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Days in Calw (Adobe PDF, 87 KB) - Hermann Hesse Portal

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egibt sich die junge Katze manchmal (kackt sie dort?); wenn ich sie nicht beobachtete, wie sie h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>schlüpft,bliebe sie dar<strong>in</strong> unsichtbar. In e<strong>in</strong>em anderen Topf ist seit e<strong>in</strong>igen Tagen der Goldregen voll erblüht. Ist <strong>in</strong> derKüche etwas abzuwaschen? Mir gefällt die Resopalplatte, die Arbeitsfläche vor dem Fenster; als ich ankam,dachte ich, darauf könnte ich auch gut schreiben. Alles ist mir recht, was mich davon abhält, mich zumSchreibtisch setzen zu müssen. Ich gehe auch e<strong>in</strong>fach gern auf dem weichen Korkboden <strong>in</strong> der Wohnungherum. Wieder schaue ich aus dem Fenster des Arbeits- und Wohnzimmers <strong>in</strong> die Badstraße h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Es siehtaus wie e<strong>in</strong>e Theaterkulisse, <strong>in</strong> der die drei Fußgänger die Darsteller s<strong>in</strong>d. Oft schon versuchte ich mirvorzustellen, was die drei Plastiken, diese urigen Figuren, zwei Männer und e<strong>in</strong>e Frau, darstellen, e<strong>in</strong>malstellte ich mir vor, sie hätten <strong>in</strong> der Kreissparkasse, vor der sie stehen, Geld abheben wollen und ke<strong>in</strong>esbekommen, und nun streiten sie, geben sich gegenseitig die Schuld, das Konto überzogen zu haben... Jetzt istes Zeit, den Espresso zuzubereiten und die Schubert-Cassette e<strong>in</strong>zulegen. Die junge Katze sitzt jetzt auf deme<strong>in</strong>zigen sonnigen Flecken auf der Abdeckung des Holzstoßes, neben dem Küchenfenster des <strong>Hesse</strong>-Hauses. Sobald ich <strong>in</strong> der Früh das Schlafzimmerfenster öffne, kommen die beiden Katzen gesprungen,schauen herauf, miauen klagend. Ich nehme an, me<strong>in</strong>e Vorgänger haben sie manchmal gefüttert.Der Stadtschreiber hat se<strong>in</strong>e Arbeit getan. Manchmal schreibt er mehr, manchmal weniger. Ke<strong>in</strong>er fragtdanach. Um e<strong>in</strong>en neuen Roman zu beg<strong>in</strong>nen, ist dies der richtige Ort, die ideale Wohnung. In dem Gebäudes<strong>in</strong>d nur Büros, die Praxis e<strong>in</strong>es Arztes, es ist ruhig. Niemand, der e<strong>in</strong>en anruft (außer der rührigen Frau Ruffvon der <strong>Hermann</strong>-<strong>Hesse</strong>-Stiftung, die sich ab und zu erkundigt, wie es dem Stadtschreiber gehe, ob es ihmnicht langweilig sei), ke<strong>in</strong>er, der von irgendwelchen Problemen berichtete, die mir dann den ganzen Vormittagdurch den Kopf gehen und mich irritieren würden.Haben die <strong>Calw</strong>er je zur Kenntnis genommen, daß da <strong>in</strong> ihrer Stadt e<strong>in</strong>er von auswärts sitzt und schreibt?Hätten sie e<strong>in</strong>e Vorstellung davon, was e<strong>in</strong> Stadtschreiber zu tun, zu schreiben hat? Es gibt <strong>in</strong> DeutschlandStadtschreiber-Ämter mit gewissen Verpflichtungen; ich habe das Glück, hier selber entscheiden zu dürfen,was ich tun will und was nicht. Das ist sicher auch im S<strong>in</strong>ne jenes großen Mannes, dessen Namen die Stiftungträgt, denke ich. Man wünsche, der Stadtschreiber nehme teil am kulturellen Leben der Stadt, hieß es <strong>in</strong> derE<strong>in</strong>ladung. Bisher habe