithelbelag des Sammelraumes verflacht. NachSem per (238) sche<strong>in</strong>t es aber auch vorzukommen (z. B. bei Ilolotlmr'mzwischen dem Kanalabschuitt des Ste<strong>in</strong>-scahra Jag.), dass die Verb<strong>in</strong>dungkanales <strong>und</strong> dem Sammelraum se<strong>in</strong>es Madreporenabschnittes durch mehrereKanäle vermitteltwird,lieber die Funktion, Entwicklung, systematische <strong>und</strong> phylogenetischeBedeutung des Ste<strong>in</strong>kanals s<strong>in</strong>d die späteren Kapitel nachzusehen.12. Inhaltsflttssigkeit des Wassergefässsystemes.Den Inhalt des Wassergefässsystemes, <strong>in</strong>sbesondere der Poli'schenBlase, verglichen schon die älteren Forscher Strussenfelt (252) <strong>und</strong>Pallas (196) mit Wasser. Diese <strong>in</strong> der That vorhandene Aehnlichkeithat dem ganzen Organsystem se<strong>in</strong>en jetzt allgeme<strong>in</strong> gebräuchlichenNamen gegeben. Indessen ist die Flüssigkeit ke<strong>in</strong>eswegs mit Wasseridentisch. Sie ist, wie die Beobachtungen späterer Forscher gelehrt haben,etwas dichter <strong>und</strong> stärker lichtbrechend als Seewasser <strong>und</strong> enthält e<strong>in</strong>eger<strong>in</strong>ge Beimischung ger<strong>in</strong>nungsfähiger, eiweissartiger Stofle. Bei klarer


Wassergefässsystem. 137Diirclisicbligkcit ist sie entweder ganz farblos, z. B. bei Synaptu <strong>in</strong>haerens(0. F. Müll.) nach Quatrefages (210), oder opalisirend <strong>und</strong> etwasgelblich, z. B. bei Cucumaria planci (Br.) nach Vogt <strong>und</strong> Yung (284)oder schwach röthlich gefärbt, z. B. bei Irocliostoma tliomsonn nachDanielssen <strong>und</strong> Koren (50); <strong>in</strong>wieweit diese gelbliche oder röthlicheFärbung der Flüssigkeit selbst zukommt oder durch deren gleichzu besprechendeInhaltskörperchen bestimmt ist, bedarf noch der Untersuchung.Der Hauptunterschied der Wassergefässflüssigkeit von e<strong>in</strong>fachem Seewasserliegt aber <strong>in</strong> dem Besitze eben jener Inhaltskörperchen,welche theilsdeutliche Zellen, theils Gebilde von nicht zelliger Beschaffenheit s<strong>in</strong>d.Von Zellen, welche zuerst von Semper (238) genauer untersuchtworden s<strong>in</strong>d, kommen zwei verschiedene Arten vor: 1) AmöboideZellen; dieselben besitzen e<strong>in</strong>en deutlichen Kern <strong>und</strong> treten gewöhnlich<strong>in</strong> verästelter Gestalt auf. 2) Gleichfalls amöboid bewegliche, aber durchihre Grösse <strong>und</strong> ihren Inhalt, sowie durch die gedrungene, lappenförmigeGestalt ihrer Pseudopodien von der ersten Art verschiedene Zellen, welchemit den Wa nd er z eilen (Schleimzellen Sem per 's, PlasmawanderzellenHamann 's) tibere<strong>in</strong>stimmen, die wir bereits bei Besprechung der Haut(S. 34) kennen gelernt haben; wir werden sowohl bei Betrachtung desBlutgefässsystemes als auch der Leibeshöhle auf sie zurückkommen mtissen.Vielleicht gehören zu diesen Wanderzellen auch die „gelblichen, körnigenZellen'', welche Vogt <strong>und</strong> Yung (284) von Cucumaria planet (Br.) erwähnen.In welcher Beziehung zu den erwähnten Zeliformen die vonDanielssen <strong>und</strong> Koren (50) bei Trochostonia thomsonii gef<strong>und</strong>enen rothgefärbtenZellen stehen, welche ausser dem Kern mitunter e<strong>in</strong> oder mehrereKalkkörnchen oder Kalkkrystalle umschliesseu, muss e<strong>in</strong>stweilen dah<strong>in</strong>gestelltbleiben.Die nicht zelligen Inhaltskörper des Wassergel ässsystemeshaben durchweg e<strong>in</strong>e bräunliche Farbe <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d hierdurch, sowie durchden anderen Umstand, dass sie sich <strong>in</strong> der Regel zu grösseren, mit demblossen Auge sichtbaren Klumpen zusammenballen, viel früher bekanntgeworden als die zelligen Inhaltskörper. Schon Strussenfelt (252)spricht von e<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong> zerreiblichen, an Farbe der gebrannten Umbraähnlichen Körper, den er <strong>in</strong> der Poli'schen Blase des Psoliis pliantapusgesehen habe. Tiedemann (273) fand dieselben Gebilde als „sehr kle<strong>in</strong>ebraune Kügelchen'' bei Holothuria tuhulosa (Gmel.) <strong>und</strong> Koren (119) erwähntsie als braune Kugeln bei Thjone fusus (0. F. Müll.). Die Kügelchen<strong>und</strong> Kugeln s<strong>in</strong>d aber selbst wieder aus kle<strong>in</strong>eren Elementen zusammengesetzt,welche nach Quatrefages (210), der sie bei Sijnapta <strong>in</strong>haerens (O.F.Müll.) der ersten genaueren Untersuchung unterwarf,bräunliche, homogene,0,003—0,02 mm grosse, das Licht stark brechende, kugelr<strong>und</strong>e Körperchendarstellen <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrem ganzen Aussehen an Oeltröpfchen er<strong>in</strong>nern; dieseAehnlichkeit wird noch grösser durch die Beobachtung Jourdan's (114),dass sie an der Oberfläche der Wassergefässflüssigkeit schwimmen. Ause<strong>in</strong>er grossen Menge solcher Elemente sche<strong>in</strong>en auch die freien oder ge-


138 Seewalzcn.stielt oder scheibenförmig an die Innenwand des Wassergefässsystemesbefestigten, gelbbraunen bis dimkelrotbbrannen Massen zu bestehen, welcheSem per aus den Füsschenampullen se<strong>in</strong>er Iloloflmria simüis, Jourdansowie Vogt <strong>und</strong> Yung aus der Poli'schen Blase mittelmeerischer Artenerwähnen. Wahrsche<strong>in</strong>lich entstehen alle diese bräunlichen Inhaltskörperbei den Holothnrien ebenso wie bei den Seeigeln ursprünglich im Innerenvon Zellen; da man aber bei den Seeigeln besser über sie unterrichtetist als bei den Holothurieu, so werden wir erst bei jener Ech<strong>in</strong>odermenklasseauf die Frage nach der Herkunft der braunen Körperchen zurückkommen.Freie Krystalle s<strong>in</strong>d bis jetzt nur von Danielssen <strong>und</strong> Koren(50) <strong>in</strong> der Wassergefässflüssigkeit ihres Troclwsfoma tliomsonii gef<strong>und</strong>enworden. Sie zeigen e<strong>in</strong>e wechselnde Form,e<strong>in</strong>e dunkele we<strong>in</strong>rotheoder fast schwarze Farbe <strong>und</strong> sche<strong>in</strong>en aus kohlensaurem Kalke zu bestehen.Till. Yerdammasorsane.&-Alle Seewalzen besitzen e<strong>in</strong> wohlentwickeltes Verdauungsrohr, welchesdie Leibeshöhle durchzieht <strong>und</strong> an deren Wand durch e<strong>in</strong> Gekröse befestigtist. Dasselbe beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>em von den Fühlern umstelltenM<strong>und</strong>e an dem vorderen Pole der Hauptaxe des Körpers <strong>und</strong> endigt mite<strong>in</strong>em an dem h<strong>in</strong>teren Pole derselben Axe gelegenen After. Nur vone<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Exemplar bei ßatavia gef<strong>und</strong>enen Art aus derFamilie der Aspidochiroten, Ananus liolothurioides ,ist von ihrem AutorSluiter (241) behauptet worden, dass sie des Afters entbehre. Ob mitRecht, ersche<strong>in</strong>t aber sehr zweifelhaft*); denn erstens macht Sluiter 'sBeschreibung eher den E<strong>in</strong>druck als wenn es sich um e<strong>in</strong> abnormes Verhaltenhandle, etwa um e<strong>in</strong> verletztes <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Regeneration se<strong>in</strong>esH<strong>in</strong>terendes begriffenes Individuum, <strong>und</strong> zweitens kommt er selbst <strong>in</strong>se<strong>in</strong>er späteren Zusammenstellung der Holothurien des Javameeres (242)mit ke<strong>in</strong>em <strong>Wort</strong>e auf diese räthselhafte Form zurück, obgleich er siefrüher zum Typus e<strong>in</strong>er neuen Gattung gemacht hatte.Um die morphologischen Verhältnisse des Verdauungsrohres kennenzu lernen sollen im Folgenden der Reihe nach betrachtet werden: 1. derM<strong>und</strong> <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Umgebung, 2. der After <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Umgebung,3. dieiVbschnitte des Darm röhr es <strong>und</strong> se<strong>in</strong> makroscopischer Bau, 4. derhistologische Bau desselben, 5. se<strong>in</strong> Verlauf im Inneren der Leibeshöhle,6. se<strong>in</strong>e Befestigungen (Schl<strong>und</strong>kopf, Mesenterien, Aufhängesträngedes Enddarms).^) Auch Theel (267, p, 240) äussert Zweifel.


Vurdauungsorgaiie.13'J1. Der M<strong>und</strong> <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Umgebung.Die Lage des M<strong>und</strong>es entspiicht stets dem vorderen Pole derHauptaxe des Körpers; da aber diese Axe nicht immer gerade verläuft,sondern sich <strong>in</strong> ihrem vorderen Abschnitte entweder nach der Bauchseiteoder nach der Eückenseite krümmen kann, so liegt auch der M<strong>und</strong> nichtimmer endständig, sondern nimmt häufig e<strong>in</strong>e bauch- oder rückenständigeStellung e<strong>in</strong>, verbleibt dabei aber unabänderlich <strong>in</strong> der Symmetrieebenedes Körpers. In der Regel geht die bauch- oder rückenständige Lagerungdes M<strong>und</strong>es Hand <strong>in</strong> Hand mit der Ausbildung e<strong>in</strong>er Kriechsohle. Diebauchständige Stellung überwiegt bei den Aspidochiroten <strong>und</strong> Elasipoden;oft ist sie nur durch e<strong>in</strong>e schief nach unten <strong>und</strong> vorn gerichtete Stellungangedeutet <strong>und</strong> wird dann wohl auch als subventrale Lage bezeichnet?<strong>in</strong> anderen Fällen ist sie <strong>in</strong> deutlicher Weise zum Ausdruck gelangt, amschärfsten bei den Psychropotiden ,bei denen der M<strong>und</strong> sich zugleiche<strong>in</strong>e beträchtliche Strecke vom Vorderrande des Körpers entfernt. E<strong>in</strong>eausgesprochen rückenständige Lage des M<strong>und</strong>es sche<strong>in</strong>t nur <strong>in</strong> der Familieder Dendrochiroten vorzukommen, namentlich bei den Gattungen Psolus,TJieelia, PsoUdium <strong>und</strong> Colochiriis. Die übrigen Dendrochiroten besitzenmeistens e<strong>in</strong>en endständigen M<strong>und</strong> der auch allen, Synaptiden <strong>und</strong>Molpadiidenzukommt.Die M<strong>und</strong>öffnungselbst ist von kreisr<strong>und</strong>er Gestalt <strong>und</strong> nimmt dieMitte des von dem Fühlerkranze umstellten gleichfalls kreisr<strong>und</strong>en Feldese<strong>in</strong>, welches als M<strong>und</strong>haut (Feristom, Vorhof, Atrium, M<strong>und</strong>scheibe) bezeichnetwird. Dem M<strong>und</strong>rande fehlt jeglicbe Bewehrung durch Zähne,Papillen oder ähnliche E<strong>in</strong>richtungen. Die M<strong>und</strong>haut ist bald flach ausgebreitet,bald nach dem M<strong>und</strong>e zu trichterförmig e<strong>in</strong>gesenkt; <strong>in</strong> ihremfe<strong>in</strong>eren Baue erweist sie sich als e<strong>in</strong>e Fortsetzung der Körperhaut; wieschon früher (S. 65, 71, 75) erwähnt,ist sie durch den Besitz von Nerven<strong>und</strong> S<strong>in</strong>neszellen ausgezeichnet; oberflächlich lässt sie mitunter e<strong>in</strong>en Besatzvon drüsigen Höckerchen erkennen. Im unmittelbaren Umkreis derM<strong>und</strong>öffnung bildet die M<strong>und</strong>haut nicht selten e<strong>in</strong>e schwache Kreislippe,entsprechend dem hier gelegenen Schliessmuskel (Sph<strong>in</strong>kter)des M<strong>und</strong>es,welcher durch e<strong>in</strong>e dichtere Zusammendrängi<strong>in</strong>g der <strong>in</strong> der M<strong>und</strong>hautbef<strong>in</strong>dlichen Kreismuskelfasern zu Stande kommt; ausserdem werden vonBaur (10) <strong>und</strong> Sem per (238) auch radiär gerichtete Muskelfasern <strong>in</strong>der M<strong>und</strong>haut angegeben. Die Kreismuskulatur der M<strong>und</strong>haut geht nachSem per ohne Unterbrechung über <strong>in</strong> die R<strong>in</strong>grauskulatur des Schl<strong>und</strong>rohres.Bei der Gattung Deima beschreibt Theel (266) e<strong>in</strong>en zweiten,nach aussen von dem Fühlerkranze gelegenen Kreismuskel; durch se<strong>in</strong>eZusammenziehung wird der ganze Vorhof des M<strong>und</strong>es bis auf e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ecentrale Oeffnung gegen die Aussenwelt abgeschlossen <strong>und</strong> verbirgt dannauch die Fühler. In ähnlicher Weise kann auch bei den Aspidochirotendie M<strong>und</strong>scheibe mitsammt dem Fühlerkranze soweit zurückgezogen


140 Secwakcu.werden, dass man äusserlich wenig oder gar nichts von den Fühlern zusehen bekommt. In viel weitergehendem Maasse tritt dasselbe Verhältnissbei den Dendrochiroten e<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem sie das ganze vordere, an die Fühlerzunächst angrenzende Körperstttck mitsammt den Fühlern <strong>und</strong> der M<strong>und</strong>scheibee<strong>in</strong>zustülpen vermögen. Sem per hat deshalb für den e<strong>in</strong>stUlpbarenvorderen Leibesabschnitt der Dendrochiroten die Bezeichnung Rüssel <strong>in</strong>Vorschlag gebracht. Die Haut dieses Rüssels ist erheblich dünner alsdie übrige Körperhaut <strong>und</strong> ihre Kalkkörper unterscheiden sich nicht selten<strong>in</strong> Form <strong>und</strong> Häufigkeit von den sonst <strong>in</strong> der Haut vorkommenden(vergl. S. 53).Bei manchen Dendrochiroten, <strong>in</strong>sbesondere ans den Gattungen Psolus,TJiedia <strong>und</strong> Colocliirus bildet die Körperwand an der h<strong>in</strong>teren Grenze desRüssels fünf mit der Spitze nach vorn gerichtete, meist stärker verkalkteVorsprünge, welche entweder durch e<strong>in</strong>e dichtere Ansammlung von Kalkkörperchen<strong>und</strong> Ambulacralpapillen (CoJochirus, Act<strong>in</strong>ocucumis) oder durchAusbildung je e<strong>in</strong>er grösseren dreieckigen Kalkplatte (Psolus, Theelia) zuStande kommen. Bei zurückgezogenem Rüssel legen sich diese Vorsprünge,die man alsM<strong>und</strong>klappen (Oralklappen) bezeichnen kann,e<strong>in</strong>er fünfstrahligeu Rosette zusammen,zur Gestaltderen Blätter bei Psolus e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terradiale,bei Colochlriis <strong>und</strong> Äct<strong>in</strong>ucucnmis aber e<strong>in</strong>e radiale Stellung e<strong>in</strong>nehmen.Wegen dieses Gegensatzes empfiehlt es sich, nur die <strong>in</strong>terradialen,aus e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Kalkplatte gebildeten als eigentliche Or alleläppen zu bezeichnen, dagegen den radialen Vorsprüngen am M<strong>und</strong>von Colocliirus (<strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnen anderen) den Namen der Pseudoralklappenzu geben. Beispiele für echte Oralklappen bieten Psolusautarcticus (Phil), tuherculosus Theel, epTdppifer Wyv. Thoms., operaüatusPourt.*),squamatusDvih.&Kow] Beispiele für Pseudoralklappen ColocliiruscliaUengcri Theel, sp'mosus (Quoy & Gaira.), doUolum (PalL), quadrangularis(Less.), tuherculosus (Quoy & Gaim.), cucumis Semp., <strong>in</strong>ornatus v. Marenz,,üiolaceus Theel, py


Verdauungsorgane. 141des M<strong>und</strong>es vortlieilhaft macht <strong>und</strong> dadurch begünstigt, sche<strong>in</strong>t für dieLage des Afters <strong>in</strong> der Mehrzahl der Fälle die Verschiebung desselbenaus der term<strong>in</strong>alen <strong>in</strong> die dorsale Lage herbeizuführen. Immer endständigf<strong>in</strong>det sich der After bei den Synaptiden <strong>und</strong> Molpadiiden. Bei denElasipoden ist die ventrale Stellung desselben fast ebenso häufig wie diedorsale, während die genau endständige seltener ist; <strong>in</strong>dessen kommtes weder bei der dorsalen noch bei der ventralen Stellung zu e<strong>in</strong>er beträchtlichenVerschiebung des Afters nach vorne, am meisten noch beiden Grattungen Psyclieotrephcs, Euplironides, Psycliropotes. Was die e<strong>in</strong>zelnenFamilien der Elasipoden anbetriflft, so waltet bei den Psychropotiden dieBauchstellung vor; nur bei BentJwdytes liegt der After dorsal. In derFamilie der Deimatiden haben die Gattungen Pannychia term<strong>in</strong>ale, Oneirophanta<strong>und</strong> Deima deutlich ventrale, Laetniogone, Orpl<strong>in</strong>urgus, llyoäaemonsubdorsale Afterstellung. In der Familie der Elpidiidenist die dorsaleoder subdorsale Stellung die weitaus vorwiegende, Dass auch im Innerene<strong>in</strong>er <strong>und</strong> derselben Gattung die Stellung des Afters von subventral bisdorsal schwanken kann, lehren die Scotoxjlanes-kxi^xi. Bei den Aspidoehirotenkommt neben der häufigen term<strong>in</strong>alen Lage auch die subdorsale(z. B. bei Paelojxttides aspera Theel), dorsale (z. B. bei Paelopatides conf<strong>und</strong>ens<strong>und</strong> appendiculata Theel), subventrale (z. B. bei PseudosüdiopusviUosus Theel) <strong>und</strong> ventrale (z. B, bei Pseudosticliopus mollis Theel) vor.Bei den Dendrochiroten endlich nimmt der After, falls er die term<strong>in</strong>aleStellung verlässt, ebenso wie der M<strong>und</strong> mit Vorliebe e<strong>in</strong>e dorsale Lagee<strong>in</strong>, z. B. bei Psolus, vielen Colocliirus- kxitw u. a.Die Form der Afteröffnung ist,übere<strong>in</strong>stimmend mit der des M<strong>und</strong>es,e<strong>in</strong>e kreisr<strong>und</strong>e; doch können sich die den After zunächst begrenzendenTheile der Körperwand auch so anordnen, dass sie denselben <strong>in</strong> fünfstrahligeriVnordnung umstellen. Diese trittFünfstrahligkeit alsdannbeim Zusammenziehen des Afters deutlich hervor <strong>und</strong> ist <strong>in</strong> vielen Fällendadurch bed<strong>in</strong>gt, dass sich die hier bef<strong>in</strong>dlichen Ambulacralfüsschen <strong>und</strong>"Papillen zu fünf den Eadien entsprechenden Gruppen zusammendrängen*);<strong>in</strong> anderen Fällen entwickeln sich im Umkreis der Afteröfifnung fünfKalkplatten von schuppen- oder zahnförmiger Gestalt, welche als Analplatten(Analklappen) oder After zahne**) bezeichnet werden, <strong>in</strong> derRegel e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terradiale Stellung e<strong>in</strong>nehmen <strong>und</strong> so den Oralklappen entsprechen.Der Verschluss der Afteröffnung wird durch e<strong>in</strong>en von derQuermuskulatur der Körperwand gelieferten Schliessmuskel bewerkstelligt(vergl. S. 61).lieber das Verhalten der Afterumgebung<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Familienist das Folgende zu bemerken. Bei den Synaptiden <strong>und</strong> Elasipodenfehlen besondere Auszeichnungen an dieser Stelle gänzlich. Bei den*) Ob diese Gruppen immer radial stehen, wie dies zuerst Jäger (110) für Bo/wf/.scA?«angegeben hat, geht aus den vorliegenden Artheschreibungen nicht zur Geniige hervor.**) Die erste Erwähnung solcher Afterzähne f<strong>in</strong>det sich bereits bei Gaertner (üS).


142 Seewalzen.Molpadiiden werden fünf kle<strong>in</strong>e PapilleDgruppen r<strong>in</strong>gs um den After angegebenbei Haplodactyla molpadioides <strong>und</strong> australis Semp., Caud<strong>in</strong>acoriacea Hutton, Ankyroderma s<strong>in</strong>iile Thcel; bei letztgenannter Art bestehtjede Gruppe aus e<strong>in</strong>er zahnförmigen, kalkigen <strong>und</strong> drei kle<strong>in</strong>en, cyl<strong>in</strong>drischenPapillen. Hervorzuheben ist, dass es an e<strong>in</strong>er genaueren Feststellungdarüber fehlt, ob die bei Molpadiiden vorkommenden Afterpapillen radialoder <strong>in</strong>terradial stehen <strong>und</strong> ob sie nicht alle oder doch zum Theile aufumgewandelte Ambulacralfüsschen zurückzuführen s<strong>in</strong>d. Fünf Afterzähnen,deren Stellung wiederum nicht näher untersucht ist, begegnen wir beiHaplodaßtyla liyaloeides Sluit., Trocliostoma horeale{M.. Hars), «?5jcaws Thcel *),ardicmn (v. Marenz.), tliomsonii Dan. e^Kor., Anlcyrodermajeffreysii Dan.&Kor.,aff<strong>in</strong>e Dan. & Kor., Eupyrgus scaher Lütk. Andere Arten, wie Trocliostomaantarcticum Theel <strong>und</strong> Haplodactyla punctata Sluit. führen durch die fastunmerkliche Kle<strong>in</strong>heit ihrer Afterzähne zu denjenigen Formen h<strong>in</strong>über,welche jeglicher Auszeichnungen am After entbehren, wie z. B. Trocliostomaviolaceum Stud.,Caud<strong>in</strong>a arenata (Gould), ransonnetii (v. Marenz.),AnJcyroderma danielsseni Theel. Die angeführten Beispiele zeigen zugleich,dass im Inneren derselben Gattung Arten mit <strong>und</strong> ohne Analpapillen oderAnalzähnen vorkommen. — Unter den Aspidochiroten s<strong>in</strong>d besondereAuszeichnungen der Aftergegend im Ganzen seltener als bei den Molpadiiden.Insbesondere zeichnen sich die HolotJmria-AYten der UntergattungBohadscliia durch die Fünfstrahligkeit (fünf radial gestellte Papilleugruppen)ihrer Aftergegend aus, sowie die 3Iüneria- Arien durch den diese ganzeGattung kennzeichnenden Besitz von fünf meist kräftig entwickeltenKalkzähnen. Nach Jäger (HO) haben dieselben bei se<strong>in</strong>er Mülleriaech<strong>in</strong>ites <strong>und</strong> Iccanora e<strong>in</strong>e radiale Stellung, was ich ausser für dieseArten auch für Miäleria miliaris Quoy & Gaim. bestätigen kann <strong>und</strong>Bell (22) ebenso für Jf. mifem abbildet, während Selenka (229) ihnen<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Abbildungen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terradiale Stellung gibt.Von besondererKle<strong>in</strong>heit s<strong>in</strong>d sie bei M. parviüa Sei., dagegen besonders kräftig <strong>und</strong>an der Oberfläche gekörnelt bei M. formosa Sei. Bei der Gattung FseudostichopusTheel ist der After dadurch bemerkenswerth, dass er <strong>in</strong> dieTiefe e<strong>in</strong>er von zwei Hautfalten gebildeten senkrechten Furche gerücktist.— Viel häufiger als bei den Aspidochiroten f<strong>in</strong>den sich Afterpapillen,-Zähne <strong>und</strong> -platten bei den Dendrochiroten, ohne <strong>in</strong>dessen auch nur füre<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Gattung derselben e<strong>in</strong> durchgreifendes Merkmal abzugeben.Fünf Ftisschengruppen r<strong>in</strong>gs um den After kommen z. B. vor bei Thyonegihher (Sei.), fünf Papilleugruppen bei Thyone panamcnsis Ludw. <strong>und</strong>Act<strong>in</strong>ocucumis typica Ludw. (hier<strong>in</strong> radialer Stellung), fünf Gruppenvon Kalkschüppchen bei Thyone spectcdnlis Ludw.,e<strong>in</strong> Kranz von <strong>in</strong>terradialen<strong>und</strong> radialen Kalkplatten bei Mhopcdod<strong>in</strong>a lagenifonnis Gray.Fünf Analzähne s<strong>in</strong>d besonders häufig <strong>in</strong> den Gattungen Colochirus, ThyonePapillen.*) Bei dieser Art liegt nach aussen von den fünf Afterzähnen noch e<strong>in</strong> Kranz kle<strong>in</strong>er


Verdauungsorgaiie. 143<strong>und</strong> Cucumaria; ihre Stellung wird meistens nicht genauer angegeben,nur von Cucumaria m<strong>in</strong>iata (Br.) <strong>und</strong> japonica Semp. werden sie alsradial gestellt bezeichnet, wiihrend Selenka (230) sie bei se<strong>in</strong>er T%owevenusta*) <strong>in</strong> <strong>in</strong>terradialer Stellung abbildet. Cucumaria-Axi^n mit Afterzähnens<strong>in</strong>d ausser den beiden schon angeführten z. B, dubiosa Semp.,kerguelcnsis Theel, j^arra Ludw. , ignava Ludw., imlcJierrima (Ayres)''*).Tki/one-Ai'teu mit Afterzähnen s<strong>in</strong>d z. B. Thyone raphamis DUb. & Kor.,peruana (Less.) , sp<strong>in</strong>osa (Quoy & Gaim.) , villosa Semp. , papiUafa Sluit.,pouclieü Barrois, aurantmca (Costa), suspecta Ludw.,helliLudw., hriareus(Les.), muricata (Stud.) u. a. Bei Colochirus fehlen die Zähne nur ausnahmsweise,z. B. bei C. peruanus Semp.; sehr kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d sie bei C.<strong>in</strong>ornaüis v. Marenz. <strong>und</strong> tristisLudw., sehr gross <strong>und</strong> rauh bei C. violaceusTheel; bei C. quadrangularis (Less.) wechseln fünf kle<strong>in</strong>e, kegelförmigeAnalzähne mit fünf breiteren Schuppen ab. Vergleicht mau die Zahl derArten ohne <strong>und</strong> mit Analzähnen, so bilden die drei Gattungen Cucumaria,Tliyone, Colochirus <strong>in</strong> dieser Aufe<strong>in</strong>anderfolge e<strong>in</strong>e Reihe, <strong>in</strong> w&lcher dasAuftreten der Analzähne sich immer weiter steigert. Bei e<strong>in</strong>zelnen Psolus<strong>und</strong>Theelia-Ai'ten endlich treten r<strong>in</strong>gs um den After fünf dreieckige Kalkplattenauf, welche den M<strong>und</strong>klappen derselben Arten ähnlich sehen, sichaber durch ger<strong>in</strong>gere Grösse von ihnen unterscheiden; bei Psolus antarcticus(Phil.), ephippifer Wyv. Thoms.,tuberciüosus Theel <strong>und</strong> Theelia cataphracta(Sei.) stehen sie nach Theel's (267 u. 268) <strong>und</strong> Selen ka's (230)<strong>und</strong> stimmen also auch <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sichtAbbildungen <strong>in</strong>terradial***)mit den M<strong>und</strong>klappen tibere<strong>in</strong>****).3. Die Abschnitte des Darm roh res <strong>und</strong> se<strong>in</strong>makroscopischer Bau.Am gesammten Darmrohre lassen sich mehrere ungleichgrosse <strong>und</strong>bald mehr, bald weniger deutlich gesonderte Abschnitte unterscheiden,nämlich a. die Speiseröhre,b. der Magen, c. der Dünndarm, d. derEnddarm.a. Die Speiseröhre (Oesophagus, Schl<strong>und</strong>, Pharynx, Vorderdarm) wurdevon Tiedemann (273) <strong>und</strong> Jäger (110) als Magen bezeichnet, was*) Es kann nur auf e<strong>in</strong>er Flüchtigkeit beruhen, dass Lampert (134, S. 160) dieserArt statt der deutlich von Selenka abgebildeten fünf Afterzähne deren zehn zuschreibt.**) Lampert (134, S. 152) schreibt zwar auch me<strong>in</strong>er Cucumaria j)i<strong>in</strong>ctata analeKalkz.-ihne zu, jedoch <strong>in</strong> ganz willkürlicher Altäuderung me<strong>in</strong>er (147, S. 6) bestimmten, gegcutheiligenAngabe: ,,After fünfstrahlig, ohne Kalkzähne."***) Dagegen bei Theelia ambulatrix (ßdl) nach Bell's (12) Zeichnung radial, vergl.auch die Anm. (zu M<strong>und</strong>klappen) S. 140.****) Bei Psolus ornatus Verrill gibt Lampert (134, S. 122), wiederum <strong>in</strong> freier Benutzungse<strong>in</strong>er Quellen ,e<strong>in</strong>en Papillenkranz um den After an ,von dem <strong>in</strong> der Orig<strong>in</strong>albeschreibungVerrill's (277, S. 322) nichts steht.


244Seewalzen.bereits Krohn (123) berichtigte. Sebr oft durch e<strong>in</strong>e dunkle Pigraentirniigzu be-ausgezeichnet, durchsetzt sie vom M<strong>und</strong>e kommend den spätertrachtenden Schl<strong>und</strong>kopf <strong>und</strong> reicht nach h<strong>in</strong>ten gewöhnlichbis an oderbis etwas h<strong>in</strong>ter den Wassergefässr<strong>in</strong>g *) ;letzteres ist der Fall beiden mit e<strong>in</strong>em Muskelmagen ausgestatteten Synaptiden, bei manchenDendrochiroten <strong>und</strong> Elasipoden. Besonders langist sie bei e<strong>in</strong>zelnenAspidochiroten, z. I>. Holothuria impaüens (Forsk.), gracilis <strong>und</strong> coluherSemp., <strong>und</strong> Elasipoden, z. B. Bentlioäytes sangu<strong>in</strong>olenta Theel. In ihremvorderen Bezirke ist die Speiseröhre oft viel geiäuraiger als <strong>in</strong> ihremh<strong>in</strong>teren, vom Wassergetässr<strong>in</strong>ge umgebenen Theile; Theel (266) unterscheidetdeshalb bei den Elasipoden jenen vorderen Theil als M<strong>und</strong>höhlevon dem h<strong>in</strong>teren, der eigentlichen Speiseröhre. Aeusserlich grenzt sichdie Speiseröhre von dem folgendenDarmabschnitte durch e<strong>in</strong>e mehr oderweniger scharfe E<strong>in</strong>schnürung ab, welcher wohl <strong>in</strong> der Regele<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nerer<strong>in</strong>gförmige Querfalte entspricht, die zuerst Tiedemann (273) beiHolothuria tiibidosa erwähnte**) <strong>und</strong> später Danielssen <strong>und</strong> Koren (50)bei ihrem TrocJiostoma thonisonii, Theel (266) bei den Elasipoden, Vogt<strong>und</strong> Yung (284) bei Cucumaria plana beobachteten. Die äussere Oberflächeder Speiseröhreist fast immer ebenso wie die des übrigen Darmrohresglatt; doch geben Vogt <strong>und</strong> Yung (284) an, dass bei Cucumaria plancikle<strong>in</strong>e warzenförmige Auswüchse an der Speiseröhre auftreten <strong>und</strong> auchbei Cucumaria calcigera (Stimps.) fanden Duncan <strong>und</strong> Sladen(56) siemit fe<strong>in</strong>en Papillen zottig besetzt Ihre <strong>in</strong>nere Oberfläche ist <strong>in</strong> derRegel <strong>in</strong> längslaufende Falten gelegt, denen bereits Tiedemann (273)bei HolotJturia tuhidosa, Quatrefages (210) bei Synapta <strong>in</strong>liaerens'^-**),Koren (119) bei Thyone fiisus Beachtung schenkten. Semper (238)war der Ansicht, dass <strong>in</strong> der Speiseröhre der Holothurien überhaupt nurLängsfalten vorkommen; im Gegensatze dazu fand Hamann (91) imSchlünde von Cucumaria planci zottenförmige Erhebungen, während wiederVogt <strong>und</strong> Yung (284) bei der gleichen Art nur Längsfalten angeben.Auch bei Elasipoden <strong>und</strong> Molpadiiden bestätigten die Untersuchungenvon Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) das Vorkommen der Längsfalten, so beiKolga liyal<strong>in</strong>a, Irpa abyssicola, Trochostoma thomsonii.b. Der Magen, den J o u r d a n Mitteldarm, Vogt <strong>und</strong> Yung M<strong>und</strong>darmnennen, ist nicht immer zu ganz deutlicher,äusserlich sofort erkennl)arer*) Selenlia (229) wendet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Abbildungen niehrmals die Bezeicl<strong>in</strong>ung Oe(Oesophagus) für das h<strong>in</strong>ter dem Wassergefässr<strong>in</strong>g gelegene Darmstiick an. Es ist aber dabeizu beachten, dass Selenka die e<strong>in</strong>zelnen Abschnitte des Darmes, namentlich Speiserühre <strong>und</strong>Magen, nichtscharf ause<strong>in</strong>anderhält.**) Dass Tiedemann diese Falte Pförtnerfalte, D a n i c 1 s s e n u. K o r e n sie aber Cardiacalfaltenennen, hängt damit zusammen, dass die Speiseröhre, wie oben bemerkt, von TiedemannalsMagen bezeichnet wird.***) Baur (10) bildet sie auch von Synapta digitata ab, während nach Hamann(92 u. 93) bei dieser Art der obere Abschnitt der Speiseröhre faltenlos, der untere aber mitqueren wulstförmigen Erhebungen ausgestattet se<strong>in</strong> soll.


Verdauungsorgane. 145Sonderimg gelangt, wodurch es sich wohl erklärt, dass früher schonQuatrefages (210) ihn für Synapta <strong>in</strong>haerens <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs wiederK<strong>in</strong>gsley (117) für Caud<strong>in</strong>a arctmfa (Gould) ganz<strong>in</strong> Abrede stellenkonnten. Se<strong>in</strong>e vordere Grenze fällt natürlich mit der h<strong>in</strong>teren Grenzeder Speiseröhrezusammen. Se<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>tere Grenze ist durch e<strong>in</strong>e oft sehrseichte E<strong>in</strong>schnürung gegeben, wird aber nach Semper (238) beimlebenden Thiere durch e<strong>in</strong>en Wechsel <strong>in</strong> der Farbe des Darmes gekennzeichnet,welcher mit der Vertheilung der Darmblutgefässe <strong>in</strong> Zusammenhangsteht. In der Regel ist er verhältnissmässig recht kurz, bei Synaptadigitata z. B. durchschnittlich 1-1.5 cm lang, bei kle<strong>in</strong>eren Arten selbstverständlicberheblich kürzer; nur selten erreicht er e<strong>in</strong>e bedeutendeLänge, z. B. bei HolofJmria gracüis Semp. <strong>und</strong> Cncumaria frondosa (Gunn.).Durch se<strong>in</strong>e Dicke unterscheidet er sich gewöhnlich nur wenig von demvorhergehenden <strong>und</strong> dem folgendenDarmabschnitte. Zuerst entdecktwurde er bei Synapta digitata <strong>und</strong> mehreren (nicht näher bezeichneten)Dendrochiroten durch Job. Müller (182 <strong>und</strong> 183); Leydig (142) <strong>und</strong>Baur(lO) bestätigten den Bef<strong>und</strong> ht\ Synapta digitata, wo er sich durchse<strong>in</strong>e verhältnissmässig derben Maskelwände sehr bestimmt von dem vielzarthäutigeren Dünndarm absetzt <strong>und</strong> dadurch die Veranlassung gab,dass Job. Müller ihn als Muskelmagen bezeichnete — was m<strong>in</strong>destensebenso zutreifend ist als die Veränderung <strong>in</strong> Drüsenmagen, welcheHamann (93) mit diesem Namen vorgenommen hat. Am schärfstenausgeprägt sche<strong>in</strong>t der Muskelmagenbei den meisten Dendrochiroten zuse<strong>in</strong>, z. B. bei Cuciimaria planci*) ]ferner erwähnen ihn Danielssen <strong>und</strong>Koren (50) bei Kolga <strong>und</strong> Irpa unter den Elasipoden. Bei anderenHolothurien, namentlich den Aspidochiroten (z. B, Holotlmria tiihdosa)<strong>und</strong> Molpadiiden (z. B. TrocJwsfoma thomsonii) ist die Wand des Magenske<strong>in</strong>eswegs durch besonderen Muskelreichthum ausgezeichnet, sodass manhier von e<strong>in</strong>em ,,Muskelraagen" nicht wohl sprechen kann. Die äussereOberfläche des Magens ist glatt, die <strong>in</strong>nere Oberfläche ebenfalls glattoder leicht gewulstet, was wahrsche<strong>in</strong>lich mit verschiedenen Contractionszuständenzusammenhängt, oder, was die Regel zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, wie dieSpeiseröhre <strong>in</strong> Längsfalten gelegt**). Diese Längsfalten s<strong>in</strong>d z. B. beiHolotlmria tubulosa <strong>und</strong> Oucumaria planci***) wohl ausgebildet; hei Holotlmriatubidosa, wo auch Jourdan (114) sie feststellte, setzen sie sichnacb Hamann (93) an ihrem h<strong>in</strong>teren Ende scharf von den Falten desDünn-*) Bei se<strong>in</strong>em Ocnus javanicus beschreibt Sluitcr (241) e<strong>in</strong>e kropfförmige Auftreibungam Darme, die offenbar identisch ist mit dem von mir (161a) bei der sehr naheverwandten Art, O. typicus Th6el, beobachteten Magen.**) Wenn Hamann (91 u. 93) behauptet, es habe Semper <strong>in</strong> den Magen vorspr<strong>in</strong>gendeWülste als sichelförmige Falten beschrieben, so übersielit er, dass sich die betr. AngabenSempers zunächst nicht auf den Magen, sondern auf den Dünndarm beziehen. Semperhat allerd<strong>in</strong>gs selbst, aber irrthümlich, diese Falten später <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buche: Die natürlichenExistenzbed<strong>in</strong>gungen der Thiere, I, 1880, S. 210, <strong>in</strong> den Magen verlegt.***) Trotz der Angabe Hamann 's (91 u. 93), wonach die <strong>in</strong>nere Oberfläche des Magensbei dieser Art zottenförmige Erhebungen besitzen soll.Broun, Klassen des Thier-Eeichs. II. 3. 10


146 Seewalzen.darmes ab. Bei Kolga s<strong>in</strong>d die Längsfalten im ventralen Bezirk des Magensnach Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) stärl^er entwickelt als im dorsalen.c. Der Dünndarm (Enddarm bei Jourdan, Chyliisdarm)weitaus am mächtigsten entwickelte Theil des Darmrohres; se<strong>in</strong>e Längeübertrifft stets <strong>und</strong> <strong>in</strong> erheblichem Maasse die Länge aller anderen Darmabschnittezusammengenommen. Se<strong>in</strong>e Wandung ist meist dünner als die derist derübrigen Darmabschnitte. Se<strong>in</strong>e äussere Oberfläche ist glatt. Bald dichter,bald <strong>in</strong> grösserem Abstände aufe<strong>in</strong>ander folgende quere E<strong>in</strong>schnürungenwechseln an demselben mit schwachen Ausbuchtungen ab <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d gewöhnlichan zwei e<strong>in</strong>ander gegenüberliegenden Läugsl<strong>in</strong>ien, ^velche dendort bef<strong>in</strong>dlichen Hauptblutgefässen (vergl. Blutgefässsystem) entsprechen,unterbrochen; die Begrenzung des Dünndarms wird also von unregelmässigenWellenl<strong>in</strong>ien gebildet. Se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Oberfläche erhebt sichhäufig zu Längsfalten, welche bei HolotJmria tubulosa nach Jourdan (114)w^eniger zahlreich <strong>und</strong> hoch, nach Fla mann (93) auch weniger regelmässigangeordnet s<strong>in</strong>d als diejenigen der Speiseröhre <strong>und</strong> des Magens ;auch hei KoJgahyalma s<strong>in</strong>d diese Falten nach Danielssen <strong>und</strong> Koren (50)schwächer als im Magen; bei Synapia digitata entstehen sie nach Hamannnur durch Contractionen der Darmmuskulatur.(93)Bei manchen Aspidochiroten treten im Dünndarm aber auch quereFalten der <strong>in</strong>neren Oberfläche auf, welche dadurch e<strong>in</strong> besonderes Interessebekommen haben, dass Sem per (238) sie mit dem Athmungsvorgange<strong>in</strong>hat <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Art von <strong>in</strong>neren Kiemen, Darmkiemen,Beziehung gebracht<strong>in</strong> ihnen sieht. Bei dem Blutgefässsystem wird Gelegenheit se<strong>in</strong>, auf denBau derselben näher e<strong>in</strong>zugehen. Ihre wahrsche<strong>in</strong>liche Function soll imKapitel Physiologie erörtert werden. Hier sei nur über ihr Vorkommenbemerkt, dass Selenka (229) zuerst derartige quere Falten oder Blätterbei Stichopiis chloronotos Br. wahrgenommen hat; nach Semper f<strong>in</strong>densie sich auch bei anderen - SticJiojjus Arten (z. B. St. variegatus Semp.),sowie bei der Untergattung Bohadschia <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d hier im ersten <strong>und</strong> zweitenDarmschenkel entweder <strong>in</strong> zwei (Stidiopus) oder <strong>in</strong> vier (Bohadschia) Längsreihenaugeordnet; Sluiter(281) erwähnt derselben auch bei se<strong>in</strong>er räthselhaftenAi't Äncmiis holothwmdes <strong>und</strong> Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) beobachtetensie im ersten <strong>und</strong> zweiten Darmschenkel ihres TrocJiosfoma thomsonii.Der Vollständigkeit halber sei beim Dünndarm noch erwähnt, dassKrukenberg (126) <strong>und</strong> später auch Hamann (91) besondere Darmanhängebei Cncumaria planci gef<strong>und</strong>en haben wollen. Kruke nbergspricht von dunkelgelben, langen Darmanhängen, die aber von ke<strong>in</strong>emanderen Forscher wiedergef<strong>und</strong>en werden konnten <strong>und</strong> wahrsche<strong>in</strong>lichauf e<strong>in</strong>e Verwechselung mit den Genitalschläuchen zurückzuführen s<strong>in</strong>d.Anders geartet s<strong>in</strong>d die Anhänge, die Hamann beschreibt; unterhalbdes Magens werde der Dünndarm von e<strong>in</strong>er Reihe von schlauchförmigenGebilden besetzt, die an der e<strong>in</strong>en Seite des dorsalen Mesenteriums liegen,Ausstülpungen des Dünndarms darstellen, <strong>und</strong> Homologa der radialenDarmbl<strong>in</strong>dsäcke der Seesterne seien. Ob es sich auch hier, wie ich ver-


Verdauungsorgane. 147mutbe, um irgend e<strong>in</strong> Missverständniss handelt, kann erst e<strong>in</strong>e genaueNachuntersuchung lehren, die um so wi<strong>in</strong>schenswerther ersche<strong>in</strong>t, alsHamann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er späteren ausführlichen Arbeit (93) diese Organe ganzmit Stillschweigen übergeht.— Dem Dünndarme sche<strong>in</strong>t endlich auchder bis 5 cm lange eigeuthümliche Bl<strong>in</strong>dsack anzugehören, welchen Theel(267) bei fast allen Exemplaren von Paclopatidcs confimdens antraf.d. Der Enddarm hat stets e<strong>in</strong>en grösseren Querdurchmesser <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ederbere Wand als der Dünndarm,von dem, er sich durch e<strong>in</strong>e äussereEiDSchnüri<strong>in</strong>g absetzt, welcher e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Kreisfalte entspricht. Da beiden mit sogen. Lungen ausgestatteten Arten diese Organe<strong>in</strong> den Enddarmmünden, hat man auf denselben seit Tiedemann (273) die BezeichnungKloake <strong>in</strong> Anwendung gebracht. Doch passt dieser Namenicht füi' die Lungenlosen, deren letztes Darmstüek, wie schon Baur(10, S. 28) ausführte, im Uebrigen der Kloake der Lungenholothurienhomolog ist. Bei den Synaptiden <strong>und</strong> Molpadiidenist der Enddarm <strong>in</strong>der Regel kle<strong>in</strong>, namentlich bei den ersteren doch kommen unter den;letzteren auch schon Arten mit recht grossem Enddarme vor, z. B. Caud<strong>in</strong>aarenata (Clould). Unter den Elasipodenist er verhältnissmässigkle<strong>in</strong> heiden Deimatiden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnen Arten der Elpidiiden <strong>und</strong> Psychropotiden,dagegen <strong>in</strong> anderen Fällen ungewöhnlich gross, z. B. bei Elpidia verrucosa, Scotoplanes robusta, Euplironides depressa Theel. Bei den Aspidochiroten<strong>und</strong> Dendrochiroten ist er am kräftigsten entwickelt (z. B. beiHolotku.ria tuhdosa bis 4 cm lang <strong>und</strong> 2.5 cm breit)<strong>und</strong> gewöhnlich vonlänglich eiförmiger Gestalt; besonders gross ist er beispielsweise beiHolot/mria atra Jag., pr<strong>in</strong>ceps Sei., fmco-c<strong>in</strong>erea Jag., Cucumaria qu<strong>in</strong>qiiesemitaSei., ColocJiirus sp<strong>in</strong>osus (Qaoy <strong>und</strong> Gaim.). Die äussere Oberflächedes Enddarmes ist von den später zu besprechenden Aufhängesträngenbesetzt, welche denselben an die Körperwand befestigen. DieInnenfläche des Enddarmes sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Regel ganz glatt zu se<strong>in</strong>, dochwerden für e<strong>in</strong>zelne Arten auch Längsfalten angegeben,z. B. für Kolgahycd<strong>in</strong>a von D a n i e 1 s s e n <strong>und</strong> K o r e n (50), für Synapta digitata von Hamann(92); häufig ist die Innenfläche dunkel pigmentirt,z. B. bei Holotlmriaatra, fusco-c<strong>in</strong>erea u. a.Bei e<strong>in</strong>igen Elpidiiden entsendet der Enddarm an se<strong>in</strong>em vorderenEnde e<strong>in</strong>en nach vorn gerichteten, l<strong>in</strong>ks gelegenen, geräumigen <strong>und</strong> mitunterbis zur Körpermitte reichenden Bl<strong>in</strong>dsack. Theel (263 u. 266)<strong>und</strong> Danielssen <strong>und</strong> Koren (50), denen wir die Entdeckung dieses Gebildesverdanken, erwähnen desselben hei Acldyonice jmradoxa, Scotoplanesglobosa mad alhida, Elpidia glacialis, Kolga nana Th^tV^) <strong>und</strong> Kolga hyal<strong>in</strong>aDan. <strong>und</strong> Kor., äussern sich aber nicht weiter über se<strong>in</strong>e morphologischeBedeutung. Me<strong>in</strong>es Erachtens liegt es aber sehr nahe, <strong>in</strong> diesem Bl<strong>in</strong>dsackee<strong>in</strong> Rudiment der sogen. Lunge zu sehen (vergl.Kiemen-*) Theel fand denselben Bl<strong>in</strong>dsack, jedoch nur <strong>in</strong>dividuell auftretend, auch bei e<strong>in</strong>erDeimatidenart, Laetmogone tryvilld-thomsoni.10^-


148 Seewalzen.der seitlichbäume). Ebenso dürfte sich als e<strong>in</strong>e mdimeutäre Lungegebuchtete, nach vorn gerichtete Bl<strong>in</strong>dsack auffassen lassen, den Theel(266) am dritten Darmschenkel der zu den Psj'chropotideu gehörigen ArtBentJwdytes sangii<strong>in</strong>olenta Theel beschreibt (IX, 5).4.Histologiedes Darmrohres.Im Ganzen lassen sich <strong>in</strong> der histologischen Zusammensetzung derDarniwand von <strong>in</strong>nen nach aussen die folgenden fünf Schichten unterscheiden:a. das <strong>in</strong>nere Epithel, b. die <strong>in</strong>nere c.B<strong>in</strong>degewebsschicht, dieMuskelschicht, d. die äussere B<strong>in</strong>degewebsschicht, e. das äussere Epithel.a. Das mnere Epithel ist sehr häufig von e<strong>in</strong>er Cuticula überkleidetoder auch l)ewimpert. Was zunächst die Wimperung anbetrifft, sosche<strong>in</strong>t sie nicht überall vorzukommen. Sem per (238) fand sie vomAnfange des Dünndarmes an bis zum h<strong>in</strong>tersten Ende des Darmrohres,vermisste sie aber im Magen der Synaptiden <strong>und</strong> im Schlünde e<strong>in</strong>igerAspidochiroten. Damit stimmen die Bef<strong>und</strong>e Hamann's übere<strong>in</strong>, welcherbei Synapta digitata (Mont.) e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Bewimperung im Dünndarm nachwies(93), während sie dem Magen derselben Art fehlt (92).Auch Danielsse n<strong>und</strong> Koren (50) erwähnen der Wimperung im Dünndarm von MyriotrocJiusr<strong>in</strong>Jiii Steenstr.,während merkwürdigerweise Jourdan (114)über ihr Vorkommen im Darm der Holofhuria tulndosa (Gmel.) ke<strong>in</strong>erleiBeobachtungen mittheilt <strong>und</strong> Kölliker (118) schon lange vorher sich beiderselben Art vergeblich bemühte e<strong>in</strong>e Flimmerung wahrzunehmen.Auch <strong>in</strong> Betreff der Cuticula (IX, 1, 2) des Darmepithels s<strong>in</strong>d unsereKenntnisse noch zu ke<strong>in</strong>em wünschenswerthen Abschlüsse gelangt. Zuerstbemerkte dieselbe Kölliker (118), welcher bei HolotJmria tulndosa imganzen Darme ,,von der Stelle an, wo die Geiässe beg<strong>in</strong>nen, bis ans untersteEnde an den cyl<strong>in</strong>drischen Epithelzellen leicht verdickte Säume" auffand,welche im Wasser aufquellen <strong>und</strong> zugleich <strong>in</strong> der Weise streifig werden,dass sie e<strong>in</strong>en Flimmersaum vortäuschen. Nach Semper (238)ist dieCuticula besonders dort gut entwickelt, wo e<strong>in</strong>e Bewimperung fehlt —er hebt <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht namentlich den Magen der Synaptiden hervor.Die Cuticula des Schl<strong>und</strong>es geht nach Semper's Beobachtungen an derM<strong>und</strong>öffnung direct über <strong>in</strong> diejenige der M<strong>und</strong>scheibe <strong>und</strong> weiterh<strong>in</strong> deräusseren Haut, Bei den Synaptiden fand Hamann (93) im Magen derSynapta digitata, entsprechend den Semper 'sehen Angaben, e<strong>in</strong>e fast0,01 mm dicke Cuticula, während er sie im Dünndarm derselben Art ganz<strong>in</strong> Abrede stellt; bei e<strong>in</strong>er anderen Synaptide, Chiridota rufescens Br., seheich aber auch im Dünndärme e<strong>in</strong>e deutliche Cuticula. Bei den Molpadiidenliegen bis jetzt überhaupt ke<strong>in</strong>e Beobachtungen über das Vorkommene<strong>in</strong>er Cuticula des Darmepithels vor. In Betreff der Elasipoden habenwir nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Notiz von Danielssen <strong>und</strong> Koren (50), wonachbei Kolga hyal<strong>in</strong>a im Schlünde e<strong>in</strong>e dicke, im Magene<strong>in</strong>e dünnere Cuticula


Verdaxu<strong>in</strong>gsorg-ane. 149vorhanden ist. Bei den Aspidochiroten fügte Ten sc her (261) dem schondurch Kölliker helcannt Gewordenen h<strong>in</strong>zu, dass die Cuticula im Darmeder HolotJmria tiibulosa stets kräftiger entwickelt sei als diejenige desKörperepithels, <strong>und</strong> Jourdan (114) will sich tiberzeugt haben, dass sieaus kle<strong>in</strong>en Stückchen zusammengesetzt ist, von denen je e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>erdarunter gelegenen Epithelzelle entspricht. Die Dicke der Cuticula beträgtbei Holothuria tuhulosa nach Hamann (93) im Schlünde <strong>und</strong> Magen0.0016 mm. Für die Dendrochiroten beschränken sich unsere Kenntnisseauf e<strong>in</strong>e Bemerkung Hamann's, derim Schlünde von Cucitmaria cucumise<strong>in</strong>e dünne Cuticularschicht beobachtete, <strong>und</strong> auf die Angabe von Vogt<strong>und</strong> Yung (284), dass die Zellen des Darmepithels der Cucumaria plane l(Br.) an ihrem freien Ende „mit e<strong>in</strong>er durchsichtigen Schicht, e<strong>in</strong>er ArtCuticula, geschlossen s<strong>in</strong>d".Dem Darmepithel selbst wies noch Sem per (238), ebenso wie schonfrüher Kölliker (118), e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Beschaffenheit zu, <strong>in</strong>dem er dasselbeals e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Cyliuderepithel bezeichnete, welches nur im Schlünde<strong>und</strong> Magen geschichtet zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>e. Die späteren Untersuchungenlehrten jedoch e<strong>in</strong>e komplicirtere Zusammensetzung kennen, welche sichnamentlich durch das Auftreten verschiedenartiger Drüsenzellen kennzeichnet.Allerd<strong>in</strong>gs hatte auch Sem per bereits Drüsen <strong>in</strong> der Magenwandder Dendrochiroten <strong>und</strong> Synaptiden erwähnt, sie aber unter dasEpithel <strong>in</strong> die <strong>in</strong>nere Lage der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht verlegt, <strong>und</strong><strong>in</strong> ähnlicher Weise schilderte auch noch Theel (266) e<strong>in</strong>e unter demEpithel gelegene Drüsenschicht hei Oneirophanta. Nachdem Graber (72)e<strong>in</strong>en schwachen Versuch gemacht hatte, tiefer, als es bis dah<strong>in</strong> geschehenwar, <strong>in</strong> den fe<strong>in</strong>eren Bau des Darmepithels e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen, warTeuscher (261) der erste Forscher, dem es gelang bestimmte Drüsenzellen<strong>in</strong> dem Darmepithel wahrsche<strong>in</strong>lich zu machen. Im Magenepithelder Holothuria tuhulosa beschrieb er zwischen den cyl<strong>in</strong>drischen Epithelzellenviele, bis 0.1 mm lange, keulenförmige Zellen, welche mit ihremverjüngten Theile nach der Cuticula h<strong>in</strong> gerichtet s<strong>in</strong>d; er bezeichnetesie als Drüsenzellen, obschon er ke<strong>in</strong>e die Cuticula durchsetzende Ausmündungenderselben erkennen konnte. Auch Danielssen <strong>und</strong> Koren(50) fanden im Schl<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Magenepithel der Kolga liyal<strong>in</strong>a zweierleiverschiedene Zellen, von denen sie die e<strong>in</strong>en für e<strong>in</strong>fache Epithelzellen,die anderen aber für Drüsenzellen erklärten, <strong>in</strong>dem sie zugleich derenAehnlichkeit mit den von Teuscher bei Holothuria fM&?


1 50 Seewalzen.schenkt, was die Vergleichuug ihrer zum Theile recht abweichenden Bef<strong>und</strong>esehr erschwert.1. Das Epithel des Schl<strong>und</strong>es (Vorderdarm Jourdan). Hamannerwähnt im Schl<strong>und</strong>epithel von Holotlmria tuhulosa<strong>und</strong> Cuciimaria cucumisnur e<strong>in</strong>erlei cyl<strong>in</strong>drische bis fadenförmige Zellen, welche bei Cucumariae<strong>in</strong>en schwarzen Farbstoff*) beherbergen; bei Synapta äigitata aber fander zwischen den cyl<strong>in</strong>drischen eigentlichen Epithelzellen auch Drüsenzellen<strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> denselben beiden Formen, wie sie im Körperepithel vorkommen(also erstens Becherdrüsen, zweitens Schlauchdrüsen). Jourdandagegen fand auch bei Holotlmria tuhulosa zwischen den langgestrecktenEpithelzellen Drüsenzellen, aber nur solche von länglich ovaler Form mitkörnigem Protoplasma, die den Schlauchdrüsen Harn au n's zu entsprechensche<strong>in</strong>en. — Beide Forscher beachteten die Eigenthümlichkeit, dass sichdie Epithelschicht des Schl<strong>und</strong>es gegen die angrenzende<strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschichtnichtscharf absetzt.2. Das Epithel des Magens (Mitteldarm Jourdan)ist nachJourdan hei Holothuria tuhulosa (IX, 4) aus nicht wenigerals vier verschiedenenSorten von Zellen zusammengesetzt, nämlich: 1. eigentliche Epithelzellenvon langer, fadenförmig gestreckter Gestalt, welche durch Uebergangsformenzu der folgenden Zellensorte überleiten. 2. Drüsenzellen, welchebis auf den grobkörnigen Inhalt mit denen des Schl<strong>und</strong>es übere<strong>in</strong>stimmen.3. „Ovoide Drüsenzellen", die sich auch im Dünndarmepithel, sowie imPeritonealepithel vorf<strong>in</strong>den; durch ihr hyal<strong>in</strong>es, <strong>in</strong> Kügelchen getheiltesProtoplasma erweisen sie sich als Schleimzellen (= Wanderzellen, vergl.S. 33 u. 34). 4. Dem Magen eigenthümliche keulenförmige Drüsenzellen,deren verdicktes Ende gegen die Cuticula gerichtet ist <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>glänzende Kügelchen gesonderten Inhalt besitzt, während ihr basaler,verjüngt auslaufender <strong>und</strong> den Kern umschliessender Theil aus homogenemPlasma besteht; die Kügelchen verhalten sich gegen Farbstoffe andersals die der sub 3 erwähnten Wanderzellen. Hamann dagegen beschreibtim Magenepithel der Holotlmria tuhulosa nur zweierlei Zellen, welche densub 1 <strong>und</strong> 4 von Jourdan beschriebenen entsprechen; er fasst den Inhaltder dem Magen eigenthümlichen Drüsenzellen (IX, 2 <strong>und</strong> 3), die er kolbigeDrüseuzellen nennt, wohl richtiger als Jourdan auf, <strong>in</strong>dem er denselbenals stark vacuolisirtes Plasma schildert. Hamann hat aber auch andereArten auf den Bau ihres Magenepithels untersucht <strong>und</strong> dasselbe auffallendverschieden gef<strong>und</strong>en. So besteht nach ihm das Mageuepithel der Cucumariacucumis nur aus e<strong>in</strong>fachen Epithelzellen ohne Drüsenzellen, dagegen das derSyna23ta cligitata (IX, 1) nur aus Driisenzellen ohne eigentliche Epithelzellen;ich muss gestehen, dass beide Angaben mir e<strong>in</strong>er Bestätigung sehr bedürftigersche<strong>in</strong>en. Die Drüsenzellen im Magen der Spnapta cligitata s<strong>in</strong>d*) Ob <strong>in</strong> allen Fällen, <strong>in</strong> welchen der Schl<strong>und</strong> oder auch das ganze Darnirohr (z. B. beiElpidia purpurea <strong>und</strong> Pseiidosticliopus vülosus var. violaceus Theel) pigmentirt s<strong>in</strong>d, dieFärbung ihren Sitz alle<strong>in</strong> oder vorzugsweise <strong>in</strong> dem <strong>in</strong>neren Epithel hat, bedarf noch derFeststellung.


Vcrdauuiigbüi'gaiic, 151nach Hamann kolbenl'önuig mit nach der Cuticula gerichtetem Stiele<strong>und</strong> fe<strong>in</strong>granulirtera Inhalte. In ihrer Form er<strong>in</strong>nern sie an die Drüsen,welche bereits Sem per bei se<strong>in</strong>er Syna^tta similis <strong>in</strong> der Innenlage der<strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht beschrieben hat. Sie sche<strong>in</strong>en den Hamann'-schen öchlauchdriisen der Haut S. (s. 31) <strong>und</strong> des Schl<strong>und</strong>es, sowie auchden von Jourdan im Schlünde <strong>und</strong> sub 2 (s.S. 150) im Magenyon Uolothuriatubulosa gef<strong>und</strong>enen zu entsprechen.Auch <strong>in</strong>Bezug auf die Abgrenzung des Magenepithels gegen dieangrenzende B<strong>in</strong>degewebsschicht sche<strong>in</strong>en die e<strong>in</strong>zelnen Arten nicht ganzmite<strong>in</strong>ander übere<strong>in</strong>zustimmen. Während nämlich bei Synapta clüjitata nachHamann das B<strong>in</strong>degewebe weit zwischen die <strong>in</strong>neren Enden der kolbenförmigenDrüsenzellen h<strong>in</strong>aufreicht (IX, 1) <strong>und</strong> Sem per diese Drüsenzellenbei Synapta similis sogar <strong>in</strong> das B<strong>in</strong>degewebe selbst verlegt, ist das B<strong>in</strong>degewebebei Ilolothuria tubulosa nach den übere<strong>in</strong>stimmenden Angaben vonJourdan <strong>und</strong> Hamann scharf gegen das Epithel begrenzt <strong>und</strong> von demselbendurch e<strong>in</strong>e glashelle, dünne, elastische Membran geschieden (IX, 2, 4).3. Das Epithel des Dünndarms (Enddarm Jourdan)ist nachJourdan bei Holothuria tubulosa sehr viel e<strong>in</strong>facher gebaut als das desMagens <strong>und</strong> blos aus e<strong>in</strong>em mehrschichtigen Cyl<strong>in</strong>derepithel gebildet, <strong>in</strong>welchem hier <strong>und</strong> da dieselben Schleim- oder Wauderzellen vorkommen wieim Magen (s. oben sub 3).Hamann dagegen sche<strong>in</strong>t das Dünndarmepithelbei Holothuria tubulosa <strong>und</strong> Cucumaria cucumis für e<strong>in</strong> nur e<strong>in</strong>schichtigesCyl<strong>in</strong>derepithel zu halten, <strong>in</strong> welchem kolbige Drüsenzellen vorkommen,die verschieden s<strong>in</strong>d von se<strong>in</strong>en kolbigen Drüsenzellen des Magens <strong>und</strong>vielleicht dieselben Zellen darstellen, welche Jourdan Schleimzelleu nennt.Bei Synapda digitata fand Hamann das Dünndarmepithel ebenfalls nure<strong>in</strong>schichtig, aus cyl<strong>in</strong>drischen bis kubischen Zellen gebildet, welche baldgelbe Körnerhaufen, bald Fetttröpfchen, bald Pigmentanhäufungen e<strong>in</strong>schliessen;zwischen diesen Zellen bemerkte er vere<strong>in</strong>zelte Becherdrüsenzellen.— Gegen das unterliegende B<strong>in</strong>degewebe sche<strong>in</strong>t das Dünndarmepithelstets wohl abgegrenztzu se<strong>in</strong>.4. Das Epithel des Enddarmes (bez. der Kloake) ist nachHamann (91) bei den Pedaten e<strong>in</strong>e Lage abgeplatteter Zellen, währendes nach demselben Forscher (93) bei den Synaptiden dieselbe Zusammensetzungzeigt wie das Körperepithel <strong>und</strong> sich ebensowenig wie dieses <strong>und</strong>das des Schl<strong>und</strong>es scharf von der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht absetzt.Die e<strong>in</strong>zelnen Epithelzellen s<strong>in</strong>d bei Syna]jta digitata an ihrer Basis zugespitzt<strong>und</strong> zum Theil <strong>in</strong> le<strong>in</strong>e Fasern verlängert, welche <strong>in</strong> das B<strong>in</strong>degewebee<strong>in</strong>treten. Besonders reich ist dieses Epithel bei Synapta digitataan langen Schlauchdrüsen, welche die Epithelzellen zwei- bis dreimal anLänge übertreffen <strong>und</strong> mit ihrem langen Basalfortsatz sich oft beträchtlicheStrecken weit <strong>in</strong> die B<strong>in</strong>desubstanz verfolgen lassen.b. Die <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht. Diese auf das <strong>in</strong>nere Epithel nachaussen folgende Schicht (IX, 1, 2, 4) istdurchweg kräftig entwickelt. Nurbei Cucumaria cucumis <strong>und</strong> planci wird von Hamann (91 u. 93) angegeben,


1 52 Seewalzen,dass sie im Bereiche des Schl<strong>und</strong>es gänzlich fehle <strong>und</strong> auch am Magennur ganz schwach — entwickelt sei e<strong>in</strong>e Angabe, die e<strong>in</strong>er Bestätigniigbedürftig ersche<strong>in</strong>t.<strong>in</strong> der <strong>in</strong>nerenSemper unterschied bereits zwei LagenB<strong>in</strong>degewebsschicht, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e äussere (IX, 4); jene nannte erwegen ihres Reichthums an Zellen <strong>und</strong> der ger<strong>in</strong>gen Ausbildung der Faserndie zellige Lage, diese aber wegen des umgekehrten Verhaltens (Zelleuarmuth,Faserreichthum) die faserige Lage. Gewöhnlich ist die faserigeLage dicker als die zellige; seltener, z. B. bei Trochostoma thomsonii nachDaniel ssen <strong>und</strong> Koren (50), ist die zellige Lage die dickere. AuchJourdan unterschied bei HolotJmria üibulosa dieselben beiden Lagen <strong>und</strong>fand die faserige Lage (se<strong>in</strong>e „couche basilaire") besonders im Bereichdes Magens scharf ausgebildet. Hamann dagegen sche<strong>in</strong>t die ganze<strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht als e<strong>in</strong>e ganz gleichartige zu betrachten,wenigstens unterscheidet er die beiden besonderen, von Semper <strong>und</strong>Jourdan angegebenen Lagen nicht. Von Zellen bemerkten Semper<strong>und</strong> Jourdan <strong>in</strong> der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht 1. B<strong>in</strong>degewebszelleu,2. Wanderzellen (= Schleimzellen Semper's, amöboide Zellen Jourdan's);ausserdem kommen mitunter, z, B. bei Holothuria tiibulosa nach Graber(72), Jourdan <strong>und</strong> Hamann gelbe Körnerhaufen (IX, 4) dar<strong>in</strong> vor, welcheJourdan aus e<strong>in</strong>er Verschmelzung mehrerer Zellen entstehen lässt. WennK alkkör perchen <strong>in</strong> der Darmwand vorkommen, was bei sehr vielenArten der Fall ist, so liegen sie, wie schon Semper richtig bemerkte,<strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> der Faserlage der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht, dagegenbei Trocliostoma thomsonii nach Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) <strong>in</strong> derzelligen Lage. Ferner ist es jene Faserlage oder auch die ganze <strong>in</strong>nereB<strong>in</strong>degewebsschicht, welche die Blutgelässe der Darmwand beherbergt,auf welche wir bei Betrachtung des Blutgefässsystemes zurückkommenwerden. Diese Lagerung der Blutgefässe war schon Tiedemann (273)bekannt, wurde aber erst durch Semper genauer festgestellt<strong>und</strong> damitzugleich der Irrthum Selenka's (229) berichtigt, dass die Blutgefässezwischen der Längs- <strong>und</strong> Riugmuskelschicht ihre Lage hätten.Die bald weniger deutliche, bald durch e<strong>in</strong>e dünne, elastische Membranbewirkte Abgrenzung der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht von dem Innenepithelist schon bei diesem (s. S. 150 — 151) besprochen worden. — Die<strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht ist es auch, welche <strong>in</strong> ihrer äusseren Lage, derMuskelschicht dicht anliegend,den Schl<strong>und</strong>nerven sowie das Nervengeflechtdes Magens <strong>und</strong> Dünndarmes (s. S. 70 u. 71) beherbergt (IX, 1).c. Die Muskelschieht. Schon Tiedemann (273) bemerkte, dass dieMuskelschicht des Darmrohres (bei HolotJmria tiibulosa) aus Längs- <strong>und</strong>R<strong>in</strong>gmuskelfasern besteht, machte aber über deren gegenseitige Lagebeziehungnoch ke<strong>in</strong>erlei Angaben. Erst Quatrefages (210) gibt darüberdie erste Notiz. Er fand bei Synajita <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.) die Muskelschicht<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Längsfaserlage <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e äussere R<strong>in</strong>gfaserlage gesondert.Selenka (229) glaubte dieses Lageverhältniss der Längs- <strong>und</strong>R<strong>in</strong>gmuskulatur auf alle Holothurien tibertragenzu können. Indessen


Verdauungsorgauo. 158lehrten die neuen Beobacbtuugen, tUuss sich das nur im Grossen <strong>und</strong>Ganzen so verhält, im E<strong>in</strong>zelnen aber es nicht an Ausnahmen fehlt, <strong>in</strong>welchen <strong>in</strong> umgekehrter Anordnung die Längsfaserlage die äussere <strong>und</strong>die R<strong>in</strong>gfaseilage die <strong>in</strong>nere ist;auch s<strong>in</strong>d Fälle bekannt geworden, <strong>in</strong>welchen nach aussen von der äusseren Riugfaserlage e<strong>in</strong>e zweite Längsiaserschichtauftritt, die allerd<strong>in</strong>gs viel schwächer entwickelt ist als dienach <strong>in</strong>nen von der R<strong>in</strong>gmuskellage bef<strong>in</strong>dliche, so z. B. nach Sem perim Magen von Cucumaria jcqjonica Semy>. <strong>und</strong> von nicht näher bezeichnetenSynaptiden.Die regelmässige Anordnung: Längsfasern nach <strong>in</strong>nen vonden R<strong>in</strong>gfasern f<strong>in</strong>det sich, soweit bestimmte Angaben vorliegen, ausnahmslosbei den Molpadiiden*), Elasipoden**) <strong>und</strong> Dendrochiroten***);dagegen beziehen sich alle bis jetzt bekannten Ausnahmen (mit umgekehrterReihenfolge der Muskellagen) auf die beiden Familien der Synaptiden <strong>und</strong>Aspidochiroten. Bemerkenswerther Weise lauten bei den Synaptiden dieAngaben für Arten derselben Familie verschieden <strong>und</strong> bei den Aspidochirotenändert sich die Muskelanorduung sogar im Verlaufe des Darmrobresselbst. Was die Synaptiden anbetrifft, so geben Quatrefages (210) fürSynapta <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.) <strong>und</strong> Semper (238) für Synapta similisSemp. <strong>und</strong> heselii Jag. die regelmässige, Hamann (93) dagegen fürSynapta digitata (Mont.) die umgekehrte Lagerung der Darmmuskelschichtenau (IX, 1),urd ich selbst f<strong>in</strong>de auch bei Synapta ors<strong>in</strong>ü Ludw. <strong>und</strong>CMridofa rufesccns Br. die umgekehrte Anordnung. Bei den Aspidochiroten(IX, 2) herrscht im Schlünde die regelmässige Lagerung, an deren Stelle imMagen <strong>und</strong> Dünndarm die umgekehrte (IX, 4) treten kann, um dann <strong>in</strong> derKloake wieder der regelmässigen Platz zu machen. Dieser Wechsel derfür die erstgenannte Art bestätigt;Muskelanordnung im Magen wurde durch Jourdan (114) bei HolotJmriatubulosa (Gmel.) <strong>und</strong> Stichopus regalis (Cuv.) festgestellt <strong>und</strong> durch Hamannder Wechsel sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zusammenhangemit dem Umstände zu stehen, dass der Darm der Aspidochirotensehr leicht h<strong>in</strong>ter dem Schlünde abreisst. Ueber die genaue Stelle desMagens, an welcher der Wechsel der Muskulatur e<strong>in</strong>tritt, stehen die AngabenJourdan's <strong>und</strong> Hamann's nicht ganz im E<strong>in</strong>klänge; nach jenemForscher sche<strong>in</strong>t die betreffende Stelle im vorderen, nach diesem im h<strong>in</strong>terenBezirk des Magens zu liegen (vorausgesetzt, dass der von Jourdan alsMitteldarm bezeichnete Abschnitt des Darmrohres dem von HamannMagen genannten ganz genau entspricht).<strong>in</strong> der Anordnung der Darmmuskulatur sche<strong>in</strong>t übrigensDer eben besprochene Wechselnicht bei allenAspidochiroten vorzukommen; wenigstens geht aus den MittheilungenSemper's hervor, dass bei se<strong>in</strong>em Stichopus variegatus an der Grenze'^) z. B. bei Trochostoma thomsonii nach Danielssen <strong>und</strong> Koren (50).**) z. B, bei Oaeiroplianta mutahüis nach Theel (266) <strong>und</strong> bei Ir^xt ahytssicolanach Danielssen <strong>und</strong> Koren (50).'*'^*) z. B. bei Cucumaria jaxwnica nach Semper (238) <strong>und</strong> bei Cuc. cucumi-^ <strong>und</strong>planci nach Hamann (91 u. 93).


154 Scewalzen.voD Scliliiud <strong>und</strong> Magen zwar e<strong>in</strong>e Unterbrechung,nicht aber e<strong>in</strong>e Umlagerungder R<strong>in</strong>gmuskellage stattf<strong>in</strong>det.Beide Lagen der jMuskelschicht s<strong>in</strong>d meistens nur massigstark entwickelt;nur im Magen der Synaptiden <strong>und</strong> Dendrochiroten s<strong>in</strong>d sie (<strong>in</strong>sbesonderedie R<strong>in</strong>gmuskellage) mächtiger ausgebildet <strong>und</strong> haben dadurchzu der Bezeichnung Muskelmagen Veranlassung gegeben. Die Fasernder Längsmuskellage s<strong>in</strong>d mitunter, z B. am Magen der Sijnapta digitatu,durch Zwischenräume von e<strong>in</strong>ander getrennt oder sie gruppirensich zue<strong>in</strong>er Anzahl gesonderter Längsmuskelzüge, wie deren vier am Darmevon Synapta <strong>in</strong>Juiercns schon von Quatrefages (210) angegeben wordens<strong>in</strong>d. M<strong>und</strong>wärts endigt die Längsmuskellageoft schon im Verlauf desSchl<strong>und</strong>es, so z. B. bei Cucumaria cucumis nach Hamann (93)<strong>und</strong> beiCuc. japonka nach Semper. Falls sie die Muudscheibe erreicht, endigtsie dort ohne mit den Längsmuskeln der Körperwand <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zutreten. Auch am h<strong>in</strong>teren Körperende sche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong>erlei Zusammenhangzwischen der Längsmuskulatur des Darmes <strong>und</strong> derjenigen der Körperwandstattzuf<strong>in</strong>den. Etwas anders verhält sich am vorderen <strong>und</strong> amh<strong>in</strong>teren Körperende die R<strong>in</strong>gmuskulatur des Verdauungsrohres. Vornbildet sie im Umkreise der M<strong>und</strong>ötfnung den schon früher (S. 139) erwähntenSchliessmuskel (Sph<strong>in</strong>cter), welcher sich weiter nach aussen, imBereiche der M<strong>und</strong>scheibe, <strong>in</strong> die concentrische Muskellage derselbenausbreitet <strong>und</strong> an ihrem Aussenrande se<strong>in</strong> Ende erreicht ohne sich mitder Quermuskulatur der Körperwandzu verb<strong>in</strong>den. H<strong>in</strong>tenbetheiligen sichdie R<strong>in</strong>gfasern der Darmmuskulatur an der <strong>Bild</strong>ung des an der Kloakenöifnungbef<strong>in</strong>dlichen Öchliessmuskels (s. S. 61 u. S. 141) <strong>und</strong> stehen durch dessen Vermittelungmit der Quermuskulatur der Körperwand <strong>in</strong> Zusammenhang.Ueber die histologische Beschaffenheit der Darmmuskelfasern (vergl.S. 63 u. 64) ist zu bemerken, dass nach Hamann (93) die R<strong>in</strong>grauskelfaserndes Schl<strong>und</strong>es sich bei Synapta digitata dadurch von allen anderenMuskelfasern desselben Thieres unterscheiden sollen, dass ihr Kern derFaser nicht anliegt, sondern von ihr umschlossen wird.d.Die äussere B<strong>in</strong>degewebsschicht. Nach aussen von der Muskelschichtfolgt e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>degewebsschicht, welche <strong>in</strong> der Regel sehr schwach ausgebildetist <strong>und</strong> deshalb von manchen Forschern,z. B. Quatrefages, Selenka <strong>und</strong>Jourdan übersehen werden konnte. Semper machte zuerst auf sie aufmerksam;Theel (266) sowie Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) bestätigten ihrVorkommen bei Elasipoden<strong>und</strong>Molpadiiden; Hamann (91— 93) desgleichenbei den von ihm untersuchten Arten. Nach Semper ist sie verhältnissmässigam besten entwickelt im Schlünde <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Kloake. Besonders stark istsie nach Hamann im Schlünde von Cucumaria cucumis <strong>und</strong> C. planci*),*) Ob die von Hamann untersuchte Cucumaria cucumis wirklich diese von C. jplanciverschiedene Art war, möchte ich deshalb bezweifeln, weil zu jener Zeit die zoologischeStation zu Neapel, von welcher Hamann üntersuchungsmaterial bezog, unter dem Namen C.Cucumis die C. planci (Br.) verkaufte; die echte C, cucumis (Risse) ist bei Neapelseltener als die C. planci (ßr.).sehr viel


Verdauungsorganc. 155woselbst sie auch Triiger<strong>in</strong> von Blutgeiässen (vergl. Blutgefässsystem) gewordenist <strong>und</strong> sonach gewissermaasseu die dort fehlende (s. S. 151)<strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht ersetzt. Kaum angedeutet dagegen ersche<strong>in</strong>tsie am Dünndarm der Syuapta digitafa (IX, 1). In ihrem fe<strong>in</strong>eren Bauezeigt sie ähnlich der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht ausser Fasern B<strong>in</strong>degewebszellen<strong>und</strong> Wanderzellen.e. Das äussere Epithel (Peritoneal- oder Cölomepithel), welches sichüber die ganze Ausseufläche des Darmrohres ausbreitet, besteht nachSemper aus kle<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> der Regel pigmentlosen Wimperzellen, die oft mitSchleimtröpfchen erfüllt s<strong>in</strong>d. Die Wimperung hatte schon Leydig (144)beobachtet. Bei derselben Art bezeichnete Hamannbei Synapta digitata(93) dasselbe als e<strong>in</strong> wimperndes Plattenepithel. Se<strong>in</strong>e genaueste Untersuchungerfuhr es bei Holoilmrla tuhulosa durch Jourd an (114), welcherden kurz bewimperten Epithelzelleu e<strong>in</strong>e zwar meistens platte, am contrahirtenDarm aber mehr cyl<strong>in</strong>drische Gestalt zuschreibt; zwischen diesenEpithelzellen fand er e<strong>in</strong>e sehr wechselnde Zahl grösserer Wanderzellen(= Schleimzellen Semper's, vergl. S. 33 u. 34), ähnlich denjenigen, dieer auch im Innenepithel des Magens <strong>und</strong> Dünndarmes (s. oben) nachgewiesenhat.5. Der Verlauf des Darmrohres <strong>in</strong> der Leibeshöhle,Bereits Bohadsch (30) <strong>und</strong> Strussenfelt (252) beobachteten denbeim Oeffnen e<strong>in</strong>er Seewalze sofort vpahrnehmbareu Umstand, dass derDarm nicht <strong>in</strong> gerader Richtung vom M<strong>und</strong>e zum After zieht, sondernsich <strong>in</strong> Schl<strong>in</strong>gen legt. Diese Schl<strong>in</strong>genbildung ist jenach den Artenstärker oder schwächer, weil das Verhältniss, <strong>in</strong> welchem die Länge desDarmes zur Länge des Körpers steht, bei den verschiedenen Arten e<strong>in</strong>verschiedenes ist. Soweit bestimmte Angaben darüber vorliegen, sche<strong>in</strong>tder Darm durchschnittlich etwa dreimal so lang zu se<strong>in</strong> wie der Körper,z. B. bei CJiiridota laevls (Fabr.) nach Duncan <strong>und</strong> Sladen (56), beibei Holo-Thyonc gemmata (Pourt.) <strong>und</strong> glahra (Ayr.) nach Ayres (7),tJmria tuhulosa (Gmel.) nach Tiedemann (273), bei Holotlmria marmorata(J'äg.) uüd sordidaBr. nach Mertens (154). Doch s<strong>in</strong>d auch Fällemit sehr viel längerem oder erheblich kürzerem Darmrohre nicht selten;so z. B. ist der Darm von Fsolus fahricii (Düb. <strong>und</strong> Kor,)*) <strong>und</strong> Cucumariam<strong>in</strong>iata (Br.) nach Mertens (154) sechsmal, hei Holotlmria maculata (Br.)dagegen nur zweimal <strong>und</strong> bei Chiridota discolor Eschsch. nur anderthalbmalso laog wie der Körper; bei Mynotrochus r<strong>in</strong>kii Steenstr. (== OUgotrochusvitreus M. Sars) geben Koren <strong>und</strong> Danielssen (120) die Darmlängeals zweimal so gross wie die Körperlänge an. Nach Selenka (229) ist*) K<strong>in</strong>gs ley (117) fand den Darm dieser Art sogar acLtmal so lang wie den Körper.


156 Seewalzen.überbaupt der Darm der Aspidochiroten veibältnissmässig längerals derjenigeder Dendrocbiroten, Molpadiiden <strong>und</strong> Synaptideu — e<strong>in</strong>e Regel,welcbe, wie die voib<strong>in</strong> angeführten Beispiele zeigen, docb wohl mancheAusnahmen erleidet.l<strong>in</strong>ksFig. ]4.DorsalrechtBW '^^^BVÄ^rSchematisclier Querschnitt durcli e<strong>in</strong>e Holothurie <strong>in</strong>der Ansicht vom Afterpole (vergl. Fig. 1, S. 25) um dieAnordnung der 3 Darmschenkel <strong>und</strong> ihrer Mesenterienzu zeigen. Die senkrechte punktirte L<strong>in</strong>ie gibt die Lageder Medianebene an,x die Lage der quergetrofFenenHauptaxe. Die Eadien s<strong>in</strong>d mit RI—KV, die Interradienmit JRl— JR5 bezeichnet. D^, Z>^, D^ die;{ Darmschenkel ; M^, J\P, M^ die zugehörigen Mesenterien.Mit punktirten L<strong>in</strong>ien ist die Krümmungsrichtung(Hauptbiegung) des Darmes, mit Pfeilens<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e beiden Schenkelbiegungen (Schl<strong>in</strong>gen) angedeutet.RVH<strong>in</strong>tenRMSchema über die Anordnung der 3 Darmschenkel <strong>und</strong> ihrer Mesenterien, gesehen<strong>in</strong> derRichtung des Pfeiles <strong>in</strong> Fig. 14. Die 5 Eadien s<strong>in</strong>d mit dicken L<strong>in</strong>ien angedeutet; nur die L<strong>in</strong>ie,welche den am meisten vom Beschauer zurückgelegenen Kadius RH bezeichnet, ist unterbrochen.Der dem Beschauer zugekehrte Interradius IR^ ist der rechte dorsale. Die beidenLiterradien, welche <strong>in</strong> der Figur am meisten zurückliegen, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geklammert (JR^) (JRJ.Schl<strong>und</strong>kopf <strong>und</strong> Kloake s<strong>in</strong>d der E<strong>in</strong>fachheit halber nicht gezeichnet. Buchstaben wie <strong>in</strong>Fig. 14 ;ferner AAP Ansatzl<strong>in</strong>ie des Mesenteriums des ersten Darmschenkels im mittleren dorsalenInterradius JR^\ AAP Ansatzl<strong>in</strong>ie des Mesenteriums des zweiten Darmschenkcls im l<strong>in</strong>ken dorsalenLiterradius {JR^\ AAP Ansatzl<strong>in</strong>ie des Mesenteriums des dritten Darmschenkels im rechtenventralen Literradius Ji?^. a h<strong>in</strong>tere, ß vordere Schenkelbiegungdes Darmes.Was nun aber die Schl<strong>in</strong>gen des Darmes des Näheren anbetrifft,so war Fabricius (61) der Erste, welcher die von Bohadsch, Strussenfelt<strong>und</strong> 0. F. Müller noch nicht erkannte Gesetzmässigkeit derselbenbemerkte, die dann durch Cuvier (46),Tic de mann (273) <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbe-


Verdauungsorgane. 157sondere durch Jäger (110) <strong>und</strong> Grube (83) genauer*) festgestellt wurde.Dieselbe beruht daraut, dass der Darm (vergl. Fig. 14 <strong>und</strong> 15) vom M<strong>und</strong>eherkommend zunächst nach dem After h<strong>in</strong>zieht, dann aber, bevor er denselbenerreicht, nach vorn umbiegt <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Richtung zum M<strong>und</strong>e zurückläuft umdann nochmals <strong>und</strong> zwar nunmehr nach h<strong>in</strong>ten umzubiegen <strong>und</strong> so endlichzum After zu gelangen. Der Darm macht demnach zwei Biegungen oderHchl<strong>in</strong>gen: e<strong>in</strong>e erste, h<strong>in</strong>tere, nach vorn gerichtete <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e zweite, vordere,nach h<strong>in</strong>ten gerichtete. Durch diese zwei Biegungen wird er <strong>in</strong> dreiAbschnitte, sogen. Darmschenkel, getheilt, von denen der erste von vornnach h<strong>in</strong>ten, der zweite von h<strong>in</strong>ten nach vorn, der dritte wieder von vornnach h<strong>in</strong>ten zieht; der erste Darmschenkel wird auch als der erste absteigende,der zweite als der aufsteigende,der dritte als der zweite absteigendebezeichnet. Speiseröhre* <strong>und</strong> Magen gehören stets dem Anfangedes ersten Darmschenkels an, der Enddarm dem Ende des dritten Darmschenkels;die beiden Biegungen des Darmes fallen also stets <strong>in</strong> den Bereichdes Dünndarmes.Je kürzer die Gesanmitlänge des Darmes im Vergleich zur Körperlängeist,um so kürzer ist der aufsteigende Darmschenkel, bis er schliesslichbei e<strong>in</strong>igen Synaptiden vollständig oder fast vollständig verstreicht,sodass der Darm alsdann gerade oder fast gerade durch den Körper zuziehen sche<strong>in</strong>t. Der erste derartige Fall ist durch Quatrefages (210)bei Synapta <strong>in</strong>haerens (0. F.Müll.) bekannt geworden; daran reihen sichChiridofa violacea Peters nach J. Müller (184), Synapta digitata (Mont.)nach Baur (10) <strong>und</strong> Hamann (93), S. alhicans Sei. nach Selenka (229),S. rccta Semp. nach Semper (238), Chiridota venusfa fiem. nach Sem on(235), Synapta dubia Semp., striata Sluit. <strong>und</strong> ladea Sluit. nach Sluiter(242). Es könnte sche<strong>in</strong>en, als wenn dieser „gerade" Darmverlauf, derfast**) nur <strong>in</strong> der Familie der Synaptiden vorkommt, e<strong>in</strong>e ursprüngliche E<strong>in</strong>richtungdarstelle, von welcher der deutlich zweimal gebogene Darm derübrigen Seewalzen sich allmählich abgeleitet habe. Dem widersprichtaber schon die Thatsache, dass die Larven <strong>und</strong> jungen Exemplare derSynapta digitata noch ke<strong>in</strong>en geraden, sondern e<strong>in</strong>en gekrümmten Darmbesitzen. Dazu kommt, dass aus e<strong>in</strong>er genaueren Betrachtung des Darmverlaufeshervorgeht, dass auch die vorh<strong>in</strong> angeführten Synaptiden eigentliche<strong>in</strong>en im selben S<strong>in</strong>ne gekrümmten Darm besitzen wie alle anderenHolothurien <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Wirklichkeit ganz geraden Darm wohl beike<strong>in</strong>er Art die Rede se<strong>in</strong> kann.Um diesen Nachweis zu erbr<strong>in</strong>gen, muss zunächst betont werden,dass die erwähnten drei Schenkel e<strong>in</strong>es deutlich gekrümmten Holothurien-^) Da (las Tiedemann'sche Werk auch heute noch vielfach henutzt wird, so sei bemerkt,dass se<strong>in</strong>e Angaben über den Verlauf des Darmes <strong>in</strong> Bezug auf das Reclits <strong>und</strong> L<strong>in</strong>ksdes Thieres nicht zutreffen <strong>und</strong> erst von Jäger durch e<strong>in</strong>e dem wirkliclien Sachverhalte ganzentsi^rechende Schilderung berichtigt worden s<strong>in</strong>d.**) Ausserhalb der Synaptiden sche<strong>in</strong>t etwas Aehnliches nur bei e<strong>in</strong>er Elpidiide, Peniagoneritrea Th6el, vorzukommen, vergl. TheeI(26C).


]^58 Seewalzen.darraes niemals <strong>in</strong> derselben frontalen oder sagittalen Längsebene liegen<strong>und</strong> zwar deshalb nicht, weil der Darm, während er jene drei Schenkelbildet, zugleich noch e<strong>in</strong>e andere Biegung macht, welche sich um dieHauptaxe des Körpers hernmbewegt. Diese Biegungist viel constanter <strong>und</strong>von morphologisch grösserer Bedeutung (vergl. me<strong>in</strong>e Abhandlung Nr. 150)als jene <strong>in</strong> den meisten Fällen viel autfälligeren Biegungen, durch welchedie drei Darmschenkel zu Stande kommen. Wir wollen die bedeutungsvollereBiegung als die Hauptbiegung oder Hauptkrümmung bezeichnen,die beiden anderen aber als h<strong>in</strong>tere oder erste <strong>und</strong> vordere oder zweiteSchenkelbiegung oder Schl<strong>in</strong>ge. Die Hauptbiegungist so gerichtet,dass der Darm, wenn man von vorne auf den M<strong>und</strong>pol der Holothurieblickt, von l<strong>in</strong>ks nach rechts (also wie der Uhrzeiger) um die Hauptaxedes Körpers herumgeht <strong>und</strong> gleichzeitig zum After herabsteigt; der Darmbeschreibt mit anderen <strong>Wort</strong>en auf se<strong>in</strong>em Wege vom M<strong>und</strong>e zum Aftere<strong>in</strong>en nicht ganz vollständigen Umgang e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ksgew<strong>und</strong>enen Spirale.Blickt man von h<strong>in</strong>ten auf den Afterpol der Holothurie, so geht <strong>in</strong> dieserAnsicht (Fig. 14) die Hauptbiegung selbstverständlich von rechts nachl<strong>in</strong>ks. Würde der Darm allseitig frei die Leibeshöhle durchziehen, sowürde sich die spiralige Hauptbiegung kaum haben feststellen lassen.Das war nur ermöglicht durch den Umstand, dass der Darm durch e<strong>in</strong>Gekröse festgehalten wird, dessen Ansatzl<strong>in</strong>ie an der Innenseite derKörperwand den Weg der Darmbiegungen aufs deutlichste erkennen lässt.Verfolgt man den Verlauf dieses Mesenteriums, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelheitenan e<strong>in</strong>er späteren Stelle (S. 162) betrachtet werden soll, so zeigt sich, dassdasselbe (Fig. 14 u. 15) anfänglich im mittleren dorsalen Literradius befestigtist, sich dann unter Ueberschreiiung des l<strong>in</strong>ken dorsalen Radius<strong>in</strong> den l<strong>in</strong>ken dorsalen Literradius begibt um schliesslich von hier aus unterUeberschreitung des l<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> des mittleren ventralen Radius <strong>und</strong> desdazwischen gelegenen l<strong>in</strong>ken ventralen Interradius <strong>in</strong> den rechten ventralenInterradius zu gelangen. Die Stelle, an welcher das Gekröse den l<strong>in</strong>kendorsalen Radius überschreitet, entspricht der Lage der h<strong>in</strong>teren (=^ ersten)Schenkelbiegung des Darmes <strong>und</strong> da, wo das Gekröse über den l<strong>in</strong>ken<strong>und</strong> mittleren ventralen Radius h<strong>in</strong>übergeht, bef<strong>in</strong>det sich die vordere(= zweite) Schenkelbiegung. Das Gekröse des ersten Darmschenkelsbefestigt sich also im mittleren dorsalen, dasjenige des zweiten Darmschenkelsim l<strong>in</strong>ken dorsalen <strong>und</strong> das des dritten Darmschenkels imrechten ventralen Interradius*). Wird der zweite Darmschenkel kürzer<strong>und</strong> kürzer, so nähern sich die beiden bisher spitzw<strong>in</strong>keligen Schenkelbiegungendes Darmes e<strong>in</strong>ander immer mehr,bis sie schliesslich <strong>in</strong> dieselbeQuerschnittsebeue des Thieres fallen <strong>und</strong> zugleich rechtw<strong>in</strong>kelig ge-*) Aus der oben geschilderten Anordnung des Darmes <strong>und</strong> se<strong>in</strong>es Gekröses ergibt sichfür die praktische Anatomie der Seeralzen die Eegel, dass der Längsschnitt, durch welchenman das Thier öffnet, zur Schonung von Darm <strong>und</strong> Gekröse im rechten dorsalen Interradiuszu fuhren ist.


Verd au n n gsorg:an c . 159worden s<strong>in</strong>d. Schreitet die Verkürzung des Darmes noch weiter fort, sowerden die Schenkelbicgimgen stumpfw<strong>in</strong>kelig <strong>und</strong> die bisher vordere(= zweite) derselben kommt h<strong>in</strong>ter die bisher h<strong>in</strong>tere (= erste) zu liegen.Damit ist dann der Zustand erreicht, den thatsächlich diejenigen Synaptidendarbieten, denen mau e<strong>in</strong>en ,, geraden" oder „fast geraden" Darmzuschreibt.Für die hier zunächst <strong>in</strong> Betracht kommende Synapta <strong>in</strong>haerens hatschon Quatrefages (210, S. 51 u. 53) bemerkt, dass das Gekröse trotzdes ansche<strong>in</strong>end ganz geraden Darmverlaufes ause<strong>in</strong>em Interradius <strong>in</strong> den anderen übertritt <strong>und</strong>Fig. K).so e<strong>in</strong>e Art Spirale beschreibt. Das gleiche mJUPBEBlMMgibt J. Müller (184,S. 138) für Cldndota violaceaan. Ebenso liegt die Sache bei Synapta digitata.E<strong>in</strong>e eigens darauf gerichtete Untersuchungmehrerer Exemplare von Synapta <strong>in</strong>haerens <strong>und</strong>digitata belehrte mich, dass bei diesen Arten derVerlauf des Darmes <strong>und</strong> se<strong>in</strong>es Gekröses durchausder vorh<strong>in</strong> beschriebenen Regelmässigkeitentspricht (Fig. 16).Das Gekröse verlässt etwa<strong>in</strong> der Körpermitte den mittleren dorsalen Interradius<strong>und</strong> wendet sieb <strong>in</strong> schief von vorn nachh<strong>in</strong>ten strebender Richtung über den l<strong>in</strong>ken dorsalenInterradius <strong>und</strong> weiterh<strong>in</strong> über den l<strong>in</strong>kenventralen um endlich <strong>in</strong> den rechten ventralenInterradius zu gelangen <strong>und</strong> dann <strong>in</strong> diesemweiter zum After zu ziehen; die beiden Schenkelbieguugens<strong>in</strong>d im Gegensatze zu den AngabenBaur's (10)*) <strong>und</strong> Hamann 's (93) vorbandenwie bei jeder anderen Holotburie,nur s<strong>in</strong>d siestumpfw<strong>in</strong>kelig geworden <strong>und</strong> die erste liegt nichtmehr h<strong>in</strong>ter, sondern vor der zweiten. Dass dieSache sich bei Synapta striata, lactea <strong>und</strong> did)iawesentlich ebenso verhält, sche<strong>in</strong>t mir ke<strong>in</strong>emZweifel zu unterliegen, denn Sluiter (242) gibtan, dass der Darm der S. diihia <strong>und</strong> striata <strong>in</strong>der Körpermitte e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Doppelbiegung mache, welche bei «S. lactea soschwach sei, dass sie <strong>in</strong> dem ausgestreckten Thiere fast ganz verschw<strong>in</strong>de.Von dem Darme der S. albicans sagt Selenka (229) nur, dass derselbe„wahrsche<strong>in</strong>lich" ohne Schl<strong>in</strong>ge verlaufe; man darf also vermuthen, dassauch bei dieser Art ke<strong>in</strong> vollständig gerader Darm vorhanden sei. Auchdie Chiridota venusta Semon's bedarf mit Rücksicht auf me<strong>in</strong>e obenmitgetheilten Bef<strong>und</strong>e bei Synapta <strong>in</strong>haerens <strong>und</strong> digitata e<strong>in</strong>er Nachuntersuchungihres angeblich geraden Darmes, da die Ansatzl<strong>in</strong>ie des GekrösesJRif-Schema über dieJB.ßD'Anordnungdes Darmes im Bereich se<strong>in</strong>erBiegungen bei Synapta digitata<strong>und</strong> <strong>in</strong>haerens. Die Bezeichnungens<strong>in</strong>d dieselben wie<strong>in</strong> den Holzschnitten Fig 14<strong>und</strong> 15.der LängeDie Körperwand istnach im rechtendorsalen Interradius (JR^)aufgeschnitten <strong>und</strong> mitsammtdem an sie befestigten Darmeso ausgebreitet, dass man aufihre InuenJiäche blickt. DieLage der Eadien ist wiederumdurch fünf dicke L<strong>in</strong>ienangedeutet.*) Baur sagt übrigens auch nur, dass der Darm ,,fast" gerade verlaufe.


160 Seewalzen.von Semon (235, S. 278) nicht näher <strong>in</strong> Iktracht gezogen wurde. E<strong>in</strong>egrössere Schwierigkeit liegt endlich bezüglich der Sijnapta recta vor, daSemper (238, S. 14) die bestimmte Angabe macht, dass ihr Darm nicht nurganz gerade verlaute, sondern auch se<strong>in</strong>er ganzen Länge nach im mittlerendorsalen Interradius befestigt sei; trotzdem besitze aber auch der l<strong>in</strong>kedorsale <strong>und</strong> der rechte ventrale Interradius das ihm zukommende Mesenterium,welches aber den Darm nicht erreiche, sondern mit freiem Eandeendige. S. recta würde dadurch <strong>in</strong> so grossen Gegensaz zu allen anderenHolothurien treten, dass ich e<strong>in</strong>stweilen Bedenken trage, die betretfendenAngaben Semper's <strong>in</strong>ihrem ganzen Umfange anzunehmen — e<strong>in</strong>e Nachuntersuchung,zu der mir leider das Material fehlt, wird erst genügendeAufklärung zu br<strong>in</strong>gen haben.Schliesslich kann nicht unerwähnt bleiben, dass auch noch von e<strong>in</strong>igenanderen Holothurien Angaben über den Darmverlauf vorliegen, welchevon der sonst durchgreifenden Regel abweichen. Alle diese Angabenrühren von Danielssen <strong>und</strong> Koren her <strong>und</strong> beziehen sich auf Trochostomatliomsonn, Myriotrochus r<strong>in</strong>kii (= OUgotrochus vitreus) <strong>und</strong> Kolgader zweite aber statt im l<strong>in</strong>ken dorsalen im l<strong>in</strong>ken ventralenliyal<strong>in</strong>a. Von TrocJiostoma beschreiben die genannten Forscher (50, S. 48)den Darmverlauf so, dass der erste <strong>und</strong> dritte Darmschenkel normal befestigts<strong>in</strong>d,Interradius se<strong>in</strong>e Stelle e<strong>in</strong>nimmt. Sollte auch e<strong>in</strong>e wiederholte Untersuchungdiese Angabe bestätigen, was ich leise zu bezweifeln wage, sowürde dadurch doch ke<strong>in</strong> sehr tiefer Gegensatz zu den übrigen Holothurienbegründet, denn auch dann bliebe die Richtung der Hauptbiegung desDarmes noch immer dieselbe wie sonst. Auch bei Myriotroclms (180)handelt es sich nicht um e<strong>in</strong>e Aenderung <strong>in</strong> der Richtung der Hauptbiegung.Es weicht aber Myriotroclms dadurch <strong>in</strong> grösserem Maasse alsTrocJiostoma von der Regel ab, dass nicht nur der zweite, sondern auchder dritte Darmschenkel sich um e<strong>in</strong>en Interradius von ihrer regelmässigenStelle entfernen; der zweite Darmschenkel soll nämlich (wie bei Trochostoma)im l<strong>in</strong>ken ventralen <strong>und</strong> der dritte Darmschenkel im rechten dorsalenInterradius festgelegt se<strong>in</strong>. Bei Kolga (50, S. 8) soll wieder nur derzweite Darmschenkel wie bei Trochostoma <strong>in</strong> den l<strong>in</strong>ken ventralen Interradiusgerückt se<strong>in</strong>. Auch diese Angaben bedürfen e<strong>in</strong>er erneuerten Prüfung.6. Die Befestigungen des Darmes(Schl<strong>und</strong>kopf, Gekröse, Aufhängestränge des Enddarmes).a. Der Sehl<strong>und</strong>kopf, den Strussenfelt (252) zuerst als die „Gurgelhülse"beschrieb <strong>und</strong> dem Vogt <strong>und</strong> Yung (284) neuerd<strong>in</strong>gs die allzuwenig sagende Bezeichnung Bulbus'' j, gegeben haben, kommt dadurch zuStande, dass die Speiseröhre sich bei ihrem Durchtritte durch den Kalkr<strong>in</strong>g<strong>und</strong> den dah<strong>in</strong>ter gelegenen Wassergefässr<strong>in</strong>g an diese beiden Organedurch Aufhängestränge (Suspensorien) befestigt; da Kalkr<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Wasser-


Verdaiu<strong>in</strong>gsorgaiie. 161g-efässi'<strong>in</strong>g- überdies unter sich <strong>und</strong> lerner der Kalkr<strong>in</strong>g mit der M<strong>und</strong>scheibe<strong>und</strong> Körperwand durch die Radialkauäle <strong>und</strong> Füblerkanäle desWassergefässsystemes <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen, so begegnen wir <strong>in</strong> derUmgebung der Speiseröhre e<strong>in</strong>em aus all den genannten Theilen zusammengesetztenOrgancomplex (Tat". VII, 9, 11; VIII, 1),den man herkömmlicherWeise eben als Schl<strong>und</strong>kopf bezeichnet*). Dem Räume, welcher von denAuf hängesträngen der Speiseröhre durchsetzt wird <strong>und</strong> demnach e<strong>in</strong>erseitsvon der Speiseröhre, anderseits von Kalkr<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Wassergefässr<strong>in</strong>g begrenztist,hat Semper (238) den Namen Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us beigelegt; daer nur e<strong>in</strong>en Theil der Leibeshöhle darstellt, werden wir bei dieser aufihn zurückzukommen haben.Die Aufhängestränge selbst treten von der äusseren Oberfläche derSpeiseröhre <strong>in</strong> radiär zur Körperaxe gestellter Richtung frei durch denSchl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us an die Innenseite des Kalkr<strong>in</strong>ges, des Wassergefässr<strong>in</strong>gessowie auch der Radial- <strong>und</strong> Fühlerkanäle, soweit diese im Bereiche desSchl<strong>und</strong>kopfes verlaufen. In vielen Fällen sche<strong>in</strong>en die Stränge ganzunregelmässig angeordnet zu se<strong>in</strong>. Bei Synapta dkjitata (Moni) beschriebaber schon Baur(lO) e<strong>in</strong>e unregelmässige Anordnung; hier stellen siezweimal zwölf fächerförmige, dreieckige Platten dar, von denen e<strong>in</strong>e jedemit ihrer Spitze an den Kalkr<strong>in</strong>g, mit ihrer Basis aber der Länge nachan die Speiseröhre befestigt ist; je zwei dieser platten Aufhängesträngenehmen e<strong>in</strong>en Fühlerkanal zwischen sich, an dessen Wand sie auch e<strong>in</strong>enTheil ihrer Fasern abgeben. E<strong>in</strong> zweiter Fall regelmässiger Anordnungist durch Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) bei ihrem Trochostoma thomsoniizur Kenntniss gekommen. Bei dieser Art stehen die Aufhängesträngeder Speiseröhre <strong>in</strong> fünf doppelten Längsreihen, welche sich an die Radialstückedes Kalkr<strong>in</strong>ges ansetzen.Ihrem fe<strong>in</strong>eren Baue nach s<strong>in</strong>d die Aufhängestränge von faserigb<strong>in</strong>degewebigerGr<strong>und</strong>lage,welcher <strong>in</strong> den meisten Fällen Muskelfasernbeigefügt s<strong>in</strong>d; oberflächlich s<strong>in</strong>d sie von dem Epithel der Leibeshöhleüberkleidet. Die Muskel- <strong>und</strong> B<strong>in</strong>degewebsfasern verlaufen <strong>in</strong> der Längsrichtungder Stränge. Das B<strong>in</strong>degewebe der Strängeist e<strong>in</strong>e unmittelbareFortsetzung der äusseren B<strong>in</strong>degewebsschichtdes Darmrohres <strong>und</strong> beherbergtnicht selten, z. B. bei Synapta digitata, zahlreiche Kalkkörperchensowie auch Anhäufungen von Pigment**). Die muskulöse Beschaffenheitder Suspensorien wurde zuerst von Quatrefages (210) bei Synapta<strong>in</strong>fiaerens (0. F. Müll.) festgestellt <strong>und</strong> später von Baur (10) <strong>und</strong> Hamann(93) bei Synax^ta digitata (Mont.) bestätigt. Nach Selenka (229) <strong>und</strong>Semper (238) s<strong>in</strong>d sie bei anderen Holothurien nur theilweise muskulös,was nach Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) auch für Irpa abtjssicola zutrifft,*) Als Curiosum sei erwähnt, dass der isolirte Schl<strong>und</strong>kopf von Thyone /usus (0. F.Müll.) e<strong>in</strong>e Zeit lang unter besonderem Gattungs- <strong>und</strong> Speciesnamen e<strong>in</strong> literarisches Dase<strong>in</strong>führte als Holothuria pemcillus 0. F. Müll. (187, 189) == Subuculus penicühis Oken (193).**) üeber eigenthümliche Zellengruppen, welche Teuscher (261) <strong>in</strong> dem B<strong>in</strong>degeweheder Suspensorien erwähnt, vergl. S. 172.Bronn, Klassen des Thier-Keichs. II. 3.11


162 Seewalzen.während dieselben Forscher (50) sie bei Kolga Jtyal<strong>in</strong>a <strong>und</strong> TrocJwsfomatJiomsonii e<strong>in</strong>fach als Muskelfäden <strong>und</strong> -bänder bezeichnec. Die Muskelfasernbilden <strong>in</strong> den Schl<strong>und</strong>suspensorieu der Synapta digitata nachHamann e<strong>in</strong>e der b<strong>in</strong>degewebigen Achse aufgelagerte Schicht; bei Trochostomatlionisonii vere<strong>in</strong>igenMuskelbi<strong>in</strong>deln, welche durch das B<strong>in</strong>degewebe zusammengehalten werden.Durch ihre Contraction können sie die Speiseröhre erweitern <strong>und</strong> so alsAntagonistendes M<strong>und</strong>sph<strong>in</strong>kters wirken.sie sich nach Danielssen <strong>und</strong> Koren zub. Das Gekröse (Mesenterium)ist uns <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Anordnung schon weiteroben (S. 158 u. Fig. 14 u. 15 auf S. 156) bei Betrachtung des Darmverlaufes*)bekannt geworden. In se<strong>in</strong>er Gesammtheit stellt es e<strong>in</strong>e dünne, ziemlich breiteMembran dar, deren Ansatzl<strong>in</strong>ie an die Körperwand sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er den Darmbiegungenentsprechenden Weise krümmt, sodass man ebenso wie von dreiDarmschenkeln auch von drei Mesenterien sprechen kann, obschon sienur die aufe<strong>in</strong>anderfolgenden Abschnitte e<strong>in</strong>es <strong>und</strong> desselben e<strong>in</strong>heitlichenOrganes s<strong>in</strong>d. Das Mesenterium des ersten Darmschenkels heisst dasdorsale, das des zweiten das l<strong>in</strong>ke, das des dritten das rechte. Inhistorischer Beziehung ist zu bemerken, dass die erste Beschreibung desGekröses von Strussenfelt (252) herrührt. 0. F. Müller nannte dasselbe„Zwerchfell" <strong>und</strong> auch Pallas (195) <strong>und</strong> Cu vier (46) kanntenwenigstens se<strong>in</strong>en dorsalen Abschnitt. E<strong>in</strong>e genauere Schilderung gabenTiedemann (273) <strong>und</strong> vorzüglich Jäger (110) <strong>und</strong> Grube (83).Von der Körperwand entspr<strong>in</strong>gt das Gekröse häufig <strong>in</strong> Zacken, welchedurch Lücken vone<strong>in</strong>ander getrennt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em übrigenBereiche ersche<strong>in</strong>t es oft vielfach durchlöchert <strong>und</strong> dadurch mehr oderweniger netzförmig, z. B. bei Haplodactyla cmstralis Semp., TrocliostomafJiomsonii Dan. u. Kor., Cucumaria crocea (Less.) u. a.,oder selbst auf e<strong>in</strong>zelneStränge <strong>und</strong> Bänder reducirt, z. B. bei Scotojjlanes glohosa Theel. Im Allgeme<strong>in</strong>ensche<strong>in</strong>en derartige Reductionen öfter im Bereiche des l<strong>in</strong>ken <strong>und</strong>des rechten Mesenteriums vorzukommen als im dorsalen, welches überhauptdurchgängig kräftiger ist als jene. Auf unvollständige Ausbildung der Mesenteriens<strong>in</strong>d wohl auch die vere<strong>in</strong>zelten muskulösen Stränge zurückzuführen,welche Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) von der Körperwand an den Darmihrer Kolga liycd<strong>in</strong>a, Irpa ahysskola <strong>und</strong> Trochostoma tJiomsonii herantretensahen.Die Ansatzl<strong>in</strong>ien der drei Mesenterien an die Körperwand liegenke<strong>in</strong>eswegs immer genau <strong>in</strong> der Mittell<strong>in</strong>ie der betreffenden Interradien.So gibt schon Jäger (110) an, dass bei den von ihm untersuchtenAspidochiroten (HolotJmria atra, scahra, fusco-c<strong>in</strong>erea ,verschiedenenMülleria- <strong>und</strong> BohadscJtia - Arten) das dorsale Mesenterium etwas nachrechts an die mediane Seite des rechten dorsalen Längsmuskels rückt.E<strong>in</strong>e ähnliche Annäheruog an e<strong>in</strong>en benachbarten Längsmuskel beobachtete*) Nachträglich zu S. 15S u. 160 sei hemerkt ,dass La<strong>in</strong>pert (134, S. 204jGharakteristik der AiMcla den Fehler begeht,<strong>in</strong> se<strong>in</strong>erdas Mesenterium des dritten Darmschenkels <strong>in</strong>den rechten dorsalen statt <strong>in</strong> den rechten ventralen Interradius zu v«rleg-en.


Verdauungsorgane. 1(53Sem per (238)h<strong>in</strong>sichtlich des l<strong>in</strong>ken Mesenteriums bei mehreren Chiridota-Arten <strong>und</strong> <strong>in</strong> Betreff des rechten Mesenteriums bei se<strong>in</strong>er Chiridota rigida.Bei se<strong>in</strong>er Chiridofa mcongrua fand derselbe Forscher sogar alle dreiMesenterien nahe an die Längsmuskeln herangerückt. Das dorsale Mesenteriumerhält dadurch e<strong>in</strong>e besondere Wichtigkeit, dass es stets der Trägerdes Genitalganges ist <strong>und</strong> häufig auch zur Befestigung des Ste<strong>in</strong>kanalesdient (vergl. S. 133); vorne beg<strong>in</strong>nt das dorsale Mesenterium, wie Semper(238) zuerst hervorhob, stets mit e<strong>in</strong>em freien Bande, welcher vom vorderstenEnde der Leibeshöhle durch e<strong>in</strong>en bald kürzeren, bald längeren Zwischenraumgetrenntist.An der Uebergangsstelle des ersten Mesenteriums <strong>in</strong> das zweite reichtderen Ansatzl<strong>in</strong>ie bei manchen Synaptideu,z. B. Synapta heselii Jag.,glabra Semp. ,Chiridota rotifera (Pourt.), viel weiter nach h<strong>in</strong>ten als dieentsprechendeerste Schenkelbiegung des Darmes; so entsteht e<strong>in</strong>e trichterförmige,von Körperwand <strong>und</strong> Gekröse gebildete, nach vorn offene, nachh<strong>in</strong>ten geschlossene Tasche, welcher Semper den Namen Mesenterialkanalgab.Histologisch besteht das Mesenterium ähnlich den Schl<strong>und</strong>suspensorienaus e<strong>in</strong>er b<strong>in</strong>degewebigen Gr<strong>und</strong>lage, wozu Muskelfasern h<strong>in</strong>zukommen,<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em epithelialen Ueberzuge. Nachdem bereits Quatrefages(210) die Contractilität des Mesenteriums bei Synapta <strong>in</strong>haerensbeobachtet hatte, gelang es Job. Müller (182) <strong>und</strong> Leydig (142)als Ursache derselben die von Quatrefages vergeblich gesuchtenMuskelfasern, zwar nicht bei derselben Art, so doch bei Synaptadigitata nachzuweisen. Sie verlaufen nach Job. Müller (183) parallel,kommen aber nicht <strong>in</strong> allen Theilen des Mesenteriums vor. Leydigfand sie bald dichtnebene<strong>in</strong>ander gelagert, bald mehr ause<strong>in</strong>andergerückt oder auch (144) netzförmig angeordnet. Semper (238) fügteh<strong>in</strong>zu, dass diese Muskelfasern unmittelbar aus der Muskulatur derKörperwand entspr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> meistens dicht unter dem peritonealenEpitheltiberzug des Mesenteriums verlaufen, dass dagegen die mittlereSchicht des Mesenteriums aus B<strong>in</strong>degewebe bestehe, welches mit deräusseren B<strong>in</strong>degewebsschicht des Darmrohres zusammenhänge. Damitstimmt im Wesentlichen die spätere Schilderung Hamann 's (91 u. 93).Auch er fand die Muskelfasern <strong>in</strong> oberflächlicher Lagerungdicht unterdem Epithel; bei Cucumaria <strong>und</strong> HolotJmria verlaufen sie (im dorsalenMesenterium) alle parallel mite<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> zugleich parallel mit demDarm <strong>und</strong> dem Genitalgang; bei Synapta dagegen kommen an vielenStellen des Mesenteriums ausser den auch hier stets vorhandenen parallelenMuskelfasern auch noch sich kreuzende, schief zu jenen verlaufendeMuskelfasern vor, welche noch oberflächlicher liegen als jene. Währendaber nach Hamann bei Synapta digitata beide Flächen der Mesenterialmembrandie eben besprochenen Muskelfasern besitzen, konnte ich selbstsie bei Chiridota rufescens Br. immer nur an e<strong>in</strong>er Fläche auff<strong>in</strong>den. DieB<strong>in</strong>degewebsschicht des Mesenteriums steht nach Hamann e<strong>in</strong>erseits mit11*


164 Seewalzen.dem B<strong>in</strong>degewebe der Köiperwand, anderseits aber im vorderen Theiledes Darmrobres mit der äusseren, dagegen im h<strong>in</strong>teren Theile desselbenmit dessen <strong>in</strong>nerer ß<strong>in</strong>degewebsschicht <strong>in</strong> Zusammenhang. Eeeht häufigtreten <strong>in</strong> der B<strong>in</strong>degewebsschicht Kalkkörperehen auf; Theel (266) erwähntderselben z. B. bei Elasipoden, Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) beiTrochostoma tJiomsonii. Der peritoneale Epithelübeizng- der MesenterienJob. Müller (182, 183) vermisst*), was Sempersche<strong>in</strong>t bei den meisten Holothurien ebenso zu wimpern wie auf dem übrigenPeritoneum. Nur bei den Synaptiden wurde diese Wimperung schon vonfür die von ihm untersuchtenFormen bestätigte, während Hamann (93) bei derselben Art, welcheJob. Müller untersucht hat, das Gegentheil behauptete.c. Die Aufhängestränge des Enddarmes. Der Enddarm (d. h. dieKloake oder der ihr bei den Synaptiden <strong>und</strong> Elasipoden entsprechendeEndabschnitt des Darmes) ist an die Innenseite der Körperwand durchStränge befestigt, welche r<strong>in</strong>gsum von der äusseren Darmoberfläche <strong>in</strong><strong>und</strong> sich freiquer oder schief zur Körperaxe gestellter Richtung abgehendurch die Leibeshöhle nach der Körperwand h<strong>in</strong>überspannen. Sie werdenals die radiären Aufhängestränge oder Suspensorien des Enddarmes bezeichnet.Ihre Zahl <strong>und</strong> Stärke unterliegt den grössten Verschiedenheiten,steht aber doch e<strong>in</strong>igermaassen im Verhältniss zur Mächtigkeit des Enddarmes;am schwächsten ausgebildet s<strong>in</strong>d sie bei den Synaptiden <strong>und</strong>Elasipoden, ohne <strong>in</strong>dessen jemals ganz zu fehlen. Bereits Strussenfelt(252) beschrieb sie von Psolus phantapus (Struss.) <strong>und</strong> ebenso Pallas(196) von Colochirus doliolum (Pall.).Tiedemann (273) erklärte sie fürMuskelstränge, welche sich mit der Quermuskulatur des Körpers verb<strong>in</strong>den.Diese Auffassung wurde erst durch Semper (238) dah<strong>in</strong> verbessert,dass die Stränge nur zum Theil aus Muskelfasern, zum grösserenTheil aber aus B<strong>in</strong>degewebe bestehen. Nach ihm gehen sie von deräusseren B<strong>in</strong>degewebsschicht der Darmwand ab, s<strong>in</strong>d wie diese von demPeritonealepithel überkleidet, enthalten aber auch Muskelfasern, welchevon der R<strong>in</strong>gmuskellage des Darmes herkommen <strong>und</strong> die Suspensoriender Länge nach durchziehen. Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) bezeichnetenzwar bei Kolga, Irpa <strong>und</strong> Trochostoma die Suspensorienwieder e<strong>in</strong>fachals Muskelfäden; doch zeigte Hamann (91), dass die Semper 'seheSchilderung ihres Baues auch für die mittelmeerischen Arten im Allgeme<strong>in</strong>enzutreffend ist. Nur <strong>in</strong> Betreff der Lagerung <strong>und</strong> Herkunft ihresB<strong>in</strong>degewebes kam Hamann zu dem neuen Ergebniss, dass das B<strong>in</strong>degewebedie Längsachse der Suspensorien e<strong>in</strong>nimmt, dagegen die von derR<strong>in</strong>gmuskelschicht des Darmes kommenden Muskelfasern die Peripherie;demnach steht das B<strong>in</strong>degewebe der Suspensorien nicht mit der äusseren,sondern mit der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht des Enddarmes <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung.^) Hamann (91, S. 155) schiebt Joh. Müller mit Unrecht die entgegengesetzte Angabezu.


Kiemenbäuuic. 165IX, Kienieiibäuiiie.Als Athmungsorgane der Seewalzeu werden fast allgeme<strong>in</strong> zwei hohle,dünnwandige, verästelte Orgaue betrachtet, welche <strong>in</strong> das vordere Endedes Enddarmes e<strong>in</strong>münden, der dadurch die Bedeutung e<strong>in</strong>er Kloake bekommt.Wegen ihrer später (<strong>in</strong> Kapitel Physiologie) noch näher zu besprechendenFunktion <strong>und</strong> mit Rücksicht auf ihre Gestalt hat man ihnendieNamen Wasserlungen, Lungenbäume, Lungen, Wasser,röhren, Athmungsbäume, Kiemenbäume, baumförmige Organegegeben. Trotzdem die Bezeichnuug Lunge im Vergleich zur sonstigenAnwendung dieses Namens recht ungeschickt gewählt ist, hat sie sichdennoch so e<strong>in</strong>gebürgert, dass sie wohl kaum noch durch die richtigere,übrigens auch schon von Oken (194) angewandte Benennung Kiemewird verdrängt vrerden können. Immerh<strong>in</strong> wollen wir den Versuch dazumachen <strong>und</strong> sie im Folgenden als Kiemen oder Kiemenbäume bezeichnen.Ihre Entdeckung verdankt man, nachdem sie sich der Kenntnise<strong>in</strong>es Bohadsch <strong>und</strong> Strussenfelt noch vollständig entzogen hattensden Untersuchungen von Pallas <strong>und</strong> 0. F. Müller. Indessen gabendiese Forscher ihnen e<strong>in</strong>e von unseren jetzigen Anschauungen sehr abweichendeDeutung. Pallas (195), der sie bei Colochirus dol'wlum (Pall.)beobachtete, sah <strong>in</strong> ihnen die Eierstöcke <strong>und</strong> war der ebenso irrthümlichenAnsicht, dass sie am Schlünde ihren Anfang nähmen. E<strong>in</strong>en Fortsehrittstellen bereits die auf Holothuria tremula Gunn. bezüglichen Angabenvon 0. Fr. Müller (189) dar, der sie ,,Fettgefässe" nannte <strong>und</strong> als e<strong>in</strong>eaufgeblasene, weisse Wolke schildert, welche dem Darme aufliegt <strong>und</strong>aus zwei biegsamen Aesten besteht; die Aeste geben viele kle<strong>in</strong>e Zweigeab <strong>und</strong> diese wieder s<strong>in</strong>d aus vielen kle<strong>in</strong>en, ane<strong>in</strong>ander gehäuften „Fett-Bläsle<strong>in</strong>" gebildet. Als Athmungsorgane deutete sie zuerst Cuvier (46)<strong>und</strong> beschrieb sie bei Holothuria üibulosa (Gmel.) <strong>in</strong> ganz zutreffenderWeise als zwei häutige, hohle, baumförmig verästelte Organe, deren geme<strong>in</strong>schaftlicherStamm sich <strong>in</strong> die Kloake öffnet <strong>und</strong> deren Inneres mitWasser gefüllt ist;das e<strong>in</strong>e Organ werde durch e<strong>in</strong>e Art Mesenteriumfestgehalten, das andere werde von den Darmgefässen umflochten <strong>und</strong> nehmese<strong>in</strong>e Stelle zwischen den Darmschenkeln e<strong>in</strong>. Tiedemann (273) schlosssich dieser Schilderung <strong>und</strong> Deutung Cuvier 's an <strong>und</strong> führte sie weiteraus durch den Nachweis der Muskelschicht <strong>in</strong> der Wandung der Organe.Dass es aber auch Seewalzen gibt, denen diese Organe gänzlichfehlen, stellte Jäger (110) bei tropischen Synaptiden fest. Jägerwar auch schon geneigt, den Chiridota- kxitxi gleichfalls den Besitz derKiemenbäume abzusprechen, während Brandt (33) die gegentheiligeMe<strong>in</strong>ung vertrat, dass die Gattung Chiridota <strong>und</strong> ebenso Liosoma sichgerade durch den Besitz der Kiemenbäume von Synapta unterscheide.


10(3 Seewalzen.Dieser Irrthum, den auch Burmeister (35) noch e<strong>in</strong>e Zeit lang festhielt,erklärt sich aus dem Umstände, dass, wie ich an e<strong>in</strong>em anderen Orteder Chiri-(154) des Näheren dargelegt habe, Brandt die Wimperbecherdoten für den Kiemen gleichwerthige Organe hält. Jetzt wissen wir, dassJäger ganz im Recht war <strong>und</strong> nicht alle<strong>in</strong> die Synapta- <strong>und</strong> CMridota-Arten, sondern alle zur Familie der Synaptiden vere<strong>in</strong>igten Seewalzen derKiemenbäume entbehren. Und sie nicht alle<strong>in</strong>;deon die ForschungenTheel's (263, 266, 267) haben gezeigt, dass sich die drei Familien derElasipoden ebenso verhalten. Demnach begegnen wir den <strong>in</strong> Redestehenden Organen nur <strong>in</strong> den drei Familien der Molpadiiden, Aspidochiroten<strong>und</strong> Dendrochiroten ,die man ebendeshalb auch als Lungenholothurien(besser Kiemenholothurien) zusammenfasst. Unterbei denen die Kiemenbäume so schwachdiesen gibt es nur wenige Arten,entwickelt s<strong>in</strong>d, dass sie den E<strong>in</strong>druck rudimentärer Organe hervorrufen.Von den vier Arten, um die es sich dabei handelt, gehören drei<strong>in</strong> die Familie der Dendrochiroten, e<strong>in</strong>e zu den Molpadiiden. Bei Orculacucumiformis Semp. reichen die Kiemen,ebenso wie bei EcMnocucnmistypica M. Sars, immer noch bis annähernd <strong>in</strong> die Körpermitte. Bei letztgenannterArt haben sie die Form zweier e<strong>in</strong>fachen Schläuche, an derenLängsmitte nur je e<strong>in</strong> w<strong>in</strong>ziger bläschenförmiger Nebenast ansitzt. BeiEupyrgus scciber Liitk. sche<strong>in</strong>t ihre Rückbildung noch nicht e<strong>in</strong>mal soweitvorgeschritten zu se<strong>in</strong>, da Sem per (238) sie hier noch mit e<strong>in</strong>er ganzenAnzahl von Bläschen besetzt fand. Am schwächsten aber sche<strong>in</strong>en siebei Ocnus javanicus zu se<strong>in</strong>, dessen Autor Sluiter (241) sie als zwei ganzkle<strong>in</strong>e Bl<strong>in</strong>dsäckchen am Enddarme beschreibt. Wenn man absieht vondiesen eben besprochenen vier Fällen, kann man den Besitz gut ausgebildeterKiemen als e<strong>in</strong> allen sog. Lungenholothurien eigenthümlichesMerkmal bezeichnen. Von den übrigen Familien der Seewalzen heisstes, dass sie <strong>in</strong> ebenso durchgreifender Weise durch den Mangel jenerOrgane gekennzeichnet seien. Indessen trifft das streuggenommen nurfür die Synaptiden <strong>und</strong> Deimatiden zu; denn bei den beiden anderenFamilien, nämlich den Elpidiiden <strong>und</strong> Psychropotiden, kommt wenigstensbei e<strong>in</strong>zelnen Arten e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung vor, welche me<strong>in</strong>es Erachtens ke<strong>in</strong>eandere ungezwungene Deutung als die e<strong>in</strong>er rudimentären Kieme zulässt.Die thatsächlichen Verhältnisse, um die es sich dabei handelt, s<strong>in</strong>d diefolgenden. Bei den Elpidiiden geht nach den Bef<strong>und</strong>en von Theel(263<strong>und</strong> 266) <strong>und</strong> von Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) bei Elpidia glacialis,Äclilyonice paradoxa, Scotoplams glohosa, Sc. alhida, Kolga nana Theel <strong>und</strong>K. Jiyal<strong>in</strong>a Dan. u. Kor. von dem Enddarme e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>ks gelegener, nachvorn gerichteter, geräumiger Bl<strong>in</strong>dsack ab, der sich mitunter bis zur Körpermitteerstreckt. Unter den Psychropotiden kommt etwas Aehnliches nurbei Bentlwdytes sangu<strong>in</strong>ohnta vor, <strong>in</strong>dem hier der dritte Darmscheukelungefähr <strong>in</strong> der Körpermitte e<strong>in</strong>en 1,5 cm langen, nach vorn gerichtetenBl<strong>in</strong>dsack (IX, 5) trägt, welcher sich durch seitliche E<strong>in</strong>schnürungen derForm e<strong>in</strong>er Kieme noch mehr annähert. Die genannten Forscher haben zwar


Kie<strong>in</strong>eiibäume. 167selbst eiüc morphologische Deutung dieser Bl<strong>in</strong>dsäcke nicht versucht.Es sche<strong>in</strong>t mir aber ke<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>*) vorhanden zu welcher se<strong>in</strong>, gegen e<strong>in</strong>eHomologie derselben mit der Kieme der sog. Lungenholothurien spräche.Nimmt man diese Auffassung an, so verr<strong>in</strong>gert sich dadurch auch dieKluft, welche die Elasipoden von den Lungenholothurien scheidet.Bei normaler Ausbildung besteht die ganze Kieme aus zwei Hauptstämmen,die sich nach ihrer Lage im Körper als l<strong>in</strong>ker <strong>und</strong> rechterKiemenbaum unterscheiden lassen. Beide reichen sehr oft bis <strong>in</strong> dasvorderste Körperende <strong>und</strong> dr<strong>in</strong>gen mit ihren Verästelungen <strong>in</strong> die Zwischenräumeder übrigen <strong>in</strong> der Leibeshöhle bet<strong>in</strong>dlichen Organe. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>der Kegel von annähernd gleicher Grösse; doch kommt es auch häufigvor, dass die e<strong>in</strong>e die andere an Länge oder an Reichthum der Verästelungübertrifft. So z. B. ist der l<strong>in</strong>ke Kiemenbaum mächtiger als der rechteentwickelt bei mehreren Molpadiiden: Ankyroderma danielsseni Theel,Trochostoma horeale (M. Sars), Haplodactyla austrcdis Semp. <strong>und</strong> H, InjaloeidesSluit.; dagegen überwiegt der rechte Kiemenbaum bei anderen Molpadiiden,mehreren Aspidochiroten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnen Dendrochiroten : Caud<strong>in</strong>a arenata(Gould), Trochostoma violaceum (Stud,), Tr. antardicum Theel, Stichopusjaponicus Sei., St. natans (M. Sars), Holothuria helleri v. Marenz. (namentlichbei jugendlichen Individuen), Paelopatides conf<strong>und</strong>ens Theel (hier istder rechte Kiemenbaum zwar der längere,der l<strong>in</strong>ke aber reicher verästelt),Psol'us srßiamatus (Düb. u. Kor.)**).Entweder entspr<strong>in</strong>gen beide Kiemeubäume getrennt vone<strong>in</strong>ander,aber immerh<strong>in</strong> benachbart aus dem Vorderrande der Kloake, oder siegehen von derselben mit e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>schaftlichen Stamme ab, der sichsehr bald <strong>in</strong> die beiden Kiemenbäume gabelt. Ersteres sche<strong>in</strong>t vorzugsweisebei Dendrochiroten <strong>und</strong> Molpadiiden, letzteres bei Aspidochiroten,aber auch bei e<strong>in</strong>zelnen Molpadiiden <strong>und</strong> Dendrochiroten vorzukommen.Beispiele für jenes s<strong>in</strong>d Psolus fahricii (Düb. u. Kor.), Colochims sp<strong>in</strong>osus(Quoy u. Gaim.), Cucumana planci (Br.), Trochostoma arcticum (v. Marenz.),Haplodactyla mol2}adioides Semp., Caud<strong>in</strong>a arenata (Gould); Beispiele fürdieses^ Holothuria tuhidosa (Gmel.), decorcda v. Marenz., Stichopus japonicusSei., challengeri <strong>und</strong> moseUyi Theel, Pseiidostichopusmollis <strong>und</strong> villosusTheel, Paelopatides conf<strong>und</strong>ens Theel, Haplodactyla hyaloeides Sluit., Thyane(usus (0. F. Müll.) <strong>und</strong> Psolus sqiiamatus (Düb. u. Kor.). Mit Rücksichtauf den Umstand, dass die geme<strong>in</strong>schaftliche E<strong>in</strong>mündung der beidenKiemenbäume <strong>in</strong> die Kloake die häufigere E<strong>in</strong>richtung zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t<strong>und</strong> <strong>in</strong> Erwägung, dass das oben besprochene Kiemenrudiment derElasipoden als e<strong>in</strong>e unpaare Bl<strong>in</strong>dsackbildung auftritt, b<strong>in</strong> ich der Ansicht,dass die getrennte E<strong>in</strong>mündung beider Kiemenbäume e<strong>in</strong>en jüngeren, ab-*) Dass das uapaare Auftreteu der Bl<strong>in</strong>dsäcke nicht gegen diese Homologie spricht,geht aus dem Folgenden hervor.**) Bei Sticliopus (?) torvus Theel (267) soll sogar der rechte Kiemenbaum alle<strong>in</strong> entwickeltse<strong>in</strong>.


l(>ySee walzen.geleiteten Zustand darstellt, dass dagegen ursprünglich die ganze Kiemevon e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen, unpaaren Aussackung des Enddarmes ihreEntstehung nahm.Die Verästelung beider Kiemenbäume erfolgt meistens <strong>in</strong> der Weise,dass der Hauptstamm seitliche Aeste abgibt, die selbst wieder durch e<strong>in</strong>maligeoder wiederholte Vergabelungen fe<strong>in</strong>ere Endzweige liefern können;dabei wird der Hauptstamm <strong>in</strong> distaler Richtung allmählich schwächer <strong>und</strong>löst sich schliesslich ebenfalls <strong>in</strong> Endverzweigungen auf. Alle letztenEnden des ganzen baumförmigen Systemes erweitern sich an ihren Spitzene<strong>in</strong> wenig zur <strong>Bild</strong>ung abger<strong>und</strong>eter, länglicher Endbläschen („Ampullen"Jourdan), die aber auch seitlich an den Aesten <strong>und</strong> Zweigen auftretenkönnen. Bei schwächerer Entwicklung der Kiemen unterbleibt zunächstdie Weiterverzweigung der Aeste; <strong>in</strong> anderen Fällen kommen auch diesekaum mehr zur Ausbildung <strong>und</strong> es sitzen dann e<strong>in</strong>e Anzahl bläschenförmigerAnschwellungen uumittelbar an dem Hauptstamme selbst. AlsBeispiele für e<strong>in</strong>e reiche Verästelung der Kiemenbäume mögen dienen:Holothuria marmorata (Jag.), scabra Jag., lubrica <strong>und</strong> pulchella Sei., MüUeriamauritiana (Quoy u. Gaim.), Stkliopus japonkus Sei., Psohis fahrkii (Düb.u. Kor.), Tliyone chilensis Semp., TliyUopliorm niollis (Sei.). Beispiele fürschwache Verästelung der Kiemenbäume s<strong>in</strong>d: Holotlmrki langiiens <strong>und</strong>vagabtmda Sei., martensü Semp., Caud<strong>in</strong>a caudata (Sluit.), Trocliostomaalbkans Theel <strong>und</strong> arctkum (v. Mareuz.) <strong>und</strong> namentlich zahlreiche Dendrochirotenwie: Cucumarki capensis, mendax, abyssomm, Jcerguelensis, serrataTheel, georgiana (Lamp.), cucumis Risso, Tliyone recurvata Theel, Orcidahypsipyrga v. Mareuz., Ocniis typkus Theel, Colochirus peruanus Semp.Die beiden Kiemenbäume nehmen mit ihren Stämmen <strong>in</strong> Bezug aufdie Hauptregiouen des Körpers e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ter radiale Lage e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> derRegel so, dass der e<strong>in</strong>e dem l<strong>in</strong>ken ventralen, der andere dem rechtendorsalen Interradius angehört, also gerade jenen Interradien, welche vonden Darmschenkelu <strong>und</strong> deren Mesenterien freigelassen werden. Da derdritte Darmschenkel durch se<strong>in</strong> Mesenterium im rechten ventralen Interradiusfestgelegt ist, so f<strong>in</strong>det die vom Enddarm her sich entwickelndeKieme <strong>in</strong> den jenen beiden benachbarten, von den Darmschenkeln nichtDurchbesetzten Interradialbezirken den besten Raum zu ihrer Entfaltung.zahlreiche fe<strong>in</strong>e, muskulöse oder auch nur b<strong>in</strong>degewebige Fäden s<strong>in</strong>d dieKiemenbäume bald hier, bald dort befestigt; namentlich gehen derartigeAufhängefäden an die Quermuskulatur der Körperwand, aber auch an dieverschiedenen Organe des Körper<strong>in</strong>neren, z. B. an den Darm, den Schl<strong>und</strong>kopf<strong>und</strong> die Mesenterien. Doch s<strong>in</strong>d alle diese Verb<strong>in</strong>duDgen sehr schwach<strong>und</strong> setzen den Expansionen <strong>und</strong> Contractionen der lebenden Kiemeubäumeke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>derniss entgegen. Nur im Bereich der Blutgefässe, welche amzweiten Darmschenkel der Aspidochiroten (s. Blutgefässsystem) das reichentwickelteW<strong>und</strong>ernetz bilden, kommt es gewöhnlich zu e<strong>in</strong>er stärkerenBefestigung des l<strong>in</strong>ken Kiemenbaumes, <strong>in</strong>dem derselbe von den Gefässenjenes W<strong>und</strong>ernetzes aufs <strong>in</strong>nigste umsponnen <strong>und</strong> umflochten wird. Wegen


Kiemeubäumc.15 jjdes Gegensatzes, <strong>in</strong> den auf solche Weise die l<strong>in</strong>ke Kieme der Aspidocliirotenzu der rechten tritt, hat man sie auch als die Darmkieme(Darmlunge) bezeichnet; die rechte wird dann als freie Kieme unterschieden,weil sie derartiger Beziehungen zu den Blutgefässen des Darmesentbehrt*). Inwiefern die Blutgefässe bei der Umsp<strong>in</strong>nung des l<strong>in</strong>kenKiemenbaumes etwa <strong>in</strong> dessen Wandung e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen, wird bei dem Blutgefässsystem(s. d.) zu erörtern se<strong>in</strong>. Es kommt übrigens nicht beiallen Aspidochiroten zu jener engeren Verb<strong>in</strong>dung des Blutgefässnetzesmit dem l<strong>in</strong>ken Kiemenbaum; so fehlt z, B. e<strong>in</strong>e solche bei mehrerender von Theel (267) aus der Ausbeute der Challenger- Expedition beschriebenenArten : Holotlmria lactea, murrayi, Süchopus cliaUengeri <strong>und</strong>moseleyl, während Pseudostichopus molUs Theel dadurch e<strong>in</strong>e vermittehideStellung e<strong>in</strong>nimmt, dass die l<strong>in</strong>ke Kieme nur von e<strong>in</strong>igen wenigen Blutgefässenumflochten ist. Auf der anderen Seite gibt es nach Sem per(238) aber auch Molpadiiden**) <strong>und</strong> Dendrochiroten, bei denen die l<strong>in</strong>keKieme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ähnliche Beziehung zum Blutgefasssystemtritt wie bei denAspidochiroten; als solche erwähnen z. B. Selenka (229) <strong>und</strong> K<strong>in</strong>gsley(117) die Caad<strong>in</strong>a arenata (Gould) <strong>und</strong> Sem per se<strong>in</strong>e Thyone chüensis.Vorh<strong>in</strong> wurde als Norm angegeben, dass die l<strong>in</strong>ke Kieme im ventralenl<strong>in</strong>ken, die rechte im dorsalen rechten Interradius ihre Stellung e<strong>in</strong>nimmt.Auch Sem per erklärt diese Lagerung für die normale, lässt aber <strong>in</strong>se<strong>in</strong>en Altbeschreibungen mehrmals nicht den ventralen, sondern dendorsalen l<strong>in</strong>ken Interradius die l<strong>in</strong>ke Kieme aufnehmen, so bei Colochiruscyl<strong>in</strong>drkus, Psolus complancdus <strong>und</strong> Hajylodactyla niolpadioides ebenso,S e 1 e n k a (229) bei Stichopus cJdoronotos Br. Dagegen f<strong>in</strong>det sich h<strong>in</strong>sichtlichder rechten Kiemen nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige abweichende Angabe; nach Danielsseu<strong>und</strong> Koren (50) soll sie nämlich bei ihrem Trocliostoma tJiomsonn imventralen rechten Interradius liegen, nur ihr distales Ende rücke auchhier <strong>in</strong> den dorsalen rechten Interradius.Von e<strong>in</strong>igen Seewalzen wird angegeben, dass sie mehr als zweiKiemenbäume besitzen. E<strong>in</strong>e nähere Prüfung dieser Fälle lehrt aber,dass es sich dabei ke<strong>in</strong>eswegs um e<strong>in</strong>e eigentliche Vermehrung der Kiemenbäume,sondern <strong>in</strong> der Regel nur um e<strong>in</strong>e basale Abgliederung e<strong>in</strong>esstärkeren Astes von e<strong>in</strong>em derselben handelt. Bemerkenswerth ist dabei,dass es nur Dendrochiroten <strong>und</strong> Molpadiiden, aber ke<strong>in</strong>e Aspidochirotens<strong>in</strong>d, auf die sich jene Angaben beziehen — was <strong>in</strong>sofern von Interesseist, als es. gerade die Familien der Dendrochiroten <strong>und</strong> Molpadiiden s<strong>in</strong>d,bei denen, wie wir früher (S. 167) sahen, die beiden Kiemenbäume schondadurch e<strong>in</strong>e stärkere Neigung zu basaler Abgliederung zeigen, dass sieoft getrennt aus der Kloake austreten. Was nun zunächst die Dendrochirotenanbetrifft, bei denen (e<strong>in</strong> oder) zwei überzählige Kiemen vor-*) Tiedcmann (273) iiaimte die rechte Lunge die l<strong>in</strong>ke <strong>und</strong> die l<strong>in</strong>ke die rechte, wasschon Jäger (110) richtig gestellt hat.**) Sempernennt leider die betreffenden Arten nicht.


170 Seewalzen.dass bei se<strong>in</strong>em Colochirnsküuiiiieu soUeu, so berichtet Sem per (238),cyl<strong>in</strong>drmis aus den beiden wohlentvvickelten Kiemenstämmcu noch zweirudimentäre Aeste als dritte <strong>und</strong> vierte Kieme entspr<strong>in</strong>gen ;ebenso wirdwohl auch die Sache bei Psolus complanatus Semp. liegen, von dem ernur angibt, dass ausser den zwei normalen noch zwei kürzere Kiemenvorhanden seien; auch bei se<strong>in</strong>er Ech<strong>in</strong>ociimmis adversaria, bei welcherer sich ähnlich ausdrückt, konnte ich mich durch e<strong>in</strong>e Nachuntersuchungnicht davon überzeugen, dass die zwei überzähligen „rudimentären" Kiemenetwas anderes s<strong>in</strong>d als basale Nebenäste der zwei normalen. Fernerschreibt Theel(267) der Cucumaria crocea (Less.)e<strong>in</strong>e oder zwei überzähligeKiemen zu. Auch diese Art konnte ich (16ia) nachuntersuchen,wobei sich herausstellte, dass auch <strong>in</strong> diesem Falle die angeblichen überzähligenKiemen nur basale Abgliederungen der beiden wohlentwickeltenHauptstämme s<strong>in</strong>d. Ebenso fand ich die Sachlage (161a) bei Ocniis typicusTheel <strong>und</strong> zweifle nicht daran, dass damit auch die Wiopcdod<strong>in</strong>a lageniformisGray übere<strong>in</strong>stimmen wird, welcher Semper vier Kiemenbäumezuschreibt. Unter den Molpadiiden werden drei überzählige Kiemen erwähntbei Molpadia australis Semp., Haplodadyla molimdioides Semp.,australis Semp. <strong>und</strong> hyaloeides Sluit.,Trochostoma albicans Theel <strong>und</strong> ardicum(v. Marenz.) <strong>und</strong> bei Cauditia ransomietü v. Marenz. Die erstgenannteMolpadia -Ai'i, von der Semper „3 Lungenbäume'' angibt, konnte ichallerd<strong>in</strong>gs nicht selbst untersuchen, wohl aber (161a) se<strong>in</strong>e Haplodadylaaustralis, bei der die ansche<strong>in</strong>end dritte Kieme wieder nur dadurch zuStande kommt, dass sich die e<strong>in</strong>e (die l<strong>in</strong>ke) nahe an ihrer Basis theilt*).E<strong>in</strong> Gleiches lässt Semper's (238)betreffende Abbildung von Haplodadylamolpadioides <strong>und</strong> Sluiter's (241) Abbildung von Haplodadyla hyaloeidesvermuthen *'''').Bei Trochostoma ardicum trägt ebenfalls der e<strong>in</strong>e Kiemenstamman se<strong>in</strong>er Basis e<strong>in</strong>en kurzen Anhang, den man nach v. Maren-zeller (166) „als rudimentäre dritte Lunge ansehen höunte". Besonderslehrreich aber ist das Verhalten von Trochostoma alhkans, bei welcher esnach Theel (267) nur als e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Abweichung vorkommt, dassdie l<strong>in</strong>ke Kieme sich an ihrer Basis <strong>in</strong> zwei Theile theilt. Schliesslichvon der v. Marenz ellerist noch der Caud<strong>in</strong>a ransomidii zu gedenken,(167) berichtet, dass aus demselben Divertikel der Kloake, aus dem diezwei normalen Kiemen entspr<strong>in</strong>gen, noch mehrere kurze Stämmchen austreten;auch diese wird man als basale Abspaltungen der Hauptstämmeansehen dürfen.Sonach kommen wir zu dem Schlüsse, dass wir ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges zweifelfreiesBeispiel für e<strong>in</strong>e eigentliche Vermehrung der Kiemenbäume auf dreioder vier kennen, dass aber <strong>in</strong>sbesondere der l<strong>in</strong>ke Kiemen-*) Wie übrigens schon Selenka (230) abbildete.**) <strong>und</strong> wurde soeben auch von Lampert bei Trochostoma antarcticum Theel beobachtet;vergl. Lampert: die während der Expedition S. M. S. Gazelle 1874 —^1876 vonProf. Dr. Th. Studer gesammelten Holothurieu ; Zoologische Jahrbücher, herausgegeben vonJ. W. Spengel, System. Abtheil. Bd. IV, 1889, pag. 806 — 858, Taf. XXIV.


Kiemcnbäumc. 171bäum häutig die Neigung zur Abgabe e<strong>in</strong>es (oder mehrerer)basalen Nebenstammes zeigt.Anders liegt die Sache mit der mehrfach wiederholten Behauptung,dass es auch Holothurien mit fünf Kiemenbäumen gebe. Diese Behauptungist durch Brandt (33) für se<strong>in</strong>e Gattungen Liosoma <strong>und</strong> Äspidochir<strong>in</strong> die Welt gekommen, durch Grube (81) auf se<strong>in</strong>e Gattung Haplodactylaausgedehnt <strong>und</strong> durch spätere Autoren, z.B. Selen ka (229) <strong>und</strong> Lampert(134) e<strong>in</strong>fach wiederholt worden. Es beruhen aber jene Brandt 'sehenAngaben, wie ich (154) zeigte, auf e<strong>in</strong>er missverständlichen AuslegungHertens 'scher Beobachtungen, die sich <strong>in</strong> Wirklichkeit auf die Wimperbecherder Chiridota discolor Eschsch. <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er anderen, nicht mehr genaufeststellbaren Chiridota- oder SpnajM-Art beziehen. Wenn Selenka(229) auch die Stimpson'sche Art Liosoma arenicola hierher zog, soübersah er, dass Stimpson zwar deren Kiemenbäume beschrieben, aberüber ihre Zahl nichts angegeben hat; Theel(267)konnte denn auchbei se<strong>in</strong>er Nachuntersuchung dieser von ihm zu Trochostoma gestelltenArt ke<strong>in</strong>erlei Abweichung h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Kiemenbäume bemerken. DasThier endlich,welchem Grube unter dem Namen Haplodadyla mediterranea„5 Atbmungsorgane von be<strong>in</strong>ahe lappiger, <strong>und</strong>eutlich baumartiger <strong>Bild</strong>ung"zuschreibt, gebort zu den ganz zweifelhaften Existenzen im Gebiet derSeewalzen. Demnach ist nicht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger sicherer Fall bekannt, <strong>in</strong>dem bei e<strong>in</strong>er Holothurie fünf Kiemenbäume zur Ausbildung gelangt s<strong>in</strong>d.Der fe<strong>in</strong>ere Bau der Kiemen ist am genauesten von Semper (238)erforscht worden, dessen Schilderung durch die späteren Untersuchungenvon Teuscher (261), Danielssen <strong>und</strong> Koren (50), Jourdan (114)worden ist.<strong>und</strong> Hamann (93) nur <strong>in</strong> untergeordneten Punkten ergänztVon <strong>in</strong>nen nach aussen folgen <strong>in</strong> der Zusammensetzung der Kiemenwanddes Darm-dieselben Schichten aufe<strong>in</strong>ander, denen wir <strong>in</strong> der Wandung rohres begegnet s<strong>in</strong>d, von dem die Kiemen ja nur e<strong>in</strong>e Ausstülpung darstellen.An das <strong>in</strong>nere Epithel schliesst sich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschichtan, dann folgt e<strong>in</strong>e aus <strong>in</strong>neren Längsfasern <strong>und</strong> äusseren R<strong>in</strong>gfaserngebildete Muskelschicht, darauf e<strong>in</strong>e äussere B<strong>in</strong>degewebsschicht<strong>und</strong> endlich das äussere Epithel.1. Das <strong>in</strong>nere Epithel ist nach Semper <strong>in</strong> der Regel geschichtet,seltener, z. B. bei HolotJmria vayahimda Sei., e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Cyl<strong>in</strong>derepithel.E<strong>in</strong>e Bewimperung desselben stellt Semper auf das Bestimmteste <strong>in</strong>für HolotJmria tubiäosaAbrede, während Leydig(144) <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs(Gmel) Hamann (93) <strong>und</strong> für Cucumaria planci (Br.) Vogt <strong>und</strong> Yung(284) das Gegentheil behaupten. Unregelmässige Vorsprünge des <strong>in</strong>nerenEpithels kommen hauptsächlich durch „gelbe Körnerhaufen*' (gelbe ZellenJourdan) zu Stande, die sich auch im Lumen der Kiemen, sowie <strong>in</strong> derfolgenden Schicht wiederf<strong>in</strong>den <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer Natur noch nicht genügendaufgeklärts<strong>in</strong>d.2. Die <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht ist verhältnissmässig kräftigGr<strong>und</strong>masse ausser mehr oderentwickelt <strong>und</strong> lässt <strong>in</strong> ihrer hyal<strong>in</strong>en


172 Secwalzeii.weniger zahlieicheü Fasern <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen B<strong>in</strong>degewebszellendie schon vorh<strong>in</strong> erwähnten „gelben Körnerhaufen", sowie auch Wanderzellen(Schleimzellen Semper), manchmal auch Pigmentablagerungenerkennen. Mitunter treten auch, wie bereits Jäger (110) bei se<strong>in</strong>erMüUeria leccmora beachtete, Kalkkörperchen <strong>in</strong> dieser Schicht auf. Nach<strong>in</strong>nen erhebt sie sich oft zur <strong>Bild</strong>ung von allerlei Vorsprüngen <strong>in</strong> Gestalt vonBlättern, Wülsten, Leisten, Papillen etc., welche wohl meistens nur durchContractionszustände*) der umgebenden Muskelschicht hervorgerufen werden.3. Die schon von Tiedemann (273) wahrgenommene Muskelschicht.Ihre Fasern sollen sich nach Jourdan bei Cucumaria planci(Br.) ohne bestimmte Anordnung kreuzen, während Hamann bei Holofhuriatubulosa (Gmel.) <strong>in</strong> völliger Uebere<strong>in</strong>stimmung mit den AngabenSem per's e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Längsfaser- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e äussere E<strong>in</strong>gfaserlage unterscheidenkonnte; die Längsfasern liegenhei HölotJmria tuhulosa bald vere<strong>in</strong>zelt,bald dichter, dagegen ordnen sich die kräftiger entwickelten R<strong>in</strong>gfasernzu e<strong>in</strong>er deutlichen e<strong>in</strong>fachen Schicht.4. Die äussere B<strong>in</strong>dege websschicht, deren Graber (72) <strong>und</strong>Hamann bei Holothuria tuhulosa ke<strong>in</strong>e Erwähnung thun, ist nach Semperüberhaupt bei den Aspidochiroten nur schwach, bei den Dendrochirotenaber kräftig ausgebildet. Teuscher, der sie auch bei Hol, tuhulosa bemerkte,fand dar<strong>in</strong> eigenthümliche kugelige oder ovale Gruppen vonkle<strong>in</strong>en Zellen, welche e<strong>in</strong>e ebensolche centrale Zelle umlagern**).5. Das äussere Epithel (Cölomepithel)ist aus e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Lagevon Wimperzellen gebildet, deren Gestalt, je nach dem Contractionszuständeder Kiemen, von e<strong>in</strong>er abgeplatteten bis zu e<strong>in</strong>er cyl<strong>in</strong>derförmigen wechselt.Nach Jourdan s<strong>in</strong>d die Zellen dieses äusseren Epithels (bei Cucumariaplanci) grösser als die <strong>in</strong>neren, womit die Messungen Hamann 's (beiHolothuria tuhulosa) übere<strong>in</strong>stimmen. Semper beobachtete <strong>in</strong> demäusseren Epithel auch zahlreiche Wanderzellen („Schleimzellen''), derenVorkommen bei Cucumaria planci durch Jourdan bestätigt wurde, sowiePigmentzellen (diese nicht bei allen Arten)***).Auf die Bluträume, welche nach Semperzwischen der äusserenB<strong>in</strong>degewebsschicht <strong>und</strong> der R<strong>in</strong>gmuskellage oder auch zwischen dieser<strong>und</strong> der Längsmuskellage auftreten werden wir beim, Blutgefässsysteme<strong>in</strong>zugehen haben.Die vorh<strong>in</strong> beschriebene Zusammensetzung der Kiemenwand erfährtnach Semper an der Spitze der Endbläschen e<strong>in</strong>e für die Funktion der*) Diese verschiedeuen Contractionszustände erklären alle die angebliclien Unterschiede,welche nach Hamann (93) zwischen dem Bau der HauiJt- <strong>und</strong> Endäste der Kiemen vorhandense<strong>in</strong>sollen.**) Diese Zellengruppen Kommen nach Teuscher auch <strong>in</strong> den meisten anderen Organender Holotliutia tubulosa zerstreut vor, namentlich <strong>in</strong> den Suspensorien des Schl<strong>und</strong>es (vergl.S. 161\***) Ob die dunkle, Ijraune Pigmeutirung, welche S e 1 e n k a (229) von den Kiemen derHolothuria humilis, suhditiva, strigosa, lubrica Sei., c<strong>in</strong>erascens (Br.) <strong>und</strong> monacaria(Less.) angibt, <strong>in</strong> dem äusseren Epithel oder <strong>in</strong> der <strong>in</strong>neren oder äusseren B<strong>in</strong>degewebsschichtihern Sitz hat, bedarf noch der Untersuchung.


Giivier'sclie Organe. 173Kieme sehr bedeutimgsvoUe Abänderung. Es hört nämlich <strong>in</strong> dieserGegend, genauer am <strong>in</strong>neren Rande e<strong>in</strong>es bald aus ,, Schleimzellen'',bei ColocJiirus quadrangularis (Less.), bald aus Pigmentzellen,z. B.z. B. beiColodiirus tuherculosus (Quoy <strong>und</strong> Gaim.) <strong>und</strong> Holothuria vagab<strong>und</strong>a Sei.,gebildeten R<strong>in</strong>ges die Wiraperung des äusseren Epithels auf, währendsie an jenem R<strong>in</strong>ge selbst stärker ist als au allen übrigen Stellen derKiemenoberfläche. Die so gebildete unbewimperte Spitze des Endbläschensist von e<strong>in</strong>em der R<strong>in</strong>gmuskellage zugehörigen Schliessmuskel besetzt,welcher e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Oeffnung*) der Kiemenwaud zu umkreisen sche<strong>in</strong>t.Durch derartige Oeffnungensoll e<strong>in</strong>e offene Verb<strong>in</strong>dung zwischen demInnern der Kiemenbäume e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> der Leibeshöhle anderseits hergestelltse<strong>in</strong>. Spätere Forscher, wie Teuscher (261), Danielssen <strong>und</strong>Koren (50), K<strong>in</strong>gsley (117), Vogt <strong>und</strong> Yung(284), bemühten sich,an Holothuria tubulosa^ Trochostoma tJwmsonii, Psolus fahricii, Cucimiariaplana <strong>und</strong> anderen Arten vergeblich, jene von Semper geschildertenOeffnungen zu sehen. Auch ich selbst habe dieselben bei den verschiedenstenArten**), die ich darauf untersuchte, niemals zu Gesicht bekommen.Dagegen will Sluiter (242) sie bei Ananus Jwlothurioides„ziemlich deutlich" <strong>und</strong> Hamann (93) <strong>in</strong> direktem Gegeosatze zuTeuscher sie auch bei Holothuria tuhulosa wiedergef<strong>und</strong>en haben. Daaber Semper selbst gegen se<strong>in</strong>e eigene Darstellung gewichtige Bedenkenäussert, welche durch Sluiter <strong>und</strong> Hamann ke<strong>in</strong>eswegs beseitigt s<strong>in</strong>d,so wird man die Frage nach dem wirklichen Vorhandense<strong>in</strong> jener Oeffnungenkaum noch als e<strong>in</strong>e offene ansehen können; immerh<strong>in</strong> bleibt e<strong>in</strong>eerneuerte Prüfung der Angelegenheit erwünscht.X. CiiYier'sche Organe.In engem anatomischen Zusammenhang mit den Kiemenbäumentreten vorzugsweise <strong>in</strong> der Familie der Aspidochiroten eigenartige Anhangsorganevon im Allgeme<strong>in</strong>en schlauchförmiger Gestalt auf, welche ihremEntdecker zu Ehren von Joh. Müller (184) mit dem Namen der Cuvier'-schen Organe belegt wurden. Cuvier (46 u. 45) war zwar der irrthümlichenAnsicht, dass sie die von ihm gesuchten Hoden der Holothuriendarstellen, <strong>und</strong> auch noch der nächste Forscher, der sich mit ihnen beschäftigte,Jäger (HO), wirft die Frage auf, ob man nicht etwa accessorischeGeschlechtsorgane <strong>in</strong> ihnen zu sehen habe, wenn er auch schliesslichzu der Me<strong>in</strong>ung kommt, es seien vielleicht nierenähnliche Organe ***).*) Semper bildet diese Oeifnung ab von Haplodactyla pellucida Semp., Holothuriavagah<strong>und</strong>a Sei., H. tenuissima Semp. <strong>und</strong> Colocliirus quadrangularis (Less.).**) unter den mittelmeerischen Arten untersuchte ich <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong>sbesonderelebende Exemplare der Holothuria poli.***) Wahrsche<strong>in</strong>lich s<strong>in</strong>d auch die von Delle ChiajeCGS.Yol. III, pag. 68, 70 u. 39, Vol.IV,p. 5) an dem Kiemenbaume e<strong>in</strong>er nicht mehr ganz sicher feststellbaren Art gef<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> alsTaenia ech<strong>in</strong>orhyncha bezeichneten angeblichen Schmarotzer nichts anderes als Cuvier'scheOrgane; vergl, Joh. Müller (184, S. 141).


174 Seewalzen.El' bezeichnete sie aber, ohne Rücksicht auf ihre ihm zweifelhafteFunktion, <strong>in</strong> ganz trefflicher Weise als appendkes hronchiales. Wennnicht der von Müller gegebene Name allgeme<strong>in</strong>e Aufnahme gef<strong>und</strong>enhätte, wäre es auch heute noch angebracht, sie ähnlich wie Jäger alsappendices hranchiales, Kiemenanhänge, zu bezeichnen.Ohne auf ihre noch ke<strong>in</strong>eswegs genügend aufgeklärte Funktion hiernäher e<strong>in</strong>zugehen (vergl. darüber das Kapitel Physiologie), wenden wiruns zur Betrachtung ihres Vorkommens <strong>und</strong> ihres Baues. Den Gr<strong>und</strong>dazu hat Joh. Müller (184) gelegt <strong>und</strong> unter den späteren Forscherns<strong>in</strong>d es vor allem Sem per (238) <strong>und</strong> Jourdan (114), denen wir denheutigen Stand unserer Kenntniss verdanken. Dass diese Kenntniss aberauch jetzt noch e<strong>in</strong>e recht unbefriedigende ist, liegt an den besonderenSchwierigkeiten, welche diese Organe der e<strong>in</strong>gehenden Untersuchung entgegenstellen.In ihrem Vorkommen s<strong>in</strong>d die Cuvier'schen Organe fast ganz beschränktauf die Aspidochiroten. Aber auch im Inneren dieser Familiegibt es sehr viele Arten, welche derselben entbehren oder wenigstens zuentbehren sche<strong>in</strong>en; dah<strong>in</strong> gehören alle bekannten Arten der GattungenLahldodemas , PscudosticJiopus <strong>und</strong> P aelopatides ,ferner alle Süclioptis- Axi^nmit alle<strong>in</strong>iger Ausnahme von St. paradoxus Lamp., etwa die Hälfte derMnUeria-Arten ^) <strong>und</strong> endlich auch noch e<strong>in</strong>e beträchtliche Anzahl vonHolotJmria- Arten'*'-). Es ist also vornehmlich nur die Gattung HolotJiuria<strong>und</strong> <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maasse auch Midleria, welche sich durch das Auftretender Cuvier'schen Organe auszeichnen. Unter den europäischen HolotJmria-Arten ist es ke<strong>in</strong>eswegs, wie Jourdan (114) <strong>und</strong> Vogt <strong>und</strong> Yung (284)me<strong>in</strong>en, nur die H. impatiens (Forsk.), welche Cuvier'sche Organe besitzt;es f<strong>in</strong>den sich dieselben auch bei H. hellen v. Marenz., poli, sanctori <strong>und</strong>forsJialii*'-^*) Delle Chiaje (= catanensis Grube) <strong>und</strong> bei mammotn Grube.Ausserhalb der Aspidochirotenist das Vorkommen Cuvier'scher Organe*) z. B. M. parvula Sei , formosa Sei., miliaris (Quoy u. Gaim.), ech<strong>in</strong>ües Jag'.**) z. B. H. tubulosa (Gmel.) (<strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Synopsis der Zoologie, 2. Band. 1886. S. 889werden dieser Art irrthümlich Cnder'sche Organe zugeschrieben), ocellata Jag., squamifera,gracilis, aculeata , flavo-maculata Semp. , h.v.milis, pr<strong>in</strong>ceps, pyxis, pardalis Sei., pert<strong>in</strong>axLudw., pfqnllata Bell, anapmusa, enalia Lamp., fasco-coerulea, africana, sp<strong>in</strong>ifera, lactea,thomsoni, murrayi Theel, bataviae Ludw. Zu der zuletzt genannten Art erlaube ich mir zubemerken, dass ich damit die neuerd<strong>in</strong>gs von Sluiter (Nachträgliches über die Ech<strong>in</strong>odermen-Fauna des Java-Meeres, Natuurk. Tijdschr. voor Nederlandscli-Indie, XLIX, Batavia 1889) unterdem Namen H. lamperti n. sp. beschriebene Art me<strong>in</strong>e; dieselbe muss e<strong>in</strong>en neuen Namen(bataviae) erhalten, da Sluiter tiberselien hat, dass ich bereits im Jahre 1886 (160) e<strong>in</strong>eH. lamperti von den Philii^p<strong>in</strong>en beschrieben habe.***) Vor Jahren (1880) beobachtete ich bei Neapel mehrmals e<strong>in</strong>e Holothurie, die vollständigmit Delle Chiaje 's Beschreibung se<strong>in</strong>er H. forskalii übere<strong>in</strong>stimmt. E<strong>in</strong>e Vergleichungderselben mit //. catanensis Grube überzeugte mich von der Indentität dieser beidenArten. Cuvier'sche Organe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> grosser Zahl vorhanden <strong>und</strong> werden mit grosser Gewaltausgestossen. Wie aber Graeffe (73) dazu kommt, Selenka's H. botellns (= impatiens Forsk.)alsSynonym zu H. catanensis zu ziehen, ist mir unverständlich.


Cuvier'sclie Org-ane. 175e<strong>in</strong>e grosse Seltenheit. Aus der Fauiilie der Synaptiden sowie der Gruppeder Elasipodenist überhaupt ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Fall bekannt, was wolil imZusammenhang steht mit dem Mangel oder der ganz rudimentären Ausbildungder Kieme. Unter den Molpadiiden ist es bis jetzt e<strong>in</strong>zig <strong>und</strong>alle<strong>in</strong> die Molpadia chüensis J. Müll. ,welche Cuvier'sche Organe besitzt,<strong>und</strong> unter den Dendrochiroten werden dieselben nur bei zwei Arten*)erwähnt, nämlich der Cucuniaria frondosa (Gunn.) <strong>und</strong> der C. nigricans(Br.). Bezüglich der C. frondosa stützt sich diese Angabe lediglich aufe<strong>in</strong>e Bemerkung von Job. Müller (184, 185), deren Richtigkeit jedochdadurch etwas zweifelhaft wird, dass es noch ke<strong>in</strong>em anderen Forscherß-eslückt ist, bei dieser oft untersuchten <strong>und</strong> wohl bekannten Art dieCuvier'schen Organe wieder zu f<strong>in</strong>den. Was aber die C. nigricans (Br.) anbelangt,so ist bei ihr das Auftreten der Cuvier'schen Organe bei e<strong>in</strong>zelnenIndividuen durch Mertens**) <strong>und</strong> mich (154) beglaubigt.Ebenso wie bei der Cucumaria nigricans werden die Cuvier'schenOrgane auch bei anderen Arten bald angetroffen, bald vermisst. Obdiese Ersche<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> Zusammenhang mit dem Alter oder dem Geschlechtder betreffenden Individuen steht oder ob die Funktion der Organe e<strong>in</strong>enzeitweiligen vollständigen Verlust derselben verursacht, bedarf noch derAufklärung. Namentlich s<strong>in</strong>d es die folgenden Arten, die hier <strong>in</strong> Betrachtkommen: Cucumaria nigricans (Br.), MüUeria lecanora Jag., Holothuriac<strong>in</strong>erascens (Br.), luhrica (Sei), graeff'ei Semp. (= SticJiopus froscheliiJ. Müll.).Verständlicher ist die andere Thatsache,oft <strong>in</strong> grosser Menge <strong>und</strong> dann wieder <strong>in</strong> viel ger<strong>in</strong>gererdass sie bei derselben ArtZahl sich vorf<strong>in</strong>den.Denn sie Averden durch Reizzustände des Thieres, wenn auchnicht bei allen, so doch bei vielen Arten, durch die Afteröffnung ausgestossen(vergl. das Kapitel Physiologie); <strong>in</strong> Folge dessen gehen diee<strong>in</strong>mal gebildeten Organe dem Thiere bei derartigen Reizungen zum Theil(oder auch sämmtlich?) verloren. Bestimmte Angaben über die Zahlverhältnisseder Cuvier'schen Organe bei ganz unversehrten Thieren lassensich demnach kaum machen. Immerh<strong>in</strong> deuten die vorhandenen Beobachtungendarauf h<strong>in</strong>, dass die e<strong>in</strong>zelnen Arten sich auch <strong>in</strong> Bezugauf die durchschnittliche Zahl der bei ihnen zur Ausbildung kommendenCuvier'schen Organerecht verschieden verhalten. Besonders zahlreichsche<strong>in</strong>en sie z. B, zu se<strong>in</strong> bei Holothuria argus (Jag.), scahra Jag. (bis*) Trotz dieser docli sehr auffallenden <strong>und</strong> bemerkenswertheu Seltenheit der Cuvier'schenOrgane hei Dendrochiroten f<strong>in</strong>det sich bei Lampert (134) die Bemerkung-, dass sich <strong>in</strong> Betreffder Cuvier'schen Organe für die Dendrochiroten dem für Aspidochiroten Gültigen nichts h<strong>in</strong>zufügenlasse. Ebenso hat es auch wenig S<strong>in</strong>n, wenn hier <strong>und</strong> da bei der Beschreibung neuerDendrochiroten Arten, z. B. von Bell (17) <strong>in</strong> Betreff se<strong>in</strong>er Cuatmaria sancti joJiannis dasFehlen der Cuvier'schen Organe besonders angegeben wird; das Gegenheil hervorzuheben, wennes sicli e<strong>in</strong>mal f<strong>in</strong>det, wäre wichtiger.**) In se<strong>in</strong>em mir vorliegenden Manuskripte, dem e<strong>in</strong>e Zeichnung beiliegt, welche dieCuvier'schen Organe rn situ <strong>in</strong> unverkennbarer Weise darstellt.


