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Stadthotels II Suburban Hotels - Wohnbau - TU Wien

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S T A D T H O T E L S<strong>Suburban</strong> <strong>Hotels</strong>Wörtlich übersetzt könnte man sie wohl als „Stadtrandhotels“ bezeichnen. Offiziell existiert dieserBegriff jedoch nicht. Zu den <strong>Suburban</strong> <strong>Hotels</strong> rechnet man <strong>Hotels</strong>, die typologisch nicht so recht indas Schema "Scheiben, Türme, Hallen" passen. Gemeinsam ist ihnen die Lage außerhalb derStadtzentren und ihre geringe Höhenentwicklung, ihre Nutzung ist die eines <strong>Stadthotels</strong>,charakteristisch ist ihnen eine eher flächige, aufgelockerte Organisation, was sie manchmal auchan Ferienhotels erinnern lässt. Als Ursachen für ihr Entstehen könnte man die Dezentralisierung derstädtischen Entwicklung, die Verlagerung von Businessparks und Shoppingmalls aus denüberfüllten, schwer erreichbaren und teuren Stadtzentren an die Stadtränder sehen. Die Vorteileliegen in den niedrigeren Grundstückspreisen, die sich in günstigeren Zimmerpreisen (15%weniger) niederschlagen, in der einfacheren (meist gratis) Unterbringung der Autos (1,2 Parkplätzepro Zimmer) und in besseren Verkehrsverbindungen (wichtig ist leichte Erreichbarkeit undSichtbarkeit). In den USA herrscht zwischen Downtown und <strong>Suburban</strong> <strong>Hotels</strong> ein regelrechterPreiskrieg.Es sind zwei scheinbar entgegengesetzt laufende Trends zu beobachten. Einerseits flächenmäßigeEinsparungen bei den öffentlichen Räumen wie Restaurant, Lobby usw., dafür größere, besserausgestattete Zimmer, andererseits Reduzierung der Zimmerfläche auf ein Minimum ("Es ist nurfür eine Nacht"), dafür Beibehaltung des Food & Beverage-Angebotes. Generell muss jedochberücksichtigt werden, dass in <strong>Suburban</strong> <strong>Hotels</strong> meist nur gefrühstückt wird, d.h. Raum- undServicekapazität auf die Morgenspitze zugeschnitten werden muss. Zahlreiche kleinere <strong>Hotels</strong>haben dieses Problem gelöst, indem der Bewirtungsbereich überhaupt ausgegliedert wird. Diefolgenden Beispiele sind chronologisch geordnet.Beim (leider kürzlich verschandeltenund inWohnungen umgebauten)Villenhotel Clima in <strong>Wien</strong>-Nussdorf von ErnstHIESMAYR, 1966, handelt essich nicht um ein Hotelherkömmlicher Art, sondern- der Lage in den Weinbergeneines <strong>Wien</strong>erAußenbezirks entsprechend- um ein differenziertesbauliches Gebilde, bestehendaus einigen flachen Quadern aus Sichtbeton mitApartments unterschiedlicher Größe, wobei versuchtwurde, für jede Einheit den Charakter der Individualitätzu betonen, eigene Grünflächen zuzuordnen und intimeBereiche zu schaffen. Erschlossen wird die kleineHotelanlage über einen Gartenhof mit einerWasserfläche.(li. u. re., Lit. 1)1


Die Abkehr vom Internationalen Stil imHotelbau Ende der 60er Jahre äußertsich unter anderem im 1968 unter derFederführung von Ricardo LEGORRETTAund Mitwirkung von Luis BARRAGAN undMathias GOERITZ in Mexico City entstandenenHotel Camino Real in derBetonung der Wandflächen durch leichtesBöschen im Gegensatz zu den bisdahin üblichen Rasterfassaden und in derFarbigkeit. Dabei gelang es, das Großhotelso weit in einzelne Baukörper zu zerlegen, dass den Zimmertrakten private,ja fast intime Gartenhöfe vorgelagert werden konnten. (li. u. re., Lit. 2)Den amerikanischen Hoteltypus des<strong>Suburban</strong> <strong>Hotels</strong> verkörpert das vonder „Architekturfabrik“ SOM (Skidmore,Owings und Merrill) 1980errichtete Hyatt Regency Woodfieldin Schaum-burg an der Peripherievon Chicago. Das 484-Zimmer-Hotelbesteht aus zweihüftigen viergeschoßigenZimmertrakten, die vierInnenhöfe umschließen: Einer bildetzugleich die Lobby, ein zweiterenthält einen Ballsaal, die restlichenzwei sind auf unterschiedliche Weisegärtnerisch ausgestaltet. (li. , Lit. 3)Das von ihm erwartete Hotelhochhausverweigerte der ausChina stammende Ieoh MingPEI, als man ihm in seinerursprünglichen Heimat denAuftrag für das 1982 fertiggestellte Hotel auf den duftendenHügeln bei Peking gab.Stattdessen trat Pei in die SpurenFrank Lloyd Wrights in Japan,indem er versuchte, dasBewusstsein der Chinesen fürihre eigene Bautradition zuwecken. Der 325-Zimmer-Komplex besteht aus einem Ensemble verschiedener, voneinanderunabhängiger offener Gartenhöfe, das sich beiderseits einer Mittelachseim Gleichgewicht befindet. Die wie Äste verzweigten Zimmertrakte sindum den vorhandenen Baumbestand herumgebaut. Umschlossen ist derganze Komplex von einer im alten China üblichen Mauer. Die Außenanlagenmit den Elementen Wasser, Pflanzen und Felsen lassen die Poesietraditioneller chinesischer Gärten wieder aufleben. (li. u. re., Lit. 4)2


