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<strong>Servicezeit</strong> vom 22. Juli 2011Redaktion Klaus BrockDie Themen <strong>de</strong>r Sendung:Kartoffeln: Wie gefährlich sind Keimhemmer? Seite 01Kartoffelprodukte im Test: Sind Keimhemmer enthalten? Seite 04Lebensmittel-Kennzeichnung: neues Verbraucherportal Seite 05Gastro-Check: Trickserei mit Mineralwasser? Seite 07Abschleppstangen und -seile im Test Seite 10URL: http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2011/kw29/0722/uebersicht.jspKartoffeln: Wie gefährlich sind Keimhemmer?Von Patricia MetzAuf gesun<strong>de</strong> Ernährung legt Peter H. großen Wert. Beson<strong>de</strong>rs gerne isst er Kartoffeln. In welcherZubereitungsform auch immer – für ihn sind sie eine Köstlichkeit. Doch neuerdings istsein Verhältnis zu <strong>de</strong>n nahrhaften Knollen getrübt. Der kleine Vermerk „nach <strong>de</strong>r Ernte behan<strong>de</strong>lt“auf einer Kartoffelkiste ließ ihn stutzig wer<strong>de</strong>n: „Als ich auf <strong>de</strong>r Kiste <strong>de</strong>n Vermerk ‚nach<strong>de</strong>r Ernte behan<strong>de</strong>lt’ fand, zweifelte ich daran, dass es sich hier um eine reine Wäsche han<strong>de</strong>lt“,berichtet <strong>de</strong>r Kartoffelliebhaber. „Ich hatte <strong>de</strong>n Verdacht: ‚Hier wird etwas verheimlicht,hier muss Chemie im Spiel sein.’“Peter H. schrieb eine E-Mail an das Lebensmittelgeschäft, in <strong>de</strong>m er die Kartoffeln gekauft hatte.Er wollte wissen, was <strong>de</strong>r kleine, unscheinbare Vermerk „nach <strong>de</strong>r Ernte behan<strong>de</strong>lt“ be<strong>de</strong>utet.Die Firma antwortete ihm, dass die Kartoffeln mit <strong>de</strong>m Wirkstoff Chlorpropham behan<strong>de</strong>ltwor<strong>de</strong>n waren.Unkrautvernichtungsmittel auf KartoffelnVon Chlorpropham hatte Peter H. bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas gehört. Er wollte <strong>de</strong>rSache auf <strong>de</strong>n Grund gehen. Im Internet fand er zahlreiche Informationen zu Chlorpropham:Eigentlich han<strong>de</strong>lt es sich dabei um ein Herbizid, also ein Unkrautvernichtungsmittel. Aufgrundseiner wachstumshemmen<strong>de</strong>n Eigenschaften wird <strong>de</strong>r chemische Wirkstoff bei <strong>de</strong>r Lagerungvon Kartoffeln vernebelt, um die Keimbildung <strong>de</strong>r Knollen zu verhin<strong>de</strong>rn und somit ihre Lagerfähigkeitzu erhöhen. Dafür gibt es verschie<strong>de</strong>ne Grün<strong>de</strong>: Viele Verbraucher mögen keine Keimean <strong>de</strong>n Knollen. Die Erzeuger möchten durch chemische Keimhemmer größere Verluste beiLagerkartoffeln vermei<strong>de</strong>n. Und schließlich wird Chlorpropham regelmäßig bei <strong>de</strong>r Lagerungvon Vere<strong>de</strong>lungskartoffeln zur Herstellung von Pommes frites o<strong>de</strong>r Chips eingesetzt.Zulassung nur für professionelle Anwen<strong>de</strong>rChlorprophamhaltige Produkte müssen wie alle Pflanzenschutzmittel vom Bun<strong>de</strong>samt fürVerbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zugelassen wer<strong>de</strong>n. Peter H. erfuhr, dassinsgesamt 13 dieser wachstumshemmen<strong>de</strong>n Mittel in <strong>de</strong>r Landwirtschaft eingesetzt wer<strong>de</strong>ndürfen. Für Privathaushalte hingegen sind die Mittel seit 2001 verboten, „da eine sichere Anwendungvon chlorprophamhaltigen Keimhemmern nach <strong>de</strong>n gesetzlichen Bestimmungen nichtmöglich ist (…)“, so eine Verlautbarung <strong>de</strong>s BVL.Beunruhigen<strong>de</strong> NebenwirkungenWirklich beunruhigt war Peter H., als er die genauen Gefahrenbezeichnungen und Kennzeichnungennach <strong>de</strong>r Gefahrenstoffverordnung <strong>de</strong>r zugelassenen Mittel in <strong>de</strong>r für je<strong>de</strong>rmann zugänglichenOnline-Datenbank <strong>de</strong>s BVL studierte: „Verdacht auf krebserzeugen<strong>de</strong> Wirkung“,© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 1 von 11


„umweltgefährlich“, „gesundheitsschädlich“, „von Nahrungsmitteln, Getränken und Futtermittelnfernhalten“, um nur einige Kennzeichnungen zu zitieren. Dennoch kommt Chlorprophamnicht nur bei Kartoffeln, die industriell weiterverarbeitet wer<strong>de</strong>n, zum Einsatz, son<strong>de</strong>rn auchbei Speisekartoffeln für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l.Gesetzlich vorgeschriebene KennzeichnungNur wer wie Peter H. im Lebensmittelhan<strong>de</strong>l genau hinschaut, fin<strong>de</strong>t auf zahlreichen Kartoffelgebin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n wenig aussagekräftigen und zumeist kaum lesbaren Vermerk: „nach <strong>de</strong>r Erntebehan<strong>de</strong>lt“. In <strong>de</strong>r Regel ist <strong>de</strong>r Hinweis in einem beson<strong>de</strong>rs kleinen Schriftgrad gehalten. Unddas, obwohl die <strong>de</strong>utlich lesbare Kennzeichnung in Paragraf 3 b, Absatz 2 und 3 <strong>de</strong>r Rückstands-Höchstmengenverordnunggesetzlich festgelegt ist. Dort heißt es nämlich: „(2) DieBehandlung von Kartoffeln mit Chlorpropham, Imazalil und Thiabendazol nach <strong>de</strong>r Ernte zumZwecke <strong>de</strong>r Haltbarmachung muss bei <strong>de</strong>r Abgabe an <strong>de</strong>n Verbraucher durch die Angabe ‚nach<strong>de</strong>r Ernte behan<strong>de</strong>lt’ nach Absatz 3 kenntlich gemacht wer<strong>de</strong>n.