]^76Seewalzen.100 Stück), di/f'icilis, graeffei Semp., nigra Foot, vagab<strong>und</strong>a Sei. (9—100),oxurropa Sluit., captiva Ludw., MiUleria flavo-castcmea Theel, Süchopusparaäoxus Lamp.; dagegen ist ihre Zahl oft e<strong>in</strong>e ganz ger<strong>in</strong>ge beispielsweisebei Holothuria maculata (Br.)<strong>und</strong> IvlUJceri Semp.In der Mehrzahl der Fälle sitzen sie dicht über der Kloake demgeme<strong>in</strong>schaftlichen Kiemenstamme an,z. B. bei Holotlmria mammataGrube, impatiens Forsk., martensii Semp., fusco-c<strong>in</strong>erea Jag., lubrica Sei.,paraäoxaSei. Falls sie sich auf e<strong>in</strong>en der beiden Kiemenstämme beschränken,sche<strong>in</strong>t der rechte bevorzugt zu werden, an dessen Basis siealsdann ansitzen,z. B. bei Holothuria rigida (Sei.), vagal)<strong>und</strong>a Sei.,Müller ia lecanora Jag., maciüata (Br.), agassisü Sei. Sie können aberauch eioe Strecke weit am Stamme der Kiemenbäume h<strong>in</strong>aufrücken,z. B. bei Holothuria graeffei Semp. <strong>und</strong> Holothuria decorata v. Marenz.(am l<strong>in</strong>ken Kiemenbaume) oder selbst auf die Nebenäste der Kiemenbäume<strong>und</strong> schliesslich auch auf die fe<strong>in</strong>sten Endzweige derselben übertreten,z. B. bei Holothuria kÖllikeri Semp., marmorata (Jag.), argus (Jag.), vifiensisSemp., difficiUs Semp., tenuissima Semp. (hier nur am l<strong>in</strong>ken Kiemenbaume).In e<strong>in</strong>zelnen Fällen, z. B. bei Molpadia chilensis J. Müll, sche<strong>in</strong>t dieInsertion der Cuvier'schen Organe <strong>in</strong> entgegengesetzter Richtungdie Kloake verschoben zu se<strong>in</strong>.Die Farbe der Cuvier'schen Organe ist <strong>in</strong> der Regel weiss,bis aufz. B.bei Holothuria marmorata (Jag.), impatiens (Forsk.), poli Delle Chiaje,Sei. u. a. Doch kommt es auch oftdiscrepans Semp., MiUleria agassimvor, dass sie e<strong>in</strong>e gelbe bis braune oder rothbraune oder auch rosenrotheFärbung zeigen. Gelb s<strong>in</strong>d sie z. B. bei Holothuria <strong>in</strong>ornata Semp., hellbraunbei H. monacaria (Less.), bräunlich bei Stichopus paradoxus Lamp.,braun bei Holothuria pervicax <strong>und</strong> lubrica Sei., rothbraun bei H. vagah<strong>und</strong>aSei., aethiops (Br.), apihanes Lamp., Molpadia chilensis J. Müll., rosenrothbei Mülleria lecanora Jag.Nach ihrer Form theilte sie Joh. Müller (184, 185) <strong>in</strong> drei Gruppene<strong>in</strong>: 1) bl<strong>in</strong>ddarmförmige, 2) verästelte, 3) traubige. Weitaus am häufigstens<strong>in</strong>d die bl<strong>in</strong>ddarmförmigen, welche die Gestalt kurzer <strong>und</strong> dannmeist ziemlich dicker oder langer <strong>und</strong> dann gewöhnlich ziemlich schlankerSchläuche haben, deren Oberfläche e<strong>in</strong> quergerunzeltes Aussehen darbietet;das zur Befestigung an die Kiemen dienende Ende ist <strong>in</strong> der Regel zue<strong>in</strong>em ganz kurzen Stiele verdünnt, während sie im übrigen ganzfrei <strong>in</strong>den h<strong>in</strong>teren Bezirk der Leibeshöhle ragen*). Entweder sitzen sie derKieme e<strong>in</strong>zeln <strong>in</strong> unregelmässiger Anordnung an oder sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Reihengestellt,z. B. <strong>in</strong> zwei Reihen bei Holothuria vagah<strong>und</strong>a Sei., oder endlich— <strong>und</strong> das ist besonders häufig— s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> Bündel (Büschel)zusammengedrängt. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges derartiges Bündel bilden sie z. B. bei Holothuriaaphanes Lamp., Muns<strong>in</strong>geri Lamp., depressa Ludw., maciüata (Br.),*) Nur bei Holothtiria nigra Foot s<strong>in</strong>d sie durch umhüllendes B<strong>in</strong>degewebezu e<strong>in</strong>emderben Paket vere<strong>in</strong>igt, vergl. Bell (15).


Erklärungvon Tafel VI.Holothurioidea; Nervensystem, Kalkr<strong>in</strong>g.


Fig.1. Schnitt durch e<strong>in</strong>e Tastpapille von Synapta digitata (Mont.), vergr. ; a Hauts<strong>in</strong>uesnerv,h se<strong>in</strong>e ganglionäre Anschwellung (= Nervenplatte);c Ei^ithel- <strong>und</strong> S<strong>in</strong>neszellen; d Drüseuzellen.2. Längsschnitt durch die Haut des h<strong>in</strong>teren Körperendes derselben Art, vergr.; a Stutzzellcu,h S<strong>in</strong>neszelle, c snbepitheliales Nervengeflecht, d Schlauchdrüsenzelle, c Cuticula, / Cutis.3. Vier Glieder des Kalkr<strong>in</strong>ges von Synapta glabra Semp.In dieser <strong>und</strong> den folgenden Figuren dieser Tafel s<strong>in</strong>d die Interradialstücke des Kalkr<strong>in</strong>gesmit IE, die Eadialstücke mit li bezeichnet.4. Drei Glieder des Kalkr<strong>in</strong>ges von Cucumaria capensis Th6el.5. Zwei Glieder des Kalkr<strong>in</strong>ges von Holothiiria lubrica Sei. <strong>in</strong> nat. Grösse.6. Desgleichen von Holothuria atra Jag.7. Desgleichen von HoloÜmria c<strong>in</strong>erascens (Br.).8. Drei Glieder des Kalkr<strong>in</strong>ges von Holothuria pert<strong>in</strong>ax Ludw. <strong>in</strong> doppelter Grösse.9. Vier Glieder des Kalkr<strong>in</strong>ges von Thyone aurantiaca (Costa) <strong>in</strong> nat. Grösse.10. Vier Glieder des Kalkr<strong>in</strong>ges von Phylloplwnis cehuensis (Semp.), \.1 1 . Die drei mittleren dorsalen Glieder des Kalkr<strong>in</strong>ges von Sticliopus japonicus var. typicusTh6el.12. Die drei mittleren ventralen Glieder des Kalkr<strong>in</strong>ges derselben Art.13. E<strong>in</strong> Theil des Kalkr<strong>in</strong>ges von Phylloplwrus rugosus (Theel), |.14. Schl<strong>und</strong>kopf von Cucumaria conjungens Semp., f; a Kückziehmuskel ,h K<strong>in</strong>gkanal desWassergefässsystemes, c Poli'sche Blase, d Ste<strong>in</strong>kanal.15. Kalkr<strong>in</strong>g von Haplodaclyla molpadioides Semp.15a. Fünf Glieder des Kalkr<strong>in</strong>ges von Caud<strong>in</strong>a ransonnetn v. Mareuz., -f.16. E<strong>in</strong> TheU des Kalkr<strong>in</strong>ges von Phylloplwrus japonicus (v. Marenz.)<strong>in</strong> nat. Grösse.17. Der ganze, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Fläche ausgebreitete Kalkr<strong>in</strong>g von Orcula tenera Ludw., f.18. Kalkr<strong>in</strong>g von Kolga hyal<strong>in</strong>a Dan. <strong>und</strong> Kor., vergr.19. E<strong>in</strong> Eadialbtück des Kalkr<strong>in</strong>ges von Elpidia glacialis Th6el, vergr.20. Ventraler <strong>und</strong> lateraler Theil des <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Fläche ausgebreiteten Kalkr<strong>in</strong>ges von Colochirusquadrangularis(Less.).Fig. 1 <strong>und</strong> 2 nach Hamann (93); Fig. 3, 14,15, 20 nach Semper (238); Fig. 4, 10 — 18nach Th6el (267); Fig.5 — 7 nach Selenka (229); Fig. 8 nach Ludwig (147); Fig. 9 nachLudwig (151); Fig. 16 nach v. Marenzeller (167); Fig. 17 nach Ludwig (161b); Fig. 18 nachDanielssen <strong>und</strong> Koren (50); Fig. 19 nach Th6el (263).


Hülothurioidea.Taf.VI.Ii£iÄnd-vWa7ieri.Wmter,IranMart''M.


Erklärung von TafelVII.Holothurioidea ;Wassergefässsystem.


Fig.1. Fühlerkranz von Haplodactyla molpadioides Semp., \.2. E<strong>in</strong> Fühler von Trochostoma thomsonii Dan. <strong>und</strong> Kor., vergr.3. E<strong>in</strong> Fülller von Trochostoma arcticum (v. Marenz.), vergr.4. E<strong>in</strong> Fühler von Synapta glabra Semp., f.5. E<strong>in</strong> halb ausgestreckter Fühler, von aussen gesehen, von Chiridota panaensis Semp.6. E<strong>in</strong> Fühler von Kolga hyal<strong>in</strong>a Dan. <strong>und</strong> Kor., vergr.7. E<strong>in</strong> Fühler von Holothuria immohilis Semp., \.8. E<strong>in</strong> Fühler von Cucumaria m<strong>in</strong>iata (Br), \.9. Vorderer Körperabschnitt von Laetmogo^e loy rille -thomsoni Th6el, von der l<strong>in</strong>ken Seiteher geöffnet; a Ste<strong>in</strong>kanal, h Papillen der Madreporenplatte, c Genitalpapille, d Genitalgang,e Blutgefäss (?), / Kalkr<strong>in</strong>g, g Geschlechtsdrüse, h Poli'sche Blase, ^ Wassergefässr<strong>in</strong>g,h Anfangsstücke der Radialkanäle, l Radialkanäle, <strong>in</strong> Fühler, n l<strong>in</strong>ke, nach vornzurückgeschlagene Körperwand.10. Längsschnitt durch die Wand e<strong>in</strong>er Poli'schcn Blase von Holotlmria tuhidosa (Gmel.), -\-;a Inneres Epithel, b, b gelbliche granulirte Zellen, sog. „Schleimzellen", c R<strong>in</strong>gmuskelschicht,d B<strong>in</strong>degewebsschicht, e äusseres Epithel.11. Schl<strong>und</strong>kopf von Holothuria vagabmida Sei.; a Wassergefässr<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Schl<strong>und</strong>kraiisc,b Anfangsstücke der Radialkauäle, c Poli'sche Blasen, d Fühlerampullen, e Fühler, f e<strong>in</strong>eder Oeünungen des Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us, (/Längsmuskeln; die FüsschenampullenZeichnung weggelassen.s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der12. Querschnitt durch e<strong>in</strong>en radialen Bezirk der Körperwand von Synapta digitata (Mont.),vergr.; a Körperepithel, b B<strong>in</strong>degewebe (Lederhaut), c Radialnerv, d radiales Wassergefäss,d' Längsmuskelfasern <strong>in</strong> der oberen Wand des radialen Wassergefässes , e R<strong>in</strong>gnnibkulaturder Körperwand, / Längsmuskel.13. Zwei verdeckte Füsschenampullen von Scotoplanes globosa Theel, von der Leibeshöhleaus gesehen; a Ampulle, b Oeffnung derselben <strong>in</strong> das Füsschen, c Oeffnung derselben <strong>in</strong>den Radialkanai, d Radialkanal.14. Vier verdeckte, verästelte Füsschenampullen von Ilyodaemon macidatus Theel, nachEntfernung der darüber gelegenen Haut, von aussen gesehen; a Ampulle,abgeschnittenen Füsschen, c Radialkanal, d Längsmuskel.b Basis der15. Querschnitt durch e<strong>in</strong> Ambulacrum von Holothuria tubulosa (Gmel.), schwach vergrössertaLederhaut, b Radialnerv, c Blutgefäss, d Blutgefäss, e Radialkanal des WassergefässsyStern es, / B<strong>in</strong>degewebe, g, g Längsmuskel.Fig. 1, 4, 5, 7, 11 nach Semper (238); Fig. 2, 3, 6 nach Danielssen <strong>und</strong> Koren (50); Fig. 8nach e<strong>in</strong>er Orig<strong>in</strong>alzeichnung von Mertens; Fig. 9, 13, 14 nach Theel (2ö6); Fig. 10 nachJourdan (114); Fig. 12 nach Hamann (93); Fig. 15 nach Semon (233).


'Holothurioidea.Taf.YH.^fW^'ß Ä-f |||| ^.^ g.,^^ 1 1 mljMiJli/l/ße '^'/ijfIi&.Anst.r.Weriier/iWijiJ£!:?mni!fkrt°'M.


Erldäri<strong>in</strong>gvon Tafel VIII.Holothurioidea ;Wassergefässsystem.


Fig.1. Schl<strong>und</strong>kopf <strong>und</strong> benachbarte Organe von Synapta digitata, vergr; a Fühler, b Fühler-]{anal, c R<strong>in</strong>gkanal, d Poli'sche Blase, e Ste<strong>in</strong>kanal, / Kalkr<strong>in</strong>g, g dorsales Mesenterium,h Genitalschläuche, h' Genitalöffnung, i Darm.2. Querschnitt durch den Ste<strong>in</strong>kanal derselben Art, vergr.; a äusseres Epithel, i B<strong>in</strong>degewebe,c Kalkkürpcr, d das hohe Innenepithel, e das niedrige Innenepithel, f üebergang derWand des Ste<strong>in</strong>kanales <strong>in</strong> das dorsale Mesenterium.?,. Stück e<strong>in</strong>es Schnittes durch den Madreporenabschnitt des Ste<strong>in</strong>kanales derselben Art, vergr.a— ;e wie <strong>in</strong> der vorigen Figur, f e<strong>in</strong> Porenkanal, g se<strong>in</strong>e von erhöhtem Epithel umstellteäussereOefFnung.4. Verästeiter Ste<strong>in</strong>kanal von Syncqita beselii Jag., vergr.5. Längsschnitt durch den Madreporenabschnitt des Ste<strong>in</strong>kanales von Holothtiria tubulosa,vergr.; a der Länge nach getroffene Porenkanälchen, a' der Quere nach getroffene Porenkanälchen,b Sammelraum, c b<strong>in</strong>degewebige Wand des Ste<strong>in</strong>kanales, d Lumen des Ste<strong>in</strong>kanales.ü. Ste<strong>in</strong>kanal von Holothuria scabra Jag., <strong>in</strong> doijpelter Grösse.t. Ste<strong>in</strong>kanal von Holothuria impatiens (Forsk.), vergr.s. Senkrechter Schnitt durch die Madreporenkanäle <strong>und</strong> die Genitalpapille von Ilyodaemonmamdatvs Theel, vergr.; a Körperwand, b Ste<strong>in</strong>kanal, von Kalkkörperchen umgeben,c Porenkanäle, d deren äussere Ocffnungen, e Genitalgang, / Genitalpapille.9. Madreporenkanäle <strong>und</strong> Genitalpapille von Laetmogone wyville-thomiom Theel, vergr.;a Ste<strong>in</strong>kanal, b Porenkanäle, c deren äussere, auf kle<strong>in</strong>en Hautpapillen gelegeneOeffnungen, d Genitalgang, e Genitalpapille, y Genitalöffnung, g Nebenast der Genitalpapille,h Genitalöffnung dieses Nebenastes.](). Senkrechter Schnitt durch den e<strong>in</strong>fachen Madreporenabschnittdes Ste<strong>in</strong>kanales <strong>und</strong> dasäussere Endstuck des Genitalganges von Kolga hyal<strong>in</strong>a Dan. <strong>und</strong> Kor,, vergr. ;a Genitalgang,b Ste<strong>in</strong>kanal, c Genitalöffnung, d äussere Oeffnung des Ste<strong>in</strong>kanales, c <strong>und</strong> d vonkle<strong>in</strong>en Kalkkörperchen umlagert, e Körperwand.Fig. 1, 2, .S, 5 nach Hamann (93); Fig. 4 <strong>und</strong> 7 nach J. Müller (185); Fig. 6 nachelenka (229); Fig. S <strong>und</strong> 9 nach Theel (2ß6); Fig. 10 nach Danielssen <strong>und</strong> Koren (50).


Holothurioidea.Taf.Y<strong>in</strong>.Iiik.AiStvli^eriWmta;.BT2Mbrf>M


Cuvier'scbe Organe. 177martensii 8enip., luhrica Sei., nigra Foot, <strong>in</strong>ornata Serap., impaUens (Forsk.),curiosa Ludw., simüis Semp. In zwei Büschel s<strong>in</strong>d sie angeordnet bei Holothurialanguens Sei., discrepans Semp., forskalii Delle Chiaje. Mehrere Büschelf<strong>in</strong>den sich bei Holothuria coluher Semp., suMitiva Sei., MüUeria maculata(Br.), maurifiana (Quoy u. Claim.), agassim Sei., ohesa Sei. Besonderskurz s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelaen Schläuche z. B. bei Holothuria martensii, <strong>in</strong>ornataSemp. Clemens <strong>und</strong> marenzelleri Ludw. Meistens aber tiberschreiten sie, die Länge von 1 cm erheblich, sodass sie nach vorn mitunter bis <strong>in</strong> dieerste Hälfte oder selbst <strong>in</strong> das erste Drittel des Körpers reichen, so z. B.beträgt ihre Länge bei Holotlmria difficiUs Semp. <strong>und</strong> decorata v. Marenz.1,5 cm, bei notahilis Ludw. 2 cm, bei coluher Semp., discrepans Semp.,scahra Jag., fusco-c<strong>in</strong>erea Jag., depressa Ludw., samoana Ludw. bis 3 cm,bei vitiensis Semp. 4 cm, bei impatiens (Forsk.) bis tiber 5 cm (bei 2 mmDicke) <strong>und</strong> bei Stichopus paradoxiis Lamp. sogar über 7 cm. Die Längeder Schläuche istübrigens ke<strong>in</strong>e konstante, sondern ist von den verschiedenenContractionszuständen derselben erheblich bee<strong>in</strong>flusst. Auchkommt es vor, dass sich bei derselben Art,z. B. bei Holothuria vitiensis<strong>und</strong> kolUJceri Semp., lange <strong>und</strong> kurze Schläuche nebene<strong>in</strong>ander vorf<strong>in</strong>den.Verästelte Cuvier'scbe Organe s<strong>in</strong>d viel seltener als die bl<strong>in</strong>ddarmförmigen.Ihre Stiele s<strong>in</strong>d (X, 1 <strong>und</strong> IX, 9) länger als bei jenen <strong>und</strong>tragen e<strong>in</strong>en oder mehrere Schläuche,welche sich e<strong>in</strong>- oder mehrmalstheilen <strong>und</strong> an ihrer Oberfläche mit mikroskopisch kle<strong>in</strong>en, kurz gestielten,kugeligen Bläschen besetzt s<strong>in</strong>d. Sie kommen namentlich <strong>in</strong> der GattungMülleria vor, so bei M. lecanora Jag., mauritiana (Quoy u, Gaim.), ohesaSei., sollen sich nach Joh. Müller auch bei Cucumaria frondosa (Gunn.)f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> werden auch von Holotlmria languens Sei. <strong>und</strong> rigida Sei.angegeben. Dass sie <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em wesentlichen Gegensatzezu den bl<strong>in</strong>ddarmförraigenstehen, geht aus dem Umstände hervor, dass sie beiHolothuria tenuissima Semp. nebene<strong>in</strong>ander vorkommen. Ob sie bei dengenannten Holothtiria-Arten auch durch jenen Besatz von kle<strong>in</strong>en Bläschenausgezeichnet s<strong>in</strong>d, wird nicht erwähnt.Die traubige Form der Cuvier'schen Organe ist bis jetzt e<strong>in</strong>zig <strong>und</strong>alle<strong>in</strong> von Molpadia chilensis Müll, bekannt. Hier haben sie die Gestaltzweier traubenförmigen Organe, von denen e<strong>in</strong> jedes an e<strong>in</strong>em langengeme<strong>in</strong>schaftlichen Ausführungsgange viele Tausende von fe<strong>in</strong>- <strong>und</strong> langgestielten,sehr kle<strong>in</strong>en Bläschen trägt (IX, 10). Diese Bläschen entsprechenoffenbar den kurzstieligen Bläschen, welche die Oberfläche dervorh<strong>in</strong> betrachteten verästelten Organe besetzen. Sonach lässt sich dietraubige Form der Cuvier'schen Organe als e<strong>in</strong>e Weiterbildung der verästeltenauffassen, <strong>und</strong> da diese wieder durch das oben erwähnte Verhaltender Holothuria tenuissima zu der e<strong>in</strong>fach bl<strong>in</strong>ddarmförmigen h<strong>in</strong>führt,so wird man überhaupt den e<strong>in</strong>fach bl<strong>in</strong>ddarmförmigen Schlauchals die Gr<strong>und</strong>form dieser Organe zu betrachten haben.In ihrem fe<strong>in</strong>eren Baue s<strong>in</strong>d die Cuvier'schen Organe noch nicht biszu e<strong>in</strong>er befriedigenden Kenntniss erforscht. Der Erste, welcher <strong>in</strong> ihreBronn, Klassen des Thier-Eeiclis. Tl. 3. 12


178 Seewalzen.histologische Struktur e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen versuchte, war Selenka (229); dochkonnte er darüber nicht mehr <strong>in</strong> Erfahrung br<strong>in</strong>gen, als dass sie ihm ause<strong>in</strong>em spiralaul'gerolltenFaden von B<strong>in</strong>degewebe zu bestehen schienen,welcher von ganz kreisförmigen Muskelfasern umgebenist. Diesen,, spiralaufgerollten" B<strong>in</strong>degewebsfaden haben die späteren Untersuchernicht zu bestätigen vermocht, wohl aber fanden auch sie die umsp<strong>in</strong>nendenMuskelfasern ,wenn auch nicht nur kreisförmige. Die eigentliche Gr<strong>und</strong>lagefür unser heutiges Wissen vom fe<strong>in</strong>eren Baue der Cuvier'schen Organewurde erst durch Sem per (238) gegeben, dessen Beobachtungen, soweitsie sich auf die bl<strong>in</strong>ddarmförmigen Organe beziehen, durch Greeff (78),Hamann (92) <strong>und</strong> ganz besonders durch Jourdan (114) weitergeführtworden s<strong>in</strong>d, während se<strong>in</strong>e Angaben über den Bau der verästelten Formbis heute die e<strong>in</strong>zigen geblieben <strong>und</strong> wir über die Histologie der traubigenForm überhaupt noch jeder Kenntniss entbehren.Bezüglich der e<strong>in</strong>fach bl<strong>in</strong>ddarmförmigen Organe erhebt sich zunächstdie Frage, ob dieselben e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren Hohlraum umschliessen oder durch<strong>und</strong> durch solide s<strong>in</strong>d? Sem per*)ist der Ansicht, dass nur der Stielder Schläuche e<strong>in</strong>en Hohlraum beherberge, der sich aber <strong>in</strong> die Schläucheselbst nicht fortsetze. Greeff**) <strong>und</strong> Jourdan***) dagegenfanden dieSchläuche, wie schon Selenka vermuthet hatte, ihrer ganzen Länge nachvon e<strong>in</strong>em engen, unregelmässig begrenzten Kanäle durchzogen, der e<strong>in</strong>eFortsetzung des Hohlraumes des Stieles ist <strong>und</strong> am freien Ende derSchläuche bl<strong>in</strong>dgeschlossen Nach endigt. Haraannf)soll dieser Axenkanal(IX, 8) erst durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Zerreissung an den aus dem Körperherausgeschleuderten Organen auftreten ;<strong>in</strong>dessen erbrachte er dafürke<strong>in</strong>en sicheren Nachweis. An Stelle des Axenkanals beschreibt Sem pere<strong>in</strong>en Axenstrang von bald zelliger, bald nicht zelliger Beschaifenheit.Lässt er e<strong>in</strong>e zellige Zusammensetzung erkennen (z. B. bei Hol. vagdb<strong>und</strong>aSei.), so handelt es sich um grosse, durchsichtige, e<strong>in</strong>- oder vielkörnigeZellen, welche <strong>in</strong> beständiger Wucherung begriffen zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en.Aehnliche Zellen s<strong>in</strong>d es, welche Jourdan als Wandbekleidung (Epithel)des Axenkanales schildert, doch unterscheidet er zwei verschiedene Sorten(IX, 11) derselben: erstens solche mit ganz homogenem, körnchenfreiemProtoplasma <strong>und</strong> zweitens körnchenreiche „Schleimzellen". Da sich diese„Schleirazellen" oder Wanderzellen, denen wir schon im B<strong>in</strong>degewebeso mancher anderer Organe begegnet s<strong>in</strong>d, nicht nur im Wandbelag desAxenkanales, sondern auch <strong>in</strong> dem angrenzenden B<strong>in</strong>degewebe vorf<strong>in</strong>den,so wird man <strong>in</strong> jenen ersterwähnten körnchenfreien Zellen das eigentliche*) Se<strong>in</strong>e Beobachtungen beziehen sich auf Holotlmria impatiens (Forsk.) , vagah<strong>und</strong>aSei., tenuissima Se<strong>in</strong>p., luhrica Sei. (= er<strong>in</strong>aceus Semp.), marmorata (Jag.) <strong>und</strong> Mülleriamaculata (Br.) (= nobilis Sei.).**) An Holothuria poli Delle Chiaje.***) An Holothuria imjpatiens (Forsk.)t) An Holothuria poZ? Delle Chiaje; die auf dieselbe Art bezüglichen BeobachtungenGreeff's sche<strong>in</strong>en Hamann ganz unbekannt gewesen zu se<strong>in</strong>.


Cuvier'sche Organe. 179<strong>in</strong>nere Epithel zu erkennen haben. Nach aussen von dem Axenkanal<strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Epithel folgt (IX, 8) e<strong>in</strong>e mächtige Lage von B<strong>in</strong>degewebe,welche durch e<strong>in</strong>e zwischengelagerte Muskelschicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere <strong>und</strong>e<strong>in</strong>e äussere B<strong>in</strong>degewebsschicht getheilt ist. Die <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht(Greeff's Innenschicht, Jourdan's centrale Faserlage) bestehtaus eng ane<strong>in</strong>ander liegenden welligen Fasern, die nach Sem per beiden von ihm untersuchten Arten <strong>in</strong> der Längsrichtung, nach Greeff <strong>und</strong>Hamann bei HolotJmria poli <strong>in</strong> der Querrichtung verlaufen. Jourdanbemerkte auch noch fe<strong>in</strong>ere Fasern, die e<strong>in</strong>e gewisse Aehnlichkeit mitelastischen Fasern zeigen. Zwischen den Fasern f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>zelneZellen (B<strong>in</strong>degewebszellen <strong>und</strong> Wanderzellen), sowie gelbliche, unregelmässigbegrenzte Körnerhaufen; auch kommen <strong>in</strong> dieser Schicht zuweilen,z. B. bei ^lulleria maculata (Br.), gitterförmige Kalkkörperchen vor. Dienun folgende Muskelschicht stellt nach Sem per e<strong>in</strong> weitmaschigesFasernetz vor, welches nach Jourdan <strong>und</strong> Hamann durch die Uebere<strong>in</strong>anderlagerunge<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren R<strong>in</strong>gmuskel- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er äusseren Längsmuskellagezu Stande kommt; die R<strong>in</strong>gmuskelfasern liegen bei Holotlmriapoli <strong>und</strong> impatiens <strong>in</strong> ziemlich gleichen Abständen, während die Längsmuskelfasernsich zu kle<strong>in</strong>en, durch grössere Abstände getrennten Bündelnvere<strong>in</strong>igen. G-reeff bestritt mit Unrecht die muskulöse Natur dieserFasern, die er für elastische hielt. Weiter nach aussen liegt die äussereB<strong>in</strong>degewebsschicht (Jourdan's äussere Faserlage)*), welche jedochdurch die Maschen der Muskelschicht h<strong>in</strong>durch mit der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht<strong>in</strong> unmitlelbarem Zusammenhange steht. Auch sie zeigtdeutliche Fasern,die bei Holoßmria impatiens <strong>und</strong> j^oli nach Jourdan<strong>und</strong> Hamann radiär zur Längsaxe gerichtet s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> beherbergt ausserverästelten B<strong>in</strong>degewebszellen wiederum Wanderzellen (Schleimzellen),die sich bei manchen Arten,z. B. Mülleria maculata (Br.)<strong>und</strong> HolotJmriamarmorata (Jag.), <strong>in</strong> auffallender Menge e<strong>in</strong>stellen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Aussenzoneder ganzen Schicht e<strong>in</strong>e besondere Lage bilden können. Oberflächlichist die äussere B<strong>in</strong>degewebsschicht entweder unmittelbar von dem wimperndenplatten Co lom epithel überkleidet, z.B. hei Mülleria maculata (Bi\), oderes schiebt sich zwischen beide e<strong>in</strong>e ganz eigenartige Schicht von Drüsenzellene<strong>in</strong>, welche bei allen untersuchten i/b?of/mna-Arten vorbanden ist.Sem perstellte bereits fest, dass diese Schicht der Träger der grossenKlebrigkeit ist,auf welche wir im Kapitel Physiologie zurückkommenwerden. Er beschrieb sie als e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Querfalten gelegte zellige Membran,nannte sie die <strong>in</strong>nere (im Gegensatz zu dem darüber gelegenen äusserenEpithel) oder gerippte Zellhaut <strong>und</strong> war der Me<strong>in</strong>ung, dass sie ausmodificirten B<strong>in</strong>degewebszellen zusammengesetzt sei. Auf e<strong>in</strong>em Längsschnitte(IX, 6) macht die Schicht den E<strong>in</strong>druck, als bestünde sie auszahllosen, w<strong>in</strong>zigen, mit Körnchen erfüllten Bl<strong>in</strong>ddärmchen (Greeff).Diese*) Greeff fasst diese Schicht nehst der Drüsenschicht <strong>und</strong> dem äusseren Epithel als„Kömerschicht" zusammen.12*


X80Seewalzen.ansche<strong>in</strong>eüdeD Bl<strong>in</strong>ddärmchen s<strong>in</strong>d aber nichts anderes als vorhältnissmässiggrosse Drüsenzellen, die sich <strong>in</strong> die äussere ß<strong>in</strong>degewebsschichte<strong>in</strong>senken <strong>und</strong> <strong>in</strong> Querreihen geordnet stehen. Jourdan zeigte, dass dieseDrüsenzellen, im Gegensatze zu der Ansicht Semper's, modificirte Epithelzellendarstellen <strong>und</strong> bezeichnete deshalb die ganze Schicht als ,, <strong>in</strong>nereEpithell^ge'^ Die e<strong>in</strong>zelnen Drüsenzellen werden von Hamann alsschlauchföimig geschildert, während Jourdan sie als r<strong>in</strong>nent'örmig gebogenePlatten (IX, 7) erkannte. Im Inneren der Zellen liegen ausserdem Kern zahlreiche fe<strong>in</strong>e Körnchen, welche sich zu polygonal umgrenztenGruppen ordnen.Die verästelten Cuvier'schen Organe der Mülleria lecanora Jag. unterscheidensich nach Sem per <strong>in</strong> ihrem fe<strong>in</strong>eren Baue hauptsächlich dadurchvon den bl<strong>in</strong>ddarmförmigen, dass sie der Muskelfasern <strong>und</strong> der DrUsenzellenschichtentbehren, dagegen<strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en Bläsclien ihrer Oberfläche(vergl. S. 177) je e<strong>in</strong>e mit Schleim erfüllte <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>em Cyl<strong>in</strong>derepithelausgekleidete Höhlung umschliessen. Die Höhlung wird ausserdem vone<strong>in</strong>em zelligen Fasernetz durchzogen <strong>und</strong> beherbergt meistens auch noche<strong>in</strong>en gelblichen Körnerhaufen. Ebensolche Fasernetze <strong>und</strong> Körnerhaufenliegen auch nach aussen von der Höhlung <strong>in</strong> dem umgebenden hyal<strong>in</strong>enB<strong>in</strong>degewebe der Bläschen. Besonders <strong>in</strong> dem Stiele der verästeltenOrgane treten auch gitterförmige Kalkkörper auf. Weitere Untersuchungenmüssen lehren, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong>wieweit sich der histologische Bau dieser verästeltenOrgane auf den der e<strong>in</strong>fach bl<strong>in</strong>ddarmförmigen zurückführen lässt.XI. Greschleclitsorgane.1. Getrenntgeschlechtliche <strong>und</strong> zwitterige Seewalzen.Die dem dorsalen Mesenterium anhängenden Geschlechtsorgane habendie Gestalt e<strong>in</strong>facher oder verästelter Schläuche, welche meistens zahlreich<strong>und</strong> von ansehnlicher Länge s<strong>in</strong>d, frei <strong>in</strong> die Leibeshöhle h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ragen<strong>und</strong> auch durch ihre Farbe auffallen. Sie blieben deshalb schonden ersten Forschern, welche sich überhaupt mit der Anatomie der Seewalzenbeschäftigten, nicht verborgen. Bohadsch(30) beschrieb sie als„kle<strong>in</strong>e Bl<strong>in</strong>ddärme an der Speiseröhre'', deutete sie als Eierstöcke <strong>und</strong>war der irrthümlichen Me<strong>in</strong>ung, dass die Eier durch den M<strong>und</strong> ihrenWeg <strong>in</strong> die Aussenwelt fänden. Auch Strussenfelt (252) verglich sieihrer Form nach mit Bl<strong>in</strong>ddärmen <strong>und</strong> stellte zuerst fest, dass sie nicht,wie Bohadsch me<strong>in</strong>te, mit der Speiseröhre, sondern mit dem dorsalenMesenterium <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen. Pallas (195) dagegen verkannteihre Bedeutung vollständig, <strong>in</strong>dem er <strong>in</strong> ihnen Gefässe zur Bereitunge<strong>in</strong>es Verdauungssaftes vermuthete, während er die Kiemenbäume fürdie Eierstöcke hielt. Fabricius (61) enthielt sich e<strong>in</strong>er bestimmten Deutung


Geschlechtsorgane. 181der auch von ihm beobachteten Organe. 0. F. Müller (189) aber kehrtezu der richtigen Ansicht von Bohadsch zurück <strong>und</strong> erweiterte dieselbedah<strong>in</strong> ,dass er <strong>in</strong> diesen Schläuchen Eierstöcke oder Hoden (also nichtnur Eierstöcke) sah. Dieser Auffassung widersprach ke<strong>in</strong> Ger<strong>in</strong>gerer alsCuvier (46 u. 45), <strong>in</strong>dem er den am Mesenterium hängenden Genitalschläuchenausschliesslich die Funktion von Ovarien zuschrieb, dagegendie von ihm entdeckten <strong>und</strong> später nach ihm benannten Organe fürHoden erklärte. Da es viel schwieriger war, den Samen <strong>und</strong> das samenbereitendeOrgan nachzuweisen als die Eier <strong>und</strong> deren <strong>Bild</strong>ungsstätte zuerkennen, so wird es verständlich, dass sich damals die Discussion hauptsächlichum die männlichen Organe drehte; man machte aber dabei dennur von 0. F. Müller vermiedenen Fehler <strong>in</strong> den Genitalschläuchen ausschliesslichdie weiblichen Organezu sehen. Während Cuvier dieCuvier'schen Organe für die gesuchten Hoden erklärt hatte, äusserte sichOken (193) dah<strong>in</strong>, dass die männlichen Organe der Seewalzen noch un-verlassen zwar diebekannt seien, Tiedemann (273) aber <strong>und</strong> Jäger (110)Ansicht Cuvier's, fallen aber <strong>in</strong> den neuen Irrthum die Ste<strong>in</strong>kanäle für dieHoden zu deuten. Der wirkliche, bis dah<strong>in</strong> alle<strong>in</strong> von 0. F. Müller richtigvermuthete Sachverhalt wurde erst dadurch festgestellt, dass es (Valent<strong>in</strong><strong>und</strong>) Wagner (285) bei Holothuria tubulosa (Gmel.) gelang <strong>in</strong> den bisdah<strong>in</strong> nur für Eierstöcke gehaltenen Genitalschläuchen e<strong>in</strong>zelner Individuenstatt der Eier unverkennbare Samenkörperchen nachzuweisen*). Nachdemdann auch noch Koren (119) das Gleiche für Thyone fusus (0. F. Müll.)<strong>und</strong> Fsolns sqiiamatus (Düb. u. Kor.) gezeigt hatte, konnten alle späterenForscher nur bestätigen, dass die Seewalzen <strong>in</strong> der Regel getrenntgeschlechtlicheThiere s<strong>in</strong>d, deren Geschlechtsorgane bei beiden Geschlechterndie grösste Uebere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> Lage <strong>und</strong> Bau besitzen, sichalso <strong>in</strong> der Hauptsachenur durch die Verschiedenheit ihres Inhaltes unterscheidenlassen.Indessen giebt es auch echteZ witterunter den Seewalzen. WieQuatrefages(210) bei Synapta <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.) entdeckte, Ley dig (142) <strong>und</strong>Joh. Müller (183) für Synapta digitata (Mont.) bestätigten, ist zunächst dieGattung Synapta durch das Auftreten zwittriger Arten bemerkenswxrth.Die Zwitterigkeit kommt dabei dadurch zu Stande, dass im Inneren derselbenGenitalschläuche, die bei den getrenntgeschlechtlichen Holothurienentweder nur als Eierstöcke oder nur als Hoden sich bethätigen, beiderleiGeschlechtsprodukte nebene<strong>in</strong>ander ihre Entstehung nehmen. Seit jenenBef<strong>und</strong>en an den beiden europäischen Syruq^ta- Arien sche<strong>in</strong>t man allgeme<strong>in</strong>anzunehmen, dass auch alle anderen Arten der Gattung Sy)iapta zwitterigs<strong>in</strong>d. Selenka (229) <strong>und</strong> Sem per (238) g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> der Verallgeme<strong>in</strong>erungsogar noch weiter <strong>und</strong> bezeichneten die ganze Familie der Synaptidenes als*) Trotzdem brachten Dujard<strong>in</strong> <strong>und</strong> Hup 6 (55) es noch im Jahre 1862 fertig,e<strong>in</strong>e ofl'ene Frage zu behandeln ob man <strong>in</strong> den Ste<strong>in</strong>kanälen, Speicheldrüsen oder Hodensehen solle!


132 Seewalzen.als Zwitter. Dem gegenüber muss hervorgehoben werden, dass e<strong>in</strong>erseitsder Beweis für die Richtigkeit jener Verallgeme<strong>in</strong>erung schon für dieden beiden genannten Forschern bekannten Arten nicht erschöpfend geführtworden ist <strong>und</strong> dass anderseits sich neuerd<strong>in</strong>gs herausgestellt hat,dass es nicht wenige Synaptiden gibt, die thatsächlich getrenntgeschlechtlichs<strong>in</strong>d. Was zunächst die Gattungen Synapta <strong>und</strong> Anapta anbelangt, sokennen wir allerd<strong>in</strong>gs bis jetzt noch ke<strong>in</strong>e Art, bei welcher die Getrenntgeschlechtlichkeiterwiesen wäre — aber es ist auch die Zwitterigkeit beie<strong>in</strong>er Menge hierh<strong>in</strong> gehöriger Arten ebensowenig festgestellt. Unter denCJäridota-AYteji ist die Zwitterigkeit ebenfalls nur bei e<strong>in</strong>em Tbeile derselbenkonstatirt; ja es wird von Semper selbst (238, S. 21)bereits beie<strong>in</strong>er Art, se<strong>in</strong>er Chiridota variahiUs (= rufescens Br.), die Zwitterigkeit <strong>in</strong>Zweifel gezogen <strong>und</strong> auch bei e<strong>in</strong>er zweiten Art, se<strong>in</strong>er Chiridota rigida,reicht das von ihm Beobachtete ke<strong>in</strong>eswegs zum Nachweise der behauptetenZwitterigkeit aus. Dem kann ich nach eigenen, noch unveröffentlichtenUntersuchungen*) h<strong>in</strong>zufügen, dass ich bei Chiridota rufescens <strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimmungmit Semper <strong>in</strong> den Genitalscbläuchen e<strong>in</strong>es Exemplares nurSamenzellen antraf <strong>und</strong> dass ferner auch me<strong>in</strong>e Chiridota jnsanii getrenntgeschlechtlichzu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Alle übrigen Synaptiden -Gattungen s<strong>in</strong>dnach den neueren Forschungen getreuntgeschlechtlich, so MyriotrochusTrochoderma ebenfallsnach Theel(262) <strong>und</strong> Duncan <strong>und</strong> Sladen (56),nach Theel (262) <strong>und</strong> Äcanthotrochus nach Danielssen <strong>und</strong> Koren (50).Von e<strong>in</strong>er Zwitterigkeit der Synaptiden überhaupt kann alsowohl nicht länger die Rede se<strong>in</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Verwerthung derselbenfür die Ansicht, dass die Synaptiden die phylogenetisch ältesten Holothuriendarstellen, steht auf sehr schwachen Füssen.Die zweite Familie, <strong>in</strong> welcher zwitterige Formen angegeben werden,s<strong>in</strong>d die Molpadiiden. Die betreffenden Angaben rühren e<strong>in</strong>zig vonSemper (238, S. 46) her <strong>und</strong> beziehen &\c\i 2i\xi Haplodactyla molpadioidesSemp. <strong>und</strong> Caud<strong>in</strong>a arenata (Gould). In Betreff der erstgenannten Artgibt Semper aber schon selbst zu, dass se<strong>in</strong>e Beobachtungen zu e<strong>in</strong>ersicheren Entscheidung nicht ausreichen**); desto zweifelloser sche<strong>in</strong>t ihmaber die Zwitternatur der Caud<strong>in</strong>a arenata zu se<strong>in</strong>. Indessen vermisstman auch bei dieser Art den bestimmten Nachweis der Samenzellen <strong>in</strong>den angeblich zwitterigen Genitalschläuchen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> jüngerer Forscher,K<strong>in</strong>gsley (117), der dieselbe Art anatomisch untersuchte,bezeichnete sieim Gegensatze zu Semper geradezu als getrenntgeschlecbtlich. Bei allenanderen auf diesen Punkt näher geprüften Molpadiiden stellte sich über-*) An e<strong>in</strong>em anderen Orte soll über diese Untersuchungen e<strong>in</strong>gehend berichtet werden.**) Wie unsicher er ist, geht auch daraus hervor, dass se<strong>in</strong>e Angaben über Art <strong>und</strong>Weise der Zwitterigkeit der Hcqdodactyla molpadioides sich widersprechen. Nach pag. 42se<strong>in</strong>es Werkes (238) sollen die Genitalschläuche desselben Individuums zum Theil männliche,zum Theil weibliche se<strong>in</strong> <strong>und</strong> sich als solche schon <strong>in</strong> der äusseren Form unterscheiden; nachpag. 4G <strong>und</strong> der Figurenerklärung zu Taf. XV, Fig. l'J aber soll jedere<strong>in</strong>e Zwitterdrüse darstellene<strong>in</strong>zelne Genitalschlauch


Geschlechtsorgane. 183all Getrenntgeschlechtlichkeit heraus, so bei Trochostoma horeale (Sars),tJiomsonü Dan. u. Kor. <strong>und</strong> Ankyroderma jeffreysii Dan. u. Kor. Demnachlässt sich bei dem gegenwärtigen Zustande unserer Kenntnisse nur sagen,dass noch bei ke<strong>in</strong>er e<strong>in</strong> zigen Molpadiiden-Art die Zwitterigke i t wi r k 1 i c h genügend festgestellt ist.Nach Sluiter (241) soll es auch e<strong>in</strong>e zwitterige Aspidochirote <strong>und</strong>e<strong>in</strong>e ebensolche Dendrochirote geben, wobei es sich übrigens, die Richtigkeitse<strong>in</strong>er Angabe e<strong>in</strong>mal angenommen, um e<strong>in</strong>e andere Art der Zwitterigkeithandeln würde als bei den Synaptiden. Nach ihm bilden sichnämlich bei se<strong>in</strong>em Änanits liolotlmnoicl.es <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Ocmts javanicusEier <strong>und</strong> Samen zwar <strong>in</strong> demselben Tbiere, aber <strong>in</strong> verschiedenen Genitalschläuchen,sodass also nicht zwitterige wie bei den Synaptiden, sondernmännliche <strong>und</strong> weibliche Genitalschläuche demselben Ausführungsgangeanhängen. Leider fehlt es auch <strong>in</strong> diesen beiden Fällen*) an e<strong>in</strong>em genauenBeweise für die aufgestellte Behauptung, wie ich das <strong>in</strong> Betreffder e<strong>in</strong>en Art schon bei e<strong>in</strong>er früheren Gelegenheit (161a) hervorgehobenhabe. Solange demnach der Beweis für das Gegentheil nicht mit allerwünschenswerthen Sicherheit erbracht ist, werden wir alle Holothurieumit alle<strong>in</strong>iger Ausnahme e<strong>in</strong>es Theiles der Synaptiden als getrenntgeschlechtlicheThiere ansehen müssen.2. Makroskopische Betrachtung der Geschlechtsorgane.Die von Tiedemann (273) entdeckte äussere Geschlechtsöffnungliegt mit wenigen nachher zu besprechenden Ausnahmen beiallen Holothurien genau<strong>in</strong> der Medianl<strong>in</strong>ie des Rückens <strong>und</strong> zwar imvorderen Abschnitte derselben. In diesem Bereiche schwankt ihre Stellungje nach den Familien h<strong>in</strong> <strong>und</strong> her, im Allgeme<strong>in</strong>en so, dass sie bei denElasipoden am weitesten nach h<strong>in</strong>ten gerückt ist, bei den Aspidochirotenbereits e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Abstand von dem Fühlerkranze <strong>in</strong>nehält, bei denMolpadiiden <strong>und</strong> Synaptiden dicht h<strong>in</strong>ter demselben liegt <strong>und</strong> endlich beiden Dendrochiroten zwischen oder selbst bis nach <strong>in</strong>nen von den Fühlernvorrückt. Im E<strong>in</strong>zelnen treffen wir die Geschlechtsöffnung bei denElasipoden, namentlich <strong>in</strong> den Familien der Deimatiden <strong>und</strong> Psychropotiden,sehr oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstände vom vorderen Körperende, welchere<strong>in</strong>em Siebentel bis e<strong>in</strong>em Fünftel der Gesammtlänge des Körpers gleichkommt,z. B. bei Laetmogone ivi/vüle-thomsoni (VII, 9), Ihjodaemon niaculatus,Orpl<strong>in</strong>urgus scaher, Tannycliia moseleyi, Euplironides depressa, Bentliodytes sangu<strong>in</strong>olenta,papiUifera, abyssicola, seUnhiana Theel. Am weitesten nach h<strong>in</strong>ten,nicht nur unter den Elasipoden, sondern unter sämmtlichen Seewalzenüberhaupt, geht die Verschiebung der Genitalöfifnung bei Psychrojmtes*) welche <strong>in</strong> der <strong>in</strong> der vorigen Anmerkung angeführten Angabe Semper's e<strong>in</strong>en Vorläuferhaben.


184 Scewalzeu.longicauda Theel, wo sie bei e<strong>in</strong>er Körperlänge von 14— 15 cm nur noch4,5 cm vom h<strong>in</strong>teren Körperende entfernt ist; diese Art bietet dadurchzugleich den e<strong>in</strong>zigen bekannten Fall dar,<strong>in</strong> welchem die Geschlechtsöffnung<strong>in</strong> der h<strong>in</strong>teren Körperhälfte liegt. Bei anderen als den vorh<strong>in</strong>erwähnten Elasipoden, so <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Familie der Elpidiiden,bef<strong>in</strong>det sich die Geschlechtsöffnung <strong>in</strong> etwas grösserer Nähe des Fühlerkranzesohne denselben aber jemals zu erreichen,z. B. bei Elpidiaglacialis Theel, Kolga liyal<strong>in</strong>a Dan. u. Kor. u. a. Bei den Aspidochirotenwurde die Geschlechtsöffnung noch von Jäger irrthümlich <strong>in</strong> den oberenTheil der Speiseröhre verlegt, nachdem sie Tiedemaun bei Holothuriatubulosa richtig nach aussen <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Abstände von demFühlerkranze aufgef<strong>und</strong>en hatte. Ebendort begegnen wir ihr bei allenanderen Aspidochiroten,z. B. bei Holothuria atra Jag., imjMtiens (Forsk.)]nur selten rückt sie etwas weiter nach h<strong>in</strong>ten, z. B. bei Holothuria similisSemp., wo sie 2 cm, <strong>und</strong> bei H ananas Jag., wo sie sogar 3,5 cm h<strong>in</strong>terdem Vorderende liegt— e<strong>in</strong> im Vergleich mit der bedeutenden Körperlängedieser beiden Arten immer noch kle<strong>in</strong> zu nennender Abstand. Dichtzuerst an se<strong>in</strong>erh<strong>in</strong>ter dem Fühlerkranze f<strong>in</strong>den wir sie, wie Jäger (110)Synapta heselii zeigte, bei allen darauf untersuchten Molpadiiden <strong>und</strong>Synaptiden, z. B. bei Caud<strong>in</strong>a arenata (Gould), Haplodactyla australisSemp., Trochostoma albicans Theel (X, 2), thomsonü Dan. u. Kor., Myriotrochusr<strong>in</strong>kii Steenstr. ,Äcanthotrochus mirahilis Dan. u. Kor., Synaptadigitata (Mont.) (VIII, 1) heferste<strong>in</strong>ii <strong>und</strong> gracilis Sei. Bei den Dendrochirotenendlich gilt die Regel, dass die Genitalöffnung entweder zwischen oderselbst nach <strong>in</strong>nen von den beiden dorsalen Fühlern ihre Lage hat; jenesist z. B. der Fall bei Thyone aurantiaca (Costa), Th. fiisus (0. F. Müll.j,Psolus squamatus (Düb. u. Kor.), dieses bei zahlreichen Cucumaria-Arten.Es gibt aber auch e<strong>in</strong>ige Ausnahmen von der sonst für die Dendrochirotengültigen Regel. So erwähnt schon M. Sars (221), dass er bei Phyllophorusurna Grube die Geschlechtsöffnung auf der Mitte des „Halses"gef<strong>und</strong>en habe. Da er mit Hals den auch als Rüssel (s. S. 140) bezeichneten,nach ihm die Ge-e<strong>in</strong>stülpbaien vorderen Leibesabschnitt me<strong>in</strong>t, so liegtschlechtsöffnung dieser Art nach aussen von dem Fühlerkranze. E<strong>in</strong>zweiter, von Theel (267) entdeckter Fall, den ich selbst (161a) prüfenkonnte, betrifft die Cucumaria crocea (Less.), deren Geschlechtsöffnungsich bei e<strong>in</strong>er Gesammtkörperlänge von 24—46 mm 4 — 8,5 mm h<strong>in</strong>ter derBasisdes Fühlerkranzes bef<strong>in</strong>det.Bei den meisten Arten ist die Geschlechtsöffhuug wenig auffallend<strong>und</strong> oft schwer zu f<strong>in</strong>den, weil sie, abgesehen von ihrer Kle<strong>in</strong>heit, <strong>in</strong> derEbene der Körperoberfläche liegt oder sich auch noch zwischen den Unebenheitenderselben verbirgt. Weniger häufig ist sie auf die Spitzee<strong>in</strong>er kürzeren oder längeren Papille gerückt, die sich mitunter, z. B. beiHolothuria similis Semp. auch durch ihre besondere, Färbung kenntlichmacht. Besonders oft sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Genitalpapillebei den Dendrochiroten<strong>und</strong> Elasipoden zur Ausbildung gelangt zu se<strong>in</strong>, doch fehlt sie auch den


Geschleclitsorgane. 185anderen Familien nicht gänzlich. Kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> unansehnlich ist sie beiSynapta digitata (Mont.), heferste<strong>in</strong>u Sei., Myriotrochus r<strong>in</strong>hii Steenstr.,TrocJiostoma horeale (Sars), Caud<strong>in</strong>a arenata (Gould), ransonnetii v. Marenz.,Elpidia glacialis, ivillemoesi, Scoioplancs rolmsta, Tseiidosüdiopus mollisTheel, PhyllopJiorus urna Grube, Fsolus squamcdus (Diib. u. Kor.), Cucumariaalhida (Br.), laevifjafa (Verrill) <strong>und</strong> crocea (Less.). Viel kräftiger ist sieentwickelt bei TrocJiostonia albicans Theel (X, 2) <strong>und</strong> Anliy roderma Jeffrey siiDan. u. Kor., ferner bei Holothuria similis Semp., Thyone fusiis (0. F. Müll),aurantiaca (Costa), Cucumarla elongata Düb. u. Kor. (X, 3); bei den beidenzuletzt genannten Arten tritt sie nach Costa's (43) <strong>und</strong> me<strong>in</strong>en (151)Beobachtungen nur im männlichen Geschlechte auf"'). Ihre stärkste Ausbildungaber erfährt sie bei e<strong>in</strong>igen Deimatiden;so stellt sie bei Laetmogoneivyville-tliomsonl Theel (VIT, 9 <strong>und</strong> VIII, 9) e<strong>in</strong> kegelförmiges, anse<strong>in</strong>er Basis 2,5 mm dickes Gebilde von 11 mm Länge dar <strong>und</strong> beillyodaemon maculatus Theel (Vlll, 8) wird sie sogar 4 cm lang.Mag nun aber e<strong>in</strong>e Genitalpapille vorhanden se<strong>in</strong> oder nicht, <strong>in</strong> derRegel stellt die Geschlechtsöffnung e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen fe<strong>in</strong>en Porus dar,der nur ausnahmsweise e<strong>in</strong>e Vermehrung <strong>in</strong> zwei oder mehrere Porenerfährt. Derartige Fälle (Theel 266) mit mehrfachen Geschlechtsöffnungenf<strong>in</strong>den sich jedoch nur bei den Elasipoden (Elpidiiden <strong>und</strong>Deimatiden) <strong>und</strong> kommen sämmtlich dadurch zu Stande, dass der auchbei ihnen e<strong>in</strong>fache Genitalgang sich an se<strong>in</strong>em Aussenende der Zahl derPoren entsprechend vergabelt; dabei bleiben die Poren gewöhnlich nicht<strong>in</strong> der Medianebene, sondern ordnen sich symmetrisch zu ihr. Die Fälle,um die es sich handelt, s<strong>in</strong>d im E<strong>in</strong>zelnen die folgenden. Bei LaefmogoneivyviTle-thomsoni Theel trägt die Genitalpapille e<strong>in</strong>zelner Individuen e<strong>in</strong>enkle<strong>in</strong>en Nebenast (VIII, 9) oder ist an ihrer Spitze viertheilig geworden;<strong>in</strong> jenem Falle s<strong>in</strong>d im Ganzen zwei, <strong>in</strong> diesem vier Geschlechtsporenvorhanden. Bei ÄcJdyonice paradoxa Theel s<strong>in</strong>d acht ganz kle<strong>in</strong>e Genitalpapillenvorhanden, von denen e<strong>in</strong>e jede e<strong>in</strong>en Genitalporus trägt. Ebensowie bei Laetmogone wyviUe-fJiomsoni die Vermehrung der Geschlechtsöffnungenals e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Eigenschaft ersche<strong>in</strong>t, so auch bei Elpidiapurpurea Theel; bei dieser Art s<strong>in</strong>d manchmal zwei Genitalporen vorhanden,die sich jederseits von der Oeffnung des Ste<strong>in</strong>kanales anordnen.Was aber hier nur <strong>in</strong>dividuell auftritt, sche<strong>in</strong>t bei Pcniagone vitrea Theel zurRegel geworden zu se<strong>in</strong>; auch zeichnen sich deren beide Geschlechtsporendadurch aus, dass sie nach rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks weiter ause<strong>in</strong>ander rücken.Das führt h<strong>in</strong>über zu dem ganz e<strong>in</strong>zig dastehenden Verhalten der PentagoneivyvilUi Theel, deren Geschlechtsöf<strong>in</strong>ungen sich jederseitsvon derMittell<strong>in</strong>ie auf etwa acht vermehrt haben <strong>und</strong> so weit ause<strong>in</strong>ander weichen,dass sie nicht, wie <strong>in</strong> allen anderen Fällen, auf den mittleren dorsalenInterradius beschränkt bleiben, sondern zum Theile auf die angrenzendenBezirke der beiden seitlichen dorsalen Intenadien übertreten.*) Das Gleiche berichtet soeben Lampert <strong>in</strong> der S. 170 angeführten Abhandlung vonGucumaria laevigata (Verrill).


186 Secwalzen.Von der GeschlechtsöflfnuDg entspr<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher, bald kurzer,bald ziemlich langer Kanal, der Genitalgang (VII, 9; VIII, 8, 9, 10),welcher die Haut durchsetzt <strong>und</strong> alsdann ausnahmslos dem dorsalenMesenterium sich e<strong>in</strong>lagert um <strong>in</strong> ihm se<strong>in</strong>en Weg nach h<strong>in</strong>ten zu nehmen.Da, wo mehrere Gescblecbtsöffnungen vorkommen, verb<strong>in</strong>den sich dievon denselben herkommenden E<strong>in</strong>zelkanäle schon <strong>in</strong> der Haut oder dochan deren Innenseite zu dem auch hier vorhandenen e<strong>in</strong>fachen Genitalgange.An se<strong>in</strong>em h<strong>in</strong>teren Ende, welches wir mit Semper als die Geschlechtstbeilbasisoder e<strong>in</strong>facher als die Gescblechtsbasis bezeichnen wollen,Geschlechtsdrüsen <strong>in</strong> Gestaltträgt der Genitalgang die eigentlichene<strong>in</strong>facher oder verästelter, <strong>in</strong> Grösse <strong>und</strong> Zahl vielen Verschiedenheitenunterliegender Schläuche, welche frei <strong>in</strong> die Leibeshöhle h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>hängen<strong>und</strong> entweder an beiden Seiten des dorsalen Mesenteriums aus der Geschlechtsbasisentspr<strong>in</strong>gen oder nur an e<strong>in</strong>er Seite zur Entwicklung kommen.In jenem Falle, der bei der Mehrzahl der Arten zutrifft,bilden die Genitalschläuchee<strong>in</strong> l<strong>in</strong>kes <strong>und</strong> e<strong>in</strong> rechtes Büschel von annäherndgleicher Stärke; so verhalten sich sämmtliche Synaptiden, Molpadiiden,Deimatiden, Psychropotiden, wahrscheiolich auch alle Dendrochiroten*)<strong>und</strong> zahlreiche Aspidochiroten (die Gattungen Sfkhojms , ^ Pseudosüclwpus<strong>und</strong> Faelopatides). Im anderen Falle dagegeu, wenn nur e<strong>in</strong> Büschelvon Genitalschläuchen vorhanden ist, liegt dasselbe, soweit se<strong>in</strong>eLage von den betreffenden Autoren näher angegeben wird, ausnahmslosan der l<strong>in</strong>ken Seite des dorsalen Mesenteriums; unter den Aspidochirotengehören die Gattungen Läbidoäcmas, Mülleria <strong>und</strong> vor allem die artenreicheGattung HolotJmria hierher, ferner e<strong>in</strong>e beträchtliche Anzahl vonElpidiiden, z. ß. Elpidia glackdis, Scotojilanes globosa, papulosa, aTbida,rohusta, murrayi, Scotoanassa diapJiana, AcMyonice paradoxa Theel. Entsprechenddiesem Verhalten der Aspidochiroten <strong>und</strong> Elpidiiden sollteman erwarten, dass dort, wo zwar e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>kes <strong>und</strong> e<strong>in</strong> rechtes Genitalbüschelvorhanden, aber von ungleicher Stärke s<strong>in</strong>d, das l<strong>in</strong>ksseitige dasgrössere sei; <strong>in</strong>dessen lauten die Angaben <strong>in</strong> Betreff der wenigen derartigenFälle zum Theil gerade umgekehrt; so z. B. fanden ich (153)bei Chiridota rotifera (Pourt.) <strong>und</strong> Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) beimMännchen von Anhyroderma jeffreysii die Geschlechtsorgane rechts kräftigerentwickelt als l<strong>in</strong>ks, dagegen l<strong>in</strong>ks kräftigerentwickelt als rechts beiKolga hyal<strong>in</strong>a.S<strong>in</strong>d beiderseits vom dorsalen Mesenterium e<strong>in</strong>fache (d. h. unverüstelte)Genitalschläuche ausgebildet, so kann deren Zahl manchmal e<strong>in</strong>erecht kle<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>, z. B. bei Deima fastosum Theel jederseits 6 — 7, beiOneirophanta mutabilis Theel $ jederseits 3 — 4 (X, 7) oder sich sogar auf*) Von Ocnus javanicus wird von ihrem Autor Sluiter(241) nur e<strong>in</strong> Büschel vonGenitalschläuchen angegeben; doch sche<strong>in</strong>t mir diese Angabc ebenso e<strong>in</strong>er Bestätigung bedürftigzu se<strong>in</strong>, wie e<strong>in</strong>e ähnliche Angabe, welche neuerd<strong>in</strong>gs Lampert über ColocMrusquadrangularis Less. macht (vergl. die S. 170 angeführte Arbeit dieses Forschers).


(leschleolitsorganc.Iö7e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen (jederseits) beschränken,z. B. bei Synapta <strong>in</strong>divisa Semp.,Äcanthotrodms mirahiUs Dan. u. Kor., Psycliropotes semperiana <strong>und</strong> EupJironidesdepresm Tiieel (X, 4), In den meisten Fällen aber ist die Zahlder Genitalschläuche entweder viel grösser, jederseits bis 30, 40 <strong>und</strong>darüber, oder es geht jederseits von der Geschlechtsbasis zwar nur e<strong>in</strong>Genitalsehlauch ab, der sich aber weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Aeste auflöst; derartigeVerästelungen durch seitliche Zweige oder durch e<strong>in</strong>- oder mehrmaligeVergabelung kommen aber auch dann vor, wenn die Zahl der an derGeschlechtsbasis anhängenden Schläuche e<strong>in</strong>e beträchtliche ist <strong>und</strong> tretenfast ausnahmslos überall da auf, wo die Geschlechtsschläuche nur ander l<strong>in</strong>ken Seite des Mesenteriums zur Ausbildung gelangt s<strong>in</strong>d.Das Vorhandense<strong>in</strong> oder Fehlen der Verästelung sowie die Art <strong>und</strong>Weise, <strong>in</strong> welcher sie stattf<strong>in</strong>det, geben im Zusammenhang mit den sehrverschiedenen Längen- <strong>und</strong> Dickenverhältnissen den Schläuchen e<strong>in</strong>erecht mannigfaltige Gestalt. Die e<strong>in</strong>fachste Form haben sie bei derMehrzahl der Dendrochiroten, bei denen sie ziemlich schlanke, gleichdickeoder leicht perlschnurförmige, e<strong>in</strong>fache Röhren darstellen,z. B. bei fastallen Cucumaria-, ColocJiirus- <strong>und</strong> T%owe- Arten; ähnlich gestaltet s<strong>in</strong>dsie bei zahlreichen Elasipoden*) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnen Vertretern der Aspidochiroten**),Molpadiiden***) <strong>und</strong> Synaptidenf). Bei ÄcanthotrocJms mirahiUsDan. u. Kor. schwellen die e<strong>in</strong>fachen Genitalschläuche sackförmigan, ebenso bei Psychropotes semperiana <strong>und</strong> Euphronides depressa Theel(X, 4), hier aber mit dem Unterschied, dass die Oberfläche des Sackesmit kugeligen Hervortreibungen dicht besetzt ist. Aehnliche kugeligeAusbuchtungen, gewissermaassen Anläufe zur <strong>Bild</strong>ung von Nebenästen,kommen auch an den schlanken Genitalschläuchen von Deima vdlidimiTheel (X, 5) vor. In anderen Fällen s<strong>in</strong>d die Schläuche mit deutlichen,kurzen oder langen Nebenästen besetzt, welche seitlich von demoft rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks nur e<strong>in</strong>mal vorhandenen Hauptschlauche abgehen;so z. B. bei vielen Synaptidenff) (X, 8, 9, 10), e<strong>in</strong>zelnen Molpadiiden fft)<strong>und</strong> Aspidochiroten *t) <strong>und</strong> zahlreichen Elasipoden**t); dabei können dieNebenäste e<strong>in</strong>fach bleiben oder sich selbst wieder weiter verzweigen.*) z. B. bei Scotoplanes papulosa, Scotoanassa diaphana, Oneirophaida nmtahilis,Deima fastosum, Orphnurgus asper Tli6el.**) z. B. Stichopus assimilis Bell," Pseudostichopus mollis Theel, Holothurianotabilis Ludw.***j z. B. Troclwstoma violacewn (Stud.).t) z. B. Synapta <strong>in</strong>divisa, rodea Sluit., Cliiridota ptirpurea (Less.).tt) z. B. Synapta digitata (Mont.), similis, recta, molesta Semp., Chiridola, rotifera,(Pourt.), discolor Eschsch., rvfescens Br., Anapta gracilis Semp.ttt) z. B. T'rochostovia boreale (Sars).*t) z. B Stichojms variegatus Semp., cldoronotos Br., ananas (Jag,) (bei diesen beidenArten wurden die Genitalschläuche von Selenka (229) irrthümlich für Ste<strong>in</strong>kanäle gehalten),'"*•;-)u. a.z- B. Ilyodaenion macvlalus, Benthodyies uhyssicolu, Parelpidia elongata,cyl<strong>in</strong>dricu, Klpidia purpurea, loillemuvbi Theel.


ISSSee walzen.Sehr häufig, iusbesoudere bei den meisten Aspidochiroten*) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>erAnzahl Dendrochiroten**) kommt es aber auch vor, dass die Genitalschläuche,statt seitliche Aeste abzugeben, sich gabeln <strong>und</strong> dann ihreGabeläste wiederum entweder ungetheilt bleiben oder sich noch e<strong>in</strong>- odermehrmal weiter theilen. Zwischen dieser dichotomischen <strong>und</strong> der vorh<strong>in</strong>berührten seitlichen Verästelung der Genitalschläuche ist <strong>in</strong>dessen e<strong>in</strong>escharfe Grenze ebensowenig vorhanden wie zwischen den seitlich odergabeligverästelten e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> den e<strong>in</strong>fachen Genitalschläuchen anderseits.Nicht selten trifft man bei e<strong>in</strong> <strong>und</strong> derselben Art***) e<strong>in</strong>fache<strong>und</strong> getheilte Genitalschläuche gleichzeitig nebene<strong>in</strong>ander an;auch sche<strong>in</strong>tder Grad der Verästelung <strong>und</strong> Vergabelung sich zur Zeit der Geschlechtsreifesteigern zu können, während die jungen, eben erst <strong>in</strong> <strong>Bild</strong>ung begriffenenSchläuche stets e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache ungetheilte Gestalt haben. S<strong>in</strong>dim Ganzen überhaupt nur zwei Genitalschläuche, e<strong>in</strong> rechter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>l<strong>in</strong>ker, vorhanden, so treten sie am dorsalen Mesenterium mit ihrenVorderenden zur <strong>Bild</strong>ung des Genitalganges zusammen, ohne dass diese,oben als Geschlechtsbasis bezeichnete Stelle, e<strong>in</strong>e besondere Auszeichnungerhielte. S<strong>in</strong>d aber mehrere oder zahlreiche Genitalschläuche da, sositzen sie mit ihren oft stielförmig verjüngten Basen dicht gedrängt f) oder(seltener) <strong>in</strong> zwei Längsreihen ff) angeordnet an e<strong>in</strong>em erweiterten h<strong>in</strong>terenEndstücke (X, 5) des Genitalganges, welches dann e<strong>in</strong>e Art Sammelraumfür die Geschlechtsproduktedarstellt <strong>und</strong> als Geschlechtsbasis imengeren S<strong>in</strong>ne (S<strong>in</strong>us bei Koren [119]) bezeichnet wird.Die Entfernung der Geschlecht sbasis oder mit anderen<strong>Wort</strong>en der mesenterialen Insertionsstelle der Genitalschläuche vomVor der ende des Körpers, beziehungsweise von der äusseren Geschlechtsöffnung,entspricht der sehr wechselnden Länge des Genitalganges.Bei den Synaptiden <strong>und</strong> Molpadiidenist diese Entfernung, also auch dieLänge des Genitalganges, durchgängig e<strong>in</strong>e recht kle<strong>in</strong>e. Auch unterden Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten gibt es Arten, deren Geschlechtsbasisweit vorne, etwa <strong>in</strong> der Höhe des Wassergefässr<strong>in</strong>ges liegt, z. B. Sticliopusnaso Semp. ,Holothuria graeff'ei Semp. ,Mülleria lecanora Jag. ,Colocliirus*) E<strong>in</strong>mal gegabelt s<strong>in</strong>d z. B. die Geuitalschläuclie bei Holothuria samoana Ludw.,1 — 2 mal bei Holothuria impatiens (Forst.),, 2 mal bei Hol. depvessa <strong>und</strong> curiosa Ludw.,2 — 3 mal bei Stichopus challemjeri Theel ,Labidodemas duhiosum Ludw. ,Hol. gracilisSemp. ,hoioensis Ludw. <strong>und</strong> zahlreichen anderen Holothuria-Axten, 3mal bei Hol. caesarea<strong>und</strong> cubanaLndw., 3 — 4mal hei Hol.S2^imfera Theel <strong>und</strong> Labidode7nas sele7i7cianum Semp.,4 — 5 mal bei Hol. —squamifera Semp., 7 8 mal bei Hol.- peregr<strong>in</strong>a Ludw. etc.**) z. B. e<strong>in</strong>mal gegabelt bei Fltyllophorus hrocki Ludw. <strong>und</strong> xict<strong>in</strong>ocucumis lijpicaLudw., 2 mal bei Orcula tenera Ludw., 2 — 3 mal bei Phyllophorus schmeltzii (Ludw.) <strong>und</strong>Cucumaria maculata Semp., 2— 4mal bei Cucumaria koellikeri <strong>und</strong> Thyone chilensis Semp.***) z. B. bei Pseudocucumis africana (Semp.) <strong>und</strong> <strong>in</strong>tercedens Lamp., Thyone huccalisStimps. ,Orctda hypsipyrga v. Marenz. , Holothuria martensii <strong>und</strong> ßaco - macidata Semp.t) Bei fast allen Aspidochiroten, Dendrochiroten <strong>und</strong> manchen Molpadiiden.tt) z. B. bei Orcula tenera Ludw., cucumiformis Semp., Pseudocucumis africana,(Semp.), Thyone ('?) sluiteri Lamp.


Gesohlcchfsor2;ane. 189peruanus Semp. Viel häufiger aber rückt die Geschlechtsbasis weiternach h<strong>in</strong>ten, sodass sie sich bei den meisten Aspidochiroten am Anfangedes zweiten Körperviertels oder -dritteis, bei den meisten Dendrochirotenam Anfange des zweiten Körperdiittels oder der zweiten Körperhälftebef<strong>in</strong>det. Bei den Dendrocbiroten entspricht diese Stelle im Allgeme<strong>in</strong>ender Gegend, <strong>in</strong> welcher sich die Rückziehmuskeln an die Körperwandansetzen. Bei den Aspidochiroten verschiebt sich die Geschlechtsbasisnur selten bis h<strong>in</strong>ter die Körpermitte, so bei Holotlmria vagab<strong>und</strong>aSei, coJnher Semp., im2)atiens (Forsk.), caesarea Ludw. <strong>und</strong> sogar bis zurh<strong>in</strong>teren Grenze des zweiten Körperdrittels bei Mülleria excellens Ludw.Die Grösse (Länge) der Genitalschläuche ist noch viel abhängigervom Alter <strong>und</strong> Eeifezustand als das h<strong>in</strong>sichtlich der Form galt. Auf dervollen Höhe ihrer Entwicklung erreichen sie bei sehr vielen Arten nichtnur die Körperlänge, sondern übertreffen sie um e<strong>in</strong> Erhebliches; manf<strong>in</strong>det dann oft die ganze Leibeshöhle von den h<strong>in</strong> <strong>und</strong> her gew<strong>und</strong>enenGenitalschläuchen angefüllt. Ihre Farbe ist theils durch gefärbte Elemente<strong>in</strong> ihrer Wandung (vcrgl. S. 191), theils <strong>und</strong> <strong>in</strong> den meisten Fällen vorwiegenddurch die durchsche<strong>in</strong>ende Farbe der Geschlechtsprodukte bed<strong>in</strong>gt;<strong>in</strong> Folge dessen kann man bei sehr vielen Arten wenigstens zurFortpflanzungszeit die Männchen an der weisslieheren oder ganz weissenFarbe ihrer Geschlechtsschläuche von den Weibchen unterscheiden. BeiHolotlmria hibulosa z. B. s<strong>in</strong>d die weiblichen Genitalschläuche rosenroth,die männlichen weiss. Ohne zwischen den beiden Geschlechtern besonderszu unterscheiden, wird namentlich von den Genitalschläuchen derDendrocbiroten e<strong>in</strong>e lebhafte, gelbe, rothe bis violette oder braune Färbungvielfach erwähnt; gelb s<strong>in</strong>d z. B. die Genitalschläucbe bei Cucumariaplanet (Br.), versicolor Semp., Coloehirus m<strong>in</strong>utus Ludw., roth bei ColocMritstuherculosus (Quoy u. Gaim.) <strong>und</strong> Psolus cotnplanatus Semp.,violett oderbraun bei Tliyllopliorus urna Grube, braun bei Coloehirus doliolum (Pallas).Geschlechtsdifferenzen gelangen bei e<strong>in</strong>zelnen Arten nicht nur<strong>in</strong> der Farbe, sondern auch <strong>in</strong> der verschiedenen Form der Genitalschläcbezum Ausdruck, wie zuerst durch Semper (238), später auch durch Theel(266) <strong>und</strong> Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) bekannt geworden ist. Häufigbeschränkt sich dieser Unterschied darauf, dass zur Zeit der Geschlechtsreifedie weiblichen Genitalschläuche dicker s<strong>in</strong>d als die männlichen,z. B. bei Holotlmria gracilis Semp., manchmal s<strong>in</strong>d sie zugleich länger,z. B. bei er<strong>in</strong>aceus Semp. <strong>und</strong> marmorata (Jag.) oder kürzer,z. B. beiKolga liyal<strong>in</strong>a Dan. u. Kor. In anderen Fällen s<strong>in</strong>d die weiblichenSchläuche weniger zahlreich, z. B. bei Oneirophanta nmtahüis Theel odersie bleiben e<strong>in</strong>fach oder doch weniger reich verästelt als die männlichen,z. B. bei Coloehirus qiiadrangularis (Less.), Elpidia glaeialis Theel <strong>und</strong>m ehreren Benthodytes-Arten .Aeussere Geschlechtsdifferenzen sche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Regel nichtvorhanden zu se<strong>in</strong>. Nur da, wo nur dem männlichen Thiere e<strong>in</strong>e Genitalpapille(s.S. 185) zukommt, wie bei Thyone aurantiaea {Costü,}, Cuemnaria


190 Seewalzen.laevigata (Verrill) <strong>und</strong> elongataDüb. ii. Kor. oder wo das weibliche Thiersich durch e<strong>in</strong>e eigeoartige Brutpflege auszeichnet, wie beiCucumaria crocea(Less.) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>igen anderen Arten, gel<strong>in</strong>gt es schon äusserlich, die beidenGeschlechter von e<strong>in</strong>ander zu unterscheiden. Gewöhnlich aber muss mandie mikroskopische Untersuchungdes Baues <strong>und</strong> Inhaltes der Genitalschläuchezu Hülfe nehmen um über das Geschlecht e<strong>in</strong>er vorliegendenSeewalze entscheiden zu können.3. Mikroskopischer Bau der Geschlechtsorgane.a. Die Genitalschläuehe. Histologisch bestehen die Genitalschläuchevon aussen nach <strong>in</strong>nen aus e<strong>in</strong>em äusseren Epithel, e<strong>in</strong>er Muskelschicht,e<strong>in</strong>er B<strong>in</strong>degewebsschicht <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>neren Epithel. Das äussereEpithel stellt im Allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e Fortsetzung des Cölomepithels dar,welches sich vom dorsalen Mesenterium auf die Genitalschläuche h<strong>in</strong>überzieht.Nach ,1.Quatrefages (210), Leydig (142),Müller (183),Sem per (238), Danielssen <strong>und</strong> Koren (50), Vogt <strong>und</strong> Yung(284)ist dasselbe bewimpert. Se<strong>in</strong>e Zellen verhalten sich <strong>in</strong> ihrer Form beiden verschiedenen Arten verschieden, sche<strong>in</strong>en aber auch bei derselbenArt bei jungen Genitalschläuchen anders gestaltetzu se<strong>in</strong> als bei reifen.Bei Syna/pta digitata (Moni) z. B. s<strong>in</strong>d sie nach Hamann (93) platt*,ebenso fand derselbe Forscher (91) sie an dem Stiele der Genitalschläuchebei Cuctmiaria- bei jungen(Gmel.) beschreibt er sie als kubisch, dagegenGenitalschläuchen der Holothuria tubulosaan den reifen Schläuchenderselben Art (93) als sp<strong>in</strong>delförmig. Jourdan (114) dagegen nennt sieauch bei der geschlechtsreifen Holothuria tubulosa platt <strong>und</strong> fand hier,wie bei anderen von ihm untersuchten HolotJmria- Arien, zwischen siee<strong>in</strong>gestreut e<strong>in</strong>zelne Schleimzellen. Nach Hamann (93) beanspruchendie Zellen des äusseren Epithels bei Ilolotliuria tuhilosa dadurch e<strong>in</strong>eilen die Fasernbesonderes Interesse, dass sie als Epithelmuskelzder nachher zu besprechenden Längsmuskellage abgeben. Wieder andersverhalten sie sich bei manchen Dendrochiroten, <strong>in</strong>dem sie bei den daraufuntersuchten mittelmeerischen Cucumaria- <strong>und</strong> PJiylhj)1wrus-AYteü auffallendhoch werden <strong>und</strong> demnach bald als pallisadenförraig (Hamann 91), baldals keulen- oder cyl<strong>in</strong>derförmig (Jourdan 114) bezeichnet werden.Jourdan hält diese hohen Zellen für mächtig entwickelte Schleimzellen,welche das eigentliche Epithel entweder ganz verdrängt haben oder ause<strong>in</strong>er Umformung desselben hervorgegangen s<strong>in</strong>d. In ihrer Form sollensie bei den männlichen Thieren mehr keulen-, bei den weiblichen Thierenmehr cyl<strong>in</strong>derförmig se<strong>in</strong>. Die Inhaltskügelchen, mit welchen sie ähnlichfand Jourdan beiwie die Schleimzellen anderer Organe erfüllt s<strong>in</strong>d,Cucumaria planci (Br.) <strong>und</strong> tergcst<strong>in</strong>a Sars hell, bei Phyllopltorus urnaGrube dagegen braun.


Geschlechtsorgane. 191Bei TrocJwsfoma thomsonii soll sich nach Danielssen <strong>und</strong> KorenMnskelschicht noch(50) zwischen das äussere Epithel <strong>und</strong> die folgendee<strong>in</strong>e sehr dünne R<strong>in</strong>degewebslage e<strong>in</strong>schieben, von welcher <strong>in</strong>dessendie übrigen vorh<strong>in</strong> erwähnten Forscher bei den von ihnen untersuchtenArten nichts bemerkt zu haben sche<strong>in</strong>en.Ueber die Mnskelschicht lauten die Angabender e<strong>in</strong>zelnen Forschersehr verschieden. Quatrefages (210), welcher derselben zuerst erwähnt,lässt sie bei Synapta <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.) aus äusseren R<strong>in</strong>g- <strong>und</strong><strong>in</strong>neren Längsfasern gebildet se<strong>in</strong>; die R<strong>in</strong>gfaserns<strong>in</strong>d nach ihm nurschwach entwickelt <strong>und</strong> fehlen den jungen Genitalschläuchen noch vollständig,bei denen auch die Längsfasern spärlichers<strong>in</strong>d als bei denreiferen Schläuchen. Baur (10) bemerkte bei Synapta digitata (Mont.)ebenfalls R<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Längsmuskelfasern ohne sich <strong>in</strong>dessen über derenrelative Lage zu äussern. Semper (238) dagegen spricht allen vonihm untersuchten Arten nur e<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>gmuskellage zu <strong>und</strong> das Gleiche behauptetT he e 1(266) für die FA?is\])oden (Laetmogone ivyvüle-thomsonii <strong>und</strong>Oneiroplianta mnfahiUs). Ten seh er (261) gibt bei HolotJmria tubulosa<strong>in</strong>nere Längs- <strong>und</strong> äussere R<strong>in</strong>gfasern *) an, stimmt also mit dem Bef<strong>und</strong>evon Quatrefages übere<strong>in</strong>, während Jourdan (114) <strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimmungmit Semper's Angabe sowohl bei Holotlmria tiibulosa als auch bei Cucumaria<strong>und</strong> TliyUopliorus nur von R<strong>in</strong>gfasern spricht.Wiederum andersstellen sich die Ergebnisse dar, zu welchen Hamann gelangte. Währender (91) bei der von ihm als Cucumaria cucumis bezeichneten Art nure<strong>in</strong>e Längsmuskellage erwähnt, konnte er (93)bei HolotJmria tubulosa<strong>und</strong> Synapta digitata e<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Längsfaserlage unterscheiden,jedoch <strong>in</strong> umgekehrter Reihenfolge wie Quatrefages <strong>und</strong> Teuscher,also die R<strong>in</strong>gfasern nach <strong>in</strong>nen von den Längsfasern; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>erauf Synapta digitata bezüglichen Abbildungen**) aber liegen die Längsfasern,im Widerspruch zu se<strong>in</strong>er durch e<strong>in</strong>e andere Abbildung***) unterstütztenBeschreibung <strong>und</strong> im E<strong>in</strong>klang mit Quatrefages,nach <strong>in</strong>nenvon den R<strong>in</strong>gfasern. Dieselbe Reihenfolge e<strong>in</strong>er Längs- <strong>und</strong> R<strong>in</strong>gfaser-auch beilage, welche Hamann angibt, fanden Vogt <strong>und</strong> Yung (284)bei Holo-Cucumaria planci.Auf die dünne Muskelschicht folgt die durchgängig kräftiger entwickelteB<strong>in</strong>degewebsschicht, welche nach Jourdan (114)tlmria tidmlosa zahlreiche längsverlaufende Fasern erkennen lässt, beianderen Arten aber nach Semper e<strong>in</strong>en mehr hyal<strong>in</strong>en Charakter trägt;ausser sp<strong>in</strong>del- <strong>und</strong> sternförmigen verästelten B<strong>in</strong>degewebszellen f<strong>in</strong>densich Wanderzellen <strong>in</strong> ihr; an beiden Zellformen konnte Semper amöboideBewegungen beobachten. Derselbe Forscher bemerkte auch, dass dieB<strong>in</strong>degewebsschicht bei den Dendrochiroten oft Träger von gelben oder*) Die K<strong>in</strong>gmuskelfasern dieser Art s<strong>in</strong>d zuerst von Leydig(143)**) 93, Taf. lY, Fig. 55.***) 93. Taf. IV, Fig. 50.bemerkt worden.


192 Seewalzen.lotheii Fettzellen ist, welche zu der früher erwähnten Färbung derGenitalschläucbe beitragen. Bei den Aspidochiroten entdeckte er fernerblutführeude Lacunen <strong>in</strong> ihr, deren Vorkommen Hamann (91 u. 93)für Cucumaria cucumis <strong>und</strong> Holofhuria tuhulosa, Vogt <strong>und</strong> Yung (284)für Cucumaria planci bestätigten. Bei Betrachtung des Blutgefässsystemeswerden wir auf diese Lacunen zurückkommen müssen. Endlich treten<strong>in</strong> der B<strong>in</strong>degewebsschicht nicht selten Kalkkörperchen auf, welchenach Semper vorzugsweise der <strong>in</strong>nersten Lage derselben angehören.Schon Jäger (110) bildete dieselben von se<strong>in</strong>er MüUeria ech<strong>in</strong>ites ab;Semper erwähnt sie besonders von se<strong>in</strong>er Thyone 2)cdafa, se<strong>in</strong>em Sticliopusvariegatus <strong>und</strong> von PJiopalod<strong>in</strong>a lageniformis Gray*); bei letztgenannterArt konnte ich (161c) ihr Vorkommen bestätigen <strong>und</strong> sie auch bei Chiridotarotifera (Pourt.) (153) <strong>und</strong> Haplodactyla hyaloeidcs Sluit. (156) nachweisen ;auch den Elasipoden fehlen sie nach Theel(266) nicht <strong>und</strong> häufen sichmanchmal, z. B. bei Deima fastosum Theel, <strong>in</strong> solcher Menge an, dass dieGenitalschläuche ganz starr davon werden. — Am Stiele der Genitalschläucheist die ganze B<strong>in</strong>degewebsschicht oft viel mächtigerentwickelt als imübrigen Bereiche der Schläuche, so z. B. bei Holothuria vagab<strong>und</strong>a Sei.nach Semper <strong>und</strong> Cucumaria cucumis nach Hamann (91); doch kommtanch das Umgekehrte, e<strong>in</strong>e Verdünnung der B<strong>in</strong>degewebsschicht an dieserStelle vor, z. B. bei Cucumaria ccmescens Semp. nach Semper.Das <strong>in</strong>nere Epithel stellt den <strong>Bild</strong>ungsheerd der Eier <strong>und</strong> Samenzellendar. Wir sehen deshalb hier von e<strong>in</strong>er näheren Betrachtung desselbenab um e<strong>in</strong>e solche erst im nächsten Abschnitte (s. S. 193)mit derSchilderung der Geschlechtsprodukte <strong>und</strong> ihrer Entstehung verb<strong>in</strong>denzu können.b. Der Genitalgang ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong>eren Baue bis jetztnur beiwenigen Formen Gegenstand der Untersuchung gewesen. Danielssen<strong>und</strong> Koren (50) fanden se<strong>in</strong>e Wandung bei ihrem Trocliostowa tlwmsoniiaus denselben Schichten zusammengesetzt wie die Genitalschläuche, mitdem e<strong>in</strong>zigen Unterschiede, dass das Innenepithel aus bewimpertenCyl<strong>in</strong>derzellen besteht. Während demnach bei dieser Art auch derGenitalgang e<strong>in</strong>e Muskelschicht besitzt, hebt Hamann (93) bei Synaptadigifata gerade den Mangel e<strong>in</strong>er solchen hervor <strong>und</strong> sche<strong>in</strong>t (91) auchbei Cucumaria cucumis dieselbe Beobachtung gemachtzu haben. Beidieser Cucumaria erhebt sich die B<strong>in</strong>degewebsschicht des Genitalgangeszur <strong>Bild</strong>ung von <strong>in</strong>neren Falten, welche sich nach h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> die Geschlechtsbasisfortsetzen. Das äusserste Endstück des Genitalgangessoll nachSelenka (229) bei den Dendrochiroten e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Schliessmuskel besitzen.*) Lampert gibt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er soeben erschienenen i^S.170 angeführten) Abhandlung Kalkliörper<strong>in</strong> den Genitalschläuchen an bei Colochirus quadranqularis (Less.), C dii^par Lamp.<strong>und</strong> Thyone (?) sargassi Lamp.


Geschlechtsorgane.lt)3c. Die Genitalpapille, welche im Allgeme<strong>in</strong>en den Bau der Körpeibautbesitzt, von der sie ja nur e<strong>in</strong>e Erbebung darstellt, ist bei Thyonefusus (0. F. Müll.) von v. Marenzeller (164) näber untersucht worden.Als äusserste Schicht derselben nennt er e<strong>in</strong>e „Cuticula'' <strong>und</strong> me<strong>in</strong>t damitwohl den ganzen Epidermisüberzug, da er unmittelbar unter ihr e<strong>in</strong>eB<strong>in</strong>degewebsschicht angibt, welche offenbar den Cutisbestandtheil derPapille repräsentirt. Weiter nach <strong>in</strong>nen folgt e<strong>in</strong>e Lage von Längsmuskelfasern,welche den Innenraum der Papille „ unmittelbar umschliessen "sollen; neue Untersuchungen werden aber sicherlich zwischen dieserMuskellage <strong>und</strong> dem Innenraum noch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Epithel nachweisen;auch bleibt aufzuklären, ob die Muskellage e<strong>in</strong>e Abgliederung der Muskulaturder Körperwand oder e<strong>in</strong>e Fortsetzung e<strong>in</strong>er etwa vorhandenen Muskelschichtdes Genitalganges oder e<strong>in</strong>e <strong>Bild</strong>ung eigener Art ist. SonstigeAngaben über den Bau der Genitalpapille besitzen wir nur noch vonTheel (266), welcher an der Basis derselben bei Laetmogone wyvületJiomsonidrei B<strong>in</strong>degewebsschichten übere<strong>in</strong>ander unterscheiden konnte.Die äusserste derselben ist e<strong>in</strong>e Fortsetzung der Lederhaut; die <strong>in</strong>nerstezeichnet sich durch e<strong>in</strong>e gelbe Färbung aus, während die mittlere sichdurch ihre Derbheit <strong>und</strong> den E<strong>in</strong>schluss von Muskelfasern kennzeichnet;auch soll die mittlere Schicht e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>e Hohlräume aufweisen, <strong>in</strong> denenich Blutlacunen zu vermuthen wage. Sollte sich diese Vermuthung bestätigen,haben, dessen Auftreten wohl mit der Funktion der Papilleso würde man <strong>in</strong> der Mittelschicht e<strong>in</strong> erektiles Gewebe vor sich<strong>in</strong> Zusammenhangstünde. — Bei llyodaemon maciilatus ist die Wand der Genitalpapillenach Thöel mit Kalkkörperchen ausgestattet.4. Die Geschlechtsprodukte <strong>und</strong> deren Entstehung.a. Die Samenkörperchen (Spermatosomen) wurden zuerst vonR. Wagner*) bei HoloÜmria tubulosa (Gmel.) als lebhaft beweglicheGebilde beschrieben, welche an e<strong>in</strong>em ganz r<strong>und</strong>en Körper e<strong>in</strong>en fe<strong>in</strong>enSchwanzanhang tragen <strong>und</strong> den Samenthierchen der Knochenfische ähnlichsehen. In Uebere<strong>in</strong>stimmung mit dieser Angabe fanden auch alle späterenBeobachter die Samenzellen der Seewalzen von stecknadelförmiger Gestalt,so Quatrefages (210) bei Synapta <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.), Leydig(142), Baur (10) <strong>und</strong> Hamann (93) bei Synapta digitata (Moni), Semper(238) bei Änapta gracilis, CMridota <strong>in</strong>congrua <strong>und</strong> Holothuria edidis Serap.,Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) bei Trochostoma thomsonii Dan. u. Kor.,Jourdan (114) <strong>und</strong> Vogt <strong>und</strong> Yung (284) bei Holothuria tidmlosa (X, 11)<strong>und</strong> Cucumaria planci (Br.).Im frischen lebenden Zustande hat dasKöpfchen des Samenkörperchens e<strong>in</strong>e kugelr<strong>und</strong>e Form <strong>und</strong> e<strong>in</strong> hyal<strong>in</strong>es,*) Vergl. auch desselben Autors Icones zootomicae. Leipzig 1S41. Taf. 32, Fig. 13.Bronn, Klassen des Thier- Reichs. II. 3.|3


194 Seewalzen.homogenes Aussehen; der zarte,fe<strong>in</strong>e Schwanzfaden tibertrifft bei Hölothtiriatubulosa die Länge des Köpfchens um das 10- bis 13 fache. DieGesammtlänge der Samenkörperchen schwankt je nach den Arten <strong>in</strong>ziemlich erheblichem Maasse; während sie z. B. bei Synapta <strong>in</strong>Jiaerensnur 13 f.1 betragen soll, steigt sie bei HolotMria edulis auf 26, beiChiriäota <strong>in</strong>congrua auf 43 <strong>und</strong> endlich bei Holothuria tnhulosa auf 80 /j.Sofort nach dem Tode der Samenkörperchen sah Jourdan an derAnsatzstelle des Schwanzfadens e<strong>in</strong>e hyal<strong>in</strong>e Cupula sich von dem nunmehrfe<strong>in</strong>granulirt aussehenden Protoplasma des Köpfchens abgrenzen;auch bemerkte er, dass nach Behandlung mit Osmiumsäure u. s. w. diebisher kugelige Form des Köpfchens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e mehr herzförmige übergeht<strong>und</strong> im Innern desselben e<strong>in</strong> glänzendes Körperchensichtbar wird.b. Die Entstehung der Samenkörperchen bei getrenntgeschleehtlichenHolothurien bedarf noch der Aufklärung. Das Wenige, was wir darüberwissen, beschränkt sich, abgesehen von e<strong>in</strong>igen fragmentarischen Notizenbei Semper(238), Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) <strong>und</strong> Vogt <strong>und</strong> Yung(284), auf die Beobachtungen, welche Jourdan (114)angestellt hat, jedoch ohne dass es ihm gelungen wäre,hei Holothuria tubulosazu e<strong>in</strong>em befriedigendenE<strong>in</strong>blicke vorzudr<strong>in</strong>gen. Nach ihm besteht das Innenepithelder Hodenschläuche aus mehreren*) Zellschichten (X, 12), welche vonder Tiefe nach der Oberfläche des Epithels <strong>in</strong> fortschreitender Umbildungzu Samenkörperchen begriffen s<strong>in</strong>d. Er ist der Me<strong>in</strong>ung, dass die anfänglichfe<strong>in</strong>granulirten <strong>und</strong> mit grossem Kern ausgestatteten Zellen(Spermatoblasten) sich zunächst <strong>in</strong> Zellen umwandeln, welche sich durchimmer zahlreicher werdende glänzende InhaUskügelchen (aus denen vielleichtdie Köpfchen der späteren Samenkörperchen werden) auszeichnen;aus dieser zweiten Zellenform sollen dann auf noch nicht näher bekanntemWege die Spermatosomen sich bilden. Vogt <strong>und</strong> Yung dagegen lassendie Samenkörperchen der Cucumaria planci auf viel direkterem Wegeaus dem B<strong>in</strong>nenepithel der Hodenscbläuche hervorgehen; dieses Epithelbestehe aus ,,zusammenfliessenden Zellen mit zahlreichen Kernen, auswelchen die Köpfchen der Samenthierchen mit langem fadenförmigenSchwanz entstehen^'.c. Die Eier erfuhren ebenfalls ihre erste genauere Untersuchung durchE. Wagner (285), der bei Holothuria tiibulosa sowohl Keimbläschen <strong>und</strong>Keimfleck als auch e<strong>in</strong>e dicke, radiär gestreifte Hülle an denselben feststellte**).Seitdem s<strong>in</strong>d sie zwar vielfach Gegenstand der Untersuchunggewesen, <strong>in</strong>dessen nur bei e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Anzahl von Arten. Im Grossen<strong>und</strong> Ganzen stellte sich dabei e<strong>in</strong>e durchgreifende Uebere<strong>in</strong>stimmung mit*) Sempex (238, S. 146) dagegen hebt hervor, dass das Epithel wenigstens ursprüngliche<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches sei. In diesem S<strong>in</strong>ne sprechen auch die Beobachtungen Hamann 's (94) ane<strong>in</strong>em jungen Genitalschlauch der Holothuria tiibulosa; leider ist unsicher, ob es sich dabeium e<strong>in</strong>en jungen Hoden- oder um e<strong>in</strong>en jungen Ovaria] - Schlauch handelt.**) Vergl. auch die erste Abbildung e<strong>in</strong>es Holothurien -Eies <strong>in</strong> desselben VerfassersIcones zootomicae. 1841. Taf. 32, Fig. 12.


Geschlechtsorgane. ] 95dem Bef<strong>und</strong>e Wagner 's heraus. — Die Form der Eier sehe<strong>in</strong>t ausnahmslosdie e<strong>in</strong>er regelmässigen Kugel zu se<strong>in</strong>. Ihre Grösse beträgtbei Holotliuria tiibulosa annähernd 0,1 mm, ist jedoch bei anderen Arten,z. B. Synapta digitata (Mont.), Chiridota venusta Sem., namentlich aberbei manchen Dendrochiroten,z. B. Cucumaria planci (Br.), Colocldrustuherculosus (Quoy u. Gaim.), Psolus complanatus Senip. ,EcJi<strong>in</strong>ocucumisadversaria Semp. bedeutender <strong>und</strong> steigert sich sogarbei der durch ihreeigenthümliche Brutpflege ausgezeichneten Cucumaria crocea (Less.) bisauf 0,7 mm. Die Farbe der mehr oder weniger <strong>und</strong>urchsichtigen Eierist bed<strong>in</strong>gt durch gefärbte, gleichmässig vertheilte Dotterelemente (Deutoplasma)<strong>und</strong> wechselt je nach den Arten <strong>in</strong> sehr verschiedenen Tönen ;bräunlich s<strong>in</strong>d sie z.B. hei MüUeria agassisü ^e\.*), gelblich bei manchenSynapta-, Holotliuria- <strong>und</strong> Cucumaria- krien, grün bis grüngelb bei Thyonefusus (nach Dalyell 48) <strong>und</strong> bei Cucumaria MrcJishergii Hell, (nachKowalevsky 121**), <strong>in</strong>s Violette ziehend bei Holotliuria tuhtüosa (nachWagner***), ziegelroth bei Holotliuria trcmida (nach Danielssen <strong>und</strong>Koren 220). Die äussere, glashelle Hülle sche<strong>in</strong>t fast niemals zufehlen <strong>und</strong> meistens e<strong>in</strong>e radiäre Streifung oder e<strong>in</strong>en Zerfall <strong>in</strong> radiärgestellte Fasern erkennen zu lassen (X, 13). Nach <strong>in</strong>nen von der Hüllekommt oft noch e<strong>in</strong>e dünne, dem Dotter unmittelbar aufliegende <strong>und</strong> deshalbDotterhaut genannte Membran zur Sonderung. An e<strong>in</strong>er Stelle istMicropylkanal (X, 13) durchbohrt, welcher von R. Wagnerdie Hülle sammt der Dotterhaut von e<strong>in</strong>em nach aussen etwas verengtenzuerst bemerkt,von J. Müller näher beschrieben <strong>und</strong> von Leydig, Leuckart,Kölliker <strong>und</strong> allen späteren Forschern bestätigt wurde f).d. Die Entstehung der Eier bei den getrenntgeschleehtlichenHolothurien erfolgt nach den tibere<strong>in</strong>stimmenden Angaben aller Beobachterdurch allmähliche Grössenzunahrae e<strong>in</strong>zelner Zellen des Innenepithelsder weiblichen Genitalscbläuche unter gleichzeitiger <strong>Bild</strong>ung e<strong>in</strong>es<strong>in</strong> das Innere des Genitalschlauches ragenden Eifollikels. Im E<strong>in</strong>zelnenist der Vorgang nach Semper (238) der folgende. Unter den anfänglichgleichen Epithelzellen des Ovarialschlauches vergrössern sich e<strong>in</strong>zelne<strong>und</strong> geben sich schon dadurch als die zukünftigen Eier zu erkennen.Bei ihrem weiteren Wachsthum erhebt sich die jungeEizelle über die<strong>in</strong>nere Oberfläche des Epithels <strong>und</strong> treibt dabei e<strong>in</strong>e Anzahl der ihr zunächstbenachbarten Epitbelzellen vor sich her. So entsteht e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ereEizelle <strong>und</strong> dessen Wand vonFollikel, dessen Inhalt von der jungene<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>schichtigen Epithellage (Follikelepithel) gebildetist. Weiterh<strong>in</strong>schnürt sich der FoUikel an se<strong>in</strong>er Basis immer mehr von dem Innen-*) Nach Edwards <strong>in</strong> John Hopk<strong>in</strong>s üniversity Circulars. Yol. VIII. No. 70. 1889.pag. 37. **) Bei Kowalevsky heisst diese Art Psol<strong>in</strong>us brevis, vergl. Ludwig 160, S. 12.***) Icones zootomicae. 1841.f) Yergl. me<strong>in</strong>e Schrift: üeber die Eibildung im Thierreiche. Würzburg 1874. S. 14.Bei ßynapta recta vermisste Semper (238) e<strong>in</strong>en Mikropylkanal.In .1.


196 Seewalzen.epithel des Ovarialschlauches ab, sodass er schliesslich nur noch durche<strong>in</strong>en dünnen Stiel damit <strong>in</strong> Zusammenhang bleibt. An e<strong>in</strong>er dem Stielziemlich genau gegenüberliegenden Stelle, also am Scheitel des Follikels,besteht e<strong>in</strong>e engere Verb<strong>in</strong>dung der Eizelle mit dem Follikelepithel, <strong>und</strong>diese Stelle ist es, an welcher der Mikropylkanal des Eies zur Ausbildunggelangt. Die Follikelepithelzellen verschmelzen nach <strong>und</strong> nach zu e<strong>in</strong>erdas Ei umhüllenden Kapsel, <strong>in</strong> welcher schliesslich nur noch ihre Kernesichtbar bleiben. Alsdann erst beg<strong>in</strong>nt zwischen der Kapsel <strong>und</strong> der Eizelledie Abscheidung der Hüllsubstanz des Eies <strong>und</strong> der Dotterhaut,welche nur an jenem Scheitelpunkte des Eies unterbleibt (X, 13). Obdabei Hülle <strong>und</strong> Dotterhaut von der Eizelle oder den Follikelepithelzellenabgesondert werden, bedarf noch der genaueren Feststellung. Habenschliesslich die Eier ihre volle Grösse erreicht, so gelangen sie unter Verlustihrer Kapselwandfrei <strong>in</strong> das Lumen der Ovarialschläuche <strong>und</strong> vonhier aus durch den Genitalgang nach aussen. Mit dieser nach Sempergegebenen Darstellung der Eibildung stehen alle späteren Beobachtungenim E<strong>in</strong>klänge; so diejenigen von Teuscher (261) <strong>und</strong> Jourdan (114)an Holothuria tuhulosa, Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) an Trochostomathomsonii, Theel (266) an OneiropJianta mutabilis <strong>und</strong> ganz besonders diejenigenvon Hamann (93) an Holothuria tuhulosa*)] nur das e<strong>in</strong>ewesentliche Neue wurde durch den letztgenannten Forscher h<strong>in</strong>zugefügt,dass der Mikropylkanal auch die Follikelwand durchsetze <strong>und</strong> an se<strong>in</strong>emAussenende e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es r<strong>und</strong>liches, protoplasmatisches Anhängsel trage,welches durch e<strong>in</strong>en den Mikropylkanal durchsetzenden Strang mit demDotter zusammenhänge <strong>und</strong> beim Platzen des Follikels verloren gehe.von SticJwpus variegatus berichtet Semper (238, S. 145),Bei den meisten Arten sche<strong>in</strong>t die <strong>Bild</strong>ung von Eiern an jeder Stelledes Innenepithels der Ovarialschläuche vor sich gehen zu können. Nurdass das Innenepithelzwei e<strong>in</strong>ander gegenüberliegende bewimperte Längsfurchen bilde,<strong>in</strong> deren Bereiche ke<strong>in</strong>e Eibildung stattf<strong>in</strong>de; es beschränke sich dieselbevielmehr auf die breiten Zwischenräume der Furchen; <strong>in</strong> den fe<strong>in</strong>stenEndästchen der Geschlechtsschläuche fehlen die Wimperfurchen, sodasshierwieder das ganze Innenepithel sich an der Eibildung betheiligen kann.e. Die Entstehung der Gesehlechtsprodukte bei zwitterigen Synaptidenist mehrfach Gegenstand der Untersuchung gewesen. Nach Quatrefages(210) wird bei Synapta <strong>in</strong>haerens die Achse der Genitalschläuche vonden jungen <strong>und</strong> reifen Eiern e<strong>in</strong>genommen, während die Samenkörperchen<strong>in</strong> zapfenförmigen AVarzen entstehen, die <strong>in</strong> grosser Zahl <strong>und</strong> dichtgedrängterAnordnung von der Wandung der Schläuche nach <strong>in</strong>nen <strong>in</strong>die achsenständige Eibildungsmasse vorspr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> durch fe<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere*) Hamanii's Darstellung foii der Eibildung der Holothtrla tubulosa ist übrigens e<strong>in</strong>Muster der sonderbaren Methode, beLannte D<strong>in</strong>ge so vorzubr<strong>in</strong>gen, dass man zwar die früherenForscher citirt, aher trotzdem bei dem nicht ganz genauorientirten Leser den E<strong>in</strong>druck erweckt,als habe er e<strong>in</strong>e ganz neue Bereicherung unserer Kenntnisse vor sich.


Geschleclitsorgane.IUIScheidewände <strong>in</strong> Kammern zerlegt s<strong>in</strong>d. Diesen zapfenförmigen Warzenentsprechen bei Synax^ta digitata nach Leydig (142) vier gekräuselteLängsstreifen, welche <strong>in</strong> den Innenraum der Genitalschläuche vorspr<strong>in</strong>gen;der Innenraum wird aber nach ihm nicht von e<strong>in</strong>er Eibildungsmasse ausgefüllt,sondern die Eier entstehen von der Wandungher <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d wahrsche<strong>in</strong>lichanfänglich zu ähnlichen gekräuselten Längsreihen angeordnetwie die samenbildenden Streifen. Dem gegenüber glaubte Baur (10),sich, ebenfalls bei Synapta digitata, überzeugt zu haben,dass e<strong>in</strong>e viel<strong>in</strong>nigere Beziehung der ei- <strong>und</strong> samenbildenden Theile vorhanden sei,so nämlich, dass die <strong>in</strong>s Innere vorspr<strong>in</strong>genden warzigen Längswülste(deren Zahl er im Gegensatze zu Leydig auf fünf angibt) zugleichSamen <strong>und</strong> Eier hervorbrächten. Er stimmt mit Quatrefages zwardar<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>, dass der Inhalt der Warzen gekammert sei, f<strong>in</strong>det aber<strong>in</strong> diesen Kammern ke<strong>in</strong>e Samenkörperchen, sondern je e<strong>in</strong> junges Ei;dagegen werde die Oberfläche der Warzen, wie überhaupt das ganzeInnere der Genitalschläuche, von e<strong>in</strong>em samenbildenden, kle<strong>in</strong>zelligenEpithel überkleidet. In ähnlicher Weise stellen sich die Ergebnisse dar,zu welchen Hamann (93) an derselben Art gelangte. Er behauptet mitUnrecht, dass Baur's Angaben, verglichen mit denen von Quatrefages<strong>und</strong> Leydig, e<strong>in</strong>en Rückschritt bedeuten; denn was er selbst an Beobachtungenvorbr<strong>in</strong>gt, ist <strong>in</strong> der Hauptsache e<strong>in</strong>e Bestätigung Baur's.Wie dieser, so f<strong>in</strong>det auch Hamann, dass die Samenkörperchen nicht imInnern der ihrer Zahl nach wechselnden warzigen Längsstreifen, sondernfrei auf der <strong>in</strong>neren Oberfläche der Genitalschläuche aus dem Innenepithelderselben entstehen. Dieses Epithel ist anfänglich e<strong>in</strong>schichtig <strong>und</strong> ausverhältnissmässig grossen Zellen gebildet, wird aber später kle<strong>in</strong>zelliger<strong>und</strong> vielschichtig <strong>und</strong> liefert durch Theilungsvorgänge se<strong>in</strong>er Zellen dieSamenkörperchen. Weiterh<strong>in</strong> ist Hamann der Ansicht, dass andereZellen des Innenepithels sich vergrössern, <strong>in</strong> das nach aussen von demEpithel bef<strong>in</strong>dliche B<strong>in</strong>degewebe e<strong>in</strong>wandern*) <strong>und</strong> hier zu Eiern heranwachsen.Hier liegen sie bald zwischen (nach Hamann 'sText), baldauch (nach se<strong>in</strong>er Fig. 54) <strong>in</strong> den warzigen Längsstreifen,haben also imletzteren Falle die schon von Baur angegebene Lagerung. Was Quatrefages<strong>und</strong> Baur als Kammerscheidewände <strong>in</strong> den Warzen beschrieben,s<strong>in</strong>d offenbar dieselben B<strong>in</strong>degewebszellen <strong>und</strong> -fasern, durch welchenach Hamann die Eier bis zu ihrer Reife <strong>in</strong> der B<strong>in</strong>desubstanz festgehaltenwerden. E<strong>in</strong>e Follikelbildung um die e<strong>in</strong>zelnen Eizellen kommtdemnach bei Synapta digitata nicht vor uud die Ablösung der erwachsenenEier kann nur durch e<strong>in</strong>e Zerreissung des <strong>in</strong>neren samenbildenden Epithelsder Genitalschläuche von statten gehen.*) Ohne dieses sehr wahrsche<strong>in</strong>liche Wandern der jungen Eizellen irgendwie bezweifelnzu wollen, beneide ich die Sicherheit, mit der Hamann es fertig br<strong>in</strong>gt, „an Schnitten gutzu sehen, dass sie sich auf amöboide Weise bewegen". (93, S. 60.)


198 Seewalzen.Bei tropischen Zwitter-Synapten (Synapta recta <strong>und</strong> heselii) entstehennach Semper(238) die Samenkörpercheu nicht aus dem Innenepithel,sondern aus dem Epithelbelag besonderer Samenblasen, welche selbst,ebenso wie die Eier, zwischen dem Innenepithel <strong>und</strong> der B<strong>in</strong>degewebsschichtder Genitalschläuche liegen; möglich, dass diese Samenblasendurch e<strong>in</strong>e Abschnürung von dem ursprünglichen Innenepithel der Schläucheentstanden s<strong>in</strong>d. Sem per ist geneigt, ausser den Samenkörperchen auchdie jungen Eizellen von dem Epithelder Samenblasen abzuleiten.XII. Blutgelässsy ste<strong>in</strong>.Die ältesten Beobachtungen über das Blutgefässsystem rühren vonBohadsch (30) her, welcher am Darme der HolotJmria üibulosa (Gmel.)e<strong>in</strong>en Theil der Darmgefässe <strong>und</strong> ihrer Verästelungen kurz beschrieb,auch e<strong>in</strong>e sehr mangelhafte Abbildung derselben gab, sich aber jederVermuthung über die Bedeutung der von ihm gesehenen „grünlichen"<strong>und</strong> „rothbraunen'' Gefässe enthielt. Auch Cu vi er 's (46) Bemühungen,tiefer <strong>in</strong> die anatomischen <strong>und</strong> physiologischen Verhältnisse dieses Organsystemes(bei derselben Holothurienart) e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen, waren von ke<strong>in</strong>embefriedigenden Erfolge begleitet. Erst Tiedemann (273) blieb es vorbehaltene<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende Darstellung des Blutgefässsystemes der IIolothuriaüibulosa zu geben, welche allen späteren Forschern e<strong>in</strong>erseits zumAusgangspunkte gedient hat, anderseits von denselben <strong>in</strong> allen wesentlichenTheilen bestätigt <strong>und</strong> erweitert 'wurde. Quatrefages (210) ver-der von Tiedemannmochte zwar bei Synapta <strong>in</strong>haerens ke<strong>in</strong>e Spurbeschriebenen Darmgefässe aufzuf<strong>in</strong>den, sodass es e<strong>in</strong>e Zeit lang sche<strong>in</strong>enkonnte, als wenn nur e<strong>in</strong> Theil der Seewalzen mit Blutgefässen ausgerüstetsei. Nachdem aber durch Joh. Müller (183— 185) <strong>und</strong>Leydig (142) gezeigt worden war, dass auch die Synaptiden im Besitzee<strong>in</strong>es wenn auch vere<strong>in</strong>fachten Blutgefässsystemes s<strong>in</strong>d, bezeichneteSelenka (229) mit vollem Rechte die Ausbildung dieses Organsystemesalse<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Eigenschaft der Holothurien überhaupt. Zur näherenKenntniss der Blutbahnen hat dann <strong>in</strong> ganz hervorragendem MaasseSemper (238) durch se<strong>in</strong>e Untersuchungen an tropischen Arten beigetragen<strong>und</strong> ihm haben sich neuerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>sbesondere Hamann — (91 93) für diemittelmeerischen Arten, Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) <strong>und</strong> Theel(263 u. 266) für die Elasipoden angereiht*).*) Die Blutgefässe mit Th6el als Pseudhämalgpfässe zu bezeichnen, sche<strong>in</strong>t mir wedernöthig noch praktisch. Um Missverständaisse zu vermeiden ,möchte ich aber schon an dieserStelle darauf aufmerksam machen ,dass ich mit dem Namen Pseudohämalkanäle gewisse <strong>in</strong>den Eadien vorkommende Räume bezeichne, welche mir Ausläufer der Leibeshöhle zu se<strong>in</strong>sche<strong>in</strong>en, also von dem, was Th^el „Pseudhämalgefässe" nennt, wesentlich verschieden s<strong>in</strong>d(s. S. 204 <strong>und</strong> den Abschnitt 1 des Kapitels Leibeshöhle).


Blutgefässsystem. 199H<strong>in</strong>sichtlich ihrer Anordnung, Verb<strong>in</strong>dung, Verästelungu. s. w. verhaltensich die Blutgefässe im E<strong>in</strong>zelnen zwar sehr ungleich, je nach Familie,Gattung <strong>und</strong> Art, <strong>und</strong> lassen auch manche <strong>in</strong>dividuelle Abweichung erkennen;überblickt man aber alles bis jetzt darüber Bekannte, so spr<strong>in</strong>gendoch sehr bald e<strong>in</strong>e Reihe geme<strong>in</strong>schaftlicher Züge <strong>in</strong>s Auge, welche esermöglichen das folgende Gesammtbild zu entwerfen. Unmittelbar h<strong>in</strong>terdem R<strong>in</strong>gkanale des Wassergeiässsystemes ist die Speiseröhre von e<strong>in</strong>emBlutgefässr<strong>in</strong>ge umgeben, von welchem sowohl Gefässe zu den Radial<strong>und</strong>Fühlerkanälen des Wassergefässsystemes, als auch zum Ste<strong>in</strong>kanal<strong>und</strong> der Poli'schen Blase abgehen; ferner entsendet der Blutgefässr<strong>in</strong>gZweige zur Speiseröhre <strong>und</strong> häufig auch zu den Geschlechtsorganen.Ganz besonders aber entspr<strong>in</strong>gen von ihm zwei grosse Gefässe, welchesich dem Darmrohre mehr oder weniger eng anlegen <strong>und</strong> dasselbe biszum Enddarme begleiten. Das e<strong>in</strong>e dieser beiden Darmgefässe verfolgtim Allgeme<strong>in</strong>en die Ansatzl<strong>in</strong>ie des Mesenteriums an den Darm <strong>und</strong>wird deshalb das mesenteriale oder wegen der rückenständigen Lage,welche es am ersten Darmschenkel e<strong>in</strong>nimmt, gewöhnlich das dorsaleDarmgefäss genannt. Das andere verläuft an der gegenüberliegendenSeite des Darmrohres <strong>und</strong> kann als das antimesenteriale oder ventraleDarmgefäss bezeichnet werden. Beide Darmgefässe stehen durch e<strong>in</strong><strong>in</strong> der Wandung des Darmrohres bef<strong>in</strong>dliches Gefassnetz mite<strong>in</strong>ander<strong>in</strong> Zusammenhang. Der auf den Magen entfallende Abschnitt derbeiden Darmgefässe <strong>und</strong> ihres Verb<strong>in</strong>dungsnetzes setzt sich oft deutlichvon dem den Dünndarm versorgenden Abschnitt ab, sodass man alsdanne<strong>in</strong> ventrales <strong>und</strong> e<strong>in</strong> dorsales Magengefäss <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Gefassnetz<strong>in</strong> der Magenwand von dem ventralen <strong>und</strong> dem dorsalen Dünndarmgefäss<strong>und</strong> dem Gefassnetz <strong>in</strong> der Dünndarmwand unterscheiden kann.Falls die zu den Geschlechtsorganen ziehenden Blutgefässe nicht unmittelbarvom Blutgefässr<strong>in</strong>ge herkommen, zweigen sie sich von demdorsalen Magengetäss ab, <strong>und</strong> treten Gefässe <strong>in</strong> den Mesenterien auf, sos<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> der Regel Zweige des dorsalen Dünndarmgefässes. Dasventrale Dünndarmgefäss des ersten Darmschenkels bildet <strong>in</strong> den allermeistenFällen mit dem des zweiten Darmschenkels durch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachesoder mehrfaches ventrales Quergefäss e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache oder mehrfacheAnastomose. In ähnlicher, aber oft viel verwickelterer Weise kann sichauch das dorsale Dünndarmgefäss des ersten Darmschenkels mit dem deszweiten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzen durch e<strong>in</strong> freies Gefassnetz, welches wirim Gegensatze zu dem ventralen Quergefäss (bez. Quergefässnetz) alsdas dorsale Gefassnetz bezeichnen wollen. In der folgenden Tabellehabe ich versucht die gegenseitigen Beziehungen <strong>und</strong> den Zusammenhangaller e<strong>in</strong>zelnen Abschnitte des Blutgefässsystemes übersichtlich darzulegen.Zur Erläuterung der Tabelle ist zu bemerken, dass ke<strong>in</strong>eswegs alle hieraufgeführten Gefässe bei allen Seewalzen vorkommen; das Nähere darüberergibt sich aus den folgenden Blättern, auf welche <strong>in</strong> der Tabelle durchder Seitenzahlen verwiesen ist.Angabe


200 Seewalzen.Gefässe zum Ste<strong>in</strong>kanal(S. 206).Uebersicht über das Blutgefässsystem.Gefässezur Speiseröhre(S. 206).Gefässe zur Poli'schenBlase (S. 206).Fühlergefässe(S. 205).BadialgefässeA (S. 203)./ A > Füsscliengefässe? (S. 206).Genitalgefässe(S. 219). i-Blutgefässr<strong>in</strong>g(S. 202).bo0)aGefässnetz <strong>in</strong> d. Magenwand(S. 218).AnOla Va>b*)P:Dorsales-Magengefäss(S. 218).DorsalesGefässuetz(W<strong>und</strong>ernetz)(S. 212).VentralesQuergefä8s(netz)§. 209).VentralesMagengefäss(S. 218).r 2ueäu(OÖ


Bhitgefässsystcm. 201gehenden Fühler- <strong>und</strong> Füsschengefässe, sowie die Getässe zumSte<strong>in</strong>kanal, zur Poli'schen Blase <strong>und</strong> zur Speiseröhre; 5) dasventrale Dünndarmgefäss <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Quergefäss; 6) das dorsaleDünndarmgefäss <strong>und</strong> das davon ausgehende dorsale Gefässnetz(sog. W<strong>und</strong>ernetz); 7) das Gefässnetz <strong>in</strong> der Wand des Dünndarmes;8) das ventrale <strong>und</strong> das dorsale Magengefäss mit demGefässnetz <strong>in</strong> der Magenwand; 9) die Genitalgefässe. Darananschliessend haben wir 10) den Inhalt des Blutgefässsystemeskennen zu lernen sowie 11) zu der Frage nach e<strong>in</strong>em etwaigen Zusammenhangedes Blutgefässsystemes mit dem WassergefässsystemStellung zn nehmen. — Ueber die Funktion, die Entwicklung<strong>und</strong> die systematische Bedeutung des Blutgefässsystemes s<strong>in</strong>d die KapitelPhysiologie,Ontogonie <strong>und</strong> Systematik nachzusehen.1.Allgeme<strong>in</strong>es über den Bau der Blutgefässe.Zwei anatomische Eigenschaften zeichnen die Blutgefässe aus, erstensihre Neigung zugeflechtartiger Anordnung <strong>und</strong> zweitens der Mangele<strong>in</strong>es <strong>in</strong>neren Epithels.Auf den Umstand, dass nicht nur die fe<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> der B<strong>in</strong>degewebsschichtanderer Organe liegenden Gefässzweige Geflechte bilden, sondernauch die Hauptstämme aus sich theilenden <strong>und</strong> wieder vere<strong>in</strong>igendenGefässen zusammengesetzt s<strong>in</strong>d oder wenigstens se<strong>in</strong> können, hat zuerstSemper (238) h<strong>in</strong>gewiesen. Diese Geflecht- <strong>und</strong> Netzbildung trittuns sowohl an dem Blutr<strong>in</strong>ge (s. S. 203), als auch an dem ventralen<strong>und</strong> dorsalen Dünndarmgefäss, den Genitalgefässen u. s. w. entgegen<strong>und</strong> f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der Entwicklung des sog. W<strong>und</strong>ernetzes (s. S. 210) ihrengesteigerten Ausdruck.E<strong>in</strong> deutliches Innenepithel sche<strong>in</strong>t allen Blutgefässen zu fehlen.Semper erwähnt zwar aus den Darmgefässen tropischer Aspidochirotene<strong>in</strong> geschichtetes, aus ziemlich kle<strong>in</strong>en Zellen gebildetes Epithel. Da eraber nichts Näheres über den Bau dieser Zellen angibt <strong>und</strong> selbst h<strong>in</strong>zufügt,jenes Epithel sei nicht überall nachweisbar, auch fehle dasselbeoder sche<strong>in</strong>e zu fehlen <strong>in</strong> den Genitalgefässen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den fe<strong>in</strong>sten Gelassendes W<strong>und</strong>ernetzes*), so bleibt die Möglichkeit offen, dass jenes„geschichtete Epithel" e<strong>in</strong> durch angehäufte Zellen der Blutflüssigkeitentstandenes Trugbild war. Schon der nächste Forscher, welcher nachSemper die Wandung der Blutgefässe studirte, Graber (72), konntesich von dem Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Innenepithels <strong>in</strong> dem dorsalen Darmgefässder HolotJiuria kibulosa nicht überzeugen; er sah auf Schnittennur „e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nersten gelblichen Grenzsaum, über den er nicht recht <strong>in</strong>sKlare kommen konnte", an dem aber e<strong>in</strong>zelne r<strong>und</strong>liche Zellen hervortreten.Jourdan(114) nennt die <strong>in</strong>nere Auskleidung,ohne weiter auf*) Was Teuscher (261) für Holothnria tubulosa bestätigte.


202 Seewalzen.ihre Beschaffenheit e<strong>in</strong>zugehen, e<strong>in</strong> Endothel*); Hamann aber zeigte,(91 u. 93), dass auch von e<strong>in</strong>em solchen nicht die Rede se<strong>in</strong> kann. DieInnenwand der Gefässe wird nach ihm (bei Synapta digitata, Holothuriatuhulosa, Cucmnaria planci <strong>und</strong> cucumis) unmittelbar durch das B<strong>in</strong>degewebegebildet, dessen verästelte Zellen an se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Oberflächemitunter e<strong>in</strong> Endothel vortäuschen können. Zu dem gleichen Ergebnisseführten mich Untersuchungen an dem dorsalen Dünndarmgefäss desSücliopus japonicus Sei. — Wenn aber Hamann aus diesem Bef<strong>und</strong>eableiten zu müssen glaubt, dass man die Blutgefässenun nicht mehrsondern Lacunen oder Lücken (im B<strong>in</strong>degewebe) nennen müsse,Gefässe,so wäre das doch nur dann annehmbar, falls die <strong>Wort</strong>e Gefäss <strong>und</strong>Lacune herkömmlicherweise <strong>in</strong> dem Gegensatze zu e<strong>in</strong>ander stünden,dass mit Gefäss e<strong>in</strong> epithelführender, mit Lacune e<strong>in</strong> epithelioser Kanalbezeichnet würde. Da das aber nicht der Fall ist, so sche<strong>in</strong>t mir dieBezeichnung „Lacunen" oder „Lücken" für die Blutbahnen der Seewalzennicht besser <strong>und</strong> nicht schlechter als „Gelasse"; ich werde deshalb dieseAusdrücke im Folgenden alsgleichbedeutend gebrauchen.E<strong>in</strong>e weniger allgeme<strong>in</strong>e Eigenschaft der Blutbahnen besteht dar<strong>in</strong>,dass <strong>in</strong> ihrem B<strong>in</strong>degewebe Kalkkörperchen auftreten. Sempererwähnt derselben bereits bei Aspidochiroten <strong>und</strong> Dendrochiroten ;besondershäufig aber kommen sie nach Theel (266) bei Elasipoden vor,wo sie sich <strong>in</strong> der Wand der Darmgefässe, z. B. bei Deima fastosum, soanhäufen können, dass dieselbe ganz hart <strong>und</strong> brüchig wird.2. Der Blutgefässriug.Unmittelbar h<strong>in</strong>ter dem Wassergefässr<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> demselben dicht anliegendentdeckte Tiedemann (273) bei Holothuria tuhulosa e<strong>in</strong>en ,,Gefässkranz'^,mit dessen Bau <strong>und</strong> Vorkommen wir aber erst durch Semper(238) näher bekannt geworden s<strong>in</strong>d. Selbst noch bei Selenka (229),der se<strong>in</strong>e Untersuchungen nur kurze Zeit vor den Semper'schen veröffentlichte,wird der Blutgeiässr<strong>in</strong>g nicht e<strong>in</strong>mal erwähnt**). Semperzeigte, dass sowohl die Aspidochiroten als auch die Dendrochiroten denselbenbesitzen. Wegen des krausenförmigen Aussehens, welches denselbenbei vielen Aspidochiroten, z. B. bei Holothuria impatiens (Forsk.),H. scabra Jag. u. a. kennzeichnet, gab er ihm den Namen der Schl<strong>und</strong>krause.Da aber bei anderen Seewalzen, z. B. bei Cucumaria japonicaSemp., diese Bezeichnung nicht zutreffend ersche<strong>in</strong>t, so ziehe ich es vor,ihn e<strong>in</strong>fach den Blutgefässr<strong>in</strong>g zu nennen. Durch Danielssen <strong>und</strong>*) Wie auch sclioii GraLer(72, <strong>in</strong> der Tafelerklärung).**) Jäger (110) hat den Blutgefässr<strong>in</strong>g bei se<strong>in</strong>er Holothuria atra abgebildet <strong>und</strong> <strong>in</strong>se<strong>in</strong>er Tafelerklärung als ,,annulus glandularum hepati analogus^'' bezeichnet. Ferner hatauch Mertens(154) ihn bei Stichopus ananas (Jag.) <strong>und</strong> Holothuria marmorata {ia^g.) beobachtet<strong>und</strong> als e<strong>in</strong> drüsiges, den Darm umgebendes Organ beschrieben.


Blutgefasssystem. 203Koren (50) wurde se<strong>in</strong> Vorkommen auch bei den Molpadiiden (TrocliostomatJiomsonii) <strong>und</strong> bei Kolga hyal<strong>in</strong>a unter den Elasipoden nachgewiesen;ebenso fand Theel(2fi3) denselben bei Elpidia <strong>und</strong> schriebihn später (266) den Elasipoden überhaupt zu. Nachdem nun auch nochdurch Hamann (93) gezeigt war, dass auch die Sijnapta digitata desselbennicht entbehrt, kann man wohl nicht mehr bezweifeln, dass erallen Seewalzen zukommt, wenn er auch bei manchen so schwach entwickeltist,dass es e<strong>in</strong>er besonderen Untersuchung bedarf um sich vonse<strong>in</strong>em Vorhandense<strong>in</strong> zu überzeugen.Manchmal fällt er ebenso wie andere Theile des Blutgefässsystemesan conservirten Exemplaren durch se<strong>in</strong>e gelbliche oder bräunliche Färbungauf, welche <strong>in</strong> der Hauptsache durch die Beschaffenheit se<strong>in</strong>es Inhaltes,zum Theil aber auch durch se<strong>in</strong> äusseres Epithel bed<strong>in</strong>gt ist. Aus se<strong>in</strong>erLage dicht h<strong>in</strong>ter dem Wassergefässr<strong>in</strong>ge kann er mitunter etwas nachvorn rücken, sodass er den Wassergefässr<strong>in</strong>g entweder von aussen theilweisebedeckt oder wie bei Synapta digitataliegen kommt. Während er bei der letztgenanntenan dessen Innenseite zuArt nach Hamann 'sSchilderung e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen fe<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>gkanal darzustellen sche<strong>in</strong>t,ist ernach Sem per bei den Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten <strong>und</strong> ebenso nachDanielssen <strong>und</strong> Koren <strong>und</strong> Theel bei Molpadiiden <strong>und</strong> Elasipodenke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Gefäss, sondern wird von e<strong>in</strong>em r<strong>in</strong>gförmig angeordnetenGefässgeflecht gebildet. Häufig dr<strong>in</strong>gen Aussackungen des Wassergefässr<strong>in</strong>ges<strong>in</strong> das Geflecht des Blutr<strong>in</strong>ges e<strong>in</strong>, treiben dasselbe hier <strong>und</strong> dortvor sich her <strong>und</strong> veranlassen so das schon oben erwähnte krausenförmige,gefaltete Aussehen. Derartige Aussackungen s<strong>in</strong>d es auch, welche Tiedemannals hohle, braune, drüsenartige Körperchen am Wassergefässr<strong>in</strong>gder Holothuria tubulosa beschrieb <strong>und</strong> mit dem ventralen Darmgeläss <strong>in</strong>Zusammenhang sah. Nach Teuscher (261) besteht der Blutgefässr<strong>in</strong>gbei der ebengenannten Art aus e<strong>in</strong>em von Zellen, Fasern <strong>und</strong> Pigmenthaufendurchsetzten hyal<strong>in</strong>en B<strong>in</strong>degewebe, welches die fe<strong>in</strong>en, unregelmässigverflochtenen Getässe beherbergt, wie denn auch schon S e m p e rdie Gefässe, aus denen der Blutr<strong>in</strong>g gebildet ist, als fe<strong>in</strong>ste Kanäleschilderte, welche e<strong>in</strong> äusserst dichtes Netz darstellen <strong>und</strong> häufig mitbraunen Körnchenzügen erfüllt s<strong>in</strong>d. Ob unter diesen Verhältnissen derBlutr<strong>in</strong>g als e<strong>in</strong> Centralorgan betrachtet werden kann, wird im KapitelPhysiologie näher zu erwägen se<strong>in</strong>.3. Die Radialgefässe.In jedem der fünf Radien verläuft der Länge nach e<strong>in</strong> Blutgefäss,welches sich zwischen den Radialnerven <strong>und</strong> den Radialkanal des Wassergefässsystemeslagert <strong>und</strong> als Radialgefäss bezeichnet werden mag.Ganz befriedigendist unsere Kenntniss desselben bis jetzt noch ke<strong>in</strong>eswegs,denn e<strong>in</strong>mal ist se<strong>in</strong> vermuthlicher Zusammenhang mit dem Blut-


204 Seewalzeii,rioge (oder anderen Theileu des Blutgefässsystemes) noch nicht genügendaufgeklärt, <strong>und</strong> anderseits ist auch nicht genau festgestellt, ob e<strong>in</strong> Radialgefässbei allen oder nur bei e<strong>in</strong>zelnen Arten zur Ausbildung gelangt ist.Um uns über se<strong>in</strong>e Lagerung näher zu unterrichten, wollen wir vone<strong>in</strong>em Querschnitte durch e<strong>in</strong> Ambulacrum der Holothuria tuhulosa (VII, 15)ausgehen. Unmittelbar nach <strong>in</strong>nen von dem Radialnerven liegt e<strong>in</strong> Hohl-<strong>und</strong> aufraum, welchen ich den Pseudohämalkaual nenne (VII, 15c)der Leibeshöhle zurückkommen werden. Weiterden*) wir bei Betrachtungnach <strong>in</strong>nen trifft man auf e<strong>in</strong>en viel engeren Kanal (VII, 15d), der meistensvon e<strong>in</strong>em sehr fe<strong>in</strong>körnigen Ger<strong>in</strong>nsel erfüllt ist. Dann erst folgt dasgeräumigere Lumen des radialen Wassergeiässes. Jener engere, <strong>in</strong> derMitte gelegene Kanal ist von der b<strong>in</strong>degewebigen Scheidewand umschlossen,welche den Pseudohämalkaual vom Wasserkanal trennt. Es besitzt ke<strong>in</strong><strong>in</strong>neres Epithel <strong>und</strong> stimmt dadurch, sowie durch se<strong>in</strong>en schon erwähntenInhalt, mit den übrigen Blutgefässen der Seewalzen übere<strong>in</strong>. Aus diesenGründen, mit denen ich mich <strong>in</strong> vollständigem E<strong>in</strong>klänge befiode, wurdeer von Semon (233) bei Holothuria tuhulosa u. a.,wenn auch mit e<strong>in</strong>igemZweifel, als radiales Blutgefäss gedeutet, nachdem se<strong>in</strong> Vorkommen schonfrüher bei Omumaria cucumis (Risso) <strong>und</strong> Psolus squamatus (Düb. u. Kor.)durch Teuscher (261) erkannt worden war. Mir vorliegende Querschnittedurch e<strong>in</strong> Ambulacrum der Cucumaria crocea (Less.) lassen dasselbe vortrefflicherkennen. Aber es hebt schon Semon mit Recht hervor, dassdas radiale Blutgefäss je nach Conservirung <strong>und</strong> Contractionszustand derzur Untersuchung benützten Thiere oft nur sehr schwer oder gar nichtaufzuf<strong>in</strong>den ist. Daraus erklärt sich, dass es von Greeff (77),Jourdan(114), Hamann (91 u. 93), Vogt <strong>und</strong> Yung (284), welche Querschnittedurch die Ambulacren verschiedener Holothurien studirten, übersehenwerden konnte. Schon vor Teuscher sche<strong>in</strong>t übrigens bereits Sem per(238) das radiale Blutgefäss gesehen zu haben; wenigstens vermag ichdem von ihm (s. S. 67) bei se<strong>in</strong>er Schilderung des radialen Nervensystemserwähnten <strong>und</strong> mit n^ bezeichneten zweifelhaften Gebilde ke<strong>in</strong>e andereDeutung zu geben, wie denn auch Sem per selbst schon an die Möglichkeite<strong>in</strong>er solchen Deutung gedacht hat.In manchen Fällen sche<strong>in</strong>t das radiale Blutgefäss e<strong>in</strong>en geflechtartigenCharakter anzunehmen, denn Sem per beschreibt <strong>und</strong> bildet dasselbebei se<strong>in</strong>er Cucmnaria japonica ab als aus mehreren gefässartigenRäumen zusammengesetzt.*) In der ErMäruug zu Taf. VII, Fig. 15 ist dieser Pseudohämalkaual c durch eiu Versehenals „Blutgefäss" bezeichnet, was ich zu verbessern bitte. Ebenso soll es <strong>in</strong> der Erläuterungzu Holzschnitt 13 auf Seite 119 bei B statt „radiales Blutgefäss" heissen Pseudohämalgefäss;das eigentliche radiale Blutgefäss ist <strong>in</strong> jenem Holzschnitt überhaupt nicht angegeben.Das Gleiche gilt von der Fig. 5 auf der von mir gezeichneten Tafel 61 der bekanntenLeuckart 'sehen zoologischen Wandtafeln; <strong>in</strong> der Erläuterung dieser Figur muss esbei Bl statt „radiäre Blutbahn" heissen Pseudohämalkaual.


Blutgefässsystem. 205Bei derselben Cucumaria bemerkte der genannte Forscher auch, dassdas R<strong>in</strong>g'gefiecht des Blutgefässsysteracs sich an der der Körperwand zugekehrtenSeite der im Schl<strong>und</strong>kopf liegenden Anfangsstücke (s. S. 120)der radialen Wasserkanäle <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Geflecht fortsetzt, welches er bis zurBasis der Fühler verfolgen konnte. Es liegt nahe, <strong>in</strong> dieser Fortsetzungdes Blutr<strong>in</strong>ges den Beg<strong>in</strong>n des geflechtartigen Blutgefässes des Anibulacrumszu .sehen; doch ist der bestimmte Nachweis dafür noch nicht erbracht.Auch sonst wissen wir nichts Sicheres über die Herkunft desradialen Blutgefässes; Teuscher <strong>und</strong> Semon bemühten sich vergeblich,darüber <strong>in</strong>s Klare zukommen.Aus dem Vorstehenden ergibt sich, dass wenigstens bei den Aspido<strong>und</strong>Dendrochiroten radiale Blutgefässe <strong>in</strong> Wirklichkeit vorhanden s<strong>in</strong>d;sie begleiten die radialen Wassergefässe höchst wahrsche<strong>in</strong>lich bis zuderen Ursprung aus dem Wassergefässr<strong>in</strong>ge um sich dann ihrerseitsmit dem Blutr<strong>in</strong>ge zu verb<strong>in</strong>den. Ob auch den übrigen Holothurien, <strong>in</strong>sbesondereden Synaptiden, radiale Blutgefässe zukommen,bedarf nochder Untersuchung; bestimmte Angaben darüber liegen bis jetzt nicht vor,doch sche<strong>in</strong>en Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) bei Trochostoma aräicum(v. Marenz.) <strong>und</strong> horeale (Sars) sowie Theel (266) bei semer Laetmogonelüyville-thomsoni hierher Gehöriges gesehen zu haben*).4, Gefässe zu den Fühlern, den FUsschen, dem Ste<strong>in</strong>kanal, derPoli'schen Blase <strong>und</strong> der Speiseröhre.Vom Blutgefässr<strong>in</strong>g entspr<strong>in</strong>gende Gefässe zu den Fühlernf<strong>in</strong>den sich, wie es sche<strong>in</strong>t, nur bei den Synaptiden, was wohl damit <strong>in</strong>Zusammenhang steht, dass nur bei dieser Familie die Fühler ihre Wassergefässeunmittelbar vom R<strong>in</strong>gkanale des Wassergefässsystemes beziehen(s. S. 121). An den Fühlern der Synaptiden entdeckte Sem per (238)bei tropischen Synapta- Arten vom Blutr<strong>in</strong>ge herkommende Gefässe <strong>in</strong>deren b<strong>in</strong>degewebiger Wandschicht. Genaueres theilte Hamann (93)über das Verhalten dieser Gefässe bei Synapta digitata mit. Er fand ander nach der Körperaxe gerichteten Seite e<strong>in</strong>es jeden Fühlerkanals e<strong>in</strong>geräumiges, sich bis zum Kalkr<strong>in</strong>ge erstreckendes Blutgefäss. Dasselbedrängt die Längsmuskellage des Fühlerkanals, welche sonst durch e<strong>in</strong>edicke B<strong>in</strong>degewebsschicht von der R<strong>in</strong>gmuskellage <strong>und</strong> dem <strong>in</strong>neren*) Danielssen <strong>und</strong> Koren bilden auf ihrer Taf. X, Fig. 6 u. 7 Querschnitte durchdie Radien ah, <strong>in</strong> welchen an der Stelle, an welcher das Radialgefäss nach Analogie mit denAspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten zu suchen ist, e<strong>in</strong>e dunkle, körnige Masse e<strong>in</strong>gezeichnet ist.Weder <strong>in</strong> der Tafelerklärung noch im Texte f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e Erläuterung dieser Masse, diemir nichts anderes als der geronnene Inhalt des Radialgefässes zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Ebenso sche<strong>in</strong>tmir die Anschwellung gedeutet werden zu müssen, welche Thcel auf se<strong>in</strong>er Taf. XLII, B'ig. 1<strong>in</strong> der Membran zeichnet, welche das „Neuralgefäss'' (das ist unser Pseudohämalkanal) vomWassergefüss trennt.


206 Seewalzen.Epithel (s. S. 123) getrennt ist, unter Schw<strong>und</strong> jener beiden Schichtenbis dicht an das <strong>in</strong>nere Epithel; <strong>in</strong> Folgedessen ist im Bereiche desBlutgefässes die ganze Zusammensetzung der Fühlerkanal -Wand so geändert,dass auf das äussere Epithel sofort das (doch wohl auch hiervon e<strong>in</strong>er dünnen B<strong>in</strong>degewebslage umhüllte) Blutgefäss <strong>und</strong> dann weiternach <strong>in</strong>nen die Längsmuskulatur <strong>und</strong> schliesslich das <strong>in</strong>nere Epithel folgen.Da, wo die Blutgefässe der Fühler aus dem Blutgefässr<strong>in</strong>ge entspr<strong>in</strong>gen,s<strong>in</strong>d sie erheblich verengt.Ob die Fühler <strong>und</strong> Füsschender übrigen Seewalzen fe<strong>in</strong>e Blutgefässebesitzen, welche etwa von den radialen Blutgefässen abzweigen <strong>und</strong> dieFühler- <strong>und</strong> Füsschenkanäle des Wassergefässsystemes begleiten, bedarfnoch der Untersuchung. Eigens darauf gerichtete Beobachtungen liegennicht vor. Allenfalls könnte man die von Jourdan (114) <strong>in</strong> den Fühlernentdeckte <strong>und</strong> schon S. 99 erwähnte Lacune als e<strong>in</strong> Blutgefäss deuten;aber ich b<strong>in</strong> der Ansicht, dass es sich dabei um e<strong>in</strong>en Pseudohämalraumhandelt, auf den ich bei Betrachtung der Leibeshöhle zurückkommenwerde. Derselbe Forscher erwähnt auch des Vorkommens zahlreicherLacunen <strong>in</strong> der B<strong>in</strong>degewebsschicht der Füsschen -Endscheibe von Hölotliuriaimpatiens; möglicherweise handelt es sich dabei um echte Blutgefässe,vielleicht aber auch wiederum um Pseudohämalräume.Ueber e<strong>in</strong>e Versorgung des Ste<strong>in</strong>kanales durch Blutgefässe f<strong>in</strong>densich <strong>in</strong> der ganzen Litteratur nur zwei kurze Notizen,die e<strong>in</strong>e vonSemper(238), die andere von Danielssen <strong>und</strong> Koren (50). Sempergibt an, dass es ihm so geschienen habe, als seien Blutgefässe <strong>in</strong> derWand des Ste<strong>in</strong>kanales vorhanden, wenigstens fänden sich oft dieselbenbraunen Körnchenzüge, welche er <strong>in</strong> den Clefässen des Blutgefässr<strong>in</strong>gesantraf. Danielssen <strong>und</strong> Koren dagegen geben e<strong>in</strong>fach an, dass bei•'ihrem Trocliostoma thomsonn der Blutr<strong>in</strong>g Gefässe an den Ste<strong>in</strong>kanalentsende.Ebenso dürftig s<strong>in</strong>d die Beobachtungen <strong>in</strong> Betreff von Gefässen, dievom Blutr<strong>in</strong>ge zur Poli' sehen Blase gehen. Tiedemann (273) sahdergleichen bei Holothuria tiibulosa <strong>und</strong> das Gleiche erwähnen Danielssen<strong>und</strong> Koren (50) von Trocliostoma thomsonii.Dass auch auf die Speiseröhre Zweige des Blutr<strong>in</strong>ges abgehen,bemerkte ebenfalls bereits Tiedemann (273), womit die Bef<strong>und</strong>e vonDanielssen <strong>und</strong> Koren (50) an Trocliostoma thomsonii, Kolga hyal<strong>in</strong>a<strong>und</strong> Irpa ahyssicola übere<strong>in</strong>stimmen. Bei Trocliostoma <strong>und</strong> Irj)a bildendie Gefässe des Schl<strong>und</strong>es e<strong>in</strong> Netzwerk <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschichtder Speiseröhre e<strong>in</strong>gelagert. Im Gegensatze dazu fandHamann (91 u. 93) bei Cncumaria 2i^cf'^'ici<strong>und</strong> C. cucumis nicht <strong>in</strong> der<strong>in</strong>neren, sondern <strong>in</strong> der äusseren B<strong>in</strong>degewebsschicht der Speiseröhree<strong>in</strong> Netzwerk von Gefässen (vergl. S. 155).


Blutgefässsystem. 2075. Das ventrale Dünndarmgefäss <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Quergefäss.Das ventrale (antimesenteriale), von Bohadsch (30) entdeckte Dünndarmgefäss,Tiedemann's (273) Darmarterie (XI, 1, 2), ist der bei allenSeewalzen am deutlichsten ausgeprägte Theil des Blutgetässsjstemes*),wenn es auch bei e<strong>in</strong>zelnen Gruppen, so <strong>in</strong>sbesondere bei den Aspidochiroten,von dem dorsalen Dünndarmgefässe an Mächtigkeit übertroffenwird. Es verläuft der Länge nach an allen drei Schenkeln des Dünndarms.Entweder liegt es dem Darm dicht an oder es rückt, z. B. beiSijnapta heseJii Jag. <strong>und</strong> anderen grossen Arten, etwas davon ab, entsendetdann aber e<strong>in</strong>e Menge kurzer Querzweige, welche die Verb<strong>in</strong>dung mit demDarme herstellen <strong>und</strong> sich auf diesem angekommen nochmals zur <strong>Bild</strong>unge<strong>in</strong>es Längsgefässes verb<strong>in</strong>den können; letzteres wird alsdann als dasanliegende, jenes aber als das freie ventrale Dünndarmgefässbezeichnet. In dem mittleren Theile se<strong>in</strong>es Verlaufes lässt es nicht seltene<strong>in</strong>e allmähliche Zunahme se<strong>in</strong>es Querdurchmessers erkennen.Se<strong>in</strong> vorderes Ende setzt sich häufig, z. B. bei den Elasipoden, ohneweiteres <strong>in</strong> das ventrale Magengefäss fort; <strong>in</strong> diesen Fällen ist ke<strong>in</strong>eSonderung e<strong>in</strong>es Magengefässes e<strong>in</strong>getreten;dieses bildet vielmehr mitdem Dünndarmgefäss e<strong>in</strong> ununterbrochenes Darmgefäss, welches sichvorn mit dem Blutgefässr<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungsetzt oder aber schon vorher<strong>in</strong> der Magengegend fe<strong>in</strong> ausläuft, ohne dass es bis zu dem Blutr<strong>in</strong>geverfolgt werden konnte, so z. B. bei Synapta digitata nach Job. Müller(183) <strong>und</strong> Baur(lO). In anderen Fällen aber kann man immerh<strong>in</strong> nachdem Vorgange Sem per's e<strong>in</strong> ventrales Dünndarmgefäss von e<strong>in</strong>em ventralenMagengefäss unterscheiden. Jenes endigt alsdann an der Grenze vonMagen <strong>und</strong> Dünndarm <strong>in</strong> dem dort bef<strong>in</strong>dlichen sehr fe<strong>in</strong>en Gefässgeflechtder Dünndarmwand, aus welchem weiter nach vorn das ventrale Magengefässse<strong>in</strong>en Ursprung nimmt. Es s<strong>in</strong>d namentlich die Aspido-, aberauch manche Dendrochiroten <strong>und</strong> Molpadiiden (z. B. TrocJiostoma thomsoni<strong>in</strong>ach Danielssen <strong>und</strong> Koren), welche dieses Verbalten zeigen.An se<strong>in</strong>em h<strong>in</strong>teren Ende läuft das ventrale Dünndarmgefäss spitzaus oder verliert sich <strong>in</strong> dem Gefässgeflecht der Darmwand. Die genauedieser h<strong>in</strong>teren Endigung unterliegt manchen Schwankungen, sche<strong>in</strong>tStellesich aber meistens im h<strong>in</strong>teren Bezirk des dritten Darmschenkels zubef<strong>in</strong>den oder selbst bis auf den Enddarm (nach Danielssen <strong>und</strong>Koren bei TrocJiostoma tliomsonn, nach Theel bei den Elasipoden**)zu reichen.In Betreff des fe<strong>in</strong>eren Baues des ventralen Dünndarmgefässeshat sich aus Hamann's (91 u. 93) Untersuchungen ergeben, dass das-*) Was Quoy <strong>und</strong> Gaimard (211) bei SticJwpus ananas (Jag.) als e<strong>in</strong>e Eaphe amDarme beschreiben, ist offenbar nichts anderes als das ventrale Dünndarmgefäss.*•*) Yergl. auch die Anmerkung auf S. 211.


208 Seewalzcn.selbe mitunterjz. B. bei Cucumaria planet, durch b<strong>in</strong>degewebige Scheidewände<strong>in</strong> mehrere dicht nebene<strong>in</strong>anderlaufende Gefässe getheilt se<strong>in</strong> kann<strong>und</strong> so auch se<strong>in</strong>erseits die plexusartige Beschaifenheit des ganzen Blutgefässsystemeszum Ausdrucke br<strong>in</strong>gt. Häufiger aber, z. B. bei HolotJmriatubulosa, Cucumaria cucumis, Synapta digitata, stellt es e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges e<strong>in</strong>heitlichesGrefäss dar, welches deshalb auch ohne grosse Schwierigkeit<strong>in</strong>jicirt werden kann; doch gel<strong>in</strong>gen die Injektionen auch <strong>in</strong> jenem anderenFalle bei Cucumaria planci. Die Wand des ventralen Dünndarmgefässesbat bei HolotJmria fuhulosa nach Hamann (93) e<strong>in</strong>e Dicke von 13 — 42 fi,<strong>und</strong> besteht aus e<strong>in</strong>er B<strong>in</strong>degewebsschicht, welche nach aussen von e<strong>in</strong>erMuskellage <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em wimpernden Epithel (Cölomepithel) überkleidetist. In derselben Weise fand der genannte Forscher die Gefässwandungauch bei Cucumaria planci, cucumis <strong>und</strong> Synapta digitata zusammengesetzt<strong>und</strong> bestätigte dadurch <strong>in</strong> der Hauptsache die älteren Beobachtungen vonSem per an tropischen Seewalzen <strong>und</strong> von Theel an Elasipoden*).Indessen gehen diese Beobachtungen doch <strong>in</strong> zwei Punkten ause<strong>in</strong>ander.Was nämlich zunächst die Muskellage betrifft, so gibt Hamann nurlängsverlaufeude (selten auch etwas schief verlaufende) Fasern an, währendSemper <strong>und</strong> Theel nur Riugfasern antrafen. Ferner erwähnen Theel<strong>und</strong>Semper e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren Epithelbelag, welchen Hamann ausdrücklich<strong>in</strong> Abrede stellt. Dieser Gegensatz f<strong>in</strong>det wohl dadurch se<strong>in</strong>e Erklärung,dass die B<strong>in</strong>degewebszellen, wie Hamann bei Synapta digitata beobachtete,sich an der <strong>in</strong>neren Oberfläche der B<strong>in</strong>degewebsschicht nach Art e<strong>in</strong>esEndothels anordnen können, oder auch Zellen, welche der Blutflüssigkeitangehören,sich beim Ger<strong>in</strong>nen derselben schichtenweise der Wand anlagern(vergl. auch S. 201—202).Ueberall, wo das ventrale Dünndarmgefäss dem Dünndarme dichtanliegt, gehen se<strong>in</strong>e eben erwähnten Wandschichten <strong>in</strong> die entsprechendenSchichten der Darmwand über, <strong>in</strong>sbesondere setzt sich die B<strong>in</strong>degewebsschicht<strong>in</strong> die <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht der letztern fort, mit der sieauch <strong>in</strong> ihrem histologischen Baue vollständig übere<strong>in</strong>stimmt. Aus diesem<strong>in</strong>nigen Zusammenhange der Gefässwandung mit der Darmwandung leitetHamann (93) die Behauptung ab, es sei das ventrale sowie auch dassich ähnlich verhaltende dorsale Darmgefäss e<strong>in</strong>e „Aussackung^' der Darmwand.Diese Bezeichnung dünkt mir nicht nur überflüssig, da nichtsthatsächlich Neues damit angegeben wird, sondern auch missverständlich<strong>und</strong> ohne genügende Begründung. Missverständlich deshalb, weil mansich nach der gewöhnlichen Anwendung des <strong>Wort</strong>es Aussackung daruntere<strong>in</strong>e Ausstülpung vorzustellen pflegt, deren Lumen mit dem Lumen desjenigenOrganes zusammenhängt oder -h<strong>in</strong>g, von dessen Wand die „Aussackung''ausg<strong>in</strong>g. Hamann me<strong>in</strong>t das aber offenbar nicht, sondernwill nur sagen, dass die B<strong>in</strong>degewebsschicht der Darmwand sich <strong>in</strong> derRichtung e<strong>in</strong>er Längsl<strong>in</strong>ie verdickt <strong>und</strong> dann <strong>in</strong>nere Höhlungen <strong>in</strong> Gestalt*) Die Muskelsclnclit wai aucli schon von Selenka i^229) bemerkt worden.


