Auf in die Ferne, willkommen zu Haus - Studi38
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Braunschweig | Wolfenbüttel<br />
Wolfsburg | Salzgitter | Suderburg<br />
Ausgabe 8 | Sommersemester 2012<br />
Im Heft:<br />
IT Spezial<br />
<strong>Auf</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Ferne</strong>,<br />
<strong>willkommen</strong> <strong>zu</strong> <strong>Haus</strong><br />
Das Erasmus-Programm wEckt sEit<br />
25 JahrEn DEn traum von FrEihEit<br />
i lovE Öko!<br />
Über ehrliches Engagement<br />
und hippe Lohas<br />
ab <strong>in</strong> DiE schublaDE!<br />
Wie Vorurteile entstehen und<br />
manchmal auch helfen können<br />
FrauEn <strong>in</strong> DEr it<br />
Von Hürden und Chancen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er modernen Männerdomäne
Was auch immer Sie vorhaben.<br />
Leichtbaulösungen aus Stahl. Zum Beispiel für <strong>die</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie.<br />
w w w . s a l z g i t t e r - a g . d e
Seid e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong><br />
bisschen frei ...<br />
E<br />
s gibt viele Zwänge im Studentenleben.<br />
Manche s<strong>in</strong>d faktisch,<br />
wie <strong>die</strong> Verschulung des Studiums<br />
– andere eher <strong>in</strong> unseren Köpfen<br />
<strong>zu</strong> <strong>Haus</strong>e, wie das Schreckgespenst<br />
Zukunftsangst. Und doch ist <strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong>nzeit selbstbestimmter als viele<br />
andere Lebensphasen. Wo sonst können problemlos Nachteulen<br />
wie Frühaufsteher gedeihen oder ist e<strong>in</strong>e Auszeit<br />
vom Leben als Akt europäischer Integration anerkannt?<br />
Also: Seid e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> bisschen frei, bei der Wahl zwischen<br />
Aldi und Gemüsekiste, eurer Nummer 1 oder dem Erasmus-Ziel.<br />
Und natürlich: Lasst <strong>die</strong> Schublade <strong>zu</strong>, lernt von<br />
der Natur und notfalls – fragt Vati!<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Holger Isermann<br />
TU Braunschweig, Redaktionsleitung studi38<br />
22<br />
Campus<br />
I love Öko!<br />
Über ehrliches Engagement und hippe Lohas<br />
30<br />
Wissenschaft<br />
Ab <strong>in</strong> <strong>die</strong> Schublade!<br />
Wie Vorurteile entstehen und manchmal auch helfen können<br />
40<br />
Karriere<br />
Frauen <strong>in</strong> der IT<br />
Von Hürden und Chancen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er modernen Männerdomäne<br />
3<br />
Inhalt<br />
Campus<br />
4 „I get more respect if I speak fluent English”<br />
Maryam Mustafa über ihre Erfahrungen <strong>in</strong> Braunschweig<br />
6 Die Nummer 1<br />
Gauß begann se<strong>in</strong>en <strong>Auf</strong>stieg <strong>zu</strong>m Fürst der Mathematik <strong>in</strong> Braunschweig<br />
7 Sommer. Kult. Klassiker.<br />
Stu<strong>die</strong>rende organisieren Open Air-K<strong>in</strong>o<br />
8 Es gibt sie noch!<br />
Plattenläden <strong>in</strong> Braunschweig<br />
9 Komö<strong>die</strong>: Die Verkaufte Braut<br />
studi38 verlost Karten für <strong>die</strong> Freiluftvorstellung auf dem Burgplatz<br />
10 „Verschwörungstheorien …“<br />
Me<strong>die</strong>nwissenschaftler John Seidler im Interview<br />
12 „Das wichtigste ist, sich Mensch <strong>zu</strong> fühlen“<br />
Thomas Lewe ist nach Norwegen ausgewandert – e<strong>in</strong> Portrait<br />
14 <strong>Auf</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Ferne</strong>, <strong>willkommen</strong> <strong>zu</strong> <strong>Haus</strong><br />
25 Jahre Erasmus – vom Gefühl der Freiheit und dem Schock danach<br />
18 Er sagt, Sie sagt<br />
E<strong>in</strong> bisschen Luxus muss se<strong>in</strong>...<br />
19 Frag Vati …<br />
Sechs Tipps vom Crocodile Dundee des <strong>Haus</strong>halts<br />
20 Grenzenlos<br />
Barrierefreiheit ist e<strong>in</strong> großes Thema im Netz<br />
22 I Öko<br />
Über ehrliches Engagement und hippe Lohas<br />
24 „Bioprodukte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach hip“<br />
Soziolog<strong>in</strong> Amrit Bruns erklärt den Ökotrend<br />
26 Der Moment nach …<br />
...großen Erfolgen und Niederlagen im Blick...<br />
Wissenschaft<br />
28 Von der Natur lernen<br />
Die Bionik will genau das!<br />
30 Schubladendenken – Jeder ist betroffen!<br />
Professor<strong>in</strong> Cornelia Dowl<strong>in</strong>g über Stereotype und deren Entstehung<br />
32 Im Kle<strong>in</strong>en ganz groß<br />
Forscher der TU haben das kle<strong>in</strong>ste Chamäleon der Welt entdeckt<br />
Karriere<br />
36 Sp<strong>in</strong>-Offs als B<strong>in</strong>deglied<br />
Die Kolumne von Professor Reza Asghari<br />
37 „Ich habe gemerkt, dass ich Geschichten …“<br />
Interview mit Produzent<strong>in</strong> Jan<strong>in</strong>e Jackowski<br />
IT Spezial<br />
38 Region mit IT-Tradition<br />
Schon Commodore entwickelte hier <strong>in</strong> den 80ern Computer<br />
39 Ich stu<strong>die</strong>re Informatik und...<br />
Sechs Stu<strong>die</strong>rende über ihre Erfahrungen mit dem Studium<br />
40 Ich mach IT und was machst du so?<br />
IT ist e<strong>in</strong>e Männerdomäne – warum eigentlich?<br />
41 „Es gibt akuten Handlungsbedarf“<br />
Dr. Simone Rehm kennt <strong>die</strong> Gründe für den Frauenmangel <strong>in</strong> der IT<br />
42 „Die Branche ist Attraktiv...“<br />
Karol<strong>in</strong>a Bielak über Frauen <strong>in</strong> MINT-Berufen<br />
42 „Frauen gehen anders an Probleme heran“<br />
Susanne Scholz-Meißner und Kathleen Ebel über Erfahrungen <strong>in</strong> der IT<br />
Schlussakkord<br />
49 Liebl<strong>in</strong>gs ... Album? Film? Buch?<br />
50 E<strong>in</strong> neues Sommermärchen?<br />
Kolumne<br />
9 Impressum<br />
35 Stellenanzeigen
Campus<br />
„I get more respect if<br />
I speak fluent English”<br />
4<br />
Schon Theodor Fontane stellte fest: „Erst <strong>die</strong><br />
Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat haben.“<br />
In unserer letzten Ausgabe haben wir den Anfang<br />
gemacht. Ausländische Kommilitonen erzählen<br />
<strong>in</strong> Briefen an ihre Freunde und Familien wie es<br />
ihnen <strong>in</strong> Braunschweig ergeht. In <strong>die</strong>ser Ausgabe<br />
berichtet <strong>die</strong> 30-jährige Maryam Mustafa aus<br />
Pakistan, warum sie als alle<strong>in</strong>erziehende Mutter<br />
mit arabischen Wurzeln <strong>in</strong> Braunschweig oft mit<br />
Vorurteilen <strong>zu</strong> kämpfen hat und <strong>die</strong> Menschen<br />
ihr mehr Respekt entgegen br<strong>in</strong>gen, wenn<br />
sie <strong>in</strong> ihrer Muttersprache Englisch spricht.<br />
Maryam lebt seit vier Jahren <strong>in</strong> Deutschland. Sie<br />
promoviert am Institut für Computergraphik der<br />
TU und hat e<strong>in</strong>e zweijährige Tochter.<br />
Von Krist<strong>in</strong>a Branz, Foto: Privat
Gestatten: August Wilhelm Hassel<br />
aus Wolfenbüttel hat sich<br />
am 29. Juni 1745 mit der Nummer<br />
1 <strong>in</strong> <strong>die</strong> Matrikel des TU-Vorläufers<br />
Collegium Carol<strong>in</strong>um e<strong>in</strong>geschrieben.<br />
Diese erste Matrikel liegt im Universitätsarchiv<br />
der TU Braunschweig. Insgesamt<br />
1591 Stu<strong>die</strong>rende haben sich<br />
von 1745 bis 1808 handschriftlich dar<strong>in</strong><br />
verewigt. Sie waren ausschließlich<br />
männlich, jeder dritte adelig und im<br />
Schnitt zwischen 16 und 17 Jahren alt.<br />
Der bekannteste von ihnen trägt <strong>die</strong><br />
Matrikelnummer 1177 und hat nicht<br />
nur <strong>die</strong> Mathematik revolutioniert:<br />
Carl Friedrich Gauß. Das Wunderk<strong>in</strong>d<br />
stu<strong>die</strong>rt als Sohn e<strong>in</strong>facher Eltern von<br />
1792 bis 1795 <strong>in</strong> Braunschweig – geför-<br />
Campus<br />
Die Nummer 1<br />
Zukünftig wird studi38 <strong>in</strong> der Historie unserer drei Hochschulen wühlen und <strong>in</strong>teressante wie kontroverse<br />
Momentaufnahmen im Rahmen e<strong>in</strong>er visuell angereicherten Kolumne präsentieren. Was liegt da näher als beim<br />
Startschuss gleich mal den ersten und den bekanntesten Studenten der Region vor<strong>zu</strong>stellen.<br />
Von Holger Isermann<br />
dert durch Herzog Karl Wilhelm Ferd<strong>in</strong>and.<br />
Gauß ist e<strong>in</strong> Sprachgenie und<br />
lernt vor allem Griechisch, Late<strong>in</strong>, Italienisch,<br />
Französisch, Englisch und <strong>die</strong><br />
nordischen Sprachen. Mathematischen<br />
Stu<strong>die</strong>n widmet er sich <strong>zu</strong>nächst neben<br />
dem Studium, das er vor allem selbstständig<br />
<strong>in</strong> der Bibliothek vorantreibt.<br />
Ke<strong>in</strong> Wunder: Braunschweigs fähigster<br />
Mathematikprofessor Johann Christian<br />
Ludwig Hellwig rät ihm bald davon<br />
ab se<strong>in</strong>e Vorlesungen <strong>zu</strong> besuchen, da<br />
er <strong>in</strong> ihnen nichts mehr lernen könne.<br />
Bereits mit 14 – e<strong>in</strong> Jahr vor dem Stu<strong>die</strong>nstart<br />
– beg<strong>in</strong>nt Gauß mit der Auszählung<br />
von Primzahlen und arbeitet<br />
am arithmetisch-geometrischen Mittel.<br />
Und schon kurz nach se<strong>in</strong>em Wechsel<br />
6<br />
an <strong>die</strong> Universität Gött<strong>in</strong>gen schreibt<br />
er den Beweis für <strong>die</strong> Konstruierbarkeit<br />
des Siebzehnecks <strong>in</strong> das von ihm<br />
seitdem geführte „Mathematische Tagebuch“.<br />
Se<strong>in</strong>e überragenden wissenschaftlichen<br />
Leistungen br<strong>in</strong>gen dem<br />
gebürtigen Braunschweiger später den<br />
Be<strong>in</strong>amen Fürst der Mathematik e<strong>in</strong>.<br />
Gauß ist entweder ausgesprochen höflich<br />
oder er<strong>in</strong>nert sich wirklich gern se<strong>in</strong>e<br />
Braunschweiger Stu<strong>die</strong>nzeit <strong>zu</strong>rück.<br />
In e<strong>in</strong>em Brief an se<strong>in</strong>e ehemalige Wirkungsstätte<br />
schreibt er später: „...me<strong>in</strong>e<br />
herzlichsten Wünsche für das kräftige<br />
Fortblühen der Anstalt, welcher<br />
angehört <strong>zu</strong> haben immer wie e<strong>in</strong> hochschätzbares<br />
Glück betrachtet hat Ihr gehorsamster<br />
C. F. Gauß.“ #<br />
Foto: Holger Isermann
Campus<br />
Sommer. Kult. Klassiker.<br />
stuDiErEnDE organisiErEn oPEnair-k<strong>in</strong>o im gartEn DEs kunstvErE<strong>in</strong>s<br />
Von Viktoryia Flohr<br />
Diesen Sommer bildet<br />
der Garten<br />
des Kunstvere<strong>in</strong>s<br />
Braunschweig e<strong>in</strong>e natürliche<br />
Kulisse <strong>zu</strong>m Filme<br />
schauen. Unter dem<br />
Titel „Kult & Klassik“ organisierenMasterstu<strong>die</strong>rende<br />
der Me<strong>die</strong>nwissenschaften<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />
studentischen Projektes atmosphärische<br />
Filmnächte.<br />
Längst von den großen Le<strong>in</strong>wänden<br />
der C<strong>in</strong>eplexe verschwundene<br />
Verfilmungen sollen dann<br />
Sie sorgen für Strom, Wärme, Wasser.<br />
Werden auch Sie Teil e<strong>in</strong>es starken Teams!<br />
wieder für K<strong>in</strong>oflair sorgen.<br />
Los geht es ab dem 21.<br />
Juni um 20 Uhr mit dem<br />
Film „The Big Lebowski“.<br />
Außerdem stehen "Zwei<br />
glorreiche Halunken",<br />
"Night of the Liv<strong>in</strong>g Dead",<br />
"Breakfast at Tiffany's" und<br />
"Taxi Driver" auf dem Programm.<br />
Der sechste Film<br />
ist noch offen. Für ihn<br />
können <strong>die</strong> Zuschauer unter<br />
http://sommerk<strong>in</strong>o-bs.<br />
blogspot.com abstimmen.<br />
"Die Veranstaltungen sollen nicht nur<br />
Energiespender.<br />
Filmefans, sondern auch Picknickliebhaber<br />
anlocken. Decken, Essen, Tr<strong>in</strong>ken<br />
und gute Laune können natürlich mitgebracht<br />
werden", erklären <strong>die</strong> Gründer<br />
der Initiative, Jennifer Ament, Hanna<br />
Gäde und Florian Reupke. Zum Erfolg<br />
der Veranstaltungen soll auch der studentengerechte<br />
E<strong>in</strong>trittspreis von zwei<br />
Euro beitragen.<br />
Was bei schlechtem Wetter passiert,<br />
mögliche Programmänderungen und<br />
mehr Infos gibt es auf der oben genannten<br />
Internetseite oder bei Facebook unter<br />
“Sommerk<strong>in</strong>o - Kult und Klassiker“.<br />
Also: Film ab! #<br />
Tag für Tag tragen unsere Energiespender auf vielfältige Art da<strong>zu</strong> bei, dass Menschen mit lebensnotwendigen Grundlagen versorgt werden.<br />
Und wir als Arbeitgeber tun alles dafür, dass sie <strong>die</strong>sen Job unter optimalen Bed<strong>in</strong>gungen erfüllen und sich weiterentwickeln können – bei<br />
uns vor Ort oder <strong>in</strong> der gesamten Veolia-Gruppe. Bewerben Sie sich jetzt unter karriere@bs-energy.de! Wir gehen neue Wege mit Energie.
Campus<br />
Es gibt<br />
sie noch!<br />
V<strong>in</strong>ylfreunde lieben ihn: Den warmen Sound und das leise Knistern von<br />
Schallplatten. Immer mehr – auch jüngere Musikliebhaber – entdecken<br />
<strong>die</strong> gute alte Schallplatte wieder. E<strong>in</strong>gekauft werden <strong>die</strong> natürlich beim<br />
Plattenladen des Vertrauens. studi38 ist für euch auf <strong>die</strong> Reise gegangen, um<br />
<strong>die</strong> besten Plattenläden <strong>in</strong> Braunschweig ausf<strong>in</strong>dig <strong>zu</strong> machen.<br />
Von Christian Wolff<br />
Musik abseits des Ma<strong>in</strong>streams<br />
<strong>zu</strong> f<strong>in</strong>den ist heute nicht mehr<br />
so e<strong>in</strong>fach. Media Markt und<br />
Saturn bieten vor allem Massentaugli-<br />
ches an und viele kle<strong>in</strong>ere Läden können<br />
dem Preisdruck großer Elektronikketten<br />
und des Internets nicht lange<br />
standhalten. Umso schöner ist es, dass<br />
www.cafe-riptide.de www.rocktop-records.de www.rauterecords.de<br />
8<br />
es immer wieder Musikliebhaber und<br />
Individualisten gibt, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en eigenen<br />
Laden eröffnen. Diese Läden s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> Braunschweig zwar etwas versteckt,<br />
aber es gibt sie!<br />
Dass Musik, Kunst und Genuss def<strong>in</strong>itiv<br />
<strong>zu</strong>sammengehören zeigt das Café<br />
Riptide im Handelsweg. Hier kann man<br />
entspannt durch das reichhaltige Angebot<br />
stöbern und sich <strong>zu</strong>m Verschnaufen<br />
e<strong>in</strong>en leckeren Kaffee und vegetarische<br />
oder vegane Snacks gönnen. Dieses Konzept<br />
kommt an, so wurde der Laden vor<br />
kurzem <strong>in</strong> <strong>die</strong> Hall Of Fame des Roll<strong>in</strong>g<br />
Stone Magaz<strong>in</strong>es aufgenommen. Freunde<br />
von Gitarrenmusik <strong>in</strong> jeder erdenklichen<br />
Form, elektronischer Musik, Soul,<br />
Jazz und HipHop kommen hier voll auf<br />
ihre Kosten. Neben Platten gibt es Musik<br />
natürlich auch auf CD und DVD.<br />
Allen, <strong>die</strong> es lieben, auf der Suche<br />
nach echten Schätzen <strong>die</strong> Regale <strong>zu</strong><br />
durchforsten sei RauteRecords <strong>in</strong> der<br />
Sonnenstraße 9d empfohlen. Hier gibt<br />
es e<strong>in</strong>e große Auswahl an Second-Hand-<br />
V<strong>in</strong>yl fast aller Genres. Der Laden bietet<br />
V<strong>in</strong>tage-Plattenspieler und Zubehör <strong>zu</strong><br />
fairen Preisen. Außerdem gibt es e<strong>in</strong>en<br />
Onl<strong>in</strong>eshop. LPs s<strong>in</strong>d jedoch aufgrund<br />
der hohen Fluktuation im Sortiment<br />
nur im Laden <strong>zu</strong> f<strong>in</strong>den.<br />
Freunde von Classic Rock und Metal<br />
sollten bei Rocktop Records vorbei<br />
schauen. Seit nunmehr fünf Jahren betreibt<br />
Ulrich Wilke se<strong>in</strong>en Plattenladen<br />
im Bohlweg 52. Der Name ist Programm:<br />
Das gut sortierte Angebot an<br />
Gitarrenmusik umfasst neben LPs auch<br />
zahlreiche CDs und DVDs, darunter viele<br />
Raritäten. Hier f<strong>in</strong>det der Kunde alles<br />
von „A“ wie „AC/DC“ bis Z wie „ZZ Top“,<br />
da<strong>zu</strong> auch ausgefallene Fanartikel. #<br />
Fotos: Fathi Khalil Ahmad El-Khatib
Foto: Thomas Ammerpohl<br />
Komö<strong>die</strong>: Die Verkaufte Braut<br />
Ab dem 30. Juni präsentieren das<br />
Staatstheater Braunschweig und<br />
BS-ENERGY wieder e<strong>in</strong>e Oper<br />
auf dem Braunschweiger Burgplatz.<br />
Dieses Jahr kämpfen Marie und Hans <strong>in</strong><br />
Bedrich Smetanas "Die Verkaufte Braut"<br />
um ihre Liebe und versuchen <strong>die</strong> Grenzen<br />
von Stadt und Land <strong>zu</strong> überw<strong>in</strong>den.<br />
Die tschechische Komö<strong>die</strong>, <strong>die</strong> bereits<br />
1866 uraufgeführt wurde, ist <strong>in</strong> deutscher<br />
Sprache <strong>in</strong>szeniert und dürfte mit<br />
ihrem urwüchsigen Humor und vielen<br />
Tanze<strong>in</strong>lagen nicht nur bei e<strong>in</strong>gefleischten<br />
Opernfans für Unterhaltung sorgen.<br />
Interesse? studi38 verlost zwei Karten<br />
für <strong>die</strong> Abendvorstellung am 5. Juli (Beg<strong>in</strong>n<br />
19:30 Uhr) und dreimal zwei Karten<br />
für e<strong>in</strong>e Kurzvorstellung am Vormittag<br />
(Beg<strong>in</strong>n 11 Uhr). #<br />
imPrEssum<br />
Herausgeber: Braunschweiger Zeitungsverlag GmbH & Co KG<br />
Hamburger Straße 277, 38114 Braunschweig<br />
Telefon: (0531) 39 00-0 # Telefax: (0531) 39 00-610 # E-Mail: <strong>in</strong>fo@bzv.de<br />
www.braunschweiger-zeitungsverlag.de # www.newsclick.de<br />
Persönlich haftender Gesellschafter:<br />
Verwaltungsgesellschaft Braunschweiger Zeitungsverlags GmbH<br />
Geschäftsführer: Harald Wahls<br />
Registergericht: Amtsgericht Braunschweig, HRA 6991<br />
Ust.-Ident.-Nr.: DE 114 88 11 13<br />
Die redaktionellen Inhalte <strong>die</strong>ser Ausgabe s<strong>in</strong>d das Ergebnis<br />
e<strong>in</strong>es Projektsem<strong>in</strong>ars der Abteilung Me<strong>die</strong>nwissenschaften<br />
der Technischen Universität Braunschweig<br />
Redaktionsleitung: Holger Isermann (TU Braunschweig) V. i. S. d. P.<br />
Redaktion: Malte Behlau, Daria Beier, L<strong>in</strong>a Bel<strong>in</strong>g, Krist<strong>in</strong>a Branz, Sanja Damitz,<br />
Sophie Dannenfeld, Fathi Khalil Ahmad El-Khatib, Jasm<strong>in</strong> Feldberg, Ronny Fichte,<br />
Viktoryia Flohr, Senem Göcmen, Mara Granic, Nicole Griese, Kathr<strong>in</strong> Haßler,<br />
Markus Hörster, Holger Isermann, Johannes Kaufmann, Melanie Mattei, Mar<strong>in</strong>a<br />
Müller, Lara Namlic, Madele<strong>in</strong>e Ott, G<strong>in</strong>ger Re<strong>in</strong>cke, Torben Schmacke, Robert<br />
Schulz, Daniela Viehmeier, Milena Virchow, Christian Wolff<br />
Adresse: TU Braunschweig, Abteilung Me<strong>die</strong>nwissenschaften<br />
Bienroder Weg 97, 38106 Braunschweig<br />
Telefon: (0531) 391-8961 # Telefax: (0531) 391-8963 # E-Mail: redaktion@studi38.de<br />
www.tu-braunschweig.de/me<strong>die</strong>nwissenschaften<br />
Titelfoto: Florian Koch # Model: Jan<strong>in</strong>a Göbel<br />
Objektleitung: Daniela Waltemathe<br />
Anzeigen: Michael Heuchert (verantwortlich)<br />
Produktmanagement: Kathar<strong>in</strong>a Heidmann<br />
Telefon: (0531) 39 00-125 # E-Mail: kathar<strong>in</strong>a.heidmann@bzv.de<br />
Vertrieb: Braunschweiger Zeitungsverlag<br />
Druck: braunschweig-druck GmbH, Ernst-Böhme-Str. 20, 38112 Braunschweig<br />
<strong>Auf</strong>lage: ca. 10.000 Exemplare<br />
© Braunschweiger Zeitungsverlag 2012<br />
Das Projekt studi38 wird freundlich unterstützt durch<br />
Gew<strong>in</strong>nspiel<br />
Marie und Hans lieben sich über <strong>die</strong> Grenzen ihrer Herkunft h<strong>in</strong>weg.<br />
Kennt ihr auch ungleiche Paare? Dann schickt uns bis <strong>zu</strong>m 15. Mai e<strong>in</strong><br />
Bild davon an redaktion@studi38.de. Die beste E<strong>in</strong>sendung gew<strong>in</strong>nt<br />
zwei Karten für <strong>die</strong> Abendvorstellung am 5. Juli, auf den weiteren drei<br />
Plätzen gibt es freien E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Kurzvorstellung am Vormittag.