“ Und weiter: „(3) Die Angabenach Absatz 1 o<strong>de</strong>r 2 ist jeweils gut sichtbar, <strong>de</strong>utlich lesbar und unverwischbar auf <strong>de</strong>r Packung,<strong>de</strong>r Fertigpackung o<strong>de</strong>r einem mit ihr verbun<strong>de</strong>nen Etikett, auf <strong>de</strong>r Umhüllung o<strong>de</strong>r,sofern die Erzeugnisse lose abgegeben wer<strong>de</strong>n, auf einem Schild neben <strong>de</strong>r Ware o<strong>de</strong>r in einemAushang o<strong>de</strong>r einer schriftlichen Aufzeichnung o<strong>de</strong>r auf vergleichbare Weise jeweils amOrt <strong>de</strong>r Abgabe, sofern die Angabe <strong>de</strong>m jeweiligen Lebensmittel zuzuordnen ist, anzugeben …“So lautet <strong>de</strong>r Gesetzestext.Fehlen<strong>de</strong> Kennzeichnung keine SeltenheitIn <strong>de</strong>r Realität befolgt lei<strong>de</strong>r nicht je<strong>de</strong>r das Gesetz. Ist die Ware nicht mit <strong>de</strong>m Vermerk „nach<strong>de</strong>r Ernte behan<strong>de</strong>lt“ versehen, kann <strong>de</strong>r Verbraucher <strong>de</strong>nnoch nicht wirklich sicher sein, dasskeine chemischen Keimhemmer verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Regelmäßig fallen bei amtlichen Lebensmittelkontrollenchlorprophamhaltige Proben auf, die nicht ordnungsgemäß gekennzeichnetsind. „Im Jahr 2009 haben wir bei etwa je<strong>de</strong>r fünften Stichprobe festgestellt, dass die Kennzeichnung‚nach <strong>de</strong>r Ernte behan<strong>de</strong>lt’ fehlte“, berichtet Axel Beiler von <strong>de</strong>r amtlichen Lebensmitteluntersuchungin Bonn, wo regelmäßig umfangreiche Stichprobenuntersuchungen zumNahrungsmittel Kartoffel durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Zumeist war lose Ware nicht gekennzeichnet.Es han<strong>de</strong>lte sich also um eine Verbrauchertäuschung, räumt <strong>de</strong>r Lebensmittelchemiker ein.Chlorpropham sogar in FrühkartoffelnFrühkartoffeln genießen <strong>de</strong>n Ruf, nicht mit Keimhemmern behan<strong>de</strong>lt zu wer<strong>de</strong>n. Zu Unrecht,erfuhr Peter H. im Pestizidreport NRW im Internet: Im Jahr 2009 fand man Rückstän<strong>de</strong> vonChemikalien in 17 Prozent <strong>de</strong>r Frühkartoffelproben. In je<strong>de</strong>r achten Probe wur<strong>de</strong> Chlorprophamnachgewiesen. Bei Lagerkartoffeln waren bis zu 36 Prozent mit <strong>de</strong>m Keimhemmer behan<strong>de</strong>lt.Allerdings gab es keine Höchstmengenüberschreitungen.Erlaubte Höchstmengen für ChlorprophamFür Pflanzenschutzmittelrückstän<strong>de</strong> in Lebensmitteln gibt es gesetzlich vorgeschriebeneHöchstmengen. Diese Rückstandshöchstgehalte dienen als europaweit verbindliche Han<strong>de</strong>lsstandards.Für Chlorpropham be<strong>de</strong>utet das: 10 Milligramm pro Kilogramm Kartoffeln dürfennicht überschritten wer<strong>de</strong>n.Außer<strong>de</strong>m gibt es <strong>de</strong>n ADI-Wert, <strong>de</strong>r die akzeptable tägliche Aufnahmemenge eines Giftstoffsbenennt. Eine regelmäßige tägliche Aufnahme von 0,05 Milligramm Chlorpropham pro KilogrammKörpergewicht wird vom Bun<strong>de</strong>samt für Risikobewertung (BfR) als unschädlich eingestuft.Doch was sagen unabhängige Wissenschaftler zu diesen Grenzwerten? Am Institut für Toxikologieund Pharmakologie <strong>de</strong>s Universitätsklinikums Schleswig-Holstein beschäftigt sich <strong>de</strong>rToxikologe Dr. Hermann Kruse mit gesundheitlichen Gefahren durch Schadstoffrückstän<strong>de</strong> inLebensmitteln. Er hält <strong>de</strong>n festgesetzten Wert für Chlorpropham in Kartoffeln für viel zu hoch.„Das hängt zum einen damit zusammen, dass wir aus toxikologischer Sicht viel zu wenig darüberwissen, weil in <strong>de</strong>r Regel die Ergebnisse zu <strong>de</strong>m Stoff geheim gehalten wer<strong>de</strong>n“, so <strong>de</strong>rKieler Wissenschaftler. Die Datenlage ist also äußerst dünn, und die wenigen, nicht veröffentlichtenStudien, die es gibt, stammen von <strong>de</strong>n Herstellerfirmen <strong>de</strong>r chlorprophamhaltigen Mittel.© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 2 von 11


Verzicht auf Chlorpropham ist sichererDer mangelhaften Datenlage zum Trotz ist aber einiges über die Wirkungen von Chlorprophambekannt. So gibt Dr. Hermann Kruse zu be<strong>de</strong>nken, „... dass dieser Stoff in höheren Dosen Niereund Leber schädigen kann, (…), dass das Nervensystem attackiert wird.“ Was für ihn jedochdie größte Be<strong>de</strong>utung hat, sind die Hinweise auf seine krebserzeugen<strong>de</strong> Wirkung. „Wenn <strong>de</strong>mso ist, sollte man, wo immer es geht, auf diesen Stoff verzichten, wo wir doch ohnehin genugan Rückstän<strong>de</strong>n von Pflanzenschutzmitteln in unserer Nahrung haben. Wie ein solcher Cocktailnachher zusammenwirkt, das wissen wir gar nicht“, warnt <strong>de</strong>r Experte für Mehrfachrückstän<strong>de</strong>in Lebensmitteln.Allerdings kann durch gründliches Schälen ein Teil <strong>de</strong>r Chlorpropham-Rückstän<strong>de</strong> entferntwer<strong>de</strong>n. Wer ganz sichergehen möchte, greift auf Kartoffeln aus kontrolliert biologischem Anbauzurück. Denn im Biolandbau sind chlorprophamhaltige Pflanzenschutzmittel verboten.Unbehan<strong>de</strong>lte Kartoffeln