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Vor 60 Jahren in Allenstein - Stadtgemeinschaft Tilsit eV

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hatte dunkles Haar, das <strong>in</strong> der Sonnerötlich schimmerte, und trug e<strong>in</strong>enzweiteiligen roten Badeanzug, wieman den Bik<strong>in</strong>i damals noch schlichtnannte, über dunkelbraun gebrannterHaut. In ihren grünen Augen sprühtengoldene Fünkchen, als sie halbspöttisch fragte: „Hat’s weh getan?– War aber nicht so geme<strong>in</strong>t.“Sie war offensichtlich die Werfer<strong>in</strong>,denn ihre Freund<strong>in</strong>, etwas wenigerhübsch und wohl auch sonst etwaszurückhaltender, blieb im H<strong>in</strong>tergrund.„Hör mal“, brummte Hans, „ist dasvielleicht 'ne Art, e<strong>in</strong>en armen Menschenbei e<strong>in</strong>er friedlichen Beschäftigungzu stören? Das grenzt ja fastan Wehrkraftzersetzung."„Nun hab dich man nicht“, lachte dieGrünäugige, „aber wenn du Lusthast: heute Abend zwischen achtund neun im Lärchenpark beim Kurkonzert– l<strong>in</strong>ks vom Pavillon. E<strong>in</strong>verstanden?“ Hans griff nach derschmalen, aber kräftigen braunenHand, die sich ihm entgegenstreckte.„E<strong>in</strong>verstanden“, sagte er versöhnlich.Und mit Selbstüberw<strong>in</strong>dungbrachte er es sogar fertig, mitbloßen Füßen über den Sand zu gehenund den Mediz<strong>in</strong>ball aufzuheben,den ihm das Mädchen mit dengrünen Augen auf den Bauch geschleuderthatte. Er konnte sich jaschließlich nicht blamieren.„Danke“, lachte sie und deutete e<strong>in</strong>enKnicks an, ehe sie auf langenBe<strong>in</strong>en über den Sand zurückspurtete<strong>in</strong> Richtung auf „Gandhi“, denweißhaarigen Gymnastiklehrer, deram Strand für sportliche Betätigungder darauf erpichten Badegästesorgte.Etwas argwöhnisch betrachtete dieMutter an diesem Abend die <strong>Vor</strong>bereitungenihres Sohnes, der sich derHitze zum Trotz <strong>in</strong> se<strong>in</strong> bestes Jackettwarf, sogar e<strong>in</strong>en Schlips umband,was ihm verhältnismäßig zuwiderwar, und am Ende auch nochzum Kamm griff. „Gehst du mit unszusammen?“ fragte sie. „Nee“,murmelte der Sprößl<strong>in</strong>g gedankenversunken,was dem Vater e<strong>in</strong> heimlichesLächeln entlockte.Pünktlich um acht Uhr erschienHans im Lärchenpark, steuerte dieMusikmuschel an, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong> Mar<strong>in</strong>e-Musikkorps konzertierte, und begannwürdevoll auf und ab zu promenierenund sche<strong>in</strong>bar unauffälligdie Umstehenden zu fixieren. Aberweder er noch Freund Günter vermochtendie Grünäugige oder derenFreund<strong>in</strong> zu erspähen.„Dussel“, brummelte Günter, „hättestdu dir doch wenigstens denNamen sagen lassen.“„Du hast gut reden“, gab Hans zurück,„du hast ja mit der anderenüberhaupt ke<strong>in</strong> Wort gewechselt.“„Mmmm . . .“E<strong>in</strong>silbig traten sie den Heimweg an.Auch Rückfragen bei Gandhi führtenzu nichts. Gewiß, er entsann sichder beiden jungen Damen, wußteauch, daß sie vor e<strong>in</strong>er Woche gekommenwaren und eigentlich dreiWochen hatten bleiben wollen, abermehr konnte er nicht sagen, schongar nicht die Namen, leider . . .Für Hans war es direkt e<strong>in</strong>e Erlösung,als die Ferien vorbei warenund es nach Königsberg zurückg<strong>in</strong>g.„Suchst du noch immer die Marjellmit dem Mediz<strong>in</strong>ball?“ neckte ihn derFreund.44

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