Campus<br />
„Verschwörungstheorien<br />
ziehen soziale Ressourcen<br />
von tatsächlichen<br />
Problemen ab“<br />
mEDiEnwissEnschaFtlEr John sEiDlEr übEr DEn ursPrung unD DiE<br />
anziEhungskraFt von altErnativEn wissEnsbEstänDEn<br />
Von Holger Isermann<br />
Was ist e<strong>in</strong>e Verschwörungstheorie?<br />
Es gibt e<strong>in</strong>en etymologischen Worts<strong>in</strong>n, demnach<br />
ist e<strong>in</strong>e Verschwörungstheorie e<strong>in</strong> Modell<br />
<strong>zu</strong>r Erklärung von Ereignissen oder Zuständen<br />
durch e<strong>in</strong>e Verschwörung.<br />
S<strong>in</strong>d der Ursprung von Verschwörungstheorien<br />
aufklärerische Gedanken?<br />
Die Tradition der modernen Verschwörungstheorien<br />
entstammt zwar der Zeit der <strong>Auf</strong>klärung.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> klassischen Verschwörungstheorien<br />
eher Narrative der<br />
Gegenaufklärung und damit konservativ<br />
e<strong>in</strong><strong>zu</strong>ordnen.<br />
Können Sie das näher erläutern?<br />
Im späten 18. Jahrhundert s<strong>in</strong>d Verschwörungstheorien<br />
vonseiten der Gegenaufklärung<br />
verwendet worden, um <strong>Auf</strong>klärungsbewegungen<br />
<strong>zu</strong> diskreditieren. Zum Beispiel über das<br />
Axiom der Pressefreiheit. Der freien Presse<br />
wurde unterstellt, dass sie <strong>in</strong> der Hand von<br />
Verschwörern ist, <strong>die</strong> sich gegen das Christentum<br />
vere<strong>in</strong>igt haben.<br />
Gibt es so etwas wie den Urvater der<br />
Verschwörungstheorie?<br />
Wissenschaftler unterscheiden heut<strong>zu</strong>tage<br />
zwischen der historischen und der modernen<br />
Verschwörungstheorie. Frühe Formen lassen<br />
sich auf den Teufelsglauben und Hexenmythos<br />
<strong>zu</strong>rückführen. Der Prototyp der moder-<br />
10<br />
nen Verschwörungstheorien s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Protokolle<br />
der Weisen von Zion. Es handelt sich dabei<br />
um e<strong>in</strong> antisemitisches Pamphlet, das e<strong>in</strong>e angebliche<br />
nächtliche Verschwörungssit<strong>zu</strong>ng von<br />
12 jüdischen Ratsmitgliedern auf dem Prager<br />
Judenfriedhof protokolliert.<br />
Weiß man, wer der Urheber der Schrift ist?<br />
Die Protokolle von 1905 gehen auf den russi-<br />
privat<br />
schen Schriftsteller und Antisemiten Sergej Nilus<br />
<strong>zu</strong>rück. 1869 wurden sie aber <strong>in</strong> ähnlicher<br />
Form bereits von Hermann Goedsche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Schauerroman untergebracht. Umberto Eco<br />
Couse-Baker,<br />
hat <strong>die</strong> Entstehung der Protokolle übrigens<br />
Robert<br />
sehr gut erforscht und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em aktuellen Roman<br />
"Der Friedhof <strong>in</strong> Prag" thematisiert. Fotos:
Gibt es bestimmte Ereignistypen, <strong>die</strong> sich<br />
besonders als Ursprung e<strong>in</strong>er Verschwörungstheorie<br />
eignen?<br />
Das s<strong>in</strong>d vor allem große Me<strong>die</strong>nereignisse,<br />
<strong>die</strong> das Volk beschäftigen. Wenn <strong>die</strong>ses Ereignis<br />
dann noch mit Bildern versehen wird, gibt<br />
es das <strong>zu</strong>sätzliche Potenzial später <strong>die</strong> Bilder<br />
für <strong>die</strong> Verschwörungstheorie aus<strong>zu</strong>schlachten.<br />
E<strong>in</strong> gutes Beispiel hierfür ist <strong>die</strong> Verschwörungstheorie<br />
um <strong>die</strong> Mondlandung. Die<br />
hätte es ohne <strong>die</strong> Bilder nie gegeben.<br />
Es gibt Menschen, <strong>die</strong> mit alternativen Perspektiven<br />
auf bestimmte Ereignisse Geld<br />
ver<strong>die</strong>nen, <strong>zu</strong>m Beispiel der Autor und Filmemacher<br />
Gerhard Wisnewski. Welche Rolle<br />
spielen <strong>die</strong>se Akteure?<br />
E<strong>in</strong>e große. Es gibt e<strong>in</strong>e richtige Verschwörungs<strong>in</strong>dustrie,<br />
<strong>die</strong> vergleichbar mit der Esoterikbranche<br />
ist und e<strong>in</strong>en Markt mit konstanter<br />
Nachfrage be<strong>die</strong>nt. Ihre Bücher und DVDs<br />
und befeuern <strong>die</strong> Theorien natürlich und ich<br />
würde auch unterstellen, dass <strong>die</strong>se Vertreter<br />
im Zweifel nicht daran glauben, sondern e<strong>in</strong><br />
gutes Geschäftsmodell gefunden haben.<br />
Wisnewski selbst sah sich antisemitischen<br />
Vorwürfen ausgesetzt, gegen <strong>die</strong> er sich allerd<strong>in</strong>gs<br />
erfolgreich vor Gericht gewehrt<br />
hat. Gehören Antisemitismus und Verschwörungstheorien<br />
<strong>zu</strong>sammen?<br />
Die Verschwörungs<strong>in</strong>dustrie spielt auf jeden<br />
Fall mit dem Feuer. In Deutschland nimmt<br />
man sich zwar davor <strong>in</strong> Acht gegen Gesetze<br />
<strong>zu</strong> verstoßen, aber auch hier<strong>zu</strong>lande wird bei<br />
der Frage der Täterschaft e<strong>in</strong>er angeblichen<br />
Weltverschwörung immer wieder recht vage<br />
auf den Geheim<strong>die</strong>nst Mossad und den Staat<br />
Israel verwiesen. Das ist besonders bei der<br />
größten aktuellen Verschwörungstheorie, dem<br />
Anschlag vom 11. September der Fall. Damit<br />
stellt man sich letztendlich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Tradition<br />
der antisemitischen Protokolle von 1905 und<br />
spricht e<strong>in</strong> spezielles Publikum an.<br />
Wie me<strong>in</strong>en Sie das?<br />
Es gibt e<strong>in</strong> Publikum, das e<strong>in</strong> Interesse daran<br />
hat sich nachträglich von der wahrgenommenen<br />
Bürde des Tätervolks freisprechen <strong>zu</strong> lassen<br />
<strong>in</strong>dem man auf das jüdische Volk als Tätervolk<br />
verweist.<br />
Sie sprachen von e<strong>in</strong>er Zurückhaltung der<br />
Verschwörungstheoretiker <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Campus<br />
Ist man im Ausland direkter?<br />
Ja, natürlich. In der arabischen Welt s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />
Verschwörungstheorien <strong>zu</strong> 9/11 beispielsweise<br />
auch sehr populär. Hier wird aber offen von<br />
den Juden als H<strong>in</strong>termännern gesprochen.<br />
Lebt Elvis noch?<br />
Ich gehe davon aus, dass er tot ist. Aber wenn<br />
das <strong>die</strong> Frage ist, ich glaube nicht an Verschwörungstheorien.<br />
(lacht)<br />
Gibt es eigentlich rationale Argumente,<br />
mit denen man e<strong>in</strong>e Verschwörungstheorie<br />
quasi ersticken könnte?<br />
Natürlich, es gibt zahlreiche rationale Argumente<br />
gegen fast jede Verschwörungstheorie.<br />
Aber das hat auf <strong>die</strong> Anhänger der Theorie<br />
wenig E<strong>in</strong>fluss. Sie s<strong>in</strong>d quasi unempfänglich<br />
für Gegenargumente, weil ihre Theorien eigentlich<br />
immer e<strong>in</strong> geschlossenes Glaubenssystem<br />
darstellen. Jeder Gegenbeweis wird dann<br />
im S<strong>in</strong>ne der Verschwörungstheorie wieder<br />
als Beweis der Theorie umgedeutet. Der Spiegel<br />
hat <strong>zu</strong>m Beispiel versucht im Jahr 2003 im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er Titelgeschichte <strong>die</strong> angebliche<br />
Verschwörung um 9/11 anhand von Fakten <strong>zu</strong><br />
widerlegen. Für Verschwörungstheoretiker ist<br />
das nur e<strong>in</strong> Beweis dafür, dass auch der Spie-<br />
Me<strong>die</strong>nwissenschaftler John<br />
David Seidler promoviert<br />
am Department „Wissen –<br />
Kultur – Transformation“<br />
der Universität Rostock<br />
<strong>zu</strong>m Thema „(Vorstellungs-)<br />
Bilder von geheimem Wissen<br />
und medialen Strukturen <strong>in</strong><br />
Verschwörungstheorien“.<br />
11<br />
gel e<strong>in</strong> Teil des Komplotts ist.<br />
Man versucht also <strong>die</strong> etablierten Me<strong>die</strong>n<br />
<strong>zu</strong> diskreditieren, um <strong>die</strong> eigenen Botschaften<br />
besser verkaufen <strong>zu</strong> können?<br />
Ja, das ist e<strong>in</strong> ganz billiger rhetorischer Kniff.<br />
Dieses Me<strong>die</strong>nbash<strong>in</strong>g gehört <strong>zu</strong>r Tradition<br />
der Verschwörungstheoretiker. Ich sitze hier<br />
gerade vor e<strong>in</strong>er Schrift aus dem Jahr 1796,<br />
<strong>in</strong> der das abscheuliche literarische Schriftsteller-<br />
und Buchhändlerkomplott gebrandmarkt<br />
wird. Auch damals schon wurde das journalistische<br />
System massiv angegriffen.<br />
Wurde jemals e<strong>in</strong>e Verschwörung mit e<strong>in</strong>er<br />
entsprechenden Theorie aufgedeckt?<br />
Das kann man natürlich nicht vollkommen<br />
ausschließen. Aber bekannt ist ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger<br />
Fall, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong> Großkomplott von Verschwörungstheoretikern<br />
aufgedeckt wurde.<br />
Wie ordnen Sie Spaß-Theorien, wie <strong>die</strong> Bielefeld-Verschwörung<br />
e<strong>in</strong>?<br />
Im Grunde genommen ist <strong>die</strong> Theorie, dass<br />
Bielefeld nicht existiert, e<strong>in</strong> schönes Zeugnis<br />
für <strong>die</strong> Tatsache, dass Verschwörungstheorien<br />
heut<strong>zu</strong>tage nicht immer todernst und Teil<br />
der Populärkultur geworden s<strong>in</strong>d. Es wird<br />
oft spielerisch damit umgegangen, weil Verschwörungstheorien<br />
auch e<strong>in</strong> großes satirisches<br />
Potenzial haben.<br />
Was fasz<strong>in</strong>iert <strong>die</strong> Menschen an<br />
Verschwörungstheorien?<br />
Das Fasz<strong>in</strong>osum ist im Wesentlichen das Geheimnis.<br />
Es ist im fiktiven wie im faktischen<br />
e<strong>in</strong>es der <strong>in</strong>teressantesten Momente, <strong>die</strong> wir<br />
haben.<br />
Warum beschäftigen Sie sich eigentlich so<br />
<strong>in</strong>tensiv mit dem Thema?<br />
E<strong>in</strong> wichtiger Auslöser war, dass es mich tierisch<br />
genervt hat <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Umfeld ständig<br />
<strong>die</strong>se Verschwörungstheorien <strong>zu</strong> hören. Ich<br />
habe mich sehr darüber aufgeregt, weil ich e<strong>in</strong><br />
politisch <strong>in</strong>teressierter Mensch b<strong>in</strong> und glaube,<br />
dass es genug offenliegende Ungerechtigkeiten<br />
<strong>in</strong> der Welt gibt, <strong>die</strong> man anprangern<br />
kann. Verschwörungstheorien ziehen soziale<br />
Ressourcen von <strong>die</strong>sen tatsächlichen Problemen<br />
ab, denn wenn ich das Böse auf der Welt<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unsichtbaren Illum<strong>in</strong>atenbund verorte,<br />
muss ich ja nicht mehr <strong>zu</strong>r Wahl gehen<br />
oder mich gesellschaftlich engagieren. #
„Das wichtigste ist,<br />
sich Mensch <strong>zu</strong> fühlen“<br />
Thomas Lewe spricht nicht nur Deutsch, Englisch und Norwegisch, sondern auch <strong>die</strong> Sprache des Bildes. Er ist<br />
Grafikdesigner und Dozent an me<strong>in</strong>er Erasmus-Hochschule im norwegischen Volda. Bei e<strong>in</strong>em Besuch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
bunten Büro mit Fjordblick berichtet er,auf was man sich als Deutscher <strong>in</strong> the middle of Nowhere gefasst machen<br />
muss und was wir noch von den Norwegern lernen können.<br />
Von Milena Virchow<br />
Ach, Thomas’ Büro <strong>zu</strong> f<strong>in</strong>den ist<br />
leicht“, sagte mir e<strong>in</strong>e Kommiliton<strong>in</strong><br />
vor dem Interviewterm<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Büro, „meistens steht<br />
<strong>die</strong> Tür halb auf und es tönen leise Jazzklänge<br />
aus dem Zimmer.“ Die Tür ist<br />
zwar nicht auf und auch Jazz höre ich<br />
ke<strong>in</strong>en, das Büro f<strong>in</strong>de ich aber trotzdem<br />
schnell. Die Universität <strong>in</strong> Volda<br />
Campus<br />
ist nämlich nicht sehr groß. Gerade mal<br />
2900 Menschen stu<strong>die</strong>ren hier und <strong>die</strong><br />
Gesamtbevölkerung der Stadt beläuft<br />
sich auf nicht mehr als 8000 E<strong>in</strong>wohner.<br />
Thomas Lewe ist e<strong>in</strong>er davon. Se<strong>in</strong><br />
Büro liegt im zweiten Stock des Unigebäudes.<br />
Die Wände der Korridore s<strong>in</strong>d<br />
gelblich und e<strong>in</strong> 70er-Jahre-Flair liegt<br />
<strong>in</strong> der Luft. Ich klopfe an se<strong>in</strong>er braunen<br />
Bürotür. Als<br />
mir e<strong>in</strong> „Ja!“ aus<br />
dem Inneren den<br />
Startschuss <strong>zu</strong>m<br />
E<strong>in</strong>treten gibt, ändert<br />
sich <strong>die</strong> Atmosphäre<br />
schnell. E<strong>in</strong><br />
„E<strong>in</strong> norwegischer Student bemüht sich<br />
um se<strong>in</strong> Studium oft erst im letzten Jahr,<br />
weil ihm <strong>in</strong> den ersten zwei Dritteln <strong>die</strong><br />
Dr<strong>in</strong>glichkeit noch nicht bewusst ist.“<br />
Thomas Lewe<br />
12<br />
buntes Sammelsurium eröffnet sich. An<br />
den Wänden hängen zahllose analoge<br />
Uhren, kle<strong>in</strong>e Fotos, Bilder und Karten.<br />
Zu me<strong>in</strong>er Rechten: kle<strong>in</strong>e gerahmte<br />
Tüten. Was es damit auf sich hat sollte<br />
ich bis <strong>zu</strong>m Ende me<strong>in</strong>es Besuchs nicht<br />
erfahren.<br />
Thomas Lewe ist der e<strong>in</strong>zige deutsche<br />
Dozent an der Uni. Hier unterrichtet er<br />
unter anderem Strategic und Editorial<br />
Design. Zwar wird <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Kursen<br />
auf Englisch kommuniziert, er könnte<br />
aber auch problemlos auf Norwegisch<br />
lehren. Denn Lewe, Jahrgang 1963, lebt<br />
seit 26 Jahren hier, <strong>zu</strong>nächst als Zivil<strong>die</strong>nstleistender,<br />
dann als Student <strong>in</strong><br />
Fotos: Milena Virchow, Privat
Oslo und später beim staatlichen Fernsehsender<br />
NRK. An der Hochschule <strong>in</strong><br />
Volda unterrichtet er seit 1995. Vor se<strong>in</strong>er<br />
Zeit <strong>in</strong> Norwegen wuchs er <strong>in</strong> Bergkamen<br />
bei Unna auf und g<strong>in</strong>g dort <strong>zu</strong>r<br />
Schule erzählt er mit e<strong>in</strong>em kaum hörbaren<br />
westfälischen Akzent. <strong>Auf</strong> das Abitur<br />
folgte e<strong>in</strong> Architekturstudium <strong>in</strong><br />
Münster.<br />
Die deutsche Heimat verließ Thomas<br />
1986 nach drei Gerichtsvorladungen<br />
wegen Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerung. „Damals<br />
hatte ich dr<strong>in</strong>genden Bedarf nach<br />
e<strong>in</strong>er Auszeit.“ Außerdem hat es mich<br />
schon immer aus Deutschland weggezogen.<br />
Nun ist Thomas Lewe aber ke<strong>in</strong>er,<br />
der montags abends mit e<strong>in</strong>em Bier<br />
beim Stammtisch <strong>in</strong> der Kneipe sitzt<br />
und sich über Deutschland, wie das hier<br />
alles so läuft und überhaupt echauffiert.<br />
Stattdessen ermöglichten ihm Reisen<br />
<strong>in</strong>s Ausland schon immer e<strong>in</strong>en anderen<br />
Blick, auf <strong>die</strong> D<strong>in</strong>ge <strong>zu</strong> <strong>Haus</strong>e <strong>zu</strong><br />
gew<strong>in</strong>nen. Dass <strong>die</strong> norwegische Reise<br />
nach dem Zivil<strong>die</strong>nst und dem Design<br />
Studium nicht wieder <strong>zu</strong>rück nach<br />
Deutschland g<strong>in</strong>g, lag daran, dass Thomas<br />
<strong>in</strong> Norwegen nicht nur e<strong>in</strong>en Job,<br />
sondern auch se<strong>in</strong>e spätere Frau fand.<br />
Während der Job auf drei Jahre befristet<br />
war, lebt er mit se<strong>in</strong>er Frau bis heute<br />
<strong>zu</strong>sammen.<br />
Mit ihren drei K<strong>in</strong>dern wohnen <strong>die</strong><br />
Lewes heute mitten <strong>in</strong> Volda. Anders als<br />
viele se<strong>in</strong>er Osloer Grafik-Kollegen fährt<br />
Thomas fünf M<strong>in</strong>uten <strong>zu</strong>r Arbeit. Se<strong>in</strong>e<br />
K<strong>in</strong>der wachsen zweisprachig auf. „Mit<br />
der deutschen Oma können sie sich alle<br />
verständigen – das ist mir wichtig.“<br />
Plötzlich wird das Gespräch jäh unterbrochen.<br />
Etwas blitzt über me<strong>in</strong>e<br />
Schulter. „War das <strong>die</strong> Sonne?"<br />
Wir erschrecken uns selbst darüber,<br />
dass wir bei all dem Regen <strong>in</strong> Volda fast<br />
vergessen haben, wie Sonnenlicht aussieht.<br />
„Das mit dem Regen ist schon<br />
manchmal sehr viel“, f<strong>in</strong>det Lewe. Und<br />
<strong>die</strong> vielen Regentage bildet er sich nicht<br />
e<strong>in</strong>. Voldas Wetter ist vergleichbar mit<br />
dem des dreihundert Kilometer entfernten<br />
Bergens. Mit 248 Regentagen<br />
im Jahr ist <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Regenreichste Stadt<br />
Europas. „Ich mochte schon immer Gegenden,<br />
<strong>die</strong> etwas abseits liegen und<br />
Campus<br />
<strong>die</strong> eben nicht jeder kennt. Großstädte<br />
waren noch nie wirklich me<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g.“<br />
Trotzdem muss er <strong>zu</strong>geben: „Die Dunkelheit<br />
macht mir manchmal schon<br />
ganz schön <strong>zu</strong> schaffen. Also, wenn<br />
es im W<strong>in</strong>ter tagelang wirklich so gar<br />
nicht hell wird, kann man schon mal<br />
schlechte Laune bekommen.“ Nichtsdestotrotz<br />
genießt Thomas se<strong>in</strong> Leben<br />
<strong>in</strong> Norwegen. Hier habe er <strong>die</strong> Ruhe,<br />
<strong>die</strong> er brauche. In Deutschland sei vieles<br />
hektischer, <strong>die</strong> Menschen wirkten<br />
sehr gestresst und der Arbeitskampf<br />
sei deutlich <strong>zu</strong> spüren. In Norwegen sei<br />
das anders. Das merke man alle<strong>in</strong> an<br />
der Arbeitse<strong>in</strong>stellung der Studenten:<br />
"Großstädte waren noch<br />
nie wirklich me<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g.“<br />
Thomas Lewe<br />
„In Norwegen erhält jeder Student vom<br />
Staat e<strong>in</strong> gleich hohes Stu<strong>die</strong>ndarlehen.<br />
Außerdem wissen <strong>die</strong> Studenten, dass<br />
es bei drei Prozent Arbeitslosigkeit im<br />
Land eher schwer wird nach dem Studium<br />
ke<strong>in</strong>en Job <strong>zu</strong> bekommen.“ Diese<br />
Tatsache führe <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er positiven<br />
Arbeitse<strong>in</strong>stellung, allerd<strong>in</strong>gs auch <strong>zu</strong><br />
e<strong>in</strong>er gewissen Naivität: „E<strong>in</strong> norwegischer<br />
Student bemüht sich um se<strong>in</strong> Studium<br />
oft erst im letzten Jahr, weil ihm<br />
<strong>in</strong> den ersten zwei Dritteln <strong>die</strong> Dr<strong>in</strong>g-<br />
13<br />
lichkeit noch nicht bewusst ist.“ Zur<br />
norwegischen Entspannung würden<br />
auch <strong>die</strong> flachen Hierarchien und <strong>die</strong><br />
Gleichberechtigung zwischen Männern<br />
und Frauen beitragen.<br />
Mich <strong>in</strong>teressiert, ob sich Thomas, bei<br />
all den Vorteilen, <strong>die</strong> das Leben <strong>in</strong> Norwegen<br />
mit sich br<strong>in</strong>gt, überhaupt noch<br />
manchmal deutsch fühlt. „Ich fühle<br />
mich jetzt vielleicht eher deutsch, als<br />
<strong>in</strong> der Zeit, als ich <strong>in</strong> Deutschland lebte.“<br />
Er habe zwar e<strong>in</strong>en deutschen Pass,<br />
fühlte sich aber eigentlich schon immer<br />
„wurzellos“. Typisch deutsch f<strong>in</strong>det sich<br />
Thomas wenn Deutschland im Fußball<br />
gew<strong>in</strong>nt, der Handwerker me<strong>in</strong>t, er hät-<br />
te erst <strong>in</strong> drei Monaten Zeit, oder als <strong>die</strong><br />
Deutsche Regierung Bush ihre Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
im Irakkrieg untersagt hat.<br />
Typisch norwegisch sei er dafür,<br />
wenn er sich über <strong>die</strong> deutsche Bürokratie<br />
aufrege. „Aber das wichtigste ist,<br />
sich Mensch <strong>zu</strong> fühlen – egal wo und<br />
mit wem.“<br />
Zum Schluss zeigt mir „Master Thomas“,<br />
wie ihn e<strong>in</strong> russischer Student<br />
e<strong>in</strong>mal nannte, noch se<strong>in</strong>e Sammlungen:<br />
Die analogen Uhren zieren <strong>die</strong> l<strong>in</strong>ke<br />
Wand, <strong>die</strong> Flaschensammlung sei<br />
leider aussortiert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Vitr<strong>in</strong>e bewahrt er alte Glasaugen auf.<br />
Abgehobener, norwegischer Designer?<br />
Nicht wirklich, oder sammelt so jemand<br />
über sechzig gerahmte Kotztüten? #
Fotos: Florian Koch, Privat<br />
<strong>Auf</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Ferne</strong>,<br />
<strong>willkommen</strong> <strong>zu</strong> <strong>Haus</strong><br />
In <strong>die</strong>sem Jahr feiert das Kultprogramm Erasmus se<strong>in</strong>en 25. studi38 hat mit Verantwortlichen und Stu<strong>die</strong>renden<br />
gesprochen und gefragt, was e<strong>in</strong> Auslandssemester so besonders macht und wie das Leben danach weiter geht.<br />
Von Sophie Dannenfeld & L<strong>in</strong>a Bel<strong>in</strong>g<br />
25 Jahre –<br />
e<strong>in</strong>e Zwischenbilanz<br />
„Ich b<strong>in</strong> europäischer geworden!“ So<br />
beschreibt nicht nur Lena ihr Zugehörigkeitsgefühl<br />
nach e<strong>in</strong>em halben Jahr<br />
Auslandsstudium. Initiiert von der Europäischen<br />
Kommission br<strong>in</strong>gt das Austauschprogramm<br />
Erasmus Stu<strong>die</strong>rende<br />
aus allen Ländern Europas <strong>zu</strong>sammen.<br />
Der Leitgedanke ist klar: Europa soll<br />
<strong>zu</strong>sammenwachsen und eben nicht<br />
nur auf politischer und wirtschaftlicher<br />
Ebene. Erasmus fördert deshalb<br />
junge Menschen, <strong>die</strong> sich entscheiden<br />
bis <strong>zu</strong> e<strong>in</strong> Jahr an e<strong>in</strong>er europäischen<br />
Partneruni <strong>zu</strong> stu<strong>die</strong>ren. Und <strong>die</strong> Zahlen<br />
geben der Idee recht: Waren es 1987 europaweit<br />
noch knapp 3000 Outgo<strong>in</strong>gs,<br />
wagen heute über 200 000 Stu<strong>die</strong>rende<br />
im Jahr den Sprung <strong>in</strong>s Ausland. Franzosen,<br />