richtig lagernAuch unbehan<strong>de</strong>lte Kartoffeln lassen sich problemlos bevorraten. Mittlerweile gibt es von verschie<strong>de</strong>nenHerstellern Kühlschränke mit integrierter Kellerschubla<strong>de</strong>. In diesem Fach lässt sichdie optimale Lagertemperatur für Kartoffeln von 5 Grad Celsius separat einstellen.Namentliche Kennzeichnung gefor<strong>de</strong>rtPeter H. baut seine Kartoffeln nun lieber selbst an und lagert sie frei von chemischen Keimhemmernbei ausreichen<strong>de</strong>r Kühlung. Er kann immer noch nicht verstehen, dass <strong>de</strong>r Vermerk„nach <strong>de</strong>r Ernte behan<strong>de</strong>lt“ zur Kennzeichnung chlorprophambehan<strong>de</strong>lter Kartoffeln ausreichendsein soll. Er fühlt sich vom Gesetzgeber und von <strong>de</strong>r Lebensmittelindustrie betrogen,weil durch das Weglassen <strong>de</strong>r wesentlichen Information Tatsachen verschleiert wer<strong>de</strong>n: „Aufje<strong>de</strong>r Zitrone, die ich kaufe, muss namentlich <strong>de</strong>r Giftstoff angegeben sein, mit <strong>de</strong>m sie behan<strong>de</strong>ltist. Kaufe ich Kartoffeln, genügt <strong>de</strong>r Vermerk ‚nach <strong>de</strong>r Ernte behan<strong>de</strong>lt’, obwohl dieVerbraucher oft Kartoffeln mit Schale und auch in größerer Menge essen. Ich sehe das als einegrobe Irreführung <strong>de</strong>r Bevölkerung an“, kritisiert <strong>de</strong>r Kartoffelliebhaber.Peter H. möchte, dass an<strong>de</strong>re Menschen chemisch behan<strong>de</strong>lte Kartoffeln erkennen können.Inzwischen hat er sogar ein Sachbuch mit <strong>de</strong>m Titel „ABC giftfreien Gemüseanbaus“ geschrieben.Noch dazu hat er einen kleinen Erfolg erzielt: Eine Supermarktkette in seinem Landkreiskennzeichnet solche Kartoffeln nun unter genauer Angabe <strong>de</strong>s Wirkstoffs Chlorpropham.Buchtipp:• Peter HaaseABC giftfreien Gemüseanbaus:Der Nutzgarten nicht nur im AlterOlv, 2011ISBN 9783922201816Preis: 16,90 EuroLinks:• http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/ChlorprophamChlorprophamWikipedia• http://www.ilm.nrw.<strong>de</strong>/pestrep/pdf/p2009_240101.pdfPestizidreport Nordrhein-Westfalen mit Informationen zu Pestizidrückstän<strong>de</strong>n in Kartoffeln(PDF-Datei, 151 KB)• http://www.bfr.bund.<strong>de</strong>/cm/276/fragen_und_antworten_zu_pflanzenschutzmittel_rueckstaen<strong>de</strong>n.pdf„Fragen und Antworten zu Pflanzenschutzmittel-Rückstän<strong>de</strong>n in Lebensmitteln“Bun<strong>de</strong>sinstitut für Risikobewertung (BfR) (PDF-Datei, 74 KB)© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 3 von 11


• http://www.buzer.<strong>de</strong>/gesetz/2976/a42136.htmParagraf 3b <strong>de</strong>r Verordnung über Höchstmengen an Rückstän<strong>de</strong>n von Pflanzenschutz- undSchädlingsbekämpfungsmitteln, Düngemitteln und sonstigen Mitteln in o<strong>de</strong>r auf LebensmittelnRückstands-Höchstmengenverordnung – RHmVKartoffelprodukte im Test: Sind Keimhemmer enthalten?Von Patricia MetzCountry Wedges, Potato Chips o<strong>de</strong>r Ofenkartoffeln – es gibt viele Produkte, bei <strong>de</strong>nen die Kartoffelmit Schale verarbeitet wird. Kartoffeln, die in <strong>de</strong>r Industrie weiterverarbeitet wer<strong>de</strong>n,können zuvor mit giftigen Keimhemmern behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n sein. Die <strong>Servicezeit</strong> testet verschie<strong>de</strong>neKartoffelprodukte: Wie hoch ist ihre Belastung mit <strong>de</strong>m Herbizid Chlorpropham?Zwölf Produkte im TestFür <strong>de</strong>n Stichprobentest hat die <strong>Servicezeit</strong> je drei Sorten Ofenkartoffeln, Tiefkühl-Wedges,Kartoffelchips aus <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l sowie Kartoffelspalten aus Schnellrestaurants untersuchen lassen.Alle zwölf Produkte wur<strong>de</strong>n mit Schale verarbeitet. In einem unabhängigen Lebensmittellaborwur<strong>de</strong>n die Proben auf ihren Gehalt an Chlorpropham geprüft. Der Nachweis erfolgte mit<strong>de</strong>r sogenannten Gaschromatografie, einer gängigen Untersuchungsmetho<strong>de</strong> für Pestizi<strong>de</strong> undHerbizi<strong>de</strong>. Mit diesem empfindlichen Verfahren können selbst kleinste Substanzmengen aufgespürtwer<strong>de</strong>n.Keimhemmer in vier Proben nachgewiesenIn <strong>de</strong>n untersuchten Wedges (Kartoffelspalten) aus <strong>de</strong>r Tiefkühltruhe sowie aus <strong>de</strong>n Schnellrestaurantskonnte kein Chlorpropham nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. Die drei getesteten Chipsprobenund auch eine Backkartoffelprobe enthielten jedoch <strong>de</strong>n umstrittenen Wirkstoff. „Allerdingslagen sie alle unterhalb <strong>de</strong>s zulässigen Höchstwertes“, erläutert <strong>de</strong>r staatlich geprüfte LebensmittelchemikerSascha Rentner von <strong>de</strong>r Firma AROTOP die Untersuchungsergebnisse.Chlorpropham unterhalb <strong>de</strong>s Grenzwertes fan<strong>de</strong>n die Chemiker bei <strong>de</strong>n Chipssorten „funnyfrischecht – Gartenkräuter“, „Lorenz Naturals mit Meersalz & Pfeffer“, „Gourmet Balsamico“von Aldi sowie bei <strong>de</strong>n Ofenkartoffeln „Harvest Basket Baked Potatoes” von Lidl.Gefährlicher CocktailDer Stichprobentest zeigt: Erfreulicherweise waren alle untersuchten Kartoffelspalten frei vonChlorpropham. Dagegen war <strong>de</strong>r Wirkstoff selbst in frittierten, also sehr stark erhitzten Produktenwie Kartoffelchips nachweisbar. Entgegen vielfacher Behauptungen ist Chlorprophamalso hitzestabil.Einige Experten kritisieren <strong>de</strong>n Einsatz von gesundheitsschädlichen Pflanzenschutzmitteln bei<strong>de</strong>r Lebensmittelproduktion, so auch <strong>de</strong>r Toxikologe Dr. Hermann Kruse vom Institut für Toxikologieund Pharmakologie <strong>de</strong>s Universitätsklinikums Schleswig-Holstein: „Wir leiten einenGrenzwert her aus ein paar einfachen Versuchen, und dieser Grenzwert ist mir zu unsicher.