ich nicht viel bemerkt von e<strong>in</strong>em kulturellen Leben. Die Vorträge <strong>in</strong> derVolkshochschule haben mich bisher nicht dazu verführen können, die abendliche Lektüre oder das Ansehene<strong>in</strong>es Films im Fernsehen (es gibt ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o <strong>in</strong> <strong>Calw</strong>) zu unterbrechen. In Hirsau s<strong>in</strong>d manchmal schöneKonzerte angesagt. Der H<strong>in</strong>weg, e<strong>in</strong>e Dreiviertelstunde auf dem Wiesenweg g<strong>in</strong>ge noch an, aber der langeRückweg im F<strong>in</strong>stern, oder das Warten auf e<strong>in</strong>en Bus ist e<strong>in</strong>er der Gründe, warum ich mich abends noch nichtaus me<strong>in</strong>er Klause locken ließ.Jetzt, kurz vor Mittag, mache ich me<strong>in</strong>e Runde durch die Stadt. Zuerst noch e<strong>in</strong> Blick aus dem Fenster imArbeitszimmer: Geschäftiges Treiben <strong>in</strong> der Marktstraße, viel Autoverkehr. Die Sonne steht so, daß sie genau<strong>in</strong> die Badstraße h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>sche<strong>in</strong>t, die Häuser aber und die mir zugewandten Dächer im Schatten läßt. DieFachwerkhäuser entlang der Badstraße sche<strong>in</strong>en sich e<strong>in</strong>ander zuzuneigen. Jedes Stockwerk ragt e<strong>in</strong> wenigweiter hervor als das darunter, Vorkragen heißt man das. Auch die drei Fußgänger vor der Kreissparkasse, <strong>in</strong>ihren Bewegungen erstarrt, s<strong>in</strong>d noch im Schatten. Viele Tauben sitzen auf den elektrischen Leitungen. DerRauch aus den Schloten steigt senkrecht auf, e<strong>in</strong> Geruch von Holzfeuer liegt <strong>in</strong> der Luft. Bevor ich dieWohnungstür zuschnappen lasse, vergewissere ich mich (zerstreut wie ich oft b<strong>in</strong>) jedesmal, ob ich denSchlüssel auch <strong>in</strong> der Hand habe, seit Frau Ruff mir sagte, e<strong>in</strong>er me<strong>in</strong>er Vorgänger habe sich versehentlichausgesperrt. Am Wochenende, wenn die Kreissparkasse, wo e<strong>in</strong> Hausmeister e<strong>in</strong>en Zweitschlüssel verwaltet,geschlossen hat, wäre das nicht sehr lustig!Ich gehe die Lederstraße h<strong>in</strong>auf zum Kaufhaus Preisfux; unterwegs schaue ich <strong>in</strong> die Auslage derKreisnachrichten und <strong>in</strong>formiere mich e<strong>in</strong> wenig, was vorgefallen ist <strong>in</strong> der Welt. Dann wechsle ich auf dieandere Straßenseite, schaue <strong>in</strong> die Buchhandlung von Herrn Gengenbach: Wenn er da ist und der Laden leer,plaudere ich e<strong>in</strong> wenig mit ihm, berichte ihm von me<strong>in</strong>er <strong>Hesse</strong>-Lektüre (ich hatte mir vorgenommen, <strong>in</strong> <strong>Calw</strong>die von mir vor Jahrzehnten geliebten Bücher wie Steppenwolf, Narziß und Goldmund, Die Morgenlandfahrt,Siddhartha wieder zu lesen, aber nur bei der Morgenlandfahrt stellte sich die frühere Bezauberung wieder e<strong>in</strong>.H<strong>in</strong>gegen entdeckte ich jetzt andere, mir unbekannte Bücher <strong>Hesse</strong>s, die mir gefielen, Texte wie Kurgast, DieNürnberger Reise. Mit Herrn Gengenbach e<strong>in</strong>ig b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> der Wertschätzung der Briefbände <strong>Hesse</strong>s; Anfangder sechziger Jahre kaufte ich mir die e<strong>in</strong>bändige Ausgabe der Briefe, und diese Briefe waren damals