Spanier und Deutsche führen dem<br />
Deutschen Akademischen Auslands<strong>die</strong>nst<br />
(DAAD) nach mit jeweils 15 Prozent<br />
<strong>die</strong> Liste derer an, <strong>die</strong> mit Erasmus<br />
im Ausland stu<strong>die</strong>ren. Besonders beliebt<br />
s<strong>in</strong>d bei deutschen Stu<strong>die</strong>renden Frankreich,<br />
Spanien, Schweden und England.<br />
Teil des Programms ist <strong>die</strong> Vere<strong>in</strong>barung<br />
auf Stu<strong>die</strong>ngebühren <strong>zu</strong> verzichten und<br />
e<strong>in</strong>e gewisse Grundförderung der Auslandstudenten<br />
<strong>zu</strong> sichern. Im Schnitt<br />
bekommen Stu<strong>die</strong>rende <strong>in</strong> Deutschland<br />
150 bis 200 Euro im Monat. In Braunschweig<br />
ist das Erasmus-Programm der<br />
TU seit 1996 im International Office angesiedelt.<br />
Über <strong>die</strong> Jahre hat sich e<strong>in</strong><br />
Grundstock an Kooperationen gebildet,<br />
sodass Stu<strong>die</strong>rende aus rund 200 Partneruniversitäten<br />
wählen können. Auch<br />
bei der HBK erweitert sich <strong>die</strong> Zahl der<br />
Kooperationen stetig – heute s<strong>in</strong>d es 51<br />
europäische Hochschulen, mit denen<br />
e<strong>in</strong> Austausch möglich ist. In <strong>die</strong>sem<br />
Jahr s<strong>in</strong>d es <strong>zu</strong>sammengenommen ca.<br />
260 Outgo<strong>in</strong>gs der TU, HBK und Ostfalia,<br />
<strong>die</strong> sich für m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> halbes<br />
Jahr Abenteuer entscheiden. Auch <strong>die</strong><br />
Zahl derjenigen, <strong>die</strong> Braunschweig als<br />
Austauschuniversität wählen, ist relativ<br />
stabil. Jährlich entscheiden sich rund<br />
160 Incom<strong>in</strong>gs für <strong>die</strong> TU oder <strong>die</strong> HBK.<br />
Doch welche Motivation steht h<strong>in</strong>ter<br />
<strong>die</strong>ser Völkerwanderung?<br />
„Ich b<strong>in</strong> europäischer<br />
geworden!“<br />
15<br />
<strong>Auf</strong> <strong>zu</strong> neuen Ufern…!<br />
Heute s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Möglichkeiten mobil<br />
<strong>zu</strong> se<strong>in</strong> andere, als noch <strong>zu</strong> den Zeiten<br />
unserer Eltern. Wir können nicht nur<br />
leichter über Grenzen <strong>in</strong> den Urlaub reisen,<br />
auch unser Studium kann grenzüberschreitend<br />
se<strong>in</strong>. Durch das European<br />
Credit Transfer and Accumulation<br />
System (ECTS) ist weitgehend sichergestellt,<br />
dass Leistungen aus dem Europäischen<br />
Hochschulraum vergleichbar<br />
s<strong>in</strong>d und dadurch anrechenbar werden.<br />
Das kann auch Lena bestätigen: „Die<br />
Anrechnung hat super geklappt. Von<br />
beiden Unis aus gab es da ke<strong>in</strong>e Probleme.“<br />
Die steigende Zahl der Erasmus-<br />
Teilnehmer zeigt, dass Stu<strong>die</strong>rende sich<br />
ihre Auszeit trotzdem nehmen und das<br />
nicht nur, um <strong>zu</strong> feiern. Dieser Me<strong>in</strong>ung<br />
ist auch der TU-Erasmus-Koord<strong>in</strong>ator<br />
Björn Mehlhorn: „Wenn ich wirklich<br />
e<strong>in</strong> halbes Jahr lang feiern will,<br />
dann nicht für <strong>die</strong>ses Taschengeld, das<br />
<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden von dem Programm<br />
als Förderung erhalten. Sich alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er fremden Umgebung <strong>zu</strong>recht <strong>zu</strong><br />
f<strong>in</strong>den, das eigene Leben im Ausland <strong>zu</strong><br />
organisieren und sich mit fremden Kulturen<br />
<strong>zu</strong> arrangieren, sollte als ebenso<br />
wertvolle Qualifikation anerkannt werden,<br />
wie <strong>die</strong> erbrachten akademischen<br />
Leitungen.“ Die Bildungsm<strong>in</strong>ister mögen<br />
beschlossen haben <strong>die</strong> Schul- und<br />
Stu<strong>die</strong>nzeit immer mehr e<strong>in</strong><strong>zu</strong>takten.<br />
Für Lena, Harald und Steffen war klar,<br />
dass sie <strong>in</strong>s Ausland wollten, um sich<br />
aus<strong>zu</strong>probieren, e<strong>in</strong>en anderen Alltag<br />
<strong>zu</strong> erleben und andere Themen <strong>zu</strong> be-<br />
Lena, 21, Integrierte Sozialwissenschaften,<br />
lebte e<strong>in</strong> Semester <strong>in</strong> Istanbul →
„Anspannung, Befremdung,<br />
Spaß, Genuss, Entwicklung,H<strong>in</strong>terfragung,<br />
Dialog, Fernweh“<br />
Harald, 33, Wirtschafts<strong>in</strong>genieurwesen, war<br />
<strong>in</strong> Island und Japan<br />
Wie würdest du das, was du erlebt<br />
hast, beschreiben?<br />
Bereichernd. Ich hatte ja volles Stu<strong>die</strong>npensum.<br />
Drei me<strong>in</strong>er fünf Vorlesungen<br />
hatte ich auf Isländisch, was das Leben<br />
nicht leichter, aber <strong>die</strong> Freundschaften<br />
enger gemacht hat. Auch hat mir Island<br />
e<strong>in</strong> Gefühl für Freiheit gegeben.<br />
Wie war es nach Deutschland<br />
<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>kehren?<br />
Recht aufregend, aber mit viel Wehgefühl.<br />
Ich war ja lange weg und da vermisst<br />
man schon se<strong>in</strong>e Freunde hat sich<br />
aber auch weiterentwickelt. Zusätzlich<br />
habe ich durch me<strong>in</strong>en Austausch nach<br />
Island und Japan me<strong>in</strong> eigenes Land mit<br />
all se<strong>in</strong>en Problemen und Eigenheiten <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em anderen Licht erfahren können.<br />
Auslanderfahrung schärft auch den Blick<br />
auf das eigene Land und <strong>die</strong> Diskussionen,<br />
<strong>die</strong> geführt werden.<br />
Wie war <strong>die</strong>se Trauerphase <strong>in</strong><br />
Deutschland?<br />
Ich habe mir das nicht so anmerken lassen<br />
und <strong>zu</strong>dem war <strong>die</strong> Diplomarbeit<br />
bald danach am Laufen. Ich denke normal<br />
s<strong>in</strong>d so drei bis fünf Monate. Aber<br />
ganz geht das Fernweh nicht weg.<br />
Bist du <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art Depression<br />
verfallen?<br />
Ich denke bed<strong>in</strong>gt. Es wird erwartet, dass<br />
man wieder der/<strong>die</strong> „alte“ ist. Nach e<strong>in</strong>er<br />
längeren Zeit im Ausland hat man sich<br />
aber an <strong>die</strong> Kultur des Gastlandes angepasst.<br />
E<strong>in</strong> ganz normaler Prozess <strong>zu</strong>erst<br />
„cultural adoptency“ danach wieder „cultural<br />
hangover“. Sprich: <strong>zu</strong>nächst muss<br />
man sich ans Gastland gewöhnen, danach<br />
wieder an daheim.<br />
Was vermisst du besonders?<br />
Die Freiheit und Ungezwungenheit der<br />
Menschen und <strong>die</strong> Weite des Landes.<br />
Campus<br />
arbeiten als an ihren Heimatunis. Diese<br />
Möglichkeiten machen das Programm<br />
e<strong>in</strong>zigartig und lassen es europaweit<br />
<strong>zu</strong>m Inbegriff für Freiheit avancieren.<br />
Ab <strong>in</strong> <strong>die</strong> Depression…?<br />
Erasmus ist vor allem also e<strong>in</strong>e tolle<br />
Auszeit von dem normalen Stu<strong>die</strong>nalltag<br />
<strong>in</strong> Deutschland. Lena verb<strong>in</strong>det mit<br />
Erasmus das „E<strong>in</strong>tauchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fremde<br />
Kultur und Kennenlernen vieler neuer<br />
Leute aus den unterschiedlichsten<br />
Ländern“. „Freiheit, Feiern, Internationalität,<br />
Kulturen, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> komplett<br />
neues Leben e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den“ assoziiert auch<br />
Steffen, der e<strong>in</strong> Jahr <strong>in</strong> Stockholm gelebt<br />
hat. Doch <strong>die</strong> <strong>in</strong>stitutionalisierte<br />
Auszeit hat auch se<strong>in</strong>e Schattenseite.<br />
Die Diplompsycholog<strong>in</strong> Sigrid Salmen<br />
von der Beratungsstelle des Studentenwerks<br />
erklärt sie so: „Man ist dort mit<br />
anderen Studenten, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> derselben<br />
Situation bef<strong>in</strong>den – vielleicht wie<br />
e<strong>in</strong>e Art high und dann kommt man<br />
wieder runter <strong>in</strong> den nüchternen Alltag.<br />
Das kann hart se<strong>in</strong>.“ In den Erasmuskreisen<br />
kursiert e<strong>in</strong> Begriff, der das <strong>zu</strong>sammenfasst<br />
– <strong>die</strong> Erasmusdepression.<br />
Sie ereilt e<strong>in</strong>en nach der kurzen Euphorie,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Rückkehr <strong>in</strong> <strong>die</strong> Heimat und<br />
das Wiedersehen von Freunden und Fa-<br />
16<br />
milien mit sich br<strong>in</strong>gt. „Back home“ ist<br />
das Interesse an dem Erlebten zwar da,<br />
trotzdem g<strong>in</strong>g auch dort das Leben weiter.<br />
Man hat se<strong>in</strong>e Freunde mit Vorfreude<br />
und Abschiedsschmerz <strong>zu</strong>rückgelassen<br />
und glaubt vielleicht, dass man<br />
nahtlos wieder anknüpfen könnte. „Es<br />
geht darum mit dem Schock, den man<br />
eigentlich erwartet wenn man weggeht<br />
und ihn überraschenderweise bekommt<br />
wenn man wiederkehrt, um<strong>zu</strong>gehen.<br />
Vorher ist man darauf vorbereitet, dass<br />
es nicht ganz e<strong>in</strong>fach werden wird –<br />
e<strong>in</strong>e neue Kultur, neue Umgebung, neue<br />
Menschen. Da hat man e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Haltung.<br />
Wenn man dann <strong>zu</strong>rückkommt,<br />
hat man <strong>die</strong> nicht, weil man ja <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
vertraute Umgebung <strong>zu</strong> den vertrauten<br />
Leuten kommt. Das kennt man alles.<br />
Man kommt nur nach <strong>Haus</strong>e. Die Diskrepanz<br />
zwischen dem, wie man denkt<br />
wie es wird und es tatsächlich wird, <strong>die</strong><br />
ist deutlich größer. Das wird <strong>in</strong> der Literatur<br />
als Re-Entry-Schock beschrieben.<br />
Es ist wieder e<strong>in</strong>e Art Kulturschock“, erklärt<br />
<strong>die</strong> Psycholog<strong>in</strong>. Darum sollte neben<br />
der Vorbereitung auf das Auslandstudium<br />
auch e<strong>in</strong>e Vorbereitung auf <strong>die</strong><br />
Re-Integration stattf<strong>in</strong>den. Zu der Melancholie<br />
und der Trauer über das Zurücklassen<br />
von neugewonnen Freunden<br />
und der zweiten Heimat kommt <strong>die</strong> ent-
Fotos: L<strong>in</strong>a Bel<strong>in</strong>g, Privat<br />
standene Distanz <strong>zu</strong> den eigentlich so<br />
vertrauten Leuten von <strong>zu</strong> <strong>Haus</strong>e und <strong>die</strong><br />
Endzeit-Stimmung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven und<br />
<strong>in</strong>sbesondere – e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>maligen Erfahrung.<br />
Entscheidend ist<br />
<strong>die</strong> Dauer des Trauerns,<br />
denn wenn Antriebslosigkeit<br />
und Unlust unverändert<br />
fortwähren,<br />
man <strong>zu</strong>sätzlich das Gefühl<br />
hat mit niemandem<br />
reden <strong>zu</strong> können,<br />
sollte man sich Hilfe suchen.<br />
H<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er richtigen<br />
Depression vermutet<br />
Sigrid Salmen<br />
aber dann noch weitere<br />
Gründe. Erasmus ist<br />
hier nur der letzte Auslöser.Glücklicherweise<br />
ist das aber nicht bei<br />
der Mehrheit der Fall.<br />
Im Gegenteil: Die psychologischeBeratungsstelle<br />
kennt zwar <strong>die</strong><br />
Thematik, hat aber nur<br />
wenige Stu<strong>die</strong>rende bisher<br />
dah<strong>in</strong>gehend beraten.<br />
„Das Problem wird<br />
<strong>die</strong>se Generation mehr<br />
und mehr haben. Mobilität, Flexibilität<br />
und damit auch das Ankommen und<br />
Weggehen nimmt <strong>zu</strong>.“ Je öfter und rout<strong>in</strong>ierter<br />
das Weggehen, desto erfahrener<br />
wird man im Wiederkommen. „Das<br />
hat auch Kosten. Dem B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />
geht es total <strong>zu</strong> wieder. Alles was<br />
kont<strong>in</strong>uierliche, verlässliche B<strong>in</strong>dun-<br />
„Das Problem wird<br />
<strong>die</strong>se Generation<br />
mehr und mehr<br />
haben. Mobilität, Flexibilität<br />
und damit<br />
auch das Ankommen<br />
und Weggehen<br />
nimmt <strong>zu</strong>.“<br />
Psycholog<strong>in</strong> Sigrid Salmen<br />
Campus<br />
gen angeht, wird erheblich torpe<strong>die</strong>rt.<br />
Man kommt e<strong>in</strong>facher <strong>zu</strong> recht, aber<br />
kann sich unter Umständen nicht mehr<br />
richtig auf etwas e<strong>in</strong>lassen.“<br />
Raus aus der<br />
Depression<br />
Was nun also tun,<br />
wenn e<strong>in</strong>em das gewohnt<br />
bunte Leben<br />
nur noch grau und<br />
trist vorkommt? „Dieses<br />
„ich muss alle<strong>in</strong>e<br />
damit klarkommen“<br />
ist per Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong><br />
höchst unglücklicher<br />
Satz“, lautet prompt<br />
<strong>die</strong> Antwort der Psycholog<strong>in</strong>.<br />
„Man muss<br />
selber damit klarkommen,<br />
aber nicht<br />
alle<strong>in</strong>e. Man sollte es<br />
sogar nicht alle<strong>in</strong>e<br />
tun. Daran arbeiten<br />
wir. In der Isolation<br />
blühen <strong>die</strong> Probleme<br />
eher auf, dann werden<br />
sie größer. Es<br />
geht nicht um Ratschläge<br />
– denn Ratschläge s<strong>in</strong>d auch<br />
Schläge. Die Artikulation, das Bewusstwerden<br />
ist da wichtiger.“ Vielleicht geht<br />
es e<strong>in</strong>em dann irgendwann wie Steffen,<br />
der <strong>die</strong> Fasz<strong>in</strong>ation Erasmus mittlerweile<br />
auch <strong>in</strong> der Heimat leben kann. „Das<br />
ist echt wichtig, im Alten neue D<strong>in</strong>ge <strong>zu</strong><br />
f<strong>in</strong>den.“ #<br />
17<br />
„Das ist wie e<strong>in</strong>e Sucht,<br />
man will danach immer<br />
wieder weg“<br />
Steffen, 24, Luft- und Raumfahrttechnik<br />
verbrachte e<strong>in</strong> Jahr se<strong>in</strong>er Stu<strong>die</strong>nzeit <strong>in</strong><br />
Stockholm<br />
Was ist de<strong>in</strong> Resümee aus dem Jahr?<br />
Erasmus ist wunderbar, <strong>die</strong> Uni war super.<br />
Und ich habe mit Schweden jetzt<br />
ke<strong>in</strong>en krassen Kulturschock erlebt. Es ist<br />
erstaunlich, wie viele Menschen man kennenlernt<br />
von überall auf der Welt. Das<br />
erlebt man <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Stu<strong>die</strong>nalltag nicht<br />
so extrem. Ich habe <strong>in</strong> der Zeit über 200<br />
Leute kennengelernt. Alle werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Pott geworfen, müssen lernen <strong>zu</strong> Recht <strong>zu</strong><br />
kommen, alle wollen Freunde f<strong>in</strong>den.<br />
Wie war es wieder<strong>zu</strong>kommen?<br />
Traurig. Man hatte e<strong>in</strong> neues Leben, es<br />
f<strong>in</strong>g stürmisch an, man hatte Höhen und<br />
Tiefen und dann hört es auch stürmisch<br />
auf. Es ist schon ziemlich hart. Es hat<br />
mich <strong>in</strong> Gedanken immer wieder nach<br />
Stockholm <strong>zu</strong>rückgezogen. Oft habe ich<br />
im Internet nach Verb<strong>in</strong>dungen gesucht,<br />
um nochmal <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong> fahren. Ich habe<br />
es trotzdem sehr geschätzt me<strong>in</strong>e Freunde<br />
wieder<strong>zu</strong>sehen.<br />
Was vermisst du?<br />
Ich vermisse <strong>die</strong> <strong>Auf</strong>regung. Außerdem<br />
hat man jeden Monat, jede Woche, jeden<br />
Tag etwas Neues erlebt. Diese extreme<br />
Abwechslung fehlt auf jeden Fall. Hier ist<br />
mehr Alltag.<br />
Gibt es <strong>die</strong> Erasmusdepression?<br />
Man fällt danach schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Tief re<strong>in</strong>.<br />
Diese Ungebundenheit und Freiheit haben<br />
das Leben dort bestimmt. Das verliert<br />
man hier. Ich war zwei Monate wieder<br />
<strong>in</strong> Deutschland und b<strong>in</strong> dann wieder<br />
h<strong>in</strong>gefahren, um mich nochmal mit mehr<br />
Ruhe von der Zeit verabschieden <strong>zu</strong> können.<br />
Das brauchte ich. Mittlerweile ist es<br />
auch vorbei. Me<strong>in</strong>e Freunde haben mir<br />
da sehr geholfen und <strong>die</strong> Erkenntnis, dass<br />
ich auch hier viel Neues erleben kann.<br />
Das ist echt wichtig, im „Alten“, neue<br />
D<strong>in</strong>ge <strong>zu</strong> f<strong>in</strong>den.
Die letzte Klausur ist geschrieben, <strong>die</strong> letzte <strong>Haus</strong>arbeit<br />
abgegeben. Zum<strong>in</strong>dest für <strong>die</strong>ses Semester.<br />
Nun kann <strong>die</strong> letzte Woche der vorlesungsfreien<br />
Zeit <strong>zu</strong> echten Semesterferien avancieren. Was ich <strong>zu</strong> allererst<br />
feststellen muss: Im Schrank ist nichts <strong>zu</strong>m Anziehen!<br />
Egal! Hauptsache ich kann me<strong>in</strong>e Xbox mit der aktuellen<br />
Fifa-Version füttern und me<strong>in</strong>en Kumpels beim Zocken e<strong>in</strong><br />
kühles Blondes kredenzen. Immer e<strong>in</strong>en flensenden Kasten<br />
parat <strong>zu</strong> haben ist schon irgendwie Luxus für e<strong>in</strong>en bettelarmen<br />
Studenten, oder? E<strong>in</strong>geladen werden <strong>die</strong> Jungs mit e<strong>in</strong><br />
paar Wischbewegungen auf dem glänzenden Touchscreen<br />
unseres Smartphones, das uns <strong>zu</strong>sätzlich jeden Morgen als<br />
400 Euro Wecker <strong>die</strong>nt. Technik! Herrlich! Aber e<strong>in</strong> echter<br />
Luxus ist das Smartphone eigentlich nicht, hat doch<br />
jeder. Die alte Dreckskarre vorm <strong>Haus</strong> ist Luxus.<br />
Zwar nicht durch den Fahrkomfort aber dank ihres<br />
unstillbaren Appetits. Das Auto verlangt gefüttert<br />
<strong>zu</strong> werden! Mit purem Gold! Aber wie<br />
bekommen wir sonst den Grill, <strong>die</strong> Kohle<br />
und etliche flensende Kästen Bier auf<br />
den Bolzplatz? Kicken mit den Kumpels<br />
an e<strong>in</strong>em lauen Frühl<strong>in</strong>gsnachmittag<br />
mit anschließenden Fress- und Saufgelage,<br />
das ist Luxus. E<strong>in</strong> Luxus, bei dem<br />
Von Jasm<strong>in</strong> Feldberg &<br />
Torben Schmacke<br />
Mann sich nur schwer e<strong>in</strong> freudiges Bellgrunzen <strong>in</strong> Tim Taylor<br />
Manier verkneifen kann. <strong>Auf</strong> den Grill kommen ke<strong>in</strong>e<br />
labbrigen Discounter-Würste oder zähes Fleisch aus der Familienpackung.<br />
<strong>Auf</strong> unseren Grill kommen nur fe<strong>in</strong>ste R<strong>in</strong>dersteaks.<br />
Sport und gute Nahrung. E<strong>in</strong> Luxus, der e<strong>in</strong>en<br />
fröhlich und fit hält. Denn <strong>die</strong> Frauenwelt fordert schließlich<br />
e<strong>in</strong>en sportgestählten Adoniskörper. Die Nebenwirkung<br />
<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en rundlichen, aber sehr männlichen<br />
Auswölbung über dem Gürtel lassen wir mal außen<br />
vor. Auch der Luxus sich selbst <strong>zu</strong> genügen muss mal se<strong>in</strong>.<br />
Und <strong>in</strong> der knallbunten, digitalen MMORPG-Welt stört das<br />
eh niemanden. Hier kann Mann endlich mal wieder Jäger<br />
oder Krieger se<strong>in</strong>, so wie unsere Vorfahren, <strong>die</strong> unserem<br />
Grill das Feuer gebracht haben.<br />
Campus<br />
18<br />
Die Deckenwand kommt näher und näher, unzählige<br />
Tage vergehen <strong>in</strong> denselben vier Wänden, <strong>in</strong><br />
derselben gemütlichen - selbstverständlich totschicken!<br />
- Gammel-Hose, doch <strong>die</strong> Lernphase hat e<strong>in</strong> Ende! Was<br />
Frau <strong>zu</strong>allererst mit Entsetzen feststellen muss: da steht e<strong>in</strong><br />
Schrank voller Nichts <strong>zu</strong>m Anziehen. Sie erachtet es als<br />
NOTWENDIGKEIT <strong>die</strong>s <strong>zu</strong> ändern – da der Spaßfaktor <strong>in</strong><br />
letzter Zeit eh e<strong>in</strong> wenig <strong>zu</strong> kurz kam, müsste sich <strong>die</strong>ser<br />
<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>iger Euros ja noch im Portemonnaie bef<strong>in</strong>den<br />
und da der teure rosé-Asti nun mal <strong>in</strong> Gesellschaft e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />
Überlebenschance hat, werden prompt <strong>die</strong> Mädels<br />
auf den Plan gerufen. Am nächsten Tag schreit der Körper<br />
förmlich nach Erholung – da <strong>die</strong>ser <strong>in</strong> Notfallsituationen<br />
sofort Signale aussendet, sollte Frau <strong>die</strong>se dr<strong>in</strong>gendst<br />
ernst nehmen und liegen bleiben.<br />
Nach vollendetem Schlaf spricht der Körper<br />
wieder mit uns: frische Luft, Bewegung,<br />
Abschalten. Nun, hier muss sich Frau gleich<br />
um vier Aspekte kümmern! Erstens: Auspowern,<br />
um biologisches Gleichgewicht wiederher<strong>zu</strong>stellen.<br />
Zweitens: Auspowern – <strong>die</strong> Männerwelt<br />
fordert schließlich e<strong>in</strong>en Knackpo.<br />
Drittens: Auspowern, <strong>die</strong> teuren ASICS-Laufschuhe<br />
(absolut notwendig für lange Erhaltung der Kniegelenke)<br />
der letzten unvermeidbaren Shopp<strong>in</strong>g-Tour sollen<br />
auch halten, was sie versprechen. Und anschließend viertens:<br />
ausgiebige Nahrungs<strong>zu</strong>fuhr mit gekochtem Ei, frischem<br />
Lachs und Géramont-Käse – selbstverständlich nur<br />
aufgrund der hervorragenden Zusammenset<strong>zu</strong>ng der Nährwerte,<br />
der Körper schreit doch schon wieder! Und gleichzeitig<br />
verlangt doch das männliche Geschlecht nach e<strong>in</strong>er<br />
frischen und gesunden Ausstrahlung. Luxus?! Für viele Frauen<br />
leider heut<strong>zu</strong>tage immer noch e<strong>in</strong> Fremdwort – <strong>in</strong> ihrer<br />
aufopferungswürdigen Art, stets besorgt um das Wohlergehen<br />
ihres Umfeldes, gönnt sie sich nach all den Strapazen<br />
am Abend doch noch e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Luxus-Artikel: <strong>die</strong> unverschämt-teure<br />
und kle<strong>in</strong>e Milka-Torte für fünf Euro aus<br />
dem Tiefkühlfach!
