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THEMA, Seite 14 - VSETH - ETH Zürich

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Intro 3EXtras <strong>Seite</strong> 21Campus <strong>Seite</strong> 8Gift <strong>Seite</strong> <strong>14</strong>EditorialIch schreibe, alsobin ich (ein )Polykum Nr. 6/12-13Campus <strong>Seite</strong> 12InhaltGift <strong>Seite</strong> 18<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> 0404 Präsikolumne Von Teilerfolg und Zeitdruck05 weAct Unsinnig oder umsetzbar?06 Kfe Weltfriede07 iaas AustauschwocheCAMPUS 0808 Auf der Suche nach dem giftigsten Mittel der <strong>ETH</strong>10 Aufgefallen BUDGT10 Duell <strong>ETH</strong>-Merchandising11 Verrückte Wissenschaft Die Dosis macht das Gift12 Polykum macht's Blondes GiftGift <strong>14</strong><strong>14</strong> Gift in allen Lebenslagen Kater da, Schnecke weg16 Kolumne Beziehungsgift17 Gifte im Alltag Der Giftkatalog zuhause18 Kommentar Keinen Dunst!EXTRAS 1919 CRUXEREIEN20 Glosse Der Krimi ist tot, es lebe der Krimi!20 Musiktipp Stephan Brülhart21 Film Manipulierte Realitäte22 ULF24 Agenda25 Leserreaktionen26 Horoskop und Kurzgeschichte27 Kolumne Macht unsere Noten vergleichbar!Soviel vorweg: Ja, ich schreibe gern. Und ja,ich schreibe auch gern über mich.Natürlich verstehe ich, dass diese Art vonSelbstdarstellung nicht jedem gefällt. Ein besondersgiftiger Leserbrief hat mich aber dochüberrascht: Was für ein selbstverliebter man eigentlich sein müsse, um ein Editorialzur Selbstdarstellung zu missbrauchen. Ineinem Editorial seien Hinweise zum Heftinhaltangebracht. Alles andere sei !So was lass ich natürlich nicht auf mirsitzen. Drum – quasi als Beweis, dass ichmir Kritik zu Herzen nehme – gleich mal folgenderHinweis:••In unserer Rubrik «Polykum macht's»(<strong>Seite</strong> 12) erfährt unser Redaktor Julianam eigenen Leib, was mit blondem Giftgemeint ist.So… Und nachdem das nun erledigt wäre,wieder zurück zum eigentlichen Thema:nämlich zu MIR und MEINEN persönlichenProblemen.Mein persönliches Gift ist ja meine Risikobereitschaft.Es gib nichts, auf das ich nichtwetten würde. Kein Wetteinsatz ist mir zublöd. Ausser einer gewichtigen Ausnahme:Wetten um die Ehre.Ehre? Besitzt doch ein selbstverliebter sowieso nicht. Und wo bitte bleibt dader Spass? Eine Wette ohne Wetteinsatz istnämlich wie ein Witz ohne Pointe, ein Pimpohne Bitch, ein <strong>ETH</strong>-Studi ohne Mathe-Talent,ein Promi ohne Skandal oder wie ein Polykumohne MEIN Editorial!Womit ich wieder beim Anfang wäre: Ichlass ich mich doch von niemandem zensieren.- nochmal, nein!Und jetzt wünsch ich euch ganz viel Spass beimLesen unserer neusten Ausgabe. Sie wird euchgefallen! Wetten?27 Impressum Ken Zumstein, Redaktionsleiter Polykumkzumstein@polykum.ethz.ch


<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> 5weAct ChallengeNachhaltigkeit:unsinnig oderumsetzbar?Nachhaltigkeit – ein Begriff, der von vielen Vorurteilen geprägtist. Doch worum geht es wirklich? Worauf kommt esan? Und wieso sollte sich ein <strong>ETH</strong>-Studierender mit diesemThema auseinandersetzen?Recherche: Alice Pfohl, Illustrationen: Sarah Wieland, Imogen MacphersonPolykum Nr. 6/12-13Aufstehen, duschen, mit dem Bus zur Uni,Znüni, Vorlesung, Mittagessen… – eben einganz normaler Tag. Unser Studentenalltagist geprägt von unterbewussten Entscheidungen,welche auf langjährigen Gewohnheitenberuhen. Wir sind uns meistens garnicht bewusst, wie lange wir morgens duschen,ob wir unser Gipfeli in eine Plastiktaschepacken, um es fünf Meter zu transportierenund dann zu essen, was wir zu welcherJahreszeit einkaufen und wie wir zur Unikommen. Alles läuft ganz automatisch ab; imHalbschlaf und sehr routiniert.Allerdings sind es genau diese Lebensbereiche– Essen, Konsum, Haushalt und Mobilität– die eine grosse Auswirkung auf unsereUmwelt haben und gleichzeitig leicht angepasstwerden könnten.sundheitlichen Aspektenideal. 2Des Weiterenwerden 29 Prozentder gesamten Energiein der Schweiz durchdie Haushalte verbraucht,hauptsächlichdurch Heizen vonRäumen und Wasser.An dieser Stelle machenStosslüften, verkürzte Duschzeiten und Mülltrennungnicht nur für die Energiebilanzeinen grossen Unterschied, sondern auch fürdie Heiz- und Wasserrechnung.Umsetzung schwierig?Viele Aspekte, die geändert werden könnten,sind den meisten Menschen bekannt, unddoch hapert es an der praktischen Umsetzungder Ideen und Vorschläge.Aus diesem Grund haben sich Studentender <strong>ETH</strong> ein Konzept ausgedacht, das dazuanimieren soll, ökologisch nachhaltige Gewohnheitenwährend drei Wochen und innerhalbselbst gebildeter Teams auszuprobieren.Die «weACT Challenge» beinhaltet konkreteVorschläge, die die Teilnehmer unterstützen,aber nicht bevormunden sollen. Mit demFahrrad zur Uni zu fahren, Müll zu trennenoder mit dem Team einen vegetarischenKochabend zu veranstalten tragen dazu bei,die Bewusstheit für die jeweiligen Entscheidungeneines Tages zu erhöhen. Täglich sammeltman mit den umgesetzten Zielen Punkteund tritt damit gegen die anderen GruppenWo ist Potenzialfür Veränderungen?31 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionensind auf Nahrungsmittelproduktion,insbesondere tierische Produkte, und Saisonalitätzurückzuführen. 1 Eine Möglichkeit,diesen enormen Anteil zu reduzieren, wäreeine ausgewogene Ernährung, die viel saisonales,optimalerweise regionales Gemüseund wenig Fleisch enthält. AufmerksamesEinkaufen und eine Reduzierung des Fleischkonsumskönnten also schon einen grossenUnterschied machen. Gleichzeitig unterstütztman mit dieser Verhaltensweise regionaleBauern und tut sich selbst etwas Gutes:Nachweislich ist der Verzehr von ein bis zweiFleischmahlzeiten pro Woche aus rein gean.Am Ende der drei Wochen wird die eingesparteCO₂-Emission eines jeden Teams berechnet.Bei der Preisverleihung werden besondersengagierte, erfolgreiche und kreativeTeilnehmer mit attraktiven Preisen belohnt.[1] Tucker A.,Huppes G., Guinée J. et al, 2006.Environmental Impact of Products (EIPRO)[2] www.epic.iarc.fr/keyfindings.phpweAct Challenge in KürzeWann: Kick-off-Event: 11. April, CHNLichthof, Beginn 17.45weACT Challenge: 15. April bis 5. MaiWas: 3-wöchiger Wettbewerb inGruppen, um neue Ideen für einen nachhaltigerenAlltag auszuprobierenWarum: Tipps zum Handeln und SpassAusblick: Wie viel CO₂ wurde eingespart?Gewinn von Preisen (Samses, Jugendherbergen,Gemüseabo)www.ethz.weact.ch


6 <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>KfEWeltfriedeKfE-KonferenzMittwoch, 10. April, 19.00Filmabend (SOC-1-106)Donnerstag, 11. April, ab 17.00Referate «Frauen im arabischen Raum»und «Rolle der Medien» (SOC-1-106)Freitag, 12. April, ab 17.30Referat «Überstaatliche Organisationen»Podiumsdiskussion (19.30, SOC-1-106)Benefizkonzert (21.00, KO2-F-152)Samstag 13. April, ab 10.00Brunch, Referat «Der Friede als realistischeUtopie» (SOC-1-106), Workshops(SOE-E-07)Engagiertes Team: Die Gruppe trifft sich jeden zweiten Montag.Weltfrieden! Nicht nur die Kandidatinnen derWahl zur «Miss United States» wünschen ihnsich... Nein. Über dieses eine Thema scheintweltweiter Konsens zu herrschen: Friedenwollen wir alle. Zwar ist eine Auseinandersetzungmanchmal unausweichlich, eine Interventionnotwendig, natürlich, doch Krieg istnie etwas Wünschenswertes, niemals. Da bereitetes richtiggehend Kopfschmerzen, dassHintergrundDie Konferenz der KfE findet jedes Jahrstatt. In vergangenen Jahren wurdenunter anderem die Themen Menschenhandel,Fair Trade und Migration behandelt.Die KfE bietet interessierten Studierendenan der Uni und <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>eine Informationsplattform rundum Entwicklungspolitik und internationaleZusammenarbeit. Die Gruppetrifft sich während des Semesters jedenzweiten Montag im Deutschen Seminar(SOE-E-07) der Uni <strong>Zürich</strong> für Vorträge,Diskussionen und Berichte über laufendeProjekte. Spontan-Interessierte sind stetswillkommen.sich im letzten Jahrhundert nicht ein einzigerTag ausfindig machen lässt, an dem es keinenKrieg gab. Doch was ist eigentlich Friede?Was definiert dieses scheinbar so selbstverständlicheKonzept wirklich? Ist Friede gleichder Abwesenheit von Krieg? Ist es mehr? Werbaut ihn auf? Wer garantiert ihn? Ist es neuerdingsdie Aufgabe des Militärs, Frieden zu fördern?Sind es überstaatliche Organisationen,in die wir unsere Hoffnungen setzen sollen?Über diese und weitere Fragen möchten wiran der KfE-Konferenz vom 10. bis 13. April2013 gerne mit euch diskutieren und die oftschwammigen und undurchsichtigen Begrifflichkeitenund Theorien rund um die Friedensthematikkonkretisieren.Von Mittwoch bis Samstag stehen fünfVorträge, zwei interaktive Workshops sowieeine Podiumsdiskussion auf dem Programm.Die Veranstaltungen werden alle in den Gebäudender Uni Zentrum stattfinden. Ein Filmzur Thematik wird am Mittwochabend dieKonferenz einläuten und hoffentlich schonerste Diskussionen anregen und Fragen aufwerfen.Damit der Spass bei der ernsten Thematiknicht zu kurz kommt, haben wir amFreitagabend ein Benefizkonzert für euchorganisiert. Interessierte, die sich sogar amSamstag an die Uni quälen, werden mit einemgrossen Brunchbuffet belohnt. An Zopf,Gipfeli und heissem Kakao soll es nichtfehlen. Das gesamte Programm wird vonder KfE (Kommission für Entwicklungsfragen)offeriert und steht allen Interessentenund Interessentinnen offen.[i] Weitere Informationen zur Konferenz und zu den Sitzungen,alle definitiven Termine und Infos werden inKürze auf der Website der KfE aufgeschaltet.www.kfe.uzh.chPolykum Nr. 6/12-13