“Wissenschaftler Kruse plädiert dafür, dass <strong>de</strong>r Grenzwert für Chlorpropham in <strong>de</strong>r Kartoffelwesentlich niedriger angesetzt wer<strong>de</strong>n sollte. Denn <strong>de</strong>r Mensch ernähre sich eben nicht nurvon Kartoffeln und nähme über zahlreiche Lebensmittel die verschie<strong>de</strong>nsten Pestizidrückstän<strong>de</strong>auf: „Wie ein solcher Cocktail nachher zusammenwirkt, das wissen wir gar nicht“, warnt <strong>de</strong>rToxikologe.Unnötiges ÜbelVerbraucher haben beim Kauf von Kartoffelerzeugnissen keine Möglichkeit, zu erkennen, obChlorpropham enthalten ist, <strong>de</strong>nn auf <strong>de</strong>r Zutatenliste muss nicht angegeben wer<strong>de</strong>n, ob dieverarbeiteten Kartoffeln mit <strong>de</strong>m Keimhemmer behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Wer Bioprodukte kauft,kann sicher sein, dass er kein Chlorpropham mitisst, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Stoff ist im Ökolandbau verboten.Der Einsatz von Chlorpropham ist nicht zwingend erfor<strong>de</strong>rlich, son<strong>de</strong>rn eher ein unnötiges Ü-bel, auf das die gesamte Nahrungsmittelindustrie im Sinne <strong>de</strong>s Verbrauchers besser ganz verzichtensollte.© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 4 von 11


Links:• http://www.bfr.bund.<strong>de</strong>/cd/6978„Bewertung von Mehrfachrückstän<strong>de</strong>n von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln – Hintergrundinformation“Bun<strong>de</strong>sinstitut für Risikobewertung (BfR) vom 9. November 2005• http://www.bfr.bund.<strong>de</strong>/cd/6994„Pflanzenschutzmittel in Lebensmitteln: Risikobewertung von Mehrfachrückstän<strong>de</strong>n soll optimiertwer<strong>de</strong>n“Bun<strong>de</strong>sinstitut für Risikobewertung (BfR) vom 15. November 2005• http://www.bfr.bund.<strong>de</strong>/cm/232/mehrfachrueckstaen<strong>de</strong>_von_pestizi<strong>de</strong>n_in_lebensmitteln_zeit_fuer_massnahmen.pdfMehrfachrückstän<strong>de</strong> von Pestizi<strong>de</strong>n in Lebensmitteln aus Sicht unterschiedlicher InteressengruppenBeitrag von Manfred Krautter (Greenpeace) für das Bun<strong>de</strong>sinstitut für Risikobewertung(BfR) (PDF-Datei, 309 KB)• http://www.bmelv.<strong>de</strong>/cln_182/SharedDocs/Downloads/Broschueren/Pflanzenschutzmittel-Rueckstaen<strong>de</strong>.pdf;jsessionid=F46442FC7421FA49086567522AD06C29?__blob=publicationFile„Rückstän<strong>de</strong> von Pflanzenschutzmitteln – Gesundheit geht vor“Infobroschüre <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz(BMELV) (PDF-Datei, 391 KB)• http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/ChlorprophamChlorprophamWikipedia• http://www.ilm.nrw.<strong>de</strong>/pestrep/pdf/p2009_240101.pdfPestizidreport Nordrhein-Westfalen mit Informationen zu Pestizidrückstän<strong>de</strong>n in Kartoffeln(PDF-Datei, 151 KB)• http://www.bfr.bund.<strong>de</strong>/cm/276/fragen_und_antworten_zu_pflanzenschutzmittel_rueckstaen<strong>de</strong>n.pdf„Fragen und Antworten zu Pflanzenschutzmittel-Rückstän<strong>de</strong>n in Lebensmitteln“Bun<strong>de</strong>sinstitut für Risikobewertung (BfR) (PDF-Datei, 74 KB)• http://www.buzer.<strong>de</strong>/gesetz/2976/a42136.htmParagraf 3b <strong>de</strong>r Verordnung über Höchstmengen an Rückstän<strong>de</strong>n von Pflanzenschutz- undSchädlingsbekämpfungsmitteln, Düngemitteln und sonstigen Mitteln in o<strong>de</strong>r auf LebensmittelnRückstands-Höchstmengenverordnung – RHmVLebensmittel-Kennzeichnung: neues VerbraucherportalVon Klaus Ku<strong>de</strong>rer„Geflügelwurst“ mit Schweinefleisch, Pizza mit Imitaten statt mit echtem Schinken und Käse,Fruchtdrinks fast ohne Fruchtgehalt o<strong>de</strong>r Fitness-Frühstücksflocken mit verstecktem Zucker:Bil<strong>de</strong>r und Werbesprüche auf <strong>de</strong>r Packungsvor<strong>de</strong>rseite versprechen oft viel mehr, als die kleingedruckteZutatenliste auf <strong>de</strong>r Rückseite hält. Wer eine Lebensmittelverpackung irreführendfin<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r sich getäuscht fühlt, <strong>de</strong>r kann sich jetzt online auf <strong>de</strong>m Internetportal„www.lebensmittelklarheit.<strong>de</strong>“ beschweren. Diese neue Plattform wur<strong>de</strong> vom Bun<strong>de</strong>sverband<strong>de</strong>r Verbraucherzentralen und von <strong>de</strong>r Verbraucherzentrale Hessen aufgebaut. Ihre Mitarbeitersind es auch, die die eingehen<strong>de</strong>n Vorwürfe <strong>de</strong>r Verbraucher genau prüfen und <strong>de</strong>n LebensmittelanbieternGelegenheit zur Stellungnahme geben. Die Antworten <strong>de</strong>r Hersteller wer<strong>de</strong>n dannebenfalls im Internet veröffentlicht.Für das Projekt mit <strong>de</strong>m vielversprechen<strong>de</strong>n Namen „Klarheit und Wahrheit“ gab es im Vorfeldschon harte Kritik aus <strong>de</strong>r Lebensmittelbranche: Hersteller wür<strong>de</strong>n einseitig an <strong>de</strong>n Pranger© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 5 von 11