für michrichtungweisend, haben mir Mut gemacht, me<strong>in</strong>en eigenen Weg zu gehen. Mich bee<strong>in</strong>drucken dieE<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten <strong>in</strong> <strong>Calw</strong>, mehrere Kaufhäuser, Bäckereien, Fleischhauer s<strong>in</strong>d bequem zu Fuß zuerreichen, man braucht hier, anders als <strong>in</strong> Salzburg, ke<strong>in</strong> Auto, um e<strong>in</strong>kaufen zu können. Und ich habe nochke<strong>in</strong> überflüssiges Geschäft gesehen, ke<strong>in</strong>en Touristenramsch. Aber die meisten, die <strong>in</strong> <strong>Calw</strong> e<strong>in</strong>kaufen,


wohnen wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> den Häusern und Siedlungen auf den umliegenden Hügeln, denn abends ist dieStadt eher leer, die Fenster <strong>in</strong> den schönen Häusern an der Marktstraße, auf die ich vom Arbeitszimmer aussehe, s<strong>in</strong>d dann dunkel, dort bef<strong>in</strong>den sich ansche<strong>in</strong>end bloß Büros und Arztpraxen. Ich trage das E<strong>in</strong>gekaufte<strong>in</strong> die Wohnung und gehe dann <strong>in</strong> die andere Richtung, <strong>in</strong> die Badstraße, zuerst zum türkischenGemüseladen, manchmal <strong>in</strong> die vorzügliche Konditorei, und hole zum Schluß <strong>in</strong> der Kreissparkasse bei HerrnAckermann me<strong>in</strong>e Post ab. Wenn es - so wie heute - nicht regnet, gehe ich auch auf die kle<strong>in</strong>eNikolausbrücke; hier, auf die Nagold h<strong>in</strong>unterblickend, auf das Inselchen, verme<strong>in</strong>e ich etwas vom alten <strong>Calw</strong>zu spüren, auch vor der etwas verwahrlosten gotischen Kapelle, wohl e<strong>in</strong>em der ältesten Bauwerke von <strong>Calw</strong>.Habe ich nicht viel zu tragen, spaziere ich meistens auch noch den Marktplatz h<strong>in</strong>auf, e<strong>in</strong>en der schönstenStadtplätze, die ich kenne. Nicht nur weil hier um diese Zeit <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen Italiener (Pensionisten)herumstehen und sich unterhalten, hat dieser Platz für mich etwas Südländisches. An e<strong>in</strong>em schon leidlichwarmen Tag wie heute besetzen die Gastwirte und die Textilgeschäfte die Ränder des Platzes, <strong>in</strong>dem sieTische und Stühle aufstellen, und rollende Kleiderständer mit den Sommerkollektionen herausschieben. Oben,auf der Höhe der imposanten evangelischen Kirche (die katholische außerhalb der Stadt ersche<strong>in</strong>t dagegenmickrig) drehe ich mich um und schaue h<strong>in</strong>unter auf den breiten Platz und frage mich, ob im W<strong>in</strong>ter die K<strong>in</strong>derhier Schlitten fahren können, wenn es genug Schnee gibt. In der Dämmerung, wenn sich die Passantenverlaufen haben, könnte man, am Marktplatz stehend, denken, man sei um hundert Jahre zurückversetztworden. Aber, so fällt mir e<strong>in</strong>, damals waren die Fachwerkfassaden übertüncht, auch <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> hat, sohabe ich irgendwo gelesen, die Stadthäuser nicht so gesehen, wie man sie heute sieht. Manchmal hätte ichLust, mich zu den Italienern zu stellen: "Buon giorno, ragazzi", aber ich traue mich nicht. Es sieht so aus, alswären die türkischen und italienischen Gastarbeiter hier sehr gut <strong>in</strong>tegriert, sie sche<strong>in</strong>en sich wohl zu fühlen.Man sieht viele türkische Mädchen und