Blutgefässsystem. 209der Gefässe bekommen habe. Aber auch so, wenn man statt Aussackungetwa Auswuchs der Darmwand sagt, fehlt es an jedem Beweisedafür, dass der <strong>Bild</strong>ungsvorgang der Darmgefässevon Hamann angenommeneist.<strong>in</strong> Wirklichkeit derFast ausnahmslos besitzt das ventrale Dünndarmgefäss die Eigenthümlichkeit,dass es e<strong>in</strong>e grosse Anastomose bildet, welche dadurch zuStande kommt, dass von se<strong>in</strong>em dem ersten Darmschenkel angehörigenAbschnitte sich quer oder schief zur Längsachse des Körpers e<strong>in</strong> Gefässfrei durch die Leibeshöhle nach dem zweiten Darmschenkel h<strong>in</strong>überspannt<strong>und</strong> <strong>in</strong> dessen ventrales Gefäss wieder e<strong>in</strong>mündet. Dieses zuerst vonBohadsch (50) gesehene Quergefäss (XI, 1), wie wir die Anastomosenennen wollen, sche<strong>in</strong>t nach den vorliegenden Angaben nur bei e<strong>in</strong>ere<strong>in</strong>zigen Synaptidenart, Äcanthotroclius miräbüis Dan. u. Kor. (50), ganzzu fehlen*). Bei anderen Synaptidenist es bald ganz e<strong>in</strong>fach, z. B. beiAnkijroderma aff<strong>in</strong>e Dan, u. Kor. <strong>und</strong> CJiiriclota pellucida M. Sars, oder esentspr<strong>in</strong>gt oder mündet mit zwei oder mehreren Wurzeln, bez. Gabelästen,z.B. bei Änkyroäerma Jeffrey sü Dan. u. Kor., Chiridota typica Sei. Letzteresist auch bei vielen Arten anderer Familien der Fall, z. B. Kolga liydl<strong>in</strong>aDan. u. Kor. (50) unter den Elasipoden, bei Haplodactyla pellucida Semper(238) unter den Molpadiiden**), bei Psolus fahricii (Düb. u. Kor.) [nachunter den Dendrochiroten <strong>und</strong>K<strong>in</strong>gsley (117)], Orcula l<strong>in</strong>aconotus (Br.)unter den Aspidochiroten bei HolotJmria tubulosa nach Tiedemann (273)(XI, 2), H. argus (Jag.) nach Jäger (110), H. atra Jag., pidchellaSei., aethiops Br., marmorata (Jag.), vagdb<strong>und</strong>a Sei., sordida Br., Stichopusananas (Jag.); doch kommt es auch bei Aspidochiroten,z. B. bei HolotJmriapoU Delle Chiaje, vor, dass das Quergefäss e<strong>in</strong>fach entspr<strong>in</strong>gt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>fachmündet. Nicht selten besteht aber die Querverb<strong>in</strong>dung des ventralenDünndarmgefässes nicht nur an ihrer Wurzel, bez. Mündung, sondern<strong>in</strong> ihrer ganzen Ausdehnung aus mehreren Gefässen, die dann häufigunter sich wieder durch schiefe Verbiudungsäste zu e<strong>in</strong>em unregelmässigen,weitmaschigen Netz verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, manchmal aber von e<strong>in</strong>ander gesondertbleiben. Solche mehrfache oder netzförmige Quergefässe besitzenz. B. Dc<strong>in</strong>ia validum <strong>und</strong> Oneiroplianta mutahilis nach Theel {'iQQ),Trochostoma tJwmsonii Dan. u. Kor. <strong>und</strong> Tr. ardicum (v. Marenz.) nachDanielssen <strong>und</strong> Koren (50), Tr.horedle (Sars) nach Sars (222), Colockirusquadrangularis (Less.j nach Semper (238), Phyllophorus mollis(Sei.), Cucumaria planci (Br.), C. nigricans Sei., C. m<strong>in</strong>iata (Br.), Müllerialecanora Jag. <strong>und</strong> Stichopus chloronotus Br.Von der Regel, dass die Querverb<strong>in</strong>dung des ventralen Dünndarmgefässeszwischen dem ersten <strong>und</strong> dem zweiten Darmschenkel stattf<strong>in</strong>det.*) Wie sich die mit annähernd geradem Darme versehenen Synaptiden (vergl. S. 157— 160)h<strong>in</strong>sichtlich des Quergefässes verhalten, bedarf noch der genaueren Untersuchung.**) In Semper's Tafelerklärung zu se<strong>in</strong>er Tafel X, Fig. 1, welche die Darmblutgefässedieser Art darstellt, ist das ventrale Darmgefäss durch e<strong>in</strong> Versehen als das dorsale <strong>und</strong> umgekehrtdas dorsale als das ventrale bezeichnet.Broiiu, Klassen des Thier- Reichs. II. 3. 14


210 Seewalzen.gibt es nur seltene Ausnahmen, die vielleicht alle nur <strong>in</strong>dividueller Naturs<strong>in</strong>d. So beobachtet man mitunter, dass das Quergefäss statt an denzweiten Darmschenkel etwas weiter nach vorn an die vordere (= zweite)Darmbiegung herantritt. Bei e<strong>in</strong>em Exemplare von Holothuria poli DelleChiaje sah ich ferner das vom ersten Darmschenkel kommende Quergefässzum dritten Darmschenkel ziehen, während es bei mehreren anderenExemplaren <strong>in</strong> ganz normaler Weise zum zweiten Darmschenkel g<strong>in</strong>g.Noch abweichender ist das Verhalten, welches Danielssen <strong>und</strong> Koren(50) von e<strong>in</strong>er Kölga liyal<strong>in</strong>a abbilden, bei welcher das Quergefäss stattzwischen dem ersten <strong>und</strong> zweiten sich zwischen dem zweiten <strong>und</strong> drittenDarmschenkel ausspannt.Falls die Querverb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong> netzförmiges, weitmaschiges Gefässgefiechtdarstellt, z. B. bei Fhyllopliorns moUis (Sei.), so zeigt sich besondersdeutlich, dass die l<strong>in</strong>ke Kieme das Bestreben hat, dorsal von diesem Geflechtihre Stellung e<strong>in</strong>zunehmen; doch tritt sie hier <strong>und</strong> dort mit ihrenVerästelungen durch die Maschen des Geflechtes h<strong>in</strong>durch, so dass e<strong>in</strong>elose Umflechtung der l<strong>in</strong>ken Kieme seitens der ventralen Quergefässe zustandekommt, wie wir e<strong>in</strong>e solche, allerd<strong>in</strong>gs von den dorsalen Quergefässenausgehend, im nächsten Abschnitte bei den Aspidochiroten <strong>in</strong>viel stärkerer Entwicklungantreffen werden.6. Das dorsale Dt<strong>in</strong>ndarmgefäss <strong>und</strong> das dorsale Gefässnetz(W<strong>und</strong>ernetz).Ebenso wie das ventrale, so kommt auch das dorsale oder mesenterialeDt<strong>in</strong>ndarmgefäss (XI, 1, 2) bei allen Seewalzen ohne Ausnahme vor.Wie jenes folgt es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Verlaufe den drei Darmschenkeln <strong>und</strong> liegtebenso wie jenes entweder dem Darme dicht an, z. B, bei kle<strong>in</strong>enSynajpta- <strong>und</strong> Chiridota-Arten, oder rückt mehr oder wenigerweit davonab. Im letzteren Falle, z. B. bei grösseren Synaptiden, bei den Aspidochiroten,vielen Dendrochiroten <strong>und</strong> manchen Molpadiiden, bleibt es aberstets durch zahlreiche kurze Queräste mit dem Darme <strong>in</strong> Zusammenhang<strong>und</strong> bildet dann se<strong>in</strong>erseits nur das längsverlaufende Randgefäss(= freies Rückengefäss Sem per) e<strong>in</strong>es den Darm au se<strong>in</strong>er mesenterialenSeite begleitenden Gefässnetzes, dessen Quergefässe sich auf dem Darmeselbst zu e<strong>in</strong>em zweiten, dem anliegenden Läugsge fasse (= anliegendesRückengefäss Sem per) sammeln können. Dieses Gefässnetzbildet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesammtheit e<strong>in</strong>e von den offenen Maschen des Netzesgitterförmig durchbrochene Wand, welche mit dem e<strong>in</strong>en Rande an demDarm befestigt ist, im übrigen aber frei <strong>in</strong> die Leibeshöhle vorspr<strong>in</strong>gt<strong>und</strong> deshalb auch als das freie Rückengeflecht des Dünndarmesbezeichnet wird. Da die Gefässe dieses Rückengeflechtes durch e<strong>in</strong>erasche Verzweigung des Randgefässes entstehen <strong>und</strong> sich nach kurzemoder längerem Verlaufe wieder zu dem anliegenden Längsgefässe ver-


Blutgefässsystcm. 211e<strong>in</strong>igen können, so lässt sich das ganze Rückengeflecbtauch als e<strong>in</strong>W<strong>und</strong>er netz bezeichnen — e<strong>in</strong>e Benennung, die bei den Aspidochirotennoch grössere Berechtigung erbält durch das Verhalten derjenigenAbschnitte des Geflechtes, welche die Aeste des l<strong>in</strong>ken Kiemenbaumesumsp<strong>in</strong>nen.Semper (238) hat auf e<strong>in</strong>e besondere Eigenthümlichkeit <strong>in</strong> der Lagedes dorsalen Di<strong>in</strong>ndarmgefässes <strong>und</strong> Gefässgeflechtes aufmerksam gemacht,welche dar<strong>in</strong> besteht, dass dasselbe niemals genau mit der Insertion desMesenteriums zusammenfällt, sondern immer nach derselben Seite, nämlichnach l<strong>in</strong>ks am dorsalen Mesenterium, davon abweicht. Durch Nachuntersuchungan Holothuria poli Delle Chiaje <strong>und</strong> H. atra Jag. habe ichmich von der Richtigkeit dieser Angaben überzeugt. Das dorsale Dünndarmgefäss<strong>und</strong> se<strong>in</strong> Geflecht liegen immer an derselben Seite desMesenteriums; diese Seite ist am dorsalen Mesenterium die l<strong>in</strong>ke,wird aber am l<strong>in</strong>ken Mesenterium <strong>in</strong> Folge der eisten Darmbiegung zurrechten, um dann mit der zweiten Darmbiegung wieder zur l<strong>in</strong>ken zuwerden. Wie sich dieses regelmässige Lageverhältniss zum Mesenteriumerklärt, ist e<strong>in</strong>e Frage, die ihrer entwicklungsgeschichtlichen Aufklärungnoch entgegensieht.An se<strong>in</strong>em vorderen Ende setzt sich das dorsale Dünndarmgefäss bisan die h<strong>in</strong>tere Magengrenze fort <strong>und</strong> endigt hier, z, B. bei Aspidochirotennach Seraper (238), bei Irpa abyssicola <strong>und</strong> TrocJiostoma tJiomsonii nachDanielssen <strong>und</strong> Koren (50),<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong>en Geflechte, aus welchemweiter nach vorn das dorsale Magengefäss (s. S. 218) se<strong>in</strong>en Ursprungnimmt, oder es reicht, falls e<strong>in</strong> besonderes dorsales Magengefäss nichtabgegrenzt ist, als dorsales Darmgefäss bis zu dem Blutr<strong>in</strong>ge, bei Kolga Jiyal<strong>in</strong>a nach Danielssen <strong>und</strong> Koren (50).z. B.Bei Synapta digitatawird sich diese Verb<strong>in</strong>dung mit dem Blutr<strong>in</strong>ge wohl auch noch nachweisenlassen, da Job. Müller (183) <strong>und</strong> Baur(lO) das dorsale Darmgefässbis zum Vorderende des Mesenteriums verfolgen konnten.Nach der Längsmitte zu zeigt das dorsale Dünndarmgefäss bald e<strong>in</strong>edeutliche, stärkere Dickenzunahme, bald nur e<strong>in</strong>e leichte Anschwellung.Nach h<strong>in</strong>ten erstreckt es sich im Grossen <strong>und</strong> Ganzen ebenso weit wiedas ventrale, mit dem es durch das <strong>in</strong> der Darmwand bef<strong>in</strong>dliche Gefässnetz(s. S.216) <strong>in</strong> engster Verb<strong>in</strong>dung steht. Bei Kolga hyal<strong>in</strong>a <strong>und</strong> Irpaes bis an <strong>und</strong> bei Trocho-abyssicola sahen Danielssen <strong>und</strong> Koren (50)stoma tJiomsonii bis auf den Enddarm reichen*). Auch Tiedemann (273)beobachtete, dass se<strong>in</strong>e Endverästelungen sich bei Holothuria tuhulosa aufdem Enddarme (Kloake) ausbreiten. Dagegen konnte sich Semper (238)an tropischen Aspidochiroten nicht mit Bestimmtheit davon überzeugen,obschon es schon wegen der später zu erwähnenden Bluträume <strong>in</strong> der*) Ob das dorsale <strong>und</strong> vielleicht auch das ventrale Darmgefäss <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehenmit dem grösseren Hohlraum, den Th6el (266, p. 132—133) <strong>in</strong> der Wand der Analregiondes Enddarmes von Oneirophanta <strong>und</strong> Deima beschreibt, bedarf e<strong>in</strong>er genaueren Feststellung.14*


212 Se.ewalzen.Wand der Kiemen wahrsche<strong>in</strong>lich ist, dass der Enddarm sei es nunvom dorsalen oder ventralen Dt<strong>in</strong>ndarmgefässe her mit Gelassen versorgtwird.In se<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong>eren Baue stimmt das dorsale Dünndarmgefäss imGrossen <strong>und</strong> Ganzen mit dem ventralen libere<strong>in</strong>. Bei Cucumaria plancifand Hamann (91) den geflechtartigen Bau im dorsalen Dünndarmgefässnoch deutlicher ausgesprochen als im ventralen, während er (93) beiHolothuria tubulosa, Cucumaria cucumis <strong>und</strong> Synapta digitata feststellenkonnte, dass das dorsale Dünndarmgeläss nur aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Kanälegebildet ist. E<strong>in</strong> Unterschied im Bau des anliegenden Längsgefässes vondem Raudgefässe sche<strong>in</strong>t nicht vorhanden zu se<strong>in</strong>. Die histologischeZusammensetzung der Gefässwandungist dieselbe wie beim ventralenDünndarmgefäss. Auch bezüglich der Muskelfasern widersprechen sichdie vorliegenden Angaben <strong>in</strong> ähnlicher Weise wie dort. Sem per (238)<strong>und</strong> Jourdan (114) sprechen nur von R<strong>in</strong>gmuskelfasern ,währendGrab er (72) <strong>und</strong> Teuscher (261) R<strong>in</strong>gfasern <strong>und</strong> Längsfasern unterscheiden,dagegen Job. Müller (183) <strong>und</strong> Hamann (93) nur Längsfasernerwähnen <strong>und</strong> auch ich bei Sticltopus japonicus nur Längsfaserndicht an den Darm an-sehe. Da wo sich das dorsale Dünndarmgefässlagert <strong>und</strong> mit demselben fest verb<strong>in</strong>det, geht se<strong>in</strong>e Muskelfaserlageebenso wie die des ventralen Gefässes <strong>in</strong> die der Darmwand über.In ähnlicher Weise wie das ventrale Dünndarmgefäss e<strong>in</strong>e vom erstenzum zweiten Darmschenkel sich h<strong>in</strong>überspannende Queranastomose (s.S. 209) besitzt, so kann an dem dorsalen Dünndarmgefäss e<strong>in</strong>e Querverb<strong>in</strong>dung<strong>in</strong> Gestalt e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Geiässes zur Ausbildung gelangen.Im Ganzen ist aber das Auftreten dieser e<strong>in</strong>fachen dorsalenQuerverb<strong>in</strong>dung nicht so allgeme<strong>in</strong> verbreitet wie das der ventralenQueranastomose <strong>und</strong> bis jetzt nur <strong>in</strong> wenigen Fällen genauer bekannt.So erwähnte schon Baur (10), dass bei jungen Individuen von Synaptadigitata das dorsale Dünndarmgefäss des ersten Darmschenkels e<strong>in</strong>en Astabgibt, welcher frei zum Anfange des dritten Darmschenkels zieht umdort wieder <strong>in</strong> das dorsale Gefäss zu münden. Ferner beobachtetenDanielssen <strong>und</strong> Koren (50) hei Kolga Jiyal<strong>in</strong>a sowie Theel(266) beiDeima validum, dass sich e<strong>in</strong> Gefäss, welches e<strong>in</strong>fach oder mit mehrerenWurzeln aus dem dorsalen Dünndarmgefäss des ersten Darmschenkelszu demselben Gefässe des zweiten Darmschenkels h<strong>in</strong>tiber-entspr<strong>in</strong>gt,spannt.Statt dieser e<strong>in</strong>fachen Querverb<strong>in</strong>dung tritt bei den Aspidochiroten,aber auch manchen Dendrochiroten (z. B. Fsolus-, Orcula- <strong>und</strong> PhyllophorUS- Arten) <strong>und</strong> Molpadiiden (z. B. Caud<strong>in</strong>a arenata) e<strong>in</strong>e besondersDasselbereiche Entwicklung des oben schon besprochenen freien Rückengeflechtesdes Dünndarmes, des sog. W<strong>und</strong>ernetzes, auf.wird am ersten Darmschenkel, an der ersten Darrabiegung, am zweitenDarmschenkel <strong>und</strong> oft auch noch an der zweiten Darmbiegung breiter<strong>und</strong> breiter, sodass es wie e<strong>in</strong> gitterförmiger Vorhang dem Darme anhängt


Bhitgefässsysteni. 213<strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere im Bereiche des zweiten Darmscbenkels fe<strong>in</strong>ere <strong>und</strong>namentlich viel zahlreichere Maschen bildet. Nur am ersten Darmschenkelf<strong>in</strong>det sich dieses W<strong>und</strong>ernetz entwickelt z. B, bei Phijllopliorus mollis(Sei.); auf den Bezirk der ersten Darmbiegungist es z. B. beschränktbei Caud<strong>in</strong>a arenata (Gould); es zieht sich weiter am zweiten Darmschenkel<strong>in</strong> mächtiger Ausbildung h<strong>in</strong>auf bei den meisten Aspidochiroten,z. B. Holotlmria tubiüosa (Gmel.), atra Jag., aetliiops Br., Sticlioxyus nnanas(Jag.), chloronofos Br. oder setzt sich auch noch z. B. bei Holotlmria poltDelle Chiaje auf die zweite Darmbiegung <strong>und</strong> den Anfang des drittenDarmscheukels fort. Das Randgefäss dieses verbreiterten W<strong>und</strong>ernetzes,soweit es am ersten Darmschenkel <strong>und</strong> der ersten Darmbiegung verläuft,wurde von Tiedemann (273) als Darravene bezeichnet. Der Fortsetzungdieses Randgefässes am zweiten Darmschenkel (<strong>und</strong> gegebenen Fallesauch an der zweiten Darmbiegung <strong>und</strong> dem Beg<strong>in</strong>nedes dritten Darmschenkels)gab er den Namen der Lungenarterie. Ferner bezeichnete ere<strong>in</strong> längs verlaufendes Sammelgefäss (XI, 2), welches häufig im W<strong>und</strong>ernetzedes zweiten Darmschenkels <strong>in</strong> der Nähe des Darmes auftritt <strong>und</strong>se<strong>in</strong>erseits wieder durch quere Aeste mit dem anliegenden dorsalen Dünndarmgefäss<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung steht, als Lungenvene. Wie wir aber imKapitel Physiologie sehen werden, ist ke<strong>in</strong> ausreichender Gr<strong>und</strong> zu dieserTiedemann'schen Namengebung, <strong>in</strong>sbesondere nicht zu den BezeichnungenLungenarterie <strong>und</strong> Lungenvene vorhanden.Zwischen dem Randgefäss des W<strong>und</strong>ernetzes am ersten Darmschenkel<strong>und</strong> dem des zweiten Darmschenkels kann auch noch e<strong>in</strong>e kürzere Verb<strong>in</strong>dungdurch Ausbildung e<strong>in</strong>er Queranastomose (XI, 2) auftreten, welcheTiedemann bei Holotlmria tuhulosa den Stamm der Darmvene nannte.Diese Queranastomose er<strong>in</strong>nert an die e<strong>in</strong>fache Querverb<strong>in</strong>dung, welchewir oben am dorsalen Dünndarmgefäss der Elasipodengattungen Kolga<strong>und</strong> DcMwa kennen gelernt haben. Bei diesen Elasipoden kann man <strong>in</strong>dieser Queranastomose entweder den Anlauf oder das Rudiment der beiden Aspidochiroten so hoch entwickelten Verhältnisse des dorsalen Dünndarmgefässgeflechteserkennen.Manche Autoren, z.B. Semper, beschränken den Term<strong>in</strong>us W<strong>und</strong>ernetzauf den Theil des freien Rückengeflechtes, welcher den zweitenDarmschenkel begleitet, <strong>und</strong> wenden ihn auch hier erst dann an, wenndie vom Randgefäss <strong>in</strong> das Geflecht e<strong>in</strong>tretenden Quergefässe sich jedesfür sich nochmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Bündel von Gefässen auflösen. Am anderendem Darme zugekehrten Ende e<strong>in</strong>es jeden derartigen Bündels treten dieGefässe des Bündels wieder zu e<strong>in</strong>em Gefässe zusammen, welches mitbenachbarten anastomosirend sich <strong>in</strong> die oben erwähnte Tiedemanu'sche„Lungenvene" ergiesst, die wir das Collateralgefäs s (XI, 2) nennenwollen ; Beispiele dafür bieten Holotlmria tuhulosa (Gmel.), atra Jag.,marmorata (Jag.), sordida Br. u. a. Jedes derartige Gefässbündel stelltdann für sich betrachtet e<strong>in</strong> W<strong>und</strong>ernetz im Kle<strong>in</strong>en dar <strong>und</strong> es bestehtalsdann das ganze W<strong>und</strong>ernetz des zweiten Darmschenkels ans e<strong>in</strong>er


214 Seewalzen.beträchtlichen Anzahl solcher untergeordneten kle<strong>in</strong>en W<strong>und</strong>ernetze (XI, 1, 2).Da aber schon bei Aspidochiroten alle möglichen Uebergänge von dereben betrachteten Form des W<strong>und</strong>ernetzes zu anderen Fällen h<strong>in</strong>überführen,<strong>in</strong> welchen jene untergeordneten kle<strong>in</strong>en W<strong>und</strong>ernetze nicht auftreten(z. B. bei Holothuria aetliiops Br.),<strong>und</strong> da ferner von da auswieder Uebergänge zu Fällen führen, <strong>in</strong> welchen der Aufbau desfreien Eückengeflechtes am zweiten Darmschenkel sich <strong>in</strong> nichts unterscheidetvon dem am ersten Darmschenkel,so sche<strong>in</strong>t es mir richtiger,das freie Rückengefäss überhaupt als e<strong>in</strong> W<strong>und</strong>ergefäss zubezeichnen, wenn man überhaupt diesen Ausdruck hier zur Anwendungbr<strong>in</strong>genwill.Bei den Aspidochiroten (über andere Familien liegen <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sichtke<strong>in</strong>e Mittheilungen vor) zeichnet sich das W<strong>und</strong>ernetz namentlicham zweiten Darmschenkel oft durch e<strong>in</strong>e lebhafte, bräunliche, grünliche,welche ihren Sitz <strong>in</strong> dem äusserengelbe oder röthliche Färbung aus,Epithel hat. Auch kommt es vor,z. ß. bei Mülleria lecanora Jag.*),dass die untergeordneten Gefässbündel ,welche den l<strong>in</strong>ken Kiemenbaumumsp<strong>in</strong>nen, kle<strong>in</strong>e blattartige Lappen darstellen, welche <strong>in</strong> ihrem Aussehenan drüsige Gebilde er<strong>in</strong>nern.Das äussere Epithel der W<strong>und</strong>ernetzgefässe am zweitenDarmschenkel ist bei den Aspidochiroten nach Semper (238) besondersbemerkenswerth durch den grossen Reichthum an Schleimzellen, welchedas vorh<strong>in</strong> erwähnte Pigmententhalten <strong>und</strong> sich sehr leicht ablösen.Teuscher (261) beschreibt diese Zellen bei Holothuria tubulosa alsschlauchförmig <strong>und</strong> fe<strong>in</strong>körnig <strong>und</strong> Jourdan (114) vergleicht sie beiHolothuria impatiens mit den keulenförmigen Zellen, welche bei Cucumariaauf den männlichen Genitalschläuchen (s. S. 190) vorkommen.Für die im Kapitel Physiologie zu erörternde Funktion des Biutgefässsystemes<strong>und</strong> der Kiemenbäume ist die Frage von besonderer Bedeutung,ob die Gefässe des W<strong>und</strong>ernetzes den l<strong>in</strong>ken Kiemenbaumnur lose umsp<strong>in</strong>nen oder e<strong>in</strong>e feste anatomische Verb<strong>in</strong>dungmit demselben e<strong>in</strong>gehen? Welche Ansicht darüber Tiedemann gewonnenhatte, lässt sich aus se<strong>in</strong>er Darstellung nicht erkennen. ErstJob. Müller (184 u. 185) nahm e<strong>in</strong>e bestimmte Stellung zu der Fragee<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem er sich dah<strong>in</strong> entschied, dass es sich nur um e<strong>in</strong>e „äusserlicheUmstrickung" handle, bei welcher die Geiässe der Kieme selbst fremdbleiben. Diese Auffassung wurde durch Semper (238) bestritten <strong>und</strong>dafür die entgegengesetzte Lehre aufgestellt, dass die Gefässe des W<strong>und</strong>ernetzes<strong>in</strong> die Wand des l<strong>in</strong>ken Kiemenbaumes e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen. Sieht mansich aber nach se<strong>in</strong>em Beweise dafür um, so f<strong>in</strong>det man nur die Beobachtung,dass bei Haplodadyla pellucida Semp. e<strong>in</strong>e feste Verb<strong>in</strong>dung derW<strong>und</strong>ernetzgefässe mit der Kiemenwand vorkommt, aber e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung,*)Nach Mertens (154) <strong>und</strong> Semper (238).


Blutgefässsyste<strong>in</strong>. 215die nach Semper's eigener Darstellung vielleicht nur durch e<strong>in</strong>e Anlöthungbeider Organe vermittelst ihrer b<strong>in</strong>degewebigen Wandungen zuStande kommt; e<strong>in</strong>en unzweifelhaften E<strong>in</strong>tritt der W<strong>und</strong>ernetzgefässe <strong>in</strong>die Kiemenwand hat Sem per an diesen Anlöthungssteilen nicht wahrzunehmenvermocht. Auch bei Aspidochiroten hat Sem per danach gesucht,aber niemals überzeugende <strong>Bild</strong>er erhalten. Später hat Teuscher (261)au Uolothuria tuhulosa <strong>und</strong> Caud<strong>in</strong>a arenata die Semper'sche Ansichtgeprüft, ohne sie bestätigen zu können. Ebenso ist es auch mir an HolotJmriaatra <strong>und</strong> ^o/i ergangen, so dass ich auch me<strong>in</strong>erseits an der Auffassungvon Joh. Müller festhalten muss, dass die W<strong>und</strong>ernetzgefässe<strong>in</strong> die Wand der Kieme e<strong>in</strong>treten <strong>und</strong> es sich immer nur umnirgendse<strong>in</strong>e mehr oder weniger dichte aber stets lose äusserliche, Umstrickungder Kieme durch die W<strong>und</strong>ernetzgefässe handelt.Anders liegt die Sache h<strong>in</strong>sichtlich der auch schon von Joh. Müller(185) aufgeworfenen Frage, ob die Kiemen nicht auf e<strong>in</strong>em anderen Wegemit Blutgefässen versorgt werden? Wie wir schon bei Betrachtung desfe<strong>in</strong>eren Baues der Kiemenwand (S. 172) erfuhren, hat Semper zwischenihrer äusseren B<strong>in</strong>degewebsschicht <strong>und</strong> der R<strong>in</strong>gmuskellage oder auchzwischen dieser <strong>und</strong> der Läugsmuskellage Bluträume beobachtet. Dieselbenüberziehen die ganzen Kieraenbäume bis <strong>in</strong> ihre letzten Verästelungen<strong>und</strong> bilden e<strong>in</strong> so engmaschiges Netz, dass sie fast zu e<strong>in</strong>eme<strong>in</strong>zigen grossen Blutraume (Lungens<strong>in</strong>us Semper) zusammenfliessen, deraber von zahlreichen Fasersträngen durchsetzt ist, welche sich von der<strong>in</strong>neren zur äusseren Wand des Blutraumes h<strong>in</strong>überspannen <strong>und</strong> nachSemper muskulöser Natur s<strong>in</strong>d. Er stellte das Vorkommen dieser Bluträume<strong>in</strong> der Kiemenwand sowohl bei Aspido- als bei Dendrochiroten<strong>und</strong> Molpadiiden fest <strong>und</strong> vermuthete, dass dieselben am Stamme derKiemenbäume mit den Dünndarmgefässen <strong>in</strong> Zusammenhang stehen. Obder Untersuchung; überhaupt s<strong>in</strong>d die von Semperdiese Vermuthung, wie ich glaube, den Thatsachen entspricht, bedarf nochbeschriebenen Blutgefässe<strong>in</strong> der Kiemenwand seitdem nicht wieder Gegenstand besondererBeobachtungen gewesen.Vom dorsalen Dünndarmgefässe sche<strong>in</strong>en bei e<strong>in</strong>zelnen Arten auchAeste abzugehen, welche <strong>in</strong> das Mesenterium e<strong>in</strong>treten; doch s<strong>in</strong>d diebetreffenden Angaben bis jetzt nur sehr dürftige. Nach Leydig (142)kommen bei Synapta digitata fe<strong>in</strong>e Mesente riaige fasse vor, die abervon späteren Forschern,z. B. Joh. Müller (183) <strong>und</strong> Semper (238),nicht wiedergef<strong>und</strong>en worden s<strong>in</strong>d; wie denn auch schon Jäger (110)hervorhob, dass er vergeblich nach Mesenterialgefässen gesucht habe.Dagegen erwähnen Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) sowohl bei Trocliostomathomsonii als auch bei Kolga liyaUna <strong>und</strong> Irpa abyssicöla besondereGefässe, welche vom dorsalen Darmgefässabzweigen.<strong>in</strong> das Mesenterium


e2 IßSeewalzcii.7. Das Gefässnetz <strong>in</strong> der Wand des Dünndarms.Das Gefässnetz ,welches sich <strong>in</strong> der Dünndarmwandung ausbreitet<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en engen Zusammenhang zwischen dem ventralen <strong>und</strong> dorsalenDarmgefäss vermittelt, wurde zuerst von Tiedemann (273) bei Holothuriatubulosa beobachtet. Ganz richtig verlegte er dasselbe nach <strong>in</strong>nenvon der Muskulatur der Darmwand, also <strong>in</strong> diejenige Schicht, welchewir jetzt (s. S. 151— 152) als die <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht des Darmesbezeichnen. Quatrefages (110) <strong>und</strong> Baur (10)*)suchten zwar vergeblichsich von der Anwesenheit des von Tiedemann beschriebenenGefässnetzes <strong>in</strong> der Darmwand der Synapten zu überzeugen.Selenka (229) aber gelang es, dasselbe bei Holothuria atra Jag.<strong>und</strong> anderen Arten wiederzuf<strong>in</strong>den, wenn er auch zu der irrthtimlichenMe<strong>in</strong>ung kam, dass es zwischen den beiden Muskelfaserlagender Darmwand se<strong>in</strong>e Lage habe. Sem per (238) dagegenkonnte auch <strong>in</strong> diesem Punkte Tiedemann bestätigen <strong>und</strong> die erstegenauere vSchilderung der Lagerung bei den Aspidochiroten geben. Demnachbef<strong>in</strong>det sich das Blutgefässnetz hier <strong>in</strong> der äusseren faserigen Lageder <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht. Je nach den Arten <strong>und</strong> den verschiedenenBezirken des Dünndarms zeigt das Netz e<strong>in</strong>e grosse Mannigfaltigkeitse<strong>in</strong>er Gestaltung. Gewöhnlich besteht es aus grösseren Kanälen, welchebald weite, bald enge Maschen umgreifen <strong>und</strong> <strong>in</strong> diese wiederum bl<strong>in</strong>de,e<strong>in</strong>fache oder gelappte Aussackungen entsenden (XI, 1).Am ventralen<strong>und</strong> dorsalen Darmgefässe stellen sich die e<strong>in</strong>mündenden (bez. abgehenden)grösseren Kanäle des Netzes <strong>in</strong> der Regel quer zur Längsrichtung jenerbeiden Hauptgefässe ,während sie im übrigen Bereiche der Darmwandke<strong>in</strong>erlei besondere Regel <strong>in</strong> ihrer Anordnungerkennen lassen.In der Folgezeit stellten Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) das Vor.kommen e<strong>in</strong>es ähnlichen Gefässnetzes auch <strong>in</strong> der Darmwand der Molpadiiden( TrocJiostoma tJionisonii) <strong>und</strong> Elasipoden (Kolga liydl'ma <strong>und</strong> Irpadbysskola) fest; auch hier liegt dasselbe <strong>in</strong> der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht<strong>und</strong> zwar {TrocJiostoma thomsonii) <strong>in</strong> der äusseren Lage derselben.Zu dem gleichen Ergebnisse kam Theel (266) bei anderen Elasipoden(Oneirophanta mutaUlis), sowie Jourdan (114) bei Holothuria tubulosa]nur unterscheidet sich Jourdan's Bef<strong>und</strong> <strong>in</strong>sofern von den AngabenSem per 's, als er das Gefässnetz nicht <strong>in</strong> der äusseren, sondern <strong>in</strong> der<strong>in</strong>nersten (zelligen) Lage der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht antraf.In grösstem Gegensatze zu den Beobachtungen der eben genanntenForscher stellte Hamann (91) im Anfange se<strong>in</strong>er Ech<strong>in</strong>odermenstudiendas Vorkommen des <strong>in</strong> Rede stehenden Gefässnetzes sowohl bei IIolothuriatubulosa als auch bei Cucumaria planci <strong>und</strong> cucumis vollständig <strong>in</strong>*) Doch hatte schon vor Baur M. Sars (222) bestätigende Beobachtungenbei se<strong>in</strong>erChiridota pelluclda mitgetheilt.


Blutgefässsystem. 217Abrede; aber schon e<strong>in</strong> Jabr später (93) überzeugten ihn se<strong>in</strong>e fortgesetztenUntersuchungen an diesen Arten sowie an Synapta digitata von dem thatsächlichenVorhandense<strong>in</strong> desselben. Er beschrieb dasselbe nunmehr ganzübere<strong>in</strong>stimmend mit den älteren Angaben, leider aber ohne dem Antheilegerecht zu werden den die früheren Forscher an der, Aufklärung derhier vorliegenden Thatsachen haben; <strong>in</strong>sbesondere gilt das mit Bezugsoweit er derselbenauf Sem per, dessen Ergebnisse von Hamann,überhaupt erwähnt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e entstellerde Beleuchtung gerückt werden.*)Am Anfange des Dünndarmes fand Sem per das Gefässnetz bei denAspidochiroten viel fe<strong>in</strong>er ausgebildet als sonst; es besteht hier ausäusserst dünnen, reichverästelten <strong>und</strong> sehr enge Maschen bildenden Gefässen,welche die Endverzweigungeu des ventralen <strong>und</strong> dorsalen Dünndarmgefässesdarstellen.Die histologische Untersuchung des <strong>in</strong> der Darmwand gelegenenGefässuetzes lehrt, dass dasselbe besonderer eigener Wandungen entbehrt<strong>und</strong> eigentlich nur e<strong>in</strong> System von zusammenhängenden Lücken <strong>in</strong> demB<strong>in</strong>degewebedarstellt. Die Lücken s<strong>in</strong>d weder von besonderen Muskelfasernbegleitet, noch besitzen sie e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren Epithelbelag.Im Anschlüsse an das Gefässnetz <strong>in</strong> der Wand des Dünndarms istauch noch e<strong>in</strong>mal auf die sog. Darmkiemen zurückzukommen, derenVorkommen <strong>und</strong> Formverhältnisse wir schon bei Betrachtung des Dünndarms(s. S. 146) kennen gelernt haben. Nach Semper (238) zeichnensie sieh dadurch aus, dass das Blutgefässnetz der Darmwand <strong>in</strong> ihreb<strong>in</strong>degewebige Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt <strong>und</strong> daselbst e<strong>in</strong> so aussergewöhnlichengmaschiges Netz bildet, dass es den E<strong>in</strong>druck macht, als umschliessejede Querfalte der Darmkiemen e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen ,von senkrechten Faserzügendurchsetzten Blutraum. Durch e<strong>in</strong>e Nachuntersuchung an SticliopusjaponicKS Sei. welcher die Darmkiemen <strong>in</strong> schönster, zweireihiger Entwicklungbesitzt, konnte ich mich von der Richtigkeit dieser Semper'schenAngaben überzeugen. Die Zweifel, welche Hamann (91 u. 93) daranausspricht, beruhen e<strong>in</strong>mal darauf, dass er ke<strong>in</strong>e der von Selenka <strong>und</strong>Semper untersuchten Formen geprüft hat, dann aber auch darauf, dasser diesen beiden Forschern ganz mit Unrecht die Me<strong>in</strong>ung unterschiebt,es lägen die Blutgefässe nicht im B<strong>in</strong>degewebe, sondern im Epitheltiberzugeder Darmkiemenfalten.8. Das ventrale <strong>und</strong> dorsale Magengefäss mit dem Gefässnetz<strong>in</strong> der Magenwand.Semper (238) hat auf die Sonderung der Blutgefässe des Magensvon denen des Dünndarmes grossen Nachdruck gelegt, jedoch wohl nichtganz mit Recht, denn selbst bei den Aspidochiroten, auf welche se<strong>in</strong>e'^) Die Angaben von Tbeel <strong>und</strong> Jüurdan weiden üljerhauiH nicht erwälmt


218Seewalzeii.Beobachtungen sich zunächst beziehen, kommt der Gregensatz zwischendem Magen- <strong>und</strong> dem Dünndarm-Gefässsystem doch nur darauf h<strong>in</strong>aus,dass das <strong>in</strong> der Magenwand bef<strong>in</strong>dliche Gelässnetz ke<strong>in</strong>e unmittelbareFortsetzung des Gefässnetzes <strong>in</strong> der Dünndarmwand ist, während derventrale <strong>und</strong> dorsale Hauptstamm der Magengefässe sich als vordere Verlängerungender beiden Hauptgefässe des Dünndarmes darstellen. Beianderen Familien ist e<strong>in</strong>e Trennung der Magengefässe von denen desDünndarmes noch viel weniger durchführbar.Das ventrale Magenge fäss ist entweder die unmittelbare Verlängerungdes ventralen Dünndarmgefässes oder es entspr<strong>in</strong>gt (bei denAspidochiroten) aus dessen vorderstem Ende mit e<strong>in</strong>er Anzahl fe<strong>in</strong>er,kurzer Wurzeln <strong>und</strong> behält dann aucli <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em weiteren V^erlaufe denschon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Ursprünge ausgesprochenen gefl^chtariigen Bau. Imletzteren Falle bildet es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesammtheit e<strong>in</strong>e ventrale Kante amMagen, die sich zu e<strong>in</strong>er hohen, schmalen Längsleiste erheben kann, <strong>in</strong>der man oft wieder e<strong>in</strong> grösseres Längsgefäss <strong>und</strong> fe<strong>in</strong>ere Nebengefässezu unterscheiden vermag. Vorne setzt sich das ventrale Magengefäss(bez. -geflecht) mit dem R<strong>in</strong>ggeflecht <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung. Bei HolotJiuriatuhulosa fand Hamann (93) die Wand des ventralen Magengefässes98 fi stark, also erheblich dicker als die des ventralen Darmgefässes.Das dorsale Magengefäss*) steht <strong>in</strong> ähnlichen Beziehungen zudem dorsalen DUnndarmgefäss. Bei Aspidochiroten,z. B. bei Stichojmsvariegattis Semp., nimmt es mit zahlreichen Wurzeln se<strong>in</strong>en Ursprung ausdem Geflechte des dorsalen Darmgefässes <strong>und</strong> stellt auch se<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>Geflecht von Gefässen dar, welches sich ebenso wie jenes an der l<strong>in</strong>kenSeite des dorsalen Mesenteriums bef<strong>in</strong>det, <strong>in</strong> Gestalt e<strong>in</strong>es Längsseptumsvorspr<strong>in</strong>gt <strong>und</strong> am freien Rande dieses Septums wieder e<strong>in</strong> stärkeresRandgefäss erkennen lässt. Bei anderen Holothurien, bei denen auchdas RUckengefäss(geflecht) des Dünndarmes weniger entwickelt ist, stelltdas dorsale Magengefäss die e<strong>in</strong>fache Verlängerungdes e<strong>in</strong>fachen Dünndarm-Rückengefässesdar, wobei es aber auch wieder e<strong>in</strong>en geflechtartigenBau annehmen kann ,wie z. B. bei Cucumaria cucumis nachHamann (93). Die Verb<strong>in</strong>dung des dorsalen Magengefässes (bez.-geflechtes) mit dem R<strong>in</strong>ggeflecht f<strong>in</strong>det dicht an der Stelle statt, woder dorsale Ste<strong>in</strong>kanal sich an den R<strong>in</strong>gkanal des Wassergefässsystemsansetzt.Von beiden Magengefässen (bez. -geflechten) gehen zahlreiche Aesteab <strong>in</strong> die Wand des Magens, wo sie durch weitere Verzweigung <strong>und</strong>Anastomosenbildung e<strong>in</strong> ähnliches Gefässuetz bilden, wie wir es <strong>in</strong>der Wand des Dünndarmes kennen gelernt haben. Bei Sücliopus variegahisfand Sem per die Maschen dieses Netzes weiter <strong>und</strong> mehr <strong>in</strong> die Längebezeichnet.*) Bei Semp er (238) <strong>in</strong> der Erklärung zu se<strong>in</strong>er Tafel XXXII als Schl<strong>und</strong>rückengefäss


Blutgefässsystem. 219gestreckt als <strong>in</strong> der Dünndarmwand, auch treten <strong>in</strong> dieselben (wenigstensan der dorsalen Seite des Magens) ke<strong>in</strong>e bl<strong>in</strong>den Ausbuchtungen derGefässe e<strong>in</strong>. Am h<strong>in</strong>teren Ende des Magens hört dies Gefässnetz auf,ohne sich mit dem vorderen Ende des Gefässnetzes der Dünndarmwandzu verb<strong>in</strong>den; beide Netze bleiben hier durch e<strong>in</strong>en schmalen Zwischenraumgesondert <strong>und</strong> stehen also nur mittelbar durch die Hauptgefässedes Magens <strong>und</strong> Dünndarmes <strong>in</strong> Zusammenhang. Semper deutet dieMe<strong>in</strong>ung an, dass das Magengefässuetz nur von Nebenästen des dorsalenMagengefässes geliefert werde; das ventrale Magengefäss entsende zwarauch Aeste an den Magen, die aber dort angekommen bl<strong>in</strong>d zu endigensche<strong>in</strong>en. Indessen hat Semper selbst diese Ansicht nur mit zweifelnderZurückhaltung vorgebracht, <strong>und</strong> da spätere Forscher,z. B. Danielssen<strong>und</strong> Koren (50) an TrocJwsfoma tliomsonii, nichts Derartiges tiber dasMagengefässuetz berichten, so dürfen wir wohl e<strong>in</strong>stweilen mit Danielssen<strong>und</strong> Koren (50) annehmen, dass wie am Dünndarm so auch am Magensich auch Aeste des ventralen Gefässes an der <strong>Bild</strong>ungdes Netzes betheiligen;doch darf nicht unerwähnt bleiben, dass auch Hamann (93) beiHolotliuria tubulosa e<strong>in</strong>e „Communication" des ventralen Magengefässes„mit der Darmwandung <strong>in</strong> Gestalt von Lücken'' als nicht vorhandenbezeichnet.Bezüglich der Lage, welche das Gefässnetz im Inneren der Magenwande<strong>in</strong>nimmt, gibt Hamann (93) an, dass sich dasselbe bei Cucumariacucumis im Gegensatze zum Gefässnetz der Dünndarmwand <strong>und</strong><strong>in</strong> üebere<strong>in</strong>stimmung mit dem Verhalten der Blutgefässe <strong>in</strong> der SpeiseröhreS. (s. 206) nicht <strong>in</strong> der <strong>in</strong>neren, sondern <strong>in</strong> der äusseren B<strong>in</strong>degewebsschicht(s. S. 154) bef<strong>in</strong>det, während Jourdan (114) dasselbe beiHolothuria tubulosa auch <strong>in</strong> der Magenwand <strong>in</strong> der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschichtantrat.9. Die Genitalgefässe.Dass der Bliitgefässr<strong>in</strong>g bei Holotliuria tubulosa (Gmel.)e<strong>in</strong>en Ast zuden Geschlechtsorganen entsendet, war schon Tiedemann (273) bekannt.Joh. Müller (184) stellte fest, dass dieses Genitalgefäss auch bei anderenArten nicht fehlt, <strong>und</strong> beobachtete <strong>in</strong>sbesondere, dass es bei Cuciimaria2)lanci (Br.) <strong>und</strong> C. frondosa (Gunn.) e<strong>in</strong>en geflechtartigen Bau hat. Trotzdemblieb Selen ka (229), als er dasselbe Gebilde bei den von ihmuntersuchten Seewalzen wahrnahm,über se<strong>in</strong>e Bedeutung im Unklaren<strong>und</strong> beschrieb es als e<strong>in</strong>en gelben, e<strong>in</strong>ige mm breiten „Strich", welcherden Genitalgang begleite. Und selbst noch neuerd<strong>in</strong>gs, nachdem dieAngaben von Semper (238), Theel (263 u. 2QG), Danielssen <strong>und</strong>Koren (50) <strong>und</strong> Hamann (91 u. 93) ke<strong>in</strong>en Zweifel an der wahrenNatur dieses „Striches" lassen konnten, haben Vogt <strong>und</strong> Yung (284)se<strong>in</strong>e Zugehörigkeit zum Blutgefässsystem verkannt <strong>und</strong> ihm dafür


220 Sccwalzön.den Namen des „problematischen Kanales" (bei Cucumaria planci)beigelegt. *)Durch die Beobachtungen der vorh<strong>in</strong> genannten Forscher ist dasVorkommen des Genitalgefässes festgestellt bei den Elasipoden, Molpadiiden,Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten. Noch nicht nachgewiesen ist dasselbebei den Synaptiden; doch zweifle ich nicht, dass darauf gerichteteUntersuchungen e<strong>in</strong> positives Ergebniss haben werden. In der Regelsche<strong>in</strong>t es sich bei dem Genitalgefäss wiederum nicht um e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachesGefäss, sondern um e<strong>in</strong> strangförmiges Gefässgeflecht zu bandeln, wiedas schon Job. Müller bei Cucumarien angegeben hat. Entweder entspr<strong>in</strong>gtdas Genitalgefäss (bez. -gefässgeflecht) unmittelbar aus dem Blutgefässr<strong>in</strong>geoder es zweigt erst von dem vom Blutgefässr<strong>in</strong>ge herkommendendorsalen Magengefäss ab; jenes ist z. B. der Fall bei den Elasipoden,bei Cucumaria planci (Br.), Phyllopliorus mollis (Sei.), Holothuria tubulosau. a. ,dieses bei SUcliopns variegatus Semp., Troclwstoma thomsonii u, a.In se<strong>in</strong>em Verlaufe bleibt das Genitalgefäss dem dorsalen Mesenteriume<strong>in</strong>- oder dicht angelagert <strong>und</strong> zieht zwischen dem Darmrohr <strong>und</strong> demGenitalgang bald gerade, bald geschlängelt zur Geschlechtsbasis. NachHamann (91) entsendet es bei Cucumaria cucumis während se<strong>in</strong>es VerlaufesNebenäste, welche <strong>in</strong> die B<strong>in</strong>degewebsschicht des Genitalgangese<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen. An der Geschlechtsbasis angekommen löst sich das Genitalgefäss<strong>in</strong> Aeste auf, welche die e<strong>in</strong>zelnen Genitalschläuche versorgen.Wie Semp er entdeckte, liegen diese Aeste <strong>in</strong> der B<strong>in</strong>degewebsschichtder Genitalschläuche (vergl. S. 191)<strong>und</strong> stellen hier entweder e<strong>in</strong> zusammenhängendesNetz dar, welches an das Gefässnetz <strong>in</strong> der Wand desDarmes er<strong>in</strong>nert <strong>und</strong> sich z. B. bei Holothuria tuhulosa (nach Hamann)<strong>und</strong> H. vagäb<strong>und</strong>a Sei. (nach Sem per) vorf<strong>in</strong>det, oder aber sie bildene<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen, den ganzen Genitalschlauch umfassenden Hohlraum,z. B.bei SticJiopus variegatus (nach Sem per) <strong>und</strong> Cucumaria cucumis (nachHamann). Auch Vogt <strong>und</strong> Yung bemerkten die Lacunen <strong>in</strong> der B<strong>in</strong>degewebsschichtder Genitalschläuche bei Cucumaria planci, br<strong>in</strong>gen sie abernicht <strong>in</strong> Beziehung zum Blutgefässsystem. (Ueber vermuthungsweise vonmir als Blutgefässe gedeutete Räume <strong>in</strong> der Genitalpapillewyville-tliomsoni vergl. S. 193).von Laetmogone10. Inhalt des Blut gefässsystemes.Das Blut lässt <strong>in</strong> Aussehen <strong>und</strong> Zusammensetzung e<strong>in</strong>e sehr grosseAehnlichkeit mit der Inhaltsflüssigkeit des Wassergefässsystemes (s. S. 136bis 138) erkennen. Die klare Durchsichtigkeit, die es im Leben besitzt,*) Vogt <strong>und</strong> Yung- sche<strong>in</strong>en den „problematisclicnKanal" besonders deshalb für e<strong>in</strong>räthselhaftes , vielleicht rudimentäres Organ zu halten, weil sie sich glauben überzeugt zuhaben, dass er an beiden Enden bl<strong>in</strong>dgeschlossen sei. Das ist aber durchaus nicht der Fall.Wie Querschnittsserien lehren, steht der „problematische Kanal" sowohl mit dem Blutgefässr<strong>in</strong>geals auch mit den Gefässen <strong>in</strong> den Genitalschläuchen <strong>in</strong> offener Verb<strong>in</strong>dung.


Blutgefässsystem. 221ist an We<strong>in</strong>geistpräparaten durch Ger<strong>in</strong>nung des starken Eiweissgehaltesmilchig getrübt. Die Menge dieser ger<strong>in</strong>nungsfähigen Substanz sche<strong>in</strong>tdurchgängig im Blute e<strong>in</strong>e verhältnissmässig grössere zu se<strong>in</strong> als <strong>in</strong> derCucumaria planci) ist die Blutflüssigkeitdoch kennen wir auch mehrereWassergefässflüssigkeit. Bei den meisten Arten (z. B. Synapta digitata,ebenso wie die stets ungefärbtenBlutzellen vollständig farblos;Arten mit gefärbter Blutflüssigkeit; so ist sie bei Holothuria tubulosa hellbraunoder gelblich nach Tiedemann (273) <strong>und</strong> Hamann (93), hochgelbbei Synapta heselii nach Semper (238)<strong>und</strong> nach demselben Forscherbräunlich bei Holothuria impatiens, dagegen rosenroth bei Colochims tuherculosus<strong>und</strong> quadrangularis. In der Blutflüssigkeit schwimmen dieselbenbeiden Sorten von Zellen, die wir <strong>in</strong> der Wassergefässflüssigkeit antrafen,also erstens verästelte amöboide Zellen <strong>und</strong> zweitens sog. Wanderzellen.Jene s<strong>in</strong>d viel zahlreicher als diese, bewegen sich aber wenigerlebhaft; ihre dünnen, pseudopodienartigen Ausläufer zeichnen sich durchstarke Verästelung aus ihr helles; homogenes Plasma entbehrt jeglicherkörnchen- oder bläschenförmigen E<strong>in</strong>lagerung <strong>und</strong> umschliesst e<strong>in</strong>en beiHolothuria fuhulosa, Cucumaria cucumis <strong>und</strong> Synapta digitata3— 4 /< grossenr<strong>und</strong>en Kern, während die ganzenhaben. Bei anderen Arten s<strong>in</strong>d diese Zellen bald grösser, bald kle<strong>in</strong>er;so messen sie hei Synapta heselii 12, hei Stichop>us variegatus 6 a. SemperZellen e<strong>in</strong>en Durchmesser von 7—8 u<strong>und</strong> Hamann haben sie als die eigentlichen Blutzellen (Blutkörperchen)bezeichnet*). Die Wanderzellen dagegen, welche Semper (238)unter der Bezeichnung „Schleimzellen'' <strong>und</strong> später Hamann (93)als„Plasmawanderzellen" beschrieb**), bewegen sich zwar lebhafter, aberohne dabei fe<strong>in</strong>e Fortsätze auszusenden <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrem Plasma bemerktman ausser dem r<strong>und</strong>en Kern entweder e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Granulirung oder zahlreichekle<strong>in</strong>e Bläschen (vergl. auch <strong>in</strong> Betreff der Wanderzellen S. 34);ihre Grösse stimmt im Allgeme<strong>in</strong>en mit derjenigen der eigentlichenBlutzellenübere<strong>in</strong>, doch kommen bei den Aspidochiroten <strong>und</strong> Dendrochirotenhier wie <strong>in</strong> der Haut S. (s. 34) auch mehr als doppelt so grosse vor.Hamann (93) äussert die Vermuthung, dass die Blutzellen <strong>und</strong> Wanderzellennur verschiedene Entwicklungszustände derselben Gebilde darstellen.Derselben Ansicht sche<strong>in</strong>t auch Jourdan (114) zu se<strong>in</strong>, nachdessen Beobachtungen die Wanderzellen schliesslich ihren Kern verlieren<strong>und</strong> dann nur noch Haufen von gelblich aussehenden Körnchen (Bläschen)darstellen.denn Semper (238) <strong>und</strong> Grab er (72)Auch nichtzellige Elemente fehlen <strong>in</strong> der Blutflüssigkeit nicht;fanden <strong>in</strong> dem Lumen der Gefässedes ÄV<strong>und</strong>ernetzes,der grossen Darragefässe <strong>und</strong> des Blutr<strong>in</strong>ges*) Sie wurden zuerst von Leydig (142) bei Syna^^ta digitata<strong>und</strong> von Schneider(227) bei Holothuria tubulosa, später auch von Baur (10), Semper (238), Jourdan (114)xmd Hamann (93) beobachtet."*) Zuerst erwähnte sie Schneider (227) von Holothuria tubulosa.


222 See walzen.grosse Mengen e<strong>in</strong>es gelb oder braun gefärbten körnigen „Secretes"(S e m p e r),welches uns an ähnliche Vorkommnisse <strong>in</strong> der Wassergefässflüssigkeit(s. S. 137) er<strong>in</strong>nert <strong>und</strong> vielleicht aus den vorh<strong>in</strong> erwähntenResten der Wanderzellen hervorgeht.11. lieber den angeblichen Zusammenhang des Blutgefässsystemesmit dem Wa ssergefässsystem.Der Ansicht Cuvier's (46), dass die Blut- <strong>und</strong> Wassergefässe e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ziges zusammenhängendes Kanalsystem darstellen, wurde vonTiedemann(273) widersprochen. Vergeblich versuchte er vom Wassergefässsystemaus die Blutgefässe oder umgekehrt jenes von diesen aus zu<strong>in</strong>jiciren <strong>und</strong> konnte auch durch unmittelbare anatomische Untersuchungke<strong>in</strong>erlei Verb<strong>in</strong>dung beider Systeme auff<strong>in</strong>den. Se<strong>in</strong>e Injectionsergebnisses<strong>in</strong>d auch heute noch höchst beachtenswerth, da sie durch e<strong>in</strong> sehr vorsichtigesInjiciren durch den gel<strong>in</strong>den Druck e<strong>in</strong>er fallenden Quecksilbersäule,nicht mit der Handspritze, gewonnen wurden, Joh. Müller (185)vermehrte die Kraft der Gründe, welche Tiedemann gegen e<strong>in</strong>en unmittelbarenoffenen Zusammenhang beider Kanalsysteme vorgebracht hatte,durch den H<strong>in</strong>weis auf die verschiedene Beschaffenheit ihrer Innenwand,die <strong>in</strong> den Wassergefässen bewimpert ist, <strong>in</strong> den Blutgefässen jedoch derWimperung völlig entbehrt; dazu kommt, dass, wie wir früher sahen, die Blutgefässeüberhaupt ke<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren Epithelbelag besitzen. Auch Semper (238)hat trotz aller darauf gerichteten Bemühungen nichts Sicheres über e<strong>in</strong>eVerb<strong>in</strong>dung der Blutgefässe mit den Wassergefässen ermitteln können*).Bei diesem Stande der Sache kann es nicht <strong>in</strong>s Gewicht fallen, dassDelle Chiaje (38), Milne-Edwards (171 u. **) <strong>und</strong> Williams***)den Standpunkt Cuvier's festhielten ohne ihn durch ausschlaggebendeBeobachtungen als richtig zu erweisen. Semper hat mit Recht daraufaufmerksam gemacht, dass bei Delle Chiaje <strong>und</strong> Williams Missverständnisse<strong>und</strong> Verwechselungen, bei Milne-Edwards aber e<strong>in</strong>eganze<strong>in</strong>seitige Auffassung die Veranlassung zu ihrer Stellung <strong>in</strong> dieser FrageBlut- <strong>und</strong>gewesen s<strong>in</strong>d. Kovalewsky (121) ist ebenfalls der Me<strong>in</strong>ung,Wassergefässe stünden <strong>in</strong> Zusammenhang, weil dieselben Zellen <strong>in</strong> derFlüssigkeit beider angetroffen werden, <strong>und</strong> auch Semper hält es ausdemselben Gr<strong>und</strong>e immerh<strong>in</strong> für wahrsche<strong>in</strong>lich, dass irgend e<strong>in</strong> Zusammenhangbeider Systeme vorhanden se<strong>in</strong> müsse. Dieser Zusammenhangbraucht aber me<strong>in</strong>es Erachtens ke<strong>in</strong>eswegs die Gestalt e<strong>in</strong>er offenen, unmittelbarenGefässverb<strong>in</strong>dung zu haben; der Zusammenhang könnte auchdurch fe<strong>in</strong>e Gewebslücken oder durch die Leibeshöhle (s. d.) vermittelt*) Auf den bei dieser Gelegenheit von ihm vermütheten Zusammenhang der Blutgefässemit der Leibeshöhle wird erst später e<strong>in</strong>zugehen se<strong>in</strong> (s. Kapitel Leibeshöhle).**) Le9ons sur la physiologie et l'anatomie compar6e***) Philosoph. Transact. London 1852.etc. T. III. Paris 1858.


Wimperorgane der Synaptiden. 223werden; auch könnte sich die Uebere<strong>in</strong>stimmung der Bhitzellen mit denWassergefässzellen aus e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>schafth'chen Herkunft derselben, sowieaus der selbständigen Bewegungsfähigkeit beider Elemente erklären.Neuerd<strong>in</strong>gs wiederholen sowohl Jourdan (114) als auch Vogt <strong>und</strong>Yung (284) die Ansicht von der Identität des Blut- <strong>und</strong> Wassergefässsystemes;ersterer ohne irgendwelche Gründe anzuführen, letztere mitso Hessen Vogt <strong>und</strong> YungBerufung 1) auf Injektionsergebnisse, 2) auf die Gleichartigkeit der <strong>in</strong>beiden Systemen bef<strong>in</strong>dlichen Flüssigkeit. Was die Injektionen anbelangt,dieselben von der Hand e<strong>in</strong>es Dritten herstellen<strong>und</strong> geben uns <strong>in</strong> ihren Mittheilungen weder die Möglichkeit andie Hand zu prüfen, ob die Injektionen mit den gerade hier besondersnöthigen Vorsichtsmaassregeln vorgenommen worden s<strong>in</strong>d, noch haben siesich selbst durch nachträgliche Schnittserien die Gewissbeit verschafft,dass bei der Injektion des Blutgefässsystemes von der Poli'schen Blaseaus nirgends Zerreissungen e<strong>in</strong>getreten waren. Was ferner die behaupteteUebere<strong>in</strong>stimmung der InhaUsflüssigkeit, nicht nur der Inhaltszellen, betrifft,so besteht dieselbe durchaus nicht <strong>in</strong> dem Maasse, Die Blutflüssigkeit(s. S. 221) ist reicher an ger<strong>in</strong>nungsfähigen Substanzen <strong>und</strong> oft auchanders gefärbt als Wassergefässflüssigkeit (s. S. 136).Es fehlt demnach jetzt wie früher an e<strong>in</strong>em zw<strong>in</strong>genden Beweise füre<strong>in</strong>e offene unmittelbare Verb<strong>in</strong>dung des Blutgefässsystemes mit demWassergefässsysteme. Solange dieser Beweis nicht erbracht ist, kann esnur Verwirrung anrichten,die beiden durch die Beschaffenheit ihrerWandung <strong>und</strong> ihrer Inhaltsflüssigkeit verschiedenen Gefässsysteme als e<strong>in</strong>eanatomische E<strong>in</strong>heit zu behandeln.XIII.Wimperorgane der Synaptiden.Die Synaptiden besitzen <strong>in</strong> der Leibeshöhle <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> der Regel<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den Mesenterien zahlreiche, eigenthümliche Wimperorgane,welche bei ke<strong>in</strong>er anderen Seewalzen-Familie vorkommen <strong>und</strong>deshalb mit Recht von Semper (238) <strong>in</strong> die Diagnose der Synaptidenaufgenommen worden s<strong>in</strong>d, wor<strong>in</strong> ihm Lampert (134) <strong>und</strong> Theel (267)gefolgt s<strong>in</strong>d. Sie werden bald als Wimperbecher oder Wimpertrichter,bald als pantoffel- oder ftillhornförmige Wimperorgane bezeichnet. Ambesten bekannt s<strong>in</strong>d sie bei den Gattungen Chiridota, Si/napta <strong>und</strong> Anapta]weniger gut s<strong>in</strong>d wir über ihr Vorkommen <strong>und</strong> ihren Bau bei den übrigenSynaptiden- Gattungen unterrichtet.Ihre Entdeckung verdanken wir Mertens (33 u. 154),der sie beiChiridota rufescens Br. <strong>und</strong> Ch. discolor Eschsch. beobachtete. Für CJi. discolorbestätigte <strong>und</strong> ergänzte Grube (83) den Mertens'schen Bef<strong>und</strong>,während J oh. Müller (182 u. 183) <strong>und</strong> Leydig (142) die Ersten waren,welche auch <strong>in</strong> der Gattung Synapta das Vorkommen der Wimperorgane


224 Seewalzeii.Dachwiesen <strong>und</strong> <strong>in</strong> deren fe<strong>in</strong>eren Bau e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen versuchten. M. Sars(222) beschrieb sie bei Chiridota laevis (Fabr.) <strong>und</strong> Baur (10) wiederholteim Wesentlichen die Angaben von Job. Müller <strong>in</strong> Betreff derSynapta digitata. Alsdann nahm Semper (238) an tropischen Synaptidene<strong>in</strong>e neue Untersuchung der Wimperorgane vor, an welche sich neuerd<strong>in</strong>gse<strong>in</strong>gehende Beobachtungen von Semon (235 u. 236) an niittelmeerischenArten anschlössen. Auch Sluiter (241 u. 242), Duncan <strong>und</strong>S laden (56) <strong>und</strong> ich (153 u. 160) machten e<strong>in</strong>zelne Angaben über dieWimperorgane verschiedener Chiridota-, Synapta- <strong>und</strong> Atiapta-kritn, währendsich über die Wimperorgane von Myriotrochus (= OligotrocJms) <strong>und</strong>ÄcantJiotrochus bei M. Sars (120) <strong>und</strong> Danielsse n <strong>und</strong> Koren (50)e<strong>in</strong>ige Notizen *) f<strong>in</strong>den.In ihrem Vorkommen, ihrer Anordnung <strong>und</strong> Vertheilungdie sich wohlunterliegen die Wimperorgane manchen Verschiedenheiten,noch vermehren werden, wenn erst noch e<strong>in</strong>e grössere Zahl von Artendarauf untersucht se<strong>in</strong> wird. Denn im Vergleiche zur Zahl der bekanntenSynaptidenarten tiberhaupt ist es bis jetztnur e<strong>in</strong>e ziemlich beschränkteAnzahl, bei denen die Wimperorgane genauer studirt worden s<strong>in</strong>d**}.Nur e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Art, nämlich der Chiridota violacea Peters, s<strong>in</strong>d dieWimperorgane mit Bestimmtheit abgesprochen worden doch dürfte;Semper ganz im Rechte se<strong>in</strong>, wenn er dieser von Joh. Müller (184)herrührenden Angabe e<strong>in</strong>igen Zweifel entgegensetzt.In den meisten Fällen s<strong>in</strong>d die Wimperorgane auf die Mesenterienbeschränkt. Nur selten breiten sie sich weiter aus, <strong>in</strong>dem sie nur zumTheile auf den Mesenterien stehen, zum anderen Theile aber auf dieLeibeswand übertreten. E<strong>in</strong> solches Uebertreten wird angegeben vonSynapta digitata (Mont.)***), hisjnda Heller, similis Semp., Chiridota rigidaSemp. <strong>und</strong> Änapta gracilis Semp. Falls sich die Wimperorgane wiegewöhnlich nur an den Mesenterien f<strong>in</strong>den, treten sie meistens an allendrei Mesenterien auf, so z. B. bei Synapta reticiäata, recta, nigra Semp.,*) Da die genannten skand<strong>in</strong>avischen Forscher die Gebilde, welche sie bei Myriotroclnis<strong>und</strong> Acantlwtroclms als Wimperorgane der Leibeshöhle erwähnen, wegen Ungunst des Materialesnur höchst unvollständig untersuchen konnten, so lassen wir dieselben im Folgendenganz unberücksichtigt.**) Die Art <strong>und</strong> Weise, wie Lampert (134) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Diagnosen der Synaptidenartendie Wimperorgane berücksichtigt, leidet an grosser Inconsequenz. Während er sie bei ke<strong>in</strong>er<strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnen C'hiri-e<strong>in</strong>zigen Synapta- Kvi erwähnt, nimmt er sie bei Anapta gracilis Semp.dota-Arten <strong>in</strong> die Beschreibung auf, lässt sie aber wieder bei anderen Chiridota-Arten, beidenen sie gleichfalls bekannt s<strong>in</strong>d, aus der Beschreibung weg.***) Bei dieser Art gibt Joh. Müller (183) des Näheren an, dass die auf die Leibeswandübergetretenen Wimperorgane sich <strong>in</strong> zwei dicht gedrängten Zügen <strong>in</strong> zwei Interradialfeldernanordnen. Ich kann dem h<strong>in</strong>zufügen, dass es sich dabei um den mittleren <strong>und</strong> denl<strong>in</strong>ken dorsalen Interradius ,also um die Interradien der zwei ersten Darmschenkel handelt.Es wäre von Interesse, auch die anderen oben genannten Arten darauf zu prüfen, ob auch beiihnen das Uebertreten der Wimperorgane auf die Körperwand sich auf ganzbestimmte Interradienbeschränkt.


Wimperorgarie der Synaptiden. 225heferste<strong>in</strong>ii Sei., Chiridofa rufescens Br., dubia, <strong>in</strong>congrua Semp., discolorEschsch., Anapta gracüis Semp. <strong>und</strong> suhtiUs Sluit. Bei Synaxda nigraSemp. werden sie am dorsalen Mesenterium bereits seltener <strong>und</strong> ielilendort ganz bei Synapta henedeni Ludw., wo sie auch am l<strong>in</strong>ken Mesenteriumsparsam s<strong>in</strong>d, dagegen das rechte Mesenterium <strong>in</strong> grosserZahl besetzen.Umgekehrt ist es bei CJiiridota roüfera (Pourt.) <strong>und</strong> pisanü Ludw. geradedas rechte Mesenterium, dem die Wimperorgane fehlen, während sie aml<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> am dorsalen Mesenterium vorkommen.An den Mesenterien s<strong>in</strong>d die Wimperorgane <strong>in</strong> der Regel so angebracht,dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mehr oder weniger unregelmässigen, e<strong>in</strong>fachenoder doppelten Streifen der Inseitionsl<strong>in</strong>ie folgen, mit welcher sich dasMesenterium an die Leibeswand befestigt. Seltener,z. B. bei Chiridofapanaensis Semp., besetzen die Wimperorgane das Mesenterium <strong>in</strong> breitererAusdehnung <strong>und</strong> reichen dann bis an die Verb<strong>in</strong>dung des Mesenteriumsmit dem Darme.Entweder stehen die Wimperorgane <strong>in</strong> ziemlich gleichen Abständenvon e<strong>in</strong>ander oder sie treten zu zwei, drei <strong>und</strong> mehr zu kle<strong>in</strong>en Gruppenzusammen, bleiben aber auch dann <strong>in</strong>sofern gesondert, als e<strong>in</strong> jedesse<strong>in</strong>e eigene Befestigung an das Mesenterium, bez. die Leibeswand, besitzt.In anderen Fällen aber s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Anzahl von Wimperorganen engermit e<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en, <strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>schaftlichen Stamm aufsitzen,der se<strong>in</strong>erseits dem Mesenterium, bez. der Leibeswand aufgepflanztist; auf diese Weise entstehen bäumchenförmige Gruppen,die man alsWimper bäumchen bezeichnen kann. Gesonderte Wimperorgane besitzenbeispielsweise Anapta suhtilis Sluit., graciUs Semp., Synapta digitata(Mont.), <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.), henedeni, ors<strong>in</strong>ii Ludw., molesta, reticulata,recta, nigra Semp,, CJiiridota rotifera (Pourt.), pisanii Ludw. Bald e<strong>in</strong>zeln,bald <strong>in</strong> Gruppen stehen die gesonderten Wimperorgane z. B. bei Synaptahispida Hell, <strong>und</strong> CJiiridota taevis (Fabr.), fast immer <strong>in</strong> Gruppen beiSynapta Jceferste<strong>in</strong>iiSei. <strong>und</strong> CJiiridota discolor Eschsch. Aus diesen Beispielengeht hervor, dass es auch CJiiridota-Arteii mit gesonderten Wimperorganengibt. Dagegen besitzen andere CJüridota-Aiteu, z. B. CJi. rufescensBr., panaensis, vitiensis, dubia <strong>und</strong> <strong>in</strong>congrua Semp.*), echte Wimperbäumchen,welche bis jetzt ausserhalb der Gattung CJiiridota noch nirgendsangetroffen w^orden s<strong>in</strong>d. Trotzdem ist dieses Auftreten der Wimperbäumchennichts Unvermitteltes, denn es kommt manchmal auch bei Synapten, bei Synapta digitata nach Job. Müller (183) vor, dass die Stiele vonzwei oder mehreren Wimperorganen am Mesenterium durch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>-z. B.schaftliche Wurzel verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Bei CJiiridota dubia <strong>und</strong> <strong>in</strong>congrua*) Bezüglich des Vorkommens gesonderter oder bäumclienförmiger Wimperorgane beiChiridota rigida Semp. stehen die Angaben Semper's <strong>in</strong> Widerspruch zu e<strong>in</strong>ander. Dase<strong>in</strong>e Mal (238, S. 35) sagt er, dass die Wimperorgane dieser Art dem Mesenterium gesondertaufsitzen, das andere Mal (238,— S. 19) lässt er sie zu 4 6 an e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>schaftlichenStiele befestigt se<strong>in</strong>.Bioun, Klassen des Thier - Eeichs. II. 3. 15


226 Seewalzen.Semp. kommt neben der gewöhnlichen Form der Wimperbäumchen noche<strong>in</strong>e zweite Form derselben vor, bei welcher der geme<strong>in</strong>schaftliche Stammnicht stielförmig ist,sondern die Gestalt e<strong>in</strong>es breiten länglichen Blatteshat, an dessen Rand die e<strong>in</strong>zelnen Wimperorgane<strong>in</strong> mehrfacher Reihebefestigt s<strong>in</strong>d*). Die gewöhnlichen Wimperbäumchen haben bald e<strong>in</strong>eziemlich langgestreckte Gestalt, wie z. B. bei Chiridota rufesceitsBv. (XII, 5)<strong>und</strong> bestehen dann aus e<strong>in</strong>er oft recht grossen Anzahl kle<strong>in</strong>er Wimperorgane,bald s<strong>in</strong>d sie kürzer gestielt, gedrungener <strong>und</strong> aus e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gerenZahl verhältnissmässig grosser Wimperorgane gebildet, z. B. bei Chiridotavitiensis Semp.Die Grösse der e<strong>in</strong>zelnen Wimperorgane schwankt selbst bei demselbenIndividuum etwas, beträgt aber durchschnittlich 0,08— 0,4 mm.Bei Synapta reficulafa Semp. s<strong>in</strong>d die Wimperorgane 0,08 mm lang, beiS. hcselü Jag. 0,13 mm bei S. similis, Semp. 0,15 mm,bei S. digitata(Mont.) 0,1—0,15 <strong>und</strong> darüber, bei Chiridota rigida Semp. 0,21 mm, beiAnapta graciUs Semp. 0,32 — 0,42 mm **). Die Wimperbäumchen derChiridota rufescens Br. haben e<strong>in</strong>e Länge von ungefähr 0,66 mm, währenddie e<strong>in</strong>zelnen Wimperorgane dieser Bäumchen nur 0,075 mm lang s<strong>in</strong>d.Bei Chiridota vitiensis Semp. dagegen s<strong>in</strong>d die Bäumchen nur 0,58 mmlang, bestehen aber aus 0,23 mm langen Wimperorganen. Die abweichendgestalteten Wimperbäumchen mit blattförmigem Stamme bei Chiridota dubias<strong>in</strong>d fast 1 mm lang.Die gewöhnliche Form, <strong>in</strong> welcher die Wimperorgane auftreten,stellt e<strong>in</strong> gestieltes, bilateralsymmetrisches Gebilde dar, welches von vornoder h<strong>in</strong>ten gesehen e<strong>in</strong>en etwa birnförmigen Umriss hat (XII, 2, 5).„Cyl<strong>in</strong>der" oder „Bläschen",Hertens bezeichnete die Organe <strong>in</strong> wenig zutreffender AVeise alswährend Job. Müller den besseren Vergleichmit e<strong>in</strong>em Pantoffel oder Füllhorn gebrauchte; andere Forscherverglichen sie mit e<strong>in</strong>em Becher oder Trichter. Seitenansichten, sowieAnsichten auf das Stielende oder auf das freie Ende der Organe lehren,dass alle diese Vergleiche der Sachlage nicht ganz entsprechen. Eshandelt sich nämlich um e<strong>in</strong>e eigenthümlich gebogene, abger<strong>und</strong>ete Platte,welche e<strong>in</strong>e vordere, im Ganzen concave <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>tere, im Ganzenconvexe Seite unterscheiden lässt. Am Stielende ist die Platte schmälerals am freien Ende <strong>und</strong> zugleich bis auf e<strong>in</strong>e schmale, vordere, e<strong>in</strong>emAusguss ähnliche Spalte zusammengebogen ;weiter nach dem freien Ende*) Auch hier widersprechen sich die Angaben Semp er's <strong>in</strong>sofern, als er die Wimperhäumchenmit blattförmigem Stamme das e<strong>in</strong>e Mal (238, S. 21) an das Mesenterium deszweiten absteigenden Darmschenkels, also an das rechte Mesenterium verlegt, das andereMal aber (238, S. 35) sie ausschliesslich dem l<strong>in</strong>ken Mesenterium zuweist.**) In Betreff der Grösse der Wimi)erorgane hei Anapta gracüis f<strong>in</strong>den sich bei Semperabermals e<strong>in</strong>ander widersprechende Angaben. S. 18 se<strong>in</strong>es Werkes (238) nennt er dieWimperorgane dieser Art ,,sehr kle<strong>in</strong>" <strong>und</strong> S. 35 sagt er von ihnen, dass sie ,,verhältnissmässigsehr gross" seien. Auch Sluiter (242) hebt bei se<strong>in</strong>er Anapta sultilis die ansehnlicheGrösse der Wimperorgane hervor.


Wimperorgaiie der Synaptiden. 227ZU wird die Platte breiter <strong>und</strong> ihre Seitentlieile biegenetwas nach aussen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>ten.sich am RandeDie Platte besteht aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>schichtigen, wimpernden, ziemlichhoben Epithel, welches von e<strong>in</strong>er dünnen ß<strong>in</strong>degewebslage getragen wird.Die Epithellage, welche wir als die eigentliche Wim per platte bezeichnenkönnen, bildet die concave <strong>in</strong>nere Oberfläche des Organes sowie dessenfreien Rand, während die convexe äussere Oberfläche von dem erwähntenB<strong>in</strong>degewebe <strong>und</strong> dem dasselbe iiberkleidcnden Cölomepithel <strong>dargestellt</strong>wird. Die ß<strong>in</strong>degewebslage <strong>und</strong> dieser äussere epitheliale Ueberzugderselben bilden die peritoneale Umhüllung <strong>und</strong> Stütze derWimperplatte.Die Zellen der Wimperplatte (XII, 2, 4) tragen, wie schonJob. Müller bemerkte, lange Wimpern, welche nach Leydig e<strong>in</strong>wärtsschlagen. Nach Semon sche<strong>in</strong>t es, dass jede Zelle nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigesWimperhaar trägt. Die Zellen selbst wurden als solche zuerst vonLeydig erkannt;' Semon untersuchte sie näher <strong>und</strong> fand, dass sie beiSynapta dkjitata <strong>und</strong> <strong>in</strong>haercns massig lange, ziemlich dünne Cyl<strong>in</strong>derzellens<strong>in</strong>d mit verhältnissmässig grossem, langgezogenem Kerne, was ichfür Chiridofa rufesccns Br. bestätigen kann. Nach Semon ist das wimperndeCyl<strong>in</strong>derepithel im ganzen Bereiche der Wimperplatte gleich hoch,während Semper angibt, dass dasselbe an dem Stielende der Wimperplatte(im sog. Gr<strong>und</strong>e des Trichters) fehle. Bei e<strong>in</strong>er Untersuchung derWimperorgane der Synapta ors<strong>in</strong>ii Ludw. gewannich mitunter den E<strong>in</strong>druck,als wenn Semper mit dieser Angabe Recht habe; doch sah esan anderen Präparaten von derselben Art sowie auch von Chiridotarufescens so aus, als handle es sich <strong>in</strong> dieser Gegend nicht sowohl ume<strong>in</strong> vollständiges Fehlen als vielmehr nur um e<strong>in</strong>e Abflachung desWimperepithels.Die peritoneale Hülle (XII, 2, 4) ist e<strong>in</strong>e unmittelbare Fortsetzungdes Stieles <strong>und</strong> weiterh<strong>in</strong> durch dessen Vermittelunge<strong>in</strong>e Fortsetzungdes Mesenteriums oder da, wo die Wimperorgane an der Körperwandansitzen, e<strong>in</strong>e Fortsetzung der peritonealen Bekleidung dieserhaben dieses Verhältniss bereitsletzteren. Job. Müller <strong>und</strong> Leydigganz richtig geschildert; sie bezeichnen die PeritonealhüUe als e<strong>in</strong>e glashelle,homogene,mit e<strong>in</strong>zelnen Kernen besetzte Membran. Mit diesen„e<strong>in</strong>zelnen Kernen" s<strong>in</strong>d die Kerne der ganz plattenZellen des Cölomepithelsgeme<strong>in</strong>t, welches die sehr dünne, hyal<strong>in</strong>e Biudegewebswand überkleidet.Nach Semon s<strong>in</strong>d diese platten Zellen sp<strong>in</strong>delförmig, ganz hell<strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em länglichen Kerne ausgestattet. Die unter dem Cölomepithelgelegene, auch von Semper erwähnte, fe<strong>in</strong>e ß<strong>in</strong>degewebslage sche<strong>in</strong>tSemon übersehen zu haben, während ich sie bei Synapta ors<strong>in</strong>ii Ludw.<strong>und</strong> Chiridota rufescens Br. deutlich wahrnehme. E<strong>in</strong> Punkt, der noch dergenaueren Aufklärung bedarf,ist das Verhalten der PeritonealhüUe amvorderen unteren (also dem Stiele zugekehrten) Bezirke der Wimperplatte,da wo die Wimperplatte den oben erwähnten, e<strong>in</strong>em Ausguss ähnlichen•15*


228 Seewalzen.Ausschnitt zeigt; nach Semon sche<strong>in</strong>t die PeritonealhüUe geschlossenüber diesen Ausschnitt h<strong>in</strong>wegzugehen, während die Beobachtungen derübrigen Forscher uns darüber im Zweifel lassen.Der bald kürzere, bald längere Stiel der Wimperorgane besteht nachSeraper aus hyal<strong>in</strong>em B<strong>in</strong>degewebe, welches oberflächlich von denniedrigen Zellen des Cölomepithels tiberkleidet ist. Semon dagegensche<strong>in</strong>t der Ansicht zu se<strong>in</strong>, dass der Stiel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen Dicke lediglichaus sp<strong>in</strong>delförmigen, platten Zellen zusammengesetzt sei. Bei Sijnaptaors<strong>in</strong>ii Ludw., CMridota nifescens Br. <strong>und</strong> Ch. pisanii Ludw. sehe ichaber <strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimmung mit Sem per mit der grössten Deutlichkeit,dass jene platten Zellen nur e<strong>in</strong>en äusseren Ueberzug der glashellen,b<strong>in</strong>degewebigen Axe des Stieles darstellen. Die hyal<strong>in</strong>e Beschaffenheitdieser Stielaxe, welche mit dem B<strong>in</strong>degewebe des Mesenteriums <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klangsteht, macht es erklärlich, dass Leydig das Innere des Stieles alse<strong>in</strong> Gefäss deuten konnte. Schon Joh. Müller hat dieser Deutungwidersprochen <strong>und</strong> ebenso konnten sich weder Semper noch Semonnoch ich selbst (153) von ihrer Richtigkeit überzeugen. Die Muskelfaserndes Mesenteriums setzen sich <strong>in</strong> die Stiele der Wimperorganenicht fort.Dagegen stellte Semon für die an e<strong>in</strong>em späteren Orte zuerörternde Function der Wimperorgane die bemerkenswerthe Thatsachefest, dass man häufig im Inneren des Stieles denselben Wand erz eilen(Schleimzellen Semper's, Plasraawanderzellen Hamann's) begegnet,welche <strong>in</strong> fast allen b<strong>in</strong>degewebigen Theilen des Holothurienkörpers sowieauch im Blute <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Flüssigkeit des Wassergefässsystemes auftreten.An der Wurzel des Stieles gehen se<strong>in</strong>e beiden Schichten unmittelbar über<strong>in</strong> die betreffenden Schichten des Mesenteriums.S<strong>in</strong>d die Wimperorgane zu Bäumchen verb<strong>und</strong>en,so verhalten sichihre E<strong>in</strong>zelstiele ganz ebenso wie bei den gesonderten Wimperorganen.Der geme<strong>in</strong>schaftliche Stamm der Bäumchen aber enthält nach Semperauch noch Muskel- <strong>und</strong> B<strong>in</strong>degewebsfasern, welche aus dem Mesenterium<strong>in</strong> denselben e<strong>in</strong>treten.Schliesslich ist noch e<strong>in</strong>mal auf den von der gebogenen Wimperplattegebildeten Hohlraum zurückzukommen. Leydig beschrieb e<strong>in</strong>en aus demGr<strong>und</strong>e dieses Hohlraumes („aus der Tiefe des Füllhornes") hervorragendenHaufen nicht flimmernder, r<strong>und</strong>licher Zellen, die grösser als die Wimperzellens<strong>in</strong>d <strong>und</strong> bei Synapta digitata manchmal dasselbe röthliche Pigmentbesitzen wie die Zellen des äusseren Darmepithels. Semper dagegenzeigte, dass es sich bei diesem, oft ganz fehlenden <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Grössesehr wechselnden Zellenhaufeu überhaupt nicht um e<strong>in</strong>en Bestandtheil desWimperorganes handelt,sondern dass derselbe aus Zellen der Leibeshöhlenflüssigkeitbesteht, welche durch die Thätigkeit der Wimpern <strong>in</strong>das Wimperorgan h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gewirbelt worden s<strong>in</strong>d. Semon bestätigte diesenBef<strong>und</strong>; er fand den betreffenden Zellenhaufeu theils aus Wanderzellen,theils aus abgestossenen Epithelzellen der Leibeshöhle, sowie auch ausZellen <strong>in</strong> verschiedenen Stadien des Zerfalles gebildet.


Leibeshöhle. 229Alle vorstehenden Angaben über den Bau bezogen sich zunächst aufdie gewöhnliche Form der Wimperorgane. Bei Syna^ita digitata kommennach Semon's Entdeckung aber auch noch Wimperorgane von andererForm vor, welche viel grösser s<strong>in</strong>d etwa, 0,45 mm an Länge erreichen,also die gewöhnlichen Organe um mehr als das Dreifache an Grösseübertreffen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>gerollten Blatte ähnlich sehen (XII, 6); überihren fe<strong>in</strong>eren Bau bemerkt Semon nur, dass derselbe ke<strong>in</strong>erlei Unterschiedvon dem der kle<strong>in</strong>eren Organen erkennen lasse.XIV.Leibeshöhle.1. Räume der Leibeshöhle.Die zwischen Körper wand <strong>und</strong> Darm bef<strong>in</strong>dliche Leibeshöhle stellte<strong>in</strong>en weiten, mit Flüssigkeit erfüllten <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em Epithel ausgekleidetenRaum vor.der Leibeshöhle <strong>in</strong>Zusammenhang stehen,Nebenräume, welche mit diesem Hauptraumes<strong>in</strong>d erstens der stets vorhandeneSchl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us, zweitens der nur bei Aspidochiroten bekannteNebenschl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us <strong>und</strong> der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vorkommen ebenso beschränkteGeschlechtss<strong>in</strong>us, drittens vielleicht die Pseudohämalkanäle.a.Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us, Nebenschl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us, Geschlechtss<strong>in</strong>us.Den Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us haben wir schon bei e<strong>in</strong>er früheren Gelegenheit (S. 161)als e<strong>in</strong>en Raum kennen gelernt, welcher die Speiseröhre umgibt, nach<strong>in</strong>nen von dieser, nach aussen von dem Kalkr<strong>in</strong>ge, den Radialkanälen(bezw. den Fühlerkanälen bei den Synaptiden) <strong>und</strong> dem R<strong>in</strong>gkanale desWassergefässsystemes begrenzt ist <strong>und</strong> von den Aufhängesträngen derSpeiseröhre durchsetzt wird. Falls die äussere Begrenzung des Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>usnur durch die eben genannten Theile zu Stande kommt, steht derselbedurch die vorn von dem Kalkr<strong>in</strong>ge, h<strong>in</strong>ten von dem Wassergefässr<strong>in</strong>gebegrenzten Zwischenräume der Radial-, bezw. Fühlerkanäle mit der Leibeshöhle<strong>in</strong> weitem Zusammenhange; dazu kommt, dass auch an se<strong>in</strong>erh<strong>in</strong>teren Begrenzung zwischen dem Wassergefässr<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> dem Darmrohree<strong>in</strong>e r<strong>in</strong>gförmige Spalte vorhanden se<strong>in</strong> kann, welche durch dieAufhängestränge des Darmes nicht vollständig ausgefüllt wird <strong>und</strong> deshalbauch ihrerseits den Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us mit der allgeme<strong>in</strong>en Leibeshöhle<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzt. In anderen Fällen ist diese R<strong>in</strong>gspalte durch B<strong>in</strong>degewebeoder durch e<strong>in</strong>e feste Anlagerung des Wassergefässr<strong>in</strong>ges an denDarm ganz oder theilweise zum Verschluss gekommen (z. B. bei Stichopusvariegatus Semp.). Die vorh<strong>in</strong> erwähnten Zwischenräume zwischen denRadial-, bezw. Fühlerkanälen stellen Löcher <strong>in</strong> der vom Kalkr<strong>in</strong>g, denRadial- bezw. Fühlerkanälen <strong>und</strong> den» Wassergefässr<strong>in</strong>g gebildeten Aussenwanddes Schl<strong>und</strong>kopfes dar, welche bald kurz, bald lang, bald schmal,bald breit s<strong>in</strong>d. Auf diesem Zustande verharrt die Sache bei den meisten


230 Seewalzen.Dendrochiroten ,den Molpadiiden ,e<strong>in</strong>zelnen Aspidochiroten (z. B. beiMülleria mauritiana (Quoy u. Gaim.) nach Selenka (229)), e<strong>in</strong>zelnenSynaptiden (z, B, bei Synapta dubia Semp.) <strong>und</strong> vielen Elasipoden (z. B.bei Arten der Gattungen Oneiroplianta , Orphnurgus, Deima). Sonst aberverengern sich diese Löcher von ihrem Rande her durch die Ausbildunge<strong>in</strong>er bald sehr dünnen, bald dicken, b<strong>in</strong>degewebigen Membran, welchemit der Biudegewebsschicht der Radial- bezw. Fühlerkanäle <strong>in</strong> Zusammenhangsteht <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e besondere Aussenwand des Schl<strong>und</strong>kopfes darstellt,welche gewissermaassen die Radial- bezw. Fühlerkanäle <strong>in</strong> sich aufgenommenhat. In der Regel werden die Löcher auf solche Weise nurverkle<strong>in</strong>ert, aber nicht verschlossen <strong>und</strong> liegen dann entweder im vorderenoder im h<strong>in</strong>teren Theile der Membran. Vorn, also dicht h<strong>in</strong>ter dem Kalkr<strong>in</strong>gebef<strong>in</strong>den sie sich z. B. bei manchen Synaptiden (z. B. bei Chiridotarigida (XII, 8), Ch. panaensis, Sijnapta glabra Semp.) <strong>und</strong> den meistenAspidochiroten (VII, 11); h<strong>in</strong>ten, unmittelbar vor dem Wassergefässr<strong>in</strong>gbei vielen Synaptiden (z. B. bei Synapta hcselii (Jag.), vittata (Forsk.),reticidata (XII, 7), nigra, recta Semp.) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnen Dendrochiroten (z. B,bei Thyllopliorus perspicillum (Sei.)). Seltener kommt es zu e<strong>in</strong>em vollständigenoder fast vollständigen Verschluss der Löcher,so dass dannfür den Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us nur noch die R<strong>in</strong>gspalte zwischen Wassergefässr<strong>in</strong>g<strong>und</strong> Darm für se<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung mit der Leibeshöhle übrig bleibt; so verhaltensich zahlreiche Elasipoden (z. B. Laetmogone tvyville-tJiomsonii (VII, 9),Elpidia glacialis, BentJiodytes sangu<strong>in</strong>olenta , llyodaemon maculakts, Kolgahyal<strong>in</strong>a*)) <strong>und</strong> vielleicht auch e<strong>in</strong>zelne Synaptiden (z. B. Chiridota laevis(Fabr.)). Nicht selten nimmt die Wand des Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us e<strong>in</strong>e knorpelartigeBeschaffenheit an <strong>und</strong> wird dann als Knorpelr<strong>in</strong>g oder Knorpelplattedes Schl<strong>und</strong>kopfesbezeichnet. Durch den Besitz e<strong>in</strong>es solchen„Knorpelr<strong>in</strong>ges'' s<strong>in</strong>d namentlich diejenigen Synaptiden ausgezeichnet,bei welchen die Verb<strong>in</strong>dungslöcher des Sclil<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us mit der Leibeshöhledicht vor dem Wassergefässr<strong>in</strong>ge liegen (Beispieles.oben); aber auchbei e<strong>in</strong>er Dendrochiroten-Art, Phyllopliorus pcrs<strong>in</strong>ciUum, f<strong>in</strong>det sich dieselbeE<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> tritt auch hier <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>igung mit derselben Lagerungder Verb<strong>in</strong>dungslücher auf.Auch Kalkeiulagerungen sollen <strong>in</strong> der Wand des Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us auftretenkönnen. Die e<strong>in</strong>zige darauf bezügliche Angabe rührt von Selenka(229) her, welcher <strong>in</strong> der Schl<strong>und</strong>kopf-Wandung von Ciicuniaria frondosa(Gunn.) dicht verfilzte, vor dem eigentlichen Kalkr<strong>in</strong>ge gelegene Kalkstäbchenbeschreibt. Mir sche<strong>in</strong>en diese Gebilde wegen ihrer Lage nichtmehr zur eigentlichen, erst am h<strong>in</strong>teren Rande des Kalkr<strong>in</strong>ges beg<strong>in</strong>nendenSchl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us-Wand, sondern zum basalen Bezirke des Rüssels (s. S. 140)*) Yon dieser Art behaui)ten zwar Dauielssen <strong>und</strong> Koren (50) e<strong>in</strong>en vollständigenAbschluss des Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us von der Leibeshöhle. Da aber e<strong>in</strong> solches Verhalten bis jetztbei ke<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen anderen Seewalze bekannt ist <strong>und</strong> e<strong>in</strong> näherer Nachweis für die Richtigkeitihrer Behauptung von den genannten Forschern nicht erbracht wird, so wird man derselbenwohl e<strong>in</strong>igen Zweifel entgegensetzen dürfen.


Leibeshöble. 231oder zur Mimdscheibe zu gehören. Ueberdies sab schon Selen ka diesen„zweiten Kallir<strong>in</strong>g'^ nicht bei allen Exemplaren <strong>in</strong> gleicher Deutlichkeit;Dune an <strong>und</strong> S laden (56) vermissten ihn stets bei erwachsenenThiereu <strong>und</strong> konnten nur e<strong>in</strong>mal bei e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Exemplare e<strong>in</strong>e Andeutungdavon an der Spitze der Interradialstücke des Kalkr<strong>in</strong>ges entdecken;nach Lampert (134) kommt er dadurch zu Stande,dass dieVorderenden aller Stücke des Kalkr<strong>in</strong>ges durch Kalkfäden mite<strong>in</strong>ander<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen. E<strong>in</strong>e grössere morphologische Bedeutung sche<strong>in</strong>tdemnach diesem ,,zweiten Kalkr<strong>in</strong>ge" nicht zuzukommen.b. Als Geschlechtss<strong>in</strong>us bezeichnete Sem per (238) e<strong>in</strong>en Nebenraumder Leibeshöhle, dem er nur bei gewissen Aspidochiroten begegnete,so z. B. bei Stichopus variegatus Semp., Holothuria impatiens (Forsk.),MüUeria lecanora Jag. u. a. Derselbe entsteht dadurch, dass sich h<strong>in</strong>terdem Blutgefässr<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>e schmale, kanalförmige Verlängerung der Leibeshöhle<strong>in</strong> das dorsale Mesenterium e<strong>in</strong>senkt <strong>und</strong> daselbst zwischen Speiseröhre<strong>und</strong> Genitalgang bis zur Genitalbasis sich erstreckt.Bei den meisten, aber nicht bei allen Arten, welche e<strong>in</strong>en Geschlechtss<strong>in</strong>usbesitzen (ausgenommen ist z. B. Mülleria lecanora), bemerkte Semp er,dass sich der Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us auch noch h<strong>in</strong>ter dem Wassergefäss- <strong>und</strong>Blutgefässr<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>e Strecke weit auf dem Darme nach h<strong>in</strong>ten verlängert.Er nannte diese Verlängerung den Nebenschl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us <strong>und</strong> schildertedenselben als „e<strong>in</strong>en von zahlreichen radiären Fasern durchzogenen Hohlraum,der ausser durch e<strong>in</strong>e Reihe fe<strong>in</strong>er, am Mesenterium liegenderOeffnungen mit e<strong>in</strong>er R<strong>in</strong>gspalte dicht h<strong>in</strong>ter der Halskrause i.(d. Blutgefässr<strong>in</strong>g)<strong>in</strong> die Leibeshöhle mündet" er reicht nach h<strong>in</strong>ten nicht; ganzso weit wie der Geschlechtss<strong>in</strong>us <strong>und</strong> steht auch an se<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>terendedurch fe<strong>in</strong>e Oeffnungen mit der Leibeshöhle <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung.Anhangsweise ist bei den eben besprochenen Nebenräumen derLeibeshöhle auch noch e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung zu gedenken, welche Danielssen<strong>und</strong> Koren (50) bei e<strong>in</strong>er Elasipodenform erwähnen. Bei Kolga liyal<strong>in</strong>afanden sie <strong>in</strong> der Gegend des „Halskragens", im mittleren dorsalen Interradiusan der Innenseite der Körperwand e<strong>in</strong>en Hohlraum, welcher durchzwei Paar länglicher, quergestellter Oeffnungen mit der Leibeshöhle zusammenhängt.Die Aussenwand dieses Hohlraumes wird von der Körperwandgebildet, während die e<strong>in</strong>em Diaphragma ähnliche Innenwand ausB<strong>in</strong>degewebe <strong>und</strong> Muskelfasern, sowie e<strong>in</strong>em wimpernden peritonealenEpithelüberzug zusammengesetzt An ist. den vier Oeffnungen ordnen sichdie Muskelfasern kreisförmig zu je e<strong>in</strong>em Schliessmuskel. Der Hohlraumselbst setzt sich an se<strong>in</strong>er Aussenwand durch sechs r<strong>und</strong>e Oeffnungen <strong>in</strong>die Innenräume der sechs Papillen fort, aus deren Vere<strong>in</strong>igung der ganzeHalskragen besteht. Nach dieser Darstellung würde es sich demnach beiden „Halskragen"-Papillen der Kolga hyal<strong>in</strong>a nicht um ambulacrale Anhänge,sondern lediglich um Aussackungen der Körperwand handeln.Nach den an anderen Elasipoden angestellten Beobachtungen von Theel(266) ist es aber sehr wahrsche<strong>in</strong>lich geworden,dass e<strong>in</strong>e Nachunter-


232 Seewalzen.suchung' der Kolga hyal<strong>in</strong>a zu e<strong>in</strong>er Berichtigung der Danielssen <strong>und</strong>Koren'schen Angaben <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne führen wird, dass die Innenräumejener Papillen nicht zur Leibeshöhle, sondern zum Wassergefässsystemgehören; alsdann würde der „Halskragen" der Kolga hyal<strong>in</strong>a dem beianderen Elasipoden als Rückensegel (s.S. 111) bezeichneten Gebildeentsprechen.c. Pseudohämalkanäle <strong>und</strong> Ep<strong>in</strong>euralkanäle. Schon bei Betrachtungder Radialgefässe des Blutgefässsystemes (s. S. 203 <strong>und</strong> 204)haben wir e<strong>in</strong>en zwischen dem Radialnerven <strong>und</strong> dem radialen Blutgefässoder, wo dieses noch nicht nachgewiesen worden ist,zwischendem Radialnerven <strong>und</strong> dem radialen Wassergefäss gelegenen Hohlraumkennen gelernt <strong>und</strong> als Pseudohämalkanal*) bezeichnet. Derselbe(VII, 15 c <strong>und</strong> Holzschnitt 13 auf S. 119 bei B**)) wurde nach e<strong>in</strong>igenAndeutungen bei Job. Müller***) <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Abbildungen Semper's(238) t) zuerst von Greeff (77) genauer beschrieben <strong>und</strong> als radialesNervengefäss bezeichnet. Unter derselben Benennung schilderteTeu scher (261) den Pseudohämalkanal bei Cucumaria cucumis (Risso),planci (Br.), Psolus squamatus (Düb. u. Kor.), Holothuria tuhulosa (Gmel.),Caud<strong>in</strong>a arenata (Gould)ft). Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) bildeten ihnohne weitere Erläuterung ab <strong>in</strong> Querschnitten durch e<strong>in</strong>en Radius vonTrocJiostoma arcticum (v. Marenz.) <strong>und</strong> horeale (Sars). Theel (266) fandihn auch bei Elasipoden, z. B. bei se<strong>in</strong>er Laetmogone wyville-thomsoni, <strong>und</strong>bezeichnete ihn ebenfalls als Neuralkanal ;nach se<strong>in</strong>en Abbildungen kannderselbe mitunter fehlen, z. B. im mittleren ventralen Radius von Kolganana Theel <strong>und</strong> <strong>in</strong> den beiden dorsalen Radien von OneiropJianta mtitabilisTheel. Nachdem so bei allen Familien mit Ausnahme der Synaptiden*) Nicht zu verwechseln mit Theel 'sPseudhämalgefässen, womit die Blutgefässe selbstgeme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d; vergl. Anm. S. 198.**) Vergl.dazu Anm. S. 204.***) Was Joh. Müller (184 u. Nachtrag dazu) bei tropischen Synapten erst als radialeBlutgefässe, dann als Kanäle, <strong>in</strong> welchen die Eadialnerven liegen, bezeichnet hat, Hesse sichwenigstens zum Theil als Pseudohämalkanäle deuten. Denn bei e<strong>in</strong>er späteren Gelegenheit(188) spricht er den grossen exotischen Synapten zwei dicht über e<strong>in</strong>ander gelagerte radialeKanäle zu, von denen der äussere für den Nerven bestimmt sei, während er den <strong>in</strong>neren, wieaus noch späteren Angaben (185) hervorgeht, für das radiale Wassergefäss hält (s. S. 118).Die betr. BeobachtungenJoh. MüUer's s<strong>in</strong>d aber offenbar an schlecht erhaltenem Materialangestellt <strong>und</strong> ihre Darstellung lässt für e<strong>in</strong> ganz sicheres Beurtheilen dessen, was Müller<strong>in</strong>sbesondere an Synapta beselii Jag. eigentlich gesehen hat, den Mangel e<strong>in</strong>er Abbildungsehr fühlbar werden. Was die Deutung des von ihm erwähnten äusseren ,für den Nervenbestimmten Kanales namentlich erschwert, ist der Umstand, dass Hamann (93) an gut conservirtenExemplaren von Synapta diyitata (VII, 12) überhaupt nichts von demselben wahrgenommenhat.t) Er nennt sie die radiale Nervenröhre, deren Wand aus den von ihm als Bestandtheiledes Eadialnerven betrachteten Schichten n^— n* (s. S. 67) gebildet ist.tt) Was aber Teu seh er bei Synapta digitata als Nervengefäss bezeichnet,radiale Wassergefäss.ist das


Leibeshöhle. 233das Vorkommen radialer Pseudoliämalkanäle festgestellt zu se<strong>in</strong> schien,trat Jourdan (114) mit der Behauptung auf, dass es sich dabei nur ume<strong>in</strong> Kunstprodukt handle <strong>und</strong> dass <strong>in</strong>sbesondere die von ihm untersuchtenArten Holothuria tuhulosa (Gmel.), SticJiopiis regalis (Cuv.) <strong>und</strong> Fhyllophorusmarionü (= Cucumaria marioni v. Marenz.) ke<strong>in</strong>en derartigen Kanal, dener „äusseres Arabulacralgefäss" nennt, besitzen*). Auffallend ist beidieser Behauptung die Schwäche der Beweisführung, die umsowenigertiberzeugend wirkt, als Jourdan gleichzeitig den sonst von ihm bestrittenenKanal bei e<strong>in</strong>er anderen Art, nämlich bei Haplodadyla musculus(Risso)**) wenn auch mit e<strong>in</strong>igem Zweifel als vorhanden beschreibt <strong>und</strong>abbildet. Die nächsten Forscher Semon(233) <strong>und</strong> Hamann (93) schilderndenn auch das Vorkommen <strong>und</strong> die Lage des Pseudohämalkanaleswieder <strong>in</strong> wesentlicher Uebere<strong>in</strong>stimmung mit den früheren Angaben beiHolothuria tubuhsa (VII, 15), poU, Cucumaria cucumis <strong>und</strong> planci'^*'^),weichenaber <strong>in</strong> der Deutung des Kanales von e<strong>in</strong>ander ab, S e m o n bestreitet,dass er e<strong>in</strong> Theil des Blutgefässsystemes sei, während Hamann ihngeradezu als die radiale Blutlacune bezeichnet. Ebenso rechnen Vogt<strong>und</strong>Yung (284) den auch von ihnen bei Cucumaria planci beobachtetenKanal zum Blutgefässsystem <strong>und</strong> nennen ihn die sec<strong>und</strong>äref) Lacune.Es istbemerkenswerth, dass diese Deutung des Pseudohämalkanales alseigentliche Blutbahn sich gerade bei denjenigen Forschern f<strong>in</strong>det, welchedas wirkliche radiale Blutgefäss übersehen haben (s. S. 204).Was abergegen diese Deutung spricht, ist e<strong>in</strong>mal der Umstand, dass nach <strong>in</strong>nenvon dem Pseudohämalkanal e<strong>in</strong> besonderes radiales Blutgefäss vorkommt(s. S. 203—204), ferner die <strong>in</strong>nere Auskleidung <strong>und</strong> der Inhalt derPseudohämalkanäle <strong>und</strong> endlich das Verhalten derselben <strong>in</strong> der Nähedes M<strong>und</strong>es.Die <strong>in</strong>nere Auskleidung wird von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>schichtigen,flachenEpithel gebildet, welches <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen Gestaltung mit dem der Leibeshöhletibere<strong>in</strong>stimmt, während die Blutgefässe S. (s. 201) des Epithelsermangeln. Beobachtungen tiber dieses Epithel besitzen wir nur von*) Die Me<strong>in</strong>ung Jourdan's, es habe auch schon Teuscher das Greeff'sche Nervengefäss<strong>in</strong> Abrede gestellt, kann nur auf e<strong>in</strong>em Missverständnisse beruhen. Was Teuscheran der Greeff'schen Darstellung als unzutrefFend bezeichnet, ist nicht das nach <strong>in</strong>nen vomEadialnerven gelegene Nervengefäss, sondern e<strong>in</strong> anderer, nachher S. (s. 235) zu erörternderRaum, der nach Greeff nach aussen von dem Radialnerven liegen soll.**) Was für e<strong>in</strong>e Holothurie Jourdan tibrigens unter diesem Namen me<strong>in</strong>t, ist e<strong>in</strong>erecht zweifelhafte Sache; vergl. Anm. auf S. 61.***) Auch für Cuctimaria crocea (Less.) kann ich das Vorhandense<strong>in</strong> des Pseudohämalkanalesangeben. Mir sche<strong>in</strong>t übrigens der <strong>in</strong> Rede stehende Kanal auch bei gewissenSynaptiden voizukommen; denn ich f<strong>in</strong>de an e<strong>in</strong>em vortrefflich conservirten Exemplare vonChiridota rvfescens Br. zwischen dem Eadialnerven <strong>und</strong> dem radialen Wassergefäss e<strong>in</strong>enHohlraum, den ich für nichts anderes als den Pseudohämalkanal halten kannt) „Sec<strong>und</strong>är" im Gegensatze zu der von ihnen angenommenen, nach aussen vom radialenNerv gelegenen „Lacune"'.


234 Seewalzen.Teil scher (261) <strong>und</strong> .Semon (233). Jener bezeichnet das Epithel ander äusseren, dem Nerven anliegenden Begrenzung des Pseudohämalkanalesals e<strong>in</strong> , .gewöhnliches Epithel" <strong>und</strong> stellt es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Abbildungenals e<strong>in</strong>schichtig <strong>und</strong> sehr niedrig dar. Semon lässt <strong>in</strong> diesem Bezirkeden Pseudohämalkanal von der „<strong>in</strong>neren Zellschicht des Nerven" begrenztse<strong>in</strong>. Wir haben bei Betrachtung der Radialnerven (S. 68 u. 69)gesehen, dass die nervöse Natur dieser <strong>in</strong>neren Randzellen" noch ke<strong>in</strong>es-,,wegs ganz aufgeklärt ist; was aber ihre Form angeht, so stimmt Seraon<strong>in</strong>sofern mit Teuscher's Bef<strong>und</strong> übere<strong>in</strong>, dass es sich um e<strong>in</strong>e niedrige,e<strong>in</strong>schichtige Zellenlage handelt. Auch an der gegenüberliegenden, demradialen Blutgefäss <strong>und</strong> dem Wassergefäss anliegenden Wand trafenTeuscher <strong>und</strong> Semon dasselbe niedrige e<strong>in</strong>schichtige Epithel an. Nurbei Holotliiiria tubulosa soll dieses Epithel nach Teuscher e<strong>in</strong>e ganzabweichende Gestaltung <strong>in</strong> der Weise annehmen,dass die Zellen e<strong>in</strong>enkurzen Stiel bekommen, der sie an die b<strong>in</strong>degewebige Unterlage befestigt,im übrigen aber gesondert von e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> den Pseudohämalkanal freih<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ragen. Indessen hat Semon bei derselben Art nichts Derartigeswahrzunehmen vermocht. — Was den Inhalt des Pseudohämalkanalesangeht, so hebt Semon mit Recht hervor, dass man das <strong>in</strong> deneigentlichen Blutbahnen so häufige Ger<strong>in</strong>nsel niemals <strong>in</strong> denselbenantrifft.Nach dem M<strong>und</strong>e zu bleibt der Pseudohämalkanal nach Teuscher(bei Holotlmria tubulosa) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Lagebeziehung zum Radialnerven,radialen Blutgefäss <strong>und</strong> radialen Wassergefäss bis zu der Stelle, an dersich das letztere an die Innenfläche des Kalkr<strong>in</strong>ges wendet; von dort antrennt sich der Pseudohämalkanal vom radialen Wassergefäss <strong>und</strong> folgtdem Nerven bis zu dessen E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Nervenr<strong>in</strong>g; hier angekommenmündet er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en dem Nervenr<strong>in</strong>g von <strong>in</strong>nen anliegenden Pseudohämalr<strong>in</strong>g.Semper dagegen war der Me<strong>in</strong>ung, dass die Pseudohämalkanäle(se<strong>in</strong>e radialen Nervenröhren) am Nervenr<strong>in</strong>g, ohne e<strong>in</strong>enR<strong>in</strong>gkanal zu bilden, bl<strong>in</strong>dgeschlossen endigen;bei se<strong>in</strong>er Cucumariajaponica vermuthet er, dass sie sich mit fünf Paar räthselhaften,birnförmigen,sulzigen Körpern verb<strong>in</strong>den, welche er im Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us dieserArt antraf. Es wird die Aufgabe weiterer Untersuchungen se<strong>in</strong>, das Verhaltender Pseudohämalkanäle an ihrem oralen Ende genauer zu erforschen<strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere auch die wichtige Frage nach dem etwaigen Zusammenhangederselben (oder des Pseudohämalr<strong>in</strong>ges) mit der Leibeshöhle zubeantworten; e<strong>in</strong>stweilen lässt sich e<strong>in</strong> solcher Zusammenhang nur vermuthen,wie denn überhaupt die hier, im Kapitel Leibeshöhle, vorgenommeneBesprechung der Pseudohämalräurae ebe» nur auf dieser Vermuthungberuht.Während se<strong>in</strong>es Verlaufes gibt jeder der fünf radialen Pseudohämalkanälenach Teuscher Nebenäste ab, welche die Füsschen- <strong>und</strong>Fühlernerven begleiten. Vogt <strong>und</strong>Yung (284)sche<strong>in</strong>en bei Cucumariaplanci an Querschnitten durch die Fühlerwurzel jene Pseudohämalkanäle


Leibeshöhle. 235der Fühler gesehen zu haben*). Ebenso rechnen wir hierh<strong>in</strong> die vonJourdan (114) im Fühlerstiele der Holotlmria tubulosa beschriebeneLacime (s. S. 99 u. 206), sowie verrauthungsvveise die von demselbenForscher <strong>in</strong> den Füsschen der Holotlmria impatiens bemerkten Lücken(s. S. 206). Im Ganzen ist aber unsere Kenntniss solcher Nebenäste derradialen Pseudohämalkanäle e<strong>in</strong>e ausserordentlich mangelhafte.Im Bereiche der Radien wird ausser dem vorh<strong>in</strong> betrachteten Pseudohämalkanal,dem Blutgetäss <strong>und</strong> dem Wassergefäss noch e<strong>in</strong> vierterkanalartiger Raum angegeben, der sich an der äusseren Seite des Radialnervenzwischen diesem <strong>und</strong> der Lederhaut bef<strong>in</strong>den soll. Wir wollendenselben se<strong>in</strong>er Lage entsprechend als Ep<strong>in</strong>euralkanal bezeichnen.Da auch er für e<strong>in</strong> Blutgefäss gehalten worden ist,könnte man ihn ebenfallsals e<strong>in</strong>en Pseudohämalkanal benennen <strong>und</strong> von dem oben betrachteten<strong>in</strong>neren, d. h. an der Innenseite des Radialnerven bef<strong>in</strong>dlichen Pseudohämalkanalals äusseren Pseudohämalkanal unterscheiden; <strong>in</strong>dessenwürde das voraussetzen, dass er mit jenem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er morphologischenBedeutung übere<strong>in</strong>stimmt. Da es uns darüber bis jetzt ansicherer Kenntniss fehlt, ziehe ich es vor, ihn e<strong>in</strong>stweilen lediglich nachse<strong>in</strong>er Lage den Ep<strong>in</strong>euralkanal zu nennen. Sem per bildete denselben<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Querschnitte durch e<strong>in</strong> Ambulacrum von Holothuria erhmceusSemp. ab, zeichnete ihn aber <strong>in</strong> entsprechende Querschnittsbilder vonCucumaria japonka Semp. nicht e<strong>in</strong> <strong>und</strong> ist der Me<strong>in</strong>ung, dass er nurdurch die leichte Ablösbarkeit des Nerven von der Lederhaut zu Standekomme. Auch Teuscher leugnete, dass derselbe e<strong>in</strong>e normale <strong>Bild</strong>ungsei, <strong>und</strong> Semon (VII, 15) sche<strong>in</strong>t sich dieser Ansicht anzuschliessen ;Hamann deutet ihn zweimal**) <strong>in</strong> Querschnittsbildern durch e<strong>in</strong> Ambulacrumvon Cncimmria planci an, ohne sich jedoch darüber irgendwie zuäussern. Bei Cucumaria crocea (Less.) sehe ich ihn als e<strong>in</strong>en fe<strong>in</strong>en Spaltraumzwischen Cutis <strong>und</strong> Nerv, von dem ich e<strong>in</strong>stweilen nicht zu entscheidenvermag, ob er e<strong>in</strong> normales Gebilde oder e<strong>in</strong> Kunstprodukt ist.Greeff (77) dagegen erklärt ihn unter der Bezeichnung „dritter Kanal''***)für e<strong>in</strong> regelmässig vorhandenes Gebilde <strong>und</strong> will dar<strong>in</strong> (worauf an dieserStelle nicht weiter e<strong>in</strong>zugehen ist) das Homologon der Ambulacralr<strong>in</strong>nebeschreiben ihn beider Asterien erkennen. Auch Vogt <strong>und</strong> YungCucumaria planci unter dem Namen der „Nervenlacune";aber ihre Abbildung(284, Fig. 311, W) verräth deutlich, dass das untersuchte Exemplarmangelhaft conservirt war. Bei dieser Sachlage wird man den Epi-*) Erklären dieselben aber <strong>in</strong> der Erläuterung zu ihrer Figur 311 <strong>in</strong> ganz unverständlicherWeise als „u, Wassergefässkanal". Wäre diese Erklärung richtig, dann umschlösse, wasthatsächlich niemals der Fall ist, jeder Tentakel zwei Wassergefässäste, nämlich den von Vogt<strong>und</strong> Yung mit s <strong>und</strong> den mit u bezeichneten.**) (91, Taf. XII, Fig. 72) <strong>und</strong> (93, Holzschnitt auf S. 67); dagegen f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> demYII, 12 copirten Querschnitt von &ynapta digitata nichts davon.***) Se<strong>in</strong> „erster Kanal" ist das radiale Wassergefäss, se<strong>in</strong> „zweiter Kanal" ist unserPseudohämalkanal.


236 Seewalzen.neuralkanal kaum als e<strong>in</strong>en normalen Bestandtheil der Seewalzen-Organisationansehen können, jedoch für e<strong>in</strong>e bestimmte Entscheidungdas Ergebniss weiterer Untersuchungen abwarten müssen.Bei Thyllophorus marionü (v. Marenz.) <strong>und</strong> Haploäadyla musculus(Eisso) gibt Jourdan (114) an der dem Ep<strong>in</strong>euralkanal entsprechendenStelle e<strong>in</strong>e mit Wanderzellen erfüllte Lücke an, welche dadurch auffällt,dass sie sich nach den Seiten h<strong>in</strong> ausdehnt <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er anderen grossenLücke verb<strong>in</strong>det, welche sich zwischen die Lederhaut <strong>und</strong> die Quermuskelschichtder ganzen Leibeswand e<strong>in</strong>schiebt. Dieselbe grosse Lacuneder Kör per wand beschreiben auch Vogt <strong>und</strong> Yung (284) vonCucumaria planci <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d der Ansicht, dass sie mit der Leibeshöhle <strong>in</strong>Verb<strong>in</strong>dung stehe. Indessen ermangelt diese Ansicht e<strong>in</strong>stweilen jedernäheren Begründung. Dass man an contrahirten We<strong>in</strong>geistexemplarenmancher Holothurien, namentlich aus der Gruppe der Dendrochiroten, mitLeichtigkeit die vom Peritoneum überzogene Quermuskulatur als e<strong>in</strong>ezusammenhängende Schicht von der Innenseite der Cutis ablösen kann,ist bekannt. Zweifelhaft aber ist, ob diese leichte Ablösbarkeit auf demnormalen Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lücke zwischen Quermuskulatur <strong>und</strong>Ledeihaut beruht oder ob nicht erst durch Contraktion e<strong>in</strong>e Lockerungdes Zusammenhanges an dieser Stelle e<strong>in</strong>getretenist. Erst wenn dieerwähnte Lacune der Körperwand als e<strong>in</strong>e normale <strong>Bild</strong>ung erwiesen ist,wird es sich weiter darum handeln ihre Verb<strong>in</strong>dung mit anderen Hohlräumenzu prüfen.2.Verb<strong>in</strong>dung der Leibeshöhle mit anderen Hohlräumen desKörpers oder mit der Aussenwelt.Wie aus dem Verhalten des Ste<strong>in</strong>kanales <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere se<strong>in</strong>esMadreporenabschnittes (s. S. 128— 136) hervorgeht, steht die Leibeshöhlebei den allermeisten Seewalzen durch Vermittelung des Ste<strong>in</strong>kanales mitdem Wasser gefässsysteme<strong>in</strong> offenem Zusammenhang. Nur beidenjenigen Elasipoden S. 134(s.u. 135), deren Ste<strong>in</strong>kanal die Körperwanddurchbricht <strong>und</strong> nach aussen mündet, besteht jener Zusammenhangnicht. Ebenso wie diese Elasipoden verhalten sich auch bei allen übrigenHolothurien die jungen Thiere (vergl. das Kapitel Entwicklungsgeschichte).Daraus folgt, dass die Verb<strong>in</strong>dung der Leibeshöhle mit dem Wassergefässsystemedurch Vermittelung des Ste<strong>in</strong>kanales ke<strong>in</strong>e ursprüngliche,sondern e<strong>in</strong>e sec<strong>und</strong>äre E<strong>in</strong>richtung darstellt. Leibeshöhle <strong>und</strong> Wassergefässsystems<strong>in</strong>d deshalb trotz all ihrer nahen Beziehungen als verschiedeneOrgane ause<strong>in</strong>anderzuhalten <strong>und</strong> nicht mit Sem per als e<strong>in</strong>eanatomische Emheit zu betrachteu. — E<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung der Leibeshöhlemit dem Blut gefässsysteme ist bezüglich der Synaptiden vonLeydig (142) behauptet worden, jedoch, wie wir weiter oben bei Besprechungder Wimperorgane (s. S. 228) gesehen haben, mit Unrecht.Auch Sem per verrauthet e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung des Blutgefässsystemes mit


Leibeshöhle. 237der Leibeshöhle, aber an e<strong>in</strong>er ganz anderen Stelle als Leydig- <strong>und</strong>auch nicht bei Synaptiden, sondern bei Aspidochiroten. Veranlassung zuse<strong>in</strong>er Vermuthung- bot ihm der Umstand, dass er an den Blutgefässen,welche am Geschlechtss<strong>in</strong>us verlaufen, „e<strong>in</strong>ige Male offene Mündungen zusehen glaubte'^ Näheres über diese „Mündungen'^ ist bis jetzt von ke<strong>in</strong>erSeite bekannt geworden.Ob die Leibeshöhle <strong>in</strong> offener, unmittelbarer oder mittelbarer Verb<strong>in</strong>dung"mit der Aussen weit steht, ist e<strong>in</strong>e noch immer nicht ganzerledigte Frage. Seit Quatrefages (210) e<strong>in</strong>e solche Verb<strong>in</strong>dung behauptete,haben zahlreiche Forscher danach gesucht, ohne sich von ihremVorhandense<strong>in</strong> überzeugen zu können. Anderseits lauten aber die Angabenvon Quatrefages so bestimmt,dass es nicht leicht wird e<strong>in</strong>evollständige Täuschung anzunehmen. Er schildert bei Synapta <strong>in</strong>Jiaerens(0. F. Müll.) schwer wahrnehmbare, bewimperte Oeffnungen (Spiracula),von denen bald vier, bald fünf vorhanden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> den Interradien entsprechendzwischen je zwei Fühlern die Körperwandsollendurchsetzen. Sie<strong>in</strong> ihrer Lage den durchbohrten Stücken des Kalkr<strong>in</strong>ges entsprechen.Aber gerade diese Angabe ist geeignet Zweifel an der Zuverlässigkeitder Quatref ages'schen Beschreibung zu erwecken; denn wie bereitsßaur (10) richtig hervorhob, liegen die durchbohrten Stücke des Kalkr<strong>in</strong>gesgar nicht <strong>in</strong>terradial, sondern radial. Schon Joh. Müller (180)konnte die von Quatrefages behaupteten Oeffnungen weder bei conservirtengrossen Synapten noch bei lebenden Exemplaren der Synaptadigifafa wiederf<strong>in</strong>den; doch äusserte er zur Erklärung der Quatrefages'schen Angaben die Vermuthung, dass die von jenem beschriebenenebenfalls dieOeffnungen vielleicht identisch seien mit den von ihm bei Synapta-L&i'yengesehenen „contractilen Rosetten", für welche wir auf das Kapitel Entwicklungsgeschichteverweisen. Sem per (238) leugnetQuatref ages'schen Spiracula, hält aber trotzdem e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung derLeibeshöhle mit der Aussenwelt für wahrsche<strong>in</strong>lich, vermuthet e<strong>in</strong>e solcheaber an e<strong>in</strong>er ganz anderen Stelle, nämlich an der Wand der Kloake.An dieser Stelle vermochte <strong>in</strong>dessen weder er selbst noch irgend e<strong>in</strong>anderer Forscher bis jetzt auch nur die Spur von Oeffnungen nachzuweisen,sodass se<strong>in</strong>e Vermuthung den Thatsachen nicht zu entsprechensche<strong>in</strong>t. Auch e<strong>in</strong>e mittelbare Verb<strong>in</strong>dung der Leibeshöhle mit der Aussen-an. Dieselbe f<strong>in</strong>de sich nur bei den kiemen-welt nimmt Semperbesitzenden Formen <strong>und</strong> komme durch die von ihm beschriebenen Oeffnungenan den Endästen der Kiemen zu Stande. Wir haben aber weiteroben bei Betrachtung der Kiemen (s. S. 173) gesehen, dass auch dieseOeffnungen e<strong>in</strong> sehr zweifelhaftes Dase<strong>in</strong> führen, <strong>und</strong> kommen demnachzu dem Schlüsse, dass es überhaupt bislang an e<strong>in</strong>em sicherenNachweise e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung der Leibeshöhle mit der Aussenweltfehlt. Dass e<strong>in</strong>e solche Verb<strong>in</strong>dung vorübergehend, also nicht alsdauernde E<strong>in</strong>richtung, auftreten kann, soll damit nicht geleugnet werden.Wir werden auf diesen Punkt aber erst später e<strong>in</strong>zugehen haben, wenn


238 Seewalzen.es sich darum handelt, die Funlition der Cuvier'sehen Organe, sowie dieAusstossung der E<strong>in</strong>geweide zu erörtern; ebenso werden wir auf diesenPunkt bei Betrachtung solcher Fälle von Brutpflege zurückkommenmüssen, <strong>in</strong> welchen die Jungen sich <strong>in</strong> der Leibeshöhle des mütterlichenThieres entwickeln,3.Auskleidung der Leibeshöhle.Die Leibeshöhle ist von eioer e<strong>in</strong>schichtigen Zellenlage, dem CölomoderPeritonealepithel ausgekleidet, welches die <strong>in</strong>nere Oberflächeder Körperwand sowie alle <strong>in</strong>neren Organe (Darm, Mesenterien, Kalkr<strong>in</strong>g,Wassergefässr<strong>in</strong>g, Ste<strong>in</strong>kanal, Poli'sche Blase, Fühler- <strong>und</strong> freie Füsscheu-AmpuUen, Blutgefässe, Kiemenbäume, Geschlechtsorgane u. s. w.) überzieht.Wir haben dieses Cölomepithel schon mehrfach bei Besprechungdes fe<strong>in</strong>eren Baues der betreffenden <strong>in</strong>neren Organe kennen gelernt (vergl.auch die Abbildungen VII, 10, VIII, 2, 3, IX, 1, 2, 4, 6, 8, X, 12, XII, 1, 4).Zusammenfassend sei hier über dasselbe nur bemerkt, dass es <strong>in</strong> derRegel aus flachen, platten, bewimperten Zellen zusammengesetzt ist.Mitunter, z. B. an der Körperwandvon Cucumaria cucumis nach Hamann(91),werden die Zellen durch Contractionen der von ihnen besetztenOrgane vorübergehend höher <strong>und</strong> ersche<strong>in</strong>en dann bald würfel-, baldpallisadenförmig. Nur bei den Synaptiden wird von e<strong>in</strong>zelnen Forschern(s. S. 164) angegeben, dass wenigstens auf den Mesenterien die Wimperungfehle; auch der Stiel <strong>und</strong> die Peritonealhülle der bei derselbenFamilie vorkommenden Wimperorgane (s. S. 227 <strong>und</strong> 228) sche<strong>in</strong>en derBewimperung ihres Cölomepithels zu entbehren.Das Cölomepithelist weiterh<strong>in</strong> dadurch ausgezeichnet, dass bald hier,bald dort, bald vere<strong>in</strong>zelt, bald zahlreich Wanderz eilen (SchleimzellenSemper's, Plasmawanderzellen Hamann's) zwischen den eigentlichenEpithelzellen auftreten. Besonders dann, wenn die Wanderzellen sich <strong>in</strong>grosser Menge zwischen die Epithelzellen e<strong>in</strong>drängen, bekommt das ganzeEpithel an den betreffenden Stellen e<strong>in</strong> von se<strong>in</strong>em sonstigen Verhaltenrecht verschiedenes Aussehen <strong>und</strong> erreicht e<strong>in</strong>e ansehnliche Steigerungse<strong>in</strong>er Dicke. Bald vere<strong>in</strong>zelt, bald zahlreich f<strong>in</strong>den sich beispielsweisedie Wanderzellen im Cölomepithel der Körperwand nach Jourdan (114),der Kiemenbäurae nach Semper (238) <strong>und</strong> Jourdan (114), des Darmrohresnach Jourdan (114) u. s. w.E<strong>in</strong>e erheblichere Umbildung erfährt das Cölomepithel auf denGenitalschläuchen der Dendrochiroten <strong>und</strong> auf den W<strong>und</strong>ernetz-Gefässendes zweiten Darnischenkels der Aspidochiroten. Auf den Genitalschläuchenersche<strong>in</strong>t das Epithel alsdann, wie dort (S. 190) näher beschrieben, auffallendhoch <strong>und</strong> besteht vielleicht nur noch aus mächtig entwickeltenSchleimzellen. Auf den W<strong>und</strong>ernetz-Gefässen S. (s. 214)ist es <strong>in</strong> ähnlicherWeise umgeändert; se<strong>in</strong>e grossen Zellen lösen sich leicht ab <strong>und</strong>enthalten oft e<strong>in</strong> lebhaftes Pigment. Dass Pigmentzelleu auch an


Leibeshöhle. 239anderen Stellen im Cöloniepithel auftreten können, hat Semper au denKiemenbäumen verschiedener Arten beobachtet.Die Drüsenzellen der Cu vi er' sehen Organe bei TlolotJmria(s. S. 179) stellen ebenfalls vielleicht nur e<strong>in</strong>e Modification der gewöhnlichenZellen des Cölomepithels dar. Endlich sche<strong>in</strong>t es auch vorzukommen,dass Zellen des Cölomepithels den Charakter von Epithelmuskelzellenannehmen, wie das Hamann (93) an den Genitalschläuchender Holothuria tubulosa (s. S. 190) beschreibt.In Betreff der Auskleidung der Leibeshöhle kann schliesslich dieFrage nicht unberührt bleiben ob dieselbe nur von dem vorh<strong>in</strong>, besprochenenEpithel <strong>dargestellt</strong> wird, oder ob nicht e<strong>in</strong>e dünne, das Epitheltragende B<strong>in</strong>degewebslage als e<strong>in</strong> zweiter Bestandtheil der Leibeshöhlenwelcherdann mit demAuskleidung <strong>in</strong> Anspruch genommen werden muss,Epithel zusammen als „Peritoneum"solche peritoneale B<strong>in</strong>degewebslagezu bezeichnen wäre. Freilich ist e<strong>in</strong>enicht überall deutlich zu unterscheiden.Indessen dürfte sowohl die äussere B<strong>in</strong>degewebsschicht desDarmrohres (S. 154) <strong>und</strong> der Kiemenbäume (S. 172) <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>negedeutet werden als auch die dünne B<strong>in</strong>degewebslage,welche man bisweilen,z. B. bei Troclwstoma thomsonii nach Danielssen <strong>und</strong> Koren(50), unter dem Cöloraepithel der Körperwand antrifft.4. Inhaltsflüssigkeit der Leibeshöhle.Die Flüssigkeit, welche die Leibeshöhle erfüllt, ist bis jetzt nur beisolchen Holothurien untersucht worden, deren Wassergefässsystem mitder Leibeshöhle <strong>in</strong> oifenem Zusammenhange steht; so durch Schneider(227), Semper (238),Hamann (93), Jourdan (114). Wie zu erwartenwar, stellte sich dabei e<strong>in</strong>e fast vollkommene Uebere<strong>in</strong>stimmung derLeibeshöhlen-Flüssigkeit mit der des Wassergefässsystemesheraus. Diese Uebere<strong>in</strong>stimmung würde <strong>in</strong> Bezug auf die geformtenElemente, welche <strong>in</strong> der Flüssigkeit schwimmen, e<strong>in</strong>e vollkommene se<strong>in</strong>,wenn nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fällen <strong>in</strong> der Leibeshöhlen-Flüssigkeit ausser denauch <strong>in</strong> der Wassergefäss-Flüssigkeit vorkommenden beiden Arten vonZellen (s. S. 137) noch andere besondere Zellen aufgef<strong>und</strong>en wordenwären*). Semper beobachtete nämlich bei Fliyllopliorus cebiiensis (Semp.),Cucumaria canescens Semp. <strong>und</strong> HolotJiuria colnher Semp. (bei dieser Artim Genitals<strong>in</strong>us) <strong>in</strong> der Leibeshöhlen-Flüssigkeit eigenthümliche Zellen,welche Krystalle umschlossen, die der E<strong>in</strong>wirkung von Kali <strong>und</strong> Essigsäurewiderstanden. Bei e<strong>in</strong>er der drei genannten Arten, Cucumariacanescens, fand er überdies auch noch r<strong>und</strong>e, 17 jn grosse, schwach gelboder gelbröthlich gefärbte Zellen <strong>in</strong> der Leibeshöhle <strong>und</strong> fügt h<strong>in</strong>zu, dass*) Wobei ich davon ganz absehe, dass gelegentlich auch abgelöste Zellen des Cölomepithels<strong>in</strong> der Leilbeshöhlen-Flüssigkeit schwimmen, wie das z. B. Jourdan bei Cucumariabeobachtete.


240 Seewalzcn.ihm ke<strong>in</strong> anderes Beispiel von gefärbten Zellen <strong>in</strong> der Leibeshöhlen-Flüssigkeit bekannt geworden sei. Indessen hat Jourdan neuerd<strong>in</strong>gsgef<strong>und</strong>en, dass auch bei mittelmeerischen Holothurien die Wanderzellensowohl <strong>in</strong> der Leibeshöhle als auch im Wassergefässsysteme oft e<strong>in</strong> gelblichesAussehen haben; ebenso beschreibt Howell (106) rothe Zellenaus den eben genannten Räumen bei Thyone gemmata (Pourt.). Und wasjene krystallführenden Zellen angeht,so dürften auch sie auf ke<strong>in</strong>enGegensatz zwischen Wassergefäss- <strong>und</strong> Leibeshöhlen-Flüssigkeit h<strong>in</strong>deuten,da durch Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) ähnliche Zellen <strong>in</strong> der Wassergefässflüssigkeitvon TrocJiosioma tJiomsonü gef<strong>und</strong>en worden s<strong>in</strong>d (s.S. 137).Bei <strong>in</strong> We<strong>in</strong>geist conservirten Seewalzen sieht die Flüssigkeit derLeibeshöhle stets etwas milchig getrübt aus, was zum Theile durch Ger<strong>in</strong>nunge<strong>in</strong>es eiweissartigen Bestandtheiles der Flüssigkeit selbst, zumanderen Theile durch die abgestorbenen geformten Elemente derselbenbed<strong>in</strong>gt ist.Von besonderem Interesse wäre es, zu wissen, wie sich die Leibeshöhlen-Flüssigkeitbei jenen Elasipoden verhält, deren Wassergefässsystemke<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung mit der Leibeshöhle hat. Ob auch <strong>in</strong> diesemFalle e<strong>in</strong>e völlige Uebere<strong>in</strong>stimraung beider Flüssigkeiten vorhanden ist,entzieht sich e<strong>in</strong>stweilen unserer Kenntniss.


Erklärungvon Tafel IX.Holothurioidea; Darm, Cuvier'scheOrgane.


Fig.1. Längsschnitt durch die Wand des Magens von Syiiapta digitala, vcrgr.; a Cuticula,b das aus Drüsenzellen gebildete <strong>in</strong>nere Epithel, c die <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewehsschicht, d dasNervengeflecht, e die B<strong>in</strong>gmuskelfasern , / die Läugsmuskelfasern , y die äussere B<strong>in</strong>degewebsschicht,h das äussere Epithel.2. Querschnitt durch die Wand des Magens von Holothuria tubulosa, vergr.; a Cuticula,b kolbige oder keulenförmige Drüsenzellen des <strong>in</strong>neren Epithels, c die B<strong>in</strong>degewebsschicht,d die Längsmuhkelfasern, e die R<strong>in</strong>guiuskelfasern, f das äussere Epithel.3. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne kolbige (keulenförmige) Drüsenzelle aus dem <strong>in</strong>neren Magenepithel vonHolothuria tubulosa, stärker vergr.; a Kern.4. Querschnitt durch die Wand des h<strong>in</strong>teren Magenendes von Holothuria tubulosa, ~{^;a das <strong>in</strong>nere Epithel, b Basalmembran desselben, c die zellige,d die faserige Lage der<strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht. e gelbe Körnerhaufen ,/ K<strong>in</strong>gmuskelfasern , g Längsmuskelfasern,h das äussere Epithel.5. Bl<strong>in</strong>dsack am dritten Darmschenkel von Benthodytes sangu<strong>in</strong>olenta Theel.(). Aus e<strong>in</strong>em Längsschnitt durch e<strong>in</strong>en Cuvier'schen Schlauch von Holothuria impatiens(Porsk.), -i*; a das Cölomepithel, b die Drüsenzellenschicht, c die äussere B<strong>in</strong>degewebsschiclit,d die Längsmuskelfasern, e die E<strong>in</strong>gmuskelfasern, /die <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht.7. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Zelle der Drüsenzellenschicht des vorigen Präparates, ^\^; a Kern, b diezu polygonalen Gruppen geordneten Körnchen.8. Querschnitt durch e<strong>in</strong>en Cuvier'schen Schlauch von i/oZof/mWa poZ/ Delle Chiaje, schwachvcrgr.; a Cölomepithel, b Drüsenzellenschicht, c äussere B<strong>in</strong>degewebsschicht, d Längsmuskelfasern,e E<strong>in</strong>gmuskelfasern, / <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht, y Axenkanal.y. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner mit Bläschen besetzter Endzweig des verästelten Cuvier'schen Organes vonMülleria lecanora Jag. (vergl. auch Taf. X, Fig. 1), vergr.10. Traubenförmiges Cuvier'sches Organ von Molpadia chilensis J. Müll.11. Aus e<strong>in</strong>em Längsschnitt durch e<strong>in</strong>en Cuvier'schen Schlauch von Holothuria impatiens(Forsk.), -\^\ a Axenkanal, b homogene Zellen des <strong>in</strong>neren Wandbelags (Innenepithel),c körnchenreiche „Schleimzellen", d <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht.Fig. 1, 2, 3 nach Hamann (93); Fig. 8 nach Hamann (92); Fig. 4, ü, 7, 11 nach Jourdan (114);Fig. 5 nach Th6el (266); Fig. 9 <strong>und</strong> 10 nach J. Müller (185).


Hololhui-ioidea.Taf.lX.iith Al,3l


Erkläi'ungvon Tafel X.Holothurioidea ;Geschlechtsorgane.


Fig.1. .Verästelte Cuvier'sche Organe von Mülleria lecanora Jag.2. Vorderende von 'Trochostoma albicans Thcel, von vorn gesehen; a M<strong>und</strong>, i Fülilerkranz,c Genitalpapille.3. Die beiden dorsalen Fülller <strong>und</strong> die Genitalpapille von Cuciimaria elongata Dilb. <strong>und</strong>Kor. J, 1; a Fühler, Z» Genitalpapille, c Anfang der aufgeschnittenen <strong>und</strong> ause<strong>in</strong>andergebreiteten Speiseröhre.4. Weibliche Genitalorgane von Euphronides clepressa Th6el, \ ; a Genitalgang, b die beidenGenitalschläuche, c deren sackförmig angeschwollener Theil.5. Geschlechtsorgane von Deima validum Theel, \\ a Genitalgang,h die Genitalschläucheder e<strong>in</strong>en Körperhälfte, die der anderen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Zeichnung weggelassen, c Geschlechtsbasis.6. Männliche Geschlechtsorgane von Oneirophanta mutabtUs Th^el, \\ a Genitalgang,b Genitalschläuche, c Geschlechtsbasis.7. Weibliche Geschlechtsorgane derselben Art, \: Buchstaben wie <strong>in</strong> der vorigen Figur.8. Zwitterige Geschlechtsorgane von Chiridota rotifera (Pourt.), \.9. Genitalschlauch von Synapta similis Semp.10. Desgl. von Stichopus variegatus Semp.11. Samenkörperchen <strong>und</strong> Entwicklungsstadien derselben von Holothuria hibtdosa (Gmel.) ausdem Monat Juni; -^1^; a Spermatoblast, b e<strong>in</strong> Spermatoblast,<strong>in</strong> welchem sich bereits e<strong>in</strong>glänzendes Inhaltskügelchen gebildet hat, c e<strong>in</strong> ebensolcher mit mehreren Inhaltskügelchen,d e<strong>in</strong> ebensolcher mit Inlialtskügelchen ganz angefüllt, e frisch untersuchtes reifes Samenkörperchen,/ e<strong>in</strong> solches nach se<strong>in</strong>em Absterben, g e<strong>in</strong> solches nach Behandlung mitOsmiumsäure, Picro-Carm<strong>in</strong> <strong>und</strong> Glycer<strong>in</strong>.12. Längsschnitt durch die Wand e<strong>in</strong>es Hodenschlauches von Hololhiria tubulosa im August; -5^-"-;a Cölomepithel , b Riugmuskelfasern , c B<strong>in</strong>degewebsschicht, d Spermatoblasten, e reifeSamenkörperchen,13. Ei von Holothuria marmorata (Jag.), noch vom Follikel umgeben, ^\^\ a Dotter, b Keimbläschen,c Keimfleck, d radiär gestreifte Hülle, e Micropylkanal, / Follikelwand, g Stieldes Follikels.Fig. 1 nach J. Müller (185); Fig. 2 nach Theel (267); Fig. 3 nach Ludwig (151V, Fig. 4, 5,6, 7 nach Th6el (266); Fig. 8 nach Ludwig (153); Fig. 9, 10 <strong>und</strong> 13 nach Semper (238);Fig. 11 <strong>und</strong> 12 nach .Tourdan (114).


Holüthuriüidca,TaCX.baLith. Anst.v,Werner W<strong>in</strong>ter, Frankfurt^'M


Erklärung' von TafelXI.Holothurioidea ;Blutgefässsystem.


Fig.1. üebersicht über die Blutgefässe am Darmrohr von Holothuria tuhdosa, verkle<strong>in</strong>ert. DieBlutgefässe s<strong>in</strong>d roth gedruckt. Zum richtigen Verständniss der Abbildungist zu bemerken,dass das Thier im l<strong>in</strong>ken dorsalen Interradius geöffnet <strong>und</strong> ause<strong>in</strong>ander gebreitet ist; derdritte Darmschenkel ist aus se<strong>in</strong>er natürlichen Lage nach l<strong>in</strong>ks herausgezerrt; der ersteDarmschenkel ist so gedreht, dass es fast so aussieht, als habe se<strong>in</strong> ventrales Gefäss ke<strong>in</strong>eventrale, sondern e<strong>in</strong>e dorsale Lage <strong>und</strong> als habe umgekehrt se<strong>in</strong> dorsales Gefässgeflechte<strong>in</strong>e ventrale Lage, a Fühler, b Fühlerampullen, c .Wassergefässr<strong>in</strong>g, d Poli'sche Blase,e Ste<strong>in</strong>kanäle, / radiales Wassergefäss, g Längsmuskel der Kürperwand,e<strong>in</strong>e Strecke weitherausgeschnitten, h Geschlechtsschläuche, i^, z'^, i^ die drei Darmschenkel, k Kloake,Z^, P rechter <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ker Kiemenbaum, m ventrales Darmgefäss, w dessen Quergefäss, o dasdorsale Gefässgeflecht (W<strong>und</strong>ernetz) des Darmes, p die kle<strong>in</strong>en untergeordneten W<strong>und</strong>ernetze,zum Theil von den davon umsponnenen Kiemenästen verdeckt.2. Das freie Eückengeflecht oder W<strong>und</strong>ernetz am zweiten Darmschenkel Von Holothuriatubulosa, natürl. Grösse; a der zweite Darmschenkel, h der Anfang des dritten Darmschenkels,c das ventrale Dünndarmgefäss , d das Eandgefäss des freien Kückengeflechtesdes Dünndarmes, e Queranastomose des Randgefässes,/" die kle<strong>in</strong>en untergeordneten W<strong>und</strong>ernetze,welche die Kiemenäste umsp<strong>in</strong>nen, g das Sammelgefäss oder Collateralgefäss imW<strong>und</strong>ernetze (Tiedemann's Lungenvene), h das Gefässgeflecht <strong>in</strong> der Wandung des Dünndarmes,i die beiden Wurzeln des ventralen, zum ersten Darmschenkel h<strong>in</strong>überziehendenQuergefässes.3. E<strong>in</strong> Stück des Gefässnetzes <strong>in</strong> der Wand des mittleren Theiles des Dünndarmes vonSticlwpus variegattisSemp., -'/-.Fig. 1 nach Milne-Edwards (l'l) <strong>und</strong> J. V. Carus, Icones zootomicae; Fig. 2 nach Tiedemann(273); Fig. 3 nach Semper (238).


Holothurioidea.Taf.XI.'^WVi^vs.lith. AnstvWerner ;.-\\'<strong>in</strong>ter FranÖürläM


Erklärungvon Tafel XII.Holotliurioidea ; Blutgefässsystem , Wimperorgane,Entwicklungsgeschichte.


Fig.1. Aus e<strong>in</strong>em Querschnitt durch den Dünndarm <strong>und</strong> das ventrale Blutgefäss von Synapta digitata(Mont.), vergT. a das Innene<strong>in</strong>thel der Dünndarmwand, h die <strong>in</strong>nere B<strong>in</strong>degewebsschicht,;c die R<strong>in</strong>gmuskellage, cl die Längsmuskellage, e das äussere E^jithel, f das <strong>in</strong> die <strong>in</strong>nereB<strong>in</strong>degewebsschicht e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gende <strong>und</strong> mit geronnenem Blut erfüllte ventrale Blutgefäss(nur zum Theil <strong>in</strong> die Zeichnung aufgenommen), g Blutzöllen.2. Wimperorgan von Synapta digitata (Mont.) von vorn gesehen, "-\^; a Mündung, b Randder Mündung <strong>und</strong> zugleich Rand der Wimperplatte, c ausgussähnlicher E<strong>in</strong>schnitt derWimperplatte, d Peritonealhülle, e Stiel.3. E<strong>in</strong> ebensolches Organ von der Seite gesehen, ^\^.4. Durch e<strong>in</strong>en Längsschnitt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Querschnitt abgetrenntes <strong>und</strong> geöffnetes unteres Stücke<strong>in</strong>es solchen Wimperorganes mit e<strong>in</strong>em Theile des Stieles, J-^^a-,a Cyl<strong>in</strong>derepithel derWimperplatte (die Wimpern s<strong>in</strong>d weggelassen), h Peritonealhülle, c Stiel.5. E<strong>in</strong> Wimperbäumchen von Cldridota, mj^escens Br. (= variabilis Semp.), -\*-.6. E<strong>in</strong> abweichend gestaltetes, blattförmiges Wimperorgan von Synapta digitata, ^^^.7. Schl<strong>und</strong>kopf von Synapta reticulata Semp.; a Kalkr<strong>in</strong>g, b Fühlerkanäle, c Wassergefässr<strong>in</strong>g,d Poli'sche Blasen, e Ste<strong>in</strong>kanal, / Darm, g Löcher <strong>in</strong> der Wand des Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>us.8. Schl<strong>und</strong>kopf von Cldridota rigida Semp.; Buchstaben wie <strong>in</strong> der vorigen Figur.9. Durchschnitt durch das Blastulastadium von llolothuria tubidosa (Gmel.), etwa 15 St<strong>und</strong>ennach der Befruchtung, vergr. die Furchung des noch von der Eihülle umschlossenen;Embryos ist fast vollendet, a Blastoderm, b Blastocöl, c Spermatosom; e<strong>in</strong>zelne derBlastodermzellen tragen schon e<strong>in</strong>e Geissei.10. Durchschnitt durch die Blastula von Synapta digitata (Mont.) mit beg<strong>in</strong>nender E<strong>in</strong>stülpungdes Entoderms, ^'{^'. Jede Zelle des Blastoderms trägt e<strong>in</strong>e Geissei. Die Blastula ist nochvon der Eihülleumgeben.11. Schnitt durch e<strong>in</strong>e sich bildende Gastrula von llolothuria ivbidosa, vergr.; a Ektodeim,b Entoderm, c Gastrulam<strong>und</strong> (= After der Larve), d Mesenchymzellen.12. Durchschnitt durch die freischwimmende Gastrula von /S?/nap^a «r/Z^ztoto, ^y^; a Ektoderm,b Entoderm, c Gastrulam<strong>und</strong> (= After der Larve), d e<strong>in</strong>e Verdickung des Ektoderms audem animalen Pole der Larve.13. Schematischer Längsschnitt durch die Larve von Holotliuria tubidosa, 51 St<strong>und</strong>en nachder Befruchtung, vergr.; a Ektoderm, b Entoderm, c Gastrulam<strong>und</strong>, die Mesenchymzellen<strong>in</strong> dem Gallertkern d s<strong>in</strong>d weggelassen, e das Hydro-Enterocöl, welches sich soeben vomürdarme abgeschnürt hat,/ der <strong>in</strong> <strong>Bild</strong>ung begriffene M<strong>und</strong> der Larve.Fig. 1 nach Hamann (93); Fig. 2,3,4 <strong>und</strong> 6 nach Semon (236); Fig. 5, 7 <strong>und</strong> 8 nachSemper (238); Fig. 9, 11 <strong>und</strong> 13 nach Selenka (231); Fig. 10 <strong>und</strong> 12 nach Selenka (232).


Holothurioidea.Taf.XIl.L;;!i, Aiä v^i'iierner :-:


Nachtrag zur Morphologie.Nachdem das Kapitel Morphologie bereits seit e<strong>in</strong>igen Monatenfertig gedruckt war, erschien e<strong>in</strong>e umfangreiche Abhandlung, <strong>in</strong> welcherHerouard*) über se<strong>in</strong>e Untersuchungen an Holothurien der französischenKüsten berichtet. Auf die dar<strong>in</strong> mitgetheilten vergleichend-anatomischen,physiologischen, biologischen <strong>und</strong> systematischen Beobachtungen <strong>und</strong> AnsichtenRücksicht zu nehmen, wird <strong>in</strong> den späteren Kapiteln Gelegenheitse<strong>in</strong>. Hier soll nur auf die neuen anatomischen Angaben e<strong>in</strong>gegangenwerden <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Nachtrages zu den e<strong>in</strong>zelnen Abschnittenunseres Kapitels: Morphologie. Wo nicht anders bemerkt, beziehen sichdie Angaben auf Cucumaria planci (Br.).Zu Abschnitt II(S. 30 — 35) Haut. Die Cuticula besitzt beiColodiirus lacam Her. fe<strong>in</strong>e Poren für die im Epithel <strong>in</strong> Gruppen zusammenliegendenbirnförmigen Drüsenz eilen. Bei derselben Art s<strong>in</strong>ddie Epithelzellen Träger des Hautpigmentes, doch kommen auch <strong>in</strong>der Lederhaut Pigmentablagerungen vor. Unter der Lederhaut, zwischenihr <strong>und</strong> der Muskulatur,unterscheidet Herouard e<strong>in</strong>e besondere Mittelschichtder Körperwand, welche er mit dem Blutgefässsystem (s. S. 247) <strong>in</strong>Beziehung br<strong>in</strong>gt.Zu Abschnitt IH (S. 35—61) Kalkkörper der Haut. In Betreffder Lage der Kalkkörper(229) wieder auf,nimmt Herouard die Ansicht Selen ka'sdass die äussere Schicht derselben sich nicht <strong>in</strong> derLederhaut, sondern im Körperepithel bef<strong>in</strong>de, bleibt aber den Beweis fürdiese auffällige, zunächst für ColocJiirus lacam Her. <strong>und</strong> Cucumaria planci(Br.) aufgestellte Behauptung schuldig. Nicht besser steht es um se<strong>in</strong>eweitere Behauptung, dass gewisse Formen von Kalkkörpern,z. B. dieStühlchen der Aspidochiroten**), aus der Verschmelzung e<strong>in</strong>es epidermoidalenmit e<strong>in</strong>em der Cutis entstammenden Kalkkörperchen entstehen.*) H6rouard, Edgard, Kecherches sur les Holothuries des cötes de France, Paris1890 (auch <strong>in</strong>: Archives de zool. exp6r. et g6n. 2. S6r. Vol. VII).**) Herouard setzt iArigens selbst an e<strong>in</strong>er späteren Stelle (p. 24) e<strong>in</strong>e andere Ansichtüber die Entstehung der „Stühlchen" ause<strong>in</strong>ander, welche dieselben als e<strong>in</strong>heitliche Gebildeauffasst. Im E<strong>in</strong>zelnen b<strong>in</strong> ich freilich auch mit dieser anderen Ansicht nicht e<strong>in</strong>verstanden ;ich werde <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Entwicklungsgeschichte der Cucumaria planci Gelegenheit haben, näherauf diesen Punkt e<strong>in</strong>zugehen.Bronn, Klassen des Thier-Eeichs. II. 3.\Q


242 Seewalzen.lieber die Entstehung der Kalkkörper tiberhauptbeharrt er beise<strong>in</strong>er S. 60 mitgetheilten Ansicht, dass jede Masche des Kalknetzes von'6 <strong>in</strong>e r <strong>Bild</strong>ungszelle ausgefüllt werde, führt aber den Nachweis dafür nuran macerirten (!)Hautstücken. Um die e<strong>in</strong>zelnen Maschen <strong>und</strong> Knotenfertig ausgebildeter Gitterplättchen <strong>in</strong> ihrer Beziehung zu dem von ihmF<strong>und</strong>amentalkörperchen genannten, vierlöcherigen Plättchen zu kennzeichnen,br<strong>in</strong>gt er e<strong>in</strong>e ßenennuogsweise <strong>in</strong> Vorschlag, welche es gestattet,jede Masche <strong>und</strong> jeden Knoten mit e<strong>in</strong>em Buchstaben <strong>und</strong> e<strong>in</strong>erZiffer zu bezeichnen. Indessen wird sich dieser Vorschlag wohl kaume<strong>in</strong>bürgern, da e<strong>in</strong>e derartig <strong>in</strong>s E<strong>in</strong>zelne gehende Bezeichnung nur seltenvon Werth se<strong>in</strong> wird. Wollte mau aber doch den Vorschlag annehmen,so müsste man sich erst über se<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>lage verständigen, nämlich überdie Nummerirung der Maschen. Geht man bei dieser Nummerirung vonder Reihenfolge aus, <strong>in</strong> welcher sich die angenommenen <strong>Bild</strong>ungszellenan dem regelmässigen Aufbau des Kalkkörperchens überhaupt betheiligeu.nFig. 1«.Fig. 1?. Eso erhält man das von Herouard gegebene Schema (Fig. 17). Gehtman aber von der Reihenfolge aus, <strong>in</strong> welcher die e<strong>in</strong>zelnen Kalkmaschenbei fortschreitender regelmässiger Vergabelung des erstgegebenen X-förmigenStäbchens zum Verschluss kommen, so ergibt sich e<strong>in</strong>e andere Nummerirung(Fig. 18), die mir desshalb besser ersche<strong>in</strong>t, weil sie ke<strong>in</strong>en unmittelbarenBezug auf die <strong>Bild</strong>ungszellen nimmt. Beide Nummerirungen mit e<strong>in</strong>anderverglichen ergeben, dass nach Herouard der Maschen I. Ordnung 4,H. Ordnung 4, HI. Ordnung 6, IV. Ordnung 10, V. Ordnung 10, VI. Ordnung12, VII. Ordnung 16 vorhanden s<strong>in</strong>d, dagegen nach me<strong>in</strong>er BezeichnungsweiseI. Ordnung 4, II. Ordnung 4, III. Ordnung 6, IV. Ordnung8, V. Ordnung 8, VI. Ordnung 12, VII. Ordnung 10, VIII. Ordnung 16,IX. Ordnung 12, X. Ordnung 20, XI. Ordnung 14, XII. Ordnung 24 u. s. w.Die Ziffern, welche angeben, wieviel Maschen gleicher Ordnung bei me<strong>in</strong>erNummerirungsweise vorhanden s<strong>in</strong>d, bilden zwei mit e<strong>in</strong>ander abwechselndearithmetische Progressionen, welche beide mit Ziffer 4 beg<strong>in</strong>nen, von


Nachtrag zur Morphologie. 243denen die e<strong>in</strong>e aber jedesmal um 2, die andere um 4 fortschreitet; jeneReihe (4, 6, 8, 10, 12, 14) entspricht den Maschen der ungeraden Ordnungen(I., III., V., VII., IX., XL); diese Reihe dagegen (4, 8, 12, 16, 20, 24)den Maschen der geraden Ordnungen (IL, IV., VI., VIIL, X., XIL).Herouard zieht ferner <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Schema e<strong>in</strong>e verticale <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e horizontaleL<strong>in</strong>ie, welche mit der grossen <strong>und</strong> der kle<strong>in</strong>en Achse des F<strong>und</strong>amentalkörperchenszusammenfallen <strong>und</strong> mit V— V <strong>und</strong> H— H' bezeichnet s<strong>in</strong>d;jedes so abgegrenzte Viertel se<strong>in</strong>es Schemas wird von e<strong>in</strong>er zickzackförmigen,vom F<strong>und</strong>amentkörperchen ausgehenden Diagonale durchzogen<strong>und</strong> die 4 Diagonalen mit D^, D-, D^ D^ bezeichnet. Die e<strong>in</strong>zelnenMaschen werden nun mit dem Buchstaben der L<strong>in</strong>ie, an der sie liegen,<strong>und</strong> dazu ihrer Ordnungszififer benannt,z. B. D^3 oder V4 oder H'5 u. s. w.Herouard übersieht aber dabei, dass schon mit der vierten OrdnungMaschen auftreten, welche an ke<strong>in</strong>er der genannten L<strong>in</strong>ien liegen, alsoauch nicht mehr <strong>in</strong> der erwähnten Weise bezeichnet werden können.Den Ankern der Synapten schreibt Herouard im Gegensatze zudem bisher Bekannten (s. S. 39) e<strong>in</strong>en besonderen Muskelapparat zu,br<strong>in</strong>gt aber für diese Behauptungke<strong>in</strong>en näheren Nachweis bei.Zu Abschnitt IV (S. 61—64) Muskulatur der Körperwand. Inden Längsmuskeln hebt Herouard e<strong>in</strong>e besondere Anordnung derMuskelfasern hervor; sie bilden vom B<strong>in</strong>degewebe umhüllte Bündel, <strong>in</strong>welchen die Fasern so gelagert s<strong>in</strong>d, dass sie auf dem Querschnitte e<strong>in</strong>eunregelmässig kreisförmige Figur bilden.Zu Abschnitt V (S. 64—79) NerTcnsystem. An den Radialnervenunterscheidet Herouard <strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimmung mit den unsschon bekannt gewordenen Thatsachen e<strong>in</strong>e äussere Schicht („äusseresNervenband"), e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Schicht (,,<strong>in</strong>neres Nervenband") <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e dieseSchichten trennende b<strong>in</strong>degewebige Scheidewand. In der äusseren Schichtdeutet er die Randzellen <strong>und</strong> die aufrechten Fasern ebenso wie Hamannals stützende Elemente, die Innenzellen <strong>und</strong> Längsfasern aber ebensowie alle anderen Forscher als Nervenzellen <strong>und</strong> Nervenfasern; auch bemerkteer die Gruppirungder Randzellen zu den von Teuscher <strong>und</strong>Semon beschriebenen beiden Zellsäulen. An der sonst ebenso gebauten<strong>und</strong> von ihm ebenso gedeuteten <strong>in</strong>neren Schicht beschreibt er e<strong>in</strong>e mittlereLängsr<strong>in</strong>ne an deren freien Innenseite <strong>und</strong> rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks davon e<strong>in</strong>ean die Zellsäulen der äusseren Schicht er<strong>in</strong>nernde Anhäufung der Randzellen.Die aufrechten Fasern beider Schichten stehen e<strong>in</strong>erseits mit denRandzellen, anderseits mit der b<strong>in</strong>degewebigen Scheidewand <strong>in</strong> Zusammenhang.Diese Scheidewand setzt sich m<strong>und</strong>wärts <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>degewebigeUnterlage des R<strong>in</strong>gnerven <strong>und</strong> weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> das B<strong>in</strong>degewebe des Schl<strong>und</strong>kopfesfort. Während die äussere Schicht der Radialnerven sich <strong>in</strong> denebenso gebauten R<strong>in</strong>gnerven fortsetzt, endigt die <strong>in</strong>nere Schicht nicht, wieHamann me<strong>in</strong>te, plötzlich <strong>in</strong> der Nähe des R<strong>in</strong>gnerven, sondern gabeltsich <strong>und</strong> zerfällt durch wiederholte Theilungder Gabeläste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Anzahlfe<strong>in</strong>er Nerven, welche <strong>in</strong> der Wand des Schl<strong>und</strong>kopfes nach16*


244 Seewalzen.h<strong>in</strong>ten ziehen, um schliesslich <strong>in</strong> der Gegend zu verschw<strong>in</strong>den, wo sichdie Längsmuskeln der Körperwand an die Kadialstücke des Kalkr<strong>in</strong>gesbefestigen. Die Frage, ob das äussere <strong>und</strong> das <strong>in</strong>nere Nervenband derKadialnerven etwa durch Nervenfasern <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen, welche dieScheidewand durchsetzen, wird zwar aufgeworfen, aber unbeantwortetgelassen.An den Füsschennerven, über deren Bau <strong>und</strong> Ursprung Herouarddas S. 71— 72 Gesagte bestätigt, lässt sich e<strong>in</strong>e Fortsetzung der <strong>in</strong>nerenSchicht des Kadialnerven nur e<strong>in</strong>e kurze Strecke weit wahrnehmen. Dagegenentspr<strong>in</strong>gen die Hautnerven <strong>in</strong> Bestätigung der Semper'schenAngaben hauptsächlich aus der <strong>in</strong>neren Schicht der Kadialnerven <strong>und</strong>dr<strong>in</strong>gen zunächst <strong>in</strong> die vorh<strong>in</strong> schon erwähnte Mittelschicht der Körperwande<strong>in</strong>. Die vom K<strong>in</strong>gnerven abgehenden Fühlernerven s<strong>in</strong>d anfänglichbreit,verschmälern sich aber allmählich.Zu Abschnitt VII (S. 91— 138) Wassergefässsystem. Die Muskelfasern<strong>in</strong> der Wand des R<strong>in</strong>gkanal es verlaufen parallelmit der Achsedesselben. An der Poli' sehen Blase, welche er bei Cucumaria plancistets im l<strong>in</strong>ken dorsalen Interradius antraf, erklärt er den von Vogt <strong>und</strong>Yung beschriebenen Endzipfel (s. S. 117) lediglichals e<strong>in</strong>e Contractionsersche<strong>in</strong>ung.An den S. 120— 121 beschriebenen Anfangsstticken derKadialkanäle unterscheidet Herouard zwei Abschnitte, von denen dererste e<strong>in</strong>en viel grösseren Querdurchmesser hat als der zweite; jener reichtvom Wassergefässr<strong>in</strong>ge bis zum Kalkr<strong>in</strong>ge, dieser verläuft an der Innenseiteder Kadialstücke des Kalkr<strong>in</strong>ges <strong>und</strong> gibt hier, wie schon bekanntwar,die Fühlerkanäle ab. Während nach Herouard der zweite Abschnittgar ke<strong>in</strong>e (?) Muskelfasern <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Wandung führt,erste, erweiterte Abschnitt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Aussenwand quere, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Innenwandaber längslaufende Muskelfasern, wobei bemerkt se<strong>in</strong> mag, dassSemper (238) an demselben Abschnitte (den er freilich irrthümlicherweiseals Fühlerkanal bezeichnet) bei Holothuria tenuissima <strong>und</strong> Cucumariabesitzt derjaponica nur Längsmuskelfasern, dagegen bei Stichopus variegatus nurK<strong>in</strong>gfasern angibt. E<strong>in</strong>en Bl<strong>in</strong>dsack, welchen die Fühlerkanäle der Dendrochirotennach h<strong>in</strong>ten auf die Seiten- <strong>und</strong> Aussenfläche der Kalkr<strong>in</strong>gstückeentsenden, deutet Herouard ganz mit Kecht als e<strong>in</strong> Homologonder Fühler ampuMen der Aspidochiroten. Nach vorn setzt sich dererweiterte Fühlerkanal <strong>in</strong> den Fühler fort <strong>und</strong> besitzt hier <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Wandwohlentwickelte Längsmuskelfasern, welche <strong>in</strong> der Wand des Bl<strong>in</strong>dsackesfehlen. Der erweiterte Fühlerkanal <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Bl<strong>in</strong>dsack bilden zusammene<strong>in</strong>e Köhre, <strong>in</strong> welche das engere, vom Kadialkanal herkommende Anfangsstückdes Fühlerkanales von der Seite e<strong>in</strong>mündet. Diese Mündungsstellebezeichnet die vordere Grenze des Bl<strong>in</strong>dsackes <strong>und</strong> ist durch e<strong>in</strong>en ebensolchenVentilapparat ausgezeichnet, wie ihn Hamann (s. S. 123) anden Fühlerkanälen der Synaptiden unter dem Namen der Semilunarkläppen beschrieben hat. Derselbe Ventilapparat f<strong>in</strong>det sich ferner anallen Füsschenkanälen au der entsprechenden Stelle, also dort, wo der


Nachtrag zur Morphologie. 245Füsschenkanal umbiegt, um durch die Haut aufzusteigen, <strong>und</strong> nach <strong>in</strong>nendie Füsschenampulle abgibt. In Fühlern <strong>und</strong> Füsschen ist der Klappenapparatübere<strong>in</strong>stimmend so angebracht, dass er den ungeh<strong>in</strong>derten Durchgangvon Flüssigkeit nur <strong>in</strong> peripherischer Richtung gestattet. Auch ander Abgangsstelle des Ste<strong>in</strong> kanales vomRiugkanal vermuthet Herouarde<strong>in</strong>en solchen Ventilapparat, weil es ihm nicht gelang, vom R<strong>in</strong>ge ausden Ste<strong>in</strong>kanal se<strong>in</strong>er ganzen Länge nach zu <strong>in</strong>jiciren; <strong>in</strong>dessen gelanges ihm nicht, die Richtigkeit dieser Vermuthung darzulegen.Zu Abschnitt VIII (S. 138— 164) Verdauungsorgane. DieAnalpapillense<strong>in</strong>er Thyonc subvülosa fand Herouard <strong>in</strong> radialer Stellung;sie dienen zum Ansätze der Längsmuskeln der Körperwand. Genetischsollen diese Analpapillen sowie auch, je zwei kurze Reihen dachziegeliggelagerter Kalkplättchen, welche sich bei der genannten Art an die Analpapillenanschliessen, dadurch von den Kalkkörpern der Haut verschiedense<strong>in</strong>, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er tieferen Schicht der Körperwand ihre Entstehungnehmen. — Die <strong>in</strong>nere Oberfläche der Speiseröhre <strong>und</strong> desMagens ist bei Cucumaria plana im Gegensatze zu den AngabenHamann's (s. S. 144, 145) längs gefaltet. Von den bei derselben Artvon Hamann (s. S. 146) beschriebenen Darmanhängen vermochteauch Herouard nichts zu entdecken. In se<strong>in</strong>er Schilderung derHistologie des Darmrohres bleibt Herouard im Ganzen h<strong>in</strong>ter se<strong>in</strong>enVorgängern zurück; neu aber ist,dass er den Schl<strong>und</strong>nerven aus e<strong>in</strong>erAnzahl von Nervenbündeln bestehen lässt, welche <strong>in</strong> der äusseren B<strong>in</strong>degewebsschichtverlaufen, während nach unserer bisherigen Kenntniss derSchl<strong>und</strong>nerv der <strong>in</strong>neren B<strong>in</strong>degewebsschicht des Schl<strong>und</strong>rohres angehört(s. S. 71 u. 152). In Betreff des Verlaufes des Darmrohres <strong>in</strong> derLeibeshöhle unterscheiden sich die Angaben Herouard's <strong>in</strong>sofern vondenen der früheren Forscher, als er das rechte Mesenterium (er nennt esdas ventrale) bei se<strong>in</strong>em Coloch<strong>in</strong>is lacam nicht im rechten ventralen,sondern im l<strong>in</strong>ken ventralen Interradius befestigt se<strong>in</strong> lässt. Der Widerspruchdieser Angabe mit der bis dah<strong>in</strong> bei zahlreichen Arten festgestelltenRegel sche<strong>in</strong>t ihm übrigens entgangen zu se<strong>in</strong>. Am dorsalen Mesenteriumf<strong>in</strong>det er es nicht für überflüssig, den vor dem Genitalblutgefäss gelegenenAbschnitt mit Vogt <strong>und</strong> Yung mitzubezeichnen.Zu Abschnitt IX (S. 165—173) KiemenMume.dem besonderen Namen MesoariumDie von Semper(s. S. 172, 173) behaupteten Term<strong>in</strong>alöffnungen an den Endbläschen derKiemenbäume stellt Herouard <strong>in</strong> entschiedene Abrede, wor<strong>in</strong> ich ihmnach erneuerten <strong>in</strong> diesem Jahre <strong>in</strong> Neapel von mir an lebenden Thierenangestellten Beobachtungen vollkommen beipflichten muss.Zu Abschnitt X (S. 173—180) Cuvier'sche Organe.Die Cuvier'-schen Organe untersuchte Herouard an Holothuria forskalii Delle Chiaje(= catanensis Grube) <strong>und</strong> konnte dabei zunächst feststellen, dass derAchsenkanal, wie Greeff <strong>und</strong> Jourdan angegeben haben, e<strong>in</strong>enormale, den ganzen Schlauch durchziehende <strong>Bild</strong>ung ist. Er bestätigt


246 Seewalzen.ferner die von Jourdan <strong>und</strong> Hamann beschriebenen R<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Längs-muskelfasern <strong>in</strong> der Wand der Schläuche, fügt aber das Neue h<strong>in</strong>zu,dass die R<strong>in</strong>gfasern eigentlich e<strong>in</strong>e fortlaufende Spirale beschreiben.Dieser Spiralmuskel bestehe aus zwei dicht ane<strong>in</strong>ander liegenden Muskelfasern.Ferner ist er der Ansicht, dass auch die eigenartigen r<strong>in</strong>nenförmigenDrüsenzellen regelmässig so geordnet s<strong>in</strong>d, dass die Längsachsender im ausgebreiteten Zustande rechteckigen Zellen <strong>in</strong> der Richtungder Schlauchachse stehen <strong>und</strong> genau dem Abstände der W<strong>in</strong>dungen desSpiralrauskels entsprechen. Demzufolge beschreiben auch die Drüsenzellene<strong>in</strong>e Spiralreihe <strong>und</strong> die schrägen ßerührungsl<strong>in</strong>ien dieser Zellenspiraleliegen genau über der von dem Spiralmuskel beschriebenenL<strong>in</strong>ie.Zu Abschnitt XI (S. 180— 198) Geschleclitsorgane. Bei Thijouc(usus ist die Genitalpapille bisweilen an der Spitze gegabelt. Inder Wand der Genitalschläuche des Colocliirus lacazii fand Herouardnur Längsmuskelfasern. Bei derselben Art besteht das äussereEpithel der Schläuche aus sehr hohen, mit kle<strong>in</strong>en hyal<strong>in</strong>en Ktigelchenerfüllten Zellen, zwischen welchen von Stelle zu Stelle grosse kugelige,körnige Ansammlungen mit e<strong>in</strong>er Anzahl Kernen vorkommen.Zu Abschnitt XII (S.198 — 223) Blutgefässsyste<strong>in</strong>. Für dasim Ganzen br<strong>in</strong>gt Herouard die Bezeichnung amöbo-Blutgefässsystemphores System <strong>in</strong> Vorschlag. Dasselbe lässt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesammtheitals e<strong>in</strong> Lückensystem auffassen, welches <strong>in</strong> letzter L<strong>in</strong>ie auf dieFurchungshöhle des Embryos zurückzuführen ist <strong>und</strong> im B<strong>in</strong>degewebese<strong>in</strong>e Lage hat. Es besteht aus zwei Sorten von Lacunen, erstens solchen,welche offene <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er ernährenden, coagulirbaren Flüssigkeit erfüllteRäume darstellen, <strong>und</strong> zweitens solchen, <strong>in</strong> welchen die Flüssigkeit durchdie strukturlose, gelat<strong>in</strong>öse Gr<strong>und</strong>substanz des B<strong>in</strong>degewebesselbst vertretenist. Beide Sorten von Lacunen entbehren e<strong>in</strong>er besonderen Epithelauskleidung<strong>und</strong> beherbergen <strong>in</strong> der Flüssigkeit oder <strong>in</strong> der gelat<strong>in</strong>ösenGr<strong>und</strong>substanz zahlreiche Wanderzellen, welche HerouardAmöbocysten(Amöbocyten wäre besser) nennt. Die Lacunen der ersten Sorte ist ergeneigt mit dem eigentlichen Blutgefässsystem, die der zweiten Sortemit dem Lymphgefässsystem höherer Thiere zu vergleichen. Zurersten Sorte rechnet er die Radialgefässe, die beiden Darmgefässe <strong>und</strong>das Genitalgefäss, zur zweiten Sorte alle anderen. In Betreff der e<strong>in</strong>zelnenTheile des ganzen Systems s<strong>in</strong>d die folgenden Angaben Herouard'sbemerkenswerthe Erweiterungen <strong>und</strong> Weiterführungeu unserer Kenntnisse.aus e<strong>in</strong>er1. Der Blutgefäss r<strong>in</strong>g besteht bei Cucumaria planciSumme von Lacunen, welche sich dem Wassergefässr<strong>in</strong>ge von der H<strong>in</strong>terseite<strong>und</strong> der Innenseite anlagern <strong>und</strong> sich an der Innenseite der vomWassergefässr<strong>in</strong>ge aufsteigenden Radialkanäle <strong>in</strong> das radiale Blutgefässfortsetzen.2. Die Radialgefässe verlaufen nach ihrer Umbiegung am vorderenEnde der Radialstücke des Kalkr<strong>in</strong>ges genau <strong>in</strong> derjenigen Lagerung,


Nachtrag zur Morphologie. 247welche wir bei Holothuria tulmlosa <strong>und</strong> anderen Arten (s. S. 204) bereitskennen. Vor ihrer Urabiegung geben die Radialgefässe je e<strong>in</strong>en Zweigzu jedem Fühler, nach ihrer Umbiegung e<strong>in</strong>en ebensolchen zu jedemFüsschen ab; diese Fühler- <strong>und</strong> Füsschengefässe begleitenihrem weiteren Verlaufe die Fühler- <strong>und</strong> Füsschennerven. Die Fühlererhalten demnach ihre Gelasse von den Radialgefässen, während sie ihreNerven vom Nervenr<strong>in</strong>ge beziehen.3. Die Darmge fasse. Das dorsale Darmgefäss nennt Herouarddie äussere, das ventrale die <strong>in</strong>nere Randlacune des Darmes. Das dorsaleDarmgefäss des ersten Darmschenkels verb<strong>in</strong>det sich durch e<strong>in</strong>equere Anastomose mit dem des zweiten Darmschenkels. Aber auch dasventrale Darmgefäss ermangelt der S. 209 beschriebenen Anastomose beiCucumaria planci nicht, wie ich <strong>in</strong>Ergänzung der Herouard 'sehenBeobachtungen auf Gr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Nachuntersuchung bemerken möchte. DieAnastomose des dorsalen Darmgefässes entspricht dem S.212 beschriebenenfreien Rückengeflecht des Aspidochirotendarmes. Der Behauptung, dassden Synaptiden die Darmw<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> damit auch die Anastomosenbildungdes ventralen Darmgefässes fehle, muss ich unter H<strong>in</strong>weis aufdas S. 209 Gesagte widersprechen. Vom dorsalen Darmgefäss sahHerouard bei se<strong>in</strong>em Colochirus lacasii Gefässe entspr<strong>in</strong>gen, welche<strong>in</strong> das dorsale Mesenterium e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen (vergl. S. 215). Durchdiese Gefässe setzt sich das dorsale Darmgefäss mit der nachher zu erwähnendengrossen Blutlacuue der Körperwand <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung. Am Endabschnittdes Darmes stehen se<strong>in</strong>e beiden Randgefässe mit den Blutlacunen<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung, welche sich e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> der Wand derKloake, anderseits <strong>in</strong> der Wand der Kiemenbäume bef<strong>in</strong>den.welche die Kiemenbäume an dieAuch die B<strong>in</strong>degewebsst ränge,<strong>in</strong>des Enddarmes stellenKörperwand befestigen, sowie die AufhängesträngeBlutbahnen dar, welche zur zweiten Sorte der Blutlacune gehören.nicht un-4. Das Genitalgefäss entspr<strong>in</strong>gt bei Cucumaria plancimittelbar aus dem Blutgefässr<strong>in</strong>ge ,sondern zweigt erst vom dorsalenDarmgefäss (Magengefäss) ab <strong>und</strong> erstreckt sich mit se<strong>in</strong>em peripherischenEnde noch über die Geschlechtsbasis h<strong>in</strong>aus.welche ich S. 236 im5. Die grosse Lacune der Körperwand,Anschluss an die Leibeshöhle erwähnte, rechnet Herouard zum Blutgefäss-welches er an anderensystem <strong>und</strong> versteht darunter dasselbe Gebilde,Stellen als die Mittelschicht der Körperwand bezeichnet. Dasselbe stellte<strong>in</strong> sehr lockeres, mit zahlreichen Wanderzellen erfülltes B<strong>in</strong>degewebeist also e<strong>in</strong>e Lacune im S<strong>in</strong>ne der zweiten von Herouard unter-vor,schiedenen Sorte. Am vorderen Körperende steht sie durch Vermittelungähnlicher Lacunen, welche sich <strong>in</strong> der Wand des Schl<strong>und</strong>kopfes <strong>und</strong> <strong>in</strong>den Aufhängebändern des Schl<strong>und</strong>es bef<strong>in</strong>den, mit den Blutgefässen desDarmes <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung, ebenso am h<strong>in</strong>teren Körperende durch die Aufhängebänderdes Enddarmes <strong>und</strong> endlich der ganzen Darmlänge nachdurch die Lacunen des Mesenteriums.


248 Seewalzen.6. E<strong>in</strong>e Zusammengehörigkeit des Blutgefässsystems mitdem Wassergefässsy stem (s.S. 222 — 223) wird von Herouard <strong>in</strong>Abrede gestellt. Doch nimmt er im Epithel des Wassergefässsystems<strong>und</strong> der Leibeshöhle Lücken nach Art der Lymphstomata an, durch welcheFlüssigkeit <strong>und</strong> Zellen aus diesen Räumen den Weg <strong>in</strong> das dem Epithelunterliegende B<strong>in</strong>degewebe <strong>und</strong> von da aus <strong>in</strong> die Blutlacunen oder auchden umgekehrten Weg aus den Blutlacunen <strong>in</strong> das Wassergefässsystem<strong>und</strong> die Leibeshöhle f<strong>in</strong>den können. Derartige Gewebslücken habe ichbereits S. 222 vermuthet.<strong>und</strong> unterscheidetZu Abschnitt XIV (S. 229 — 240) Leil)eshölile. Den Schl<strong>und</strong>s<strong>in</strong>usnennt Herouard den Peripharyngeals<strong>in</strong>us<strong>in</strong> ihm den vordersten, den M<strong>und</strong> umkreisenden Bezirk mit dem besonderenNamen Peribuccals<strong>in</strong>us. In ähnlicher Weise bezeichnet er den h<strong>in</strong>tersten,den After umkreisenden Abschnitt der Leibeshöhle als Perianals<strong>in</strong>us.Die Auf hängebänder des Schl<strong>und</strong>es, welche den Peripharyngeals<strong>in</strong>us durchsetzen,<strong>in</strong> dem Peribuccals<strong>in</strong>us aber fehlen, betrachtet er zugleich alsBlutbahnen im S<strong>in</strong>ne der zweiten von ihm unterschiedenen Sorte vonBlutlacunen.lieber die von mir als Pseudohämalkanäle <strong>und</strong> Ep<strong>in</strong>euralkanäle(s. S. 232) bezeichneten Räume äussert sich Herouard <strong>in</strong> ausführlicherWeise. Er bestätigt das Vorkommen <strong>und</strong> die epitheliale Auskleidungder radialen Pseudohämalkanäle („canaux subnerviens")<strong>und</strong> fand <strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimmung mit Teuscher, dass auch die Fühlernervenvon Pseudohämalkanälen begleitet werden, welche er als Zweigeder radialen Pseudohämalkanäle erkannte. Ob ähnliche Zweige auchdie Füsschennerven begleiten, konnte er zwar nicht sicher nachweisen,hält es aber für wahrsche<strong>in</strong>lich. In der Umgebung des M<strong>und</strong>es lässtHerouard die radialen Pseudohämalkanäle <strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimmung mitSem per <strong>und</strong> im Gegensatze zu Teuscher (s. S. 234) bl<strong>in</strong>dgeschlossenam Nervenr<strong>in</strong>ge endigen. Die radialen Ep<strong>in</strong>euralkanäle oderäusseren Pseudohämalkanäle („espaces extra -nerviens") erklärter im Gegensatze zu der Auffassung, zu welcher ich S. 236 h<strong>in</strong>neigte,aus guten Gründen, deren Gewicht sich me<strong>in</strong>es Erachtens nicht anfechtenlässt, für normale Gebilde. In ihrer Epithelauskleidung verhalten sie sichebenso wie die Pseudohämalkanäle. Am Nervenr<strong>in</strong>ge stehen sie durche<strong>in</strong>en der Aussenseite desselben aufgelagerten R<strong>in</strong>gkanal <strong>in</strong> Zusammenhang,den ich als den Ep<strong>in</strong>eural r<strong>in</strong>gbezeichnen möchte. Von denradialen Ep<strong>in</strong>euralkanälen gehen Zweige ab, welche <strong>in</strong> entsprechenderLagerung die Füsschennerven begleiten. Auch zu den Hautnerven <strong>und</strong>Fühlernerven gehende Zweige hat Herouard wahrsche<strong>in</strong>lich gemacht.In der ganzen E<strong>in</strong>richtung der Pseudohämal- <strong>und</strong> Ep<strong>in</strong>euralkanäle erblickter lediglich e<strong>in</strong>en Schutzapparat der Nerven gegen Druck <strong>und</strong>Zerrung seitens der benachbarten Gewebe <strong>und</strong> leugnet e<strong>in</strong>en Zusammenhangdieser Kanäle sowohl mit der Leibeshöhle als mit dem Blutgefässsystem.