IAASAustauschwoche mit Spanien & Slowenien<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> 7Austausch: Insgesamt zwanzig Gäste aus Spanien und Slowenien besuchten uns vergangenen Herbst.Polykum Nr. 6/12-13Am Ankunftstag unserer zwanzig Freundeaus Spanien und Slowenien führen wir sieauf eine Schnitzeljagd zu allen Sehenswürdigkeiten<strong>Zürich</strong>s. Die verschneite Limmatstadtzeigt sich von ihrer besten <strong>Seite</strong>. Mitdem Fondue zum Abendessen ist das Klischeeperfekt. Unter den Gästen finden sichalte Freunde wieder, welche wir auf unserenReisen nach Slowenien und Spanien kennengelernthaben, es sind aber auch ein paarneue Gesichter dazugekommen. Verköstigtwerden unsere Freunde mit Schweizer Spezialitätenwie Älplermagronen und Schüfelimit Kartoffelsalat. Auch an Schweizer Amber-Bier und Cola (geschätzter Konsum: 150Liter) herrscht kein Mangel.Exchangeweeks sind eine wichtige Institutiondes IAAS (International Associationof students in Agricultural and relatedSciences), bei welchen jeweils ein Austauschmit einem oder mehreren Gremien aus demAusland stattfindet. Die Gastgeber organisierenjeweils Programm, Unterkunft undVerpflegung für eine Woche, die Gäste habensich nur noch um die Reise zu kümmern.Für unsere Gäste haben wir ein abwechslungsreichesProgramm zusammengestellt.Die Woche startet mit Betriebsbesichtigungenbei Chocolat Frey in Buchs, Syngenta R&D inStein sowie dem Besuch eines Bio Landwirtschaftsbetriebesund der Forschungsanstaltder <strong>ETH</strong> in Eschikon. Bei diesen Besichtigungenstehen der agrar- oder lebensmittelwissenschaftlicheHintergrund der Studierendenim Mittelpunkt.Ab Mitte der Woche wird auch den ehertouristischen Gelüsten unserer Gäste Rechnunggetragen. Ein Besuch bei Victorinox inIbach nutzen sie, um sich und ihre gesamteIAASIAAS steht für «International Associationof students in Agricultural and relatedSciences». Der IAAS ist dem Fachverein derAgrar- und Lebensmittelwissenschaften(VIAL) angegliedert und stellt dessen internationalenArm dar. Dass die Mitgliedschaftnicht auf Studierende dieser Fachrichtungbeschränkt ist, macht die Erweiterung«and related Sciences» deutlich.Neben den im Artikel beschriebenen Exchangeweeksfindet einmal im Jahr ein WorldCongress sowie das European Directors Meetingstatt. Diese Treffen dienen vor allem derEntscheidungsfindung, welche weltweit alleGremien betrifft, aber auch dem regen Austauschzwischen den Studierenden.Ein wesentliches Standbein des IAASVerwandtschaft mit reichlich Schneid- undanderen nützlichen Werkzeugen einzudecken.Mit Ausflügen nach Luzern, Appenzellund auf den Säntis bleibt auch das Sightseeingnicht auf der Strecke.Für Abendunterhaltung sorgen die Gästemeist selbst. Den Höhepunkt der Woche stelltjedoch das Trade Fair dar. Nach alter IAAS-Tradition wetteifern die drei Länder darum,ihren Freunden die kulinarischen Vorzügeihrer Heimat in fester und vor allem flüssigerForm näherzubringen. Von Rösti, Meringuesund «Double Crème de la Gruyère» über spanischeBlutwürste und Sangria bis hin zuSchweineschmalz und Heidelbeerschnapsist für alle etwas dabei. Des Weiteren bietetdie AMIV-Party Gelegenheit, das Balzverhaltenverzweifelter Maschinenbauer zu studierenund bis in die frühen Morgenstundenzu tanzen.Am Samstagmorgen verabschiedet mansich mit einer Mischung aus Melancholie,die ans Herz gewachsenen Freunde wiederziehen zu lassen, und Vorfreude auf mehr alsdrei Stunden Schlaf pro Nacht. Einzig die Gewissheit,den einen oder anderen am «EuropeanDirectors Meeting» über Neujahr inSchweden oder am «World Congress» kommendenSommer in Chile wiederzusehen,mögen uns etwas Trost verschaffen. GuteHeimreise, liebe Freunde – um die <strong>14</strong>-stündigeZugfahrt beneidet euch niemand.ist das sogenannte Exchange Program. Diesesermöglicht Studierenden aus allen MitgliedsländernPraktika zu geringen Vermittlungskostenzu absolvieren. Es gibt sowohlArbeitspraktika in landwirtschaftlichen Betriebenals auch akademische Praktika in derForschung oder der verarbeitenden Industrie.In Indonesien sind zum Beispiel Praktikumsstellenauf einer Bonsai-Farm oder ineiner Glacéfabrik vorhanden, es sind aberauf allen Kontinenten spannende Stellenausgeschrieben. Interessierte können unteriaas-expro@ethz.ch mit dem SchweizerExPro-Team in Kontakt treten. IAAS-CH vermitteltpro Jahr um die hundert Studentenund Studentinnen an verschiedene Landwirtschaftsbetriebein der Schweiz.


Campus 9Studium auf eigene Gefahr: An der <strong>ETH</strong> wimmelt es nur so von verschiedenen Giften.Polykum Nr. 6/12-13«Curarin». Dieses Gift wird von indigenenStämmen in Südamerika als Pfeilgift verwendetund führt ebenfalls zum Atemstillstand;wenn auch nicht durch die Zerstörungvon Blutkörperchen, sondern durch die Blockierungder Nervenenden. Mit einer letalenDosis von fünfunddreissig Milligramm. Beieinem durchschnittlichen Menschen ist Curarinsomit tödlicher als Arsenik und Zyankali– die Lieblingspräparate gieriger Erben undhoffnungslos Verliebter!Ohne Schloss und Riegel der Laboratorienzu knacken also keine schlechte Letalitätsausbeute,aber war's das mit dem giftigstenMittel an der <strong>ETH</strong>? Mitnichten!Am Zenit der LetalitätZurück im <strong>ETH</strong> Zentrum: Diesmal im giftgelbenLFV-Gebäude an der Schmelzbergstrasse.Oliver Weingart, Forscher am Laborfür Lebensmittelmikrobiologie, bittet zumKaffee und fängt an, von «seinem» Gift zu erzählen,welches einige Räume weiter ein gutbewachtes Dasein fristet. «Das Botulinum-Neurotoxin ist mehrere tausend Mal giftigerals das nächstgiftige Toxin; das heisst giftigerals irgendwelche chemischen Kampfstoffe»,sagt Weingart. Tatsächlich ist das Protein Botulinum-Neurotoxinbis zu fünftausend Malgiftiger als die verbotene Phosphorverbindung«VX»: Ein Tropfen dieser Flüssigkeit aufeine ungeschützte Hautstelle ist tödlich.Bekannt ist das Botulinum-Neurotoxinals wichtigster Inhaltsstoff und Namensgeberdes pharmazeutischen Präparates Botox –selber eine Chemiewaffe gegen Krähenfüsseund Stirnfalten. Seine erschlaffende und entspannendeWirkung erzielt das Protein durcheine hocheffiziente Hemmung der synaptischenSignalübertragung. Mit einer letalenDosis von siebzig Nanogramm ist dieses Toxinnicht nur das allergiftigste an der <strong>ETH</strong>, sondernweltweit.Doch ist es auch das gefährlichste? Nein.Weingart: «Wie jedes Protein ist auch das Botulinum-Neurotoxinäusserst labil. Wird dieUmgebungstemperatur zum Beispiel nichtunter vier Grad gehalten, kann es rechtschnell kaputt gehen.» Die äusseren Bedingungenmüssen also jederzeit stimmen, damitdas Protein funktionieren kann: Dementsprechendwird es in kosmetischen und therapeutischenPräparaten künstlich stabilisiert.Die Tücke liegt im AlltagDass die Sicherheit an der <strong>ETH</strong> trotz einerlangen Liste namhafter Gifte gewährleistetist, hat Ines Raabe von der SGU bereits amAnfang meiner Suche bekräftigt. «Wir habenhöchstens ein Mal pro Jahr einen Zwischenfallim Zusammenhang mit Vergiftungen»,sagt sie. Ausserdem erinnert sie daran, wasim Falle einer Vergiftung zu tun sei: Unter derNotrufnummer <strong>14</strong>5 sei das SchweizerischeToxikologische Informationszentrum jederzeitberatend zur Stelle.Ein Blick auf die Statistiken dieses Informationszentrumsverrät, dass im Jahr 2012rund 1 300 Personen berufliche Vergiftungenerlitten, die auf eine Exposition am Arbeits-platz zurückzuführen waren. Im Gegensatzdazu erlitten im selben Jahr rund 2 600 Erwachseneund 5 700 Kinder Vergiftungen mitHaushaltsprodukten.Der Schluss liegt nahe: Dasjenige Gift ander <strong>ETH</strong>, welches die meisten Opfer fordert,wird vom Reinigungspersonal tagtäglich inden Korridoren vor sich her geschoben.Schewach Bodenheimer (21) ist Polykum-Redaktorund studiert Biotechnologie an der <strong>ETH</strong>.