Fotos: L<strong>in</strong>a Bel<strong>in</strong>g, Mike Lawton, Privat<br />
Campus<br />
Frag Vati …<br />
Der Stu<strong>die</strong>nanfang bedeutet meist auch <strong>die</strong> Abnabelung vom Elternhaus - schließlich spr<strong>in</strong>gt der geme<strong>in</strong>e<br />
Erstsemester aus dem heimischen Nest direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue, fremde Welt und ist fortan bei den Herausforderungen<br />
des Alltags auf sich alle<strong>in</strong> gestellt. Nach e<strong>in</strong>igen Ratschlägen von Mutti <strong>in</strong> der letzten Ausgabe präsentiert studi38<br />
deshalb hier sechs Überlebenstipps, <strong>die</strong> Vati <strong>zu</strong>m Crocodile Dundee des <strong>Haus</strong>halts machen...<br />
Von Kathr<strong>in</strong> Haßler<br />
Silikon-Fugen selbst erneuern<br />
Die vorher gere<strong>in</strong>igte Fuge mit Silikon<br />
ausspritzen. Damit es e<strong>in</strong>e glatte<br />
Oberfläche wird e<strong>in</strong>fach <strong>die</strong> Fuge<br />
mit Glas-Re<strong>in</strong>iger oder Spülmittelwasser<br />
besprühen und mit dem<br />
Zeigef<strong>in</strong>ger <strong>die</strong> ganze Fuge<br />
entlang streichen.<br />
Verstopfter Abfluss<br />
Ist der Abfluss mal verstopft und<br />
man hat ke<strong>in</strong>en Pümpel <strong>zu</strong>r Hand,<br />
kann man ganz e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Plastikflasche<br />
umfunktionieren.<br />
Da<strong>zu</strong> braucht man e<strong>in</strong>e Flasche mit<br />
e<strong>in</strong>em Flaschenhals der ungefähr so<br />
breit ist wie der Abfluss. Nun Wasser<br />
e<strong>in</strong>füllen, auf den Abfluss stellen<br />
und <strong>die</strong> Flasche immer wieder<br />
<strong>zu</strong>sammendrücken. Im nu<br />
ist der Abfluss wieder frei.<br />
4<br />
1<br />
Dübel aus der Wand bekommen<br />
Damit man große Dübel aus der<br />
Wand bekommt wenn man mal<br />
ke<strong>in</strong> passendes Werkzeug hat,<br />
nimmt man e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen<br />
Korkenzieher.<br />
Diesen dreht man <strong>in</strong> den Dübel und<br />
zieht ihn dann langsam aber mit Kraft<br />
heraus.<br />
Regal ohne Wasserwaage<br />
aufhängen<br />
E<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Glas halbvoll mit<br />
Wasser befüllen und <strong>die</strong> Obergrenze<br />
mit e<strong>in</strong>em Stift oder Klebestreifen markieren.<br />
Dann das Glas <strong>in</strong>s Regal stellen,<br />
es gerade ausrichten und Bohrlöcher<br />
anzeichnen.<br />
19<br />
3<br />
2<br />
Dübel <strong>in</strong> bröckeliger Wand<br />
Im Altbau ist es häufiger der Fall,<br />
dass e<strong>in</strong> Bohrloch bröckelig und<br />
brüchig ist. Um trotzdem etwas<br />
aufhängen <strong>zu</strong> können, das<br />
Bohrloch etwas tiefer bohren<br />
und mit Zahnstochern auffüllen.<br />
Wasserhahn entkalken ohne<br />
abschrauben<br />
E<strong>in</strong>en Wasserhahnkopf entkalken<br />
ist manchmal sehr mühsam. E<strong>in</strong>facher<br />
geht’s mit e<strong>in</strong>em, mit Essigessenz<br />
gefüllten Luftballon, den man<br />
über den Wasserhahn stülpt und<br />
ihn über Nacht e<strong>in</strong>wirken lässt.<br />
Wichtig dabei ist, dass der Wasserhahn<br />
komplett mit Essigessenz bedeckt<br />
ist.<br />
5 6
arrierefreiheit im test<br />
braunschweig.de<br />
Die Webseite der Stadt Braunschweig<br />
ist mit e<strong>in</strong>er soliden<br />
Schriftvergrößerung, guter Tastaturbe<strong>die</strong>nbarkeit<br />
und e<strong>in</strong>er<br />
übersichtlichen Version für mobile<br />
Geräte <strong>die</strong> beste im Testfeld.<br />
ostfalia.de<br />
Die Webseite der FH Ostfalia bietet<br />
mit Sprungstellen <strong>zu</strong>m Inhalt<br />
und e<strong>in</strong>er nützlichen Navigationshistorie<br />
e<strong>in</strong>e gute Zugänglichkeit,<br />
leider s<strong>in</strong>d nicht alle<br />
Navigationsbereiche über <strong>die</strong><br />
Tastatur ansprechbar.<br />
bsvag.de<br />
Die Braunschweiger Verkehrsgesellschaft<br />
hat ihre Seite überarbeitet<br />
und e<strong>in</strong>e saubere Struktur<br />
geschaffen. Die Fahrplanauskunft<br />
wurde <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em umfangreichen<br />
Formular ausgeweitet,<br />
das sich nicht ohne weiteres per<br />
Tastatur be<strong>die</strong>nen lässt.<br />
Campus<br />
alexander menzel (rechts) und maximilian<br />
rosenfeld surfen im wolfenbüttler<br />
<strong>in</strong>tegrations- und therapiezentrum<br />
Grenzenlos<br />
barriErEFrEihEit ist auch im <strong>in</strong>tErnEt wichtig<br />
Von Robert Schulz<br />
In Deutschland leben laut Statistischem<br />
Bundesamt rund sieben Millionen<br />
schwerbeh<strong>in</strong>derte Menschen,<br />
e<strong>in</strong>ige von ihnen haben kognitive oder<br />
sensomotorische Störungen, andere<br />
s<strong>in</strong>d sehbeh<strong>in</strong>dert oder können ihre<br />
Gliedmaßen nicht <strong>in</strong> vollem Umfang<br />
bewegen.<br />
Für <strong>die</strong>se Menschen kann das Internet<br />
e<strong>in</strong>en besonders großen Mehrwert<br />
bieten. Bl<strong>in</strong>de können sich digitale Texte<br />
vorlesen oder auf e<strong>in</strong>er Braillezeile<br />
<strong>in</strong> Bl<strong>in</strong>denschrift ausgeben lassen. Sehschwache<br />
können Bildschirmkontrast<br />
und Schriftgröße an ihre Gewohnheiten<br />
anpassen, Bewegungsbeh<strong>in</strong>derte <strong>die</strong><br />
Steuerung des Computers ihren Fähigkeiten<br />
entsprechend e<strong>in</strong>richten. Autisten<br />
können geschützte, an ihre Bedürfnisse<br />
angepasste Angebote nutzen. So<br />
20<br />
wird digitale Kommunikation für e<strong>in</strong>e<br />
Zielgruppe <strong>zu</strong>gänglich, <strong>die</strong> sonst <strong>in</strong> vielen<br />
Bereichen des gesellschaftlichen Lebens<br />
mit Barrieren konfrontiert ist. Für<br />
Beh<strong>in</strong>derte ist das Internet e<strong>in</strong> Segen.<br />
Theoretisch.<br />
In der Praxis s<strong>in</strong>d viele Webangebote<br />
jedoch nicht auf <strong>die</strong> Bedürfnisse der<br />
Zielgruppe ausgelegt. Häufig ergeben<br />
sich Layouts aus technischen Strukturen<br />
und <strong>die</strong> Gestaltung orientiert sich<br />
am ästhetischen Empf<strong>in</strong>den von Sehenden.<br />
Die eigentlichen Inhalte werden<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong>se Strukturen e<strong>in</strong>gepfercht. Ob<br />
<strong>die</strong> Inhalte e<strong>in</strong>er Webseite wahrgenommen<br />
werden können, hängt dann von<br />
der verwendeten Hard- und Software<br />
des Nutzers ab. Als Webseitenbetreiber<br />
hilft e<strong>in</strong> grundlegendes Wissen über <strong>die</strong><br />
Zielgruppe und ihre Geräte, um <strong>die</strong> ei-
Fotos: Robert Schulz<br />
genen Seiten <strong>zu</strong>gänglich <strong>zu</strong> halten. Alexander<br />
Perl, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
an der Technischen Universität<br />
Braunschweig, hat sich <strong>zu</strong>r <strong>Auf</strong>gabe gemacht,<br />
das Bewusstse<strong>in</strong> für <strong>die</strong> verschiedenen<br />
bee<strong>in</strong>trächtigten Nutzergruppen<br />
von Webangeboten <strong>zu</strong> wecken. Mit angehenden<br />
Wirtschafts<strong>in</strong>formatikern<br />
entwickelt Perl e<strong>in</strong>e Plattform auf der<br />
sich Beh<strong>in</strong>derte des Wolfenbüttler Integrations-<br />
und Therapiezentrum (ITZ)<br />
des Deutschen Roten Kreuz’ untere<strong>in</strong>ander<br />
und mit Freunden und Familie<br />
austauschen können.<br />
„Das Web ist Teil unserer Gesellschaft,<br />
an der natürlich auch Beh<strong>in</strong>derte teilhaben<br />
sollen“, sagt Perl. Um das <strong>zu</strong> erreichen,<br />
lassen sich Perls Stu<strong>die</strong>rende e<strong>in</strong>iges<br />
e<strong>in</strong>fallen: Statt mit Worten soll auf<br />
der Webplattform auch mit Bildern und<br />
Symbolen gearbeitet werden. Um sich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en geschützten Bereich der Platt-<br />
CopyShops<br />
Hagenmarkt 14<br />
38100 Braunschweig<br />
Tel. 05 31-1 33 99<br />
www.archiplot.de<br />
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Heidmann. Telefon: (0531) 39 00-125<br />
E-Mail: kathar<strong>in</strong>a.heidmann@bzv.de<br />
Campus<br />
form e<strong>in</strong><strong>zu</strong>kl<strong>in</strong>ken, wählen Menschen<br />
mit Schreib-Lese-Schwäche, anstatt e<strong>in</strong>es<br />
Benutzernamens e<strong>in</strong> Bild von sich<br />
und e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus Symbolen als<br />
Kennwort.<br />
Das Erstellen barrierefreier Angebote<br />
hält Webseiten jedoch nicht nur für<br />
Schwerbeh<strong>in</strong>derte <strong>zu</strong>gänglich. Auch<br />
viele Senioren haben spezielle Rezeptionsgewohnheiten<br />
und oftmals e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte<br />
visuelle Wahrnehmung.<br />
Um <strong>die</strong>se Zielgruppen nicht aus<strong>zu</strong>grenzen<br />
gibt es Richtl<strong>in</strong>ien, an <strong>die</strong> sich <strong>die</strong><br />
Ersteller von Webseiten halten können.<br />
Dass dadurch Komfort und Design auch<br />
für andere Nutzer nicht e<strong>in</strong>geschränkt<br />
werden, zeigen <strong>die</strong> Webseiten der Lebenshilfe<br />
und der Aktion Mensch.<br />
Für Bundesbehörden ist Barrierefreiheit<br />
für Webseiten längst gesetzlich<br />
vorgeschrieben. Für E<strong>in</strong>richtungen von<br />
Land und Kommunen sowie private Un-<br />
ternehmen gibt es aber bisher ke<strong>in</strong>e<br />
verb<strong>in</strong>dlichen Vorschriften. „Auch privatwirtschaftliche<br />
E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d<br />
Teil der Gesellschaft und müssen ihre<br />
Verantwortung <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser wahrnehmen“,<br />
weiß Perl.<br />
Spätestens <strong>in</strong> unserer stetig alternden<br />
Gesellschaft wird Barrierefreiheit<br />
jedoch nicht mehr vom Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>zelner<br />
abhängen, sondern <strong>zu</strong>r wirtschaftlichen<br />
Notwendigkeit. #<br />
E<strong>in</strong> besonders empfehlenswertes<br />
Informationsangebot <strong>zu</strong>m<br />
Thema Barrieren im Netz und<br />
barrierefreies Webdesign ist <strong>die</strong><br />
Seite der Initiative „E<strong>in</strong>fach für<br />
Alle“ →www.e<strong>in</strong>fach-fuer-alle.de der<br />
Aktion Mensch.<br />
… genießen Sie e<strong>in</strong> Stück Türkei<br />
– Aktion <strong>zu</strong>m Kennenlernen<br />
Alle<br />
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I<br />
Öko<br />
Das Umweltbewusstse<strong>in</strong> hat sich<br />
<strong>in</strong> den vergangen Jahren stark<br />
verändert. Immer mehr Menschen<br />
beziehen Öko-Strom und kaufen Bio-<br />
Lebensmittel. Jugendumweltpark<br />
und Kernbeißer s<strong>in</strong>d zwei Initiativen<br />
Braunschweiger Bürger, <strong>die</strong> sich<br />
auf unterschiedliche Weise mit<br />
<strong>die</strong>sem Thema befassen. <strong>Auf</strong> Seite 24<br />
erklärt <strong>die</strong> Soziolog<strong>in</strong> Amrit Bruns<br />
H<strong>in</strong>tergründe.<br />
Von Senem Göcmen<br />
Campus<br />
Es liegt Schnee. Nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />
<strong>die</strong> beste Jahreszeit um <strong>in</strong>s Grüne<br />
<strong>zu</strong> fahren. An dem kle<strong>in</strong>en Tor<br />
<strong>zu</strong>r Straße tief im westlichen R<strong>in</strong>ggebiet<br />
steht „Jugendumweltpark“. R<strong>in</strong>gs<br />
herum: Firmengelände und bescheidene<br />
Häuser. E<strong>in</strong> schmaler Weg führt<br />
zwischen Bäumen und Büschen h<strong>in</strong>durch<br />
und an e<strong>in</strong>em Bauwagen vorbei,<br />
aus dem Peter Lustig rauskommen und<br />
<strong>zu</strong>m Tee e<strong>in</strong>laden könnte. Plötzlich öffnet<br />
sich das Gelände und <strong>die</strong> strahlende<br />
Sonne taucht alles <strong>in</strong> Glitzer. Mitten<br />
dr<strong>in</strong> steht e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Häuschen,<br />
dessen vordere Seite ganz aus Glas ist.<br />
„Das gehört <strong>zu</strong>m Konzept“, erklären<br />
Maik Südewold und Florian Fischer später,<br />
<strong>die</strong> schon dort warten. Sie engagieren<br />
sich seit fast zehn Jahren für das<br />
JUP. Beide stu<strong>die</strong>ren an der TU Braunschweig<br />
Biologie, Flo schreibt gerade an<br />
se<strong>in</strong>er Doktorarbeit.<br />
Der Jugendumweltpark ist e<strong>in</strong> Projekt<br />
des Ökoscouts e.V. <strong>Auf</strong> der 2500 Quadratmeter<br />
großen Fläche der ehemaligen<br />
22<br />
Gärtnerei <strong>in</strong> der Kreuzstraße ist seit der<br />
Gründung 1993 e<strong>in</strong> Park entstanden, <strong>in</strong><br />
dem größtenteils Gartenbau und Landwirtschaft<br />
betrieben wird. Jeder kann<br />
bei dem Projekt mitmachen und <strong>zu</strong>m<br />
Beispiel Gemüse anbauen oder sich<br />
handwerklich betätigen.<br />
„Den Rahmen bildet dabei das Pr<strong>in</strong>zip<br />
der Permakultur“, erklärt Maik. Ziel ist<br />
es langfristig funktionierende Kreisläufe<br />
<strong>zu</strong> schaffen, <strong>die</strong> möglichst naturnah<br />
s<strong>in</strong>d. So wird das Gelände beispielsweise<br />
<strong>in</strong> Zonen e<strong>in</strong>geteilt: Der Ofen steht<br />
direkt vor dem <strong>Haus</strong>, da er öfters genutzt<br />
wird. Gewächshaus und Kartoffelbeet<br />
liegen, weil sie nicht häufig aufgesucht<br />
werden müssen, weiter vom <strong>Haus</strong><br />
entfernt. In Südostasien und Australien<br />
ist <strong>die</strong>ses Pr<strong>in</strong>zip der Zonene<strong>in</strong>teilung<br />
verbreiteter, da <strong>die</strong> landwirtschaftlichen<br />
Betriebe weitläufiger s<strong>in</strong>d und<br />
man so Wege sparen kann.<br />
Maik und Flo haben auf dem Spaziergang<br />
durch den Park viel <strong>zu</strong> erzählen.<br />
Alles hat hier se<strong>in</strong>en Platz und trägt<br />
Fotos: Senem Göcmen. Privat
<strong>zu</strong>m Gesamtkonzept bei. So ist <strong>die</strong> Glasfassade<br />
des Lehmhauses nach Süden<br />
ausgerichtet, damit <strong>die</strong> Sonnenwärme<br />
<strong>zu</strong>m Heizen genutzt werden kann. Der<br />
davor angelegte Teich soll da<strong>zu</strong> <strong>die</strong>nen,<br />
auch noch <strong>die</strong> letzten Sonnenstrahlen<br />
auf <strong>die</strong> Glasfront <strong>zu</strong> reflektieren und<br />
den Effekt <strong>zu</strong> verstärken. „Leider ist<br />
er ausgetrocknet“, sagt Flo. „E<strong>in</strong>es der<br />
nächsten Vorhaben wird es se<strong>in</strong>, den<br />
Teich wieder ‚wasserdicht’ <strong>zu</strong> machen.“<br />
Im Kompostklo spült man nicht mit<br />
Wasser, sondern schüttet Späne h<strong>in</strong>terher.<br />
Besonders stolz s<strong>in</strong>d sie aber auf<br />
<strong>die</strong> neu gebaute Wasserpumpe: Zusammen<br />
mit den Solarzellen auf dem Dach<br />
des <strong>Haus</strong>es ermöglicht<br />
sie, unabhängig von<br />
der städtischen Versorgung<br />
<strong>zu</strong> se<strong>in</strong>. Energieversorgung<br />
und Recycl<strong>in</strong>g<br />
s<strong>in</strong>d wichtige<br />
Aspekte von Permakultur.<br />
Frei nach <strong>die</strong>sem<br />
Vorsatz stammen<br />
<strong>die</strong> meisten Materialien,<br />
mit denen im JUP<br />
gebaut wird, aus Bauschutt<br />
oder s<strong>in</strong>d Spenden.<br />
Zwar wird der<br />
Park vom JugendumweltnetzwerkNiedersachsen<br />
und der Stadt<br />
Braunschweig unterstützt,<br />
doch kommt es<br />
vor allem auf <strong>die</strong> ehrenamtliche<br />
Tätigkeit<br />
der Mitglieder an. „Unter<br />
Permakultur versteht<br />
man aber auch<br />
<strong>die</strong> Schaffung von sozialen<br />
Infrastrukturen“,<br />
„Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Bio-<br />
Laden mit e<strong>in</strong>em<br />
Sortiment, ähnlich<br />
dem normalen<br />
Biofachhandel.“<br />
Hella Rosenkranz<br />
erklärt Maik später auf dem Weg <strong>zu</strong>m<br />
Büro der Ökoscouts im Madamenweg.<br />
Es gibt Tee und Vollkornkekse. An den<br />
Wänden stapeln sich Filme und Bücher,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ecke ist e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>i-Weltladen aufgebaut.<br />
„Im JUP machen wir viele Workshops,<br />
<strong>in</strong> denen es häufig um Umweltbildung<br />
geht. Es gibt beispielsweise<br />
Sem<strong>in</strong>are <strong>zu</strong> Baumklettern, Bogenbau<br />
oder Vogelexkursionen, bei denen man<br />
durch <strong>die</strong> Stadt zieht und horcht, welche<br />
Arten dort leben.“ Diese Workshops<br />
Campus<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel umsonst. Natürlich<br />
ist der JUP auch politisch<br />
aktiv und hat <strong>zu</strong>sammen<br />
mit vielen anderen Initiativen<br />
bei der Aktion „Lichterkette<br />
2012“ gegen <strong>die</strong> Atomenergie<br />
demonstriert. Mit dabei waren<br />
auch <strong>die</strong> Mitglieder der<br />
Kernbeißer e.G. Prom<strong>in</strong>ent<br />
platziert im Schaufenster des<br />
Genossenschaftsladens im Bültenweg<br />
hängt das große, gelbe<br />
„A“. Der Kernbeißer ist e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>er Laden mit schmalen Gängen,<br />
gesäumt von hohen Regalen <strong>in</strong> denen<br />
sich Gläser, Dosen und Tüten stapeln.<br />
Mittendr<strong>in</strong> Kisten<br />
mit Obst und Gemüse.<br />
„Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Bio-<br />
Laden mit e<strong>in</strong>em Sortiment,<br />
ähnlich dem<br />
normalen Biofachhandel“,<br />
erklärt Hella Rosenkranz.<br />
Die Geoökolog<strong>in</strong><br />
arbeitet an der<br />
TU Braunschweig und<br />
ist Vorstandsmitglied<br />
bei Kernbeißer. Der<br />
Unterschied aber ist,<br />
dass beim Kernbeißer<br />
nur Mitglieder e<strong>in</strong>kaufen<br />
können und der<br />
Laden selbstverwaltet<br />
ist. Dementsprechend<br />
können <strong>die</strong> Produkte<br />
günstiger angeboten<br />
werden. <strong>Auf</strong> den Netto-Preis<br />
der Lieferanten<br />
gibt es e<strong>in</strong>en Ladenaufschlag<br />
von 10<br />
Prozent. Gew<strong>in</strong>ne erwirtschaftet<br />
der Laden<br />
nicht. Um Genossenschaftsmitglied <strong>zu</strong><br />
werden, kauft man e<strong>in</strong>malig e<strong>in</strong>en Anteil<br />
<strong>in</strong> Höhe von m<strong>in</strong>destens 50 Euro.<br />
„Das ist unsere Wirtschaftsgrundlage.<br />
F<strong>in</strong>anzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng von Außerhalb<br />
bekommen wir nicht“, sagt Hella.<br />
Sie ist seit 2006 dabei.<br />
Angefangen hat alles mit e<strong>in</strong>er Food-<br />
Coop, bei der sich Menschen privat <strong>zu</strong>sammen<br />
gefunden haben, um Produkte<br />
von regionalen Erzeugern <strong>zu</strong> bestellen.<br />
„Das waren dann D<strong>in</strong>ge wie Getrei-<br />
23<br />
Das lehmhaus ist über viele Jahre <strong>in</strong> lehmbauworkshops<br />
entstanden. Die meisten<br />
materialien s<strong>in</strong>d gespendet.<br />
de, <strong>die</strong> man auch gut <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er WG-Küche<br />
lagern konnte. Mit steigendem Bedarf,<br />
war es dann möglich auch frische<br />
Sachen, wie Obst und Gemüse <strong>zu</strong> bestellen.“<br />
1993 konnte dann das erste<br />
Ladengeschäft eröffnet werden. „Der<br />
Grundgedanke ist der e<strong>in</strong>er Verbraucher-Erzeuger-Genossenschaft.<br />
Wir<br />
wollen e<strong>in</strong> Netzwerk aus uns, <strong>die</strong> hier<br />
e<strong>in</strong>kaufen und den Erzeugern, <strong>die</strong> uns<br />
beliefern.“ Auch der soziale Gedanke<br />
spielt e<strong>in</strong>e Rolle, da <strong>die</strong> Lebensmittel<br />
vergleichsweise günstig s<strong>in</strong>d. Mittlerweile<br />
gibt es bei Kernbeißer ausschließlich<br />
Bio-Produkte. Das war nicht immer<br />
so. „Es gibt unterschiedliche Me<strong>in</strong>ungen<br />
<strong>zu</strong>r Ausrichtung des Ladens. Manche<br />
würden lieber auf Tiefkühlware<br />
verzichten, und wünschen sich e<strong>in</strong> ausschließlich<br />
saisonales Angebot. Andere<br />
denken, dass wir Richtung Bio-Laden<br />
mit Vollsortiment gehen müssen.“<br />
Um Kosten <strong>zu</strong> sparen wird der Laden<br />
von se<strong>in</strong>en Mitgliedern geführt. Es ist<br />
erwünscht, dass sich jeder nach Mög- →<br />
Info<br />
Jugendumweltpark<br />
Kreuzstraße 62, Braunschweig<br />
→www.jugendumweltpark.de<br />
Treffen: Donnerstags, 16 Uhr<br />
Kernbeißer<br />
Bültenweg 71, Braunschweig<br />
→www.kernbeisser-bs.de<br />
Infoveranstaltung: Jeden 2. Dienstag<br />
im Monat, 20 Uhr
lichkeit drei Stunden im Monat betätigt:<br />
Kassieren, Käsepflege, Waren e<strong>in</strong>räumen<br />
oder Öffentlichkeitsarbeit – je<br />
nach Vorliebe. Komplett selbstverwaltet<br />
geht es aber nicht mehr. „Auch wir haben<br />
den gesellschaftlichen Wandel bemerkt<br />
und mussten e<strong>in</strong>e bezahlte Stelle<br />
schaffen.“ <strong>Auf</strong> <strong>die</strong> Frage h<strong>in</strong>, warum<br />
sie im Kernbeißer ist, antwortet Hella:<br />
„In der Fachschaft der Geoökologen,<br />
war der Kernbeißer bekannt. Natürlich<br />
war ich durch das Studium auch schon<br />
für solche D<strong>in</strong>ge sensibilisiert. Man darf<br />
<strong>die</strong> Natur nicht vernachlässigen und<br />
hier ist e<strong>in</strong>e Möglichkeit etwas <strong>zu</strong> tun.“<br />
Für viele der älteren Mitglieder ist auch<br />
<strong>die</strong> Geme<strong>in</strong>schaft und <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />
e<strong>in</strong> Grund, beim Kernbeißer ak-<br />
Wieso gibt es heute so viele Bio-Produkte?<br />
Das Image von „Öko“ hat sich gewandelt. Vor<br />
20 Jahren waren Bioprodukte eher verschrien<br />
und ke<strong>in</strong> Lebensstil, den man haben wollte.<br />
Heute wollen viele Leute bewusst nach Außen<br />
tragen, dass sie ökologisch leben. Das Pr<strong>in</strong>zip<br />
nennen wir Lifestyle of Health and Susta<strong>in</strong>ability<br />
(LOHAS). Es ist neu und e<strong>in</strong>fach hip,<br />
kann aber auch e<strong>in</strong>en Pferdefuß haben: Zum<br />
Beispiel, wenn ich mit me<strong>in</strong>em SUV <strong>zu</strong>m Bio-<br />
Laden fahre. Nichtsdestotrotz gibt es e<strong>in</strong> Verlangen<br />
sich bewusst <strong>zu</strong> ernähren. Man möchte<br />
sich und se<strong>in</strong>er Familie etwas Gutes tun. Gerade<br />
bei den jungen Familien sieht man das.<br />
Was ist LOHAS genau?<br />
E<strong>in</strong>e Klientel, <strong>die</strong> aus jungen Menschen mit<br />
gutem E<strong>in</strong>kommen besteht. Es tut ihnen nicht<br />
weh, wenn sie sich ausschließlich von Bio-Produkten<br />
ernähren. Sie tragen das Lebensgefühl<br />
Bio auch nach außen.<br />
Was s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Folgen?<br />
Es gibt immer mehr Produkte mit Öko-Siegel.<br />
Mit steigendem Bedarf stellt sich auch <strong>die</strong><br />
Frage, wie ökologisch so e<strong>in</strong>e Herstellung noch<br />
se<strong>in</strong> kann. Dennoch ist es e<strong>in</strong> gutes Signal,<br />
dass <strong>die</strong> Produkte trotz des höheren Preises<br />
gekauft werden und der Absatzmarkt steigt.<br />