Danielssen'C. Ontogenie.I. Die Zeit der Fortpflanzung.In der folgenden Tabelle s<strong>in</strong>d alle bis jetzt vorliegenden Angabenüber die Fortpflanzungszeit bei Seewalzen zusammengestellt;vorzugsweises<strong>in</strong>d dazu die ähnlichen Zusammenstellungen von Schmidtle<strong>in</strong> (226),Graeffe (73) <strong>und</strong> Lo Bianco*) benutzt. Die Monate s<strong>in</strong>d mit late<strong>in</strong>ischenZitfern bezeichnet. Dass die <strong>in</strong> der Tabelle angegebenen Zeiten von ungleicherGenauigkeit s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> nur e<strong>in</strong> ungefähres <strong>Bild</strong> der thatsächlichenVerhältnisse geben, liegt <strong>in</strong> der Natur der Sache.Namen der Art: Namen der Beobachter: Ort der Beobachtung:Monate derBeobachtung :jI.Äspidochirotae:1. Holothuria tuhulosa Gmel. Lo Bianco; GraefFe; Selenka2. HolothuriapoUDelleCMajelLo Bianco; Graeffe .3. Holotli. tremula Gunn.***) <strong>und</strong> Koren4. Stichopus.regalis (Guy.) Schmidtle<strong>in</strong> . . . .Edwards5. Mülleria agassazii Sei. . iNeapel; Triest; St. Tropez(Südfrankreich)Neapel; Triest . . . .BergenNeapelBahamasVI — VIII (II—X)**)namentl.VII -VIII.XI— I.III.Ende IV.Mitte VII—Mitte VIII.*) Lo Bianco, Salvatore, Notizie biologiche riguardanti specialmente ilperiodo dimaturitä sessuale degli animali del golfo di Napoli. Mittheil. a. d. zoolog. Station zu Neapel,Bd. 8, 1888, S. 394— 397.**) Wenn Selenka <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er vorläufigen Mittheilung (Dez. 1875) me<strong>in</strong>t aus älteren Mittheilungenschliessen zu können, dass auch <strong>in</strong> den Monaten XI— I die Holothuria tuhulosasich fortpflanze, so liegt das wohl an der früher nicht beachteten Unterscheidung der Hol. tuhulosavon der Hol. poli; heide früher oft zusammengeworfene Arten haben nach Graeffe dieoben angegehenen verschiedenen Fortpflanzungszeiten; <strong>in</strong>dessen gibt Lo Bianco auch ausdem Monat XI künstliche Befruchtung bei Hol. tiihulosa an.***) Die angehlich auf diese Art bezüglichen Beobachtungen von Danielssen <strong>und</strong> Korenbeziehen sich vielleicht auf e<strong>in</strong>e Dendrochirote, s. die Anmerkung S. 243.


j250 Seewalzen .Namen der Art: Namen der Beobachter:^Ort derBeobachtung:Monate derBeobachtung :11. Dendrochirotae :(j. Cucurnaria planci (Br.). Lo Bianco; Eisig; Selenka; Neapel; Triest IX— V, namentl.Schmidtle<strong>in</strong>; GraeffeIII— . .IV.7. Cucurnaria tergest<strong>in</strong>a Sars. GraefFeTriestXII— I.S. Cucurnaria kirclishergii KowalevskyNeapel .... Sommer.HeUer*)9. Cucurnaria crocea (Less.). W. Thomson; Sander . . Falkland<strong>in</strong>seln . .I— Ende IV.10. Thyone fusus (0. F.Müll.) GraefFe;. . . .Dalyell Triest; Schottland .III — IV (II-VI).Jl. Thyone <strong>in</strong>ermis Heller**). Lo Bianco; Graeife . . .Neapel; Triest . . V— VL12. Phyllopliorus tirna Grube. Kowalevsky; Schmidtle<strong>in</strong> Neapel .... Sommer; VI..13. Psolus fahricii (Dtlb. u. A. AgassizNahant, Mass. . . wahrsch.V— IX.Kor.) ***)1 4. Psolus ephipjyifer \V. Thoms. W. ThomsonAntarctisches Meer ILIII. Synaptidae:15. Synapta digitata (Mont.) Lo Bianco; .Leydig; Baur; Neapel; Triest II—IV (X—IV)Graefi'e; Selenka; Semon.— .Anfang V.16. Synapta <strong>in</strong>haerens Lo Bianco; W. Thomson .Neapel; Belfast. X u. III, VI.(0. F. Müll.)1 7.Synapta vivipara (Oerst.) ChierchiaAbrolhos .. . . VII—VIII.18. Chiridota rotifera (Pourt.) E. van Beneden . . . . Kio de Janeiro,Anfang IX.Aus dieser Tabelle geht hervor, dass wir im Ganzen nur von verhältnissmässigwenigen Arten die Fortpflanzungszeit mit annähernderSicherheit kennen. Es sche<strong>in</strong>t, dass die meisten Arten sich nur e<strong>in</strong>malim Jahre fortpflanzen <strong>und</strong> dass diese e<strong>in</strong>malige Fortpflanzungszeit durchschnittlichetwa zwei bis drei Monate dauert, bei e<strong>in</strong>zelnen Arten aberauch <strong>in</strong> weiteren Grenzen schwankt. Bei den mittelmeerischen Arten,welche den entwicklungsgeschichtlichenUntersuchungen vorzugsweise alsGegenstand dienten, s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong>sbesondere die Monate März <strong>und</strong> April,welche für die Fortpflanzung der Dendrochiroten <strong>und</strong> Synaptiden, <strong>und</strong> dieMonate Juli <strong>und</strong> August, welche für die der Aspidochiroten <strong>in</strong> Betrachtkommen. Manche Beobachtungen weisen auch darauf h<strong>in</strong>, dass hier wiebeianderen Thiergruppen e<strong>in</strong>zelne Individuen im Vergleich zu den übrigenverfrüht oder verspätet zur Fortpflanzung schreiten, was zum Theil <strong>in</strong><strong>in</strong>dividuellen Verschiedenheiten, zum Theil <strong>in</strong> Temperatur-, Strömungs<strong>und</strong>Ernährungsverhältnissen se<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong> haben mag. Bemerken swerthist schliesslich der Umstand, dass bis jetzt aus der Familie der Molpadiidensowie aus der ganzen Gruppe der Elasipoden von ke<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Artirgend etwas über die Zeit der Fortpflanzung oder überhauptOntogenie bekannt geworden ist.=*) Psol<strong>in</strong>us brevis Kowalevsky, s. die Anmerkung S. 243.**)= Wie ich bei passenderer Gelegenheit zeigen werde,über dieist diese Heller'sche Artidentisch mit der e<strong>in</strong> Jahr später beschriebenen Thyone {JJroxia) aurantiaca (Costa).Lo Bianco <strong>und</strong> Graeffe führen sie unter letzterem Namen auf, den ich oben durch denälteren Namen Th. <strong>in</strong>ermis ersetzt habe.***) Bei A. Agassiz als Cuvieria fabricü Düb. u. Kor. bezeichnet; |er traf die Larvenvon VI—X an, weshalb ich vermuthe, dass die Fortpflanzungszeit, wie oben angegeben, <strong>in</strong> dieMonate V— IX fällt.


Die Vorbereitungen zur Entwicklung. 251II. Die Vorlbcreitiiiigen zur Entwicklung.Dieselben bestehen <strong>in</strong> der Ablage der Eier <strong>und</strong> des Samens,Reifung der Eier <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Befruchtung derselben.<strong>in</strong> der1.Ablageder Eier.Wenn wir die wenigen, nachher zu erwäbnenden Fälle von Brutpflegeder Eier <strong>in</strong> der Weisezunächst ausser Acht lassen, so f<strong>in</strong>det die Ablagestatt, dass dieselben aus der Genitalöifnung unmittelbar <strong>in</strong> das Meer gelangen<strong>und</strong> dort entweder zu Boden s<strong>in</strong>ken oder an den Wasserspiegelemporsteigen. Jenes ist z. B. der Fall bei Cucumaria Jcirchshergü Heller*)nach Kowalevsky (121), bei Mülleria agassmi Sei. nach Edwards**),bei Holothiiria tuhulosa (Gm.) <strong>und</strong> Synapta digitata (Mont.) nachSelenka (231 u. 232); dieses z. B. bei Cucumaria planci (Br.) nachSelenka (231) <strong>und</strong> bei Holothuria tremula Gunn,***) nach Danielssen<strong>und</strong> Koren (220). Bei Cucumaria planci werden übrigens die Eier auchnicht ganz unmittelbar <strong>in</strong> das Meer entleert, sondern treten aus der Geschlechtsöffnungzunächst <strong>in</strong> den von den Fühlern umstellten Vorhof desM<strong>und</strong>es; hier werden sie befruchtet <strong>und</strong> dann erst ruckweise <strong>in</strong> das Meerausgestossen. Es lässt sich dieses Verhalten der Cucumaria planci alse<strong>in</strong> Anlauf zu e<strong>in</strong>er freilich nur sehr kurze Zeit währenden Brutpflegeansehen <strong>und</strong> bildet so e<strong>in</strong>en Uebergang zu jenen Fällen, <strong>in</strong> welchen e<strong>in</strong>eBrutpflege <strong>in</strong> deutlichster <strong>und</strong> eigenartiger Weise zur Ausbildung gelangtist. E<strong>in</strong>e solche Brutpflege kennen wir bis jetzt nur aus den beidenFamilien der Dendrochiroten <strong>und</strong> Synaptiden. Bei Fhyllophorus tirna Grube,Synapta vivipara (Oerst.) <strong>und</strong> Öhiridota rotifera (Pourt.) gelangen die Eierauf e<strong>in</strong>e noch unaufgeklärte Weise <strong>in</strong> die Leibesböhle; bei Cucumariam<strong>in</strong>uta (Fabr.) <strong>und</strong> laevigata (Verr.) werden sie von zwei ventral gelegenenBrutsäcken aufgenommen bei Cucumaria crocea;(Less.) <strong>und</strong> Psolus ephippiferW. Thoms. werden sie auf dem Rücken des Thieres festgehalten. Indessenwollen wir e<strong>in</strong>e nähere Betrachtung der Brutpflege an dieser Stelle nochnicht vornehmen, sondern uns zu dem Wenigen wenden, was wir überdieAblagedes Samens wissen.*) Kowalevsky nennt diese Art Psol<strong>in</strong>us brevis; vergl. darüber me<strong>in</strong>e an e<strong>in</strong>er anderenStelle (160, S. 12) gemachte Bemerkung.**) Edwards, Charles L., Notes on the Embryology of Mülleria agasdzü Sei, JohnHopk<strong>in</strong>s' University Circulars, Vol. VIII, Nr. 70, Baltimore 1889, p. 37.***) Hier <strong>und</strong> noch öfter im Folgenden wird Bezug genommen auf die Beobachtungen,welche Danielssen <strong>und</strong> Koren an e<strong>in</strong>er von ihnen zu Holothuria tremula gestellten Art angestellthaben. Es sche<strong>in</strong>t mir aber sehr zweifelhaft <strong>und</strong> jedenfalls nicht klar erwiesen, dassdie von ihnen heobachteten Entwicklungszustände wirklich zu dieser Art <strong>und</strong> nicht vielmehrzu e<strong>in</strong>er der hei Bergen vorkommenden Dendrochiroten -Formen gehören. Zu dieser Ansichtveranlasst mich namentlich die baumförmige Gestalt der Fühler bei der von den genanntenForschern untersuchten Jugendform.


252 Seewalzen.dass2.Ablage des Samens.Bei Cucumaria kircJishergü Heller beobachtete Kowalevsky (121),das Männchen den <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es weissen Fadens aus der Geschlechtsöffnungausgetretenen Samen mit e<strong>in</strong>em der bauchständigen Fühler aufhob<strong>und</strong> <strong>in</strong> das umgebende Wasser „gewissermaassen aussäete", was etwae<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e lang dauerte.Dagegen konnte Selenka (231) bei Cucumariaplanci (Br.) e<strong>in</strong> solches Aussäen des Samens mit Hülfe der Fühler nichtbemerken, vielmehr wiederholt feststellen, dass während der ruckweisestattf<strong>in</strong>denden Samenentleerung das Spiel der Fühler ganz oder fast ganze<strong>in</strong>gestellt wurde. Auch bei HolotJmria tuhulosa sah derselbe Forscher,wie der Samen ruckweise <strong>in</strong> Zwischenräumen von 2 — 20 M<strong>in</strong>uten währende<strong>in</strong>er oder mehrerer St<strong>und</strong>en ausgestossen wurde <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> Gestaltlanger, weisser Fäden, welche sich im Wasser wolkenartig verbreiteten.3.Eeifungder Eier.lieber die Eeifung der Seewalzen -Eier fehlt es noch völligan e<strong>in</strong>gehendenUntersuchungen. Indessen hat Selenka (231 u. 232) wenigstensso viel festgestellt, dass das Keimbläschen bei Cucumaria ^Mnci^) <strong>und</strong>Synapta digitata schw<strong>in</strong>det <strong>und</strong>, wie er bei der letztgenannten Art beobachtete,durch e<strong>in</strong>en Eikern ersetzt wird. Bei Cucumaria planci ist derZeitpunkt des Keimbläschen-Schw<strong>und</strong>es nicht bestimmt ermittelt, währender bei Synapta digitata bereits stattgef<strong>und</strong>en hat, wenn die Eier die Geschlechtsöffnungverlassen. Wie es sich dabei mit dem Vorkommen, derEntstehung <strong>und</strong> Zahl der Richtuugskörperchen verhält, bedarf ebenfallsnoch näherer Untersuchung. Unsere Kenntniss darüber beschränkt sichauf die Angabe Selenka's (231), dass die bereits befruchteten Eier derCucumaria planci „bisweilen e<strong>in</strong> Tröpfchen Protoplasma unter der Eikapselzeigen", welches er als „Koth des Eies" bezeichnete, <strong>und</strong> auf die kurzeAngabe von Edwards, dass bei Mülleria agassizii drei „Polkörperchen"ausgestossen werden, von denen e<strong>in</strong>es beträchtlich grösser ist als die beidenanderen. Nach den bei anderen Thieren gemachten Erfahrungen darfman vermuthen, dass auch bei den Holothurien, dem Weismann' sehenZahlengesetz der Richtuugskörperchen entsprechend, deren eigentlich nurzwei ausgestossen werden, von denen aber das e<strong>in</strong>e oder andere sich nachträglich<strong>in</strong> zwei kle<strong>in</strong>ere theilen kann.4.Befruchtung.Das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es Spermatosoms <strong>in</strong> das Ei ist bis jetzt nur e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ziges Mal bei e<strong>in</strong>er Seewalze beobachtet worden <strong>und</strong> zwar durchSelenka (232) bei Synapta digitata] leider gibt derselbe nichts Näheresüber den Vorgang an. Was Zeit <strong>und</strong> Ort der Befruchtung anlangt, so*) Bei dieser Art bemerkte auch Eisig (Mittheilungen aus der zoologischen Station zuNeapel, Bd. 1, 1879, S. 126), dass an den abgelegten <strong>und</strong> von Spermatozoon umschwärmtenEiern das Keimbläschen nicht mehr wahrnehmbar ist.


Die Entwicklung der Larve. 253f<strong>in</strong>det dieselbe bei Synapta digitata nach den Beobachtungen desselbenForschers <strong>in</strong> der Regel erst nach der Ablage der Eier statt;doch deutenältere Angaben von Leydig (142) darauf h<strong>in</strong>, dass mitunter die Befruchtungschon im Innern des Genitalorganes vollzogen wird. Bei CucumariaJcirchshergii, planci<strong>und</strong> PhyllopJwrus urna lässt Kowalevsky (121) samenhaltigesWasser zum Zweck der Befruchtung <strong>in</strong> die Leibeshöhle derWeibchen e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen— e<strong>in</strong>e Annahme, die ganz unwahrsche<strong>in</strong>lich ist,da wir ke<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dungsöfFnung der Leibeshöhle mit dem Seewasserkennen, <strong>und</strong> die überdies, wenigstens <strong>in</strong> Betreff der Cucumaria planci, durchdie Beobachtungen Selenka's (231) auch direkt widerlegtist. Bei dieserArt nimmt das Weibchen mit se<strong>in</strong>en dabei lebhaft thätigen Fühlern den Samenauf, welchen e<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Nähe bef<strong>in</strong>dliches Männchen ausgeworfen hat, <strong>und</strong>denselben <strong>in</strong> ähnlicher Weise <strong>in</strong> den Vorhof se<strong>in</strong>es M<strong>und</strong>es zuüberträgtden anfangs dort bef<strong>in</strong>dlichen Eiern, wie es sonst se<strong>in</strong>e Fühler zur E<strong>in</strong>fuhrvon Nahrung— verwendet. In welcher Weise die Ueberführung desSamens bei den brutpflegenden <strong>und</strong> zugleich getrenntgeschlechtlichen Artenstattf<strong>in</strong>det, bedarf noch der Aufklärung. Auch besitzen wir noch ke<strong>in</strong>ebestimmte Beobachtung darüber, ob die bei vielen Arten vorhandeneGenitalpapille (s. S. 184, 185) als e<strong>in</strong> Hülfsorgan bei der Uebertragung desSamens gebraucht wird.Künstliche Befruchtung gelang bis jetzt nur <strong>in</strong> wenigen Fällen,so bei Holothuria tubulosa <strong>und</strong> Synapta digitata.III.Die Eiitwicklimg der Larve.1.Furchung; Blastula; Gastrula.bei allena. Die Furchung verläuft <strong>in</strong> ihren gröberen Vorgängendarauf untersuchten Seewalzen als e<strong>in</strong>e totale <strong>und</strong> annähernd äquale.Die erste darauf bezügliche Beobachtung machten Danielssen <strong>und</strong>Koren (220) an Holothuria tremtda Gunn.; wenn auch die Kürze ihrerMittheilung ke<strong>in</strong>e befriedigende Auskunft gibt, so lässt dieselbe doch erkennen,dass die von ihnen beobachtete Furchung e<strong>in</strong>e totale <strong>und</strong> annäherndbezeichnete zwaräquale war. Der nächste Forscher, Kowalevsky (121),bei Cucumaria Jcirchshergii <strong>und</strong> planci die Furchungschlechth<strong>in</strong> als e<strong>in</strong>eäquale, doch geht aus den späteren noch e<strong>in</strong>gehenderen Untersuchungenvon Selenka (231 u. 232) an Cucumaria planci, Holothuria tubulosa <strong>und</strong>Synapta digitata hervor, dass e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge luäqualität der Furchungszellenfrüher oder später ^bemerkbar wird; bei Synapta digitata macht sichz. B. e<strong>in</strong>e Ungleichheit <strong>in</strong> der Grösse der Furchungszellen vom 16-zelligen,bei Cucumaria ptlanci gewöhnlich erst vom 32-zelligen Stadium an bemerklich,während sie bei Holothuria tubulosa oft schon an den beiden erstenl^urcbungszellen auftritt. Bei Synapta digitata konnte derselbe Forscher<strong>in</strong> genauer Weise feststellen, dass die Theilung der Eizelle <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>eganz reguläre ist, als sich neunmal h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander sämmtliche vorhandene


254 Seewalzeu.Zellen gleichzeitig halbiren, sodass nache<strong>in</strong>ander erst 2, dann 4, 8, 16,32, 64, 128, 256, 512 Zellen den Embryo bilden. Auch bei Mülleriaagassmi wurde neuerd<strong>in</strong>gs durch Edwards (1. c.) e<strong>in</strong>e totale <strong>und</strong> „fastreguläre" Furchung beobachtet. Die Zeit, welche der Furchungsvorgang(bis zur Fertigstellung der Blastula) <strong>in</strong> Anspruch nimmt, ist je nach denArten verschieden: bei Cticumaria hirchsbergü 10, h^i Synajita digitata 12,bei Holothuria tubulosa 16, bei Cucumaria planci ungefähr 24 St<strong>und</strong>en,Bezüglich der fe<strong>in</strong>eren Vorgänge, welche sich bei der Furchung abspielen,ist bemerkenswerth, dass Kowalevsky (121) e<strong>in</strong>en direkten(amitotischen) Theilungsvorgang bei Cucumaria kirchsbergii <strong>und</strong> planci mitaller Bestimmtheit zu behaupten sche<strong>in</strong>t. Da aber se<strong>in</strong>e Beobachtungenaus e<strong>in</strong>er Zeit stammen, <strong>in</strong> welcher man <strong>in</strong> die fe<strong>in</strong>eren Verhältnisse derZelltheilung <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> die Ersche<strong>in</strong>ung der Mitose noch nichte<strong>in</strong>gedrungen war, so steht zu erwarten, dass bei erneuerter Untersuchungsich auch <strong>in</strong> diesen Fällen die Theilung als e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte (mitotische)herausstellen wird. Daraufweisen auch die Beobachtungen Selenka's (231)an Cucumaria planci h<strong>in</strong>, wonach sowohl die <strong>Bild</strong>ung des ersten als auchder folgenden Furchimgskerne (bis zur 32 -Theilung) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hellenHofe (Kernhofe)— durch Anhäufurg von 8 20 „Kernkeimen" vor sich—geht. Oberflächlich hebt sich bei Beg<strong>in</strong>n der Furchung bei CucumariaJcircJishergii nach Kowalevsky e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es Häutchen von der Eizelle ab;bei Syiiapta digitata scheidet die Eizelle nach Selenka (232) e<strong>in</strong>e helle,zarte Protoplasmaschicht aus, welche nachher den Furchungszellen alse<strong>in</strong>e Art B<strong>in</strong>demittel dient.Bei derselben Art bemühte sich der genannte Forscher zu zeigen,dass das Vorn <strong>und</strong> H<strong>in</strong>ten, Rechts <strong>und</strong> L<strong>in</strong>ks des späterenThieres schon während der ersten Furchungsstadien, ja zum Theil schonvor der Furchung zu e<strong>in</strong>em morphologischen Ausdrucke gelangtist der allerd<strong>in</strong>gs nicht näher begründeten Ansicht, dass e<strong>in</strong>e Stelle dersei. ErEizelle schon vor der Furchung „prävalire"; diese Stelle, er nennt sieden auimalen Pol des Eies, werde entweder schon im unreifen Ei (wodurch?)oder erst durch die Richtungskörper oder erst durch den E<strong>in</strong>trittdes Spermatosoms bezeichnet; e<strong>in</strong>e gerade L<strong>in</strong>ie, welche von diesem Poledurch den Mittelpunkt des Eies geht <strong>und</strong> von ihm Eiachse genannt wird,entspreche der Hauptachse des späteren Gastrulastadiums ; jener Pol bezeichnedas Vorderende, se<strong>in</strong> Gegenüber, der vegetative Pol, das H<strong>in</strong>terendedes sich entwickelnden Thieres <strong>und</strong> die beiden ersten Furchungszellenseien die Vorläufer der rechten <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ken Körperhälfte desselben.Selenka setzt aber schon selbst zu dieser letzten Behauptung e<strong>in</strong> Fragezeichen*)— e<strong>in</strong> gleichesZeichen sche<strong>in</strong>t mir aber auch zu der vorhergehendenBehauptung zu gehören, denn nach den bis jetzt vorliegendenThatsachen ist es noch ke<strong>in</strong>eswegs sicher, welcher der beiden Pole der*) Dasselbe ist <strong>in</strong> Semon's (237) Wiederholung der Selenka 'sehen Angaben <strong>in</strong> Wegfallgekommen.


Die Entwicklung- der Larvre. 255von der „prävalireDdeu'' Stelle aus construirten Eiachse dem animalen Poledes Gastrulastadiums entspricht. Um die Zweifel zu vermehren, kommtdazu, dass nach früheren Angaben desselben Forschers (231) bei Holothuriatnhulosa <strong>und</strong> Cucumaria planci durch die beiden ersten Furchungszellennicht wie bei Sijtiapta digitata das Kechts <strong>und</strong> L<strong>in</strong>ks, sondern das Vorn<strong>und</strong> H<strong>in</strong>ten der späteren Stadien angedeutet werden soll.b. Als Ergebniss der Furchung wird e<strong>in</strong> blasenförmiger Embryo gebildet,dessen Wand aus sämmtlichen, zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Schicht geordnetenFurchungszellen besteht. Dieser Embryo, B 1 a s t u 1 a oder Blastosphära oderKeimblase genannt, umschliesst e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren Hohlraum, das Blastocoeloder die Furchungshöhle. Se<strong>in</strong>e auch Blastoderm genannte Wand ist oftan e<strong>in</strong>er Stelle etwas dicker als sonst.*) Die Furchungshöhle beg<strong>in</strong>ntschon im 4 -zelligen Stadium sich dadurch zu bilden, dass die Zellen <strong>in</strong>der Mitte ihrer Anordnung etwas ause<strong>in</strong>ander weichen. Dieser anfänglichkle<strong>in</strong>e Zwischenraum öffnet sich an zwei e<strong>in</strong>ander gegenüber liegendenStellen nach der Oberfläche des Eies h<strong>in</strong>; die Achse, welche der Längenach durch denselben h<strong>in</strong>durch geht, fällt mit Se lenk a 's Eiachse zusammen.Sie ist (bei Synapta digitata) dadurch ausgezeichnet, dass sie <strong>in</strong> die beidenersten Furchungsebenen fällt; steht also die Eiachse senkrecht, so stehenauch die beiden ersten Furchungsebenen senkrecht, während sie untere<strong>in</strong>anderrechte W<strong>in</strong>kel bilden. Bei dieser Orientirung des Eies liegt danndie dritte Furchungsebene wagerecht, die vierte wieder senkrecht <strong>und</strong> soabwechselnd weiter. Nach Selen ka's Beobachtungen schliesst sichwährend der Furchung die obere <strong>und</strong> untere Mündung des Furchungsraumes,<strong>in</strong>dem die Zellen dicht ane<strong>in</strong>ander rücken, dagegen erweitert sichder centrale Furchungsraum <strong>in</strong> erheblichem Maasse, sodass er schliesslich(XII, 9) e<strong>in</strong>e ziemlich weite Höhle darstellt. Im Innern derselben bef<strong>in</strong>detsich e<strong>in</strong>e zähe (schleimige), glashelle, eiweissartige Flüssigkeit, welcheals Gallertkern bezeichnet wird <strong>und</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>er Ausscheidungseitens der Furchungszellen se<strong>in</strong>e Entstehung verdankt. In der späterenEntwicklung wird dieser Gallertkern nach Selenka (231) als Nahrungsdotterverbraucht ;doch fehlt es an e<strong>in</strong>em näheren Nachweise der Richtigkeitdieser Behauptung <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere vermisst man e<strong>in</strong>e Erörterung derFrage, ob der Gallertkern etwa <strong>in</strong> Beziehungzur Gr<strong>und</strong>substanz desspäteren B<strong>in</strong>degewebes steht.Die soeben geschilderte Blastula, welche nach dem Gesagten unmittelbaraus der Furchung, ohne Zwischenschiebung e<strong>in</strong>es Morulastadiums,hervorgeht, bleibt bei den e<strong>in</strong>en Arten, z. B. bei Cucumaria kirchshergiivon dernach Kowalevsky <strong>und</strong> bei Mülleria agassisii nach Edwards,Eihaut umschlossen <strong>und</strong> erhält alsdann ke<strong>in</strong>erlei Wimperhaare.Bei anderenArten aber, z. B. bei Cucumaria planci nach Kowalevsky <strong>und</strong> Selenka,*) Selenka (232) fand bei Synapta digitata die Dicke des Blastoderms überall gleich.Wenn er 'aber;' diesen Bef<strong>und</strong> verallgeme<strong>in</strong>ert <strong>und</strong> auf alle Ech<strong>in</strong>odermen überträgt, so stehendabei schon se<strong>in</strong>e eigenen früheren Beobachtungen an Cvcumaria plancitttbulosa h<strong>in</strong>dernd im Wege.<strong>und</strong> Holothuria


256 See walzen.bei Holothuria tuhulosa <strong>und</strong> Synapta digitata nach Selenka <strong>und</strong> ansche<strong>in</strong>endauch bei Holothuria tremula nach Danielssen <strong>und</strong> Koren, veilässt dieBlastula die Eihülle <strong>und</strong> schwimmt nunmehr mit Hülfe e<strong>in</strong>es Wimperkleidesals freie Larve umlier. Die Wimpern (Geisse<strong>in</strong>) entsprechen<strong>in</strong> ihrer Zahl je e<strong>in</strong>er Furchungszelle. Solange der Embryo noch vonder Eihülle umgeben ist, treten sie oft schon gegen Ende der Furchung(XII, 9) erst vere<strong>in</strong>zelt, schliesslich aber an allen Blastodermzellen als sehrfe<strong>in</strong>e Fäden auf, durch deren Thätigkeit der Embryo sich anfänglich langsam<strong>und</strong> mit Unterbrechung, dann aber rascher <strong>in</strong> der Eihülle dreht <strong>und</strong>schliesslich aus derselben ausbricht. Bei Holothuria tuhulosa dauert dieseAusbildung der Blastula, vom Ende der Furchung an gerechnet, nachSeleuka (231) etwa vier St<strong>und</strong>en, sodass im Ganzen etwa 20 St<strong>und</strong>envergehen, bis aus dem befruchteten Eie die freischwimmende Larve gewordenist. Bei Cucumaria planci bemerkte derselbe Beobachter, dassdie freischwimmende Blastula sich <strong>in</strong> unregelmässigen L<strong>in</strong>ien meist <strong>in</strong>der Nähe des Wasserspiegels umhertreibt <strong>und</strong> dabei im Verlaufe von etwa12 St<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung ihrer Grösse um ^4erfährt.ihres Durchmessersc. Durch E<strong>in</strong>stülpung des verdickten Bezirkes der Blastula bildet siche<strong>in</strong> bl<strong>in</strong>dgeschlossener Urdarm. Die Larve selbst tritt dadurch <strong>in</strong> dasals Gastrula bezeichnete Stadium über. Der Erste, welcher e<strong>in</strong>e Holothuriengastrulabeschrieb, war Krohn (124); er fand, dass junge, wahrsche<strong>in</strong>lichzu Synapta digitata gehörige Larven e<strong>in</strong>en bl<strong>in</strong>dgeschlossenenDarm besitzen, dessen Oefifnung er ganz richtig als After der späterenStadien deutete.Die Entstehung dieses Urdarmes durch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stülpungsvorgangseitens des Blastoderms wurde zuerst von Kowalevsky (121)bei Cucumaria planci <strong>und</strong> hircJishergü beobachtet; doch irrte sich Kowalevskydabei <strong>in</strong>sofern, als er die E<strong>in</strong>stülpungsölfnung für den späterenLarvenm<strong>und</strong> hielt. Mit Recht widersprach Selen ka (231) dieser Me<strong>in</strong>ung<strong>und</strong> zeigte durch se<strong>in</strong>e Untersuchungen an Holothuria tubidosa <strong>und</strong> Cucumariaplanci, sowie später auch an Synapta digitata (232), dass die ältere,von Krohn geäusserte Ansicht den Thatsachen entspricht.— Die Zeit,welche von der Fertigstellung der Blastula bis zur Ausbildung der Gastrulavor sich geht, sche<strong>in</strong>t nach den vorliegenden Beobachtungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emgewissen Verhältnisse zur Schnelligkeit des Furchungsvorganges (s. S. 254)zu stehen, <strong>in</strong>dem sie z. B. bei Cucumaria püanci nach Kowalevsky10 St<strong>und</strong>en (Dauer der Furchung 24 St<strong>und</strong>en) währt, dagegen sie beiHolothuria tidjidosa nach Selenka nur 5— 6 St<strong>und</strong>en*) (Dauer der Furchung16 St<strong>und</strong>en) dauert; genau vergleichbar s<strong>in</strong>d diese Ziffern freilich deshalbnicht, weil sie sich bei Holothuria ttdjidosa auf den Beg<strong>in</strong>n der E<strong>in</strong>stülpung,bei Cucumaria planci aber auf e<strong>in</strong> schon etwas weiter vorgeschrittenesStadium der Gastrulabildung beziehen. Bei Synapta digitata (Dauer der*) Eechnet man diese Zeit bei Holothuria tuhulosa nicht wie hier geschehen vomSchlüsse der Furchung, sondern erst vom Augenblicke des Ausschlüpf ens der Blastula an, so—beträgt sie sogar nur 1 2 St<strong>und</strong>en.


II.Die Entwicklung- der Larve. 257Furcliimg 12 St<strong>und</strong>en) folgt dem Blastulastadium unmittelbar die Gastrula,sodass die E<strong>in</strong>stülpung des Urdarmes sich schon andeutet bevor noch dieBlastula die Eihülle verlassen hat (XII, 10). Bei Miillcria agassisii endlichgibt Edv^^ards an, dass die Gastrula am Anfange des zweiten Tagesgebildet werde; doch erfahren wir dabei leider nicht, mit welcher Schnelligkeitdie Furchung durchlaufen worden war.In der vollendeten Gastrula (XII, 12) haben wir e<strong>in</strong> aus zwei Zellenschichtengebildetes Entwicklungsstadium vor uns, an welchem wir wiebei den entsprechenden Stadien anderer Thiere die äussere Zellenschicht,also den nicht e<strong>in</strong>gestülpten Theil des Blastoderms,als Ectoderm vonder <strong>in</strong>neren Zellenschicht, welche den Urdarm auskleidet <strong>und</strong> den e<strong>in</strong>gestülptenTheil des Blastoderms darstellt, als Entoderm unterscheiden.Die Oeffnung, welche <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>stülpung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> führt <strong>und</strong> an deren RandEcto- <strong>und</strong> Entoderm <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander tibergehen, heisst der Urm<strong>und</strong> <strong>und</strong> bezeichnetdas H<strong>in</strong>terende der Larve.Die Gastrula lässt bei den Arten, bei welchen sie frei umher schwimmt,sehr bald e<strong>in</strong>e Formveränderung erkennen, <strong>in</strong>dem sie aus ihrer früherenmehr oder weniger kugeligen Gestalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e mehr längliche übergeht.Bei Holotlmria tulmlosa z. B. beg<strong>in</strong>nt diese Umformung etwa 6 St<strong>und</strong>ennach dem Ausschlüpfen der Larve <strong>und</strong> ist nach weiteren 4 St<strong>und</strong>en schonso weit vorgeschritten, dass die Larve nunmehr um die Hälfte länger alsbreit ist.Von hier ab empfiehlt es sich, die Veränderungen der äusseren Gestaltgesondert von den Vorgängen zu betrachten, welche sich im Innern derLarve abspielen; zu diesen wenden wir uns zunächst.2. Mesenchymbildung.Indem Zellen <strong>in</strong> den sogenannten Gallertkern, also <strong>in</strong> die schleimigeFlüssigkeit, welche die Furchungshöhle erfüllt, e<strong>in</strong>wandern, entsteht darausbezeichnetes Gewebe. Ueber die Her-e<strong>in</strong> mit dem Namen Mesenchymkunft der Mesenchymzellen lauten die ersten, von Kowalevsky (121)herrührenden Angaben dah<strong>in</strong>, dass sie bei Cucumaria kircJishcrgü durche<strong>in</strong>e der Oberfläche des Ectoderms parallel gehende Spaltung der Ectodermzellenihren Ursprung nehmen. Indessen ist dieser Delam<strong>in</strong>ationsvorgangbei ke<strong>in</strong>er anderen Seewalze zur Beobachtung gelangt; vielmehr stimmenalle späteren Forscher dar<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>, dass wenigstens bei den von ihnenuntersuchten Arten die <strong>Bild</strong>ung der Mesenchymzellen auf den sich e<strong>in</strong>stülpenden,etwas verdickten Bezirk des Blastoderms beschränkt ist <strong>und</strong>auch hier nicht <strong>in</strong> Gestalt e<strong>in</strong>er durchgreifenden Delam<strong>in</strong>ation, sondern<strong>in</strong> der Weise auftritt, dass sich e<strong>in</strong>zelne Zellen rascher vermehren <strong>und</strong>e<strong>in</strong>en Theil ihrer Abkömml<strong>in</strong>ge aus dem epithelialen Verbände des Blastodermsaustreten <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Gallertkern e<strong>in</strong>rücken lassen. NachSelenka(232) sollen es bei Synapta digitata sogar nur zwei Mesenchymzellen se<strong>in</strong>,welche auf diese Weise entstehen ;er nennt sie die Urzellen des Mesenchyms<strong>und</strong> ist der Ansicht, dass alle anderen, später auftretenden Mesenchym-Bronn, Klassen des Thier- Reiolis..3. X7


258 Seewalzen.Zellen Abkömml<strong>in</strong>ge jener beiden erstgebildetenseien. Aber auch abgesehendavon, dass es Semon (237) nicht gelang, sich von der Richtigkeitdieser Angabe zu überzeugen, ist es durch die Untersuchungen anden Holothurien Urmesenchymzellenanderen Ech<strong>in</strong>odermen *) höchst wahrsche<strong>in</strong>lich geworden, dass auch beiim S<strong>in</strong>ne Selenka's nicht vorhandens<strong>in</strong>d, sondern dass überhaupt, ohne dass sich bestimmte Zahlverhältnissefeststellen lassen, die sich vermehrenden Zellen des E<strong>in</strong>stülpungspolesdie Eigenschaft haben ihre Abkömml<strong>in</strong>genach <strong>und</strong> nachals Mesenchymzellen <strong>in</strong> den Grallertkern e<strong>in</strong>treten zu lassen. Ob späterauch noch von anderen Zellen des Blastoderms,welche dem zum Ectodermgewordenen Theile desselben angehören, sich Mesenchymzellen ablösen,ist e<strong>in</strong>e offene Frage; die zuerst auftretenden entstammen jedenfalls demsich e<strong>in</strong>stülpenden, entodermalen Theile des Blastoderms. Dabei wirdaber ke<strong>in</strong>eswegs immer der Zeitpunkt abgewartet, <strong>in</strong> welchem die E<strong>in</strong>stülpungdes Urdarmes bereits stattgef<strong>und</strong>en hat, sondern es kann die <strong>Bild</strong>ungder ersten Mesenchymzellen auch Hand <strong>in</strong> Hand mit der <strong>Bild</strong>ung der E<strong>in</strong>stülpunggehen oder derselben sogar vorauseilen. Dieser letztere Fallf<strong>in</strong>det sich z. B. nach Selenka (231) bei Cucumaria plmici, während beiHolothuria tubulosa (XH, 11) erst mit beg<strong>in</strong>nender E<strong>in</strong>stülpung <strong>und</strong> beiSynapta digitata erst nach der E<strong>in</strong>stülpung »sich Mesenchymzellen vomEntoderm ablösen. Es sche<strong>in</strong>t mir von e<strong>in</strong>igem Interesse, dass diese dreiArten sich <strong>in</strong>Bezug auf die Schnelligkeit ihrer ersten Entwickluugsstadiengerade umgekehrt verhalten, sodass also die Mesenchymbildung imVerhältniss zur Urdarmbildung um so früher beg<strong>in</strong>nt <strong>und</strong> um sorascher fortschreitet, je langsamer die Gesammtentwicklung vorsich geht. Im E<strong>in</strong>zelnen gibt Selenka über die Mesenchymbildung dergenannten Arten das Folgende an.Bei Cucumaria planet vermehren sich die—anfänglich nur zu 3 8 vorhandenen <strong>und</strong> dann als Mesencbymkeim zusammengefasstenMesenchymzellen sehr rasch; e<strong>in</strong>zelne bleiben an der Innenflächedes Blastoderms liegen, während andere als amöboide Wanderzellen<strong>in</strong> dem Gallertkern umherkriechen <strong>und</strong> denselben schliesslich mit e<strong>in</strong>embeweglichen Zellennetze durchsp<strong>in</strong>nen. Bei Holothuria tubulosa geht die Vermehrungder Mesenchymzellen langsamer vor sich; auch hier s<strong>in</strong>d es nachSelenka anfänglich nur wenige (4—10) Zellen, welche den Mesencbymkeimbilden <strong>und</strong> nach se<strong>in</strong>er Ansicht den ausschliesslichen <strong>Bild</strong>ungsherd— aller späteren Mssenchymzelleu darstellen e<strong>in</strong>e Ansicht, gegen welcheich schon vorh<strong>in</strong> Bedenken geäussert habe <strong>und</strong> welche ich auch durchSelenka's eigene Beobachtungen nicht h<strong>in</strong>reichend gestützt f<strong>in</strong>de; dennmanche Stellen se<strong>in</strong>er Abbildungen lassen die Deutung zu, dass auch nochspäter aus dem Entoderm oder selbst auch aus dem Ectoderm Mesenchymzellenentstehen können. Bei Synapta digitata sollen sich die beiden Urmesenchymzellenvom Gipfel des Urdarmes, woselbst sie entstanden, ab-*) Vergl. <strong>in</strong>sbesondere: Eugen Korscheit, Zur <strong>Bild</strong>ung des mittleren Keimblattes beiden Ech<strong>in</strong>odermen; nach Beobachtungen an Strongylocentrotus lividus. Zoologische Jahrbücher,Abtheil. f. Anatomie. IV. Bd. Jena 1889. p. 653 — 676, Taf. XXXI.


Die Entwicklung der Larye. 259lösen <strong>und</strong> sich alsdann „an beliebigen Stellen" der Innenfläche des Ectodermsanlagern um durch Theilungen alle späteren Mesenchymzelleuzu liefern.Selen ka (232), Semon (237) <strong>und</strong> Korscheit (1. c.) erörtern auchdie Frage, ob die dem Urdarme vorausgehende (Cucumaria plana) odernachfolgende {Synapta dujitata) Entstehung der ersten Mesenchymzelleuals das phylogenetisch ältere Verhalten anzusehen sei? Selenka vertrittdie Auffassung, dass Cucumaria planci das ursprüngliche Verhaltendarstelle, während Semon <strong>und</strong> Korscheit zu der entgegengesetzten Ansichtzu neigen sche<strong>in</strong>en. Me<strong>in</strong>erseits möchte ich mich der Selenka 'sehenAnsicht anschliessen <strong>und</strong> zwar deshalb, weil sie mir am besten mit deroben hervorgehobenen Beziehung zwischen der Mesenchym- <strong>und</strong> Urdarm-<strong>Bild</strong>ung e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> der Schnelligkeit der Gesammtentwicklung anderseits<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu stehen sche<strong>in</strong>t — <strong>in</strong>dessen verkenne ich nicht, dassdurchschlagende Gründe für die Richtigkeit der e<strong>in</strong>en oder anderenMe<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>stweilen noch nicht bekannt s<strong>in</strong>d.3.<strong>Bild</strong>ung des Entero- <strong>und</strong> Hydrocoels, des primären Ste<strong>in</strong>kanales,des Larvenm<strong>und</strong>es <strong>und</strong> des Vorderdarraes.Unter dem Enterocoel verstehen wir die Anlage der späteren Leibeshöhle,unter Hydrocoel die des späteren Wassergefässsystemes <strong>und</strong> unterHydro-Enterocoel die anfangs geme<strong>in</strong>schaftliche Anlage beider. Soweitwir wissen, kommt es bei den Holothurien zunächst zur <strong>Bild</strong>ung e<strong>in</strong>esHydro - Enterocoels,welches <strong>in</strong> der Weise entsteht, dass sich das bl<strong>in</strong>deEnde des Urdarmes von dem übrigen Urdarme abschnürt <strong>und</strong> alsdanne<strong>in</strong>e von Entoderm ausgekleidete, allseitig geschlossene, r<strong>und</strong>liche oderlängliche Blase darstellt (XII, 13): die Hydro-Enterocoelblase (auchVasoperitonealblase oder Vasocoelomsack genannt). Wenn sie auch imAugenblicke ihrer <strong>Bild</strong>ung genau median gelagert ist, so rückt sie dochsehr bald mehr nach l<strong>in</strong>ks; zugleich liegt sie dem Rücken der Larvenäher als der nach ihrer Abschnürung übriggebliebene Urdarm, welchersieb se<strong>in</strong>erseits mit se<strong>in</strong>em neuen bl<strong>in</strong>den Ende nach der Bauchseite derLarve wendet.Durch e<strong>in</strong>en kurzen Kanal, den die Hydro -Entercoelblase nunmehran die RUckenseite der Larve entsendet, setzt sie sich mit derAussenwelt <strong>in</strong> unmittelbare, offene Verb<strong>in</strong>dung. Dieser kurze Kanalwird zum primären Ste<strong>in</strong>kanal; se<strong>in</strong>e äussere Mündung wird alsRückenporus bezeichnet. Bei Synapta digitata bildet sich nachSelenka (232) der Rückenporus schon zu e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> welcher dieHydro-Enterocoelblase sich vom Urdarme noch nicht vollständig ab-dessen besteht bei dieser Art e<strong>in</strong>e kurze Weilegeschnürt bat; <strong>in</strong>folgee<strong>in</strong> bei ke<strong>in</strong>er anderen Seewalze <strong>und</strong> auch bei ke<strong>in</strong>em anderen Ech<strong>in</strong>odermbekannt gewordener Zustand, <strong>in</strong> welchem der Urdarm durch das sich abschnürendeHydro-Enterocoel h<strong>in</strong>durch mit dem Rückenporus <strong>in</strong> Zusammen-17*


260 Seewalzen.hang- ist. Bei den übrigen Holothurien jedoch geht die völlige Abschnürungdes Hydro-Enterocoels stets der <strong>Bild</strong>ung des Riickenporus voraus, <strong>in</strong>dessenmit dem Unterschiede, dass Rückenporus <strong>und</strong> primärer Ste<strong>in</strong>kanal dernachher zu besprechenden Trennung des Hydro-Enterocoels <strong>in</strong> dasHydrocoel <strong>und</strong> das Enteroeoel entweder zuvorkommen oder nachfolgen.Jenes ist z. B. nach Selenka's (231) Forschungen der Fall bei HolotJmriatubidosa, während derselbe Forscher (231) bei Cuciimaria planci erst andem vom Enteroeoel getrennten Hydrocoel den Rückenporus auftretensah. Es zeigt sich so <strong>in</strong> dem zeitlichen Auftreten des primären Steiukanalsdas bemerkenswerthe Verhältniss, dass derselbe der <strong>Bild</strong>ung e<strong>in</strong>esgesonderten Hydrocoels umsomehr vorauseilt, je schneller überhaupt dieGesammtentwicklung <strong>in</strong> diesen Altersstadien verläuft. Denn wir sahenweiter oben, dass bei Synapta Furchung <strong>und</strong> Gastrulabildung rascher vorsich gehen als bei HolotJmria <strong>und</strong> bei dieser wieder rascher als bei Cucumaria.Und wenn wir auch über die Zeit, welche bei Synapta von derBefruchtung bis zur <strong>Bild</strong>ung des primären Ste<strong>in</strong> kanals verstreicht, nochke<strong>in</strong>e ganz genaue Angabe besitzen, so geht doch aus Selenka's (231)Mittheilungen hervor, dass diese Zeit kürzer ist als bei Holothuria tubidosa.Bei dieser Art beg<strong>in</strong>nt die Abschnüruog des Hydro-Enterocoels etwa umdie 45ste St<strong>und</strong>e der Entwicklung; um die 54ste St<strong>und</strong>e hat sich dasselbevollständig vom Urdarme getrennt <strong>und</strong> bildet nunmehr gegen Endedes dritten Tages, ungefähr zur 70sten St<strong>und</strong>e, den primären Ste<strong>in</strong>kanalmit dem Rückenporus. Bei Cuciimaria planci dagegen ist um e<strong>in</strong>en vollenTag später die Hydro -Enteroeoel -Blase noch nicht vollständig vom Urdarmeabgeschnürt <strong>und</strong> vom primären Ste<strong>in</strong>kaual noch ke<strong>in</strong>e Spur vorhanden.Der nähere Vorgang, durch welchen Ste<strong>in</strong>kanal <strong>und</strong> Rückenporusgebildet werden, ist der, dass das Hydro-Enterocoel (bei Cuciimaria plancidas Hydrocoel) e<strong>in</strong>en hohlen Fortsatz gegen die Rückenwand der Larveentsendet, welcher bald an das Ectoderm anstösst, dann mit demselbenverschmilzt <strong>und</strong> schliesslich nach aussen durchbricht; Selenka beobachtetediesen Vorgangsowohl bei Holothuria tubidosa <strong>und</strong> Cucumariaplanci (231) als auch bei Synapta digitata (232). Der fertige Perus liegtnicht genau <strong>in</strong> der Medianl<strong>in</strong>ie des Rückens, sondern etwas nach l<strong>in</strong>ks,entspricht also <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stellung dem Hydro-Enterocoel.Zur Geschichte des primären Ste<strong>in</strong>kanals <strong>und</strong> des Rückenporus seibemerkt, dass die erste darauf bezügliche Beobachtung von Joh. Müller(179) herrührt. Er beschrieb denselben bei der Larve der Synapta digitataals e<strong>in</strong>en „röhrigen Strang" <strong>und</strong> sah dar<strong>in</strong> anfänglich die Anlage desGenitalganges, verbesserte aber diese Anschauung sehr bald selbst (179, 180)<strong>in</strong> die richtige Ansicht, dass es sich hier um die Anlage des Ste<strong>in</strong>kanaleshandelt. Krohn (124) sah den „Rückenkanal'' bei noch jüngerenSynapta -hsiYYQi[i] Joh. Müller (179, 180) beobachtete denselben fernerbei der „Auricularia mit Kugeln'^ <strong>und</strong> Danielssen <strong>und</strong> Koren (220)konnten se<strong>in</strong> Vorkommen bei den von ihnen zu Holothuria tremula ge-


Die Entwicklung der Larve. 261stellten*) Jungen feststellen. Desgleichen fanden ihn alle späteren Forscherbei den von ihnen untersuchten Formen,Das Hydro -Entero CO el lernten wir schon weiter oben als e<strong>in</strong> abgeschnürtesDivertikel des Urdarmes kennen. Wir verdanken dieseKenntniss**) <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie den Beobachtungen Selenka's (231 u. 232),welcher den Vorgang der Abschnüruug bei Holothuria tubulosa, Cucumariaplanci <strong>und</strong> Synapta digitafa Schritt für Schritt verfolgte (XIII, 1). BeiSynapia hat das Hydro -Enterocoel im Augenblicke se<strong>in</strong>er <strong>Bild</strong>ung nochnicht die bei den anderen Arten (XII, 13) sofort auftretende Blasenform,sondern stellt, mit dem primären Ste<strong>in</strong>kanal zusammen, e<strong>in</strong>e ziemlichgleichweite Röhre dar, welche sich erst später, nachdem sich das Enterocoelvon ihr getrennt hat, <strong>in</strong> ihrem Hydrocoel-Bestandtheil bläschenförmig erweitert.Nach Metschnikoff's (169) Entdeckung, welche von Selenka(231 u. 232) <strong>und</strong> Semon (237) bestätigt <strong>und</strong> auf andere Arten ausgedehntwurde, zerfällt das Hydro -Enterocoel sehr bald unter gleichzeitigerLängsstreckung durch e<strong>in</strong>e quere E<strong>in</strong>schnürung <strong>und</strong> darauffolgendevollständige Abschnürung <strong>in</strong> zwei <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Körperhälfte gelegeneBlasen: e<strong>in</strong>e vordere, das Hydrocoel***), <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>tere, das Enterocoel(XIII, 2).Der primäre Ste<strong>in</strong>kaual bleibt dabei <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit demHydrocoel oder tritt (bei Ciwumaria planci) erst jetzt an diesem auf.Das jetzt bläschenförmige Hydrocoel (auch Wassergefässblase odere<strong>in</strong>fach Clefässblase genannt) hängt an dem primären Ste<strong>in</strong>kanal wie e<strong>in</strong>eBeere an ihrem Stiele <strong>und</strong> war <strong>in</strong> dieser Form bereits Joh. Müller (178)bekannt. Derselbe hielt das Bläschen, welches er bei der Auriculariavon Synapta digitata <strong>und</strong> bei der „Auricularia mit Kugeln" beobachtete,zuerst für die Anlage des ganzen zukünftigen Ech<strong>in</strong>oderms, überzeugtesich aber bald durch se<strong>in</strong>e fortgesetzten Untersuchungen (179 u. 180),dass nur das Wassergefässsystem daraus se<strong>in</strong>e Entstehung nimmt.Bemerkenswerth ist se<strong>in</strong>e allerd<strong>in</strong>gs bis jetzt unbestätigt gebliebeneAngabe, dass bei der „Auricularia mit Kugeln" das Hydrocoelbläschenmitunter <strong>in</strong> der rechten, statt <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Körperhälfte liege. Ausder Bläschenform geht das Hydrocoel durch Ausbuchtungen,welche anse<strong>in</strong>er der Körperoberfläche zugekehrten Seite auftreten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e (erstbohneuförmige, dann dreilappige <strong>und</strong> schliesslich) fünf lappige Gestaltüber, wie das Joh. Müller (179 u. 180), Bauer (10), Metschnikoff(169) <strong>und</strong> Semon (237) an den vorh<strong>in</strong>genannten Auricularien, Selenka*) Verg-], die Anmerkung ***)auf S. 251.**) Soweit nur die Holothurien, niclit die Ecli<strong>in</strong>odermen überhaupt, <strong>in</strong> Betracht kommen.der Cucumaria***) Kowalevsky (121) will beobachtet haben, dass das Hydrocoellärchhergii auf ganz andere Weise, nämlich durch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stülpung des Ektoderms, zu Standekomme. Indessen steht diese Behauptung <strong>in</strong> so tiefgreifendem Gegensatze zu allem, waswir sonst bei Holothurien <strong>und</strong> anderen Ech<strong>in</strong>odejmen über die Entwicklungdes Wassergefässsystcmswissen, dass wir sie auf sich beruhen lassen müssen.


262 Seewalzen.(231) au den Larven von Uolothuria tuhulosa <strong>und</strong> Cucumaria planci festgestellthaben (XIII, 3). Zugleich beg<strong>in</strong>nt das Hydrocoel se<strong>in</strong>e Lage zuändern, <strong>in</strong>dem se<strong>in</strong> bis dah<strong>in</strong> h<strong>in</strong>teres Ende*) sich bauchwärts <strong>und</strong> nachvorn, dagegen das bis dah<strong>in</strong> vordere Ende sich rückwärts <strong>und</strong> nachh<strong>in</strong>ten verschiebt, bis schliesslich das ganze Hydrocoel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zurKörperachse annähernd queren Ebene liegt. Dabei biegen sich fernerdie beiden Enden des Hydrocoels, als wollten sie die Körperachse umgreifen(was sie später auch wirklich thun), sodass das ganze Hydrocoeljetzt mit e<strong>in</strong>er Spange oder e<strong>in</strong>em Hufeisen verglichen werden kann,dessen convexe Seite mit fünf Ausbuchtungen besetzt ist.Unterdessen hat aber auch der andere Abschnitt des zertheiltenHydro -Enterocoels, das Enterocoel, wichtige Veränderungen erfahren.Unmittelbar nach se<strong>in</strong>er völligen Abschnürungstellt dasselbe e<strong>in</strong> schlauchoderbläschenförmiges Gebilde dar, welches nach h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> die Längewächst. Zugleich rückt das wachsende H<strong>in</strong>terende, von l<strong>in</strong>ks her schrägnach oben <strong>und</strong> h<strong>in</strong>ten aufsteigend, an die Eückseite des Darmes, tiberschreitetdort die Medianebene <strong>und</strong> erreicht dann, schräg nach unten<strong>und</strong> vorn absteigend, die rechte Seite des Darmes. In diesem Stadiumstellt das ganze Enterocoel e<strong>in</strong> spangen- oder hufeisenförmiges Gebildevor, welches den Darm unvollständig umgreift <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gewisseAehnlichkeit mit dem Verhalten des Hydrocoels zu erkennen gibt.Esbleibt aber das Enterocoel ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Gebilde, sondern theilt sichnunmehr <strong>in</strong> zwei Stücke, <strong>in</strong>dem der nach rechts gerückte Theil sich vondem l<strong>in</strong>ks gebliebenen durch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schnürung <strong>und</strong> schliesslicheTrennung vollständigablöst. Alsdann ist das früher e<strong>in</strong>heitliche Enterocoel<strong>in</strong> e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>kes <strong>und</strong> e<strong>in</strong> rechtes zerlegt, die sich zu beiden Seiten desDarmes lagern (XIII, 4 u. 5).Der eben geschilderte Vorgang der <strong>Bild</strong>unge<strong>in</strong>es l<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> rechtenEnterocoels wurde zuerst von Metschnikoff (169) bei Synapta digitata,dann von Selenka (231) bei Holothuria tuhulosa <strong>und</strong> Cucumaria plancibeobachtet. Dagegen war das Ergebniss des Vorganges (XIII, 3) schon Job.Müller (178, 179, 180) bekannt. Derselbe beschrieb die beiden Enterocoeleunter dem Namen „wurstförraige Körper'' bei der Auricularia vonSynapta digitata <strong>und</strong> bei der „Auricularia mit Kugeln" <strong>und</strong> war ders<strong>in</strong>d dieseMe<strong>in</strong>ung, dass es sich dabei um solide Zellenanhäufungen, um „Ablagerungenvon <strong>Bild</strong>ungsmasse", handle. Auch von Baur (10)Gebilde nicht unbeachtet gelassen, aber ebenfalls für compakt gehaltenworden. Erst Metschnikoff klärte ihre Entstehuug <strong>und</strong> Bedeutung auf<strong>und</strong> zeigte zugleich, was Semon (237) neuerd<strong>in</strong>gs bestätigte, dass sie*) Der Deutlichkeit halber will ich bemerken, dass ich mir hier <strong>und</strong> überall im Folgendendie Larpe so orientirt denke, dass ihre Körperachse der Haltung der fertigen Holothurieentsprechend horizontal liegt. Ventral oder unten bezeichnet dann natürlich dieselbe Region,welche bei aufrechter Stellung der Körperachse als vorn bezeichnet wird , <strong>und</strong> vorn heisstdann dieselbe Region, welche hei aufrechter Stellung oben heisst.


Die Entwicldnnji- der Larve. 263keiueswegs solide s<strong>in</strong>d, wenn sich auch bei Sijnapta digitataihr Lumenvorübergehend auf e<strong>in</strong>en fe<strong>in</strong>en Spaltraum verr<strong>in</strong>gert. Er nannte siewegen der übrigens schon von Job. Müller (180) <strong>und</strong> Baur (10) bemerktenScheibenforra ,welche sie bei Synapta digitata annehmen, dielateralen Scheiben <strong>und</strong> verglich sie mit e<strong>in</strong>em Uhrgläschen, welches se<strong>in</strong>econcave Seite dem Darme zugekehrt hat. Selenka führte dafür dieBezeichnung Peritonealblasen oder Cölomsäcke e<strong>in</strong>, um dadurche<strong>in</strong>erseits dem Umstände gerecht zu werden, dass sie bei HolotJmria tuhulosa<strong>und</strong> noch mehr bei Cucmnaria planci von Anfang an e<strong>in</strong>en deutlichenHohlraum erkennen lassen <strong>und</strong> um anderseits ihre zukünftige Rolle schonim Namen anzudeuten.Nachdem der Urdarm das Hydro -Enterocoel abgegeben hat <strong>und</strong>während dieses die vorh<strong>in</strong> erwähnten Umbildungen durchmacht, wächstdas bl<strong>in</strong>de Ende des Urdarmes weiter <strong>und</strong> biegt sich zugleich nach derBauchseite der Larve. Zur selben Zeit oder schon etwas früher (XII, 13)ist an der Bauchseite e<strong>in</strong>e zuerst von Krohn (124) beobachtete E<strong>in</strong>buchtungdes Ektoderms, die sog. M<strong>und</strong>bucht, aufgetreten, welche sichallmählich tiefer e<strong>in</strong>senkt <strong>und</strong> schliesslich mit ihrem bl<strong>in</strong>den Ende dasbl<strong>in</strong>de Ende des Urdarmes erreicht. Beide biechen an ihrer Berührungs<strong>und</strong>Verwachsungsstelle <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander durch <strong>und</strong> bilden so das fertige,kmitM<strong>und</strong> <strong>und</strong> After ausgestattete Darmrohr der Larve. Auch diesen Vorganghat bereits Krohn (124) gesehen, doch haben erst Selenka (231,232) <strong>und</strong> Semon (237) Näheres darüber berichtet. An dem fertigenDarme der Larve lassen sich drei Abschnitte als Vorderdarm, Mitteldarm<strong>und</strong> Enddarm unterscheiden. Der Vorderdarm grenzt sich stetsscharf durch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schnürung (XIII, 2—5) vom Mitteldarme ab. Dieserzeichnet sich durch die beträchtliche Ausweitung se<strong>in</strong>es Innenraumes aus<strong>und</strong> geht durch e<strong>in</strong>e weniger scharfe E<strong>in</strong>schnürung <strong>in</strong> den engeren Enddarmüber. Bei Holothuria tuhulosa <strong>und</strong> Cucmnaria planci soll die E<strong>in</strong>schnürung,welche den Vorderdarm vom Mitteldarme trennt, nach Selenka(231) der Durchbruchsstelle der ektodermalen M<strong>und</strong>bucht <strong>in</strong> den Urdarmentsprechen, also der Vorderdarm vom Ektoderm her entstanden se<strong>in</strong>.Bei Synapta digitata dagegen liefert nach demselben Forscher (232) dieEktoderm -E<strong>in</strong>stülpung nicht den Vorderdarm, sondern nur e<strong>in</strong>en Vorhofdes M<strong>und</strong>es; die Durchbruchsstelle <strong>in</strong> den Urdarm entspricht hier dereigentlichen M<strong>und</strong>öffnung; der Vorderdarm selbst aber entsteht durch e<strong>in</strong>eunvollständige Abschnürung des vordersten Urdarmbezirkes. Diese Auffassungder Vorderdarm-<strong>Bild</strong>ung bei Sijnapta sche<strong>in</strong>t auch schon Krohn(124) gehabt zu haben <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs ist sie von Semon (237) bestätigtworden. Demnach wäre der Vorderdarm der Stjnapta se<strong>in</strong>er Herkunftnach wesentlich verschieden von dem gleichnamigen Darmabschnitt derjungen Holothuria <strong>und</strong> Cucumaria. Um aber e<strong>in</strong>e solche tiefgreifendeVerschiedenheit mit Bestimmtheit behaupten zu können, reichen die vorliegendenBeobachtungen ke<strong>in</strong>eswegs aus. Mir wenigstens sche<strong>in</strong>en dieAngaben Seleuka's über die Vorderdarmbildung bei Holothuria <strong>und</strong>


264 Seewalzen.Cmumaria nicht beweiskräftig genug zu se<strong>in</strong>; erneuerte, ausdrücklich aufdiesen Punkt gerichtete Untersuchungen werden wahrsche<strong>in</strong>lich zu e<strong>in</strong>emanderen Ergebnisse führen.4. Die äussere Gestaltung der Larve.Die Betrachtung der äusseren Form der Larve haben wir (S. 257) imStadium der allseitig bewimperten, länglichen, frei schwimmenden Gastrulaverlassen. Indessen haben wir schon früher, bei der Besprechung desBlastulastadiums (S. 255) gesehen dass , ke<strong>in</strong>eswegs bei allen Holothuriene<strong>in</strong>e frei schwimmende Larve auftritt. Bei Cucumaria kirchhergü ist nachden Beobachtungen von Kowalevsky (121) die ganze Entwicklung e<strong>in</strong>edirekte, welche ohne Larvenstadien im Innern der EihüUe durchlaufen wird.Vielleicht f<strong>in</strong>det dasselbe Verhalten bei Mülleria agassmi Sei., sowie beimanchen der durch e<strong>in</strong>e besondere Brutpflege ausgezeichneten Arten, wieCucumaria m<strong>in</strong>iita (Fabr.), laevigata (Verr.), crocea (Less.), Psoltis epliippiferW. Thoms. statt; doch wissen wir darüber bis jetzt nichts Bestimmtes.Dass durch die Brutpflege die Larvenentwicklung nicht vollständigausgeschlossen wird, lehren die Beobachtungen von Kowalevsky(121) an den mit Hülfe e<strong>in</strong>es Wimperkleides <strong>in</strong> der mütterlichen Leibeshöhleumherschwimmenden Jungen von Phyllophorus urna Grube, wieumgekehrt vollständiger Mangel der Larvenentwicklungauch ohne Brutpflegemöglich ist (bei Cucumaria MrcJibergii).A. Die Auricularia.Bei denjenigen Arten, deren Entwicklungsgeschichte genauer durchforschtist, ich me<strong>in</strong>e Synapta digitata, Holothuria tuhulosa <strong>und</strong> Cucumariaplanci, treffen wir übere<strong>in</strong>stimmend e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte Entwicklung an, derenerstes Larvenstadium <strong>in</strong> der schon erwähnten frei schwimmenden,allseitig bewimperten, länglichen Gastrula gegebenist. Durch das Auftretendes dorsalen Rückenporus <strong>und</strong> der ventralen M<strong>und</strong>bucht, oft auchdurch e<strong>in</strong>e Verschiebung des zum After werdenden Urm<strong>und</strong>es aus se<strong>in</strong>eranfänglichen term<strong>in</strong>alen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ventrale Lagerung (bei Synapta <strong>und</strong>Holothuria) nimmt die Larve nunmehr auch äusserlich e<strong>in</strong>e bilateralsymmetrischeForm an, welche dann zu noch schärferem Ausdrucke kommt,wenn die Gastrula-Larve ihre Bewimperung <strong>in</strong> der Weise abändert, dassdie als Auricularia bezeichnete zweite Larven form zur Ausbildunggelangt.In diesem, bei Synapta digitata <strong>und</strong> Holothuria ttihtdosa gegebenenFalle nämlich, verliert die Larve ihre Bewimperung auf dem weitausgrössten Theile ihrer Oberfläche. Erhalten bleiben die Wimpern derEktodermzellen nur im Bereiche e<strong>in</strong>es ununterbrochenen Streifens, welchersich bilateralsymmetrisch zu der durch die M<strong>und</strong>bucht gekennzeichnetenMedianebene anordnet <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>- <strong>und</strong> hergebogenen Verlauf nimmt.


Die Entwicklung der Larve. 265Zugleich tritt <strong>in</strong> der Umgebiiiig der Mi<strong>in</strong>dbucbt e<strong>in</strong>e querliegende Vertiefungder ventralen Oberfläche des Larvenkörpers e<strong>in</strong>. Diese Vertiefung,das sog. M<strong>und</strong> fei d, setzt sich an den beiden Flanken des Körpers nachvorn <strong>und</strong> h<strong>in</strong>ten fort, um schliesslich abger<strong>und</strong>et zu endigen. So entstehtjederseits e<strong>in</strong>e der Länge nach verlaufende Vertiefung, das sog. Seitenfeld;die beiden Seitenfelder s<strong>in</strong>d durch das quere M<strong>und</strong>feld mit e<strong>in</strong>anderverb<strong>und</strong>en, bilden also damit zusammen e<strong>in</strong>e etwa H-förmige Figur. DerQuerstab der H-Figur entspricht dem M<strong>und</strong>feld, die beiden senkrechtenSeitenstäbe den Seitenfeldern. Der vorh<strong>in</strong> erwähnte Wimperstreifen, dergewöhnlich als Wimperschnur bezeichnet wird, ist nun so angeordnet,dass er ohne Unterbrechung den Rändern des M<strong>und</strong>feldes <strong>und</strong> der Seitenfelderfolgt, gewissermaassen e<strong>in</strong>e Umsäumung derselben bildet. WieFig. 22.Fig. 19. Fig. 20. Fig. 21.Schematische Darstellung der allmählichen Ausbildung der äusseren Gestalt der Auricularia-Larve;die Ventralseite ist dem Beschauer zugekehrt. M<strong>und</strong>feld <strong>und</strong> Seitenfelder s<strong>in</strong>dschraffirt; die Wimperschnur ist durch e<strong>in</strong>e dicke schwarze L<strong>in</strong>ie angedeutet. Die Abschnittedes Darmes (Vorder-, Mittel-, Enddarm) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihren Umrissen angedeutet.a M<strong>und</strong>feld, a' Vorderer, a" h<strong>in</strong>terer Theil des rechten Seitenfeldes. h Stirnfeld.c Afterfeld, clE<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die M<strong>und</strong>bucht, e After. / Wimperschnur; /^ dorsaler Longitud<strong>in</strong>altheilder Wimperschnur; /'^ vordere ümbiegung des Longitud<strong>in</strong>altheiles der Wimperschnur;P h<strong>in</strong>tere ümbiegung des Longitud<strong>in</strong>altheiles (= Ohrzipfel oder Aurikel); /* vordererventraler Longitud<strong>in</strong>altheil /^ h<strong>in</strong>terer ventraler Longitud<strong>in</strong>altheil ; ; f^ vorderer Transversaltheil;/' h<strong>in</strong>terer Transversaltheil. g Die adorale Wimperschnur (punktirt).i Mitteldarm, h Enddarm.liVorderdarm.e<strong>in</strong> Blick auf die obenstehenden schematischen Figuren (Fig. 19 bis22) lehrt, ist die Ausdehnung der Seitenfelder nach vorn <strong>und</strong> h<strong>in</strong>ten anfänglichganz unbedeutend, steigert sich aber bald (Fig. 21) so, dass dieerwähnte H-Figur sehr deutlich wird. An der Wimperschnur kann manden die Seitenfelder umsäumenden Theil als den Longitud<strong>in</strong>altheil,den das M<strong>und</strong>feld begrenzenden als den Transversaltheil unterscheiden.Des Näheren unterscheidet man (Fig. 21): 1) den dorsalen Longitud<strong>in</strong>altheil,welcher den dorsalen Rand des Seitenfeldes bildet; 2) dessen vordere,3) dessen h<strong>in</strong>tere Ümbiegung; 4) den vorderen ventralen Longitud<strong>in</strong>altheil<strong>und</strong> 5) den h<strong>in</strong>teren ventralen Longitud<strong>in</strong>altheil, welche beide znsammenden ventralen Rand des Seitenfeldes darstellen; 6) den vorderen <strong>und</strong>7) den h<strong>in</strong>teren Transversaltheil, welche die vordere <strong>und</strong> h<strong>in</strong>tere Begrenzung


26ßSeevralzen.des M<strong>und</strong>feldes bilden. Das vor dem vorderen Transversaltheil der W<strong>in</strong>ipersebnurgelegene Stück der ventralen Körperoberfläche wird als dasStirn feld, das h<strong>in</strong>ter dem h<strong>in</strong>teren Transversaltheil bef<strong>in</strong>dliche Stückals Afterfeld bezeichnet. Die Wimperschnur zeigt namentlich <strong>in</strong> ihremLongitud<strong>in</strong>altheil die Neigung, sich wellen- oder guirlandenförmig h<strong>in</strong>- <strong>und</strong>herzubiegen (Fig. 22 u. XIII, 3, 6), <strong>in</strong>dem der Kand der Seitenfelderentsprechende Lappen (Zipfel) <strong>und</strong> Buchten bildet. Insbesondere ziehtsich die h<strong>in</strong>tere Umbiegungsstelle des Longitud<strong>in</strong>altheiles der Wimperschnur(Fig. 21, 22 u. XIII, 3, 6) meistens zu e<strong>in</strong>em Zipfel aus,welcher bei umgekehrter*) Stellung der Larve e<strong>in</strong>e entfernte Aehnlichkeitmit e<strong>in</strong>em Ohre hat <strong>und</strong> dadurch Veranlassung war, dass Job.Müller (178) für das hier geschilderte <strong>und</strong> von ihm entdeckte zweiteLarvenstadium der Holothurien den Namen Auricularia e<strong>in</strong>führte.**)Während so am H<strong>in</strong>terende der Larve die beiderseitigen Theile derWimperschnur durch <strong>Bild</strong>ung der Ohrzipfel ause<strong>in</strong>anderweichen, zeigensie am vorderen Körperende das entgegengesetzte Bestreben, was soweit gehen kann, dass die l<strong>in</strong>ke <strong>und</strong> die rechte vordere Umbiegungsstelleder Wimperschnur sich bis zur Berührung e<strong>in</strong>ander nähern (XIII, 3).Ausser der soeben erwähnten Wimperschnur besitzen die Auricularienaber noch e<strong>in</strong>en zweiten davon unabhängigen Wimperstreifen, der sichwegen se<strong>in</strong>er versteckten Lage <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gen Ausdehnung der Beobachtungleicht entziehen konnte. Er wurde erst neuerd<strong>in</strong>gs durch Semon (237) unterder Bezeichnung „adorale Wimperschnur" näher beschrieben. Wie derName andeutet, verläuft die adorale Wimpeischnur (XIV, 8) im Umkreisedes M<strong>und</strong>es als e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> dem M<strong>und</strong>vorhofe gelegene wimpernde Ektoderm-Verdickung, welche den M<strong>und</strong>e<strong>in</strong>gang anfangs e<strong>in</strong>fach kreisförmig umgürtet(s. Fig. 19 u. 20), später aber am ventralen M<strong>und</strong>rande e<strong>in</strong>e schl<strong>in</strong>genförmigeAusbuchtung (Fig. 21 u. 22) <strong>in</strong> den Vorderdarm entsendet <strong>und</strong> dadurchdas schon von Job. Müller hervorgehobene hasenschartenähnlicheAussehen der M<strong>und</strong>öffnung veranlasst.***) Semon (237) ist übrigens nichtganz im Rechte, wenn er die Me<strong>in</strong>ung ausspricht, es sei die adorale Wimperschnurvon den früheren Forschern gar nicht bemerkt worden; denn es f<strong>in</strong>densich wenigstens Spuren von hierher gehörigen Beobachtungen sowohl beiJob. Müller als auch bei Met sehn ik off <strong>und</strong> Selenka. Jener zeichnete <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Abbildungen (179, Taf. IV, Fig. 1) <strong>in</strong> die tibergewölbte Wand derM<strong>und</strong>bucht e<strong>in</strong>en gleichbreiten queren Streifen e<strong>in</strong>, den er zwar <strong>in</strong> Text<strong>und</strong> Tafelerklärung nirgends erwähnt, der aber nichts anderes se<strong>in</strong> kannals e<strong>in</strong> Theil der adoralen Wimperschnur. Metschnikoff (169) aberspricht von e<strong>in</strong>em über dem M<strong>und</strong>e gelegenen Ektodermband, welches*) Genauer: das H<strong>in</strong>terende nacli oben, das Vorderende nach h<strong>in</strong>ten, die Bauchseitenach vorn gerichtet.**) Joh. Müller hielt die Auricularien anfänglich (178) für Seesternlarven, zeigte aberselbst schon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er nächsten Abhandlung (179), dass sie die Larven von Holothurien s<strong>in</strong>d.***) Vergl. auch Semon, Zur Morphologie der bilateralen Wimperschnur der Ech<strong>in</strong>odermenlarven.Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 25, 1890.


Die Entwicklung- der Larve. 2(')7offenbar mit dem von Müller gezeichneten Gebilde identisch ist. '•)Selenka (232) endlich beschreibt bei jungen Auricularien e<strong>in</strong>e wulstförmige,ektodermale Verdickung des M<strong>und</strong>randes, welche nach h<strong>in</strong>ten„durch den hasenschartenartigen E<strong>in</strong>schnitt der M<strong>und</strong>öffnung w<strong>in</strong>klig geknicktersche<strong>in</strong>t" <strong>und</strong> wohl auch nur auf die adorale Wimperschnur bezogenwerden kann. Indessen bleibt Semon das Verdienst, zum erstenMale auf diese adorale Wimperschnur nachdrücklich h<strong>in</strong>gewiesen <strong>und</strong> unsmit deren Lage <strong>und</strong> Bau näher bekannt gemacht zu haben.Endlich sche<strong>in</strong>en auch noch am After der Auricularien Wimperzellenauftreten zu können; denn Semon (237) bemerkte wenigstens bei dergleich näher zu schildernden „Auricularia mit Rädchen" e<strong>in</strong>en Kranzgrösserer Wimpern im Umkreis der Afteröffnung.Von der im Vorstehenden beschriebenen Auricularia - Larve s<strong>in</strong>d bisjetzt vier Arten bekannt, nämlich: 1) die Auricularia mit Kalkrädchen,2) die Auricularia mit Kugeln, 3) die Auricularia der Holothuria tubulosa,4) die grosse Auricularia von Orotava.1. Die Auricularia mit Kalkrädchen (XIII, 3) wurde von Joh.Müller (178) entdeckt <strong>und</strong> zuerst beschrieben. Weiterh<strong>in</strong> wurde sie vonBaur (10), der ihre Zugehörigkeit zu Synapfa cligitata nachwies, sowievon Metschnikoff (169), Selenka (232) <strong>und</strong> Semon (237) näher untersucht.Ihre Länge wird von Joh. Müller zu 0,66 — 0,88,von Baur zu0,8, von Semon zu 1,4 — 1,7 mm angegeben. Diese Unterschiede <strong>in</strong> derGrösse erklären sich vielleicht nur aus dem verschiedenen Alter <strong>und</strong> aus<strong>in</strong>dividuellen Differenzen der gemessenen Larven,vielleicht aber weisensie darauf h<strong>in</strong>, dass diese Larven doch nicht alle zur selben Art gehören.Die Möglichkeitist nicht von der Hand zu weisen, dass unter den Auricularienmit Kalkrädchen ausser den Larven der St/napta digitata auchdiejenigen der Synapta <strong>in</strong>Jiaerens versteckt s<strong>in</strong>d. Die Auricularia mitKalkrädchen ist von ausserordentlich durchsichtiger, glasheller Beschaffenheit.Der dorsale Longitud<strong>in</strong>altheil ihrer Wimperschnur bildet an jederKörperseite zwei oder mehr Zipfel; <strong>in</strong> ähnlicher Weise bildet auch dervordere <strong>und</strong> der h<strong>in</strong>tere ventrale Longitud<strong>in</strong>altheil der Wimperschnur jee<strong>in</strong>en Seitenlappen. Die Ohrzipfel s<strong>in</strong>d gut ausgebildet <strong>und</strong> am vorderenKörperende s<strong>in</strong>d der rechte <strong>und</strong> der l<strong>in</strong>ke Theil der Wimperschnur <strong>in</strong>Berührung. Was aber diese Auricularien-Art ganz besonders kennzeichnet,ist das Auftreten rädchenförmiger Kalk kör per <strong>in</strong> den Ohrzipfeln.Die Rädchen haben e<strong>in</strong>en Querdurchmesser von 0,03— 0,037 mm <strong>und</strong>besitzen 12 — 16 Speichen. Ihre Form <strong>und</strong> Entstehung haben wir schonbei e<strong>in</strong>er früheren Gelegenheit (S. 41, 42 u. I, 9; II, 15, 16) kennengelernt. Ihre Zahl schwankt von 1—6, welche sich <strong>in</strong> ungleicher Weiseso auf die beiden Ohrzipfel zu vertheilen pflegen, dass der l<strong>in</strong>ke <strong>in</strong> der*) Aus Skizzen, -welche ich vor Jahren (1880) <strong>in</strong> Neapel nach lebenden Auricularienanfertigte, ersehe ich, dass auch mir damals das betreffende Querband des M<strong>und</strong>vorhofesnicht entgangen ist.


268 Seewalzen.Regel e<strong>in</strong> oder zwei Rädchen mehr enthält als der rechte, z. B. l<strong>in</strong>ks 3,rechts 1 oder l<strong>in</strong>ks 4, rechts 2 oder l<strong>in</strong>ks 2, rechts 1 oder l<strong>in</strong>ks 1, rechts 0;doch kommt es auch vor, dass jederseits gleichviele Rädchen (2 oder 1)vorhanden s<strong>in</strong>d, oder dass nur rechts sich e<strong>in</strong> solches bef<strong>in</strong>det. Ausserden Rädchen f<strong>in</strong>det sich sehr häufig e<strong>in</strong>e zweite Art von Kalkgebilden <strong>in</strong>Gestalt von soliden Kalkkugeln. Dieselben liegen ebenfalls <strong>in</strong> denOhrzipfeln, haben annähernd denselben Durchmesser wie die Rädchen<strong>und</strong> sche<strong>in</strong>en ebenso wie diese den l<strong>in</strong>ken Ohrzipfel vor dem rechten zubevorzugen. Entweder ist nur e<strong>in</strong>e Kugel vorhanden oder man f<strong>in</strong>detderen 2 oder 3. Nach Semon (237)tritt die erste Kugelstets im l<strong>in</strong>kendie andere rechts.Ohrzipfel auf. S<strong>in</strong>d 2 vorhanden, dann liegt e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>ks,Bei 3 Kugeln sche<strong>in</strong>t es abweichenderweise vorzukommen ,dass alle 3rechts liegen. Rädchen <strong>und</strong> Kugeln s<strong>in</strong>d oft gleichzeitig vorhanden <strong>und</strong>nicht selten besitzen jüngere Larve der Kugeln <strong>und</strong> Rädchen mehr alsältere. In der zeitlichen Reihenfolge geht nach Metschnikoff (169)<strong>und</strong> Semon (237) das erste Auftreten der Kalkkugeln dem der Rädchenvoraus.2. Die Auricularia mit Kugeln (XIII, 6) wurde gleichzeitig mitder vorigen von Joh. Müller (178, 179, 180) entdeckt <strong>und</strong> beschrieben,ist aber leider seitdem nicht wieder Gegenstand e<strong>in</strong>er genaueren Untersuchunggewesen. So wissen wir auch bis jetzt nicht, welche Holothuriesich aus ihr entwickelt, sondern haben <strong>in</strong> dieser Richtung nurdie Vermuthung von Baur (10), dass sie die Larve irgend e<strong>in</strong>er füssigenHolothurie sei, sowie e<strong>in</strong>e ältere Angabe von Joh. Müller (179, S. 23),aus welcher man sich veranlasst sehen könnte, an e<strong>in</strong>e Zugehörigkeitzu Stidiopus — rcgalis (Cuv.) zu denken. Die Länge dieser Auricularia beträgt0,8 0,9 mm. In e<strong>in</strong>er Reihe von Punkten unterscheidet sie sichvon der Auricularia mit Rädchen, so <strong>in</strong> Färbung, Verlauf der Wimperschnur,Gestalt der (oder richtiger des) Kalkkörper <strong>und</strong> Besitz von elf,aus organischer Substanz gebildeter Kugeln. Die Färbung des glashellen,durchsichtigen Thieres ist e<strong>in</strong> fleckiges Gelb oder Roth ,welches zumTheil durch die blassrothe Farbe der 11 Kugeln, zum grösseren Theileaber durch e<strong>in</strong>e gelbe (<strong>und</strong> rothe) Pigmeutirung der Wimperschnur <strong>und</strong>zerstreuter r<strong>und</strong>er Flecken der übrigen Körperoberfläche bed<strong>in</strong>gt ist.Semon (237) erklärt dieses Pigment für schmarotzende e<strong>in</strong>zellige Algen,ohne <strong>in</strong>dessen dafür e<strong>in</strong>en näheren Nachweis zu geben. Die Wimperschnurbleibt bei dieser Auricularia am vorderen Körperende durch e<strong>in</strong>enweiteren Abstand von der Medianebene entfernt. Die Ohrzipfel s<strong>in</strong>d gutausgebildet, beherbergen aber ke<strong>in</strong>e Kalkkörper. Dafür liegt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigerunpaarer Kalkkörper <strong>in</strong> der Mitte des H<strong>in</strong>tereudes, welches selbst e<strong>in</strong>enach h<strong>in</strong>ten gerichtete Hervorwölbung zwischen den Ohrzipfeln darstellt.Dieser Kalkkörper besteht aus e<strong>in</strong>em r<strong>und</strong>lichen Centraltheile, welchernach vorn mehrere verästelte oder unverästelte Fortsätze entsendet. Mitunterliegen an derselben Stelle statt des e<strong>in</strong>en Kalkkörpersderen zweioder mehr. Mit se<strong>in</strong>en Fortsätzen umfasst der Kalkkörper die unpaare


Die Entwicklung- der Larve. 269elfte der gleich zu besprecliCDdeu Kugeln. Der Zeit se<strong>in</strong>er <strong>Bild</strong>ung nachgeht der Kalkkörper dem Auftreten der Kugeln voran. Diese schon durchihre Farbe auffallenden Kugeln s<strong>in</strong>d solide <strong>und</strong> bestehen aus e<strong>in</strong>er zähen,elastischen, nicht näher erforschten Substanz. Es s<strong>in</strong>d deren im Ganzen11 ,welche sich so vertheilen,dass e<strong>in</strong>e unpaare h<strong>in</strong>ten vor dem Kalkkörperliegt, die übrigen sich zu 5 Paaren an den Seiten des Larvenkörpersanordnen; das vorderste <strong>und</strong> das h<strong>in</strong>terste Paar liegen an denStellen, wo der dorsale Longitud<strong>in</strong>altheil der Wimperschnur <strong>in</strong> denventralen umbiegt; die drei anderen Paare liegen so zwischen jenen, dasssie den Zipfeln des dorsalen Longitud<strong>in</strong>altheiles der Wimperschnur entsprechen.3. Die Auricularia der Holothuria tubulosa (XIII, 7) wurdevon Selenka (231) aus den Eiern dieser Seewalze gezüchtet, womit dieVermuthung von Kowalevsky (121), dass gerade diese Art ke<strong>in</strong> Auricularia-Stadiumbesitze, widerlegt war. Sie hat e<strong>in</strong>e Länge von 0,45 mm.Ihre Wimperschnur ist durch e<strong>in</strong>e Anzahl grünlicher, Fettkörner enthaltenderZellen ausgezeichnet <strong>und</strong> verläuft viel eiofacher als bei denbeiden vorigen Auricularien ,<strong>in</strong>dem sie ke<strong>in</strong>e Seitenzipfel bildet. Auchdie Ohrzipfel s<strong>in</strong>d nicht ausgebildet. Ferner enthält diese Auriculariaweder Kalkkörper noch elastische Kugeln. Da sie aber nur e<strong>in</strong>e kurzeZeit lang weiter gezüchtet werden konnte, so ist die Möglichkeit nichtausgeschlossen, dass sie später <strong>in</strong> diesen <strong>und</strong> jenen Punkten e<strong>in</strong>e grössereAehnlichkeit mit den beiden vorigen Auricularien bekommt,4. Die grosse Auricularia von Orotava, von unbekannterZugehörigkeit. Sie wurde von Chun*) bei dem genanntenOrte derCanarischen Inseln beobachtet <strong>und</strong> ist e<strong>in</strong>mal durch ihre auffallende,7 mm betragende Länge, dann aber auch dadurch ausgezeichnet, dasssich ihre Wimperschnur „zu zahlreichen, zöttchenförmigen Auswüchsenerhebt, die dendritisch verästelt <strong>und</strong> regelmässig symmetrisch angeordnetder Larve das Aussehen e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Opisthobranchiers verleihen".B. Die tonnenförmige Larve mit Wimperreifen.Soweit wir wissen, erfährt die Auricularia, um zur Gestalt der fertigen<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neueSeewalze zu gelangen, zunächst noch e<strong>in</strong>e UmbildungLarvenform <strong>und</strong> erst aus dieser entsteht dann die junge Seewalze. Dieseneue Larvenform hat e<strong>in</strong>e mehr oder weniger tonnen- oder fässchenförmigeGestalt <strong>und</strong> ist durch den Besitz von Wimperreifen ausgezeichnet,welche ihren länglichen, drehr<strong>und</strong>en Leib umgürten. Da wir die frei-*) Bericht über e<strong>in</strong>e nach den Canarischen Inseln im W<strong>in</strong>ter 1887/88 ansgeführteReise. Sitzungsb.d. Berl<strong>in</strong>er Akad. d. Wiss. 1889. Nr. XXX.


270 Seewalzen.schwimmende, allseitig bewimperte Gastrula als die erste, die darausentstandene Auricularia als die zweite Larventorra bezeichnet haben, sohaben wir demnach <strong>in</strong> der aus der Auricularia entstehenden tonneuförmigen,mit Wimperreifen ausgestattetenLarve die dritte Larve n-form vor uns. Ihr Entdecker Joh. Müller (179) verglich sie bereitsmit dem Puppenzustande der Insekten, was <strong>in</strong>sofern zutreffend ist,als e<strong>in</strong>e Nahrungsaufnahme während der Dauer dieses Larvenstadiumsnicht stattzuf<strong>in</strong>den sche<strong>in</strong>t, Wohl aber bewegt sich die tonnenförmigeLarve mit Hülfe ihrer Wiraperreifen lebhaft umher. Von den oben angeführten4 Auricularia - Arten s<strong>in</strong>d nur von den beiden ersten die ausihnen entstehenden tonnenförmigen Larven näher bekannt.*)1. Die Tonnenform der AuriculariaFig. 28.mit Kalkrädchen wurde zunächst von Joh.Müller (179 u. 180) beobachtet <strong>und</strong> späterh<strong>in</strong>von Baur (10), Metschnikoff (169) <strong>und</strong>Semon (237) genauer untersucht (XIII, 9).Sie unterscheidet sich von der Auricularia durchihre drehr<strong>und</strong>e, fässchenförmige, vorn etwas stärkerals h<strong>in</strong>ten abgestutzte Gestalt (Fig. 23), durch denBesitz von fünf**) Wimperreifen an Stelle derfrüheren Wimperschnur, durch die Verlagerungder Kalkkörper <strong>in</strong> die Mitte des H<strong>in</strong>terendes <strong>und</strong>Schema des fertigen, aus derAuricularia mit Kalkrädchen durch die endständige oder doch fast endständigeentstandenen Tonnenstadiums. StellungI— von M<strong>und</strong> <strong>und</strong> After. Die WimperreifenV die 5 Wimperreifen. s<strong>in</strong>d nach Joh. Müller gelblich gefärbt, währendV E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> den Mandvorhof,<strong>in</strong> welchem die ungefärbte Beschaffenheite<strong>in</strong> ausder übrige Körperder Auricularia bewahrt hat. Die Zahl der Kalkkörpersche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong>e weitere Vermehrung zu er-Stücken der Wimperschnurentstandener Wulst W {=M<strong>und</strong>schild) <strong>und</strong> die eigentlicheM<strong>und</strong>öffnung m an-A oder Kugeln oder beides) <strong>in</strong> ebenso schwankenfahren,sodass wir denselben (seien es Rädchengedeutet s<strong>in</strong>d. After. den Zahlverhältnissen begegnen, wie bei der Auricularia;nur s<strong>in</strong>d sie alle <strong>in</strong> die Mitte des H<strong>in</strong>terendeszusammengerückt. Die Länge der ganzen Larve ist jetzt erheblichkle<strong>in</strong>er als <strong>in</strong> dem vorgegangenen Auriculariastadium, <strong>in</strong>dem sie nur 0,6 bis0,5 oder selbst nur 0,4 mm beträgt; <strong>in</strong> dieser Verkle<strong>in</strong>erung des Körperskommt e<strong>in</strong>e Verdichtung der Gewebe zum Ausdrucke, welche sich auch<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Abnahme der Durchsichtigkeit bemerklich macht. Die fünf*) Von der dritten ,oben (S. 269) aufgeführten , zu Holotlmria tubulosa gehörigenAuricularia wird die Tonnenform von Graeffe (73) zwar angeführt, aber ohne jede weitereBeschreibung gelassen.**) Nach Baur (10) sollen mitunter nur 4 Wimperreifen vorhanden se<strong>in</strong>, was sichwohl daraus erklärt, dass der vorderste Wimperreifen später auftritt. Baur hatte wahrsche<strong>in</strong>liche<strong>in</strong>zelne Larven vor sich ,bei denen der vorderste Keifen noch nicht ganz ausgebildetwar <strong>und</strong> deshalb übersehen werden konnte.


Die Entwicklung der Larve. 271Wimperreifen liegen <strong>in</strong> annähernd gleichen Abständen von e<strong>in</strong>anderentfernt. Der E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> den Vorhof des M<strong>und</strong>es bef<strong>in</strong>det sich amvorderen Pole der Körperachse, also vor dem ersten Wimperreifen. DerAfter liegt etwas bauchwärts vom h<strong>in</strong>teren Pole, dicht h<strong>in</strong>ter dem fünftenWimperreifeu. Der Rückenporus sche<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>e Stelle stets h<strong>in</strong>ter demdritten Wimperreifen e<strong>in</strong>zunehmen.Von besonderem Interesse istes,den Uebergang der Auricularia<strong>in</strong> diese Tonnenform im E<strong>in</strong>zelnenzu verfolgen. Schon J o h. Müller(179 u. 180) hat e<strong>in</strong>igedarauf bezüglicheBeobachtungen gemacht,aber erst B a u r (10) <strong>und</strong> M e t s c h -nikoff (169) haben den Nachweiserbracht, dass es sich dabei nichtum e<strong>in</strong>e vollständige, sondern nurum e<strong>in</strong>e theilweise Auflösung deralten Wimperschnur handelt, derenBruchstücke sich alsdann zur<strong>Bild</strong>ung der fünf Wimperreihenneu ordnen. Auch Semon (237)hat diese Vorgänge genauer verfolgt,ohne freilich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Darstellungden früheren Forschernganz gerecht zu werden. —Während sich das M<strong>und</strong>feld derAuricularia noch tiefer e<strong>in</strong>senkt,verstreichen die Seitenfelder ebensowie die Rand- <strong>und</strong> Ohrzipfel.Dadurch bekommt der Körper annähernddie Form e<strong>in</strong>es Ellipsoides(Fig. 24), auf dessen Oberflächendie Wimperschnur <strong>in</strong> wellenförmigemVerlaufe angeordnet ist.Aber schon vorher hat die Wimperschnure<strong>in</strong>e Zerstückelung erfahren.An nicht weniger als 16 Stellenwird ihr früherer Zusammenhangunterbrochen.Diese Unterbrechungenliegene<strong>in</strong>ander rechtsFig. 24.Schema ü1jer die Entstehung der 5 Wimperreifender Poppe aus den Stücken der Wimperschnurbei der „Auricularia mit Kalkrädchen" ;die Bauchseite ist dem Beschauer zugekehrt; dieStücke der Wimperschnur s<strong>in</strong>d breit schwarz gezeichnet,die Unterbrechungen hell gelassen.7n Gegend des <strong>in</strong> der Tiefe gelegenenM<strong>und</strong>es; A After.Die (14) Stücke des Longitud<strong>in</strong>altheiles derWimperschnur s<strong>in</strong>d l<strong>in</strong>ks mit 1 — 7, rechts mit]'— 7' bezeichnet. Die beiden Transversalstückeder Wimperschnur s<strong>in</strong>d mit 8 <strong>und</strong> 9 bezeichnet.Die 8 jederseitigen ünterbrecliungen der Wimperschnurs<strong>in</strong>d nur l<strong>in</strong>ks mit a— h bezeichnet.Die punktirten,mit Pfeilen endigenden L<strong>in</strong>iengeben die Kichtungen an, <strong>in</strong> welchen sich dieStücke der Wimpersclmur zu den 5 Keifen(I—V) der Puppe ergänzen <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>den.<strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks paarig gegenüber; <strong>in</strong>dem Schema (Fig. 24) s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Körperhälfte der Larve mitden fortlaufenden Buchstaben a—li bezeichnet. Die mit h, d, e, g <strong>und</strong> hbezeichneten 10 Unterbrechungen liegen an der Bauchseite <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d schonvon Metsch nikoff deutlich ihrer Zahl <strong>und</strong> Stellung nach erkannt worden.


272 Seewalzen.Dazu kommen die beiden dorsal gelegenen Unterbrechungen c <strong>und</strong> f, sowiedie nahe dem vorderen Körperpole bef<strong>in</strong>dliche UnterbrechungZ>, Vondiesen 16 Unterbrechungentritt das mit h 'bezeichnete Paar zuletzt auf,sodass vorher nur die 14 anderen wahrzunehmen s<strong>in</strong>d. Daraus erklärtsich,dass Semon überhaupt nur diese 14 angiebt (XIII, 8). Den 16 Unterbrechungenentsprechen ebensoviele Stücke der Wimperschnur. Von diesen16 Stücken entfallen jederseits 7, also zusammen 14, auf den frühereuLongitud<strong>in</strong>altheil der Wimperschnur;sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem Schema l<strong>in</strong>ks mitden Ziffern 1— 7, rechts mit T— 7' bezeichnet. Das 15. <strong>und</strong> 16. Stückder Wimperschnur entspricht dem früheren Transversaltheil der Wimperschnur;sie s<strong>in</strong>d mit den Ziffern 8 <strong>und</strong> .9 bezeichnet. Wie Metschnikoff(169) zuerst beobachtete, bilden die Stücke 8 <strong>und</strong> 9 zusammen mit denStücken 4 <strong>und</strong> 4' e<strong>in</strong>e annähernd rechteckige, an den Ecken unvollständigeBegrenzung des früheren M<strong>und</strong>feldes, welches selbst sich weiterh<strong>in</strong>immer tiefer e<strong>in</strong>senkt <strong>und</strong> so zu e<strong>in</strong>em Bestandtheile des Vorhofesdes M<strong>und</strong>es wird. Ist diese E<strong>in</strong>senkung vollendet, so stellt der ganzeVorhof e<strong>in</strong>en beutel- oder umgekehrt trichterförmigen Hohlraum dar,welcher mit der Aussenwelt nur durch e<strong>in</strong>e enge Oeffnung <strong>in</strong> Zusammenhangsteht (Fig. 23). Auf die weiteren Schicksale der <strong>in</strong> den Vorhofgelangten 4 Stücke der Wimperschnur kommen wir später (S. 285)dass dieselben sich zu demzurück, doch sei hier vorgreifend bemerkt,sog. M<strong>und</strong>schild vere<strong>in</strong>igen. Die übrigen 12 Stücke bleiben an derOberfläche der Larve <strong>und</strong> bauen hier die fünf Wiraperreifen auf, welche<strong>in</strong> unserem Schema (Fig. 23, 24) von vorn nach h<strong>in</strong>ten mit Nr. I— V bezeichnets<strong>in</strong>d. Die Wimperreifen 1, II, III <strong>und</strong> V entstehen aus je 2,der Wimperreifen IV dagegen aus 4 Stücken der Wimperschnur. DieStücke 1 <strong>und</strong> 1' bauen den ersten Wimperreifen auf, 2 <strong>und</strong> 2' denzweiten, 3 <strong>und</strong> 3' den dritten, 5 5', 7 <strong>und</strong> 7' den vierten,6 <strong>und</strong> 6' denfünften. Während das geschieht, verschieben sich die e<strong>in</strong>zelnen Körpertheile<strong>in</strong>sofern, als der bisher ventral gelegene E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> den M<strong>und</strong>vorhof<strong>und</strong> ebenso der After e<strong>in</strong>e endständige Lage annehmen. Das frühereStirn feld der Auricularia kommt dadurch auf den Eücken zu liegen.Die Achse des Darmes hatte bis dah<strong>in</strong> vom M<strong>und</strong>e zum After e<strong>in</strong>enventralwärts concaven Verlauf, während sie sich jetzt gewissermaassenstreckt <strong>und</strong> dadurch mit der Längsachse des Körpers ungefähr zusammenfällt.Die Richtung, <strong>in</strong> welcher sich die Wimperschnurstücke durchWeiterwachsen ihrer Enden zu Reifen schliessen, ist <strong>in</strong> dem Schemadurch punktirte L<strong>in</strong>ien angedeutet. An allen 5 Reifen tritt der schliesslicheSchluss des Reifens nach Semon's (237) Beobachtungen an derBauchseite später e<strong>in</strong> als an der Rückenseite; jedochschliessen sich dieReifen nicht zu gleicher Zeit. Nach Metschnikof f's <strong>und</strong> Semon'sübere<strong>in</strong>stimmenden Beobachtungen kommt der dritte Wimperreifen zuerstdagegen der erste zuletzt zum vollständigen Schlüsse.2. Die Tonnenform der Auricularia mit Kugeln wurdeebenso wie die vorige zuerst von Joh. Müller (179)beobachtet <strong>und</strong>


Die Entwicklung der Larve. 273'»zum Gegenstände wiederholter Untersuchungen (180, 181) gemacht, welcheleider von ke<strong>in</strong>em späteren Forscher wieder aufgenommen worden s<strong>in</strong>d.Wie bei der vorigenist ihr Körper von 5 Wimperreiten umgürtet, welchedie gelbe Pigmentirung noch reichlicher zeigen als dies an der Wimperschnurder Auricularia der Fall war. Die zehn paarigen elastischenKugeln der Auricularia haben ihre seitliche Stellung bewahrt <strong>und</strong> liegen<strong>in</strong> der Regel so, dass an jedem Wimperreifen jederseits sich e<strong>in</strong>e Kugelbef<strong>in</strong>det. Die elfte Kugelist <strong>in</strong> der Mitte des H<strong>in</strong>terendes verblieben<strong>und</strong> unmittelbar h<strong>in</strong>ter ihr liegt wie früher das e<strong>in</strong>e Kalkkörperchen,welches aber jetzt niemals mehr die früheren Fortsätze zu besitzensche<strong>in</strong>t, sondern nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fach kugelförmige Gestalt darbietet. DieLänge des ganzen Körpers beträgt nach Job. Müller 0,66 mm, woraushervorgeht, dass auch <strong>in</strong> diesem Falle wie <strong>in</strong> dem vorigen beim Uebergangeder Auricularia <strong>in</strong> die Tonne e<strong>in</strong>e Verkle<strong>in</strong>erung der Gesammtgrössee<strong>in</strong>tritt. After*) <strong>und</strong> M<strong>und</strong>vorhof liegen ebenso wie bei dervorigen Art <strong>und</strong> auch der Eückenporus sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Regel dieselbeStelle h<strong>in</strong>ter dem dritten Wimperreifen festzuhalten.An dieser Tonnenlarve war es schon Job. Müller gelungen, dieEntstehung der Wimperreifen aus der Wimperschnur der Auricularia zuverfolgen. Er sah, wie die Wimperschnur <strong>in</strong> Stücke zerfällt, welche sichzu den Reifen ordnen. Vergleicht man se<strong>in</strong>e Darstellung mit dem, waswir durch spätere Forscher über denselben Vorgangbei der Auriculariamit Rädchen erfahren haben, so wird es ausserordentlich wahrsche<strong>in</strong>lich,Müller von dem oben <strong>in</strong>dass zwischen den 5 Wimperreifen beider Tonnenlarven e<strong>in</strong>e vollständigeHomologie besteht. Da wo <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht die Angaben von Job.Betreff der ^«/waj^te- Tonnenlarve Gesagten abweichen,werden sich voraussichtlich durch erneute Untersuchungendennoch Uebere<strong>in</strong>stimmungen ergeben. Mehr aus den Abbildungen alsaus den <strong>Wort</strong>en von Job. Müller (181) geht bereits jetzt <strong>in</strong> vielenPunkten e<strong>in</strong>e vollkommene Uebere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> der Beziehung derWimperschnur zu den Wimperreifen beider Larven hervor. In beidenFällen bildet sich der vorderste Wimperreifen zuletzt <strong>und</strong> entsteht ausden <strong>in</strong> unserem Schema mit 1 <strong>und</strong> T bezeichneten <strong>und</strong> auch hier erstspät sich von 2 <strong>und</strong> 2' sondernden Stücken. Ferner lässt Job. Müllerden zweiten Wimperreifen (zum Theil) aus den von mir mit 2 <strong>und</strong> 2',den dritten (ebenfalls zum Theil) aus den mit 8 <strong>und</strong> 5',den vierten ausden mit 5, 5',7 <strong>und</strong> 7' <strong>und</strong> den fünften aus den mit 6 <strong>und</strong> 6' bezeichnetenStücken**) hervorgehen. So weit die Uebere<strong>in</strong>stimmung! Die Unterschiededer Job. Müller'schen Angaben zu den oben für die Synapta-Tonnenlarve gemachten s<strong>in</strong>d die folgenden: Er lässt auch die Stücke*) An e<strong>in</strong>er späteren Stelle gibt Joh. Müller (181) allerd<strong>in</strong>gs die Lageetwas anders an, nämlich ventral zwischen dem vierten <strong>und</strong> fünften Wimperreifen.des Afters**) um Missveiständnisscn vorzubeugen, sei bemerkt, dass Joh. Müller die betreffendenStücke <strong>in</strong> anderer Weise numerirt hat.Bronu, Klassen des Thier-Keichs. IL 3. lo


274 Seewalzen.8 <strong>und</strong> 9 an dem Aufbau der Wimperreifen sich betheiligen <strong>und</strong> erwähntke<strong>in</strong>e Stücke, welche den mit 4 <strong>und</strong> 4' bezeichneten entsprechen; <strong>in</strong>Zusammenhang hiermit steht es, dass er e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>rücken von Theilender Wimperschnur (entsprechend den Stücken 6', 9, 4, 4') <strong>in</strong> den Vorhofdes M<strong>und</strong>es nicht beobachtet hat. Das Stück Nr. 8 tritt nach ihm <strong>in</strong>Verb<strong>in</strong>dung mit den Stücken 2 <strong>und</strong> 2',um mit ihnen zusammen die zweiteWimperschnur aufzubauen, <strong>und</strong> ebenso verhält sich das Stück 9 zu denStücken 3 <strong>und</strong> 3'.So viel wissen wir über die tonnenförmigeu Holothurienlarveu, welcheaus e<strong>in</strong>er Umbildung von Auricularia-Larven hervorgehen. Nun aber gibtes auch Fälle, <strong>in</strong> welchen das Auricularia- Stadium übersprungen wird<strong>und</strong> sich aus der freischwimmenden, allseitig bewimperten Gastrula soforte<strong>in</strong>e tonnenförmige Larve entwickelt. Es ist allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sichtbis jetzt nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger*) Fall <strong>und</strong> auch nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> erschöpfenderWeise bekaunt geworden. Nach Kowalevsky's Beobachtungen besitztdiese direkt entstandene tonnenförmige Larve (XIH, 10) der Cucumariaplanci an ihrem buckeiförmig aufgetriebenen Vorderende e<strong>in</strong>egleichmässige vollständige Bewimperung; h<strong>in</strong>ter diesem Kopfbuckel aberist die Bewimperung des übrigen tonnenförmigeu Körpers <strong>in</strong> 4 Reihenangeordnet. Das Ganze nennt Kowalevsky, <strong>in</strong>dem er aut die Aehnlichkeitmit der aus e<strong>in</strong>er Auricularia entstandenen Tonnenlarve aufmerksammacht, e<strong>in</strong> Flimmerkleid aus 5 Reiten, hält also die Bewimperung desKopf buckels für gleichwerthig mit dem ersten Wimperreifen der Auricularia-Tonnenlarve, Diese Uebere<strong>in</strong>stimmung sche<strong>in</strong>t jedoch ke<strong>in</strong>e ganz vollständigezu se<strong>in</strong>, wenn man erwägt, dass bei der Auricularia-Tonnenlarveder Vorhof des M<strong>und</strong>es vor dem ersten Wimperreifen mündet, bei Cttcumariaxilanci dagegen h<strong>in</strong>ter dem Wimperfeld des Kopfbuckels zwischenihm <strong>und</strong> dem ersten der 4 eigentlichen Reifen (au der Ventralseite). Aberes liegen, wie wir oben gesehen, auch bei der Auricularia-Tonnenlarvediejenigen Stücke der Wimperschnur, aus welchen sich der erste Reifenaufbaut, anfänglich dorsalwäits von der Oeifnuug des M<strong>und</strong>vorhofes. Undnimmt man h<strong>in</strong>zu, dass aus Selenka's (231) Darstellung hervorgeht, dassauch bei Cucumaria x)lwnci der Rückenporusmündet, wenn man die Bewimperung des Kopfbuckelsh<strong>in</strong>ter dem dritten Reifenals ersten Reifenrechnet, so macht es doch den E<strong>in</strong>druck, als wenn e<strong>in</strong>e morphologischeGleich werthigkeit der Wimperreifeu bei den Auricularia- Tonnenlarvene<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> der Tonnenlarve der Cucumaria anderseits zugestandenwerden müsse. Leider besitzen wir ke<strong>in</strong>e näheren Untersuchungen, welchesich ausdrücklich bemühen, die Entstehungder Reifen bei Cucumariaaufzuklären. Wir wissen deshalb auch nicht, ob nicht bei dem jedenfallsziemlich schnell verlaufenden Uebergange aus der allseitig bewimpertenGastrula <strong>in</strong> die Tounenform die Bewimperung vorübergehende*) E<strong>in</strong> zweiter Fall liegt wahrsche<strong>in</strong>lich hei Psolus fahricii (Düh. & Kor.) vor, soweitsich aus den kargen Angaben von A. Agassiz (1) entnehmen lässt.


Die Entwicklung der Larve. 275Beziehungen zur Anordnung der Wimperschnur der Auricularien erkennenlässt. Es ist sehr wohl möglich, dass <strong>in</strong> der angedeuteten Weise Spurene<strong>in</strong>es Auricularia-Stadiums auch bei Cucumaria planet vorhanden s<strong>in</strong>d. —Der Vollständigkeit halber sei noch bemerkt, dass Selenka (231) beiCucumaria planet sehr selten Larven bemerkte, w^elche statt der regelmässigen4 Reihen deren 5 h<strong>in</strong>ter dem E<strong>in</strong>gange des M<strong>und</strong>vorhofes besasseu<strong>und</strong> dass derselbe Forscher bei den Cueumaria ^?awci- Larvenüberhaupt <strong>in</strong> der Umgebung des am h<strong>in</strong>teren Körperende bef<strong>in</strong>dlichenAfters noch e<strong>in</strong> bewimpertes Feld (XIII, 10) angibt, welches Kowalevskyentgangen v^ar.C. Der Uebergang der tonnenförmige Larve <strong>in</strong> diejunge Seewalzegeschieht durch e<strong>in</strong> allmähliches Schw<strong>in</strong>den der Wimperreifen <strong>und</strong> Wimperielder.Bei Cueumaria planci wird zugleich der Kopfbuckel <strong>in</strong> den Nackendes jungen Thieres gedrängt, <strong>in</strong>dem die E<strong>in</strong>gangsöflfnuDg <strong>in</strong> den M<strong>und</strong>vorhofan das Vorderende des Thieres rückt. Später wird das den Kopfbuckelerfüllende Gewebe nach <strong>und</strong> nach wie e<strong>in</strong> Nahrungsmaterialresorbirt, bis der letzte Rest desselben <strong>und</strong> damit auch der Kopfbuckelselbst ist.geschw<strong>und</strong>en Wenn man absieht von dem Abwerfen derWimperhaare, sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> eigentlicher Substanzverlust (etwa e<strong>in</strong>e Häutungoder e<strong>in</strong> ähnlicher Vorgang) beim Uebergang der Larve <strong>in</strong> die jungeSeewalze nirgends vorzukommen.Ueber die Zeitdauer, welche die ganze Metamorphose <strong>in</strong> Anspruchnimmt, besitzen wir nur bei Synapta digitata genauere Angaben, nachwelchen die vollständige Ausbildung der Auricularia von der Eiablage anetwa IV2 Monate <strong>und</strong> dann die weitere Umbildungdurch das tonnenförmigeStadium bis zur jungen Synapta etwa 2 Monate <strong>in</strong> Anspruchnimmt. Bei Formen, welche, wie Cueumaria planei*), das Auricularia-Stadium überspr<strong>in</strong>gen, verläuft die ganze Metamorphose sehr viel rascher.5. Fe<strong>in</strong>erer Bau der Larve, <strong>in</strong>sbesondere der Auricularia.Die Haut der Larve besteht aus den Zellen des urspt<strong>in</strong>glichenEktoderms, welche sich aber mit Ausnahme der Wimperschnur sehr starkabgeplattet <strong>und</strong> ihre frühere Bewimperung verloren haben. Nach Semon(237) s<strong>in</strong>d sie auch ihrer Kerne verlustig gegangen. Von <strong>in</strong>nen lagernsich abgeflachte, kernführende Mesenchymzellen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen, nichtvollständig geschlossenen Lage an sie an. Etwas verwickelter ist derBau der Haut im Bereiche der Wim per seh nur. Hier haben die*) Graeffe (73) gibt für diese Art circa 1 Monat als Dauer der Metamorphose an,was nach me<strong>in</strong>en Beobachtungen fast um die Hälfte zu viel ist.18*


276 Seewalzen,Ektodermzelleu e<strong>in</strong>e r<strong>und</strong>liche Gestalt <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d so dicht angeordnet, dassman auf e<strong>in</strong>em Querschnitte durch die Wimperschnur deren etwa 20 sieht(XIII, 11); kaum die Hälfte derselben liegt oberflächlich <strong>und</strong> ist bewimpert,die übrigen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Tiefe gedrängt <strong>und</strong> wimperlos. Unterdem Ektodermbestandtheile der Wimperschnur, welcher sich etwas <strong>in</strong> dasdarunterliegende Mesenchym e<strong>in</strong>senkt, legen sich abgeplattete Mesenchymzellenzu e<strong>in</strong>er die Ektodermzelleu von unten <strong>und</strong> von den Seiten herstützenden Halbr<strong>in</strong>ne zusammen.Das genauere Studium der Haut hat zu der Erkenntniss geführt,dassdie Auricularia e<strong>in</strong> bilateral-symmetrisches Nervensystem besitzt,welches im engsten Zusammenhange mit dem Ektoderm steht. SchonJoh. Müller (179) bemerkte an der Stelle, wo rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks dasquere M<strong>und</strong>feld der Auricularia <strong>in</strong> die der Länge nach verlaufenden Seitenfelderübergeht, e<strong>in</strong>e im Allgeme<strong>in</strong>en gleichfalls der Länge nach verlaufendenLeiste, erblickte dar<strong>in</strong> aber nur e<strong>in</strong>e bestimmtere Abgrenzung des M<strong>und</strong>feldes.Auch Selenka (232) hat diese Gebilde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Abbildungen(232, Taf. X, Fig. 89) angedeutet, aber <strong>in</strong> dem zugehörigen Texte nichterwähnt. Erst durch Metschnikoff (170) erfuhren sie e<strong>in</strong>e nähereUntersuchung. Er beschreibt die beiden Seitenleisten als unter e<strong>in</strong>emstumpfen W<strong>in</strong>kel geknickte, geradl<strong>in</strong>ige Bänder, welche den vorderen <strong>und</strong>h<strong>in</strong>teren Transversaltheil der Wimperschnur mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den. DieSpitze des W<strong>in</strong>kels ist nach aussen <strong>und</strong> zugleich etwas dorsalwärts gerichtet<strong>und</strong> nähert sich dem mittleren Zipfel des dorsalen Longitud<strong>in</strong>altheilesder Wimperschnur. Jede Seitenleiste stellt e<strong>in</strong> Nervencentrum dar<strong>und</strong> besteht aus zwei regelmässig geordneten Reihen von ektodermalen Geisselzellen(XIII, 12), unter welchen sich e<strong>in</strong>e grosse Anzahl äusserst fe<strong>in</strong>er (wahrsche<strong>in</strong>lichmit den Geisselzellen zusammenhängender) Nervenlängsfasern<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Anzahl bi- <strong>und</strong> tripolarer Nervenzellen bef<strong>in</strong>den. Vomvorderen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>teren Ende, sowie von der W<strong>in</strong>kelspitze dieser Nervencentrengehen peripherische Nerven ab, von welchen der vordere sichzum Rande des vorderen, der h<strong>in</strong>tere zum Rande des h<strong>in</strong>teren Transversaltheilesder Wimperschnur begibt <strong>und</strong> der mittlere (an derW<strong>in</strong>kelspitze) se<strong>in</strong>en Weg zum mittleren Zipfel des dorsalen Longitud<strong>in</strong>altheilesder Wimperschnur nimmt. Diese Angaben Metschnikoff'swurden durch Semon (237) im Ganzen bestätigt <strong>und</strong> dah<strong>in</strong>tragen die Zellen der Seitenleisten nicht je e<strong>in</strong>e Geissei,ergänzt, dass die Seitenleisten („Lateralstreifen'') sich gleichzeitigmit der Wimperschnur entwickeln <strong>und</strong> an ihrer Innenseite ebenso wiediese von e<strong>in</strong>er Halbr<strong>in</strong>ne des Mesenchyms gestützt werden. Nach Semonsondern zahlreicheWimperhärchen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d auch nicht immer ganz genau <strong>in</strong> zwei,sondern manchmal <strong>in</strong> drei oder mehr Reihen geordnet. Die zwischen denNervenfasern von Metschnikoff angegebenen besonderen Nervenzellenbetrachtet Semon nur als <strong>in</strong> die Tiefe gerückte, wimperlos gewordeneZellen der Wimperzellenschicht, deren sämmtliche Zellen (wie Metschnikoffvermuthet hatte) mit den Fasern <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen <strong>und</strong> sonach


Die Entwicklung der Larve. 277Nervenzellen darstellen. Von den peripherisclien Nerven, welchen dieBedeckung durch AVimperzellen fehlt, nimmt Semon an, dass sie <strong>in</strong> die—Wimperschnur e<strong>in</strong>treten <strong>und</strong> mit deren Zellen Verb<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>gehen.lieber das spätere Schicksal des Nervensystems der Auricularia s. S. 285.Ueber den fe<strong>in</strong>eren Bau des Hydrocoels der Larve ist zu bemerken,dass schon <strong>in</strong> dem Stadium, <strong>in</strong> v^^elchem dasselbe noch mit demEnterocoel e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Gebilde darstellt, die Zellen se<strong>in</strong>er entodermalenAuskleidung zum Theil ihre Geisse<strong>in</strong> verlieren, denn Selen ka (231) sahbei Holothuria tubulosa nur vere<strong>in</strong>zelte Geisse<strong>in</strong> <strong>in</strong> das Lumen der Hydro-Enterocoelblase ragen <strong>und</strong> fand bei Synapta digitata (232) ihr Vorkommenauf die Nähe des Rückenporus beschränkt. Ebenso bemerkte derselbeForscher (231), dass auch <strong>in</strong> dem Enterocoel nach se<strong>in</strong>er Abtrennungvom Hydrocoel nur ganz vere<strong>in</strong>zelte Zellen ihre Geissei behalten haben.In späteren Larvenstadien aber erhält das <strong>in</strong>nere Epithel des Hydrocoelswieder e<strong>in</strong>e reichlichere Bewimperung, welche nach Semon (237) zunächst<strong>in</strong> den Fühlerkanälen des tonnenförmigen Stadiums (bei Synaptadigitata) bemerkbar wird <strong>und</strong> später auch <strong>in</strong> den übrigen Theilen desWassergefässsystemes nachzuweisen ist. Nicht unerwähnt kann an dieserStelle die schon von Joh. Müller (179 u. 180) angedeutete Differenzdes Epithels im primären Ste<strong>in</strong>kanal <strong>und</strong> dem daran hängendenHydrocoel bleiben, welche dar<strong>in</strong> besteht, dass das Epithel des Ste<strong>in</strong>kanalsviel durchsichtiger ist, se<strong>in</strong>e Kerne weniger deutlich erkennen lässt <strong>und</strong>sich an der Mündung des Kanals <strong>in</strong> das Hydrocoel ziemlich scharf vondem Epithel dieses letzteren absetzt (nach eigenen Beobachtungen anAuricularien).An dem Darme der Larve hat schon Joh. Müller (178 u. 179) e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>nere Wimperung beobachtet, welche sich auf se<strong>in</strong>e ganze Länge erstreckt.Obschon sich Krohn (124) davon bei ganz jungenAuricularien nichtüberzeugen konnte, wurde Müller's Angabe von Baur (10), Kowalevsky(121), Selenka (231, 232) an allen von ihnen untersuchten Arten übere<strong>in</strong>stimmendbestätigt. Die wimpernden Zellen bilden nach Selenkae<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Schicht von cyl<strong>in</strong>drischen *) Geisselzellen, jede Zelle mite<strong>in</strong>em ziemlich kräftigen Geisselhaar. Nach Semon (237) verlieren dieZellen des Vorderdarms unter gleichzeitiger Abplattung ihre Wimpern,während die adorale Wimperschnur <strong>und</strong> deren <strong>in</strong> den Vorderdarm h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>reichendeSchl<strong>in</strong>ge (s. S.266) zur Ausbildung gelangen, sodass von da annur noch Mitteldarm <strong>und</strong> Enddarm der Larve e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Wimperungbesitzen. — Am Epithel des Mitteldarmes beobachtete Semon (237),dass dasselbe bei älteren Auricularien ansche<strong>in</strong>end höher ist als beijüngeren.*) Wenn Semon (237) dazu bemerkt, dass die Zellen eigentlich ke<strong>in</strong>e Cyl<strong>in</strong>der, sondernPyramiden (noch besser wäre: Prismen) darstellen, so sagt er damit nur etwas, was bekanntlichwohl für alle sog. „Cyl<strong>in</strong>der"-Epithelzellen gilt.


278 See walzen.IV.WeiterentTricklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe.1. Die Epidermis.Wie Baur (10) <strong>und</strong> Metschnikoff (169) feststellten, f<strong>in</strong>det wederbei der <strong>Bild</strong>ung der Aurieularia noch auch beim Uebergange derselben<strong>in</strong> die tonnenförmige Larve, sowie dieser <strong>in</strong> die junge Holothurie irgend e<strong>in</strong>Häutungsvorgang statt. Die Epidermis des jungen Thieres stammt also<strong>in</strong> direkter L<strong>in</strong>ie von dem Ektoderm der Gastrula, hat aber dennochtiefgreifende Veränderungenerfahren. Nachdem schon <strong>in</strong> der Larve dieursprünglich allen Ektodermzellen zukommende Bewimperung sich aufdie Wimperschnüre, Seitenstreifen <strong>und</strong> Wimperreifen beschränkt hatte, istbei der jungen Holothurie die ganze hochgradig abgeplattete Epidermiswimperlos geworden. Als Reste der früheren Wimperreifen tragen diejungen Holothurien, welche sich aus der „Aurieularia mit Kugeln'^ entwickelthaben, nach Joh. Müller (181) fünf Pigmentr<strong>in</strong>ge, welche späterverschw<strong>in</strong>den. Nach Semon (237) aber werden ht\ Synapta digitata dieWimperreifen der tonnenförmigen Larve nicht e<strong>in</strong>fach rtickgebildet, sondernübernehmen e<strong>in</strong>e neue, höchst merkwürdige Rolle, <strong>in</strong>dem ihre Zellen sichüber die ganze übrige Epidermis ausbreiten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> neues Körperepithelaufbauen. Er beschreibt den Vorgang des Näheren so, dass zunächstdie Mesenchymr<strong>in</strong>nen, welche den Wimperreifen zur Stütze dienen, sichabflachen. Dann lösen sich die Wimperreifen auf,<strong>in</strong>dem ihre Zellenunter gleichzeitigem Verluste ihrer Wimpern sich über die ganze Körperoberflächezerstreuen, „an Stelle" der abgeplatteten Larvenepidermissetzen <strong>und</strong> nun „die Mutterzellen sowohl des <strong>in</strong>differenten Körperepithelsals auch der Hauts<strong>in</strong>neszellen'' der jungen Synapta darstellen. Ich kannaber die Bemerkung nicht unterdrücken,dass mir der hier von Semonbehauptete Vorgang e<strong>in</strong>er Neubildung des Körperepithels noch der genauerenAufklärung <strong>und</strong> sicheren Feststellung sehr bedürftig zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t.2. Die Mesenchymzellen <strong>und</strong> der „Gallertkern".Die Mesenchymzellen, deren Entstehung wir S. 257—259 kennengelernt haben, s<strong>in</strong>d als fertige Gebilde zuerst bei der Aurieularia derSynapta digitata durch Joh. Müller (179) beobachtet <strong>und</strong> auch von denspäteren Forschern hauptsächlich an dieser Art untersucht worden. Joh.Müller beschrieb sie zunächst als durchsichtige, theils r<strong>und</strong>liche, theilsunregelmässig geformte Körperchen; bei wiederholter Untersuchung (180,181) erkannte er kernhaltige Zellen <strong>in</strong> ihnen, nachdem unterdessen auchKrohn (124) sie als „längliche, sp<strong>in</strong>delförmige Kerngebilde" bezeichnethatte. Müller sah, dass Fortsätze <strong>und</strong> Fäden nach verschiedenenRichtungen von ihnen abgehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Art Balkenwerk bilden; auch


Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe. 279bemerkte er, dass e<strong>in</strong> Theil derselben sich um den primären Ste<strong>in</strong>kanalgruppirt, um hier Kalkgewebe abzusondern. Indessen war es doch erstKowalevsky (121), welcber e<strong>in</strong>e bestimmte Ansicht über die histogenetischeBedeutung der Mesenchymzellen aussprach. Er lässt sie beiCucumaria hirclibergü hauptsächlich zur <strong>Bild</strong>ung der Muskeln <strong>und</strong> B<strong>in</strong>degewebszellen,daneben aber auch zur <strong>Bild</strong>ung der Kalkkörper verbrauchtwerden, e<strong>in</strong>e Ansicht, welche sich <strong>in</strong> der Folgezeit trotz verschiedenerWandlungen schliesslich als im Ganzen richtig herausgestellt hat. DieseWandlungen bestanden wesentlich dar<strong>in</strong>, dass Metschnikoff (169) jedeBeziehung der Mesenchymzellen (= se<strong>in</strong>er ,,Cutiszellen") zur <strong>Bild</strong>ung vonMuskeln leugnete <strong>und</strong> nur das B<strong>in</strong>degewebe (namentlich der Lederhaut) mitden dar<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>dlichen Kalktheilen daraus entstehen Hess, während umgekehrtSelenka (231) ihre Hauptleistung <strong>in</strong> der <strong>Bild</strong>ung der Muskelfasern erblickte<strong>und</strong> nur nebenbei e<strong>in</strong>e Betheiligung am Aufbau stützender Skelettheile(Kalkr<strong>in</strong>g, Madreporenabschnitt des Ste<strong>in</strong>kanals) zugab.Von Muskeln sollten nach der damaligen Ansicht Selenka's (231)die folgenden aus Mesenchymzellen ihre Entstehung nehmen (bei Holotlmriatuhulosa <strong>und</strong> Cucumaria plana):1) die Quermuskulatur der Körperwand,2) wahrsche<strong>in</strong>lich auch die Längsmuskeln der Körperwand, 3) dieMuskulatur der Darmwand, <strong>in</strong>sbesondere die R<strong>in</strong>gmuskelschicht, 4) dieMuskelfasern <strong>in</strong> der Wandung des Wassergefässsystemes. Zur Stützese<strong>in</strong>er Ansicht führte Selenka namentHch an, dass es ihm gelungen sei,an den Saugfüsschen <strong>und</strong> Fühlern der Jungen von Cucumaria planci dieUmwandlung der Mesenchymzellen <strong>in</strong> R<strong>in</strong>gmuskeln direkt zu verfolgen.Wir erfahren aber später von demselben Forscher (232), dass sich dieSache anders verhält, <strong>in</strong>dem die Fühler (<strong>und</strong> wie er hätte h<strong>in</strong>zufügenkönnen auch die Füsschen) der jungen Cucumaria planci gar ke<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>gmuskeln*),sondern nur Längsmuskelfasern besitzen, diese aber nicht vonMesenchymzellen, sondern von den Zellen des Innenepithels geliefertwerden. Auch <strong>in</strong> Betreff der Quer- <strong>und</strong> Längsmuskulatur der Körperwandgibt Selenka (232), nachdem er se<strong>in</strong>e Untersuchungen tmi Synaptadigifata ausgedehnt, se<strong>in</strong>e früheren Behauptungen vollständig auf <strong>und</strong> hältauch für die Muskulatur der Darmwand nur <strong>in</strong>sofern daran fest, als erdie R<strong>in</strong>gmuskelschicht des Vorderdarmes nach wie vor von Mesenchymzellenableitet. Dieser modificirten Ansicht Selenka's schliesst sichneuerd<strong>in</strong>gs Semon (237) an, erweitert sie aber <strong>in</strong>sofern, als er amVorderdarm der Synapta digitata -harven auch noch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere, bisdah<strong>in</strong> unbekannte**) Längsmuskellage wahrnahm, welche ebenso wie dieR<strong>in</strong>gmuskelschicht von den Mesenchymzellenabstamme.*) Die frühere Behauptung- Selenka's vom Vorhandense<strong>in</strong> dieser E<strong>in</strong>gfasern stehtübrigens auch im Widerspruch mit dem S. 99 u. 109 besprochenen Baue der Fühler <strong>und</strong>Füsschen der erwachsenen Thiere.**) Diese <strong>in</strong>nere Längsmuskellageist beim erwachsenen Thiere nicht mehr vorhanden(s. S. 153) <strong>und</strong> schon im Puppenstadium der Larven so schwach, dass sie kaum mehr nachzuweisenist.


23(3Seewalzen.Viel grösser ist die Bedeutung der Mesenschyrnzellenfür die Entwicklungder B<strong>in</strong>desubstanzen. Alle b<strong>in</strong>degewebigen Bestandtheilesammt den dar<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>dlichen kalkigen Harttheilen s<strong>in</strong>d Abkömml<strong>in</strong>geder Mesenchymzellen. Metschnikoff (169), der zuerst nachdrücklichauf diese Bedeutung der Mesenchymzellen h<strong>in</strong>wies, war auch der Erste,welcher ihre aktiven Bewegungsersche<strong>in</strong>ungen wahrnahm. Indemsie als Wanderzellen <strong>in</strong> dem an Stelle der Furchungshöhle getretenenGallertkern (s. S. 255) der Larve mit ihren pseudopodienartigen Ausläufernumherkriechen <strong>und</strong> sich zumTheil auf die Oberfläche der demEntoderm entstammenden <strong>in</strong>neren Organe sowie auf die Innenfläche desEktoderms lagern, erzeugen sie e<strong>in</strong>en b<strong>in</strong>degewebigen Ueberzug, bez. e<strong>in</strong>eb<strong>in</strong>degewebige Leder haut schiebt. Mit dieser Auffassung stimmen dieneueren Beobachtungen Selenka's (232)*) <strong>und</strong>Semon's (237) übere<strong>in</strong>;letzterer fügte die bemerkenswerthe Thatsache h<strong>in</strong>zu, dass die zur Lederhautwerdenden Mesenchymzellen bei der Auricularia e<strong>in</strong>e zwar nichtvollkommen geschlossene, aber doch e<strong>in</strong>em Epithel sehr ähnlich sehendeSchicht an der Innenseite des stark abgeplatteten Ektoderms darstellen.Zu den von den Mesenchymzellen gelieferten Theilen gehören fernerdie kalkigen Skeletstücke. Nachdem Job. Müller (180) die erstedarauf bezügliche Beobachtung mitgetheilt hatte, konnten alle späterenForscher [Kowalevsky (121), Metschnikoff (169)] übere<strong>in</strong>stimmend feststellen,dass sowohl <strong>in</strong> der Umgebung des primären Ste<strong>in</strong>kanales (XIII, 4) alsauch <strong>in</strong> der Nähe des Wassergefässr<strong>in</strong>ges Ansammlungen der Mesenchymzellenauftreten, um zwischen sich dort das primäre Madreporenköpfchen,hier die Stücke des Kalkr<strong>in</strong>ges aufzubauen. Auch die Kalkkörper derHaut sche<strong>in</strong>enausnahmslos den Mesenchymzellen ihre Entstehungzu verdanken,denn die gegentheilige <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs von Herouard (s. S. 241)wieder aufgenommene Behauptung Selenka's (231), dass e<strong>in</strong> Theil derKalkkörperchen der Haut se<strong>in</strong>e Herkunft von der ektodermalen Epitbelschichtableite, entbehrt nicht nur e<strong>in</strong>es näheren Nachweises, sondernsche<strong>in</strong>t auch von ihrem eigenen Urheber nicht mehr festgehalten zuwerden.E<strong>in</strong> Rest von Mesenchymzellen, nämlich diejenigen, welche weder zur<strong>Bild</strong>ung von B<strong>in</strong>degewebe oder Kalktheilen, noch zur <strong>Bild</strong>ung von MuskelfasernVerwendung gef<strong>und</strong>en haben, bleibt <strong>in</strong> der eiweissartigen Flüssigkeitdes „Gallertkernes'' (= Furchungshöhle) zurück, um später theilsresorbirt zu werden, theils als Inhaltszellen der Blutflüssigkeit (s. darüberauch S. 300) <strong>und</strong> weiterh<strong>in</strong> überhaupt <strong>in</strong> Gestalt der fast <strong>in</strong> allen Gewebender fertigen Seewalzen auftretenden Wanderzellen fortzuleben.Der Gallertkern selbst sammelt sich bei e<strong>in</strong>zelnen Arten, z.B. beiGucumaria planci, im Stadium der tonnenförmigen Larve <strong>in</strong> grössererMenge im vorderen Körperabschnitte an <strong>und</strong> bildet hier mit den ihn*) Früher (231) hatte Selenka vermuthet, dass die Lederhaut e<strong>in</strong> Erzeuguiss derEpidermis sei.


Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe. 281durchwandernden Mesencbynizelleu das Füllmaterial des sog. Kopfbuckclsoder Kopfkegels (XIII, 10). Später wird se<strong>in</strong>e Substanz als Nahrungsmaterialaufgebraucht oder (?) geht zum Theil <strong>in</strong> die Gr<strong>und</strong>substanz desB<strong>in</strong>degewebes über. Die Consistenz des Gallertkernes sche<strong>in</strong>t übrigensje nach den Arten e<strong>in</strong>e verschiedene zu se<strong>in</strong>. Bei der Auricularia derSijnapüi digitata z. B. sche<strong>in</strong>t sie sich der flüssigen zu nähern, wie ausdem Umstände hervorgeht, dass nach Müller's (179) Beobachtung zwischenVorderdarm <strong>und</strong> Hydrocoel bei jeder Coutraction des ersteren e<strong>in</strong> mitder „Gallertsubstanz" erfüllter Zwischenraum auftritt, welcher bei dernächsten Ausdehnung des Vorderdarmes wieder verdrängt wird. ImKopfbuckel der Ciicumaria planci dagegenist sie viel fester <strong>und</strong> widerstehte<strong>in</strong>em ziemlichen Drucke.3. Die Skelet stücke.Ueber die weitere Entwicklung der zwischen zusammengelagertenMesenchymzellen (s.S. 280) entstandenen Skeletstücke ist zunächst zuberichten, dass die Kalkrädchen <strong>und</strong> Kalk kugeln der Auricularienspäter beim Uebergang der tonnenförmigen Larve <strong>in</strong> die junge Holothurieganz zu verschw<strong>in</strong>den sche<strong>in</strong>en, wenigstensist bei letzteren e<strong>in</strong> dauernderFortbestand derselben bis jetzt nicht nachgewiesen. Die der ausgebildetenHolothurie eigenthümlichen Formen von Kalkkörperchen entwickelnsich, wie schon Baur (10) bei Sijnapta digitata gezeigt hat,der Larve. Bei Cucumariaunabhängig von den Rädchen <strong>und</strong> Kugelnplanci treten schon im tonnenförmigen Stadium gitterförmige Kalkplättchenauf, welche sich sehr bald zu e<strong>in</strong>em geschlossenen Panzerane<strong>in</strong>ander legen (XIV, 9) <strong>und</strong> wie ich im Gegensatze zu Danielssen<strong>und</strong> Koren (220) vermuthe, später nicht mehr verloren gehen, sondern alsdauernde Gebilde <strong>in</strong> die fertige Holothurie herübergenommen werden,was nicht ausschliesst, dass sie durch spätere Wachsthumsvorgänge ihreForm erhebhch ändern können.Die Verkalkung des Ste<strong>in</strong> kan als beg<strong>in</strong>ntschon im Auriculariaoder,wo e<strong>in</strong> solches nicht vorhanden im ist, tonnenförmigen Stadium <strong>in</strong>der Weise, dass, wie Job. Müller (180) zuerst feststellte, <strong>in</strong> der Umgebungdes Ste<strong>in</strong>kanales <strong>und</strong> zugleich <strong>in</strong> der Nähe se<strong>in</strong>es äusseren Endessich e<strong>in</strong> fe<strong>in</strong>es Kalknetz (XIV, 7) entwickelt, welches die erste Anlage desspäteren Madreporen -Abschnittes des ausgebildeten Ste<strong>in</strong>kanales ist.Auch die erste Anlage des Kalkr<strong>in</strong>ges wurde zuerst von Joh.Müller (179) beobachtet. Sowohl bei der Auricularia mit Rädchen alsauch bei der Auricularia mit Kugeln konnte er feststellen, dass beimUebergange <strong>in</strong> die tonnenförmige Larve zwischen den Wurzeln der 5 Fühleranlagenje 2, im Ganzen also 10 Skeletstücke (XIV, 7) auftreten, welchesich zu e<strong>in</strong>em Skeletr<strong>in</strong>ge ordnen. Jedes Kalkstück stellt e<strong>in</strong> querliegendes,an den Enden gegabeltes <strong>und</strong> an den Spitzen der kurzen Gabel-


232Seewalzen.äste wieder mit kurzen Zweigen besetztes Stäbchen (XIV, 2 — 5) dar.Damitstimmen die Beobachtungen von Thomson (270) an jungen Thierender Synapta <strong>in</strong>Jiaerens tibere<strong>in</strong>.*) Weiterh<strong>in</strong> wurde dann durch Baur(10), Metschnikoff (169) <strong>und</strong> Semon (236 u. 237) der Nachweis erbracht,dass bei Synapta digitata diesem zehntheiligen Stadium des Kalkr<strong>in</strong>gese<strong>in</strong> anderes Stadium (XIV, 1) vorausgeht, <strong>in</strong> welchem derselbezunächst nur aus 5 mit den Fühleranlagen abwechselnd gestellten Kalkstückenbesteht. Semon zeigte dann weiter, dass diese 5 zuerst auftretendenKalkstücke dieselben s<strong>in</strong>d, welche beim ausgebildeten Thiereals Eadialstücke des Kalkr<strong>in</strong>ges bezeichnet werden. Zwischen diese fünfEadialstücke schieben sich später fünf Interradialstücke e<strong>in</strong>, jedoch wiees sche<strong>in</strong>t nicht <strong>in</strong> allen Interradien zu gleicher Zeit; denn Baur gibtan, dass dem fünftheiligen ersten Stadium des Kalkr<strong>in</strong>ges zunächst e<strong>in</strong>acht- <strong>und</strong> dann erst das zehntheilige Stadium folge. An letzterem bemerkteSemon (237), dass 2 von den 10 Stücken grösser s<strong>in</strong>d**) alsdie übrigen; leider gibt er nichts Näheres über die Lageder beidengrösseren Stücke an. Die zehntheilige Zusammensetzung des Kalkr<strong>in</strong>geswird zu e<strong>in</strong>er Zeit erreicht, <strong>in</strong> welcher von e<strong>in</strong>er Vermehrung der Fühlernoch nichts zu bemerken ist.Später aber, wenn sich die Fühler auf 10<strong>und</strong> schliesslich auf 12 vermehrt haben, treten zu den vorhandenen zehnKalkriugstücken noch zwei h<strong>in</strong>zu <strong>und</strong> zwar nach Thomson (270) (beiSynapta <strong>in</strong>haerens) an gegenüberliegenden Stellen des R<strong>in</strong>ges. — Wiesich die übrigen Holothurien, <strong>in</strong>sbesondere die Dendro- <strong>und</strong> Aspidochirotenbezüglich der Entwicklung ihres Kalkr<strong>in</strong>ges verhalten, bedarf noch derUntersuchung, doch dürfte die Vermuthung gestattet se<strong>in</strong>, dass auch beiihnen sich zuerst die fünf Eadialstücke anlegen <strong>und</strong> dann erst zwischendiesen die fünf Interradialstücke zur Ausbildung kommen.4. Die Muskulatur.Die Quer- <strong>und</strong> Längsmuskeln der Körperwand schienennachden ersten darauf bezüglichen Mittheilungen <strong>in</strong> ihrer Entstehung verschiedenzu se<strong>in</strong>. Während jene nach Metschnikoff (169)he'iSynaptadigitata aus der Aussenwand des Enterocoels ihre Entstehung nehmen,sollen diese bei derselben Art nach Baur (10) <strong>und</strong> Metschnikoff (169)durch Fortsätze des M<strong>und</strong>schildes (S. 272) geliefert werden. Dagegen<strong>und</strong> Holothuria tuhulosabehauptete Selenka (231) bei Cucumaria planae<strong>in</strong>e übere<strong>in</strong>stimmende Abstammung der Quer- <strong>und</strong> Längsmuskeln vonMesenchymzellen , überzeugte sich aber später (232) unter H<strong>in</strong>zuziehungder Synapta digitata von der Unrichtigkeit dieser Auffassung, nahm aber nunmehrwieder <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>en genetischen Gegensatz zwischen Quer- <strong>und</strong> Längs-*) Nur sche<strong>in</strong>en die jungen Kalkr<strong>in</strong>gstücke bei Synaptasondern nur an e<strong>in</strong>em Ende gegabelt zu se<strong>in</strong>.<strong>in</strong>haerens nicht au beiden,**) Uebrigens auch schon von Joh. Müller (ISO, p. 12 u. Taf. IX, Fig. 2) erwähnt.


Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe. 283mitskeln an, dass er zwar beide für Abkömml<strong>in</strong>ge des Entoderms, jedochdie Querniuskeln für Produkte der Enterocoelwand die , Längsmuskelnaber für Erzeugnisse der Hydrocoelwand (nämlich der radialen Wassergefässe)erklärte. Dem gegenüber erbrachte Semon (237) wenigstensfür Synapta digitata den Nachweis, dass sowohl die Quer- als auch dieLängsmuskeln von den Epithelzellen der Enterocoelwand hervorgebrachtwerden. Wie man sieht, herrscht Uebere<strong>in</strong>stimmung bezüglich der Entstehungder Quermuskeln. Die Widersprüche beziehen sich nur auf dieHerkunft der Längsmuskeln, welche nach Semon erst nach den Quermuskelnzur Ausbildung gelangen; was Baur <strong>und</strong> Metschnikoff fürdie Anlagen der Längsmuskeln gehalten, war e<strong>in</strong> Bestandtheil der Radialnerven-Anlagen(S. 286) <strong>und</strong> bei Selenka liegt e<strong>in</strong>e Verwechselung der<strong>in</strong> der Wand der radialen Wassergefässe auftretenden Längsmuskelfasernmit den weiter nach <strong>in</strong>nen gelegenen Längsmuskeln der Körperwandvor. — Ueber das erste Auftreten der Rückziehmuskeln des Sehl<strong>und</strong>kopfesbesitzen wir bis jetzt ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Beobachtung.Aehnlich wie die Muskulatur der Körperwand von den Epithelzellender äusseren Enterocoelwand geliefert wird, so die Muskulatur derDarmwand von den Epithelzellen der <strong>in</strong>neren (dem Darm aufgelagerten)Enterocoelwand. Indessen ist dabei sofort die bemerkenswerthe Ausnahmestellungder R<strong>in</strong>gmuskelschicht des Vorderdarmes hervorzuheben,welche nach Selenka (231, 232) <strong>und</strong> Semon (237) nicht von Enterocoel-,sondern von Mesenchyrazellen erzeugt wird; nach Semon treten bei derAuricularia von Synapta digitata nach <strong>in</strong>nen von der R<strong>in</strong>gmuskellage desVorderdarmes auch noch Längsmuskelfasern von gleichfalls mesenchymatöserHerkunft auf, verschw<strong>in</strong>den aber im weiteren Verlaufe der Larvenentwicklung.Selenka (231) war anfänglich überhaupt der Ansicht, dass die Muskulaturdes ganzen Darmes vom Mesenchym herrühre, beschränkte diese Me<strong>in</strong>ungaber später (232) auf die R<strong>in</strong>gmuskeln des Vorderdarmes. Die äussere, auchbeim erwachsenen Thiere vorhandene Längsmuskelschicht des Vorderdarmesdagegen, sowie die ganze Muskulatur (R<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Längsmuskelfasern)des Mittel- <strong>und</strong> Enddarmes stammt nach Semon (237) beiSynapta digitata von den Zellen des Enterocoels;auch hier werden wiean der Körperwand die R<strong>in</strong>gfasern früher gebildet als die Längsfasern. *)Die Muskelfasern, welche sich <strong>in</strong> der Wandung des Wassergefässsystemsbef<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d nach Semon's (237) Beobachtungen beiSynapta digitata sämmtlich Abkömml<strong>in</strong>ge der Epithelzellen des Hydrocoels,so die Längsfasern <strong>in</strong> der Wand der Radialkanäle <strong>und</strong> der Fühler, sowiedie R<strong>in</strong>gfasern <strong>in</strong> der Wand der Poli'schen Blase. Zu dem gleichen*) E<strong>in</strong>e für die ganze Klasse durchgreifende Gesetzmässigkeit iu der zeitlichen Aufe<strong>in</strong>anderfolgeder Darmmuskelschichten ist deshalb doch nicht gegeben denn bei allen jenen;bei welchen die Längsmuskelschicht des DarmesSeewalzen — <strong>und</strong> das ist die Mehrzahl —,nicht wie bei Synapta digitata nach aussen ,sondern nach <strong>in</strong>nen von der E<strong>in</strong>gmuskelschichtliegt (s. S. 153), wird man sich der Annahme nicht verschliessen können, dass die Längsfasernvor den K<strong>in</strong>gfasern entstanden s<strong>in</strong>d.


284 Seewalzen.Ergebnisse war schon vorher elenka IS (232) <strong>in</strong> Betreff der Radialkanälegekommen, <strong>in</strong>dem er zugleich se<strong>in</strong>e ältere Ansicht (231), dass die Muskuaturdes Wassergetasssystemes vom Mesenchym abstamme, zurückzog.Nur für die Muskelfasern <strong>in</strong> der Wand der Poli'schen Blase nimmt8elenka (232) nicht die Hydrocoel-, sondern die Enterocoelzellen desperitonealen Ueberzuges <strong>in</strong> Anspruch. Indessen ist diese Annahme nure<strong>in</strong>e Consequenz se<strong>in</strong>er irrthümlichen Behauptung, dass überhaupt alleLängsmuskulatur des Holothurienkörpers vom Hydrocoel, dagegen jeglicheR<strong>in</strong>gmuskulatur vom Enterocoel geliefert werde.Endlich ist auch noch der Genese der Muskelfasern <strong>in</strong> denGenitalschläuchen zu gedenken. Ausreichende Beobachtungen liegenhier freilich nur <strong>in</strong> Betreff der Längsfasern vor, welche nach Hamann's(93) Untersuchungen <strong>in</strong> Zusammenhang mit den Enterocoelzellen desperitonealen Epithelüberzuges stehen. Ueber die weiter nach <strong>in</strong>nengelegenen R<strong>in</strong>gfasern bemerkt derselbe Forscher nur, dass sie „jedenfallsmesenchymatösen Ursprunges" seien, br<strong>in</strong>gt aber dafür ebensowenig e<strong>in</strong>ennäheren Nachweis wieSelenka, der die gleiche Behauptung für sämmtlicheMuskelfasern der Genitalschläuche ausgesprochen hatte (231).Aus dem Vorstehenden erhellt, dass man bei dem jetzigen Standeder Kenntnisse berechtigt ist, <strong>in</strong> sämmtlichen Muskelfasern der Körperwand,des Darmes, des Wassergefässsystemes <strong>und</strong> der Genitalschläuchemit alle<strong>in</strong>iger Ausnahme der R<strong>in</strong>gmuskeln des Vorderdarmes, Produkteder Epithelzellen des Hydro- <strong>und</strong> Enterocoels, oder was dasselbe ist, desEntoderms zu erblicken. Die Epithelzellen sche<strong>in</strong>en sich dabei <strong>in</strong>Bezug auf die Zahl der von je e<strong>in</strong>er Zelle gelieferten Muskelfasern verschiedenzu verhalten, denn während Hamann (93) an den Geschlechtsschläuchenan jeder Zelle nur e<strong>in</strong>e Faser fand, entsprechen nachÖelenka's Abbildungen (232) jeder Zelle deren mehrere.*) Dass dieR<strong>in</strong>gfasern des Vorderdarmes sich <strong>in</strong> ihrer Herkunft von allen anderenMuskelfasern unterscheiden, sucht Semon (237) dadurch zu erklären,dass sie schon zu e<strong>in</strong>er Zeit auftreten, <strong>in</strong> welcher das HydroenterocoelAuch an fertigen Thieren soll sich nach Hamannnoch nicht functionirt.<strong>und</strong> Semon der Gegensatz der mesenchymatösen R<strong>in</strong>gfaserndes Vorderdarmeszu den übrigen, epithelialen Muskelfasern noch im Baue derselbenerkennen lassen, <strong>in</strong>dem sie etwa nur halb so dick s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ihren Kernnicht an der Peripherie, sondern <strong>in</strong> der Achse tragen. An dieser letzterenAngabe habe ich schon S. 64 Zweifel geäussert <strong>und</strong> werde dar<strong>in</strong> bestärktdurch Selenka (232), welcher den R<strong>in</strong>gfasern des Vorderdarmes ausdrückliche<strong>in</strong>en peripherisch anliegenden Kern zuschreibt.Schliesslich ist noch darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass nach Selenka's (231)Beobachtungen die e<strong>in</strong>zelnen Arten sich <strong>in</strong> Bezug auf den Zeitpunkt, <strong>in</strong>*) Dagegen liefern nach demselben Beobachter die Mesenchymzellen am Vorderdarmnur je e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>gfaser, während Semon (237) diese K<strong>in</strong>gfasern <strong>und</strong> deren <strong>Bild</strong>ungszellen <strong>in</strong>netzförmiger Verb<strong>in</strong>dung sah, sodass jede (verästelte) Faser zwar das Produkt mehrerer Zellenist, die e<strong>in</strong>zelne Zelle aber sich ihrerseits an der <strong>Bild</strong>ung mehrerer Fasern betheiligt.


Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe. 285welchem die Muskelfasern der Körper- <strong>und</strong> Darmwand zuerst aultreten,<strong>und</strong> die Schnelligkeit, mit welcher sie sich weiter entwickeln, sehr verschiedenverhalten. Insbesondere zeichnet sich die Cucumaria planci vonder IlolotJmria tuhulosa durch e<strong>in</strong>e viel frühere <strong>und</strong> raschere Muskelentwicklungaus, was wahrsche<strong>in</strong>lich mit der verschiedenen Art derMetamorphose zusammenhängt (das Auricularia-Stadium wird bei Chtcmnariaplanciübersprungen).5. Das Nervensystem.Die weitere Entwicklung des bilateralsymmetrischen Nervensystemsder Auricularia zu dem Nervensystem der jungen Holothurie ist eng verb<strong>und</strong>enmit dem Schicksale des bei dem Uebergaoge der Auricularia<strong>in</strong> die tonnenförmige Larve entstandenen sog. M<strong>und</strong>schildes. Wir sahenweiter oben (S. 272), dass bei der Auricularia mit Rädchen die mit 4, 4',8 <strong>und</strong> 9 bezeichneten vier Stücke der Wimperschnur e<strong>in</strong>e rechteckigeFigur bilden, welche <strong>in</strong> das Innere des M<strong>und</strong>vorhofes zu liegen kommt.Die anfänglich getrennten Stücke dieser Figur biegen sich zusammen <strong>und</strong>verb<strong>in</strong>den sich vollständig mit e<strong>in</strong>ander zu e<strong>in</strong>em vor dem eigentlichen M<strong>und</strong>egelagerten R<strong>in</strong>gwulste. Dieser R<strong>in</strong>gwulst (s. Fig. 23) wird nunmehr als„M<strong>und</strong>schild'' bezeichnet. Schon Baur (10) hatte den Wulst gesehen, aberals Umwandlungsprodukt der Schl<strong>und</strong>röhre gedeutet.Erst Metschnikoff(169) zeigte, dass er aus den genannten vier Abschnitten der Wimperschnurentsteht*) <strong>und</strong> <strong>in</strong> den M<strong>und</strong>vorhof h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>rückt. Die vier Stücke,aus welchen das M<strong>und</strong>schild entsteht, s<strong>in</strong>d dieselben, an welche die beidennervösen Seitenleisten der Auricularia ihre peripherischen Nerven (s. S. 276)entsenden. Die Verschiebung des M<strong>und</strong>schildes <strong>in</strong> den Vorhof erstrecktsich nach Metschnikoff (170) <strong>und</strong> Semon (237) auch auf die beidenSeitenleisten, welche, entsprechend ihrer früheren Lage,noch tiefer <strong>in</strong>den Vorhof, also dem M<strong>und</strong>e näher, zu liegen kommen als der R<strong>in</strong>gwulstdes M<strong>und</strong>schildes. Hier angelangt verb<strong>in</strong>den sich die beiden Seitenleistenmit ihren Enden zu e<strong>in</strong>em die M<strong>und</strong>öffnung umkreisenden R<strong>in</strong>ge, welcherdie Anlage des Nerven r<strong>in</strong>ges der ausgebildeten Synapta darstellt.Metschnikoff (170) behauj)tete, dass während dieses Vorganges dieNervenfasern der Seitenleisten verschw<strong>in</strong>den, um später im Nervenr<strong>in</strong>geneu aufzutreten, dagegen konnte Semon (237) sich überzeugen, dass dieFasern ungestört fortbestehen <strong>und</strong> zugleich e<strong>in</strong>e Vermehrung der Zellen<strong>in</strong> den Seitenleisten stattf<strong>in</strong>det, diese Zellen aber ihre frühere Bewimperungvollständig verlieren. Demnach entsteht bei der Syno,pta digitatu derNervenr<strong>in</strong>g ausschliesslich aus den symmetrischen Seitenleisten,d. h. den*) Selenka (232) dagegen lässt das MuudscLild aus der wulstförmigen Verdickung desM<strong>und</strong>randes entstehen, welche mir (s. S. 266) mit Sem on's ,,adoraler Wimperschnur" identischzu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t.


286 Scewalzeu.NervenceDtren der Larve. Die peiipherischeu Nerven der Larve sollennach Metschnikoff (170) ganz verschw<strong>in</strong>den, während Semon (237)Beziehungen derselben zu den späteren Fühlernerven für möglich hält,<strong>in</strong>dessen diese Beziehungen doch nicht näher bezeichnet. Die Weiterentwicklungdes Nervenr<strong>in</strong>ges besteht nun nach Semon (237) dar<strong>in</strong>,dass derselbe von vorne her von e<strong>in</strong>er ektodermalen,dem M<strong>und</strong>schildeentstammenden Zellenschicht überwachsen wird, welche bis zur M<strong>und</strong>öffnungfortwächst <strong>und</strong> dadurch den ursprünglich oberflächlichen Nerveur<strong>in</strong>g<strong>in</strong> die Tiefe drängt. Später schieben sich dann auch noch Mesenchymzellenzwischen die vom M<strong>und</strong>schilde hergekommene Deckschicht<strong>und</strong> den Nervenr<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>. Der junge, jetzt von Mesenchym <strong>und</strong> Ektodermüberlagerte Nervenr<strong>in</strong>g besitzt nach demselben Forscher anfänglich nurauf se<strong>in</strong>er Peripherie Zellen <strong>und</strong> besteht im Innern ausschliesslich ausFasern (Längsfasern)*), welche von jenen Zellen ausgeschieden<strong>und</strong> mitihnen <strong>in</strong>Zusammenhang s<strong>in</strong>d. Alsdann sprossen aus dem Nervenr<strong>in</strong>geder jungen Synapta zunächst fünf Fühlernerven hervor, welche sich der(der Achse des M<strong>und</strong>vorhofes zugekehrten) Innenseite der unterdessenentstandenen Ftihlerwassergefässe anlagern. Anfänglich bestehen dieknospenden Fühler nerven nur aus Zellen, welche später an ihrer demFtihlerwassergetäss zugekehrten Seite Fasern bilden <strong>und</strong> an der anderenSeite ebenso wie der Nervenr<strong>in</strong>g von dem wuchernden Ektoderm desM<strong>und</strong>schildes <strong>und</strong> dem sich e<strong>in</strong>schiebenden Mesenchym aus ihrer ursprünglichoberflächlichen Lage <strong>in</strong> die Tiefe gedrängt werden. Späterals die Fühlernerven knospen nach Semon (237) die radialen Nervenstämmeaus dem NervenriDge hervor <strong>und</strong> auch sie bestehen zuerst nuraus Zellen, welche später an ihrer dem radialen Wassergefäss zugekehrtenSeite Fasern ausscheiden.**) Wie sich später die ep<strong>in</strong>euralen <strong>und</strong> pseudohämalenEäume, welche dem Nervensystem der ausgebildeten Thiere(s. S. 232) anliegen, entwickeln, ist noch unbekannt; bei den Jungen derChiridota rotifera (Pourt.) fand ich (153) über dem Nervenr<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>en Raum,der vielleicht den eben entstandenen Ep<strong>in</strong>euralr<strong>in</strong>g S. (s. 248) darstellt.Aus dem Gesagten geht hervor, dass Semon auch die Fühler<strong>und</strong>Radialnerven der jungen Synapta ausschliesslich aus der <strong>in</strong> dennervösen Seitenleisten der Auricularia gegebenen Anlage ableitet ohnedabei dem M<strong>und</strong>schild e<strong>in</strong>e Betheiligung an dem Aufbaue der Nervenzuzuschreiben. Dadurch entfernt er sich <strong>und</strong> wie ich nicht zweifle mitRecht von der Ansicht se<strong>in</strong>er Vorgänger; denn Baur (10), Metschnikoff(169) <strong>und</strong> Selenka (232) Hessen die Radialnerven entweder zusammenmit den Längsmuskeln (S. 283) oder für sich alle<strong>in</strong> (Selenka, 232) ausWucherungen des M<strong>und</strong>schildes entstehen. Metschnikoff (170) war*) Damit steht auch das Wenige <strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimiuung was ich über den Bau des,Nervensystemes an den noch <strong>in</strong> der Leibeshöhle bef<strong>in</strong>dlichen Jungen der Chiridota rotifera(Pourt.) beobachtet habe (153).**) Hierdurch erfährt die Ansicht, dass die Eandzellen der fertigen Eadialnerven (s. S. 68)nervöser Natur seien, e<strong>in</strong>e Stütze.


Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe. 287auch nach Entdeckung der Entstehung des R<strong>in</strong>gnervenaus den Seitenstreifenbei der Me<strong>in</strong>ung geblieben, dass das M<strong>und</strong>schild bei der <strong>Bild</strong>ungder Radialuerven wenigstens mitbetheiligt sei, <strong>in</strong>dem dasselbe sich mitdem aus den Seitenleisten entstandenen R<strong>in</strong>ge vere<strong>in</strong>ige <strong>und</strong> dieses vere<strong>in</strong>igteGebilde alsdann zweischichtige radiale Fortsätze entsende; ausder Aussenschicht dieser Fortsätze entstünden die Radialnerven.Nervenr<strong>in</strong>g,Vorh<strong>in</strong> habe ich mich der Ansieht Semon's angeschlossen, dassFühlernerven <strong>und</strong> Radialnerven der Synapta nicht vom M<strong>und</strong>schilde,sondern von dem bilateralen Nervensystem der Auricularia abstammen.Wie aber entsteht das Nervensystem derjenigen Holothurien,welche, wie z. B. Cucmnaria planci, überhaupt ke<strong>in</strong> Auricularia- Stadiumdurchmachen? Tritt auch bei ihnen zunächst, etwa <strong>in</strong> der tonnenförmigenLarve, e<strong>in</strong> bilaterales larvales Nervensystem auf, welches die Gr<strong>und</strong>lagefür das radiäre Nervensystem des fertigen Thieres ist, oder entwickeltsich bei ihnen sofort das radiäre Nervensysteui ? Gibt es bei ihnen e<strong>in</strong>dem M<strong>und</strong>schilde entsprechendes Gebilde <strong>und</strong> ist dasselbe vielleicht derMutterboden des direkt entstehenden — radiären Nervensystemes Auf'?alle diese Fragen lässt sich bei dem augenblicklichen Stande unsererKenntnisse ke<strong>in</strong>e Antwort geben <strong>und</strong> ebendeshalb muss auch die weitereFrage unbeantwortet bleiben, ob man <strong>in</strong> der Entstehung des Synapta-Nervensystemes den ursprünglichen oder e<strong>in</strong>en abgeänderten <strong>Bild</strong>ungsvorgangdes Holothurien -Nervensystemes zu erblicken hat.Im Anschlüsse an das Nervensystem empfiehlt es sich, auf das mehrfachberührte M<strong>und</strong>schild der Auricularia nochmals zurückzukommen,um die Frage zu beantworten, was denn aus demselben wird, wenn esan der <strong>Bild</strong>ung von Nervenr<strong>in</strong>g, Fühler- <strong>und</strong> Radialnerven ke<strong>in</strong>e unmittelbareBetheiligung hat? Dass dasselbe e<strong>in</strong>e ektodermale Ueberwachsungdes R<strong>in</strong>gnerven <strong>und</strong> der Fühlernerven liefert, haben wir schon erfahren.Baur (10), Metschnikotf (169), Selenka (232) <strong>und</strong> Semon (237)s<strong>in</strong>d ferner dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>verstanden, dass das M<strong>und</strong>schild sich über die jungenFühler ausbreitet (als sog. Fühlerkappe, Selenka), so zur Epidermisder Fühler wird <strong>und</strong> auch (Semon) die im S<strong>in</strong>nesepithel der Fühler(S. 73) befiudlichen S<strong>in</strong>neszellen aus sich hervorgehen lässt. Die an denFühlern der Synapta äigitata vorhandenen knospenförmigen S<strong>in</strong>nesorgane(s. S. 73, 74) treten nach Baur (10) an den jungen Thieren bald nachbeendigter Metamorphose an der Fühlerwurzel auf <strong>und</strong> zwar anfänglichsehr vere<strong>in</strong>zelt,Semon (237) lässt auch die Hörbläschen der Synapta aus de<strong>in</strong>M<strong>und</strong>schilde entstehen. Nach der von Job. Müller (180) herrührenden<strong>und</strong> von Baur (10) <strong>und</strong> Metschnikoff (169) getheilten älteren Ansichthatte es den Ansche<strong>in</strong>, als entstünden die Hörbläschen als Ausstülpungendes R<strong>in</strong>gkanales des Wassergefässsystemes. Dem widerspricht aber schonder Umstand, dass sie im ausgeblildeten Thiere (s. S. 76— 79) nicht mitdem R<strong>in</strong>gkanal, sondern mit den Radialnerven <strong>in</strong> Zusammenhang stehen.Semon glaubt sich nun überzeugt zu haben — weist aber gleichzeitig


288 See walzen.auf die —Lückenhaftigkeit se<strong>in</strong>er Beobachtungen h<strong>in</strong> dass die Unter-,fiäche des M<strong>und</strong>schildes beiderseits von den Wurzeln der fünf erstenFühler je e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Vorstülpung treibt, welche sich bald abtrennt, <strong>in</strong>der Nähe des Nervenr<strong>in</strong>ges liegen bleibt <strong>und</strong> zur Otocyste wird. Obdiese Auffassung <strong>in</strong> ihrem positiven Theile das Richtige getroffen hat,kann me<strong>in</strong>es Erachtens erst durch neue Untersuchungen festgestellt werden.Dass aber von e<strong>in</strong>er Entstehung der Hörbläschen aus dem Wassergefässr<strong>in</strong>genicht länger die Rede se<strong>in</strong> kann, sche<strong>in</strong>t mir schon jetzt durchSemon's Beobachtungen gesichert zu se<strong>in</strong>. An der fertig ausgebildetentonnenförmigen Synapta-hdiYSQ, liegen die jungen Hörbläschen dicht vordem Nervenr<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Kalkr<strong>in</strong>ge; Senion (237) lässt sie durch e<strong>in</strong>enfe<strong>in</strong>en Nerven mit dem Nervenr<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen, klärt aber denWiderspruch dieser Angabe mit se<strong>in</strong>em früheren Bet<strong>und</strong>e nicht auf, nachwelchem die Hörbläschen der erwachsenen Synapta (s. S. 79) ihre Hörnervenvon den Radialnerven erhalten. Die Wand der jungen Hörbläschenwird nach Semon von ansche<strong>in</strong>end bewimperten Zellen, dieer auf die ursprünglich bewimperten Zellen des Mandschildes zurückführt,gebildet <strong>und</strong> umschliesst <strong>in</strong> der <strong>in</strong>neren Flüssigkeit die schon früher (s.S. 76— 79) erwähnten Zellen mit „Doppelkörnern";nach Job. Müller(179) schwankt die Zahl dieser Inhaltszellen zwischen vier <strong>und</strong> acht.In Betreff der Hörbläschen ist schliesslich noch darauf aufmerksamzu machen, dass sie auch <strong>in</strong> den Larven solcher Holothurien (wenigstens<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fällen) vorzukommen sche<strong>in</strong>en, an denen sie bei den erwachsenenThieren bis jetzt nicht konnten nachgewiesen werden. Job,Müller (179, 180) gibt nämlich an, dass bei der aus der „Auriculariamit Kugeln" entstandenen tonnenförmigen Larve die Hörbläschen sichganz ebenso verhalten wie bei der Tonnenlarve der Synapta] wobei wirallerd<strong>in</strong>gs die noch unbewiesene Annahme (S, 268) machen, dass dieAuricularia mit Kugeln die Larve e<strong>in</strong>er dendro- oder aspidochirotenHolothurieist.6. Das Wassergef ässsystem.Wir haben das Hydrocoel, d. h. die Anlage des Wassergefässsystemes,<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadium verlassen (S. 2Q2), <strong>in</strong> welchem dasselbe noch an derl<strong>in</strong>ken Seite des Vorderdarmes der Auricularia liegt,aber bereits begonnenhat, den Darm spangen- oder hufeisenförmig zu umgreifen. Die fünfAusbuchtungen, welche an se<strong>in</strong>er convexen Seite aufgetreten s<strong>in</strong>d, vermehrensich schon vor dem Uebergange<strong>in</strong> die tonnenförmige Larve aufzehn, <strong>in</strong>dem zwischen ihnen fünf neue kle<strong>in</strong>ere Ausbuchtungen entstehen.Bereits Job. Müller (178, 179, 180) hatte sowohl bei der Auricularia mitRädchen als der mit Kugeln die zehn „Bl<strong>in</strong>ddärmchen" an der Wassergefässanlagebemerkt <strong>und</strong> war über deren späteres Schicksal zu derganz zutreffenden Ansicht gelangt, dass fünf davon zu Fühlerwassergefässen,


Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe. 289die fünf anderen, damit abwechselnden aber zu den fünf Radialkanälenwerden. Baur (10) hob den Grössenunterschied der fünf ersten Ausbuchtungenzu den fünf später auftretenden kle<strong>in</strong>eren hervor <strong>und</strong> erklärtedie grösseren Ausstülpungen für Ftihleranlagen, die kle<strong>in</strong>eren aber imGegensatze zu Job. Müller für die Anlagen der Hörbläschen.Metschnikoff (169) jedoch kehrte mit Recht zu der Joh. Mtiller'schenAnsicht zurück, <strong>in</strong>dem er bei Synapta digitata zeigte, dass die grösserenAusbuchtungen zu Fühlerwassergefässen, die kle<strong>in</strong>eren aber zu den Radialkanälenwerden; zu dem gleichen Ergebnisse haben auch die neuerenUntersuchungen von Selenka (232) <strong>und</strong> Semon (237) geführt, wenigstens<strong>in</strong> Betracht kommt. Bei anderen Seewalzensoweit die Synapta digitatamacht es nach den vorliegenden Untersuchungen den E<strong>in</strong>druck, als wennauch bei ihnen die fünf zuerst auftretenden Ausbuchtungen des Hydrocoelszu den Fühlerwassergefässen würden; so gibt Kowalevsky (121) an,dass das Hydrocoel bei Cucumaria Jcirchsbergii <strong>und</strong> C. planci zuerst drei<strong>und</strong> dann noch zwei Ausbuchtungen treibe, von welchen jene zu dendrei oberen (= dorsalen), diese zu den zwei unteren (= ventralen) Fühlerkanälensich ausbilden;ähnliche Angaben macht Selenka (231) bezüglichder Cucumaria planci <strong>und</strong> der HolotJiuria tuhulosa. Nach beiden ebengenannten Forschern sollen die Anlagen der Radialkanäle (bei Cucumariaplanci <strong>und</strong> kirchshergii) erst später zwischen jenen primären für die Fühlerbestimmten Ausbuchtungen auftreten <strong>und</strong> zwar zuerst die Anlage desventralen medianen Radialkanals, dann die Anlagen der vier übrigenRadialkanäle. Wie mich aber eigne Untersuchungen*) an Cucumariaplanci belehrt haben, liegt die Sache, wenigstens bei dieser Art, <strong>in</strong>sofernwesentlich anders, als die ersten Ausbuchtungen des Hydrocoels nichtnur zu Fühlerkanälen, sondern zugleich auch zu den Radialkanälenwerden; letztere entstehen nicht durch besondere, zwischen den fünfersten Ausbuchtungen neu auftretende Aussackungen, sondern sie s<strong>in</strong>dunmittelbare Verlängerungen der ersten Ausbuchtungen <strong>und</strong> geben erstihrerseits die eigentlichen Fühlerkanäle ab. Es ist daher nicht längermöglich, die bei Synapta ansche<strong>in</strong>end feststehende Thatsache, dass diefünf primären Hydrocoelausbuchtungen sich nur zu Fühlerkanälen weiterentwickeln,auf die übrigen Seewalzen, wie es bisher üblich war, e<strong>in</strong>fachzu übertragen. Vielmehr erhebt sich die Frage, ob nicht das vorh<strong>in</strong> fürCucumaria planci angegebene Verhalten das eigentlich typische, dagegendas Verhalten der Synapta digitata das abgeänderte sei?Indem wir zu dieser, bis jetzt am genauesten <strong>in</strong> ihrer Entwicklungstudirten Art zurückkehren, ist weiter zu bemerken, dass noch e<strong>in</strong>e elfteAusbuchtung an der Hydrocoelanlage auftritt, welche sich anfangs <strong>in</strong>ihrer Form <strong>und</strong> Grösse ähnlich verhält, wie die Anlagen der Radialkanäle.Diese elfte Ausbuchtung liegt an dem ursprünglich h<strong>in</strong>teren, später ventralenEnde der hufeisenförmig gekrümmten Hydrocoelanlage (XIV, 6)*) üeber welche ich an e<strong>in</strong>em andern Orte ausführlich berichten werde.Bronn, Klassen des Thier-Reichs. 11. 3.19


290 Seevalzen.<strong>und</strong> stellt nach Job. Müller's (180) <strong>und</strong> Metschnikoffs (169) Vermuthungdie Anlage der Poli'schen Blase dar.Semon (237) schlosssich dieser Ansicht an, bleibt aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nicht unwichtigen Punkteebenso unsicher, wie vor ihm Metschnikoff. Da nämlich die elfteAusbuchtung gleichzeitig mit der sechsten bis zehnten auftritt <strong>und</strong> ganzähnlich wie diese aussieht, so kann sie nur nach ihrer Lage von jenenunterschieden werden. Bezeichnet man die primären <strong>und</strong> sec<strong>und</strong>ärenAusbuchtungen (XIV, 6) <strong>in</strong> der Reihenfolge, dass man am dorsalen(früher vorderen) Ende der Hydrocoelanlage beg<strong>in</strong>ot <strong>und</strong> mit I — V dieprimären, mit 1 — 6 die sec<strong>und</strong>ären bezeichnet, so fragt sich, welche vonden sechs sec<strong>und</strong>ären Ausstülpungen diejenige ist, die zur Poli'schenBlase wird. Metschnikoff <strong>und</strong> Semon halten, wie gesagt, die ammeisten ventral gelegene, also Nr. 6, dafür; <strong>in</strong>dessen s<strong>in</strong>d beide Forschernicht frei von Zweifeln. Metschnikoff (169) me<strong>in</strong>t, es sei nicht ausgeschlossen,dass die Ausstülpung Nr. 6 nicht die Poli'sche Blase, sondernnur das Verschlussstück der später r<strong>in</strong>gförmig werdenden Hydrocoelanlageliefere. Semon (237) dagegen lässt es unentschieden, ob nicht vielleichtstatt der Ausbuchtung Nr. 6 die Nr. 1 zur Poli'schen Blase werde. Darausergibt sich, dass wir bis jetzt ke<strong>in</strong>eswegs sicher wissen, ob e<strong>in</strong>e <strong>und</strong>welche von den sechs sec<strong>und</strong>ären Hydrocoel-Ausbuchtuugen der Synapta-Larve die Anlageder Poli'schen Blase darstellt. Doch sche<strong>in</strong>en alleForscher, von Joh. Müller (180) <strong>und</strong> ßaur (10) an, wenigstens dar<strong>in</strong>übere<strong>in</strong>zustimmen, dass die junge Poli'sche Blase <strong>in</strong> der Gegend demWassergefässr<strong>in</strong>ge anhängt, an welcher dieser zum Verschlusse gekommenist.Dieser Schluss des Wassergefässr<strong>in</strong>ges geschieht dadurch, dassdie beiden Enden der hufeisenförmig gebogenen Hydrocoelanlage weiterwachsen, dabei den Vorderdarm immer vollständiger umgreifen, schliesslichaufe<strong>in</strong>ander treffen <strong>und</strong> dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ander durchbrechen. DiesenVorgang hat Baur (10) zuerst beobachtet; seitdem ist er mehrfach vonanderen bestätigt worden, so von Kowalevsky (121), Metschnikoff(169), Selenka (231 u. 232) <strong>und</strong> Semon (237). Die Stelle des Schlussesliegt angeblich an der ventralen Seite der Larve; ihre genaue Beziehung zu denRadien <strong>und</strong> Interradien des fertigen Thieres bedarf zwar noch der näherenUntersuchung <strong>und</strong> Feststellung, doch sche<strong>in</strong>t aus Semon's Darstellunghervorzugehen, dass sie bei Synapta digitata dem l<strong>in</strong>ken ventralen Interradiusentspricht.*) Damit würde übere<strong>in</strong>stimmen, dass Thomson (270)bei der jungen Synapta <strong>in</strong>haerens die Poli'sche Blase <strong>in</strong> den l<strong>in</strong>kenventralen Interradialbezirk e<strong>in</strong>zeichnet. Dem widerspricht aber wiederder Umstand, dass Joh. Müller (180)sie bei der zur Auricularia mitKugeln gehörigen Tonnenlarve <strong>in</strong> den l<strong>in</strong>ken dorsalen Interradius e<strong>in</strong>-*) Ich nehme dabei au, dass die Vermuthung Semon's, die Sec<strong>und</strong>är- AusstülpungNr. 6 sei die Poli'sche Blase, richtig ist <strong>und</strong> dass Semon's (237) schematische Fig. 1 aufse<strong>in</strong>er Taf. II so zu verstehen ist, als blicke man von vornher auf die Seewalze.


Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe. 291zeichnet, wo ich sie auch bei Jungen der Cucumaria plana antreffe.Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob überhaupt die Schlussstelledes Wassergefässr<strong>in</strong>ges bei allen Holothurien <strong>in</strong> denselben Interradiusfällt oder nicht.Während die Hydrocoelanlage den Schl<strong>und</strong> umwächst <strong>und</strong> sich zue<strong>in</strong>em R<strong>in</strong>ge schliesst, behalten ihre primären Ausstülpungen (bei Synapta)die Richtung nach vorn bei; die fünf sec<strong>und</strong>ären Ausbuchtungen aber,welche zu den Radialkanälen werden, biegen über den Vorderrand derKalkr<strong>in</strong>ganlage nach h<strong>in</strong>ten um <strong>und</strong> wachsen dann später allmählich <strong>in</strong> derRichtung von vorn nach h<strong>in</strong>ten weiter (XlII, 9). Bei den mit Füsschen ausgestattetenSeewalzen entstehen die <strong>in</strong> die Füsschen e<strong>in</strong>tretenden Wassergefässästedurch seitliche Ausbuchtungen der Radialkanäle, welche dieSchichten der Haut (Lederhaut <strong>und</strong> Epidermis) vor sich her treiben <strong>und</strong>von ihnen überzogen an der Oberfläche des Körpers zu Tage treten. Eslässt sich auch mit Sicherheit vermuthen, dass die Füsschenampullene<strong>in</strong>er sec<strong>und</strong>ären Ausbuchtung der Ftisschenwassergefässe ihre Entstehungverdanken, obschon wir bestimmte Beobachtungen darüber nicht besitzen.Was aber das erste Auftreten <strong>und</strong> die weitere Vermehrung der Füs sehenselbst anbetrifft, so beziehen sich die vorliegenden kargen Beobachtungenvorzugsweise auf die Familie der Dendrochiroten; doch ist auch über dasVerhalten der Aspidochiroten E<strong>in</strong>iges bekannt geworden. So viel sche<strong>in</strong>tfestzustehen, dass bei diesen beiden Familien <strong>in</strong> der Regel der medianeventrale Radialkanal mit der Füsschenbildung beg<strong>in</strong>nt <strong>und</strong>auch weiterh<strong>in</strong> längere Zeit damit im Vorsprunge bleibt. Auchhier wieder rühren die ersten Beobachtungen von Krohn (124) <strong>und</strong>Joh.Müller (181) her. Letzterer sah, dass bei den jungen Holothurien, welchesich aus der „Auricularia mit Kugeln" entwickeln, zunächst nur dermediane ventrale Radialkanal zu guter Ausbildung gelangt <strong>und</strong> rechts anse<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>terende den ersten Füsschenkanal entsendet (XIV, 7). Bei Cucumariaplancl kommen schon während des tonnenförmigen Stadiums amh<strong>in</strong>teren Ende des medianen ventralen Radialkanales die zwei ersten Füsschenzur Entwicklung (XIV, 9) <strong>und</strong> bleiben längere Zeit die e<strong>in</strong>zigen, wieKowa-1 e V s k y (121) <strong>und</strong> S e 1 e n k a (231) beobachteten <strong>und</strong> ich bestätigen kann. DasGleiche bemerkten Agassiz (1) bei Psolus fahricii, Kowalevsky beiCucumaria kirchshergii <strong>und</strong> PhyllopJiorus urna <strong>und</strong>Danielssen <strong>und</strong> Korenbei den angeblichen*) Jungen der Holotlmria tremula (XIV, 11). NachDanielssen <strong>und</strong> Koren treten auch die nächsten Füsschenpaare beider von ihnen beobachteten Form <strong>in</strong> demselben Rad ius auf <strong>und</strong> zwar daszweite Paar weiter m<strong>und</strong>wärts als das erste <strong>und</strong> das dritte wieder weiterm<strong>und</strong>wärts als das zweite (XIV,12). Bei Mülleria agassim^el. sah Ed w ards**),dass am sechsten Tage der Entwicklung am h<strong>in</strong>teren Ende des medianenventralen Radius das erste Füsschen <strong>und</strong> davor am elften Tage e<strong>in</strong>*) S. Anmerkung S. 251.**) S. das Citat auf S. 251.19=


292 Seewalzen. ^zweites <strong>und</strong> am vierzehnten Tage noch weiter nach vorn e<strong>in</strong> drittesFüsschen auftrat, dass dann weiter am dreissigsten Tage e<strong>in</strong> viertes sichh<strong>in</strong>zugesellte <strong>und</strong> dann erst zugleich mit der <strong>Bild</strong>unge<strong>in</strong>es fünften ventralenFtisschens auch die übrigen Eadien mit der Füsschenbildung be-— gannen. lieber die späteren Fortschritte <strong>in</strong> der VermehruDg <strong>und</strong> Anordnungsweiseder Füsschen liegen aus der Familie der Dendrochirotene<strong>in</strong>ige gelegentliche Notizen über Arten aus den Gattungen Cucumaria,ColocJiirus, Phpllophorus <strong>und</strong> Psolus vor, desgleichen aus der Familie derAspidochiroten über MüUeria- <strong>und</strong> Stichopus- Arten. Bei Cucumaria frondosa(Gunn.) erreichen die ventralen Füsschen schneller e<strong>in</strong>e erheblicheZahl als die dorsalen. Die Stellung der Füsschen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnenRadien ist bei derselben Art <strong>in</strong> der Jugend e<strong>in</strong>e zickzackförmige, danne<strong>in</strong>e zweizeilige <strong>und</strong> schliesslich (wenigstens <strong>in</strong> der Körpermitte) e<strong>in</strong>evierzeilige. Aehnliches wird von Cucumana pusilla Ludw. , MrchshenjiiHeller <strong>und</strong> duUosa Semp. angegeben, deren Füsschen <strong>in</strong> der Jugend <strong>in</strong>jedem Radius zickzackförmig bis e<strong>in</strong>zeilig, im Alter aber zweizeilig angeordnets<strong>in</strong>d. Bei ColocJiirus cucumis <strong>und</strong> 'quadrangidaris konnte Sluiter(242) e<strong>in</strong>e beträchtliche Vermehrung der Füsschenzeilen im mittleren <strong>und</strong><strong>in</strong> den seitlichen ventralen Radien, sowie bei letztgenannter Art auche<strong>in</strong>e Vermehrung der Rückenhöcker mit fortschreitendem Alter feststellen<strong>und</strong> ganz entsprechende Beobachtungen hatte Lampert (134) bei SticJiopusvariegatus var. herrmanni Semp. zu machen Gelegenheit. Bei MüUerialecanora Jag. zeigen junge Thiere die Reihenstellung der Bauchfüsschendeutlicher als alte. Auch von Psolus fdbricii (Düb. u. Kor.) ist bekannt,dass die Zahl der Füsschen <strong>in</strong> den seitlichen Radien des Triviums sichmit dem Alter bedeutend vermehrt <strong>und</strong> aus der anfänglich zweizeiligenAnordnung derselben e<strong>in</strong>e vier- bis fünfzeiligebeim erwachsenen Thiere auf den Interradien stehen, sche<strong>in</strong>t es dazuimmer erst während des späteren Heranwachsens der jungen Thiere zukommen. So z. B. treten bei Cucumaria duhiosa erst bei älteien Thierenwird. Da wo Füsschene<strong>in</strong>zelne Füsschen auf die dorsalen Interradien über <strong>und</strong> bei PhyllopJiorusparvus (Ludw.) s<strong>in</strong>d die beim alten Thiere über den ganzen Körper zerstreutenFüsschen <strong>in</strong> der Jugend <strong>in</strong> den Radien gereiht <strong>und</strong> <strong>in</strong> denInterradiennur ger<strong>in</strong>g an Zahl.Abweichend von der Regel, dass der mediane ventrale Radialkanalnicht nur mit der Füsschenbildung beg<strong>in</strong>nt, sondern auch späterh<strong>in</strong> denübrigen Radien dar<strong>in</strong> voraus ist, sche<strong>in</strong>t sich die Gattung Psolus zu verhalten.Denn bei Psolus antarcticus (Phil.) <strong>und</strong> Psolus fahricii (Düb. u.Kor.)*)tritt erst bei älteren Thieren im vorderen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>teren Bereicheder Kriechsohle e<strong>in</strong>e Andeutung e<strong>in</strong>er medianen ventralen Füsschenreiheauf.*) Es fällt mir aber auf, dass Lampert gerade bei dieser Art die dem oben Gesagtenwidersprecbende Angabe macht, dass <strong>in</strong> der Jugend e<strong>in</strong>e dem alten Thiere fehlende Füsschenreihe<strong>in</strong> dem medianen ventralen Eadius vorhanden sei.


Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe. 21)3Aus den mitgetbcilten Beobachtungen kann man die ferneren, allgeme<strong>in</strong>enSätze ableiten, dass auf die In terra dien übergreifende, zerstreuteFiisscben-Stellung entwicklungsgeschichtlich späterauftritt als auf die Radien beschränkte <strong>und</strong> <strong>in</strong> regelmässigeReihen geordnete, sowie dass vielzellige Füsschenreihen <strong>in</strong>ihrem ersten Anfange zweizeilig oder zickzackförmig s<strong>in</strong>d.Aus den primären Ausbuchtungen der Hydrocoelanlage (S. 288) oderaus sec<strong>und</strong>ären Ausstülpungen der jungen Radialkanäle (S. 289) sahenwir die Fühlerkanäle hervorgehen. Dieselben wachsen nach vorn gegendie Wand des M<strong>und</strong>vorhofes, drängen dieselbe vor sich her, stülpen sieje e<strong>in</strong>em Fühlerkanal entsprechend<strong>in</strong> den Vorhof e<strong>in</strong> <strong>und</strong> bilden so dieanfänglich im Vorhofe versteckten Fühler, deren Epithelüberzug, wiewir weiter oben (S. 287) gesehen haben, von den Zellen des M<strong>und</strong>schildesherrührt. Nach Kowalevsky (121) <strong>und</strong> Selenka (231) werden beiCucmnaria Mrchshergii <strong>und</strong> planci zuerst nur drei Fühler gebildet, welchedorsal liegen, <strong>und</strong> dann erst zwei andere ventral gelegene. Es wärenicht ohne Interesse, durch erneuerte Untersuchungen diese Ungleichzeitigkeit<strong>in</strong> der <strong>Bild</strong>ung der ersten Fühler, sowie ihre genaueren Beziehungenzu den Fühlern der ausgebildeten Thiere näher zu erforschen.Soweit bis jetzt überhaupt Beobachtungen über die Entwicklung derFühler vorliegen, sche<strong>in</strong>t es, dass bei allen übrigen Holothurien (Synaptadigitata, Synapta <strong>in</strong>haerens, Holotlmria tuhdosa, HolotJmria tremula [sp. ?],PhyllojjJionis urna, Mülleria agassmi) die primären Fühler sofort <strong>und</strong> gleichzeitig<strong>in</strong> der Zahl fünf auftreten (XIV, 10). In der Fünfzahl der Fühler, magdieselbe nun durch gleichzeitige oder ungleichzeitige Entwicklung erreichtwerden, stimmen die Jungen aller Seewalzen übere<strong>in</strong>.*) Da wir aberke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Art kennen, bei welcher die Fühlerzahl der Erwachsenenger<strong>in</strong>ger als zehn ist, so muss bei allen e<strong>in</strong>e spätere Vermehrung derFühler e<strong>in</strong>treten. Ueber den Vorgang dieser Vermehrung besitzen wirnur ger<strong>in</strong>ge Kenntnisse, welche wir den Beobachtungen von Thomson(270), Baur(lO), Edwards**) <strong>und</strong> mir (153) verdanken. Nach Thomsonentstehen der sechste <strong>und</strong> siebente Fühler der Synapta <strong>in</strong>haerens an gegenüberliegenden(aber nicht näher bezeichneten) Seiten der M<strong>und</strong>umgebung.Damit stimmt das Verhalten der von mir beobachteten Jungen der Chiridotarotifera übere<strong>in</strong>, welche ausser den auf die fünf Interradien vertheiltenprimären Fühlern noch zwei sec<strong>und</strong>äre besassen, von denen dere<strong>in</strong>e dorsalwärts vom rechten ventralen Radius, der e<strong>in</strong>e dorsalwärts voml<strong>in</strong>ken ventralen Radius liegt. Die beiden Interradien, <strong>in</strong> welchen sonachzuerst e<strong>in</strong>e Vermehrung der Fühler auftritt, s<strong>in</strong>d also der l<strong>in</strong>ke <strong>und</strong> der rechtedorsale. Aus dem Vergleiche mit der Fühleranordnung der erwachsenenChiridota rotifera S. (s. 95) geht hervor, dass das dieselben Interradiens<strong>in</strong>d, welche sich am Erwachsenen durch e<strong>in</strong>e grössere Fühlerzahl (3)*) Was Job. Müller (181) zuerst hervorgehoben hat.**) In der S. 251 angeführten Mittheilung.


294 Secwalzen.von den drei übrigen Intenadien (mit nur je zwei Fühlern) auszeichnen.Man darf also wohl vermuthen, dass die Sache sich bei Synapta <strong>in</strong>Jiaerensähnlich verhält. Nach Baur, der mit Thomson's Angaben unbekanntwar, folgt bei Synapta digitata auf das fünffühlerigeStadium zunächste<strong>in</strong> Stadium mit acht Fühlern <strong>und</strong> sofort e<strong>in</strong> solches mit der endgültigenZahl von zwölf Fühlern. Bei der im erwachsenen Zustande 25- bis27 fühlerigen Mülleria agassmi Sei. sah Edwards erst am 42. Tageder Entwicklung den sechsten Fühler auftreten,nachdem die fünf primärenFühler schon am 5. Entwicklungstage sich ausgebildet hatten; der siebente,achte <strong>und</strong> neunte Fühler stellten sich dann weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Zeit bis zum88. Entwicklungstage e<strong>in</strong>, mit welchem Tage die Beobachtungsreihe abbrach.Leider erhalten wir weder von Baur noch von Edwards e<strong>in</strong>egenaue Auskunft über die Lagebeziehung der sec<strong>und</strong>ären zu den primärenFühlern.Die Form der jungen Fühler sche<strong>in</strong>t bei allen Arten übere<strong>in</strong>stimmende<strong>in</strong>e anfänglich kegel-, dann f<strong>in</strong>gerförmigezu se<strong>in</strong>. Bei denSynapten sah Baur (10), bei S. digitata <strong>und</strong> <strong>in</strong>haerens, die Nebenästchender fertigen Fühler erst dann sich ausbilden, als die bleibende Gesammtzahl(12) der Fühler schon erreicht war; es traten gleichzeitig an allenzwölf Fühlern kle<strong>in</strong>e symmetrische Auswüchse auf, deren Innenhöhle mitder Innenhöhle des Fühlerstammes <strong>in</strong> Zusammenhang steht. Bei denDendrochiroten dagegen beg<strong>in</strong>nen die fünf primären Fühler mit der<strong>Bild</strong>ung von Verästelungen schon zu e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> welcher von densec<strong>und</strong>ären Fühlern noch nichts vorhanden ist,wie das Agassiz (1) anPsolus fahricii, Danielssen <strong>und</strong> Koren (220) an Rolothuria (?) tremula,Kowalevsky (121) an Cuctimaria MrcJishergii, Selenka (231) an Cucumariaplancibeobachteten (XI V,9, 11). Dass aber auch bei Synaptiden die Fühlerschon zu e<strong>in</strong>er früheren Zeit als bei Synapta digitata <strong>und</strong> <strong>in</strong>haerens ihrerdef<strong>in</strong>itiven Form zustreben können, zeigen me<strong>in</strong>e Beobachtungen (153) an den<strong>in</strong> der Leibeshöhle schwimmenden Jungen der Cliiridota rotifera, welchesieben Fühler besassen, aber an der Spitze der fünf primären Fühlerschon je e<strong>in</strong> Paar Nebenläppchen (Fiederästchen) erkennen Hessen. —An den Enden der jungen Fühler der Holothuria tremula (sp. ?) gebenDanielssen <strong>und</strong> Koren (220) kle<strong>in</strong>e, glashelle, wärzchenförmige Erhebungendes Epithels (XIV, 9, 10) an, welche mir mit dem übere<strong>in</strong>zustimmensche<strong>in</strong>en, was Krohn (124) <strong>und</strong> Selenka (231) von denFühlern der jungen Cucumaria plancl abbilden; auch <strong>in</strong> den Figuren vonAgassiz (1) <strong>und</strong> Kowalevsky (121)s<strong>in</strong>d diese Wärzchen der Fühlerspitzebei Psolus fahricii <strong>und</strong> Cucumaria hirclisbergii angedeutet.Ueber die Entstehung der. Fühlerampullen s<strong>in</strong>d bis jetzt ke<strong>in</strong>eBeobachtungen angestellt worden. Dagegen s<strong>in</strong>d Semilunar klappen,durch welche sich die Fühlerwassergefässe mit dem R<strong>in</strong>gkanal verb<strong>in</strong>den,bei ganz jungen, erst tünffühlerigen Exemplaren der Synapta <strong>in</strong>haerensschon deutlich vorhanden <strong>und</strong> waren hier schon durch Thomson (270)längst bekannt, bevor sie Hamann (93) an erwachsenen Synapten nach-


Weiterentwickluiig- der e<strong>in</strong>zelnen Organe. 295wies*); auffallenderweise stelltneuerd<strong>in</strong>gs Semon (237) bei der entsprechendenJugendform der Sytiapta digitata das Vorkommen der Semilunarklappenausdrücklich <strong>in</strong> Abrede. **)Der primäre Ste<strong>in</strong> k anal (s. S. 259)hat während der beschriebenenUmbildungen des Hydrocoels se<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung mit dem Rückenporusbewahrt. Se<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres, <strong>in</strong> das Hydrocoel mündende Ende liegt aber jetzt,nachdem das Hydrocoel den Vorderdarm umwachsen <strong>und</strong> die besprochenenAusbuchtungen getrieben hat, weniger weit nach l<strong>in</strong>ks als früher <strong>und</strong> hatsich dafür der Medianebene der Larve dorsalwärts so sehr genähert, dasses fast <strong>in</strong> diese fällt.Zugleich ist se<strong>in</strong>e Lage <strong>in</strong>sofern verändert worden,dass sich die Mündungsstelle nicht mehr an der dorsalen, sondern an derh<strong>in</strong>teren Wand des Hydrocoelschlauches bef<strong>in</strong>det. Nach Semon (237) bestehtbei Synapta digitata e<strong>in</strong>e constante Lagebeziehung der <strong>in</strong>neren Mündung desSte<strong>in</strong>kanales zu den primären <strong>und</strong> sec<strong>und</strong>ären Ausbuchtungen des Hydrocoels;dieselbe liegt nämlich immer genau gegenüber dem Zwischenraumzwischen der dritten <strong>und</strong> vierten primären Ausbuchtung <strong>und</strong> zugleichgenau gegenüber der vierten sec<strong>und</strong>ären Ausbuchtung (XIV, 6).Nimmtman wie oben (S. 290) an,dass die sechste sec<strong>und</strong>äre Ausbuchtung zurPoli'schen Blase wird <strong>und</strong> nimmt man ferner an, dass die Lagebeziehungdes Ste<strong>in</strong>kanales zu den Hydrocoel -Ausbuchtungen später ke<strong>in</strong>erlei Verschiebungerfährt, so lässt sich <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Thatsache, dassbei dem erwachsenen Thiere der Ste<strong>in</strong>kanal im mittleren dorsalen Interradiusliegt, der Schluss ziehen, dass die vierte sec<strong>und</strong>äre Ausstülpunge<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terradiäre, folglich auch die übrigen sec<strong>und</strong>ären Ausstülpungene<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terradiäre Stellung haben. Da die erste bis fünfte sec<strong>und</strong>äre Ausstülpungzu den Radialkanälen werden ,so ergiebt sich dann weiterh<strong>in</strong>,dass die Radialkanäle anfänglich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terradiäre Lage haben,während die primären Ausbuchtungen <strong>in</strong> den Radien liegen. Semon(237) hat diese Schlüsse denn auch gezogen <strong>und</strong> daraus weitere, hiernoch nicht zu erörternde Ansichten über die phylogenetischen Beziehungender Ech<strong>in</strong>odermen entwickelt. Dass später am erwachsenen Thiere dieRadialkanäle nicht mehr <strong>in</strong>terradiär, sondern radiär liegen, sucht Semondurch die Annahme e<strong>in</strong>er im Laufe der weiteren Entwicklung erfolgendeadradiale Verschiebung derselben zu erklären. Ohne mich hier auf e<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>gehende Kritik dieser Ansichten e<strong>in</strong>zulassen, die auch nur an derHand neuer Beobachtungen vorzunehmen wäre, möchte ich doch wenigstensauf das E<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>weisen, dass die Basis, von welcher Semon ausgeht,mir nicht h<strong>in</strong>reichend sicher gestellt zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t;denn es bedarf nochdes Beweises, ob thatsächlich die oben angegebene Lagebeziehung des*) Die Lage der SemilunarWappen sche<strong>in</strong>t während der späteren Entwicklung e<strong>in</strong>e Verschiebungzu erfahren ;denn bei den Jungen sah sie T h o m s o n an der Mündung der Fühlerwassergefässe<strong>in</strong> den R<strong>in</strong>gkanal, bei den Erwachsenen aber bef<strong>in</strong>den sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em beträchtlichenAbstände yon dieser Mündung im Verlaufe der Fühlerwassergefässe (s. S. 123).**) Die Mittheilungen Thomson's s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs sowohl von Semon wie von Hamannübersehen worden.


29(5 Seewalzeu.Ste<strong>in</strong>kanales zu den Hj^drocoel-Ausbuchtungen erstens bei Synupta digitatae<strong>in</strong>e constante*) ob ist, zweitens dieselbe Lagebeziebung auch bei anderenHolothurien als e<strong>in</strong>e regelmässige Ersche<strong>in</strong>ungauftritt <strong>und</strong> ob drittenswährend der <strong>Bild</strong>ung des Wassergefässr<strong>in</strong>ges ke<strong>in</strong>erlei Verschiebung jenerLagebeziehung e<strong>in</strong>tritt? Die ganze Angelegenheit steht <strong>in</strong> engster Verb<strong>in</strong>dungmit der oben (S. 289) schon berührten Frage nach der Beziehung,<strong>in</strong> welcher die primären Hydrocoel- Ausbuchtungen zu denFühlern der erwachsenen Holothurien überhaupt, nicht nur der Synaptadigitata,stehen.Die Veränderungen, welche man im übrigen an dem primären Ste<strong>in</strong>kanalwährend der Larvenentwicklung bemerkt, bestehen hauptsächlichdar<strong>in</strong>, dass sich e<strong>in</strong>Madreporenköpfchen (XIV, 7) an ihm zu entwickelnbeg<strong>in</strong>nt (s. S. 281). Das nach aussen von dem jungen Madreporenköpfchengelegene, zum Rückenporus führende Stück des Ste<strong>in</strong>kanales geht ebensowie der Rückenporus e<strong>in</strong>em allmählichen Schw<strong>und</strong>e entgegen, währendan dem Madreporenköpfchen e<strong>in</strong>e offene Verb<strong>in</strong>dungdes Ste<strong>in</strong>kanalesmit der Leibeshöhle hergestellt wird. Bei Synapta digitata tritt jenerSchw<strong>und</strong> nach Baur (10) <strong>und</strong> Semon (237) beim Uebergange der tonnenförmigenLarve <strong>in</strong> die junge Synapta e<strong>in</strong>. Bei CJiiridota rotifera dagegenkonnte ich (153) auf e<strong>in</strong>em etwas späteren Stadium noch e<strong>in</strong>en Rest desäusseren Abschnittes des primären Ste<strong>in</strong>kanales <strong>in</strong> der Körperwand nachweisen.Ueber die E<strong>in</strong>zelheiten, welche sich bei der Obliteration des Aussentheilesdes primären Ste<strong>in</strong>kanales <strong>und</strong> bei der <strong>Bild</strong>ung des <strong>in</strong> die Leibeshöhlemündenden Madreporenköpfchens abspielen, fehlt es an Beobachtungen.Durch die genannten Vorgänge wird der primäre Ste<strong>in</strong>kanalzum sec<strong>und</strong>ären, wie er für die meisten Holothurien im erwachsenenZustande charakteristisch ist. Da wo beim erwachsenenThier^ mehr als e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>kanal vorkommen, sche<strong>in</strong>t nur e<strong>in</strong>er derselben<strong>und</strong> zwar der dorsal gelegene aus dem primären Kanal hervorgegangenzu se<strong>in</strong>, die übrigen aber sche<strong>in</strong>en späteren Neubildungen ihre Entstehung zuverdanken.**) Es ist wenig wahrsche<strong>in</strong>lich, dass auch diese überzähligenSte<strong>in</strong>kanäle zuerst mit der Aussenwelt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen, vielmehrdarf man vermuthen, dass sie vom R<strong>in</strong>gkanal aus entstehen <strong>und</strong> sofort<strong>in</strong> — offene Verb<strong>in</strong>dung mit der Leibeshöhle treten. Bei zahlreichenElasipoden (S. 134, 135) steht der Ste<strong>in</strong>kanal das ganze Leben h<strong>in</strong>durchnur mit der Aussenwelt <strong>in</strong> offener Verb<strong>in</strong>dung, verhält sich also ganz sowie e<strong>in</strong> primärer Ste<strong>in</strong>kanal. Wenn wir auch von der Entwicklungsgeschichteder Elasipoden noch nichts wissen, haben wir doch ke<strong>in</strong>en*) Von den früheren Forscliern ist auf diesen Punkt nicht näher geachtet worden. Baur(10) zeichnet das Innenende des Ste<strong>in</strong>kanales an dem erst fünf lappigen Hydrocoel ungefährzwischen die dritte <strong>und</strong> vierte Ausbuchtung. Metschnikoff (169) zeichnet dasselbe baldzwischen der zweiten <strong>und</strong> dritten, bald gegenüber der fünften Primär- Ausbuchtung.**) Die Vorliebe, welche der oder die Ste<strong>in</strong>kanäle bei den Aspidochiroten für die rechteKörperhälfte zeigen (s. S. 131 , 132), lässt sich bis jetzt entwicklungsgeschichtlich noch nichtverständlich machen.


Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zelueii Urgano. 297Gr<strong>und</strong> zu bezweifeln, dass ihr Ste<strong>in</strong>kanal <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung mit derAussenwelt ke<strong>in</strong>e neue E<strong>in</strong>richtung erworben hat, sondern nur den füralle Seewalzen, wie überhauptfür alle Ech<strong>in</strong>odermen charakteristischenJugendzustand festhält.Die Inhaltszellen des Wassergefässsystemes entstehen nachKowalevsky (121), Selenka (232) <strong>und</strong> Semon (237) dadurch, dass sichZellen des <strong>in</strong>neren Epithels abschnüren <strong>und</strong> frei <strong>in</strong> die Inhaltsflüssigkeitfallen. Bei Holothuria tubulosa geschieht das nach Selenka (231) sofrühzeitig, dass schon <strong>in</strong> dem noch vere<strong>in</strong>igten Hydro-Enterocoel e<strong>in</strong>zelneamöboide Zellen anzutreffen s<strong>in</strong>d.7. Die Verdauungsorgane, Kiemenbäume <strong>und</strong> Cuvier'schenOrgane.Im Vorderdarme der jungen Synaptabef<strong>in</strong>det sich nach Semon(237) e<strong>in</strong>e Epithelauskleidung, welche ke<strong>in</strong>eswegs identisch ist mit demursprünglichen Epithel desselben, sondern von den Zellen der adoralenWimperschnur herstammt. In ähnlicher Weise wie sich auf der Körperoberflächeaus den Wimperreifen das dauernde Körperepithel aufbaue<strong>und</strong> an die Stelle des Larvenepithels setze (s. S. 278), so verhalte sichdie adorale Wimperschnur zum ursprünglichen Epithel des Vorderdarmes.Während des tonnenförmigen Stadiums breiten sich nach ihm die Zellender adoralen Wimperschnur (<strong>und</strong> ihrer <strong>in</strong> den Vorderdarm reichendenSchl<strong>in</strong>ge) über die ganze <strong>in</strong>nere Oberfläche des Vorderdarmes aus, verdrängendie dort vorhandenen abgeplattetenZellen <strong>und</strong> bilden so e<strong>in</strong>neues Epithel, welches sich von dem höheren Epithel des Mitteldarmesscharf absetzt. — Das ursprüngliche Epithel des Vorderdarmes leitetSemon vom Entoderm ab, die adorale Wimperschnur aber wie essche<strong>in</strong>t vom Ectoderm. Nach ihm wird also die anfänglich entodermaleAuskleidung des Vorderdarmes später verdrängt <strong>und</strong> ersetzt durch e<strong>in</strong>vom M<strong>und</strong>rande e<strong>in</strong>wachsendes ectodermales Epithel. Ob diese Auffassungaber wirklich den Thatsachen vollständig entspricht, ersche<strong>in</strong>t mir zweifelhaft;jedenfalls sieht man sich bei Semon vergebens nach e<strong>in</strong>er genauenBegründung se<strong>in</strong>er Ansicht um.Die M<strong>und</strong>öffnung der Larve wurde früher für e<strong>in</strong>e besondere, aufdas Larvenleben beschränkte <strong>Bild</strong>ung gehalten. Joh. Müller (179)wenigstens vermuthete bei der Auricularia mit Kalkrädchen, dass derM<strong>und</strong> der jungen Holothurie e<strong>in</strong>e vom Larvenm<strong>und</strong>e unabhängige Neubildungdarstelle. Er war der Me<strong>in</strong>ung, dass nach dem von ihm angenommenenSchw<strong>und</strong>e des Larvenm<strong>und</strong>es <strong>und</strong> -Schl<strong>und</strong>es der Vorhofdes späteren M<strong>und</strong>es zunächst e<strong>in</strong>en nach allen Seiten vollständig abgeschlossenenRaum darstelle, <strong>in</strong> welchem dann die Fühler <strong>und</strong> zwischendiesen die def<strong>in</strong>itive M<strong>und</strong>bildung entstehen; alsdann lässt er den Vorhofauch nach aussen aufbrechen <strong>und</strong> bezeichnet se<strong>in</strong>e äussere Oeffnung alsdie Durchbruchsstelle der Fühler. Auch Baur (10) lässt den Larven-


298 Seewalzen.Schl<strong>und</strong> obliteriren <strong>und</strong> sich unter Schw<strong>und</strong> se<strong>in</strong>es früheren Lumens <strong>in</strong>die „r<strong>und</strong>liche, ungeformte <strong>Bild</strong>ungsmasse" verwandeln, von der wir schonweiter oben gesehen haben, dass sie mit dem jetzt M<strong>und</strong>schild genanntenGebilde identisch ist. Erst Metschnikoff (169) erbrachte den vonSemon (237) <strong>und</strong> Selenka (232) bestätigten Nachweis, dass der Schl<strong>und</strong>der Larve nicht obliterirt, sondern zum Schlünde der Holothurie wird,<strong>und</strong> dass ferner der die jungen Fühler umschliessende Vorhof niemalsvon der Aussenwelt ganz abgeschlossen ist,sondern aus der sich immertiefer e<strong>in</strong>senkenden M<strong>und</strong>bucht der Larve entsteht; diese E<strong>in</strong>senkung erweitertsich <strong>in</strong> der Tiefe, wo die jungen Fühler <strong>und</strong> zwischen diesen derM<strong>und</strong> liegen, während ihr äusseres Stück sich zu e<strong>in</strong>em röhrenförmigenKanal auszieht, der <strong>in</strong> allen Stadien an der Oberfläche des Körpersmündet. Treten nachher die ersten Fühler nach aussen hervor, so geschiehtdas durch jene Mündungsstelle, während zugleich der röhrenförmigeAussentheil des Vorhofes sich ausweitet <strong>und</strong> weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> dasNiveau der Körperoberfläche ausbreitet. E<strong>in</strong> besonderer „Durchbruch"der Fühler f<strong>in</strong>det also nicht statt, sondern sie werden durch e<strong>in</strong>e Artvon Ausstülpung des M<strong>und</strong>vorhofes nach aussen gebracht. Wie Semon(237) bemerkte, können die tonnenförmigen Larven <strong>und</strong> die daraus entstandenenjungen Thiere der Synaxda digitata durch Zurückziehen derbereits hervorgetretenen Fühler den früheren Zustand des M<strong>und</strong>vorhofesvorübergehend wiederherstellen.Der After stellt e<strong>in</strong>e enge, aber erweiterungsfähige Oefi'nung dar,ihr Vorhanden-deren Kle<strong>in</strong>heit es wohl verschuldet hat, dass Agassiz (1)se<strong>in</strong> bei den Jungen von PsoJus fahricii überhaupt leugnen konnte.Die Schl<strong>in</strong>genbildung des Darmes S. (s. 156) ist bereits beiden jungen Thieren, welche sich noch im tonnenförmigen Larvenstadiumbef<strong>in</strong>den oder dasselbe eben überstanden haben, zu bemerken. Baur(10) beobachtete dieselbe bei jungen Exemplaren der Synapta digitata,ist aber nach dem S. 159 von mir Gesagten gewiss im Unrecht, wenner me<strong>in</strong>t, dass sich die anfängliche Schl<strong>in</strong>genbildungdes Darmes beidieser Art später wieder verliere. Schon vorher hatte Thomson (270)e<strong>in</strong>e ähnliche Schl<strong>in</strong>genbildung bei den Jungen der Sijnapta <strong>in</strong>haerens <strong>und</strong>noch früher Krohn (124) e<strong>in</strong>e ebensolche bei e<strong>in</strong>er jungen Cucumariaplanci*) erwähnt. Aus den Abbildungen von Metschnikoff (169) <strong>und</strong>mir (153) sche<strong>in</strong>t hervorzugehen, dass die Darmw<strong>in</strong>dung schon bei ihremersten Auftreten <strong>in</strong> der für die erwachsenen Holothurien gesetzmässigenRichtung erfolgt, doch darf nicht unerwähnt bleiben, dass gerade aufdiesen Punkt bis jetzt nicht genau geachtet worden ist.Ueber die Entwicklung der dem Enddarm der meisten Holothurienansitzenden Kiemenbäume S. (s. 165) wissen wir so gut wie nichts. Nur*) Wie mich eigene Beobachtungen lehren, ist die junge Holothurie, von welcher Krohndort (124) spricht <strong>und</strong> die er geneigt ist für e<strong>in</strong>e junge Aspidochirote zu halten, <strong>in</strong> Wirklichkeite<strong>in</strong>e junge Cucumaria planci.


Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zeluoii Organe. 299Danielssen <strong>und</strong> Koren (220) geben bei den von ihnen zu Holothmiatremula gerechneten Thieren an, dass deren Kiemenbänme als zwei hohleRöhren an dem Enddarme auftreten. Aus dem späteren Leben jungerHolothurien ist mir nur die Bemerkung v. Marenzeller's (165) bekannt,dass bei jugendlichen Individuen der Holothurm hellen der l<strong>in</strong>ke Kiemenbaumnur schwach entwickelt ist <strong>und</strong> dementsprechend auch bei Erwachsenenh<strong>in</strong>ter dem rechten zurückbleibt.Vollständig unbekannt ist die Entwicklung der Cu vier 'sehenOrgane.8. Die Geschlechtsorganes<strong>in</strong>d ebenfalls fast noch ganz unbekannt <strong>in</strong> Bezug auf ihre Entwicklung.Nur vermuthungsweise äussert sich Semon (237) dah<strong>in</strong>, dass die Genitalschläuchedurch sackartige E<strong>in</strong>stülpungen der Cölomwandung <strong>in</strong> dieLeibeshöhle entstehen. Im Innern der Cölomausstülpung bef<strong>in</strong>de sichursprünglich solides Mesenchymgewebe,<strong>in</strong> welchem durch e<strong>in</strong>e sec<strong>und</strong>äreSpaltbildung das Lumen des Genitalschlauches sich als e<strong>in</strong> Schizocoelraumentwickle. Die <strong>Bild</strong>ungszellen der Geschlechtsprodukte sollen nachden weiteren Vermuthungen 8emon's von dem äusseren Cölomepithel derGenitalschläuche stammen, die sämmtlichen übrigenWandschichten derSchläuche durchwandern <strong>und</strong> so <strong>in</strong> den <strong>in</strong>neren Hohlraum gelangen,welcher erst später an se<strong>in</strong>er Anheftungsstelle die Körperwand durchbricht.Wie weit alle diese Vermuthungen den Thatsachen entsprechen,bleibt abzuwarten. — Ueber den Bau junger, aber bereits vollständigfertiger Genitalschläuche liegen nur e<strong>in</strong>ige Angaben von Hamann (93 u.94) vor, welche sich auf Holothuria tubulosa beziehen. Er fand die <strong>in</strong>nereOberfläche der jungen Schläuche besetzt mit grossen, angeblich amöboidenZellen mit grossem, blasigem, kugeligem Kern; diese Zellen, welche ane<strong>in</strong>zelnen Stellen zu mehreren übere<strong>in</strong>ander liegen, dagegen an anderenganz fehlen, sieht er für die „Urkeimzellen" an,Theilung kle<strong>in</strong>ere Zellen hervorgehen sollen, die dann späteraus welchen durchdas Innenepithelder funktionirenden Genitalschläuche (s. S. 194, 195) darstellen.9. Das Blutgefässsystem.Da die Blutgefässe der erwachsenen Holothurien (s. S. 198 u.epithellose Lücken im B<strong>in</strong>degewebe darstellen, so lässt sich <strong>in</strong> Bezugauf ihre Entwicklung die Vermuthung aussprechen, dass sie als communicirendeSpalträume im Mesenchym entstehen <strong>und</strong> demnach <strong>in</strong> ihrer Gesammtheite<strong>in</strong> Schizocoel darstellen. E<strong>in</strong>e unmittelbare Weiterbildungder ursprünglichen Furchungshöhle, des Blastocoels, kann man deshalbnicht <strong>in</strong> ihnen erblicken, weil das Blastocoel erst von dem Mesenchymausgefüllt <strong>und</strong> dann erst <strong>in</strong> letzterem die Spalträume des Blutgetässsystemesauftreten. Mit dieser Auffassung von der Genese des Blutgetässsystemesf.)


3QQSeewalzen.stehen die Beobachtungen Semon's (237) an Syyiapta digitata im E<strong>in</strong>klänge.Wie schon Baur (10)<strong>und</strong> Met sehn ik off (169) bei derselbenArt wahrgenommen, treten gleich nach dem tonnenförmigen Larvenstadiumdie ersten deutlichen Blutgefässe am Darm als dessen dorsales <strong>und</strong> ventralesGefäss auf. Ueber die Entwicklung der übrigen Blutgefässe fehltes an Beobachtungen.— Die <strong>in</strong> der Blutflüssigkeit schwimmendenZellen (s. S.221) hält Semon (237) für Abkömml<strong>in</strong>ge des Hydrocoel- <strong>und</strong>Enterocoelepithels, lässt aber zugleich die andere Möglichkeit offen, dasssieausgewanderte Mesenchymzellen s<strong>in</strong>d.10. Die Leibeshöhle <strong>und</strong> die Mesenterien.Als Anlage der Leibeshöhle haben wir das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>ke <strong>und</strong> rechteHälfte getheilte Enterocoel der Larve (S. 262) kennen gelernt. BeiSynapta digitata sahen wir das l<strong>in</strong>ke <strong>und</strong> das rechte Enterocoel die Gestalte<strong>in</strong>er uhrglasförmigen Scheibe annehmen. .Beide wachsen nachvorn, h<strong>in</strong>ten, oben <strong>und</strong> unten weiter, bis sie den Darm, dem sie frühernur seitlich anlagen, r<strong>in</strong>gs umgeben. Dabei kommen sie, wie schonBaur (10) beobachtete, schliesslich <strong>in</strong> der dorsalen <strong>und</strong> ventralen Mittell<strong>in</strong>iezu gegenseitiger Berührung. Da er sie aber irrthümlicherweise fürsolide Platten hielt, so war er der Me<strong>in</strong>ung, die Leibeshöhle entstündedadurch, dass sich diese Platten nachher vom Darme abheben <strong>und</strong> sozwischen sich <strong>und</strong> dem Darme die Leibeshöhle als e<strong>in</strong>en ganz neuenHohlraum auftreten lassen, während sie sich selbst <strong>in</strong> das „Perisom",d. h. <strong>in</strong> die unter der Epidermis gelegenen Bestandtheile der Körperwandverwandeln. Die späteren Forscher, Metschnikoff (169), Selenka (232),Semon (237), haben aber übere<strong>in</strong>stimmend gezeigt, dass es sich bei der<strong>Bild</strong>ung der Leibeshöhle nur um e<strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>anderweichen der <strong>in</strong>neren <strong>und</strong>äusseren Wand der von Anfang an hohlen Enterocoele handelt. DieInnenwand der beiden Enterocoele liefert die peritoneale Bekleidung desDarmes, die Aussenwand die peritoneale Bekleidung der Körperwand;dass beide Wände zur Entstehung der Muskulatur <strong>in</strong> engster Beziehungstehen, haben wir schon weiter oben (S. 282-284) erfahren. Ventralwärtsbrechen beide Enterocoelblasen an ihrer Berührungsl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander durch,während sich an ihrer dorsalen Berührungsl<strong>in</strong>ie*) e<strong>in</strong> dünner Mesenchymstreifenzwischen ihnen erhält <strong>und</strong> hier ihren Durchbruch verh<strong>in</strong>dert. DieserMesenchymstreifen ist l<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> rechts von den Epithelzellen der Enterocoeletiberkleidet <strong>und</strong> stellt so die Anlage des Mesenteriums dar,dessen peritonealer üeberzug sich an Darm <strong>und</strong> Körperwand<strong>in</strong> derenPeritonealbekleidung unmittelbar fortsetzt. Nach Selenka's (231)Beobachtungen an HolotJmria tubulosa <strong>und</strong> Cucumaria tubulosa ist nichtdaran zu zweifeln, dass auch bei diesen wie überhaupt bei allen Holo-*) Dieselbe fällt, wie schon Baur (10) bemerkt hat, nicht ganz genau<strong>in</strong> die Mediaiieheneder Larve, sondern weicht etwas nach l<strong>in</strong>ks von derselben ab.


Weiterentwicklung der e<strong>in</strong>zelnen Organe. 301thurien Leibeshöhle <strong>und</strong> Mesenterium auf wesentlich gleiche Weise wie— bei Synapta gebildet werden. Die Inhaltszellen der Leibeshöhlentlüssigkeitentstehen nach Semon (237) wahrsche<strong>in</strong>lich aus abgelöstenZellen des Enterocoels, also <strong>in</strong> ähnlicher Weise wie die Inhaltszellen desWassergefässsystemes (S. 297).Im Anschlüsse an die Leibeshöhle s<strong>in</strong>d die räthselhaften „contractilenEosetten" zu besprechen, welche von verschiedenen Forschernbei Synapta erwähnt werden. Wie schon früher (S. 237) bemerkt, warJoh. Müller zu der Vermuthung gekommen, es seien diese „Rosetten"identisch mit den von Quatrefages behaupteten Spiracula. Ob dem soist,muss e<strong>in</strong>stweilen dah<strong>in</strong>gestellt bleiben. Die „Rosetten" selbst beschreibtJoh. Müller (179 u. 180) als 0,01— 0,015 mm grosse, r<strong>und</strong>e,contractile Organe, welche bei den Jungen der Synapta digitata, die ebendas tonnenförmige Stadium tiberw<strong>und</strong>en haben, im vorderen Theile desKörpers h<strong>in</strong>ter dem Kalkr<strong>in</strong>ge liegen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Haut befestigt zu se<strong>in</strong>sche<strong>in</strong>en. Es s<strong>in</strong>d deren (3—) 4 vorhanden, welche ziemlich <strong>in</strong> derselbenQuerschnittsebene <strong>und</strong> <strong>in</strong> annähernd gleichen Abständen angebracht s<strong>in</strong>d.Von der hellen Mitte e<strong>in</strong>er jeden „Rosette" gehen dunkle Radien aus,welche den kreisförmigen Umfang der Rosette nicht erreichen. Von Zeitzu Zeit ziehen sie sich rasch <strong>und</strong> wie pulsirend zusammen, wobei sieallseitig kle<strong>in</strong>er werden. Dass sie wirklich <strong>in</strong> der Haut liegen,hält Joh.Müller (180) deshalb für zweifelhaft, weil sie bei künstlicher Verschiebungdes Kalkr<strong>in</strong>ges stets diesem folgen. Von späteren Forschernhaben nur Thomson (270) <strong>und</strong> Baur (10) die „Rosetten" gesehen, ohne<strong>in</strong>dessen über deren Natur zu e<strong>in</strong>em befriedigenden Ergebnisse zu gelangen.Thomson beschreibt sie bei jungen Exemplaren der Synapta<strong>in</strong>haercns] hier haben sie e<strong>in</strong>e bräunliche Farbe, e<strong>in</strong> körniges, radiär gestreiftesAussehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Querdurchmesser von — 0,03 mm; ihre Contractionenerfolgen <strong>in</strong> unregelmässigen, zwischen V4 ^k M<strong>in</strong>ute schwankendenIntervallen. Wie bei Synapta digitata liegen sie h<strong>in</strong>ter dem Kalkr<strong>in</strong>ge,wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> der Quermuskelschicht der Körperwand <strong>und</strong> dienenvielleicht als (?) Ausströmungsporen der Leibeshöhle. Baur dagegen, dersie bei Synapta digitata immer nur vere<strong>in</strong>zelt bald hier bald dort <strong>in</strong> derHaut antraf, leugnet ihre Pulsationen <strong>und</strong> erklärt sie für rudimente Kalkrädchen,macht aber nicht verständlich, wie es möglich war,dass zweiso tüchtige Beobachter, wie Joh. Müller <strong>und</strong> Thomson (dessen Angabenihm übrigens unbekannt s<strong>in</strong>d),sehen konnten.Von den Wimperorganen der SynaptidenContractionen an diesen Gebildenist <strong>in</strong> den Stadiender Auricularia <strong>und</strong> der tonnenförmigen Larve noch ke<strong>in</strong>e Spur zu bemerken<strong>und</strong> auch die ganz junge Synapta lässt noch nichts davon erkennen.Zur Zeit aber, <strong>in</strong> welcher die jungen Thiere der Synapta digitatabereits gegen 10 mm lang s<strong>in</strong>d, sah Baur (10), dem wir die e<strong>in</strong>zigedarauf bezügliche Beobachtung verdanken, „<strong>in</strong>nen an der Wand derLeibeshöhle die ersten pantoffelförmigen Wimperorgane vere<strong>in</strong>zelt zum


302 Seewalzen.Vorsche<strong>in</strong> kommen. Sie zeigten sich deutlich als Auswüchse der <strong>in</strong>nerstenSchicht der Leibeswand, welche erst allmählich ihren Stiel bekamen <strong>und</strong>ihre Pantoflfelform annahmen".Tabelle zur Uebersicht derjenigen Holothurien, deren Entwicklungganz oder <strong>in</strong> Bruchstücken bekannt ist.? bedeutet, dass das betreffende Stadium nicht sicher vorhanden oder nicht näher bekannt ist.bedeutet, dass das betreffende Stadium wahrsche<strong>in</strong>lich oder sicher übersprungen wird.!bedeutet, dass das betreffende Stadium mehr oder weniger gut bekannt ist.Name der Art:


D. Systematik.I. (xeschichte des Syste<strong>in</strong>es.Der erste Versuch e<strong>in</strong>er systematischen Anordnungder bis dah<strong>in</strong>unter dem älteren Namen HolotJmria [L<strong>in</strong>ne (145), 0. F. Müller (187,188, 189), Pennant (199), Fabricius (61), Gmel<strong>in</strong> (69)] oder demjüngeren Fiskdaria [Forskai (65 u. 66)] zusammengefassten Arten rührtvon Oken (193) her, welcher die 4 Gattungen: Tht/one, Suhuculus, Holothiiria<strong>und</strong> Psolus unterschied. Von diesen Gattungenberuhte die zweiteauf der missverständlichen Auffassung e<strong>in</strong>es isolirten Schl<strong>und</strong>kopfes(s. Anmerkung S. 161), während Thijone <strong>und</strong> Psolus sich so gut bewährten,dass sie noch heute als Gattungsnamen <strong>in</strong> Gebrauch s<strong>in</strong>d*);zur Gattung HolotJmria aber stellte er Arten, die nur zum Theile jetztnoch <strong>in</strong> dieselbe gehören, zum anderen Theile aber der heutigen GattungSynapta zuzurechnen s<strong>in</strong>d. Den Gesichtspunkt, von dem er sich beise<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>theilung vorzugsweise leiten Hess, gab die äussere Körperform:ohne Unterschied von Bauch <strong>und</strong> Rücken = Thyone-, mit ger<strong>in</strong>gem Unterschiedvon Bauch <strong>und</strong> Rücken, wurmförmig= HolotJmria] mit deutlicherBauchfläche, nacktschneckenförmig= Psolus.Kurz darauf g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> gleicher, aber weniger glücklicher Versuch vonLamarck (133, 1816) aus. Der bei ihm zuerst auftretende Gedanke,der Fühlerform e<strong>in</strong>en besonderen Werth für das System der Holothurienbeizulegen, hat sich zwar <strong>in</strong> der Folgezeit <strong>und</strong> <strong>in</strong>nerhalb gewisser Grenzenals ganz richtig erwiesen. Da es ihm selbst aber an e<strong>in</strong>er ausreichendenKenntniss eben dieser Fühlerform bei vielen der damals bekannten Artenfehlte, so kann es nicht W<strong>und</strong>er nehmen, dass er so nahe verwandteFormen wie Synapta vittata <strong>und</strong> S. digitata <strong>in</strong> verschiedene Gattungenstellte. Er unterschied übrigens der Gattungen nur zwei: HolotJmria <strong>und</strong>Fistularia; <strong>in</strong> jene stellte er die Formen, deren Fühler nicht schildförmigs<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> diese die Arten mit schildförmigen Fühlern. Infolgedessen hatbei ihm die Gattung HolotJmria e<strong>in</strong>en ganz anderen Inhalt als heute <strong>und</strong>umfasst vorzugsweise dendrochirote Arten, während unsere heutigen HolotJiuria-Artenalle <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Gattung Fistularia gehören würden.*) Merkwürdigerweise hat Oken selbst bei späterer Gelegenheit (194) diese Gattungenwieder aufgegeben <strong>und</strong> alle Arten <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>e Gattung HolothuHa gestellt.


304Seewalzen.Cuvier (45)dagegen nahm den Namen HolotJmria wieder für sämmtlicheSeewalzen auf. Die Arten th eilte er mit besonderer Berücksichtigungder Füssehen- Anordnung <strong>in</strong> sechs Gruppen, denen er <strong>in</strong>dessen ke<strong>in</strong>eGattungsnamen gab. Se<strong>in</strong>e erste <strong>und</strong> zweite Gruppefallen mit Oken'sGenus Tsolus, die dritte, vierte <strong>und</strong> sechste mit k e n ' s Genus HolotJmriadem Inhalte nach zusammen ;die fünfte aber stellt e<strong>in</strong>e Vermengung vonOken's TJiyone mit solchen Arten dar, welche wir heute <strong>in</strong> die GattungCucwnaria stellen. Goldfuss (71) suchte die Cuvier' sehe E<strong>in</strong>theilungdadurch mit der Oken' sehen zu vere<strong>in</strong>igen, dass er die GattungenThyone, Tsolus <strong>und</strong> HolotJmria im S<strong>in</strong>ne Oken's festhielt, <strong>und</strong> ihnen alsvierte Gattung für die <strong>in</strong> der sechsten Cuvier'schen Gruppe stehendenFormen, soweit sie nicht zu TJiyone gehören, die Gattung Petitacta h<strong>in</strong>zufügteȦn Lamarck's E<strong>in</strong>theilung nach der Form der Fühler knüpfte imGegensatze zu Cuvier <strong>und</strong> Goldfuss Lesueur (139) wieder an. Erbehielt zwar den Gattungsnamen HolotJmria für alle ihm bekannten Seewalzenbei, theilte dieselben aber unter Weiterführung der Lamarck'schenUnterscheidung <strong>in</strong> drei Gruppen: 1) solche mit schildförmigen Fühlern(= Lamarck's Fistularia), 2) solche mit baumförmigen Fühlern <strong>und</strong>3) solche mit gefiederten Fühlern <strong>und</strong> wurmförmigem Körper (die zweite<strong>und</strong> dritte Gruppe s<strong>in</strong>d zusammen = La.marck 's jSoZo^/mna). Diese dreiGruppen Lesueur 's entsprechen im Grossen <strong>und</strong> Ganzen den heutigenFamilien der Aspidochiroten, Dendrochiroten <strong>und</strong> Synaptiden. Für dieWeiterentwicklung der Holothurien - Systematik würde diese ganz vortrefflicheLesueur 'sehe E<strong>in</strong>theilung gewiss von grösserem E<strong>in</strong>flüssegewesen se<strong>in</strong>, wenn sie nicht sowohl Jäger (110) als auch Brandt (33)unbekannt geblieben wäre.Weniger bedauerlich ist die ger<strong>in</strong>ge Berücksichtigung, welcheFlem<strong>in</strong>g's (63) E<strong>in</strong>theilungsversuch gef<strong>und</strong>en hat. Derselbe gehtähnlich wie Oken <strong>und</strong> Cuvier von der Körperform <strong>und</strong> der Füsschen-Vertheilung aus <strong>und</strong> unterscheidet s o drei Gattungen HolotJmria, Cuvieria,:MiUleria; unter HolotJmria versteht er die Formen mit fünf Füsschenreihen,also die heutigen Cucumarien, unter Cuvieria die Arten mit deutlicherKriechsohle, welche bei Oken unter Psolus stehen, <strong>und</strong> endlichunter Mülleria Formen mit allseitig vertheilten Füssehen. Se<strong>in</strong>e GattungMülleria entspricht also der Def<strong>in</strong>ition nach etwa der Gattung HolotJmriaim S<strong>in</strong>ne von Oken <strong>und</strong> Goldfuss. Da er aber die Mo n tag u 'seheArt HolotJiuria digitata als e<strong>in</strong>zige Art se<strong>in</strong>er Gattung Mülleria anführt,diese Art aber nichts anderes als die heutige Synapta digitata ist,so ergibtsich, dass Flem<strong>in</strong>g's 3Iülleria dem Inhalte nach e<strong>in</strong> Synonymder jetzigen Gattung Synapta ist.*)*) Jäger (110), der den Gattungsnamen Müllena <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz anderen, noch heutegültigen S<strong>in</strong>ne zuerst <strong>in</strong> Anwendung gebracht hat, me<strong>in</strong>t, dass Flem<strong>in</strong>g's Mülleria sichzunächst auf Lesson's Holothuria peruviana (= Thyone peruana) beziehe, was abgesehenvon dem oben Gesagten auch schon deshalb nicht richtig se<strong>in</strong> kann, weil Flem<strong>in</strong>g's Werk(63)


Geschichte des Systemes. 305Auch Blaiiiville (28) scbloss sich vornelmilicli an Oken <strong>und</strong>Cuvier an,<strong>in</strong>dem er nach Körperfoim <strong>und</strong> Fiisschen-Anordnung folgendefünf Gattungen uuterscliied : 1) Cuvierla (= Psolus Oken), 2) HolotJmria,im S<strong>in</strong>newomit er die Laraarcl^^'sche Gattung Fistiilaria me<strong>in</strong>t; 3) Tliyone,von Oken <strong>und</strong> unter irrtbümlicber H<strong>in</strong>zurechnung von Flem<strong>in</strong>g's Mülleria]4) Fisüüaria, im S<strong>in</strong>ne der heutigen Synaptiden; 5) Cucumaria, für diesechste Cuvier 'scbe Artengruppe, welche Goldfuss Fentada genannthatte. Bla<strong>in</strong>ville's E<strong>in</strong>theilung wurde von Lesson (138) angenommen,wahrend Quoy <strong>und</strong> Gaimard (211) sich der Lamarck'schen E<strong>in</strong>theilungbedienten. Unterdessen hatte Eschscholtz (59) die Gattungen Synapta<strong>und</strong> Chiridota aufgestellt <strong>und</strong> so den Boden geebnet, auf welchem Jägere<strong>in</strong>e gründliche systematische Sichtung der damals bekannten Arten (mitAusnahme der von Lesueur beschriebenen) vornehmen konnte.Jäger (HO) stellte sich <strong>in</strong> der Hauptsache auf den Oken-Cuvier'-schen Standpunkt, nach welchem Körperform <strong>und</strong> Füsschen-Anordnungzunächst maassgebend s<strong>in</strong>d, vertiefte denselben aber dadurch, dass er dasVorhandense<strong>in</strong> oder Fehlen der Kiemenbäume („Lungen") zur Abgrenzungder drei von ihm angenommenen Hauptgruppen mit heranzog. Er nenntdiese drei Gruppen Subgenera, da er unter dem Genus HolotJmria die ganzeKlasse der Seewalzen versteht (s. die unten folgende Uebersicht se<strong>in</strong>esSystemes). Se<strong>in</strong>e Subgenera fallen also etwa mit unseren heutigen Ordnungenzusammen. Se<strong>in</strong> erstes Subgenus: Cucumaria entspricht, abgesehenvon der irrthümlichen, aus Cuvier übernommenen Heranziehungder gar nicht zu den Seewalzen gehörigen Gattung M<strong>in</strong>t/as, nach se<strong>in</strong>emInhalte e<strong>in</strong>em Theile unserer jetzigen Dendrochiroten, se<strong>in</strong> zweites Subgenus:Tiedemannia den heutigen Synaptiden <strong>und</strong> se<strong>in</strong> drittes Subgenus:Holotlmria zum grössten Theile den heutigen Aspidochiroten. Jedes Subgenuszerfällt ferner bei Jäger <strong>in</strong> Tribus, welche etwa unsere heutigenGattungen darstellen. Die cyl<strong>in</strong>drischen Arten, die er bei se<strong>in</strong>er TribusFentada anführt, ist er bereits selbst geneigt für Chiridoten zu halten.Dass er Cuvieria <strong>und</strong> Fsolus zum Subgenus Holotlmria stellt, erklärtsich aus der ger<strong>in</strong>gen Bedeutung, welche er der Fühlerform für dieHolothuriensystematik beilegte; er hebt aber schon selbst hervor, dassdie Tribus Holothuria vera <strong>in</strong> näherer Verwandtschaft mit Boliadschia <strong>und</strong>Mülleria als mit Cuvieria <strong>und</strong> Fsolus stehe. Dass se<strong>in</strong>e Tribus Trepanggut abgegrenzt sei,bezweifelt er selbst.zwei Jahre vor der Lesson'schen Schrift (138) erschien. Lesson selbst hat allerd<strong>in</strong>gsse<strong>in</strong>e peruviana zu Flem<strong>in</strong>g's Mülleria gerechnet, was hei der damaligen Sachlage ganzrichtig war.Bronn, Klassen des 'rhier-Reiehs. II. 3. 20


306 Seewalzen.Uebersicht über Jäger's E<strong>in</strong>theilung- des Genus Holothuria.l.Sxihgeims Cuciltnaria; mit radiär geordneten Füsschen; vermutblicli ohne„Lungen" (was <strong>in</strong> Bezug auf se<strong>in</strong>e pentagonalen Fentacta-Arten e<strong>in</strong> Irrthum ist).1. Tribus M<strong>in</strong>yas (Jäger folgt <strong>in</strong> der irrthümlichen Stellung dieser Form zuden Holothurien dem Yorgange Cu vier 's).2. Tribus Pentacta; Körjjer cyl<strong>in</strong>drisch oder gestreckt-eiförmig; Füsscben <strong>in</strong>Längsreiben ; Fühler gefiedertoder verästelt.a. Species pentagonae (= Gucumaria). *)b. Species cyl<strong>in</strong>dricae (= Chiridota- <strong>und</strong> Synapta-kxi&n).II.Subgenus Tiedeniannia ; Füsschen wenig ausgebildet; ke<strong>in</strong>e „Lungen"; Körpercyl<strong>in</strong>drisch, ohne Unterschied von Bauch <strong>und</strong> Rücken (= Synopta -\-Chiridotd).1. Tribus Synax>ta\ Körper wurmförmig; Fühler gross, meist gefiedert; stattder Füsschen hakenartige Harttheile <strong>in</strong> der Haut.2. Tribus Chirodota; Körper wurmförmig; Fühler ziemlich lang, an der Spitzegef<strong>in</strong>gert; Haut mit Wärzchen oder mit sehr wenigen Füsschen(letzteres beruht auf e<strong>in</strong>er irrthümlichen Annahme).III. Subgenus Holothuria; Körper nie vollkommen cyl<strong>in</strong>drisch; Bauch <strong>und</strong> Rückenverschieden; „Lungen" vorhanden.1. Tribus Midleria; Rücken gewölbt; Bauch flacher; Haut lederig; 20 schildförmigeFühler; After mit fünf radialen Zähnen.2. Tribus Bohadschia; Rücken gewölbt; Bauch flach; Haut lederig; 20 schildförmigeFühler; After fünfstrahlig.3. Tribus Holothuria {rera) ; Körper subcyl<strong>in</strong>drisch , mit gewölbtem Rücken<strong>und</strong> abger<strong>und</strong>eten Enden; 20 schildförmige Fühler; Füsschen auchauf dem Rücken; After <strong>und</strong> M<strong>und</strong> r<strong>und</strong>; M<strong>und</strong> meistens etwasunterständig.4. Tribus Cuvieria ;Rücken gewölbt mit kalkigen Schuppen ;Bauch ganz flach,weich, mit zahllosen Füsschen; M<strong>und</strong> strahlig; After ger<strong>und</strong>et(= Psolus).5. Tribus Psolus; Rücken gewölbt, hart; Bauch flach; Fühler verästelt odere<strong>in</strong>fach.6. Tribus Trepang; Körper subcyl<strong>in</strong>drisch; 10 — 20 schildförmige Fühler;M<strong>und</strong> vorn (= Holothuria- <strong>und</strong> Sttchopus-Aiten).Viel gekünstelter ist das von Brandt (33) aufgestellte System. Umdie ganze Gruppe der Seewalzen, welcher er den Rang e<strong>in</strong>er Familiezuerkennt, <strong>in</strong> Gattungen zu zerlegen, betont er die An- oder Abwesenheitsowie die Anordnung der Füsschen <strong>in</strong> viel stärkerem <strong>und</strong> e<strong>in</strong>seitigeremMaasse als se<strong>in</strong>e Vorgänger <strong>und</strong> gelangt so zunächst zur Aufstellung derbeiden Unterfamilien der Pedatae <strong>und</strong> Apodes, für deren weitere Zerlegung(s. die unten folgende Uebersicht se<strong>in</strong>es Systemes) ausser der Form <strong>und</strong>Anordnungsweise der Füsschen das Vorhandense<strong>in</strong> oder Fehlen, sowieauch die Form <strong>und</strong> Befestigungsweise der Kiemenbäume <strong>und</strong> endlichauch die Form der Fühler benutzt werden. Neu ist von diesen systematischenGesichtspunkten, ausser der scharfen Betonung der Füsschen,*) Hier wie <strong>in</strong> den auf den folgenden Seiten mitgetheilten üeberschriften habe icli <strong>in</strong>r<strong>und</strong>en Klammern auf die entsprechenden Gruppen des heutigen Systemes h<strong>in</strong>gewiesen.


GescLiclite des Systemes. 307die Heranziehung des Umstandes,ob die Kieraenbäume frei oder durclise<strong>in</strong> Mesenterium befestigt s<strong>in</strong>d. Brandt nimmt <strong>in</strong>dessen hier, wie ichan e<strong>in</strong>em anderen Orte (154) gezeigt habe, zur Begründung se<strong>in</strong>er Gruppeder Detopneumones e<strong>in</strong>en Gegensatz an, der nur auf e<strong>in</strong>em Missverständnisseberuht. Ebenso liegt e<strong>in</strong> Missverständniss zu Gr<strong>und</strong>e, wenn er den GattungenLiosoma <strong>und</strong> Chiridofa im Gegensatze zu Synapta besondereAthmungsorgane zuschreibt. E<strong>in</strong> anderer Irrthum des Brandt' sehenSystemes ist die Angabe, dass die Gattungen Onc<strong>in</strong>olahes , Badylota <strong>und</strong>Aspidocliir Füsschen besitzen. Wie gekünstelt das ganze System ist, gehtam besten aus dem Umstände hervor, dass man <strong>in</strong> der Unterfamilie derPedatae nicht weniger als fünf untergeordnete Kategorien durchschreitenmuss, um endlich bei den Gattungen anzukommen, zeigt sich aber auchdar<strong>in</strong>, dass nahe verwandte Formen weit ause<strong>in</strong>andergerissen werden.So begegnet man z. B. Synaptiden an fünf verschiedenen Stellen diesesSystemes, nämlich bei den Ädetopneumones den, Detopncumones den,pedaten Äpneumones, den Pneiimonopliorae <strong>und</strong> den apoden Äpneumones.Unter den sämmtlichen von Brandt neu aufgestellten Gattungen ist auchnicht e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige, welche sich <strong>in</strong> der Folgezeit als haltbar erwiesenhätte. Ebenso steht es mit se<strong>in</strong>en Gruppen der Homoiopodes, Heteropodes,Peripodes, Hijpopodes, PentasticJiae, Detopneumones, Homoiopodes äpneumones,während die von ihm e<strong>in</strong>geführten Namen Pedatae, Apodes, Pneumonoplwrae,Äpneumones, ÄspidocMrotae <strong>und</strong> Dendrochirotae zwar von längerem,zum Theil bis <strong>in</strong> das heutige System reichendem Bestand waren, aberdabei ihren S<strong>in</strong>n mehr oder weniger veränderten.Uebersicht über Brandt's E<strong>in</strong>theilung der Familie derHolotJiuriae.I.Pedatae;Füsschen vorhanden.A. Homoiopodes^ Füsschen gleichartig.a.Dendropneumones \Kiemenbäume vorhanden.aa. Peripodes; Füsschen auf dem ganzen Körper (d. h. nicht nur auf der Bauchseite).«. Pentastichae = Pentactae sive Cucumariae Auct. ;Füsschen <strong>in</strong> fünf Längsstreifen.aa.Ädetopneumones; Kiemenbäume frei.1. Genus Cladodactyla (= Cucumaria); Fühler fiederig- verästelt; SubgeneraPolyclados, HoUgoclados.2. Genus Dactylota (= Synapta) ;Fühler gef<strong>in</strong>gert oder gefiedert.ßß. Detopneumones; Kiemenbäume fünftheilig <strong>und</strong> durch e<strong>in</strong> Mesenteriumbefestigt.3. Genus Aspidochir (== CMridota oder Synapta).ß. Sporadipodes ;Füsschen regellos über den Körper zerstreut.4. Genus Sporadipus (= Holothuria) ;Fühler schildförmig; Subgenera:Colpochirota , Acolpos.bb. Hypopodes; Füsschen nur an der Bauchseite; Bauchseite flach: Platygastricae.3. Genus Psolus; Haut runzelig, weich.6. Genus Cuvieria (== Psolus); Haut mit Kalkschuppen.20'=


308 Secwalzeri.b. Apneumones ;ke<strong>in</strong>e Kiemenbäume.7. Genus Onc<strong>in</strong>olalcs (= Synapta)-^ Füsschen <strong>in</strong> fünf Längsstreifen;Haut mit Haken (= Anker).B. Heteropo(le,s\ Füsschen von zweierlei Form (= Füsschen <strong>und</strong> Papillen).a. Slicliopodes\ Baiichfüsschen wenigstens auf der Mitte <strong>in</strong> Läng-sstreifen.8. Genus Sticliopus\ Bauchfüsschen <strong>in</strong> drei Längsstreifen; Subgenera;Perideris, Gymnochirota.9. Genus Diploperideris (= Sticliopus); Bauchfüsschen <strong>in</strong> mehr als dreiLängsstreifen; h<strong>in</strong>ter den Fülllern e<strong>in</strong>e Art Halskragen.b. Sporadipodes\ Bauchfüsschen ordnungslos.a. AspidocMrotae; Fühler schildförmig.,10. Genus Holotlmrici; After r<strong>und</strong>, unbewaffnet; Subgenera: Thelenota,Microthele.IL Genus Bohadschia (= Holotlmria)] After sternförmig, unbewaffnet.12. Genus Mülleria; After mit fünf radialen Kalkzähnen.13. Genus Trepang (= Holotlmria- <strong>und</strong> SticJiopus- Ar:te,n).ß. Dendrocldrotae; Fühler verästelt.14. Genus Cladolahes (= Orcnla).n. Apodes; ke<strong>in</strong>e Füsschen.A. Pneiimonophorae; Kiemenbäume oder anders geformte Kiemen vorhanden.15. Genus Liosoma {= Chiridota); 12 Fühler.16. Genus Chiridota] 15— 20 Fühler.B. A2}neiimones; Kiemeubäume fehlen.17. Genus Synapta.Der Brand ['sehen Haupte<strong>in</strong>theilung- <strong>in</strong> füssige<strong>und</strong> fusslose Gattungenschloss sich Burmeister (35)an. Er suchte aber dadurch e<strong>in</strong>egrössere Uebersichtlichkeit <strong>in</strong> das System zu br<strong>in</strong>gen, dass er dieGattungen zu e<strong>in</strong>igen wenigen Familien vere<strong>in</strong>igte, während er gleichzeitigdie Brandt'sche Familie der Holoilmriae zu e<strong>in</strong>er besonderenOrdnung der Scytodermata erhob. Ausser den irrthtimlich <strong>in</strong> diese Ordnunggestellten Gephyreen <strong>und</strong> der gleichfalls nicht hierher gehörigen GattungM<strong>in</strong>yas unterschied er die vier Familien der Tmtacüdae, HolotJiuridae,Psolidae <strong>und</strong> Synaptidae, von denen die drei ersten zur Zunft der Fcdata,die letzte aber zur Zunft der Apoda gehören. Zur Abgrenzung derpedaten Familien benutzte er die Füsschen nicht m<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>seitig, als dasBrandt bei der <strong>Bild</strong>ung se<strong>in</strong>er Untergruppen gethan hatte.Erst durch Grube (81) kaai die Erkenntniss zum bestimmten Ausdrucke,dass der Form der Fühler e<strong>in</strong>e viel grössere systematische Bedeutungbeizulegen sei, als man bis dah<strong>in</strong>, mit alle<strong>in</strong>iger Ausnahme von(Lamarck <strong>und</strong>) Lesueur, angenommen hatte. Ohne, wie es sche<strong>in</strong>t,mit der Ansicht des älteren Forschers bekannt zu se<strong>in</strong>, gelangte Grubezur Aufstellung derselben drei Gruppen, die jenerDie erste dieser Abtheilungen nennt er AspidocMrotae,unterschieden hatte.die zweite Dendrocliirotae<strong>und</strong> die dritte Chiridotac. Die Namen der beiden eisterenhaben also bei Grube e<strong>in</strong>en viel weiteren S<strong>in</strong>n als bei Brandt; es umfassendiese zwei Abtheilungen die sämmtlichen Pedafae Brandt's,während Grube's Chiridoten mit Brandt's Ap)od('S <strong>und</strong> Burmeister'sSynaptidae zusammenfallen. Grube's E<strong>in</strong>theilung wurde von Troschel


Geschichte des Systemes. 309(274) angenommen <strong>und</strong> um den Gesichtspunkt bereichert, dass auch dierelativen Grössenverhältnisse, sowie Zahl <strong>und</strong> Anordnung der FühlerMerkmale abgeben, welche sich zur Abgrenzung von Gattungen benutzenlassen. Troschel stellte darauf h<strong>in</strong> die neuen Gattungen Änapcrus(= Thyone), Orcula <strong>und</strong> Colocliirus auf.In England blieb Grube's E<strong>in</strong>theilung zunächst unberücksichtigt.Forbes (64) theilte die an den britischen Küsten vorkommendenArten nach Körperform <strong>und</strong> Füsschenanordnüng <strong>in</strong> die Familien derPsoUdae, Pentactae (unter Aufstellung der neuen Gattung Ocnus), Thyoncs<strong>und</strong> Synapiac <strong>und</strong> Gray (76) ordnete sie <strong>in</strong> ähnhcher Weise <strong>in</strong> dieFamilien der Holotlmridac (= Thyones Forbes), Cuvieriadae (= PsoUdaeForbes), Pentactidae <strong>und</strong> Synapiidae. Und auch <strong>in</strong> Deutschland vermochtedie Grube-TroscheTsehe Ansicht sich nicht sofort allgeme<strong>in</strong>e Geltungzu verschaften, wie sich dar<strong>in</strong> zeigt, dass von Siebold (240) nur zweiFamilien: Holothur<strong>in</strong>ae <strong>und</strong> iSynapt<strong>in</strong>ae unterscheidet, welche den Brandt'-schen Unterfamiliender Pedata <strong>und</strong> Apoda entsprechen.Job. Müller (184) dagegen erkannte mit richtigem Blicke denWerth der Grube' sehen Unterscheidung, soweit es sich um füssige <strong>und</strong>zugleich Kienienbäurae besitzende Formen handelt. Durch das Studiumder von ihm zuerst genauer untersuchten Gattung Molpadia kam er fernerim Gegensatze zu ßrandt's System zu der Ansicht, dass der Besitz oderMangel der Kiemenbäume für die Abgrenzung natürlicher Gruppen nochwichtigerftisschenlosen,sei als das Vorkommen oder Fehlen von Füsschen. Für dieaber mit Kiemenbäumen ausgestatteten Formen begründeteer die neue Familie der Molpadiiden <strong>und</strong> theilte die ganze Ordnung zunächst<strong>in</strong> „lungenlose (== Synaptidae) <strong>und</strong> „lungentragende^'; diese letzterenzerfallen dann weiter <strong>in</strong> „fusslose'' (= Molpadiiden) <strong>und</strong> „füssige^' <strong>und</strong>diese endlich wieder <strong>in</strong> ÄspidocJdrotae<strong>und</strong> DendrocJiirotae.E<strong>in</strong>ige Jahre später beschrieb Gray (75) die merkwürdige GattungPliopalod<strong>in</strong>a <strong>und</strong> glaubte <strong>in</strong> ihr den Vertreter e<strong>in</strong>er besonderen, von denSeewalzen zu den Gephyreen überleitenden Familie erkennen zu müssen.Bronn (34) g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der systematischen Beurtheilung der i?/to|»a/o(?manoch weiter, <strong>in</strong>dem er sie allen anderen Holothurien als Vertreter e<strong>in</strong>erbesonderen Ordnung der Decacrenidia gegenüberstellte. Diese Aufstellungberuht aber, wie ich (148, 161c) zeigen konnte, auf der ganz irrthümlichenMe<strong>in</strong>ung, dass die lihopalod<strong>in</strong>a statt fünf Ambulacren deren zehn besitze.Die übrigen Holothurien fasst Bronn als Ordnung der Pentacrenidki zusammen,während er den Seewalzen überhaupt den systematischen Range<strong>in</strong>er Klasse zuspricht. Se<strong>in</strong>e weitere E<strong>in</strong>theilung der Pentacrenidia unterscheidetsich von den Ansichten Job, Müller' s nicht <strong>in</strong> der Abgrenzung,sondern nur <strong>in</strong> der Anordnung <strong>und</strong> zum Theil <strong>in</strong> der Benennung derFamilien. Während Job. Müller erst die Kiemenbäume <strong>und</strong> dann erstdie Füsschen berücksichtigt haben will, macht Bronn es damit im Anschlussan Brandt umgekehrt <strong>und</strong> theilt demnach (s. die folgende Uebersicht)die Pentacrenidia zunächst <strong>in</strong> die beiden Unterordnungen der Apodia


. Bohadsclda310 Seewalzen.<strong>und</strong> Eupodia] jene zerfallen <strong>in</strong> die beiden Familien der Synaptiden <strong>und</strong>Liodermatiden (= Molpadiiden Job. Müller's), diese <strong>in</strong> die beidenFamilien der Äspidochirotae <strong>und</strong> DendrocJiirotae.Uebersiebt über Bronn's E<strong>in</strong>theilung der Klasse derScytodermata s. HolotJiurioidea.I. Ordnung Decdcrenidia ; mit zehn Ambulacren.Gattung:II. Ordnung Pentacrenidia ; mit fünf Ambulacren.Rhopalod<strong>in</strong>a.A. Unterordnung Apodia; ke<strong>in</strong>e Füssclien; Fühler gefiedert oder gef<strong>in</strong>gert= Chiridotae.1 . Familie Synaptidae= Apneumones Br. ;ke<strong>in</strong> Kiemenbaum.Körper drehr<strong>und</strong>,Gattungen:wurmförmig; Zwitter.Synapta, Synap)hda{= Synapta), Chirodota,Myriotrochus.2. Familie Liodermatidae = Pneumonopliora Br. ;Kiemenbäumevorhanden; <strong>in</strong> der Haut weder Anker nochEädchen';getrenntgeschlechtlich.Gattungen: Liodcrma {= Liosoma = Chiridota),Haplodactyla, Molpadla.B. Unterordnung Eupodia s. Pedicellata; Füsschen <strong>und</strong> Kiemenbäumevorhanden. *)3. Familie Asjndochirotae; Fühler schildföriüiig.Gattungen Sporadipus (= Holotlmria), Aspidochir:(= Synapta oder Chiridota), Holothuria,(= Holothuria) Act<strong>in</strong>o-,pyya (= Müllerid), Trepang (= Holothuria-<strong>und</strong> Stichoptis- Arten), Stichopus,Diploperideris (= Stichopus).4. Familie Dendrochirotae; Fühler baumförmig verästelt.Gattungen: Thyone, Stereoderma (= Thyonc),Phyllophorus ,Orcula , Sclerodactyla(= Thyone), Hemicrepis (== Phyllophorus),Cladolabes (= Orcida), Thyonidiuni(= Phyllophorus) , Cladodactylus(= Cucumaria), Dactylota (= Synapta),Ocnus (== Cucimiaria), Psol<strong>in</strong>us {=Cucumaria),Colochirus, Lepidopsolus (=Psolus), Eupyrgus (gehört zu den Molpa-Psolus.diiden),Neben den so durcb Grube, Troschel, Job. Müller <strong>und</strong> Bronnbefestigten systematischen Anschauungen nimmt sich die von Duj ard<strong>in</strong><strong>und</strong> Hupe (55) befolgte E<strong>in</strong>theilung als e<strong>in</strong> kläglicher Eückscbritt aus. Beiihrem Mangel an ausreichender Kenntniss der Litteratur <strong>und</strong> der betreffendenThiere selbst kamen die beiden genannten Gelehrten nicht weiter, als*) Bronn rechnet hierh<strong>in</strong> auch die ihm mit Kecht zweifelhaft ersche<strong>in</strong>ende GattungOnc<strong>in</strong>olahes Br. {= Synapta) <strong>und</strong> stellt sie isolirt neben die Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten.


Geschichte des Systemes. ollclass sie die Holotburien <strong>in</strong> die beiden Tribus der „Holothurides apodesOllSynaptiens^' <strong>und</strong> der „Holothurides pedicules ou Holotburiens" e<strong>in</strong>theilten,Selenka (229u. 230) dagegen suchte durch umfassende eigeneBeobachtungen das System zu fördern. Er stellte e<strong>in</strong>e beträchtliche Anzahlneuer Arten <strong>und</strong> Gattungen auf <strong>und</strong> folgte <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>theilung derganzen Klasse, ebenso wie Carus*), den von Joh. Müller entwickeltenAnsichten. Er unterscheidet zunächst die beiden Ordnungen der Kiemenbesitzenden<strong>und</strong> der Kiemenlosen; jene umfassen die e<strong>in</strong>e Familie derSynaptiden ,diese die drei Familien der Liosomatiden (welche mit Joh.Mit 11 er 's Molpadiiden <strong>und</strong> Bronn' s Liodermatiden identisch s<strong>in</strong>d), derDendro- <strong>und</strong> der Aspidochiroten.Uebersicht über Selenka's E<strong>in</strong>theilung der Klasse derHo lothurioidea. **)I.Ordnung Pneumonojyhora.**)IL1. Familie A sp doch i i r o a l c. **) Gattungen Lahidodemas : ,Aspidocliir(= Synapta oder Cliiridota), Mülleria, Stichopus, Bohadschia(= Holoth'uria), Holotlmrid.2. Familie D en d r o chir ota e.**) Gattungen: Psohis, Cuvieria (= Psolus),Colochirus, Hemicre<strong>in</strong>s (= Fhyllophoi'us), Cercodemas (= Colochirus),Stereoderma (= Thyone), Psol<strong>in</strong>us (= Cucumaria), f Onc<strong>in</strong>olcdies(= Synapta), Tltyonidium (= Phyllophorus). Pentamera (= Thyone),Ech<strong>in</strong>ocucumis (= Cucumaria), Cucumaria, XJrodemas i== Phyllophorus),Orcula, Pltyllophorus , Thyone, Stolus (= Thyone), Stol<strong>in</strong>us(= Theelia), Pattalus (== Phyllophorus).3. Familie Liosomatidae oder Molpadidae. Gattungen: Molpadia, Liosoma(= Chiridota), Hap)lodactyla, Caud<strong>in</strong>a, Embolus (= Trochostoma).Ordnung Apnemnona.**)4. Familie Synaptidac, Gattungen: Synapta, Synapitula (= Synopta), Chirodota,Myriotrochus , Eupiyrgus (gehört nicht <strong>in</strong> diese Familie, sondernzu den Molpadiiden), fPhabdomolgus.Fast gleichzeitig mit Selenka erschien Semper's grosses Holothurienwerk(238), wor<strong>in</strong> er <strong>in</strong> systematischerH<strong>in</strong>sicht zu wesentlichdem gleichen Ergebnisse kam wie Selenka (vergl. die umstehendeUebersicht se<strong>in</strong>es Systemes). Der Unterschied, dass bei Sem per e<strong>in</strong>ebesondere Familie der Onc<strong>in</strong>olahidae aufgeführt wird, wurde später durchme<strong>in</strong>en Nachweis (154), dass Onc<strong>in</strong>olabes Br. zur Gattung Synapta gehört,*) Carus, J. V. <strong>und</strong> A. Gerstaecker, Handbuch d. Zoologie,2. Bd., Leipzig 1863.**) Wenn Selenka hei diesen Namen Brandt als Autor derselben anführt, so ist dasnur <strong>in</strong> Bezug auf diese <strong>Wort</strong>e selbst, nicht aber <strong>in</strong> Bezug auf den damit verb<strong>und</strong>enen S<strong>in</strong>nrichtig. Dem S<strong>in</strong>ne nach ist Joh. Müller der Urheber der beiden Ordnungen der Pneumonophora<strong>und</strong> Apneiimona <strong>und</strong> Grube der Autor der beiden Familien äei Aspidochrotae<strong>und</strong> Dendrochirotae. Und was den zusammenfassenden Namen Holothurioidea angeht, sokommt derselbe überhaupt nicht bei Brandt, sondern erst bei 7. Siebold (240) als Ordnungs<strong>und</strong>bei Bronn (34) als Klassennamen vor.


312 Seewalzcn.beseitigt.Ebenso konnte ich zeigen dass die von S e m, p e r für dieGattung Bhopalodhia begründete Klasse der Dqdostomidea, sowie die vonSchmarda*) für dieselbe Gattung angenommene Ordnung der Tctrapneumonaenicht haltbar s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> statt dessen entweder (148) e<strong>in</strong>e besondereFamilie der BJiopal<strong>in</strong>idae an die Dendrochiroten anzuschliessenist oder (161c) noch besser die Gattung TJiopalod<strong>in</strong>a den Dendrochirotene<strong>in</strong>geordnet werden kann. In der Zerlegung der Dendrochiroten <strong>in</strong> diedrei Unterfamilien der Sticlio])oda, Gastropoda <strong>und</strong> Sporadipoda zeigt sichbei S e m p e r der erste Versuch, diese vielgestaltige Familie <strong>in</strong> natürlicheGruppenzu theilen.Uebersicht über Seraper's E<strong>in</strong>theilu ng(<strong>und</strong> Dip)lostomidea).A. Klasse Holothurioidea.I.Ordnung Apneumona.II.der Holothiirioldea1. Familie Synaptidae. Gattungen: Synajjta, Anapta, Chirodola,Synaptula (= Synap)ta), Myriotrochus. Rhßbdornolgus.[2. Familie Euiyyryidae.**) Gattung: Eupyryus.]'d. Familie Onc<strong>in</strong>olabidae. Gattung: Oncmolabes {= Synaptd).Ordnung Pneumonophora.4. Familie Molpadidue. Gattungen: Haplodactyla , MoLpadia, Liosoma(= Chiridota), Caud<strong>in</strong>a, Ech<strong>in</strong>oso<strong>in</strong>a (= Eupyrcjiis),Embolus (= Trodwstoma).5. Familie Dendrochirotae.1. ünterfamilie Stichopoda. Gattungen: Cucumaria, Ocnus(= Cucumaria), Colochirus, Ecli<strong>in</strong>ocucumis(= Cucumaria).2. Unterfamilie Gastropoda. Gattung: Psohis.3. Unterfamilie Sp)oradipoda. Gattungen: TJiyone, Thyonidium(= Phyllopliorus), Orcula, Phyllophorus,Stereoderma (= Thyone), Hemicrepis(= Phyllopliorus).6. Familie Aspidochirotae. Gattungen: Sticlwpus, Mülleria, Laüidodemas, Aspidochir (^= Synapta oder Chiridota) Holo-,thuria.B. Klasse Diplostoniidea. Gattung: Rhopalod<strong>in</strong>a.Neue Gesichtspunkte für die Systematikder Holothurien eröffnetensich durch die Entdeckung der Tiefseeformen, welche lehrten,dass derBesitz von Füsschen auch mit dem Fehlen der Kiemenbäume verknüpft se<strong>in</strong>kann. Die erste derartige Form beschrieb Theel (263) <strong>in</strong> der GattungElpidia <strong>und</strong> es folgten Danielssen <strong>und</strong> Koren (49, 50) mit den verwandtenGattungen Kolga <strong>und</strong> Irpa. Theel begründete (264) daraufe<strong>in</strong>e besondere Ordnung der Elasipoda'^*'^),<strong>in</strong> welcher er auf Gr<strong>und</strong> der*) Zoologie, 1. Bd., 1871.**) Von Semper selbst nicht festgehalten, sondern mit den Molijadiiden vere<strong>in</strong>igt.***) Anfänglich (264) nannte Theel die Ordnung Elasmopoda, wofür er später (266)Elasipoda setzte. Der Name ist abgeleitet von ilavvco, ich setze <strong>in</strong> Bewegung.


Geschichte des Systemes. 313von ihm bearbeiteten Ausbeute der Challenger-Fahrt die drei Familiender Elpidiiden, Deimatiden <strong>und</strong> Psychropotiden unterschied (266). Fürdie übrigen Holothurieu g<strong>in</strong>g Theel im Gegensatze, zu Semper <strong>und</strong>Selenka <strong>und</strong> <strong>in</strong> Wiederaufnahme der von Brandt <strong>und</strong> Bronn befolgtenvon dem Vorhandense<strong>in</strong> oder Fehlen der Füsschen aus <strong>und</strong>E<strong>in</strong>theilungtheilte sie demgemäss <strong>in</strong> die beiden Ordnungen der Äpoda <strong>und</strong> Pedata(s. die folgende Uebersicht). Die Namen Äpneumona <strong>und</strong> PneumonopJioratreten bei Theel nur zur Bezeichnung zweier Unterordnungen der Äpodaauf, also <strong>in</strong> ähnlichem S<strong>in</strong>ne wie schon bei Brandt <strong>und</strong> <strong>in</strong> viel engeremals <strong>in</strong> Semper's <strong>und</strong> Selenka's System. Mit H<strong>in</strong>zufügung der Khopalod<strong>in</strong>idens<strong>in</strong>d die Familien, welche Theel bei den Apoda <strong>und</strong> Pedataunterscheidet, dieselben wie bei Bronn <strong>und</strong> Selenka. In der Zerlegungder Dendrochiroten <strong>in</strong> Unterfamilien schliesst er sich durchaus anSemper an.Uebersicht über Theel's E<strong>in</strong>theilung der Klasse derHolothurioidea.I.Ordnung Ajioda.IL1. Unterordnung Äpneumona.1. Familie Synaptidae. Gattungen: Rliabdomolfjus , Anapta,2. Unterordnung Pneumonopliora.Ordnung Pedata.Synapta, Chirochta, Myviotroclms, Aconthotrochus,Troclioderma.2. Familie Molpadidae. Gattungen: Ankyroderma, Eupyryut!,llaplodactyla , Troclwstoma^ Caud<strong>in</strong>a, Molpadia,Embolus (= Trocliostoma).3. Familie DendrocJiirotae.1 . Unterfamilie Stichopjoda. Gattungen:Cucumaria,Ocnus {== Cucumaria) ,Ech<strong>in</strong>ocucimiis{Cucumaria) ,Colochirus,Act<strong>in</strong>ocucumis , Pseudocuctumis,Amphicyclus {= Pseudocucumis),2. Unterfamilie Gastropoda. Gattung: Psohis.3. Unterfamilie Sporadipoda. Gattungen: Thyone,III.Ordnung Elasipoda.Stereoder7aa (= Thyone) , Tliyoaidium(= Phyllophorus),Phyllophorvs.Orcula,4. Familie Rliopalodiuidae. Gattung: Rhopalod<strong>in</strong>a.5. Familie Aspidochirotae. Gattungen: Lahidodemas, Paelopatides,Sticliopus , Pseudostichopus , Midleria,Holotliuria.6. Familie Elpidüdae. Gattungen: Parelpidia, Elpidia, Scotoplanes, Irpa, Kolga, Pentagone, Scotoanassa,Enypniastes,Achlyonice.7. Familie Deimatidxie. Gattungen: Oneirophanta, Dei)na,Laetmogone, Orplmurgus, Ilyodaemon, Panmjchia.8. Familie Psychropotidae. Gattungen: Psycheotreplies, Euplironides,Paychropotes, Benthodytes.


314 Seewalzen.Lampert's System (s. die folgende Uebersicht desselben) (134) unterscheidetsich nur dar<strong>in</strong> von dem Theel' sehen, dass die Abgrenzimg derUnterfamilien der Dendrochiroten e<strong>in</strong>e andere ist. Es hatte nämlich Bell(14) berechtigte Bedenken gegen die Semper' sehen Unterfamilien derSticliopoda, Gastropoda <strong>und</strong> Sporadipoda vorgebracht <strong>und</strong> den Vorschlaggemacht, lieber die Zahl <strong>und</strong> Anordnung der Fühler zum Ausgangspunkteder E<strong>in</strong>theilung zu nehmen. In weiterer Ausführung dieses Vorschlages<strong>und</strong> unter Benutzung der schon von Bell gebrauchten Bezeichnungentheilte nunmehr Lampert die Dendrochiroten <strong>in</strong> die beiden Unterfamiliender DecacJiirotae (mit zehn Fühlern) <strong>und</strong> Polycliirotae (mit mehr als zehnFühlern). Weiter unterschied Lampert bei den PolycMrotae diejenigenGattungen deren Fühler zu e<strong>in</strong>em, doppelten Kreise geordnet s<strong>in</strong>d, vonden nur mit e<strong>in</strong>em Fühlerkranze ausgestatteten:AmpMcydia, Mmiocydia.Dass diese beiden Untergruppen nicht haltbar s<strong>in</strong>d, glaube ich (161a)h<strong>in</strong>reichend nachgewiesen zu haben, <strong>und</strong> wir werden sehen (S. 320), dassauch die beiden Unterfamilien der Decachirotae <strong>und</strong> Polycliirotae ke<strong>in</strong>enatürlichenGruppen darstellen.Uebersicht über Lampert's E<strong>in</strong>theilung der Klasse derHol othurioidea.I. Ordnung Pedata.1. Familie Aspidocliirotae. Gattungen: Holothuria, Labidodemas,Mülleria, Sticliopiis.2. Familie Dendrocliirotae.1. ünterfamilie Decachirotae. Gattungen: Päolns,Colochirub; Genus (== Cucumaria),C'ucumaria, Semi^eria (=• Cucumaria)Stereoderma,(= Thyone),Thyone, Ech<strong>in</strong>ocucumis (= Cucumaria).2. ünterfamilie Polycliirotae.II.Ordnung JElasipoda.a.Gruppe Monocyclia. Gattungen:Orcula, Thyonidium (=Phyllophorus).b. Gruppe A<strong>in</strong>iihicyclia. Gattungen:Pseudocucumis ,Act<strong>in</strong>ocucumis, Phylloj)horua,Amphicyclus (= Pseudocucumis), Eucyclus (=Phylloph orus).3. Familie Rhoi^alod<strong>in</strong>idae. Gattung: Rhopalod<strong>in</strong>a.4. Familie Elpidiidae. Gattungen: Parelpidia, Elpidia, Scotoplanes,Irpa, Kolga, Peniagone, Scotoanassa,Enypniastes, j [cldyonice.5. Familie Deimatidae. Gattungen: Oneirophanta , Deima,Laetmogone, OrpJ<strong>in</strong>urgus, Ilyodaevion^ Pannychia.G. Familie Psychropotidae. Gattungen: Psycheotreplies ,Eupilironides,Psycliropotes, Benthodytes.


Geschichte des Systemes. 315III.Ordnung Apoda.1.Unterordnung Pneumonophora.7. Familie Molpadidae. Gattungen : Haplodactyla, Molpadia,Liosoma (== Ch<strong>in</strong>dota), Caud<strong>in</strong>a, Troclwstoma,Anhi/roderma, Eupyrgus.2. Unterordnung Aiyncumona.8. Familie Synaptidae. Gattungen: Si/napta, Anapta, Chirodota,Myriotrocims, Trochoderma, Acanthotrochus ,Rliahdomölgus.Me<strong>in</strong>e eigenen Ansichten über das natürliche System der Holothurienhabe ich ganz vor kurzem*) darzulegen <strong>und</strong> zu begründen versucht.Dieselben unterscheiden sich hauptsächlich dar<strong>in</strong> von denen me<strong>in</strong>er Vorgänger,dass ich auf die Homologie der Fühler mit den Füsschen <strong>und</strong>auf die Beziehungen der Fühlerkanäle zu den Kadialkanälen <strong>und</strong> (beiden Synaptiden) zu dem Riugkanale e<strong>in</strong>en besonderen Nachdruck lege.Der Gegensatz zwischen füssigen <strong>und</strong> fusslosen Holothurien verliert se<strong>in</strong>eSchärfe durch die Thatsache, dass es streng genommen gar ke<strong>in</strong>e völligfusslosen Holothurien gibt. Die bei allen Holothurien vorkommendenFühler s<strong>in</strong>d nämlich nach Entwicklung <strong>und</strong> Bau, ferner <strong>in</strong> ihrer Beziehungzu den radialen Wassergefässen <strong>und</strong> oft auch <strong>in</strong> ihrer Funktionnichts anderes als die dem M<strong>und</strong>e zunächst stehenden Füsschen, welche<strong>in</strong> den Dienst des Tastens <strong>und</strong> der Nahrungsaufnahme getreten s<strong>in</strong>d <strong>und</strong>dementsprechende Abänderungen der Form erfahren haben. Nur bei denSynaptiden hat e<strong>in</strong> Theil der Fühler se<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung mit den Radialkanälenaufgegeben <strong>und</strong> entspr<strong>in</strong>gt nunmehr von dem R<strong>in</strong>gkanale. Dabei allen übrigen Holothurien sämmtliche Fühler, Füsschen <strong>und</strong> Ambulacralpapillen,also sämmtliche äusserlich hervortretenden Anhänge des Wassergefässsystemes,von den die Strahlen des Körperbauplanes bezeichnendenRadialkanälen entspr<strong>in</strong>gen, so habe ich den Vorschlag gemacht, dieselbenunter der Bezeichnung Äct<strong>in</strong>opoda (oder kürzer Äct<strong>in</strong>ota) als e<strong>in</strong>e ersteOrdnung der Holothurioidea zusammenzufassen <strong>und</strong> ihnen als e<strong>in</strong>e zweiteOrdnung die nur die Familie der Synaptiden umschliessenden Paract<strong>in</strong>o-2)0 da (oder Faract<strong>in</strong>ota) gegenüberzustellen. Die Äct<strong>in</strong>opoda umfassendie vier Familien der Äspidochirotae, Elasipoda, Dendrochirotae (zu welchenich [161 c] auch die Bhopalod<strong>in</strong>idae rechne) <strong>und</strong> Molpadiidac (s. die UebersichtS. 326).*) Zeitschr. f. wissensch. Zool., Bd. 51, 1891, S. 591 ff.


316 Seewalzen.U e b e r s i c h tüber die Zahl der Gattungen <strong>und</strong> Arten<strong>in</strong> historischer Reihenfolge.Name des AutorsJalirZahl derGattungenZahl derArtenJägerBrandtBronnDujard<strong>in</strong> <strong>und</strong> HupeSelenlca ....Semi^er ....Lampert ....ThcclLudwig18331835186018621S67186818851882/861891917331136305353495060ca 180104ca. 200280473ca. 475*)513*)II. Bedeutung der Körperform <strong>und</strong> der e<strong>in</strong>zelnen Orgauefür das System.Die Körperform der Seevvalzen (s. S. 24—26) gibtbrauchbare Merkmale ab. Wederbei ihrer verhältnissmässiggrossen E<strong>in</strong>tönigkeit wenige<strong>in</strong>e durchgreifende UnterscheiduDg der Familien noch der Gattungenlässt sich auf sie alle<strong>in</strong> begründen. Manche Dendrochirotcn, z, B. Thyone,Orcula, PliyUophorus^ Colochirus, s<strong>in</strong>d gcAvissen Aspidochiroten,z. B.e<strong>in</strong>zelnen IIolotJmria-AYieia, Stichojms ,<strong>in</strong> der Körperform ausserordentlichähnlich <strong>und</strong> unter den Elasipoden wiederholt die Gattung Farelpidia dieGestalt der Synaptiden. Drehr<strong>und</strong>e Körperformfällt zwar <strong>in</strong> sehr vielenFällen, so bei allen Molpadiiden <strong>und</strong> Synaptiden, mit dem Mangel derFüsschen zusammen, kommt aber auch bei reichlichster Entwicklung vonFüsschen bei manchen Aspidochiroten <strong>und</strong> vielen Dendrochiroten vor;bei den Synaptidenist der drehr<strong>und</strong>e Körper durchweg viel gestreckter<strong>und</strong> dadurch wurmähnlicher als bei den Molpadiiden. E<strong>in</strong>er äusserlichwahrnehmbaren Bilateralsymmetrie, welche sich durch <strong>Bild</strong>ung e<strong>in</strong>er deutlichenBauchfläche ausprägt, begegnen wir bei fast allen Elasipoden, denmeisten Aspidochiroten <strong>und</strong> sehr vielen Dendrochiroten. PentagonaleGestalten bieten sich uns fast nur im Innern der Dendrochirotenfamiliedar, z. B. bei den Gattungen Cucumaria, Fseudocucumis, Ad<strong>in</strong>ocucunm \vierkantige Formen treifen wir bei Colochirus unter den Dendro- <strong>und</strong>SücJiopus unter den Aspidochiroten, ohne dass man an der Fünf- oderVierkantigkeit des Körpers alle<strong>in</strong> alle Augehörigen dieser Gattungen mitSicherheit erkennen könnte. In derselben Gattung können verschiedeneKörperformen nebene<strong>in</strong>ander vorkommen;so z. B. gibt es Holothuria-Arten mit deutlicher Bauchfläche <strong>und</strong> andere mit ganz drehr<strong>und</strong>em Körper.Auch die schwanzartige Verjüngung des h<strong>in</strong>teren Leibesendes lässt sichnicht als alle<strong>in</strong>iges Gattungsmerkmal brauchen, denn wir begegnen ibr e<strong>in</strong>malbei e<strong>in</strong>em Theile der Molpadiiden, namentlich den Gattungen Caud<strong>in</strong>a,*) Die verhältnissniässig ger<strong>in</strong>ge Steigerungder Artenzahl bei Th6el <strong>und</strong> mir im Vergleichezu Lampert erlilärt sich daraus, dass Theel <strong>und</strong> ich e<strong>in</strong>e grössere Anzahl von Artenals zweifelhafte <strong>und</strong> unsichere von der Zählung ausgeschlossen haben.


Bedeutung der Körperform <strong>und</strong> der e<strong>in</strong>zelnen Organe für das System. 317Trocliostoma, Änhyroderma ,dann aber auch bei manchen Thyone- Arten,z. B. raphanus, pouchdi u. a. Immerh<strong>in</strong> gibt es e<strong>in</strong>ige Gattungen, welchesich durch e<strong>in</strong>e besonders auffällige äussere Gestaltung sofort mit ziemlicherSicherheit erkennen lassen, z. B. die flasehenlormige Mhopdlod<strong>in</strong>aoder die mit scharf begrenzter Kriechsohle versehene Gruppe der GattungenPsolus, TJieelia, Psolklium, oder die durch ihren Rlickenanhang ausgezeichnetenGattungen Pcniagone <strong>und</strong> Psychropotes oder die durch ihrestarren, grossen Rückenpapillen auffallenden Deima- <strong>und</strong> Colocliirus-Avten.Was endhch die Bedeutuog der Körperform für die Unterscheidung derArten angeht, so muss zwar schon der Vollständigkeit halber die Formdes Körpers <strong>in</strong> die Beschreibung der Arten aufgenommen werden; siekann aber nur <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit anderen Merkmalen e<strong>in</strong>igen diagnostischenWerth haben, wobei überdies beständig berücksichtigt werden muss, dassContractioneu <strong>und</strong> Deformationeu durch E<strong>in</strong>wirkung der Conservirungsflüssigkeitdie Gestalt des todten Thieres sehr abzuändern vermögen.Die Färbung (s. S. 27— 29) lässt sich nur <strong>in</strong> beschränktem Maassefür die Artenunterscheidung verwenden, da sie an den lebenden Thierenvielen Schwankungen unterworfen ist <strong>und</strong> an den conservirten oft nurmangelhaft oder gar nicht erhalten bleibt.Da die Kalkkörper der Haut den Seewalzen fast ausnahmslos zukommen,scharf ausgeprägte mannigfaltige Formen —(s. S. 35 55) zeigen<strong>und</strong> durch Behandlung e<strong>in</strong>es Hautstückchens mit Kalilauge zu e<strong>in</strong>emzierlichen mikroskopischen Präparate leicht zu verarbeiten s<strong>in</strong>d, so erweisensie sich schon dadurch als e<strong>in</strong> werthvolles Hülfsmittel für dievon DübenSystematik. Man hat ihnen deshalb seit den Untersuchungen<strong>und</strong> Koren (53 u. 54) ganz allgeme<strong>in</strong> <strong>und</strong> mit Recht e<strong>in</strong>e nicht ger<strong>in</strong>geBedeutung für die Abgrenzung der Arten zugeschrieben. Diese Bedeutungwird dadurch nicht verm<strong>in</strong>dert, dass sie bei den e<strong>in</strong>zelnen Arten <strong>in</strong>nerhalbengerer oder weiterer Grenzen Schwankungen <strong>in</strong> Form, Anordnung<strong>und</strong> Häufigkeit zeigen, welche <strong>in</strong> manchen Fällen*) zur Aufstellung vonVarietäten Veranlassung gegeben haben oder noch geben könnten, dagegen<strong>in</strong> anderen Fällen lediglich den Altersverschiedeuheiten der untersuchtenfast selbst-Individuen entsprechen.**) Derartige Schwankungen haben nichts Ueberraschendes,sondern s<strong>in</strong>d, wenigstens <strong>in</strong> Bezug auf die Form,verständlich bei Gebilden, deren ausserordentliche Mannigfaltigkeit sich,wie wir früher (s. S.55—58) sahen, aus e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Gr<strong>und</strong>form <strong>und</strong>e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Wachsthumsgesetz dieser Gr<strong>und</strong>form ableiten lassen.Aber nicht nur für die Arten, sondern auch für manche Gattungengeben die Kalkkörper brauchbare Unterscheidungsmerkmale ab. So hat*) Z. B. bei Holotlmria atra var. amho<strong>in</strong>ensis (Semp.) Thcel, Stlcliopus godeffroyivar. pygmaetis Semp. <strong>und</strong> var. h Semp., Cucumaria ahyssorum var. grandis Th6el <strong>und</strong>var. hyal<strong>in</strong>a Th6el, Cucumaria serrata var. <strong>in</strong>termedia Theel <strong>und</strong> marionensis Theel,TrncliOHtoma albicans var. glabrum Tli6el, Chiridota rufesceas var. Semp., Haplodactylan<strong>in</strong>lpadioides rar. pellucida Semp. <strong>und</strong> var. s<strong>in</strong>ensis Semp. u. a.**) Z. B. bei Cucumaria d/ahiosa Semp.


318Seewalzen.schon Jäger (HO) die Harttheile <strong>in</strong> der Haut der ^^wapte-Arten für dieDiagnose dieser GattuDg verwerthet <strong>und</strong> es s<strong>in</strong>d auch jetzt noch vorwiegenddie Gattungen der Synaptidenfamilie, welche auf Gruud derKalkkörper- Gestalt unterschieden werden: so ist der Gattung Synaptae<strong>in</strong>e besondere, nur ihr alle<strong>in</strong> zukommende Form der Anker <strong>und</strong> Ankerplatteneigen, während CMridota <strong>und</strong> Trociwdota durch die sechsspeichigen,bald gehäuften, bald vere<strong>in</strong>zelten Rädchen, dagegen TrocJioderma ,Äcanthotroclms<strong>und</strong> MyriotrocJms durch die mehr als sechsspeichigen, unter sichwieder <strong>in</strong> der Bedornungu. s. w. abweichenden Rädchen charakterisirts<strong>in</strong>d. Auch <strong>in</strong> anderen Familien f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>zelne Gattungen mit bebesondersauffälligen <strong>und</strong> ihnen mehr oder weniger ausschliesslich zukommendenKalkkörpern, so z. B. Sücliopus mit C- förmigen Kalkstäben,Psolus mit grossen, dem blossen Auge sofort erkennbaren Kalkplatten,AnJcyroderma mit e<strong>in</strong>er eigenen Art von Ankern, welche auf je e<strong>in</strong>er ausspateiförmigen Stäben gebildeten Rosette stehen u. s. w. Trotzdem würdeman e<strong>in</strong>e <strong>und</strong>urchführbare Sache unternehmen <strong>und</strong> im besten Falle zue<strong>in</strong>em ganz gekünstelten Systeme gelangen, wollte man der Abgrenzungaller Holothurien- Gattungen lediglich die Kalkkörper zu Gr<strong>und</strong>e legen.Noch weniger Hesse sich auf dieses Merkmal alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e natürliche Abgrenzungder Familien begründen. Dafür s<strong>in</strong>d die verschiedenen Formender Kalkkörper, selbst <strong>in</strong> ihren abweichendsten Gestalten, zu sehr durchUebergänge <strong>in</strong> dieser <strong>und</strong> jener Richtung verknüpft. Immerh<strong>in</strong> tretengewisse Formen bei e<strong>in</strong>zelnen Familien mit e<strong>in</strong>er gewissen Vorliebe auf,was dafür sprechen dürfte, dass jene auf andere Merkmale als die Kalkkörperbegründeten Familien e<strong>in</strong>igermaassen natürliche Gruppen darstellen,<strong>in</strong> denen auch die Kalkkörper sich nach e<strong>in</strong>em bestimmtenFamilientypus ausgebildet haben. So s<strong>in</strong>d Anker <strong>und</strong> Rädchen denSynaptiden, vierarmige Kreuze den Elasipoden, Schnallen <strong>und</strong> Stühlchenden Aspidochiroten, glatte, bedornte oder knotige Gitterplättchen, Gitternäpfe<strong>und</strong> Gitterkugeln den Dendrochiroten we<strong>in</strong>rothe , Körperchen denMolpadiiden <strong>in</strong> hervorragendem Maasse eigenthümlich, ohne <strong>in</strong>dessen beiallen Mitgliedern der betreffenden Familie oder ausschliesslich bei dieserFamilie vorzukommen.Die S. 142 — 143 besprochenen kalkigen Analpapillen (Afterzähne)haben nur <strong>in</strong> der Familie der Aspidochiroten die Bedeutung e<strong>in</strong>es durchgreifendenGattungsmerkmales erlangt, welches die Gattung MüUeria vonallen anderen Mitgliedern der Familie scheidet. Bei den Dendrochiroten<strong>und</strong> Molpadiiden dagegen hat schon der Umstand, dass die Analpapillentrotz ihrer Häufigkeit (namentlich bei den Gattungen Cucumaria, Thjone,Colochims, Haplodaäyla , Trochostoma) oft sehr kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> deshalb schwerwahrnehmbar s<strong>in</strong>d, ihre Benützung zur Abgrenzung der Gattungen verh<strong>in</strong>dert;doch verdienen sie auch <strong>in</strong> diesen Familien beachtet zu werden,soweit es sich um die Unterscheidung der Arten handelt.Das Nervensystem bietet der Systematik nur <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>nesorganene<strong>in</strong>iges Brauebbare, <strong>in</strong>dem sich sowohl die knospenförmigen S<strong>in</strong>nesorgane


Bedeutung der Körperform <strong>und</strong> der e<strong>in</strong>zelnen Organe für das System. 319all eleu Fühlern mancher Synaptideu (S. 73) als auch die Hörbläschender Elpidiideii (S. 77) für die Unterscheid img der Arten verwendenlassen. Dagegen besitzen dieselben Hörbläschen bei den Synaptiden(S. 76) e<strong>in</strong>e solche Clleichmässigkeit <strong>in</strong> Zahl, Bau <strong>und</strong> Anordnung, dasssie systematisch nur noch für die Charakteristik der ganzen Familie, nichtaber e<strong>in</strong>zelner Gattungen oder Arten, von Bedeutungs<strong>in</strong>d. Verrauthlichverhalten sich die Tastpapillen <strong>in</strong> der Haut der Synaptiden ,(S. 75)ebenso; doch gestatten darüber unsere jetzigen Kenntnisse noch ke<strong>in</strong>bestimmtes Urtheil.Bezüglich der Muskulatur der Körperwand liefert der ununterbrocheneVerlauf der Quermuskelschicht (s. S. 61) e<strong>in</strong> ziemlich gutes, allerd<strong>in</strong>gsäusserlich <strong>und</strong> mit blossem Auge nicht wahrnehmbares Merkmal, anwelchem sich die Familie der Synaptiden von allen anderen Seewalzenunterscheiden lässt.Weniger brauchbar für die Systematiks<strong>in</strong>d dieLängsmuskeln denn wenn sie auch bei den; Aspidochiroten <strong>in</strong> der Regelpaarig s<strong>in</strong>d (Ausnahme: Pseudosticliopus moUis Theel), so gibt es doch auchMolpadiiden <strong>und</strong> Dendrochiroten mit paarigen Längsmuskeln <strong>und</strong> selbstbei Elasipoden <strong>und</strong> Synaptiden kommen Spuren davon vor. Im Grossen<strong>und</strong> Ganzen gilt allerd<strong>in</strong>gs für die Elasipoden <strong>und</strong> Synaptiden die Regel,dass die Längsmuskeln e<strong>in</strong>fach s<strong>in</strong>d. Das ungetheilte oder paarige Verhaltender Längsmuskeln für die Abgrenzung von Gattungen <strong>und</strong> Artenzu benutzen hat man me<strong>in</strong>es Wissens noch nicht versucht. Für die Artenwürde es sich wohl lohnen, genauer als bisher auf den Bau der Längsmuskelnzu achten. Für die Gattungen aber dürfte sich schon der Umstandh<strong>in</strong>derlich erweisen, dass die Längsmuskeln bei demselben Thiere<strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>en Theile ihres Verlaufes ungetheilt, <strong>in</strong> dem anderen paarigse<strong>in</strong> können, z. B. bei Atikyroderma- <strong>und</strong> Trochostoma- Axi^du.Die Rückziehmuskeln (s. S, 90 — 91) bilden e<strong>in</strong> vortreffliches systematischesKennzeichen der ganzen Familie der Dendrochiroten, welchesnur dadurch etwas an Werth verliert, dass auch unter den Molpadiiden<strong>und</strong> Synaptiden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fällen Rückziehmuskeln auftreten. Bei denMolpadiiden ist der Besitz deutlicher Rückziehmuskeln e<strong>in</strong> besonderesMerkmal der Gattung MolpacUa, während es bei den Synaptiden nachunseren bisherigen Kenntnissen den E<strong>in</strong>druck macht, als sei das Vorkommenvon mehr oder weniger deutlichen Rückziehmuskeln (bei e<strong>in</strong>zelnenSynapta- <strong>und</strong> namentlich Chiriclota- Arten) so sehr durch Uebergänge mitdem völligen Mangel derselben verknüpft, dass man sie nur für die Unterscheidungder Arten, nicht aber der Gattungen benützen kann.Der Kalkr<strong>in</strong>g (S. 80— 88) hat für die Systematik e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Bedeutungals man nach der Mannigfaltigkeit se<strong>in</strong>es Baues erwarten könnte.Es ist eigentlich nur die Familie der Elpidiiden, welche sich des ausschliesslichenBesitzes e<strong>in</strong>er besonderen, durch den Mangel der Interradialstückeausgezeichneten Form des Kalkr<strong>in</strong>ges erfreut. Eigenthümlichkeiteu,welche bei anderen Familien <strong>in</strong> Zahl <strong>und</strong> Form der Kalkr<strong>in</strong>gstücke auftreten,s<strong>in</strong>d entweder nicht bei allen Mitgliedern der betreffenden Familie


320 Seewalzeii.vorhanden oder kommen auch <strong>in</strong> anderen Familien vor; so verhält essich z, B. mit der Vermehrung der Interradialstücke über die normaleFünfzahl bei den Synaptiden, mit der Durchbohrung der Eadialstücke beiderselben Familie <strong>und</strong> bei manchen Molpadiiden, mit den vorderen E<strong>in</strong>schnittender Eadialstücke bei Dendrochiroten, Aspidochiroten <strong>und</strong> Molpadiiden,mit der <strong>Bild</strong>ung von Gabelschwänzen bei Molpadiiden, Dendrochiroten<strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnen Aspidochiroten u. s. w. Auch im Innern derGattungen begegnen wir grossen Verschiedenheiten <strong>in</strong> der Gestaltung desKalkr<strong>in</strong>ges; namentlich gilt das für die Gattungen der Dendrochiroten<strong>und</strong> hier wieder besonders für Tliyone, Pliyllopliorns, Orciäa <strong>und</strong> Cucumaria,ohne dass es bis jetzt gelungen wäre, mit Hülfe jener Verschiedenheitendiese z. Th. sehr artenreichen Gattungen <strong>in</strong> natürliche Untergattungenoder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Anzahl kle<strong>in</strong>erer Gattungen zu zerlegen.Die Fühler (S. 92— 98) s<strong>in</strong>d sowohl <strong>in</strong> ihrer Zahl, Grösse, Anordnung<strong>und</strong> Form, als auch <strong>in</strong> ihrer Beziehung zu den Füsschen (S. 128) vonsystematischer Bedeutung. Aus den früheren Angaben über ihre Zahl—(S. 92 94) geht hervor, dass sie <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht für die Abgrenzungder meisten Gattungen <strong>und</strong> Arten recht gut verwendet werden können,dass es aber auch nicht wenige Gattungen <strong>und</strong> Arten gibt, deren Fühlerzahlgewissen Schwankungen unterliegt. Unter den Familien sche<strong>in</strong>ennur die Molpadiiden e<strong>in</strong>e (abgesehen von seltenen <strong>in</strong>dividuellen Abweichungen)ganz constante Fühlerzahl (15) zu besitzen, doch soll auchhier wenigstens e<strong>in</strong>e Art e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Zahl aufweisen. In der Familieder Dendrochiroten hat Bell (14) die zehnfühlerigen Gattungen als Gruppeder Decachirotac, die mehr als zehnfühlerigen als Foli/chirotae bezeichnet,<strong>und</strong> <strong>in</strong> weiterer Ausführung dieser Sonderung hat dann Lampert (134)diesen Gruppen die Bedeutungen von Unterfamilien beigelegt. Mir sche<strong>in</strong>taber, dass dadurch die natürlichen Beziehungen der Dendrochiroten-Gattungen verwischt <strong>und</strong> <strong>in</strong> re<strong>in</strong> künstliche verkehrt werden, da dieGattung Theelia, welche zu den PolycJiirotae zu stellen wäre, doch gewissmit ke<strong>in</strong>er anderen polychiroten Gattung so eng verwandt ist als mitder decachiroten —Gattung Psolus. Was den relativen Grössenunter schied der Fühler anbetrifft, so spielt derselbe (s. S. 94— 95) nur <strong>in</strong>der Familie der Dendrochiroten e<strong>in</strong>e Rolle für die Abgrenzung der Arten,ohne <strong>in</strong>dessen für die Unterscheidung der sämmtlichen Gattungen derFamilie e<strong>in</strong> durchgreifendes, mit anderen Unterschieden co<strong>in</strong>cidirendesMerkmal darzubieten. Troschel (274) war allerd<strong>in</strong>gs anderer Ansicht,als er die Gattungen Ana/penis (= Thi/onc), Orcula <strong>und</strong> Colocliirus aufstellte.Die Kle<strong>in</strong>heit der beiden ventralen Fühler ist aber nicht, wie Troschelme<strong>in</strong>te,e<strong>in</strong>e besondere Eigenthümlichkeit von Anaxjerus <strong>und</strong> Coloch<strong>in</strong>is,sondern f<strong>in</strong>det sich überhaupt bei allen zehnfühlerigen Dendrochiroten alse<strong>in</strong>e sehr verbreitete, aber doch nicht ganz durchgreifende Ersche<strong>in</strong>ung. ImInnern der Gattung Cucumaria gibtes Arten mit <strong>und</strong> ohne dieses Merkmal<strong>und</strong> dennoch musste Lampert (134), trotz aller Neigung die Gattung Cucumariaweiter zu zerlegen, darauf verzichten, gerade dieses Merkmal dazu


Erklärung von Tafel XTTT.Holothurioidea ;Entwicklungsgeschichte.


Fig.1. Längsschnitt durch e<strong>in</strong>e ältere Gastrula von Synapta digitata\ vergr.a Gastrulam<strong>und</strong> {= After der Larve), b ürdarm, c das vom ürdarm sich ehea abschnürendeHydro -Enterocoel, d Eückenporus, e Gallertkern,/ Mesenchymzellen.2. Seitenansicht (schematisch) e<strong>in</strong>er Auricularia von Holothuria tuhidosa, 71 St<strong>und</strong>en nachder Befruchtung; vergr.a After, i Mitteldarm, e Vorderdarm, c' M<strong>und</strong>, rf Rückenporus, e Hydrocoel, /Enterocoel,g, g Wimperschnur.3. Auricularia der Synapta digitata, von unten <strong>und</strong> etwas von l<strong>in</strong>ks; vergr.a adorale Wimperschnur, b deren <strong>in</strong> den Vorderdarm reichende Schl<strong>in</strong>ge, c Wimperschnur,d Vorderdarm, e Mitteldarm, f Enddarm, g After, h Hydrocoel, i primärer Ste<strong>in</strong>kanal,h l<strong>in</strong>kes Enterocoel, l rechtes Enterocoel, m Nervenleisten, n Kalkkugel, o Kalkrädchen,p obere Begrenzung des M<strong>und</strong>vorhofes.4. Seitenansicht (schematisch) e<strong>in</strong>er Auricularia von Holothuria tuhulosa,100 St<strong>und</strong>en nachder Befruchtung (vergl. Fig. 7); vergr.a After, b Mitteldarm, c Vorderdarm, & M<strong>und</strong>, d Eückenporus, e Hydrocoel ,/ l<strong>in</strong>kesEnterocoel , f rechtes (eben erst von / abgeschnürtes) Enterocoel , g, g Wimperschnur,A, h Mesenchymzellen <strong>in</strong> der Umgebung des primären Ste<strong>in</strong>kanals.5. Darm, Hydro- <strong>und</strong> Enterocoel e<strong>in</strong>er Auricularia von Holothuria tubulosa,107 St<strong>und</strong>ennach der Befruchtung; vergr.a After ,b Mitteldarm ,c Vorderdarm , c' M<strong>und</strong> ,d Eückenporus , e Hydrocoel , / l<strong>in</strong>kesEnterocoel,/'rechtes Enterocoel.6. Auricularia mit Kugeln; vergr.a After, b Mitteldarm, c Vorderdarm, e Hydrocoel ,/ l<strong>in</strong>kes <strong>und</strong>/' rechtes Enterocoel,g Wimperschnur, h e<strong>in</strong>e der elf Kugeln, i Kalkkörper.7. Auricularia der Holuthuria tubidosa, 100 St<strong>und</strong>en nach der Befruchtung,von unten(vergl. Fig. 4); vergr.a After, b Mitteldarm, c Vorderdarm, c' M<strong>und</strong>, e Hydrocoel, /l<strong>in</strong>kes <strong>und</strong> /' rechtesEnterocoel, g Wimperschnur.8. üebergangsstadium der Auricularia von Synapta digitata <strong>in</strong> die tonnenförmige Larve,von unten; vergr.a, c, d, e,f,g,h Unterbrechungen der Wimperschnur, 1 — 7, 1'— 7', 8 <strong>und</strong> 9 die Stückeder Wimperschnur, von denen 1 <strong>und</strong> 2, 1' <strong>und</strong> 2' jetzt noch zusammenhängen (vergl.Fig. 24 auf S. 271);i e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Bild</strong>ung begriffener Fühler ,h jyiitteldarm ,l Enddarm ,mo Kalkrädchen, pdie <strong>in</strong> den M<strong>und</strong>vorhof e<strong>in</strong>s<strong>in</strong>kende Nervenleiste.After ,n Kalkkugel,9. Tonnenförmiges Stadium der Synapta digitata, von unten; vergr./— V die fünf Wimperreifen, a die fünf ersten Fühler, b Gehörbläschen, c Radialkanal,d E<strong>in</strong>gkanal, e Poli'sche Blase, / Kalkr<strong>in</strong>gstücke, g Enddarm, h After.10. Tonnenförmiges Stadium von Cucumaria planci, von unten; ^\^.a M<strong>und</strong>, b After, c Kopfbuckel, d— g Wimperreifen. \11. Querschnitt durch die Wimperschnur der Auricularia von Synapta digitata; vergr.a Ektodermzellen der Wimperschnur, b abgeplattetes Epithel des Körpers, c Mesenchymzellen.12. Querschnitt durch e<strong>in</strong>e Nervenleiste der Auricularia von Synapta digitata; vergr. a Ektodermzellen(Nervenzellen) der Nervenleiste, b abgeplattetes Epithel des Körpers, c Mesenchym-d Nervenfasern.zellen,Fig. 1 nach Selenka (232); Fig. 2, 4, 5, 7 <strong>und</strong> 10 nach Selenka (231); Fig. 3, 8, 9, 11 <strong>und</strong> 12nach Semon (237); Fig. 6 nach Joh. Müller (179).


llolothui'ioidea.Tcif. xni.


Erklärungvon Tafel XIV.Holothurioidea ;Entwicklungsgeschichte.


Fig.1. Hydrocoel der Auricularia von Synaiita digitata\ vergr.a primärer Ste<strong>in</strong>kanal , h Anlage des E<strong>in</strong>gkanals, c Anlage der fünf primärenStücke desKalkr<strong>in</strong>ges, /— V die fünf primären Ausbuchtungen des Hydrocoels.2— 5. Vier aufe<strong>in</strong>anderfolgende Eutwicklungsstadien der Kalkr<strong>in</strong>gglieder bei Synapta dlgitata ;vergr.6. Hydrocoel e<strong>in</strong>er etwas älteren Larve von Synapta digitata, ohne die Kalkr<strong>in</strong>g -Anlage ;stärkervergr.a primärer Ste<strong>in</strong>kanal, a' Kückenporus, b Anlage des R<strong>in</strong>gkanals, I — Fdie fünf primären,1— 6 die sechs sec<strong>und</strong>ären Ausbuchtungen des Hydrocoels.7. Tonnenförmige Larve der Auricularia mit Kugeln , von der rechten Seite gesehen ; vergr./— V die fünf Wimperreifen ; a, a zwei der elf Kugeln , b Kalkkugel ,c die fünf erstenFühler, d E<strong>in</strong>gkanal, e Anlage der Kalkr<strong>in</strong>gglieder ,/ Anlage des Madreporenköpfchens,g äusserer Abschnitt des primären Ste<strong>in</strong>kanals, h Poli'sche Blase, i Kadialkanal, k Füsschen,l Anlage e<strong>in</strong>es Kalkkörperchens der Haut.8. M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Vorderdarm e<strong>in</strong>er Auricularia von Synapta digitata; vergr.a adorale Wimperschnur, b deren <strong>in</strong> den Vorderdarm reichende Schl<strong>in</strong>ge, c M<strong>und</strong>rand,d M<strong>und</strong>, e vordere Begrenzung des M<strong>und</strong>vorhofes, /,/ Transversalstücke der Wimperschnur,g Vorderdarm.9. Junge Cucumaria planci, voa oben; vergr.a Fühler, a' e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gezogener Fühler, b, b die beiden h<strong>in</strong>ten ventral entspr<strong>in</strong>genden Füsschen.10— 12. Drei Eutwicklungsstadien der Jungen von Holothuria tremula (?); vergr.10. Es s<strong>in</strong>d erst fünf Fühler «. aber noch ke<strong>in</strong>e Füsschen vorhanden; Ansicht von oben.11. Die fünf Fühler a haben sich weiter entwickelt, i, b zwei h<strong>in</strong>ten ventral stehende Füsschen;Ansicht von der rechten Seite.12. Es s<strong>in</strong>d jetzt zehn Fühler a entwickelt <strong>und</strong> drei Paar Füsschen b; c Gegendder AfteröfFnung;Ansicht von oben.Fig. 1 nach Semon (236); Fig. 2—6 <strong>und</strong> 8 nach Semon (237); Fig. 7 nach Joh. Müller (181);Fig. 9 nach Selenka (231); Fig. 10 — 12 nach Danielssen <strong>und</strong> Koren (220).


[loloLhunoidea.Taf.XI\'.=^^=k'^üwm^^hkörn, r^^d--1 1?^£ cpn^^ ^.^^ili- -M'Ä# 10.f ^^m^'jt«-irr,-'ry-,cf^]^ .;-::^^\ Ostsb


Erklärungvon Tafel XV.Holothurioidea ;Elasipoda.


Fig.1.Elpidia (jlacialis Theel von der Bauchseite; a M<strong>und</strong>, h e<strong>in</strong> Fühler, c e<strong>in</strong> Füsschen,d After; \.2. Elpidia glacialis Th^el von der Kückenseite; a e<strong>in</strong> Eückenfortsatz ; -f-.3. Psycliropotes longicauda Th6el von der Bauchseite ;a M<strong>und</strong> , von den Fühlern umstellt,h After, c der grosse Kückenanhang; i.4. Psychro-potes longicauda Theel von der Kückenseite ;a Oeffnungen des Ste<strong>in</strong>kanals, h GeschlechtsöfFnung,rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks davon je fünf kle<strong>in</strong>e Rückenfortsätze; \.5. Bentlwdytes sangu<strong>in</strong>olenta Th6el von der Bauchseite; a M<strong>und</strong>, b Fühler; -i.6. Peniagone wyvillü Theel von der l<strong>in</strong>ken Seite;a Fühlerkranz ,h Füsschen ,c der im Nacken stehende , getheilte , lappenförmige Rückenanhang,d After; f.7.Peniagone wyvillii Th6el von der Bauchseite;a Fühler, b Füsschen, c der im Nacken stehende, getheilte Rückenanhang, d After; |.8. Ilyodaemon macidatns Th6el von der l<strong>in</strong>ken Seite ;a Fühler, b Füsschen, c Kückenanhänge; f.9. Deima validum Th6el von der Bauchseite ;a M<strong>und</strong>, von den Fühlern umstellt, h Füsschen,Radien, d After; |.c Fortsätze an den seitlichen ventralen10. Deima validum Theel von der rechten Seite; a Fühlerkranz, b Füsschen, c Fortsätze anden dorsalen Radien; \.Fig. 1 <strong>und</strong> 2 nach Th6el (263); Fig. 3—10 nach Th6el (266).


Holothurioidea.Taf.X\^.";-~^ li^-'"'-...balühJTiSt.vWemaAM!aoi Trankfiirt''M.


Bedeutung der Körperform <strong>und</strong> der e<strong>in</strong>zelnen Organe für das System. 321ZU verwenden. Die mehr als zehufühlerigen GattuDgen besitzen <strong>in</strong> derRegel fünf oder noch mehr kle<strong>in</strong>ere Fühler, welche meistens <strong>in</strong> ziemlichregelmässigem Wechsel zwischen die grösseren vertheilt s<strong>in</strong>d; aber auchvon dieser Kegel gibt es Ausnahmen, welche e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige systematischeBenutzung derselben als unausführbar ersche<strong>in</strong>en lassen. — Auch die Anordnungder Fühler (S. 95) beschränkt sich <strong>in</strong> ihrer systematischen Bedeutungauf die Familie der Dendrochiroten, <strong>in</strong>sofern es nur hier dazukommt, dass e<strong>in</strong> Theil der Fühler e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren, zweiten Fühlerkranzbildet. Lampert (134) hat sich dadurch veranlasst gesehen, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erUnterfamilie der Polychirotae die beiden Gruppen der Monocydia, mit e<strong>in</strong>fachemFühlerkranz, <strong>und</strong> der ÄmphicycUa, mit doppeltem Fühlerkranz, zuunterscheiden. Dem gegenüber habe ich (161a) zu zeigen versucht, dassauch diese Gruppenbildung nicht haltbar ist <strong>und</strong> dass sogarGattungen FliyHopliorus Grube <strong>und</strong> Thyoniämm Düb. u. Kor.,die beidenvon denenjene von Lampert zu den ÄmpJiicydia ,diese aber zu den Monocydiagestellt wird, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Gattung Phyllopliorus zu vere<strong>in</strong>igen s<strong>in</strong>d.Im Innern dieser Gattung ist die Anordnung der Fühler nur für die Abgrenzungder Arten von Wichtigkeit. Ebenso verhält es sich mit dergleichfalls von Lampert zu den ÄmpJiicydia gerechneten Gattung Pseudocucmnis(-\- Ämphicydus) ,während die Zutheilung der Gattung Act<strong>in</strong>ocucumiszu den ÄmpJiicydia nur auf der noch ganz unsicheren Annahmeberuht, dass auch sie e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren Fühlerkranz besitze. — Von vielgrösserer Bedeutung ist die Form der Fühler (S. 97—98), welche sich,seitdem Lesueur <strong>und</strong> Grube (s. S. 304 u. 308) darauf h<strong>in</strong>gewiesen, alse<strong>in</strong> Hülfsmittel für die Unterscheidungder Familien vortrefflich bewährthat. Namentlich giltdas für die ÄspidocJiirofae <strong>und</strong> DendrocJiirotae,von denen jene durch ihre schildförmigen, diese durch ihre baumförmigenFühler gekennzeichnet s<strong>in</strong>d. Gefiederte (<strong>und</strong> gef<strong>in</strong>gerte) Formen derFühler f<strong>in</strong>den sich nur bei den Synaptiden <strong>und</strong> Molpadiiden <strong>und</strong> führendurch die bei CJiiridota auftretende peltato-digitate Ausbildungzur Gestaltder Aspidochirotenfühler h<strong>in</strong>über. Noch mehr nähert sich die bei denElasipoden vorherrschende Fühlerform derjenigen der Aspidochiroten,wenn auch ihre Endabstutzung fast niemals so kräftig <strong>und</strong> reich entwickeltist,wie das bei den Aspidochiroten die Regelist. Zur Unterscheidungder Gattungen <strong>und</strong> Arten im Inneren der e<strong>in</strong>zelnen Familienerweisen sich die Fühlerformen besonders brauchbar bei den Molpadiiden<strong>und</strong> Synaptiden, da die Zahl ihrer Fiederäste (Nebenäste) bei jeder Artnur <strong>in</strong>nerhalb enger Grenzen zu schwanken pflegt.Auch der Umstand,ob die Fiederäste durch e<strong>in</strong>e Membran e<strong>in</strong>e Strecke weit verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>doder nicht, oder ob das Fühlerendstück zusammengeklappt <strong>und</strong> zurückgezogenwerden kann, lässt sich <strong>in</strong> der Familie der Synaptiden mit Vortheilfür die—Abgrenzung der Arten benützen. Die Verb<strong>in</strong>dung derFü hl er k anale mit den Centraltheilen des Wassergefässsystemes gestattetdie Unterscheidung der beiden Ordnungen der Äct<strong>in</strong>opoda <strong>und</strong> Paract<strong>in</strong>opoda.Bei jenen zweigen die sämmtlichen Fühlerkanäle (S.120— 123) <strong>in</strong>Bronn, Klassen des Thier-Eeiclis. II. 3. 21


322 Seewalzen.vollständiger Homologie mit den Füsschenkanälen von den Radialkanälenab, während bei den Paract<strong>in</strong>opoden nur e<strong>in</strong> Theil der Fühlerkanäle dieseBeziehung festgehalten hat, die übrigen aber ihren Ursprung auf denR<strong>in</strong>gkanal verlagert haben.Die PühlerampuUen (S. 123— 125) lassen sich mit Vortheil für dieUnterscheidung der Familien benutzen, da sie nur bei den Aspidochiroten<strong>und</strong> Molpadiiden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise ausgebildet s<strong>in</strong>d, dass sie bei der Untersuchungsofort <strong>in</strong>s Auge fallen. Für diese systematische Verwendung derFühlerampullen fällt es wenig <strong>in</strong>s Gewicht, dass sie <strong>in</strong> schwächerer Entwicklungauch bei den Synaptiden vorkommen <strong>und</strong> bei den Dendrochiroten(S. 244) wenigstens augedeutet s<strong>in</strong>d.Den Füssehen <strong>und</strong> Ambulacralpapillen (S. 99— 111) ist,wie ausder geschichtlichen Darlegung (S. 303 — 315) erhellt, fast von Allen,welche sich mit der Systematik der Holothurien beschäftigt haben, e<strong>in</strong>ehervorragende Bedeutung beigelegt worden. Von der allzu e<strong>in</strong>seitigenAusnutzung der Füssehen bei Brandt s<strong>in</strong>d die späteren Forscher zwarzurückgekommen, aber noch <strong>in</strong> dem neuesten System von Theel <strong>und</strong>Lampert geht die ganze E<strong>in</strong>theilung <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie von dem Vorhandense<strong>in</strong>oder Fehlen der Füssehen <strong>und</strong> Ambulacralpapillen aus. Wennman <strong>in</strong>dessen erwägt, dass morphologisch betrachtet Fühler <strong>und</strong> Füssehenhomologe Gebilde s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> demnach die nur mit Fühlern versehenenFormen ke<strong>in</strong>eswegs ohne Weiteres als füsschenlos bezeichnet werdenkönnen, <strong>und</strong> wenn man ferner berücksichtigt, dass durch die Aufstellunge<strong>in</strong>er Ordnung der Apoda die Molpadiiden von den ihnen näher verwandten*) Dendrochiroten entfernt <strong>und</strong> dafür mit den ihnen viel wenigernahe stehenden Synaptiden vere<strong>in</strong>igt werden, so ergibt sich, dass ane<strong>in</strong>er Ordnung der Apoda nicht länger festgehalten werden kann. Unterscheidetman die Füssehen, d. h. die äusseren Wassergefässanhängeüberhaupt, als Körperfüsschen <strong>und</strong> Fühlerfüsschen, so bleibt die Abwesenheitvon Körperfüsschen immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> sehr wichtiges Familienmerkmal,durch welches sich die Synaptiden <strong>und</strong> Molpadiiden von den übrigenFamilien sondern. Im Inneren der mit Fühler- <strong>und</strong> Körperfüsschen ausgestattetenAspidochiroten, Dendrochiroten <strong>und</strong> Elasipoden werden danndie Füssehen weiterh<strong>in</strong> von grosser Wichtigkeit für die Unterscheidungder Gattungen <strong>und</strong> Arten; ihre Form <strong>und</strong> ihre Anordnung, zum Theilauch ihre Zahl werden dafür benutzt. Man wird aber auch hier die E<strong>in</strong>seitigkeitvermeiden müssen, <strong>in</strong> diesen Gesichtspunkten alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong> durchgreifendesMittel für die Begrenzung der Gattungen <strong>und</strong> Arten zu erblicken.Auch die von den Füssehen genommenen Merkmale müssen fürdas System soweit als möglich <strong>in</strong> Comb<strong>in</strong>ation mit anderen Merkmalenverwendet werden, wenn sich nicht solch unnatürliche Gruppirungen ergebensollen, wie sie z. B. Sem per<strong>und</strong> Theel <strong>in</strong> der Familie der*) Vergi. me<strong>in</strong>e Abhandlung über AnkyrodermaBd. öl, 1891, pag. 591 u, f.musculus <strong>in</strong> Zeitscbr. f. wiss. Zool.


Bedeutung der Körperform <strong>und</strong> der e<strong>in</strong>zelnen Organe für das System. 323Dendrochiroten vorgenommen haben. Sie zerlegendieselbe nach der Anordnungder Fiisschen <strong>in</strong> die drei Unterfaniilien der Stkliopoda, Gastropoda<strong>und</strong> Sporadipoda <strong>und</strong> reissen dadurch Gattungen von so unzweifelhaftnaher Vervrandtschaft ,wie Phyllopliorns <strong>und</strong> Pseudocucumis,Cucumaria<strong>und</strong> Thyone weit ause<strong>in</strong>ander. Bei den Aspidochiroten erschwert dieUnmöglichkeit e<strong>in</strong>er scharfen Abgrenzung der typisch ausgebildetenFiisschen von den Ambulacralpapillen die Benutzung der Füsschenformfür das System. Ob man so weit gehen kann auch die Zahl derFiisschen wenigstens <strong>in</strong> der Gruppe der Elpidiidenmit Theel als e<strong>in</strong>efür die Art constante zu betrachten, sche<strong>in</strong>t mir zweifelhaft <strong>und</strong> jedenfallsder sicheren Feststellung durch weitere Untersuchungen nochbedürftig.Der Ste<strong>in</strong>kanal (S. 129— 136) kann h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Gestalt, Grösse<strong>und</strong> Farbe allenfalls für die Unterscheidung e<strong>in</strong>zelner Arten benutzt werden<strong>und</strong> selbst das nur <strong>in</strong> beschränktem Maasse, da auch bei derselben Art <strong>in</strong>den genannten Verhältnissen des Ste<strong>in</strong>kanals mancherlei Schwankungenvorkommen. Der Umstand dagegen, ob der Ste<strong>in</strong>kanal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher odermehrfacher Zahl auftritt, hat <strong>in</strong>sofern wenigstens e<strong>in</strong>e grössere systematischeBedeutung, als wir bis jetzt weder bei den Molpadiiden noch bei denElasipoden e<strong>in</strong>en mehrfachen Ste<strong>in</strong>kanal kennen. Bei d6n übrigenFamilien f<strong>in</strong>den sich Arten mit e<strong>in</strong>fachem <strong>und</strong> Arten mit mehrfachemSte<strong>in</strong>kanale <strong>in</strong> derselben Gattung, <strong>und</strong> auch bei Arten, welche überhauptmehr als e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong>kanal besitzen können, schwankt die Zahl derselbenwieder <strong>in</strong> oft recht weiten Grenzen; daraus ergibt sich, dass selbst fürdie Artabgrenzung die Vermehrung <strong>und</strong> Zahl der Ste<strong>in</strong>kanäle nur <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungmit anderen unterscheidenden Merkmalen verwendet werdenkann. Die nur bei e<strong>in</strong>em Theile der Elasipoden gegebene Eigenthümlichkeit,dass der Ste<strong>in</strong>kanal an se<strong>in</strong>er primären offenen Verb<strong>in</strong>dung mit derAussenwelt dauernd festhält, lässt sich ebenfalls kaum als Gattungsmerkmalgebrauchen; wenigstens gibt es unter den bis jetzt unterschiedenen Elasipoden-Gattungennur die e<strong>in</strong>e Kolga, welche auf dieses Merkmal h<strong>in</strong> vonder nächstverwandten Irpa gesondert worden ist. Der fe<strong>in</strong>ere Bau desMadreporenabschnittes sche<strong>in</strong>t nur für die Begrenzung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigenFamilie, nämlich der Aspidochiroten, <strong>in</strong> dem hier auftretenden Sammelraume(S. 136) e<strong>in</strong> systematisches Hülfsmittel darzubieten, sonst aber, beiden übrigen Familien, nur für die Unterscheidung der Gattungen <strong>und</strong><strong>in</strong>sbesondere der Arten von e<strong>in</strong>igem Belang zu se<strong>in</strong>.Die Poli'sche Blase gestattet e<strong>in</strong>e systematische Verwendung nur <strong>in</strong>sehr ger<strong>in</strong>gem Maasse. Man kann allenfalls den Umstand, dass wir bisjetzt bei den Molpadiiden, Psychropotiden <strong>und</strong> Deimatiden noch ke<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>zigen Fall kennen, <strong>in</strong> welchem mehr als e<strong>in</strong>e Poli'sche Blase vorhandenwäre, <strong>in</strong> die Charakteristik dieser Familien bez. Unterfamilien aufnehmen,muss aber bei den schwankenden Zahlverhältnissen (S.114 — 116), <strong>in</strong>welchen die Poli'sche Blase bei den übrigen Holothurien auftritt, gewärtigse<strong>in</strong>, dass über kurz oder lang auch <strong>in</strong> jenen Gruppen Fälle von Ver-21*


324 Seewalzen.mehrung der Poli'schen Blase bekannt werden. Selbst für die Unterscheidungder Arten ist die E<strong>in</strong>- oder Mehrzahl der Poli'schen Blase nure<strong>in</strong> höchst unsicheres Merkmal.Die Geschlechtsorgane (S. 180 — 193) geben uns für die Unterscheidungder Familien ke<strong>in</strong>erlei durchgreifende Merkmale an die Hand.Es konnte allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Zeit lang sche<strong>in</strong>en, dass die Synaptiden <strong>und</strong>Molpadiiden sich durch zwitterige Beschaffenheit ihrer Genitalschläuchevon allen anderen Holothurien trennen. Ich habe aber weiter oben(S. 180—183) des Näheren gezeigt, dass dem nicht so ist,dass vielmehrdie behauptete Zwitterigkeit bei den Molpadiiden noch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigenFalle genügend festgestellt ist, während sie bei den Synaptiden nicht derganzen Familie, sondern nur e<strong>in</strong>er Anzahl Arten <strong>und</strong> vielleicht zwei ganzenGattungen (Sijnapta <strong>und</strong> Änajda) zukommt. Auch die Lage der äusseren—Geschlechtsöflfnung (s. S. 183 185) lässt sich lediglich zur Unterscheidungder Arten verwenden, wenn auch im Grossen <strong>und</strong> Ganzen, von wenigenAusnahmen abgesehen, die Eegel zutrifft, dass sie bei den Dendrochirotenzwischen oder nach <strong>in</strong>nen von den Fühlern, bei den übrigen Familienaber ausserhalb des Ftthlerkranzes liegt.Das Vorkommen e<strong>in</strong>er Genitalpapilleist ebenfalls nur als Artmerkmal oder gar nur als Geschlechtsunterschiedzu verwerthen, <strong>und</strong> ähnlich sieht es mit der freilich nur vone<strong>in</strong>zelnen Elpidiiden <strong>und</strong>Deimatiden bekannten Vermehrung der Geschlechtsöffnungenaus, welche bald e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelle, bald e<strong>in</strong>e specifischeEigenthümlichkeit zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d auch die Länge desGenitalganges, die Entfernung der Geschlechtsbasis vom vorderen Körperende,die Grösse, Farbe, Form <strong>und</strong> Zahl der Genitalschläuche, soweit sienicht vom Alter <strong>und</strong> vom geschlechtlichen Entwicklungszustand der Individuenbee<strong>in</strong>flusst s<strong>in</strong>d, nur für die Unterscheidung der Arten von Wichtigkeit.Dagegen wird der Umstand, ob die Genitalschläuche entweder wiegewöhnlich e<strong>in</strong> rechtes <strong>und</strong> e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>kes oder aber nur e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>kes Büschelbilden, <strong>in</strong> der Familie der Aspidochiroten zu e<strong>in</strong>em Unterscheidungsmerkmalder Gattungen Stichopus, PseudosticJiopus <strong>und</strong> Faelopaüdes vonden Gattungen Mülleria, Holothuria <strong>und</strong> Lahidodemas. Bei anderenFamilien kommt die Beschränkung der Genitalschläuche auf die l<strong>in</strong>keKörperhälfte nur noch bei den Elpidiiden vor, s<strong>in</strong>kt aber hier zur Bedeutunge<strong>in</strong>es Artmerkmales herab.Die Verdauungsorgane—(S. 137 164) haben im Grossen <strong>und</strong> Ganzenke<strong>in</strong>e besondere Bedeutung für das Holothuriensystem, denn sie liefernnur <strong>in</strong> wenigen Fällen Merkmale, welche sich für e<strong>in</strong>e schärfere Scheidungder systematischen Gruppen benutzen lassen. Die Lage des M<strong>und</strong>es kannbei manchen Familien <strong>und</strong> Gattungen <strong>in</strong> deren Diagnose als e<strong>in</strong> Hülfsmaterialaufgenommen werden, welches ihnen allerd<strong>in</strong>gsnicht auschliesslichzukommt, so z. B. die endständige Lage desselben bei den Synaptiden<strong>und</strong> Molpadiiden, se<strong>in</strong>e bauchständige Lage bei den Psychropotiden, se<strong>in</strong>erückenständige Lage bei den Gattungen Psolus, Psolidium, Theelia, Colochirus.In ähnlicher Weise wird die Lage des Afters manchmal zu e<strong>in</strong>em


Das System. 325Hülfsmittel der Untersclieidung, so z. B. se<strong>in</strong>e cndstäiidige Lage bei denSynaptidcn <strong>und</strong> Molpadiiden, se<strong>in</strong>e dorsale bei Psolus,se<strong>in</strong>e ventrale beiOncirophanta, De<strong>in</strong>ia, se<strong>in</strong> Heranrücken an den M<strong>und</strong> bei Bkopalod<strong>in</strong>a.Nicht ohne systematischen Werth s<strong>in</strong>d auch die Oralklappen <strong>und</strong> Pseudoralklappen(S. 140) mancher Dendrochiroten sowie die schon S. 318 berührten,Analpapillen.In den Kiemenbäumen (S. 165 — 173) sieht man seitJäger (110)<strong>und</strong> Brandt (33) mit Recht e<strong>in</strong> für die Systematik der Holothurien sehrwichtiges Organ. Der Mangel desselben trennt die Synaptiden <strong>und</strong> Elasipodenvon den damit ausgestatteten Molpadiiden, Dendrochiroten <strong>und</strong>Aspidochiroten. Da sich aber bei den Elasipoden wenigstens e<strong>in</strong> Rudiment(S. 166) der Kiemenbäume erhalten hat <strong>und</strong> da ferner die Synaptidensich <strong>in</strong> anderen nicht m<strong>in</strong>der wichtigen Punkten sehr wesentlich von denElasipoden unterscheiden, so ersche<strong>in</strong>t es als e<strong>in</strong>e Ueberschätzung <strong>und</strong>allzu e<strong>in</strong>seitige Verwerthung der Kiemenbäume, wenn man ihretwegendie ganze Klasse der Holothurien <strong>in</strong> zwei Ordnungen : Äpneumona <strong>und</strong>Pncimionoplw<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>theilt. Die relative Grösse der Kiemenbäume, sowieihre Formverhältnisse lassen sich nur für die Unterscheidung der Artenbenutzen <strong>und</strong> auch ihr Verhalten zu den Blutgefässen gibt ke<strong>in</strong> vollständigdurchgreifendes Gattungs- oder Familien-Merkmal ab, wenn auch im Allgeme<strong>in</strong>endie Regel zutrifft, dass e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nige Umsp<strong>in</strong>nung des l<strong>in</strong>kenKiemenbaumes durch W<strong>und</strong>ernetzgefässe e<strong>in</strong>e Eigenthümlichkeit derAspidochiroten ist.Die Cuvier'sehen Organe (S. 173—180) haben wegen ihres sporadischenVorkommens nur für die Species- Unterscheidung e<strong>in</strong>igen systematischenWerth <strong>und</strong> selbst bei derselben Art sche<strong>in</strong>t ihr Vorkommen nicht e<strong>in</strong>mal<strong>in</strong> allen Fällen constant zu se<strong>in</strong>.Die Wimperorgane (S. 223 — 229) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> besonderes <strong>und</strong> ganzausschliessliches Merkmal der Synaptiden, <strong>in</strong>nerhalb deren ihre Form,Grösse <strong>und</strong> Anordnung für die Unterscheidung der Arten benutzt werden kann.Das Blutgefässsystem gestattet e<strong>in</strong>e Verwendung für die Systematiknur <strong>in</strong>soweit, als es bei den Aspidochiroten mächtiger entwickelt ist alsbei den übrigen Familien <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere die W<strong>und</strong>ernetzgefässe desDarmblutgefässsystemes bei der genannten Familie <strong>in</strong> der Regel denl<strong>in</strong>ken Kiemenbaum dicht umsp<strong>in</strong>nen.III.Das System.Vorbemerkung. In der folgenden systematischen Zusammenstellungaller bis jetzt bekannten lebenden Holothurien ist bei jeder Gattung diefür die Kenntniss der Gattung <strong>und</strong> ihrer Arten .wichtigste Literatur,alphabetisch geordnet nach den Namen der Autoren, angeführt; ferners<strong>in</strong>d die Synonyma der Familien <strong>und</strong> Gattungen <strong>in</strong> chronologischerOrdnung angegeben. Jeder Familie oder Unterfamilie geht e<strong>in</strong>e Ueber-


326Seewalzen.sieht der Gattungen voraus, welche als Schlüssel zum Bestimmen benutztwerden kann. Die alphabetisch geordnete Aufzählung der Arten e<strong>in</strong>erjeden Gattungist nicht etwa e<strong>in</strong> Abklatsch aus e<strong>in</strong>em der vorhandenenArtverzeichnisse, sondern beruht auf e<strong>in</strong>er ungeme<strong>in</strong> zeitraubenden, mühevollenRevision, welche mir nur durch die vieljährige, extensive <strong>und</strong><strong>in</strong>tensive Beschäftigung mit dem Gegenstande möglich war <strong>und</strong> sich, mitAusnahme der Elasipoden, bei der Mehrzahl der Arten auf eigene Anschauungstützt; sie darf also e<strong>in</strong>e selbstständige Bedeutung beanspruchen.Synonyme, Varietäten, unsichere oder mir wenigstens als solche ersche<strong>in</strong>endeArten s<strong>in</strong>d ganz weggelassen; ihretwegen, sowie wegen der Beschreibungder angeführten Arten muss auf die bei jeder Gattung angeführte Literatur<strong>und</strong> auf das vortreffliche Theel'sche Werk (266, 267) verwiesen werden.Auch die Angaben über die horizontale <strong>und</strong> vertikale Verbreitung e<strong>in</strong>er jedenGattung s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>e eigens dazu von mir angestellte kartographischeZusammenstellung aller bekannten F<strong>und</strong>orte neu gewonnen worden.Classis Ifolothurioidea,© «esav'"Beä««bC Cp- 3 a-i: :;3 ^Fiihlera<strong>in</strong>pullen wohl entwickelt;Kiemenbäume vorhandenke<strong>in</strong>e Fühlerampullen; ke<strong>in</strong>eKiemenbäume1. Farn. Aspidocliirotae.2. Fam. Elasipoda.n3 ^Ö -? '-'Füsschen u. Rückenpapillen kle<strong>in</strong>,jene <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> allen dreiventralen Radien1. Subfam. Psychropotidae.bcCM.SCO:te-ö^ fe TSCO 3e« CDa^1'S Ä'SCO §> 5CO C3C-ia,CO JS.2p^ §Füsschen <strong>und</strong>RückenpapillenRückenpapillenzahlreich; Kalkr<strong>in</strong>ggross , jene <strong>in</strong>lOgliedrigder Regel nur {auf den beidenRückenpapillenseitlichen ventralenRadien;aus den fünfger<strong>in</strong>g an Zahl ;Kalkr<strong>in</strong>gRadialstückenFühler bäum förmig; Rückziehmuskeln2. Subfam. Dei<strong>in</strong>atidae.gebildet . . . 3. Subfam. Elpidiidae.wohlentwickelt; Kiemenbäume vorhanden; Fühlerampullen nicht deutlich3. Fam. Dendrochirotae.CO!=:cSes s<strong>in</strong>d nnr Fühler, aber ke<strong>in</strong>e Füsschen zurAusbildung gelangt; Fühler schlauchförmigoder gef<strong>in</strong>gert; Fühlerampullen wohl ent-


Das System; Aspidoclurotae. 327Uebersicht der Zahl der Gattungen <strong>und</strong> Arten(Dezember 1890).Arten1.Aspidochirotae2. Elasipodaa. Psycliropotidac ....b. Deiviatidaec.Elpidiidae3. Dendrochirotae4. Molpadiidae5. SynaptidaeZusammen158(31181328149 513171232I.Ordnung. Act<strong>in</strong>opoda Ludwig 1891.Alle äusseren Anhänge des Wassergefässsystemes entspr<strong>in</strong>genvon den Kadialkanälen <strong>und</strong> treten im Umkreis desM<strong>und</strong>es als Fühler, auf dem übrigen Körper als Füsschen (<strong>und</strong>Ambulacralpapillen) auf; während Fühler stets vorhandens<strong>in</strong>d, können dem Körper die Füsschen (<strong>und</strong> Papillen) ganzfehlen.1. Familie. Aspidochirotae Grube 1840.{aanig Schild, xsiQ Hand, Arm.)Füsschen (<strong>und</strong> Ambulacralpapillen) vorhanden. M<strong>und</strong> oft mehroder weniger bauchständig. Körper seltener drehr<strong>und</strong>,meistens mit deut-— licher Abflachung der Bauchseite. 18 30 (<strong>in</strong> den meisten Fällen 20)schildförmige Fühler; die Fühlerkanäle entspr<strong>in</strong>gen von den Radialkanälen;Fühlerampullen wohl entwickelt. Kalkr<strong>in</strong>g aus 5 Radial<strong>und</strong>5 Interradialstücken gebildet, von denen jene gewöhnlich vorn e<strong>in</strong>enE<strong>in</strong>schnitt besitzen. Gehörbläschen fehlen. Ste<strong>in</strong>kanal oft zahlreich <strong>und</strong>stets<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Madreporenabschnitt complicirter gebaut als bei den übrigenFamilien. Längsmuskeln der Körperwand <strong>in</strong> der Regel zweitheilig; Rückziehmuskelnfehlen; Quermuskulatur <strong>in</strong> den Radien unterbrochen.Kiemenbäume vorhanden, kräftig ausgebildet, der l<strong>in</strong>ke von denW<strong>und</strong>ernetzgefässen des Darmblutgefässsystemes umsponnen. C u v i e r 'seheOrgane häufig vorhanden. Die Geschlechtsschläuche oft nur <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>kenKörperhälfte entwickelt. Kalkkörper der Haut vorzugsweise <strong>in</strong> Formvon Stühlchen <strong>und</strong> Schnallen.6 Gattungen mit 158 Arten.Die Aspidochiroten gehören ganz vorwiegend dem <strong>in</strong>dopacifischenGebiete an. Alle<strong>in</strong> von den beiden Hauptgattungen HoloÜmria <strong>und</strong>Sticliopus, welche zusammen 137 Arten umfassen, f<strong>in</strong>den sich mehr als


328Seewalzen.zwei Drittel der Arten <strong>in</strong> diesen Gregeuden, ebenso leben daselbst dieallermeisten Mülleria- <strong>und</strong> sämmtliche Labidodemas - AYten. Während <strong>in</strong>den warmen Meeren zahlreiche Aspidochiroten vorkommen, nimmt ihreArtenzahl nach den Polen zu rasch ab. Fast alle s<strong>in</strong>d Küstenbewohner ;nur wenige (4 Holothuria- Arteu, 5 Süchopus-ArtQn, die 4 Arten der GattungPaelopaüdes <strong>und</strong> die beiden Arten der Gattung Pseudostklioims) leben unterhalbder 150 Faden -L<strong>in</strong>ie.Uebersicht der sechs Gattungen der Aspidochiroten.After mit Kalkzähnen ;Genitalschläuche nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Büschel; Ambulacralanhänge<strong>in</strong> Form von Kückenpapillen <strong>und</strong> Bauchfusschen 1. Mülleria.Genitalschläuchenur<strong>in</strong> e<strong>in</strong>emBüschel;Amtulacralanhänge über den ganzen Körper vertheilt<strong>und</strong> meistens ohne Reihenstellung, seltenerauf dem Bauche <strong>in</strong> Längsstreifen 2.Holotlmria.Ambulacralanhänge nur auf den Radien <strong>und</strong> zwar<strong>in</strong> zweizeiliger Anordnung3. Labidodemas.coAmbulacralanhänge nur (?) <strong>in</strong> Form von Füsschen ;After <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er senkrechten Furche 4. Pseiidostichojnis.Körper abger<strong>und</strong>et vierkantig;Genitalschläuche<strong>in</strong> AmbulacraltralenRadien meistens <strong>in</strong> Längs-Füsschen auf den drei ven-zwei Büscheln ; anhänge <strong>in</strong> Form streifen ; Rückenpapillen aufvon Füsschen <strong>und</strong> warzenförmigen Erhebungen 5. .Stichopus.Papillen After;ohne jede Auszeichnung;Körper niedergedrückt , mitRandsaum; Füsschen nur immittleren <strong>und</strong> h<strong>in</strong>teren Theiledes mittleren ventralen Radius6. Paelopatides.1. Mülleria'') Jäger 1833.(-4- Microtliele Brandt 1835.= Act<strong>in</strong>opyga Bronn 1860.)20 oder (seltener) mehr als 20 Fühler; mit abgeflachter Bauch- <strong>und</strong>gewölbter Rückenseite, jene mit zahlreichen Füsschen, diese mit mehroder weniger dicht gestellten Papillen die Füsschen lassen mituoter e<strong>in</strong>e;Anordnung <strong>in</strong> Längsstreifen erkennen; <strong>in</strong> der Haut ke<strong>in</strong>e C- förmigenKalkkörper; Genitalschläuche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em (l<strong>in</strong>ken) Büschel; After von fünfKalkzähnen umstellt.Literatur: BeU (22, 23,24); Brandt (33); Jäger (110); Lampert (134); Ludwig(147, 152, 154, 156, 157, 160, 161a, 161b); Haacke (174); Quoy <strong>und</strong> Gaimard (211);Selenka (229, 230); Semper (238, 239); Theel (267); VerriU (277).*) Wenn Bell an Stelle dieses vollständig e<strong>in</strong>gebürgerten Namens erst (23) den NamenJägeria, dann (24) den von Bronn vorgeschlagenen Namen Act<strong>in</strong>opyga e<strong>in</strong>geführt wissenwill, weil damals, als Jäger die Gattung Mülleria aufstellte, dieser Name schon zehn Jahrelang durch F^russac an e<strong>in</strong>e Muschelgattung vergeben war, so möchte ich ihm dar<strong>in</strong> nichtfolgen, da e<strong>in</strong>e Verwechselung mit jener seltenen südamerikanischen Süsswassermuschel wohlkaum zu besorgenist.