Frauen <strong>in</strong> langen, oft olivgrünen Mänteln und dunklen Kopftüchern; dieMädchen tragen durchwegs diese klobigen Plateau-Schuhe, als sei das ihr Zugeständnis an die westlicheKultur. Gestern, als ich im türkischen Gemüsegeschäft e<strong>in</strong>kaufte, unterhielt sich die junge Frau (sie trägtimmer e<strong>in</strong>en leichten schwarzen Mantel und e<strong>in</strong> dunkelblaues Kopftuch) mit anderen jungen türkischenFrauen. Mir gefällt diese Sprache, und e<strong>in</strong>mal horchte ich - während ich Bananen aussuchte - auf: e<strong>in</strong>e hatte<strong>in</strong> ihrem Erzählen das Wort geil gebraucht, das ja gegenwärtig zum Sprachschatz der jungen Deutschen undÖsterreicher gehört.Nachmittag e<strong>in</strong>es Schriftstellers. Nach den ersten Tagen <strong>in</strong> <strong>Calw</strong>, als ich mich e<strong>in</strong> wenig umgesehen hatte,war ich enttäuscht über das Fehlen von ebenen Spazierwegen; der im Stadtplan e<strong>in</strong>getragene WiesenwegRichtung Hirsau, den ich gleich am zweiten Tag benutzte, war durchgehend asphaltiert, mit entsprechendemAutoverkehr. Steile Wege wie jener <strong>in</strong> den Stadtwald h<strong>in</strong>auf, teilweise über Stufen, s<strong>in</strong>d derzeit wegen me<strong>in</strong>erKniegelenksbeschwerden nicht günstig; trotzdem stapfte ich bald e<strong>in</strong>mal h<strong>in</strong>auf und entdeckte oben, aufhalber Höhe, e<strong>in</strong>en brauchbaren ebenen Weg Richtung Zavelste<strong>in</strong>. Das H<strong>in</strong>untersteigen <strong>in</strong> die Stadt warjedoch beschwerlich, und me<strong>in</strong>e Knie schmerzten dann wieder. Schließlich entdeckte ich die für michgünstigste Variante: ich g<strong>in</strong>g durch die Badstraße, den Walkmühleweg entlang der Nagold, und bog dannh<strong>in</strong>auf zum Teuchelweg, leicht ansteigend, wo ich den Anschluß an me<strong>in</strong>en Rundwanderweg fand, der lautStadtplan Felsenweg heißt. (E<strong>in</strong> anderer Weg zweigt dort <strong>in</strong> die entgegengesetzte Richtung ab, e<strong>in</strong>Richtungspfeil nennt ihn Verlobungsweg.) Die Runde dauert ungefähr e<strong>in</strong>e Stunde; und den steilen Abstiegden Stadtwald h<strong>in</strong>unter absolviere ich so langsam, daß die an mir vorbeispr<strong>in</strong>genden Schüler, diewahrsche<strong>in</strong>lich von Wimberg und anderen Orten da oben auf der Hochebene zum Unterricht eilen, michmanchmal verwundert anblicken. Diesen Weg schätze ich nun sehr, <strong>in</strong> den letzten Wochen ist mir nur e<strong>in</strong>maljemand begegnet, e<strong>in</strong>e alte Frau mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Mädchen und e<strong>in</strong>em Schäferhund. Ich fragte sie, wie weites von hier nach Zavelste<strong>in</strong> sei und wie man h<strong>in</strong>gelange, und sie beschrieb mir den Aufstieg, aber mir schien,daß dieser Weg derzeit für mich nicht <strong>in</strong> Frage komme. Parallel zu me<strong>in</strong>em Waldweg, e<strong>in</strong> Stück über diesemliegend (der wegen der Steilheit des Geländes bei entsprechender Witterung teilweise im Sonnenlicht lag),gab es, so sah ich auf dem Plan der Stadt, e<strong>in</strong>en Waldlehrpfad. Mir genügt, was ich auf me<strong>in</strong>em Wegbeobachten kann: Wie ab Mitte März die jungen Bäume, die Sträucher zuerst w<strong>in</strong>zige Triebe entwickelten, diejeden Tag größer wurden; wie der