Das E<strong>in</strong>kaufsverhalten ist aber nicht <strong>in</strong> jedem<br />
Campus<br />
maik südewold (l<strong>in</strong>ks) und Florian<br />
Fischer im büro der Ökoscouts.<br />
tiv <strong>zu</strong> se<strong>in</strong>. So gibt es geme<strong>in</strong>same Fahrradtouren<br />
<strong>zu</strong> den Höfen oder We<strong>in</strong>- und<br />
Käseproben von den Erzeugern. Bei den<br />
neueren Mitglieder geht es eher um den<br />
Bio-Gedanken und das günstige E<strong>in</strong>kaufen.<br />
„Auch hier sieht man e<strong>in</strong>e Verände-<br />
24<br />
rung.“ So unterschiedlich <strong>die</strong> Projekte<br />
auch ersche<strong>in</strong>en - für Hella,<br />
Maik und Flo geht ihr Engagement<br />
weit über e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Freizeitbeschäftigung<br />
h<strong>in</strong>aus und ersche<strong>in</strong>t<br />
eher als logische Konsequenz e<strong>in</strong>er<br />
bewussten Lebense<strong>in</strong>stellung. Warum<br />
es vielleicht nicht verwunderlich,<br />
dass <strong>die</strong> drei Interviewpartner<br />
aus ähnlichen Fachbereichen kommen,<br />
erklärt <strong>die</strong> Soziolog<strong>in</strong> Amrit<br />
Bruns im unten stehenden Interview.<br />
Privat kennen <strong>die</strong> drei Stu<strong>die</strong>renden<br />
sich übrigens nicht. Maik: „Da wir<br />
nur e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, dürfen wir unsere<br />
Ernte nicht gewerblich anbieten. Sie<br />
ist nur <strong>zu</strong>m eigenen Verzehr.“ Schade<br />
eigentlich. #<br />
„Bioprodukte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach hip“<br />
Fall nachhaltig, wenn man sich beispielsweise<br />
an den Diox<strong>in</strong>-Skandal er<strong>in</strong>nert, wo plötzlich<br />
alle Bio-Eier ausverkauft waren. Jetzt ist das<br />
nicht mehr der Fall. Die Leute s<strong>in</strong>d wieder <strong>in</strong><br />
traditionelle E<strong>in</strong>kaufsmuster <strong>zu</strong>rückgefallen.<br />
Zum Engagement: Ist der Umweltbereich<br />
besonders beliebt?<br />
Wenn man Menschen nach den Problemen<br />
unserer Gesellschaft fragt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Politik lösen<br />
muss und ke<strong>in</strong>erlei Antwortmöglichkeit<br />
vorgibt, nennen immer mehr von ihnen Umweltschutz<br />
als prioritär. Umweltbewusstse<strong>in</strong><br />
und <strong>die</strong> Rezeption <strong>die</strong>ses Themas hat sich<br />
verstärkt. Es ist <strong>zu</strong>dem gesellschaftlich anerkennt,<br />
sich für <strong>die</strong> Umwelt <strong>zu</strong> engagieren und<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel e<strong>in</strong>e Gemüsekiste <strong>zu</strong> bestellen,<br />
auf den Markt <strong>zu</strong> gehen oder eben Bäume <strong>zu</strong><br />
pflanzen. Es gibt <strong>in</strong> der Region auch Unternehmen,<br />
<strong>die</strong> sich für Umweltbelange engagieren<br />
und sich das sehr demonstrativ auf <strong>die</strong><br />
Fahnen schreiben.<br />
um den <strong>in</strong>tergenerationalen Gedanken, dass<br />
<strong>die</strong> Generationen nach mir e<strong>in</strong>en ähnlichen<br />
Stand haben. Oder man ist jemand, dem <strong>die</strong><br />
Natur und das, was um e<strong>in</strong>en herum passiert<br />
total wichtig ist. Hier <strong>in</strong> der Region haben wir<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel das Asse-Problem. Also überdenken<br />
<strong>die</strong> Menschen <strong>die</strong> Frage von Atommüllentlagerung<br />
ganz anders, als wenn sie woanders<br />
leben. Es spielt also auch <strong>die</strong> Betroffenheit immer<br />
e<strong>in</strong>e Rolle. #<br />
Gibt es sogar e<strong>in</strong>e Rückbes<strong>in</strong>nung auf das Amrit Bruns ist Soziolog<strong>in</strong> am<br />
Naturerlebnis, wie <strong>in</strong> der Romantik? Institut für Sozialwissenschaften<br />
Umweltschutz und Naturschutz s<strong>in</strong>d zwei un- der TU Braunschweig. Zu ihren<br />
terschiedliche D<strong>in</strong>ge. Es ist wichtig <strong>zu</strong> diffe- Forschungsschwerpunkten<br />
Göcmen<br />
renzieren: Geht es um mich selbst, dass ich gehören das Umweltbewusstse<strong>in</strong><br />
Senem<br />
ke<strong>in</strong>e gespritzten Äpfel essen möchte und im und -verhalten.<br />
Hühnchen ke<strong>in</strong> Antibiotika ist. Oder geht es Fotos:
studi38.tv<br />
Stu<strong>die</strong>ren <strong>in</strong> der Region<br />
EINSCHALTEN!!!<br />
Freuen Sie sich auf Themen aus den Bereichen Campus,<br />
Wissenschaft und Karriere - von Studenten für Studenten!<br />
unter www.studi38.tv<br />
Auch auf TV38, jeden ersten Montag im Monat<br />
jeweils um 18 und 20 Uhr e<strong>in</strong>e neue Folge.<br />
Ab 7. Mai 2012
Der Moment nach …<br />
vom magischEn augEnblick nach grossEn ErFolgEn oDEr niEDErlagEn<br />
Von Daniela Viehmeier & Madele<strong>in</strong>e Ott<br />
Campus<br />
Prospekte durchgeblättert, der dritte<br />
Beratungsterm<strong>in</strong> vorbei. Mit<br />
oder ohne bestellen? Mit. Noch<br />
mal überlegen. Dann schließlich bestellt.<br />
Noch fünf Wochen… Noch 21<br />
Tage… Noch 76 Stunden… In drei M<strong>in</strong>uten<br />
macht der Laden auf und es ist soweit.<br />
Endlich steht es da: das neue rote<br />
Auto, mit allen Extras, frisch poliert.<br />
Wie lange arbeitet man darauf h<strong>in</strong><br />
und spart, macht sich Gedanken und<br />
fragt jeden <strong>zu</strong>m x-ten Mal um Rat? Dann<br />
ist er endlich da, <strong>die</strong>ser e<strong>in</strong>e Moment.<br />
Doch was danach kommt, ist genauso<br />
spannend. Egal ob positives Kauferlebnis<br />
oder Abstieg der Basketballtruppe,<br />
alles löst etwas <strong>in</strong> uns aus. Die Reaktionen<br />
und Gefühle s<strong>in</strong>d verschieden und<br />
können lange andauern. Doch woran<br />
genau liegt das? Diplom-Psycholog<strong>in</strong><br />
Helga Rattay verrät uns, dass Glück e<strong>in</strong><br />
biochemischer Prozess ist. „Man wird<br />
überflutet mit entsprechenden Hormonen,<br />
dadurch entsteht e<strong>in</strong> Flow – im<br />
positiven oder im negativen S<strong>in</strong>ne, als<br />
Glück oder als Stress.“ Außerdem ist es<br />
ganz wichtig, dass man Glücksmomente<br />
nicht verallgeme<strong>in</strong>ern kann. „Glück<br />
ist immer e<strong>in</strong>e subjektive Empf<strong>in</strong>dung.“<br />
Was als Glück oder Stress empfunden<br />
wird, hängt also von der persönlichen<br />
Beziehung <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em Objekt ab.<br />
Rattay gibt e<strong>in</strong> Beispiel: „Wenn Sie<br />
e<strong>in</strong>en Hund auf der Straße sehen,<br />
dann ist es nicht automatisch so,<br />
dass <strong>die</strong>ser Hund Sie entweder <strong>zu</strong><br />
Begeisterungsstürmen h<strong>in</strong>reist<br />
oder <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er Panikattacke. Das ist<br />
erst e<strong>in</strong>mal nur e<strong>in</strong> Hund. Aber er<br />
kann als Stressauslöser <strong>die</strong>nen, im<br />
Guten wäre das dann Glück, aber natürlich<br />
auch <strong>zu</strong>m Schlechten. Und das<br />
wäre dann Distress.“ Wie unterschiedlich<br />
<strong>die</strong>se Empf<strong>in</strong>dungen se<strong>in</strong> können,<br />
zeigen <strong>die</strong> folgenden Beispiele.<br />
26<br />
… der Klausur<br />
E<strong>in</strong>e Prüfungssituation ist anstrengend.<br />
Wochenlang bereitet<br />
man sich darauf vor und lernt<br />
bis spät <strong>in</strong> <strong>die</strong> Nacht. Hängt von<br />
<strong>die</strong>ser Prüfung <strong>die</strong> Entscheidung<br />
über das weitere Studium ab,<br />
zittern <strong>die</strong> Hände noch mehr.<br />
Marco, 25, befand sich <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser<br />
Situation: Vor der Bachelorarbeit<br />
blieb für ihn nur noch Mathe.<br />
„Hätte ich <strong>die</strong>sen letzten<br />
Versuch nicht bestanden, wären<br />
drei Jahre umsonst gewesen“, erzählt<br />
er rückblickend. Als er den<br />
Prüfungsraum verließ, war er erleichtert<br />
– doch <strong>die</strong> Ungewissheit,<br />
ob er bestanden hatte, blieb.<br />
E<strong>in</strong>e Woche später kam Freitagnacht<br />
um halb 12 <strong>die</strong> Email mit<br />
dem Ergebnis: „Mir fiel e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong><br />
vom Herzen. Ich war e<strong>in</strong>fach<br />
nur glücklich. Endlich konnte<br />
ich wieder an andere Sachen<br />
denken.“
Fotos: ciprian.chiru, Daniela Viehmeier, Hugh Lee, Kersten A. Riechers, Muhammad Ilman Akbar, Kasia<br />
… dem Abstieg<br />
Es war das alles entscheidende Spiel.<br />
Wie so oft g<strong>in</strong>g es für das Basketballteam<br />
USC Magdeburg<br />
gegen<br />
den Erzrivalen<br />
Berl<strong>in</strong>. „Gew<strong>in</strong>nen<br />
wir, steigen<br />
<strong>die</strong> ab – gew<strong>in</strong>nen<br />
<strong>die</strong>, steigen<br />
wir ab“, erklärt<br />
Nora, 24, <strong>die</strong> Situation.Spannend<br />
war es <strong>die</strong><br />
ganze Zeit und dann, <strong>in</strong> der letzten<br />
Sekunde, machten <strong>die</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />
noch den entscheidenden Wurf.<br />
„Wir verloren mit e<strong>in</strong>em Punkt.<br />
… der Theaterpremiere<br />
… der Suche<br />
Campus<br />
Wenn man überlegt, welche Momente danach<br />
uns bewegen, fallen e<strong>in</strong>em viele e<strong>in</strong>. Zum Beispiel<br />
der Moment nach dem Auspacken des<br />
falschen Geschenks. Sicher hat jeder schon<br />
unerwünschte Socken oder Stehrumsel bekommen.<br />
Doch fragt man auf dem Campus, dann<br />
s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Gesichter ratlos: „Ähm… Ja, eigentlich<br />
nicht“. In Zeiten von digitalen Wunschzetteln,<br />
Geld- und Gutsche<strong>in</strong>geschenken kommen solche<br />
Ausrutscher unter Großeltern, Eltern und<br />
Freunden sche<strong>in</strong>bar immer weniger vor. Umso<br />
besser. Denn was dann bleibt, ist also <strong>die</strong> Freude<br />
über das richtige Geschenk – e<strong>in</strong> Moment <strong>zu</strong>m<br />
genießen...<br />
Das war e<strong>in</strong>er unserer schlimmsten<br />
Spieltage.“ Während <strong>die</strong> Berl<strong>in</strong>er den<br />
Sieg <strong>in</strong> der eigenen Halle ausgelassen<br />
feierten, g<strong>in</strong>g das Magdeburger Team<br />
mit hängenden<br />
Köpfen vom<br />
Platz. Nachdem<br />
das Team über<br />
zehn Jahre <strong>in</strong><br />
der ersten Regionalliga<br />
gespielt<br />
hatte, musste sie<br />
nun mit dem Abstieg<br />
fertig werden.<br />
„Es war e<strong>in</strong><br />
merkwürdiges Gefühl“, er<strong>in</strong>nert sich<br />
Nora. „Niemand hat gesprochen. Jeder<br />
saß fassungslos und enttäuscht<br />
auf dem Hallenboden.“<br />
„Total aufgepuscht. Es hat e<strong>in</strong>fach super<br />
geklappt! Es war e<strong>in</strong> aufbrausendes<br />
Gefühl… <strong>die</strong> Energie auf der Bühne. Es<br />
war e<strong>in</strong>fach total geil“ Merle, 24, war total<br />
außer Atmen als sie nach der Premiere<br />
von „Die Ähnlichen“, e<strong>in</strong> Stück von<br />
Botho Strauss, von der Bühne stürmte.<br />
Merle spielte <strong>die</strong> Rolle der Vilma. Wochenlang hatte <strong>die</strong> Theatergruppe der TU<br />
Braunschweig geprobt und dann g<strong>in</strong>g es endlich <strong>in</strong>s Audimax. „Das Problem war,<br />
dass während der Woche im Audimax ja noch Vorlesungen stattgefunden haben<br />
und wir deshalb unsere Bühne immer wieder auf- und abbauen mussten, bevor es<br />
richtig losg<strong>in</strong>g.“ Aber das hat eigentlich alles ganz gut geklappt. „E<strong>in</strong> paar Pannen<br />
s<strong>in</strong>d uns während der <strong>Auf</strong>führung passiert… Trotzdem war es super!“<br />
27<br />
… der Ungewissheit<br />
Steffi, 26, hatte e<strong>in</strong>en langen Bewerbungsprozess<br />
h<strong>in</strong>ter sich. Darum<br />
freute sie sich umso mehr,<br />
als <strong>die</strong> erste E<strong>in</strong>ladung <strong>zu</strong>m Gespräch<br />
sogar von ihrem Wunscharbeitgeber<br />
kam. Nach ihrem<br />
Psychologie-Studium bewarb sie<br />
sich auf e<strong>in</strong>e Stelle als Psychotherapeut<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> Ausbildung. Sie<br />
traf auf zwei Oberärzte und e<strong>in</strong>en<br />
Verwaltungsangestellten,<br />
„alle dist<strong>in</strong>guiert aussehend“, er<strong>in</strong>nert<br />
sie sich. Das Gespräch verlief<br />
entspannt, wenn auch mit<br />
fachlichen Fragen. E<strong>in</strong>e Woche<br />
später traf Steffi <strong>die</strong> Oberärzt<strong>in</strong><br />
der Station, <strong>die</strong> beim Gespräch<br />
nicht dabei war. Auch dort verlief<br />
alles sehr positiv und Steffi war<br />
sich sicher: „Wenn <strong>die</strong> Oberärzt<strong>in</strong><br />
ihr Okay gibt, dann nehmen<br />
<strong>die</strong> mich.“ Doch <strong>die</strong> schüttelte<br />
nur den Kopf, denn das würde<br />
<strong>die</strong> Verwaltung entscheiden.<br />
Diese konnte ke<strong>in</strong>e Zusage erteilen:<br />
„Ich sollte e<strong>in</strong>en Monat warten.“<br />
Da am nächsten Tag noch<br />
e<strong>in</strong>e andere Kl<strong>in</strong>ik <strong>die</strong> Zusage haben<br />
wollte, überlegte Steffi: „Lieber<br />
den Spatz <strong>in</strong> der Hand als <strong>die</strong><br />
Taube auf dem Dach!“ Sie sagte<br />
der anderen Kl<strong>in</strong>ik <strong>zu</strong>. E<strong>in</strong> paar<br />
Tage später rief ihre Wunschkl<strong>in</strong>ik<br />
dann doch noch an und wollte<br />
sie e<strong>in</strong>stellen. Steffi lehnte ab:<br />
„Ich b<strong>in</strong> total <strong>zu</strong>frieden mit me<strong>in</strong>er<br />
Entscheidung. Auch wenn<br />
das Gehalt am Anfang e<strong>in</strong> bisschen<br />
niedriger ist, hätte ich es<br />
nicht besser treffen können.“ #
Von der<br />
Natur lernen<br />
Klebeband Gecksk<strong>in</strong><br />
Erst kürzlich haben US-Forscher<br />
e<strong>in</strong>en Klebefilm entwickelt,<br />
der Schrauben und Bohren<br />
überflüssig werden lässt. Mit<br />
Hilfe von Gecksk<strong>in</strong> lassen<br />
sich schwere Gegenstände<br />
mit wenig <strong>Auf</strong>wand und ohne<br />
Rückstände an den Wänden<br />
befestigen. Vorbild für <strong>die</strong>ses<br />
besondere Klebeband waren <strong>die</strong><br />
Eigenschaften des Geckofußes,<br />
welcher das Vielfache se<strong>in</strong>es<br />
eigenen Körpergewichts sogar<br />
an glatten Oberflächen mühelos<br />
tragen kann.<br />
Wissenschaft<br />
DiE bionik ErForscht PhänomEnE DEr natur<br />
Von Ronny Fichte & G<strong>in</strong>ger Re<strong>in</strong>cke<br />
Schon immer hat der Mensch es verstanden,<br />
<strong>die</strong> Rohstoffe der Natur <strong>zu</strong><br />
nutzen, exemplarisch schon beim<br />
<strong>Haus</strong>- oder Werkzeugbau <strong>in</strong> der Ste<strong>in</strong>-<br />
und Jungste<strong>in</strong>zeit. Doch erst im Laufe<br />
der vergangenen Jahre haben <strong>die</strong> Wissenschaftler<br />
angefangen, <strong>die</strong> Natur mit<br />
anderen Augen <strong>zu</strong> betrachten. Deren<br />
Konstruktionen s<strong>in</strong>d nämlich oft weitaus<br />
stabiler, durchdachter und ökologischer<br />
als <strong>die</strong> vom Menschen geschaffenen.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel: Bei e<strong>in</strong>em Autounfall<br />
mit e<strong>in</strong>em Baum ist <strong>die</strong> menschliche<br />
Konstruktion der natürlichen unterlegen<br />
– <strong>die</strong> Karosserie ist oftmals stark<br />
zerstört, während der Baum unversehrt<br />
sche<strong>in</strong>t. Hier lohnt sich nicht nur e<strong>in</strong><br />
Blick auf <strong>die</strong> offensichtlichen, sondern<br />
vor allem auf <strong>die</strong> mikroskopischen und<br />
geometrischen F<strong>in</strong>essen der Natur. „Bionik<br />
bedeutet Lernen von der Natur. Das<br />
Gelernte soll nicht nur kopiert, sondern<br />
verstanden und auf den besonderen<br />
Anwendungsfall übertragen werden“,<br />
so Professor Jörg Melcher vom<br />
Institut für Faserverbundleichtbau und<br />
Adaptronik am Deutschen Zentrum<br />
28<br />
Professor Jörg melcher,<br />
Dlr braunschweig<br />
für Luft- und Raumfahrt (DLR). Im Falle<br />
des Baumes ist es nicht nur <strong>die</strong> spezielle<br />
Faserstruktur, sondern „vor allem<br />
<strong>die</strong> traktroide Form se<strong>in</strong>es Stammfußes,<br />
<strong>die</strong> ihm Stabilität verschafft und lokale<br />
Spannungsspitzen und Kerbspannungen<br />
vermeidet.“ Generell taucht der<br />
vom Menschen oft verwendete rechte<br />
W<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> der Natur sehr selten auf. In<br />
ebenen Strukturen sorgen dafür <strong>zu</strong>m<br />
Beispiel W<strong>in</strong>kel von 120 Grad für e<strong>in</strong>e<br />
gleichmäßige Weiterleitung von Kräf-
Foto: wildxplorer, Privat, Matt Re<strong>in</strong>bold, Jeff Kub<strong>in</strong>a, Ed Cox<br />
Haifischhaut<br />
für Flugzeuge<br />
Seit geraumer Zeit existiert e<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>novatives Lacksystem, das es<br />
ermöglicht, <strong>die</strong> Treibstoffkosten<br />
und den CO2- Verbrauch <strong>zu</strong><br />
reduzieren. Es orientiert sich<br />
an den Schuppen schnell<br />
schwimmender Haie, welche<br />
so aufgebaut s<strong>in</strong>d, dass sie<br />
den Strömungswiderstand<br />
verr<strong>in</strong>gern. Die Rezeptur<br />
kann Dank der verwendeten<br />
Nanopartikel, sowohl hohen<br />
Temperaturschwankungen,<br />
<strong>in</strong>tensiver UV-Bestrahlung und<br />
hoher mechanischer Belastung<br />
standhalten. Würde man <strong>die</strong>s<br />
auf jedes Flugzeug anwenden,<br />
bedeutete <strong>die</strong>s e<strong>in</strong>e jährliche<br />
Ersparnis von 4,48 Millionen<br />
Tonnen Treibstoff. Auch bei<br />
W<strong>in</strong>denergieanlagen ließe sich<br />
<strong>die</strong>ser Lack effizient e<strong>in</strong>setzen.<br />
ten und Stabilität. E<strong>in</strong>em 120-Grad-W<strong>in</strong>kel<br />
und damit dem hexagonalen Muster<br />
be<strong>die</strong>nen sich auch Bienen beim<br />
Bau ihrer Waben. Sie konstruieren hierbei<br />
aus Wachs runde Hohlzyl<strong>in</strong>der, deren<br />
Zellwände nur wenige Mikrometer<br />
dick s<strong>in</strong>d. Gleichzeitig erwärmen sie das<br />
Wissenschaft<br />
Wachs auf bis <strong>zu</strong> 40 Grad Celsius, welches<br />
nun durch Selbstorganisation <strong>die</strong><br />
energetisch günstigste Form annimmt.<br />
Der so entstehende hexagonale Wabenverbund<br />
ist sehr präzise und im abgekühlten<br />
Zustand äußerst belastbar. Die<br />
Waben <strong>die</strong>nen Bienen aber nicht nur<br />
<strong>zu</strong>r Nahrungsspeicherung und <strong>Auf</strong><strong>zu</strong>cht.<br />
Über sie können auch <strong>die</strong> von<br />
Bienen <strong>zu</strong>r Kommunikation erzeugten<br />
Vibrationen weitergeleitet werden,<br />
da sie optimal an <strong>die</strong> Anregungen der<br />
durch <strong>die</strong> Bienen hervorgerufenen Kräfte<br />
angepasst s<strong>in</strong>d. „Beide Systeme, also<br />
<strong>die</strong> Wabe und der Bienenbrustkorb,<br />
besitzen hierbei <strong>die</strong>selbe resonanzfrequenz,<br />
bei der <strong>die</strong> Kommunikation stattf<strong>in</strong>det<br />
und e<strong>in</strong>e optimale impedanzanpassung<br />
ermöglicht. Energetisch günstiger<br />
geht es def<strong>in</strong>itiv nicht, sagt uns jedenfalls<br />
<strong>die</strong> Physik“, so Melcher. Basierend<br />
auf der natürlichen Struktur der<br />
Bienenwaben entwickelt man im DLR<br />
<strong>in</strong> Braunschweig derzeit piezoelektrische<br />
wandler, <strong>die</strong> im Leichtbau verwendet<br />
werden sollen. „Allerd<strong>in</strong>gs bestehen<br />
sie nicht aus Wachs, sondern aus Piezokeramiken,<br />
<strong>die</strong> bei rund 1400 Grad mit<br />
e<strong>in</strong>em Laser ges<strong>in</strong>tert werden“, erklärt<br />
Melcher. Während des s<strong>in</strong>terns bilden<br />
sich durch Selbstorganisation <strong>die</strong> optimalen<br />
Abrundungen an den Ecken der<br />
hexagonalen Zellen – <strong>die</strong> Piezowaben<br />
entstehen also wie von selbst. Die piezokeramischen<br />
Wandler ermöglichen<br />
bei e<strong>in</strong>er optimalen Leistungsübertragung<br />
e<strong>in</strong>e gleichmäßige Verteilung der<br />
mechanischen Spannung auf dem belasteten<br />
Material und könnten für Innovation<br />
im Leichtbau sorgen. „Weitere<br />
mögliche Verwertungsgebiete s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />
Kommunikationstechnik, Raumfahrt<br />
oder der Fahrzeugbau“, betont Melcher.<br />
Dieses und noch zahlreiche andere Projekte<br />
machen deutlich, dass das Potential<br />
der Natur noch lange nicht ausgeschöpft<br />
ist und <strong>die</strong> Forschung noch viel<br />
von ihr lernen kann. Bionik ist e<strong>in</strong>e<br />
üppig sprudelnde Quelle von Möglichkeiten,<br />
der Natur ihre „e<strong>in</strong>fachen“ Geheimnisse<br />
<strong>zu</strong> entlocken, um sie dann <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> „nicht e<strong>in</strong>facheren“ Bedürfnisse der<br />
Menschen um<strong>zu</strong>setzen. Also: Augen auf<br />
beim nächsten Spaziergang! #<br />
29<br />
Resonanzfrequenz<br />
Die Frequenz e<strong>in</strong>es schw<strong>in</strong>gungsfähigen<br />
Systems, bei der das Verhältnis zwischen<br />
E<strong>in</strong>gang und Ausgang m<strong>in</strong>imal ist.<br />
Impedanz<br />
In <strong>die</strong>sem Fall der Widerstand der Waben<br />
gegenüber den von Bienen erzeugten Vibrationen,<br />
welcher m<strong>in</strong>imal ist.<br />
Piezoelektrische Wandler<br />
Feste Materialien mit piezoelektrischen<br />
Eigenschaften reagieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em elektrischen<br />
Feld mit e<strong>in</strong>er Veränderung der<br />
Form bzw. bei mechanischer Beanspruchung<br />
mit dem <strong>Auf</strong>treten e<strong>in</strong>er Polarisationsspannung.<br />
Wandler ermöglichen <strong>die</strong><br />
Umwandlung von mechanischer Energie <strong>in</strong><br />
elektrische Energie und umgekehrt.<br />
S<strong>in</strong>tern<br />
Bedeutet, dass der Stoff auf Temperaturen<br />
unterhalb se<strong>in</strong>er Schmelztemperatur erhitzt<br />
wird, wobei nur wenige Ausgangsstoffe<br />
aufgeschmolzen werden.<br />
Der Eiffelturm<br />
Bei der Konstruktion des<br />
324 Meter hohen Eiffelturms<br />
orientierte sich Maurice<br />
Koechl<strong>in</strong> vor 125 Jahren an<br />
der Struktur des menschlichen<br />
Oberschenkelknochens. Dieser ist<br />
das perfekte Beispiel dafür, dass<br />
große Belastungen bereits mit<br />
ger<strong>in</strong>gem Materialaufwand bei<br />
e<strong>in</strong>er besonderen Konstruktion<br />
aus<strong>zu</strong>halten s<strong>in</strong>d. Wie das<br />
Innere des Femurkopfes wird<br />
der Eiffelturm von Querstreben<br />
und Bögen gestützt, wodurch<br />
das Gewicht auf <strong>die</strong> Seite<br />
verlagert und Richtung Boden<br />
gelenkt wird. Auch wenn man<br />
heut<strong>zu</strong>tage weiß, dass man<br />
den Eiffelturm noch leichter<br />
hätte bauen können, war <strong>die</strong><br />
Leichtbaukonstruktion der Natur<br />
damals schon das Vorbild.