Dietmar EBERLE und Carlo BAUMSCHLAGER verfolgten bei ihrem Hotel Martinspark in Dornbirn,1996, eher die umgekehrte Strategie, in der wenig urbanen Kleinstadt einen städtischen Akzent zusetzen. In einer dispersen Nachbarschaft entwarfen sie einen dreigeschossigen, nahezuquadratischen Block, an den ein Restaurantanbau raumschiffartig angedockt ist. Seinekupferverkleidete Rundform setzt sich in der Oval-Lobby sowie in den Bädern der 88 Zimmern und12 Suiten, die zweihüftig um einen Hof gruppiert sind, fort und bildet einen voluminösenKontrapunkt zur filigranen, von gläsernen Lamellen dominierten Fassade des Blocks. (o., Lit. 5, 6)Das in Krems gelegene Hotel Klinglhuber vonNEURURER & NEURURER nimmt den kleinteiligenMaßstab der Umgebung auf. Zwei Zimmergeschoßeund das zurückgesetzte Dachgeschoß, die im Grundrissein U bzw. ein L bilden, kragen leicht über demErdgeschoß aus. Einhüftigkeit und Staffelung erlaubtfreundliche und großzügige Zimmererschließung. Durchgeklebte Glasbänder öffnen sich Nasszellen zumZimmer und sind natürlich belichtet. (li. u. re., Lit. 6)Nachdem ein kühner Entwurf von COOP HIMMELB(L)AU für die Erweiterungdes Gartenhotels Altmannsdorf in <strong>Wien</strong> 12 wegen bautechnischerSchwierigkeiten und nicht zuletzt am mangelnden Mut der Hotelbetreibergescheitert war, setzte sich 1994 das Architekten-DuoHanns KASTNER und Michael SCHLUDER mit einem gekrümmten Zubaufür das ehrwürdige Dr.Karl-Renner-Institut im ehemaligen Frankl-Schloss durch. Vor dem zurückgesetzten Zubau entstand ein Vorplatz.Versucht wurde, die beträchtlichen Baumassen - bedingt durch dieZweihüftigkeit - durch Einschnitte und Gliederungen auf ein erträglichesMaß zu mildern. Anerkennenswert sind auch die Anstrengungen, für dieZimmer trotz ihrer räumlichen Beengtheit durch Bereichsgliederung soetwas wie Wohnungscharakter zu erreichen. In den Zimmern an derAußenkurve befindet sich das Bad an der Fassade, das Bett ist quergestellt,ein Sitzbereich am Fenster ist räumlich gefasst. (re.o.) An derInnenkurve befinden sich Zimmer mit konventioneller Anordnung, dafürist das Bad zum Schlafbereich hin teilweise verglast. (re. u., Lit. 7)3


Die 1995 fertig gestellte Erweiterung des unter Denkmalschutzstehenden <strong>Hotels</strong> Zürichberg um einenBettentrakt wurde von Marianne BURCKHALTER undChristian SUMI durch einen bravourösen Trick elegantgelöst. In den umgebenden Wald wurde ein ovalersolitärer Neubau gestellt,der mit dem Altbau keineoberirdische Verbindunghat, sondern lediglich miteinem unterirdischen Verbindungskorridor an den Altbau angedocktist. Unter dem pavillonähnlichen Neubau liegt eine Tiefgarage, derenRampenerschließung sich schneckenartig in die Zimmergeschoßefortsetzt. Der Neubau hat folgerichtig keinen eigenen Eingang. Vonoben wird der atriumartige Innenraum mit der die Zimmererschließenden Rampe belichtet. Die keilförmigen Zimmer haben ihreNasszellen untereinender versetzt an der Fassade. (o. u. li., Lit. 5, 8)Das ehemalige Turmhotel Seeber in Hall in Tirol, 1931 von LoisWEL-ZENBACHER erbaut, wurde vom Verfall bewahrt und erhielt2003 als Parkhotel Hall von HENKE und SCHREIECK einen jüngerenBruder in Stahl und Glas hinzugefügt. Der Turm neben dem Turm:der neue rund, 23 Meter hoch und fast schwarz; der altequadratisch, niedriger und weiß. Alles ist verbunden durch einSockelbauwerk, das im Neubauins ansteigende Geländeeingebettet ist. Der neue Turmist konisch, wie ein Trichter, dersich nach oben verbreitert undrundum verglast ist. Lamellendienen der Beschattung unddem Sichtschutz. Die verglasteFassade macht die Zimmer vonder Decke bis zum Bodenvollkommen auf - der Ausblickaus den tortenstückartigenZimmern ist sensationell. (li. u.re., Lit.9)4