10 CampusSebastian Flückiger & Flavio GortanaMerchandise-Artikel statt Arbeitsplätze: Ist der «<strong>ETH</strong> Store» Top oder Flop?AufgefallenBUDGTStell dir vor es ist Monatsende und du hastkein Geld mehr auf dem Konto. Dieses Problemkennt der 22-jährige Elektrotechnik-StudentSebastian nur allzu gut. Zusammen mit seinemKollegen Flavio hat er nun die Budgetverwaltungs-App«BUDGT» entwickelt.Was macht deine App so speziell?Sebastian: Man braucht nur einzugeben, wieviel Geld man pro Monat zur Verfügung hat.BUDGT legt danach ein tägliches Budget fest.Der Student weiss so jeden Tag und jederzeit,wie viel er noch ausgeben kann.Wie viel Arbeit steckt dahinter?Insgesamt über 800 Stunden! Die Zeit gingvor allem zu Lasten von langweiligen Vorlesungen.Und natürlich musste ich auch einigeWochenenden opfern.Welches Ziel verfolgst du mit BUDGT?Ich habe es nicht gemacht, um reich zuwerden. Mir ging es darum zu lernen, wieman Apps programmiert. Aber natürlichfreue ich mich über jeden Download.Wie geht's jetzt weiter?Ich erhalte laufend Feedback mit coolenIdeen, wie man das Produkt weiterentwickelnkönnte. Ich bleibe auf jeden Fall dran.Ausserdem werde ich bestimmt nochweitere Apps produzieren. Vielleichtmach ich nach dem Studium etwas in dieRichtung... Ingenieur möchte ich nämlich aufkeinen Fall werden. Aber ein konkretes Projekthab ich jetzt noch nicht. Naja, ausser vielleichtden nächsten Prüfungsblock. (zu)Das Duell<strong>ETH</strong>-MerchandisingP RO Ich gebe zu: Man könnte Besseresauf seinem Kapuzenpullover stehen haben alsein Logo der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>. Zum Beispiel: «FreePussy Riot» oder «Make love, not war» – aberdas hat doch jeder. Wir können <strong>ETH</strong> und daswill gezeigt werden!Jeder Fussballverein – ob erfolgreichoder nicht – verkauft eigene Fanartikel:Schals, Kappen, Baby-Schnuller, Tassen...Merchandise-Produkte bis zum Umfallen –vor Freude, versteht sich. Warum dann nichtauch die <strong>ETH</strong>? Fanartikel tragen schliesslichzur Identifikation der Studenten mit derHochschule bei. Jeder, dem seine Uni peinlichist, sollte sich fragen, wieso er dort studiert.Mittlerweile findet es mehr Akzeptanz,sich gegen das Hochschulsystem auszuweisenals dafür. Also mal was riskieren und<strong>ETH</strong>-Logo tragen! Die Hochschule wird soauch zur Marke. Das bedruckte Poloshirt alsZeichen für den Polytechniker. In den USAist es jahrzehntelange Tradition Kleidungsstückemit dem Namen der eigenen Uni zutragen. Die stolzen Amis sind uns wenigstensin dieser Angelegenheit voraus. Teil einer Erfolgsgeschichtezu sein, darf man zeigen –vom Kugelschreiber bis zur Trainerhose.Und als alternder Mensch streift mansich mit diesem <strong>ETH</strong>-Kapuzenpullover danneinen Teil seiner Studentenzeit über – er konserviert,was sowieso viel zu schnell vorbeigeht.(Darüber hinaus erntet man als 60-Jährigermit «Make love, not war» auf der Brustdoch wirklich nur noch mitleidige Blicke.)Text: shC O N T R A Ende Februar hat einermeinen Weg gekreuzt: Ist aufm Hönggerbergaus dem Bus gestiegen, gross und bärtig; alsotop. Auf einer Skala von eins bis zehn eineSiebenkommasechs. Sekunden später:eine Dreikommafünf. Der neongrüne <strong>ETH</strong>-Schriftzug auf der Brust? Sorry, nein.Identifikation und so, schon klar. Natürlichist der stolz, dass er dabei ist, dass er hiergeformt und aufpoliert wird, fürs Leben danach.Trotzdem: Wie der da an der Busstationstand, die Jacke auch bei null Grad offen,fand ich's NICHT schön, wie er sich VOLLmit seiner Hochschule identifiziert, sondernfragte mich: «Junge, hast DU auch noch einPrivatleben?»Studis verbringen genug Zeit an der <strong>ETH</strong>:Die <strong>ETH</strong> kontrolliert ihre Tage, ihre Abende,ihre Wochenenden und Ferien – nicht auchnoch ihren Kleiderschrank! Weil's irgendwannreicht und weil's so gar nichts mit Coolnesszu tun hat. <strong>ETH</strong> auf der Brust ist ähnlichpeinlich wie ‹juicy› aufm Hinterteil oder dasSchweizerkreuz auf Einkaufstaschen. Im Übrigen:genauso peinlich wie das gebrandeteBaseballcap. Es ist 2013, man, Baseballcapssind durch! Und selbst 2013 schreibt's sichmit dem <strong>ETH</strong>-Kugelschreiber nicht besserals mit Sparpack-Kulli; Nachwuchs wird mit<strong>ETH</strong>-Schnuller nicht intelligenter als mitnoname-Schnuller; und Schlüsselanhängersind auch mit <strong>ETH</strong>-Logo witzlos. Zuletzt: EinHoodie für 79 Franken?! Bart ist wenigstensgratis.Text: blPolykum Nr. 6/12-13


Campus 11Kurz & Knapp<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-MitgliederratAm 17. April 2013 um 18.30 tagt imCABinett der Mitgliederrat (MR) des<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>.Der MR ist das oberste Organ des<strong>VS<strong>ETH</strong></strong> und wählt zum Beispiel die Vorstandsmitglieder.Für die Ergänzungswahlenan diesem MR werden noch<strong>ETH</strong>-Studierende gesucht, die gerne dasRessort Kommunikation oder IT übernehmenmöchten.Link: www.vseth.ethz.chE-Mail: hallo@vseth.ethz.chPolykum Nr. 6/12-13Gift: gibt's beim Dealer um die Ecke.Verrückte WissenschaftDie Dosis macht das GiftEr war Astrologe, Mystiker, Alchemist, Theologeund Arzt. Alles in einem. Das war damalsnoch möglich. Lange, lange, lange vor der Bologna-Reform.Im frühen 16. Jahrhundert,um genau zu sein.Die Rede ist von HeilmedizinerParacelsus. Heute vor allem wegen des folgendenSatzes berühmt: «Alle Ding sindGift, und nichts ohn Gift; allein die Dosismacht, dass ein Ding kein Gift ist.» Ein Satz,der noch heute Gültigkeit hat. Nicht ohneGrund. Beispiele gefällig?Ein normaler Tag im Leben eines Studentenbeginnt ja für gewöhnlich mit einerharmlosen Tasse Kaffee – oder auch malzwei. Harmlos? Wirklich? Das im Kaffee enthalteneCoffein ist eine psychoaktive Droge.Für den menschlichen Körper also ein Giftstoff.Nur liegt die letale Dosis (also dieMenge, die einen ins Grab bringt) bei rund200 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.Folglich müssten etwa 100 TassenKaffee am Stück (!) getrunken werden, umdiese Grenze zu überschreiten. Noch malGlück gehabt.Nach vier Stunden Vorlesung ist dannendlich Mittag – ab in die Mensa. Wie sooft gibt's etwas Undefinierbares mit Kartoffelstock.Der muss natürlich erst noch mitreichlich Muskatnuss nachgewürzt werden.Reichlich, aber nicht zu viel! Denn bereitsfünf Gramm Muskatnuss können zueinem euphorischen Gemütszustand odergar starken Halluzinationen führen. Unddas gleich für mehrere Tage. Drei ganzeNüsse können für Erwachsene sogar tödlichsein. Verantwortlich dafür ist der Wirkstoff«Myristicin», welcher auch in Dill und Petersilieenthalten ist.Wenig später liegt das Mittagessen imMagen – auf zum nächsten Vorlesungsblock.Da so ein Mensaessen nie lange anhält, gibt'sfür den kleinen Hunger zwischendurch Studentenfutter.Das enthält vor allem Nüsse.Unter anderem auch Mandeln. Man gehtdavon aus, dass Studentenfutter nur süsseMandeln enthält; denn die bitteren Mandelnwären kaum geniessbar. Aber unterscheidenkann man die beiden Mandelarten äusserlichpraktisch nicht. Und auf einem Baummit süssen Mandeln wächst auch immer einkleiner Teil an Bittermandeln – welcher allerdingsunbedenklich gegessen werdenkann. Gefährlich wird's erst ab einer Mengevon fünfzig bis sechzig Bittermandeln. DieseMenge kann im Magen nämlich zu einertödlichen Blausäurevergiftung führen. Vorsichtist übrigens auch beim Verzehr von Zitronen-,Pfirsich-, Apfel- und Birnenkernengeboten.Nach einem stressigen <strong>ETH</strong>-Tag kommtdas Feierabendbier natürlich wie gerufen.Alkohol wird zwar nicht zu den Giften gezählt,hat aber durchaus eine toxische Wirkung.Zum Beispiel als Lebergift. Die letaleDosis liegt für ungeübte Trinker übrigens beidrei bis vier Promille. Dafür braucht's dannaber schon mehr als nur ein Feierabendbier.Na dann: Prost!Text: si & zuWANTED: <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-VorstandHast du Lust, dich im <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Vorstand zuengagieren und hinter die Kulissen der<strong>ETH</strong> zu schauen? Arbeitest du gerne imTeam und möchtest du grosse und kleineProjekte an deiner Uni endlich Wirklichkeitwerden lassen? Für die RessortsKommunikation und IT suchen wir nochVorstände.Du hast Interesse oder möchtestnoch mehr erfahren? Dann schick unseine E-Mail an:E-Mail: hallo@vseth.ethz.chFrühjahrsturnierBasketballVom 18. bis 19. April findet in den Hallendes Sport Centers Irchel das Basketball-Frühjahrsturnier statt.Folgende Kategorien stehen zur Auswahl:«Mixed Amateur», «Mixed Fun»und «Open Pro». Gespielt wird 5 gegen 5,wobei bei den MIXED-Kategorien immermindestens zwei Damen auf dem Spielfeldsein müssen. Anmeldeschluss ist der8. April.Link: www.asvz.ch/basketballFrühlingsputz zu gewinnenDas aus einem <strong>ETH</strong> Spin-Off entstandene«BringBee» ist ein praktischer Mitbringservicefür kleinere Einkäufe und basiertauf Crowdsourcing.Neuanmeldungen, Besteller undMitbringer können vom 18. bis 28.März einen professionellen Frühlingsputzgewinnen. Infos gibt's unter:www.bringbee.ch