gestellt, hieß es, selbst wenn ihre Verpackungen lebensmittelrechtlich in Ordnung seien. Aberwer weiß das schon immer so genau? Viele verunsicherte Verbraucher suchen Rat, und so ist<strong>de</strong>r Ansturm auf das neue Verbraucherportal riesig.Zahlreiche VerbraucheranfragenAuf Bauernmärkten und in Hoflä<strong>de</strong>n weiß man meist noch, wo die Lebensmittel herkommenund was sie enthalten. Beim Einkauf im Supermarkt ist das längst nicht immer so klar.Verbraucher, die sich durch die Kennzeichnung eines Lebensmittels ungenügend informierto<strong>de</strong>r auch irregeführt fühlen, o<strong>de</strong>r die im Kleingedruckten in <strong>de</strong>r Zutatenliste auffällige Angabenfin<strong>de</strong>n, können dies seit <strong>de</strong>m 20. Juli 2011 <strong>de</strong>m Internetportal„www.lebensmittelklarheit.<strong>de</strong>“ <strong>de</strong>r Verbraucherzentralen mel<strong>de</strong>n.Viele Mails sind schon eingegangen von kritischen Konsumenten, die sich durch wohlklingen<strong>de</strong>Produktbezeichnungen o<strong>de</strong>r spezielle Aufmachungen von Lebensmitteln getäuscht fühlen. Sohat sich beispielweise ein Verbraucher über einen Fleischsalat beklagt, <strong>de</strong>r damit wirbt, „ohneKonservierungsstoffe“ hergestellt zu sein. Beim genauen Blick auf die Zutatenliste stellte sichjedoch heraus, dass <strong>de</strong>m Fleisch doch Stoffe zugesetzt waren, die seine Haltbarkeit verlängern.Über eine harmlos wirken<strong>de</strong> Sprühsahne aus <strong>de</strong>r Dose hat sich eine an<strong>de</strong>re Verbraucherin regelrecht„blau“ gewun<strong>de</strong>rt. Das Produkt enthielt immerhin 4,5 Prozent Alkohol, was aber nurkleingedruckt auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>r Verpackung zu lesen war. Merkwürdig auch ein weiteresBeispiel: Eine sogenannte „Bananenschokola<strong>de</strong>“ enthielt überraschen<strong>de</strong>rweise 0 Prozent Banane.In einem an<strong>de</strong>ren Fall gaben irritieren<strong>de</strong> Angaben auf einem Tiefkühlprodukt Anlass zuKritik: Auf <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rseite <strong>de</strong>r Packung war „mit 100 % marinierter Hähnchenbrust“ angegeben,doch laut Zutatenliste auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>r Packung betrug <strong>de</strong>r Anteil an Hähnchenbrustfleischgera<strong>de</strong> einmal 76 Prozent.Prüfung <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>nDie Aufgabe <strong>de</strong>r Verbraucherschützer besteht nun erst einmal darin, die Beschwer<strong>de</strong>n aufzuarbeitenund zu prüfen: Hat das gemel<strong>de</strong>te Produkt ein Täuschungspotenzial? Das kann selbstdann <strong>de</strong>r Fall sein, wenn <strong>de</strong>r Hersteller bei Verpackung und Aufmachung das gelten<strong>de</strong> Lebensmittelrechtbeachtet hat. Das Problem: Was irreführend ist o<strong>de</strong>r nicht, ist juristisch nicht immerein<strong>de</strong>utig. „Also, was Täuschung und Irreführung anlangt, das sind unbestimmte Rechtsbegriffe.Insofern entschei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Verbraucher, ob er getäuscht wird durch eine bestimmteKennzeichnung o<strong>de</strong>r Werbung. Und das wird vermittelt in diesem Portal“, erklärt Hartmut Königvon <strong>de</strong>r Verbraucherzentrale Hessen. „Und <strong>de</strong>r Anbieter kann das aufgreifen, auch positivaufgreifen, in<strong>de</strong>m er sagt: ‚Ok, ich än<strong>de</strong>re das!’ Und dann ist es das Gegenteil von einem Pranger,dann ist es nämlich tatsächlich eine Diskussionsplattform, wo Argumente ausgetauschtwer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Anbieter sein Produkt unter Umstän<strong>de</strong>n ganz schnell än<strong>de</strong>rt.“ Grundsätzlicherhalten alle Beschwer<strong>de</strong>führer eine Rückmeldung, ob die Beanstandung in das Portal aufgenommenwird o<strong>de</strong>r nicht.Veröffentlichte ReaktionenIn einem weiteren Schritt bitten die Verbraucherschützer die betroffenen Anbieter um eineStellungnahme. Erst nach einer bestimmten Frist – wenn die Beschwer<strong>de</strong> plausibel ist und <strong>de</strong>rHersteller reagiert hat – wird das Produkt im Internet abgebil<strong>de</strong>t und mit <strong>de</strong>m Kommentar <strong>de</strong>sProduzenten versehen. Sollte die Reaktion eines Unternehmens ausbleiben, wird dies ebenfallsveröffentlicht. Vertreter <strong>de</strong>r Lebensmittelbranche haben das Portal stark kritisiert und <strong>de</strong>n Machernvorgeworfen, es diene nur dazu, Firmen einseitig an <strong>de</strong>n Pranger zu stellen. Dennochreagieren nicht wenige Hersteller prompt: Eine Ananasschokola<strong>de</strong> ohne die Zutat Ananas warAnlass genug für einen Süßwarenhersteller, die Produktion umzustellen: Das bisher verwen<strong>de</strong>teZitronensaftkonzentrat wur<strong>de</strong> durch ein Ananassaftkonzentrat ersetzt, die Kennzeichnungauf <strong>de</strong>r Verpackung verbessert.Weitere Informationen und ein DiskussionsforumSollte es im Falle einer irreführen<strong>de</strong>n Lebensmittelverpackung jedoch zu keiner Einigung kommen,schrecken die Verbraucherschützer auch vor einer Abmahnung und einem Unterlassungsverfahrennicht zurück. Je<strong>de</strong>r angenommene Beschwer<strong>de</strong>fall wird im Netz verfolgt, unddie Entwicklung kann dann auch je<strong>de</strong>r nachlesen. Außer<strong>de</strong>m bietet das Portal weitere Informationenzur Kennzeichnung und ein Diskussionsforum. „Unser Wunsch ist eigentlich, dass dieAnbieter selber mit in die Diskussion treten, mit aktiv ihre Kennzeichnung verbessern, sodass<strong>de</strong>r Verbraucher in Zukunft letztlich weniger getäuscht wird“, erläutert Hartmut König von <strong>de</strong>r© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 6 von 11