Typische <strong>Suburban</strong> <strong>Hotels</strong> stellen Flughafenhotels dar. Entweder stehen sie indirekter Verbindung mit dem Terminal oder es besteht ein kostenloserTransfer. Oft sind sie in Kooperation mit Fluglinien errichtet. Wegen desLuftverkehrs werden keine Türme sondern eher flache, langgestreckteBaukörper ausgebildet. Lärmschutzmaßnahmen sind notwendig. Möglich istauch die Orientierung der Zimmer in klimatisierte Atrien.Das 1990 von MANSER Associatesgeplante 400-Zimmer SterlingHotel am Londoner FlughafenHeathrow besteht aus zweiversetzt angeordneten, mit einerBrücke verbundenen Scheiben,die eine riesige parallelogrammförmige,an den Stirnseiten verglasteHalle bilden, die Lobby,Restaurant, ein „<strong>Wien</strong>er Kaffeehaus“und ein Schwimmbad mitBlick auf das Flugfeld enthält. (li.u. re.o., Lit. 10, 11, 13)Ähnlich ist das Konzept desKempinsky Airport <strong>Hotels</strong> amMüncher Flughafen, 1994, Architekt:Helmut JAHN. Zwischenzwei zweihüftigen 150 m langenGebäuderiegeln spannt sich einefiligrane gläserne Dachkonstruktionüber eine 40 m breite Halle,von der aus die viergeschoßigenZimmertrakte erschlossen werden,an deren Enden Suitensituiert sind. (re., Lit. 5)Ungleich komplexer präsentiert sich dasSheraton Paris Airport Hotel am PariserFlughafen Roissy. Es wurde von PaulANDREU/Martinet Architecture gleichsam wieein schwebender Schiffskörper oberhalb derKreuzung von Flughafenzubringern und TGV-Station situiert, was nicht nur erhöhte Schallschutzmaßnahmen,sondern auch ein durchspezielle Federungselemente erschütterungsfreigehaltenes Tragwerk erforderte. Über der direktvon der TGV-Ebene erreichbaren Eingangshalleliegen insgesamt 265 Zimmer und Suiten in vierGaleriegeschoßen entlang eines überglastenMittelatriums. Die zentrale Erschließung verbirgtsich in einer mittig sitzenden geschlossenenStromlinienform. (re., Lit. 6)5


Ebenfalls von Verkehrsmitteln geprägt ist dassich in Mestre befindliche, 2002 fertig gestellteund von Marco PIVA geplante DoppelhotelLaguna Palace Hotel (210 Zimmer) und LagunaSuites (100 Suiten), die als zwei sechsgeschoßigeBaukörper einander gegenüberstehen. Dazwischenbefindet sich ein Kanal mit einem kleinenprivaten Jachthafen und Anlegestellen für vierhundertBoote, der mit einer aufwändigen Glaskonstruktionüberdacht ist. Es besteht eine direkteBootsverbindung mit dem Markusplatz. (o., Lit. 12)Das neun Geschoße hohe, von Hermann CZECH geplante Hotel Messe <strong>Wien</strong>, 2005,folgt mit seiner Krümmung dem Straßenverlauf und neigt sich ab dem dritten Geschoßgeringfügig nach außen. In den beiden unteren Geschoßen befinden sich dieöffentlichen Räume des <strong>Hotels</strong>. Drei Fluchttreppen, zwei den Stirnseiten und eineungefähr in der Mitte der konkaven Seite, sind als Stahlstiegen auf das notwendigeMinimum reduziert. Jedes der zweihüftig erschlossenen Hotelzimmer erhält eine Fenstertüresowie ein Fenster mit normaler Parapethöhe. Dunkle, horizontale Streifenüberlagern scheinbar beziehungslos dieses Fassadenbild. Die Anzahl der Geschoße istdadurch schwerer zu fassen und der Baukörper wirkt dadurch monumentaler. (Lit.14)Literatur1 Ernst Hiesmayr; Analytische Bausteine, <strong>Wien</strong> 19992 Wayne Attoe; The Architecture of Ricardo Legoretta, Berlin 19903 Architectural Record 12/19814 Bruno Suner; Ieoh Ming Pei, Basel, Boston, Berlin 19895 Otto Riewoldt; Hoteldesign 2, München 19986 Arian Mostaedi, Design <strong>Hotels</strong>, Barcelona 19997 Architektur & Bauforum 166/19948 Architektur Aktuell 9/19959 Arch 9/200310 Bauwelt 27/198811 Otto Riewoldt, Albrecht Bangert, Hoteldesign, München 199412 Architektur 4/200213 Brigitte Fitoussi; <strong>Hotels</strong>, Paris 199214 architektur.aktuell 11.2005© 2007 Herbert KeckDer Text ist urheberrechtlich geschützt. Jede Art von Vervielfältigung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Alle Angabenohne Gewähr. Die Abbildungen stammen aus den oben angeführten Quellen sowie aus dem Archiv des Autors.6

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