12 CampusAuf der Jagd: Bringt der Aufreisserblick (oben links) den ersehnten Erfolg oder bleibt am Schluss doch nur der Griff zum «kühlen Blonden»?Polykum macht'sBlondes GiftBlondinen müssen seit Neustem nicht nur doofe Witze über sich ergehenlassen, sie müssen sich auch vor unserem Redaktor Julian in Acht nehmen.Text & Fotos: Julian KornprobstWährend die Tage immer länger werden unddie Temperaturen langsam steigen, merkeich, dass mich das Frühlings- und somit auchdas Flirtfieber packt. Um dem Klischee des«blonden Gifts» – laut Wiktionary: gefährlichschöne blonde Verführerinnen – auf denGrund zu gehen, beschliesse ich einen Selbstversuchzu starten und gehe mit den blödestenAnmachsprüchen, die der Redaktionund mir eingefallen sind, ins Gefecht.Aller Anfang ist schwerOhne Rücksicht auf Verluste Mädchen anzusprechen,ist leichter gesagt als getan. Geradeals <strong>ETH</strong>-Student bin ich nicht wirklich in derÜbung.Nach zwei Bier in meinem Stammpubdenke ich mir aber «Was kann schonSchlimmes passieren?» und spreche eine derzwei hübschen Blondinen, die an der Barsitzen, an: «Hey, darf ich dich kurz entführen?Mein Herz hast du bereits gekidnappt!» Nacheinem kurzen Blick, der einem schon mal dasHerz brechen könnte, die nüchterne Antwort:«Nein.» Beinahe schon entmutigt, sprichtüberraschenderweise ihre Freundin daraufan und eine halbe Stunde später bin ich zumindestum die Telefonnummer vom Sekundärzielreicher.Ohne Rücksicht auf VerlusteBei den nächsten beiden bin ich schon etwasmutiger. Ich fange gleich an mit «Kennst duden Unterschied--», nur um festzustellen, dassdie beiden kein Deutsch sprechen. Kein Problem:«Do you know the difference betweenyou and a shooting star? After seeing you,my wish has already become true.» Leiderscheinen die beiden Slowakinnen weder vonmeinen genialen Englischkenntnissen nochvon meinem Charme beeindruckt. Ich kassiereeine Abfuhr.Danach ein seltener Anblick: Ein Mädchen,ganz allein an der Bar. «Gibt es denn jemanden,der bös wäre, wenn ich mich nebendich setze?» «Ja, ich!» Durch diese – zugegeben– enorm wortgewandte Antwort binich entwaffnet und beschliesse, mir noch einpaar flüssige Mutmacher zu gönnen.Leicht angeheitert geht's dann in einenClub, wo ich eine klassische Naturblondinemit schwarzem Haaransatz und solariumgebräunterHaut erblicke. Normalerweisewürde ich hier hundert Meter Sicherheitsabstandhalten. Stattdessen öffne ich die untersteSchublade und lege los: «Hey, kannstdu lesen?» «Ähh, ja?!», kommt es etwas überraschtzurück. «Gut», antworte ich, «bei mirin der Hose steht was für dich.» Die folgendeSchimpftirade ist nicht überraschend – aberunterhaltsam.Tag der LiebeAm Valentinstag probiere ich es sogar tagsüber.Vor einem Kino wartet ein Mädel bereitsüber fünfzehn Minuten allein. «Entschuldige,dass ich so spät komme. Hast du auf mich gewartet?»Überrascht erklärt sie mir, dass sieauf jemand anderen warte. «Gott, am Valentinstagdarfst du mich doch nicht versetzen!»Das wirkt. Sie speichert meine Nummer. IhreBegleitung ist dann aber wohl doch noch gekommen.Mein Natel bleibt stumm.Wenig später erblicke ich in einem Pubeine ungefähr 2.2 Meter grosse Blondine. Mitmeinen 170 Zentimetern Körpergrösse natürlichperfekt. «Wow, deine Grösse hält mitdeiner Schönheit überhaupt nicht mit. Aberkeine Sorge, du passt perfekt in mein Bett.»Im Nachhinein denke ich mir, dass eine Ohrfeigebei dem Grössenunterschied durchausschmerzhafter hätte sein können. Na, wassoll's? Überraschenderweise funktioniert wenigspäter ein bereits unerfolgreicher Spruch(«Hast du gewartet?»). Es gibt tatsächlicheinen Abschiedskuss.Abschliessend bleibt mir zu sagen, dassich überrascht bin, in wie viele gute Gesprächeman mit dummen Anmachsprüchentatsächlich kommt – man muss nur seinenKopf möglichst lahm legen und dann die Unterhaltunggeniessen. Im schlimmsten Fall istes einfach nur lustig, im besten funktioniert'ssogar. Daher kann ich jedem nur raten, sicheinfach ein gutes Repertoire an idioteskenPhrasen zurechtzulegen und anzufangen!Julian Kornprobst (20) ist Polykum-Redaktor und studiertChemie an der <strong>ETH</strong>.kjulian@student.ethz.chPolykum Nr. 6/12-13


<strong>14</strong> GiftGift in allen LebenslagenKater da,Schnecke wegDas Bier zu viel und der Kater danach – überlebt hat das noch jeder,mit Suppe und Alcaselzer. Problemlösen leicht gemacht. Was aber,wenn die Probleme erst beginnen, kaum ist das Bier ausgekotzt undder Kopfschmerz gelindert?Text: Barbara Lussi, Illustrationen: Patrick OberholzerGiftWas Menschen verbindet, ist nicht die Fähigkeit,Menschsein zu reflektieren. Samstagabendsetzt niemand auf Philosophenkacke.Was Menschen wirklich verbindet, ist dasTalent, mal genau gar nicht zu reflektieren.Rein mit dem achten Bier – und aus der Kopf.Was danach kommt? Prost, passt schon – fürScham fehlt morgen sowieso die Erinnerung.Das haben sich auch die StudentenAnton, Franz und Oli gedacht – und losgefeiert.Für alle drei gilt: Unbescholten hat'skeiner heimgeschafft. Die Party war toll, dernächste Morgen nicht. Genau genommen:Die nächsten Wochen nicht. Ein Abend, undalles ist anders. Der Kater? Das kleinste Übel.Hand am Eimer«Wir waren auf Maturareise in Amsterdam,das Projekt hiess ‹Filmriss› und bei mir hat'sgeklappt», fasst Franz (23 und Chemiestudent)nüchtern zusammen.Nicht, dass Trinkgelage auf Abschlussreisendie Ausnahme wären, aber währendvon Abschlussreisen sonst nur ein paar Fotosund verschwommene Erinnerungen bleiben,wurden Franz' Eskapaden auf Film gebannt –und schön vertont und aufgemacht auf You-Tube gestellt. Nicht so begehrt wie Psys Pferderitt,aber mit fast 900 Klicks kommt das unschöneVideo «wie ich im T-Shirt mit dem geradeneuerschienenen Logo unseres Gymersin einen Eimer kotze», wie's Franz beschreibt,für eine Amateur-Misere ganz gut weg. Undbeweist: Gute Freunde sind unbezahlbar. Diestossen dich nicht nur an, das Mädel anzusprechenund den Spickzettel verschwindenzu lassen – sie sorgen auch dafür, dass duPeinlichkeiten nie vergisst. Und alle anderenauch nicht.Wurde das Kotzvideo in Amsterdam nochunter Verschluss gehalten, hatte es Wochenspäter den grossen Auftritt vor Klasse undLehrpersonal: «Als wir in einer Abschlussstundeeinen Film schauen wollten, kam vonmeinen Freunden der glorreiche Einwurf:‹Bevor wir starten-- wir hätten da noch einenkleinen Film von Amsterdam. Können wir denkurz zeigen?›» Sie konnten. Franz füllte denEimer in Grossformat. Und gibt zu: «Mittlerweilekomm ich damit klar, aber als wir denFilm vor versammelter Klasse sahen, war's definitivbeschämend.»Vier Jahre ist das mittlerweile her, derRunning Gag ist's nach wie vor. Sprüche undZwinker-Einlagen sind vorprogrammiert,wenn die Truppe von damals zusammenkommt.«Irgendwas wie ‹Na, Franz, Lust aufJack Daniels, hm..?› kommt immer», erzählter, ergänzt mit einem Schulterzucken: «Wenigstenshaben sie mir keinen doofen Spitznamenverpasst.» Always look on the brightside und so – schlimmer geht immer. Schönredenauch. Tut doch nichts zur Sache, dasser seit Amsterdam keinen Jack Daniels mehrsehen mag; richtig geschmeckt habe der ihmeh nie, meint Franz. Und wer nach einigenPolykum Nr. 6/12-13


Gift 15Betrunken, betrogen, blossgestellt: Eine durchzechte Nacht kann dein Leben verändern.Polykum Nr. 6/12-13weiteren «über-den-Durst-trink-Manövern»,wie Franz sie nennt, eh nicht mehr scharf aufHochprozentiges ist, lebt auch ohne Whiskeygut...Hand ins FeuerWie Antons Saufnacht endete, gab's nicht aufVideo zu sehen. Davon, dass da was schieflief, konnten sich Freunde und KommilitonenTage später gleich selbst überzeugen:Das Mahnmal an seiner Hand, das er von derKostümparty im Dezember mitnahm? Beweisgenug.Die Bude war voll, erinnert sich Anton(22, Student der Bewegungswissenschaften).Was er anhatte, weiss er nicht mehr. Aberdass er später kam als alle anderen: «Damusste ich einiges aufholen.» Auftritt Tequila,zwei Flaschen für sechs; irgendwannwaren die Flaschen leer, alle anderen «sehrblau». Der Klassiker. An der Party überliess erdie Dummheiten anderen, gab Schnapsideenerst auf dem Nachhauseweg eine Chance: irgendwannum fünf, irgendwo vor einer Barmit Fackeln vorm Eingang.«Ich mag Feuer», versucht Anton dieFrage nach dem Wieso zu beantworten, lachtund weiss selbst, dass es fürs Wieso keinegute Antwort gibt. «Schnapst dir mal dieFlamme, habe ich gedacht, wie bei ner Kerze.Bei Kerzen klappt das ja auch immer: Mitfeuchten Fingerspitzen packen und aus ist dieFlamme.» Fackel statt Kerze und dreimal sodicker Docht? Passt schon.Und tatsächlich: Wie bei der Kerze hat'sgezischt. Aber nicht der Docht, sondern dieHand. «Das hat einige Sekunden gedauert,bis ich gecheckt hab: «Alter, das tut weh!Und zwar richtig.» Den Schmerzschrei hatsich Anton gespart – «Mit aufm Heimweg warmein Mitbewohner und ein Mädel, das demgefiel, da dachte ich: ‹Da kannst jetzt ja nichtrumjammern.›» –, die Hand hat er mit Schneegekühlt.Trotzdem: mehrere Wochen Handicapfür wenige Sekunden Dummheit. Mit Fingernauf doppelter Grösse musste Anton Ende Jahrerst mal einhändig am Computer arbeiten.Die Brandblase hielt sich bis Januar, prall gefüllt,aber platz-resistent (die ekligen Details,wann und warum sie's dann doch nicht mehrwar, spart sich Anton). Fingerabdrücke kanner erst seit Februar wieder liefern. «Wenigstenswar Anfang Jahr keine USA-Reise geplant»,witzelt Anton. «Und ist ja nicht so,dass der Abend Spuren hinterlassen hätte;ist alles super verheilt, da sieht man nichtsmehr.»Hand im SchrittAnders als Anton, der über seine Geschichtelachen kann, lacht Oli (22, studiert Biologie)gar nicht, wenn er vom Wochenendabstechernach Deutschland erzählt. Geplant war, malwieder Kumpel Stefan zu treffen, zusammenfeiern zu gehen. Das Techtelmechtel mit Sa-rina aber, einer Kollegin von Stefan, war nichtgeplant. Und auch nicht angebracht – zuhausein der Schweiz wartete Olis Freundin.Im Club war die aber weit weg: Mit ein bisschenTanzen fing's an, «ganz harmlos, wieman das halt so macht», weniger harmlosging's bei Stefans Cousin weiter, wo dieMeute übernachtete – und Oli plötzlich SarinasHand in der Hose hatte.Oli erzählt, dass er eigentlich nur nochpennen wollte, als er sich das Gästebettschnappte, und sich nichts dabei dachte, alsSarina einfach mitkam, mit hoch und mitins Bett. Schon möglich, dass er falsche Signalegesendet habe, gibt er verlegen zu, betrunkensei das immer so eine Sache. Aberdas schwört er: Als Sarina Hand anlegte, habeer abgewehrt – früher oder später... als dasschlechte Gewissen einsetzte. Schadensbegrenzung.Sarina gab sich verständnisvoll.Zwei Tage später ging er mit einem mulmigenGefühl nach Hause, hatte «ordentlichSchiss» vor dem Gespräch mit seinerFreundin. Dass er das mit der Hand ansprechenwürde, war für ihn selbstverständlich;dass er Sarina immer noch im Kopf hatte unddass ihn das schlechte Gewissen nicht davonabhielt, ihr zu schreiben («Wenn ich Singlegewesen wäre, wäre der Abend anders verlaufen!»)behielt er für sich. Seine Freundinhat's trotzdem spitzgekriegt. Wenig später:das Aus.«Ich hab Mist gebaut», gibt Oli auch