Das System; As<strong>in</strong>dochirotae. 32912 Arten: agassizii Sei., ech<strong>in</strong>ites Jag., excellens Ludw., flavo-castanea Th6el, formosaSei., hadra Sei., lecanora Jag., mamdata (Br.), mauritiana (Quoy <strong>und</strong> Gaim.), miliaris (Quoy<strong>und</strong> Gaim.), oöesa Sei., 'parvida Sei.Nur die beiden Arten maiiritiana <strong>und</strong> agassizii haben mehr als 20 (25— 27) Fühler.In ihrem Vorkommen ist diese Gattung fast ganz auf den Tropengürtelbeschränkt <strong>und</strong> hier wieder besonders charakteristisch (10 Arten)iür das <strong>in</strong>dopacifische Gebiet (Rothes Meer, Ostafrika, Ceylon, ost<strong>in</strong>discheInseln, Philipp<strong>in</strong>en, Südsee-Inseln); nur zwei Arten (agassmi <strong>und</strong> flavocastanea)gehören ausschliesslich dem atlantischen Gebiete an. E<strong>in</strong>e Art(flavo-castanea) ist nur subtropisch (Madeira) bekannt, während mehrereandere (agassisii, lecanora, maculata, mauritiana, parvula) aus dem Tropengebiete<strong>in</strong> angrenzende subtropische Bezirke e<strong>in</strong> wenig h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>reichen.Alle Arten sche<strong>in</strong>en echte Küstenbewohner zu se<strong>in</strong>, die nur <strong>in</strong> ganz ger<strong>in</strong>geTiefen (e<strong>in</strong>ige Faden) herabsteigen.2. Holothuria L<strong>in</strong>ne 1758 (XVII, 2, 3).(-f- BoJiadschia Jäger 1833 -f- Trepang Jäger 1833 partim+ Sporadipus Brandt 1835 + Cystipus Haacke 1880).20 oder (seltener)mehr als 20 Fühler; Bauchfläche nicht immerdeutlich; die über den ganzen Körper vertheilten Ambulacralanhänge s<strong>in</strong>dentweder nur Füsschen oder nur Papillen oder auf dem Bauche Füsschen<strong>und</strong> auf dem Rücken Papillen; nur selten s<strong>in</strong>d die Füsschen auf demBauche <strong>in</strong> Längsstreifen geordnet; <strong>in</strong> der Haut ke<strong>in</strong>e C- förmigen Kalkkörper;Genitalschläuche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em (l<strong>in</strong>ken) Büschel; After ohne Kalkzähne,aber manchmal fünfstrahlig.Literatur: BeU (19, 20, 21, 22); Brandt (.33);DeUe Chiaje (38, 39); Düben<strong>und</strong> Koren (54); Forskai (65); Gmel<strong>in</strong> (69); Grube (81, 85); Gunner (89); Heller(96); Jäger (110); Lampert (134 <strong>und</strong> *); Lesson (138); Ludwig (147, 149, 154, 156,157, 160, 161a, 161b); v. MarenzeUer (164, 165); O. F. MüUer (188); Pourtales (207);Quoy <strong>und</strong> Gaimard (211); Sars (221); Semper (238, 239): Selenka (229, 230);Sluiter (242 <strong>und</strong> **); Theel (267, 268).109 Arten: acideata Semp. , africana Theel, alhiventer Semp. , anap<strong>in</strong>usa Lamp.,aphanes Lamp. , argus (Jag.) , atra Jag. ,boivensis Ludw. ,caesarea Ludw. , captiva Ludw.,chilensis Semp., c<strong>in</strong>erascens (Br.), clemens Ludw., coluher Semp.. cuhana Ludw., curiosa,Ludw. ,decorata v. Marenz. ,dietrichii Ludw. , difficilis Semp , discrepans Semp. , edidisLess. , enalia Lamp. , farcimen Sei. , flavo - macidata Semp. , forshalii Delle Chiaje , fuscoc<strong>in</strong>ereaJag., fiisco-punctata Jag , fusco-ridjra Theel, gracilis Semp., gräffci Semp., griseaSei., helleri v. Marenz., humilis Sei., imitans Ludw., immohilis Semp., impatiens (Forsk.(XVII, 2), <strong>in</strong>ermis Bell, <strong>in</strong>hahilis Sei., <strong>in</strong>ornata Semp., <strong>in</strong>teßt<strong>in</strong>alis Ascan., Icapiolaniae Bell,hlunz<strong>in</strong>geri Lamp., höllikeri Semp., kubaryi Ludw . , kurWLviäw.***), Zac^ea Theel, lagoena'*) Zoolog. Jahrb. IV. 1889.**) Natuurk<strong>und</strong>ig Tijdschrift voor Nederlandsch-Indiü. XLIX. Batavia 1889.*'*)= lamperti Sluit. Sluiter hat bei der Namengebung se<strong>in</strong>er H. lamperti imJahre 1889 (Natuurk<strong>und</strong>ig Tijdschrift voor Nederlandsch-Indie, XLIX, Batavia) übersehen,dass ich bereits drei Jahre früher denselben Speciesnamen an e<strong>in</strong>e ganz andere Holothurienartvergeben habe (160). Es muss also die Sluit er 'sehe Art wohl oder übel umgetauft werden.Um sie aber dem Forscher, dessen Namen ihr Sluiter gegeben, nicht zu entziehen, mögesie nach dessen Vornajnen H. Iciirti heissen.


m<strong>in</strong>ax330See walzen.Haacke, lamperti Ludw., languens Sei., lubrica Sei., ludtoigii Lamp., <strong>in</strong>acleari Bell, maculata(Br.), magellani Ludw. ,•juammata Grube, marenzelleri Ludw., marmorata (Jag.), martensiiSemp. mexicana Ludw. Theel , , ,modeata Ludw. ,moebii Ludw. ,monacaria (Less.),murrayi Theel, notahilis Ludw., occidentalis Ludw.. ocellata Jag., olivacea Ludw., ondaatjeiBell, oxurropa Sluit., ^jö^j/ZZata Bell, paradoxa Sei., pardalis Sei., pert<strong>in</strong>ax Ludw., pervicaxSei. , pleuri^ius (Haacke) xwli Delle Chiaje pr<strong>in</strong>ceps Sei. , , , pmlla Sei. , pyxis Sei. , pyxoidesLudw., remollescens Lamp., rigida (Sei.), riigosa Ludw., saecularis Bell, sa<strong>in</strong>oana Ludw.,sanctori Delle Chiaje, scahra Jag., signata Ludw., similis Semp., sluiteri Ludw., sp<strong>in</strong>iferaTh^el, squamifera Semp., stellati Delle Chiaje, strigosa Sei., subditiva Sei., sulcata Ludw ,tenuissima Semp., Uiomsoni Th6el, tremula Gui<strong>in</strong>., truncata Lamp., tubidosa Gmel. (XVH, 3),unicolor Sei., vagab<strong>und</strong>a Sei., verrilli Theel, verrucosa Sei., victoriae Bell, vitiensis Semp.,whitmaei Bell.Diese artenreichste aller Holothurieügattungenist fast über alle Meereverbreitet, bevorzugt aber <strong>in</strong> aiiifallendem Maasse die Küsten der heissenZone. Jenseits der Wendekreise nimmt ihre Artenzahl rasch ab <strong>und</strong> <strong>in</strong>den kälteren Gebieten der gemässigten Zonen, sowie an arktischen <strong>und</strong>antarktischen Küsten begegnen wir nur den drei Arten: <strong>in</strong>test<strong>in</strong>alis, tremula(beide nordatlantisch) <strong>und</strong> magellani (<strong>in</strong> der Magellansstrasse). Zu diesensich vielleicht auchwenigen küstenbewohnenden Kaltwasserformen geselltnoch pardalis, da sie ihren Verbreitungsbezirk aus den Tropen angeblichbis zu den Falkland-Inseln ausdehnt. Dazu kommen, ebenfalls als Kaltwasser-Arten,die vier nachher zu erwähnenden Tiefsee -Bewohner. Alleübrigen Arten s<strong>in</strong>d Warmwasser- Formen, welche ihre Heimath <strong>in</strong> denTropen <strong>und</strong> den angrenzenden subtropischen Regionen haben. R<strong>und</strong>drei Viertel derselben gehören dem <strong>in</strong>dopacifischen Meeresgebiete an, wosie sich namentlich <strong>in</strong> der ost<strong>in</strong>dischen Inselwelt <strong>und</strong> an den Südsee-Inseln allenthalben <strong>und</strong> <strong>in</strong> reicher Mannigfaltigkeit vorf<strong>in</strong>den; das übrigeViertel der Arten bewohnt das atlantische Gebiet <strong>und</strong> hier wieder <strong>in</strong> besondererBevorzugung den west<strong>in</strong>dischen Bezirk. Nicht weniger als sechsArten (atra, imitans, impatiens, lubrica, maculata, rigida) dehnen ihrenWohnsitz r<strong>in</strong>gs um die Erde aus, <strong>in</strong>dem sie sowohl im atlantischen als im<strong>in</strong>dopacifischen Gebiete vorkommen; zwei andere ('^cm^wms, suhditiva) s<strong>in</strong>dwenigstens westlich <strong>und</strong> östlich von Centralamerika gef<strong>und</strong>en worden.Von der Regel, dass die Arten dieser Gattung echte Küstenbewohner s<strong>in</strong>d,welche nur selten bis zu 50 Faden herabsteigen, machen nur vier Artene<strong>in</strong>e Ausnahme, <strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong> mehr als 150 Faden bis zu 2900 Fadenleben (lactea, murrayi, verrilli, thomsoni).3. Lahidodemas Selenka 1867.[Xaßig Griflfel, Stummel, ösi-iag Gestalt.)20 Fühler; Bauchfläche <strong>und</strong>eutlich; Ambulacralanhänge (<strong>in</strong> der RegelFüsschen) nur auf den Radien <strong>und</strong> hier <strong>in</strong> zweizeiligen Reihen geordnet;<strong>in</strong> der Haut s<strong>in</strong>d C- förmige Kalkkörper vorhanden oder fehlen; Genitalschläuche<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em (l<strong>in</strong>ken) Büschel; After ohne Kalkzähne.Literatur: Lampert (134); Ludwig (147)-,Selenka (229); Semper (238);Theel (267).3 Arten : diibiosum Ludw. ,selenhianum Semp. , semperianum Sei.


Das System; Aspidoclnrotae. 331bekannt.Die Gattung ist nur von den Küsten e<strong>in</strong>iger tropischen Siidsee-Inseln4. Pseudostichopus Theel 1886.20 (oder 19) Fühler; Ambulacralanhänge nur (?)<strong>in</strong> Form vonFüsscben, welche an der Bauchseite nicht <strong>in</strong> der für Stichopus kennzeichnendenWeise <strong>in</strong> drei Längstreil'en stehen; Genitalschläuche <strong>in</strong> zweiBüscheln (e<strong>in</strong>em rechten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em l<strong>in</strong>ken); After <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er senkrechtenFurche, ohne Kalkzähne; KalkkörperLiteratur: Theel (267).der Haut unbekannt.2 Arten: mollis Th6el,villosiis Tht;el,Die Abgrenzung dieser Gattung leidet an e<strong>in</strong>er gewissen Unsicherheit,da die wenigen hierh<strong>in</strong> gehörigen Arten noch zu ungenügend bekannts<strong>in</strong>d.Besonders (aber nicht ausschliesslich) im südlichen <strong>und</strong> antarktischenTheile des atlantischen, <strong>in</strong>dischen <strong>und</strong> stillen Oceans, <strong>in</strong> Tiefen von50— 2900 Faden, meistens auf Schlamm- oder Schlickboden.5. Stichopus Brandt 1835 (XVII, 1).(


332 Seewalzen.timräi <strong>und</strong> sitcJiaensis] im Mittelmeer <strong>und</strong> an IStidwesteuropa regalis.Jenseits des südlichen Wendekreises f<strong>in</strong>den sich cJiaUengeri, fuscus, moseleyi,sordidus <strong>und</strong> forvus.Nur wenige s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> tiefem Wasser (150— 1375 Faden) gef<strong>und</strong>enworden (challengeri, moseleyi, oiafans, jwurtalesi, torviis)<strong>und</strong> sche<strong>in</strong>en echteTiefseeformen zu se<strong>in</strong>; die übrigens<strong>in</strong>d Küstenbewohner.6. FaelopatidesTheel 1886.(nrjXog Lehm, Schlamm, nateco ich betrete.)20 (oder 19) Fühler; Körper niedergedrückt mit ziemlich ansehnlichemRandsaume; e<strong>in</strong>e zweizeilige Längsreihe von Füsschen besetzt denmittleren <strong>und</strong> h<strong>in</strong>teren Theil des mittleren ventralen Radius, lässt aberdessen vorderen Abschnitt ganz frei; e<strong>in</strong>zeilige Reihen von Papillen besetzenden Rand des Körpersaumes <strong>und</strong> die beiden dorsalen Radien;Genitalschläuche <strong>in</strong> zwei Büscheln (e<strong>in</strong>em rechten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em l<strong>in</strong>ken) ;Afterohne Auszeichnung.Literatur: Theel (267, 268).4 Arten: arjassisii Theel, o.'ppendictdata Theel, as'pera Theel, conf<strong>und</strong>ens Theel.Die Gattung ähnelt im Gesammtaussehen der Psychropotiden-GattungEuphronides.Die Gattung ist bis jetzt ausschliesslich aus der Tiefsee bekannt,wo sie <strong>in</strong> 565 — 2225 Faden auf — schlammigem (seltener Schlick-) Bodenbei e<strong>in</strong>er Temperatur von 1,4 8,7 ^ C. lebt. Drei Arten gehören demGebiete des stillen Oceans an, e<strong>in</strong>e dem atlantischen.Als vollständig unsichere Gattungen s<strong>in</strong>d der Vollständigkeit halber bei den Aspidochirotenzu erwähnen:A. Pentadactyla Enüon 1S79. Literatur: Hutton (108, 109); Lampert (134);Theel (267). 1 Art: longidentis Hutt., Neuseeland.B. Ananus Sluiter 1880. Literatur: Lampert (134); Sluiter (241); Theel(267)*) 1 Art: holotlmrioides Sluit. ,Batavia.2. Familie. Elasipoda Theel 1879, 1882.Füsschen (<strong>und</strong> Ambulacralpapillen) vorhanden. M<strong>und</strong> mehr oderweniger bauchständig. Körper fast ausnahmslos mit deutlicher Abflachungder Bauchseite. In der Regel 10, 15 oder 20 annähernd oder deutlichschildförmig gestaltete Fühler; die Fühlerkanäle entspr<strong>in</strong>genvon den Radialkanälen. Kalkr<strong>in</strong>g entweder nur aus fünf Radialstückenoder auch aus fünf vollkommen oder unvollkommen entwickelten Interradialstückengebildet. An den Radialnerven s<strong>in</strong>d häufig Gehörbläschenvorhanden. Ste<strong>in</strong>kanal stets <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>zahl <strong>und</strong> nicht selten durch dieHaut h<strong>in</strong>durch mit der Aussenwelt <strong>in</strong> unmittelbarer Verb<strong>in</strong>dung. Längsmuskelnder Körperwand e<strong>in</strong>fach; Rttckziehnmskeln fehlen; Quer-*) Vergl. auch me<strong>in</strong>e Bemerkung auf S. 138 dieses Werkes.


Das System; Elasiiwda. 333muskulatur <strong>in</strong> den Radien unterbrochen. Kiemen bäume fehlen odernur durch e<strong>in</strong> Rudiment angedeutet. Ke<strong>in</strong>e Cuvier' sehen Organe. DieGeschlechtsschläuche manchmal uur <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Körperhälfte entwickelt.Unter den Kalkkürpern der Haut s<strong>in</strong>d vierarmigeKreuze besondershäufig.19 Gattungen mit 61 *) Arten,welche sich auf die 3 Unterfamiliender Psychropotiden, Deimatiden <strong>und</strong> ElpidiidenInvertheilcn.ihrem Vorkommen erweisen sich die Elasipodenals echte charakteristischeBewohner der Tiefsee. Nur Elpidia glacialis <strong>und</strong> Ilyodaemonmaciilatus kommen schon <strong>in</strong> Tiefen von weniger als 150 Faden vor, E.glacialis <strong>in</strong> 35 — 50,I. maciilatus <strong>in</strong> 95 Faden. Letztere Art steigt überhauptnur bis 150 Faden herab, während E. glacialis bis <strong>in</strong> Tiefen von2600 Faden bekannt ist.In Tiefen von 150 — 500 Faden fanden sich fünf Arten, von denendrei auch noch tiefer vorkommen. In 500— 1000 Faden leben acht Arten,darunter vier, welche nur <strong>in</strong> dieser Zone bekannt s<strong>in</strong>d. In Tiefen von1000— 2000 Faden wurden 34 Arten erbeutet, darunter 22, welche weder<strong>in</strong> höheren noch <strong>in</strong> tieferen Zonen angetroffen wurden. Endlich <strong>in</strong> Tiefenvon noch mehr als 2000 Faden wurden 25 Arten gefischt, darunter 15,welche aus ger<strong>in</strong>geren Tiefen als 2000 Faden überhaupt nicht bekannts<strong>in</strong>d. Diese 15 ausschliesslich <strong>in</strong> mehr als 2000 Faden Tiefe lebendenArten s<strong>in</strong>d :Parelpidia elongata, cyl<strong>in</strong>drica, Elpidia verrucosa, rigkla, Scotoplanesmollis, papillosa, Peniagone wyvillii, lugubris, atrox, Scotoanassadiaphana, Aclüyonice paradoxa, Beima validum, fastosum, Psyclieotrephesexigua <strong>und</strong> Eentliodytes abyssicola.Der Boden, auf welchem sich Elasipoden f<strong>in</strong>den,ist meistens fe<strong>in</strong>erSchlick (entweder Globiger<strong>in</strong>eu- oder Diatomeen -Schlick oder „grauer"Schlick, seltener Radiolarien-Schlick), oft aucbThon (rother oderBilocul<strong>in</strong>a-Thon, seltener sandiger Thon) oder Schlamm („grauer'' Schlamm, seltenerbrauner Schlamm, sandiger Schlamm oder Bilocul<strong>in</strong>a-Schlamm). An denF<strong>und</strong>orten herrscht durchweg e<strong>in</strong>e sehr niedrige Temperatur: 0,2 — 2^ C;nur wenige Arten s<strong>in</strong>d aus etwas wärmerem Wasser bekannt geworden:Kölga nana aus 2,8*^, Lactmogone violacea aus 2,2^, L. spongiosa aus 3,3^,L. wyvüh-tliomsoni aus 5,0°, Euphronides depressa <strong>und</strong> BentJiodytes typicaaus 3,1 0, PannycMa moseleyi aus 2,2—4,2^, Ilyodaemon macidatus aus21,70 C.Im Gegensatze zu Theel fasse ich**) die Elasipodanicht als e<strong>in</strong>ebesondere Ordnung der Seewalzen, sondern nur als e<strong>in</strong>e mit den Aspi-*) Hier s<strong>in</strong>d die vier von Perrier (200) angegebenen neuen Arten mitgezählt. Auchs<strong>in</strong>d sie im Folgenden bei den betr. Gattungen angeführt, konnten aber für die Angaben überdie geographische Verbreitung der Gattungen nicht benutzt werden, da Perrier die F<strong>und</strong>ortederselben noch nicht veröffentlicht hat.**) Yergl. me<strong>in</strong>e soeben erschienene Abhandlung: „Ankyroderma musculus u. s. w.,nebst Bemerkungen zur Phylogenie <strong>und</strong> Systematik der Holothurien", Zeitsclir. f. wissensch.Zool. Bd. 51. 1891. S. 596 u. f.


. Eücken3ß^Seewalzen.dochiroten, Dendrocbiroten u. s. w. gleichwerthige Familie auf. ImInneren dieser Familie erhalten dann die drei von Theel unterschiedenenFamilien der Psychropotiden, Deimatiden <strong>und</strong> Elpidiiden den Kang vonUnterfamilien. Die von demselben Forscher herrührende Abgrenzung derElasipoden - Gattungen sche<strong>in</strong>t mir nicht tiberall e<strong>in</strong>e glückliche zu se<strong>in</strong><strong>und</strong> wird wohl durch spätere Untersuchungen noch mancherlei Abänderungenerfahren. Da aber e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehende Kritik nur an der Handder seltenen, mir nur <strong>in</strong> höchst beschränktem Maasse zu Gebote stehendenObjekte vorgenommen werden kann, so muss ich mich im Folgendendarauf beschränken, der Theel' sehen Systematik der Elasipoden-Gattungene<strong>in</strong>fachzu folgen.1. Subfamilie. PsychropotidaeTheel 1882.M<strong>und</strong> ganz bauchständig. Füsschen kle<strong>in</strong>, <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> allendrei Radien der Bauchseite. Ambulacralpapillen des Rückens kle<strong>in</strong>, aberdoch vorhanden. Kalkr<strong>in</strong>g nur unvollkommen zehngliedrig, <strong>in</strong>dem dieInterradialstücke durch zahlreiche kle<strong>in</strong>ere Kalkkörperchen ersetzt s<strong>in</strong>d.4 Gattungen mit 17 Arten.Die Unterfamilie ist bis jetzt hauptsächhch aus antarktischen, süd- <strong>und</strong>centralpacifischen, süd- <strong>und</strong> westatlantischen Meeresgebieten bekannt, dagegennoch unbekannt aus nordpacifischen, nordatlantischen <strong>und</strong> arktischenwestlich vonGebieten. Das Vorkommen e<strong>in</strong>er Art: Benthodytes typicader Gibraltarstrasse lässt vermuthen, dass sie sich vielleicht auch e<strong>in</strong>malim Mittelmeere (aus dem bis jetzt überhaupt noch ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Elasipodenformbekannt ist)wird nachweisen lassen.In Bezug auf die Tiefe ihres Vorkommens sche<strong>in</strong>en die Mitgliederdieser Unterfamilie <strong>in</strong> noch viel ausgesprochenerem Maasse Tiefseebewohnerzu se<strong>in</strong> als die Elpidiiden <strong>und</strong> Deimatiden, da wir sie bisjetzt nur aus Tiefen von 855 — 2750 Faden kennen; fast alle leben weitunter der 1000 Faden -L<strong>in</strong>ie; die Gattungen Psycheotrephcs , Psychropotes<strong>und</strong> Benthodytes steigen bis unter 2000 Faden herab.Uebersicht der vier Gattungen der Psychropotiden.*)Mittlerer ventraler Eadius ohne Füsschen 1. Psycheotrephes.Mittlerer ventralerEadius mit e<strong>in</strong>erdoppeltenFüsschenreihe ;Kücken mit e<strong>in</strong>em grossen,<strong>in</strong> der Eegel quergestelltenAnhang auf dem mittlerenInterradius ;Körper sehr niedergedrückt;Kückenanhang ziemlichkurz, vorn auf dem h<strong>in</strong>terenKörperdrittel2. Euphronides.Körper vorn niedergedrückt,h<strong>in</strong>ten höher;Eückenanhang sehr lang,nahe am h<strong>in</strong>teren Körperende3. Psychropotes.ohne jenen grossen Anhang4. Benthodytes.*) Nach Theel (266).


Das System; Elrifiipoda. 3351.PsycheotrephesTheel 1882.(il'vxog Kälte, TQicpo) ich ernähre, lasse wachsen.)Körper sehr di<strong>in</strong>u <strong>und</strong> niedergedrückt; Randsaum am Vorder- <strong>und</strong>H<strong>in</strong>terende ziemlich breit; M<strong>und</strong> <strong>und</strong> After ventral <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igemAbstände von den Körperenden; 10 Fühler; Füsschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachenReihe dem Randsaume entlang; mittlerer ventraler Radius ohne Füsschen;auf dem Rücken e<strong>in</strong>igeLiteratur: Theel (266).1 Art: exigua Theel.w<strong>in</strong>zige Papillen.Im centralen Theile des pacifischen Oceans, <strong>in</strong> 2750 Faden Tiefe.2. Euphronides Theel 1882.{EvifQovidriQSühn der Nacht.)Körper sehr dünn <strong>und</strong> niedergedrückt; Randsaum besonders amVorder- <strong>und</strong> H<strong>in</strong>terende ziemlich breit; M<strong>und</strong> <strong>und</strong> After ventral <strong>und</strong> <strong>in</strong>e<strong>in</strong>igem Abstände von den Körperenden; 18 Fühler; Füsschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ere<strong>in</strong>fachen Reihe dem Randsaume entlang <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er doppelten Reiheim mittleren ventralen Radius;Rücken mit e<strong>in</strong>igen Paaren kle<strong>in</strong>er Papillen<strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em grossen , kegelförmigen oder an der Spitze zweitheiligenAnhange, welcher vorn auf dem h<strong>in</strong>teren Drittel des mittleren dorsalenInterradius steht.Oceans,Literatur: Perrier (200); Theel (266, 268); Verrill (283).3 Arten: cornuta Verr. ,deprrssa Thöel, talismani Perrier.West- <strong>und</strong> ostatlantisch, sowie im südöstlichen Theile des stillen<strong>in</strong> Tiefen von 855-1920 Faden.3.Fsychropotes Theel 1882 (XV, 3, 4).(ipvXQOTTOTrjg e<strong>in</strong>er der kaltes Wasser tr<strong>in</strong>kt.)Körper vorn ziemlich dünn <strong>und</strong> niedergedrückt, nach h<strong>in</strong>ten allmählichan Höhe zunehmend; Randsaum vorn ziemlich breit; M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Afterventral, <strong>in</strong> grösserem oder ger<strong>in</strong>gerem Abstände von den Körperenden;10— 18 Fühler; Füsschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Reihe dem Randsaume entlang<strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er doppelten Reihe im mittleren ventralen Radius Rücken;mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Anzahl kle<strong>in</strong>er Papillen <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em sehr grossen,breiten, platten Anhang, der weit h<strong>in</strong>ten quer auf dem mittleren dorsalenInterradiussteht.Literatur: Perrier (200); Theel (266).4 Arten :huglossa Perrier, loyigicmida Theel (XV, 3, 4), loveni Theel, semperiana Th^el.Antarktisch, südpacifisch <strong>und</strong> südatlantisch,2500 Faden.4. Benthodytes Theel 1882 (XV, 5).<strong>in</strong> Tiefen von 1375 bis{ßsvO-og Meerestiefe, ömrig Taucher.)Körper mehr oder weniger niedergedrückt; Randsaum vorn ziemlichbreit; M<strong>und</strong> ventral <strong>und</strong> <strong>in</strong> grösserem Abstände vom Vorderende; Afterdorsal, fast endständig; 12 (?) bis 20 Fühler; Füsschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen


336Seewalzen.Reihe dem Raudsaume entlang <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er doppeltenReihe im mittlerenventralen Radius; Rücken selten ganz nackt, meistens mit e<strong>in</strong>er grösserenoder kle<strong>in</strong>eren Anzahl zurückziehbarer oder nicht zurückziehbarer, mehroder weniger unansehnlicher Papillen, welche entweder <strong>in</strong> jedem dorsalenRadius <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen oder unregelmässig doppelten Reihe stehenoder über die seitlichen dorsalen Interradien zerstreut s<strong>in</strong>d.Literatur: Theel (266, 268); Verrill (283).9 Arten: ahyssicola Theel, assimüis Thcel, gigantea Yerr., mamillifera Theel,jyapillifera Theel, sangu<strong>in</strong>olenta Th6el (XV, 5), selenhiana Th


Das System; Elaslpoda. 3371. Deima Theel 1879 (XV, 9, 10).(Ssli^KxSchreckbild.)20 (?) zurtickziehbare, kle<strong>in</strong>e Fühler; <strong>in</strong> jedem seitlichen ventralenRadius e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Reihe grosser Ftisschen <strong>und</strong> darüber e<strong>in</strong>e Reihesehr langer, kegelförmiger, starrrer, nicht zurtickziehbarer Papillen; e<strong>in</strong>eReihe ähnlicher Papillen <strong>in</strong> jedem Radius des Rückens;mittlerer ventralerRadius ohne Füsschen; Kalkkörper: dichtgedrängte, uuregelmässig ger<strong>und</strong>eteGitterplatteu, die e<strong>in</strong>en ziemlich harten Panzer bilden.Literatur: Theel (266, 268).Meere, <strong>in</strong>3 Arten: blakei Theel , fnstosum Th6el, validum Theel (XV, 9, 10).Im nördlichen <strong>und</strong> westlichen pacifischen <strong>und</strong> im vrest<strong>in</strong>dischenTiefen von 570—2050 Faden.2. OneirophantaTheel 1879.(ovsiQotpavza Ersche<strong>in</strong>ung, Phantom).20 nicht zurtickziehbare, grosse Fühler; <strong>in</strong> jedem seitlichen ventralenRadius e<strong>in</strong>e Doppelreihe grosser Ftisschen <strong>und</strong> darüber e<strong>in</strong>e Reihe sehrlanger, kegelförmiger, mehr oder weniger biegsamer, nicht zurückziehbarerPapillen; e<strong>in</strong>e Reihe ähnlicher Papillen <strong>in</strong> jedem Radius des Rückens;mittlerer ventraler Radius mit e<strong>in</strong>igen mehr oder weniger verkümmertenFüsscheu; Kalkkörper: mehr oder weniger gedrängte, unregelmässig ger<strong>und</strong>eteGitterplatten, die zuweilen e<strong>in</strong>en ziemlich harten Panzer bilden.Literatur: Theel (266).1 Art: mutabüis Tli6el.Zeichnet sich durch ihre grosse geographische Verbreitung vor allenanderen Eiasipoden aus, da sie im südatlantischen, sUd<strong>in</strong>dischen, südpacifischen<strong>und</strong> nordpacifischen Ocean vorkommt; <strong>in</strong> Tiefen von 1375 bis2900 Faden. (2900= Faden tiefstes, bis jetzt bekanntes Vorkommene<strong>in</strong>erHolothurie überhaupt.)3. OrphnurgusTheel 1879.{oQ(fvriDunkelheit.)'20 ziemlich grosse, nicht zurückziehbare Fühler; <strong>in</strong> jedem seitlichenventralen Radius e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Reihe sehr grosser Füsschen <strong>und</strong> darübere<strong>in</strong>e Reihe schlanker, biegsamer Papillen ;ähnliche Papillen dicht gedrängt<strong>und</strong> ansche<strong>in</strong>end <strong>in</strong> je zwei Reihen auf jedem Radius des Rückens; mittlererventraler Radius ohne Füsschen; Kalkkörper:Literatur: Theel (266, 268).1 Art: asper Tli6el.West<strong>in</strong>disch, <strong>in</strong>4.PanmjcJiia Theel 1882.450—580 Faden Tiefe.{Ttäg Alles, vv^ Nacht.)zerstreute dornige Stäbchen.20 ziemlich grosse, nicht zurückziehbare Fühler; <strong>in</strong> jedem seitlichenventralen Radius e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Reihe grosser Füsschen; im mittlerenBroun, Klassen des Thier-Reichs. IL 3. 22


338 Seewalzen.ventralen Radius e<strong>in</strong>e doppelte Füsschenreihe; jederseitsauf dem Rückene<strong>in</strong>e dichtgedrängte Reihe zahlreicher, schlanker Papillen; Kalkkörper:zahlreiche Rädchen (V, 7) <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e rädchen- ähnliche Plättchen.Literatur: Theel (266).1 Art: moseleyi Tli6el.Im südwestlichen Theile des pacifischen Oceans, <strong>in</strong> 700—950 FadenTiefe.5. LaetmogoneTheel 1879.(+ Cryodora Theel 1879.){XaiTiiia Meerestiefe, yov^ das Erzeugte.)15 ziemlich grosse, nicht zurückziehbare Fühler; <strong>in</strong> jedem seitlichenventralen Radius e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Reihe sehr grosser Füsschen; mittlererventraler Radius ohne Füsschen; <strong>in</strong> jedem Radius des Rückens e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>facheReihe auffallend langer, biegsamer, cyl<strong>in</strong>drischer, nicht zurückziehbarerPapillen; Kalkkörper: zahlreiche Rädchen <strong>und</strong> Stäbchen oderkreuzförmige Körperchen.Literatur: Perrier (200); Petit (203); Theel (266).5 Arten : brongniarü Perrier, jourcla<strong>in</strong>i Petit, siwngiosa Th6el, violacea Th6el, wyvilletliomsoniTli6el.Antarktisch, süd- <strong>und</strong> nordwestpacifisch , nordatlantisch,von 335—1800 Faden.<strong>in</strong> Tiefen6. Ihjodaemon Theel 1879 (XV, 8).(iXvg Schlamm, 6ai;iwv Geist.)15 ziemlich grosse, nicht zurückziehbare Fühler; <strong>in</strong> jedem seitlichenventralen Radius e<strong>in</strong>e Doppelreihe grosser Füsschen; mittlerer ventralerRadius ohne Füsschen; <strong>in</strong> jedem Radius des Rückeus drei oder vierunregelmässige dichte Reihen von zahlreichen, zurückziehbaren, schlanken,ziemlich langen Papillen; Kalkkörper: zahlreiche Rädchen <strong>und</strong> dichotomischverästelte Körperchen.Literatur: Theel (266).1 Art: maculatus Theel (XV, 8).Im westlichen Theile des stillen Oceans, <strong>in</strong> Tiefen von — 95 150Faden.3. Subfamilie. ElpidiidaeTheel 1882.M<strong>und</strong> nicht ganz bauchständig. Füsschen gross, nur auf den seitlichenRadien der Bauchseite.Rückenpapillen grösser als bei den Psychropotiden,ger<strong>in</strong>g an Zahl. Kalkr<strong>in</strong>g nur aus fünf Radialstücken gebildet.9 Gattungen mit 32 Arten.Die Unterfamilie der Elpidiiden sche<strong>in</strong>t vorwiegend antarktisch zuse<strong>in</strong>. Nach unseren jetzigen Kenntnissen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den arktischen Gewässernnur die Gattungen Elpidia, Kolga <strong>und</strong> Irjm mit jee<strong>in</strong>er Art


,um^)Nach Theel (266).22Das System; Elasipoda. 339vertreten. Die übrigen Arten gehören fast alle dem antarktischen Gebietean, nur e<strong>in</strong>ige wenige f<strong>in</strong>den sich im atlantischen <strong>und</strong> pacifischen Ocean.Fast alle leben <strong>in</strong> mehr als 1000 Faden Tiefe; nur die GattungEljiidia macht e<strong>in</strong>e Ausnahme, <strong>in</strong>dem sie auch <strong>in</strong> weniger tiefem Wasservertreten ist, ja sogar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art: E. glacialis, schon bei 35 Faden angetroffenwurde. In mehr als 2000 Faden Tiefe kommen vor die GattungenParelpidia <strong>und</strong> Scotoanassa,sowie e<strong>in</strong>e Anzahl Elpidia-, Pcniagone-,Achlyonice- <strong>und</strong> -Scotoplanes kYt^n.Uebersicht der neun Gattungen der Elpidiiden.*)Körper sehr gestreckt, cyl<strong>in</strong>drisch,; Fortsätzen, ausserdem mitunter kle<strong>in</strong>eS?/?zapto - ähnlich ;Kückenpapillen w<strong>in</strong>zig oder <strong>und</strong>eutlich ; Kalkkörper: vieraruiig,mit e<strong>in</strong>em langen, centralen, nach auswärtsEückenpapillen gerichteten Fortsatze 1. Farelpidia.meistens vonbeträclitlicherGrösseKalkkörper: vierarmig, mit langenKädchen 2. Elpidia.niedergedrückt;Rückenpapillen imAllgeme<strong>in</strong>en gross;Kalkkörper unveräs telte Stäbe oder:dreiarmige Körper, ausserdem kle<strong>in</strong>eG -förmige Stäbchen 3. Scotoplanes.Körper mehr oderweniger verlängert,eiförmig cyl<strong>in</strong>drischoder ,h<strong>in</strong>tene<strong>in</strong>-Kalkkörper :fache , unregelmässiggekrümmte,hufeisenförmigeKörperchen, fernergestreckteStäbchen<strong>und</strong> mitunter auchGitterplättchen ;Ste<strong>in</strong>kanal mitder Aussenwelt<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung 4. Kolga.Ste<strong>in</strong>kanal mitder Leibeshöhle<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung. . 5. Irpa.Rücken vorn mit e<strong>in</strong>em grossen, lappenförmigen Anhange <strong>und</strong> meistensmit e<strong>in</strong>igen kle<strong>in</strong>en Papillen 6. Feniagone.Körper sehr niedergedrückt, fast flach, mit e<strong>in</strong>em breiten Randsaumedas Vorder- <strong>und</strong> H<strong>in</strong>terende 7. Scotoanassa.li— 12 Fühler 8. Achlyonice.20 (?) Fähler 9. Enypniastes,1. Parelpidia Theel 1882.Körper sehr gestreckt, cyl<strong>in</strong>drisch, Synapta-ähnWch, 5 — 6 mal so langwie breit; 10 Fühler; vorn auf dem Rücken nur e<strong>in</strong>ige verkümmerte, fast<strong>und</strong>eutliche Papillen; auf dem vorderen Abschnitt des Bauches ke<strong>in</strong>eFüsschen; Kalkkörper: vierarmig, mit nach <strong>in</strong>nen gebogenen Armen <strong>und</strong>e<strong>in</strong>em langen, centralen, nach aussen gerichteten Fortsatz.Literatur: Theel (266).2 Arten: cyl<strong>in</strong>drica Th6el, elongata Theel.Beide Arten f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Nähe der Küste von Chile <strong>in</strong> Tiefenvon ca. 2200 Faden.


340 Seewalzen.2. Elpidia Theel 1877 (XV, 1, 2).{eXnigHoffnung.)Körper eiförmig, oder mehr oder weniger länglich, ungefähr zweibis dreimal so lang wie breit, h<strong>in</strong>ten mitunter niedergedrückt; 10 Fühler;Rückenpapillen gewöhnlich ger<strong>in</strong>g an Zahl <strong>und</strong> meist nur auf dem vorderenBezirk des Rückens; Kalkkörper: vierarmig (V, 1, 2,3)— <strong>und</strong> mit 1 5nach auswärts gerichteten Fortsätzen, ausserdem oft kle<strong>in</strong>e Rädchen.Literatur: Danielssen <strong>und</strong> Koren (49, 50); Stuxberg (257); Theel (263, 266).7 Arten: cmibigua ^£\ike\, glacialis Theel (XV, 1, 2), <strong>in</strong>certa Theel, purpurea Theel,rigida Theel, verrucosa Theel, loillemoesi Thfeel.Vorzugsweise im antarktischen (4 Arten) <strong>und</strong> arktischen Meere (E.glacialis)] e<strong>in</strong>e Art kommt <strong>in</strong> der Nähe der chilenischen Küste, e<strong>in</strong>e andereim westlichen Theile des stillen Oceans vor. Die Arten leben <strong>in</strong> Tiefenvon 800 — 2600 Faden; nur e<strong>in</strong>e {E. glacialis)auch <strong>in</strong> weniger tiefemWasser von 35 Faden abwärts.3. Scotoplanes Theel 1882.(öKOTog Dunkelheit, irlav^g der Herumirrende.)Körper mehr oder weniger gestreckt bis ei- oder fast kugelförmig,1^/2 — 3 mal so lang wie breit, mitunter h<strong>in</strong>ten niedergedrückt; 10 Fühler;Rückenpapillen ger<strong>in</strong>g an Zahl, oft auffallend lang <strong>und</strong> gross; Füsschenentweder beiden Seiten des Bauches entlang oder nur um dessen H<strong>in</strong>terhälfte;Kalkkörper: kle<strong>in</strong>e, C- förmige Stäbchen <strong>und</strong> entweder lange,gerade, unverästelte ,aber oft bedornte Stäbe (V, 6) oder dreiarmigeKörper.Literatur: Theel (266).7 Arten: albida Th6el, globosa Th6el, <strong>in</strong>signis Theel, mollis Th6el, murrayi Theel,papulosa Theel, rohusta Th6el.Im antarktischen Meere, sowie im südlichen Theile des stillen <strong>und</strong>des atlantischen Oceans. In Tiefen von 1900— 2650 Faden.4. Kolga Danielssen <strong>und</strong> Koren 1879.(Kolga, Name e<strong>in</strong>er nordischen Meergött<strong>in</strong>.)Körper länglich, 2^/2^—SVg mal so lang wie breit; 10 Fühler; Rückenpapillenger<strong>in</strong>g an Zahl (6)<strong>und</strong> entweder zu e<strong>in</strong>er Querreihe auf demVordertheil (Nacken) mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en oder ebendort <strong>in</strong> zwei nachvorn convergirende kurze Reihen geordnet; Füsschen längs den beidenSeiten <strong>und</strong> um das H<strong>in</strong>terende; Ste<strong>in</strong>kanal mit der Aussenweit <strong>in</strong> unmittelbarerVerb<strong>in</strong>dung (VIII, 10); Kalkkörper: e<strong>in</strong>fache, unregelmässigoder hufeisenförmig gekrümmte, meist etwas bedornte Stäbchen, ferner auche<strong>in</strong>zelneGitterplättchen.Literatur: Danielssen <strong>und</strong> Koren (49, 50); Theel (266).2 Arten :hyal<strong>in</strong>a Dan. u. Kor. ,na^ia Theel.Im nördlichen Eismeer <strong>und</strong> östlich von Nordamerika,1100—1350 Faden.<strong>in</strong> Tiefen von


Das System; Elasipoda. 3415. IrpaDanielssen <strong>und</strong> Koren 1877.(Iipa, Name e<strong>in</strong>er nordischen Gött<strong>in</strong>.)Körper gestreckt, fast cyl<strong>in</strong>drisch, etwa 3^2 wial so lang wie breit;10 Fübler; vorn auf dem Rücken zwei nach vorn divergirende Reihenvon je 4 Papillen <strong>und</strong> dazwischen zwei e<strong>in</strong>zelne etwas grössere;Ftisschenlängs den beiden Seiten <strong>und</strong> um das H<strong>in</strong>terende; Ste<strong>in</strong>kanal <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungmit der Leibeshöhle; Kalkkörper: e<strong>in</strong>fache, gerade oder hufeisenförmiggekrümmte, selten verästelte Stäbchen <strong>und</strong> zahlreiche, sehr kle<strong>in</strong>e,elliptischeKörperchen.Literatur: Danielssen <strong>und</strong> Koren (49, 50); Theel (266).1 Art: ahyssicolaNordatlantisch,Dan. u. Kor.<strong>in</strong> 1050 Faden Tiefe.6. Peniagone Theel 1882 (XV, 6, 7).(nsvia Armuth, yov^ das Erzeugte.)Körper mehr oder weniger gestreckt, zuweilen h<strong>in</strong>ten niedergedrücktoder vorn mit e<strong>in</strong>em nackenähnlichen Bezirk; 10 Fühler; Rücken vornmit e<strong>in</strong>em getheilten oder ungetheilten, lappenförmigen Anhang <strong>und</strong> meistensmit e<strong>in</strong>igen kle<strong>in</strong>en Papillen ;Füsschen entweder beiden Seiten des Bauchesentlang oder um dessen h<strong>in</strong>tere Hälfte oder Dritttheil ; Kalkkörper mannigfaltig:vierarmig (V, 5), mit 1 — 4 Fortsätzen, dreiarmig, verästelte oderunverästelte Stäbe <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e C- förmige Körperchen.Literatur: Perrier (200); Theel (266).9 Arten: afßnis Th6el ,atrox Theel, challevgeri Thöel, horrifer Theel, luguhrisTheel, naresi Theel, rosea Perrier, vitrea Theel, wyvülü Theel (XV, 6, 7).Vorzugsweise <strong>in</strong> den autarktischen Gewässern; je e<strong>in</strong>e Art imatlantischen <strong>und</strong> pacifischen Oceau, <strong>in</strong> Tiefen von 1450— 2600 Faden.7. Scotoanassa Theel 1882.(axörog Dunkelheit, avaaaa König<strong>in</strong>.)Körper sehr niedergedrückt, fast flach, mit e<strong>in</strong>em breiten, ziemlichplatten Randsaum um das Vorder- <strong>und</strong> Hiuterende; 10 Fühler; Rückenpapillennur am Rande des Vordersaumes; Füsschen nur am Rande desH<strong>in</strong>tersaumes; Kalkkörper: vierarmig mit 4 Fortsäzen.Literatur: Theel (266).1 Art: dia])h,ana Th6el.Südlich von Australien, <strong>in</strong> 2600 Faden Tiefe.8. AclilyonicGTheel 1879.(dxXvg Dunkelheit, vikt} Sieg.)Körper oval oder länglich, ungeiähr zweimal so lang wie breit, 11oder 12 Fühler; vorn auf dem Rücken e<strong>in</strong>ige Papillen; Füsschen r<strong>in</strong>gsum die Bauchseite; Kalkkörper dreiarmig, zuweilen auch unverästelteStäbchen <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e Rädchen.Literatur: Theel (266).2 Arten : lactea Th6el , paradoxa Theel.


342 Seewalzen.Die e<strong>in</strong>e Art antarktisch, die andere östlich von Japan, <strong>in</strong> Tiefenvon 1600—2300 Faden.9. EnypniastesTheel l.s


Das System; Dendrocliirotae. 3432 Thyone-, 5 Psolus- Arten) oder leben ausschliesslich daselbst (1 Cucumaria-,1 Theelia-, 1 Tsolus-kvt).Dass ich weder <strong>in</strong> der Zerlegung der Dendrochiroten <strong>in</strong> die zweiUnterfamilien der Bccachirotae <strong>und</strong> Folychirotac <strong>und</strong> <strong>in</strong> der weiteren Zerlegungder letzteren <strong>in</strong> Monocydia <strong>und</strong> Am])liicyclia, noch auch <strong>in</strong> dervon e<strong>in</strong>em anderen Gesichtspunkt ausgehenden Aufstellung der drei Unterfamiliender SticJiOjjoda, Gastropoda <strong>und</strong> Sporadipoda Classificationen sehenkann, welche die verwandtschaftlichen Beziehungen der Dendrochiroten-Gattungen zu e<strong>in</strong>em richtigen Ausdrucke br<strong>in</strong>gen, habe ich schon weiteroben (S. 321 u. 323) ause<strong>in</strong>andergesetzt.Uebersicht der elf Gattungen der Dendrochiroten.Bauch nicht zue<strong>in</strong>er Kriechsohleabgeflacht<strong>und</strong> bezüglichder Ambulacralanhängeohnegrosse Verschiedenheitvono dem Eücken;


344 Seewalzen.1.Cucumaria*) Bla<strong>in</strong>ville 1830 (XVI, 1, 2, 3).(-f-(cucumisGurke.)Pentacta (Goldfnss 1820) Jäger 1833 + Clachdactyla Brandt1835 + Psolimts Forbes 1841 + Ocnus Forbes 1841 4- BotnjodactylaAyres 1851 -f- EcMnocucumi Sars 1859 -j- PentactellaVerrill 1876 + Semperia Lampert 1885.)10 Fühler, von denen die 2 ventralen meistens kle<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d als dietibrigen; Füsschen auf den Kadien <strong>in</strong> (meistens zweizeiligen, seltenermehrzelligen oder e<strong>in</strong>zeiligen) Längsreihen; oft stehen auch auf e<strong>in</strong>igenoder allen Interradien vere<strong>in</strong>zelte Füsschen; Körper gewöhnlich stumpffünfkantig oder tonnenförmig, an den Enden oft aufwärts gebogen.Literatur: Bell (13, 17, 18, 19, 20, 21): Brandt (33); Düben <strong>und</strong> Koren (54)-,Dunean <strong>und</strong> Sladen (56); Forbes (64); Grieg**); Grube (81); Heller (96); Lampert134, 135 <strong>und</strong> ***); Lev<strong>in</strong>sen (141); Ljimgman (146); Ludwig (147, 149, 154, 158,160, 161a, 161b); Lütken (162); von Marenzeller (164, 165, 167); M. Sars (221, 222);Selenka (229V, Semper (238); Sluiter (241, 242); Stimpson (246, 247, 249); Theel(267, 268); Verrill (279).73 Arten: abysaorum Th6el, adversaria (Semp.), asperrima (Theel), bicolor Bell,calcigera (Stimps.), californica Semp., canescens Semp., capensis Theel, cMerchiae Ludw.,chiloensis Ludw., chronhjelmi Th6el, citrea Semp., cognata Lamp., conjungens Semp., crocea(Less.), crucifera Semp., cucumis (Eisso) cyl<strong>in</strong>drica Semp., discolor Theel, dubiosa Semp.,ecli<strong>in</strong>ata v. Marenz, , exigua Ludw. , forbesi Bell , frauenfeldi Ludw. , frondosa (Gunn.),georgiana (Lamp.), glaberrima Semp., glacialis Ljungm., godeffroyi Semp., grubii v. Marenz.,hyndmani (Thomps.) (XVI, 2), jägeri Krauss, japonica Semp., ignava Ludw., imbricata(Semp.) (XVI, 3), improvisa Ludw., <strong>in</strong>solens Theel, kirclisbergii Hell, höllikeri Semp., lactea(Forb.) , laevigata (Ven\) , longipeda Semp., macidata Semp., mendax Theel, m<strong>in</strong>iata (Br.),m<strong>in</strong>uta (Fabr.), mirdbilis Theel, mosterensis Grieg, molpadioides (Semp), multipes Theel,nigricans (Br.), nobilis Ludw., obunca Lamp., parva Ludw., pentactes (L.), perspicua Ludw.,pithacnion Lamp., planci (Br.) (XVI, 1), poptdifera (Stimps.), punctata Ludw., pusillaLudw., pygmaea (Semp.), qu<strong>in</strong>quesemita Sei., sancti-joliannis Bell, semperi Bell, serrataTheel, sykion Lamp., syracusana (Grube), tenuis Ludw., tergest<strong>in</strong>a Sars, typica (Sars), vegaeTh6el, versicolor Semp.f)Die seither stets als besondere Gattung betrachtete Ech<strong>in</strong>ocucumisSars mit den 3 Arten ff): typica, adversaria <strong>und</strong> asperrima muss me<strong>in</strong>esErachtens mit Cucumaria vere<strong>in</strong>igt werden. Es ist lediglich die auffallendeForm der Kalkkörper, welche zur Aufstellungder sonst <strong>in</strong> allen*) Strenggenommen müsste diese Gattung den älteren Namen Pentacta führen. Derjüngere Name Cucumaria ist aber so allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong> Gebrauch, dass er sich wohl nicht mehrwird verdrängen lassen.**) Bergens Museums Aarsberetn<strong>in</strong>g. 1888, Bergen 1889.***) Zool. Jahrb., IV, 1889.f) Nachträgliche Bemerkung bei der Correctur: Zu Cucumaria kommt noch h<strong>in</strong>zuC. lacazii (Her.), s. die Anmerkung S. 348 bei Colochirus.tt) Lampert (134) will <strong>in</strong> den beiden Thyone- Arten raphanus <strong>und</strong> poucheti naheVerwandte der Gattung Ech<strong>in</strong>ocucumis sehen <strong>und</strong> stellt sie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Tabellen sogar <strong>in</strong> dieseGattung, übersieht aber dabei vollständig, dass bei Ech<strong>in</strong>ocucumis die Füsschen auf dieKadien beschränkt s<strong>in</strong>d ,während sie bei jenen Thyone - Arten über den ganzen Körper zerstreuts<strong>in</strong>d.


Das System ;Dendrochirotae. ,345Merkmalen niit Cucumaria übere<strong>in</strong>stimmenden Gattung Eck<strong>in</strong>ocucumis geführtbat. Diese Kalkkörper s<strong>in</strong>d aber durch IJebergänge mit denenzweifelloser Cucmnaria-Arten geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> es s<strong>in</strong>d im Innern der GattungCucumaria die Kalkkörper überhaupt so mannigfaltig, dass man beimFesthalten 'der Gattung Ecli<strong>in</strong>ocucumis consequenterweise die GattungCucumaria naeb der Form der Kalkkörper <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ganze Anzahl vonGattungen auflösen müsste, die aber alle sehr flüssige Grenzen habenwürden; das Ergebniss e<strong>in</strong>er solchen Bemühung würde wohl nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erReihe neuer Namen bestehen.Die von Lampert aufgestellte Gattung Sempcria umfasst diejenigenArten, bei welchen auch auf den Interradien Füsschen vorkommen, z. B.longipeda, conjungens, perspicua, JcölliJceri, syracusana, duhiosa u. a. Da esaber Arten gibt, z. B. duhiosa, bei welchen dieses Merkmal den e<strong>in</strong>zelnenIndividuen zukommt, den anderen aber fehlt, so sche<strong>in</strong>t mir die GattungSemperia zu unsicher begrenzt <strong>und</strong> deshalb nicht haltbar zu se<strong>in</strong> (s.S. 106);man könnte sie allenfalls ebenso wie Ecli<strong>in</strong>ocucumis zur Bezeichnungkle<strong>in</strong>erer Artengruppen im Innern der Gattung Cucumaria benutzen.Schon Theel (267) <strong>und</strong> Lampert (134) haben der Verschmelzungder Gattung Ocnus mit Cucumaria das <strong>Wort</strong> geredet, jedoch ohne dieselbethatsächlich vorzunehmen. Die von beiden Forschern angeführten Gründesche<strong>in</strong>en mir aber vollständig ausreichend, die Gattung Genus endlichganz fallen zu lassen. Ich habe dementsprechend <strong>in</strong> obiges Verzeichnissder Cucumaria -Arten auch die bisher zu Ocnus gestellten Arten aufgenommen<strong>und</strong> bemerke dazu nur noch, dass ich (vergl. 161a) Ocnustypicus Theel <strong>und</strong> 0. javanicus Sluit. für identisch mit der älteren Art0. imhricatus Semp. halte.Die Gattungist mit ihren zahlreichen Arten ungeme<strong>in</strong> weit verbreitet;doch lehrt e<strong>in</strong> Ueberblick über die bisher bekannten F<strong>und</strong>orte, dass ese<strong>in</strong>zelne grössere Küstengebiete gibt, an denen sie bisher noch nicht aufgef<strong>und</strong>enworden ist, so namentlich an der Ostküste von Südamerika<strong>und</strong> an der Südküste von Australien. Die meisten Arten sche<strong>in</strong>en denkalten <strong>und</strong> gemässigten Meeren zuzukommen. Etwa 20 s<strong>in</strong>d arktischeoder antarktische Formen ; ungefähr ebensoviele gehören dem atlantischenMeeresgebiete an; die übrigen f<strong>in</strong>den sich im <strong>in</strong>dopacifischen Gebiete, besondersan den ost<strong>in</strong>dischen Inseln, den Philipp<strong>in</strong>en <strong>und</strong> der WestküsteAmerikas. Sie s<strong>in</strong>d durchgängig Küstenbewohner; nur wenige Artenf<strong>in</strong>den sich auch <strong>in</strong> Tiefen von 150—500 Faden (serrata, capensis, tergest<strong>in</strong>a,hyndmani, laevigafa, frondosa, typica, asperrima)] nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Art(abyssorum) ist ausschliesslich aus der Tiefsee bekannt, aus Tiefen von1375 — 2225 Faden. Viele sche<strong>in</strong>en sandigen <strong>und</strong> ste<strong>in</strong>igen Boden zubevorzugen, während andere auf schlammigem oder thonigem Bodenleben.


346 Seewalzen.2. Thyone Oken 1815 (Semper emend. 1868) (XVI, 4).{6v(jövri Be<strong>in</strong>ame der Semele.){~\- Änaperus Troschel 1846 + Stereoderma Ajres 1851 4- SclerodacttjlaAyres 1851 + Pentamera Ayres 1852 + Stohts Selenka1867 + Uroxia Costa 1869 + ThjoncUa Verrill 1872 + TrachjthyoneStiider 1876.)10 Fühler, von denen die 2 ventralen kle<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d als die übrigen;Füsschen zahlreich <strong>und</strong> über den ganzen Körper zerstreut, nur seltenauf den Radien <strong>in</strong> Längsreihen After oft mit 5 Kalkzähnen bewaffnet.;Literatur: Ayres (7); Barrois (9); Bell (19);Costa (43); Düben <strong>und</strong> Koren(54); Forbes (64); Koren (119); Lampert (134, 135 <strong>und</strong> *); Lesson (138); Lesueur(139); Ludwig (147, 149, 151, 156, 160 <strong>und</strong> **); von MarenzeUer (164, 165); O. F.Müller (188); Pourtales (207); Selenka (229, 230); Semper (238); Sluiter (242);Stimpson (245 <strong>und</strong> ***); Studer (253); Theel (267, 268); Troschel (274); Verrill(277, 283).39 Arten: belli Ludw. ,briareus (Les.), luccalis Stimiis., castanea La<strong>in</strong>p., challengeriTh6el, cigaro (Trosch.), curvata Lamp. , /usus (0. F. Müll.), gazellae (Lamp.), gemmata(Pourt.), gibber (Sei.), glabra (Ayres), kassiert Theel, <strong>in</strong>ermis Heller f), <strong>in</strong>ornata (v. Marenz.),lechleri Lamp., mirabilis Ludw. ,mvricata (Stud.), oheni Bell, Ovulum (Sei.), ^>a?««?ne7!s/sLudw. ,iMpillata Sluit. ,peclata Semp. , peruana (Less.), pervicax Theel, poucheti Barrois,raphanus Düb. u. Kor. (XVI, 4), recurvata Theel, rosacea Semp., sacellus (Sei.), scabraVerr., similis Ludw., spectoi27/s Ludw.ff), s<strong>in</strong>nosa (Quoy <strong>und</strong> Gaim.), sur<strong>in</strong>amensis Semp.,suspecta Ludw., unisemita (Stimps.), venusta Sei., villosa Semp.Die Gattung ist durch e<strong>in</strong>zelne Arten mit den Gattungen Colochirus<strong>und</strong> Ciicumaria <strong>in</strong> enger Beziehung; den Uebergang zu Colochirus vermitteln<strong>in</strong>sbesondere die Arten: challengeri, gazellae, <strong>in</strong>ornata, papillata,sp<strong>in</strong>osa, den zu Ciicumaria die Arten: gemmata, rosacea, x^ervicaxu. a.Die Mehrzahl (etwa 21) der Arten f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> dem <strong>in</strong>dopacifischen,die übrigen gehören dem atlantischen Gebiete an. Die Gattung bevorzugtdie tropischen <strong>und</strong> subtropischen Küsten; nur wenige Arten kommen <strong>in</strong>kälteren Meeren vor; von diesen letzteren leben 3 <strong>in</strong> der Magellanstrasse,1 an den Kerguelen <strong>und</strong> 3 (fiisus, raphanus, cigaro) an nordatlantischenKüsten. Bemerkenswerth ist,dass 2 Arten (peruana <strong>und</strong> smi?is^ sowohlwestlich als auch östlich von Mittelamerika angegeben werden. GrössereTiefen sche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Art zu bewohnen; <strong>in</strong>dessen gehen dochmehrere bis zu 100 <strong>und</strong> 150 Faden B. (z. raphanus, recurvata, fusus,scahra) oder kommen selbst noch tiefer vor {scabra bis 640, poucheti vielleichtbis 358).*) Zool. Jahrb., IV, 1889.**) Sitzungsberichte der Niederrhe<strong>in</strong>. Gesellsch. f. Nat. u. Heilk. Bonn 1890.***) Proceed. Acad. Nat. Scienc. Philadelphia. Vol. VII. 1855/56.t) Womit auranUaca (Costa) identisch ist.•ft) Identisch mit dieser Art s<strong>in</strong>d meridionalis Bell <strong>und</strong> cunn<strong>in</strong>gJiami Bell.


Das System ;Dendrochirotae. 3473. Orcula Troschel 1846.(orciila(-f- Cladolabes Brandt 1835.)Tönnchen.)15 ungleich grosse, abwechselnd stehende Fühler; Füsschen über denganzen Körper vertheilt.Literatur: Bell (19); Brandt (33); Dunean <strong>und</strong> Sladen (50); Lampert (130;Ludwig (147, 154, 161b); Lütken (162); von Marenzeller (K)"); Semper (238);Sliüter (242); Stiixberg (257); Theel (2(37); Troschel (274).6 Arten: barthll Trosch. , cucumiformis Semp. , hyi^sipyrja v. Marenz. ,Umaconotus(Br.), lum<strong>in</strong>osa Lamp. ,tenera Ludwig.2 von diesen Arten gehören dem nordatlantischeu Eismeere, dieübrigen dem iudopacifischen Meeresgebiete an; ke<strong>in</strong>e überschreitet südwärtsden südlichen Wendekreis. Alle leben <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Tiefe (bis150 Faden).4. Tlujllophorus Grube 1840 (Ludwig emend. 1887) (XVI, 8).{(fvXXov Blatt, cpoQfO} ich trage.)(+ Thyonidium Düben <strong>und</strong> Koren 1844 -f- BuasmodactylaAyres 1852 -|- Hemicrepis Job. Müller 1853 -f- UrodemasSelenka 1867 + Pattalus Selenka 1868 + Euci/clus Lampert1885.)Mehr als 15 <strong>in</strong> der Regel ungleich grosse Fühler, von denen diekle<strong>in</strong>eren mit den grösseren abwechselnd stehen <strong>und</strong> alle oder zum Theile<strong>in</strong>en zweiten <strong>in</strong>neren Kreis bilden können; die Füsschen s<strong>in</strong>d über denganzen Körper vertheilt <strong>und</strong> zeigen nur selten <strong>in</strong> den Radien e<strong>in</strong>e Reihenstellung.Literatur: Ayres (7); Bell (13, 19); Danielssen <strong>und</strong> Koren (50); Düben <strong>und</strong>Koren (54); Flem<strong>in</strong>g (63); Forbes (64); Greeff(79); Grube (81);Heller (96); Hutton(108); Lampert (134); Ljungman (146); Ludwig (147, 149, 153, 15G, 157, 158,161a);Lütken (162); von MarenzeUer (165, 167); Sars (221 , 222); Selenka (229, 230);Semper (238); Theel (267); Thompson 269);. Verrill (277).28 Arten: brocki hndw., cauclatus (Hutton), cebuensis (Semp., chüeiisis (Sem]).), dobsoniBell ,drummondü (Thomps ),ehlersi (Heller), ehrenbergi (Sei.), flavus (GreefF), frauenfeldiLudw. , gracüis Sei. , gramdcdus (Grube) , holotJmrioides Ludw. , japonicus (v. Marenz.),<strong>in</strong>compertus ThdQl, magnus (L\idw.), marionü (v. Marenz.), molHs (Sei.), occidentalis (LMw.),parvus (Ludw.), pellucidus (Flem.), perspicillum (Sei.), productus (AYves) ,proteus (Bell),rugosus (Theel), schmeltzü (Ludw.), tenuis Haacke, urna Grube (XVI, 8).Die meisten Arten f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den tropischen <strong>und</strong> subtropischenTheilen des atlantischen <strong>und</strong> pacifischen Meeresgebietes; e<strong>in</strong>ige Artengehören kälteren bis arktischen Gebieten an (drummondü , pellucidus).Während die Küsten Südamerikas, Australiens <strong>und</strong> des westlichen stillenOceans artenreich s<strong>in</strong>d, sche<strong>in</strong>t die Westküste Nordamerikas ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigeArt zu beherbergen <strong>und</strong> auch im <strong>in</strong>dischen Ocean kommt vielleicht nure<strong>in</strong>e Art (tenuis) vor. Alle sche<strong>in</strong>en nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Tiefen (bis etwa80 Faden) zu leben; nur von pellucidus wird angegeben, dass sie e<strong>in</strong>mal<strong>in</strong> 1081 Faden erbeutet worden sei.


348Seewalzen.5. Pseudocucumis Ludwig 1874.(+ ÄmpJiicpclus Bell 1884.)Mehr als 15 ungleich grosse Fühler, von denen die kle<strong>in</strong>eren <strong>in</strong> derRegel mit den grösseren abwechselnd stehen <strong>und</strong> alle oder zum Theile<strong>in</strong>en zweiten <strong>in</strong>neren Kreis bilden; Ftisschen auf die Radien beschränkt;ke<strong>in</strong>e Papillenauf den Interradien.Literatur: BeU (14, 20); Lampert (134); Ludwig (147, 160. 161a, 161c);Semper (238); Theel (267).4 Arten: acicula (Semp. ), africana (Semp.), japonica Bell, <strong>in</strong>tercedens Lamp.Alle gehören dem <strong>in</strong>dopacifischen Meeresgebiete an <strong>und</strong> überschreitensüdwärts das Gebiet der heissen Zone nicht, während sie nordwärts bisJapan reichen. Sie leben <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen6. Äct<strong>in</strong>ocucumis Ludwig 1874.(ccKtigTiefen an der Küste.Strahl.)Mehr als 15 ungleich grosse, unregelmässig abwechselnd stehendeFühler; Füsschen auf die Radien beschränkt; <strong>in</strong> den Interradien desRückens Papillen.Literatur: BeU (19); Ludwig (147, 156, 160); Thee 1(267).I Art: typica Ludw.An der Westküste Vorder<strong>in</strong>diens, an der ch<strong>in</strong>esischen Küste,Torresstrasse <strong>und</strong> an der Nordostküste Australiens, <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Tiefe.<strong>in</strong> der7. Colochirus Troschel 1846 (XVI, 9, 10.)(xokog gestutzt, x^^Q [Hand] Fühler.)(4- Cercodemas Selenka 1867.)10 Fühler; Bauch mit Füsschen <strong>in</strong> Längsreihen; Rücken mit Papillen,welche entweder auf die Radien beschränkt s<strong>in</strong>d oder auch die Interradienbesetzen; Körper oft vierkantig durch Abflachung der Bauchseite <strong>und</strong>Vorspr<strong>in</strong>gen der seitlichen Radien; M<strong>und</strong>umgebung fünfstrahlig.Literatur: Lampert (134) <strong>und</strong> *); Lesson (138); Ludwig (147, 161a, 161b);von Marenzeller (167); Quoy <strong>und</strong> Gaimard (211); Pallas (145); Selenka (229, 230);Semper (238); Sluiter (242); Theel (267).II Arten**): armatus v. Marenz. ,cucumis Semp., cyl<strong>in</strong>dricus Semp., dispar Lamp.,*) Zoolog. Jahrb., IV., 1889.**) Ob die von H6rouard (100)als Colochirus lacazii von E ose off beschriebeneForm -wirklich <strong>in</strong> diese Gattung gehört <strong>und</strong> nicht mit e<strong>in</strong>er schon bekannten Cucumaria - kiizusammenfällt, bedarf der näheren Untersuchung. In der obigen Aufzählung habe ich deshalbdiese Form nicht mit angeführt.— Nachträglich kann ich nach e<strong>in</strong>er Untersuchung e<strong>in</strong>iger vonEoscoff stammenden Exemplare des ,,Colochirus lacazii Her.", welche mir die Güte des HerrnDr. L. C u e n 1ermöglichte, bestätigen, dass es sich bei dieser Form nicht um e<strong>in</strong>en Colochirus,Sondern um e<strong>in</strong>e Cucumaria handelt. Es fehlt ihr die für Colochirus charakteristische Fünfstrahligkeitder M<strong>und</strong>umgebung; auch s<strong>in</strong>d ihre dorsalen Ambulacralanhänge noch im Besitzewohl entwickelter Saugscheiben, können also mit den Dorsalpapillen der echten Colochirus-Arten nicht zusammengeworfen werden. Cucumaria lacazii (H6r.), wie die Form demnach


Das System; Dendrochirotae. 349doliolum (Pall.), jagorii Semp. , peruanus Semp., qiiadrangidaris (Less.) (XVI, 9, 10),scandens Sluit., tuherculosus (Quoy <strong>und</strong> Gai<strong>in</strong>.), violaceus Th6el.*)Leben <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Tiefe (bis 50 Faden) fast ausschliesslich im <strong>in</strong>dopacifisehenMeeresgebiete, namentlich im <strong>in</strong>dischen Ocean, an den ost<strong>in</strong>dischenInseln, den Philipp<strong>in</strong>en <strong>und</strong> an den Küsten Australiens; im östlichenBezirke des stillen Oceans ist nur e<strong>in</strong>e Art (peruanus) bekannt.In das atlantische Meeresgebiet, <strong>und</strong> zwar dessen südlichen Theil, istnur e<strong>in</strong>e Art (doliolum) e<strong>in</strong>gedrungen. In den arktischen <strong>und</strong> antarktischenGewässern fehlt die Gattung vollständig.8. Psolidium Ludwig 1886.10 Fühler; mittlerer Abschnitt des Triviums zu e<strong>in</strong>er scharf begrenzten,dünnhäutigen Bauchscheibe abgeflacht; Füsschen auf dem Rücken zerstreut,aber an den beiden Körpeienden <strong>und</strong> auf der Bauchscheibe auf die Radienbeschränkt.Literatur: Ludwig (160).1 Art: dorsipes Ludw.<strong>in</strong> 16—26 Faden Tiefe.Magellansstrasse,Vielleicht ist der von Theel (268) von Porto Seguro beschriebenePsolus hrasiliensis als e<strong>in</strong>e zweite Psolidium-Art aufzufassen. Leider gibtTheel nicht an, ob an den Körperenden die Füsschen sich auf die Radienbeschränken. Falls das nicht der Fall ist,müsste man die Art zurGattung Theelia stellen, dieser dann aber <strong>in</strong> ihrer Diagnose „10 oder15'' Fühler zuschreiben.9. Theelia n. g.(4- Stol<strong>in</strong>us Sei. 1868 = Hypopsolus Bell 1882.)15 (immer?) Fühler; Bauch zu e<strong>in</strong>er dünnhäutigen, scharf umgrenztenKriechsohle abgeflacht, auf welcher die Füsschen sich <strong>in</strong> Reihen ordnen;Rücken gewölbt, mit grossen Kalkplatten, durch welche rudimentäreFüsschen h<strong>in</strong>durchtreten.Diese neue Gattung unterscheidet sich von Psolus, wo ihre Artenbis jetzt untergebracht waren, durch den bemerkenswerthen Umstand,dass der Rücken Ambulacralanhänge besitzt, welche <strong>in</strong> Form rudimentärere<strong>in</strong>stweilen zu nennen wäre, ist besonders auffallend durch die beuteiförmige Gestalt <strong>und</strong>ger<strong>in</strong>ge Zahl (jederseits 5 — 6) ihrer Genitalschläuche; H6rouard hat schon auf diese bemerkenswertheForm der Genitalschläuche aufmerksam gemacht (<strong>in</strong> der S. 241 citirten Abhandlung).Nur als Vermuthung möchte ich der Ansicht Eaum geben, dass Cuc. lacazii mitder früher von Th. Barrois (9) von Concarneau beschriebenen Cuc. lefevrii identisch ist.Leider hat Barrois se<strong>in</strong>e Art nur nach e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Exemplare aufgestellt <strong>und</strong> geradeüber die Geschlechtsorgane gar nichts mitgetheilt.*) Zu jagorii rechne ich auch tristis Ludw.,23ygmaeus Theel. Die 4 Arten sp<strong>in</strong>osus (Quoy u. Gaim.),zu doliolum auch m<strong>in</strong>utus Ludw. <strong>und</strong><strong>in</strong>ornatus v. Marenz., challengeriTh6el <strong>und</strong> gazellae Lamp. sche<strong>in</strong>en mir im Gegensatze zu Lampert <strong>und</strong> Theel nicht <strong>in</strong>die Gattung Golodm-us, sondern zu Thyone (s. d.) zu gehören.


350 Seewalzen.Füsschen die Kalkplatten der Kückenhaut durchsetzen. Vielleicht liegtauch <strong>in</strong> der Fühlerzahl e<strong>in</strong> Merkmal, welches die Gattung Theelia vonder Gattung Psolus durchgreifend abtrennt; doch lässt sich darüber solange nichts Bestimmtes sagen ,als wir von zwei der hierh<strong>in</strong>gehörigenArten {disciformis <strong>und</strong> <strong>in</strong>certa) die Fühlerzahl noch nicht kennen. VonPsolidiuni unterscheidet sich Theelia, abgesehen von der Fühlerzahl, durchden Umstand, dass die Füsschen an den Körperenden e<strong>in</strong>e deutlicheambulacrale Anordnung nichterkennen lassen,Literatur: BeU fl2); Selenka (230); Theel (267, 288;.4 Arten: ambulatrix Bell*j, cataphracta (Sei.), disciformis (Theel), <strong>in</strong>certa (Theel),von welchen die beiden erstgenannten vielleicht identisch s<strong>in</strong>d.lieber die möglicherweise hierher gehörigedie betreffende Bemerkung bei Psolidmm.Art hrasiliensis Theel sieheDie Gattungist beschränkt auf das antarktische (Magella nstrasse,Kerguelen) <strong>und</strong> südaustralische Gebiet <strong>und</strong> lebt vorzugsweise <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>genTiefen (bis 150 Faden) ;nur disciformis wurde <strong>in</strong> grösserer Tiefe(245 Faden) gef<strong>und</strong>en.10. Psolus Okeu 1815 (XVI, 5, 6, 7).{ipwXri männliches Glied.)(-f Cuvieria Peron 1817 -{- Lepidopsolus Bronn 18G0 -f LissotJmriaVerrill 1867 + LojyJiotJmria Verrill 1867).10 Fühler; Bauch zu e<strong>in</strong>er dünnhäutigen, scharfumgrenzten Kriechsohleabgeflacht, auf welcher die Füsschen sich <strong>in</strong> Reihen ordnen;Rückengewölbt, ohne Ambulacralanhänge, meist mit grossen Kalkschuppen.Literatur :Ayres (7); Bell (11, 12); Brandt (33); Düben <strong>und</strong> Koren (54);Duncan<strong>und</strong> Sladen (56); Fischer (62); Lampert (^134 <strong>und</strong> **); Ljungman (146); Ludwig(154, 160;; Lütken (^162); von Marenzeller (166); Philippi (204); Pourtales (209);Sars (222); Selenka (229); Semper (23S); Stimpson (247); Strussenfelt (252); Studer(253); Theel (267, 26S); Thomson (271); Verrill (267).13 Arten; antarcticus (Phil.) (XVI, 5, 6), holwlensis Semp. , complanatus Semj).,epMppifer Wyv. Thoms, (XVI, 7), fahricii (Düb. u. Kor.), granulatns Ayres, murrayi Th6el,operculatvs (Pourt.), ornahis Yerr., 2J/ia?2ia2ws(Strussenf.), ^wwWoZm Th^el, squamatus (Düh.u. Kor.), tiiherctdosus Thiel.Die Arten gehören vorzugsweise den arktischen, nordatlantischen <strong>und</strong>antarktischen Meeresgebieten an, kommen aber auch an den westatlantischen<strong>und</strong> ostpacifischen Küsten, sowie an den Philipp<strong>in</strong>en vor.Die Gattung sche<strong>in</strong>t von Südwesteuropa an um ganz Afrika durch den<strong>in</strong>dischen Ocean bis zu den Philipp<strong>in</strong>en, ferner an den australischenKüsten, Neuseeland <strong>und</strong> den Südsee -Inseln ganz zu fehlen. Die Artenleben fast alle <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Tiefe, doch s<strong>in</strong>d ojyercidatus, murrayi, antarcticus,epMppifer <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Varietät von squamatus auch aus Tiefen von 150 bis600 Faden bekannt geworden. Nur e<strong>in</strong>e Art: pourtalesi Theel, lebt nochtiefer,<strong>in</strong> 1242 Faden.*) Wozu wahrsche<strong>in</strong>lich auch Ouviera porifera Studer (253) gehört.•**) Zool. Jahrb., IV, 1889.


Das System; Molpadiidae. 35111. Bhopalod<strong>in</strong>a J. E. Gray 1853 (XVI, 11).(QonaXov Keule.)Muud <strong>und</strong> After durch äusserste Verkürzungdes mittleren dorsalenInterradius eng zusammengerückt <strong>und</strong> auf der Spitze e<strong>in</strong>es stielförmigenKörperabschuittes gelegen; Körper im Ganzen keulen- oder fiasclienförmig;durch den eigenthümlichen Verlauf der Radialkanäle gew<strong>in</strong>nt es den Ansche<strong>in</strong>,als seien nicht 5, sondern 10 Radien vorhanden, Füsschen aufdie Radien beschränkt <strong>und</strong> auch auf diesen nur <strong>in</strong> der unteren Hälftedes kugeligen Körperabschnittes; 10 Fühler.Literatur: Gray (75); Ludwig (14S, 161c); Perrier (200); Semper (238).1 Art: lageniformis Gray (XVI, 11), mit welcher die von P e r r i e r aufgestellte 7^e^irteZ^wahrsche<strong>in</strong>lich identisch ist.An der Congo- <strong>und</strong> Gabun-Küste <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerTiefe im Schlamm.Ungenügend bekannte Gattungen:SilAotliuria Perrier 1886 (200) mit e<strong>in</strong>er aus 99 Faden erbeuteten Art:<strong>in</strong>curvata Perr.Ypsüothuria Perrier 1886 (20Ü), mit 2 <strong>in</strong> 436 Faden Tiefe lebenden Arten:attenuata Perr. <strong>und</strong> talismani Perr.4. Familie. Molpadiidae J. Müller 1850.(= Liodermatidae Bronn 1860 = Liosomatidae Selenka 1867.)Füsschen (<strong>und</strong> Ambulacralpapillen) fehlen. M<strong>und</strong> endständig.H<strong>in</strong>terende des drehr<strong>und</strong>en Körpersoft zu e<strong>in</strong>em kürzeren oder längerenschwanzförmigen Abschnitte verjüngt, der sich mehr oder weniger vomRumpfe absetzt. In der Regel s<strong>in</strong>d 15 Fühler vorhanden, welche entwedere<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fach schlauchförmige (= langgestreckt kegelförmige)Gestalt haben oder nahe der Spitze jederseits mit e<strong>in</strong>em oder e<strong>in</strong>igenNebenästchen besetzt = gef<strong>in</strong>gert s<strong>in</strong>d; die Fühlergefässe entspr<strong>in</strong>genvon den Radialgef ässen; Fühlerampullen (vielleicht mit Ausnahme vonEupyrgus) vorhanden. Kalkr<strong>in</strong>g stets aus 5 Radial- <strong>und</strong> 5 Interradialstückengebildet, von denen jene fast immer nach h<strong>in</strong>ten zu Gabelfortsätzenverlängert, vorn aber mit e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>schnitte oder e<strong>in</strong>er Durchbohrungversehen s<strong>in</strong>d. Gehörbläschen fehlen. Ste<strong>in</strong>kanal stets <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>zahl,oft an die Körperhaut befestigt. Längsmuskeln, wenigstens im Rumpfe,zweitheilig; Rtickziehnmskeln nur bei e<strong>in</strong>er Gattung (Molpadla) deutlichentwickelt; Quermuskulatur der KörperwandKiemenbäume vorhanden. Cuvier'sche Organe<strong>in</strong> den Radien unterbrochen.nur bei e<strong>in</strong>er Art.Geschlechtsschläuche rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks vom dorsalen Mesenterium. Kalkkörperder Haut im Ganzen denen der Dendrochiroten ähnlich; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erGattung (Ankyroderma) aber treten Ankerbildungen auf, welche an dieder Synaptiden er<strong>in</strong>nern. Ausserdem kommen <strong>in</strong> der Haut häufig eigenthümlichewe<strong>in</strong>rothe Körperchen vor.6 Gattungen mit 32 Arten.


.spitze'352Seewalzen.Die Molpadiiden gehören <strong>in</strong> ihren bis jetzt bekannten Arten ziemlichzu gleichenTbeilen e<strong>in</strong>erseits dem arktischen <strong>und</strong> atlantischen, anderseitsdem <strong>in</strong>dopacifischen <strong>und</strong> antarktischen Meeresgebiete an. Dem atlantischarktischenGebiete fehlt die Gattung Molpadia, dagegen dem antarktiscb<strong>in</strong>dopacifischendie Gattung Eupyrgus. In den wärmeren Meeren f<strong>in</strong>densich hauptsächlich Haplodadyla <strong>und</strong> Caud<strong>in</strong>a, dagegen <strong>in</strong> den kälterenEupyycjus, Trochostoma <strong>und</strong> Anhyroderma. Die Molpadia -, Eupyryus-,Haplodactyla-, Caud<strong>in</strong>a- <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Theil der Trodiostoma kri^n leben <strong>in</strong>ger<strong>in</strong>ger Tiefe, bis zu 150 Faden {Eupyrgus scaher kommt allerd<strong>in</strong>gs auchnoch bei 197 Faden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Varietät der Caud<strong>in</strong>a arenata bei mehr als1000 Faden vor). Die übrigen Trochostotna- Arten dagegen, sowie fastalle Änhjroderma-Arten leben als Bewohner der Tiefe zwischen 150 <strong>und</strong>2150 Faden.Soweit Beobachtungen darüber vorliegen, kommen die Molpadiidenvorzugsweise auf schlammigem oder thonigem Boden vor.Uebersicht der sechs Gattungen der Molpadiiden.Rückziehmuskeln vorhanden; Kalkr<strong>in</strong>g mit li<strong>in</strong>teren Gabelfortsätzen derEadialstücke; Fiihlerspitze jederseits mit 2 Nebenästchen 1. Molpadia.Kalkr<strong>in</strong>g ohne deutliche h<strong>in</strong>tere Gabelfortsäze der Radialstücke; Fühlere<strong>in</strong>fach (<strong>und</strong> angeblich ohne 2. Fühlerampullen) Eupyrgus.Fühler e<strong>in</strong>fach 3.HaplodactylaoCOag {oKalkr<strong>in</strong>g mith<strong>in</strong>teren GabelfortsätzenderRadialstücke ;Fühlerspitzemit Nebenästchen;ke<strong>in</strong>e Anker<strong>in</strong> der Haut;Schwanzabschnitt lang ;Kalkkörper durchlöcherteScheiben :oderNäpfe; Fühlerspitze <strong>in</strong>der Regel jederseits mit2 Nebenästen . . .Schwanzabschnitt kürzer;<strong>in</strong> der Haut stühlchenförmigeKalkkörperoder we<strong>in</strong>rothe Körperchenoder beiderlei Gebildezugleich Fühler-;4. Caud<strong>in</strong>a.spitze jederseits mit 1,2 oder 3 Nebenästchen 5. Trochostoma.ankerförmige (<strong>und</strong> anders geformte)Kalkkörper <strong>in</strong> der Haut, <strong>in</strong> der Regelauch we<strong>in</strong>rothe Körperchen; Fühler-jederseits mit 1 Nebenästchen 6. Anhyroderma.1. Molpadia Cuvier 1817 (Semper emend. 1868).Fühlerspitze jederseits mit 2 Nebenästchen; Kalkkörper der Haut<strong>in</strong> Form knotiger oder bedornter, durchlöcherter, r<strong>und</strong>er Scheiben; Kalkr<strong>in</strong>gmit h<strong>in</strong>teren Gabelfortsätzen der Radialstücke; ausgezeichnet durchden Besitz deutlicher Rückzieh muskeln.Literatur: Lampert (134); J. Müller (184); Semper (238).2 Arten: australis Semp., chilensis J. Müll.


Das System; Molpadlidae. 353auf 12Bei chilensis kommt es <strong>in</strong>dividuell vor, dass die Zahl der Fühler biss<strong>in</strong>kt.Die e<strong>in</strong>e Art lebt an der Küste von Chile, die andere an den KüstenAustraliens <strong>und</strong> Neuseelands; beide <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Tiefe.2. Eupyrgus Lütken 1857.{svTTVQyog wohlgethürmt.)(= EcJi<strong>in</strong>osoma Semp. 1868.)Fühler e<strong>in</strong>fach (ohne Nebenästchen), angeblichauch ohne Fühlerampullen;Kalkkörper der sehr rauhen Haut <strong>in</strong> Form grosser, durchlöcherterScheiben, welche e<strong>in</strong>en langen, stachelförmigen Aufsatz tragen;Kalkr<strong>in</strong>g ohne h<strong>in</strong>tere Gabelfortsätze der Radialstücke; ke<strong>in</strong>e Rückziehmuskeln.Literatur: Danielssen <strong>und</strong> Koren (50) ;Lütken (162); Semper (238); Stvixberg(257): Theel (267).1 Art: scaher Lütken, im nördlichen Eismeer <strong>in</strong> 12— 197 Faden Tiefe.Das von Semper behauptete Fehlen der bei allen anderen Molpadiidenvorhandenen Fühlerampullen bedarf erneuerter Untersuchung. Auch durchFehlen der radialen Gabelfortsätze des Kalkr<strong>in</strong>ges stellt sich diese Gattung<strong>in</strong> Gegensatz zu allen anderen Mitgliedern der Familie; <strong>in</strong>dessen s<strong>in</strong>dnach Theel wenigstens Andeutungen der Gabelfortsätze auch hier vorhanden.3.Haplodactyla Grube 1840 (Semper emend, 1868).{anXoog e<strong>in</strong>fach, daxTidog F<strong>in</strong>ger.)Fühler e<strong>in</strong>fach (ohne Nebenästchen); Kalkkörper der Haut, wennvorhanden, <strong>in</strong> Form von krausen oder verästelten oder biscuitförmigenStäbchen oder durchlöcherten Plättchen; Kalkr<strong>in</strong>g mit h<strong>in</strong>teren Gabelfortsätzender Radialstücke; ke<strong>in</strong>e Rückziehmuskeln.<strong>in</strong><strong>in</strong>ctataLiteratur: Grube (81); Ludwig (156, 161a); Semper (238); Sluiter (241 u. 242).5 Arten: mistralis Hemi)., holotlmrioides {Qm), hyaloeides Sluit., molpadioides S&mT^.,Sluit.Bei den Arten mistralis, mölpadioides, ht/cdoeides <strong>und</strong> punctata kommenkle<strong>in</strong>e Analpapillen vor; bei hyaloeides sollen nach Sluiter (241) rudimentäreRückziehmuskeln vorhanden se<strong>in</strong>.Mit Ausnahme der angeblich aus dem atlantischen Ocean stammendenArt holotJiurioides ist die Gattung auf die ost<strong>in</strong>dische Inselwelt<strong>und</strong> benachbarte Meeresgebiete beschränkt <strong>und</strong> kommt <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>genTiefenvor.4. Caud<strong>in</strong>a Stimpson 1853 (XVII, 6).(cauda Schwanz).(H- Microdactyla Sluiter 1880).Fühlerspitze jederseits <strong>in</strong> der Regel mit 2 Nebenästchen; Kalkkörperder Haut <strong>in</strong> Form von durchlöcherten Scheiben oder Näpfen; Kalkr<strong>in</strong>gBronn, Klassen des Thier-Keichs. ü. 3. 23


354 Seewalzen.mit h<strong>in</strong>teren Gabelfortsätzen der Radialstücke; ke<strong>in</strong>e Rückzielimuskeln;ausgezeichnet durch die beträchtliche Länge des schwanzartig verjüngtenh<strong>in</strong>teren Körperabschnitte?:.Literatur: Hutton (109); K<strong>in</strong>gsley (117); Lampert (134); Ludwig (157);von Marenzeller (IGT); Sluiter (•241): Stimpson (247); Theel (267 u. 268).V. Marenz.4 Arten: arenata (Gonld) (XVII, 6), caudata (Sluit.), coriacea (Hutton), ransonnetiiBei der nur mangelhaft bekannten cmidata werden nur 12 Fühlerangegeben, welche auch der Nebenästchen entbehren <strong>und</strong> dafür mit e<strong>in</strong>erscheibenförmigen Abstutzung endigen sollen; bei arenata kommt als<strong>in</strong>dividuelle Abänderung e<strong>in</strong>e Abnahme der Fühlerzahl bis auf 12 vor.Bei coriacea werden 5 Gruppen von Analpapillen erwähnt.Die Art arenata gehört dem westlichen atlantischen Ocean (Ostküsteder Vere<strong>in</strong>igten Staaten) an, während die drei anderen im <strong>in</strong>dopacifischenMeeresgebiete vorkommen (Japan, S<strong>und</strong>astrasse, Neuseeland.) Die Artenleben durchweg <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Tiefe; nur e<strong>in</strong>e Varietät der arenata ist <strong>in</strong>Tiefen von 898— 1242 Faden gef<strong>und</strong>en worden.5, Trochostoma Danielssen <strong>und</strong> Koren 1877 (XVII, 7).(TQoxög Rad, oröi^ia M<strong>und</strong>.)(4- Liosoma Stimpson 1857 -f- Emholus Selenka 1867;= TrocliosoniaHoffmann 1881.)Fühlerspitze jederseits mit 1 oder 2 oder 3 Nebenästchen; <strong>in</strong> derHaut stühlchenförmige Kalkkörper<strong>in</strong> mannigfach abgeänderter Formoder we<strong>in</strong>rothe Körperchen oder beiderlei Gebilde zugleich; Kalkr<strong>in</strong>g mith<strong>in</strong>teren Gabelfortsätzen der Radialstücke; ke<strong>in</strong>e Rückziehmnskeln.Literatur: Danielssen <strong>und</strong> Koren (49, 50); Lampert*); von Marenzeller(166); M. Sars (222); Stimpson (248); Theel (267, 268); Verrill (283 u. **).12 Arten: ahyssicola Verr., albicans Th6el, antarcticum Theel, arcticum (v. Marenz.)(XVII, 7), arenicola (Stimps.), ayresii Verr., hlakci Theel, horeale (Sars), oolitlncum (Pourt),ihomsonn Dan. u. Kor., tiirgidum (Verr.), violaceum (Stud.).Fast die Hälfte der Arten, njimlich: horeale, thomsonü, arcticum, antarcticum<strong>und</strong> albicans, besitzen Analpapillen; bei arenicola sollen nach Theel(267) Andeutungen von Rückziehmuskeln vorkommen. Tr. tJwmsonii Dan.u. Kor. <strong>und</strong> arcticum (v. Marenz.) werden von Lev<strong>in</strong>son (141) für identischmit horeale (Sars) gehalten.Die meisten Arten gehören der arktischen oder antarktischen Faunaoder dem westlichen atlantischen Meeresgebiete an; e<strong>in</strong>e (noch nichtnäher bestimmte) Art f<strong>in</strong>det sich an der californischen, e<strong>in</strong>e andere westlichvon der chilenischen Küste. Auffallend ist, dass die westatlantischealbicansauch <strong>in</strong> der Nähe von Neuseeland <strong>und</strong> die antarktische antarcticumauch an der Nordwestküste von Neu -Gu<strong>in</strong>ea angetroffen worden s<strong>in</strong>d.*) Zoolog. Jahrbücher, IV, 1889.'*'*)Americ. Journ. Sc. and Arts. Vol. 67. 1879, p. 473.


Das System; Ifoljuidndae. 355Auch eiiiig-eandere Arten zeigen e<strong>in</strong>e weite Verbreitimg,so kommt diearktische Art horcale auch an dem Florida-Riff" <strong>und</strong> die ebenfalls arktischeArt ardicnm auch an den kle<strong>in</strong>en Antillen vor. Nur die Hälfte derArten sche<strong>in</strong>t weniger tiefes Wasser zu bevorzugen; die übrigen kommenzum Theil <strong>in</strong> sehr erheblichen Tiefen, bis mehr als 2000 Faden, vor;so steigen schon antardictim , ardicum, thomsonii <strong>und</strong> turgiduni <strong>in</strong> Tiefenvon 340 — 860 Faden h<strong>in</strong>ab; noch tiefer kommen vor albicans (700 bis1240 Faden) <strong>und</strong> Ualiei (955 Faden) <strong>und</strong> <strong>in</strong> grossenTiefen von 1200 bis2160 Faden leben ayresii, abyssicola <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e nicht näher bestimmte (vonTheel untersuchte) Art.6. Anliyrodcrma Danielssen <strong>und</strong> Koren 1879.(aymiQa Anker, Jt^»/*« Haut.)Fühlerspitze jederseits mit e<strong>in</strong>em Nebenästchen; <strong>in</strong> der Haut ausserandersgeformten Kalkkörpern kalkige Anker, welche <strong>in</strong> der Regel je e<strong>in</strong>erRosette von spateiförmigen Kalkkörpern aufsitzen; ausserdem <strong>in</strong> derRegel we<strong>in</strong>rothe Körperchen <strong>in</strong> der Haut; Kalkr<strong>in</strong>g mit h<strong>in</strong>teren Gabelfortsätzender Radialstücke; ke<strong>in</strong>e Rückziehmuskeln.Literatur: Danielssen <strong>und</strong> Koren (49, 50); Ludwig*); von Marenzeller (167);Petit (201); Risso (214); Theel (2(57, 2 GS); Verrill (283).8 Arten: agassizii Theel. danielsseni TMel, je/freysn Dan. u. Kor., limicola Verrill,marenzelleri Theel ,musctdns (Risso) ,roretzü v. Marenz ,simile Theel. **)Die Rosetten der spateiförmigen Kalkkörper sche<strong>in</strong>en nur bei marenzelleri,die we<strong>in</strong>rothen Körperchen nur bei agassim zu fehlen. Bei muscidussche<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuelle Abweichungen von der typischen Fühlerzahl vorzukommen(14 oder 16 statt 15).Die Hälfte der Arten gehört dem atlantischen <strong>und</strong> arktischen,dieandere dem pacifischen <strong>und</strong> antarktischen Meeresgebiete an. Unter jenenkommt e<strong>in</strong>e Art (musculus) als e<strong>in</strong>ziger Vertreter der ganzen Familie imMittelmeere vor. Die meisten Arten leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tiefe von 150 bis810 Faden, s<strong>in</strong>d also schon Tiefseethiere ,während andere etwas oberflächlicherangetroffen werden (Ä. musadus bei 50 — 285 Faden)noch grössere Tiefen herabsteigen [A. agassizii <strong>in</strong> 1507 Faden).oder <strong>in</strong>n. Ordnung. Varact<strong>in</strong>opoda Ludwig 1891.Die äusseren Anhänge des Wassergefässsystemes entspr<strong>in</strong>gennur zum Theil von den Radialkanälen, zum anderenTheil aber vom R<strong>in</strong>gkanal <strong>und</strong> treten nur <strong>in</strong> Gestalt vonFühlern im Umkreis des M<strong>und</strong>es auf.*) Zeitschr. f. wissensch. Zool., Bd. 51, 1891.**) Auf S. 209 ist die Gattung Anlyrodcrma irrthttmlich unter den Synaptiden ,stattunter den Molpadiiden aufgeführt.^3=23*


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Das System; Synaptidae. 3571.Sijnapta Eschscholtz 1829 (XVII, 4).(avvänTOD ich hefte zusammeu.)(+ Fistularia Forskai 1775 partim + MüUeria Flemm<strong>in</strong>g1828 + Fistularia Bla<strong>in</strong>v. 1830 partim + Tiedemannia F. S.Leuckart 1830*) -f Onänolahes Brandt 1835 + DactylotaBrandt 1835 partim + Beynodia (?) Brandt 1835 + SynaiJtulaOerstedt 1849 + Le2)tosynapta Verrill 1867 + Heterosynai^taVerrill 1867.10—25 Fühler; die Kalkkörper (S. 36 — 39 u. I, 1 — 4) s<strong>in</strong>d Anker<strong>und</strong> Ankerplatten ,ausserdem häufig sog. Hirseplättchen (S. 39) ;Zwitter(alle?).Literatur: Ayres (7); Baur (10);Brandt (33); Düben <strong>und</strong> Koren (53, 54);Eschscholtz (59); Forskai (65); Grube (81, 82); Held (95); HeUer (96); Herapath(97); Hutton (108); Jäger (110); Lampert (134 u. **); Lesson (138); Lesueur (139);Ludwig (147, 149, 153, 154, 160, 161b); von Marenzeller (107); Montagu (175);Joh. Müller (183, 184 u. 185); O. F. Müller (188); Pourtales (207); Quatrefages(210); Selenka (229); Semon (235); Semper (238); Sluiter (242 u. ***); Theel (267);Verrül (277, 283); Woodward <strong>und</strong> Barrett (286).51 Arten: ahyssicola Theel, aculeata Theel, albicans Sei., asymmetrica Ludw.,auto<strong>in</strong>sta \. Marenz. ,hanhensls Lud. ,lenedeni Ludw. , beselii Jag. ,bidentata Woodw. u.Barr., hrychia Verr., challengeri Theel, digitata (Mont.), dist<strong>in</strong>cta v. Marenz., duhia Semp.,glabra Semp., godtffroyi Semp., gracilis Sei., grisea Semp., hispida Hell, <strong>in</strong>certa Ludw.,<strong>in</strong>divisa Semp., <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.) (XVII, 4),^ <strong>in</strong>nom<strong>in</strong>ata Ludw., <strong>in</strong>solens Th6el, kallipeplosSluit., heferste<strong>in</strong>ü Sei., lactea Sluit., lappa Joh. Müll., ludwigii Sluit., molesta Semp.,nigra Semp., ooplax v. Marenz., ors<strong>in</strong>ii Ludw., petersi Semp., picta Th6el, polii Ludw.,psara Sluit. , pseudo - digitata Semp. , recta Semp. , reticulata Semp. , rodea Sluit. ,roseolaVerr., serpent<strong>in</strong>a Joh. Müll., similis Semp., striata Sluit., tenera Norm., tenuis (Quoy u.Gaim.), unc<strong>in</strong>ata Hutton, verrilli Th6el, vittata (Forsli.), vivipara (Oerst.).Vorzugsweise <strong>in</strong> den Meeresgebieten der heissen <strong>und</strong> der gemässigtenZonen, namentlich im <strong>in</strong>dischen Ocean, der ost<strong>in</strong>dischen Inselwelt, dempacifischen <strong>und</strong> westatlantischen Ocean. Das südlichste Vorkommen istan der Küste von Neuseeland; nördlich geht die Gattung an den süd<strong>und</strong>westeuropäischen Küsten bis <strong>in</strong> das arktische Eismeer, welches abernur von e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Art (<strong>in</strong>haerens) erreicht wird. Weitaus die meistenArten gehören dem <strong>in</strong>dopacifischen Gebiete an. Die meisten s<strong>in</strong>d Küstenbewohner,welche auf abgestorbenen <strong>und</strong> lebenden Korallenbänken,sandigem <strong>und</strong> schlammigem Boden <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Tiefe leben. Nur wenigeleben zwischen 150 — 500 Faden (z. B. aculeata <strong>in</strong> 345 Faden) oderdr<strong>in</strong>gen selbst <strong>in</strong> grosse Tiefen e<strong>in</strong> (hrychia <strong>in</strong> 2100 Faden; abyssorum<strong>in</strong> 2350 Faden). E<strong>in</strong>e Art (similis)ist dadurch besonders bemerkenswerth,dass sie <strong>in</strong> brackigem Wasser lebt (im Schlamm der Mangrovesümpfevon Bohol).*) Isis 1830, S. 685.**) Zoolog. Jahrb., IV, 1889.***) Natuurk<strong>und</strong>ig Tijdschrift voor Nedorlandsch Indie. Bd. XLIX. Batavia 1889.


358Seewalzen.2. Anapta Semper 1868.{avcmiog nicht(-{-Toxodora Verrill 1882.)angeheftet.)12 Fühler*); Kalkkörper <strong>in</strong> Form ovaler, biscuitförmiger oder gekrümmterStäbchen oder ganz fehlend, (niemals Anker, oder Rädchen);Zwitter(alle?).Literatur: Lampert **) ;von Marenzellei' (167); Semper (238); Sluiter (242);Verrül (281, 1882).suhtilis5 Arten: fallax La<strong>in</strong>p., ferrug<strong>in</strong>ea (Vcrr.), gracilis Semp. , japmiica (v. Marenz.),Sluit.Ausser den schon von Anderen <strong>in</strong> diese Gattung gestellten Arten(gracilis, suhtilis, fallax) sche<strong>in</strong>en mir auch die Chiridota japonicav. Marenz.<strong>und</strong> die Toxodora ferrug<strong>in</strong>ea Verr. <strong>in</strong> dieselbe zu gehören, denn beidebesitzen ke<strong>in</strong>e Spurder für Chiridota charakteristischen Rädchen. Chiridotajaponica wird von Lampert (134) <strong>und</strong> Theel (267)offenbar nurwegen der S-förmigen Biegung ihrer Kalkstäbchen, die an das Verhaltene<strong>in</strong>zelner Chiridoten er<strong>in</strong>nert, <strong>in</strong> die Gattung Chiridota gestellt<strong>und</strong> ausähnlichem Gr<strong>und</strong>e ordnet Theel (237) die von Lampert übersehene, mitC-förmigen Kalkkörpern ausgestattete Toxodora ferrug<strong>in</strong>ea Verr.<strong>in</strong> dieselbeGattung. Wenn man aber die Anapta gracilis, suhtilis <strong>und</strong> fallax nicht<strong>in</strong> die Gattung Synapta stellt, weil ihnen Anker <strong>und</strong> Ankerplatten fehlen,so dürfte es nur consequent se<strong>in</strong>, auch aus der Gattung Chiridota alleFormen herauszulassen, welchen die Rädchen fehlen. Als „Synapten ohneAnker'' kann man aber die Gattung Anapta <strong>in</strong> dem hier angenommeneuUmfange wohl deshalb nicht gelten lassen, weil die Stäbchen von japonica<strong>und</strong>. ferrug<strong>in</strong>ea entschieden auf e<strong>in</strong>e nähere Verwandtschaft dieser Artenmit den echten Chiridoten als mit den echten Synapten h<strong>in</strong>weisen. Aberauch die bei gracilis<strong>und</strong> fallax vorkommenden Kalkkörperchen (suhtilisentbehrt derselben überhaupt) f<strong>in</strong>den sich bei echten Chirodotcn <strong>und</strong>sprechen also wenigstens nicht dagegen, wenn man die Anapta- Artenüberhaupt als „Chiridoten ohne Rädchen" aufifasst.Leben ähnlich wie die Synopta- Arten. 3 Arten gehören dem <strong>in</strong>dopacifischenGebiete an, während die beiden anderen im westlichen <strong>und</strong>südlichen Theile des atlantischen Oceans vorkommen. Nur e<strong>in</strong>e (ferrug<strong>in</strong>ea)f<strong>in</strong>det sich unter der 100 Faden-L<strong>in</strong>ie (<strong>in</strong> 100—155 Faden).3. Chiridota Eschscholtz 1829.{yjiQidonogmit Armen versehen.)(4- Liosoma Brandt 1835 -|- Bactylota Brandt 1835 partim-H TrocMnus Ayres 1852 -f Lioderma Bronn 1860 + TaeniogyrusSemper 1868 -}- Sigmodota Studer 1876.)*) Thöel (267) hat die Zahl der Fühlernebenäste der e<strong>in</strong>en Art gracilis <strong>in</strong> dieGattungsdiagnose aufgenommen, was mit Kücksicht auf die übrigen <strong>in</strong> diese Gattung zu stellendenArten nicht angeht.**) Zoolog. Jahrb., IV, 1889.


Das System; Synaptidae. 35910—20 Fülilcr; die Kalkkorper s<strong>in</strong>d Rädchen (S. 3!» ii. I, 5), welcheiu besonderen Papillen (Rüdchenpapillen) gehäiil't stehen <strong>und</strong> <strong>in</strong> derRegel sechs Speichen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e sehr fe<strong>in</strong>e Zähneluug (aber ke<strong>in</strong>e grossenZähne) am Radumfang besitzen; ausserdem f<strong>in</strong>den sich meistens biscuitförmigeoder gekrümmte Kalkstäbchcn (S. 41 u. I, 6, 7); Zwitter (nlle?).Literatur: Brandt (33); Duncan <strong>und</strong> Sladen (56); Eschsclioltz (ö'l); Grube(82, 83); Jäger (110); Lampert (134, 135 ii. *); Ludwig (147, 153, 154, Itiü, IGlb);Joh. Müller (1S4); Selenka (22i)); Semper (238); Tlieel (2üT).20 Arten: aviho<strong>in</strong>cnsis Ludw., autitraliana Stimps., cojitorte Ludw., (Z/äcoZov Escliscli.,duned<strong>in</strong>ensis Parker, dubia Semp , eximia Haacke, <strong>in</strong>congrua Semp. laevis (Fatr.), liherataSluit., panaensis Semp., <strong>in</strong>sanii Lud\v., <strong>in</strong>irimrea (Less.), pygmaea J. Müll., rüjida Semp.,rotifera (Pourt.), ruheola (Quoy u. Gaim.), rufescens (Br.), violacea Peters, vitietisis Gräfle.Von den bis jetzt meistens zu Chiridota gerechneten Arten s<strong>in</strong>d 4 <strong>in</strong>der vorstehenden Aufzählung nicht genannt, nämlich erstens japonicaV. Marenz. <strong>und</strong> fcrrug<strong>in</strong>ca (Verr.), welche ich zu Anapia ziehen zu müssenglaube (s. d.) <strong>und</strong> zweitens studcri Theel <strong>und</strong> venusta Semon, welche ichals Vertreter e<strong>in</strong>er besonderen Gattung Trochodota betrachte (s. d.).—In J3etreff der Cli. australiana hat sich durch e<strong>in</strong> Versehen Semper' s(238) die Angabe <strong>in</strong> der Literatur, z.B. bei Lampert (134), festgesetzt,dass bei dieser Art ausser Rädchen auch die sonst nur bei Synapta vorkommendenAnker sich vorf<strong>in</strong>den. Die e<strong>in</strong>zigen Autoren aber, denen dieseArt wirklich vorgelegen hat, Stimpson**) <strong>und</strong> Theel (267), wissendavon nichts, sondern beschreiben e<strong>in</strong>fach haken- oder S-förmige Stäbchen(ausser den Rädchen), ke<strong>in</strong>e Anker.Die Gattung rückt <strong>in</strong> ihrem geographischen Verbreitungsbezirk vielweiter <strong>in</strong> die nördlichen (1 Art) <strong>und</strong> südlichen (4 Arten) kalten Meeresbezirkevor, als das bei Synapta der Fall ist. Ihr Hauptbezirk s<strong>in</strong>d diewestlichen <strong>und</strong> nördlichen Theile des atlantischen, namentlich aber derwestliche <strong>und</strong> südliche Tlieil des <strong>in</strong>dischen Oceans, sowie die <strong>in</strong>dopacifischenGewässer. Alle leben iu ger<strong>in</strong>ger Tiefe; nur e<strong>in</strong>e Art (contorta) steigtbis 120 Faden Tiefe herab. Sie halten sich vorzugsweise auf schlammigem<strong>und</strong> sandigem Boden, seltener auf Korallenbänken auf4. Trochodota n. g.{tQoxog Rad.)10 Fühler; Kalkkörper wie bei Chiridota, aber die Rädchen nicht iuPapillen gehäuft, sondern e<strong>in</strong>zeln zerstreut; Zwitter (alle?).Literatur: liampert***); Semon (235); Theel (267).2 Arten: studeri Theel, venusta Semon.Für die beiden bisher zu Chiridota gerechneten Arten studeri <strong>und</strong>venusta sche<strong>in</strong>t mir die Aufstellung obiger neuen Gattung nöthig, denn sie*) Zoolog. Jalirb., IV, 1889.**) Proceed<strong>in</strong>gs of the Academy of Natural Sciences, Pliiladelpliia , Vol. VII, 1855,pag. 386.***) Zoolog. Jahrb., IV, 1889, p. 840.


360 Seewalzen.unterscheiden sich von allen echten Chiridoteu dadurch, dass die Rädchennicht <strong>in</strong> Papillen gehäuft, sondern gesondert stehen. Diese Anordnungder Rädchen er<strong>in</strong>nert an Myriotrodms <strong>und</strong> Äcantliotrochus ,während dieForm der Rädchen dieselbe ist wie bei Chiridota. Die beiden Artenstuderi <strong>und</strong> venusta stimmen <strong>in</strong> der Zahl der Fühler <strong>und</strong> dem BesitzS-förmiger Kalkkörpermite<strong>in</strong>ander tibere<strong>in</strong>. Ich betrachte die neueGattung als e<strong>in</strong> von Chiridota zu Myriotroclmsh<strong>in</strong>iiberführendes Verb<strong>in</strong>dungsglied.Wenn man sich Lampert's Ansicht*) anschliesst,dass auch dieChiridota di<strong>in</strong>ed<strong>in</strong>ensis Parker gesonderte Rädchen habe, muss man dieselbeals e<strong>in</strong>e dritte Art der Gattung Troclwdota geltenlassen. Indessenist die e<strong>in</strong>zige vorliegende Beschreibung von Parker (197) so dürftig<strong>und</strong> gerade <strong>in</strong> dem Punkte, auf den es hier ankommt, so unsicher, dassich es vorgezogen habe, die Art e<strong>in</strong>stweilen bei Chiridota stehen zu lassen;<strong>in</strong> der Bemerkung Park er 's, dass die Haut weder Tentakel noch Papillenbesitze, sche<strong>in</strong>t sich „Tentakel" <strong>und</strong> „Papillen'' auf die fehlenden Ambulacralanhängezu beziehen, während Lampert me<strong>in</strong>t, dass Parker hierunter „Papillen" an Rädchenpapillen denke.Von den beiden Arten kommt die e<strong>in</strong>e (venusta) im Mittelmeere, dieandere (studeri) im antarktischen Meere (Kerguelen <strong>und</strong> Magellanstrasse)<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>genTiefen vor.5. Trochoderma Theel 1877.{TQo%6g Rad, deQfia Haut.)10 Fühler; die Kalkkörper s<strong>in</strong>d Rädchen (S. 40) mit 10—16 Speichen<strong>und</strong> mit grösseren centripetal gerichteten Zähnen am Radumfang <strong>und</strong>liegen <strong>in</strong> der durch sie harten Haut <strong>in</strong> mehreren Schichten übere<strong>in</strong>ander;getrenntgeschlechtlich.Literatur: Lev<strong>in</strong>sen (141), Stuxberg (257); Theel (262).1 Art: elegans Tlieel.An Nowaja Semlja <strong>und</strong> im Karischen Meere, <strong>in</strong>5— 93 Faden Tiefe.6. Mijriotrochus Steenstrup 1851 (XVII, 5).{[ivQiog sehr viel, rQoxög Rad.)(4- OUgotrochus M. Sars 1866 )12 Fühler; die Kalkkörper s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zeln <strong>und</strong> gesondert liegendeRadchen (S.40 u. I, 8) mit zahlreichen (15— 24) Speichen <strong>und</strong> nochmehr (23— 25) grossen, centripetal gerichteten Zähnen am Radumfang;getrenntgeschlechtlich.Literatur: Danielssen <strong>und</strong> Koren (49, 50); Duncan <strong>und</strong> Sladen (56); Fischer(62); Hofifmann (105); Lampert (134); Lev<strong>in</strong>sen (141); Ludwig (157, 158); Lütken(162); G. O. Sars (219); M. Sars (224 u. <strong>in</strong> 120); Steenstrup (244); Stuxberg (257);Theel (262, 267).1 Art: r<strong>in</strong>kii Steenstr. (XVII, 5).*) Zoolog. Jahrb., IV, 1889, p. 849.


Das System; Synaptidae. 361Tiefe.Im arktiscben Meere, wahrsche<strong>in</strong>lich circumpolar, <strong>in</strong> 2— 120 Faden7. Äcanthotroch'iis Danielssen <strong>und</strong> Koren 1879.[axavd^a Stachel, rgo^ög Rad.)12 Fühler; die Kalkkörper s<strong>in</strong>d Rädchen (S. 40) von zweierlei Form :die e<strong>in</strong>en, kle<strong>in</strong>eren, mit <strong>in</strong> der Regel 11 Speichen <strong>und</strong> doppelt so vielencentripetal gerichteten grossen Zähnen am Radumfang; die anderen,grösseren (I, 14), mit gewöhnlich 8 Speichen <strong>und</strong> ebensovielen damitalternirenden centrifugalen grossen Dornen am Radumfang die ; Speichenbeider Rädchensorten haben flügelförmig verbreiterte Seitenränder; getrenntgeschlechtlich.Unterscheidet sich von Myriotroclius nur durch das Auftreten derzweitenSorte von Rädchen.Literatur: Danielssen <strong>und</strong> Koren (49, 50).1 Art: mirabüis ,Ddi,Xi. u. Kor.Zwischen Spitzbergen <strong>und</strong> Norwegen <strong>in</strong> bedeutender Tiefe (658 bis1110 Faden).Als zveifelbafte Gattung ist den Synaptiden anzufügen: Rhahdomolgus Keferste<strong>in</strong>1863.Literatur; Keferste<strong>in</strong> (115); Lampert (134); Petit (202); Semper (238);Theel (267).1 Art: ruber Kai., unvollständig bekannt, nur e<strong>in</strong>mal bei St. Vaast pelagiscb beobachtet.Nach Petit, welcher an derselben Oertlichkeit e<strong>in</strong> Exemplar der Synapta <strong>in</strong>haerens (0. F.Müll.) mit nur 10, statt der normalen 12 Fühler fand, ist es höchst wahrsche<strong>in</strong>lich, dass derKeferste<strong>in</strong> 'sehen Gattung e<strong>in</strong> abnormales oder junges Exemplar der genannten Synapta-Art zu Gr<strong>und</strong>e liegt.


E. Geographische Verbreitung.Da schon im vorhergehenden, systematischen Abschnitte bei jederGattung Subfamilie <strong>und</strong> Familie sowohl die horizontale als auch die,vertikale Verbreitung angegeben worden ist, so können wir uns hierdarauf beschränken, über die dort erwähnten geographischen Thatsachene<strong>in</strong>en zusammenfassenden <strong>und</strong> vergleichenden Ueberblick zu geben. Wirhen dabei aus von den geographischen Zusammenstellungen, welcheiSemper (238), Lampert (134) <strong>und</strong> Theel (267)veröffentlicht haben.I. Die liorizoutale Ycrl)reitimg.Bei der Lückenhaftigkeit unserer Kenntnisse, welche damals nochviel grösser war als heute, musste Semper (238) darauf verzichten,bestimmte faunistische Bezirke tür die Horizontalverbreitung der Holothurienabzugrenzen. Nur zum äusseren Zwecke e<strong>in</strong>er vorläufigen übersichtlichenAnordnung vertheilte er die F<strong>und</strong>orte der damals bekanntenArten auf acht Gebiete, als welche er unterscheidet:


Geographisclie Verbreitung. 363Sirömuiigs-VcrliHltuisse bestimmte fauuislische Bezirke (Kreise, Distrikte)abzugrenzen versucbt. Er glaubt die <strong>in</strong> der folgenden Uebersicbt angefülirten13 Bezirke uuterscbeiden zu müssen. Die Vertheilung der ihmbekannten Arten auf diese 13 Bezirke berechnet sich, wenn man die überjeder senkrechten Colu<strong>in</strong>ne der Liste angegebene Artenzahl gleich 100Geograpliisclie Bezirke


364 Seewalzen.tropischen, aber <strong>in</strong> sehr ungleichem Maasse; weitaus am stäriisteii beiden Aspidochiroten, schon sehr viel schwächer bei den Synaptideu, nochschwächer bei den Dendrochiroten <strong>und</strong> weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> immer kle<strong>in</strong>er werdendemBetrage bei den Molpadiiden <strong>und</strong> Elasipoden. Dass bei der letztgenanntenFamilie die Zahl der tropischen Arten nur noch ganz unerheblichdiejenige der nichttropischen übersteigt, erklärt sich daraus, dassdiese Familie fast ausschliesslich aus Arten der kalten Tiefsee gebildetwird. Doch ist auffallend, dass trotzdem die Verhältnisszahl der sowohltropisch als nichttropisch bekannten Arten bei den Elasipoden ger<strong>in</strong>gerist als bei den Molpadiiden. Indessen drückt sich dar<strong>in</strong> wohl nur diederzeitige grosse Dürftigkeit der Kenntnisse aus,horizontale Verbreitung der Elasipoden besitzen.welche wir über die


Geographische Verbreitung. 365zusammenfasst, viel zahlreicher s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> irgend welch anderen Distrikten.Auch im mittelatlantischen Ocean ist die Zahl der Aspidochirotenartennoch ziemlich beträchtlich (13,83 %). Aber schon im Mittelmeer s<strong>in</strong>ktsie auf 7,54 7o <strong>und</strong> nimmt sowohl auf der westlichen als auf der östlichenHalbkugel nach den Polen zu rasch ab. — Bei den Dendrochi rotenzeigt die Lampe rt'sche Tabelle e<strong>in</strong>e etwas gleichmässigere Vertheilungder Arten auf die warmen <strong>und</strong> kalten Meeresgebiete, als das bei irgende<strong>in</strong>er anderen Familie der Fall ist. Voran geht zwar auch bei denDendrochiroten e<strong>in</strong> warmes Gebiet, nämlich der <strong>in</strong>do-ch<strong>in</strong>esische Bezirkmit 20,86%. Dann aber folgt sofort der nordatlantische Bezirk mit19,01%. Weiterh<strong>in</strong> folgt der Indische Ocean mit 14,11 <strong>und</strong> Australienmit 12,88 7oj dann das Mittelländische Meer mit 10,43, die WestküsteMittel- <strong>und</strong> Südamerikas mit 8,59, das nordische Gebiet mit 7,97, dannder mittel- <strong>und</strong> südatlantische Ocean sowie das ch<strong>in</strong>esisch -japanische<strong>und</strong> das antarktische Gebiet mit 6,75— 6,16%, endlich das Ber<strong>in</strong>gsmeermit 3,06 <strong>und</strong> zuletzt die Südsee mit der ganz auffallend niedrigen Ziffervon 1,84%. — Für die Elasipoden lehrt die Tabelle, dass dieselbenh<strong>in</strong>sichtlich ihrer Artenzahl das antarktische Gebiet <strong>in</strong> ganz hervorragenderWeise bevorzugen (mit 49,09%). Demnächst s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> der Südsee <strong>und</strong>westlich von Süd- <strong>und</strong> Mittelamerika mit 21,82% reich vertreten. Dannfolgen der südatlantische Ocean mit 10,91%, der nordatlantische Ocean<strong>und</strong> die australischen Gewässer mit je 9,09*'/''.Nur 3,63% s<strong>in</strong>d ausdem ch<strong>in</strong>esisch -japanischen Gebiete <strong>und</strong> aus den nordischen Meerenbekannt, noch weniger (1,82%) aus dem <strong>in</strong>do -ch<strong>in</strong>esischen <strong>und</strong> mittelatlantischenGebiet. Im Ber<strong>in</strong>gsmeere, Indischen Ocean <strong>und</strong> Mittelmeerendlich s<strong>in</strong>d noch gar ke<strong>in</strong>e Vertreter —der Elasipoden aufgef<strong>und</strong>en worden.Den grössten Reichthum an Molpadiiden-Arten weist die Tabelle <strong>in</strong>den nordischen Meeren <strong>und</strong> im <strong>in</strong>do -ch<strong>in</strong>esischen Gebiete mit je 25*^/0nach. Daran schliesst sich der nordatlantische Ocean mit 20,83 %, sowiedas ch<strong>in</strong>esisch -japanische <strong>und</strong> das australische Gebiet mit je 12,50 ^/q.Dann folgen mit je 8,33% der süd- <strong>und</strong> der mittelatlantische Ocean,sowie die Westküste Süd- <strong>und</strong> Mittelamerikas. Sehr ger<strong>in</strong>gist der relativeArten -Reichthum im MittelländischenMeere <strong>und</strong> im antarktischen Gebietemit je 4,16%, während Ber<strong>in</strong>gsmeer, Südsee <strong>und</strong> Indischer Ocean (zurZeit der Aufstellung der Lampert'schen Liste) durch e<strong>in</strong>en völligen Mangelendlich lässt dieder Molpadiiden auffallen. — Bei den SynaptidenTabelle e<strong>in</strong>en besonders grossen Arten -Reichthum im <strong>in</strong>do -ch<strong>in</strong>esischenAbstände der nord-Gebiet mit 31,94% erkennen, dem sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igematlantische Ocean mit 19,44%, die Südsee mit 18,05% <strong>und</strong> der IndischeOcean mit 12,50% anreihen. Auf je 8,33% s<strong>in</strong>kt die relative Artenzahl<strong>in</strong> den nordischen Meeren <strong>und</strong> im ch<strong>in</strong>esisch -japanischen Gebiet, auf je5,55% im mittelatlantischen Ocean <strong>und</strong> im Mittelmeer, auf je 4,16% <strong>in</strong>dem Ber<strong>in</strong>gsmeere, im südatlantischen Ocean <strong>und</strong> im australischen Gebiet.Auf ihrem tiefsten Punkte bef<strong>in</strong>det sie sich schliesslich mit je 1,39% ander Westküste Süd- <strong>und</strong> Mittelamerikas <strong>und</strong> im antarktischen Gebiete.


3ß6Seewalzen.Die e<strong>in</strong>zelnen Gebiete lassen unter sich verglichen manche benierkenswertheUnterschiede erkennen. In dem nordischen Gebiete kommen(nach Lampert) auf 13 Dendrochiroten- Arten nur je 6 Synaptiden <strong>und</strong>Molpadiiden, 2 Elasipoden <strong>und</strong> 1 Aspidochirote. Im Ber<strong>in</strong>gsmeere überwiegtebenfalls die absolute Artenzahl der Dendrochiroten über die deranderen Familien; auf 5 Dendrochiroten entfallen hier 3 Synaptiden,1 Aspidochirote, dagegen ke<strong>in</strong>e Elasipoden <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Molpadiiden. Ander Westküste Mittel- <strong>und</strong> Südamerikas zählt Lampert 14 Dendrochirotenauf neben 12 Elasipoden ,10 Aspidochiroten 2 , Molpadiiden <strong>und</strong>1 Synaptide. Im südatlantischen Ocean dagegen werden dieDendrochiroten <strong>in</strong> ihrer absoluten Artenzahl von den Aspidochiroten überholt,<strong>in</strong>dem sich von diesen 12, von jenenaber nur 10 Arten vorf<strong>in</strong>den;dazu kommen 6 Elasipoden, 3 Synaptiden <strong>und</strong> 2 Molpadiiden. Im mittelatlantischenOcean steigert sich das Uebergewicht der Aspidochirotenganz erheblich; hier kommen auf 11 Dendrochiroten, 4 Synaptiden, 2 Molpadiiden<strong>und</strong> 1 Elasipode nicht weniger als 22 Aspidochiroten. Dernordatlantische Ocean dagegen zeichnet sich durch e<strong>in</strong>e überwiegendeZahl von Dendrochiroten, sowie durch e<strong>in</strong>e beträchtliche Steigerung derSynaptidenarten aus; er beherbergt neben 31 Dendrochiroten 14 Synaptiden,alber nur 10 Aspidochiroten <strong>und</strong> je 5 Elasipoden <strong>und</strong> Molpadiiden. ImMittelmeere überwiegt gleichfalls die Zahl der Dendrochiroten, wennauch <strong>in</strong> viel ger<strong>in</strong>gerem Maasse; dagegen s<strong>in</strong>kt hier die Zahl der Synaptiden;auf 17 Dendrochiroten kommen 12 Aspidochiroten, 4 Synaptiden,1 Molpadiide <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Elasipoden. Im Indischen Ocean erlangenwieder die Aspidochiroten das Uebergewicht; nicht weniger als 51 Artenzählt Lampert hier auf, während die Dendrochiroten durch 23, dieSynaptiden durch 9 Arten, die Elasipoden <strong>und</strong> Molpadiiden aber garnicht vertreten s<strong>in</strong>d. Auch im <strong>in</strong> do- ch<strong>in</strong>esischen Gebiet bleibendie Aspidochiroten <strong>in</strong> der Ueberzahl;auf 57 Arten derselben kommenhier 34 Dendrochiroten, 23 Synaptiden, 6 Molpadiiden <strong>und</strong> 1 Elasipode.Dagegen ändert sich im ch<strong>in</strong>esisch-japanischen Gebiet das Zahlenverhältnisszu Gunsten der Dendrochiroten, <strong>in</strong>dem hier neben 11 Dendrochirotennur 6 Synaptiden 5 , Aspidochiroten 3 Molpadiiden <strong>und</strong> 2 Elasi-,poden angegebenwerden. In der Südsee aber treten die Dendrochiroten<strong>in</strong> besonders auffallender Weise nicht nur h<strong>in</strong>ter die Aspidochiroten,sondern auch h<strong>in</strong>ter die Synaptiden <strong>und</strong> Elasipoden zurück (Molpadiidenfehlen hier überhaupt); auf 61 Aspidochiroten kommen hier 13 Synaptiden,12 Elasipoden <strong>und</strong> nur 3 Dendrochiroten. In dem australischen Gebietesteigert sich die Zahl der Dendrochiroten wiederum beträchtlich, bleibtaber doch noch h<strong>in</strong>ter derjenigen der Aspidochiroten zurück; Lampertführt aus diesem Bezirke 26 Aspidochiroten ,21 Dendrochiroten, 5 Elasi-an. Das antarktischepoden <strong>und</strong> je 3 Molpadiiden <strong>und</strong> SynaptidenGebiet endlich zeichnet sich durch se<strong>in</strong>en Keichthum an Elasipoden <strong>und</strong>demnächst an Synaptiden aus; neben 27 Elasipoden -Arten f<strong>in</strong>den sich


Geographische Verbreitung?. 367liier 10 Dcndrocliiroten, aber nur 3 Aspidochiroten <strong>und</strong> je 1 Molpadiide<strong>und</strong> öynaptide.Im Gegensatze zu Sem per <strong>und</strong> Lampert will Theel (207) nur3 grosse Gebiete für die horizontale Verbreitung unterscheiden, nämlich1) der arktische <strong>und</strong> antarktische Ocean, 2) der AtlantischeOcean <strong>und</strong> 3) der <strong>in</strong>dopacifische Ocean e<strong>in</strong>schliesslich der australischenGewässer. Indem er die <strong>in</strong> der Tiefsee lebenden Elasipoden fürdie Betrachtung der horizontalen Verbreitung ganz ausser Betracht lässt,ordnet er alle ihm bekannten Arten der übrigen Familien <strong>in</strong> jene 3 grossenGebiete e<strong>in</strong> <strong>und</strong> erhält so das Ergebniss, dass dem arktisch- antarktischenGebiet 70, dem Atlantischen Ocean 120, dem <strong>in</strong>do-pacifischen Ocean295 Arten zukommen. Von den 70 arktisch-antarktischen gehören9 zu den Synaptiden, ebensoviele zu den Molpadiiden, ebensoviele zu denAspidochiroten, dagegen 43 (= 61%)zu den Dendrochiroten. DieDendrochiroten s<strong>in</strong>d also hier viel reicher an Arten als die drei anderenFamilien zusammen. Sondert man die arktischen Formen von den antarktischen,so erhält man (nach Theel) 42 arktische <strong>und</strong> 28 antarktisch^Arten, aber <strong>in</strong> beiden Gruppen bleibt das Verhältniss der Dendrochirotenzu den drei anderen Familien annähernd dasselbe, denn unter den42 arktischen Arten gibt es 25 (= circa 60 °/o) Dendrochiroten <strong>und</strong> unterden 28 antarktischen s<strong>in</strong>d 18 (= 64%) Dendrochiroten. Unter denSynaptiden zählt Theel 6 arktische <strong>und</strong> 3 antarktische Arten auf, unterden ]\rolpadiiden 7 arktische <strong>und</strong> 2 antarktische, unter den Aspidochiroten4 arktische <strong>und</strong> 5 antarktische. Unter den 120 atlantischen Artengehört fast die Hälfte, nämlich 59 (= 49%), zu den Dendrochiroten,während auf die Aspidochiroten 37, auf die Synaptiden 17 <strong>und</strong> auf dieMolpadiiden 7 entfallen. Die 295 <strong>in</strong>do-pacifischen Arten endlich vertheilensich so, dass die Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten an Artenreichthume<strong>in</strong>ander fast ganz gleich s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>dem zu jenen 117 (= 39,7 %), zu diesen116 (=39,3%) Arten gehören; der Best vertheilt sich mit 47 Arten aufdie Synaptiden <strong>und</strong> 15 Arten auf die Molpadiiden. Das <strong>in</strong>do-pacifischeGebiet ist also nicht nur <strong>in</strong> der Gesammtzahl se<strong>in</strong>er Holothurien (abgesehenvon den hier unberücksichtigt gelassenen Elasipoden), sondernauch <strong>in</strong> jeder der vier Familien artenreicher als das atlantische <strong>und</strong> alsdas arktisch -antarktische Gebiet. Dasselbe gilt für die Gattungen, dennes zählt Theel aus dem arktisch - antarktischen Gebiet 18, aus dematlantischen 19 <strong>und</strong> aus dem <strong>in</strong>do-pacifischen 25 Gattungen auf.Um e<strong>in</strong>e dem jetzigen Staudpunkt (December 1890) entsprechendeUebersicht über die horizontale Verbreitung der Seewalzen zu gew<strong>in</strong>nen,habe ich mir die zeitraubende Mühe genommen, zunächst für jede dervon mir aufgeführten Gattungen alle bekannten F<strong>und</strong>orte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>eKarte e<strong>in</strong>zutragen. Da es aber wohl nicht angeht, die sämmtlichen49 Gattungskärtchen <strong>in</strong> dieses Werk aufzunehmen, so empfiehlt es sich,


368 Seewalzen.nur e<strong>in</strong>e Auswahl derselben zu geben. Diese Auswahl, für deren Erläuterungich auf die im systematischen Abschnitt gemachten Angabenverweise, umfasst erstens e<strong>in</strong>ige Gattungen, welche bei ziemlicher Artenzahle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igermaassen scharf begrenztes Gebiet bewohnen, wie MüUeria(vergl. S. 329), Colochirus (vergl. S. 349), Haplodadyla (vergl. S. 353),zweitens e<strong>in</strong>ige Gattungen, welche sich bei grossem Arteu-Reichthum aufe<strong>in</strong> sehr weites Gebiet ausdehnen, wie Holotlmria (vergl.S. 330), SticJiopus(vergl. S. 331), Cucumaria (vergl. S. 345), Synapta (vergl. S. 357). DieWohngebiete s<strong>in</strong>d auf den Kärtchen durch e<strong>in</strong>e quere Schraffirung kenntlichgemacht.Trägt man <strong>in</strong> ähnlicher Weise wie auf den Gattungskärtchen diesämmtlichen F<strong>und</strong>orte der zu e<strong>in</strong>er Familie gehörigen Arten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kartee<strong>in</strong>, so erhält man die auf S. 372 — 376 <strong>dargestellt</strong>en Uebersichten überdie Horizontalverbreitung der e<strong>in</strong>zelnen Familien. Zur Erläuterung dieserUebersichten s<strong>in</strong>d wieder die Angaben des systematischen Abschnittes(S. 327, 334, 336, 338, 342, 352 <strong>und</strong> 356) zu vergleichen.Uebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung MüUeria (entworfen December 1890).


Geographische Verbreitimg. 369160 110 1?0 100 BO CO tO 70üehersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung Holothuria (entworfen December 1890).Uebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung Stichopus (entworfen December 1890).Bronn, Klassen des Thier - Reichs. II. 3. 24


370 Seewalzen.L10 14ICO HO 1?0 100 so no -tu O 70 10 60 RO 100 170 lio 160üebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung Cucuraaria (entworfen December 1890).üebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung Colochiras (entworfen December 1890),


Geographische Verbreitung. 371IfiO LIO 120 IDO 80 8 100 no 140 160 laoMO 110 i?0 -100 80 eo 40 70 O 50 40 BO BO 100 UO HO ICO ISOüebersicht über die horizontale Verbreitung der Guttnng Ilcq^lodactyla (entworfen December 1890).üebersicht über die horizontale Verbreitung der Gattung Synapta (entworfen December 1890).


372 Seewalzen.


Geographische Verbreitung. 373


374Seewalzen.


Geographische Verbreitung. 375


37 CySeewalzen.


Erklärungvon Tafel XVI.Holothurioidea ;Dendrochirotae.


Fig.1. Chicumm-ia jplanci {Bv.), mit ausgestreckten Fühlern, von der Bauchseite gesehen; a,«, diebeiden kle<strong>in</strong>eren ventralen Fühler; b,h, Füsschen; i.2. Cucumaria hyndmani (Thomps.), vom Kücken gesehen; «die heiden kle<strong>in</strong>eren ventralenFühler; \.3. Cucumaria (Ocnus) imhricata (Semp.), von der Seite; a Vorderende' h H<strong>in</strong>terende; \.4. Thyone raphamis Düb. u. Kor.; \.5. Psolus antarcticiis (Phil.), Eückenansicht ;a M<strong>und</strong>; h After; -}.u. Psolus antarcticiis (Phil.), Bauchansicht; a der mittlere ventrale Eadius;h Füsschen amBande der Bauchfläche; -i--7. Psolus epldppifer Wyv. Tlioms. , 5^ Eückenansicht; a Fühler; h After; c die den Brutraumüberdeckenden grösseren Kalkplatten.S. Phyllophorus urna Grube; a e<strong>in</strong>er der kle<strong>in</strong>eren Fühler des <strong>in</strong>neren Fühlerkreises;h Füsschen; |.9. ColocJm-us quadrangtdaris (Less.), Eückenansicht; a Vorderende; h After; c Eückenpapillen;-J.10. Colocliirus quadrangularis (Less.), Bauchansicht; a, b, c die drei Füsschenstreifen derBauchseite; \.11. Rhopalod<strong>in</strong>a lageniformis Gray; \.Fig. 1 nach Schmidt <strong>in</strong> Brehm's Thierleben, Bd. 10, 1ST8; Fig. 2 <strong>und</strong> 4 nach Düben <strong>und</strong>Koren (54); Fig. 3, 5, 6, 7, 9, 10 nach Theel (267): Fig. 8 nach Sars (221); Fig. 11 nachSemper (238).


Holothuriüidca.Taf.XVl,V:^^-^>,.JäkAnstKlVirner SWnter, Frankfurt '^M


Erklärimgvon Tafel XVn.Holothurioidea; Aspidochirotae ; Molpadiidae; Synaptidae.


Fig.1. Stichoims Iwrrens Sei., Seitenansicht; a Fühler; b After; c die 3 Füsschenstreifen derBauchseite; \.2. Holothuria impatiens (Forsk.); a M<strong>und</strong>; f.3. Holothuria tubulosa Gmel.; a Fühler; i After; c Füsschen der Bauchseite; tl Papillender Eückenseite; \.4. Synapta <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.); a Fühler (e<strong>in</strong>er der 12 Fühler ist abgeschnitten); b durchschimmerndeLängsmuskeln; c durchschimmernder Darm; \.5. Myriotroclms r<strong>in</strong>kii Steenstr. ; Längsmuskeln <strong>und</strong> E<strong>in</strong>geweide schimmern theilweise durch; |6. Caud<strong>in</strong>a arenata (Gould.); a Fühler; b After; c Genitalpapille; f.7. Trochostoma arcticum (v. Marenz.); a Fühler; b After; c durchschimmernde Längsmuskeln;\.Fig. 1, 2 <strong>und</strong> 6 nach Selenka (229); Fig, 3 nach Milne- Edwards (171); Fig. 4 nach Quatrefages(210); Fig. 5 <strong>und</strong> 7 nach Danielssen <strong>und</strong> Koren (50).


Hülothui-ioidea.Taf.XVlL.> n - '>Ä^--'^t.'/(»*^-!i ^'>^ -j^-: 'CItXk..'Wmt!r,Fnmkfiirtn4.


Geographische Verbreitung. 377Im Anschlüsse an die vorstehende Ueb ersieht der horizontalen Ver.breitung mögen hier noch e<strong>in</strong>ige Bemerkungen über e<strong>in</strong>zelne Gruppenvon Gattungen <strong>und</strong> Arten e<strong>in</strong>e Stelle f<strong>in</strong>den, wobei wir <strong>in</strong>dessen dieElasipoden gänzlichausser Acht lassen wollen.Als kosmopolitische, d. h. annähernd durch alle grösserenMeeresgebiete verbreitete Gattungen lassen sich die folgenden 6 bezeichnen:Holotliiiria, SticJiojms, Cttcumaria, Thyone, Synapta, Chiridota.Diese Liste unterscheidet sich von der Zusammenstellung kosmopolitischerGattungen, welche Semper (238) gegeben hat, durch die Aufnahmeder Gattung Sticlwpus <strong>und</strong> das Fehlen der Gattungen Psolus <strong>und</strong>Haplodactyla. Zur Rechtfertigung verweise ich bezüglich der Gattung Sticliopusauf das S. 331— 332 über deren Verbreitung Gesagte <strong>und</strong> auf das KärtchenS. 369. Dass die Gattung Haplodactyla <strong>in</strong> ihrer jetzigen systematischenBegrenzung nicht als e<strong>in</strong>e kosmopolitische bezeichnet werdenkann, geht aus den Angaben auf S. 353 <strong>und</strong> dem Kärtchen auf S. 371hervor. Was endlich die Gattung Psolus betrifft, so kennt man (vergl.S. 350) ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen F<strong>und</strong>ort derselben <strong>in</strong> der weiten Strecke, welchevom Kanal an durch das ostatlantische Meer, e<strong>in</strong>schliesslich des Mittelmeeres,ganz Afrika umgreift <strong>und</strong> durch den Indischen Ocean <strong>und</strong> die<strong>in</strong>dische Inselwelt bis zu den Philipp<strong>in</strong>en reicht; auch an den KüstenAustraliens, Neuseelands <strong>und</strong> an den Südsee<strong>in</strong>seln ist die Gattung unbekannt<strong>und</strong> kann demnach gewiss nicht unter die kosmopolitischen gerechnetwerden.An die genannten 6 kosmopolitischen Gattungen schliessen sich durchihre weite Verbreitung zunächst an die 3 Molpadiiden: Caud<strong>in</strong>a,TrocJiostoma x[ü.dÄnhyroderma, ferner die 3 Dendrochiroten: Phylloplionis,Psolus <strong>und</strong> Orcula, sowie endlich die beiden Aspidochiroten: Pseudo-<strong>und</strong> PaelopaUdes.sticliojptisDurch ihr gürtelförmiges, circ umäquatoriales Verbreitungsgebietzeichnet sich die Gattung MiUleria aus, an welche sich die zuden Kosmopoliten gezählte Gattung Stidioims e<strong>in</strong>igermaassen anlehnt(vergl. die Kärtchen S. 368 <strong>und</strong> 369).Ausschliesslich arktisch s<strong>in</strong>d die 4 nur ebensoviele Arten umschliessendenGattungen: Eupiß-gus, TrocJioderma,Myriotroclms <strong>und</strong>Acantliotroclms ]ausschliesslich antarktisch s<strong>in</strong>d die beiden GattungenPsolidhmi mit e<strong>in</strong>er Art <strong>und</strong> Theelia mit 4 Arten.Auffallend ist die verhältnissmässig grosse Zahl der ganz oder fastganz auf das <strong>in</strong>do-pacifische Gebiet beschränkten Gattungen; ess<strong>in</strong>d deren 6(= 20'Vo aller bekannten) LaUdodemas, : ColocJiirus, Äct<strong>in</strong>ociicumis,Pseudocuüumis, Molpadia <strong>und</strong> Haplodactyla.Kosmopolitische Arten im strengen S<strong>in</strong>ne des <strong>Wort</strong>es gibtes nicht, wohl aber solche, die mit ihrem Verbreitungsgebiete gürtelförmigden ganzen Erdball umspannen <strong>und</strong> deshalb doch annähernd als Kosmopolitenbezeichnet werden dürfen. Als solche begegnen uns 6 Arten,Bronn, Klassen des Thier-Keichs. 11. 3. 24*


378 Scewalzen.welche alle derselben Gattung augehören <strong>und</strong> wegen der Lage ihres Verbreitungsgürtelsgenauer als circumäquatoriale Arten bezeichnetwerden: HoIotJiuria atra Jag., imitans Ludw., impatiens (Forsk.), lubricaSei., maculata (Br.) (= arenicöla Semp.), rkjida (Sei.).Daran schliessensich e<strong>in</strong>ige Arten, die wenigstens östlich <strong>und</strong> westlich von Mittelamerikaangegeben werden, xmmYich. Holothiiria languens Sei. n<strong>in</strong>d suMitivaSei., sowie Thyone periiana (hess.) <strong>und</strong> simüisLndw. Circumpolar s<strong>in</strong>dMyriotroclius riiikn Steenst. <strong>und</strong> vielleicht auch noch die 4 folgenden:Chiridofa laevis (Fabr.), Ciicumaria calcigera (Stimps.), C. frondosa (Gunn.)<strong>und</strong> Fsolus fabricii (Düb. u. Kor.).Zwischen den arktischen <strong>und</strong> antarktischen Arten besteht, ohne dassauch nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Art beiden Kaltwassergebieten geme<strong>in</strong>schaftlichist, doch e<strong>in</strong> bemerkenswerther Parallelismus, auf welchen <strong>in</strong>sbesondereTheel (267) h<strong>in</strong>gewiesen hat. Den arktischen Arten Cucumaria frondosa(Gunn), Fsolus squamatus (Düb. u. Kor.) <strong>und</strong> fabricii (Düb. u. Kor.),Holothuria <strong>in</strong>test<strong>in</strong>alis Ascan., Trochostoma horeale (Sars) <strong>und</strong> Anhyrodermajeffreysii Dan. u. Kor. entsprechen <strong>in</strong> den antarktischen Gewässern dieähnlichen Arten: Cucumaria laevigata (Verr.) <strong>und</strong> crocea (Less ),Fsolusephippifer Wyv. Thoms. <strong>und</strong> antarcticus (Phil.), Holothuria magellani Ludw.,Trochostoma violaceum (Stud.) <strong>und</strong> Änkyroderma danielsseni Theel.Anhang zur horizontalen Verbreitung: Uebersicht dereuropäischen Arten.An den europäischen Küsten s<strong>in</strong>d abgesehen von den eigentlichenTiefseeformen elf Gattungen vertreten, nämlich: 1) Holothuria, 2) Sticlwpus,3) Cucumaria, 4) Thyotie, 5) Fhyllophorus , 6) Fsolus, 7) Anhyroderma,8) Synapta, 9) Chiridofa, 10) Trochodota, 11) Myriotrochus. Wenn mane<strong>in</strong>ige allzu unzureichend bekannte angebliche Arten ausser Acht lässt,so bleiben noch immer im Ganzen 51 Arten übrig, welche die europäischeHolothurienfauna zusammensetzen. In der folgenden Aufzählungdieser 51 Arten s<strong>in</strong>d diejenigen (es s<strong>in</strong>d deren 30), welche im Mittelmeervorkommen, mit e<strong>in</strong>em vorausgestellten * bezeichnet.Holothuria *fors]calii Delle Chiaje, ^hellcri v. Marenz., ^impatiens(Forsk.), <strong>in</strong>test<strong>in</strong>alis Ascan., *mammata Grube, *2)oli Delle Ch<strong>in</strong>je, '^sanctoriDelle Chiaje, *stellati Delle Chiaje, tremula Gunn., Huhdosa Gmel.;Stichopus natans Sars., *regalis (Cuv.), tisardi Theel;Cucumaria ^cucumis (Risso), frondosa (Gunn.), ^gruhii v. Marenz.,'^hyndmani (Thomps.), *kirchshergii Hell., ^köllikeri Semp., lacarm (Her.),lactea (Forb.), m<strong>in</strong>uta (Fabr.), mosterensis Grieg, nohilis Ludw., '^pentactes(L.), perspicua Ludw., *planci (Br.), ^syracusana (Grube), Hergest<strong>in</strong>a Sars,typica (Sars);Thyone *fusus (0. F. Müll.), Hnermis Hell., poucheti Barr., ^raphanusDüb. u. Kor. :


Geograpliisclio Verbreitung. 379Phyllophoriis drummondü (Thomps.), *e1ilersi (Hell), *granulatus(Grube), *marionii (v. Marenz.), pellucidus (Flem.), *urna Grube;Psolus fahricii (Düb. u. Kor.), phantapus (Strussenf.), squamatus(Düb. u. Kor.);ÄnJcyroderma *muscuhs (Risso);Synapta *digitata (Mont.), *hispida Hell., Hnhaerens (0. F. Müll.),fenera Norm. ;Chiridofa laevis (Fabr.);Trochodota *venusta (Sem.);Myriotrochus r<strong>in</strong>hiiSteenstr.II.Die verticale Verbreitung.Die Holothurien s<strong>in</strong>d durch ihre Lebensweise an den Boden desMeeres gebannt <strong>und</strong> ]^ildendadurch e<strong>in</strong>en charakteristischen Bestandtheildes von Ha ecke 1*)als Benthos zusammengefassten Theiles der Meeresfauna.Diejenigen Arten jedoch, welche frei schwimmende Larven besitzen,treten durch diese auch <strong>in</strong> das Plankton e<strong>in</strong>, vorzugsweise <strong>in</strong> dasneritische (oder littorale), seltener <strong>in</strong> das oceanische.Für die verticale Verbreitung der erwachsenen Holothurien unterscheidenwir das bis 150 Faden reichende Küstengebiet <strong>und</strong> das daruntergelegene Gebiet der Tiefsee. Das letztere ist uns erst durch die Foi^chungender letzten 15 Jahre erschlossen worden. In Bezug auf das Küstengebietmachte Semper (238) den ersten <strong>und</strong> bis jetzt leider vere<strong>in</strong>zelt gebliebenenVersuch, e<strong>in</strong>en genaueren E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die verticale Verbreitung aufbreiter Gr<strong>und</strong>lage zu gew<strong>in</strong>nen, musste sich dabei aber selbst überzeugen,dass unsere thatsächlichen Kenntnisse noch gar zu beschränkt s<strong>in</strong>d, umhier zu e<strong>in</strong>em befriedigenden Ergebnisse zu gelangen. Er stellte alledamals vorliegenden Beobachtungen über die Tiefen, <strong>in</strong> welchen philipp<strong>in</strong>ische,mittelmeerische <strong>und</strong> atlantische Arten erbeutet worden waren,<strong>in</strong> drei Tabellen zusammen, berechnete daraus Verhähnisszahlen <strong>und</strong>leitete aus diesen verschiedene vorläufige Schlüsse ab. Näher auf dieSchlussfolgerungen Semper's e<strong>in</strong>zugehen muss ich ebenso wie Lampert(134) unterlassen. Es wird das vielmehr erst die Aufgabe erneuerter Untersuchungense<strong>in</strong>, welche auf diesem noch so wenig erforschten Gebietedie von Semper gegebene Anregung aufnehmen <strong>und</strong> weiter führen. E<strong>in</strong>stweilenmüssen wir uns mit dem Bekenntnisse bescheiden, dass wir überdie bathymetrischen Verbreitungsgesetze der littoralen Holothurienfaunaso gut wie nichts wissen.Was nun aber die Holothurien des Tiefseegebietes angeht, so könnenwir uns wenigstens e<strong>in</strong> <strong>Bild</strong> darüber machen, aus welchen Gattungen <strong>und</strong>Arten die Tiefenfauna besteht <strong>und</strong> wie sie sich numerisch zur Fauna des*) Plankton-Studien, Jena 1890, p. 19.


380 Seewalzen.KüsteDgebietes verhält. Ich habe weiter oben <strong>in</strong> dem systematischenKapitel alle darauf bezüglichen Angaben bereits bei den e<strong>in</strong>zelnen Familien<strong>und</strong> Gattungen gemacht. Es erübrigt nur noch e<strong>in</strong>e Gesammt-Uebersichtzu gew<strong>in</strong>nen, welche den augenblicklichenscharfem Ausdruck br<strong>in</strong>gt.Stand unseres Wissens zuUnter den Familien gibt es ke<strong>in</strong>e, welche streng genommen ganzausschliesslich dem Küstengebiet oder der Tiefsee angehört. Da aber dieElasipoden doch wenigstens bis auf zwei Arten nur <strong>in</strong> der Tiefsee leben,so muss man sie immerh<strong>in</strong> als ganz charakteristische Tiefen-Bewohnerbezeichnen. Umgekehrt hören die Aspidochiroten, Dendrochiroten <strong>und</strong>Synaptiden deshalb nicht auf typische Küstenthiere zu se<strong>in</strong>, weil sie e<strong>in</strong>everhältnissmässig kle<strong>in</strong>e Zahl ihrer Mitglieder bis <strong>in</strong> die Tiefe entsenden.Nur die Molpadiiden nehmen <strong>in</strong> stärkerem Maasse e<strong>in</strong>e vermittelndeStellung zwischen der Küsten- <strong>und</strong> Tiefenfauna e<strong>in</strong>, da sie sich <strong>in</strong> annäherndgleicher Zahl auf beide Gebiete vertheilen.Was die Gattungen anbelangt, so s<strong>in</strong>d unter* den 49 überhaupt bekanntenGattungen der Holothurien 19 =38,78°/o, welche ausschliesslichdem Küstengebiet angehören ,20 = 40,82 %, welche nur <strong>in</strong> der Tiefseeleben, <strong>und</strong> 10 = 20,41 ^o? welche <strong>in</strong> beiden grossen Gebieten vertreten s<strong>in</strong>d.Jene ausschliesslich littoralen Gattungen s<strong>in</strong>d:Aspidochirotae: Mülleria <strong>und</strong> Labidodemas .... 2Elasipoda: Ilyodaemon 1Dendrochirotae: Orcula, FhyllopJiorus, Fseudocucumis,ÄcUnocucumis, Colochirus, Psolidium, üliopalod<strong>in</strong>a . . 7Mo Ipadiidae: Molpadia, Eup)yrgus, Haplodactyla, Caud<strong>in</strong>a 4Synaptidae: Änapfa, Chiridota, Trochodota, Trochoderma,MyriotrocJms 5Die 20 ausschliesslichen Tiefseegattungen setzen sich zusammen ausden sämmtlichen Gattungen der Elasipoden mit alle<strong>in</strong>iger Ausnahme vonIlyodaemon, sowie der e<strong>in</strong>en Aspidochirotengattung Faelopatides <strong>und</strong> dere<strong>in</strong>en Molpadiide Änlcyroderma wobei man letztere, Gattung nicht e<strong>in</strong>malmit aller Strenge hierher rechnen kann, da e<strong>in</strong>e ihrer Arten (Ä. musculus)auch <strong>in</strong>das Küstengebiet aufsteigt.Die 10 Gattungen endlich, welche <strong>in</strong> beiden grossen Gebieten vorkommen,s<strong>in</strong>d:Aspidochirotae: Holothuria, Pseudosticliopus, Sticliopus 3Dendrochirotae: Cuciimaria, Thyone, Theelia,, Psolus 4Molpadiidae: Trochostoma 1Synaptidae: Synapta, Acanthotrochus 219~1Ö~Die Arten vertheilen sich, wenn wir ausser Acht lassen,' dass e<strong>in</strong>zelnedie Grenze der beiden Grebiete nach oben oder unten etwas über-


Geographische Vorhreitung, 381sclireiten köunen, folgeiidermaassen. Unter den Aspidochiroten fallen von158 Arten 143 auf das Küstengebiet, 15 auf die Tiefsee; unter den61 Elasipoden s<strong>in</strong>d 1 littorale, 60 abyssale;unter den 181 Dendrocliiroten163 littorale, 18 abyssale; unter den 32 Molpadiiden 18 littorale, 14 abyssale;unter den 81 Synaptiden 77 littorale, 4 abyssale. Im Ganzen zählt mandemnach im Küstengebiet von den 513 bekannten Arten 402, im Tiefseegebiet111. Setzt man = die Zahl aller bekannten Arten (513) 100,so berechnet sich die Zahl der Küstenformen auf 78,36%, die der Tief-Familie dieseebewohner auf 21,63 7o- Berechnet man ebenso <strong>in</strong> jederZahl der littoralen <strong>und</strong> abyssalen Arten im Verhältniss zur Zahl aller bekanntenArten der Familie, so erhält man folgende Ziffern:


382 Seewalzen.lenta Theel, sordida Theel, mamiUifera Theel, gigantea Verr. ;HolotlmriatJwmsoni Theel, Fseudostidiopus villosus Theel, Faelopaüdes conf<strong>und</strong>ensTheel, Trochostoma ayresii Verr. <strong>und</strong> abysskola Verr, ;Cucumaria ahyssorumTheel.Die grösste Tiefe überhaupt, aus welcher bis jetzt Holothurien erbeutetworden s<strong>in</strong>d, ist die Challenger-Station Nr. 244 <strong>und</strong> beträgt2900 Faden; sie liegt im nordpacifischen Oeean unter 35*^ 22' nördlicherBreite <strong>und</strong> 169^ 53' östlicher Länge. Das Netz brachte daselbst dreiArten herauf, 1 Elasipode <strong>und</strong> 2 Aspidochiroten: Oneiroplianta mutabilis,Pseudostichojms villosus <strong>und</strong> Holotlmria thomsoni.


F. Physiologie <strong>und</strong> Oecologie.I. Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme.1. Die Haut.Ueber die Function der <strong>in</strong> der Haut bef<strong>in</strong>dlichen Kalkliörperchen,über deren chemische Zusammensetzung weiter nichts bel^annt ist, alsdass sie ganz vorwiegend aus kohlensaurem Kalk bestehen, werden wirweiter unten (S.414 <strong>und</strong> 426) sehen, dass sie sowohl als Hüllswerkzeiigebei der Locomotion als auch als Schutze<strong>in</strong>richtungen dienlich s<strong>in</strong>d. Sem per(238) ist der Ansicht, dass sie überdies auch als Hülfsapparate für dasTastvermögen der Haut <strong>in</strong> Betracht kommen, <strong>in</strong>dem sie Drucke<strong>in</strong>wirkungendurch ihre nach aussen gerichteten Spitzen aufnehmen <strong>und</strong> auf die eigentlichenS<strong>in</strong>nespapillen der Haut übertragen*). Alle die erwähnten Leistungenkönnen aber doch nur für die ganz oberflächlich gelegenen Kalkkörperchen<strong>in</strong> Betracht kommen. Die tiefer <strong>in</strong> der Haut versteckten können dagegenkaum etwas Anderes leisten als e<strong>in</strong>en losen Stützapparat der Haut überhauptzu liefern; es dürfte demnach Selenka (229) das Richtige getroffenhaben, wenn er sie als rudimentäre, mehr oder weniger functionsloseGebilde betrachtet.Die secretorische Thätigkeit der Haut wird durch die <strong>in</strong> derenEpithel bef<strong>in</strong>dlichen Drüsenzellen (s. S. 31 <strong>und</strong> 241) vermittelt <strong>und</strong> gibtsich durch die Ausscheidung e<strong>in</strong>er schleimigen Substanz k<strong>und</strong>, welche<strong>in</strong>dessen nur von wenigen Arten mit Sicherheit festgestelltist. Zum Theilist die weiche, schlüpfrig glatte Beschaffenheit vieler Arten wohl nurdurchdie Weichheit derHautüberhaupt bed<strong>in</strong>gt; immerh<strong>in</strong> werden wohl weitereNachforschungen bei zahlreicheren Arten als bisher das Vorkommen derDrüsenzellen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es von diesen abgesonderten Schleimes erweisen.Unter den Aspidochiroten wird nur**) bei Holothuna tubulosa e<strong>in</strong>e Schleim-*) Se<strong>in</strong>e Vermuthung, dass wenigstens an die oberfläclilichen Kalkkörpercheii Nervenherantreten, konnte weder von ihm selbst, noch von Anderen durch thatsächliche Beobachtungderartiger Nerven h<strong>in</strong>reichend gestützt werden.**) Ich lasse dabei den S. 34 erwähnten, der näheren Klarstellung bedürftigen Fall vonMülleria lecanora ganz ausser Betracht.


384Seewalzen.absonderuDg der Haut erwähnt. Die betreffende Angabe, welche vonTiedemann (273) herrührt, lässt es aber zweifelhaft ersche<strong>in</strong>en, ob dieserSchleim nicht etwa ans der durch die Gefangenscliaft beschädigten Epidermisselbst bestand. Bestimmter lautet die auf e<strong>in</strong>e dendrochirote Artbezügliche Bemerkung Grube's (81), welcher von se<strong>in</strong>em Thyllopliorus urnaberichtet, dass das Thier viel Schleim absondere. Auch Cucumaria(Colocli<strong>in</strong>is) lacasii (Her.) gehört nach Her ouard zu den schleimabsonderndenArten. Unter den Synaptidenist nur Synapta <strong>in</strong>haerens <strong>und</strong> digitata näherauf dieses Verhältniss untersucht. Von jener berichtete schon Quatrefages(210), dass sie Schleim absondere, was Petit (202) für dieselbe Art, Semon(235) auch für Synapta digitata bestätigten. Petit geht aber zu weit, wenner der Ansicht zuneigt, die secretorische Thätigkeit sei auf die Tastpapillen(s. S. 75) beschränkt; denn es f<strong>in</strong>den sich die Drüsenzellen nichtnur hier, sondern durch das ganze Körperepithel zerstreut. Von aussereuropäischenSynaptiden haben wir nur e<strong>in</strong>e alte Notiz von Lesson (138),wonach die von diesem Forscher unter dem Namen Holotlmria oceanicaaufgeführte Art aus ihrer Haut e<strong>in</strong>e scharfe ätzende Flüssigkeit absondere,welche auf der menschlichen Haut e<strong>in</strong> unerträgliches Jucken verursache;was es damit für e<strong>in</strong> Bewandtniss habe, muss e<strong>in</strong>stweilen dah<strong>in</strong>gestelltbleiben.Der Zweck, zu welchem die Schleimabsonderung stattf<strong>in</strong>det, ist e<strong>in</strong>verschiedener: 1) An den Fühlern (der Synapten,s, S, 31), woselbst dieDrüsenzellen besonders reichlich auftreten, wird das Secret benutzt, umdie kle<strong>in</strong>en Gegenstände, welche als Beute <strong>in</strong> den M<strong>und</strong> e<strong>in</strong>geführt werdensollen, festzuhalten. 2) An der übrigen Körperoberfläche der Synaptensoll nach Semon's (235) Vermuthung das Secret dazu dienen, das Anhaftender Kalkanker zu verh<strong>in</strong>dern. Er machte nämlich die Beobachtung,„dass die Thiere bei ihrem Kriechen durch <strong>und</strong> auf dem Sande <strong>und</strong> überihre Artgenossen h<strong>in</strong>weg niemals hängen bleiben, sofort aber zu haftenanfangen, wenn man sie unsanft berührt'^, <strong>und</strong> sucht sich dies Verhaltendurch die Annahme zu erklären, dass unter E<strong>in</strong>wirkung e<strong>in</strong>er Reizungdas Thier se<strong>in</strong>e Schleimabsonderung willkürliche<strong>in</strong>zustellen vermöge; alsbaldwerde dann das früher gebildete, noch auf der Haut vorhandeneSecret rasch von dem umgebenden Wasser fortgewaschen <strong>und</strong> die Ankerkönnten nunmehr ihre „klettende'^ Thätigkeit ausüben. Ich kann nichtleugnen, dass mir diese Semon 'sehe Hypothese etwas gezwungen ersche<strong>in</strong>t;dass die Thiere bei unsanfter Berührung die <strong>in</strong> ihrer Haut steckendenHarttheile deutlicher fühlen lassen, ist auch ohne jene Vermuthung verständlich.3) Die Synaptenverwenden ihren Hautschleim nach den Beobachtungendesselben Forschers, um der Wand der von ihnen im Sandegegrabenen Röhren e<strong>in</strong>e grössere Festigkeit zu geben. 4) Bei e<strong>in</strong>zelnenDendrochiroten <strong>und</strong> Molpadiiden wird das Ankleben von allerlei Fremdkörpernan die Haut wahrsche<strong>in</strong>lich durch e<strong>in</strong>en klebrigen Hautschleimvermittelt; allerd<strong>in</strong>gs ist die Absonderung des Schleimes bis jetzt nur beie<strong>in</strong>er von diesen Arten, FhyUoplwnis urna, mit Bestimmtheit festgestellt.


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organ Systeme. 385Bei dieser Art gibt schon M. Sars (221) richtig an, dnss sie gewöhnlichmit Pflanzenstückchen, Trümmern von Conchylien <strong>und</strong> dergleichen beklebtist. In ähnlicher Weise umhüllen sich nach Sluiter (242) Orcula teneraLudw. <strong>und</strong> Fliylloplwrus Jiolothurioides Ludw. mit iSte<strong>in</strong>chen <strong>und</strong> Bruchstückenvon Korallen <strong>und</strong> Muscheln. Auch von TrocJiostoma violaceum(Stud.) wird angegeben (253;, dass sie „im Leben stets von e<strong>in</strong>er Schmutzkrusteüberzogen" sei.Der historischen Vollständigkeit halber ist schliessllcli zu erwähnen,dass Quatrefages (210) der H;iut der Synapta <strong>in</strong>haerens auch den Besitzvon Nesselkapseln zuschreibt, welche <strong>in</strong> besonderen Erhebungen derHaut e<strong>in</strong>gelagert seien. Was er aber des Näheren über deren Bau angibt,lässt erkennen, dass es sich hier nur um e<strong>in</strong>e verkehrte Ausdeutungder später von Sem per <strong>und</strong> Hamann (s. S. 75) genauer beschriebenenTastpapillenhandelt.Chemische Zusammensetzungder Haut. Studien über diechemischen Bestandtheile der Holothurienhaut wurden durch Sem per (238)angebahnt. Um festzustellen, ob der Me<strong>in</strong>ung der Ch<strong>in</strong>esen, dass dieHolothurienhaut (s.den Abschnitt über Trepang S. 433) die Wirkunge<strong>in</strong>es Aphrodisiacums habe, irgend e<strong>in</strong> chemischer Körper zu Gr<strong>und</strong>eliege, veranlasste Sem per den Chemiker Hilger zu e<strong>in</strong>er genaueren Untersuchungder Körperwaud von ColocJiirus quadrangularis <strong>und</strong> Müllerialecanora. E<strong>in</strong> derartiger excitirend wirkender Stoff konnte dabei nicht aufgef<strong>und</strong>enwerden, wohl aber ergab sich e<strong>in</strong> vorläufiger E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> diechemische Zusammensetzung der Haut überhaupt. Durch anhaltendesErhitzen mit Wasser unter gesteigertem Druck löste sich e<strong>in</strong> Theil derKiM-perwand ; die wässerige Lösung zeigte schwaches Opalisiren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>edickliche Consistenz; auf Syrnpdicke verdampft, trat Gallertbildung e<strong>in</strong>.Aus den verschiedenen Reactionen schliesst Hilger mit ziemlicher Sicherheitauf die Gegenwart e<strong>in</strong>es Prote<strong>in</strong>körpers <strong>und</strong> zwar chondrogener Substanzoder e<strong>in</strong>es ähnlichen Körpers als Hauptbestandtheil mit Beimengungvon wenig Muc<strong>in</strong>. Als anorganische Bestandtheile ergab die Hilger'scheAnalyse: kohlensauren Kalk, kohlensaure Magnesia, Spuren von Eisenoxyd<strong>und</strong> Phosphorsänre nebst ger<strong>in</strong>gen Mengen von Schwefel- <strong>und</strong> Kieselsäure.Der E<strong>in</strong>zige, welcher seitdem die chemische Untersuchung der Holothurien-dass diehaut wieder aufgenommen hat, ist Krukenberg. Er fand*),Haut der Holothuria tubulosa sich <strong>in</strong> kalter concentrirter Schwefelsäuremit eigenthümlich violetter Farbe rasch auflöst, während sie sich beimKochen mit Natronlauge nur langsam <strong>und</strong> unvollständig löst. Fe<strong>in</strong>er bemerkteer**), dass die Haut von fib?o^/mna j90?i, tubulosa, Stichopus regalis<strong>und</strong> Cucumaria planci <strong>in</strong> Salzlösungen (z, B. Kochsalz- oder Sodalösung)ausserordentlich rasch schleimig wird <strong>und</strong> sich zum grössten Theile löst,während sie <strong>in</strong> destillirtem Wasser nach st<strong>und</strong>enlangem Liegen nur wenig*) Vergleichend-physiologische Studien, I. Eeihe, 5. Abtheil., Heidelberg 1881.**) Vergleichend-physiologische Studien, II. Eeihe, 1. Abtheil., Heidelberg 1882.Bronn, Klassen des Thier-Reicha. II. 3. 25


386 Secwalzen.an Festigkeit eiübüsst. Er hat dann weiter se<strong>in</strong>e Untersuchungen aufden leimgebenden Körper der Haut gerichtet <strong>und</strong> gelangte dabei *) zu demErgebniss, dass sich ke<strong>in</strong> echtes Collagen, wohl aber sogenanntes TryptocoUagen<strong>in</strong> derselben nachweisen lässt**). Auch den aus der Körpermuskulaturhergestellten Fleischsaft hat Krukenberg (131 <strong>und</strong>***) beiHolothuria poli <strong>und</strong> tubulosa untersucht <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en, dass derselbe e<strong>in</strong>enziemlichen Eiweissgehait besitzt <strong>und</strong> sowohl bei 45*^ C. als bei 64*^0. ger<strong>in</strong>nt.Ferner hat Krukenbergf) auf e<strong>in</strong>en eigenartigen, von ihm alsUranid<strong>in</strong> bezeichneten Farbstoff der Haut e<strong>in</strong>zelner Holothurien aufmerksamgemacht. Er fand denselben bei Holothuria poli, vermisste ihndagegen bei Holothuria tulmlosa, Stichoxius regalis, Cucumaria planci, TJiyonefusus <strong>und</strong> Synapta digitata. Durch das braune Pigment der Haut ist eram lebenden Thiere verdeckt, wird aber durch Alkohol oder Wasseroder Grlycer<strong>in</strong> ausgezogen. Die Lösung hat e<strong>in</strong>e gelbeFarbe mit <strong>in</strong>tensivgrüner Fluorescenz. Ist die alkoholische Lösung ganz re<strong>in</strong> hergestellt,so ist sie monatelang haltbar <strong>und</strong> weder licht- noch wärmeempf<strong>in</strong>dlich;dagegen zersetzt sie sich sehr rasch <strong>in</strong> unre<strong>in</strong>en Gewebsauszügen. Diere<strong>in</strong>e alkoholische Lösung wird durch Ammoniak flockig, durch Kalilaugegallertig gefällt, während sie durch Essigsäure weder e<strong>in</strong>e Fällungnoch e<strong>in</strong>e Farbenänderung erleidet. Die wässerigen sowie die Glycer<strong>in</strong>-Auszüge s<strong>in</strong>d stets viel unre<strong>in</strong>er als die alkoholischen, weil gleichzeitigziemlich viel von dem braunen Farbstoff der Haut <strong>in</strong> die Lösung übergeht.Aether, Benzol, Terpent<strong>in</strong>öl, Chloroform <strong>und</strong> Schwefelkohlenstoffnehmen das Uranid<strong>in</strong> nicht auf. Nach gelegentlich von mir angestelltenBeobachtungen besitzt die Haut der Holothuria forshalii (= catanensis)denselben Farbstoff. Bell (16)<strong>und</strong> Mac Munnff) erwähnen ihn ferneraus der Haut der Holothuria nigra. Nach Bell hat der Farbstoff e<strong>in</strong>egewisse Aehnlichkeit mit dem von Moseley beschriebenen Antedon<strong>in</strong>fft),ist aber doch nicht mit demselben identisch. Dagegen sollen verschiedeneTiefsee -Holothurien das Antedon<strong>in</strong>, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> modificirter Weise, besitzenttt)-2.Verdauungsorgane.Die mit der Function des Darmrohres <strong>in</strong> Zusammenhang stehendenperistaltischen Bewegungen des Darmes s<strong>in</strong>d schon von Tiedemann(273) hei Holothuria tubulosa beobachtet worden <strong>und</strong> erklären sich*) Vergleichend-physiologische Studien, II. Eeihe, t. Abtheil., Heidelberg 18S2.**) Vergl. auch desselben Verfassers Vergleichend-physiologische Vorträge, Heidelberg 1886.***) Vergleichend-physiologische Studien, II. Eeihe, 2. Abtheil., Heidelberg 1882.t) Vergleichend-physiologische Studien,II. Eeihe, 3. Abtheil, Heidelberg 1882.tt) Mac Munn, CA., Contributions to animal Chromatology, Quart. Journ. Microsc. Sc.(2), Vol. 30, 1889, p. 51—96; p. 64—65. Derselbe Forscher berichtet <strong>in</strong> dieser Abhandlungauch über se<strong>in</strong>e Untersuchungen der Farbstoffe, welche sich <strong>in</strong> anderen Organen (Blut, Poli'scheBlase, Darm, Geschlechtsorgane) der Holothuria nigra vorf<strong>in</strong>den.ttt) Carpenter, P. H., Eeport upon the Challenger-Cr<strong>in</strong>oidea, Part I, London 1884, p. 129.