Schatten am Beg<strong>in</strong>n des Weges sich mehr und mehr zurückzog; das ersteMal, als ich ihn bewußt wahrnahm, reichte er bis zum Stumpf e<strong>in</strong>er von e<strong>in</strong>em Sturm entwurzelten Fichte. Nunbeg<strong>in</strong>nt der sonnige Abschnitt schon zehn Meter früher. Wie die ersten Insekten am Wegrand herumflogen,sogar e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Zitronenfalter, wie ich zum ersten Mal Vögel s<strong>in</strong>gen hörte. Wenn ich selbstvergessen <strong>in</strong>me<strong>in</strong>e Geschichte e<strong>in</strong>tauchte, verschiedene Vorstellungen über den Fortgang entwickelte, bemerkte ichjedoch kaum etwas von der Umgebung, ich gelangte dann erst <strong>in</strong> den Wachzustand wenn ich <strong>in</strong> den Schattendes Stadtwaldes geriet. Auf dem Richtungweiser dort, wo e<strong>in</strong> schmaler Pfad den Hang stadtauswärtsh<strong>in</strong>unterzieht, steht Bahnhof <strong>Calw</strong>, geme<strong>in</strong>t ist der alte, aufgelassene Bahnhof, der neue bef<strong>in</strong>det sich seit ichweiß nicht wievielen Jahren ungefähr e<strong>in</strong>en Kilometer weiter stadte<strong>in</strong>wärts. Man sieht den alten durch dieBäume h<strong>in</strong>durch jenseits der Nagold, jenseits der Schnellstraße, auf der die Autos h<strong>in</strong> und her rasen. Am


ich e<strong>in</strong> Stück e<strong>in</strong>er Mozart-Serenade, unerträglich verkitscht von den Musikern des Rondo Veneziano. Heutemöchte ich e<strong>in</strong>e frühe Prosa <strong>Hesse</strong>s, Der Novalis, wieder lesen, diese Erzählung hatte mich vor vielen Jahrenentzückt. Bevor ich das Fenster im Arbeitzimmer schließe, schaue ich noch e<strong>in</strong>mal h<strong>in</strong>unter auf dieMarktstraße. Es ist schon dunkel, angenehm karge Straßenbeleuchtung, die das Auge nicht blendet; Autoskommen über die Nagoldbrücke und fahren unten vorbei, den Berg h<strong>in</strong>auf, junge Leute stehen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>enGruppen herum und unterhalten sich, sie s<strong>in</strong>d schon sommerlich gekleidet mit kurzärmeligen Hemden - wennich nur h<strong>in</strong>schaue, friert mich schon. Jenseits der Brücke, erhöht, auf der Bahntrasse, höre ich e<strong>in</strong>en Zug ausRichtung Horb kommen, das er<strong>in</strong>nert mich daran, daß ich <strong>in</strong> ungefähr vier Wochen heimreisen werde; sehrfrüh am Morgen werde ich mit me<strong>in</strong>em Koffer über die Nagold-Brücke gehen, h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den ZOB, mit dem Lifth<strong>in</strong>auf zum Bahnsteig. Ich rechne aus, mit wievielen Seiten Geschriebenem ich heimkomme, wenn ich dasbisherige tägliche Pensum beibehalten kann. Bevor ich mich zum Lesen auf die Couch lege, schaue ich <strong>in</strong> derKüche aus dem Fenster. Der <strong>in</strong>tensiv strahlende blaue Lichtreflex auf der Hauswand des <strong>Hesse</strong>-Hauseskommt von der Lichtreklame e<strong>in</strong>er Versicherungsgesellschaft auf e<strong>in</strong>em Gebäude <strong>in</strong> der Kronengasse. DieKüche des <strong>Hesse</strong>-Hauses ist durch e<strong>in</strong> Licht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Raum (vielleicht im Vorzimmer) spärlichbeleuchtet, ich sehe die beiden Katzen auf dem Tisch h<strong>in</strong>ter dem geschlossenen Fenster sitzen undherausschauen.

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