16 GiftBeziehungsgiftUnd täglich drohtdas LiebesausIch weiss, dass das nicht angemessen ist.Naheliegend wäre was wie: «Hey, das istja schön!» Aber wenn mir Paare erzählen,dass sie schon sieben Jahre zusammensind, dann denke ich: «Echt jetzt? Undihr seid glücklich?» Oder: «Ui!» Und:«Was habt ihr euch zu erzählen, wennihr euch beim Lunch gegenübersitzt?»Eine langjährige, funktionierende Beziehung?Irgendwas kann da nicht mitrechten Dingen zugehen. Realisten vor:Gift für die Liebe, wohin das Auge reicht.Ein Wunder, wer den zehnten Lunch zusammenerlebt.Erwartbarer als das Siebenjahrjubiläumist das: Trennung nach fünfJahren – mit siebzehn hatten sie mehrgemeinsam als mit zweiundzwanzig.Trennung nach zwei Jahren – Zeit,sich ohne ihn zu verwirklichen. Trennungnach einem halben Jahr – die Mitstudentinim Auslandsemester war einfachzu... geil. Ende noch vor offiziellemPaar-Status – 150 Kilometer von einerStadt zur nächsten sind zu viel. Gruselgeschichtenfür Beziehungstypen. DasSchlimmste: Sie sind nicht mal erfunden.Danke, liebes Umfeld, dass du mir im Wochentaktbestätigst, dass genau gar nichtsbeständig ist. Empirie vom Feinsten. Unddas Beste: funktioniert in jedem Umfeld.Eifersucht und Nörgelei, Routine und zuhohe Erwartungen; zu wenig Zeit undKarriere-Pläne, Klammern, Lügen, Misstrauenund Untreue; Gaming, die Fussball-EM,doofe beste Freunde und dieSchwiegereltern – Blick in die Runde undein ganzes Arsenal ist ausgemacht.Keine Ahnung also, was sichParship und Co. denken, wenn sie Mitgliederanpreisen, die sie paarweise verlieren.Eine Frage der Zeit nur, bis sich diebeiden, die sich jetzt noch vorm Laptopaneinanderschmiegen, um ihr Siebenjahrjubiläumbringen. Zwei Jahre reichendreimal, um Zweisamkeit zu killen. Rausaus der Single-Tristesse – und rein ins Beziehungshaifischbecken?Schöne Welt,ey. Ernsthaft: Niemand muss sich überfast fünfzig Prozent Singles wundern.Wir müssen uns wundern, dass es jederZweite in eine Beziehung geschafft hat –und (noch) drin ist.Text: bl«Schnapst dir mal die Flamme»: Eine schlechte Idee wird durch Alkohol nicht besser.zwei Jahre später zu, stellt gleichzeitigaber klar, dass in der Beziehung schon vorhinnicht alles in Ordnung gewesen sei, sonstwäre es nicht so weit gekommen. Am meistenaber habe er sich mit der Aktion ins eigeneFleisch geschnitten: «Es hat riesig viel Überwindunggekostet, den Fehltritt zuzugeben.Das hat mich misstrauisch gemacht. Jetzt,neu vergeben, frage ich mich oft, was meineFreundin tun würde, wenn ihr was Ähnlichespassiert. Würde sie's erzählen oder aus Feigheitschweigen?»Hand am KopfWas Menschen verbindet, ist nicht die Fähigkeit,Menschsein zu reflektieren. Samstagabendsetzt niemand auf Philosophenkacke.Was Menschen wirklich verbindet, ist das Talent,mal genau gar nicht zu reflektieren –und sonntags auf Optimistenkacke zu setzen.Daran verzweifeln, dass Alcaselzer und Suppegegen den YouTube-Gag nicht ankommen,weder Brandblasen tilgen noch Beziehungenkitten? Börks, passt schon. Immerhin: DieParty war toll! Leben heisst danebentreten!Und: Egal wie, irgendwie HAT man's heimgeschafft!Ein Abend, und alles ist anders – aberdie Welt ist auch ohne Whiskey OK, die Handnoch dran und das Beziehungsende bloss vorgezogen.Glück ist dann wohl: wenn der Durst sichselbst reguliert, keine Gliedmasse fehlt undnachträglich klar ist, was vorgängig schiefwar.Barbara Lussi (23) ist Polykum-Redaktorin. Sie studiertGermanistik, Populäre Kulturen und Computerlinguistik ander Universität <strong>Zürich</strong>. Vor Optimismus versucht sie sich zuhüten. blussi@polykum.ethz.chPolykum Nr. 6/12-13


Gift 17Gefahrenherd Küche: Nahrungsmittelgifte werden oft unterschätzt.Gift im AlltagDer Giftkatalog zuhausePolykum Nr. 6/12-13Dass in der chemischen Industrieund in Labors mit Giften, die nichtin die Umwelt gelangen sollten, gearbeitetwird, ist niemandem neu. Dochwelche toxischen Substanzen liegeneinfach so in der Wohnung rum?Bei meiner Suche nach verstecktem Gift inmeiner Wohnung fallen mir als Erstes dieEnergiesparlampen ins Auge. In den Mediengeistert hier das Wort Quecksilber herum, dasoft als Grund aufgeführt wird, keine Energiesparlampenzu benutzen. Während Quecksilberdämpfetatsächlich hochgiftig sind, sindEnergiesparlampen selbst beim Zerbrechennicht per se gefährlich – laut SchweizerischerVergiftungszentrale «ist diese Menge Quecksilberkein Risiko für die Gesundheit.»NahrungsmittelUnterschätzt werden dagegen die Nahrungsmittelgifte.Davon gibt es viele. Und in denwenigsten Kochbüchern steht erklärt, wasdiese giftig macht.Grüne Bohnen (oder österreichisch: Fisolen)sind roh nicht nur ungeniessbar, sondernauch giftig. Sie enthalten Lectin, einProtein, welches an Antigene auf der Erythrozytenoberflächebindet und somit mehreredieser Zellen zusammenhält – es lässtsozusagen die roten Blutkörperchen verkleben;Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden sind die Folge. Schlimmstenfalls– bei hohen Dosen – führt das sogar zumTod. Bei Kleinkindern kann dies bereits beifünf rohen Bohnen der Fall sein. Den Appetitbraucht man sich davon aber nicht verderbenzu lassen: Beim Kochen denaturieren die gif-tigen Proteine und werden somit unschädlich.Schlimmer als grüne Bohnen sind Kidneybohnen.Diese enthalten noch mehr Lectinund müssen daher stundenlang in Wassereingelegt werden, bevor man sie kochen kann– roh sind auch hier fünf Stück bereits genug,um einen ordentlich lahm zu legen.Wo wir schon beim Kochen sind: AuchKartoffeln können einen ins Grab bringen,und das nicht nur, wenn sie fettreich zubereitetund tagtäglich gegessen werden. SämtlicheTeile der Kartoffelpflanze enthalten giftigeSolanine – diese lösen in Körperzellenden Zelltod aus. Durch Kochen der Knollewird man diese los. Symptome zeigen sicherst beim «Genuss» von über zwei Kilogrammrohen und ungeschälten Kartoffeln. GrüneKartoffeln sollte man ohnehin gar nicht essenund die dunklen Stellen, die Augen, immerwegschneiden, denn dort finden sich nochmehr Gifte.Mittlerweile weiss ich auch, wieso Cashewnüsseimmer nur geschält zu kaufensind. Deren Schale enthält nämlich eine Mischungaus organischen Salizylsäuren, dieaufgrund des sauren pH-Werts die Haut verätzen,und Cardol, ein Gift, das die Energiegewinnungin den Zellen stört. Somit muss beider Ernte und Verarbeitung darauf geachtetwerden, Kontakt mit der aus der Schale austretendenFlüssigkeit zu vermeiden.Längst ist bekannt, dass Obstsortenwie Pfirsiche und Nektarinen Blausäure inihren Kernen enthalten. Darum sollte mandiese weder essen noch zu öffnen versuchen– warum, davon könnte Sokrates ein Liedsingen. Oder eben nicht.Noch mehr GifteDas in Zigaretten enthaltene Nikotin machtnicht nur süchtig, sondern ist ein so potentesNervengift, dass es 1850 in einem spektakulärenMord verwendet wurde – durch vergiftetesEssen sollte der Tod wie ein Schlaganfallaussehen. Doch bereits damals konntenChemiker das Gift nachweisen und den Täterüberführen.Zigaretten zu essen ist allerdings nichtganz so gefährlich wie oft angenommen:Laut dem Schweizerischen ToxikologischenInformationszentrum kann selbst bei Kleinkindernnach dem Verzehr von zwei Zigarettenvon einer ärztlichen Behandlung abgesehenwerden. Das liegt daran, dass Nikotinaus Tabak nicht gut im Verdauungstrakt aufgenommenwird. Sobald mehr aufgenommenwird oder Symptome irgendeiner Art auftauchen,ist aber ein Arzt zu konsultieren.Wer Probleme mit Aphten hat, sollte sicheinmal seine Zahnpasta näher ansehen: Vieleenthalten Natriumlaurylsulfat (auch bekanntals Natriumdodecylsulfat, SLS oder SDS).Dieses ist in hohen Dosen giftig und reizt dieHaut bei manchen Menschen so sehr, dass eszu den kleinen, aber äusserst unangenehmenEntzündungen im Mund führt.Aus eigener Erfahrung kann ich berichten,dass ein Schluck Geschirrspülmittelzwar zu einem aufgeregten Anruf in der Vergiftungszentraleführen kann, ansonsten aberkeine (mir bekannten) Folgen nach sich zieht.Julian Kornprobst (20) ist Polykum-Redaktor und studiertChemie an der <strong>ETH</strong>. Er ist davon überzeugt, den SchluckSpülmittel, den er sich als Vierjähriger gegönnt hat, gut weggestecktzu haben.kjulian@student.ethz.ch


