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11. Jahrgang Nr. 1 2010 - Barmherzige Brüder Schönfelderhof

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Der SchönfelderWie war er eigentlich auf den <strong>Schönfelderhof</strong>gekommen? Zuerst war er 1 ½ Jahrein den Karl-Bonhoeffer-Heilstätten in Berlin.Durch eine vergebliche Suche nacheinem angemessenen Heilplatz in seinerHeimatstadt Berlin kam er im Oktober1967 nach Saffig. Der damals durchgeführteAustausch mit anderen Berlinernwar nur ein Zufall. Er hätte auch sonstwo landen können. So angestrengt Klausauch nun nachdenkt, fällt ihm nicht mehrein, warum er eigentlich am 29.09.1969von Saffig nach Zemmer auf den <strong>Schönfelderhof</strong>verlegt wurde. Sehr gut kann ersich an seinen Einzug erinnern, weil imdas Privileg zugestanden wurde, anstattim 4-Bett oder 6-Bettzimmer in einem derwenigen 3-Bettzimmer zu wohnen. Dieerste Zeit war für ihn gar nicht so leicht.War er doch als „Großstädter“ in einerländlichen Einrichtung mit einem Hofgutgelandet, wo er zugleich auch im KälberundSchweinestall und bei der Feldarbeitmit anpacken musste, „Arbeitstherapie“nannten die Betreuer das damals.Er betrachtete seine zerfurchten Händeund nickte unbewusst mit dem Kopf.Wehmütig dachte er an die Zeit in Berlinzurück, wo er als Kammerjägergehilfeseines Vaters tätig war. Obwohl er sichmit der Arbeit schwer tat, war für ihndas größere Problem – nach seiner Meinungals – „Gesunder“ mit vielen Krankenund Behinderten auf engstem Raum zusammenlebenzu müssen. Schmunzelnddenkt er nun an den großen Speisesaal,wo er damals mit einhundert Mann dinierte,wohlgemerkt, wir sprechen vomJahr 1969.So vergingen die Jahre ohne größere Ereignisseund Klaus hatte sich mit seiner Situationabgefunden. Lediglich durch einenArbeitsunfall in der Landwirtschaft kames zu einer Veränderung, die ihm wegenseines mittlerweile recht stattlichen Körpergewichtesnicht ganz ungelegen kam.Auch jetzt steht ihm der Schweiß auf derStirn, genauso wie früher auf der Arbeit.In seinem neuen Arbeitsbereich, einerMontagegruppe in der Werkstatt für Behinderte,konnte er sich mit Arbeitsaufträgenbeschäftigen, die körperlich nicht soanstrengend waren. Wehmut überkommtihn, als er an seines letztes verpacktesSchraubenpäckchen denkt, welches erzum Abschied überreicht bekam.Ansonsten ging alles seinen gewohntenGang. Auch die konzeptionelle Änderungdes <strong>Schönfelderhof</strong>es im Jahre 1983 zueiner Vollzeiteinrichtung für psychischKranke beeindruckte ihn nicht, da sichRoswitha Beck (zweite von links): „Es kann schon ein großer Schritt sein, über Alternativenzu einer stationären Betreuung nachzudenken“.doch für ihn dadurch nichts änderte. Oderdoch? Heute ist ihm klar, dass die neuenFreizeitangebote, Urlaubsmaßnahmen,Gesprächsgruppen und der Bau einer neuenWohnanlage im Jahr 1985 sehr wohlmit dieser Veränderung zu tun hatte.Seine Lebensqualität wurde dadurch verbessert.Ihm fallen jetzt wieder die gemeinsamenAbende an der italienischenAdria mit Renzo und der noch recht gutaussehenden brünetten Barbara ein. Auchder Umzug vom Dreibettzimmer in einDoppelzimmer im neuen Wohndorf sind inguter Erinnerung. Nicht nur das größereund modernere, mit einer Nasszelle ausgestatteteZimmer – früher wurde nochim Gemeinschaftsbad geduscht – sondernauch die großzügigen Wohn- und Esszimmerund die Terrasse hinter dem Hausgefielen ihm. Dass nun auch Frauen imHaus wohnten beeindruckte ihn ganz besonders.Bei diesem Gedanken läuft ihmeine Träne über die Wange. Der Abschiedvon seiner langjährigen Freundin tat dochsehr weh.Doch allzu lange sollte er nicht in seinerWohngruppe bleiben. Er hat nicht langegefackelt, als er gefragt wurde, ob ernicht in die erste Außenwohngruppe imNachbarort Orenhofen einziehen wollte.Im November 1987 packte er seinen Koffer,obwohl ein bisschen Angst vor der eigenenCourage da war. War er doch jetztmehr auf sich selbst gestellt. Angesagtwar nun eine gewisse Eigenverantwortlichkeitfür sich selbst zu übernehmen,dass heißt: einzukaufen, zu kochen, Wäschezu waschen, die Lebensmittelkassezu verwalten, den Bürgersteig zu fegen,überhaupt sich seiner neuen Umgebung– auch mit seinen Nachbarn – zurecht zufinden.Ängste – auch unbestimmte – und einenagende Ungewissheit, wo der eingeschlageneWeg hinführen sollte, warenlange Zeit seine Wegbegleitung. Doch eswar nicht alles eitler Sonnenschein. Hatteman ihm doch all die Jahre eine Eigenverantwortungim größeren Umfang vorenthaltenund für ihn Entscheidungen getroffen.Jetzt musste er Entscheidungen selbsttreffen. Die neue Situation verlangte es,mit seinen vier Mitbewohnern Kompromisseeinzugehen, was nicht immer leichtwar. Entgegen kam ihm, dass im Juni1988 eine weitere Außenwohngruppe inAlbert Mandler: „Der Prozess der Wiedereingliederungvon psychisch Kranken indie Gesellschaft ist dauerhaft und längstnoch nicht zufrieden stellend beantwortetund auch wir auf dem <strong>Schönfelderhof</strong>wollen weiter daran arbeiten“.31

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