Verbraucherzentrale Hessen. Dialog, nicht Konfrontation lautet die Devise, und nicht seltenfunktioniert das auch.Links:• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2010/kw42/1022/01_lebensmittelimitate.jspLebensmittelimitate – rechtlich abgesegnet?(<strong>Servicezeit</strong> vom 22. Oktober 2010)• http://www.lebensmittelklarheit.<strong>de</strong>LebensmittelklarheitInternetportal <strong>de</strong>r Verbraucherzentrale Hessen und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Verbraucherzentralen• https://www.vzbv.<strong>de</strong>/go/presse/1513/4/16/in<strong>de</strong>x.html„Massiver Ansturm auf www.lebensmittelklarheit.<strong>de</strong>“Pressemitteilung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Verbraucherzentralen• http://www.vzbv.<strong>de</strong>/start/in<strong>de</strong>x.php?page=presse&bereichs_id=&themen_id=&mit_id=1512&task=mit&PHPSESSID=264ce9cccaf2c437f4bf129617f0a4c1„www.lebensmittelklarheit.<strong>de</strong> ist online“Pressemitteilung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Verbraucherzentralen• http://www.bll.<strong>de</strong>/presse/pressemitteilungen/pm-20110718-lebensmittelklarheit.html„Internetportal ‚Lebensmittelklarheit’ darf kein Pranger wer<strong>de</strong>n“Pressemitteilung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkun<strong>de</strong> e. V. (BLL)• http://www.ngg.net/presse_medien/mediendienste-2011/2011-07-19-fjmlebensmitteltransparenz„Lebensmittel: Transparenz ja – Pranger nein“Pressemitteilung <strong>de</strong>r Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG)• http://www.bmelv.<strong>de</strong>/DE/Ernaehrung/Kennzeichnung/kennzeichnung_no<strong>de</strong>.html;jsessionid=F045F47C85476475B4AAFAD1FC871F09.2_cid154Lebensmittel-KennzeichnungInformationen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbraucherministeriums für Ernährung, Landwirtschaft undVerbraucherschutz (BMELV) über allgemeine Kennzeichnungsvorschriften und produktbezogeneKennzeichnungsregelungen bei Lebensmitteln• http://www.vzhh.<strong>de</strong>/ernaehrung/30287/inflation-in-kleineren-tueten.aspx„Inflation in kleineren Tüten“Informationen <strong>de</strong>r Verbraucherzentrale Hamburg zu Lebensmitteln und MogelpackungenGastro-Check: Trickserei mit Mineralwasser?Von Patricia MetzWenn im Restaurant ein Mineralwasser bestellt wird, muss es laut Gesetz in einer verschlossenenFlasche an <strong>de</strong>n Tisch gebracht wer<strong>de</strong>n. Erst vor <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>s Gastes darf es geöffnetwer<strong>de</strong>n. Ein Stichprobentest <strong>de</strong>r <strong>Servicezeit</strong> nimmt die Gastro-Szene in NRW unter die Lupeund zeigt: Nur wenige Wirte halten sich an diese Vorgabe. Doch mit geöffneten Flaschen könnenVerbraucher übel getäuscht wer<strong>de</strong>n. Wie oft wird tatsächlich getrickst?Mineralwasser beliebtestes ErfrischungsgetränkBeim Sport, bei <strong>de</strong>r Arbeit o<strong>de</strong>r zum Essen: Mineralwasser ist das Erfrischungsgetränk Nummereins! Nicht nur als Durstlöscher, auch als vermeintliches Anti-Aging-Mittel ist es hierzulan<strong>de</strong>mit einem Marktanteil von 44 Prozent zum beliebtesten Softdrink avanciert. 131 Liter Mineral-und Heilwasser trank je<strong>de</strong>r Deutsche durchschnittlich in 2009. In <strong>de</strong>n letzten 30 Jahren hatsich <strong>de</strong>r Verbrauch damit verzehnfacht.© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 7 von 11


Naturprodukt MineralwasserAllerdings gibt es <strong>de</strong>utliche Qualitätsunterschie<strong>de</strong>. Nicht je<strong>de</strong>s Wasser, das in <strong>de</strong>r Flasche angebotenwird, ist zwangsläufig ein Mineralwasser. Die genauen Anfor<strong>de</strong>rungen, die ein Mineralwassererfüllen muss, sind in <strong>de</strong>r Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO) geregelt.Natürliches Mineralwasser ist ein Naturprodukt aus unterirdischen, vor Verunreinigungen geschütztenWasservorkommen. Seine ursprüngliche Reinheit, das heißt die natürliche Zusammensetzung,darf nicht verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Einzige Ausnahme: Aus Geschmacksgrün<strong>de</strong>n dürfenEisen und Schwefel entfernt und Kohlensäure reduziert o<strong>de</strong>r hinzugefügt wer<strong>de</strong>n. Mineralwasserwird direkt am Quellort abgefüllt. Es ist das einzige Lebensmittel, das amtlich anerkanntwer<strong>de</strong>n muss.Therapeutikum HeilwasserIm Gegensatz dazu besitzen Heilwässer aufgrund ihrer beson<strong>de</strong>ren Zusammensetzung einetherapeutische Wirkung. Dementsprechend sind