18 GiftKommentarKeinen Dunst!Vorschriften, Verordnungen, Verbote: Geht es umAlkohol und Tabak, ist mit dem Staat nicht zu spassen.Grosse regionale Unterschiede gibt's trotzdem.Text: Arnaud Monnard, bearbeitet von: Ken ZumsteinWird nicht überall gleich gehandhabt: Im StuZ² gilt Rauchverbot.In den 1980ern noch Modeaccessoire undMassenphänomen; dreissig Jahre späterein Grund, um auf die Strasse verbannt zuwerden.Wer sich heute einen Glimmstängel anzündet,tut dies oft im Freien. Und das nichtaus freien Stücken! Schuld daran ist das «Bundesgesetzzum Schutz vor Passivrauchen»,das seit 2010 in Kraft ist. Ein Entschluss, derschweizweit gilt, aber von Kanton zu Kantonanders gehandhabt wird. Grosse Unterschiedezeigen sich dabei vor allem zwischender Romandie und der Deutschschweiz.Kantönligeist sorgt für rauchendeKöpfeSoviel vorweg: Ja, ich bin Romand undnein, ich rauche nicht. Gerade darum erstauntes mich immer wieder, dass es in <strong>Zürich</strong>– trotz geltendem Gesetz – noch Lokalitätengibt, wo der Raucher König ist. Als Beispielkann das «Bagatelle» (ausgerechnet einLokal mit einem französischen Namen – pureIronie) aufgeführt werden. Wer sich hier aufdie Tanzfläche wagt, riskiert sich im dichtenRauch zu verirren. Und das liegt nicht etwaan Nebelmaschinen, sondern an zahlreichen,glücklich vor sich hin paffenden Rauchern.Das «Bagatelle» ist aber kein Einzelfall.Es steht exemplarisch für ein ganzes Businessmodell:Auf einer Website (die ich andieser Stelle aus präventiven Gründen nichterwähnen möchte) werden die verschiedenenraucherfreundlichen Lokale sogar aufgelistet.Bei uns in der Romandie wäre das unvorstellbar.Hier wird das Gesetz strikt eingehalten.Rauchen ist nur in spezifischen Fumoirs(auch wieder so ein Wort mit französischemEinschlag) erlaubt.Doch Schluss mit subjektiven Anschuldigungen.Die Abneigung der Deutschschweizer,das Gesetz einzuhalten, lässt sichauch mit Zahlen belegen: Der eine oder anderemag sich vielleicht noch erinnern.Im Herbst 2012 wurde die Volksinitiative«Schutz vor Passivrauchen» deutlich abgelehnt.66 Prozent Nein-Stimmen standen 34Prozent Ja-Stimmen gegenüber. Alle Kantonesprachen sich gegen die Verschärfung des Gesetzesaus. Mit einer Ausnahme: Genf. Insgesamtwar der Zuspruch der Westschweizerum 8.2 Prozent höher als der der Deutschschweizer.Wie sieht's beim Alkohol aus?Ähnlich sieht es auch beim wohl beliebtestenGesellschaftsgift – dem Alkohol – aus.Klar gibt es das Klischee des weinliebendenWelschen. Und tatsächlich ist derKanton Waadt mit vier weinproduzierendenRegionen und insgesamt achtundzwanzig registriertenAOC-Gütern der grösste Weinproduzentder Schweiz.Trotzdem ist der Alkohol-Verkauf inder Romandie strenger geregelt als in derDeutschschweiz. So kann man im KantonWaadt schon seit Jahren nach 22 Uhr keinenAlkohol mehr kaufen. Der Kanton Genf gehtnoch einen Schritt weiter: Hier gilt das Alkohol-Verkaufsverbotbereits ab 21 Uhr. Momentanwird sogar diskutiert, diese Grenzenoch weiter zu senken.Ob das daran liegt, dass der Welschemehr Kontrolle braucht als der Deutschschweizer,kann ich nicht beantworten. Abereines steht für mich fest: Die Romandie ist derDeutschschweiz in Sachen Tabak- und Alkoholpräventionmehr als einen Schritt voraus!Arnaud Monnard (24) ist Polykum-Redaktor. Er doktoriertam Labor für Humanernährung der <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>.arnaud.monnard@hest.ethz.chPolykum Nr. 6/12-13


20 ExtrasGlosseDer Krimi ist tot, es lebe der Krimi!Kindheitserinnerung: Die 1980er-Jahre.Früher Abend. Wohnzimmer. Chaos. Lärm.Ein Streit. Eskalation. Kreisch!!!«Dienstagabend ist Krimiabend», brülltmeine Mutter und beendet mit diesem Machtwortunsere Debatte über das Fernsehprogramm.Statt Zeichentrick oder pädagogischSinnvolles gibt's für mich also Mord und Totschlag.Jeden (!) Dienstagabend.Die Fernseh-Helden meiner Kindheitheissen denn auch: Schimanski, Derrick, Matula,Colombo oder einfach nur «der Alte».Ja, das waren noch Zeiten: Als der Detektivnoch ehrenhaft und der Verbrecher vonGrund auf böse war... Heute müssen die Figurenvielschichtig sein. Die Krimis intelligent.Und im deutschsprachigen Raumgleichzeitig den Dschungelcamp-Primetime-Pöbel befriedigen. Kein Wunder steckt derKrimi in der Krise. Die Institution «Tatort» istlängst zum Politikum verkommen. Neue, innovativeKonzepte sucht man hierzulandevergeblich.Spannende Krimis werden heute nurnoch im Ausland gemacht. In Schweden;oder von den Bezahlsendern in den USA.Von denen stammen auch die erfolgreichstenKonzepte der Neuzeit: CSI Miami, CSI NewYork, Navy CSI, CSI what or where ever thefuck… Doesn't matter. Works anyway!Und in der Schweiz? Krimis zielen immerauf ein altes Zielpublikum ab; Thriller sindfür Produzenten gar ein rotes Tuch. Zu aufwendig.Zu risikoreich. Zu teuer!Die Ausstellung «Verbrechen lohnt sich»kommt daher gerade zur rechten Zeit. Im Museumfür Gestaltung lässt sich noch einmal indie guten alten Zeiten eintauchen. Aber auchüber neue, innovative Konzepte staunen.Und wer weiss: Vielleicht kommt ja balddie Wende, und ein Schweizer Jungtalentschlägt mit neuen Ideen wie eine Bombe ein.Schliesslich liegt das Departement Film derZHdK nur einen Handgranatenwurf vom Museumweit entfernt. Zu hoffen wär's. Denn derStatus Quo ist das eigentliche Verbrechen!Ken Zumstein (30) studiert selbst an der von ihm hochgelobtenZHdK. Er leidet unter chronischem Grössenwahn, siehtsich als zukünftigen Retter des Schweizer Films und hat füralle Formen von CSI nur zwei Worte übrig: fucking boring!kzumstein@polykum.chEcht jetzt?ExtrasMusiktippStephan BrülhartLonesome Station: ab 22. März erhältlichMit Gitarre, Loop-Kästchen und seinerStimme tourt Stephan Brülhart seit 2011durch die Schweiz. Mehr braucht er nicht,um berührende Musik zu machen. Mit einfachstenMitteln schafft es Brülhart die entscheidende– also «düstere» – Bandbreite anEmotionen zu vermitteln. Dezente Akkorde,schöne Melodien, genügend Platz für dieGitarre, meist leise, begleitende Geräuscheim Hintergrund, eine einfache, jedoch berührendeStimme. Die Songs von «LonesomeStation» bleiben nicht auf Anhieb im auditivenKortex hängen: Die Melodien und dasGitarrenspiel sind schlicht, zurückhaltendund vorerst unscheinbar. Die Konstruktion,die Dichte sowie die Atmosphäre der Songslassen aber nur einen Schluss zu: grossartig.Die den Songs innewohnende Trägheit,die gleichsam Trauer und Hoffnung vermittelndenMelodien und die Unaufdringlichkeitund unkomplizierte Schönheit sind bezaubernd.«Dmand» trifft hier präzise. Gleichförmigkeitdarf vorgeworfen werden, doch werdas nicht zu schätzen weiss, arbeitet zu viel.Der sich bis zur Selbstaufgabe amüsierendeMob – also der beängstigende Grossteil– wird mit Brülharts Musik Mühe haben.Jeder durchschnittlich deprimierte, musikalischinteressierte Realist wird «LonesomeStation» alleine und in vollen Zügen zur sinnvollenFreizeitgestaltung geniessen.Brülhart macht alles in Eigenregie: vonder Produktion übers Songwriting bis hinzum Vertrieb. Brülhart zeigt der Internet-Musik-Geldindustrie gewissermassen denFinger; deshalb und aufgrund der grossartigenQualität unterstützenswert.[i] «Lonesome Station» www.lonesomestation.ch(pg/Foto: zVg)Polykum Nr. 6/12-13


Extras 21Kino an der <strong>ETH</strong>Kinoprogramm19. März 2013Thank you for SmokingFilmstelle, 20 Uhr, StuZ²,Eintritt: frei (<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>- und VSUZH-Mitglieder) / Fr. 5.-De Rouille et d'OsSOSeth, 19.15 Uhr, <strong>ETH</strong> Zentrum F1,Eintritt: Fr. 5.- SemestergebührGefallener Actionheld: Jean-Claude Van DammeFilmManipulierte Realität20. März 2013The Dark Knight RisesMittwochsfilm, 19.15 Uhr,Science City HIT E 51, Eintritt: frei26. März 2013JCVD (Filmkritik siehe links)Filmstelle, 20 Uhr, StuZ²,Eintritt: frei (<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>- und VSUZH-Mitglieder) / Fr. 5.-Polykum Nr. 6/12-13Mütter gebären Hunde, weisse Schauspielerüben sich in schwarzem Sprechgesang undbelgische Muskelpakete sind Schwächlinge.Realität sieht doch irgendwie anders aus,als wir denken; wenn wir bloss wüssten, waswirklich wahr ist. Die Filmstelle lichtet diesenFrühling Filme auf Grossleinwand ab, die mitder Realität spielen, die uns verrückt machenund uns die Welt nicht mehr verstehen lassen.Wir präsentieren: «Mapinulierte Reatiläten –Nichts ist, wie es scheint…»Dokumentationen zeigen doch immerdie Wahrheit, oder?In «JCVD» wird uns Jean-Claude «the Musclesfrom Brussels» Van Dammes mickriges Daseinnach seinen glorreichen Schauspielzeitendargelegt. Mit mehr als einer Prise Selbstironieund ordentlich Pfeffer kämpft der abgehalfterteActionstar im Alltagstrott nichtmehr gegen fiese Bösewichte, sondern gegendie belgische Bürokratie. Als könnte es nichtweiter bergab gehen, gerät er auf der Post urplötzlichin eine Reihe irrwitziger Missverständnisse.Diese abgedrehte, aber liebevollinszenierte vermeintliche Dokumentationgaukelt uns eine Wahrheit vor, der wir unsnicht entziehen mögen.Wo der eine unwillentlich ins Elend gestürztwird, dort gibt es auch den, der mit vorgereckterBrust und freiwillig in die tiefstenAbgründe springt. In der Dokumentation«I'm Still Here» werden wir Zeuge, wie sichJoaquín Phoenix auf der Höhe seiner schauspielerischenKarriere gehen liess, aufquoll,verlauste und seine Wiederauferstehung alsMessias der Rapkunst verkündete. Die Boulevardpressejubelte, denn sie musste sich keineStories zusammenbasteln, sondern bekameine waschechte Sensation auf dem Silbertablettserviert. Blöd nur, dass Phoenix nachDrehschluss von «I'm Still Here» aufdeckte,dass es sich bei dem ganzen Hokuspokus umeine Mockumentary handle und dass er seinUmfeld ganze zwei Jahre an der Nase rumgeführthabe.Wenn Flugzeuge vom Himmel fallenAnders ergeht es vier erwachsenen Geschwisternim Drama «Dogtooth». Abgeschottetvon der Aussenwelt werden sie aufeinem umzäunten Wohngrundstück aufgezogen.Die Eltern kreieren einen Mikrokosmos,in dem alles ein wenig anders abläuftals sonst. Da die Kinder einige Dinge nie kennengelernthaben, werden ihnen neue Bedeutungenzugewiesen, und so ist «Meer» blossein Stuhl, die Mutter gebärt einen Wachhundund kleine Flugzeuge fallen vom Himmel.«Dogtooth» zeichnet eine Milieustudie aufengstem Raum, stellt grundsätzliche kulturelleParadigmen in Frage und skizziert aufüberraschende Weise eine alternative Realität.Grandios!Natalia Schmidt (24) ist aktuell Praktikantin in einemLand, in welchem eine gewisse Angela Merkel das Sagen hat.schmidt_natalia@gmx.chMore than HoneySOSeth, 19.15 Uhr, <strong>ETH</strong> Zentrum F1,Eintritt: Fr. 5.- Semestergebühr27. März 2013Skyfall – 007Mittwochsfilm, 19.15 Uhr,Science City HIT E 51, Eintritt: frei9. April 2013I'm Still Here (Filmkritik siehe links)Filmstelle, 20 Uhr, StuZ²,Eintritt: frei (<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>- und VSUZH-Mitglieder) / Fr. 5.-Wreck it RalphSOSeth, 19.15 Uhr, <strong>ETH</strong> Zentrum F1,Eintritt: Fr. 5.- Semestergebühr10. April 2013ArgoMittwochsfilm, 19.15 Uhr,Science City HIT E 51, Eintritt: frei16. April 2013Dogtooth (Filmkritik siehe links)Filmstelle, 20 Uhr, StuZ²,Eintritt: frei (<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>- und VSUZH-Mitglieder) / Fr. 5.-AmourSOSeth, 19.15 Uhr, <strong>ETH</strong> Zentrum F1,Eintritt: Fr. 5.- Semestergebühr