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme. 387aus der Anordnung der Muskulatur (s. S. 152— 154) <strong>und</strong> aus der Innervationdes Darmrobres (s. ö, 70—71). Die pliysiologiscbe Bedeutungder vier Abschnitte des VerdauungsrohresS. 143—('s. 148)<strong>und</strong> <strong>in</strong>suebte Hamann (93) bei Synapta digitata auf ganz allgeme<strong>in</strong>edieser Allgeme<strong>in</strong>heit wobl im Ganzen auch zutreffende Erwägungen h<strong>in</strong><strong>in</strong> der Weise zu kennzeichnen, dass er der Speiseröbredie Function derAufnahme <strong>und</strong> Weiterbeförderung der mit dem Drüsensecret der Wandungvermischten Nabrung <strong>in</strong> den Magen zuschrieb. In dem Magen vpird danndie Nahrung mit dem Secret der Magendrüsenzellen vermengt, um alsdanndem Dünndarm zugeführt zu werden, w^elcher die Resorption <strong>und</strong> dieder Darm-Ueberleitung der resorbirteu Nahrung <strong>in</strong> die Blutflüssigkeitblutgefässe besorgt. Der Enddarm schliesslich scbafft die unverdautenBestandtheile der Nahrungals Excremente nach aussen.Für die Function des als Magen bezeichneten Abschnittes ist bemerkenswerth,das Jourdan (114)denselben hei Holothuria tubidosa stetsleer von Nahrungstbeilen antraf, dagegenerfüllt von e<strong>in</strong>er gelben Flüssig-bekannt warkeit, deren bitterer*) Geschmack schon Tie dem ann (273)<strong>und</strong> deren Ursprungsstelle er wohl mit Recht <strong>in</strong> den zahlreichen Drüsenzellender Wandung (s. S. 150) erblickt. Die auch <strong>in</strong> den übrigen Abschnittendes Darmrohres vorkommenden Drüsenzellen (s. S. 149 — 151)s<strong>in</strong>d ohne Zweifel die Erzeuger des mehr oder weniger stark gefärbtenantraf <strong>und</strong>Verdauungssaftes, den Krukenberg im Darme überbauptauf se<strong>in</strong>e chemische Wirkung untersuchte (126).Das Ergebniss se<strong>in</strong>erExperimente **) war, dass dieser Saft <strong>in</strong> der Regel sowohl e<strong>in</strong> diastatischeswie e<strong>in</strong> peptisches <strong>und</strong> tryptiscbes Enzym führt, jedes oft <strong>in</strong> sehr wirksamerMenge.3. Athmungs Organe.Wo gut entwickelte Kiemenbäume vorhanden s<strong>in</strong>d, also bei denAspidochiroten, Dendrochiroten <strong>und</strong> Molpadiiden, functioniren diese alsrespiratorische Apparate, was sich äusserlich <strong>in</strong> dem E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Ausströmenvon Wasser durch die Kloakenöffnung zu erkennen gibt.Die ersten Angaben über das Ausspritzen von Wasser aus derDerselbe erkannte bereits,Kloakenöffnung f<strong>in</strong>den sich bei Bohadsch (30).dass die ausgestossene Flüssigkeit Seewasser ist. Später bemerkten0. F. Müller (189) <strong>und</strong> Dicquemare (51), dass die Kloakenöffnung sich<strong>und</strong> Mertensabwechselnd erweitert <strong>und</strong> schliesst, was Montagu (176)(154) bestätigten. Genauere Beobachtungen über den Rbytbmus der*) Krukenterg (131) gibt an, dass er den Geschmack des ,Xebersecretes (nicht dender Leber!)" bei Holothuria tubulosa <strong>und</strong> Cucumaria planci geprüft,ihn aber nie bitter,sondern fade gef<strong>und</strong>en habe. Diese Angabe entzieht sich <strong>in</strong>dessen aller Beurtheilung,da mannirgends ersehen kann, woher Krukenberg das „Lebersecret" genommen hat; morphologischkennen wir bei ke<strong>in</strong>er Holothurie e<strong>in</strong> Organ , welches als Leber aufgefasst werden könnte.**) Vergleichend-physiologische Vorträge, Heidelberg 1886, S. 66. 25*


388 Seewalzen.Kloakenbeweguügen hat erst Tiedemaim (273) angestellt, Denmacherfolgt bei Holotlmria tubulosa die Aufbahme <strong>und</strong> das Ausstossen vonWasser <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>ute e<strong>in</strong>- bis dreimal. Das aufgenommene Wasser verbleibt16—20 Sec<strong>und</strong>en im Innern des TLieres. Alsdann öffnet sich diesofort nach der Aufnahme geschlossene Kloake, um das Wasser ausströmenzu lassen, welches häufig durch Excremente getrübt ist. Tiedemannsche<strong>in</strong>t der Ansicht zu se<strong>in</strong>, dass auf jede E<strong>in</strong>strömung e<strong>in</strong>e Ausströmungfolge. Indessen zeigten die späteren Beobachtungen von Peach(198) an Uolotlmrio. nigra, Ayres (7) an Thyone hriareus (Les.), Romanes<strong>und</strong> Ewart (215) an e<strong>in</strong>er Cucumaria*) <strong>und</strong> Semper (238) an grossenSticJiopus-ÄYten, dass die Sache sich etwas anders verhält, <strong>in</strong>dem auf jedeAusströmung mehrere E<strong>in</strong>strömungen folgen. Bei der Ausstiömuug wirddas <strong>in</strong> den vorhergehenden E<strong>in</strong>strömungen aufgenommene Wasser <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emkräftigen,manchmal mit Excrementen untermischten Strome ausgestossen.Semper bemerkte aber, was Romanes <strong>und</strong> Ewart (215) bestätigten, dasszugleich auch noch schwächere Ausströmungen vorkommen, welche dene<strong>in</strong>zelnenE<strong>in</strong>strömungen folgen. Er schildert den ganzen Vorgangfolgendermaassen: Nachdem die grosse, e<strong>in</strong>en dicken Wasserstrahl <strong>in</strong>wenig Sec<strong>und</strong>en aussendende Ausströmung erfolgt ist, öffnet sich derSchliessmuskel der Kloake <strong>und</strong> es beg<strong>in</strong>nt eiue E<strong>in</strong>strömung. Die Kloakeschliesst sich rasch wieder <strong>und</strong> dabei tritt e<strong>in</strong>e ganz kurze, schwer zubemerkende Ausströmung e<strong>in</strong>, durch welche nur e<strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>ger Theildes vorher e<strong>in</strong>geführten Wassers wieder ausgestossen wird. Solcher E<strong>in</strong>strömungen,die. durch kle<strong>in</strong>e Ausströmungen bei jedesmaligem Schliessendes Schliessmuskels unterbrochen werden, folgen nun e<strong>in</strong>e ganze Reiherasch aufe<strong>in</strong>ander; dabei schwillt der Körper rasch auf, bis sich plötzlichdie Kloake weiter als zuvor öffnet <strong>und</strong> wieder e<strong>in</strong>en dicken Wasserstrahl aussendet.— Da Ayres (7) bei TJiyone hriareus (Les.) <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs Ho well(106) bei Thyone gemmata (Pourf.) nur 3 — 4 E<strong>in</strong>strömungen, dagegenRomanes <strong>und</strong> Ewart (215) bei e<strong>in</strong>er Cucumaria*) deren 7 — 8 zwischenje 2 grossen Ausströmungen bemerkten, so ersche<strong>in</strong>t es wahrsche<strong>in</strong>lich,dass der Rhythmus der Kloakenbewegungen bei den e<strong>in</strong>zelnen Artenmancherlei Verschiedenheit unterworfen ist. Ho well (106) konnte fernerfeststellen, dass bei der von ihm untersuchten Art <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>ute 3—4grosse Ausströmungen abwechsehid mit je 3 E<strong>in</strong>strönoungen, stattf<strong>in</strong>den.Dagegen folgen bei e<strong>in</strong>er anderen Thyone-Art, TJi. /usus var. suhvillosa nachHerouard's**) Beobachtungen die Ausströmungen viel langsamer auf e<strong>in</strong>ander.Zugleich machte er die <strong>in</strong>teressante Wahrnehmung, dass bei halbwüchsigenThieren die Ausströmungen <strong>in</strong> derselben Zeit doppelt so ofterfolgen, wie bei den erwachsenen. Bei e<strong>in</strong>em Exemplar von 40 mmKörperlänge betrug das Intervall zwischen zwei Ausströmungen 74 Sec<strong>und</strong>en,bei e<strong>in</strong>em Exemplar von 15 mm Körperlänge aber 37 Va Sec<strong>und</strong>en. Se<strong>in</strong>e*) Die sie ohne alle Rücksicht auf die Systematik Holotlmria comimmis nennen.**) Recherches sur les Holothuries des cotes de France, Paris 1890, p. 134.


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme. 389Beobachtungen lehrten ihn des Weiteren, dass bei den rhythmischen Ausströmungeneigentlich nur das Wasser, welches sich <strong>in</strong> der Kloake <strong>und</strong><strong>in</strong> den Hauptstämmen der Kiemenbäume bef<strong>in</strong>det, ausgetrieben wird;dass^ dagegen die Endbläschen der Kiemenbäume sich <strong>in</strong> ganz regellosemWechsel ausdehnen <strong>und</strong> zusammenziehen <strong>und</strong> so die Flüssigkeit <strong>in</strong> ihremInneren <strong>in</strong> beständiger Circulation erhalten. Während wir so über dieKloakenbewegungen der Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten e<strong>in</strong>igermaassen unterrichtets<strong>in</strong>d, konnten Danielssen u. Koren (50)sich nicht davon überzeugen,dass auch bei Molpadiiden (ihrem Trochostoma tliomsonii) dieselbenBewegungen vorkommen. Indessen hat Sluiter (242) bei e<strong>in</strong>er anderenMolpadiide (se<strong>in</strong>er Haplodactyla punctata) den Nachweis erbracht, dass<strong>in</strong> der M<strong>in</strong>ute 2— 3 E<strong>in</strong>strömungen erfolgen, worauf e<strong>in</strong> kräftiger, mitSchlamm gemischter Wasserstrahl aus der Kloake austritt.Nach Tiedeniann dr<strong>in</strong>gt das e<strong>in</strong>strömende Wassernur <strong>in</strong> die Kiemenbäumee<strong>in</strong>, während es nach Semper se<strong>in</strong>en Weg zum Theil auch <strong>in</strong> denDarm nimmt.Dass das rhythmische E<strong>in</strong>-<strong>und</strong> Ausströmen von Seewasser durch dieKloake im Dienste der Athmung geschieht, dürfte kaum e<strong>in</strong>em ernstlichenZweifel unterliegen*). Wenn dem aber so ist, so wird man auch nichtumh<strong>in</strong> können, <strong>in</strong> den Kiemenbäumen echte Athmungsorgane zu erblicken,wie das seit Cuvier fast alle Forscher gethan haben. Trotzdem machtsich neuerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>iger Widerspruch gegen diese herkömmliche Auffassungvon der Leistung der Kiemenbäume bemerklich. Schon Pourtales (207)äusserte die Vermuthung, dass die Kiemenbäume der Holothuria atra Jag.die Function e<strong>in</strong>er Leber hätten, ohne <strong>in</strong>dessen diese auch schon e<strong>in</strong>malvon Oken ausgesprochene Ansicht mit Gründen zu belegen. Ebenso erklärteHuxley**) unsere Organe ohne weiteres für Excretionsörgane.Neuerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d es nun ke<strong>in</strong>e Gler<strong>in</strong>geren als Danielssen u. Koren (50),welche sich zu derselben Ansicht bekennen. Sie stützen sich dabei auffolgende Gründe: 1) es gehen ke<strong>in</strong>e Blutgefässe an die Kiemenbäume;2) e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Ausströmen konnte an der Kloakenöffnung nicht wahrgenommenwerden; 3) bei jungen Thieren s<strong>in</strong>d die Kiemenbäume mitDarm<strong>in</strong>halt angefüllt. Dagegenist zu bemerken, dass die hier zu Gr<strong>und</strong>egelegten Beobachtungen sich nur auf die e<strong>in</strong>e Molpadiiden Ait, Trocliostomathomsonii, bezieben <strong>und</strong> schon deshalb nicht ausreichen, um dierespiratorische Function der Kiemenbäume überhaupt zu bestreiten. Fernerfehlt es <strong>in</strong> Bezug auf den ersten Punkt an e<strong>in</strong>em bestimmten Nachweise,*) Semper vermuthet, dass der rechte <strong>und</strong> der l<strong>in</strong>ke Kiemenbaum sich <strong>in</strong> verschiedenerWeise an der Athmung betheiligen, so nänilicli, dass jener (zusammen mit dem Darme) alle<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>tretenden Wasserstrom aufnimmt, dieser aber nur bei der Exspiration durch Abgabedes aus der Leibeshöhle aufgeuommenen Wassers thätig ist. Wie weit diese Vermuthung denTbatsachen entspricht, muss e<strong>in</strong>stweilen dah<strong>in</strong>gestellt bleiben.**) Wirbellose Thiere, übersetzt vonSpengel, 1878, S. 483. Auch bei G. Kolleston,Forms of Animal Life, Oxford J870, p. 150, wird der Ansicht Ausdruck gegeben, dass denKiemenbäumen eher e<strong>in</strong>e excretorische als e<strong>in</strong>e respiratorische Function zukomme.


390 Seewalzen.dass die von Sem per auch den Molpadiiden zugesprochenen Bluträumeder Kiemenwand (s. S. 215) wirklieh fehlen <strong>und</strong> selbst, wenn dem sowäre,könnte e<strong>in</strong> respiratorischer Gnsaustansch zwischen der Leibeshöhlenflüssigkeit<strong>und</strong> der Flüssigkeitim Innern der Kiemenbäume dennoch stattf<strong>in</strong>den.Punkt 2 steht <strong>in</strong> Widerspruch mit derweiter oben angeführten,allerd<strong>in</strong>gs auf e<strong>in</strong>e andere Molpadiide bezüglichen Beobachtung Sluiter's,Und was den dritten Punkt anbetrifft, so geben Danielssen u. Korenselbst an, dass das nur für die jungen, nicht aber für die erwachsenen Thieregilt; es — könnte daraus also auch nur gefolgert werden, dass bei denJungen vorausgesetzt, dass das Vorkommen von Darm<strong>in</strong>halt <strong>in</strong> ihrenKiemenbäumen wirklich e<strong>in</strong> normaler Zustand ist — die Kiemenbäume<strong>in</strong> ihre spätere Athemfunction noch nicht e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d.Es sche<strong>in</strong>t mir also ke<strong>in</strong> triftiger Anlass gegeben zu se<strong>in</strong> ,dieder Kiemenbäume ernstlich <strong>in</strong> Zweifel zu ziehen.respiratorische ThätigkeitDas schhesst natürlich nicht aus, dass sie zugleiche<strong>in</strong>e secretorischeNebenleistung übernommen oder festgehalten haben, welche phylogenetischwahrsche<strong>in</strong>lich die primäre Function war, an deren Stelle dann sec<strong>und</strong>ärdurch Functionswechsel die Athemthätigkeit e<strong>in</strong>setzte. Entwicklungsgeschichtlichsteht e<strong>in</strong>er solchen Auffassung nichts entgegen <strong>und</strong> morphologischspricht dafür der Umstand, dass bei manchen Elasipoden (s. S. 166)sich an Stelle der Kiemenbäume e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Darm-Divertikel bef<strong>in</strong>det.Es ist übrigens schon Semper (238) zu der Ansicht gekommen, dass dieKiemenbäume nicht nur Athmungs-, sondern zugleich auch Ausscheidungsorganes<strong>in</strong>d, welche durch die Thätigkeit ihres <strong>in</strong>neren Epithelsdie zahlreichengelben Körnchenhaufen absondern, die er frei im Lumen derKiemenästchen antraf.Dass die Athmung jedenfalls die Hauptleistungder Kiemenbäumeist, geht aus den Beobachtungen <strong>und</strong> Versuchen Tiedemann's (273)schlagend hervor. Sehr oft beobachtete er, dass Exemplare von HolotJiuriatubulosa, welche sich 12— 18 St<strong>und</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gefäss mit Wasserbefanden <strong>und</strong> dieses durch die abgegangenen Excremente getrübt hatten,die Kloakenöffnung an den Wasserspiegel brachten <strong>und</strong> nunmehr directLuft <strong>in</strong> dieselbe e<strong>in</strong>strömen Hessen. Diese Nothathmung stellten die Thieresofort e<strong>in</strong>, wenn sie <strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Seewasser verbracht wurden. Blieben sie<strong>in</strong> dem verunre<strong>in</strong>igten oder auch <strong>in</strong> re<strong>in</strong>em, aber nicht erneuertem Wasserüber e<strong>in</strong>en Tag lang, so gabensie schliesslich auch die directe Luftathmungauf, sanken ermattet zu Boden <strong>und</strong> verendeten. Wurde denThieren die Kloake zugeb<strong>und</strong>en, so starben sie schon nach e<strong>in</strong>igen St<strong>und</strong>en.Um aber auf die excretorische Nebenfunction der Kiemenbäumezurückzukommen, so behauptet auch der letzte Forscher, welchersich mit diesem Gegenstande beschäftigt hat, dass man e<strong>in</strong>e solche annehmenmüsse. Herouard"*") fand nämlich, dass das aus der Kloake ausströmendeWasser ke<strong>in</strong>eswegs, wie man bis dah<strong>in</strong> angenommen hatte*) 1. c. p. 133.


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme. 3H](soweit es nicht durch Excreraente des Darmes getrübt ist), lediglichSeewasser ist, sondern verschiedene zellige Gebilde enthält: Wanderzellen,der Kiemenbäume <strong>und</strong> drittensabgelöste Epithelzellen des <strong>in</strong>neren Epithelssehr zahlreihe Zellen, welche sich durch braune Granulationen auszeichnen<strong>und</strong> auch <strong>in</strong> der AYandung der Kiemenbäume,dicht unter deren B<strong>in</strong>nenepithelanzutreffen s<strong>in</strong>d. Damit s<strong>in</strong>d offenbar dieselben Gebilde geme<strong>in</strong>t,welche Semper bei den von ihm untersuchten Arten als gelbe Körnerhaufenim Lumen der Kiemenästchen, Hamann (93) hei Holothuria tubulosa<strong>in</strong> der B<strong>in</strong>degewebsschicbtder Kiemenwand erwähnen. Herouardsiebt demzufolge <strong>in</strong> den braungranulirten zelligen Elementen Gebilde,welche als nicht weiter verwerthbare D<strong>in</strong>ge aus dem Körper herausgeschafftwerden.Herouard*) ist dann weiterh<strong>in</strong> der Ansicht, dassmitder excretorischenThätigkeit die Nebenleistung der Kiemenbäume noch nicht erschöpft ist,dass sie vielmehr noch zwei andere Aufgaben zu vollziehen haben ;erstenssorgten sie durch die Aufnahme oder Abgabe von Wasser für e<strong>in</strong>enFtillungszustand des Körpers, welcher dem wechselnden Contractionszustandeder Körperwand entspreche, seien also e<strong>in</strong> hydrostatischerApparat; zweitens seien sie wahrsche<strong>in</strong>lich bei der <strong>Bild</strong>ung derWanderzellen betheiligt, da sich <strong>in</strong> ihrer Wandung e<strong>in</strong>e so grosseMenge dieser Zellen bef<strong>in</strong>de.Da den Elasipoden <strong>und</strong> den Synaptiden die Kiemenbäume fehlen,muss deren Athmung durch andere Organe besorgt werden. InBetreff der Synaptiden äusserte schon Jäger (110) die Vermuthung, dassibre Fühler neben ihren übrigen Leistungen zugleich im Dienste derAthmung stünden. Quatrefages (210) hat sich nach se<strong>in</strong>en Beobachtungenan Sijnapta <strong>in</strong>haerens (0. F. Müll.) dieser Auffassung angeschlossen <strong>und</strong>zu dem gleichen Ergebnisseist neuerd<strong>in</strong>gs Semon (235) gelangt. Beideheben zur Begründung ihrer Ansicht hervor,dass im Inneren der Füblerstets e<strong>in</strong>e ausserordentlich lebhafte Circulation zu bemerken ist. Fortdauerndwerden im raschen Tempo die Inhaltskörperchen durch dieWimpern der Wandung von der Basis zu den Endspitzen der Tentakelemporgewirbelt; <strong>in</strong> den Endspitzen bildet sich e<strong>in</strong> Rückstrom, der <strong>in</strong> derAchse der Innenräume zur Füblerbasis zurückkehrt. Mit dieser Begründungdürfte die Frage <strong>in</strong>dessen noch nicht erledigtStrömungen auch <strong>in</strong> dense<strong>in</strong>. Es kommen dieselbenFüsschen der mit Kiemenbäumen ausgestattetenSeewalzen vor, wie solches wohl zuerst von Anderson (5)an e<strong>in</strong>er Cucumarien-Artbeobachtet worden ist. Demnach wird weiter zu untersuchense<strong>in</strong>, ob nicht bei allen Holothurien das Wassergefässsystem überhaupt<strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere se<strong>in</strong>e äusseren Anhänge, Fühler <strong>und</strong> Füsschen (e<strong>in</strong>schliesslichder „Ambulacralpapillen"), an dem Athmungsvorgange mitbetheiligts<strong>in</strong>d, Herouard**) ist geneigt, diese Frage für die Füsschen zu*) 1. c. p. 130 u. 134.**) 1. c. p. 63 u. 64.


392 Seewalzen.verne<strong>in</strong>en, dagegen für die Fühler zu bejahen. Da er aber ke<strong>in</strong>e durchschlagendenGründe beibr<strong>in</strong>gt, so bleibt die Frage nach wie vor e<strong>in</strong>eoffene, <strong>und</strong> wenn man ferner erwägt,dass <strong>in</strong> zahlreichen Fällen dieAmbulacralpapillen des Kückens kaum noch im Stande s<strong>in</strong>d, irgendwieder Locomotion zu dienen, aber doch wohl irgend e<strong>in</strong>e Function habenmüssen, so wird man der Möglichkeit Raum geben, dass sie im Diensteder Athmung stehen.Neben den Fühlern weist Quatrefages (210) auch der Leibeshöhlenflüssigkeitder Synapta <strong>in</strong>haerens e<strong>in</strong>en Antheil an der Athmungzu, da dieselbe durch die Contractionen des Körpers <strong>und</strong> die Bewegungendes Darmes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em beständigen H<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Herströmen gehalten wird <strong>und</strong>von dem äusseren Medium nur durch die dünne Körperwand geschiedenist. Auch dürften, wie schon Baur (10) bemerkt, die Wimperorganeder Synapliden als Hülfsorgane für die respiratorische Bewegung derwerden. Im Grossen <strong>und</strong>Leibeshöhlenflüssigkeit <strong>in</strong> Anspruch genommenGanzen wird man nicht umh<strong>in</strong> können, wenigstens bei allen dünnwandigenSee walzen, auch dann, wenn sie wohl ausgebildete Kiemen bäume besitzen,<strong>in</strong> der Haut überhaupt e<strong>in</strong> Organ der Athmung zu erblicken. Bei denElasipoden fehlen ausser den Kiemenbäumen auch die Wimperorgane <strong>und</strong>ihre kle<strong>in</strong>en Fühler bieten offenbar zu wenig Oberfläche dar, um dasganze Athembedürfniss befriedigen zu können, sodass man zu der Annahmegedrängt wird, dass hier die ganze Haut, e<strong>in</strong>schliesslich der Fühler,Füsschen <strong>und</strong> Papillen, die Athmnng besorgt; vielleicht haben auch dasRückensegel mancher Elpidiiden <strong>und</strong> der Schvvanzanhang derGattung PspcJiropofes (s. S. 111) die Bedeutung respiratorischer Anhänge.Semper (238) hält es für möglich, dass bei e<strong>in</strong>zelnen Holothurien auchdie <strong>in</strong>nere Oberfläche des Darmrohres zur Athmung benutzt wird.Denn er glaubte aus Beobachtungen an se<strong>in</strong>er Haplodactyla mölpadioidesvar. pelkicida schliessen zu dürfen, dass das durch die Kloake e<strong>in</strong>strömendeWasser theilweise <strong>in</strong> den Darm e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> hier bis dicht au denMagen gelange. Unterhalb des Magens aber f<strong>in</strong>den sich bei manchenAspidochiroten sowie bei Trochostoma tliomsonii unter den Molpadiideudie S. 146 <strong>und</strong> 217 beschriebenen <strong>und</strong> dort vorläufig als Darmkiemenbezeichneten, blutreichen Faltensysteme. Semper vermuthet nun, dass andiesen Falten e<strong>in</strong> respiratorischer Gasaustausch zwischeu dem Blute <strong>und</strong>dem nach Analogie der Haplodadyla mölpadioides e<strong>in</strong>gedrungenen Seewasserstattf<strong>in</strong>de. Dem steht aber entgegen, dass mau den Darm gewöhnlichmit festen <strong>und</strong> breiigen Massen so angefüllt f<strong>in</strong>det, dass mannicht versteht, wie das durch die Kloake e<strong>in</strong>strömende Wasser bis zujenen Falten gelangen könnte. Semper hat übrigens schon selbst zugegeben,dass die „Darmkiemen'' ausser der von ihm angenommenen Athmungauch noch e<strong>in</strong>e Rolle bei der Resorption des Nahrungssaftes zuspielen haben.Danielssen u. Koren (50) halten ausschliesslich diese letztere Deutungfür die richtige <strong>und</strong> erklären deshalb die Faltensysteme im Innern des Darmrohreslediglich für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung zur besseren Aufsaugung des Chymus.


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme. 3934.Blutgefässsystem.Das ganze Blutgefässsystem, dessen Anordnung <strong>und</strong> Bau S. 198 bis223 <strong>und</strong> S. 246— 248 geschildert worden ist, stellt e<strong>in</strong> zusammenhängendes,epithelloses Lückensystem des B<strong>in</strong>degewebes dar, dessen physiologischeBedeutung nach zwei Richtungen zu erörtern ist: 1) Bewegt sich die Inhaltsflüssigkeit<strong>in</strong> bestimmter Richtung? 2) Hat das Blut e<strong>in</strong>e respiratorischeoder e<strong>in</strong>e ernährende Function oder vielleicht auch e<strong>in</strong>eexcretorische?Tiedemann (273) vertrat die Ansicht <strong>und</strong> suchte sie ausführlich zu<strong>in</strong> welchembegründen, dass e<strong>in</strong> wahrer Kreislauf des Blutes stattf<strong>in</strong>de,dasselbe sich stets <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Richtung <strong>in</strong> seiuen Bahnen fortbewege;er bezeichnete deshalb die e<strong>in</strong>en Gefässe als Arterien, die anderenals Venen. Sem per (238) aber hob mit Recht die ausserordentlichenSchwierigkeiten hervor, die sich e<strong>in</strong>er sicheren Beantwortung dieser Frageentgegenstellen. Da er aber ebenso wie Tiedemann die Beobachtungmachte, dass das ventrale Dünndarmgefäss sich von der Mitte aus nachse<strong>in</strong>en beiden Enden ausdehnt <strong>und</strong> zusammenzieht, so hält er es immerh<strong>in</strong>dass die Tiedemann'sche Ansicht vom Kreislauf der Holo-für möglich,thurien im Grossen <strong>und</strong> Ganzen das Richtige getroffen hat. Nun aber istes Anderen, z. B. auch mir, nicht gelungen, jene Contractionen des ventralenDü<strong>und</strong>armgetMSses als ganz regelmässige wahrzunehmen ebenso;wie Job. Müller (183) <strong>und</strong> Baur (10) an Synapta digitata <strong>und</strong> Holothuriatuhulosa bemerkten, sah auch ich wohl unregelmässige, wellenförmige,wogende Bewegungen an den Darmblutgefässen aber e<strong>in</strong>e coustante,Richtung <strong>und</strong> e<strong>in</strong> regelmässiger Rhythmus dieser Bewegungen war nichtzu erkennen. Auch spricht der plexusartige Bau der Blutgefässe, sowieder völli,i;e Mangel irgend welcher Klap|)ene<strong>in</strong>richtnngen gegen die Annahmee<strong>in</strong>es ganz bestimmt gerichteten Kreislaufes*). Theils durch dieContractionen der Muskeitasern <strong>in</strong> der Wand der grösseren Blutgefässe,theils durch die Bewegungen des Darmes <strong>und</strong> die Contractionen derKörperwaiid wird der Inhalt des Blutgefässsystemes <strong>in</strong> regelloser Weise<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>- <strong>und</strong> herströnienden Bewegung gehalten. Insbesondere istgar ke<strong>in</strong> ausreichender Gr<strong>und</strong> voi banden von Arterien <strong>und</strong> Venen zusprechen. Die grossen Darmgefässe sche<strong>in</strong>en nur die Sammelgefässe fürdie ernährende Flüssigkeit zu se<strong>in</strong>, welche durch das Gefässnetz derDarmwand aufgesaugt worden ist; aus diesen Sammelgefässen wird danndie ernährende Flüssigkeit ihren Weg direct oder <strong>in</strong>direct <strong>in</strong> alle Blutlückendes B<strong>in</strong>degewebes f<strong>in</strong>den. Für die Untei Scheidung von Arterien<strong>und</strong> Venen müsste sich erstens zeigen lassen, dass e<strong>in</strong> bestimmter Abschnittder Blutgefässe ausschliesslich oder doch vorwiegend als pro-*) Auch H6rouard (1. c.) liat sicli gegenausgesprochen.das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es echten Kreislaufes


394 Seevalzen.piilsatorischer Apparat (Herz) fimctionirt, was bis jetzt weder für dasventrale Dünndarmgefäss noch auch für e<strong>in</strong>en anderen Abschnitt*) desBhitgefässsystemes nachzuweisen gelang. Zweitens müsste klargestelltwerden, ob das Blut wirklich e<strong>in</strong>e respiratorische Function besitzt <strong>und</strong>dieselbe vorzugsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Organe, etwa den Kiemenbäumen,ausübt? Auch dieser Beweis ist noch nicht erbracht.Ueber die Function des Blutes, d. h. der Inhaltsflüssigkeit des alsBlutgefässsystem bezeichneten Lückensystemes des B<strong>in</strong>degewebes, hatsich <strong>in</strong>sbesondere Krukenberg (131) bemüht <strong>in</strong>s Re<strong>in</strong>e zu kommen. Eruntersuchte zu dem Zwecke das vollständig re<strong>in</strong>e, aus den Darmgefässender Holofliuria tuhidosa entnommene Blut <strong>und</strong> konnte zunächst die schonS. 220— 222 erwähnte, auffallende Aehnlichkeit desselben mit der Flüssigkeitdes Wassergefässsystemes <strong>und</strong> der Leibeshöhle bestätigen. Er bezeichnetdasselbe als e<strong>in</strong>e schleimige Flüssigkeit, was e<strong>in</strong>en grösserenGehalt an Eiweissstoffeu vermuthen lässt, fand aber ferner, dass dasselbe<strong>in</strong> ganz re<strong>in</strong>em Zustande im Gegensatz zu der S. 221 erwähnten AngabeTiedemann's völlig farblos ist; mehr oder weniger bräunlich sieht es nuraus, wenn es bei unvorsichtiger Herstellung des Präparates durch abgerisseneGewebszellen u. ist.dergl. verunre<strong>in</strong>igt Das Blut enthält nachKrukenberg auch ke<strong>in</strong>en Körper, welcher etwa unter dem E<strong>in</strong>flüssevon Kohlensäure, Sauerstoff oder atmosphärischer Luft e<strong>in</strong>en wechselndenFarbenton annimmt**). E<strong>in</strong> Gegensatz zwischen „arteriellem" <strong>und</strong>„venösem'' Blute war nicht auf/.uf<strong>in</strong>den. Infolge dessen kommt er zu demSchlüsse, dass das Blut vorzugsweise die Ernährung der Gewebe zu besorgenhabe, während der Leibeshöhlen- <strong>und</strong> Wassergefässflüssigkeit <strong>in</strong>erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e respiratorische <strong>und</strong> locomotorische Thätigkeit zufalle.Dass das „Blut" der Holothurien für die Respiration nur e<strong>in</strong>e untergeordneteBedeutung hat, sche<strong>in</strong>t mir auch daraus hervorzugehen, dass dieW<strong>und</strong>ernetze, welche besofiders bei den Aspidochiroten den l<strong>in</strong>ken Kiemenbaumumsp<strong>in</strong>nen, sich mit der Kiemenwand <strong>in</strong> gar ke<strong>in</strong>e feste Verb<strong>in</strong>dungsetzen. Dieser Umstand dürfte vielmehr darauf h<strong>in</strong>deuten, dass denW<strong>und</strong>ernetzen, wie Herouard(l. c.) vermuthet, e<strong>in</strong>e excretorische Functionzukummt.5. Wassergefässsy Stern.Ueber die Function der äusseren Anhänge des Wassergefässsystemesist an anderen Stellen berichtet. Zusammenfassend sei daher hier nurbemerkt, dass die Fühler 1) zum Tasten (s. S. 399), 2) zur NahrungsaufnahmeS. (s. 416), 3) zur Fortbewegung (s. S. 413), 4) zur Athmung(s. S. 391) benutzt werden; die FUs sehen dienen <strong>in</strong> ähnlicher Weise*) Z.B. für den Blutgefässr<strong>in</strong>g ,<strong>in</strong> w^elchem Danielssen u. Koren (50) bei Kolgahyal<strong>in</strong>a e<strong>in</strong> „Herz" sehen wollen.**) Insbesondere hat er das Blut auch auf das Vorkommen 7on Haemocyan<strong>in</strong> geprüft,aber mit negativem Erfolge. Centralbl. f. d. medic. Wissensch., 1880.


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme. 3951) dem Tasten S. (s. 399), 2) der Athmimg (s.S. 391), ganz besondersaber 3) der Fortbewegung (s. S. 412). Wie sich bei den Bewegungender Füsschen die Füsschen am pullen verhalten, ist ebenfalls an andererStelle (s. S. 413) ause<strong>in</strong>andergesetzt. In ganz derselben Beziehungstehen die Fühlerampullen zu den Fühlern. Die Semilunarklappender Fühlerkanäle (s.S. 123 <strong>und</strong> 244), deren allgeme<strong>in</strong>esVorkommendurch die Beobachtungen von Bartheis <strong>und</strong> mir*) bestätigt worden ist,spielen bei den Bewegungen der Fühler e<strong>in</strong>e ähnliche Rolle, wie dieebenso gebauten Ventile<strong>in</strong> den Füsschenkanälen, Wie schon W. Thomson(270) an jungen Synapten gesehen hat, ist bei zurückgezogenem Fühlerdas Ventil geöffnet, während es bei ausgestrecktem <strong>und</strong> <strong>in</strong> Bewegung begriffenemFühler geschlossen ist. Hamann (93) <strong>und</strong> Semon (236) habensich über die Thätigkeit der Klappenventile noch genauere Rechenschaftzu geben versucht. Nach me<strong>in</strong>en eigenen Beobachtungen kann ich michihren Ansichten nur anschliessen. Das Oeffoen der Klappenventile wirddurch Contraction ihrer Muskelfasern bewirkt. Im erschlafften Zustandedieser Muskeln legen sich die Klappen durch den Druck der zurückstauendenFlüssigkeit mit ihren freien Rändern ane<strong>in</strong>ander, versperrenalso der Flüssigkeit den Weg <strong>in</strong> centripetaler Richtung; dadurch bleibendie Fühler prall <strong>und</strong> können nunmehr durch partielle Contraction ihrerLängsmuskulatur Krümmungen <strong>und</strong> Biegungen der verschiedensten Artausführen. Sobald sich aber die Muskelfasern <strong>in</strong> den Klappen ventilen zusammenziehen,entfernen sich die freien Ränder der Klappen vone<strong>in</strong>ander,es öffnet sich also das Ventil <strong>und</strong> es kann die Flüssigkeit auch <strong>in</strong>centripetaler Richtung h<strong>in</strong>durchströraen.Die schon e<strong>in</strong>mal im Jahre 1857 von Williams**) vertretene Ansicht,dass der Ste<strong>in</strong>kanal nicht der Wassere<strong>in</strong>fuhr, sondern der Ausscheidungdiene, hat 30 Jahre später Hartog***) wieder aufgenommen. E<strong>in</strong>e Nachuntersuchungme<strong>in</strong>erseits f) hat nun aber gezeigt, dass weder bei erwachsenenExemplaren von HolotJmria tubulosa <strong>und</strong> Stkliopus regalis, nochauch bei Auricularien e<strong>in</strong> Ausströmen an der Madieporenplatte, bez. amRückenporus, stattf<strong>in</strong>det. Aehnliche Beobachtungen hat übrigens auchschon W. Thomson (270) an 1,9 mm langen Jungen der Synapta <strong>in</strong>haerensgemacht; er gibt ausdrücklich an, dass er am Madreporenköpfchen dasWasser öfters h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>-, aber niemals herausfliessen gesehen habe. Beime<strong>in</strong>en Untersuchungen öffnete ich an eben gefangenen, lebendigenExemplaren von HolotJiuria tubulosa <strong>und</strong> Stichojms regalis die Leibeshöhledurch e<strong>in</strong>en raschen Längsschnitt; alsdann wurde der Ste<strong>in</strong>kanal mit ganzunversehrtem Madreporen- Abschnitt ausgeschnitten, unter das Mikro-*) Zool. Anzeiger, Nr. 360, 1891.**) Ann. Mag. Nat. Hist., Vol. XIX, 1857, p. 55.***) Hartog, Marcus M„ The True Nature of the Madreporic System of Ech<strong>in</strong>odermata,witb Remarks on Nephridia. Ann. Mag. Nat. Hist., November 1887, p. 321—326.t) üeber die Function der Madreporenplatte <strong>und</strong> des Ste<strong>in</strong>kanals der Ech<strong>in</strong>odermen,Zool. Anzeiger, Nr. 339, 1890.


396 Seewalzen.skop gebracht <strong>und</strong> unter Zusatz e<strong>in</strong>iger Tropfen der Leibeshöhlenflüssigkeit,mitoder ohne Beimengung von etwas Karni<strong>in</strong> oder Be<strong>in</strong>schwarz, untersucht.Bei anhaltender genauer Beobachtung konnte ich deutlich sehen, dass anjedem der zahlreichen fe<strong>in</strong>en Poren des Madreporen-Abscl<strong>in</strong>ittes e<strong>in</strong> geradeauf die äussere Porenöffnung gerichteter Strom vorhanden ist. Die bewimpertePorenöffnung ist sehr eng, sodass nur sehr fe<strong>in</strong>e Körperchendiesen E<strong>in</strong>gang passiren können <strong>und</strong> auch sie nur dann, wenn sie <strong>in</strong>senkrechter Richtung genau auf die Mitte der Porenöffnung treffen; im anderenPralle werden sie von den Wimperhärchen des Porenrandes entweder zurückgeschleudert<strong>und</strong> gerathen dann <strong>in</strong> den rückläufigen Strom, welcher naturgemässden E<strong>in</strong>flussstrom umhüllt, oder sie bleiben an den Wimperhärchenhängen. Stellt man das Mikroskop auf die <strong>in</strong> den rückläufigen Stromgerathenen Körnchen e<strong>in</strong>, so macht es freilich den E<strong>in</strong>druck, als habeman es mit e<strong>in</strong>er Ausflussöffnung zu thun; entsprechende Veränderungder E<strong>in</strong>stellung aber zeigt, dass dieser rückläufige Strom gewissermaassennur die Wand e<strong>in</strong>es Trichters bildet, durch dessen Achse der E<strong>in</strong>flussstromse<strong>in</strong>en Weg nimmt. — An Auricularien konnte ich feststellen, dassKarm<strong>in</strong>körnchen durch den wimpernden Rückenporus h<strong>in</strong>durch ihren Wegbis <strong>in</strong> die Hydrocölanlage nahmen.Die Poren an dem Madreporen- Abschnitt des Ste<strong>in</strong>kanales s<strong>in</strong>dübrigens bei Holoiliuria tuhulosa so eng,dass sie den Zellen der Leibeshöhlenflüssigkeitden Durchtritt nicht gestatten.Am lebenden Objectebeobachtete ich, dass diese Zellen stets zurückprallen, wenn sie gegene<strong>in</strong>en Porus antreiben. Die Uebere<strong>in</strong>stimmung zwischen den Zellen derWassergefäs>flüssigkeit e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> derjenigen der Leibeshöhlenflüssigkeitandererseits kann demgeniäss dm\h den Bau des Madieporen-sondern muss auf e<strong>in</strong>er anderen Ursacheköpfcheus nicht erklärt werden,beruhen. Als solche darf man wohl die amöboide Bewegnngsfähigkeitdieser Zellen ansehen, welche ihnen gestattet, durch active Wanderungenaus dem Wassergefässsystem <strong>in</strong> das B<strong>in</strong>degewebe <strong>und</strong> <strong>in</strong> dieLeibeshöhle oder auch unjgekehrt aus dieser <strong>in</strong> das B<strong>in</strong>degewebe <strong>und</strong> ausdem B<strong>in</strong>degewebe <strong>in</strong> das Wassergefässsystem zu gelangen.Die Poli'sche Blase dient dem Wassergefässsystem als e<strong>in</strong> Reservoir,welches bei Contraction der peripherischen Bezirke des Systemes das zumCentrum zurückströmende Wasser aufnimmt. Mit Hülfe der MuskulaturihrerWandung vermag die Blase später, beim Nachlassen jener Contraction,das Wasser wieder <strong>in</strong> die peripherischen Bahnen h<strong>in</strong>auszutieiben.Jourdan (114) ist der Me<strong>in</strong>ung, dass die Poli'sche Blase ausserdem dieAufgabe habe, aus degenerirenden Zellen ihres <strong>in</strong>neren Epithelbelages dienicht zelligen Inhaltskörper der Wassergefässflüssigkeit (s. S. 137) zuliefern. Cuenot*) geht noch weiter <strong>und</strong> hält die Wandungder Poli'schenBlase überhaupt für den <strong>Bild</strong>ungsherd aller, auch der zelligen Inhaltskörperder Wassergefässflüssigkeit (s.S. 137), welchen er den Namen*) Archives de zool. exp6r. et gen., 2. Scr., T. VII, 1889, p. VIII.


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme. 397der Amöbocyten gibt. DemzufolgeArt von lymphatischer Drüse.sieht er <strong>in</strong> der Poli'schon Blase e<strong>in</strong>eDie nicht zelligen, gefärbten Inhaltskörper s<strong>in</strong>d nach Jourdan(114),Cuenot*) <strong>und</strong> Herouard (1. e.)nur das Endproduct e<strong>in</strong>er allmählichenUmwandlung der zelligen. Letztere s<strong>in</strong>d wahrsche<strong>in</strong>lich anfänglich immere<strong>in</strong>fache amöboide Zellen, welche sich mit Reservestofifen des Stoffwechselsbeladen <strong>und</strong> dadurch zu den sog. Schleim- oder Wanderzellen werden.Diese thun e<strong>in</strong>e Zeit lang ihre Dienste, verlieren aber scbliesslicb ihrenKern <strong>und</strong> werden endlich zu den bräunlichen Körpern.Ueber die physiologisch-chemische Beschaffenheit der Inhaltsflüssigkeitdes Wassergefässsystemes ist <strong>in</strong> Ergänzung <strong>und</strong> Bestätigungdes S. 136— 137 Mitgetbeiiten zunächst zu erwähnen, dass Krukenberg**)<strong>in</strong> dem Inhalte der Poli 'sehen Blase bei Holotlmria poli <strong>und</strong> tubulosa nursehr ger<strong>in</strong>ge Mengen von gelösten Eiweissstoffen nachzuweisen vermochte.Die vorh<strong>in</strong> erwähnten, <strong>in</strong> der Flüssigkeit schwimmenden, bräunlichen bisrothbraunen Massen, welche S. 137 — 138 besprochen worden s<strong>in</strong>d, trafderselbe Forscher***) <strong>in</strong> reichlicher Menge<strong>in</strong> der Poli'schen Blase derCucumaria planci an <strong>und</strong> beschreibt sie als e<strong>in</strong>en rothbraunen Bodensatz,welcher aus verklebten, schwach roth gefärbten R<strong>und</strong>zellen besteht <strong>und</strong>nach dem E<strong>in</strong>trocknen mit der Zeit e<strong>in</strong> dunkelgrünes Colorit annimmt.Die Färbung rührt von e<strong>in</strong>em Pigmente her, welches dem Helicorub<strong>in</strong> <strong>in</strong>mancher Beziehung gleicht, <strong>in</strong> jedem Falle aber ke<strong>in</strong> istHämoglob<strong>in</strong> <strong>und</strong>mit dem Respirationsvorgange nichts zu thun hat. Auch W. H. Ho well [f)u. (107 i]untersuchte denselben Farbstoff bei e<strong>in</strong>er anderen Holothurienart,Thyone gemmata (Pourt.), land ihn an ovale kernhaltige Körpeichen (alsowohl Zellen) geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bestätigt, dass er mit Hämoglob<strong>in</strong> nichtidentisch sei. Derselbe Farbstoff ist es wohl auch, den dann weiterh<strong>in</strong>Mac Munnft) aus der Poli'schen Blase der Holotlmria w'(/ra erwähnt <strong>und</strong>als e<strong>in</strong> Lipochromogen bezeichnet. Die amöboiden,WassergefässflUssigkeit sah Howell (106)bei derselben Art <strong>in</strong>farblosen Zellen derder isolirtenFlüssigkeit zu Plasmodien zusammenfliessen.Man wird demnach dem Wassergefässsystem überhaupt ausser se<strong>in</strong>erloconiotorischen Hauptfunction wohl auch noch e<strong>in</strong>e ernährende<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e respiratorische Nebenf unction zuschreiben dürfen. Die ernährendef<strong>in</strong>det dar<strong>in</strong> ihren Ausdruck, dass die mitNährsuhstanzenbeladenenWanderzellen durch die Bahnen der VVassergefässe weiter transportirt werden.Die respiratorische Leistung aber ist auf die Fühler <strong>und</strong> Füsscheu beschränkt<strong>und</strong> an ke<strong>in</strong>en dem Hämoglob<strong>in</strong> zu vergleichenden Farbstoffgeb<strong>und</strong>en.*) Archives de zool. exper. et g6n., 2. S6r., T. VII, 1889, p. VIIL**) Vergleichend-physiologische Studien,II. Reihe, 1. Abtheil., Heidelberg 1882.***) An dem eben angeführten Orte, sowie auch <strong>in</strong>: Vergleichend-physiologische Vorträge,Heidelberg 1886.t) John Hopk<strong>in</strong>s Univ. Circ, Vol. 5, 1885, p. 5.tt) Mac Munn, O.A., Contributions to animal Chromatology, Quart. Journ. Microsc. Sc.(2), Vol. 30, 1889, p. 51—96.


398 Seewalzen.Anhangsweise sei bemerkt, dass die S. 239 betonte Uebere<strong>in</strong>stimmungder Leibeshöhlenfliissigkeit mit derjenigen des Wassergefässsystemesauch <strong>in</strong> physiologisch-chemischer Richtung bestätigt worden ist. Krukenberg(131) beschreibt sie bei HolotJmria tubulosa <strong>und</strong> Oucumaria als e<strong>in</strong>edurchaus farblose Flüssigkeit, welche auch bei Cucumaria planci*) sehrarm an gelösten Eiweissstoflfen ist. Er stellte ferner fest, dass sich dar<strong>in</strong>ke<strong>in</strong> Körper f<strong>in</strong>det, der unter dem E<strong>in</strong>flüsse von Kohlensäure, Sauerstoffoder atmosphärischer Luft e<strong>in</strong>en wechselnden Farbenton annimmt.Immerh<strong>in</strong>hält er (131) es für wahrsche<strong>in</strong>lich, dass der Leibeshöhlenflüssigkeite<strong>in</strong>e respiratorische Function zukommt, welche vielleicht an die dar<strong>in</strong>schwimmenden Zellen geb<strong>und</strong>en ist. Denselben rothbraunen Bodensatz,den er <strong>in</strong> der Wassergefässflüssigkeit antrat', fand er bei Cucumariaplanci*) oft, aber doch nicht <strong>in</strong> der Mehrzahl der Fälle, <strong>in</strong> der Flüssigkeitder Leibeshöhle; ebenso fand ihn Ho well (107) bei Tliyone gemmata(Pourt.). Auch die Plasmodienbildung seitens der amöboiden, farblosen(106) der LeibesböhlenflüssigkeitInhaltszellen <strong>in</strong> der isolirten Flüssigkeit kommt nach dem Letztgenannten<strong>in</strong> demselben Maasse zu wie der Wassergefässflüssigkeit.6. Nervensystem.Wie vom morphologischen, so verhält sich auch vom physiologischenGesichtspunkte aus der R<strong>in</strong>gnerv als der eigentliche Central th eil desNervensystems. Aus den beiden von ihm festgestellten Thatsachen, dassbei der Selbstzerstückelung der Synapta digitata nur das den R<strong>in</strong>gnervene<strong>in</strong>schliessende Kopfstück sich aufs Neue zu zerstückeln vermag, dieseFähigkeit aber sofort nach Durchschneidung des R<strong>in</strong>gnerven verliert, hatBaur (10) mit Recht geschlossen, dass der R<strong>in</strong>gnerv e<strong>in</strong> Centralorgansei, welches auf die Bewegungen der Körpermuskulatur e<strong>in</strong>en bestimmendenE<strong>in</strong>fluss ausübt. Dieser Ansicht, dass der R<strong>in</strong>gnerv functionell höherstehe als die Radialnerven, s<strong>in</strong>d auch die späteren Forscher, z.B. Semon(233, 236) <strong>und</strong> Hamann (92, 93) gefolgt; doch ist nicht zu verkennen, dasserneuerte <strong>und</strong> ausgedehntere experimentelle Untersuchungen über dieseFrage, wie man solche bei anderen Classen der Ech<strong>in</strong>odermen vorgenommenhat, für die Holothurien bis jetzt noch nicht vorliegen.Empf<strong>in</strong>dlichkeit gegen chemische <strong>und</strong> mechanische Reizekommt <strong>in</strong> deutlichster Weise zum Ausdruck. Berührung der Fühler oderFüsschen veranlasst dieselben sofort zu ausweichenden Bewegungen oderzum Zurückziehen. Unsanftes Anfassen <strong>und</strong> andere Belästigungen beantwortendie Holothurien mit Zusammenziehung des ganzen Körpers, Ausspritzendes Athemwassers, Auflösen der Haut, Ausschleudern der Cuvier'-schen Organe, Ausstossen der E<strong>in</strong>geweide oder Zerstückelung des Körpers;*) Krukenberg, Vergleichend-physiologisclie Studien, II. Reihe, 1. Abth., Heidelberg 1882.


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme. 399die auffallendsten unter diesen Ersche<strong>in</strong>ungen s<strong>in</strong>d weiter unten, S. 418bis 422, näher besprochen. Selbst auf leichte Erschütterungen des Bodensreagiren manche Arten sofort durch Bewegungen. Aus alledem gehthervor, dass die Haut dieser Thiere sehr reich an sensiblen Nerven se<strong>in</strong>muss <strong>und</strong> dem entspricht denn auch thatsächlich der anatomische Bef<strong>und</strong>(s. S. 72— 76). Mit Recht darf man <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>neszellen <strong>und</strong> S<strong>in</strong>nespapillender Haut, <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>nesplatten der Füsschen <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>nesplatten,S<strong>in</strong>nespapillen <strong>und</strong> knospenförmigen S<strong>in</strong>nesorganen der Fühler,Tastapparate erblicken*). Ob e<strong>in</strong>zelnen derselben e<strong>in</strong>e specialisirteFunction als Geruchs- oder Geschmacksorgane zukommt, istzweifelhaft, aber immerh<strong>in</strong> möglich. An Geschmacksorgane könnte manbei den S<strong>in</strong>neszelleu der M<strong>und</strong>scheibe <strong>und</strong> den knospenförmigen S<strong>in</strong>nesorganender Fühler (Hamann, Semon)denken. Den Geruchss<strong>in</strong>nsuchte Graber**) dadurch zu prüfen, dass er verschiedene Riechstoffe ander Spitze e<strong>in</strong>es Glasstäbchens bis auf 2— 5 mm Entfernung an die Füsschenoder Fühler der Holothurien heranbrachte. Bei Anwendung vonRosenöl zog alsdann e<strong>in</strong>e HolotJmria tubulosaihre Füsschen nach wenigenSec<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>; noch stärker wurden die Füsschen bei Anwendung vonRosmar<strong>in</strong>öl zurückgezogen, schwächer dagegen bei Asa foetida. Dagegenreagiiten die ausgestreckten Fühler e<strong>in</strong>er jungen Synapta digitata wedergegen Rosenöl, noch gegen Asa fortida, wohl aber gegen Rosmar<strong>in</strong>öl.Von höheren S<strong>in</strong>nesorganen werden e<strong>in</strong>zelneu Holothurien Hörbläs.-chen <strong>und</strong> Augen zugeschrieben. Dass die nur bei Synaptiden<strong>und</strong> Elasipodenbekannten Hörbläschen (s. S. 76 — 79) morphologisch als solcheaufzufassen s<strong>in</strong>d, steht ausser Zweifel. Ebenso halte ich es für sicher,dass sie ke<strong>in</strong>eswegs rückgebildete Organe darstellen, wie Hamann (93)me<strong>in</strong>te; denn durch e<strong>in</strong>e von Bartheis <strong>und</strong> mir***) vorgenommene Untersuchungderselben an sieben verschiedenen Syuaptiden konnten wir uns<strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimmung mit Semon (235 u. 236) überzeugen, dass sie stets<strong>in</strong> nervöser Verb<strong>in</strong>dung mit den Radialnerven stehen <strong>und</strong> also wohl auch<strong>in</strong> irgend e<strong>in</strong>er Weise als nervöse Endapparate functioniren müssen. Obsie freilich <strong>in</strong> Wirklichkeit dem Thiere e<strong>in</strong> Hören vermitteln, bedarf umso mehr der experimentellen Untersuchung, als Quatrefages (210) <strong>und</strong>Semon (235) an mittelmeerischen Synaptiden e<strong>in</strong>e völlige Taubheit fürgewöhnliche Töne glaubten constatiren zu können. Semon vermuthet,dass vielleicht die „Hörbläschen" es s<strong>in</strong>d, welche dem Thiere jede Erschütterungdes Sandes, <strong>in</strong> oder auf dem es lebt, oder des Gefässes, <strong>in</strong>dem es sich bef<strong>in</strong>det, zur Empf<strong>in</strong>dung br<strong>in</strong>gen. Die Frage nach dem Vorkommenvon Sehorganen ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes Stadium, als auf S. 79 <strong>dargestellt</strong>,e<strong>in</strong>getreten, seit es vor Kurzem Bartheis <strong>und</strong> mirf) gelang, an*) üeber die Ansicht Semper's,dassauch die Kalkliörper der Haut zum Tasten dienen, s.S. 383.**) Grab er, V., üeber die Empf<strong>in</strong>dlichkeit e<strong>in</strong>iger Meeresthiere gegen Kieclistoffe. Biolog.Centralbl. Bd. 8, 1889, S. 750.***) Zur Anatomie der Synaptiden. Zoolog. Anzeiger, Nr. 360, 1891.t)1- c.


400 Seewalzen,den sog. Augen der Synapta vittata (Forsk.) die Zusammensetzung e<strong>in</strong>esunzweifelhaften S<strong>in</strong>nesorganes anzutreffen. Bei dieser Art entspricht e<strong>in</strong>emjeden der beiden an jeder FUhlerwurzel bef<strong>in</strong>dlichen Pigmentflecke e<strong>in</strong>eVerbreiterung des Fühlernerven, welche sich durch e<strong>in</strong>e ansehnliche Gruppeglasheller, von Pigment umlagerter S<strong>in</strong>neszellen auszeichnet; die ganzeGruppe wird überdies von e<strong>in</strong>er pigmentirten Schicht wie von e<strong>in</strong>emGewölbe überdacht. Bei St/najita ors<strong>in</strong>ü Ludw. fanden wir an denselbenStellen e<strong>in</strong>en kurzen Nervenast, welcher vom Fühlernerv abgeht <strong>und</strong> anse<strong>in</strong>em Ende zu e<strong>in</strong>em kugeligen, ganglionaren Gebilde anschwillt. Nachdiesen Bef<strong>und</strong>en glauben wir uns zu der Vermuthung bert^chtigt, dass auchdie bei Synapta lappa J. Müll, <strong>und</strong> Synajjfa vivipara (Oerst.) bekanntenpaarigen Pigmentflecke aufden Fühlerbasen S<strong>in</strong>nesorgane darstellen. Dagegenmüssen wir Hamann (93) zustimmen, wenn er den unpaaren Pigmentflecken,welche bei Synapta digitata nicht auf, sondern zwischen den Fuhlerbasenangebracht s<strong>in</strong>d, die Bedeutung e<strong>in</strong>es S<strong>in</strong>nesapparates abspricht. Obnun aber die soeben beschriebenen S<strong>in</strong>nesorgane der Synapta vittata <strong>und</strong>ors<strong>in</strong>ü dem Thiere e<strong>in</strong>e Lichtenipf<strong>in</strong>dung oder gar e<strong>in</strong>e <strong>Bild</strong>vvahrnehmungvermitteln, ist e<strong>in</strong>stweilen ganz unbekannt. Bei den mittelmeerischen Arten,welchen diese Organe fehlen, konnte Semon (235) ke<strong>in</strong>erlei Reaction gegenLicht wahrnehmen; die Bewegungen <strong>und</strong> das sonstige Benehmen derThiere schienen von Hell <strong>und</strong> Dunkel ganz unabhängig zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> erfolgten<strong>in</strong> gleicher Weise bei Tage wie bei Nacht. Auch auf plötzliche<strong>in</strong>tensive Beleuchtung oder Beschattung konnte Semon ke<strong>in</strong>erlei Wirkungwahrnehmen, während Quatrefages (210) im Gegensatze dazu angibt, dassdie Synapta <strong>in</strong>haercns e<strong>in</strong>e plötzliche starke Beleuchtung durch Bewegungendes Körpers <strong>und</strong> der Fühler beantwortete, letzteres namentlich dann, wenndas Licht gerade die Fühler traf.Im Anschlüsse an die Function des Nervensystemes mögen die Beobachtungene<strong>in</strong>e Stelle f<strong>in</strong>den, welche man über die E<strong>in</strong>wirkung verschiedenerArzneistoffe <strong>und</strong> Gifte an Holothurien angestellt hat.Dieselben rühren ausschliesslich von Krukenberg (128) her. Er experimentirtemit Synapta digitata <strong>und</strong> fand, dass dieselbe durch e<strong>in</strong>e Curarelösungvon 1 300 <strong>in</strong> 20 M<strong>in</strong>uten vollkommen gelähmt wird; Wieder-:belebungsversuche niisslangen.Kampher-E<strong>in</strong>wirkung bewirkte <strong>in</strong> 30 M<strong>in</strong>utenvöllige Bewegungslosigkeit, aus welcher sich das Thier nach e<strong>in</strong>stündigemAufenthalte <strong>in</strong> frischem Seewasser wieder erholte. Strychn<strong>in</strong>nitrat von1 : 500 rief <strong>in</strong> 25 M<strong>in</strong>uten Bewegungslosigkeit hervor; <strong>in</strong> frischem Seewasserkehrte alsdann nach 30 St<strong>und</strong>en zwar die active Beweglichkeitzurück, aber das Thier starb doch. Aetherisirtes oder chloroformirtesWasser machte <strong>in</strong> 15 M<strong>in</strong>uten die Muskeln starr; nachdem e<strong>in</strong>mal dievolle Muskelstarre e<strong>in</strong>getreten war, gelang e<strong>in</strong>e völlige Erholung nichtmehr. Auch destillirtes Wasser bewirkte <strong>in</strong> 30 M<strong>in</strong>uten Muskelstarre;Wiederbelebungsversuche <strong>in</strong> frischem Seewasser blieben erfolglos.Nicot<strong>in</strong>lösungvon 1 : 600 — 700 rief <strong>in</strong> 5 M<strong>in</strong>uten energische Contractionen ,<strong>in</strong>25 M<strong>in</strong>uten Bewegungslosigkeit, Muskelstarre, Tod hervor. Durch e<strong>in</strong>e


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme. 401Atrop<strong>in</strong>sulfatlösiiEg von 1 : 500 wurde das Thier zu e<strong>in</strong>em Muskelkrampfveranlasst, welcher zur SelbstzerstückeluDg führte.7. Cuvier'sche Organe.Die Functionder Cuvier'schen Organe ist noch nicht <strong>in</strong> befriedigenderWeise bekannt. Aus ihrem S. 173 — 180 erläuterten Baue geht nur so vielmit Sicherheit hervor, dass sie contractile Gebilde s<strong>in</strong>d,welche <strong>in</strong> derRegel unter ihrem äusseren Epithel e<strong>in</strong>e Schicht von Drüsenzellen besitzen,<strong>und</strong> durch ihren <strong>in</strong>neren Achseukanal mit dem Inneren der Kiemenstämme<strong>und</strong> weiterh<strong>in</strong> der Kloake <strong>in</strong> offener Verb<strong>in</strong>dung stehen. Die VermuthungJäger's (110), es handle sich <strong>in</strong> den Cuvier'schen Organen um nierenähnlicheE<strong>in</strong>richtungen, veranlasste Selenka (229) sie auf etwaigen Gehaltan Harnsäure zu prüfen; das Ergebniss war e<strong>in</strong> negatives. Selenka bezeichnetsie demnach nur <strong>in</strong> ganz allgeme<strong>in</strong>em S<strong>in</strong>ne als Excretionsorgane,ähnlich wie schon Joh. Müller (184) sie e<strong>in</strong>fach als „drüsige" Schläuchebezeichnet hatte. Beide Forscher übersahen aber, dass schon damalsBeobachtungen von Pe ach (198) vorlagen, welche e<strong>in</strong>e bestimmtere Deutungdieser Organe nahe legten. Peach hatte an Holothuria nigra*) beobachtet,dass das Thier auf äussere Reize h<strong>in</strong> aus se<strong>in</strong>er Kloakenöffnung dieCuvier'schen Organe <strong>in</strong> Gestalt weisser Fäden ausstösst, welche ausserordentlichzäh s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich zu bedeutender Länge ausziehen können.Er sah, wie andere Thiere (Krebse, Fische) sich <strong>in</strong> die Fäden verwickelten,<strong>und</strong> kam dadurch zu der Ansicht, dass es sich hier um eigenartige Vertheidigungsorgane dieser, von den Fischern recht treffend als „Cotton-Sp<strong>in</strong>ner" bezeichneten Holothurie handle. Aehnliche Beobachtungen warenfrüher von Mertens (154) gemacht worden, blieben aber ohne E<strong>in</strong>flussauf die Entwickelung unserer Kenntnisse, da sie erst lange nach se<strong>in</strong>emTode veröffentlicht wurden. Mertens sah, dass die Holothuria marmorafa(Jag.) bei Berührung milchweisse, klebende Fäden (das s<strong>in</strong>d die Cuvier'-schen Organe) aus der Kloake hervorschiesst, <strong>und</strong> glaubte dar<strong>in</strong> „Angriffs-oder Vertheidigungswaffen erkennen zu müssen". Das Gleiche beobachteteer bei Holothuria pulla Sei. <strong>und</strong> c<strong>in</strong>erascens (Br.).Von Angriffswaffeukann nun freilich ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>, da noch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigenFalle e<strong>in</strong>e ganz spontane Ausstossung der ,,milchweissen klebrigen Fäden"wahrgenommen wurde. Aber dass sie zur Vertheidigung dienen, ist e<strong>in</strong>eAnsicht, zu welcher noch vor Veröffentlichung der Mertens'schen Be-<strong>und</strong> nach ihm Greeff (78) gelangt s<strong>in</strong>d.obachtungen auch Semper (238)Semper sah das auf Reize erfolgende Ausstossen der Cuvier'schen Organebei mehreren tropischen Arten {Holothuria impatiens u. a.),während Greeff*) Vergl. über diese Art Bell (15 u. 16), sowie Herdmann, W. A., The B'iologicalResults of the Cruise of the S. Y. „Argo" ro<strong>und</strong> the West Coast of Ireland <strong>in</strong> August 1890.Proceed and Transact. of the Liverpool Biological Society,bis 203.Vol. V, Liverpool 1891, p. 201Cvonn, Klassen des Thier- Eeicbs. II. 3. 26


402 Seewalzen.dieselbe Ersche<strong>in</strong>ung an canarischen <strong>und</strong> mittelmeerischen Arten, namentlichan Holotlmria pöli Delle Chiaje <strong>und</strong> forsJcalii Delle Chiaje feststellte.Mit Recht hebt Semper gegen die Deutung, es seien die Organe Nieren,hervor, dass sie den meisten Holothurien gänzlich fehlen. Aber auch dieda sie <strong>in</strong>Auslegung derselben als Waffen befriedigt ihn nicht ganz,manchen Fällen,z. B, bei gewissen Mülleria- Arten, ansche<strong>in</strong>end niemalsausgestossen werden <strong>und</strong> der klebrigen Drüsenzellenschicht ganz entbehren,Greeff brachte das fernere Bedenken vor, dass bei manchenArten die Cuvier'schen Organe <strong>in</strong> so spärlicher Entwickelung auftreten,dass das Ausstossen derselben dem Thiere kaum e<strong>in</strong>en wirksamen Schutzbieten könne. Dem gegenüberist darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass das ,, spärliche''Auftreten ,von welchem G r e e f tspricht ,durch e<strong>in</strong> kurz vorhergegangenesAusstossen der Organe bed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong> kann (s. S. 175).Des Näheren erfolgt das Ausstossen derselben nach Semper nichtetwa <strong>in</strong> der Weise, dass sie sich umstülpen oder sofort an ihrer Basisabreissen <strong>und</strong> dann durch diese Rissw<strong>und</strong>e nach aussen gelangen, sondernso, dass sie mit ihrem freien, der Basis entgegengesetzten Ende durche<strong>in</strong> Loch <strong>in</strong> der Kloakenwandung nach aussen treten. Erst wenn derausgetretene Faden irgendwo angeklebt ist <strong>und</strong> nunmehr Zerrungen erfährt,reisst er schliesslich an se<strong>in</strong>em Stiele ab. Ob das oder die Löcher<strong>in</strong> der Kloakenwand,welche den Cuvier'schen Schläuchen den Austrittermöglichen, durch Risse entstehen oder als präformirte Oeffnungen anzusehens<strong>in</strong>d, stellt Semper als e<strong>in</strong>e offene Frage h<strong>in</strong>. Unsere thatsächlichenanatomischen Kenntnisse gestatten aber nur die erstere Annahme.Dementsprechend kommen dann auch Greeff <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs Herouard*)zu der Vermuthung, dass es sich bei dem ganzen Vorgange vielleicht nurum e<strong>in</strong> unvollständiges Auswerfen der E<strong>in</strong>geweide überhaupt handle, wiee<strong>in</strong> solches auf stärkere Reize h<strong>in</strong> bei manchen Arten <strong>in</strong> sehr vollständigerWeise stattf<strong>in</strong>det. Dann könnte man freilich <strong>in</strong> dem Ausstossen derCuvier'schen Organe ke<strong>in</strong>e ganz normale Ersche<strong>in</strong>ung erblicken, sonderne<strong>in</strong>e ans Krankhafte grenzende Reaction, welche für das Thier selbstzwar mit e<strong>in</strong>em Verlust an Organen verb<strong>und</strong>en demselben aber ist,gleichzeitigals e<strong>in</strong> Schutzmittel gegen se<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>de von Vortheil wird. DieseAuffassung wird dadurch nicht erschüttert, dass die Holotlmria mipatiens,wie Semper hervorhebt, oft schon ganz leichte Reizungen durch Ausschleuderne<strong>in</strong>iger Cuvier'schen Schläuche beantwortet. Die Reizbarkeitder verschiedenen Arten ist eben, wie kaum anders zu erwarten, e<strong>in</strong>esehr ungleiche <strong>und</strong> wird gewissauch von <strong>in</strong>dividuellen <strong>und</strong> örtlichen Verhältnissenbee<strong>in</strong>flusst. Zum Beweise dessen sei erwähnt, dass Semperbei welcher Hertens das Aus-bei derselben Art: Holotlmria marmorata,stossen der Schläuche beobachtete, nichts davon wahrnehmen konnte <strong>und</strong>dass nach Sluiter (242) die Holotlmria fusco-c<strong>in</strong>erea J'äg.nur selten ihreSchläuche entlässt, während die Holotlmria oxurrojpa bei der leisesten Be-*) Reclierclies sur les Holotburies des cütes de France, Paris 1890, p. 140.


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsystemc. 403rühiung e<strong>in</strong>e ganze Menge entsendet. Das Abnorme des Vorgangessche<strong>in</strong>t mir davon, ob er auf e<strong>in</strong>en starken oder schwachen Reiz e<strong>in</strong>tritt,unabhängig zu se<strong>in</strong>, dagegen dar<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Begründung zu haben, dass erdurch Zerreissung des e<strong>in</strong>en Organs (nämlich der Kloakenvvand) <strong>und</strong>durch Verhist anderer Organe (nämlich der Cuvier'schen Schläuche selbst)zu Stande kommt. Wenn mm aber so der Nutzen, den die Cuvier'schenOrgane als Vertheidigungswaifen leisten, auf e<strong>in</strong>em abnormen Vorgangeberuht <strong>und</strong> wenn es,wie oben mitgetheilt, Mülleria- Arten gibt, bei welchendas Ausstossen derselben überhaupt nicht vorkommt, was ist dann ihrenormale Leistung? Ich muss gestehen, dass wir auf diese Frage ke<strong>in</strong>eAntwort zu geben vermögen. Denn wenn auch Herouard (1. c.) erklärt,es handle sich <strong>in</strong> den Cuvier'schen Organen ,, e<strong>in</strong>fach um specielle Drüsenorgane",so sagt das nicht mehr,als was schon Job. Müller mit der allgeme<strong>in</strong>enBezeichnung ,, drüsige Organe" aussprach denn; gerade überdie specielle Function dieser Drüsen wagt auch Herouard ke<strong>in</strong>e Vermuthungzu äussern <strong>und</strong> übersieht zugleich, dass es Holothurien gibt, beiwelchen die Drüsenzellenschicht ganz fehlt. Wie überdies Herouard denOrganen jegliche Beziehung zur Veriheidigung des Thieres r<strong>und</strong>weg absprechenkann, ist mir angesichts der Beobachtungen von Peach, Mertens,Semper, Greeff, Jourdan, Sluiter völlig unverständlich. Mit der Ansicht,dass die Cuvier'schen Organe normal im Inneren desHolothurienkörpersals Drüsen functioniren, ist übiigens auch schwer zu vere<strong>in</strong>baren, dassdie Drüsenzellenschicht nach <strong>in</strong>nen durch B<strong>in</strong>degewebs- <strong>und</strong> Muskelschichtenvon dem Achsenkanal der Organe getrennt ist,der bei jenerAnnahme doch wohl die Rolle des Ausführungsganges der Drüse zu übernehmenhätte.Die ausgestossenen Schläuche zeigen verschiedene auffallende Eigenschaften.Vor Allem s<strong>in</strong>d sie von e<strong>in</strong>er ausserordentlichen Elasticität <strong>und</strong>Ausdehnungsfähigkeit; ohne zu zerreissen, können sie durch irgend e<strong>in</strong>enZug bis zu e<strong>in</strong>er Länge ausgezogen werden, welche die ursprünglicheLänge um das 20- bis 30 fache <strong>und</strong> noch mehr übertrifft. Ihre Oberfläche,welche früher, solange die Schläuche sich noch <strong>in</strong> der Leibeshöhledes Thieres befanden, nicht klebte, ist jetzt dermaassen klebrig, dass derSchlauch an jedem anderen Gegenstande, mit dem er <strong>in</strong> Berührung kommt,haftet. Die mikroskopische Untersuchung erklärt diese Klebrigkeit dadurch,dass das äussere Epithel des Schlauches zerrissen <strong>und</strong> dafür dieDrüsenzellenschicht frei an die Oberfläche gelangt ist;dabei haben sichdie früher r<strong>in</strong>nenförmig gebogenen Drüsenzellen nunmehr flach ausgebreitet.Unmittelbar nach dem Ausstossen nimmt man ferner an denSchläuchen, auch dann, wenn sie sich nirgends angeheftet haben <strong>und</strong>ke<strong>in</strong>erlei Zug auf sie e<strong>in</strong>wirkt, Formveränderungen<strong>in</strong> Gestalt von Verlängerungen<strong>und</strong> Verkürzungen , Anschwellungen <strong>und</strong> Verschmälerungenwahr. Semper suchte unter diesen Ersche<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong>sbesondere die Ver-durch die Annahme zu er-längerung mit gleichzeitiger Anschwellungklären,dass dabei e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>strömen von Blutflüssigkeit <strong>in</strong> das Cuvier'sche26*


404 See\raizeri.Organ stattf<strong>in</strong>de. Es gelang ihm aber ebensowenig als anderen Forschern,die für e<strong>in</strong> solches E<strong>in</strong>strömen nöthigen Blutbahnen als thatsächlich vorhandennachzuweisen.Greeff dagegen beobachtete, dass Ausdehnung <strong>und</strong>Verlängerung durch e<strong>in</strong>strömendes Athemwasser verursacht wird, welchesaus der Kloake <strong>und</strong> den Kieraenstämmen <strong>in</strong> den Achsenkanal der Cuvier'-schen Schläuche h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getrieben wird. »Sobald der Druck nachlässt,strömt das Wasser wieder zurück, wobei sich der Schlauch theils <strong>in</strong> Folgeder Elasticität se<strong>in</strong>es B<strong>in</strong>degewebes, theils durch die Thätigkeit se<strong>in</strong>erMuskelfasern wieder verkürzt <strong>und</strong> verschmälert. Jourdan (114) weist denMuskelfasern <strong>in</strong> der Wand der Cuvier'schen Organe sogar e<strong>in</strong>e Beihülfebeim Ausstossen derselben zu; wie das möglich se<strong>in</strong> soll, ist aber ausder Anordnung der Fasern nicht zu entnehmen. Greeff 's Ansicht dagegen,dass von der Kloake <strong>und</strong> dem Stamme der Kiemenbäume Wasser direct<strong>in</strong> die Schläuche h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getrieben wird, wurde neuerd<strong>in</strong>gs durch Herouard(1. c.) experimentell bestätigt, allerd<strong>in</strong>gs ohne dass er se<strong>in</strong>es VorgängersErwähnung gethan hätte.Der Vollständigkeit halber ist schliesslich h<strong>in</strong>sichtlich der Functionder Cuvier'schen Organe zu bemerken, dass Semper die Vermuthung ausgesprochenhat,sie könnten vielleicht auch als geschlechtliche Reizapparatedienen; <strong>in</strong>dessen hat sich für die Richtigkeit dieser Vermuthung bis jetztnicht der ger<strong>in</strong>gste Anhalt dargeboten.8.Wimperorgane der Synaptiden.Wie über so manchen anderen Punkt der Physiologie der Holothuriens<strong>in</strong>d wir auch über die Function der auf die Synaptiden beschränktenWimperorgane bis jetzt noch zu ke<strong>in</strong>er befriedigenden Erkeuntniss gelangt.G r üb e's (83) Vermuthung, dnss sie Excretionsorgane seien, berührtsich mit derjenigen Leydig's (142 u. 144), welcher sie den Segmentalorganender Würmer gleichstellen wollte <strong>und</strong> der Me<strong>in</strong>ung war, dass ihreStiele e<strong>in</strong>en mit dem Blutgefässsystem <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehenden Kanalumschliessen. Durch den von den späteren Forschern erbrachten Nachweis(s. S. 228), dass e<strong>in</strong> solcher Kanal <strong>in</strong> Wirklichkeit nicht vorhandenist, wurde der Leydig'schen Deutung der Boden entzogen. Semper (238)gelangte vielmehr zu der Auffassung, dass ihre Aufgabe vielleicht lediglichdar<strong>in</strong> bestehe, die Leibesflüssigkeit „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ganz bestimmten"Richtung zu bewegen. Schon vorher hatte Baur (10) es für das Wahrsche<strong>in</strong>lichsteerklärt, dass diese Organe überhaupt dazu da s<strong>in</strong>d, dieFlüssigkeit der Leibeshöhle <strong>in</strong> Bewegung zu halten. Diese Ansicht dürfteauch heute noch das Meiste für sich haben, denn es ist nicht e<strong>in</strong>zusehen,wieso sie bei ihrem Baue <strong>und</strong> ihrer Anordnung der Leibesflüssigkeit e<strong>in</strong>eganz bestimmte Strömungsrichtung anweisen könnten. Semon (236) konntedurch unmittelbare Beobachtung der lebenden thätigen Wimperorganefeststellen, dass sie zur Erregung e<strong>in</strong>er bestimmten Stromrichtung sogar


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme. 405<strong>in</strong> hervorragendem Maasse ungeeignet s<strong>in</strong>d. Gleichzeitig aber beobachteteer, dass sie durch ihre Wimperthätigkeit von allen Seiten her die Leibeshöhlenflüssigkeitmit den <strong>in</strong> dieser tlottirenden Elementen an sich heranstrudeln<strong>und</strong> <strong>in</strong> den trichterförmigen Gr<strong>und</strong> der Wimperplatte e<strong>in</strong>strömenlassen. Da er ferner im Gewebe der Stiele der Wimperorgane denselben„Ijmphoideu'' Wauderzellen begegnete, welche <strong>in</strong> der Leibesflüssigkeitvorkommen, nimmt er weiter an, dass diese Zellen aus der Leibeshöhlenflüssigkeitherstammen, <strong>in</strong> den Gr<strong>und</strong>, der Wimpertrichter h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gewirbeltworden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich von hier aus durch amöboide Bewegungen <strong>in</strong> dasGewebe des Stieles h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gearbeitet haben. „Wir hätten uns demnachdie Wimpertrichter als Organe vorzustellen, die dazu bestimmt s<strong>in</strong>d, dielymphoiden Zellen der Leibeshöhle aufzunehmen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Anfangsstationfür ihre Wanderungen <strong>in</strong> die Gewebe zu bilden. Es wären grosse <strong>und</strong>complicirt gebaute Lymphstomata der Leibeshöhle. ^' So ansprechend dieseDeutung der Wimperorgane auch auf den ersten Augenblick ersche<strong>in</strong>t,so ist sie doch nicht e<strong>in</strong>wandfrei. Die im Stiele angetroffenen Wauderzellenkönnten auch <strong>in</strong> umgekehrter Richtung aus dem B<strong>in</strong>degewebe desMesenteriums oder der Körperwand <strong>in</strong> den Stiel gelaugtse<strong>in</strong>. Fernerbleibt die Möglichkeit offen, dass das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von Wanderzellen <strong>in</strong>den Trichter der Wimperorgane e<strong>in</strong>e für die Beurtheilung der Functiondieser Organe nebensächliche Ersche<strong>in</strong>ung ist <strong>und</strong> die Hauptsache nachwie vor <strong>in</strong> der Bewegung der Leibesflüssigkeitzu sehen ist. Wenn demso ist, darf man wohl mit Baur (10) auch noch e<strong>in</strong>en Schritt weiter gehen<strong>und</strong> <strong>in</strong> den Wimperorganen der Synaptiden Hülfswerkzeuge der durch dieganze Körperwand h<strong>in</strong>durch stattf<strong>in</strong>denden Athmung (s. S. 392)— erblickene<strong>in</strong>e Ansicht, die dadurch e<strong>in</strong>e Stütze erhält, dass das Auftreten derWimperorgane bei den Synaptiden Hand <strong>in</strong> Hand gebt mit e<strong>in</strong>em völligenMangel der Kiemenbäume.9.Fortpflanzung <strong>und</strong> Brutpflege.Im Anschlüsse an die Angaben im Kapitel Ontogenie (S. 248 u. ff.)s<strong>in</strong>d hier ausser der Brutpflege auch noch e<strong>in</strong>ige andere Punkte zu erörtern,welche mit der Fortpflanzung <strong>in</strong> mehr oder weniger enger Beziehungstehen. Zunächst tritt uns da die Frage entgegen, ob die geschlechtlicheFortpflanzung bei den Holothurien die e<strong>in</strong>zig mögliche Formder Vermehrung ist,oder ob auch ungeschlechtliche Vermehrungsvorgängebei ihnen vorkommen.Nach der soeben erschienenen Mittheilung von Chadwick*) kannman nicht länger daran zweifeln, dass bei e<strong>in</strong>zelnen Arten e<strong>in</strong>e Vermehrungdurch quere Theilung <strong>und</strong> nachfolgende Regeneration sich that-"^j Cliadwick. Herbert C, Notes on Cucumaria planci. Proceed. andTransact. of theLiverpool Biological Society, Vol. V, Liverpool 1891, p. 81—82, PI. L


406 Seewalzen.sächlich ereignenkann. Es werden dadurch die älteren <strong>und</strong> bis dah<strong>in</strong>alle<strong>in</strong>stehenden Beobachtungen von Dalyell (47, 48) bestätigt. Die Angabenbeider Forscher, auf welche ich weiter unten bei Besprechung derRegeneration (s.S. 423) noch zurückkommen werde, beziehen sich aberauf CttctMwan'a-Individuen, welche im Aquarium gehalten wurden, lassen alsoden E<strong>in</strong>wand zu, dass es sich bei der beobachteten Theilung nicht ume<strong>in</strong>en normalen Vermehrungsvorgang, sondern um e<strong>in</strong>e abnorme Ersche<strong>in</strong>unggehandelt habe. Bei anderen Familien als den Dendrochirotens<strong>in</strong>d derartige Vermehrungen durch Theilung überhaupt noch nicht bekanntgeworden.Die geschlechtliche Vermehrung dagegenist für alle Holothurien<strong>und</strong> für die allermeisten die ausschliessliche Form der Fort-die Regelpflanzung. Ueber die Jahreszeit derselben, über die Ablage der Eier <strong>und</strong>des Samens, über die Reifung <strong>und</strong> Befruchtung der Eier ist im Kapitel—Ontogenie berichtet worden (s. S. 249 253). Die Geschlechtsreifesche<strong>in</strong>t durchweg früher erreicht zu werden,als das Wachsthum beendetist, denn man trifft fast bei allen Arten halbwüchsige Exemplare an, derenGeschlechtsorgane bereits reife Eier oder Samenkörperchen enthalten.Bei den zwitterigen Arten unter den Synaptidenist es nach Quatrefages(110), Sem per (238) <strong>und</strong> Hamann (93) als Regel anzusehen,dass die Reife der Spermatozoon bei demselben Individuum früher e<strong>in</strong>trittals die der Eier (sog. protandrische Zwitter).Aeusserlich s<strong>in</strong>d die beiden Geschlechter meistens nicht zu unterscheiden,es sei denn, dass nur das S e<strong>in</strong>e Genitalpapille besitzt oder das$ sich durch E<strong>in</strong>richtungen zur Brutpflege auszeichnet (s.S. 189— 190).Ueber die relative Zahl der beiden Geschlechter liegen ke<strong>in</strong>erleiUntersuchungen vor; doch macht Selenka (229) die Bemerkung, dassdie Männchen ganz allgeme<strong>in</strong> seltener zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en als dieWeibchen.Ueber die <strong>in</strong> der Zahl der Eier sichausdrückendeFruchtbarkeit fehlenebenfalls genaue Angaben. Nur bei Dalyell (48) f<strong>in</strong>det sich die Notiz,dass er bei der von ihm Holothuria fusus genannten Art die Zahl derEier auf m<strong>in</strong>destens 5000 schätze. Im Ganzen ist jedenfalls die Fruchtbarkeite<strong>in</strong>e sehr grosse, wie sich schon aus der ger<strong>in</strong>gen Grösse der Eier<strong>und</strong> der beträchtlichen Zahl <strong>und</strong> Länge der Genitalschläuche bei denmeisten Arten ergibt. Man wird nicht fehl gehen mit der Annahme, dassbei der Mehrzahl der Arten die Zahl der Eier sich auf viele Tausendebeziffert.Manche Arten sche<strong>in</strong>en zur Zeit der Fortpflanzung Wanderungenzu unternehmen, um sich <strong>in</strong> grösserer Anzahl zusammenzuf<strong>in</strong>den, wenigstensglaubt Graeffe (73) auf solche Weise erklären zu können, dass er dieHolothuria poli von November bis Februar, d. h. zur Zeit ihrer Fortpflanzung,an denselben Stellen <strong>in</strong> Scharen antraf, wo sie zu andererJahreszeit nur vere<strong>in</strong>zelt erbeutet wurde. Im selben S<strong>in</strong>ne ist vielleicht


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme. 407verlässt. Obauch die Beobachtung von Herouard*) zu deuten, dass die TJiyone<strong>in</strong>ermis Hell. (= aurantiaca Costa) bei Banyuls immer nur <strong>in</strong> den erstenMärztagen gefischt wurde wahrsche<strong>in</strong>lich lebt sie sonst im Schlamm ver-;steckt, den sie zu jener Zeit zum Zwecke der Fortpflanzungauch bei anderen Arten, welche von Semper (238) <strong>und</strong> Herouard*)als gesellig lebende bezeichnet werden**), der Fortpflanzungstrieb dieZusammenscharung veranlasst, steht dah<strong>in</strong>.Brutpflege. E<strong>in</strong>e deutlich ausgeprägte Brutpflege ist bis jetzt, wieschon S. 251 bemerkt, nur von e<strong>in</strong>igen Dendrochiroten <strong>und</strong> Synaptidenbekannt. Die erste, später ganz <strong>in</strong> Vergessenheit gerathene Nachrichtüber Brutpflege bei Holothurien rührt von Fabricius (61) her, welchervor mehr als e<strong>in</strong>em Jahrh<strong>und</strong>ert von e<strong>in</strong>er arktischen Dendrochirote mittheilte,dass sie lebendig gebärend sei. Das Gleiche berichteten späterOersted (192) von e<strong>in</strong>er west<strong>in</strong>dischen Synapta <strong>und</strong> Kowalevsky (121)von dem mittelmeerischen PhyUopJionis urna. Dann folgten die Beobachtungenvon Wyv. Thomson (271), mir (153), Lampert (135) <strong>und</strong>Lev<strong>in</strong>son (141) über dieBrutpflege der antarktischen <strong>und</strong> arktischen Arten:Oucumariacrocea{hess.),Psolusep]iippiferW.Thoms.yCiicimiarialaevigata{YGYr.)<strong>und</strong> Cucumaria m<strong>in</strong>uta (Fabr.), sowie der westatlantischen CJiiridota rotifera(Pourt.). Alle diese Formen können wir nach der Art der Brutpflege <strong>in</strong>drei verschiedene Gruppen e<strong>in</strong>theilen: 1) solche, deren Eier auf e<strong>in</strong>emnoch unaufgeklärten Wege <strong>in</strong> die Leibeshöhle gelangen <strong>und</strong> hier ihreEntwicklung durchlaufen; 2) solche, bei welchen die Eier nach ihremAustritte aus der Geschlechtsöf<strong>in</strong>ung auf dem Rücken des Thieres festgehaltenwerden; 3) solche, bei welchen die aus der Geschlechtsöffnungausgetretenen Eier <strong>in</strong> besondere, durch E<strong>in</strong>stülpung der Haut gebildeteBruttaschen gerathen.A. Die Leibeshöhle wird als Bruthöhle benützt.1) Phyllophoriis urna Grube. Kowalevsky, dem wir die e<strong>in</strong>zigenAngaben darüber verdanken, beobachtete (121) bei Neapel zurSommerszeit, dass bei dieser Art die jungenThiere frei <strong>in</strong> der Leibeshöhlenflüssigkeitdes mütterlichen Thieres umherschwimmen; sie bewegensich dabei sehr behende mit Hülfe ihres Wimperkleides <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d, wennsie schliesslich das Mutterthier verlassen, schon mit fünf Fühlern <strong>und</strong>zwei am h<strong>in</strong>teren Körperende angebrachten Füsschen ausgestattet. Aufwelchem Wege der Austritt aus dem Mutterthier bewerkstelligt wird, bliebräthselhaft. Kowalevsky gibt zwar an, er habe wiederholt gesehen,wie Junge „durch die Kiemen" ausgeworfen wurden, fügt aber sogleichh<strong>in</strong>zu, dass sie möglicherweise nicht aus der Leibeshöhle, sondern ausdem umgebenden Seewasser mit dem e<strong>in</strong>strömenden Athemwasser <strong>in</strong> dieKiemenbäume gelangt waren.*) 1. c. p.7 u. 5.'**) Hulothurla atra Jag. ,scabra Jag. , Haplodactijla molpadioides Semp. , Stichopus1-egalis (Cuv.). /f^^>


408 Seewalzen.2) Synapta vivipara (Oerst.).Wurde <strong>in</strong> West<strong>in</strong>dieu <strong>in</strong> seichtemWasser <strong>und</strong> im Sommer (1. August) westlich von den Abrolhos aufschwimmenden Pflanzen angetroffen. Oersted (192) gab zuerst das„Lebendiggebären" dieser kle<strong>in</strong>en Synapte an, ohne aber irgend etwasNäheres darüber mitzutheilen. Erst durch me<strong>in</strong>e Beobachtungen (160,vergl. auch 153) wurde gezeigt, dass auch hier die Leibeshöhle als Brutraumdient. In ihr fanden sich bei dem e<strong>in</strong>zigen Exemplare, welchesmir vorlag, sechs, etwa Ve ^^^ grosse, jugebdliche, schon mit dem Urdarmausgestattete Larven. Auch <strong>in</strong> diesem Falle konnte noch nicht festgestelltwerden, wie die befruchteten Eier <strong>in</strong> die Leibeshöhle h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> späterdie Jungen aus ihr herausgelangen.3) Cliiridota rotifera (Pouri). Bei dieser von der Floridaküste,den Abrolhosriffen ,aus der Bai von Bahia <strong>und</strong> aus der Bai von Rio deJaneiro bekannten Art konnte ich (153) durch Beobachtungen an e<strong>in</strong>emim September erbeuteten Exemplare feststellen, dass sie dieselbe Brutpflegewie die Synapta vivipara besitzt. Frei <strong>in</strong> der Leibeshöhle traf ich16 junge Thiere von ungefähr 1mm Länge, welche ke<strong>in</strong>e Spur e<strong>in</strong>esLarvenzustandes mehr erkennen Hessen, bereits mit Rädchengruppen <strong>und</strong>sieben Fühlerchen ausgerüstet waren <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>neren Organisationfast ihre ganze Ausbildung vollendet hatten. Auch hier müssenspätere Nachforschungen ausf<strong>in</strong>dig machen, wie die Eier <strong>und</strong> die Jungenden Weg <strong>in</strong> <strong>und</strong> aus der Leibeshöhle f<strong>in</strong>den.B. Die Eier <strong>und</strong> Jungen wer den auf dem Rücken des Mutterthieresfestgehalten. ,4) Cucumaria crocea (Less.). Die Brutpflege dieser antarktischen,an den Falkland-Inseln lebenden, bis 10 cm langen Dendrochirote wurdevon W. Thomson [(271, 272 <strong>und</strong>*)] entdeckt <strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>ige Beobachtungenvon mir (161a) noch näher erläutert. Die Zeit der Fortpflanzungsche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e ziemlich ausgedehnte zu se<strong>in</strong>, denn während nachSander's Notizen (161a) Ende April noch e<strong>in</strong>e Eiablage erfolgt, fandThomson schon Ende Januar fertig ausgebildete Junge. Die abgelegten,0,7 mm grossen Eier bleiben aussen auf dem verschmälerten mittlerendorsalen Interradius liegen <strong>und</strong> werden hier wahrsche<strong>in</strong>lich auf e<strong>in</strong>e nochnicht aufgeklärte Art (vielleicht mit Hülfe e<strong>in</strong>es klebrigen Secretes) festgehalten.An den beiden jenen Interradius begrenzenden Radien desBiviums tritt e<strong>in</strong>e Auflockerung <strong>und</strong> Anschwellung der Gewebe e<strong>in</strong> so-,dass diese beiden Radien bald wie zwei schwammige, dicke Längswülsteersche<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> welchen sich die Füsschen äusserlich kaum mehr unterscheidenlassen. Ob die Eier zunächst Larvenstadien liefern, bedarf nochder Beobachtung. Schliesslich aber liefern sie fertige Junge, welche allmählichbis zu e<strong>in</strong>er Grösse von 4 cm heranwachsen <strong>und</strong> sich bis dah<strong>in</strong>an den beiden dorsalen Radien ihrer Mutter festhalten. Thomson be-*) Voyage of H. M. S. Challenger, Narrative, Vol. I, London 1885, vergl. auchTh6el (267).


Function e<strong>in</strong>zelner Organe <strong>und</strong> Organsysteme. 409merkt, dass alle Junge, welche er auf dem Rücken e<strong>in</strong>es Weibchensantraf, von annähernd gleicher Grösse waren.5) Fsolus epliippifer W. Thoms. Auch bei dieser, gleichfallsantarktischen, an den Heard-Inseln <strong>und</strong> an den Kergnelen lebenden Artverdanken wir die Entdeckung ihrer <strong>in</strong>teressanten Brutpflege denForschungen W. Thomson's (271, 272 <strong>und</strong>*). Die untersuchten Thierewaren Anfang Februar erbeutet. Ihre Brutpflege wird dadurch ermöglicht,dass das Weibchen auf dem Rücken e<strong>in</strong>e Anzahl grosserer Kalkplattenträgt, welche <strong>in</strong> ihrer Gesammtheit e<strong>in</strong>e sattelförmige Erhebung desRückens darstellen, dagegen beim Männchen durch die gewöhnlichenKalkplatten der Haut ersetzt s<strong>in</strong>d. Jede der grösseren Platten wird vone<strong>in</strong>em kurzen kräftigen Stiele getragen, welcher mit se<strong>in</strong>er Basis <strong>in</strong> derRückenhaut befestigt ist. Da sich die Platten mit ihren Seitenrändernso kommt auf diese Weise zwischen den Stielen e<strong>in</strong> von derberühren,Aussenwelt abgeschlossenes Lückensystem zustande, <strong>in</strong> welches die ausder Genitalöfifnung ausgetretenen <strong>und</strong> befruchteten Eier h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gelangen,um sich hier zu jungen Thieren auszubilden.' Später weichen die Plattenränderause<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> gestatten dadurch den Jungen den Austritt ausdem Brutraume. Näheres über die Entwicklung der Jungenist nochnicht bekannt.C. Die Eier gelangen <strong>in</strong> besondere, durch E<strong>in</strong>stülpung derHaut gebildete Bruttaschen.6) Cucumaria laevigata (Verr.). Die 3 — 4 cm grossen Thiereleben, wie die beiden vorigen Arten, an antarktischen Küsten (an denKerguelen <strong>und</strong> an Süd-Georgien). Ihre Brutpflege wurde von Lampert[(135 <strong>und</strong>**)]entdeckt <strong>und</strong> näher beschrieben. Die Eier entwickeln sich<strong>in</strong> zwei beutelfurmigen Bruttaschen, welche rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks vom mittlerenventralen Radius, also <strong>in</strong> den beiden ventralen Interradien, ungefähr <strong>in</strong>der Längsmitte des Körpers an die Haut befestigt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> im Uebrigenfrei <strong>in</strong> die Leibeshöhle hängen. Lampert fand die sackförmigen Brutbeutelallseitig geschlossen, vermuthet aber aus ihrer Befestigung <strong>und</strong> auswie <strong>in</strong> derdem Umstände, dass <strong>in</strong> ihrer Wand dieselben KalkkörperKörperwand vorhanden s<strong>in</strong>d, dass sie durch E<strong>in</strong>stülpungen dieser letzterender Brut-ihre Entstehung genommen haben. Irgend e<strong>in</strong> Zusammenhangbeutel mit den Genitalschläuchen war nicht nachzuweisen. Nur vermuthenkann man nach Analogie der gleichzu besprechenden Cucumariam<strong>in</strong>uta, dass die Bruttaschen anfänglich e<strong>in</strong>e äussere Oeffnung haben,durch welche die Eier aufgenommen werden, <strong>und</strong> dass an derselben Stellesich später wieder e<strong>in</strong> Porus für das Ausschlüpfen der Jungen öffnet.1mm; die Jungen massen 1,5 — 2— 4,5 mm; die grösstenDie <strong>in</strong> den Brutbeuteln bef<strong>in</strong>dlichen Eier haben e<strong>in</strong>e Grösse von ungefährderselben besassenschon 10 Fühler <strong>und</strong> 5 Füsschenreihen.*) 1. c. vergl. auch hierzu Th6el (267).**) Zool. Jahrb. IV, 1889, p. 831.


410 Seewalzen.7)Cucumaria m<strong>in</strong>uta (Fabr.) E<strong>in</strong>e arktisclie, <strong>in</strong> 20 — 93 FadenTiefe lebende Art, deren von Lev<strong>in</strong>sen (141) entdeckte Brutpflege e<strong>in</strong>esehr grosse Aehnlichkeit mit derjenigen der vorigen Art hat. An derventralen Seite des Thieres entwickelt sich rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks von denvordersten Füsschen des mittleren ventralen Radius e<strong>in</strong> frei <strong>in</strong> die Leibeshöhlehängender Sack, welcher an se<strong>in</strong>er Befestigungsstelle die Körperwandungmit e<strong>in</strong>er deutlichen Oeffnung durchbricht. Die Oeffnungen derbeiden Brutsäcke liegenvorn <strong>in</strong> den beidenalso e<strong>in</strong>auder genau gegenüberventralen Interradien. Die Säcke selbst haben e<strong>in</strong>e längliche Form <strong>und</strong>s<strong>in</strong>d bei Thieren von 27— 30 mm Körperlänge 8— 13 mm lang <strong>und</strong> 5 mmbreit. In ihrem Inneren erreichen die Jungen ihre volle Körpergestaltmit fünf, jetzt noch e<strong>in</strong>zeiligen Füsschenreihen <strong>und</strong> wachsen hierselbstbis zu e<strong>in</strong>er Körperlänge von 5V3 mm.Möglicherweise handelt es sich <strong>in</strong> der Cucumaria m<strong>in</strong>uta um dieselbenordische Art, von welcher schon Fabricius die auch von Lev<strong>in</strong>sennicht herangezogene Bemerkung macht: „est vivipara, mense enim Martio<strong>in</strong> illa versus anum pullum libere natantem, rubic<strong>und</strong>um vidi". Allerd<strong>in</strong>gsglaubte Fabricius die L<strong>in</strong>ne'sche Holothuria pentactes vor sich zu haben.Auch müsste man, falls <strong>in</strong> Wirklichkeit die Cucumaria m<strong>in</strong>uta im Spielewar, annehmen, dass e<strong>in</strong> junges Thier etwa durch e<strong>in</strong>en Riss des Brutsaekesfrei <strong>in</strong> die Leibeshöhle gerathen war.n. Yorkommen <strong>und</strong> Loco<strong>in</strong>otlon.In ihrer Lebensweise haben sich die Seewalzen an die verschiedenstenBodenverhältnisse angepasst. Während die e<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>e weiche, schlammige Unterlage bevorzugen, leben andere mit besondererVorliebe auf sandigem, ste<strong>in</strong>igem oder felsigem Boden oder halten sich auflebenden <strong>und</strong> abgestorbenen Korallenbänken auf.Auf weichem Boden (Schlamm, Thon, fe<strong>in</strong>er Schlick) begegnen vrir<strong>in</strong> grosserer bis sehr grosser Tiefe namentlich den Elasipoden, sowie denGattungen Pseudostichopus <strong>und</strong> Paelopatides <strong>in</strong>, ger<strong>in</strong>gerer Tiefe denMolpadiiden, z. B. Haplodactyla punctata Sluit., molpadioidcs Semp., AnhyrodermaMusculus (Risso), manchen Synaptiden,z. B. Synapta dubia Semp.,simife Semp., Chiridota rotifera {?omi\ purpurea (Less.), Zacüis (Fabr.) u.Myriotrochus r<strong>in</strong>kii Steenstr., vielen Dendrocbiroten, wie Cucumaria planci(Br.), tergest<strong>in</strong>a Sars, cucumis (Risso), pentactes (L.), TJiyone raplianus Düb.u. Kor., <strong>in</strong>ermis Hell., hriareus (Les.), Pliylloplwrus urna Grube, Bhopalod<strong>in</strong>alageniformis Gray <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnen Aspidochiroten,a.,z. B. Holothuriasquamifera Semp.Auf sandigem bis ste<strong>in</strong>igem Boden treffen wir viele Cucumaria- <strong>und</strong>Holothuria-Arten, wie z. B. Cucumaria m<strong>in</strong>iata (Br.), Holothuria atra Jag.,scabra Jag., vagah<strong>und</strong>a Sei., macidata (Br.), grisea Sei., kÖlUJceri Semp.,Uuns<strong>in</strong>geri Lamp., sowie manche Synaptiden, z. B. Anapta gracilis Semp.,


Vorkommen nnd Locomotion. 411Chiridota rufescens (Br.), panaensis Semp. <strong>und</strong> 2>isanüLiidw. Auf re<strong>in</strong>emSande f<strong>in</strong>den sich nach Semper (238) besonders die ColocJiirus-, SücJiopus<strong>und</strong>Ilülleria- Arten, sowie Holotlmna immobilis Semp., coluber Semp., edulisLess., fusco-c<strong>in</strong>erea Jag., similis Semp., tcnuissima Semp., aculcata Semp.,<strong>in</strong>ipatiens (Forsk.). Fast ausschliesslich auf Ste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Felsen lebendie Psoliis- Arten. — Indessen gibt es auch nicht wenige Arten, welchesich bald auf weichem Schlammboden,bald auf festerem, sandigem bisste<strong>in</strong>igem Boden aufhalten; dah<strong>in</strong> gehören z. B. Holotliuria tubulosa Gme\.,stellaü Delle Chiaje, forskalü Delle Chiaje, Stichopus regalis (Cuv.), Synaptadigitata (Mont.), Synapta <strong>in</strong>liaerens (0. F. Müll.),— Im Ganzen gew<strong>in</strong>ntman bei der Durchsicht aller e<strong>in</strong>schlägigen Nachrichten den E<strong>in</strong>druck,dass überhaupt e<strong>in</strong>e scharf -ausgeprägte Abhängigkeit von der BodenbeschafFenheit nur bei wenigen Seewalzen vorhanden ist.Besonders zahlreich <strong>und</strong> deshalb erwähnenswerth s<strong>in</strong>d die Arten,welche auf lebenden oder todten Korallenbänken angetroffen werden.Hier f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> hervorragender Artenfülle die Aspidoehiroten, danebenaber auch zahlreiche Dendrochiroten <strong>und</strong> Synaptiden. Als derartige „Rifif-Holothurien" werden angeführt: HoJothuria alhiventer Semp., atra Jag,c<strong>in</strong>erascens (Br.), curiosa Ludw., difficilis Semp., fusco-c<strong>in</strong>erea Jag., flavomaculataSemp., gracilis Semp., immobilis Semp., impatiens (Forsk.), lagoenaHaacke, maciäata (Br.), marmorata (Jag.), monacaria (Less), marenselleriLudw., oxurropa Sluit., pyxoides Ludw., pardalis Sei., pervicax Sei.,pleuripus (Haacke), scabra Jag., sqiiamifcra Semp., vagah<strong>und</strong>a Sei., MüUerialecanora Jag., miliaris (Quoy u. Gaim.), mauritiana (Quoy u. Gaim.),Stichopiis chloronotos Br. , variegatus Semp., Cucumaria adversaria (Semp.),imbricata (Semp.), Pseudocucumis acicula (Semp.), Act<strong>in</strong>ocucumis typicaLudw., Orcula tenera Ludw., ColocJiirus scandens Sluit.,Chiridota liberataSluit., Synapta beselii Jsig , glabra Semp., grisea Semp., psara Sluit., rectaSemp., reticidata Semp., serpent<strong>in</strong>a Joh. Müll., vittata (Forsk.).Die auf weichem oder sandigem Boden lebenden Arten haben zumTheil die Gewohnheit angenommen, sich mehr oder weniger e<strong>in</strong>zugraben,was sie mit Hülfe ihrer Fühler, Füsschen <strong>und</strong> Körperbewegungen bewerkstelligen.Sie ragen dann <strong>in</strong> der Ruhe nur mit ihren beiden Körperenden(z. B. bei Haplodactyla punctata, Cucumaria m<strong>in</strong>iata), oder nur mit demVorderende (z. B. Synapta digitata <strong>und</strong> <strong>in</strong>haerens), oder nur mit demH<strong>in</strong>terende (z. B. Haplodactyla punctata, Holothuria squamifera) aus demSchlamme oder fe<strong>in</strong>em Sande empor <strong>und</strong> ziehen sich bei jeder Störungganz <strong>in</strong> denselben zurück. Bei Synapta <strong>in</strong>haerens geschieht das E<strong>in</strong>grabendes Näheren, wie Semon (235) beobachtete, <strong>in</strong> der Weise, dass erst mitden Fühlern etwas Sand bei Seite geschafft wird; alsdann wird dasVorderende des Körpers <strong>in</strong> dünn ausgestrecktem Zustande <strong>in</strong> das vonden Fühlern gearbeitete Loch h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gesteckt, verdickt <strong>und</strong> so das Locherweitert; darauf drängen die Fühler neuen Sand bei Seite, der Körperwird weiter vorgeschoben <strong>und</strong> so fort. Auf diese Weise ist es e<strong>in</strong>ermittelgrossen Synapta <strong>in</strong>haerens möglich, sich <strong>in</strong> weniger als e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>ute


412 Seewalzen. ^vollkommen e<strong>in</strong>zugraben. Die zwischen Ste<strong>in</strong>en umherkriechendeu Artensuchen sichihre Verstecke zwischen and unter den Ste<strong>in</strong>en <strong>in</strong> allmöglichenSpalten, Höhlen <strong>und</strong> Ritzen, die sich ihnen darbieten. Manche Arten,namentlich diejenigen der Gattung Psolus, können sich mit Hülfe ihrerFüsschen mit solcher Gewalt an Ste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Felsen ansaugen, dass mansie nur mit Mühe abzulösen vermag <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong>e kräftige Brandungnicht im Stande ist, sie von ihrer Unterlage wegzureissen. Dennoch s<strong>in</strong>dauch sie ebensowenig, wie die übrigen Holothurien, zu e<strong>in</strong>em andauerndenAufenthalte <strong>in</strong> stark bewegtem Wasser geeignet. Denn damit sie ihreFühler zum Fang der Beute erfolgreich entfalten können, bedürfen siewenigstens zeitweilig e<strong>in</strong>er möglichst ruhigen Umgebung. Demgemässzeigen fast alle Holothurien e<strong>in</strong>e deutliche Vorliebe für sjtilles oder dochnur massig bewegtes Wasser.Hier kriechen die e<strong>in</strong>en langsam umher, andere klettern auf Pflanzen,Korallenästen u. dergl, bedächtig auf <strong>und</strong> nieder*), wieder andere führenlast e<strong>in</strong>e festsitzende Lebensweise. Letzteres thun vornehmlieh diejenigenArten, welche sich <strong>in</strong> Schlamm oder Sand e<strong>in</strong>zugraben pflegen. Von denübrigen werden von Sluiter (242) <strong>in</strong>sbesondere Holothuria oxurropa Sluit.,scdbra Jag., Orcula tenera Ludw., Synapta reticulafa Semp. ,<strong>und</strong> dieColocMrus-Arten als überaus träge <strong>und</strong> langsame Thiere bezeichnet, währendderselbe Beobachter von der Holothuria itmuohilis Semp. angibt,dass sieim Gegensatze zu ihrem Namen fortwährend umherkriecht. Auch dieeuropäischen Holothuria- <strong>und</strong> StichojMS-Arten können sich ziemlich schnellfortbewegen. Dagegen s<strong>in</strong>d die Cucumaria- <strong>und</strong> Thyone - Arten wiederganz auffallend träge; haben sie e<strong>in</strong>en ihnen zusagenden Platz gef<strong>und</strong>en,so verharren sie daselbst oft wochen- <strong>und</strong> monatelang, ohne sich von derStelle zu rühren. In e<strong>in</strong>em Falle hatNoll (19üa) sogar beobachtet, dasse<strong>in</strong>e Cucumaria planci zwei volle Jahre lang auf derselben Stelle verharrte.Im Allgeme<strong>in</strong>en kann man sagen, dass die Aspidochiroten ammeisten Neigung zeigen umherzuschweifen, die Dendrochiroten schon erheblichsesshatter s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> endlich die Synaptiden <strong>und</strong> Molpadiiden amwenigsten Lust zu e<strong>in</strong>em häufigen Ortswechsel zeigen.Als Werkzeuge für die Ortsbewegung dienen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie dieFüsschen. Unterstützt werden dieselben durch die Fühler <strong>und</strong> durch geeigneteBewegungen des ganzen Körpers. Wo die Füsschen fehlen, s<strong>in</strong>des die Fühler <strong>und</strong> die Körperbewegungen alle<strong>in</strong>, welche e<strong>in</strong>e Fortbewegungermöglichen. Die Füsschen vermitteln, wie Gärtner (68) zuerst erkannte<strong>und</strong> Tiedemann (273) näher beschrieb, die Ortsbewegung mit Hülfe deran ihrem freien Ende bef<strong>in</strong>dlichen Saugscheibe <strong>und</strong> der <strong>in</strong> ihrer Wandungbef<strong>in</strong>dlichen Muskulatur. Durch abwechselnde Contractionen <strong>und</strong> Erschlaffungender Muskulatur <strong>in</strong> den. Füsschen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den zugehörigenFtisschenampullen werden die Füsschen bald geschwellt <strong>und</strong> gleichzeitig*) Als kletternde Formen werden namentlich erwähnt: Cucumaria lüanci, ColocMrusscandens, Chiridota Uberata, Synapta reticulata, Synapta Icallipeplos.


Vorkommen <strong>und</strong> Locomotion. 413laug ausgestreckt, bald verkürzen sie sich. Bei der Streckuug des Fiisscheuscontrabirt sich se<strong>in</strong>e Ampulle <strong>und</strong> treibt ihren Inhalt <strong>in</strong> das Füsschen,während bei der Verkürzung des Fusschens der flüssige Inhalt wieder <strong>in</strong>die jetzt erschlaft'te Ampulle e<strong>in</strong>strömt <strong>und</strong> dieselbe auftreibt. Dabeifunctiouiren die Ventile <strong>in</strong> den Füsschenkanälen (s.S. 244— 245) <strong>in</strong> demS<strong>in</strong>ne, dass sie die Flüssigkeit zw<strong>in</strong>gen, entweder <strong>in</strong> das Füsschen oder<strong>in</strong> die Ampulle zu strömen. Haben sich e<strong>in</strong>e Anzahl Füsschen ausgestreckt<strong>und</strong> mit ihrer endständigen Saugscheibe befestigt, so vermögen sie beiihrer nunmehr folgenden Contraction den ganzen Körper des Thieresnachzuziehen <strong>und</strong> auf diese Weise vorwärts zu bewegen. Bevor sich dieSaugscheibe ansaugt, macht das Füsschen tastende Bewegungen, um e<strong>in</strong>ezum Ansaugen geeignete Stelle zu f<strong>in</strong>den. Da es Arten (s. S. 103) gibt,welche an ihren säramtlichen Füsschen (die dann als Papillen bezeichnetwerden) e<strong>in</strong>e deutliche, dauernd vorhandene Saugscheibe vermissen lassen<strong>und</strong> sich doch <strong>in</strong> derselben Weise fortbewegen, so muss man annehmen,dass bei ihnen die Füsschenspitze sich nur vorübergehend (solange dasAnsaugen dauert) durch Druck <strong>und</strong> Muskelzug zu e<strong>in</strong>er Saugscheibe formt.Bei allen Arten, welche nur auf der Bauchseite gut entwickelte Füsschen,auf dem Rücken dagegen Ambulacralpapillen besitzen, werden die letzterennur gelegentlich zur Körperbewegung beitragen falls nämlich die Thiere;durch irgend e<strong>in</strong>en Umstand aus ihrer natürlichen, mit dem Bauch nachunten gerichteten Lage heraus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Rücken- oder Seitenlage gerathens<strong>in</strong>d, können die Rückenpapillen dazu behtilflich se<strong>in</strong>, den Körper wieder<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e normale Lage zurückzubr<strong>in</strong>gen. Aber auch bei solchen Formen,welche <strong>in</strong> allen Radien wohl entwickelte Füsschen besitzen, kommen dieFüsschen des Biviuras seltener als die des Triviums <strong>in</strong> die Lage, ihrelocomotorische Function auszuüben, da auch diese Arten,z. B. Oucumariaplanci, <strong>in</strong> der Regel sich auf dem Trivium fortbewegen.Dass bei den Synaptiden die Fühler alle<strong>in</strong> im Stande s<strong>in</strong>d, dasThier fortzubewegen,ist mehrfach beobachtet worden, <strong>in</strong>sbesondere wirdangegeben*), dass manche Arten, z. B. Synapta <strong>in</strong>haerens [0. F. Müll.),digifata (Mont.), reficulata Semp., CJiiridota rotifera (Pourt.), auf dieseWeise es fertig br<strong>in</strong>gen, an senkrechten, glatten Glaswänden der Aquariensich festzuhalten <strong>und</strong> emporzusteigen. Solange man mit Quatrefages(210) die knospenförmigen S<strong>in</strong>nesorgane der Fühler (s.S. 73) für Haftapparatehielt, erschien dadurch jene locomotorische Thätigkeit der Fühlerh<strong>in</strong>länglich erklärt. Nachdem wir aber S<strong>in</strong>nesorgane <strong>in</strong> ihnen kennengelernt haben <strong>und</strong> ausserdem wissen, dass sie nur bei e<strong>in</strong>zelnen Artenvorkommen, müssen wir nach e<strong>in</strong>er anderen Erklärung suchen. Wahrsche<strong>in</strong>lichkönnen die Fühler lediglich durch starkes Anpressen wie Saugapparateanhaften <strong>und</strong> werden vielleicht dar<strong>in</strong> durch dasselbe Secret unterstützt,welches sonst zum Festkleben kle<strong>in</strong>er Beutestücke benutzt wird(s, S. 384). Im Uebrigen bewerkstelligen die Synaptiden <strong>und</strong> wohl auch*) Von Quatrefages (210), Pourtales (207), Semper (238), Semon (235), Sluitcr(242).


4X4Seewalzen.die Molpadiiden ihre Ortsbewegung durch wellenförmige*) Contractionen<strong>und</strong> schlängelnde Biegungen ihres Körpers, wobeisie sich unter Beihülfe der Fiibler gegen die Unterlage oder den sie r<strong>in</strong>gsumgebenden Saud <strong>und</strong> Schlamm anstemmen <strong>und</strong> weiter schieben.E<strong>in</strong>e oftmals erörterte <strong>und</strong> doch noch nicht befriedigend gelöste Frageist die, ob den Synaptiden bei ihrer Locomotion die Kalkkörper, <strong>in</strong>sbesonderedie Anker <strong>und</strong> die Rädchenpapillen, von Vortheil s<strong>in</strong>d. Dar<strong>in</strong>s<strong>in</strong>d freilich alle neueren Forscher seitQuatrefages (210) e<strong>in</strong>ig, dassman ke<strong>in</strong>e activen Bewegungsorgane <strong>in</strong> ihnen erblicken kann; denn wieSemper (238) bervorhebt, s<strong>in</strong>d die Anker zwar beweghch mit den Ankerplattenverb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> hebeln auf deren Bügeln, aber es fehlen ihnenalle <strong>und</strong> jede Muskeln, welche diese Bewegungen zu selbständigen machenkönnten. Semper hat sich durch unmittelbare Beobachtung grossertropischer Synapten, namentlich der Synapta heselii Jag., mit Bestimmtheitdavon überzeugt, dass die Anker weder als active Locomotionsorgane,noch auch als active Klamnierorgane benutzt werden. Das geht auchschon dnraus hervor, dass nach den von Semper an tropischen, <strong>und</strong> vonQuatrefages (210) <strong>und</strong> Semon (235) an europäischen Synapten angestelltenBeobachtungen die Thiere sich <strong>in</strong> normalem Zustande ane<strong>in</strong>andersowie an Ste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Pflanzen vorbeischieben ohne irgendwo hängenzu bleiben. Das Hervortreten der Anker <strong>und</strong> das dadurch bewirkte Klettender Synaptenhaut tritt erst bei unsanfter Berührung oder irgendweich'anderer Reizung auf <strong>und</strong> wird um so bemerklicher, je grösser, zahlreicher<strong>und</strong> je oberflächlicher gelagert die Anker s<strong>in</strong>d. So klettet die Synaptaglahra Semp. überhaupt nicht, weil ihre Anker zu tief im Innern der Hautliegen ,während von den europäischen Arten die Synapta hispida stärkerklettet als die <strong>in</strong>haerens <strong>und</strong> diese stärker als die digitata**). Dabeibrauchen die Anker die oberste Hautschicht nicht vollständig zu durchbrechen,sondern nur stark hervorzuwölben. Bleiben die Anker des gereizten<strong>und</strong> dadurch klettend gewordenen Thieres irgendwo hängen, sowerden sie abgebrochen oder ausgerissen, gehen also verloren, wenn dasThier sich durch se<strong>in</strong>e Körperbewegungen losreisst. Sempersieht demnach<strong>in</strong> dem Kletten <strong>und</strong> Anhaften e<strong>in</strong>e durchaus passive, dem Willendes Thieres vollständig entzogene Ersche<strong>in</strong>ung. Semon aber glaubt demWillen des Thieres dennoch e<strong>in</strong>e, wenn auch nur <strong>in</strong>directe Betheiligungan dem Kletten zuschreiben zu müssen. Er me<strong>in</strong>t, dass die Thiere im*) Mertens (154) beschreibt diese Bewegungen bei der Synapta beselii als „abwecbselndeblasenförmige Anschwellungen der Haut". Semper (23S)schildert sie bei derselbenArt als wellenförmig von vorn nach h<strong>in</strong>ten fortschreitende Contractionen des Leibes.Quatrefages (210) bemerkte aber bei Synapta <strong>in</strong>haerens, dass diese wellenförmigen Contractionenbald von vorn nach h<strong>in</strong>ten, bald aber auch umgekehrt von h<strong>in</strong>ten nach vorn fortschreiten.**) Von e<strong>in</strong>zelnen aussereuropäischen Arten wird e<strong>in</strong> besonders starkes Kletten hervorgehoben,so von Synapta benedeni var. durch Lampert (Zoolog. Jahrb. IV, 1889)<strong>und</strong> vonSynapta reticulata Semp., hallipeplos Sluit. ,rodea Sluit. durch Sluiter (242 <strong>und</strong> <strong>in</strong> derselbenZeitschrift, Bd. 49, 1889).


Näclitliche Lebensweise. 415normalen Zustande nur deshalb nicht kletten, weil die ganze Körperoberflächevon dem Hautschleime S. (s. 384) tiberzogen sei, welche das Haftvermögensuspendire. Sobald aber e<strong>in</strong>e Reizung des Thieres e<strong>in</strong>tritt,werde die Schleimabsonderung unter E<strong>in</strong>fluss des Willens e<strong>in</strong>gestellt, dernoch vorhandene Schleim werde vom umgebenden Seewasser fortgewaschen,sodass nunmehr das früher durch den Schleim verh<strong>in</strong>derte Haftvermögenzur Geltung kommen könne. Mir kommt diese Ansicht, dieübrigens von Semon auch nur als e<strong>in</strong>e Vermuthung geäussert wordenist, reichlich gekünstelt vor; jedenfalls bedarf sie zu ihrer ausreichendenBegründung e<strong>in</strong>er Prüfung durch nähere Untersuchungen.Wenn nun aber das Anhaften der hervorgetretenen Anker so, wieSem per me<strong>in</strong>t, nur etwas Zufälliges, re<strong>in</strong> Passives ist,was am lebendenunversehrten Thiere ke<strong>in</strong>e dem Willen unterworfene Rolle spielt, so mussdie etwaige Bedeutung der Anker für die Locomotion e<strong>in</strong>e anderese<strong>in</strong>. In dieser Richtung dürfte Quatrefages (210), dem sich Semon(235) anschliesst, das Richtige getroffen haben, wenn er behauptet, dassdie Anker bei den wellenförmig wechselnden Contractionen <strong>und</strong> Anschwellungendes Körpers passiv aufgerichtet werden <strong>und</strong> dann, <strong>in</strong>demsie durch die bedeckende Haut h<strong>in</strong>durch gegen die Unterlage anstemmen,als Stützpunkte für das AVeiterschieben des Körpers dienen. In ähnlicherWeise mögen auch die Rädchenpapillen der Chirodoten, sowie dieKalkkörper der Molpadiiden den Thieren von e<strong>in</strong>igem Vortheil bei ihrenOrtsbevvegungense<strong>in</strong>.Schwimmbewegungen s<strong>in</strong>d bis jetzt nur von e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Holothuriesicher bekannt. Sars (120) beobachtete, dass se<strong>in</strong> deshalb sogenannter Stichopus natans sich schwimmend fortbewegt, <strong>in</strong>dem er ähnliche<strong>in</strong>er Planarie oder e<strong>in</strong>em Blutegel den ganzen Körper auf <strong>und</strong> niederkrümmt.III.Näclitliclie Lebensweise.Schon Dalyell (48) machte die Beobachtung, dass manche Holothurien,<strong>in</strong>sbesondere die von ihm als Holothuria pentades <strong>und</strong> fusus bezeichnetenDendrochiroten bei Nacht lebhafter s<strong>in</strong>d als bei Tage. Ebensohatte schon Quatrefages (210) bemerkt, dass die Synapta <strong>in</strong>haerensbei Tage weniger lebhaft zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>e. Auf Gr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen,allerd<strong>in</strong>gs nicht näher dargelegten Wahrnehmungen kam dann Sem per(238) zu der Ansicht, dass wohl ausnahmslos alle Holothurien e<strong>in</strong> nächtlichesLeben führen. Neuerd<strong>in</strong>gs hat nur noch Sluiter (242) hieraufbezügliche Mittheilungen gemacht; nach se<strong>in</strong>en Beobachtungen kriecht dieHolothuria squamifera Semp. nur bei Nacht langsam im Schlamme umher,während sie am Tage ruhig au e<strong>in</strong>er Stelle verharrt, <strong>und</strong> von Colochirusscandens <strong>und</strong> Haplodactyla punctata konnte er feststellen, dass sie nur beiNacht ihre Fühler zur Entfaltung br<strong>in</strong>gen.


^\ßSeewalzen.IV.Naliruiig <strong>und</strong> Nahruiigsaufnali<strong>in</strong>e.Die Nahrung besteht im Allgeme<strong>in</strong>enaus allerlei lebenden <strong>und</strong>todten organischen Substanzen, welche bei den meisten Arten nicht re<strong>in</strong>,sondern zusammen mit Sand <strong>und</strong> Schlamm aufgenommen werden. Vorzugsweisehandelt es sich dabei um kle<strong>in</strong>e Thierformen <strong>und</strong> Bruchstückevon Thieren*). Da ke<strong>in</strong>erlei besondere Organe zum Zerkle<strong>in</strong>ern derNahrung vorhanden s<strong>in</strong>d, so können grössere Thiere nicht überwältigtwerden. Im Darm<strong>in</strong>halte f<strong>in</strong>det man ausser kle<strong>in</strong>eren <strong>und</strong> grösserenSand- <strong>und</strong> Schlammtheilen**) die Reste von kle<strong>in</strong>en Mollusken***),Crustaceen, Würmern, Moosthieren, Korallen, Quallen, Foram<strong>in</strong>iferen,Radiolarien, Diatomeen, seltener von kle<strong>in</strong>en Fischen.Im E<strong>in</strong>zelneu sche<strong>in</strong>t dennoch e<strong>in</strong>e gewisse Auswahl der Nahrungstattzuf<strong>in</strong>den. Darauf deutet bei vielen Arten schon die Schwierigkeit, sielängere Zeit <strong>in</strong> der Gefangenschaft zu halten, wobei freilich auch nochmanche andere Umstände <strong>in</strong>s Gewicht fallen. Ferner ist bei den e<strong>in</strong>en,z. ß. den meisten Aspidochiroten, der Darm<strong>in</strong>halt <strong>in</strong> der Regel viel gröber<strong>und</strong> reichlicher mit Sand <strong>und</strong> dergl. vermengt als bei anderen,z. B. denmeisten Dendrochiroten. Die Erklärung dafür ergibt sich aus der Verschiedenheitder Nahrungszufuhr, welche zwar stets durch die Fühler,aber doch <strong>in</strong> verschiedener Art <strong>und</strong> Weise vermittelt wird.Die Betheiligung der Fühler an der Nahrungsaufnahme warbereits den älteren Forschern wie Belon (26), Bohadsch (30, 31),Quoy u. Gaimard (211), Jäger (HO) bekannt <strong>und</strong> ist von zahlreichenspäteren Beobachtern bestätigt worden. Bei den Aspidochiroten wirkendie Fühler nach Semper (238) geradezu wie Schaufeln, die den Sand,der Korallenriffe, <strong>in</strong> welchem die Thiere theilweise e<strong>in</strong>gegraben liegen,massenweise zum M<strong>und</strong>e br<strong>in</strong>gen. Mit dem Sande nehmen sie zugleichTrümmer <strong>und</strong> Reste von Muschelschalen, Korallen u. s. w., sowie Diatomeen,Infusorien u. dergl. auf, ohne dabei, wie Guppy (90) <strong>und</strong> Kent (116)gezeigt haben, die lebenden Korallen selbst anzugehen. — Die Dendrochirotendagegen benutzen ihre Fühler wie zierliche Köder,mit welchensie allerlei kle<strong>in</strong>es Gethier anlocken. Dalyell (48), Dohrn (52),OscarSchmidtf), NoU (190a) <strong>und</strong> Herouardff) haben davon anziehendeSchilderungen gegeben. Die völlig ausgestreckten Fühler der Cucumariaplana sehen mit ihren zahlreichen <strong>und</strong> fe<strong>in</strong>en Verzweigungen<strong>in</strong> ihrer*) Von Phyllopliorus mollis (Sei.) wird angegeben, dass sie sich von Pflanzen ernähre.Semper, Natürliche Existenzbed<strong>in</strong>gungen der Thiere, I. Bd., Leipzig 18S0, S. 253.**) Als typische Schlammfresser heben Daniel sen u. Koren (50) ihr Trocliostomathomsonii <strong>und</strong> Sluiter (242) die Holothuria squamifera Semp. hervor.***) Tiedemannn (273) nennt bei Holothuria tuhulosa <strong>in</strong>sbesondere ^2 — 2 L<strong>in</strong>iengrosse Schalen von Strombus, Terehra, Bucc<strong>in</strong>um, Mvrex, Tell<strong>in</strong>a, Solen, Venus, Donax,Pecten.t) In Brehm's Thierleben, IV. Abth., 2. Bd., Leipzig 1878,S. 422.ff) Eecherches sur les Holothuries des cotes de France, Paris 1890, p. 65.


Nahrung <strong>und</strong> Nahrungsaufnahme. 417stillen Ruhe wie e<strong>in</strong> Algenbusch aus, auf welchen sich kle<strong>in</strong>e Thiere verschiedensterArt :Crustaceen, Quallen, Infusorien, allerlei Larven u. s. w.niederlassen. ,,In fast rhythmischer Aufe<strong>in</strong>anderfolge zieht sich dann e<strong>in</strong>Fühler nach dem anderen langsam <strong>und</strong> vorsichtig zusammen , biegt sichnach <strong>in</strong>nen um <strong>und</strong> wird <strong>in</strong> die M<strong>und</strong>öffnung gebracht. Sowie er dar<strong>in</strong>völlig aufgenommen ist, verengert sich dieselbe <strong>und</strong> jetzt zieht das Thierden Tentakel langsam wieder heraus. Ehe er aber ganz heraus ist, legtsich e<strong>in</strong>er der beiden kle<strong>in</strong>en ventralen Tentakel über die M<strong>und</strong>öffnung<strong>und</strong> bedeckt sie, bis e<strong>in</strong> zweiter Tentakel sich zusammengezogen, umgebogen<strong>und</strong> angeschickt hat <strong>in</strong> die M<strong>und</strong>öffnung e<strong>in</strong>zugehen. Dies Spielder Tentakel geht fast ununterbrochen vor sich." Die beiden kle<strong>in</strong>enFühler sche<strong>in</strong>en also theils zum vorübergehenden Verschluss der M<strong>und</strong>öffnung,theils dazu benutzt zu werden um Alles, was sich an die grossenködernden Fühler angesetzt hat, grt<strong>in</strong>dhch <strong>in</strong> den M<strong>und</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> abzustreifen(Schmidt hat sie deshalb als die Wischer bezeichnet). Nach Dalyellwird 'derselbe grosse Fühler niemals zweimal h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> denM<strong>und</strong> abgestreift, sondern immer erst dann, wenn vorher m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>oder zwei andere Fühler abgestreift worden s<strong>in</strong>d.Auch die beiden kle<strong>in</strong>enFühler sche<strong>in</strong>en nach demselben Beobachter sich <strong>in</strong> der Regel abzulösen,während Noll angibt, dass die kle<strong>in</strong>en Fühler gewöhnlich <strong>in</strong> der Weise<strong>in</strong> Thätigkeit treten, dass jeder mit den grösseren Fühlern (= Fangarmen)se<strong>in</strong>er Seite geme<strong>in</strong>sam arbeitet, doch komme auch e<strong>in</strong> abwechselndesWirken ohne Rücksicht auf die Stellung der grossen Fühlervor. Das ununterbrochene, wechselnde Spiel der Dendrochirotenfühlerist übrigens auch den älteren Forschern nicht entgangen, wenn sie esauch noch nicht <strong>in</strong> bestimmte Beziehung zur Nahrungsaufnahme br<strong>in</strong>gen.So erwähnt dasselbe Dicquemare (51) <strong>und</strong> bei Montagu (176) f<strong>in</strong>detsich bereits die Angabe, dass von den kle<strong>in</strong>en Fühlern stets e<strong>in</strong>er denM<strong>und</strong> bedecke <strong>und</strong> <strong>in</strong> dieser Thätigkeit mit se<strong>in</strong>em Partner abwechsele.Noll konnte auch feststellen, dass es vorzugsweise lebende Thierchen s<strong>in</strong>d,welche der Cucumaria planci zur Nahrung dienen; denn "jedesmal, wennderen B. (z. Krebslarven, kle<strong>in</strong>e Quallen) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aquarium <strong>in</strong> grössererMenge auftraten, entfaltete die Cucumarie ihre Fühlerkrone möghchst weit<strong>und</strong> liess sich selbst durch unsanfte Berührungen, die ihr sonst sehrunangenehm s<strong>in</strong>d, im Ködern <strong>und</strong> Verschl<strong>in</strong>gen ihrer Beute nicht stören.mit den Fühlern <strong>in</strong> ähn-— Dass auch die Synaptiden ihre Nahrunglicher Weise wie die Dendrochiroten zum M<strong>und</strong>e führen, haben Quatrefages(210) <strong>und</strong> Semon (235) an den europäischen Synapta-Avten gezeigt.Semon beobachtete, dass sie e<strong>in</strong>zelne Sandkörnchen mit den daransitzenden Thierchen ergreifen <strong>und</strong> dann den e<strong>in</strong>gebogenen Fühler <strong>in</strong> denM<strong>und</strong> abstreifen. Ob sie auch abgestorbene Thiere <strong>und</strong> Detritus fressen,blieb ihm zweifelhaft. Nach den Angaben, welche Forskai (65),Fabricius (61), Mertens (154) über die Bewegungen der Fühler beiSijnapta reciprocans (Forsk.), Chiridota laevis (Fabr.), Synapta heselii Jag.machen, kann es ke<strong>in</strong>em Zweifel unterliegen, dass alle Synaptiden ihre FühlerBronn, Klassen des Thier -Reichs. II. 3. 27


418 Seewalzen.— zur Nahrungszufuhr benutzen. Vermuthen darf man bei dem Mangelbestimmter Beobachtungen, dass auch die Elasipoden <strong>und</strong> die Molpadiidensich ebenso verhalten.V. Verlialten gegen starke Reizungen.Schon verschiedene ältere Forscher,z. B. Bohadsch (30) <strong>und</strong>0. F. Müller (189) berichten von der Eigenthümlichkeit der Holothurienauf starke Reize ihre E<strong>in</strong>geweide auszustossen. Namentlich s<strong>in</strong>des viele Aspidochiroten, vs^elche diese auffallende Ersche<strong>in</strong>ung zeigen,weshalb es bei manchen Arten derselben nur durch besondere Vorsichtsmaassregelngel<strong>in</strong>gt sieganz unversehrt zu conserviren. Anhaltendeunsanfte Berührung, längere Gefangenschaft, Herausnehmen aus demWasser, E<strong>in</strong>setzen <strong>in</strong> süsses Wasser oder We<strong>in</strong>geist <strong>und</strong> andere ähnlicheReize, nach Krukenberg (128) auch Mangel an Öauerstofi", s<strong>in</strong>d diehäufigsten Ursachen, welche das Ausstossen der E<strong>in</strong>geweide veranlassen.Dazu kommt als e<strong>in</strong>e weitere Ursache bei e<strong>in</strong>igen Dendrochiroten nachNoll's (190a) Vermuthung e<strong>in</strong>e Legenoth (s. S. 423). Wie Tiedemann(273) an Holothuria tuhidosa beobachtete, geht dem Ausstossen e<strong>in</strong>eheftige Zusammenziehung des ganzen Körpers voraus. Dadurch wird e<strong>in</strong>solcher Druck auf die im Inneren der Leibeshöhle bef<strong>in</strong>dlichen Organeausgeübt, dass der Darm <strong>in</strong> der Gegend des Magens zerreisst <strong>und</strong> mitsammtdem freien rechten*) Kiemenbaume zur Kloakenöfifnung h<strong>in</strong>ausgetriebenwnrd. Der l<strong>in</strong>ke Kiemenbaum, ferner Schl<strong>und</strong>, Kalkr<strong>in</strong>g <strong>und</strong>Wassergefässr<strong>in</strong>g, sowie die Geschlechtsorgane bleiben dabei <strong>in</strong> der Regelunversehrt <strong>in</strong> der Leibeshöhle zurück. Dass der Darm gerade h<strong>in</strong>ter demSchlünde durchreisst, wird bei den Aspidochiroten dadurch begünstigt,dass gerade <strong>in</strong> dieser Gegend, wie S. 153 — 154 näher erläutert, dieDarmmuskulatur entweder e<strong>in</strong>en Wechsel ihrer Anordnung oder e<strong>in</strong>eUnterbrechung besitzt. Bei Holothuria tremula sah 0. F. Müller, dasszunächst Theile des Kiemenbaumes aus der Kloake austreten, denen dannder Darm folgt. Aber erst Sem per (238) stellte durch Beobachtungenan zahlreichen tropischen Aspidochiroten fest, dass bei dem Ausstossenke<strong>in</strong>erlei Umstillpung der Organe e<strong>in</strong>tritt, wie es der Fall se<strong>in</strong> müsste,wenn die Kloakenwand unversehrt bliebe, sondern dass <strong>in</strong> dieser Wande<strong>in</strong>e Zerreissung auftritt <strong>und</strong> dann durch das so entstandene Loch dieE<strong>in</strong>geweide ihren Weg nach aussen nehmen. Der ganze Vorgang, dasAbreissen des Darmes sowohl wie das Ausstossen, lässt sich, wie mirsche<strong>in</strong>t, durch den Druck erklären, welchen der Körper<strong>in</strong>halt durch die<strong>in</strong>tensive Zusammenziehung der Körperwand erfährt, ohne dass man füre<strong>in</strong>en Theil des Vorganges, nämlich die Darmzerreissung, auch noch e<strong>in</strong>eenergische Contraction der Darmmuskulatur, wie Krukenberg (128)anzunehmen braucht.me<strong>in</strong>t,*) Den Tiedemann irrthümlich den l<strong>in</strong>ken nennt, vergl. Anm. S. 169.


Verhalten gegen starke Reizungen. 419Bei e<strong>in</strong>zelnen Dendrochiroten, z. B. bei der von Noll (190a) beobachtetenThi/one, werden im Gegensatze zu den eben erwähnten Aspidochirotenausser dem Darme der ganze (rechte <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ke) Kiemenbaum,die Geschlechtsorgane, der Kalkr<strong>in</strong>g <strong>und</strong> die Fühler ausgestossen.Starke Reizungen rufen ferner bei vielen Holothurien die merkwürdigeErsche<strong>in</strong>ung hervor, dass die Haut sich ziemlich rasch <strong>in</strong> formlosenSchleim auflöst. Auch diese Eigenschaft kommt vorwiegendden Aspidochiroten zu, f<strong>in</strong>det sich auch bei e<strong>in</strong>igen Dendrochiroten (z. B.Colocliirus quadrangularis*), fehlt dagegen den Synaptiden gänzlich.Amausgeprägtesten ist sie gerade bei solchen Arten, welche wie die tropischenStichopuS' Arten ihre E<strong>in</strong>geweide gewöhnlich nicht ausstossen. Bei se<strong>in</strong>emSücliopus naso beobachtete Semper (238), dass das Thier, wenn es mitNadeln gereizt wurde, geradezu aus se<strong>in</strong>er Haut fährt; es f<strong>in</strong>g an sichh<strong>in</strong> <strong>und</strong> her zu wenden <strong>und</strong> schälte sich durch diese Bewegungen ausder <strong>in</strong> Stücke zerfallenden <strong>und</strong> sich auflösenden dicken Haut im Laufevon wenigen M<strong>in</strong>uten vollständig heraus; dabei blieben die Hautmuskulatur<strong>und</strong> die E<strong>in</strong>geweide unversehrt. Auch bei anderen SticJiopus- Arten trittdie Auflösung der Haut sehr rasch (<strong>in</strong> wenigen M<strong>in</strong>uten) e<strong>in</strong>; jedochf<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Ausschälen des Thieres aus der Haut wie bei Sücliopus nasonicht statt. Die blosse Berührung mit der Luft genügt um die schleimigeVerflüssigung der Haut herbeizuführen. Auch kle<strong>in</strong>e Hautstücke, welcheman e<strong>in</strong>em frischen Sücliopus^ e<strong>in</strong>er MüUeria oder Holotlmria (oder auche<strong>in</strong>em Colocliirus quadrangidaris) ausgeschnitten hat, zerfliessen unter E<strong>in</strong>wirkungder Luft b<strong>in</strong>nen kurzer Zeit zu Schleim. Durch Nadelstichekann man auch an diesen abgetrennten Hautstückchen den Auflösungsprocessbeschleunigen; dabei tritt an der Reizstelle selbst die schleimigeAuflösung augenblicklich e<strong>in</strong>. Bei unserem europäischen Sücliopus regalis(Cuv.) wird nach Herouard e<strong>in</strong>e längere Gefangenschaft zur Veranlassung,dass die Haut des Rückens nach <strong>und</strong> nach zerfällt. Unter denArten der Gattung Holotlmria sche<strong>in</strong>t die vagabimda Sei. die <strong>in</strong> Redestehende Fähigkeit <strong>in</strong> hervorragendem Maasse zu besitzen, denn schonMertens (154) berichtet von ihr, dass sie bei schlechter Behandlungsich „ganz aufzulösen" vermöge. Bei den europäischen Holotlmria-Artenbeobachtete Krukenberg**), dass abgetrennteHautstücke der tuhidosader Selbstauflösung länger widerstehen als die der poli, welche an derLuft oft schon nach 3 — 4 St<strong>und</strong>en sich <strong>in</strong> zähen Schleim verwandelthaben.Das Ausstossen der Cuvier'schen Organe, welches ebenfallsauf äussere Reize h<strong>in</strong> erfolgt, ist schon weiter oben (S. 401) behandelt.E<strong>in</strong>e andere, nicht m<strong>in</strong>der auffallende Art auf starke Reizungen zuantworten , zeigen die Synapten. Dieselben zerbrechen <strong>in</strong> solchem Falleihren Körper durch quere Zuschnürungen<strong>in</strong> zwei oder mehr Stücke.*) Die europäisclien Dendrochiroten , z. B. Cucumaria planci, Thyone /usus ,sche<strong>in</strong>enke<strong>in</strong>e Spur von dieser Eigenschaftzu besitzen.**) Vergleichend-physiologische Studien, IL Reihe, 1. Abth., Heidelberg 18S2.27*


420 Seewalzen.Diese Fähigkeit der Selbstzer Stückelung sche<strong>in</strong>t fast allen Mitgliedernder Synaptidenfamilie zuzukommen; denn wenn sie auch nurbei e<strong>in</strong>igen Arten durch unmittelbare Beobachtung festgestellt ist,so kannman doch nur dadurch verständlich machen, dass von so vielen Artenoder Bruchstücke bekannt s<strong>in</strong>d. Manchenur verstümmelte ExemplareArten s<strong>in</strong>d so reizbar, dass sie schon bei unsanfter Berührung zerbrechen<strong>und</strong> es sehr erschwert wird ganz unversehrte Exemplare zu fangen <strong>und</strong>zu conserviren. Andere Keize, welche die Selbstzerstückelung veranlassen,s<strong>in</strong>d Berührung mit der Luft, E<strong>in</strong>setzen <strong>in</strong> süsses Wasser, Maugel dergewohnten Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Gefangenschaft u. dergl.; Krukenberg(128) gibt an, dass man bei Synapta digitata die SelbstzerstUckelungdurch e<strong>in</strong>e Atrop<strong>in</strong>sulfatlösung von 1 : 500 hervorrufen könne.Die erste Beobachtung der Selbstzerstückelung sche<strong>in</strong>t von Montagu(175) herzurühren. Er sah die Synapta digitata durch wiederholte Durchschnürungen,die er auf Muskelcontractionen zurückführt, <strong>in</strong> mehrereStücke zerfallen. Denselben Vorgang schilderte dann Quatrefages(210) etwas genauer an der Synapta <strong>in</strong>Jiaerens. Er sche<strong>in</strong>t aber der Ansichtzu se<strong>in</strong>, dass es sich dabei nicht immer um e<strong>in</strong>en abnormen, durchäussere Reize veranlassten Process handelt, sondern dass die Thiere auchganz spontan zur Selbstzerstückelung schreiten. Falls dem so wäre,müsste man das aus eigenem Antriebe geschehende Selbstzerbrechen alse<strong>in</strong>en normalen Vorgang bezeichnen, den das Thier auch dann vornimmt,wenn es sich der Gunst aller ihm zusagenden Lebensbed<strong>in</strong>gungen erfreut.Indessen kann man e<strong>in</strong>e solche Auffassung doch nur mit Unrecht aus denvon Quatrefages beobachteten Thatsachen ableiten. Denn dass se<strong>in</strong>e<strong>in</strong> der Gefangenschaft gehaltenen Thiere sich <strong>in</strong> abnormen Lebensverhältnissenbefanden, geht schon daraus hervor, dass es ihm niemals gelang,die Thiere länger als 8 Tage am Leben zu erhalten. Im selben S<strong>in</strong>neerklärt es sich auch, dass die Selbstzerstückelung um so häufiger e<strong>in</strong>trat,je länger die Gefangenschaft dauerte. Auch der von demselben Forschergeäusserten Vermuthung, das Thier theile sich aus Nahrungsmangel, umdie Masse se<strong>in</strong>es nahrungsbedürftigen Körpers durch Abwerfen e<strong>in</strong>esKörperabschnittes zu verkle<strong>in</strong>ern <strong>und</strong> auf diese Weise sich e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gerenNahrungsvorrathe anzupassen , vermag ich mich nicht anzuschliessen, solangedieser VermuthungExperimente noch völligder Boden sicher beobachteter Thatsachen <strong>und</strong>fehlt.Im E<strong>in</strong>zelnen f<strong>in</strong>det nach Quatrefages bei der Selbstzerstückelunge<strong>in</strong>e immer tiefer dr<strong>in</strong>gende, quere, gürtelförmige E<strong>in</strong>schnürung des Körpersstatt, welche zunächst zu e<strong>in</strong>er Durchschneidung der Körperwand führt,wobei das h<strong>in</strong>ter der E<strong>in</strong>schnürung gelegene Stück gleichzeitig anschwillt.Alsdann bleiben die beiden Stücke, von denen wir das vordere als Kopfstück,das h<strong>in</strong>tere als H<strong>in</strong>terstück bezeichnen wollen, noch e<strong>in</strong>e Zeit lang<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>ander, welche durch den noch unversehrtenDarm hergestellt wird. Bald aber wird dies Darmstück brandig <strong>und</strong>reisst durch den Zug der beiden sich h<strong>in</strong> <strong>und</strong> her krümmenden Körper-


Verhalten gegen starke Reizungen. 421stücke ause<strong>in</strong>ander. Das völlig abgetrennte H<strong>in</strong>terstück bleibt noch 3 bis4 Tage bewegungst'iihig <strong>und</strong> stirbt dann ab. Wie auch Ayres (7) anderselben Synaptenart beobachtete, vermag sich die Abschnümng <strong>und</strong>Abwerfung e<strong>in</strong>es H<strong>in</strong>terstückes an e<strong>in</strong> <strong>und</strong> demselben Kopfstück vielmalszu v^iederholen, sodass schliesslich das zuletzt übrig bleibende Kopfstücknur noch aus dem allervordersten Abschnitt des ganzen Thieres, mitFühlern, R<strong>in</strong>gkanal <strong>und</strong> Kalkr<strong>in</strong>g, besteht. Die abgeworfenen H<strong>in</strong>terstückedagegen haben, wie J oh. Müller (183) 3<strong>in</strong> Si/napta digitata wahrnahm,die Fähigkeit sich weiter zu zerstückeln, vollkommen e<strong>in</strong>gebüsst,obwohl sie auch bei dieser Art noch e<strong>in</strong>en ganzen Tag lang bewegungsfähigbleiben. Job. Müller (185) erwähnt auch schon der für dieNervenphysiologie bemerkenswerthen <strong>und</strong> von Baur (10) bestätigten Thatsache,dass e<strong>in</strong>e Durchschneidung des R<strong>in</strong>gnerven dem Kopfstücke dieFähigkeit der weiteren Zerstückelung raubt. Alle bisher erwähntenForscher sehen <strong>in</strong> der Selbstzerstückelung nur die Wirkung e<strong>in</strong>er kräftigenContraction der Körpermuskulatur. Wenn aber Baur (10) dabei nichtnurVdie R<strong>in</strong>gmuskeln, sondern auch die Längsmuskeln der Körperwandactiv betheiligt se<strong>in</strong> lässt, so sche<strong>in</strong>t mir das mit der Beobachtung unvere<strong>in</strong>bar,dass die E<strong>in</strong>schnürung von e<strong>in</strong>er Anschwellung des H<strong>in</strong>terstückesbegleitet ist. Er me<strong>in</strong>t, dass zuerst die R<strong>in</strong>gmuskelfasern e<strong>in</strong>e starkeE<strong>in</strong>schnürung hervorbr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> „darauf die Längsmuskeln durch Verkürzung<strong>in</strong> entgegengesetzten Richtungen die Cont<strong>in</strong>uitätstrennung an dere<strong>in</strong>geschnürten Stelle vollziehen'^ Wie die Längsmuskeln auf solcheWeise zugleich e<strong>in</strong>e Anschwellung des H<strong>in</strong>terstückes möglich machen, istmir ebenso unverständlich wie der Umstand, dass sie bei ihrer angenommenenContraction nicht zunächst die von den R<strong>in</strong>gmuskeln erzeugteE<strong>in</strong>schnürung wieder ausgleichen. Wenn man überlegt., dass die Längsmuskelnnach <strong>in</strong>nen vor der R<strong>in</strong>gmuskulatur liegen <strong>und</strong> bei der Selbstzerstückelungdes Thieres e<strong>in</strong>e Cont<strong>in</strong>uitätstrennung erleiden müssen, sosche<strong>in</strong>t es mir wahrsche<strong>in</strong>licher <strong>und</strong> ganz ausreichend, dass die R<strong>in</strong>gmuskulaturalle<strong>in</strong> activ betheiligt ist, dass dagegen die Längsmuskeln sichverhalten. Dann erklärt sich auch das Anschwellen desganz passiv h<strong>in</strong>teren Körperstückes. Auch wird es den R<strong>in</strong>gmuskeln leichter fallen,die Längsmuskeln zu durchschnüren, wenn diese sich im Zustande derErschlaffung, nicht <strong>in</strong> dem der Contraction bef<strong>in</strong>den. Dass ganz jungeThiere nach Baur (10) sich im Gegensatze zu den erwachsenen niemalszerstückeln, sche<strong>in</strong>t darauf zu beruhen, dass ihre R<strong>in</strong>gmuskelnnoch nichtkräftig genug s<strong>in</strong>d um e<strong>in</strong>e Zerstückelung herbeizuführen.Semon (235) beobachtete ferner, dass die Synapten, wenn sie ergriffenwerden, gerade an der Stelle, an welcher sie gepackt s<strong>in</strong>d, dieZerschnürung vornehmen. Auf solche Weise befreit sich das Kopfstück<strong>und</strong> vergräbt sich alsdann eilig im Sande. Er schliesst daraus, dassdie Selbstzerstückelung für diese Thiere e<strong>in</strong>e Art von Schutzmittel ist,durch welches sie sich unter Preisgabe ihres H<strong>in</strong>terstückes ihren Fe<strong>in</strong>denzu entziehen vermögen. Das Kopfstück sche<strong>in</strong>t sich nach Baur (10)


^22Seewalzen.durch Regeneration wieder zu e<strong>in</strong>em ganzen Tbiere ergänzen zu können,während dem H<strong>in</strong>terstücke die gleiche Fähigkeit von allen Forsehernabgesprochen wird.Dass es gerade die Synaptiden s<strong>in</strong>d, welche die eben geschildertemerkwürdige Selbstzerstückelung besonders häufig zeigen, kann deshalbnicht W<strong>und</strong>er nehmen, weil bei ihnen alle<strong>in</strong> unter allen Holothurien e<strong>in</strong>eechte, d. h. ununterbrochene R<strong>in</strong>gmuskulatur der Körperwand vorkommt.Trotzdem ist die Zerschntirung nicht ausschliesslich auf die Synaptidenbeschränkt. So gibt Sem per (238) kurz an, dass er etwas Derartigesbei se<strong>in</strong>er Cucumaria versicolor wahrgenommen habe, <strong>und</strong> neuerd<strong>in</strong>gs beschreibtChadwick*) e<strong>in</strong>e Quertheilung e<strong>in</strong>er Cucumaria,welche er füre<strong>in</strong>e jugendliche Cucumaria planci hält. Die Angaben <strong>und</strong> Abbildungenvon Chadwick er<strong>in</strong>nern lebhaft an die Mittheilungen, welche Dalyell'(47, 48) vor längerer Zeit über die Theilung <strong>und</strong> Regeneration von Cucumarialactea (Foih.) gemacht hat. Nach Dalyell <strong>und</strong> Chadwickregeneriren sich <strong>in</strong> diesen Fällen nicht nur. die Kopfstücke, wie beiSynapten, sondern auch die H<strong>in</strong>terstücke, sodass durch. den ganzen Vorgange<strong>in</strong>e ungeschlechtliche Vermehrung der Individuenzahl herbeigeführtwird, was nach unseren derzeitigen Kenntnissen bei der Selbstzerstückelungder Synapten niemals der Fall ist. Es macht demnach den E<strong>in</strong>druck^dass die Quertheilung, wo sie bei Dendrochiroten vorkommt, e<strong>in</strong>e andereBedeutung hat, als bei den Synaptiden. Bei jenen führt sie zu ungeschlechtlicherVermehrung, bei diesen nicht. Es bleibt aber zu untersuchen,ob sie nicht auch bei den Dendrochiroten ebenso wie bei denSynaptiden als e<strong>in</strong> abnormer Vorgang anzusehen ist, der nur unter E<strong>in</strong>wirkungungewohnter Lebensverhältnisse oder anderer Reizzustände siche<strong>in</strong>stellt.VI. Verhalten <strong>in</strong> der Grefangenscliaft ; Lebenszähigkeit.In der Gefangenschaft halten sich die Dendrochiroten im Allgeme<strong>in</strong>enbesser als die Aspidochiroten <strong>und</strong> Synaptiden. Unter unsereneuropäischen Arten ist wohl ke<strong>in</strong>e für den Aufenthalt <strong>in</strong> Aquarien geeigneterals die Cucumaria planci. Viel schwieriger s<strong>in</strong>d die Ilolothuria-,Sticliopus- <strong>und</strong> St/na2)ta - Arten zu halten. Jene werfen fast immer nache<strong>in</strong>igen Tagen oder Wochen die E<strong>in</strong>geweide aus (s. S. 418) oder ihreRückenhaut löst sich auf (s. S. 419); diese aber zerstückeln ihren Körperdurch quere E<strong>in</strong>schnürungen (s. S. 420). Immerh<strong>in</strong> besitzen alle Holothuriene<strong>in</strong>en ziemlich hohen Grad von Widerstandskraft gegen Verstümmelungen<strong>und</strong> Misshandlungender verschiedensten Art. Dasabgeschnittene Kopfstück e<strong>in</strong>er Synapta iiiJiaerens kriecht nach Quatrclages(210) wie e<strong>in</strong> selbständiges Thier umher. Derselbe Forscher warf*) 1. c. (s. S. 405).


Regeneration. 423e<strong>in</strong> abgeschnittenes Kopfstück derselben Art <strong>in</strong> süsses Wasser, Hess esdar<strong>in</strong> mehrere Tage lang liegen, verletzte es ferner durch e<strong>in</strong>e AnzahlSchnitte, welche nur den Fühlerkranz verschonten, <strong>und</strong> noch immer wardas zähe Leben nicht ganz erloschen. Frische Exemplare von HolotJmriatiibulosa, welche Tic de mann (273) <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gcfäss mit We<strong>in</strong>geist steckte,Contrahirten sich nach Verlauf e<strong>in</strong>er St<strong>und</strong>e noch ziemlich lebhaft <strong>und</strong>erst nach anderthalb St<strong>und</strong>en waren sie todt. Nach Krukenberg's (128)toxicologischen Experimenten verträgt die Synapta digitata e<strong>in</strong>e halbstündigeKampherbehandlung ohne zu Gr<strong>und</strong>e zu gehen.YIl.Regeneration.Ueber die Fähigkeit der Seewalzen verloren gegangene Körpertheiledurch entsprechende Neubildungen zu ersetzen, besitzen wir nur sehrwenige Beobachtungen, welche <strong>in</strong>dessen h<strong>in</strong>reichend zeigen, dass dieKegeneration <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ausserordentlich hohen Grade Platz greifen kann.Nach S e m p e r (238) vermag die Holotlmria scabra Jag. den dicht h<strong>in</strong>terdem Wassergefässr<strong>in</strong>ge abgerissenen <strong>und</strong> mitsammt dem l<strong>in</strong>ken Kiemenbaum<strong>und</strong> den Geschlechtsorganen ausgestossenen Darm <strong>in</strong> der kurzenZeit von 9 Tagen vollständig neuzubilden;auch der Kiemenbaum hattesich <strong>in</strong> derselben Zeit wieder aufgebaut; nur von den Geschlechtsorganenwar noch ke<strong>in</strong>e Spur e<strong>in</strong>er Neubildung zu sehen. Noll (190a) beobachtetebei e<strong>in</strong>er nicht sicher bestimmten Thyone-kxt des Mittelmeeres, dass dieRegeneration sich zugleich auch noch auf Kalkr<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Fühler ausdehnenkann. Das betreffende Thier hatte Darm <strong>und</strong> Eierstock, sammt Fühlern<strong>und</strong> Kalkr<strong>in</strong>g ausgestossen <strong>und</strong> lag nun 70 Tage lang fast regungslosmit e<strong>in</strong>gezogenem Vorderende <strong>und</strong> ausgestrecktem H<strong>in</strong>terende da, <strong>in</strong>demes zugleich an Grösse abgenommen hatte. In jener Zeit muss die Regenerationder <strong>in</strong>neren Organe sich vollendet haben, denn es traten nunmehrerst vier <strong>und</strong> nach etwa 3 weiteren Wochen zehn neugebildete Fühlerchenhervor, mit welchen das Thier Nahrung <strong>in</strong> den M<strong>und</strong> schaffte. Auchkroch das Thier jetzt wieder langsam, wie gewöhnlich, umher <strong>und</strong> lebtedann noch e<strong>in</strong> volles Jahr <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aquarium. In e<strong>in</strong>em ganz ähnlichenFalle, welchen Dalyell (47, 48), dem wir überhaupt die ersteMittheilung über die grosse Regenerationsfähigkeit der Seewalzen verdanken,vor mehreren Jahrzehnten beschrieb, dauerte es r<strong>und</strong> 77 Tage,bis die neuen Fühler wahrgenommen wurden. Vielleicht bezieben sichDalyell's Beobachtungen sogar auf dieselbe Art (Thyone fusiis?) wie,diejenigen Noll's. Letzterer wurde durch den Umstand, dass der ausgestosseneEierstock se<strong>in</strong>es Thieres mit grossen Eiern angefüllt war, zuder beachtenswerthen Vermuthung veranlasst, dass der Mangel geeigneterVerhältnisse zur Eiablage das Thier zum Ausstossen se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>geweide<strong>und</strong> damit zugleich zum Auswerfen se<strong>in</strong>er Eier angereizt habe, dass alsoe<strong>in</strong>e Legenoth des Thieres dem ganzen Vorgange zu Gr<strong>und</strong>e liege.


424 Seewalzen.Dass abgetiennte oder aufgelöste (s. S, 419) Hautstücke durch Regenerationergänzt werden können, ist wohl nicht zu bezweifeln, wenn auchbestimmte Beobachtungen darüber nicht vorliegen. Ebenso bedarf ese<strong>in</strong>er sicheren Feststellung, ob die Regeneration den Verlust der ganzenHaut zu ergänzen vermag, den e<strong>in</strong> aus se<strong>in</strong>er Haut gefahrener Stichopusnaso S. (s. 419) erlitten hat.Baur (10) hält es, <strong>und</strong> wohl mit Recht, für wahrsche<strong>in</strong>lich, dass bei— der Selbstzerstückelung der Synapten das Kopfstück aber nur dieses— im Stande sei die abgetrennten Rumpfstücke zu reproduciren. Daden Rumpfstücken diese Fähigkeit nicht zukomme, so könne e<strong>in</strong>e Vermehrungder Individuenzahl auf diese Weise <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Falle herbeigeführtwerden. Da aber Baur diese Ansicht nur auf allgeme<strong>in</strong>e Gründe,nicht aber auf unmittelbare Beobachtungen stützt, so wäre es immerh<strong>in</strong>sehr erwünscht, e<strong>in</strong>e genauere Aufklärungdieser Verhältnisse zu versuchen.Dies um so mehr, als Dalyell (47, 48)für e<strong>in</strong>e dendrochiroteHolothurie das gerade Gegentheil festgestellt zu haben glaubt. Aus freienStücken theilt sich nach se<strong>in</strong>en an Cucumaria lactea (Forb.) gemachtenBeobachtungen das Thier der Quere nach <strong>in</strong> zwei annähernd gleichgrosseStücke, von denen sowohl das vordere als das h<strong>in</strong>tere nach e<strong>in</strong>iger Zeitsich nochmals <strong>in</strong> derselben Weise theilen;alle diese Theilstücke sollensich durch Regeneration der fehlenden Organe zu vollständigen Individuenergänzen. Auch diese Beobachtungen bedürfen e<strong>in</strong>er Wiederholung, bevorwir e<strong>in</strong>e durch Regeneration ermöglichte Fortpflanzung durch Theilungals e<strong>in</strong>e für die Seewalzen h<strong>in</strong>reichend gesicherte Thatsache anerkennenkönnen. Doch dürfte die Entscheidung zu Gunsten der Dalyell'schenAngaben ausfallen, da soeben Chadwick*), allerd<strong>in</strong>gs ohne jede Bezugnahmeauf Dalyell, mittheilt, dass sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aquarium 3 Exemplaree<strong>in</strong>er Cucumaria, er hält sie für Junge der Cucumaria planet, äurchquere Theilung <strong>und</strong> nachfolgende Regeneration zu doppelt so vielen Individuenvermehrten, von denen dann das e<strong>in</strong>e sich nach kurzer Zeit nochmalstheilte <strong>und</strong> <strong>in</strong> beiden Theilstticken regenerirte; so waren im Ganzenim Laufe von etwa 2 Monaten aus 3 Individuen deren 7 geworden.Vni. Lebensdauer <strong>und</strong> Waclisthums-Scl<strong>in</strong>elligkeit.Ueber die Lebensdauer <strong>und</strong> die Wachsthums-Schnelligkeitder Holothuriens<strong>in</strong>d wir noch sehr mangelhaft unterrichtet. Tiedemann (273)vermuthete aus der sehr verschiedenen Grösse der zahlreichen von ihmuntersuchten Exemplare der Holotliuria tubulosa, dass die Holothurien„mehrere Jahre" leben. Auch Jäger (110) fiel es auf, dass manchegrosse Aspidochiroten-Arten schon bei ger<strong>in</strong>ger Körpergrösse ihre Geschlechtsreifeerlangen. Das Gleiche konnte ich bei zahlreichen der von*) 1. c. (s. S. 405).


Fe<strong>in</strong>de. 425mir im Laufe der Jahre untersuchten Arten wahrnehmen. Ich glaubedemnach mich der Ansicht Jäger's anschliessen zu können, dass dieHolothurien überhaupt e<strong>in</strong> sehr langsames Wachsthum <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e entsprechendlange Lebensdauer besitzen. In dieser Auffassung werde ichdurch die Beobachtung bestärkt, dass die <strong>in</strong> der Gefangenschaft gezüchtetenJungen der im erwachsenen Zustande fast handlangen Cucumaria planci<strong>in</strong> den ersten 4 Monaten ihres Lebens nur e<strong>in</strong>e Länge von r<strong>und</strong> 2 mmerreichen. Jene Ansicht wird ferner durch die Angabe Noll's (190a) bekräftigt,wonach e<strong>in</strong>e erwachsene Cucumaria planci 3 Jahre <strong>und</strong> 4 Monate<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aquarium aushielt. Man wird wohl nicht fehl gehen, wennman die durchschnittliche Lebensdauer der Holothurien auf mehrere Jahreschätzt, ja ich halte es für nicht unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass manche Artene<strong>in</strong> Alter von 10 Jahren <strong>und</strong> darüber erreichen können. Genaueres kannfreilich erst durch weitere Beobachtungen festgestellt werden.IX.Fe<strong>in</strong>de.Ihre Hauptfe<strong>in</strong>de haben die Seewalzen unter den grossen Prosobranchiern;auch Seesterne, manche Crustaceen <strong>und</strong> Fische stellen ihnennach; im Ganzen aber sche<strong>in</strong>en sie nur für wenige Thiere schmackhafteBissen zu se<strong>in</strong>. Bestimmte Beobachtungen über Thiere, welche Holothurienüberwältigen <strong>und</strong> verzehren, liegen nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Zahl vor; ess<strong>in</strong>d die folgenden.Nach Ayres (7) wird Psolus pliantapus (Strussenf.)von nicht näherbezeichneten Fischen gefressen. Semon (235) sah, dass e<strong>in</strong> gefrässigerBlennius ocellaris L. e<strong>in</strong>e Cucumaria Mllikeri Semp. zwar verschluckte,aber auch sofort wieder ausspie. Dagegen beobachtete derselbe Forscher,dass e<strong>in</strong> Astropecten e<strong>in</strong>e Synapta hispida Hell, auffrass, <strong>und</strong> glaubtdaraus schliessen zu können, dass überhaupt die Seesterne schlimmeFe<strong>in</strong>de der Synapten s<strong>in</strong>d. Herouard*) bemerkte, dass Paguren, welchebis dah<strong>in</strong> friedlich mit Stichopus regalis (Cuv.) <strong>in</strong> der Gefangenschaft zusammenlebten ,alsbald über diese Holothurie herfallen,sobald derenRückenhaut sich zu zersetzen beg<strong>in</strong>nt. Panceri**) traf im Schl<strong>und</strong> <strong>und</strong>Vormagen von Bolium galea kle<strong>in</strong>e Holothurien, <strong>in</strong>sbesondere Phyllopliorus,an. Lo Bianco***) erwähnt, dass dieselbe Schnecke Synapten <strong>und</strong>Cucumaria planci verzehrt, <strong>und</strong> Semon |) sah, dass e<strong>in</strong>e 21 cm langeHolothuria poli Delle Chiaje von e<strong>in</strong>em grossen Tritonium nodiferum verschlungenwurde.*) 1. c. p. 7.**) Gli organi e la secrezione dell' acido solforico nei gasteropodi. Atti della K. Accademiadelle scienze fisiche e' matematiche, Vol. IV, 1869.***) Notizie biologiche. Mittheil. a. d. zoolog. Station zu Neapel, Bd. 8, 1888, p. 417.f) üeber den Zweck der Ausscheidung von freier Schwefelsäure bei Meeresschnecken.Biolog. Centralbl. IX, 1889, p. 83—84.


