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11. Jahrgang Nr. 1 2010 - Barmherzige Brüder Schönfelderhof

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Der SchönfelderDr. Richard Auernheimer (rechts): „ EinStück Wagnis, aber wir wollen den Schrittwagen. Wir wollen Mut machen etwas zuverändern“.Albert Mandler: „Dr. Auernheimer hat dasThema auf die Agenda gesetzt und wir der<strong>Schönfelderhof</strong> arbeiten weiter daran“.Klaus Laupichler (rechts): „Ich kann immernoch nicht kochen, aber ich kanntrotzdem draußen leben“.Christina Nedoma (links): „ Wichtig istdas jeder selbst entscheiden kann, wo erleben möchte“.32Orenhofen eröffnet wurde und er mit zweiBewohnern dort einziehen konnte. DasWort „Hassliebe“ beschreibt das Verhältniszueinander wohl am besten. Es wurdesich gestritten, es wurde sich umarmt, eswurde geweint, es wurde gelacht und abund zu wurden die Betreuer verflucht unddann trank man samstags morgens wiedergemeinsam therapeutischen Kaffee.Als Klaus hier auf dem Flughafen darandenkt, muss er grinsen. Aber gleichzeitigbeschleicht ihn eine Beklommenheit.- Wie wird es nun in Berlin sein – wo sichseit der Mauereröffnung so vieles veränderthatte, er wird alleine in einerkleinen Wohnung leben und ambulantbetreut werden.- Wie würde er mit den neuen Betreuernklar kommen?- Wie diese Frage, gehen ihm viele andereFragen durch den Kopf. Warum hater das Vertraute hinter sich gelassen?- Was wird aus Harry und Andre, seinenehemaligen Mitbewohnern?- Ist es ein endgültiger Abschied?- Ist es ein Start in ein neues Leben?Verantwortlich für diesen Start warenwohl ein paar neue Entwicklungen. Begriffewie „Gemeindenahe Psychiatrie“,„Personenorientierung“ und „Wohnen woich will“ schwirren ihm im Kopf herum.Hatte er sich doch in den Jahren häufigermit dem Gedanken befasst, wieder nachBerlin zurück zu kehren. Eine Rolle magwohl dabei gespielt haben, dass ihm regelmäßigeBesuche in Berlin bei seinerSchwester ermöglicht wurden.Klaus wird aus seinen Gedanken gerissen.Sein Koffer ist da und von weitem sieht erseine Schwester am Terminal stehen.Wie gesagt, das war 1999, meine Damenund Herren, liebe Zuhörer, ich könnteIhnen noch einige solcher und ähnlicherBespiele schildern, viele sind viel unspektakulärersondern beziehen sich auf ganznormale Alltagssituationen. Ich möchtehier und heute auch nicht näher daraufeingehen, was es fachlich alles braucht,damit sich individuelle Bedürfnisse im eigenenLebensumfeld psychisch Krankernoch einmal realisieren lassen.Klaus musste sich auch einige ganz lapidareKompetenzen wie Kochen undEinkaufen noch einmal aneignen, aberunsere grundsätzliche Position – demVeranstaltungsthema gegenüber – diewollte ich mit Hilfe des Lebensbeispielsvon Klaus Ihnen schon vermitteln.Ich hoffe, das ist mir gelungen und wasdamals galt, gilt natürlich auch heute undin Zukunft. „Wohnen wo ich will undwie ich will“. Dazu gehört aber dannauch – und dass muss ich zum Schlussnoch erwähnen -, dass es Menschen gibt,die aus unterschiedlichen Gründen füreine Zeit oder auch immer in einem stationärenAngebot leben möchten.Ich erinnere mich hierbei immer an einenBewohner des <strong>Schönfelderhof</strong>es, einenehemaligen Lehrer, mit dem wir schonsehr oft darüber gesprochen haben, ausdem <strong>Schönfelderhof</strong> auszuziehen aberder uns immer wieder sagte: „Lasst michin Ruhe, ich möchte hier leben. Das istder beschützte Lebensraum, den ich will“,auch das ist Selbstbestimmung, die vonuns in der Form akzeptiert wird. Heute redenwir nicht mehr mit ihm darüber.Zum Schluss noch eins. Ich habe bewussthier und heute keine strukturellen Informationenzu unserer ambulanten Entwicklungoder z. B. wie viele Menschenwerden vom <strong>Schönfelderhof</strong> im BetreutenWohnen begleitet, gegeben. Wer dieswissen will, kann sich gerne an mich odermeine Kolleginnen und Kollegen wenden.Bedanken möchte ich mich noch beimVerein „Gemeindenahe Psychiatrie“ inPerson von Frau Beck und Herrn Dr. Auernheimer,der das Thema aktuell nocheinmal mit dem Landesverband der Psychiatrieerfahrenenauf die Agenda gesetzthat, denn der Prozess der Wiedereingliederungvon psychisch Kranken in die Gesellschaftist dauerhaft und längst nochnicht zufrieden stellend beantwortet undauch wir auf dem <strong>Schönfelderhof</strong> wollenweiter daran arbeiten.Danach machte Klaus Laupichler - Landesverbandder Psychiatrieerfahrenen – allenKlienten mit seiner eigenen GeschichteMut: „Meine Schublade war schon zu undjetzt wohne ich in einer kleinen Wohnungauf der schwäbischen Alp“.Wie hilfreich für die Entscheidung wo ichleben möchte das Persönliche Budget unddie Teilhabeplanung ist, verdeutlichteChristina Nedoma, Referat Grundsatzfragender Eingliederungshilfe in Mainz.Jetzt diskutierten alle über ihre Erfahrungen,Wünsche, Hindernisse und Fragenaus der Praxis.Zum Schluss fasste Dr. Richard Auernheimerzusammen: „Wir wollen Mut machen.Mut machen etwas zu verändern undneue Wege schaffen“.Musikalisch wurde die Veranstaltung durchdie Trommelgruppe des GemeindepsychiatrischenBetreuungszentrum Hermeskeilbegleitet.Peter Mossem

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