Poster


PoLykUm Nr. 6/12-13ULF – Das BuchDie gesammelten Werke von Polykum-Cartoonist Thom Grüninger sind als Sammelbanderhältlich. Das Buch «ULF von Grüninger»kann im Sekretariat des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong> im StuZ 2(CAB E27) für 11 Franken gekauft werden.


StudiTipps 18.03. —<strong>14</strong>.04.mittwoch, 20. märz 2013Bqm-ler Quiz19.30 Uhr @bQmWas in englischen Pubs schon lange Traditionhat, hat nun auch im bQm bombig eingeschlagen.Der Quizabend macht Halbwissensalonfähig und Besserwisser zu Siegertypen.Angetreten werden kann als Einzelkämpferoder als Dreamteam von bis zu 4 Spielern,um 36 nicht ganz einfache Fragen zu knacken.Den Ratespass gibt's für alle, aber nurdie besten drei Teams räumen die Preise ab.Anmelden könnt ihr euch via E-Mail aninfo@bqm.liwww.bqm.lidonnerstag, 21. märz 2013a beiderbecke connection18.00 Uhr @Alumni LoungeDer Name bezieht sich auf den Musikstilsowie die Besetzung ohne Bass und Schlagzeug,basierend auf dem Stil der legendärenLOUIS ARMSTRONG HOT FIVE BAND ausden 20er-Jahren. Am 21. März blasen MiroslavSteiner und John Service Posaune,Alan Rogers begleitet das Duo am Klavier.Sie legen darunter ein harmonisches undrhythmisches Fundament.www.vs.ethz.chDonnerstag, 21. März 2013behind the decks– dj Sean Hofland17.00 Uhr @bQmwww.bqm.limittwoch 27. märz 2013behind the decks – THECOSMIC JIVE FOUNDATION17.00 Uhr @bqmwww.bqm.lidonnerstag, 28. März 2013dj Rheia18.00 Uhr @Alumni LoungeDJ Rheia ist Pascale Peng, eine songschreibendeAudiotechnikerin.www.vs.ethz.chI'm still here9. April 20.00 Uhr @StuZ² (Filmstelle)Ein Hollywood-Star dreht vor laufender Kamera durch!Filmkritik auf <strong>Seite</strong> 21www.filmstelle.chmittwoch, 10. april 2013Live in Concert– the Majestics20.00 Uhr @bQm«The Majestics» bestehen aus einem Schlagzeug,einem Bass, zwei Gitarren und Gesang.Ihr Sound: ausgearbeitete Melodien sowierohe, verzerrte Riffs. Gepaart mit den Vocals,die sich meistens in einem Graubereichzwischen Verzweiflung und Melancholie bewegen,kreieren sie eindringliche Musik, dieman nicht so schnell vergisst.Direkt. Ehrlich. Rock!www.bqm.limontag, 15. april 2013Alina Amuri11. April 18.00 Uhr@Alumni LoungeSängerin Alina Amuri, geboren imKongo, aufgewachsen in <strong>Zürich</strong>, hat sichdas mit ihrer Musik zum Ziel gesetzt: Solässig, wie sie Musikstile wie HipHop,Soul, Reggae und Jazz zu einer eigenenMischung verbindet, so unverkrampftwill sie auch Kulturen und Menschenzusammenbringen.www.vs.ethz.chdas neue polykumerscheint!Thema: Spielwww.polykum.chAgenda-EinträgeMöchtest du eine Veranstaltung ankündigen?Veranstaltungshinweise per E-Maileinsenden an redaktion@polykum.ethz.ch. Die Agenda der nächsten Ausgabe umfasstden Zeitraum vom 15. April bis 12. Mai2013.redaktion@polykum.ethz.ch


LeserReaktionenFebruar-Ausgabe: «Hype»Artikel «Schreiben undschreiben lassen»Liebe Polykum-Redaktion, liebe AutorinSabrinaMich hat es gefreut, dass ihr in eurer neuenAusgabe das Thema Ghostwriting aufgegriffenhabt. Ein ernstes Thema, durchaus,und für jeden ehrlichen Studenten ein Schlagins Gesicht. Meiner Meinung nach hättet ihrruhig etwas deutlicher Stellung beziehen unddie Verwerflichkeit des Ganzen anprangernkönnen. Auch sind Lösungsvorschläge im Artikelrar. Euer Artikel liest sich beinahe schonwie Werbung für eine solche Agentur.Recht habt ihr sicher mit der Beobachtung,dass Massenuniversitäten, wie sie heuteauch die UZH oder die <strong>ETH</strong> sind, grösstenteilsmachtlos gegen Ghostwriting sind. Waswären denkbare Mittel? Mündliche Verteidigungenvon Arbeiten – dies würde sicherstellen,dass der Prüfling die Arbeit und dieMaterie kennen muss. Darüber hinaus ist miraufgefallen, dass ich während meines komplettenMasterstudiums (VWL an der UZH)nie eine eidesstattliche Erklärung abgegebenhabe, die in direktem Zusammenhangmit einer eingereichten Arbeit stand. Würdeeine solche Erklärung stets verlangt, würdeeinem Betrüger zumindest die Möglichkeiteiner Strafe beim Einreichen einer Arbeit inErinnerung gerufen werden. Daneben bleibthöchstens noch die Selbstjustiz in Form moralischerDiffamierung derjenigen, die Ghostwriter-Dienstein Anspruch nehmen – aber solangedie Gefahr, aufgedeckt zu werden, sehrklein ist, zählt dies nicht viel. Auf der Angebotsseitewürde es sich vielleicht lohnen, denGhostwrite-Agenturen noch stärker klarzumachen,wie verachtungswürdig ihre Dienstesind.Mit besten GrüssenFelix GottschalkD-MTECTest «Bist du ein Hipster?»Aus Dankbarkeit wollte ich mich nur kurz fürdas gesamte «Hype»-Titelthema und insbesondereeuren Hipster-Selbsttest bedanken.Durch das Milking war auch noch richtig Actiondabei, was will man mehr?Ich hab mich jedenfalls köstlich amüsiert...made my day, vielen Dank!Weiter so!Sebastian StommelAlle Artikel von KenLieber Ken!Eigentlich gefällt uns die Zeitung Polykumsehr gut. Wir fragen uns jedoch, ob es wirk-lich nötig ist, auf einem derart einfallslosenFrauenklischee herumzureiten?! Ohne Sexismuswäre es besser. Herzlichen Dank!Anna und MilaArtikel «Verdoppelung derSemestergebühren: eineDebatte»Sehr geehrte Frau WeibelZu Ihrer Stellungnahme zur Studiengebührenerhöhungmöchten wir Ihnen ganz herzlichgratulieren. Wir haben schon lange nichtmehr so einen schlecht recherchierten undunüberlegten Artikel gelesen.Jedes einzelne Ihrer Argumente ist offensichtlicherSchwachsinn und zeugt von einemvöllig realitätsfernen Weltbild.Nur mit viel Verständnis für Ironiekonnten wir den Artikel bis zum Ende durchlesenund hoffen, dass er auch so gemeintwar.Mit unverständnisvollen GrüssenFelix, Chloe und GregorGib deinen Senf dazuExtras 25Das Polykum-Team freut sich überAnregungen, Kritik und Lob.Kürzere Leserbriefe haben einegrössere Chance, veröffentlicht zuwerden. Die Redaktion behält sich vor,Kürzungen vorzunehmen.E-Mail: redaktion@polykum.ethz.chPolykum Nr. 6/12-13