Schubladendenken –<br />
Jeder ist betroffen!<br />
Wir werden tagtäglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schublade gesteckt oder stecken andere h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Das Pr<strong>in</strong>zip ist auch auf dem Campus<br />
weit verbreitet, wie unsere kle<strong>in</strong>e Umfrage gezeigt hat. studi38 präsentiert deshalb <strong>die</strong> fiesesten Vorurteile über<br />
bekannte Stu<strong>die</strong>ngänge und hat mit Professor<strong>in</strong> Cornelia Dowl<strong>in</strong>g gesprochen. Die Psycholog<strong>in</strong> erklärt warum uns<br />
Schubladendenken auch helfen kann und wie Vorurteile eigentlich entstehen.<br />
Von Melanie Mattei & Mara Granic & Daria Beier<br />
Was genau ist denn der Unterschied zwischen<br />
Vorurteilen und Stereotypen<br />
Vorurteile bestehen aus der Me<strong>in</strong>ung, <strong>die</strong><br />
man über andere Personen hat, <strong>die</strong> sogenannte<br />
kognitive E<strong>in</strong>stellungskomponente. Diese<br />
kann negativ oder positiv se<strong>in</strong>. Die Stereotype<br />
s<strong>in</strong>d Verallgeme<strong>in</strong>erungen und treffen nicht<br />
auf alle <strong>zu</strong>, können jedoch statistisch durchaus<br />
signifikant se<strong>in</strong>.<br />
Wenn ich jetzt sage ich stu<strong>die</strong>re Psychologie,<br />
dann sagen alle: „Du analysierst mich<br />
gleich.“ Ist das eher e<strong>in</strong> Stereotyp oder e<strong>in</strong><br />
Vorurteil?<br />
Ich würde sagen, das ist e<strong>in</strong> Stereotyp und<br />
kann positiv wie negativ geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>. Zum<br />
Beispiel ,,Oh, sag mir doch wer ich b<strong>in</strong>“ oder<br />
,,Oh, um Himmels Willen, du kannst mich ja<br />
durchschauen“. Zum Vorurteil wird es, wenn<br />
jemand sagt: ,,Ne<strong>in</strong>, mit der möchte ich nichts<br />
<strong>zu</strong> tun haben, weil sie mich analysiert.“<br />
Wie werden Vorurteile denn gebildet?<br />
Das fängt schon <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit an und kann<br />
bereits im K<strong>in</strong>dergarten beobachtet werden.<br />
Also, ich würde sagen Vorurteile werden<br />
gelernt.<br />
Was sagt <strong>die</strong> wissenschaftliche Forschung<br />
über Vorurteile?<br />
Bei der Forschung werden drei Arten von Vorurteilen<br />
unterschieden. Die offenen Vorurteile,<br />
„Ich habe etwas gegen Frauen, da ich etwas<br />
gegen e<strong>in</strong>e bestimmte M<strong>in</strong>derheit habe.“ Vorurteile<br />
werden somit offen geäußert, <strong>die</strong> Vorurteile<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>em bewusst und man ist stolz<br />
darauf. Dann gibt es <strong>die</strong> modernen oder subtilen<br />
Vorurteile, hier sagt man meistens: ,,Ich<br />
habe nichts gegen <strong>die</strong>se Gruppe‘‘, aber wenn<br />
Wissenschaft<br />
Informatik<br />
„Nerds, <strong>die</strong> im Keller leben“<br />
man dann gefragt wird, wie sympathisch e<strong>in</strong>em<br />
<strong>die</strong>se Gruppe ist, dann ist das Resultat<br />
meist negativer. Die subtilen oder modernen<br />
Vorurteile gibt es <strong>in</strong> vielen Ländern der westlichen<br />
Welt, auch über Europa h<strong>in</strong>weg.<br />
Werden <strong>die</strong> subtilen Vorurteile bewusst<br />
wahrgenommen?<br />
Es ist e<strong>in</strong>em bewusst, dass man nicht möchte,<br />
dass beispielsweise Personen aus e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derheit<br />
der eigenen Familie <strong>zu</strong> nahe kommen.<br />
Probleme treten also bei Situationen der sozi-<br />
30<br />
Freie Kunst<br />
„Ke<strong>in</strong>en Plan vom Leben“<br />
alen Nähe auf, obwohl man beispielsweise bei<br />
der Arbeit mit <strong>die</strong>sen Leuten wunderbar auskommt<br />
und nichts gegen sie hat. Das heißt, es<br />
gibt vorgeschobene Gründe, doch wir me<strong>in</strong>en,<br />
dass wir ke<strong>in</strong>e Vorurteile haben.<br />
Die Vorurteile gegen e<strong>in</strong>e bestimmte Gruppe<br />
von Stu<strong>die</strong>renden, können also <strong>zu</strong>rückgenommen<br />
werden wenn e<strong>in</strong>zelne aus <strong>die</strong>ser<br />
Gruppe näher kennengelernt werden?<br />
Ja, auf jeden Fall. Dabei kann natürlich e<strong>in</strong>e<br />
Abspaltung passieren, wenn man das Vorur-<br />
Fotos: Mara Granic, Privat
Masch<strong>in</strong>enbau<br />
„Karohemd und Samenstau“<br />
teil hat: ,,Frauen eignen sich nicht für den Ingenieursberuf‘‘<br />
und dann werden e<strong>in</strong>ige tüchtige<br />
Ingenieursstudent<strong>in</strong>nen kennengelernt,<br />
dann könnte man sagen, <strong>die</strong> s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Ausnahme,<br />
aber Frauen im Allgeme<strong>in</strong>en eignen<br />
sich nicht dafür. Das ist natürlich nicht me<strong>in</strong>e<br />
Me<strong>in</strong>ung, im Gegenteil, ich wünsche mir mehr<br />
Frauen im Ingenieursberuf. (lacht)<br />
Was ist <strong>die</strong> dritte Form der Vorurteile?<br />
Die automatischen Vorurteile, das s<strong>in</strong>d Vorurteile,<br />
<strong>die</strong> oft aus der K<strong>in</strong>dheit stammen ganz<br />
Psychologie<br />
Wissenschaft<br />
Professor<strong>in</strong> Cornelia<br />
Dowl<strong>in</strong>g ist seit 1986 an<br />
der TU Braunschweig tätig<br />
und arbeitet <strong>zu</strong>sätzlich an<br />
der Hochschule der Polizei<br />
Hamburg. Dort lehrt sie unter<br />
anderem Sozialpsychologie<br />
und Personalführung<br />
für Polizeibeamte<br />
und Angestellte im<br />
Sicherheitsmanagement.<br />
„Durchgedrehte E<strong>in</strong>zelgänger“<br />
stark durch Erfahrung geprägt und somit unbewusst<br />
s<strong>in</strong>d. Getestet werden sie mit dem<br />
„Implicit Association Test‘‘.<br />
Wie sieht das konkret aus?<br />
In ihm werden Leuten kurze Reize dargeboten<br />
und dann wird <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er anderen <strong>Auf</strong>gabe<br />
<strong>die</strong> Reaktionszeit gemessen. Diese Reize können<br />
z.B. Wörter oder auch Gesichter se<strong>in</strong>. Bei<br />
Wörtern wie Frieden und Para<strong>die</strong>s müssen<br />
sie <strong>die</strong>,, gut-Taste‘‘ drücken. Bei Wörtern wie<br />
Hölle oder Schmach sollte schnellstmöglich <strong>die</strong><br />
31<br />
„böse- Taste“ gedrückt werden.<br />
S<strong>in</strong>d Vorurteile evolutionspsychologisch<br />
fun<strong>die</strong>rt?<br />
Es gibt evolutionspsychologische Argumente,<br />
<strong>die</strong> sagen Vorurteile <strong>die</strong>nen dem Überleben,<br />
dadurch dass man unterscheiden kann,<br />
wer der Eigengruppe oder der Fremdgruppe<br />
angehört.<br />
Haben Vorurteile somit auch Vorteile?<br />
Das kann ich schwer sagen. Stereotype helfen<br />
dabei Leute schnell <strong>zu</strong> klassifizieren und z.B.<br />
im Polizeiberuf ist es natürlich wichtig, dass<br />
schnell andere Leute e<strong>in</strong>geschätzt werden, um<br />
dementsprechend <strong>zu</strong> handeln. Diese E<strong>in</strong>schät<strong>zu</strong>ng<br />
kann richtig oder falsch se<strong>in</strong>.<br />
Welche Gefahr geht von Vorurteilen aus?<br />
E<strong>in</strong>e Diskrim<strong>in</strong>ierung, <strong>zu</strong>m Beispiel <strong>die</strong> ungerechtfertigte<br />
Benachteiligung von Personen<br />
aufgrund ihrer Gruppen<strong>zu</strong>gehörigkeit, sei es<br />
Geschlecht oder Hautfarbe.<br />
Gibt es Kulturen, <strong>die</strong> vorurteilsfrei s<strong>in</strong>d?<br />
Das weiß ich nicht, aber ich vermute ne<strong>in</strong>.<br />
Die offenen Vorurteile s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der westlichen<br />
Welt im Gegensatz <strong>zu</strong> den subtilen Vorurteilen,<br />
stark <strong>zu</strong>rückgegangen. Die automatischen<br />
Vorurteile h<strong>in</strong>gegen, <strong>die</strong> oft mit Angst<br />
und Wut verbunden s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d schwer <strong>zu</strong><br />
bekämpfen.<br />
Würden sie daher sagen, dass es ke<strong>in</strong>e<br />
Menschen gibt <strong>die</strong> vorurteilsfrei s<strong>in</strong>d?<br />
Ja, aber das ist jetzt e<strong>in</strong>e persönliche Vermutung.<br />
Nicht jeder Mensch ist untersucht und<br />
erforscht. Es gibt aber durchaus Unterschiede<br />
<strong>in</strong> den Extremen, das kann man feststellen.<br />
Ich würde eher sagen, es gibt Menschen<br />
<strong>die</strong> vorurteilsarm s<strong>in</strong>d.<br />
S<strong>in</strong>d Sie als Diplompsycholog<strong>in</strong> vorurteilsbehaftet,<br />
da Sie viel über Vorurteile wissen?<br />
Ich habe neulich gesagt, dass ich etwas gegen<br />
protzige Menschen habe, also e<strong>in</strong> subtiles<br />
Vorurteil. Nichts gegen Reiche, aber Menschen<br />
<strong>die</strong> ihren Reichtum stark <strong>zu</strong>r Schau<br />
tragen. Ich fahre nämlich e<strong>in</strong>en Kle<strong>in</strong>wagen<br />
und wenn mir dann e<strong>in</strong> protziges Auto <strong>die</strong><br />
Vorfahrt nimmt, sage ich: ,,Typisch, <strong>die</strong> geben<br />
mit ihrem Geld an und me<strong>in</strong>en <strong>die</strong> haben<br />
mehr Rechte als andere.“ Also es geht durchaus<br />
nicht ohne. #
Wissenschaft<br />
32<br />
Im Kle<strong>in</strong>en<br />
GANZ GRoß<br />
In Madagaskar haben Wissenschaftler das kle<strong>in</strong>ste Chamäleon der Welt entdeckt - mit dabei war Professor Miguel<br />
Vences vom Zoologischen Institut der TU Braunschweig<br />
Von Malte Behlau<br />
Wer Gullivers Reisen gelesen<br />
hat, der kennt Liliput.<br />
Als Gulliver Schiffbruch erleidet,<br />
kann er sich noch so eben an<br />
den Strand von Liliput retten. Die Liliputaner<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Volk von kle<strong>in</strong>wüchsigen<br />
Menschen, <strong>die</strong> gerade mal sechs<br />
Zoll groß werden. Neben kle<strong>in</strong>en Menschen<br />
gibt es <strong>in</strong> Liliput kle<strong>in</strong>e Pferde,<br />
Kühe, Enten und andere W<strong>in</strong>zl<strong>in</strong>ge. E<strong>in</strong>ige<br />
Zeit nachdem sich Gulliver von Liliput<br />
retten konnte, wird er <strong>in</strong> der Nähe<br />
von Madagaskar von e<strong>in</strong>em Monsun erwischt,<br />
der ihn wiederum an e<strong>in</strong>em unbekannten<br />
Ufer stranden lässt.<br />
Wenige Kilometer von der Haupt<strong>in</strong>sel<br />
Madagaskars liegt e<strong>in</strong>e 115 ha große,<br />
zerklüftete Kalkfels<strong>in</strong>sel. <strong>Auf</strong> <strong>die</strong>ser Insel<br />
haben Professor Miguel Vences und<br />
se<strong>in</strong>e Kollegen aus München, Darmstadt<br />
und San Diego nun e<strong>in</strong> Wesen entdeckt,<br />
das Liliput entstammen könnte:<br />
Das kle<strong>in</strong>ste Chamäleon der Welt. Bis<br />
jetzt gibt es ke<strong>in</strong>e endgültige Erklärung,<br />
warum <strong>die</strong> Chamäleons mit dem late<strong>in</strong>ischen<br />
Namen Brookesia micra gera-<br />
de mal e<strong>in</strong>e Kopf-Rumpf-Länge von 16<br />
Millimeter haben. Die Wissenschaftler<br />
vermuten aber e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />
zwischen der Körpergröße der Chamäleons<br />
und der Fläche ihres Lebensraumes.<br />
So könnte <strong>die</strong> ger<strong>in</strong>ge Fläche des<br />
Lebensraumes von Brookesia micra für<br />
ihre ger<strong>in</strong>ge Größe verantwortlich se<strong>in</strong>.<br />
Da normale Fliegen für <strong>die</strong><br />
kle<strong>in</strong>en Chamäleons schon<br />
ziemlich riesig s<strong>in</strong>d, ernähren<br />
sie sich neben kle<strong>in</strong>en<br />
Insekten wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
auch von Milben. Ihr Lebensraum<br />
ist <strong>die</strong> Laubstreu<br />
<strong>in</strong> den Wäldern. Die kle<strong>in</strong>flächigen<br />
Lebensräume, an<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Tiere angepasst s<strong>in</strong>d,<br />
erzeugen e<strong>in</strong>e fasz<strong>in</strong>ierende<br />
Artenvielfalt, s<strong>in</strong>d aber <strong>zu</strong>gleich<br />
auch e<strong>in</strong>e große Bedrohung.<br />
Denn kle<strong>in</strong>e Flächen<br />
können schnell zerstört werden<br />
und damit den Lebensraum entziehen.<br />
Als W<strong>in</strong>zl<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Chamäleons<br />
<strong>in</strong> Madagaskars artenreicher Tierwelt<br />
„Erstaunlich<br />
an den kle<strong>in</strong>enChamäleons<br />
ist auch<br />
<strong>die</strong> große<br />
genetische<br />
Distanz zwischen<br />
den<br />
Arten.“<br />
Professor Miguel Vences<br />
nicht alle<strong>in</strong>e. Sie haben Gesellschaft<br />
von Zwergfröschen und mausgroßen<br />
Halbaffen. Neben der ger<strong>in</strong>gen Größe<br />
s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> äußeren Entsprechungen der<br />
Chamäleons untere<strong>in</strong>ander <strong>in</strong>teressant.<br />
„Erstaunlich an den kle<strong>in</strong>en Chamäleons<br />
ist auch <strong>die</strong> große genetische Distanz<br />
zwischen den Arten, <strong>die</strong> sich auf<br />
den ersten Blick relativ stark<br />
ähneln. Das zeigt, dass sich<br />
ihre Evolutionswege bereits<br />
vor vielen Millionen Jahren<br />
getrennt haben – deutlich<br />
früher als zwischen vielen<br />
anderen Chamäleonarten“,<br />
so Vences. Wer mehr über<br />
<strong>die</strong> kle<strong>in</strong>en Tiere erfahren<br />
möchte, kann im Internet<br />
nach der PLoS One suchen.<br />
Dort hat das deutsch-amerikanische<br />
Forscherteam im<br />
Februar e<strong>in</strong>en ausführlichen<br />
Artikel veröffentlicht. Gullivers Reisen<br />
von Jonathan Swift ist <strong>in</strong> Buchhandlungen<br />
oder der Braunschweiger Stadtbibliothek<br />
<strong>zu</strong> erhalten. #<br />
Foto: Joern Koehler
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B<strong>in</strong>deglied<br />
Wissen und dessen Anwendung<br />
werden <strong>zu</strong>m Bestimmungsfaktor<br />
ökonomischer Leistungsfähigkeit und<br />
<strong>zu</strong>m Gradmesser unserer Prosperität.<br />
Die Forschung <strong>in</strong> Hochschulen und<br />
<strong>in</strong> außeruniversitären Forschungse<strong>in</strong>richtungen<br />
nimmt <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Kontext<br />
e<strong>in</strong>en für <strong>die</strong> nachhaltige ökonomische<br />
Entwicklung unseres Landes und unserer<br />
Region zentralen Raum e<strong>in</strong>. Dabei<br />
ist jedoch entscheidend, dass <strong>die</strong><br />
wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht<br />
<strong>in</strong> Fachjournalen und Laboren hängen<br />
bleiben, sondern <strong>in</strong> neue Produkte und<br />
Dienstleistungen umgesetzt werden.<br />
Während im 18. und 19. Jahrhundert<br />
<strong>die</strong> Wissenschaft- und Wirtschaftssysteme<br />
strikt vone<strong>in</strong>ander getrennt waren,<br />
setzte e<strong>in</strong>e graduelle Annäherung beider<br />
Systeme <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts e<strong>in</strong>. Hierdurch hat sich<br />
das Bild der Hochschule im Laufe der<br />
Zeit gewandelt. Nachdem <strong>die</strong> Wissensproduktion<br />
bis dato im Monopolbesitz<br />
des Wissenschaftssystems war, öffnete<br />
sich das Wirtschaftssystem für Wissensgenerierung<br />
und Forschung. Zugleich<br />
bemerkten <strong>die</strong> Hochschulen, dass ihnen<br />
kooperative Forschungsmodelle mit der<br />
Wirtschaft neue fruchtbare Impulse geben.<br />
Die Unternehmensgründungen aus<br />
den Hochschulen, genannt Sp<strong>in</strong>-Offs,<br />
fungieren als B<strong>in</strong>deglied zwischen beiden<br />
Systemen. E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist <strong>die</strong><br />
Symtavison GmbH (www.symtavison.<br />
com), <strong>die</strong> aus der Forschungsarbeit der<br />
Fakultät Elektrotechnik der TU Braunschweig<br />
entstanden ist.<br />
Bereits 1851/53 hat der ungarische<br />
Physiker Anyos Jedlik das elektro-dynamische<br />
Pr<strong>in</strong>zip entdeckt. Davon machte<br />
er jedoch ke<strong>in</strong>en weiteren Gebrauch.<br />
Fünf Jahre später machte Werner von<br />
Siemens <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>die</strong> gleiche Entde-<br />
Kostenlose Kle<strong>in</strong>anzeigen<br />
Kolumne<br />
Prof. Reza Asghari<br />
gibt an <strong>die</strong>ser Stelle<br />
E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> <strong>die</strong> Welt<br />
des Entrepreneurships.<br />
Hier erklärt er <strong>die</strong><br />
Bedeutung von Sp<strong>in</strong>n-<br />
Offs für <strong>die</strong> ökonomische<br />
Verwertung von<br />
Forschungsergebnissen.<br />
im Magaz<strong>in</strong> und onl<strong>in</strong>e auf www.studi38.de<br />
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ckung. Im Gegenteil <strong>zu</strong> Jedlik gründete<br />
er <strong>zu</strong>sammen mit Johann Georg<br />
Halske <strong>die</strong> Telegraphen-Bauanstalt von<br />
Siemens & Halske (heute bekannt als<br />
Siemens AG). Hätte sich Werner von<br />
Siemens ausschließlich der Forschung<br />
gewidmet und auf <strong>die</strong> marktorientierte<br />
Adaption se<strong>in</strong>er Erkenntnisse verzichtet,<br />
wäre Deutschland heute um se<strong>in</strong><br />
größtes Unternehmen mit 400.000 MitarbeiterInnen<br />
und e<strong>in</strong>en Jahresumsatz<br />
von 80 Milliarden Euro ärmer.<br />
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Karriere<br />
„Ich habe gemerkt, dass ich<br />
Geschichten erzählen wollte“<br />
FilmProDuzEnt<strong>in</strong> Jan<strong>in</strong>E Jackowski übEr DiE Fasz<strong>in</strong>ation ihrEs bEruFEs<br />
Von Senem Göcmen<br />
Was macht e<strong>in</strong> Produzent überhaupt?<br />
Die <strong>Auf</strong>gaben s<strong>in</strong>d vielfältig: Zum e<strong>in</strong>en gibt<br />
es <strong>die</strong> kaufmännischen, organisatorischen,<br />
wie <strong>die</strong> F<strong>in</strong>anzierung und <strong>die</strong> Zusammenstellung<br />
des Teams. <strong>Auf</strong> der anderen Seite gibt<br />
es <strong>die</strong> kreativen <strong>Auf</strong>gaben, wie <strong>die</strong> <strong>in</strong>haltliche<br />
Entwicklung des Drehbuchs, Beset<strong>zu</strong>ng und<br />
Schnitt.<br />
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?<br />
Ich b<strong>in</strong> im Büro, aber auch viel unterwegs: Sei<br />
es auf Dreharbeiten, Filmfestivals, Kongressen<br />
oder Koproduktionstreffen. Es gibt Phasen, <strong>in</strong><br />
denen man zeitlich sehr e<strong>in</strong>gespannt ist, kurz<br />
vor Drehstarts beispielsweise. Dann müssen<br />
sehr viele Entscheidungen getroffen werden,<br />
da geht es schon hoch her.<br />
Wie funktioniert F<strong>in</strong>anzierung? Kriegt man<br />
trotz Wirtschaftskrise noch Gelder?<br />
Ich suche nach Partnern, typischerweise bei<br />
den Förderungen, bei Sendern, dem Verleih<br />
oder beim Weltvertrieb. Natürlich merken<br />
wir auch <strong>die</strong> Auswirkungen der Krise: Budgets<br />
werden <strong>zu</strong>sammengestrichen und der<br />
Konkurrenzkampf wird größer. Aber e<strong>in</strong> gutes<br />
Projekt kann immer noch realisiert werden.<br />
Was muss jemand an Vorausset<strong>zu</strong>ngen mitbr<strong>in</strong>gen,<br />
der Produzent werden will?<br />
Man wächst <strong>in</strong> alle <strong>Auf</strong>gaben re<strong>in</strong>. Ich b<strong>in</strong> oft<br />
<strong>in</strong>s kalte Wasser gesprungen, obwohl ich das<br />
gar nicht vor hatte, dabei hatte ich auch sehr<br />
viel Glück. Ich glaube, dass man e<strong>in</strong> organisatorisches<br />
Talent haben muss, dass man sich<br />
für kreative Prozesse begeistern muss, dass<br />
man für Geschichten brennen muss. Es ist e<strong>in</strong><br />
Beruf, der nur mit Leidenschaft funktioniert.<br />
Wie kamen Sie überhaupt darauf Produzent<strong>in</strong><br />
<strong>zu</strong> werden?<br />
Als K<strong>in</strong>d habe ich schon immer viel gelesen, es<br />
war mir wichtig sich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Geschichten fallen<br />
<strong>zu</strong> lassen. Nach dem Abitur habe ich gar<br />
nicht gewusst, was ich machen soll und nach<br />
e<strong>in</strong>em dreiviertel Jahr Nichtstun hatte me<strong>in</strong><br />
Vater wohl <strong>die</strong> Nase voll und hat mir e<strong>in</strong> Praktikum<br />
bei der Harald-Schmidt-Show besorgt.<br />
Dort habe ich gemerkt, dass ich Geschichten<br />
erzählen wollte. Also habe ich mich auf der<br />
Filmhochschule <strong>in</strong> München beworben.<br />
Wie war der Stu<strong>die</strong>nalltag dort?<br />
Im Studium gab es mehrere Bereiche: Produktion,<br />
Me<strong>die</strong>nwirtschaft, Technik und Kommunikationswissenschaften.<br />
Die E<strong>in</strong>zelfächer<br />
werden dann blockweise unterrichtet so dass<br />
man von morgens bis nachmittags an der<br />
Hochschule ist. Man macht aber auch Kurzfilme<br />
und lernt durch <strong>die</strong> praktische Arbeit<br />
War es nicht sehr arbeits<strong>in</strong>tensiv, schon<br />
während des Studiums e<strong>in</strong>e Produktionsfirma<br />
<strong>zu</strong> gründen?<br />
Wir waren ganz lange e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e GBR, re<strong>in</strong><br />
rechtlich ist man das schon, wenn sich zwei<br />
Menschen <strong>zu</strong>sammentun, um irgendwas <strong>zu</strong><br />
machen. Das ist sehr unkompliziert und ohne<br />
große f<strong>in</strong>anzielle Mittel möglich. Erst nach<br />
dem Studium haben wir uns mit e<strong>in</strong>er GmbH<br />
auf professionelle Be<strong>in</strong>e gestellt.<br />
Haben Sie je an sich gezweifelt?<br />
Klar! Wenn man das nicht macht, wäre es<br />
auch komisch, glaube ich. Es gibt immer Momente,<br />
wo man am liebsten alles h<strong>in</strong>schmeißen<br />
würde. Das kann man aber sicher für<br />
jeden Beruf sagen. Ich kann allerd<strong>in</strong>gs von<br />
Glück reden, dass <strong>die</strong> positiven Momente<br />
überwiegen.<br />
Sie machen ja nicht gerade Popcornk<strong>in</strong>o:<br />
Könnten Sie sich vorstellen beispielsweise<br />
mit Til Schweiger <strong>zu</strong>sammen <strong>zu</strong> arbeiten?<br />
Durchaus, ich habe auch schon für sehr kommerzielle<br />
Projekte gearbeitet. E<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />
Komö<strong>die</strong> <strong>zu</strong> machen ist e<strong>in</strong>es der schwersten<br />
D<strong>in</strong>ge überhaupt. Insofern habe ich allergröß-<br />
37<br />
Jan<strong>in</strong>e Jackowski hat an<br />
der Filmhochschule München<br />
Produktion und Me<strong>die</strong>nwirtschaft<br />
stu<strong>die</strong>rt und gründete im ersten<br />
Stu<strong>die</strong>njahr <strong>zu</strong>sammen mit<br />
Maren Ade <strong>die</strong> Produktionsfirma<br />
Komplizenfilm. Der Durchbruch<br />
gelang 2008 mit dem Film „Alle<br />
Anderen“, der auf der Berl<strong>in</strong>ale<br />
mit zwei Silbernen Bären<br />
ausgezeichnet wurde.<br />
ten Respekt davor und würde das auf ke<strong>in</strong>en<br />
Fall ausschließen wollen, auch wenn das auf<br />
den ersten Blick nicht <strong>in</strong> unser Firmenprofil<br />
passt.<br />
Mit e<strong>in</strong>em Satz:Was macht Sie glücklich?<br />
Die Vielseitigkeit.<br />
Was bereitet schlaflose Nächte?<br />
Die Verantwortung. #
IT Spezial<br />
IT den 80er Jahren siedelten sich<br />
hat <strong>in</strong> der Region Braunschweig<br />
Tradition: Schon <strong>in</strong><br />
Karriere<br />
Region mit<br />
IT-Tradition<br />
schon commoDorE EntwickEltE <strong>in</strong> DEn 80Er JahrEn <strong>in</strong> braunschwEig<br />
Von Johannes Kaufmann<br />
hier <strong>die</strong> damaligen Computergiganten<br />
Atari und Commodore an.<br />
Diese Unternehmen s<strong>in</strong>d längst verschwunden,<br />
<strong>die</strong> IT aber ist geblieben<br />
– und als Wirtschaftszweig kräftig gewachsen.<br />