auf <strong>de</strong>n Etiketten von Heilwasserflaschen diejeweiligen Anwendungsgebiete, Gegenanzeigen, Neben- und Wechselwirkungen sowie Trinkmengenempfehlungenangegeben. Heilwässer müssen vom Bun<strong>de</strong>sinstitut für Arzneimittel undMedizinprodukte zugelassen wer<strong>de</strong>n.Industrieerzeugnis TafelwasserTafelwasser besteht in erster Linie aus Trinkwasser, <strong>de</strong>m Kohlensäure und Mineralien zugesetztwor<strong>de</strong>n sind. Es ist kein Naturprodukt, son<strong>de</strong>rn wird vielmehr industriell hergestellt. GeografischeHerkunftsbezeichnungen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Bezeichnungen, die eine Verwechslung mit Mineralwässernbewirken könnten, dürfen nicht verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Namenszusätze wie „Brunnen“,„Quelle“, „Born“ o<strong>de</strong>r „Spru<strong>de</strong>l“ sind daher für Tafelwässer verboten. Auch Mischwässer, dieMineralwasser, Trinkwasser und Sole enthalten, können als Tafelwasser vermarktet wer<strong>de</strong>n.Mineral- und Tafelwasser in <strong>de</strong>r GastronomieDie Mineral- und Tafelwasserverordnung schreibt vor, dass Mineralwasser „gewerbsmäßig nurin zur Abgabe an Verbraucher (…) bestimmten Fertigpackungen in <strong>de</strong>n Verkehr gebracht wer<strong>de</strong>n“darf. Das be<strong>de</strong>utet: Wird im Restaurant ein kleines Mineralwasser bestellt, muss es in <strong>de</strong>rverschlossenen Flasche an <strong>de</strong>n Tisch gebracht wer<strong>de</strong>n. Denn nur dann ist eine unverfälschteQualität bis zum Verzehr garantiert.Ist in <strong>de</strong>r Getränkekarte allerdings „Tafelwasser“ angegeben, so darf dieses auch im Glas auf<strong>de</strong>n Tisch kommen. Sogar aufgespru<strong>de</strong>ltes Leitungswasser darf ganz legal als Tafelwasser <strong>de</strong>klariertwer<strong>de</strong>n.Immer häufiger kommt in <strong>de</strong>r Gastronomie auch Mineralwasser aus PET-Flaschen vom Discounterauf <strong>de</strong>n Tisch. Qualitätsunterschie<strong>de</strong> zu Markenwässern gibt es kaum mehr. Doch dasBilligmineralwasser darf – wenn es im Glas serviert wird – ebenfalls nur als „Tafelwasser“ angepriesenund verkauft wer<strong>de</strong>n.Gezielte VerbrauchertäuschungPfusch ist jedoch, wenn „Mineralwasser“ in <strong>de</strong>r Karte steht und statt<strong>de</strong>ssen Tafelwasser o<strong>de</strong>raufgemotztes Leitungswasser serviert wird. „Oft steckt vermutlich nur Bequemlichkeit dahinter,manchmal aber auch gezielte Geldmacherei“, erklärt Debora Hohage von <strong>de</strong>r VerbraucherzentraleNRW in Düsseldorf. Denn <strong>de</strong>r Verkauf von antialkoholischen Getränken macht in <strong>de</strong>rGastronomie einen Großteil <strong>de</strong>r Einnahmen aus. Der wirtschaftlich hohe Druck, <strong>de</strong>m viele Gastronomenheutzutage ausgesetzt sind, sei jedoch keine Entschuldigung für die gezielte Verbrauchertäuschung.Unser Stichprobentest in NRWWie häufig solche Täuschungen tatsächlich vorkommen, zeigt <strong>de</strong>r Stichprobentest <strong>de</strong>r <strong>Servicezeit</strong>in Düsseldorf, Essen, Köln und Wuppertal. Unseren Testern wur<strong>de</strong> so einiges serviert,was sie nicht bestellt hatten.In verschie<strong>de</strong>nen Gaststätten bestellten sie ausdrücklich 25-mal „Mineralwasser“, doch nur indreien wur<strong>de</strong> das Mineralwasser korrekt in <strong>de</strong>r verschlossenen Flasche serviert. Zwölfmal erhieltenwir geöffnete Mineralwasserflaschen. Achtmal kam das Wasser im Glas auf <strong>de</strong>n Tisch.© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 8 von 11


Und zweimal erhielten wir Flaschen mit Tafelwasser anstatt <strong>de</strong>s bestellten Mineralwassers. DerService rund ums Mineralwasser lässt also mehr als zu wünschen übrig – kaum ein Wirt serviertkorrekt.Chemischer FingerabdruckAber wird <strong>de</strong>r Gast vielleicht sogar richtig betrogen? O<strong>de</strong>r ist wirklich immer das Wasser in <strong>de</strong>nFlaschen o<strong>de</strong>r Gläsern, wie in <strong>de</strong>r Karte o<strong>de</strong>r vom Kellner angegeben wur<strong>de</strong>? Um das herauszufin<strong>de</strong>n,hat die <strong>Servicezeit</strong> Proben <strong>de</strong>r 22 Wässer, die nicht in einer geschlossenen Flascheserviert wur<strong>de</strong>n, in ein unabhängiges Labor gebracht. Hier untersuchten Experten je<strong>de</strong>s Wasserauf seine elektrische Leitfähigkeit. Dies ist ein charakteristischer Wert, <strong>de</strong>r gemeinsam mit<strong>de</strong>r mineralischen Zusammensetzung dabei hilft, ein bestimmtes Wasser zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Manerhält sozusagen einen chemischen Fingerabdruck von je<strong>de</strong>m Wasser. Gleiches geschah mit<strong>de</strong>n jeweiligen Gegenproben, die verschlossenen Originalflaschen entnommen wur<strong>de</strong>n.Hohe Uranwerte bei einem MarkenwasserUntersuchungsleiter Dr. Heinz-Günther Preis hat aus eigener Initiative auch <strong>de</strong>n Urangehalt<strong>de</strong>r Wässer geprüft. Verbraucherschützer kritisieren seit geraumer Zeit die hohe Belastungeiniger Wässer mit <strong>de</strong>m gefährlichen, radioaktiven Stoff. Bis auf eine Ausnahme fan<strong>de</strong>n dieChemiker in allen untersuchten Wässern – wenn überhaupt – nur Spuren von Uran. „BeimMineralwasser S. Pellegrino