26 ExtrasHoroskopVor MärzKurzgeschichteDaheimschweinDas Spülbecken ist voll, die Alusammlungdrei Taschen gross; morgen kippt der Zeitungsstapel.Leha kratzt mit dem FingernagelSpeisereste von Tellerränden, wahrscheinlichLachs. Alexx starrt im Korridor-Spiegel ihreneigenen Hintern an; Lippen zum Fischmundgespitzt. Lehas Knurren nimmt sie nicht persönlich,«Ey, Dreckschwein!» und Tellerklappernschon.«Ich an deiner Stelle hätte ein schlechtesGewissen, andere so zu bezeichnen.» Alexxfindet das erwachsen. Andere hätten zurückgedreckschweint.«Du an meiner Stelle würdest dich wundern,eins zu haben.» Leha weiss, dass das zuhoch ist für Alexx. Andere hätten sich für ihrGewissen eingesetzt. Alexx schweigt.«Ernsthaft – wie lange war ich weg?»«Sechzehn Tage, falls das nicht rhetorischwar.» Alexx behauptet, dass sie schonimmer wusste, was ‹rhetorisch› bedeutet.Leha ist überzeugt, dass sie's sich ergooglethat. «Und wie viele hast du in der Zeit gevögelt?»«Entschuldige?» Alexx lässt den Hinternkurz Hintern sein, dreht den Kopf zur Tür.Fragt sich, warum Leha nur Jeans trägt, jedenTag. Leha fixiert die Lachskruste. «Na-- mussja gute Gründe gegeben haben, Prosecco ausder Dose zu servieren statt Gläser zu spülen.»«Schmeckt aus der Dose genauso gut.»Leha lacht, obwohl das kein Witz war.Zwei Strähnen streicht sich Alexx ins Gesicht,Lippen wieder gespitzt, Kopf zurückzum Korridor-Spiegel. Für den Hintern, nichtfür den Fischmund; den kriegt sie auch ohnehin. Jeans trägt sie nur dienstags. «Drei, übrigens»,fügt sie an.«Drei was?»«Drei Typen.» Alexx findet das erwachsen:nur zwei zu verschweigen. Lehaweiss, dass Alexx mindestens um zwei untertreibt.«Drei, ja?»«Besser als keinen, hm?» Alexx behauptet,dass sie weiss, wie Witze funktionieren,Leha ist überzeugt, dass sie sich ausschliesslichüber andere lustig macht. Setztzum «Ey--» an, als das Spülbecken Lachshochgurgelt.Barbara Lussi... ist immer noch nicht Ostern. Aber vielleicht kommt die Revolutionja bald. Zu wünschen wäre es den bildungspolitischen Schlaf(f)-lingen, den bleichen Partyleichen und den mit rotumrandeten Augenund zu schwerem Rucksack an der <strong>ETH</strong> herumgeisternden Studisallemal. Damit wir nicht nur lebensmüde Osterhasen haben.Text: Minou Lahiba Sacrale, Illustrationen: Tobias TschoppArchitektur und BauwissenschaftenDie chronische Müdigkeit hält an? Wechsel mal das Studienfach.Oder den Arzt. Dann kommen vielleicht auch gewisseFrühlings-Schmetterlinge zum Einsatz. Dein Terminkalenderist auch schön bunt. Du wärst eigentlich ein Kind der Sonne,aber fühlst dich wie ein nasser Waschlappen? Mach dir keineunnötigen Sorgen. Das andere Geschlecht muss sich ja schliesslichauch mal das Gesicht abwischen.IngenieurwissenschaftenMit Leichtigkeit meisterst du den Alltag. Dennoch ist nicht ganzalles in Butter. Liebe, Aggression, Leidenschaft, Eifersucht undSexualität bringen dich durcheinander. Konzentrier dich aufdeine Aufgaben! Nur dann wirst du als Sieger aus dramatischenKonflikten hervorgehen können. Finanziell lohnt sich dieserMonat wenig. Aber gib das Geld aus, wenn du es unbedingt ausgebenwillst.Naturwissenschaften und MathematikAls moderner Naturwissenschaftler hast du die Grenze desDenkbaren und Bewältigbaren wahrscheinlich bereits überschritten.Das soll dich aber nicht davon abhalten, weiterhinfleissig in die Vorlesungen und Kurse zu gehen. Nicht-materielleEnergiefelder wirbeln die Jobsuche ganz schön auf. Zudemkannst du dir auf eine gute Partie Hoffnungen machen.Systemorientierte NaturwissenschaftenStopp den Wahnsinn! Lange hältst du nicht mehr durch. Aufso vielen Rädern, wie du in den Frühling startest, kannst dudich nicht lange halten. Ruf dir in Erinnerung: Du strebstnach Stabilität und langfristiger Sicherheit. Atme tief durch.Auch wenn dein Kumpel wieder mal alles verbockt hat.Ausserdem: Die Chance, diesen Monat die grosse, beständige,zeitlose, verführerische Liebe zu treffen, war nie besser.Management und SozialwissenschaftenEin schwarzer Monat. Düster wie die Nacht. Wie Kindergeburtstage,auf die man sich so freut und die dann zur grenzenlosenEnttäuschung werden. Wie wenn dein bester Freund dich stehenlässt. Wie wenn neue Spielsachen beim ersten Spielen kaputtgehen.Es gibt nur eines: Finde Menschen, die dein Herz öffnen.Oder rette Seepferdchen. Geh auf Reisen. Aber bedenke: Die Katastropheist unausweichlich.Polykum Nr. 6/12-13


Room For improvementExtras 27Macht unsere Noten vergleichbar!Unser Notensystem ist so schlecht gestaltet, dass nicht nur Statistiker ins Grübeln kommen. Dabei wäre eine Reformfaktisch nicht nur gratis, sie würde auch einen Mehrwert schaffen. Warum unser Notensystem nicht gutgenug ist und wie man das ändern könnte.Wozu haben wir überhaupt Noten? Manchesind der Meinung, Noten seien nötig, um dieStudierenden zum Lernen zu motivieren. Dassei dahingestellt. Auf jeden Fall werden Notengebraucht, um die eigene Leistung nachaussen kommunizieren zu können. Wie sonstsollte ich einen potenziellen Arbeitgeberdavon überzeugen, dass meine Stärke wirklichQuantenmechanik ist? Im zweiten Schrittgilt es aufzuzeigen, dass ich nicht nur vielüber mein Fachgebiet weiss, sondern auchbesser als meine Mitbewerber bin. MeineNoten sollen also einerseits eine absoluteAussage über meine Fähigkeiten machen, andererseitseine relative Aussage im Vergleichzu anderen Studierenden. Und genau da beginnendie Schwierigkeiten.Vergleichbarkeit durch StatistikNoten haben keine Masseinheit. Ähnlich wiebei einem mittelalterlichen Markt misst hierjeder mit seiner eigenen Elle: Eine 4.5 bedeutetbeim einen Professor, dass ich ein Semesterlang geschuftet habe, um mich an derPrüfung bei den 20% der besten Studenteneinzureihen. Bei einem anderen Professormag die gleiche Note bedeuten, dass ich niein einer Vorlesung war und einen Tag für dieVorbereitung verwendet habe, um zu den30% der schlechtesten Studierenden zu gehören.Ein unhaltbarer Zustand!Dass die gleiche Note völlig unterschiedlicheDinge darstellt, ist das eine.Noch schlimmer ist allerdings, dass man inden meisten Studiengängen nicht mal herausfindenkann, was die Noten wirklich bedeuten.Die Notenverteilungen sind nämlichmeist nicht oder nur mit viel Aufwand erhältlich.Dabei lehrt uns die Statistik beinaheseit ihrer Begründung, wie man die Schritteeiner ordinalen Skala quantifizieren kann:mit Standardabweichungen oder Percentilen.Diese Angaben zeigen ganz einfach auf, wiegut jemand gegenüber seinen Mitstreitern abgeschnittenhat. Manche Universitäten gehenso weit, dass sie anstatt Noten die Percentilenangeben. Zu Recht wird das kritisiert;schliesslich gibt es auch Unterschiede zwischenverschiedenen Jahrgängen.Doch der Ansatz unserer absolutenNoten muss gar nicht gegen eine rein relativeBewertung ausgespielt werden. Stattdessenkann man einfach die Vorteile beider Massenutzen. Formal müsste man dafür gar nichtsändern: Als rein informative Angabe für dieStudierenden könnte man in MyStudies beijeder Note das Percentil anzeigen. Und wennman schon dabei ist, könnte man auch statistischeAngaben zur eigenen Studienkohorteund zur Studiendauer angeben. So würdeman nämlich sehen, dass viele Bachelorprogrammean der <strong>ETH</strong> selektiver sind als vergleichbareProgramme an anderen Universitäten.Mehr TransparenzWenn den Studierenden ein Recht zusteht,dann ist es doch, dass sie die bestmöglichenInformationen über ihre Leistungenbekommen. Damit versteht man nicht nurseinen Wissensstand besser, sondern kanndiesen auch nach aussen deklarieren. VieleUniversitäten unterhalten mittlerweile Websites,auf denen jeder nachschauen kann, wieviele Leute eine gewisse Note erhalten haben.Wenn man sich solche Informationenanschaut, dann ist es umso wichtiger,dass die <strong>ETH</strong>ler ihre Noten gegenüber anderenUniversitäten einordnen können. Dem«Graduate Survey Report 2010» der Univer-sität St. Gallen entnimmt man zum Beispiel,dass im Bachelor 72% und im Master 91% derStudierenden einen Notenschnitt höher als4.75 haben! Dritte sehen dabei wohl viel zuselten, dass gleiche Noten nicht Gleiches bedeuten.Auch wenn entsprechende Zahlenvon der <strong>ETH</strong> nicht bekannt sind, ist es schwerzu glauben, dass so wenige Leute Noten zwischen4 und 4.5 erhalten – dabei sind dieseStudierenden vermutlich oft besser als mancherStudent einer anderen Hochschulemit höheren Noten. Im Bewerbungsprozesslanden aber alle 4.5er im gleichen Topf.Höchste Zeit also, den Studierenden einenstatistisch bedeutungsvollen Leistungsüberblickin die Hände zu geben, damit sie zeigenkönnen, wie gut sie sind!Zur PersonBasil WeibelWer wirklich exzellentsein will,ist auf echteKritik und Diskursangewiesen.Um Diskussionenin Gang zusetzen, vertritt Polykum-RedaktorBasil Weibel andieser Stelle seine persönliche Meinung.Seine Kolumne soll als Diskussions-Plattform dienen. Nicht weil die <strong>ETH</strong>schlecht ist. Sondern weil sie gut ist.redaktion@polykum.ethz.chPolykum Nr. 6/12-13polykum, Zeitung DEs verbands der Studierenden an der eth, Nr. 6/12-13, 18. März 2013Herausgeber: <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>, Verband der Studierenden an der<strong>ETH</strong>, Universitätstrasse 6, <strong>ETH</strong> Zentrum CAB, 8092 <strong>Zürich</strong>,Tel. 044 632 42 98, Mail: vseth@vseth.ethz.ch, Link: vseth.ethz.chRedaktion: Polykum, Zeitung des <strong>VS<strong>ETH</strong></strong>, Universitätstrasse6, <strong>ETH</strong> Zentrum CAB, 8092 <strong>Zürich</strong>, Tel. 044 632 5694, Mail: redaktion@polykum.ethz.ch,Link: www.polykum.chRedaktionsleitung: Ken Zumstein (zu) Redaktion: BarbaraLussi (bl), Oriana Schällibaum (os), Hannes Hübner(hh), Moritz Vifian (mv), Raphael Fuhrer (rf), Seraina Etter(se) Philipp Gautschi (pg), Basil Weibel (bw), Sabrina Hüttermann(sh), Julian Kornprobst (jk), Stephan Schmitz, TobiasTschopp, Arnaud Monnard, Schewach Bodenheimer(sb), Shilpi Singh (si), Freie Mitarbeit: Die drei Sonderzeichen<strong>VS<strong>ETH</strong></strong>-Teil: Franz Radke Titelbild: StephanSchmitz Lektorat: Barbara Lussi Comic: Thom GrüningerLayout: Moritz Vifian Gestaltung: Johanna Klaus, PeterWittwer, Tamara Malenkovic, Thomas Tschupp ADMINIS-TRATION: Barbara Lussi, Tel. 044 632 57 53, info@polykum.ethz.chWettbewerbe und Verlosungen: Die Gewinnerwerden per E-Mail benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenzgeführt. Die Mitarbeiter und deren Partner sind von denWettbewerben und Verlosungen ausgeschlossen.ADRESSÄNDERUNGEN und Abbestellung: Adressänderungenkönnen selbstständig unter www.adressen.ethz.ch vorgenommen werden. Sollte kein Postversand mehr erwünschtsein, kann dies auch unter www.adressen.ethz.changegeben werden (Versendungen > Per Post an: keine Postzustellung).ANZEIGENMARKETING: <strong>Zürich</strong>see Werbe AG, Seestrasse86, 8712 Stäfa, Telefon +41 (0)44 928 56 11, Fax +41 (0)44928 56 00, polykum@zs-werbeag.chANZEIGENSCHLUSS:April 2013 (Spiel) 20. März 2013Mai 2013 (Mama) 17. April 2013AUFLAGE: Druckauflage 25 254 Exemplare, Mitgliederauflage15 598 Exemplare (WEMF bestätigt 2012). Das Polykumerscheint 9-mal jährlich.DRUCK: St. Galler Tagblatt AG, St. Gallen

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