426 Seewalzen,X. Scilutze<strong>in</strong>riciltungen.Die E<strong>in</strong>richtungen, durch welche sich die Holothuiien gegen ihreFe<strong>in</strong>de <strong>und</strong> andere Gefährdungen zu schützen vermögen, s<strong>in</strong>d mannigfaltigerArt, aber im Ganzen noch wenigstudirt. Schon das E<strong>in</strong>ziehender Fühler oder (bei den Dendrochiroten) des ganzen vorderen Körperabschnitteswird den Thieren e<strong>in</strong>igen Schutz gewähren, vielleicht auchdie Verhärtung, welche der ganze Körper durch Contraction se<strong>in</strong>er Muskulatur<strong>und</strong> Ausstossen des Kiemenwassers erfährt. Die Zurückziehbarkeitder zarten Füsschen lässt auch diesen Organen den nöthigenSchutz angedeihen.Da wo die Füsschen ihre Retractilität aufgegeben haben, wiez. B. bei manchen Elasipoden, erhalten sie ihren Schutz durch reichlicheE<strong>in</strong>lagerung von Kalkkörpern. Ueberhaupt wird man den Kalkkörpernder Haut die Bedeutung e<strong>in</strong>er Schutze<strong>in</strong>richtung nicht absprechen können,denn jedes kle<strong>in</strong>ere Thier, welches etwa Lust verspürt, e<strong>in</strong>e Holothurieanzubeissen, wird sofort mit den zahlreichen Spitzen <strong>und</strong> Dornen, welchedie meisten Kalkkörper besitzen <strong>und</strong> nach aussen richten, unliebsameBekanntschaft machen. Ferner wird die früher (S. 384—385) erwähnte Gewohnheitmancher Arten, ihre Hautoberfläche mit allerlei Fremdkörpernzu bekleben, e<strong>in</strong>erseits manchem Fe<strong>in</strong>de die Holothurie verbergen, anderseitssie demselben weniger schmackhaft machen. Auch andere Gewohnheiten,wie das Verstecken <strong>in</strong> Ritzen <strong>und</strong> Spalten, das E<strong>in</strong>graben <strong>in</strong> Sand<strong>und</strong> Schlamm, das feste Ausaugen an die Unterlage, dienen den Holothurienzum Schutze; so z. B. zieht sich die Synhpta <strong>in</strong>haerens nach denBeobachtungen von Quatrefages (210) bei der ger<strong>in</strong>gsten Erschütternngdes Bodens schleunigst mit dem aus dem Sande oder Schlamme hervorragendenKopftheile vollständig <strong>in</strong> denselben zurück. Ob auch e<strong>in</strong>e schützendeFärbung bei den Holothurien <strong>in</strong> weiter Verbreitung vorkommt, bedarf nochder näheren Untersuchung. Gräfte (73) ist zwar geneigt, bei denEch<strong>in</strong>odermen jegliche Schutzfärbung <strong>in</strong> Abrede zu stellen. Semon (235)aber beobachtete, dass Synapta digitafa <strong>und</strong> hispida, wenn sie mit derRtickenseite nach oben (wie es die Regel ist) auf dem Sande kriechen,e<strong>in</strong>e täuschende Uebere<strong>in</strong>stimmung mit der Farbe dieser Unterlage erkennenlassen. Auch die Färbung vieler Dendro- <strong>und</strong> AspidochirotenS. 28— 29) legt die Vermuthung nahe, dass e<strong>in</strong>e Schutze<strong>in</strong>richtung im(s.Spiele sei — <strong>in</strong>dessen fehlt es an bestimmten, auf diesen Punkt gerichtetenBeobachtungen. Auch das e<strong>in</strong>tönige dunkle Farbenkleid der meistenElasipoden <strong>und</strong> der völlige Farbenmangel der anderen (s. S. 28) dürftee<strong>in</strong>e schützende Bedeutung haben. Besondere E<strong>in</strong>richtungen zum Schutz<strong>und</strong> Trutz besitzen endlich die Synaptiden <strong>in</strong> der Fähigkeit, e<strong>in</strong>en Theilihres Körpers abzuschnüren <strong>und</strong> preiszugeben, um sich im Uebrigen zuretten, sowie die mit Cuvier'schen Schläuchen ausgestatteten Aspidochiroten,welche ihren Fe<strong>in</strong>den diese klebrigen, zähen Fäden entgegenschleudern.


Abnormitäten. 427. XI.Abnormitäten.beobachtete bei Triest e<strong>in</strong>1) Alb<strong>in</strong>ismus. Krukenberg (132)Exemplar der Oummaria planci, welches durch völligen Mangel des braunenHautpigmentes ganz weiss aussah.2) Abweichende Zahl der Radien. Abweichung von dertypischen Fünfstrahligkeit durch Verm<strong>in</strong>derung oder Vermehrung derRadienzahl f<strong>in</strong>det sich bei Holothurien nur sehr selten. Abgesehen vone<strong>in</strong>er Notiz bei Bronn (34), <strong>in</strong> welcher ohne Quellenangabe*), aber auchohne eigene Beobachtung behauptet wird, dass zuweilen Holothurien mitvier oder sechs Ambulacren vorkommen, beschränkt sich unsere ganzeKenntniss auf die von mir (159) mitgetheilten Fälle von sechsstrahligenExemplaren der Cucumaria planci. Unter etwa 150 halbwüchsigen Individuensammelte ich deren fünf, welche ihre Sechsstrahligkeit durch densechskantigen Körper <strong>und</strong> durch die Ausbildung von sechs Doppelreihenvon Füsschen sofort erkennen Hessen. Entsprechend der Zahl der Ambulacrenbesassen sie 12 Fühler (statt der normalen 10), von denen e<strong>in</strong>Paar bedeutend kle<strong>in</strong>er ist als die übrigen <strong>und</strong> dadurch das mittlereventrale Ambulacrum kennzeichnet. Der Kalkr<strong>in</strong>g besteht aus sechsradialen <strong>und</strong> sechs <strong>in</strong>terradialen Stücken. Der Ste<strong>in</strong>kanal ist nur <strong>in</strong> derE<strong>in</strong>zahl vorhanden; er entspr<strong>in</strong>gt aber,obschon er im dorsalen Mesenteriumfestgelegt ist, nicht <strong>in</strong> dessen Interradius aus dem R<strong>in</strong>gkanal,sondern aus dem zunächst nach l<strong>in</strong>ks folgenden Interradius. Dieser Umstand,sowie die Lagebeziehung des dorsalen Mesenteriums zu dem zwölftheiligenKalkr<strong>in</strong>ge machten es sehr wahrsche<strong>in</strong>lich, dass wenigstens beivieren von den fünf untersuchten Exemplaren die E<strong>in</strong>schiebung des überzähligensechsten Ambulacrums l<strong>in</strong>ks dorsal stattgef<strong>und</strong>en hat. Der Verlaufder Mesenterien, die Lage der beiden Kieraenbäume gaben weitereStützen für die Schlussfolgerung, dass der mittlere dorsale Radius dersechsstrahligen Exemplare als der überzählige anzusehen ist. Die sechsstrahligenIndividuen s<strong>in</strong>d also wesentlich dadurch von den normalenfUnfstrahligen verschieden,dass sich zwischen die beiden Ambulacrendes Biviums e<strong>in</strong> sechstes Ambulacrum e<strong>in</strong>geschobenhat. Vermuthlich hat dieser E<strong>in</strong>schub während des Larvenlebens <strong>in</strong> derWeise sich e<strong>in</strong>geleitet, das an der Hydrocoelanlagestatt der fünf Ausstülpungen(s. S. 289)deren sechs auftraten.3) Doppelbildungen s<strong>in</strong>d bis jetzt nur <strong>in</strong> zwei unter sich ganzverschiedenen Fällen bekannt geworden. In dem e<strong>in</strong>en Falle handeltes sich um zwei Individuen der Pseudocucumis acicula (Semp,), welche mitdem H<strong>in</strong>terende des Körpers seitlich zusammengewachsen s<strong>in</strong>d. NachdemSchmeltz (225) die erste kurze Notiz über dieses Vorkommuiss*) Vielleicht ist die Bronn'sche Angabe durcb e<strong>in</strong>e Bemerkung Jäger's (HO, p. 27)veranlasst, <strong>in</strong> welcher derselbe das Vorkommen derartiger Abnormitäten als wahrsche<strong>in</strong>lichh<strong>in</strong>stellt.


428 Secwalzen.gegeben hatte, wurde mir unlängst die Möglichkeit, dasselbe Object e<strong>in</strong>ergenaueren Untersuchung unterwerfen zu können, welche zu dem Ergebnissführte, dass die Verwachsung der beiden Individuen nur durch dieKörperwand zu Stande gekommen ist,dass aber die Leibeshöhlen beiderThiere im Bereiche der Verwachsung durch e<strong>in</strong>e ziemlich eoge Oeffnung<strong>in</strong> offener Verb<strong>in</strong>dung stehen. E<strong>in</strong>e andere Art von DoiDpelbildung bietete<strong>in</strong> mir von Neapel vorliegendes Exemplar der Cucumaria planci dar,an welchem etwas vor der Körpermittesich e<strong>in</strong>e zweite Fühlerkrone entwickelthat, welche sich <strong>in</strong> den Verlauf der beiden l<strong>in</strong>ken Kadien e<strong>in</strong>schiebt.E<strong>in</strong>e genauere Beschreibung dieser <strong>in</strong>teressanten Missbildungwerde ich demnächst <strong>in</strong> der Zeitschrift für <strong>wissenschaftlich</strong>e Zoologie veröffentlichen.XII.Sclimarotzer der Holothiirien.Ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Holothurienart führt selbst e<strong>in</strong> schmarotzendes Leben;wohl aber kennen wir zahlreiche Thierformen, die ihrerseits an oder <strong>in</strong>Holothurien als Parasiten leben. In der nachfolgenden Uebersicht habeich <strong>in</strong> systematischer Ordnung alle ekto- <strong>und</strong> entoparasitischen Schmarotzeraufgeführt, welche ich <strong>in</strong> der Literatur verzeichnet fand oder selbst beobachtete.Die ältere, auf die schmarotzenden Stylifer-, Eulima- <strong>und</strong>Fierasfer-kYiQn bezügliche Literatur anzuführen, habe ich nicht für nöthiggehalten, da dieselbe <strong>in</strong> den citirten jüngeren Werken (z. B. von Semper,Emery <strong>und</strong> Cuenot) nachgesehen werden kann. Aus e<strong>in</strong>em Ueberblicküber das Verzeiclmiss geht hervor, dass weit mehr entoparasitäre als ektoparasitäreSchmarotzer bekannt s<strong>in</strong>d. Ferner lehit das Verzeichniss, dass vonden 39 dar<strong>in</strong> aufgezählten Nummern, von welchen 7 auf die Protozoen, 6 aufdie Würmer, 13 auf die Crustaceen, 7 auf die Mollusken <strong>und</strong> 6 auf dieFische entfallen, r<strong>und</strong> die Hälfte bei Aspidochiroten schmarotzt <strong>und</strong> von denübrigen weitaus die meisten beiSynaptiden vorkommen, während von Dendrochirotenbis jetzt nur 2, vonMolpadiiden <strong>und</strong>Elasipoden nur je 1 Schmarotzerbekannt ist.1. Protozoen.1) Eigenthüniliche Körper, <strong>in</strong> welchen ich gregar<strong>in</strong>enartigeOrganismen verniuthen möchte, fand M. Sars (222, p. 135) am Darm<strong>und</strong> an den Darmblutgefassen der nordeuropäischen Chiridota laevls (Fabr.).2) Syncystis mülleri (Giard) Cuenot. Diese Sporozoenform wurde<strong>in</strong> der Leibeshöhle der Sijnapta digitata (Mont.) zu Triest beobachtet.Vergl. Leydig (142, S. 517—519, Taf. 13, Fig. 11 <strong>und</strong> dazu, S. 520, e<strong>in</strong>eAnmerkung von Job. Müller) <strong>und</strong> Cuenot, Protozoaires commensauxet parasites des Ech<strong>in</strong>odermes, Note prelim<strong>in</strong>aire, Revue biologique duNord de la France, Lille, 1891, p. 298.


Schmarotzer der Holothurien. 4293) Syncystis synaptac, (Ray Lankester) Cuenot, kam <strong>in</strong> Roseoff<strong>und</strong> Morgate aus der Leibeshöhle von Synapta <strong>in</strong>haercns (0. F. Müll.)zur Beobachtung-, vergl. Cuönot,1.c, p. 295.4) Syncystis liolothuriae (A. Schneider) Cuenot. Wurde vonSchneider (227, S. 323) <strong>in</strong> der Leibeshöhle, auf dem Darm <strong>und</strong> auf denKieraenbäumen der HolotJmria tuhulosa Gmel. <strong>in</strong> Nizza <strong>und</strong> Neapel gef<strong>und</strong>en<strong>und</strong> ist wahrsche<strong>in</strong>lich identisch mit der von Kölliker (Zeitschr.f. wissensch. Zool., 9. Bd., 1858, S. 138) an den Gefässen des Darmesl<strong>in</strong>d der Kiemenbäume derselben Holothurie bemerkten Gregar<strong>in</strong>enform.Vergl. auch Cuenot, 1, c, p. 298.5) TricJiod<strong>in</strong>a synaptae Cuenot. Diese Infusorien-Art wurde vonCuenot, 1. c., p. 289, häufig <strong>und</strong> zahh-eich bei Roseoff <strong>in</strong> der Leibeshöhleder Synapta <strong>in</strong>haercns (0. F. Müll.) angetroffen.6) Bhahdostyla arenaria Cuenot. E<strong>in</strong>e Infusorienform, welchenach Cuenot, 1. c. , p. 290, bei Roseoff ektoparasitisch auf der Hautvon Synapta <strong>in</strong>haercns (0. F. Müll.) lebt.7) Bhahdostyla sp. E<strong>in</strong>e zweite, nicht näher bezeichnete Bhahdostylaentdeckte Cuenot, 1. c. , p. 291, zu Cette ektoparasitisch auf derM<strong>und</strong>scheibe von Cucumaria cucumis (Risso).2. Würmer,1) Änoplodium parasita Schneid. E<strong>in</strong>e rhabdocoele Turbellarien-Art, welche von Schneider <strong>in</strong> der Leibeshöhle von HolotJmria tuhulosaGmel. entdeckt wurde (MüUer's Arch. f. Anat. u. Physiol. 1858, S. 324bis 325, Taf. 12, Fig. 1 —4). Spätere eigene <strong>und</strong> fremde Beobachtungenüber diesen Schmarotzer, der bis jetzt von Neapel, Nizza, Triest <strong>und</strong>Corfu bekannt geworden ist, hat v. Graff zusammengestellt (<strong>in</strong> se<strong>in</strong>erMonographie der Turbellarien. I. Bhahdocoelida. Leipzig 1882,bis 378).S. 3762) Änoplodium schneidcri Semp. E<strong>in</strong>e zweite Art derselbenGattung, welche Sem per auf den Philipp<strong>in</strong>en im Darme von Stichopusvariegatus Semp. <strong>und</strong> Mülleria lecanora Jag. antraf (238, S. 100). Vielleichtist damit der Wurm identisch, welchen Mertens (154, S. 593)der Mülleria lecanorabeobachtete.im Darme3) Änoplodium sp.? Danielssen u. Koren (50, p. 29) fandenim Darme des arktischen Myriotrochus r<strong>in</strong>hii Steenstr. e<strong>in</strong>e Planarie,welche v. Graff (1. c, S. 379) für e<strong>in</strong> Änoplodium zu halten geneigt ist<strong>und</strong> deshalb e<strong>in</strong>stweilen als Ä. myriotrochi bezeichnet.4) E<strong>in</strong>e nicht näher bestimmte Nematoden- Art fanden Danielssen<strong>und</strong> Koren im Darm <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Darmwand ihres <strong>in</strong> den nordeuropäischenMeeren lebenden Trochostoma thomsonii (50, p. 49).unbestimmte Nematoden- Art erwähnen5) E<strong>in</strong>e zweite, gleichfallsdieselben Forscher als Schmarotzer ihrer ebenfalls nordeuropäischeu


430 Seewalzen.Kolga liydl<strong>in</strong>a, woselbst sie im Darm, <strong>in</strong> der Darmwand <strong>und</strong> <strong>in</strong> derKörperwaud angetroffen wurde (50, p. 9*).6) Discopus synaptae Zel<strong>in</strong>lia. Diese ektoparasitische Räderthierformlebt <strong>in</strong> Grübclien der Haut von Synapta digitata (Mont.) <strong>und</strong> <strong>in</strong>Jiaercns(0. F.Müll.). Sie wurde von Lankester im Canal la Manche entdeckt<strong>und</strong> von Zel<strong>in</strong>ka, der sie bei Triest wiederfand, genauer beschrieben.(Zoolog. Anzeiger 1887, S. 465 — 468, <strong>und</strong> Zeitschr. f. wissensch. Zoologie,47. Bd., 1888, S. 353-458, Taf. 30—34).3. Crustaeeen.1) Lecanurius <strong>in</strong>test<strong>in</strong>alis Kossra., im Magen der MiUleria lecanoraJag. schmarotzend, wurde von Kossmann beschrieben (<strong>in</strong> se<strong>in</strong>enzoologischen Ergebnissen e<strong>in</strong>er Reise <strong>in</strong> das Küstengebiet des RothenMeeres, Leipzig 1877—80, Abth. Entomostraca, S. 20, Taf. 5, Fig. 1).2) Dactylopus hahamensis Edw.3) Esola longicauda Edw.4) BhapidopJiorus wilsoni Edw.5) Diogenidium nasiitum Edw.6) Älacola JiolotJiuriae Edw. Diese fünf Copepoden- Arten trafCh. L. Edwards <strong>in</strong> der Leibeshöhle der an den Bahama-lnseln lebendenMiUleria agassizU Sei. an (Arch.f.Naturgesch., 57. ,Bd., Berl<strong>in</strong> 1891,S. 75—104, Taf. 3-5).7) Leuckartella j^tti^cidoxa Edw. Von dieser Art, welche ebenfalls<strong>in</strong> der Leibeshöhle der Mülleria agassisii vorkommt,musste Edwards(1. c.) es unentschieden lassen, ob sie den Copepoden oder Phyllopodeuzuzurechnen ist.8) Synapticola tercs Voigt. Unter diesem Namen wird demnächstW. Voigt <strong>in</strong> der Zeitschr. f. wissensch. Zoologie e<strong>in</strong>e Copepoden-Art beschreiben,welche ich (Zoolog. Jahrbücher, 3. Bd., Jena 1888/89, S. 818bis 819) <strong>in</strong> der Leibeshöhle e<strong>in</strong>er Synapta keferste<strong>in</strong>ü Sei. von Ambo<strong>in</strong>aentdeckte.9) E<strong>in</strong>ige nicht näher bezeichnete Copepoden-Arten erwähntSemper (Natürliche Existenzbed<strong>in</strong>gungen der Thiere, 2. Bd., Leipzig1880, S. 188) aus dem Darm „der Holothurien".10) Derselbe Forscher beobachtete auch mehrere, gleichfalls nichtnäher bezeichnete, kle<strong>in</strong>e Copepoden auf der äusseren Haut ,,der verschiedenstenHolothurien'' (238, S. 96).11) Das Vorkommen von decapoden Krebsen im Kiemenbaumetropischer Holothurien wird zuerst von Quoy u. Gaimard (211) <strong>und</strong>*) Auch H6rouard (Recherclies sur les Holotliuries des cutes de France, Paris 1S90,p. 7) erwähnt das Vorkommen von Nematoden <strong>in</strong> der Leibeshöhle von Holothurien, ohne <strong>in</strong>dessendiese Schmarotzer <strong>und</strong> ihre Wirthe irgendwie näher zu bezeichnen. Nach demselbenForscher leben ferner gewisse, aber wiederum nicht näher bezeichnete Anneliden namentlichbei den Thyone-Xitea zwischen den Ambulacralfüsschen.


Schmarotzer der Ilolotburieii. 431fast gleichzeitig von Jäger (110, p. 32) angegeben. Der letztere bezeichnetden von ihm gef<strong>und</strong>enen Krebs e<strong>in</strong>fach als Cancer; er traf ihnim rechten Kiemenbaume (nahe der Mündung) von Ilolothuria marmorafa(Jag.). Offenbar handelt es sich hier um e<strong>in</strong>e Piunothcrcs-Avt12) Zwei verschiedene P<strong>in</strong>notJier es- Arten wurden von Semper—(238, S. 96 97) im rechten Kiemenbaume der Ilolothuria sccibra Jag.beobachtet. Die e<strong>in</strong>e derselben hat er später mit dem Namen P. liolotJmriaebelegt. (Natürliche Existenzbed<strong>in</strong>gungen der Thiere,1. Bd.,Leipzig 1880, S. 98 u. 99.) Wahrsche<strong>in</strong>lich ist die e<strong>in</strong>e oder anderedieser beiden Arten dieselbe, welche Nauck unter dem Namen Holotlmnoi)liiliistrapesiformis beschrieben hat (Zeitschr. f. wissensch. Zoo!.,34. Bd., 1880, S. QQ). Nauck gibt als Wirtb dieses Schmarotzers e<strong>in</strong>e„Holothuria maxima Semper'^ an; da aber Semper ke<strong>in</strong>e Holothurieunter diesem Namen beschrieben hat, so kann höchstens die Holothuriamaxima (Forsk.) geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>, die aber selbst wieder zu den ganzzweifelhaften Arten gehört. Es bleibt also ungewiss, <strong>in</strong> welcher Art derNauck 'sehe Krebs schmarotzt. Letzterer istübrigens später von DeMan noch e<strong>in</strong>gehender geschildert worden (Zoolog. Jahrbücher, 2. Bd.,1887, S. 721—722).13) Endlich führe ich noch den P<strong>in</strong>notJieres fischerii M. Milne-Edw.an, welchen nach dem Zeugnisse von P. J. van Beneden (Schmarotzerdes Thierreiches, Leipzig 1876, S. 32) Alphonse Milne-Edwards ane<strong>in</strong>em mir nichtnäher bekannten Orte aus Holothurien von Neucaledonienbeschrieben hat*).4. Mollusken.1) E<strong>in</strong>e schmarotzende Muschel fand Semper (238, S. 99)Haut se<strong>in</strong>er philipp<strong>in</strong>ischen Synapta similis.auf der2) Entovalva mirahilis Voeltzkow. Diese merkwürdige Muschelschmarotzt im Oesophagus e<strong>in</strong>er Synapta-Axi bei /anzibar (A. Voeltzkow,Zoolog. Jahrbücher, 5. Bd., Abth. f. System., 1891, S. 619—626, Taf. 42).3) Nach Gatttung <strong>und</strong> Art noch nicht näher bestimmte Schneckenfand Voeltzkow im Magen <strong>und</strong> auf der Haut derselben Synapta vonZanzibar (1. c. S. 626—627).4) Aus den Gattungen Stylifer <strong>und</strong> Eulima kommt e<strong>in</strong>e grössereZahl von Arten theils ekto-, theils entoparasitisch bei Holothurien vor.So erwähnt derselben Semper—(238, S. 97 99**) <strong>und</strong> Natürliche Existenzbed<strong>in</strong>gungender Thiere, 2. Bd., Leipzig 1880, S. 187 u. 188);er fand*) Der VoIlstäQdigkeit halber ist hier anzumerken, dass Hcrouard (Eecherches sur lesHolothuries des cotes de France, Paris 1890, p. 7) von Crustaceen spricht, welche im B<strong>in</strong>degewebeder Körperwand schmarotzen <strong>und</strong> zum Theil sich daselbst auch entwickeln. Manerfährt aber weder etwas Näheres über diest Krebse, noch auch die Namen derjenigen Holothurien,bei denen sie gef<strong>und</strong>en wurden.**) Dort ist auch die ältere Literatur über die schmarotzenden Stylifer-Arten angeführt.imd Eulima-


432 Seewalzen.die Schnecken im Dnira, andere Arten auf der Haut verschiedener Aspidochiroten;e<strong>in</strong>e Art sche<strong>in</strong>t i n der Haut (von Sücliopus variegatus Semp.)zu leben. Neuere Nachrichten über das Schmarotzen von Stylifer- <strong>und</strong>Eulima-kriQu f<strong>in</strong>den sich bei P. u. Fr. Saras<strong>in</strong> (Ceylon -Eeise, 1. Bd.,1. Heft, Wiesbaden 1887, p. 22 u. 27). Die e<strong>in</strong>zige Angabe über Vorkommene<strong>in</strong>er Eulima-Art bei e<strong>in</strong>er dendrochiroten Holothurie f<strong>in</strong>de ich<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Verkaufskatalog des früher <strong>in</strong> Hamburg bestandenen MuseumGodeffroy (Jahreszahl ?, S. 107); es wird daselbst e<strong>in</strong>e EuUma vitreaA. Ad. aufgeführt, welche sich <strong>in</strong> Colochirus fuherculosus (Quoy u. Gaim.)gef<strong>und</strong>en habe.5) EntoconcJia mirahilis Joh. Müll, <strong>in</strong> der Leibeshöhle, am Darmblutgefässbefestigt, von Synapta digitata (Mont.) aus der Bucht von Muggiabei Triest. Vergl. Joh. Müller (183) <strong>und</strong> Baur (10, 3. Abhandlung).6) Entoconcha mülleri Semp. <strong>in</strong> Hölotliuria cdulisLess., ansche<strong>in</strong>endan der Kloake befestigt, wie Sem per (50, S. 98) mittheilte.7) Entocolax ludivigii Voigt, von mir an der Innenseite derKörperwand von Myriotroclms r<strong>in</strong>hii Steenstr. aus dem Behr<strong>in</strong>gsmeere gef<strong>und</strong>en<strong>und</strong> von W. Voigt beschrieben <strong>in</strong> Zeitschr. f. wissensch. Zool.,47. Bd., 1888, S. 658—688, Taf. 41-43.5. Fische.1) Fierasfer; sechs Arten dieser von Quoy u. Gaimard aufgestelltenGattung, welche im rechten Kiemenbaume der Aspidochirotenschmarotzt, werden ohne nähere Bestimmung von Sem per (238, S. 96)erwähnt; davon stammen 2 Arten von den Philipp<strong>in</strong>en, die 4 anderen vonden Karol<strong>in</strong>en.2) E<strong>in</strong>e nicht näher bestimmte Fierasfer-Art aus dem Kiemenbaumdes Sücliopus ananas (Jag.) beobachtete Mertens (154, S. 592).3) Fierasfer Jiomei (Richards.) schmarotzt nach Günther <strong>in</strong> denKiemenbäumen verschiedener Südsee-Holothurien; vergl Günther, Catalogueof the Fishes <strong>in</strong> the British Museum, Vol. 4, London 1862, p. 382.4) Fierasfer dentatus Cuv. kommt an der Küste von Irland <strong>und</strong>im Mittelmeere, hier im Kiemenbaume der Holothuria tuhulosa Gmel., vor ;vergl. Günther, 1. c, p. 383.5) Fierasfer acus L. Im Mittelmeer <strong>und</strong> <strong>in</strong> den angrenzendenTheilen des Atlantischen Oceans im Kiemenbaume dortiger Aspidochiroten,namentlich der Holothuria tubulosa Gmel. <strong>und</strong> des Sticliopiis regalis (Cuv.).Vergl. Günther, 1. c, p. 381. — Emery, Fauna <strong>und</strong> Flora des Golfesvon Neapel, II. Fierasfer, Leipzig 1880. — Lo Bianco, Notizie biologiche;Mittheilungen zool. Stat. Neapel, 8. Bd., 1888,S. 396— 397.6) Enchelyophis vermicularis Joh. Müll. (Abhandlungen derBerl<strong>in</strong>er Akademie aus dem Jahre 1843, S. 154) kommt nach Sem per(238, S. 96) bei Zamboanga im Kiemeubaum <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Leibeshöhle vonHolothuria scabra Jag. vor.


G. Nutzen für den Menschen.Die Benutzimg der Holotburien seitens des Menseben ist e<strong>in</strong>e sehrbeschränkte. Nur <strong>in</strong> Ostasien kommen sie als Handelsartikel <strong>in</strong> Betracht.In anderen Ländern mag es wohl hier <strong>und</strong> da vorkommen, dass sie vomMenschen verspeist werden, doch s<strong>in</strong>d die Nachrichten darüber sehrdürftig. So berichtet Delle Chiaje, dass <strong>in</strong> Unteritalien die HolotJmriatubulosa von armen Fischern verzehrt werde. Nach Duj ard<strong>in</strong> u. Hupe(55) werden <strong>in</strong> Sicilien mehrere Arten gegessen. Herouard*) erzähh,dass bei Banyuls die Fischer das Fleisch der HolotJmria tubulosa alsKöder beim Doradenfange benutzen. Nach Mertens (154) wird aufSitcha der Stichopus sitcJiaensis (Br.) trotz se<strong>in</strong>es unangenehmen, penetrantammoniakalischen Geruches roh verspeist.In Ostasien bilden zahlreiche aspidochirote Arten unter den Namen„Trepang'' (Tripang), „Biche de mer", „Balate" e<strong>in</strong>en wichtigen Handelsartikel,welcher fast ausschliesslich nach Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong> dort mitunterzu hohen Preisen verkauft wird, da die Ch<strong>in</strong>esen dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Aphrodisiacum(vergl. auch S. 385) zu sehen glauben. Die ersten Nachrichtenüber Trepang-Zubereitung <strong>und</strong> Trepang-Handel verdanken wirChamisso(37), Lesson (138), Collier (40),Jameson (<strong>in</strong> 40) <strong>und</strong> Jäger (110).Dem Jameson'schen Berichte aus dem Jahre 1830 entnehme ich dasFolgende: Die Ch<strong>in</strong>esen verbrauchen grosse Mengen, sie bereiten darause<strong>in</strong>e sehr kräftige, wohlschmeckende Suppe <strong>und</strong> verschiedene Kraftbrühen.Trepangfischerei wird <strong>in</strong> jedem Lande des ost<strong>in</strong>dischen Inselmeeres, vonSumatra bis Neugu<strong>in</strong>ea betrieben, die bedeutendsten Fischereien liegenöstlich von Celebes nach Neugu<strong>in</strong>ea <strong>und</strong> Australien (Aru- Inseln, Nordwestküstevon Australien, Golf von Carpentaria) h<strong>in</strong>. Die Thiere werdenhauptsächlich an Korallenriffen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wassertiefe von 3 — 5 Faden erbeutet,entweder mit Hülfe e<strong>in</strong>es Spiesses oder durch Taucher. Diefrischen Thiere werden ausgeweidet, das Wasser ausgedrückt, dann <strong>in</strong>trockenen Kalk gelegt, dann an der Sonne getrocknet oder über e<strong>in</strong>emHolzfeuer gedörrt.Ihr Werth auf dem Markte hängt nicht von der Grösse,*) Eecherches sur les HolotLuries des cötes de France, Paris 1890, p. 9.Bronn, Klassen des Thier-Keichs. II. 3. 28


434 Seewalzen.soüdern von anderen Eigenschaften ab. Auf dem Markt von Macassar,dem grössten Stapelplatz dieses Artikels, unterscheidet man nicht wenigerals 30 Sorten, die im Preise von 5— 70 spanischen Dollars für das Picul(= 133 Pf<strong>und</strong>) schwanken. Von Macassar gehen jährlich gegen7000 Piculs oder 9300 Ctr. nach Ch<strong>in</strong>a. Auf dem ch<strong>in</strong>esischen Marktschwankt der Preis von 8— 115 spanischen Dollars. Jameson schätzt,dass das gleicheQuantum von anderen Orten aus nach Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>geführtwird, so dass die Gesammte<strong>in</strong>fuhr gegen 14000 Piculs = 18 600 Ctr.beträgt, welche e<strong>in</strong>en Handelswerth von 119000 Pf<strong>und</strong> Sterl<strong>in</strong>g(=2 380000 Mark) darstellt.Jäger führt 13 verschiedene Trepangsorten, welche Besel <strong>in</strong> Celebesgesammelt hatte, mit ihren malayischen <strong>und</strong> ch<strong>in</strong>esischen Namen an, dochwar es ihm nur bei zweien derselben möglich, sie auf bestimmte Artendes Systems zurückzuführen : Holothuria eduUs Less. <strong>und</strong> Stichopus ananas(Jag.). Besel theilte Jäger mit, dass die E<strong>in</strong>geborenen von Celebesvom November bis zum Juni oder Juli auf den Trepangfang fahren, dersie bis nach den australischen Küsten führt, <strong>und</strong> dass die ger<strong>in</strong>gerenSorten mit 8— 10, die besten mit 180— 200 Gulden bezahlt werden.Ausführlicher berichtet Sem per (238) im Jahre 1868 über denTrepaBg: „Derselbe wird <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Quantitäten durch die Kapitänekle<strong>in</strong>er Küstenfahrzeuge von den E<strong>in</strong>geborenen der Molukken, Philipp<strong>in</strong>en,Neugu<strong>in</strong>eas, ganz besonders aber der Inseln des Stillen Oceans, gegenallerlei Tauschartikel e<strong>in</strong>gehandelt <strong>und</strong> dann an irgend e<strong>in</strong>em Zwischenmarktefür den ch<strong>in</strong>esischen Handel: S<strong>in</strong>gapore, Batavia oder Manila(Macassar wird von Semper nicht erwähnt)meistens direct an die dortansässigen Ch<strong>in</strong>esen verkauft. Natürlich hängt der Erfolg der Speculationtheilweise von der gerade dort herrschenden Nachfrage ab, theilsaber auch von der Güte der Sorte <strong>und</strong> ihrer Zubereitung. Neuerd<strong>in</strong>gssche<strong>in</strong>en die auf Trepang fahrenden Kapitäne nur schlechte Geschäftegemacht zu haben, während vor e<strong>in</strong>igen dreissig Jahren e<strong>in</strong>e kurzePeriode gewesen zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, <strong>in</strong> welcher glänzende Geschäfte gemachtwurden. Uebrigens lässt sich e<strong>in</strong> Ueberblick über die verschiedenenWandlungen, welche der Handel mit Trepang erfahren haben mag, nichtgew<strong>in</strong>nen, da statistische Nachweise über die <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>geführtenQuantitäten*), sowie über die <strong>in</strong> den Zwischenmärkten <strong>und</strong> <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>aselbst bezahlten Preise fehlen <strong>und</strong> auch gar nicht <strong>in</strong> irgend genügenderWeise durch die Ch<strong>in</strong>esen, welche diesen Handelszweigfast ausschliesslich<strong>in</strong> Händen haben, zu erlangen s<strong>in</strong>d. Im Vergleich zu den Summen,welche der Handel mit anderen Erzeugnissen der östlichen tropischenRegionen Zucker, : Reis, Manilahanf u. s. w. <strong>in</strong> Umlauf setzt, kann jedenfallsder Handel mit Balate nur e<strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>ges Interesse beanspruchen."*) Wie Semper <strong>in</strong> Erfahrung brachte, wurden aus Manila im Jahre 1864 2089, imJahre 1865 3920 Piculs nach Ch<strong>in</strong>a ausgeführt, welche <strong>in</strong> 1864 e<strong>in</strong>en Werth von 41780, <strong>in</strong>1865 von 78 400 Dollars hatten. S. Semper, Die Philipp<strong>in</strong>en <strong>und</strong> ihre Bewohner, Wtirzburg1869, S. 24—26, 29.


Nutzen für den Menschen. 435Die gewöhnlichen Arten: HolotJmria atra Jag., impatiens (Forsk.), vaga-Inmda Sei., werden gewöhnlich <strong>in</strong> Manila mit 6—8, oft nur 3—4 Dollarsdas Picul bezahlt, während die Stichoptts-Arten (z. B. SticJiopus naso Semp.,variegatus Semp., variegafiis var. Hermanni Semp.) <strong>und</strong> die Holothuria-Arten der Bohadschia- Gruppe [z.B. HolotJmria mormorata (Jag.)] beigünstigem Markte oft 40 <strong>und</strong> mehr Dollars das Picul kosten*). „DieZahl der Sorten, welche im Handel unterschieden werden, ist e<strong>in</strong>e ziemlichgrosse. Ihre Namen sollen je nach der M<strong>und</strong>art der ch<strong>in</strong>esischenStadt, woh<strong>in</strong> sie ausgeführt werden, wechseln, sodass die ch<strong>in</strong>esischen<strong>in</strong> Manila üblichen Benennungen von den <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapore oder <strong>in</strong> ßataviagebrauchten gänzlich abw^eichen. Auch die Zubereitung an Ort <strong>und</strong>Stelle sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e sehr verschiedene zu se<strong>in</strong>. Auf den Palau- Inseln(westliche Karol<strong>in</strong>en) habe ich (Semper) lange Monate h<strong>in</strong>durch den Fang <strong>und</strong>die Zubereitung beobachten können. Die meisten Arten der GattungHolothuria werden durche<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> grossen, bis 3 Fuss im Durchmesserhaltenden, eisernen Schalen aufgehäuft, sodass sie e<strong>in</strong>en hervorstehendenHaufen bilden. Bedeckt von e<strong>in</strong>er mehrfachen Lage der grossen Kukaublätter(Caladium esculentum **) werden sie zuerst recht eigentlich gekocht,dann unter stetem Begiessen mit e<strong>in</strong>er sehr ger<strong>in</strong>gen Menge süssenWassers gedämpft. Dabei schrumpfen sie gewaltig e<strong>in</strong>; e<strong>in</strong>e Holothurie,welche beim Fange e<strong>in</strong>en Fuss lang war, zieht sich bis auf wenigeZoll Länge zusammen. Nach der ersten Abkochung werden sie auf freistehenden,hölzernen Gestellen an der Sonne getrocknet <strong>und</strong> dann wechselweisezwei- oder dreimal gedämpft <strong>und</strong> getrocknet. In diesem Zustandewerden sie dann dem Käufer nach Gewicht vertauscht. Häufig mussdann noch e<strong>in</strong> abermaliges Abkochen <strong>und</strong> Trocknen an der Sonne vorgenommenwerden. S<strong>in</strong>d sie endlich h<strong>in</strong>reichend trocken <strong>und</strong> des Meersalzesberaubt, so werden sie <strong>in</strong> grossen, zu dem Zwecke eigens gebautenSchuppen auf Borten <strong>in</strong> dünnen Schichten ausgebreitet <strong>und</strong> monatelangdem E<strong>in</strong>fluss von Rauch <strong>und</strong> Feuerwärme ausgesetzt. Man pflegt sie erstganz kurze Zeit vor der Abreise <strong>in</strong> Säcke zu verpacken <strong>und</strong> an Borddes Schiffes zu br<strong>in</strong>gen um sie so wenig als möglich der feuchten, imSchiffsräume herrschenden Atmosphäre auszusetzen. Beim Ankauf selbstwird die Sonderung <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>zelnen Sorten vorgenommen; gemischtewerden nie so gut bezahlt, wie sortirte. Die Arten der Gattung Stichopusmüssen sorgfältiger behandelt werden. Die erste Abkochung derselbengeschieht <strong>in</strong> Seewasser, da sie von der Luft gar nicht getroffen werdendürfen, wenn sie nicht gleich zerfliessen sollen. Auf die erste Abkochungmit Seewasser folgt die zweite mit süssem Wasser <strong>und</strong> dann die Dämpfungmit abwechselndem Trocknen". Sollen die so zubereiteten Holothurien gegessenwerden, „so re<strong>in</strong>igt man die Oberfläche zunächst von anhängendemSchmutz, kratzt die obere kalkführende Schicht ab <strong>und</strong> weicht sie dann*) Zu den besonders geschätzten Trepangarten gehört nach Sluiter (242) auch se<strong>in</strong>Stichopus vastus.**)= Colocasia esculenta, Tarro oder Kalo.28*


436 Seewalzen.24— 48 St<strong>und</strong>en lang <strong>in</strong> süssem Wasser e<strong>in</strong>. Dabei quellen sie auf <strong>und</strong>nehmen e<strong>in</strong>e schmutziggraue Farbe an. Nach mehrmaligem Waschen <strong>und</strong>sorgfältiger Entfernung der E<strong>in</strong>geweide <strong>und</strong> aller fremden Sandtheilchenwird dann die aufgequollene Haut <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e Stückchen geschnitten, die<strong>in</strong> stark gewürzten Suppen oder mit verschiedenen anderen Speisen gegessenwerden. Sie haben so wenig wie die essbaren Vogelnester e<strong>in</strong>eneigenen Geschmack ;es s<strong>in</strong>d weiche, milchig aussehende Gallertklumpen,welche von den Europäern nur wegen ihrer leichten Verdaulichkeit, vonden üppigen Ch<strong>in</strong>esen wegenreizenden Eigenschaftender ihnen zugeschriebenengenossen werden".Etwas anders verfährt man nach Gronen (80) <strong>in</strong> Nord-Australienbei der Trepangzubereitung. Am Ess<strong>in</strong>gton- Hafen werden die Trepang-Holothurien theils zur Zeit der Ebbe von den im Wasser watendenFischern mit der Hand aufgelesen, theils werden sie mit langen, an dereisernen Spitze mit Widerhaken versehenen BambusspeerenTaucher erbeutet.oder durch„Das E<strong>in</strong>pökeln <strong>und</strong> Räuchern geschieht auf folgendenennt sie irrthümlicher WeiseWeise: Man lässt die Thiere (GronenSipunkeln) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eisernen Kessel etwa e<strong>in</strong>e halbe St<strong>und</strong>e lang beigeHndem Feuer kochen, wirft sie dann auf den Boden <strong>und</strong> öffnet siemittelst e<strong>in</strong>es längs des Rückens gemachten Schnittes mit e<strong>in</strong>em scharfenMesser. Dann kocht man sie noch e<strong>in</strong>mal im Kessel mit Salzwasser <strong>und</strong>e<strong>in</strong>er Quantität Wurzelbaumr<strong>in</strong>de*) etwa drei St<strong>und</strong>en lang, worauf sichdie äussere Haut abzuschälen beg<strong>in</strong>nt. Dies ist das Zeichen, dass derTrepang gar ist, <strong>und</strong> nachdem man das Salzwasser abgegossen, br<strong>in</strong>gtman ihn <strong>in</strong> die Trockenschuppen, kle<strong>in</strong>e Hütten mit Mattendächern, aufRahmen von gespaltenem Bambusrohr. Jedes Thier wird sorgfältig mitder aufgeschnittenen Seite nach unten darauf gelegt <strong>und</strong> dann e<strong>in</strong>Schmauchfeuer unter dem Rahmen unterhalten, sodass der Trepang baldtrocken <strong>und</strong> geräuchert genug ist,um <strong>in</strong> Säcke oder Körbe zur Versendungverpackt zu werden." Gronen schätzt, dass vom Ess<strong>in</strong>gton-Hafen jährlich 600 Tonnen Trepang ausgeführt wird. Derselbe gehtnach Macassar, woselbst das Picul zu 70 Rupien= etwa 99 Mark verkauftwird; von dort gelangt der Trepang nach Ch<strong>in</strong>a, wo er mit etwa132 Mark bezahlt wird.Endlich hat L<strong>in</strong>demann**) e<strong>in</strong>ige Notizen über Trepang <strong>und</strong>Trepanghandel veröffentlicht. Danach wird auch <strong>in</strong> Mauritius der Trepangfangbetrieben. Man unterscheidet daselbst an den Küsten des MeerbusensGrand Port sieben Handelssorten, von denen der Trepang royalder seltenste <strong>und</strong> gesuchteste ist. 1000 Stück Trepang werden zu 75 Cent,bis 1 Franc 25 Cent, verkauft. Den Angaben L<strong>in</strong>demann's entnehmeich ferner, dass au verschiedenen Inseln der Torres- Strasse (Stephens-,York- <strong>und</strong> Darnley- Inseln) von 1874 — 78 durchschnittlich jährlich*)= Rhizophora mangle. Mangle- oder Mangrovebaum.**) M. L<strong>in</strong>demann, Die Seefischereien <strong>in</strong> den Jahren 1S69— 1878. ErgänzungsheftNr. 60 zu Petermann's Mittheilungen, Gotha 1880.


Nutzen für den Menschen. 4371930 Ctr. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wertbe von 8615 Pf<strong>und</strong> Sterl<strong>in</strong>g erbeutet wurden.E<strong>in</strong> nur unbedeutender Fang f<strong>in</strong>de aucb im Norden von Japan statt.Von den Viti-Inseln wurden dagegen (bis 1879) jäbrlicb etwa 40 Ctr.,von Tabiti etwa 4000 Tonnen (a 60 Francs) ausgefübrt. Von den Tonga<strong>und</strong>Samoa-Inseln istMenge <strong>und</strong> Wertb der Ausfubr unbekannt. InNiederländiscb-Indien wird der Trepangfang besonders an der NordküsteJavas, den Ostküsten von Sumatra, Borneo <strong>und</strong> Celebes, der WestküsteBorneo's <strong>und</strong> auf den unzähligen Kiffen, Bänken <strong>und</strong> Atollen des ganzenmalayiscben Archipels betrieben. Die Fischer dehnen ihre Reisen bis zuden Küsten von Australien aus, wo der Golf von Carpentaria e<strong>in</strong>e derbesten Sorten liefern soll. Sie br<strong>in</strong>gen den Fang hauptsächlich nachS<strong>in</strong>gapore, aber auch nach Batavia <strong>und</strong> Macassar. Die jährliche Ausfuhraus S<strong>in</strong>gapore <strong>und</strong> Batavia wurde 1854 auf 15000 Piculs geschätzt.1858 g<strong>in</strong>gen von Java etwa 6000, von Macassar 8— 9000 Piculs nachCh<strong>in</strong>a. Im Jahre 1878 wird die E<strong>in</strong>fuhr, welche von den verschiedenstenSeiten her nach Ch<strong>in</strong>a stattfand ,auf 19 668 Piculs *) beziffert, welchee<strong>in</strong>en Handelswerth von 354029 Haikwan Taels = 2124174 Mark hatten.Ob die Holothurien vielleicht noch <strong>in</strong> anderer Weise dem Menschennutzbar gemacht werden können, muss die Zukunft lehren. Es wäre jaz. B, möglich, dass die mehrfach erwähnten Farbstoffe, welche besondersKrukenberg <strong>und</strong> Mac Munn e<strong>in</strong>em näheren Studium unterzogenMertenshaben, für irgend welche technische Zwecke Verwendung fänden.<strong>und</strong> ich (154) haben <strong>in</strong> dieser Richtung namentlich auf das dunkelpurpurrotbePigment der E<strong>in</strong>geweide bei dem tropischen Stichopus ananas(Jag.) <strong>und</strong> dem mittelmeerischen PhpUopJiorus urna Crube aufmerksamgemacht.*) Nach L<strong>in</strong>demann ist 1 Picul = 60,45 kg.


H. Palaeontologie.Da die Holothnrien nur <strong>in</strong> den meistens mikroskopisch-kle<strong>in</strong>en Kalkkörperchenihrer Haut <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Gliedern ihres Kalkr<strong>in</strong>ges erhaltungsfähige,zur Fossilisation geeignete Gebilde besitzen, ihre Weichtheile aber,besonders bei den Aspidochiroten <strong>und</strong> Synaptiden ,nach dem Tode e<strong>in</strong>ersehr raschen Auflösung unterliegen <strong>und</strong> dadurch e<strong>in</strong> vollständiges Ause<strong>in</strong>anderfallender Kalkgebilde bed<strong>in</strong>gen,wird man kaum erwarten können,zweifellose Abdrücke ganzer Thiere oder grössere, beisammenliegendeGruppen ihrer Kalkgebilde <strong>in</strong> fossilienführenden Schichten anzutreffen ;am leichtesten könnte das etwa der Fall se<strong>in</strong> bei Formen, welche, wiegewisse lebende Dendrochiroteu (Psolus), grössere, dicht an- <strong>und</strong> übere<strong>in</strong>andergelagerte Kalkplatten besitzen. Auch lässt -sich vermuthen, dassder Kalkr<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>en Zusammenhang beivielen Formen leichter <strong>und</strong> längerJbewahren kann als die losen Kalkkörperchen der Haut. Indessen istthatsächlich bis jetzt noch ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Fossil aufgef<strong>und</strong>en worden,welches sich mit Sicherheit auf den Kalkr<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er Holothurie beziehenHesse*). Ebenso s<strong>in</strong>d die wenigen angebhchen Abdrücke ganzer Thiere<strong>in</strong> ihrer Deutung gesichert. Nur isolirte Kalkkörperchen s<strong>in</strong>d es, welcheman bis jetzt mit Bestimmtheit als Holothurienreste ansprechen kann, <strong>und</strong>auch sie bereiten, abgesehen von der Schwierigkeit ihrer Auff<strong>in</strong>dung, dergenaueren Deutung grosse Schwierigkeiten. Denn wenn schon für dielebenden Holothurien die Kalkkörper alle<strong>in</strong> nur e<strong>in</strong> Hülfsmerkmal fürdie Unterscheidung der Familien <strong>und</strong> Gattungen darstellen (s. S. 317bis 318), welches <strong>in</strong> der Kegel erst <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit anderen, nicht verste<strong>in</strong>erungsfähigenMerkmalen e<strong>in</strong>e sichere Bestimmung ermöglicht, <strong>und</strong>wenn ferner bei der Bestimmung lebender Arten meistens nicht nur e<strong>in</strong>e,sondern mehrere comb<strong>in</strong>irt auftretende Formen von Kalkkörperchen denAusschlag geben <strong>und</strong> dazu auch noch die Entwicklungsstadien der Kalkkörperselbst, ihre Schwankungen <strong>in</strong> Form, Anordnung <strong>und</strong> Häufigkeitsowie die Alterszustäude der Thiere <strong>in</strong> Betracht gezogen werden müssen,bei den fossil gef<strong>und</strong>enen Kalkkörperchen aber alle diese Gesichtspunktepraktisch unanwendbar werden — so ergibt sich daraus, dass e<strong>in</strong>e durch-*) Das etwa 0,5 mm lange, zahnförmige, solide Kalkgebilde, welches Etheridge (CO,p. 12, pl. V, Fig. 8) für e<strong>in</strong> Stück e<strong>in</strong>es Kalkr<strong>in</strong>ges erklären möchte, bietet zu e<strong>in</strong>er solchenDeutung nicht den ger<strong>in</strong>gsten sicheren Anhaltspunkt. Wenn es überhaupt von e<strong>in</strong>er Holothurieherstammt, könnte es noch eher e<strong>in</strong>er Analpapille entsprechen.


Palaeontologie. 439aus sichere E<strong>in</strong>ordnung dieser fossilen Reste <strong>in</strong> das zoologische Systemfast e<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g der Unmöglichkeitist. Es hat deshalb me<strong>in</strong>es Erachtensauch gar ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, wenn man den fossilen Kalkkörperchen e<strong>in</strong>enGrattungs- <strong>und</strong> Artnamen gibt <strong>und</strong> dadurch e<strong>in</strong>e sche<strong>in</strong>bare systematischeBestimmung derselben vornimmt, die man <strong>in</strong> Wirklichkeit gar nicht zurechtfertigen im Stande ist. Will man ihnen, nur um sie überhaupt kurzbezeichnen zu können, e<strong>in</strong>en Namen geben, so mag man das immerh<strong>in</strong>thun; dann darf man aber nicht von Genus <strong>und</strong> Species reden, sondernman wird besser e<strong>in</strong>en Begriff anwenden, der ke<strong>in</strong>e bestimmte Kategoriedes Systems bezeichnet, etwa den Begriff: Form, forma *). Statt also aufdie Kalkkörperchen h<strong>in</strong> beispielsweise von e<strong>in</strong>er fossilen Gattung <strong>und</strong>Art Acliistrum nicJiolsoni nov. gen. nov. sp. zu sprechen, würde es mirrichtiger ersche<strong>in</strong>en, nur von e<strong>in</strong>er fossilen Holothurienform dieses Namenszu reden; durch diese Bezeichnung würde unentschieden bleiben, was garnicht sicher zu entscheiden ist,ob nämlich diese Form wirklich e<strong>in</strong>e besondereGattung repräsentirt <strong>und</strong> ob sie als Art durch das e<strong>in</strong>e bekannteMerkmal h<strong>in</strong>reichend gekennzeichnetist.Wenden wir uns nach diesen allgeme<strong>in</strong>en Bemerkungen zu e<strong>in</strong>erkritischen Betrachtung der vorliegenden Angaben über fossile Holothurien,so tritt uns als älteste Notiz die Mittheilung Rüppel's (218) entgegen,derzufolge e<strong>in</strong> roher Körperabdruck aus dem Solenhofener lithographischenSchiefer von e<strong>in</strong>er Holothurie herrühren soll. Nach Zittel gehört derselbeaber eher zu e<strong>in</strong>em nackten Cephalopoden oder irgend e<strong>in</strong>em anderenThiere, als zu e<strong>in</strong>er Holothurie, <strong>und</strong> auch die von- Giebel aus denselbenSchichten als ProtoholotJmria beschriebenen Reste s<strong>in</strong>d nach dem Urtheiledesselben Paläontologen durchaus problematische Körper. Die erste Beschreibunge<strong>in</strong>es echten, unverkennbaren Holothurienrestes rührt von GrafMünster (190) her. Derselbe fand im Scyphienkalke Frankens V2 bis1 L<strong>in</strong>ie lange, ankerförmige Kalkgebilde, die er <strong>in</strong> Uebere<strong>in</strong>stimmung mitV. Siebold als Synapta - Ankev deutete <strong>und</strong> mit dem Namen Stjnaptasieboldii belegte.Mit Unrecht hat Zittel (287) dieselben für Spongiennadelnerklärt. Sie zeigen die Gestalt e<strong>in</strong>es Synapten- Ankers <strong>in</strong> so zweifelloser Weise,dass ich Zittel's Widerspruch nur auf e<strong>in</strong>e Verwechselung mit anderen, aufderselben Mü nst er 'sehen Tafel abgebildeten Körperchen zurückführen kann.Weiterh<strong>in</strong> hat Schwager (228) kle<strong>in</strong>e, rädchenförmige Kalkgebildebeschrieben, welche er im weissen <strong>und</strong> braunen Jura auffand. Dieselbener<strong>in</strong>nern an ähnliche Körperchen, welche schon vorher Waagen<strong>und</strong> Ter quem (260)**) aus dem Lias <strong>und</strong> Dogger unter demNamen Chiridota vetusta <strong>und</strong> atava beschrieben hatten, mir aber <strong>in</strong> denOrig<strong>in</strong>albeschreibungen nicht zugängig s<strong>in</strong>d. Die von Schwager ge-*) Den gleichen Vorschlag hat nach Schlumberger's Mittheilung (Bull. Soc. g6ol. deFrance, 3. S6r., T. XVIII,, Paris 1890, p. 193) Th6el —ihm gegenüber brieflich gemachtleider sah sich Schlumberger nicht veranlasst demselben Folgezu leisten.**) Vergl. auch die Mittheilungen von Terquem <strong>in</strong> den Memoires de la Soc, g^ol, deFrance, 2. Ser., T. X.


440 Seewalzen.schilderten Rädehen, bei denen leider e<strong>in</strong>e Grössenangabe fehlt, habene<strong>in</strong>e uapfförmige Gestalt. Ihre Speichen, er gibt deren <strong>in</strong> der Abbildung10 an, strahlen von e<strong>in</strong>em knotenförmigen Mittelpunkte („Centralknoten")aus; die Speichen „eadigen nicht an der Peripherie, sondern biegen sichverdünnend nach unten'' (d. h. nach der concaven Seite des Napfes),,um <strong>und</strong> ragen hier etwa den vierten Theil des Halbmessers nach <strong>in</strong>nen,auch schalten sich <strong>in</strong> der Umbiegung sec<strong>und</strong>äre Stäbchen zwischen siee<strong>in</strong>", wodurch ihre Zahl <strong>in</strong> Schwager's Abbildung stark vervierfachtwird. So weit passt die Schilderung ziemlich auf Rädchen von der Form,wie sie unter den lebenden Arten etwa 3IyriotrocJms besitzt, wenn auchbei dieser Gattung e<strong>in</strong>e so starke Vermehrung der e<strong>in</strong>wärts gerichtetenSpitzen am Rande des Rädchens nicht vorkommt. Auch die weitere AngabeSchwager's, dass er Exemplare gef<strong>und</strong>en habe, welche nur ausdem „Centralknoten" <strong>und</strong> strahlenförmig von diesem abgehenden, freiendigenden, kurzen Armen (Speichen) bestehen <strong>und</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich Entwicklungsstadiendarstellen, stimmt zu dem, was wir über die Entwicklungder Rädchen bei lebeuden Holothurien wissen. Was mich aberstutzig macht, ist der Umstand, dass die Speichen manchmal weiter alsgewöhlich ause<strong>in</strong>ander stehen <strong>und</strong> dann durch ,, Kalkplättchen verb<strong>und</strong>en"seien. E<strong>in</strong>e derartige Verb<strong>in</strong>dung der Speichen kennen wir von ke<strong>in</strong>emrädchenförmigen Kalkkörper lebender Sjnaptideu. Da es aber wenigstensnicht gegen die Deutung der Gebilde als Holothurien - Kalkkörper überhauptspricht, so glaube ich mich Zittel ganz auschliessen zu können,wenn er die von Schwager nachgewiesenen Rädchen mit e<strong>in</strong>iger Sicherheitauf fossile Holothurien bezieht, <strong>und</strong> ich sehe ke<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong>, sie mitEtheridge (60) für Bryozoenreste zu halten. Widersprechen aber mussich dem, dass Schwager sie zur Gattung Chiridofa als Ch. sieholdi n. sj?.stellt. Echte Chiridoten - Rädchen s<strong>in</strong>d es ganz sicher nicht; dagegenspricht die Zahl der Speichen, die Form des Randes <strong>und</strong> das Vorkommenvon verb<strong>in</strong>denden Kalkplättchen zwischen den Speichen. Aus letzteremGr<strong>und</strong>e kann man sie auch nicht zu Mp'iotrocJms oder irgend e<strong>in</strong>eranderen recenten Synaptidengattung stellen. Wir wollen sie also e<strong>in</strong>fachals EolothimenkRlkkörpei-chen forma sieholdi Schwag. bezeichnen. Auch daranist ke<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> zu zweifeln,dass zwei andere Formen von r<strong>und</strong>en Plättchen,welche Seh wager, ohne sie mit e<strong>in</strong>em Namen zu beglücken, beschreibt,Kalkkörperchen von Holothurien s<strong>in</strong>d. Die e<strong>in</strong>e dieser Formen besitztim Mittelpunkte e<strong>in</strong> grosses Loch, welches an der Peripherie von 8 kle<strong>in</strong>enLöchern umstellt ist,denen entsprechend der Rand des Plättchens 8 bogenförmigeAusbuchtungen zeigt. Die andere Form unterscheidet sich vondieser durch den Besitz von 5— 6 Spitzen an ihrem Rande.Der Seh wag er 'sehen forma sieholdi sche<strong>in</strong>en die Rädchen ähnlichzu se<strong>in</strong>, welche sieben Jahre später Moore*) aus englischen Lias- <strong>und</strong>*) On the Presence of Naked Ech<strong>in</strong>odermata (Holotliurioidea) <strong>in</strong> the Inferior Oolite andLias. Keport of tlie British Association for 1S72, part 2, p. 117.


Palaeontologie. 441Doggerschichten angegeben hat;sie haben e<strong>in</strong>en Durchmesser von etwaV40 engl. Zoll, besitzen 5 — 15 Speichen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d am Rande gezähnt.Noch später hat dann Etheridge (60) uns mit e<strong>in</strong>igen wohlunzweifelhaften Holothurienkalkkorperchen aus dem schottischen Kohlenkalkebekannt gemacht, welche theils die Gestalt durchlöcherter Plättchenvon verschiedener Grösse, theils die Form von Haken <strong>und</strong> Rädchen odere<strong>in</strong>es Kreuzes haben. Die Plättchen s<strong>in</strong>d 0,5— 0,6 mm gross <strong>und</strong> ihreLöcher messen 0,102— 0,13 mm*). Die Haken haben e<strong>in</strong>en Schaft von0,59 mm Länge, der an dem e<strong>in</strong>en Ende verbreitert <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>em Lochedurchbohrt ist, am anderen Ende sich zu dem zugespitzten Haken umbiegt.Die hakenförmigen Kalkkörper wurden auch <strong>in</strong> dichter Anlagerungan die durchlöcherten Plättchen beobachtet, was an die Lagebeziehunge<strong>in</strong>es Synapten-Ankers zu se<strong>in</strong>er Ankerplatte er<strong>in</strong>nert. Was er Rädchennennt, er<strong>in</strong>nert zum Theil au die zweite unter den drei von Schwagerbeschriebenen Formen, hat aber mit echten Chirodota-UädchQn nur e<strong>in</strong>esehr allgeme<strong>in</strong>e Aehnlichkeit; man könnte eher an die Scheibe der stühl-—chenförmigen Kalkkörper vieler Aspidochiroten (s. S. 45 46) oder an dieRädchen mancher Elasipoden (s. S. 44) denken. Am <strong>in</strong>teressantestens<strong>in</strong>d die kreuzförmigen Kalkgebilde. Etheridge beschreibt sie als0,55 mm grosse, gleicharmige, vierarmige Kreuze, deren Mittelpunkt von4 regelmässig zu e<strong>in</strong>ander gestellten, abger<strong>und</strong>et dreieckigen Löcherndurchbohrt ist; am freien Ende s<strong>in</strong>d die Arme manchmal etwas verbreitert;auf dem Kreuzungspunkte der Arme erheben sich an e<strong>in</strong>emExemplare zwei senkrecht aufsteigende Verlängerungen. Etheridge hältdie Plättchen <strong>und</strong> Haken für Merkmale e<strong>in</strong>er neuen Gattung Ächistrum{ayxiGTQov, Angelhaken) <strong>und</strong> rechnet die von ihm gesehenen — Haken mitden grosslöcherigen Platten (Durchmesser der Löcher ca. 0,09 0,13 mm**)zu e<strong>in</strong>er von ihm Ä. nicJiolsoni genannten Art, während — er für die kle<strong>in</strong>löcherigenPlatten (Durchmesser der Löcher ca. 0,02 0,05 mm**) e<strong>in</strong>ezweite, nicht näher benannte Art aufstellt. Se<strong>in</strong>e sogenannten Rädchenvertheilt er auf drei verschiedene Arten, welche er aber alle drei, wennauch mit e<strong>in</strong>igem Zweifel zur Gattung Chiridota stellt. Für se<strong>in</strong>e Chiridotatraquairii s<strong>in</strong>d r<strong>und</strong>e, 0,25 mm grosse Scheiben mit 4 centralen <strong>und</strong>8 peripherischen Löchern charakteristisch. Bei Ch. röbertsoni <strong>und</strong> primaevadagegen ist der centrale Theil des rädchenförmigen Kalkkörperchensnicht durchbohrt, sondern solide. Die peripherischen Löcher, welche densoliden Centraltheil <strong>in</strong> kreisförmiger Anordnung umgeben, s<strong>in</strong>d bei röbertsonidreieckig, bei primaeva fast kreisr<strong>und</strong> <strong>und</strong> treten bei rohertsoni zues, bei primaeva zu 8 -12 an Zahl auf. Bei roUrtsoni s<strong>in</strong>d dieKörperchen etwas kle<strong>in</strong>er, bei primaeva etwas grösser als bei traquairii.Da die Plättchen der Form Ächistrum nicJiolsoni <strong>in</strong> der Zahl <strong>und</strong> An-*) Diese Grössen der Löcher berechnen sich aus den <strong>in</strong> englischen Zoll ausgedrücktenAngaben <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Texte; an se<strong>in</strong>en Abbildungen gemessen ergeben sich aber für die kle<strong>in</strong>enLöcher viel kle<strong>in</strong>ere Werthe, nämlich 0,02—0,05 mm <strong>und</strong> für die grösseren Löcher 0,09—0,13 mm.**) Nach den Abbildungen von Etheridge berechnet; siehe die vorige Anmerkung.


442 Seewalzen.Ordnung- der Löcher den ihm bekannten Ankerplatten recenter Synaptennicht ganz entsprechen, auch ke<strong>in</strong> Bügel an den Plättchen vorkommt, sosche<strong>in</strong>t ihm e<strong>in</strong>e verwandtschaftliche Beziehung zu den Aspidochirotenoder Dendrochiroten wahrsche<strong>in</strong>licher als zu den Synaptiden. Dazumöchte ich bemerken, dass die Annahme e<strong>in</strong>er solchen Beziehung, fallsman daraus e<strong>in</strong>en Schluss auf die systematische Stellung des ÄchistrmnnicJiolsoni gründen will, gerade so <strong>in</strong> der Luft schwebt,als wenn man dar<strong>in</strong>e<strong>in</strong> Zeichen für e<strong>in</strong>e Verwandtschaft zu den Synaptiden sehen will.Bügellose, unregelmässig durchlöcherte Ankerplatten kommen auch beiden recenten Synapten vor {Synapta molesta Semp.) es wäre das alsoke<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>, das Ächistnmi nicJwlsoni von den Synapten zu entfernen.beschriebenen HakenWohl aber h<strong>in</strong>dert die Gestalt der von Etheridgee<strong>in</strong>e nahe Beziehung mit der Gattung Syimpta anzunehmen,denn auchabgesehen davon, dass wir ke<strong>in</strong>e lebende Synapta-Art mit nur e<strong>in</strong>armigenAnkern (d. h.Haken) kennen, ist die Handhabe der Synapta-Ankei'niemals von e<strong>in</strong>em Loche durchbohrt, wie das bei Achistrum nicJiolsonider Fall ist. Wohl aber kommt e<strong>in</strong>e ähnliche Durchlöcherung der Handhabebei den Ankern der Molpadiiden- Gattung Änhyroderma vor, mitdenen die ÄcMstrum-Ankei' aber wieder wegen anderer Unterschiede nichtzusammengebracht werden können. Man kann demnach die Form Ächistnm<strong>in</strong>icholsoni mit Sicherheit weder zu der e<strong>in</strong>en noch zu der anderen Familierecenter Holothurien br<strong>in</strong>gen, hat aber auch ebensowenig Berechtigung<strong>in</strong> ihr Reste e<strong>in</strong>er von allen lebenden Holothurien verschiedenen Familieoder Gattung zu erblicken. Es ist möglich, dass es sich <strong>in</strong> ihr um e<strong>in</strong>eSynaptide, möglich auch, dass es sich um e<strong>in</strong>e Molpadiide, <strong>und</strong> nicht ausgeschlossen,dass es sich um e<strong>in</strong>e dendrochirote oder aspidochirote oderelasipode Art handelt. Warum ferner die kle<strong>in</strong>löcherigen Plättchen e<strong>in</strong>eranderen Ächistrmn-Avt angehört haben sollen wie die grosslöcherigen, istauch nicht e<strong>in</strong>zusehen. Sie könnten, um nur e<strong>in</strong>e der vielen Möglichkeitenanzudeuten, Endscheibchen <strong>in</strong> den Füsschen derselben Art gewesen se<strong>in</strong>,welche <strong>in</strong> ihrer Haut die grosslöcherigen Plättcheu besass.Völlig unsicher ist auch die Beziehung der drei Sorten von rädchenförmigenKalkkörperchen zu der Gattung Chiridota. Zunächst muss <strong>in</strong>dieser H<strong>in</strong>sicht die Form traquairü aus der Gattung Chiridota me<strong>in</strong>erAnsicht nach mit aller Bestimmtheit ausgeschieden werden. Denn wirkennen ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige lebende Chiridota- oder überhaupt Synaptiden- Art,bei welcher die Nabe des Rädchens durchlöchert wäre. Wohl aber s<strong>in</strong>duns derartige Rädchen von Elasipoden,z. B. von Pannychia moseleyi, bekanntgeworden, auch ist die Aehnlichkeit der traquairii-Kädchen mit derStühlchenscbeibe mancher Aspidochiroten ganz unverkennbar. Was weiterdie Rädchenformen rohertsoni <strong>und</strong> primaeva angeht, so stimmen sie zwardurch ihre solide Nabe mit den CAm^^ofa - Rädchen übere<strong>in</strong>, aber nichtnur mit diesen, sondern auch mit den Rädchen anderer Synaptiden,z. B. Myriotrochus <strong>und</strong> anderer. Am meisten nähert sich noch die Formrohertsoni e<strong>in</strong>em echten Chiridoten - Rädchen;denn wenn sie auch 6 bis


Palaeontologie. 4438 Speichen zeigt, so kommen ja auch bei recenten Chiridota - Arten dieselbenVermehrungen der regelmässigen Sechszahl der Speichen mituntervor. Was aber auch hier die Sache wieder zweifelhaft macht <strong>und</strong> übrigensauch für die primaeva -Kädchen gilt,ist der Umstand, dass die für alleRädchen recenter Synaptiden charakteristischen Zahnbildungen am Radkranzevollständig zu fehlen sche<strong>in</strong>en. Endlich ist auch noch auf dieGrössenverhältnisse der von Etheridge beschriebenen Rädchen aufmerksamzu machen. Nur die Form rohcrtsoni mit ihrer Grösse von 0,18 mmentspricht e<strong>in</strong>igermaassen der Grösse recenter CJiiridota-RMchen] dagegengehen die beiden anderen Formen über das Maass der echten Cliiridota-Rädcheu h<strong>in</strong>aus <strong>und</strong> übertreffen sogar zum Theil noch die grössten recentenRädchenformeu,welche sich bei Myriotroclms unter den Synaptiden mit0,25 mm, Tannychia unter denElasipoden mit 0,24mm Durchmesser vorf<strong>in</strong>den.Auch mit der Ausdeutung der von ihm beschriebenen kreuzförmigenKalkkörper hat Etheridge ke<strong>in</strong> Glück gehabt. Das E<strong>in</strong>zige, was eraus der von ihm benutzten Literatur zum Vergleiche heranzieht, ist e<strong>in</strong>evon Düben u. Koren berrübrende AbbildungFüsschen der Cucumaria hyndmani, bei der man sich aber vergeblichbemüht etwas Kreuzförmiges oder Vierarmiges zu erblicken. Obschonder Stützstäbchen aus denEtheridge die kreuzförmigen Gebilde mit e<strong>in</strong>em Namen verschont hat,habe ich sie deshalb schon oben als die <strong>in</strong>teressantesten der von ihmaufgef<strong>und</strong>enen Kalkkörper bezeichnet, weil sie an die vierarmigen Körperchener<strong>in</strong>nern, welche für e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Elasipoden charakteristischs<strong>in</strong>d, sich aber auch unter den Aspidochiroten, z. B. bei Paelopaüdesasjjera^ vorf<strong>in</strong>den. Sieht man aber näher zu, so tritt uns aber auch hiersofort wieder e<strong>in</strong> Unterschied entgegen, der es unmöglich macht <strong>in</strong>diesen fossilen Kalkkreuzen sichere Reste von Elasipoden (oder allenfallsAspidochiroten) zu sehen. Denn bei letzteren s<strong>in</strong>d die Kalkkreuze ander centralen Vere<strong>in</strong>igungsstelle der vier Arme ausnahmslos <strong>und</strong>urehbobrt,während jene fossilen Kreuze an derselben Stelle von vier Löchern durchsetzts<strong>in</strong>d. Etwas <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht Aehnliches bieten uns aber unter denrecenten Dendrochiroten die vierarmigen Kalkkörper der Oiicimiaria(Ech<strong>in</strong>ocucumis) adversaria dar, die sich freilich wieder <strong>in</strong> anderen Punktenvon jenen fossilen Gebilden unterscheiden. Es ergibt sich aber darausdie Möglichkeit, dass diese Reste von e<strong>in</strong>er dendrochiroten Form herrühren.Etheridge hat schliesslich auch noch <strong>und</strong>urchlöcherte, parallel gestreifte,am Rande gesägte Körperchen beschrieben, die mir überhauptgar nichts mit Holothurien zu thun zu haben sche<strong>in</strong>en. Wenn er sichzu ihrer Erläuterung auf e<strong>in</strong>e Figur von Düben u. Koren beruft, welche<strong>und</strong>urchlöcherte, unregelmässig zackig gerandete Kalkkörper der Cucumariafrondosa darstelle, so übersieht er, dass gerade diese Abbildunge<strong>in</strong>en sehr zweifelhaften Werth hat, da ke<strong>in</strong> anderer Forscher derartigeKalkgebilde bei der genannten Art wiederzuf<strong>in</strong>den vermocht hat.Mit Absicht b<strong>in</strong> ich über die Etheridge'schen Angaben etwas ausführlichgeworden, weil mir darum zu thun war zu zeigen, was für


444 Seewalzen.unsichere Ergebnisse herauskommen,wenn der Paläontologe mehr, alser zu beweisen <strong>in</strong> der Lage ist, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e F<strong>und</strong>e h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>deutet <strong>und</strong> zugleichke<strong>in</strong>e genaue Kenntniss der lebenden Formen besitzt. Dass derartigeErgebnisse für die Errichtung phylogenetischer Speculationsgebäudee<strong>in</strong> Boden wie Sand s<strong>in</strong>d, bedarf weiter ke<strong>in</strong>es Nachweises.E<strong>in</strong>ige Jahre später als Etheridge hat Pocta (206)die Aufmerksamkeitauf e<strong>in</strong>ige unregelmässig umgrenzte, durchlöcherte Kalkplättchen gelenkt,welche er <strong>in</strong> Schichten der böhmischen Kreideformation antraf. DiePlätteben s<strong>in</strong>d 0,09^— 0,14 mm gross <strong>und</strong> sehr dünn; die Löcher s<strong>in</strong>dziemlich regellos gestellt. Er bezeichnet die Plättchen als „'? Psolus'^ <strong>und</strong>me<strong>in</strong>t, dass sie den Kalkplatten des lebenden Psolus phantcums sehr nahestehen. Mit ebensoviel Recht hätte er die ebenso grosse Aehnlichkeitdieser Plättcheu mit gar manchen anderen Kalkgebilden der verschiedenstenEch<strong>in</strong>odermen hervorheben können. Da sich derartige durchlöchertePlättchen z. B, auch bei Ech<strong>in</strong>oideen f<strong>in</strong>den, so ist nicht e<strong>in</strong>mal ihre Zugehörigkeitzu den Holothurien überhaupt gesichert, geschweige denndie von Pocta angenommene Beziehung zu e<strong>in</strong>er ganz bestimmten Gattung<strong>und</strong> Art. Aehnliche Kalkplättchen wie die von Pocta gesehenen s<strong>in</strong>dwahrsche<strong>in</strong>lich diejenigen, welche schon früher Nicholson*) aus posttertiärenSchichten erwähnte <strong>und</strong> ebenfalls auf Psolus bezog**).Wie Malagoli (162 a) auf den E<strong>in</strong>fall kommen konnte e<strong>in</strong> rädchenförmigesKalkscheibchen, welches aus italienischem Pliocän herrührte, alse<strong>in</strong> ChiridotaKädchen anzusehen <strong>und</strong> auch gleich mit e<strong>in</strong>em Speciesnamen:Ch. elegans, zu bezeichnen,ist mir ganz unverständlich. Er beschreibtdas Gebilde als e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, r<strong>und</strong>e Scheibe von 0,75 mm Durchmesser <strong>und</strong>0,5 mm Dicke. E<strong>in</strong> Randstreifen setzt sich deutlich von dem centralenTheile der Scheibe ab, umgibt denselben also r<strong>in</strong>gförmig (wie e<strong>in</strong> Radkranz).Dieser Randstreifen besitzt feruer r<strong>in</strong>gsum elf kle<strong>in</strong>e Rippen oderAnschwellungen, die leicht gebogen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> von beiden Flächen desganzen Kalkkörperchens gesehen werden können. Der von dem Randstreifen(R<strong>in</strong>ge) umgebene Centraltheil des istKörperchens von e<strong>in</strong>erconcav-convexen Platte ausgefüllt, welche nur <strong>in</strong> der Mitte von e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigenkreisr<strong>und</strong>en Oeffnung durchbrochen ist. In dieser Beschreibung stimmtschon die Grösse <strong>und</strong> Dicke nicht zu CA<strong>in</strong>cZoto- Rädchen; ferner fehlendie für die C/wnVZoto Rädchen - charakteristischen Speichen, es fehlt dieBezahnung des Radkranzes, es fehlt die solide Nabe.Am bemerkenswerthesten unter allen Nachrichten, welche wir bisjetzt über fossile Holothurien -Reste erhalten haben, sche<strong>in</strong>en mir die Mittheilungenvon Schlumberger***) zu se<strong>in</strong>. Derselbe beschreibt aus dem*) Manual of Palaeontology, Ed<strong>in</strong>burgh and London 1872, p. 135.**) Auch <strong>in</strong> dem Catalogue of the Western Scottish Fossils (British Assoc. for tbe Advanc.of Sc. 1876, Glasgow) f<strong>in</strong>de ich p. 129 aus posttertiären Ablagerungen des westlichen SchottlandPsolus phantapus aufgeführt <strong>und</strong> dabei den Zusatz: „(Prof. Geikie)". Ob <strong>und</strong> woGeikie etwas Näheres darüber mitgetheilt hat, entzieht sich me<strong>in</strong>er Kenntniss.***) Schlumberger, Note sur les Holothurid^es fossiles du Calcaire Grossier. Bullet<strong>in</strong>de la Soci6te g6ologique de France, 3. Ser., T. XYI, Paris 1888, p. 437, <strong>und</strong>: Seconde note


Palaeontologie. 445Pariser Eocäu e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Kalkkörperchen, an deren Zugehörigkeitzu Holothurien ke<strong>in</strong> Zweifel se<strong>in</strong> kann, <strong>und</strong> vertheilt sie aufnicht weniger als 25 neue Arten, von denen er 11 zu den Synaptiden,die 14 übrigen zu den Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten rechnet. Die Kalkkörperchen,nach welchen er die 6 Synapta- Arten eocena, : stueri, renifera,circularis, laevigafa <strong>und</strong> truncata aufstellt, gehören zweifellos <strong>in</strong> dieseGattung, denn es s<strong>in</strong>d sowohl Ankerplatten als Anker, welche <strong>in</strong> Form<strong>und</strong> Grösse sich an recente Synapta-Axien anschliessen; die Ankerplattengehören zu der S. 37 beschriebenen Sorte mit regelmässiger Form, Zahl<strong>und</strong> Anordnung der Löcher. In Betreff obiger 6 Arten aber ist zu bemerken,dass deren 4 auf nur je e<strong>in</strong>e Ankerplatte, die fünfte auf zweiAnkerplatten gegründet s<strong>in</strong>d; nur die Ankerplatten der Form eocena s<strong>in</strong>dhäufig gef<strong>und</strong>en worden. Dass se<strong>in</strong>e Form truncata der stueri sehr nahesteht, ist ihm selbst schon aufgefallen. Die Form renifera sche<strong>in</strong>t mire<strong>in</strong>e pathologische Doppelbildung e<strong>in</strong>er Ankerplatte zu se<strong>in</strong>, wie solcheauch bei lebenden Arten, z. B. Synapta ors<strong>in</strong>ii Ludw. vorkommen. Die,beiden Formen sechsspeichiger,Rädchen, auf welche Schlum bergermit gezähneltem Radkranz ausgestatteterse<strong>in</strong>e beiden Chiridota-Arten lanceolata<strong>und</strong> curricidum gründet, sche<strong>in</strong>en auch mir sicherlich von zwei verschiedenenArten dieser Gattung oder der GattungTrocliodora herzurühren.Für etwas grössere, sieben- bis neunspeichige Rädchen stellt erdie neue Gattung Theelia auf. Abgesehen davon,dass ich kurz vorherden Namen Theelia (s.Anm. S. 89) schon an e<strong>in</strong>e dendrochirote Gattungvergeben hatte, sche<strong>in</strong>t mir Schlumberger's Theelia deshalb unbegründet,weil sie sich nur durch die 7 9-Zahl ihrer Radspeichen von—den 6 speichigen C/mi(fote- Rädchen unterscheidet; denn es werden beirecenten Chiridota - Arten mitunter 7- oder 9 speichige Rädchen zwischendass die Rädchen der Schlumberger'schenden regelmässig 6 speichigen angetroffen. Ich b<strong>in</strong> demnach der Ansicht,TJieelia <strong>und</strong>idata-Form ebenfalls<strong>in</strong> die Gattung Chiridota oder Trochodota gehören. 14— 16 speichigeRädchen mit etwa 22 e<strong>in</strong>wärts gerichteten Zähnen am Radkranz verweistSchlum berger wohl mit Recht, unter Aufgabe des anfänglich von ihmaufgestellten Genus Stueria, <strong>in</strong> die Gattung Myriotrochus <strong>und</strong> vertheilt sie<strong>in</strong> dieser auf 2 Arten, elegans <strong>und</strong> operciduni, von denen jene kräftigere,diese aber viel schwächere Zähne am Radkranze zeigt.Alle übrigen von ihm aufgef<strong>und</strong>enen Kalkkörperchen stellen durchlöcherte,zum Theil mit e<strong>in</strong>em Aufsatz ausgestattete Plättchen oder verästelteKörperchen dar, wie wir solche bei lebenden Aspido- <strong>und</strong> Dendrochirotenaber was Schlumb erger übersehen hat auch bei leben-—-—•den Elasipoden <strong>und</strong> Molpadiiden kennen. Er fasst sie alle unter demSammelnamen Triscopedatus zusammen, da er der Me<strong>in</strong>unges handleist,sich <strong>in</strong> allen Fällen sicher um Reste von pedaten Holothurien — e<strong>in</strong>esur les Hol. foss. Ebendort, T. XVIII, 1890, p. 191—206. Die zweite Mittheilung enthältzahlreiche Berichtigungen der ersten.


446Seewalzen.Ansicht, die deshalb nicht ganz zutreffend ist, weil auch bei manchenMolpadiiden, also apoden Formen, ähnliche Plättchen vorkommen. Ersondert se<strong>in</strong>e Priscopedatus -Ksi\kköY\^Grc\\Qn <strong>in</strong> 14 Arten: irregularis,margaritatus , nonnani, pyramidalis, 23rop<strong>in</strong>qims, muUiforis, anceps, corolla,eiffeli, ech<strong>in</strong>atus, crassus, <strong>in</strong>aequahs, aspergillum, crihellum. Se<strong>in</strong>e Formenirregularis <strong>und</strong> margaritatus stellen Kalkkörperchen dar, die bei lebendenHolothurien <strong>in</strong> Comb<strong>in</strong>ation mit sttihlchenförmigen Kalkkörpern vorkommenkönnen, <strong>und</strong> es erhebt sich demnach die Frage, ob sie nicht mit irgendwelchen anderen der von ihm unterschiedenen,z. Th. deutlich stühlchenförmigenPriscojMdatus- Formen zur selben Art zusammen gehören.DieFormen normani, pyramidalis, midtiforis, eiffeli, ech<strong>in</strong>atus, crassus, aspergillum,weniger deutlich auch die Formen prop<strong>in</strong>quus, anceps <strong>und</strong> corolla, stellenstühlchenförmige Kalkkörperchen dar, welche zunächst an die der Aspidochirotener<strong>in</strong>nern, aber auch unter den Dendrochiroten nicht ohne Vergleichsstückes<strong>in</strong>d; die Formen <strong>in</strong>aequalis <strong>und</strong> crihellum weisen zunächst,aber wieder nicht ausschliesslich, auf die Dendrochiroten h<strong>in</strong>. So ergibtsich im Ganzen, dass die verschiedenen Priscop)edatus -Formeu nicht e<strong>in</strong>malder Familie, geschweige denn der Gattung nach e<strong>in</strong>e ganz sicheresystematische E<strong>in</strong>ordnung gestatten. Auch ist nicht ausgeschlossen, dassmehrere derselben zu e<strong>in</strong>er Art zusammen gehören ;so z. B. könntedie Form crihelUim möglicherweise e<strong>in</strong> mangelhaft ausgebildetes Stühlchender aspergillum -Form se<strong>in</strong> u. s. w. Schliesslich bildet Schlumbergernoch e<strong>in</strong> verästehes Gebilde ab, welches er r<strong>und</strong>weg für e<strong>in</strong> ^piculume<strong>in</strong>es Schwammes erklärt, welches aber se<strong>in</strong>er Form nach me<strong>in</strong>es Erachtensrecht wohl zu Holothurien gestelltwerden könnte, denn es er<strong>in</strong>nert<strong>in</strong> ganz auffallender Weise an die Kalkkörper der Thyone rosaceaSemp.Ueberblickt man schliesslich Alles, was über fossile Holothurienrestebekannt geworden ist, so kann man es dah<strong>in</strong> zusammenfassen, dasssolche Reste aus dem Kohlenkalk, dem Jura, der Kreide <strong>und</strong>dem Tertiär vorliegen, aber ke<strong>in</strong>e sichere Bestimmung nachArt, Gattung <strong>und</strong> Familie gestatten; nur die eocänen Synaptidenreste,welche Schlumberger beschrieb, machen davone<strong>in</strong>e Ausnahme, da sie sich mit e<strong>in</strong>iger Sicherheit auf dieGattungen Synapta, Chiridota (oder Trochodota) <strong>und</strong> Myriotrochusbeziehen lassen. Dass bei diesem Stande der Sache diePaläontologie der Holothurien für deren Phylogenie weder e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>lagenoch e<strong>in</strong>e Stütze darzubieten vermag, liegt auf der Hand. Nur dasE<strong>in</strong>e lehrt sie uns, dass schon zur Zeit der Ste<strong>in</strong>kohlenformation Holothurienlebten <strong>und</strong> sich später auch <strong>in</strong> den meso- <strong>und</strong> känozoischen Ablagerungennachweisen lassen. Die Urholothurie, von der im folgendenKapitel die Rede se<strong>in</strong> wird, muss also noch vor der Ste<strong>in</strong>kohlenformationgelebt haben.


J. Phylogenie.Es liegt nicht <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Absicht an dieser Stelle die Beziehungen derHolothurien zu den übrigen Klassen der Ech<strong>in</strong>odermen zu erörtern. Dafürwird der geeignete Ort erst am Ende dieses Werkes gegeben se<strong>in</strong>. Hier kommtes zunächst nur darauf an, die Verwandtschaftsverhältnisse imInneren der Holothurienklasse zu untersuchen <strong>und</strong> daraus e<strong>in</strong>eAnsicht über die phylogenetischen Beziehungen der e<strong>in</strong>zelnen Holothurienfamilienabzuleiten. E<strong>in</strong>en Versuch <strong>in</strong> dieser Richtung habe ich vorKurzem schon e<strong>in</strong>mal gemacht*). Da ich mich damals auf die Richtigkeitder Hamann-Semon'schen Ansicht, dass auch die Synaptiden radiäreWassergefässe besitzen, verlassen hatte, späteraber <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft mitBartbels**) mich von der Unrichtigkeit jener Auffassung überzeugte,so müssen me<strong>in</strong>e damals geäusserten Anschauungen gewisse Modificationenerfahren. Insbesondere kann ich mich den Ausführungen Sem on 's (237),nach welchen die Synaptiden ke<strong>in</strong>e degenerirten Formen se<strong>in</strong> sollen, nichtlänger anschliessen ,denn Barth eis <strong>und</strong> ich haben durch zahlreicheSchnittserien an sorgfältig conservirtem Material den ganz bestimmtenNachweis erbr<strong>in</strong>gen können, dass bei erwachsenen Exemplaren vonSynapta <strong>in</strong>Jiaerens, digitata, ors<strong>in</strong>ii, vittata, Chiridota rufescens, pisanii,Myriotrochus r<strong>in</strong>Jcii jede Spur der radialen Wasserkanäle geschw<strong>und</strong>enist; es müssen also diese Kanäle, da sie bei den Jugendformen derSynaptiden vorhanden s<strong>in</strong>d, später e<strong>in</strong>e vollständige Rückbildung erfahrenhaben.Um zu e<strong>in</strong>er bestimmten ,wenn auch nur hypothetischen Me<strong>in</strong>ungüber die phylogenetischen Beziehungen der Holothurienfamilien zu e<strong>in</strong>anderaus. Dieselbenzu gelangen gehen wir am besten von den Molpadiidenbilden e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> sich geschlossene, gut abgegrenzte, natürliche Gruppe,welche dadurch gekennzeichnet ist, dass sie ke<strong>in</strong>e Füsschen, wohl aberKiemenbäume besitzt. In jenem Merkmale stimmen die Molpadiiden mit*) In me<strong>in</strong>er Abhandlung: Anhyroilerma miisculus {Jiisso), e<strong>in</strong>e Molpadiide des Mittelmeeres,nebst Bemerkungen zur Pliylogenie <strong>und</strong> Systematik der Holothurien. Zeitschrift f.wissensch. Zool., Bd. 51, 1891, p. 569—612.**) Zoologischer Anzeiger 1891, Nr. 360, S. 117—119.


448 Seewalzen.den Synaptiden, <strong>in</strong> diesem mit den Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten iibere<strong>in</strong>,sodass man sich versucht fühlen könnte, <strong>in</strong> den Molpadiiden Uebergangsformenzwischen den Synaptiden e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> den Aspido- <strong>und</strong> Dendrochirotenandererseits zu sehen. Geht man aber näher auf ihre Organisatione<strong>in</strong>, so zeigt sich sehr bald, dass sie, wie schon Joh. Müller erkannthatte, ke<strong>in</strong>e genaue Mittelstellung zwischen den genannten Familiene<strong>in</strong>nehmen, sondern den füssigen Holothurien <strong>in</strong> vielen Beziehungen näherstehen als den Synaptiden, wofür namentlich auch der völlige Mangelder radialen Wasserkanäle bei den erwachsenen Synaptiden e<strong>in</strong> gewichtigesZeugniss ablegt. Indessen glaube ich doch diese Joh. Müll er 'seheAnsicht dah<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schränken zu müssen, dass es unter den füssigen Holothuriennur die Dendrochiroten s<strong>in</strong>d, zu welchen die näheren Beziehungender Molpadiiden h<strong>in</strong>führen, während ihr Zusammenhang mit den Aspidochiroten,<strong>und</strong> wie wir gleich h<strong>in</strong>zusetzen können ,auch mit den Elasipodene<strong>in</strong> viel entfernterer ist. Vergleichen wir um das klar zu machendie e<strong>in</strong>zelnen Organe der Molpadiiden mit denen der übrigen Familien.ist 15.1) Fühler. Die regelmässige FUhlerzahl der MolpadiidenDie gleiche Zahl kommt bei den Aspidochiroten überhaupt nicht vor,w^ohl aber bei 2 Dendrochiroten -Gattungen (Orcida, TJieelia)<strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnenSynajyta-Arieii. In der Form freilich zeigen die Molpadiidenfühler grössereAehnlichkeit mit den Synaptiden als mit den Dendrochiroten; dochsche<strong>in</strong>t mir diese Aehnlichkeit ihren Hauptgr<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Uebere<strong>in</strong>stimmungder Lebensweise zu haben <strong>und</strong> deshalb für die Aufklärung der Verwaudtschaftsbeziehungenohne besondere Bedeutungzu se<strong>in</strong>.2) Fühlerkanäle. Wie bei allen anderen See walzen mit alle<strong>in</strong>igerAusnahme der Synaptiden entspr<strong>in</strong>gen bei den Molpadiiden die Fühlerkanäleaus den Radialkanälen, bei den Synaptiden dagegen aus demR<strong>in</strong>gkanal.3) Radialkanäle. Dieselben s<strong>in</strong>d bei den Molpadiiden, obschonsie ke<strong>in</strong>e Füsschen besitzen, obensowohl vorhanden, wie bei den Aspidochiroten,Dendrochiroten <strong>und</strong> Elasipoden, während sie bei den Synaptidendurch e<strong>in</strong>e postembryonale Rückbildung vollständig geschw<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d.Daraus folgt, dass der Füsschenmangel der Molpadiiden <strong>und</strong> Synaptidenke<strong>in</strong> phylogenetisch gleichwerthigerist. Wäre er bei jenen ebenso altals bei diesen, so wäre nicht e<strong>in</strong>zusehen, warum nicht auch die Radialkanälebei den Molpadiiden dieselbe Rückbildung erfahren haben wiebei den Synaptiden. Die Sachlage wird aber sofort verständlich, wennman annimmt, dass der Füsschenmangel der Synaptiden älteren Datumsist als der der Molpadiiden. S<strong>in</strong>d die Synaptiden älter als die Molpadiiden,so versteht man, dass bei ihnen dieselben Organe (die Radialkanäle)gänzlich geschw<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, welche bei den Molpadiiden sich noch erhaltenhaben, obschon sie auch hier durch den Mangel ihrer locomotorischenAnhänge (der Füsschen) bereits <strong>in</strong> die Reihe der rudimentären Organee<strong>in</strong>rücken. In demselben S<strong>in</strong>ne spricht auch die Verlagerung der Ftihlerkanäleauf den R<strong>in</strong>gkanal der Synaptiden; denn wären die Molpadiiden


Phylogenie. 449älter oder auch nur ebenso alt wie die Synaptiden, so müsste mau erwarten,auch bei ihnen die Fühlerkanäle vom R<strong>in</strong>gkanal entspr<strong>in</strong>gen zusehen, statt dass sie <strong>in</strong> ganznormaler Weise von den Radialkanälen abzweigen.4) Kalkkörper der Haut. Durch die <strong>in</strong> der Gattung Ankyrodermavorkommenden Kalkkörperist zwar e<strong>in</strong>e Beziehung der Molpadiidenzur Gattung Synapta gegeben. Wenn man aber erwägt, dass die Ankerke<strong>in</strong>eswegs der ganzen Familie der Synaptiden, sondern auch hier nurder e<strong>in</strong>en Gattung Sijnapta zukommen, so wird man Bedenken tragenmüssen, im blossen Vorkommen der Anker das Zeichen e<strong>in</strong>er nahenBlutsverwandtschaft der Molpadiiden mit den Synaptiden zu sehen. Fernerist die Verb<strong>in</strong>dung der Anker mit anderen Kalkkörpern (Ankerplatte beiSynapta, löffeiförmige Kalkkörper bei ÄnJcyroderma) <strong>und</strong> die Form des<strong>in</strong>neren Endes des Ankerschaftes bei ÄnJcyroderma e<strong>in</strong>e andere als beiSynapta, sodass man zu dem Schlüsse gedrängt wird, es handle sich hiernur um e<strong>in</strong>e convergirende, aber <strong>in</strong> ihrem Ursprünge getrennte <strong>Bild</strong>ungsweiseder Kalkkörper beider Gattungen. Vergleicht man dagegen dieübrigen Kalkkörperformen der Molpadiiden mit denen der anderen Familien(s. S. 43), so ergibt sich im Grossen <strong>und</strong> Ganzen e<strong>in</strong> Anschluss derselbenan diejenigen der Dendrochiroten.5) Muskulatur der Körperwand. Da die Quermuskelschicht derKörperwand bei den Molpadiidenim Bereiche der Radien unterbrochenist, so stehen sie <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> demselben Gegensatze zu denSynaptiden, <strong>in</strong> welchen sich die Aspido- <strong>und</strong> Dendrochiroten mitsammtden Elasipoden bef<strong>in</strong>den. Die Synaptiden alle<strong>in</strong> besitzen e<strong>in</strong>e ununterbrocheneR<strong>in</strong>gmuskulatur, s<strong>in</strong>d aber dennoch durch Uebergänge (s. S. 61)mit dem Verhalten der übrigen Familien verknüpft.— Die Längsmuskelnder Leibeswand s<strong>in</strong>d bei den Molpadiiden wie bei den Aspidochiroten derLänge nach getheilt.Da aber auch bei Dendrochiroten <strong>und</strong> SynaptidenFälle von paarigen Längsmuskeln oder Anläufe dazu vorkommen, sosche<strong>in</strong>t mir der Schluss nicht statthaft, dass jene Uebere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong>der Längsmuskulatur auf e<strong>in</strong>e engere Verwandtschaft der Molpadiidenmit den Aspidochirotenh<strong>in</strong>weise.6) Rtickziehmuskeln. Unter den Molpadiiden besitzt nur dieGattung Molpadia wohlausgebildete Rückziehrauskeln;doch kommen Andeutungendavon (s. S. 90, 353, 354), auch bei Haplodactyla hyaloeides Sluit.<strong>und</strong> Trochostoma arenicola (Stimps.) vor. Aehnlich liegen die Verhältnisse <strong>in</strong>der Familie der Synaptiden, aus welcher mehrere Arten mit Rückziehmuskelnbekannt s<strong>in</strong>d. Erwägt man nun, dass allen Aspidochiroten <strong>und</strong>Elasipoden die Rückziehmuskeln gänzlich fehlen, dagegen ebenso ausnahmslosden Dendrochiroten zukommen, so wird man <strong>in</strong> dem erwähntenvere<strong>in</strong>zelten Auftreten derselben bei den Molpadiiden <strong>und</strong> Synaptiden e<strong>in</strong>everwandtschaftliche Beziehungdieser beiden Familien zu den Dendrochirotenerblicken dürfen.Bronn, Klassen des Thier-Keichs. II. 3. 29


450 Seewalzeii,7) Kalk r<strong>in</strong>g. Durch die radialen Gabelschwänze <strong>und</strong> die eigenartigenSymmetrieverhältnisse*) des Kalkr<strong>in</strong>ges schliessen sich die Molpadiidenaufs engste an die Dendrochiroten an, während die Synaptidendurch die Vermehrung der Interradialstticke des Kalkr<strong>in</strong>ges (s. S. 81)e<strong>in</strong>e ganz besondere Stellung unter den Holothurienfamilien e<strong>in</strong>nehmen.8) Fühler am pullen kommen ausser den Molpadiiden bekanntlichbesonders den Aspidochiroten zu. Da aber auch den Synaptiden <strong>und</strong>Dendrochiroten homologe Gebilde (s. S. 124 u. 244) nicht ganz fehlen, sodürfte sich daraus ebensowenig wie aus dem weiter oben berührten Verhaltender Längsmuskulatur der Körperwande<strong>in</strong> bestimmter Schluss aufe<strong>in</strong>e besonders nahe Verwandtschaft der Molpadiiden mit den Aspidochirotenziehen lassen.9) Ste<strong>in</strong>kanal. Zu e<strong>in</strong>er vollständigen Ablösung des Ste<strong>in</strong>kanalesvom dorsalen Mesenterium, wie es für die Aspidochiroten Regel ist,sche<strong>in</strong>t es bei den Molpadiiden niemals zu kommen ;auch ist er immernur <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>zahl vorhanden. Im Baue se<strong>in</strong>es Madreporenabschnittesschliesst er sich im Gegensatze zu den Aspidochiroten an die e<strong>in</strong>facherenVerhältnisse der Dendrochiroten <strong>und</strong> Synaptiden an.10) Darm. Auch der Bau des Darmes gibt ke<strong>in</strong>e Anhaltspunktefür e<strong>in</strong>e nähere Beziehung der Molpadiiden zu den Aspidochiroten. DieMuskulatur der Darmwand schliesst sich <strong>in</strong> ihrer Anordnung am nächstenan die Synaptiden <strong>und</strong> Dendrochiroten an.scharf von11) Kiemenbäume. Ihr Besitz trennt die Molpadiidenden Synaptiden. Wie bei den Dendrochiroten, so kommt es auch bei denMolpadiiden vor, dass die Kiemenbäume nur schwach entwickelt s<strong>in</strong>d.12) Cuvier'sche Organe treten bei den Molpadiiden ebenso wie beiden Dendrochiroten nur <strong>in</strong> ganz vere<strong>in</strong>zelten Fällen auf, während sie denSynaptiden vollständig fehlen, bei den "Aspidochiroten aber e<strong>in</strong>e häufigeErsche<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d.13) Geschlechtsorgane. Die Lage der Geschlechtsöffnungstimmt bei den Molpadiiden zwar am meisten mit den Synaptiden Ubere<strong>in</strong>,steht aber doch auch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em durchgreifenden Gegensatze zu denDendrochiroten (s.S. 183— 184). E<strong>in</strong>e Beschränkung der Genitalschläuche aufdie l<strong>in</strong>ke Körperhälfte wie bei vielen Aspidochiroten <strong>und</strong> Elpidiiden istbeike<strong>in</strong>er Molpadiiden-Art bekannt.14) Das Blutgefässsystem des Darmes erreicht bei den Molpadiidenniemals die Höhe der Complication, welche ihm bei den Aspidochiroteneigen ist.Ueberblickt man diese 14 Punkte, so muss man me<strong>in</strong>es Erachtenszu dem Ergebnisse gelangen, dass ke<strong>in</strong>e andere Holothurienfamilienähere Beziehungen zu den Molpadiiden besitzt alsdie Dendrochiroten. Würden wir e<strong>in</strong>er dendrochiroten Holothurie mit—*) S. S. 87 88 <strong>und</strong> me<strong>in</strong>e Bemerkungen über e<strong>in</strong>e ostasiatische Caud<strong>in</strong>a, Zoolog. Anzeiger,Nr. 365, 1891.


Phylogenie. 45115 nur schwach vergabelten Fühlern <strong>und</strong> gabelschwänzigen Radialstückendes Kalkr<strong>in</strong>ges begegnen, welche unter Festhaltung ihrer übrigen Familienmerkmaleke<strong>in</strong>e Füsschen entwickelt, dafür aber ihre sonst nur angedeutetenFühlerampullen besser ausgebildet hätte, so würden wir ke<strong>in</strong>Bedenken tragen sie der Familie der Molpadiiden e<strong>in</strong>zuordnen.Dagegen ist die Kluft zwischen den Molpadiiden <strong>und</strong> den Synaptidensowie zwischen diesen letzteren <strong>und</strong> den Dendrochiroten e<strong>in</strong>e viel grössereals zwischen den Dendrochiroten <strong>und</strong> den Molpadiiden. Von den Synaptidens<strong>in</strong>d die Molpadiiden trotz der negativen Uebere<strong>in</strong>stimmung imMangel der Füsschen geschieden durch den wesentlich anderen Bau desKalkr<strong>in</strong>ges <strong>und</strong> durch den Ursprung der Fühlerkanäle aus den radialenWassergefässen, durch den Besitz der Kiemenbäume <strong>und</strong> das Fehlen derWimpertrichter, endlich auch durch das freilich seltene Auftreten Cuvier'-scher Organe. Durch dieselben Merkmale sowie durch den Besitz derFüsschen trennen sieh die Dendrochiroten^von den Synaptiden, Gleichwohlgibt es im Baue der Synaptiden e<strong>in</strong>ige Verhältnisse, welche daraufh<strong>in</strong>weisen, dass sie ebenso wie die Molpadiiden mit den Dendrochirotennäher verwandt s<strong>in</strong>d als mit den Aspidochiroten ;als solche ersche<strong>in</strong>enmir: das Auftreten der Kückziehmuskeln, der Bau des Ste<strong>in</strong>kanals, dieAnordnung der Muskulatur der Darmwand <strong>und</strong> — was aber nur für die—Synaptiden, nicht auch für die Molpadiiden zutrifft die schwache Ausbildungder Fühlerampullen.Auf diese Weise ergibt sich schliesslich die Vorstellung, dass diedrei Familien der Dendrochiroten, Molpadiiden <strong>und</strong> Synaptidenzwar e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>schaftlichen Wurzel entsprossen s<strong>in</strong>d, dass aberdie Dendrochiroten den Hauptstamm darstellen, welcher frühzeitige<strong>in</strong>en ersten Nebenast <strong>in</strong> Gestalt der Synaptiden <strong>und</strong>später e<strong>in</strong>en zweiten Nebenast <strong>in</strong> Gestalt der Molpadiidenabgab. Die Uebere<strong>in</strong>stimmungen zwischen den beiden Nebenästen lassensich durch die Annahme verständlich machen, dass es ähnliche Abänderungen<strong>in</strong> der Lebensweise <strong>und</strong> darauf gerichtete Anpassungen waren,w^elche die Abtrennung der Nebenäste von dem Hauptstamme herbeigeführthaben. Die Verschiedenheiten zwischen den beiden Nebenästenaber lassen sich durch die weitere Annahme erklären, dass ihre Abspaltungvom Hauptstamme zu ^verschiedener Zeit stattgef<strong>und</strong>en hat; wennder Dendrochirotenstamm schon älter war bei der Abgabe des Molpadiidenastesals bei Abgabe des Synaptidenastes, se<strong>in</strong>e Merkmale also zu jenerZeit auch schon schärfer <strong>und</strong> starrer geworden waren als zu dieser, somussten die beiden Nebenäste <strong>in</strong> ungleichem Maasse von dem Hauptstammeabweichen <strong>und</strong> zwar der ältere (Synaptiden) mehr als der jüngere(Molpadiiden).zu den dreiFragen wir nun weiter, wie sich die Aspidochiroteneben erörterten Familien verhalten, so stellt sich zunächst e<strong>in</strong>e ganzeReihe von Punkten heraus, <strong>in</strong> denen sich die Aspidochirotenvon allenjenen drei anderen Familien unterscheiden. Solche s<strong>in</strong>d: 1) die besondere,29*


452Seewalzen.complicirtere Ausbildung des Madreporenabschnittes des Ste<strong>in</strong>kanals;2) der völlige Mangel von Rückziehmuskeln; 3) die häufige Rückbildungder rechtsseitigen Genitalschläuche; 4) die mächtige Entwicklung derKiemenbäume <strong>und</strong> des Blutgefässsystemes; 5) das Vorwalten der iStühlehen<strong>und</strong>Schnallenform bei den Kalkkörpern der Haut; 6) das wechselndeLageverhältniss der Längs- <strong>und</strong> R<strong>in</strong>gmuskulatur der Darmwaud; 7) dashäufige Auftreten wohlentwickelter Cuvier'scher Organe; 8) die eigenartigeForm der Fühler. Dagegen stimmen die Aspidochiroten mit den Dendrochirotendar<strong>in</strong> übere<strong>in</strong> <strong>und</strong> stellen sich eben dadurch zugleich <strong>in</strong> Gegensatzzu den Molpadiiden <strong>und</strong> Synaptiden, dass sie wohlentwickelte Füsschenbesitzen; doch zeigen die Füsschen selbst bei den Aspidochirotene<strong>in</strong>e grössere Mannigfaltigkeit der Form als bei den Dendrochiroten. Mitden Molpadiiden haben die Aspidochiroten die gute Ausbildung der Fühlerampullengeme<strong>in</strong>, mit den Molpadiiden <strong>und</strong> Dendrochiroten die regelmässigzehntheilige Gestaltung des Kalki<strong>in</strong>ges, den Besitz von Kiemenbäumen<strong>und</strong> den Mangel der nur bei den Synaptiden vorkommendenWimpertrichter.Will man alle diese Beziehungen phylogenetisch verständlich machen,so ersche<strong>in</strong>t mir die Annahme nothwendig, dass die Aspidochirotene<strong>in</strong>en zweiten Hauptstamm der Holothurien darstellen, der nuran der Wurzel mit dem anderen Hauptstamme, dem Dendrochirotenstamme,zusammenhängt. Die Spaltung des Wurzelstockes <strong>in</strong> diese beiden Hauptstämmemuss me<strong>in</strong>es Erachtens zu e<strong>in</strong>er Zeit stattgef<strong>und</strong>en haben, <strong>in</strong>welcher die Holothurien noch ke<strong>in</strong>e Rückziehmuskeln, wohl aber Füsschen,e<strong>in</strong>fache Fühler, Kiemenbäume <strong>und</strong> zehntheiligen Kalkr<strong>in</strong>g besassen.Prüfen wir endlich auch noch die Verwandtschaftsbeziehungender Elasipoden, so ist zunächst offenbar, dass an e<strong>in</strong>e engere Verwandtschaftderselben mit den Synaptiden nicht gedacht werden kann.Ich verweise dafür auf das Vorkommen von Radialkanälen <strong>und</strong> Füsschenbei allen Elasipoden, auf den Ursprung ihrer Filhlerkanäle vom R<strong>in</strong>gkanal,auf die radialen Unterbrechungen der Quermuskulatur ihrer Körperwand,den Besitz e<strong>in</strong>es rudimentären Kiemenbaumes, die Aehnlichkeit der Kalkkörpermit denen der Aspidochirotenu. s. w. In e<strong>in</strong>em Punkte freilichhaben die Elasipoden grössere Uebere<strong>in</strong>stimmung mit den Synaptiden alsmit irgendweich' anderen Holothurien. Das ist der Besitz von Gehörbläschenan den Radialnerven. Wenn man aber überlegt, dass schonSem per (238) bei e<strong>in</strong>er Dendrochirote hörbläschenähnliche Gebilde wahrgenommenhat <strong>und</strong> es ke<strong>in</strong>esweges unwahrsche<strong>in</strong>lich ist,dass weitereForschungen auch noch bei anderen Holothurien, sei es nur <strong>in</strong> der Jugendoder auch im erwachsenen Thiere, derartige Organe ausf<strong>in</strong>dig machenwerden, so wird man <strong>in</strong> jener auffallenden Uebere<strong>in</strong>stimmung der Elasipodenmit den Synaptiden nur e<strong>in</strong> altes Erbtheil von der Urform erblickenkönnen, aus welcher sich überhaupt die ganze Classe der Holothurienentwickelt hat.Dass die Elasipoden auch nicht von den Molpadiiden abgeleitet


Phylogenie. 453werden können, ergibt sich aus dem Besitze von Füsschen <strong>und</strong> dem gänzlichenMangel von Rückziehmuskeln, Es fragt sich also nur noch, obsie mit den Dendroehiroten oder mit den Aspidochiroten <strong>in</strong> näherem Zusammenbangestehen ? Zu e<strong>in</strong>er Entscheidung dieser Frage sche<strong>in</strong>t mirnun schon <strong>in</strong> der äusseren Gestalt der e<strong>in</strong>en Subfamilie e<strong>in</strong> Anhaltspunktgegeben zu se<strong>in</strong>. Unter den Psychropotiden nämlich f<strong>in</strong>den sich, besonders<strong>in</strong> der Gattung Benthoclytes , Formen, welche <strong>in</strong> ihrem ganzenHabitus sofort an Aspidochiroten er<strong>in</strong>nern. Dazu kommt, dass alle Elasipodenmit den Aspidochiroten dar<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>stimmen, dass ke<strong>in</strong>e Rückziehmuskelnvorhanden s<strong>in</strong>d. Ferner haben die Kalkkörper der Elasipoden(s. S. 43—45) ihre nächsten Beziehungen zu denen der Aspidochiroten.Auch die mehr oder weniger schildförmige Gestalt der Fühler (s. S. 98)deutet <strong>in</strong> dieselbe Richtung. Endlich s<strong>in</strong>d es auch nur die Elasipoden,bei welchen dieselbe rechtsseitige Verkümmerung der Genitalschläuchewie bei den Aspidochiroten auftritt. Ich trage deshalb ke<strong>in</strong> Bedenken,<strong>in</strong> den Elasipoden e<strong>in</strong>en Nebenast des Aspidochirotenstammeszu erblicken, der sich von diesem hauptsächlich dadurch unterscheidet,dass Kalkr<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Ste<strong>in</strong>kanal auf e<strong>in</strong>em bei den Aspidochiroten vorübergehendenJugendstadium stehen geblieben oder darauf zurückgesunken,Fühlerampullen <strong>und</strong> Cu vier 'sehe Organe nicht ausgebildet, dagegen dieKiemenbäume rückgebildet s<strong>in</strong>d.Wenn wir versuchen die im Vorstehenden auf vergleichend -anatomischemBoden entwickelten Anschauungenzum Ausdruck zu br<strong>in</strong>gen, so erhalten wir das folgende <strong>Bild</strong>:<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em StammbaumeDie Urform, aus welcher sich zunächst die beiden zu den jetztlebenden Dendro- <strong>und</strong> Aspidochiroten h<strong>in</strong>führenden Hauptstämme entwickelthaben, besass jedenfalls schon e<strong>in</strong>e Reihe von Merkmalen, durchwelche sie sich als Holothurie kennzeichnete <strong>und</strong> von den übrigen Ech<strong>in</strong>odermenunterschied. Sie war mit zehn e<strong>in</strong>fach-cyl<strong>in</strong>drischen, mitschwachen Ampullen ausgestatteten Fühlern versehen, derenKanäle ebenso wie die auf die Radien beschränkten <strong>und</strong> mitAmpullen versehenen Ftisschenkanäle aus fünf radialenWasserkanälen entsprangen; sie besass ferner e<strong>in</strong>en aus fünfradialen <strong>und</strong> fünf <strong>in</strong>terradialen Stücken zusammengesetztenKalkr<strong>in</strong>g; die Quermuskulatur ihrer Körperwand stellte e<strong>in</strong>eununterbrochene R<strong>in</strong>gmuskelschicht dar; die e<strong>in</strong>fachen Längsmuskelngaben noch ke<strong>in</strong>e Rückziehmuskeln ab; der e<strong>in</strong>facheSte<strong>in</strong>kanal war im dorsalen Mesenterium festgelegt <strong>und</strong> standmit der Aussenwelt <strong>in</strong> unmittelbarer Verb<strong>in</strong>dung; die Geschlechtsschläuchewaren symmetrisch zu beiden Seiten desdorsalen Mesenteriums entwickelt; den radialen NervenSassen Gehörbläschen an; der Kiemenbaum <strong>und</strong> e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachangeordnetes Darmblutgefässsystem waren zur Ausbildunggelangt; der Darm nahm bereits den für alle jetzt lebendenHolothurien typischen Verlauf <strong>und</strong> die Haut war mit gitter-//


Fig. 25. Psychropoliden454 Seewalzen.förmigen, aus sechseckigen Maschen gebildeten Kalkplättchenerfüllt. Aus e<strong>in</strong>er derartig gebauten Urholotburie, welche sich <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>ekann mander jetzt lebenden Familien ohne weiteres e<strong>in</strong>ordnen Hesse,durch die Annahme theils fortschreitender, theils rückschreitender Umbildungenalle jene Familien ableiten:Sijngpjiden Mojpadüden j)^n^roc/nroten Aspidochiroten ^'''^''"^'" ElpißüdenEhmfiodenNebeiiast der ElasipodenDeiidrochirotenstamm - ':As}ndoclürotenstanimIfrhohthnrieStammbaum der Holothurien.Wie der vorstehende Stammbaum andeutet, spalteten sich die Nachkommender Urholotburie zunächst <strong>in</strong> die beiden Hauptstämme derDendro- <strong>und</strong> Aspidochiroten. Die weiteren Umbildungen im Hauptstammeder Aspidochiroten bewegten sich <strong>in</strong> der Richtung, dass dieFülller schildförmig wurden, die Quermuskulatur der Körperwand im Bereicheder Radien Unterbrechungen erfuhr <strong>und</strong> die Geschlechtsschläuche<strong>in</strong> der rechten Körperhälfte Neigung zur Rückbildung erhielten. Vondiesem Stamme zweigten sich die Elasipoden ab, <strong>in</strong>dem sie die Anlagenzu Fühlerampullen <strong>und</strong> das e<strong>in</strong>fache Blutgefässsystem der Urformnicht weiter entwickelten, den Kiemenbaum zurückbildeten <strong>und</strong> bis aufe<strong>in</strong> Rudiment verloren, dafür aber die Gehörbläschen <strong>und</strong> <strong>in</strong> vielen Fällenauch die directe Verb<strong>in</strong>dung des Ste<strong>in</strong>kanals mit der Aussenwelt beibehielten,ferner die Füsschen des Triviums <strong>in</strong> Form, Zahl <strong>und</strong> Anordnunganders ausbildeten als die des Biviums, <strong>in</strong> der Zusammensetzung desKalkr<strong>in</strong>ges aber wieder Rückbildungen <strong>in</strong> der mangelhaften oder ganzfehlenden Ausbildung se<strong>in</strong>er Interradialstücke erfuhren. Nachdem sichdie Elasipoden bereits abgezweigt hatten, gelangte der Hauptstaram derAspidochiroten dadurch zu se<strong>in</strong>er heutigen Gestaltung,dass die schildförmigeFühlerforra immer deutlicher ausgeprägt wurde, die Fühlerampullenzu kräftiger Ausbildung gelangten, die Füsschen <strong>in</strong> immer stärkeremMaasse auch auf die Interrndien rii'ckten, Kiemenbaum <strong>und</strong> Blutgefässsystemsich massig entfalteten, die Längsmuskeln der Körperwand zweitheiligwurden, der Ste<strong>in</strong>kanal <strong>in</strong> allen Fällen se<strong>in</strong>e anfängliche Verb<strong>in</strong>dungmit der Aussenwelt aufgab, se<strong>in</strong>en Madreporenabschnitt complicirtergestaltete <strong>und</strong> häufig auch unter Ablösung vom dorsalen Mesenteriume<strong>in</strong>e Vermehrung se<strong>in</strong>er Zahl erfuhr, Cuvier'sche Organe auftraten,<strong>in</strong>dessen die Gehörbläschen der Urform zurückgebildet wurden.


Phylogenie. 455Im Hauptstamme der Deudrochiroten bewegten sich dagegendie Umbildungen der Urform <strong>in</strong> anderer Richtung, <strong>in</strong>dem die Fühlerder fieder- oder baumförmigen Gestalt zustrebten, von den Längsmuskelnsich Rückziehmuskeln abzuspalten begannen, die Geschlechtsschläucheaber ihre symmetrische Ausbildung unentwegt beibehielten. Von derartigenHolothurieu trennte sich dann zunächst der Zweig der Synaptidenab, welcher fiederförmige Fühler entwickelte, die Gehörbläschen der Urformbeibehielt, der Füsscben <strong>und</strong> der Radialkanäle aber ganz verlustigg<strong>in</strong>g, auch den Kiemenbaum e<strong>in</strong>büsste, dafür aber Wimpertrichter an derWand der Leibeshöhle entwickelte, die directe Verb<strong>in</strong>dung des Ste<strong>in</strong>kanalsmit der Aussenwelt aufgab <strong>und</strong> unter häufiger Vermehrung derInterradialstücke des Kalkr<strong>in</strong>ges die Ursprünge se<strong>in</strong>er sämmtlichen Fühlerkanäleauf den R<strong>in</strong>gkanal verschob. Nach Abgabe dieses Seitenzweiges,welcher sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er vollen Ausgestaltung am weitesten von dem Baueder Urform entfernte, entwickelte sich der Dendrochirotenstamm weiter;die Quermuskulatur der Körperwand wurde wie im Aspidochirotenstammeradial unterbrochen, auch gab der Ste<strong>in</strong>kanal ebenso wie <strong>in</strong> dem Seitenzweigder Synaptiden die Verb<strong>in</strong>dung mit der Aussenwelt auf; derKiemenbaum entwickelte sich weiter; die Gehörbläsclien dagegen g<strong>in</strong>genverloren. Alsdann erst erfolgte die Abgliederung des Molpadiidenzweiges,<strong>in</strong> welchem die Füsschen rtickgebildet wurden, die Fühler diee<strong>in</strong>fache Gestalt, die sie bei der Urform hatten, beibehielten oder nurschwach fiederförmig weiter bildeten, die Fühlerampullen dagegen zu guterEntwicklung gelangten <strong>und</strong> die Längsmuskeln zweitheilig wurden. DerHauptstamm aber fuhr fort sich zu den heutigen Deudrochiroten auszubilden,<strong>in</strong>dem die Fühler baumförmige Gestalt annahmen, die Füsschen<strong>in</strong> den Radien <strong>und</strong> häufig auch <strong>in</strong> den Interradieu zahlreich auftraten<strong>und</strong> die Rückziehmuskeln allgeme<strong>in</strong> wohl ausgebildet wurden.So gelangt man schliesslich im Ganzen zu der Vorstellung,dass die heutigen Aspidochiroten <strong>und</strong> Deudrochiroten gewissermaassendie typischen Seewalzen darstellen, welchesich zwar divergirend aus der Urform entwickelt haben, aberdoch dieser Urform ähnlicher geblieben s<strong>in</strong>d als die Abzweigungender Elasipoden, Molpadiiden <strong>und</strong> Synaptiden,dass ferner die Synaptiden zwar e<strong>in</strong>e sehr alte, aber auch zugleichdie von der Urform am meisten abweichende Gruppedarstellen, dass endlich die Molpadiiden e<strong>in</strong>en jüngerenNebenzweig des Dendrochirotenstammes bilden als die Synaptiden,während die Elasipoden sich vom Aspidochirotenstammeabgetrennt haben.Mit dieser Auffassung der phylogenetischen Beziehungender Holothurienfamilienuntere<strong>in</strong>ander trete ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en bald grösseren, bald ger<strong>in</strong>gerenGegensatzzu den Ansichten, welcheandere Forscher vorgebrachthaben. Sem per (238) legte dem Vorhandense<strong>in</strong> oder Fehlen der Kiemenbäumee<strong>in</strong>e andere phylogenetische Bedeutung bei als ich, <strong>in</strong>dem er zu


4.56Seewalzen.der MeiüUDg kam, dass die Urholothnrie derselben gänzlicli entbelirt habe;auch habe die Urform weder Füssehen noch Eadialkanäle, wohl aberFühler besessen. Dem widerspricht aber die Thatsache,dass bei allenact<strong>in</strong>opoden Holothurien die Fühler sich ausnahmslos als Anhangsgebildeder Eadialkanäle entwickeln, ihre Anwesenheit also die Anwesenheitjener voraussetzt. Der Gr<strong>und</strong> dafür, dass Semperse<strong>in</strong>er Urform e<strong>in</strong>eals ich vorh<strong>in</strong> für die Urholothurie an-viel e<strong>in</strong>fachere Organisation gibt,genommen habe, liegt hauptsächlich dar<strong>in</strong>, dass er sich von der unterdessenganz aufgegebenen Annahme e<strong>in</strong>er Verwandtschaft der Holothurienmit den Gephyreen nicht frei machen konnte <strong>und</strong> deshalb an se<strong>in</strong>er Urholothurieso lange vere<strong>in</strong>fachen musste, bis sie zu jener Verwandtschaftpasste. Ebenso wie ich hält er die Synaptiden für den ältesten Zweigam ganzen Baume der Holothurien, hält aber im Gegensatze zu mir ebendiesenZweig auch für den ursprünglichsten, der der Urholothurie amähnhchsten geblieben sei; gerade diejenigen Punkte <strong>in</strong> der Synaptiden-Organisation (Fehlen der Kiemenbäume, Mangel der Radialkanäle <strong>und</strong>der Füssehen) hält er für ursprüngliche, welche mir als sec<strong>und</strong>äre Abänderungen,<strong>in</strong>sbesondere Rückbildungen der ursprünglichen Gestaltungersche<strong>in</strong>en. Aus synaptidenähnlichen Formen lässt er dann weiterh<strong>in</strong> diemit Kiemenbäumen ausgestatteten Holothurien entstehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>enmächtigen 8tamm bilden, aus welchem sich zuerst die Molpadiiden,dann die Dendro- <strong>und</strong> Aspidochiroten abzweigten. Die wesentlich andere,bedeutungsvollere Rolle, welche Sem per 's Stammbaum im Gegensatze zudem von mir entworfenen den Synaptiden zuweist, beruht aber <strong>in</strong> letzterL<strong>in</strong>ie auf der irrthümlichen Annahme,dass die Fühler der Holothurienüberhaupt vom R<strong>in</strong>gkanale entspr<strong>in</strong>gen.Die Entdeckung der Elasipoden gab Theel Veranlassung sich überderen Verwandtschaftsbeziehungen zu äussern. In dem ersten Theilese<strong>in</strong>es Werkes (266) spricht er die Ansicht aus, dass die Elasipoden denPedata näher stehen als den Apoda, aber doch von diesen beidenGruppen auch wieder so verschieden seien, dass sie nur durch die Urfoimaller Holothurien mit ihnen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stünden. Im zweiten Theile(267) aber geht er e<strong>in</strong>en erheblichen Schritt weiter <strong>und</strong> nähert sich deroben von mir vorgetragenen Auffassung, <strong>in</strong>dem er engere Beziehungender Elasipoden zu den Aspidochiroten für möglich hält <strong>und</strong> der VermuthungRaum gibt, dass beide e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Stamme entsprossenseien. Im ausgesprochenen Gegensatze zu Semper lehnt er die Auffassungder Synaptiden als ursprünglicher Holothurienformen ausdrücklichab <strong>und</strong> spricht der Urform der Holothurien, ebenso wie ich, e<strong>in</strong> wohlentwickeltesWassergefässsystem mit Füssehen an den Radialkanälen <strong>und</strong>e<strong>in</strong>em mit der Aussenwelt communicirenden Ste<strong>in</strong>kanal zu. Ebenso wieich hält er die Synaptiden <strong>und</strong> Molpadiiden für abweichende, durch Rückbildungenbee<strong>in</strong>flusste Gruppen. Wenn er aber dabei die Molpadiidenfür noch älter ansieht als die Synaptiden, so sche<strong>in</strong>t er die Abweichungenjener von den übrigen Holothurien zu überschätzen, die Abweichungen


Phylogenie. 457der Synaptiden aber zu unterschätzen, was wieder dadurch veranlasst ist,dass ihm der scharfe Unterschied im Ursprünge der Fühlerkanäle derSynaptiden zu dem aller anderen Holothurien nicht klar geworden ist<strong>und</strong> dass er an der irrthümlichen Me<strong>in</strong>ung festhält, e<strong>in</strong> Tlieil der Molpadiidenentbehre der Radialkanäle.Den Semper'schen Standpunkt, dass die Synaptiden Urformen seien,nehmen dagegen wieder die beiden Sara s<strong>in</strong>*) e<strong>in</strong>. Der Unterschiedihrer Auffassung von derjenigen Semper's liegt aber e<strong>in</strong>mal dar<strong>in</strong>, dasssie die <strong>in</strong>zwischen entdeckten Elasipoden zwischen die Fedata <strong>und</strong> Apodae<strong>in</strong>schieben, zweitens dar<strong>in</strong>, dass sie — freilich ohne es deutlich auszusprechen— <strong>in</strong> die Stammgruppe der Apoda nicht nur die Synaptiden,sondern auch die Molpadiiden rechnen**). Indessen sche<strong>in</strong>en sie auf dieletztgenannte Familie überhaupt ke<strong>in</strong>e besondere Rücksicht genommen zuhaben <strong>und</strong> unter den Apoda doch <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie immer nur an dieSynaptiden zu denken. Nach ihrer Ansicht s<strong>in</strong>d die Fedata aus denElasipoden <strong>und</strong> diese aus den Apoda entstanden. Als e<strong>in</strong>zigen Gr<strong>und</strong>für die Ableitung der Fedata aus den Elasipoda führen sie die grosseAehnlichkeit an, welche junge Cucumarien, wie sie Selenka (231) <strong>dargestellt</strong>hat, mit Elasipoden besitzen, <strong>in</strong>dem dieselben mit fünf Fühlern,fünf Radialkanälen, nach aussen geöffnetem Ste<strong>in</strong>kanal <strong>und</strong> Füsschen ane<strong>in</strong>em der Radialkanäle ausgestattet s<strong>in</strong>d. Leider ist nun aber dieSelen ka'sche Darstellung, auf welche sich die beiden Sara s<strong>in</strong> berufen,gerade <strong>in</strong> dem hier wichtigsten Punkte vollständig falsch. Bei den jungenCucumarien s<strong>in</strong>d die Beziehungen der fünf primären Fühler zum R<strong>in</strong>gkanal<strong>und</strong> den Radialkanälen ganz andere als man nach Selenkaglauben sollte; die Fühlerkanäle entspr<strong>in</strong>gen ke<strong>in</strong>eswegs aus dem R<strong>in</strong>g-sondern aus den Radialkanälen <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong>kanal, wie Selenka angibt,der sonderbaren, aber regelmässigen Vertheilung, dass der mediane ventrale<strong>und</strong> der l<strong>in</strong>ke dorsale Radialkanal je zwei Fühlerkanäle, der rechtedorsale Radialkanal nur e<strong>in</strong>en Fühlerkanal, die beiden seitlichen ventralenRadialkanäle aber gar ke<strong>in</strong>e Fühlerkanäle abgeben***). Bei ihrem Vergleicheder Elasipoden mit jungen Cucumarien übersehen die Sara s<strong>in</strong> 'saber auch den Umstand, dass bei Elasipoden stets m<strong>in</strong>destens 10 Fühlerda s<strong>in</strong>d, während die junge Cucumarie deren nur 5 besitzt, <strong>und</strong> dass wirke<strong>in</strong>e Elasipodenform kennen, welche so wie die jungeCucumaria nurim mittleren ventralen Radius Füsschen trägt.— Um die Ableitung derElasipoden von den Apoda zu begründen,an, dass die Elasipoden e<strong>in</strong> Stadium mit 5 Fühlern,führen die beiden Saras<strong>in</strong> nuraber ohne Radial-*) Paul <strong>und</strong> Fritz Saras<strong>in</strong>, Ergebnisse natur<strong>wissenschaftlich</strong>er Forschungen aufCeylon, I. Bd., 3. Heft, Wiesbaden 1888, S. 140 u. 152.**) Man muss das daraus schliessen, dass sie immer nur von den Peclata, Elasijwda<strong>und</strong> Apoda sprechen, also der Th6el-Lampert'schen E<strong>in</strong>theilung folgen, nach welcher dieMolpadiiden zu den Apoda gehören.***) Vergl. me<strong>in</strong>e Mittheilung: Zur Entwicklungsgeschichte der Holothurien. Sitzungsberichteder Berl<strong>in</strong>er Akademie 1891, Nr. X.


458 Seewalzen.kanäle voraussetzen ,e<strong>in</strong> solches Stadium aber <strong>in</strong> der Organisation derSynaptiden repräsentirt sei. Ich vermag weder das E<strong>in</strong>e noch das Anderezuzugeben. Da die Elasipoden act<strong>in</strong>opode Formen s<strong>in</strong>d, so setzen siedurchaus ke<strong>in</strong>e Form voraus, welche ihre Fühlerkanäle statt von denEadialkanälen unmittelbar vom E<strong>in</strong>gkanal erhielt, <strong>und</strong> da alle Elasipodenfünf Radialkanäle <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Füsscben besitzen, so ist garke<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>zusehen, warum sie von Formen abgeleitet werden mtissten,die der Radialkanäle ganz entbehrten. Und dass die Synaptiden derartigeFormen s<strong>in</strong>d, welche der Radialkanäle ermangeln, giltnur für dieerwachseneu Thiere, während die Jugendstadien dieselben besitzen.Auch Semon, welcher <strong>in</strong> den letzten Jahren die Synaptiden zu e<strong>in</strong>embesonderen Gegenstande se<strong>in</strong>er Studien gemacht hat, hält dieselben ebensowie Sem per <strong>und</strong> die beiden Saras<strong>in</strong> nicht nur für alte, sondern auchfür ursprüngliche Formen. In se<strong>in</strong>er ersten darauf bezüglichen Aeusserung(236) drückt er sich freilich darüber noch nicht so bestimmt aus wiespäter <strong>und</strong> steht noch auf e<strong>in</strong>em Standpunkte, der sich dem von mir vertretenennähert; denn er sagt: „So viel ist für mich sicher, dass dieSynaptiden jedenfalls aus e<strong>in</strong>er der Stammgruppe sehr nahe stehendenFamilie, sei es durch Degeneration oder auch ohne dieselbe, entstandens<strong>in</strong>d <strong>und</strong> <strong>in</strong> vielen Punkten ursprünglicher s<strong>in</strong>d als die jetzt lebendenpedaten Holothurien, ja selbst als die Elasipoden, die <strong>in</strong> mancher H<strong>in</strong>sichtso alte Structureigenthünalichkeiten bewahrt haben.'' In se<strong>in</strong>erspäteren grösseren Arbeit aber über die Entwicklung der Syna-pta digitata(237) schärft er Se<strong>in</strong>e Ansicht dah<strong>in</strong> zu, dass er die Synaptiden nichtmehr nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Punkten, sondern überhaupt für ursprünglicheFormen erklärt. Von e<strong>in</strong>er Degeneration will er jezt bei den Synaptidengar nichts mehr wissen, <strong>und</strong> weil sie ke<strong>in</strong>e hochgradig degenerirten Formenseien, müsse man sie für ursprüngliche halten. Das Zw<strong>in</strong>gende dieserFolgerung kann man aber ke<strong>in</strong>eswegs zugeben. Denn wenn sie auchnicht die Spur e<strong>in</strong>er Degeneration besässen, so könnten sie dennoch durchprogressive Umbildungen sich sehr weit von der Urform entfernt haben.Es ist aber obendre<strong>in</strong> nicht richtig, dass sie ke<strong>in</strong>e Rückbildungen wichtigerwelche Semon auch beiOrgane erfahren haben; denn die Radialkanäle,den erwachsenen Synaptiden als vorhanden annimmt, s<strong>in</strong>d bei denselbenthatsächlich völlig geschw<strong>und</strong>en*). Der Gegensatz, <strong>in</strong> welchem dieSynaptiden h<strong>in</strong>sichtlich des Ursprunges ihrer Fühlerkanäle zu allen anderenHolothurien stehen, ist auch Semon verborgen geblieben. Verführt durchdie schon oben berührte <strong>und</strong> als irrthümlich bezeichnete DarstellungSelen ka's von dem Verhalten der fünf Primärtentakel der Cucumariaplanci glaubte er sich berechtigt se<strong>in</strong>e entwicklungsgeschichtlichen Beobachtungenüber die Primärtentakel <strong>und</strong> Radialkanäle der Synapta aufalle Holothurien tibertragen zu dürfen <strong>und</strong> demgemässder Synapta die ursprüngliche Form des Wassergefässsystems<strong>in</strong> dem Verhaltender Holo-*) Vergl. die S. 446 angeführte Mittheilung von Bartheis <strong>und</strong> mir.


•Phylogenic. 459thurien überhaupt zu erblicken. In Folge dessen ist er von der Vorstellungbeherrscht, dass die Primärtentakel bei allen Holothurien aus demR<strong>in</strong>gkanal entstehen, dass ihre Ursprungsstellen mit den zu den radialenWassergefässen werdenden , angeblich sec<strong>und</strong>ären Ausstülpungen desR<strong>in</strong>gkauales abwechseln <strong>und</strong> dass demzufolge durch die Primärtentakeldie wahren, den gleichnamigen Regionen der übrigen Ech<strong>in</strong>odermen entsprechendenRadien des Hoiothurieukörpers bestimmt werden, während dieRadialgefässe der Holothurien im Gegensatze zu allen anderen Ech<strong>in</strong>odermenanfänglich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terradiale <strong>und</strong> durch spätere Verschiebung e<strong>in</strong>eadradiale Lagerung e<strong>in</strong>nehmen. Den entwicklungsgeschichtlichen Nachweis,dass diese Vorstellung Semon's, die er zum F<strong>und</strong>amente weitererSpeculationen gemacht hat, unhaltbar ist, werde ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er ausführlichenSchrift über die Entwicklung der Cucumaria pland erbr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong>verweise e<strong>in</strong>stweilen auf me<strong>in</strong>e diesbezüglichen vorläufigen Mittheilungen*).Von re<strong>in</strong> anatomischem Standpunkte aus widerspricht der Semon'schenAnsicht die Thatsache, dass die Fühler aller Dendrochiroten, Aspidochiroten,Elasipoden <strong>und</strong> Molpadiiden ihre Wassergefässäste ausnahmslosvon den Radialkanälen <strong>und</strong> nie vom R<strong>in</strong>gkanal erhalten. Semon suchtdiesem E<strong>in</strong>wand durch die Annahme**) zu begegnen,dass nur die fünfersten Fühler bei den genannten vier Familien aus dem R<strong>in</strong>gkanal entspr<strong>in</strong>gen,aber im Laufe der späteren Entwicklung reducirt werden, umanderen, später auftretenden Fühlern Platz zu machen, die von denRadialkanälen abgegeben werden. Dieser Annahme liegt aber auch nichte<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige thatsächliche Beobachtung zu Gr<strong>und</strong>e <strong>und</strong> im directen Gegensatzedazu sehe ich an me<strong>in</strong>en jungen Cucumarien die fünf Primärtentakelnicht verschw<strong>in</strong>den, sondern sich zu dauernden Tentakeln entwickeln.Wie man sieht, spielen bei der ganzen Erörterung über die phylogenetischenBeziehungen der Holothurienfamilien die Synaptiden die Hauptrolle.Hält man wie Semper, die Saras<strong>in</strong>'s <strong>und</strong> Semon ihre Organisationfür e<strong>in</strong>e ursprüngliche, so muss man für die übrigen Holothuriene<strong>in</strong> synaptidenähnliches phylogenetisches Stadium voraussetzen,wenigstensso lange, als man wie bisher ke<strong>in</strong>en triftigen Gr<strong>und</strong> zur Annahme e<strong>in</strong>espolyphyletischen Ursprunges der Holothurien bat. Die Entwicklungsgeschichteaber lehrt uns, dass ke<strong>in</strong>es der positiven besonderen Merkmaleder Synaptiden (z. B. Ursprung der Fühlerkanäle aus dem R<strong>in</strong>gkanal,Vorkommen von Wimperbechern <strong>in</strong> der Leibeshöhle) auch nur vorübergehend<strong>in</strong> der Entwicklung anderer Holothurien auftritt. Die Ansicht,dass die übrigen Holothurien <strong>in</strong> ihrer Stammesgeschichte e<strong>in</strong> synaptidenähnlichesStadium durchlaufen haben, lässt sich aus den bis jetzt bekanntenentwicklungsgeschichtlichen Thatsachen ebensowenig begründenwie aus der Palaeontologie (vergl. S. 438— 446). Die anatomischen <strong>und</strong> ent-*) Zur Entwicklungsgeschichte der Holothurien. Sitzungsberichte der Berl<strong>in</strong>er Akademie1891, Nr. X u. XXXII.**) E. Semon, Die Homologien <strong>in</strong>nerhalb des Ech<strong>in</strong>odermenstammes. Morphol. Jahrb.,Bd. XV, 1889, S. 10.


460 Seewalzen.wickluDgsgeschichtlichen Verhältnisse der Synaptiden lassen vielmehrme<strong>in</strong>es Erachtens ke<strong>in</strong>e andere Deutung zu, als dass sich diese Formendurch Degeneration ihrer Eadialkanäle <strong>und</strong> Abgabe ihrer Fühlerkanälevom E<strong>in</strong>gkanal, durch Vermehrung der Kalkr<strong>in</strong>gstücke <strong>und</strong> Erveerb derWiraperorgane sehr weit von der Stammform entlernt haben. Bei dieserDeutung hat es nichts Auffälliges, dass wir <strong>in</strong> der Entwicklung andererHolothurien ke<strong>in</strong>en Synaptidenmerkmalen begegnen. Die Synaptidenhängen eben nur an ihrer Wurzel mit den anderen Holothurien zusammen,s<strong>in</strong>d aber im Uebrigen ihren eigenen Weg gegangen, der sich auch <strong>in</strong>der von mir (S. 315 u. 326) vorgeschlagenen systematischen Anordnungder Holothurien ausspricht. Zu dieser Anordnung habe ich berichtigend<strong>und</strong> ergänzend zu bemerken, dass nach den mehrfach angeführten Untersuchungenvon Bartheis <strong>und</strong> mir die Paract<strong>in</strong>opoden (= Synaptiden)sich noch schärfer, als ich damals me<strong>in</strong>te, von den Act<strong>in</strong>opoden trennen,denn nicht nur e<strong>in</strong> Theil ihrer Fühlerkanäle, sondern sie alle entspr<strong>in</strong>genaus dem ß<strong>in</strong>gkanal, während die Radialkanäle rückgebildet s<strong>in</strong>d. DieDiagnose der Paract<strong>in</strong>opodaauf S. 326 u. 355 ist also dah<strong>in</strong> zuändern, dass sie lautet: Die äusseren Anhänge des Wassergefässsystemesentspr<strong>in</strong>gen vom ß<strong>in</strong>gkanal <strong>und</strong> treten nur <strong>in</strong> Gestalt von Fühlern imUmkreis des M<strong>und</strong>es auf; Radialkanäle fehlen den erwachsenen Thieren.


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In der C F. W<strong>in</strong>ter'schen Verlagshandlung <strong>in</strong> Leipzig ist erschienenand diu'ch alle Bnehhandlungenzii beziehen:]>r. H. U. BroiiirsKlassen <strong>und</strong> Ordnungen des Thier- Reichswissenscliaftlicli <strong>dargestellt</strong><strong>in</strong> <strong>Wort</strong> <strong>und</strong> <strong>Bild</strong>.Erster Band. Protozoa. Yon Dr. 0. Bütschli, Professor <strong>in</strong>Heidelberg. 1. — 64. Lieferung ä 1 Mark 50 Pf. Cplt. <strong>in</strong> SAbthlgn.Abthlg. I. 30 Mk. — Abthlg. II. 25 Mk. — Abthlg. III. 45 Mk.Zweiter Band. Porifera. Yon Dr. G. C. .1. Vosniaer. Mit 34 Tafeln(darunter 5 Doppeltafeln) <strong>und</strong> 53 Holzschnitten. Preis 25 Mark.Zweiter Band. II.Abtlieilung. Coelenterata (Hohlthiere). YonDr. Carl Cliun, Professor <strong>in</strong> Königsberg i/Pr. 1. Lfg. 1 Mk. 50 Pf.Zweiter Band. III.Abtheilung. Ediiiiodermen (Stachelhäuter).Yon Dr. H. Ludwig, Professor <strong>in</strong> Bonn. 6 Lieferungen ä 1 Mk. 50 Pf.Vierter Band. IVttr<strong>in</strong>er (Yermes). Begonnen von Dr. H. A. Paffenstecher,Prof. <strong>in</strong> Hamburg. Fortgesetzt von Dr. M. Braun, Prof.<strong>in</strong> Rostock. (Bis jetzt 11 Lieferungen ä 1 Mark 50 Pf. erschienen.)Fünfter Band. Oliederfüssler (Arthropoda). Erste Abtheilung.Crustacea. (Erste Hälfte.) Yon Dr. A. Gerstaecker, Professor ander Universität zu Gre^fswald. 82^/^ Druckbogen.]\lit 50 litho-Preis 43 Mark 50 Pf.graphirten Tafeln.Fünfter Band. Zweite Abtheilung. 1.— 24.Liefrg. ä 1 Mark 50 Pf.Sechster Band. Wirtoelthiere. Zweite Abtheilung. Amphibien.Yon Dr. C. R. Hoff<strong>in</strong>ann. Professor <strong>in</strong> Leiden. 45^2 Druckbogen.—Liefrg. 1 41 u. 43— 66 ä 1 Mark 50 Pf., Liefrg. 42 ä 2 Mark.)Sechster Band. lY. Abtheilung. Vögel: Aves. YonDr.HansGadow<strong>in</strong> Cambridge. (Bis jetzt 27 Lieferungen ä 1 Mk. 50 Pf. erschienen.)Sechster Band. Y. Abtheilung, {^äiigetliiere: Mammalia. YonMit 53 lithogr. Tafeln (darunter 6 Doppeltafeln) <strong>und</strong> 13 Holzschnitten.Preis S6 Mark.Sechster Band. I.Abtheilung. Fisclie: Pisces. Yon Dr. A. A.W. Huhrecht <strong>in</strong> Utrecht. (Bis jetzt 4 Lfgn. ä 1 Mk. 50 Pf. erschienen.)Sechster Band. III. Abt hei h<strong>in</strong>g. Reptilien. Yon Dr. C. K.Hoff<strong>in</strong>ann, Professor <strong>in</strong> Leiden. (Bis jetzt 66 Lieferungen erschienen.Dr. €. G. Giebel, weil. Professor an der Universität <strong>in</strong> Halle. Portgesetztvon Dr. W. Leche, Prof. der Zoologie an der Universitätzu Stockholm.(Bis jetzt 34 Lieferungen ä 1 Mark 50 Pf. erschienen.)T Dliobiirf RnilAlnh l^octor der Philosophie <strong>und</strong> Medic<strong>in</strong>,IjCUtlVai o.l, IlUUUipn, 0. Professor der Zoologie u. Zootomie ander Universität Leipzig, Die Parasiten des Menschen <strong>und</strong> dievon ihnen herrührenden Krankheiten. E<strong>in</strong> Hand- <strong>und</strong> Lehrbuchfür Naturforscher <strong>und</strong> Aerzte.Erster Band. 1. Lfg. Mit 130 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 6 Mark.Erster Band. 2. Lfg. Mit 222 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 10 Mark.Erster Band. 3. Lfg. Mit zahlreichen Holzschnitten. ZweiteAuflage, gr. 8. geh. Preis 6 Mark.Erster Band. 4. Lfg. Mit 131 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 8 Mark.Zweiter Band. 1. Lfg. Mit 158 Holzschnitten, gr. 8. Preis 5 Mark.Zweiter Band, 2. Lfg. Mit 124 Holzschnitten, gr. 8. Preis 5 Mark.Zweiter Band. 3. Lfg. (Schluss des zweiten Bandes.) Mit 119 Holzschnitten,gr. 8. Preis 8 Mark.Gedruelvt bei E. P o 1 z <strong>in</strong> Leipzig.


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In der C F. Wiiiter'sclien Verlagshaudluug <strong>in</strong> Leipzig ist erschienen<strong>und</strong> dui'ch. alle Buchhandlungen zu beziehen:]>r. H. O. Bronii'vSKlassen <strong>und</strong> Ordnungen des Thier- ReichsTvissenscliaftlicli<strong>dargestellt</strong><strong>in</strong> <strong>Wort</strong> <strong>und</strong> <strong>Bild</strong>.Erster Band. Protozoa. Von Dr. 0. Bütschli, Professor <strong>in</strong>Heidelberg. 1. — 64. Liefernng ä 1 Mark 50 Pf. Cplt. <strong>in</strong> 3 Abthlgn.Abthlg. I. 30 Mk. — Abthlg. II. 25 Mk. — Abthlg. III. 45 Mk.Zweiter Band. Porifera. Yen Dr. G. C. J. Vosniaer. Mit 34 Tafeln(darunter 5 Doppeltafeln) <strong>und</strong> 53 Holzschnitten. Preis 25 Mark.Zweiter Band. IL Abtheilung. Coelenterata (Hohlthiere). VonDr. Carl Chnn, Professor <strong>in</strong> Königsberg i/Pr. 1. Lfg. 1 Mk. 50 Pf.Zweiter Band. HL Abtheilung. Ecliiiioderiueii (Stachelhäuter).Von Dr. H. Ludwig", Professor <strong>in</strong> Bonn. 9 Lieferungen ä 1 Mk. 50 Pf.Vierter Band. Würmer (Vermes). Begonnen von Dr. H. Ä. Pairenstecher,Prof. <strong>in</strong> Hamburg. Portgesetzt von Dr. M. Braun, Prof.<strong>in</strong> Rostock. (Bis jetzt 14 Lieferungen ä 1 Mark 50 Pf. erschienen.)Fünfter Band. CJlieclerfüssler (Arthropoda). Erste Abtheilung.Crustacea. (Erste Hälfte.) Von Dr. A. Gerstaeeker, Professor ander Universität zu Greifswald. 82^/^ Druckbogen. Mt 50 lithographirtenTafeln. Preis 43 Mark 50 Pf.Fünfter Band. Zweite Abtheilung. 1.— 27.Liefrg. ä 1 Mark 50 Pf.Sechster Band, Wirbeltliiere. Zweite Abtheilung. Amphibien.Von Dr. C. K. Hoffmann, Professor <strong>in</strong> Leiden. 45V2 Druckbogen.Mit 53 lithogr. Tafeln (darunter 6 Doppeltafeln) <strong>und</strong> 13 Holzschnitten.Preis 36 Mark.Sechster Band. I.Abtheilung. Fisclie: Pisces. Von Dr. A. A.W. Hubrecht <strong>in</strong> Utrecht. (Bis jetzt 4 Lfgn. ä 1 Mk. 50 Pf. erschienen.)Sechster Band. III.Abtheilung. Reptilien. Von Dr. C. R.Hoff<strong>in</strong>ann, Professor <strong>in</strong> Leiden. (Bis jetzt 68 Lieferungen erschienen.—Liefrg. 1 41 u. 43— 68 ä 1 Mark 50 Pf., Liefrg. 42 ä 2 Mark.)Sechster Band. IV. Abtheilung. Vögel: Aves. VonDr. HansGadow<strong>in</strong> Cambridge. (Bis jetzt 34 Lieferungen ä 1 Mk. 50 Pf. erschienen.)Sechster Band. V. Abtheilung. Säiigetliiere: Mammalia. VonDr. C. G. Giebel, weil. Professor an der Universität <strong>in</strong> Halle. Fortgesetztvon Dr. W. Ledie, Prof. der Zoologie an der Universitätzu Stockholm. (Bis jetzt 34 Lieferungen ä 1 Mark 50 Pf. erschienen.)T PllPkurt ßllllAlnh ^^^tor der Philosophie <strong>und</strong> Medic<strong>in</strong>,IjCUtlidl o.l, Il'UUUipn, ö. Professor der Zoologie u. Zootomie ander Universität Leipzig, Die Parasiten des Menschen <strong>und</strong> dievon ihnen herrührenden Krankheiten. E<strong>in</strong> Hand- <strong>und</strong> Lehrbuchfür Naturforscher <strong>und</strong> Aerzte.Erster Band. 1. Lfg. Mit 130 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 6 Mark.Erster Band. 2. Lfg. Mit 222 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 10 Mark.Erster Band. 3.Lfg. Mit zahlreichen Holzschnitten. ZweiteAuflage, gr. 8. geh. Preis 6 Mark.Erster Band. 4. Lfg. Mit 131 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 8 Mark.Zweiter Band. 1. Lfg. Mit 158 Holzschnitten, gr. 8. Preis 5 Mark.Zweiter Band. 2. Lfg. Mit 124 Holzschnitten, gr.8. Preis 5 Mark.Zweiter Band. 3. Lfg. (Schluss des zweiten Bandes.) Mit 119 Holzschnitten.gr. 8. Preis 8 Mark.Gedruckt tei E. Polz <strong>in</strong> Leipzig.


mD" H. G. BRONN'S''^Klassen<strong>und</strong> OrdnungendesTHIER-REICHS,<strong>wissenschaftlich</strong><strong>dargestellt</strong><strong>in</strong> <strong>Wort</strong> and <strong>Bild</strong>.Zweiter Band. 3. Abtheilung.Ech<strong>in</strong>odermen (Stachelhäuter).Bearbeitet vonDr.H. liuclwii^,Professor <strong>in</strong> Bonn,Mit auf Ste<strong>in</strong> gezeichneten Abbildungen.10., 11. u. 12. Lieferung.(plLeipzig <strong>und</strong>Heidelberg.C. F. W<strong>in</strong>ter' sehe Verlagshandlung.1891.


In der C F. Wiiiter'schen Veiiagshaudlung <strong>in</strong> Leipzig ist erschienen:Dr. H. O. Broun'sKlassen<strong>und</strong> Ordnungen des Thier- ReichsAAässenscliaftlioli<strong>dargestellt</strong><strong>in</strong> <strong>Wort</strong> <strong>und</strong> <strong>Bild</strong>.Erster Band. Protozoa. Yon Dr. 0. Bütschli, Professor <strong>in</strong>Heidelberg. 1. — 64. Lieferung ä 1 Mark 50 Pf. Cplt. <strong>in</strong> 3 Abthlgn.Abthlg. I. 30 Mk. — Abthlg. II. 25 Mk. — Abthlg. III. 45 Mk.Zweiter Band. Porifera. Von Dr. G. C. J. Vosmaer. Mit 34 Tafeln(darunter 5 Doppeltafeln) <strong>und</strong> 53 Holzschnitten. Preis 25 Mark.Zweiter Band. II.Abtheilung. Coeleiiterata (Hohlthiere). VonProf. Dr. Carl Cliun. Lfg. 1—5 ä 1 Mk. 50 Pf.Zweiter Band. III.Abtheilung. Ecliiiioclermeii (Stachelhäuter).Von Dr. H. Ludwig, Professor <strong>in</strong> Bonn. 12 Lieferungen ä IMk. 50 Pf.Vierter Band. Würmer (Vermes). Begonnen von Dr. H. A. Pag^enstecher,Prof. <strong>in</strong> Hamburg. Fortgesetzt von Dr. M. Braun, Prof.<strong>in</strong> Rostock. (Bis jetzt 17 Lieferungen ä 1 Mark 50 Pf. erschienen.)Fünfter Band, Gliederfüssler Erste (Arthropoda). Abtheilung.Crustacea. (Erste Hälfte.) Von Dr. A. Gerstaecker, Professor ander Universität zu Greifswald. 82^/4 Druckbogen. Mit 50 lithographirtenTafeln. Preis 43 Mark 50 Pf.Fünfter Band. Zweite Abtheilung. 1.— 28. Liefrg. ä 1 Mark 50 Pf.Sechster Band. WirbeltUiere. Zweite Abtheilung. Amphibien.Von Dr. C. K. Holfmann, Professor <strong>in</strong> Leiden. 45 V2 Druckbogen.Mit 53 lithogr. Tafeln (darunter 6 Doppeltafeln) <strong>und</strong> 13 Holzschnitten.Preis 36 Mark.Sechster Band. I.Abtheilung. Fisclie: Pisces. Von Dr. A. A.Sechster Band. IV. Abtheilung. Vögel: Aves. Von Dr. Hans GadoAV<strong>in</strong> Cambridge. (Bis jetzt 36 Lieferungen ä 1 Mk. 50 Pf. erschienen.)Sechster Band. V. Abtheilung. Säiigetliiere: Mammalia, VonW. Hubrecht <strong>in</strong> Utrecht. (Bis jetzt4 Lfgn. ä 1 Mk. 50 Pf. erschienen.)Sechster Band. IIL Abtheilung. Reptilien. Von Dr. C. R.—Hofl<strong>in</strong>ann, Professor <strong>in</strong> Leiden. Lieferung 1 69. —(Liefrg. 1 41u. 43—69 ä 1 Mark 50 Pf, Liefrg. 42 ä 2 Mark.) Cplt. <strong>in</strong> 3 Unter-—Abthlgn. I. 28 Mk. IL 40 Mk. — Kl. 42 Mk.Dr. C. G. Giebel, weil. Professor an der Universität <strong>in</strong> Halle. Fortgesetztvon Dr. W. Leche, Prof. der Zoologie an der Universitätzu Stockholm. (Bis jetzt 36 Lieferungen ä 1 Mark 50 Pf erschienen.)f Aiiolz!)pf RnilAlnh l^^ctor der Philosophie <strong>und</strong> Mediciu, o.Lt^UtKdl l, llHUUipu, ö. Professor der Zoologie u. Zootomie ander Universität Leipzig, Die Parasiten des Menschen <strong>und</strong> dievon ihnen herrührenden Krankheiten. E<strong>in</strong> Hand- <strong>und</strong> Lehrbuchfür Naturforscher <strong>und</strong> Aerzte.Erster Band. 1. Lfg. Mit 130 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 6 Mark.Erster Band. 2. Lfg. Mit 222 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh, Preis 10 Mark.Erster Band. 3.Lfg. Mit zahlreichen Holzschnitten. ZweiteAuflage, gr. 8. geh. Preis 6 Mark.Erster Band. 4. Lfg. Mit 131 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 8 Mark.Zweiter Band. 1. Lfg. Mit 158 Holzschnittten, gr. 8. Preis 5 Mark.Zweiter Band. 2. Lfg. Mit 124 Holzschnitten, gr. 8. Preis 5 Mark.Zweiter Band. 3. Lfg. (Schluss des zweiten Bandes.) Mit 119 Holzschnitten,gr. 8. Preis 8 Mark.Gedruckt bei E. Polz <strong>in</strong> Leipzig.


m^:>=^jiU?;D' H. G. BRONN'SKlassen <strong>und</strong> OrdnungenkitdesTHIER-REICHS,<strong>wissenschaftlich</strong><strong>dargestellt</strong><strong>in</strong> <strong>Wort</strong> and <strong>Bild</strong>.Zweiter Band. 3. Abtheilung.Ech<strong>in</strong>odermen (Stachelhäuter).Bearbeitet vonDr.H. I^uflirig,Professor <strong>in</strong> Bonn.Mit auf Ste<strong>in</strong> gezeict<strong>in</strong>etenAbbildungen.15. u. 14. Lieferung.Leipzig <strong>und</strong>Heidelberg.C. F. W<strong>in</strong>ter'sche Verlagshandlung,,S'1891.i'^-€


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In der C F. W<strong>in</strong>ter'sclieu Yerlagshandhiüg <strong>in</strong> Leipzig ist erschienen:Klassen <strong>und</strong> Ordnungen des Thier- Reichswissenscliaftlicli <strong>dargestellt</strong><strong>in</strong> <strong>Wort</strong> <strong>und</strong> <strong>Bild</strong>.Erster Band. Protozoa. Yon Dr. 0. Bütschli, Professor <strong>in</strong>Heidelberg. 1. — 64. Lieferung ä 1 Mark 50 Pf. Cplt. iii 3 Abthlgn,Abthlg. I. 30 Mk. — Abthlg. IL 25 Mk. — Abthlg. III. 45 Mk.Zweiter Baud. Porifera. Yon Dr. G. C. J. Vosmaer. Mit 34 Tafeln(darunter 5 Doppeltafeln) <strong>und</strong> 53 Holzschnitten. Preis 25 Mark.Zweiter Band. IL Abtheilung. Codenterata (Hohlthiere). VonProf. Dr. Carl Chun. Lfg. 1—5 ä 1 Mk. 50 Pf.Zweiter Band. III.Abtheilung. Ecli<strong>in</strong>oclernieii (Stachelhäuter).Yon Dr. H. Lndwig-. Professor <strong>in</strong> Bonn. 14 Lieferuugen ä IMk. 50 Pf.Vierter Band. Würmer (Yermes).Begonnen von Dr. H. A. Paffenstecher.Prof. <strong>in</strong> Hamburg. Fortgesetzt von Dr. M. Braun, Prof.<strong>in</strong> Rostock. (Bis jetzt 17 Lieferungen ä 1 Mark 50 Pf. erschienen.)Fünfter Band. Cülieclerl'üssler (Arthropoda). Erste Abtheilung.Crustacea. (Erste Hälfte.) Yon Dr. A. Gerstaecher. Professor ander Universität zu Greifswald. S2'^l^ Druckbogen.]\lit 50 lithographirtenTafeln. Preis 43 Mark 50 Pf.Fünfter Band. Zweite Abtheilung. 1.— 31. Liefrg. ä 1 Mark 50 Pf.Sechster Band. Wirbeltliiere. Zweite Abtheilung. Amphibien.Yon Dr. C. R. Holftnann. Professor <strong>in</strong> Leiden. 45\'2 Druckbogen.Mit 53 lithogr. Tafeln (darunter 6 Doppeltafehi) <strong>und</strong> 13 Holzschnitten.Preis 36 Mark.Sechster Baud. I.Abtheilung. Fisclie: Pisces. Yon Dr. A. A.W. Hubrecht <strong>in</strong> Utrecht. (Bis jetzt 4 Lfgn. ä 1 Mk. 50 Pf. erschienen.)Sechster Band. III.Abtheilung. Reptilien. Yon Dr. C. fi.Holf<strong>in</strong>ann. Professor <strong>in</strong> Leiden. Lieferung 1—69. (Liefrg.1 — 41Abthlgn. I. 28 Mk. — IL 40 Mk. — III. 42 Mk.Sechster Band. lY. Abtheilung. Vögel: Aves. YonDr.HansGadowu. 43— 69 ä 1 Mark 50 Pf., Liefi'g.42 ä 2 Mark.) Cplt. <strong>in</strong> 3 ünter-<strong>in</strong> Cambridge. (Bis jetzt 36 Lieferungen ä 1 Mk. 50 Pf. erschienen.)Sechster Band. Y. Abtheilung. iSäugetliiere: Mammaha. YonDr. C. G, Giebel, weil. Professor an der Universität <strong>in</strong> Halle. Fortgesetztvon Dr. \V. Leche, Prof. der Zoologie an der Universitätzu Stockholm. (Bis jetzt 36 Lieferungen ä 1 Slark 50 Pf. erschienen.)I IkiipUftrt Riulnlnh ^*^^^^^ ^^^ Philosophie <strong>und</strong> Medic<strong>in</strong>,LCUtlidi o.l, riUUUl|lll, ö. Professor der Zoologie u. Zootomie ander Universität Leipzig, Die Parasiten des Menschen <strong>und</strong> dievon ihnen herrührenden Krankheiten. E<strong>in</strong> Hand- <strong>und</strong> Lehrbuchfür Naturforscher <strong>und</strong> Aerzte.Erster Band. 1. Lfg. Mit loO Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 6 Mark.Erster Band. 2. Lfg. Mit 222 Holzschnitten. Zweite Auflage,gr. 8. geh. Preis 10 Mark.Erster Band. 3.Lfg. Mit zahlreichen Holzschnitten. ZweiteAuflage, gr. 8. geh. Preis 6 Mark.Erster Band. 4. Lfg. Mit 131 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 8 Mark.Zweiter Band. 1. Lfg. Mit 158 Holzschnittten, gr. 8. Preis 5 Mark.Zweiter Band. 2. Lfg. Mit 124 Holzschnitten, gr. 8. Preis 5 Mark.Zweiter Band. 3. Lfg, (Schluss des zweiten Bandes.) Mit 119 Holzschnitten,gr. 8. Preis 8 Mark.Gedruckt bei E. Polz <strong>in</strong> Leipzig.


^A(K),i^0" H. G. BRONN'SKlassen<strong>und</strong> OrdnungendesTHIER-REICHS,<strong>wissenschaftlich</strong>dai-gestellt<strong>in</strong> <strong>Wort</strong> <strong>und</strong> <strong>Bild</strong>.Zweiter Band. 3. Abtheilung.Ech<strong>in</strong>odermen (Stachelhäuter).Bearbeitet vonDr.H. Ijudwig,Professor <strong>in</strong> Bonn.Mit auf Ste<strong>in</strong> gezeichneten Abbildungen.15. u. 16. Lieferung.f\)Leipzig <strong>und</strong>Heidelberg.C. F. W<strong>in</strong>ter'sche Verlagshandlung1892.Ei


In der C F. W<strong>in</strong>ter'schen Veiiagslianclli<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Leipzig ist erschienen:]>r. H. O. Bronii'sKlassen <strong>und</strong> Ordnungen des Thier- ReichsAvissenscliaftlicli<strong>in</strong> <strong>Wort</strong> <strong>und</strong> <strong>Bild</strong>.<strong>dargestellt</strong>Erster Band. Protozoa. Yon Dr. 0. Bütschli, Professor <strong>in</strong>Heidelberg. 1. — 64. Lieferung ä 1 Mark 50 Pf. Cplt. <strong>in</strong> 3 Abthlgn.Abthlg. I. 30 Mk. — Abthlg.^II. 25 Mk. — Abthlg. III. 45 Mk.Zweiter Band. Porifera. Yon Dr. G. C. J. Vosmaer. Mit 34 Tafeln<strong>und</strong> 53 Holzschnitten. Preis 25 Mark.(darunter 5 Doppeltafeln)Zweiter Band. IL Abtheilung. Coelenterata (Hohlthiere).YonProL Dr. Carl Chun. Lfg. 1—5 ä 1 Mk. 50 Pf.Zweiter Band. III.Abtheilung. Ecli<strong>in</strong>ocleriuen (Stachelhäuter).Yon Dr. H. Ludwig". Professor <strong>in</strong> Bonn. 17 Lieferungen ä IMk. 50 Pf.Vierter Band. IVürmer (Yermes). Begonnen von Dr. H. A. Pasfenstecher,Prof. <strong>in</strong> Hamburg. Fortgesetzt von Dr. M. Braun, Prof.<strong>in</strong> Rostock. (Bis jetzt 17 Lieferungen ä 1 Mark 50 Pf. erschienen.)Fünfter Band. CJliederfüssler (Arthropoda). Erste Abtheilung.Crustacea. (Erste Hälfte.) Yon Dr. A. Gerstaecker, Professor ander Universität zu Greifswald. 82^/^ Druckbogen. Mt 50 lithographirtenTafeln. Preis 43 Mark 50 Pf.Fünfter Band. Zweite Abtheilung. 1.— 31.Liefrg. ä 1 Mark 50 Pf.Sechster Band. ^Virbeltliiere. Zweite Abtheilung. Amphibien.Yon Dr. C. K. Hoffniann, Professor <strong>in</strong> Leiden. 45 Va Druckbogen.Mit 53 Hthogr. Tafeln (darunter 6 Doppeltafeln) <strong>und</strong> 13 Holzschnitten.Preis 36 Mark.Sechster Band. I.Abtheilung. Pisclie: Pisces. Yon Dr. A. A.VV. Hubrecht <strong>in</strong> Utrecht. (Bis jetzt 4 Lfgn. ä 1 Mk. 50 Pf. erschienen.)Abthlgu. I. 28 Mk. — IL 40 Mk. — III. 42 Mk.Sechster Band. lY. Abtheilung. Tögel: Aves. YonDr.HansGadow<strong>in</strong> Cambridge. (Bis jetzt 41 Lieferungen ä 1 Mk. 50 Pf. erschienen.)Sechster Band. Y. Abtheilung. ISäugetliiere: Mammaha. YonSechster Band. III. Ab th eilung. Reptilien. Yon Dr. C. K.Hofthiann, Professor <strong>in</strong> Leiden. Lieferung 1 — 69. (Liefrg. 1 — 41u. 43—69 ä 1 Mark 50 Pf., Liefrg. 42 ä 2 Mark.) Cplt.<strong>in</strong> 3 Unter-Dr. C. G, Giebel, weil. Professor an der Universität <strong>in</strong> Halle. Portgesetztvon Dr. AV. Leche, Prof. der Zoologie a n der Universitätzu Stockholm. (Bis jetzt 36 Lieferungen ä 1 Mark 50 Pf. erschienen.)f Dii^l/5»rf TtllllA<strong>in</strong>Ti ^'^^^^^^ ^^^ Philosophie <strong>und</strong> Medic<strong>in</strong>, o.Lt^UCKdl l, IlilluUipil, ö. Professor der Zoologie u. Zootomie ander Universität Leipzig Die Parasiten des Menschen <strong>und</strong> die,E<strong>in</strong> Hand- <strong>und</strong> Lehrbuchvon ihnen herrührendeii Krankheiten.für Naturforscher <strong>und</strong> Aerzte.Erster Band. 1. Lfg. Mit 130 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 6 Mark.Erster Band. 2. Lfg. Mit 222 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 10 Mark.Erster Band. 3. Lfg. Mit zahlreichen Holzschnitten. ZweiteAuflage, gr. 8. geh. Preis 6 Mark.Erster Band. 4. Lfg. Mit 131 Holzschnitten. Zweite Auflage.gr. 8. geh. Preis 8 Mark.Zweiter Band. 1. Lfg. Mit 158 Holzschnittten, gr. 8. Preis 5 Mark.Zweiter Band. 2. Lfg. Mit 124 Holzschnitten, gr. 8. Preis 5 Mark.Zweiter Band. 3. Lfg. (Schluss des zweiten Bandes.) Mit 119 Holz-8. Preis 8 Mark.schnitten, gr.Gedruckt bei E. Polz <strong>in</strong> Leipzig.


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