Dabei profitiert <strong>die</strong> Branche<br />
vom Ruf der Region als Forschungsstandort,<br />
wie Dr. Bernd Meier, Hauptgeschäftsführer<br />
der IHK Braunschweig<br />
feststellt: "Wir haben ja hier vor Ort <strong>die</strong><br />
viel zitierte heißeste Forschungsregion<br />
Europas. Da wäre es schon verwunderlich,<br />
wenn Branchenzweige der Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie<br />
nicht auch prom<strong>in</strong>ent vertreten<br />
s<strong>in</strong>d.“ Die IT-Wirtschaft selbst nimmt <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang e<strong>in</strong>e starke Rolle<br />
e<strong>in</strong>. Besonders um Braunschweig herum<br />
hat sich heute e<strong>in</strong>e deutschlandweit<br />
<strong>zu</strong>m<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Fachkreisen bekannte IT-<br />
Region mit beachtlichen Entwicklungspotenzialen<br />
entwickelt.<br />
Die Bundesagentur für Arbeit zählte<br />
im September 2010 alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Braunschweig<br />
3562 Beschäftigte im IT-Bereich.<br />
Kaum weniger waren es <strong>in</strong><br />
Wolfsburg, wo VW den größten Arbeitgeber<br />
für Informatiker darstellt. Insgesamt<br />
waren <strong>in</strong> der Region fast 9000<br />
Menschen, davon etwa 1500 Frauen, <strong>in</strong><br />
der IT-Wirtschaft beschäftigt – verteilt<br />
auf knapp 1800 Unternehmen. Nach<br />
Angaben des Landesbetriebs für Statistik<br />
und Kommunikationstechnologie<br />
Niedersachsen setzte <strong>die</strong> Branche im<br />
Jahr 2009 rund 820 Millionen Euro um.<br />
Ihre Zukunftsaussichten beurteilt<br />
<strong>die</strong> Branche weiterh<strong>in</strong> positiv. Zweimal<br />
im Jahr führt das Marktforschungs<strong>in</strong>stitut<br />
<strong>in</strong>-summa e<strong>in</strong>e Konjunkturumfrage<br />
<strong>in</strong> der Branche durch. Demnach<br />
hat sich das Geschäftsklima im Herbst<br />
2011 zwar etwas getrübt. Aber noch im-<br />
38<br />
mer geht e<strong>in</strong> Drittel der befragten IT-<br />
Unternehmen von steigenden Umsätzen<br />
im Jahr 2012 aus. Nur 18 Prozent<br />
erwarten s<strong>in</strong>kende E<strong>in</strong>künfte. E<strong>in</strong> größeres<br />
Problem stellt der Fachkräftemangel<br />
dar: Immerh<strong>in</strong> 41 Prozent der<br />
befragten Betriebe haben derzeit offene<br />
Stellen, <strong>die</strong> sie nicht besetzen können.<br />
Über <strong>die</strong> Hälfte der Unternehmen<br />
würde <strong>die</strong>se Stellen auch mit ausländischen<br />
Experten besetzen. E<strong>in</strong>e Möglichkeit,<br />
Bewerber und Unternehmen<br />
<strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>br<strong>in</strong>gen, bieten Netzwerke<br />
wie <strong>die</strong> IT-Region 38, <strong>in</strong> deren <strong>Auf</strong>trag<br />
<strong>die</strong> Konjunkturumfrage erhoben<br />
wird. Die Internet-Plattform verb<strong>in</strong>det<br />
über 2000 Nutzer mit mehr als 400 IT-<br />
Betrieben <strong>in</strong> der Region. Gründer Frank<br />
Fauth sieht <strong>die</strong> Region Braunschweig als<br />
IT-Hochburg <strong>in</strong>nerhalb Niedersachsens<br />
– mit hoher beruflicher Attraktivität für<br />
Informatiker: „Stu<strong>die</strong>nabgänger haben<br />
hier beste Aussichten.“ #
Foto: Viktoryia Flohr, Privat, Conor Lawless<br />
Karriere<br />
„Die Vielfalt des Studiums ist auf jeden Fall gegeben. Man kann selbst se<strong>in</strong>en Fokus bestimmen. Ich stu<strong>die</strong>re<br />
Mediz<strong>in</strong> als Nebenfach, und es ergänzt sich hervorragend mit dem Schwerpunkt Mediz<strong>in</strong><strong>in</strong>formatik.<br />
Ich stehe kurz vor dem Abschluss des Studiums und konnte den Masterstu<strong>die</strong>ngang sehr entspannend<br />
stu<strong>die</strong>ren. Me<strong>in</strong> Berufswunsch hat sich schon erfüllt, da ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>in</strong><br />
Vollzeit am Peter L. Reichertz Institut für Mediz<strong>in</strong>ische Informatik arbeiten kann.“<br />
Birger Haarbrandt, 27, TU Braunschweig, Master Informatik, 5. Semester<br />
„Durch <strong>die</strong> Räumlichkeiten lernt man relativ kompakt. Man kann <strong>zu</strong>fällig e<strong>in</strong>en HiWi treffen, der<br />
e<strong>in</strong>en kennt und Fragen <strong>zu</strong>r Klausur beantwortet. Von der direkten Betreuung her ist es also sehr<br />
angenehm. Das Studium ist so aufgebaut, dass man überall re<strong>in</strong>schnuppern kann. Es wird für mich<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> Richtung mediz<strong>in</strong>ische Informatik weiter gehen, und ich mache auf jedenfall den Master.<br />
Die freie Wirtschaft würde danach eher für mich <strong>in</strong> Frage kommen.“<br />
Nils Glanz, 23, TU Braunschweig, Bachelor Informatik, 3. Semester<br />
39<br />
IT Spezial<br />
Ich stu<strong>die</strong>re Informatik und...<br />
Sechs Stu<strong>die</strong>rende aus unterschiedlichen Fachrichtungen und zwei Hochschulen berichten von Ihren Erfahrungen<br />
aus dem Studium und ihren Berufsvorstellungen.<br />
Von Viktoryia Flohr<br />
„Ich mache e<strong>in</strong> duales Studium und b<strong>in</strong> sehr <strong>zu</strong>frieden. Es ist genau das, was ich machen wollte. Aber es gab schon<br />
e<strong>in</strong> Paar Sachen, <strong>die</strong> mich geärgert haben. Zum Beispiel, wenn der Stundenplan nicht so aufgebaut ist, dass wir<br />
alle Fächer belegen können. Inhaltlich ist es mir teilweise e<strong>in</strong> bisschen <strong>zu</strong> oberflächlich, aber alles <strong>in</strong> allem ist das<br />
Studium schon ganz ok. Ich möchte auf jeden Fall <strong>in</strong> der Softwareentwicklung bleiben. Vielleicht spezialisiere ich<br />
mich <strong>in</strong> Richtung Mobile Softwareentwicklung. Es kommt auf me<strong>in</strong>en Arbeitgeber an.“<br />
Erik Dette, 22, Ostfalia Hochschule, Bachelor Informatik, 5. Semester<br />
„Man kann sich mit Wahlpflichtfächern <strong>in</strong> vielen Bereichen, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressieren, spezialisieren. Mit der Betreuung<br />
an der FH b<strong>in</strong> ich sehr <strong>zu</strong>frieden. Die Professoren kennen jeden, können auf <strong>die</strong> Leute persönlich e<strong>in</strong>gehen<br />
und haben immer Zeit für e<strong>in</strong>en. Ich würde gerne <strong>in</strong> Richtung Projektmanagement gehen und mache<br />
gerade e<strong>in</strong>en Ausbildersche<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong> Wunsch wäre <strong>in</strong> Zukunft neue Leute aus<strong>zu</strong>bilden.“<br />
Sandra Heidenblut, 22, Ostfalia Hochschule, Bachelor Informatik, 5. Semester<br />
„Wir machen viele <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Sachen. Das Angebot an der FH ist jetzt ausgewogener. Ich kam<br />
gar nicht aus dem Bereich und habe e<strong>in</strong> sprachliches Abitur gemacht. Im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> war das eigentlich<br />
<strong>die</strong> richtige Entscheidung und ich b<strong>in</strong> damit sehr <strong>zu</strong>frieden. Ich b<strong>in</strong> im technischen Bereich und<br />
möchte gerne Systeme für <strong>die</strong> Automobilbranche entwickeln. Ich möchte auf jeden Fall e<strong>in</strong>en Master<br />
machen, eventuell mit Management Vertiefung.“<br />
Anna-Kathar<strong>in</strong>a Gerstel, 20, Ostfalia Hochschule, Bachelor Informatik, 4. Semester<br />
„Das Studium ist e<strong>in</strong> bisschen <strong>zu</strong> theoretisch aber breit aufgestellt. Da wir viel mit Wirtschaftswissenschaftlern und<br />
Informatikern machen, s<strong>in</strong>d wir schon e<strong>in</strong> Schnittmengen-Stu<strong>die</strong>ngang. Dadurch lernt man viele Studenten aus anderen<br />
Stu<strong>die</strong>ngängen kennen, was schön ist. Ich b<strong>in</strong> schon seit drei Jahren selbstständig und habe jetzt vor nur den<br />
Bachelor <strong>zu</strong> machen. Gerade im Informatikbereich kommt es nicht drauf an, dass man den Master macht.“<br />
Sebastian Hoitz, 21, TU Braunschweig, Bachelor Wirtschafts<strong>in</strong>formatik, 3. Semester
IT Spezial<br />
In <strong>die</strong>sem Jahr wurde am <strong>in</strong>ternationalen Frauentag auf der<br />
CeBIT <strong>in</strong> Hannover das Thema „Frauen <strong>in</strong> der IT“mit bedeutenden<br />
Branchenvertreter<strong>in</strong>nen diskutiert. Natürlich g<strong>in</strong>g es um <strong>die</strong> Frage, warum es<br />
mit den Frauen <strong>in</strong> der IT nicht so klappt. Das wollte studi38 auch wissen und<br />
hat mit Branchenvertretern gesprochen.<br />
von Sophie Dannenfeld & L<strong>in</strong>a Bel<strong>in</strong>g<br />
Jede Uni hat mit ihren Vorurteilen <strong>zu</strong><br />
kämpfen und hier <strong>in</strong> Braunschweig<br />
ist es eben so, dass <strong>die</strong> coolen<br />
Bohèmes an der HBK und <strong>die</strong> Nerds am<br />
TU-Hauptcampus stu<strong>die</strong>ren. Wenn <strong>die</strong>se<br />
dann mal das weibliche Geschlecht<br />
von Nahem sehen wollen, verlassen sie<br />
Karriere<br />
Ich mach IT<br />
und was<br />
machst du so?<br />
abends entweder ihr stickiges Kellerloch<br />
und stürzen sich <strong>in</strong>s Braunschweiger<br />
Nachtleben oder sie wählen <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />
Fächer, <strong>zu</strong>m Beispiel am<br />
Nordcampus, wo <strong>die</strong> Erziehungs- und<br />
Sozialwissenschaften angesiedelt s<strong>in</strong>d.<br />
Vorurteile wie <strong>die</strong>se s<strong>in</strong>d lästig und un-<br />
40<br />
gerecht! Doch wie so oft, steckt <strong>in</strong> jedem<br />
ironischen Spruch auch e<strong>in</strong> Funken<br />
Wahrheit. In <strong>die</strong>sem Fall: MINT-Fächer<br />
(Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften,<br />
Technik) s<strong>in</strong>d noch immer<br />
deutlich von Männern dom<strong>in</strong>iert. Nach<br />
aktuellen Statistiken der Deutschen Forschungsgesellschaft<br />
(DFG) s<strong>in</strong>d lediglich<br />
14 Prozent der Informatikstu<strong>die</strong>nanfänger<br />
weiblich. Unter den Masch<strong>in</strong>enbauern<br />
bef<strong>in</strong>den sich nur knapp 12 Prozent<br />
Frauen und auch <strong>in</strong> der Elektrotechnik<br />
und Physik sehen <strong>die</strong> Zahlen mit 45 Vertreter<strong>in</strong>nen<br />
von <strong>in</strong>sgesamt 367 Stu<strong>die</strong>renden<br />
ähnlich düster aus. E<strong>in</strong>zig <strong>die</strong><br />
Mathematik ist mit e<strong>in</strong>em Verhältnis<br />
von 40 <strong>zu</strong> 60 annähernd ausgewogen.<br />
Schaut man sich <strong>die</strong> Absolventenzahlen<br />
und nächst höheren Ebenen an, dünnt<br />
sich der Frauenanteil weiter aus. Promovend<strong>in</strong>nen<br />
und Professor<strong>in</strong>nen aus<br />
dem technischen Bereich gibt es an der<br />
TU kaum. Unter den 20 Professoren des<br />
Bau<strong>in</strong>genieurwesens f<strong>in</strong>det man ke<strong>in</strong>e<br />
Frau, gleiches gilt für <strong>die</strong> 24 Lehrenden<br />
im Masch<strong>in</strong>enbau. Daran muss sich im<br />
21. Jahrhundert doch mal langsam etwas<br />
ändern!<br />
Susanne Robra-Bissantz ist e<strong>in</strong>e der<br />
wenigen Professor<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em MINT-<br />
Fach. Die Leiter<strong>in</strong> der Wirtschafts<strong>in</strong>formatik<br />
erklärt sich den ger<strong>in</strong>gen Frauenanteil<br />
ihres Faches so: „Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
ist es immer noch so, dass Frauen sagen:<br />
Technik kann ich nicht. Und außerdem:<br />
Wo sollen <strong>die</strong> Professor<strong>in</strong>nen<br />
denn auch so plötzlich herkommen?<br />
Die Entwicklung schreitet e<strong>in</strong>fach langsam<br />
voran. Dabei s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Frauen, <strong>die</strong><br />
Wirtschafts<strong>in</strong>formatik stu<strong>die</strong>ren, sehr<br />
gut.“ Die IT-Branche ist vielseitig und<br />
komplex. Längst hat sich das Bild von<br />
dem im Keller sitzenden Nerd überholt.<br />
Gerade <strong>in</strong> den Schnittstellenbereichen<br />
ist es hohes Maß an kommunikativen<br />
Fähigkeiten und kreativem Denken gefragt.<br />
„Frauen sollten aus eigener Kraft<br />
ihre Stärken erkennen, sie ausbauen<br />
und sich gegenseitig fördern“, wünscht<br />
sich Robra-Bissantz. Besonders nervig<br />
f<strong>in</strong>det <strong>die</strong> Professor<strong>in</strong>, wenn Männer<br />
immer noch denken, dass sie sich<br />
durch männliches Getue weiterentwickeln<br />
können. #
Foto: Privat, Sophie Dannenfeld, L<strong>in</strong>a Bel<strong>in</strong>g<br />
Karriere<br />
der Abteilung. Davon s<strong>in</strong>d 12 Prozent Frauen.<br />
Was h<strong>in</strong>dert Frauen daran <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Branche<br />
<strong>zu</strong> gehen?<br />
Das Bild, das Nicht-Informatiker von Informatikern<br />
haben, ist me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach sehr<br />
weit davon entfernt, was <strong>die</strong> IT-Welt an beruflichen<br />
Herausforderungen tatsächlich bietet.<br />
Es ist auch e<strong>in</strong> sehr kreatives Feld, das wird<br />
<strong>in</strong> der Außendarstellung nicht so wahrgenommen.<br />
Die IT-Branche hat e<strong>in</strong> Imageproblem.<br />
Ist es überhaupt notwendig, dass <strong>die</strong> Branche<br />
ausgeglichen wird?<br />
Absolut! Es gibt e<strong>in</strong>en akuten Handlungsbedarf.<br />
Es gibt möglicherweise noch ke<strong>in</strong> Problembewusstse<strong>in</strong><br />
bei Frauen wie bei Männern,<br />
aber vergleicht man <strong>die</strong> Zahl der weiblichen<br />
Informatikabsolventen mit der Zahl der Frauen,<br />
<strong>die</strong> <strong>in</strong> der IT-Branche Karriere machen,<br />
dann wird klar, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em extremen<br />
Missverhältnis stehen. Es geht hier um Chancengleichheit.<br />
Ich setze e<strong>in</strong> großes Fragezeichen<br />
h<strong>in</strong>ter <strong>die</strong> These, dass es für Frauen immer<br />
nur e<strong>in</strong> selbstgewählter Weg ist raus aus<br />
dem Beruf und re<strong>in</strong> <strong>in</strong> das Familienleben.<br />
Was muss getan werden?<br />
Wir müssen ganz früh Mädchen für das Studium,<br />
für das Fach, für <strong>die</strong>se Berufe <strong>in</strong>teressieren.<br />
Wenn man dann auf das Berufsleben<br />
schaut, ist <strong>die</strong> fehlende Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie<br />
und Beruf e<strong>in</strong> abschreckender Faktor.<br />
Informatikberufe haben <strong>die</strong> Tendenz ke<strong>in</strong>e<br />
38-Stunden-Jobs <strong>zu</strong> se<strong>in</strong>. Zudem s<strong>in</strong>d sie von<br />
e<strong>in</strong>em hohen Grad an Dynamik und Innovationsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
gekennzeichnet. Wer dort<br />
Elternzeit-bed<strong>in</strong>gt drei Jahre ausfällt, hat<br />
Schwierigkeiten wieder re<strong>in</strong><strong>zu</strong>kommen.<br />
41<br />
IT Spezial<br />
„Es gibt akuten<br />
Handlungsbedarf“<br />
Dr. simonE rEhm übEr DiE FolgEn DEs niEDrigEn FrauEnantEils <strong>in</strong> DEr it<br />
unD ihrE täglichEn ErFahrungEn <strong>in</strong> DEr männErDomänE<br />
Dr. Simone Rehm stu<strong>die</strong>rte<br />
1978 Informatik und arbeitet<br />
seit nun mehr als 30 Jahren <strong>in</strong><br />
der Branche. Sie ist seit 2001<br />
weltweit verantwortlich für<br />
<strong>die</strong> IT bei der TRUMPF GmbH<br />
+ Co. KG, e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternational<br />
tätigen Unternehmen der<br />
Fertigungs<strong>in</strong>dustrie und ist<br />
<strong>zu</strong>dem Vizepräsident<strong>in</strong> der<br />
Gesellschaft für Informatik.<br />
Wie nehmen sie <strong>die</strong> Thematik „Frauen <strong>in</strong><br />
der IT“ wahr?<br />
Frauen waren schon während me<strong>in</strong>er Stu<strong>die</strong>nzeit<br />
<strong>in</strong> der M<strong>in</strong>derheit. Was ich seither beobachtet<br />
habe s<strong>in</strong>d zwei D<strong>in</strong>ge: Erstens ist <strong>die</strong><br />
Zahl der Frauen, <strong>die</strong> Informatik stu<strong>die</strong>ren,<br />
weiter <strong>zu</strong>rückgegangen. Zweitens ist nach<br />
wie vor <strong>die</strong> Abbruchquote unter den Frauen<br />
überproportional hoch. Ich denke, Frauen lassen<br />
sich tendenziell schneller entmutigen. Im<br />
Berufsleben dünnt sich das weiter aus. Ich b<strong>in</strong><br />
Leiter<strong>in</strong> des IT-Bereichs, habe ca. 100 Leute <strong>in</strong><br />
Sehen <strong>die</strong> Frauen oder Männer aus Ihrem<br />
Bereich e<strong>in</strong>en Handlungsbedarf oder<br />
e<strong>in</strong>e Veranlassung, daran etwas ändern <strong>zu</strong><br />
wollen?<br />
Ne<strong>in</strong>, denn sie alle haben es im Studium nicht<br />
anders erlebt. Und sie sehen, dass sich der<br />
Trend, dass Frauen <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Bereich eben <strong>in</strong><br />
der M<strong>in</strong>derheit s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> der Arbeitswelt konsequent<br />
fortsetzt.<br />
Aus Managementsicht me<strong>in</strong>e ich aber: Die<br />
Unternehmen müssen dr<strong>in</strong>gend etwas tun.<br />
Und <strong>die</strong>s nicht nur deshalb, weil der demographische<br />
Wandel uns vor Nachwuchssorgen<br />
stellt. IT „modelliert“ <strong>zu</strong>nehmend unsere<br />
Arbeitswelt, und <strong>die</strong> ist nun mal männlich<br />
UND weiblich. Je mehr Frauen dabei mitgestalten,<br />
umso ganzheitlicher wird das Ergebnis<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Haben Sie Forderungen an <strong>die</strong> Politik?<br />
Gerade angesichts der jüngsten Meldungen<br />
des Statistischen Bundesamts über <strong>die</strong> ungleiche<br />
Entlohnung von Frauen und Männern<br />
ist <strong>die</strong> Politik gefordert, <strong>die</strong>ser Schieflage e<strong>in</strong>en<br />
Riegel vor<strong>zu</strong>schieben: Frauen ver<strong>die</strong>nen<br />
im Schnitt 23 Prozent weniger als Männer.<br />
Etwa zwei Drittel <strong>die</strong>ser Lohndifferenz geht<br />
darauf <strong>zu</strong>rück, dass Frauen sich eher für Berufe<br />
entscheiden, <strong>die</strong> traditionell schlechter<br />
bezahlt werden und dass sie oft <strong>in</strong> Teilzeit<br />
arbeiten und deshalb nicht <strong>in</strong> Führungsfunktionen<br />
kommen. Rechnet man <strong>die</strong>se Spezifika<br />
aber heraus, so bleibt immer noch e<strong>in</strong>e Lohndifferenz<br />
von 8 Prozent bei vergleichbaren<br />
Berufen und Positionen.<br />
Me<strong>in</strong> Appell an <strong>die</strong> Unternehmen <strong>in</strong> Be<strong>zu</strong>g<br />
auf Frauen <strong>in</strong> Führungspositionen: Wir<br />
brauchen konkrete Ziele, denn nur daran<br />
lässt dich Fortschritt messen. #
IT Spezial<br />
Seit März 2008 koord<strong>in</strong>iert<br />
Karol<strong>in</strong>a Bielak das Projekt<br />
fiMINT (Frauen <strong>in</strong> Mathematik,<br />
Informatik, Naturwissenschaften<br />
und Technik) der<br />
Niedersächsischen Technischen<br />
Hochschule. fiMINT bietet<br />
Workshops, Beratungen und<br />
Coach<strong>in</strong>gs sowie <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
sich <strong>zu</strong> vernetzen.<br />
Was s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Schwierigkeiten von Frauen <strong>in</strong><br />
der IT Branche?<br />
Ebel: Ich denke, dass beg<strong>in</strong>nt schon sehr früh.<br />
Wenn man als Schüler<strong>in</strong> an <strong>die</strong> Informatik herangeführt<br />
wird, sitzen meist 20 Jungs neben<br />
e<strong>in</strong>em. Da kommt man e<strong>in</strong>fach nicht so <strong>zu</strong>m<br />
Zug und hat nicht gleich Berührungspunkte.<br />
Auch im Studium waren wir sehr wenige.<br />
Scholz-Meißner: Eigentlich ist es sogar e<strong>in</strong><br />
gutes Fach für Frauen. Wer Familie und Beruf<br />
vere<strong>in</strong>baren will, kann auch von <strong>zu</strong> <strong>Haus</strong>e<br />
aus arbeiten.<br />
Haben Sie besondere, vielleicht abschreckende<br />
Erfahrungen gemacht?<br />
Scholz-Meißner: Ich habe ke<strong>in</strong>e Männer er-<br />
Karriere<br />
„<strong>die</strong> Branche ist<br />
attraktiv, aber das<br />
ist nicht für alle<br />
sichtbar“<br />
Bezeichnend für <strong>die</strong> MINT-Fächer ist <strong>die</strong><br />
Unterrepräsentanz von Frauen. Woran liegt<br />
das?<br />
Das sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> typisch deutsches Problem <strong>zu</strong><br />
se<strong>in</strong>. In europäischen Ländern wie Portugal,<br />
Italien und Schweden oder auch <strong>in</strong> In<strong>die</strong>n,<br />
Malaysia und S<strong>in</strong>gapur ist der Frauenanteil<br />
an Hochschulabsolvent<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den MINT-Fächern<br />
viel höher. Aus me<strong>in</strong>er Sicht spielen <strong>die</strong><br />
Sozialisationswege e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />
Oft wird schon bei kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern unterschie-<br />
„Frauen gehen anders<br />
an Probleme heran“<br />
zwEi FrauEn übEr DEn bEruFsalltag <strong>in</strong> DEr it<br />
karol<strong>in</strong>a biElak übEr FrauEn <strong>in</strong> m<strong>in</strong>t-bEruFEn<br />
lebt, <strong>die</strong> mir <strong>die</strong>se „Versteht sie sowieso nicht“-<br />
Attitüde entgegen gebracht haben. <strong>Auf</strong> der<br />
Ebene Unter- und Abteilungsleiter s<strong>in</strong>d Frauen<br />
ja auch angekommen. E<strong>in</strong>e Ebene drüber<br />
dann wieder nicht.<br />
Gibt es denn Exklusionsfaktoren? Gender<br />
Pay Gap oder <strong>die</strong> gläserne Decke s<strong>in</strong>d schon<br />
konkrete Phänomene, <strong>die</strong> Frauen <strong>in</strong> der Arbeitsrealität<br />
auf<strong>zu</strong>halten sche<strong>in</strong>en.<br />
Scholz-Meißner: Je mehr Verantwortung,<br />
desto ger<strong>in</strong>ger ist der Frauenanteil. Das habe<br />
ich <strong>in</strong> jedem Fall über <strong>die</strong> Jahre beobachtet.<br />
Vielleicht hängt das auch mit den <strong>Auf</strong>gabenfeldern<br />
der Führungspositionen <strong>zu</strong>sammen.<br />
Budgetplanung würde mich nicht reizen.<br />
42<br />
den. Jungs wird eher das Auto, dem Mädchen<br />
eher <strong>die</strong> Puppe gereicht. Das setzt sich <strong>in</strong> der<br />
Schule fort. Selten s<strong>in</strong>d Lehrer und Lehrer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> geschlechtergerechter Didaktik ausgebildet.<br />
Warum ist es eigentlich wichtig, dass Frauen<br />
<strong>in</strong> MINT-Berufe gehen?<br />
Der erste Punkt ist der Innovationsfaktor. Geschlechtergemischte<br />
Teams, also der Diversity-<br />
Aspekt, führen da<strong>zu</strong>, dass Teams <strong>zu</strong> <strong>in</strong>novativeren<br />
Lösungen kommen. Aber auch bei der<br />
Warum braucht <strong>die</strong> Branche mehr<br />
Informatiker<strong>in</strong>nen?<br />
Ebel: Frauen gehen anders an Probleme heran.<br />
Ich habe das im Studium oft beobachtet.<br />
Wenn Problemstellungen da waren,<br />
haben Männer erst e<strong>in</strong>mal wild drauf losprogrammiert.<br />
Frauen machen e<strong>in</strong>en Plan,<br />
strukturieren ihre Schritte. Deswegen ist es<br />
auch wichtig, dass Teams gemischt <strong>zu</strong>sam-
Foto: Sophie Dannenfeld, L<strong>in</strong>a Bel<strong>in</strong>g<br />
Produktentwicklung s<strong>in</strong>d Frauen wichtig. Es<br />
gibt viele alltägliche Produkte, <strong>die</strong> gar nicht<br />
<strong>zu</strong> Frauen passen. Da muss etwas passieren.<br />
Gibt es bestimmte Kompetenzen, <strong>die</strong> bei<br />
Frauen mehr gefördert werden müssen, als<br />
bei Männern?<br />
Das Selbstmarket<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> Punkt. Dadurch,<br />
dass sich Frauen oft schlechter verkaufen, als<br />
Männer kann das <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em Nachteil werden.<br />
Wie muss sich <strong>die</strong> Brache verändern, um<br />
für Frauen attraktiver <strong>zu</strong> werden?<br />
Ganz wichtig: <strong>die</strong> Branche an sich ist attraktiv,<br />
aber das ist nicht für alle sichtbar. Es existiert<br />
e<strong>in</strong> ganzes Spektrum an Möglichkeiten.<br />
Aber viele Arbeitsfelder und Frauen <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen<br />
Berufen bleiben unsichtbar.<br />
fiMINT stellt deshalb <strong>in</strong> Veranstaltungen <strong>in</strong><br />
Kooperation mit der Wirtschaft Rollenvorbilder<br />
<strong>in</strong> unterschiedlichen Berufen und mit<br />
vielfältigen Karrierewegen vor. Damit junge<br />
Frauen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick bekommen, was für<br />
Möglichkeiten es für sie nach e<strong>in</strong>em MINT-<br />
Studium geben könnte. #<br />
Susanne Scholz-Meißner ist<br />
seit 12 Jahren <strong>in</strong> der IT-Branche<br />
im Anforderungsmanagement<br />
und <strong>in</strong> der Prozessberatung<br />
tätig, obwohl sie ursprünglich<br />
Gartenbau stu<strong>die</strong>rt hat.<br />
Kathleen Ebel stu<strong>die</strong>rte<br />
Me<strong>die</strong>n<strong>in</strong>formatik <strong>in</strong> Dresden und<br />
ist heute Anforderungsanalyst<strong>in</strong><br />
und Projektmanager<strong>in</strong>. Beide<br />
arbeiten beim Braunschweiger IT-<br />
Dienstleister David Software an<br />
der Schnittstelle zwischen Kunden<br />
und Entwicklern.<br />
mengesetzt s<strong>in</strong>d. Das ist <strong>in</strong> der IT immer etwas<br />
schwierig, weil es e<strong>in</strong>fach nicht so viele<br />
Frauen gibt.<br />
Scholz-Meißner: In Projekten gibt es viele<br />
Konflikte, das ist normal. In e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en<br />
Männerwelt wirken Frauen deeskalierend. Ob<br />
Frauen Konflikte besser lösen, kann ich nicht<br />
sagen. Aber Männer und Frauen verhalten<br />
sich anders. #<br />
Anzeige<br />
Perfekter Crash<br />
IT-SUPPORT DER ANDEREN ART BEI GNS SYSTEMS<br />
Denkt man an IT-Support, so<br />
denkt man an unterbezahlte<br />
Stu<strong>die</strong>nabbrecher, <strong>die</strong> sich mit der<br />
Netzwerkadresse des Druckers oder<br />
dem <strong>Auf</strong>stellen e<strong>in</strong>es Monitors herumschlagen.<br />
IT-Support ist auch<br />
das, was GNS Systems<br />
anbietet, doch hat e<strong>in</strong><br />
Job dort nicht dem Klischee<br />
<strong>zu</strong> tun. Das liegt<br />
vor allem an der Art<br />
der Kunden: Spitzen-<br />
Unternehmen aus dem<br />
Mobilitätssektor.<br />
Die Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> IT für e<strong>in</strong>e<br />
Strukturanalyse oder<br />
e<strong>in</strong>e Crashsimulation<br />
s<strong>in</strong>d ungleich höher als<br />
<strong>in</strong> der Bürowelt, weil <strong>die</strong> Software<br />
um e<strong>in</strong> Vielfaches komplexer ist.<br />
Trotzdem muss sie <strong>in</strong> <strong>die</strong> IT-Landschaft<br />
e<strong>in</strong>es Unternehmens passen.<br />
Die Mitarbeiter bei GNS Systems <strong>in</strong><br />
Braunschweig s<strong>in</strong>d deshalb spezialisierte<br />
Systemadm<strong>in</strong>istratoren mit<br />
e<strong>in</strong>em naturwissenschaftlichen H<strong>in</strong>tergrund:<br />
Physiker, Informatiker,<br />
Mathematiker und Ingenieure.<br />
„Die D<strong>in</strong>ge <strong>zu</strong>m Laufen br<strong>in</strong>gen,<br />
<strong>die</strong> IT für <strong>die</strong> perfekte Crash-Simulation<br />
aufbauen – das kann e<strong>in</strong>en<br />
enormen Spaß machen“, sagt<br />
Christopher Woll, der Simulationsprogramme<br />
mit völlig wilden CAD-<br />
Daten <strong>zu</strong>m Fliegen br<strong>in</strong>gt: „Man<br />
steckt bei vielen Kunden <strong>in</strong> der Entwicklung<br />
von Produkten, <strong>die</strong> erst <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> paar Monaten oder gar Jahren<br />
marktreif s<strong>in</strong>d, hat also immer <strong>die</strong><br />
Nase im W<strong>in</strong>d.“<br />
IT Spezial<br />
Auch bei Automobilherstellern<br />
dreht sich IT <strong>zu</strong>m Großteil um <strong>die</strong><br />
Büroprogramme und nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Rest s<strong>in</strong>d technisch-wissenschaftliche<br />
Anwendungen. Doch <strong>die</strong> Anwender<br />
s<strong>in</strong>d Koryphäen auf ihren<br />
Gebieten und benötigen<br />
beim IT-Support jemanden,<br />
der ihnen auf<br />
gleichem Niveau begegnet<br />
und ihre Anliegen<br />
versteht.<br />
Obwohl <strong>die</strong> alte Villa<br />
am Braunschweiger<br />
Gaußberg, <strong>in</strong> der GNS<br />
Systems <strong>zu</strong> <strong>Haus</strong>e ist,<br />
viel sympathischer als<br />
e<strong>in</strong> gewöhnliches Bürogebäude<br />
ist, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>,<br />
<strong>die</strong> dort arbeiten, oft nicht da. Sie<br />
s<strong>in</strong>d beim Kunden, der häufi g Partner,<br />
manchmal Freund ist. Manche<br />
Kollegen, so heißt es, würden den<br />
Job gar nicht machen wollen, wenn<br />
sie da<strong>zu</strong> im stillen Kämmerle<strong>in</strong> sitzen<br />
müssten. Erst mit der realen Erfahrung,<br />
im direkten Kontakt mit<br />
den Physikern, Berechnungs<strong>in</strong>genieuren<br />
und Mathematikern, <strong>die</strong> an<br />
der Entwicklung von Autos, Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitszügen,<br />
Flugzeugen<br />
oder Satelliten arbeiten, läuft <strong>die</strong><br />
Software so, dass sie <strong>die</strong> Entwicklung<br />
vorantreibt. „Es kl<strong>in</strong>gt vielleicht<br />
seltsam, aber es macht Spaß,<br />
wenn <strong>die</strong> Komb<strong>in</strong>ation von Hardware,<br />
Betriebssystem, Anwendung<br />
und Methodik stimmt – und ich vom<br />
Kunden e<strong>in</strong>e positive Rückmeldung<br />
bekomme“, sagt Woll.<br />
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vorprogrammiert.<br />
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Diplom-Informatiker/<strong>in</strong> oder Diplom-Ingenieur/<strong>in</strong><br />
(B.Sc. / M.Sc.)<br />
Gute/sehr gute Java-Kenntnisse<br />
(JEE, Sw<strong>in</strong>g, Hibernate, JDBC, RMI)<br />
Kenntnisse <strong>in</strong> OO, UML und SOA<br />
Entwicklungswerkzeuge (Eclipse, Subversion, Jira)<br />
Testen mit JUnit<br />
Erstellung von Problem-Reports und<br />
ggf. Zusammenarbeit mit den<br />
nachfolgenden Supporte<strong>in</strong>heiten<br />
Kenntnisse <strong>in</strong> produktionstechnischen Abläufen<br />
Englisch <strong>in</strong> Wort und Schrift<br />
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jede gute Lösung e<strong>in</strong>e noch bessere gibt, hat sich MHP<br />
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Wachstum wird durch kompromisslose Qualität <strong>in</strong> allen<br />
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n Bus<strong>in</strong>ess Intelligence<br />
n Supply Cha<strong>in</strong> Management<br />
n Product Lifecycle Management<br />
n Customer & Service Management<br />
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<strong>in</strong> Freiberg a. N., Ludwigsburg, Stuttgart, Walldorf, München,<br />
Essen, Wolfsburg, Berl<strong>in</strong>, Zürich (Schweiz) und Atlanta (USA).<br />
Und da man Kompetenz nicht aufhalten kann, könnten <strong>die</strong><br />
Perspektiven für e<strong>in</strong>e aufregende Zukunft nicht besser se<strong>in</strong>.<br />
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INTERVIEW MIT MICHAEL THIELE<br />
(FERCHAU ENGINEERING GMBH)<br />
Michael Thiele, Leiter der Braunschweiger FERCHAU-<br />
Niederlassung, schaut optimistisch <strong>in</strong> <strong>die</strong> Zukunft.<br />
In den sechs Jahren, <strong>in</strong> denen er <strong>die</strong> Niederlassung<br />
Braunschweig nun leitet, konnte das Unternehmen e<strong>in</strong><br />
enormes Wachstum verzeichnen. Alle<strong>in</strong> im letzten Jahr<br />
hat <strong>die</strong> Niederlassung 35 neue Mitarbeiter e<strong>in</strong>gestellt<br />
und zählt heute <strong>in</strong>sgesamt etwa 120. Zum Vergleich:<br />
bei der Gründung im Jahre 1990 waren es noch zwölf.<br />
Auch <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Jahr möchte Thiele mehr als 40 neue<br />
Fachkräfte e<strong>in</strong>stellen. Neben den klassischen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />
Dienstleistungen <strong>in</strong> den Bereichen Automotive und<br />
Bahntechnik gew<strong>in</strong>nt auch der IT-Sektor <strong>zu</strong>nehmend an<br />
Bedeutung.<br />
Herr Thiele, FERCHAU<br />
war mir bisher eher im<br />
Bereich Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />
Dienstleistungen e<strong>in</strong> Begriff .<br />
Ja, ursprünglich stammen wir<br />
auch aus <strong>die</strong>sem Bereich. Aber<br />
seit wir 1966 unter dem Namen<br />
FERCHAU Konstruktion<br />
gegründet wurden, hat sich e<strong>in</strong>iges<br />
verändert. Unsere Ingenieure<br />
sitzen ja auch <strong>in</strong> aller Regel<br />
nicht mehr mit dem Bleistift vor<br />
e<strong>in</strong>em Zeichenbrett (lacht).<br />
Welche Tätigkeitsfelder<br />
der IT be<strong>die</strong>nen Sie hier<br />
<strong>in</strong> Braunschweig? Setzen<br />
Sie den Schwerpunkt auf<br />
Industrial- oder Bus<strong>in</strong>ess-IT?<br />
Aktuell liegt unser Schwerpunkt<br />
aufgrund der Nähe <strong>zu</strong>m Automobilstandort<br />
Wolfsburg noch<br />
<strong>in</strong> der Industrial-IT. Seit e<strong>in</strong>igen<br />
Jahren gew<strong>in</strong>nen jedoch auch<br />
Bus<strong>in</strong>ess-IT-Lösungen für uns<br />
<strong>zu</strong>nehmend an Bedeutung. Insbesondere<br />
liegen unsere <strong>Auf</strong>gaben<br />
<strong>in</strong> den Bereichen der Web-<br />
anwendungen, der mobilen<br />
Applikation und der Gestaltung<br />
von Benutzeroberfl ächen. Aber<br />
auch <strong>die</strong> Analyse von Bus<strong>in</strong>ess-<br />
Prozessen, <strong>die</strong> E<strong>in</strong>führung und<br />
<strong>die</strong> Adm<strong>in</strong>istration von ERP-<br />
Systemen s<strong>in</strong>d neuerd<strong>in</strong>gs als<br />
Schwerpunkte an<strong>zu</strong>sehen.<br />
Kl<strong>in</strong>gt <strong>in</strong>teressant und<br />
sehr vielfältig. Welche<br />
Kriterien muss e<strong>in</strong> Bewerber<br />
erfüllen, um Teil Ihres<br />
IT-Teams <strong>zu</strong> werden?<br />
Programmierkenntnisse <strong>in</strong> den<br />
Sprachen C#/.NET und Java<br />
s<strong>in</strong>d immer von Vorteil. Auch<br />
Entwicklung und Programmierung<br />
von „Embedded Systems“<br />
rücken immer mehr <strong>in</strong> den Fokus.<br />
Neben dem Fachwissen ist<br />
es gerade für uns als Dienstleister<br />
entscheidend, welche Soft<br />
Skills e<strong>in</strong> Bewerber mitbr<strong>in</strong>gt.<br />
Flexibilität, e<strong>in</strong> sympathisches<br />
<strong>Auf</strong>treten und <strong>die</strong> Fähigkeit,<br />
sich schnell auf neue Herausforderungen<br />
e<strong>in</strong><strong>zu</strong>stellen, s<strong>in</strong>d für<br />
46<br />
uns besonders wichtig.<br />
S<strong>in</strong>d Sie aktuell auf der Suche<br />
nach neuen Mitarbeitern?<br />
Wir s<strong>in</strong>d immer auf der Suche<br />
nach qualifi zierten Fachkräften.<br />
Für das laufende<br />
Jahr planen wir mehr als 40<br />
Neue<strong>in</strong>stellungen.<br />
Wie wirkt sich der Fachkräftemangel<br />
auf Ihre Pläne aus?<br />
Natürlich ist es schwerer geworden<br />
alle Stellen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er angemessenen<br />
Zeit <strong>zu</strong> besetzen,<br />
aber <strong>die</strong>ses Problem haben unsere<br />
Mitbewerber schließlich<br />
auch. Um dem entgegen<strong>zu</strong>wirken,<br />
bieten wir gerade für Berufse<strong>in</strong>steiger<br />
<strong>in</strong>teressante <strong>Auf</strong>stiegschancen<br />
im Vertrieb und<br />
im technischen Consult<strong>in</strong>g. Wir<br />
beteiligen uns auch an Fördermaßnahmen<br />
wie dem Deutschlandstipendium.<br />
Zusätzlich prä-<br />
mieren wir bereits seit Jahren<br />
<strong>die</strong> besten Absolventen der Ostfalia<br />
mit unserem Förderpreis.<br />
Welchen Herausforderungen<br />
wird sich der IT-Sektor<br />
Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach neben<br />
dem Fachkräftemangel<br />
künftig stellen müssen?<br />
Wir beobachten bereits seit längerem,<br />
dass <strong>die</strong> IT-Welt komplexer<br />
wird. Immer mehr Funktionalitäten<br />
werden <strong>in</strong> immer<br />
komplexeren und kommunikativeren<br />
Applikationen umgesetzt.<br />
Außerdem werden <strong>die</strong> mobilen<br />
Anwendungen deutlich <strong>zu</strong>nehmen.<br />
Durch <strong>die</strong> wachsende<br />
Komplexität <strong>in</strong> der IT werden<br />
Entwicklungs<strong>die</strong>nstleister <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem<br />
Bereich e<strong>in</strong>e immer bedeutendere<br />
Rolle spielen.<br />
Herr Thiele, vielen Dank<br />
für das Interview!
Für unsere Standorte Wolfsburg, Ingolstadt und S<strong>in</strong>delf<strong>in</strong>gen<br />
suchen wir <strong>zu</strong>m nächstmöglichen Zeitpunkt:<br />
Consultant (m/w) Bus<strong>in</strong>ess Intelligence für <strong>die</strong> Bereiche<br />
IBM/Cognos/ETL Kennziffer ITAS 642, ITAS 643<br />
Junior Consultant (m/w)/System Specialist (m/w)<br />
IT System & Service Management Kennziffer TC 113<br />
IT Consultant (m/w) für Microsoft Exchange/<br />
Lync Kennziffern TC 110<br />
Junior Consultant (m/w) SAP CO Kennziffer ITSO 284<br />
Abschlussarbeit <strong>in</strong> der Softwareentwicklung<br />
Abschlussarbeit im Bereich Fahrzeugentwicklung<br />
Abschlussarbeit Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g 01<br />
Hochschulstipen<strong>die</strong>n für Wirtschafts<strong>in</strong>formatik (B.Sc.)<br />
an der Ostfalia – Hochschule für angewandte<br />
Wissenschaften Stipendium WIINF<br />
47<br />
H&D International Group<br />
H&D Bus<strong>in</strong>ess Services GmbH<br />
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38518 Gifhorn<br />
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Das erwarten wir von Ihnen<br />
� Abgeschlossenes IT-orientiertes<br />
Hochschulstudium oder vgl. Ausbildung<br />
� Grundlagenwissen <strong>in</strong> IT-Technologien<br />
� Kommunikations- und Teamfähigkeit
Liebl<strong>in</strong>gs …<br />
Schlussakkord<br />
E<strong>in</strong> Blick h<strong>in</strong>ter <strong>die</strong> Kulissen: Unsere Redakteure verraten euch exklusiv ihre Vorlieben!<br />
Lara Namlic<br />
Liebl<strong>in</strong>gsalbum:<br />
Name des Albums: Good fort he Soul<br />
Interpret: Dionne Bromfield<br />
Weil: klassisch, kraftvoll, e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong><br />
Genuss<br />
E<strong>in</strong>e würdige Nachfolger<strong>in</strong> der erst im letzten<br />
Jahr verstorbenen Amy W<strong>in</strong>ehouse. Überzeugt<br />
mit gefühlvollen und reifen Texten und<br />
e<strong>in</strong>em bombastischen Gesangstalent.<br />
Liebl<strong>in</strong>gsfilm:<br />
Name des Films: Gran Tor<strong>in</strong>o<br />
Regie: Cl<strong>in</strong>t Eastwood<br />
Weil: e<strong>in</strong>zigartig, bee<strong>in</strong>druckend,<br />
dramatisch<br />
Packendes Drama mit Cl<strong>in</strong>t Eastwood als<br />
greiser Vietnam-Veteran, der sich se<strong>in</strong>en eigenen<br />
Vorurteilen stellen muss.<br />
Liebl<strong>in</strong>gsbuch:<br />
Name des Buches: Drei M<strong>in</strong>uten mit<br />
der Wirklichkeit<br />
Autor: Wolfram Fleischhauer<br />
Weil: mitreißend, spannend,<br />
unvorhersehbar<br />
E<strong>in</strong>e Liebesgeschichte und Liebeserklärung an<br />
den Tanz. Hier trifft klassisches Ballett auf <strong>die</strong><br />
geheimnisvollen Rhythmen des Tangos von<br />
Buenos Aires. Auch etwas für Tanzmuffel!<br />
… album? Film? buch?<br />
Sanja Damitz<br />
Liebl<strong>in</strong>gsalbum<br />
Name des Albums: El Cam<strong>in</strong>o<br />
Interpret: The Black Keys<br />
Weil: kraftvoll, mitreißend, knarzig,<br />
Holzfäller-Hemd-Sound<br />
Für jede Emotion im Leben gibt es e<strong>in</strong>en Song<br />
von den Black Keys. Das Duo trumpft wieder<br />
e<strong>in</strong>mal mit großartigen Sounds aus Retro und<br />
groovigem Garagen-Blues-Rock auf.<br />
Liebl<strong>in</strong>gsfilm<br />
Name des Films: Napoleon Dynamite<br />
Regie: Jared Hess<br />
Weil: abgedreht, urkomisch, Freak-<br />
Show, exzentrisch<br />
Kultige Sprüche, schräge Klamotten, verrückte<br />
Tanze<strong>in</strong>lagen und fantastische Tierwesen:<br />
Gosh, das ist e<strong>in</strong> ziemlich guter Streifen!<br />
Liebl<strong>in</strong>gsbuch<br />
Name des Buches: Naokos Lächeln<br />
Autor: Haruki Murakami<br />
Weil: philosophisch, surreal, lebendig,<br />
ehrlich<br />
E<strong>in</strong>e fesselnde Geschichte über Leben, Sex, Liebe<br />
und Tod im Tokyo der sechziger Jahre. E<strong>in</strong><br />
Mann irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit,<br />
der vor e<strong>in</strong>er Entscheidung steht,<br />
oder vielleicht doch nicht?<br />
49<br />
Jasm<strong>in</strong> Feldberg<br />
Liebl<strong>in</strong>gsalbum<br />
Name des Albums: König der Löwen –<br />
Das Musical<br />
Interpret: Hans Zimmer<br />
Weil: afrikanische Klänge, fantastische<br />
Stimmen<br />
Für mich DAS Werk des erfolgreichen deutschen<br />
Komponisten – da zeitlos, entführt es<br />
immer wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fremde Welt und er<strong>in</strong>nert<br />
<strong>zu</strong>dem an e<strong>in</strong>en sehr schönen Abend.<br />
Liebl<strong>in</strong>gsfilm<br />
Name des Films: Warrior<br />
Regie: Gav<strong>in</strong> O’Connor<br />
Weil: mitreißend, tragisch,<br />
authentisch<br />
E<strong>in</strong> Vater, der nie da war – zwei Brüder, <strong>die</strong><br />
unterschiedlicher damit nicht umgehen könnten.<br />
Im UFC-Käfig kommt es <strong>zu</strong>r Begegnung,<br />
ohne übertriebenen Gefühlskitsch.<br />
Liebl<strong>in</strong>gsbuch<br />
Name des Buches: Millionär<br />
Autor: Tommy Jaud<br />
Weil: kurzweilig und vor allem:<br />
nachvollziehbar!<br />
Endlich mal jemand, der sich über <strong>die</strong> wirklich<br />
wichtigen Alltagsprobleme Gedanken macht –<br />
<strong>die</strong> Welt steckt voller Ungerechtigkeiten.
Schlussakkord<br />
E<strong>in</strong> neues<br />
Sommermärchen?<br />
vom sPagat zwischEn FussballFiEbEr unD stuDium...<br />
Von Markus Hörster<br />
Die Prüfungsphase des W<strong>in</strong>tersemesters<br />
ist nun Geschichte.<br />
Klausuren s<strong>in</strong>d geschrieben,<br />
mündliche Prüfungen überstanden<br />
und <strong>die</strong> <strong>Haus</strong>arbeit, <strong>die</strong> ich schon ewig<br />
vor mir her schiebe, steht kurz vor ihrer<br />
Vollendung. Also heißt es nun, sich<br />
auf das Sommersemester <strong>zu</strong> freuen und<br />
<strong>die</strong> damit verbundenen schönen D<strong>in</strong>ge<br />
des (Studenten-)Lebens. Der Geruch von<br />
Steaks und Holzkohle <strong>in</strong> den Parks, das<br />
erfrischende Nass des Freibades oder<br />
der warme Sand zwischen den Füßen<br />
<strong>in</strong> der Okercabana. Nicht <strong>zu</strong> vergessen:<br />
Zwei große Sportereignisse werfen ihre<br />
Schatten voraus. Die Olympischen Sommerspiele<br />
<strong>in</strong> London ab Ende Juli und<br />
natürlich <strong>die</strong> Fußball-Europameisterschaft<br />
<strong>in</strong> Polen und <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e.<br />
Rückblende 2010: Test <strong>zu</strong> „Internationales<br />
Me<strong>die</strong>nrecht“. Gerade waren <strong>die</strong><br />
heißesten Tage des Sommers und ausgerechnet<br />
stand auch noch e<strong>in</strong> spannendes<br />
Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft<br />
<strong>in</strong> Südafrika an. Deutschland gegen Serbien<br />
<strong>in</strong> der Gruppenphase der Gruppe<br />
D. Und als Fan der Nationalelf saß ich<br />
nun mit me<strong>in</strong>en Kommilitonen <strong>in</strong> der<br />
Uni und ließ mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em trockenen<br />
Rechtsthema prüfen. Klar, dass wir alle<br />
auf heißen Kohlen saßen und <strong>die</strong> <strong>Auf</strong>ga-<br />
ben so schnell wie möglich h<strong>in</strong>ter uns<br />
br<strong>in</strong>gen wollten. Gleich nach dem Test<br />
– <strong>die</strong> Halbzeitpause war schon angebrochen<br />
– fuhren wir wie vorher verabredet<br />
auf kürzestem Weg <strong>zu</strong>m nächsten<br />
Fernseher. Immerh<strong>in</strong> konnten wir so<br />
noch <strong>die</strong> zweite Halbzeit genießen.<br />
Die Nationalelf hat an <strong>die</strong>sem Tag leider<br />
0:1 gegen Serbien verloren, wir unseren<br />
Test jedoch bestanden. Immer-<br />
50<br />
h<strong>in</strong>! Pünktlich <strong>zu</strong> Beg<strong>in</strong>n der EM im<br />
Juni werden <strong>die</strong> Trendfarben wieder<br />
Schwarz-Rot-Gold se<strong>in</strong>. Und wir Stu<strong>die</strong>renden<br />
stehen wieder vor dem Spagat<br />
zwischen Studium und Fußball und gehen<br />
unterschiedlich damit um. In den<br />
Hörsälen werden vor allem bei Spielen<br />
der Deutschen Nationalelf häufig leere<br />
Sitzreihen <strong>zu</strong> sehen se<strong>in</strong>. Und <strong>die</strong><br />
gewissenhaften Stu<strong>die</strong>renden werden<br />
sich ärgern, wenn sie gerade während<br />
der Spiele unserer Mannschaft <strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>aren<br />
mit Anwesenheitspflicht sitzen<br />
müssen.<br />
Mitgefiebert wird entweder <strong>zu</strong> <strong>Haus</strong>e<br />
vor dem extra für <strong>die</strong>ses wichtige Ereignis<br />
gekauften LCD-Fernseher <strong>in</strong> HD-<br />
<strong>Auf</strong>lösung oder eben beim schon 2006<br />
so erfolgreichen „PublicView<strong>in</strong>g“. Vielleicht<br />
ist dann vor der Braunschweiger<br />
Schlossfassade wieder e<strong>in</strong>e so e<strong>in</strong>drucksvolle<br />
Kulisse <strong>zu</strong> sehen, wie hier<br />
auf dem Foto von der Übertragung des<br />
F<strong>in</strong>ales der Fußball-EM 2008.<br />
Freuen wir uns also auf e<strong>in</strong>en schönen<br />
Sommer – mit oder ohne Fußball.<br />
Nach der sehr guten Qualifikation sehen<br />
<strong>die</strong> Aussichten für <strong>die</strong> Nationalmannschaft<br />
jedenfalls nicht schlecht<br />
aus. E<strong>in</strong> neues Sommermärchen kann<br />
also kommen! #<br />
Fotos: Markus Hörster
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e<strong>in</strong> erfolgreicher karrierestart<br />
beg<strong>in</strong>nt im studium.<br />
Sie können schon während Ihres<br />
Studiums wertvolle Erfahrungen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em langjährig erfolgreichen<br />
Unternehmen sammeln,<br />
<strong>in</strong>dem Sie frühzeitig an Projekten<br />
der ESG mitarbeiten. In klei-<br />
nen Teams werden Sie optimal<br />
betreut und lernen nicht nur,<br />
Ihr Wissen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Praxis um<strong>zu</strong>setzen,<br />
sondern bekommen<br />
<strong>zu</strong>sätzlich e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Prozesse e<strong>in</strong>es hightech-Unternehmens.<br />
Wenn Sie stu<strong>die</strong>ren<br />
oder kurz vor Ihrem Abschluß<br />
stehen, e<strong>in</strong>e Aff<strong>in</strong>ität <strong>zu</strong> Elektronik-<br />
und Software-Themen<br />
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genau richtig.<br />
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unterschiedlichen Projekten mit<strong>zu</strong>wirken,<br />
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