waren es allerdings 7 Mikrogramm pro Liter, was <strong>de</strong>m künftigenGrenzwert von 10 Mikrogramm pro Liter schon sehr nahekommt. Für mich persönlich wäre SanPellegrino daher nicht das Mineralwasser <strong>de</strong>r Wahl“, betont <strong>de</strong>r Wissenschaftler.Genaue AnalyseDie Chemiker untersuchten die genaue mineralische Zusammensetzung <strong>de</strong>r 22 Wasserproben.Nach Bestimmung <strong>de</strong>r darin enthaltenen Mengen von Natrium, Kalium, Magnesium, Kalzium,Chlorid und Sulfat wur<strong>de</strong>n diese zunächst mit <strong>de</strong>n ermittelten Werten <strong>de</strong>r Originalflaschen undzusätzlich mit <strong>de</strong>n Angaben auf <strong>de</strong>n Flaschenetiketten verglichen. Nach dieser Analyse konntendie Prüfer mit Sicherheit sagen, ob die Proben und die in <strong>de</strong>n Karten angepriesenen Markenwässeri<strong>de</strong>ntisch waren. Der Vergleich zeigte ein<strong>de</strong>utig, wo getäuscht wur<strong>de</strong> und wo nicht:Bei zwei <strong>de</strong>r Proben bestand keine Übereinstimmung mit <strong>de</strong>n angegebenen Mineral- beziehungsweiseTafelwässern. „Das ist eine klare Täuschung <strong>de</strong>s Verbrauchers“, betont UntersuchungsleiterDr. Heinz-Günther Preis. „In einem Fall haben wir Spuren von Zink und Kupfergefun<strong>de</strong>n, was auf einen Kontakt mit Installationswerkstoffen hin<strong>de</strong>utet, wie es beispielsweisetypisch für Leitungswasser ist.“ Der chemische Fingerabdruck beweist also: Hier wur<strong>de</strong> ganzklar getäuscht!Die weiteren Ergebnisse <strong>de</strong>s Labortests sind aber erfreulicher:• Alle 14 Flaschen, die geöffnet an <strong>de</strong>n Tisch kamen, enthielten das auf <strong>de</strong>m Etikett angegebeneWasser.• Von <strong>de</strong>n acht Mineralwasserproben, die im Glas serviert wur<strong>de</strong>n, enthielten sechs das genannteMarkenwasser. In zwei Fällen wur<strong>de</strong>, wie gesagt, getäuscht – einmal sogar höchstwahrscheinlichmit Leitungswasser.Recht <strong>de</strong>s VerbrauchersDass Täuschungen mit Billigwasser keine Seltenheit sind, wissen auch die Verbraucherschützer.Sie raten, bei <strong>de</strong>r Bestellung von Mineralwasser aufmerksam zu sein. Denn wer ein Qualitätsproduktbestellt und bereit ist, entsprechend dafür zu bezahlen, sollte sich nicht mit Leitungswasserabspeisen lassen. „Um sich vor Täuschungen zu schützen, sollten Verbraucherausdrücklich ‚Mineralwasser’ bestellen und schon geöffnete Flaschen zurückgehen lassen un<strong>de</strong>ine verschlossene verlangen“, empfiehlt Debora Hohage von <strong>de</strong>r Verbraucherzentrale NRW inDüsseldorf. Das wirkt vielleicht kleinlich, ist aber Ihr gutes Recht!Links:• http://www.gesetze-im-internet.<strong>de</strong>/bun<strong>de</strong>srecht/min_tafelwv/gesamt.pdfMineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO)PDF-Datei (42 KB)© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 9 von 11


• http://www.verbraucherzentralebayern.<strong>de</strong>/UNIQ127281507118437/link252542A„Mineralwasser o<strong>de</strong>r Tafelwasser: Gast kann Qualität oft nicht erkennen“Pressemitteilung <strong>de</strong>r Verbraucherzentrale Bayern vom 29. August 2006• http://www.dlg.org/mineralwassertest.html„Die DLG testet Wasser“Bei <strong>de</strong>r Qualitätsprüfung für Natürliches Mineral-, Quell- und Tafelwasser 2010 wur<strong>de</strong>n von<strong>de</strong>r Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. (DLG) 67 Produkte getestet.• http://waswiressen.<strong>de</strong>/abisz/mineralwasser.phpInfos zu „Mineral-, Quell- und Tafelwasser“Verbraucherportal „was wir essen“ <strong>de</strong>s aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutze.V.• http://www.mineralwasser.com„Willkommen in <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>s Mineralwassers!“IDM-Informationszentrale Deutsches Mineralwasser• http://www.foodwatch.<strong>de</strong>/e10/e2569/e13515„Je<strong>de</strong>s achte Mineralwasser kritisch für Säuglinge“Verbraucherschutzorganisation foodwatch e.V.Abschleppstangen und -seile im TestVon Stephan CreydtSchnell ist es passiert: Die Batterie hat ihren Geist aufgegeben, <strong>de</strong>r Keilriemen ist gerisseno<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Motor will einfach nicht mehr anspringen. Da hilft nur noch eins: Der Wagen mussabgeschleppt wer<strong>de</strong>n. Doch welche Abschleppstange ist wirklich sicher? Welchem Abschleppseilkann man vertrauen? Die <strong>Servicezeit</strong> hat zwei Abschleppseile und zwei Abschleppstangeneinem Praxistest unterzogen.Die getesteten Abschlepphilfen:• Cartrend Sicherheitsabschleppstange Nr. 50163, Preis: circa 20 Euro• All Ri<strong>de</strong> Abschleppseil aus Stahl, 5.000 Kilogramm/3,5 Meter, Preis: circa 10 Euro• ATU Vierkantrohr-Abschleppstange, Preis: circa 13 Euro• Unitec Superstretch-Abschleppseil, Preis: circa 10 EuroDie Tester• Stefan Krönes und Anton Dengl, routinierte Pannenhelfer beim Automobilclub von Deutschland(AvD)• Gaby K. und Nelly von W., zwei Autofahrerinnen, die zum ersten Mal abschleppenDie TestergebnisseSicherheitsabschleppstange von CartrendBei <strong>de</strong>r Montage fällt unseren Profitestern auf, dass die Teststange bereits eine Roststelle aufweist:„Das darf bei einer neuen Stange gar nicht sein“, so <strong>de</strong>r AvD-Mann. Zweites Manko:Stangen sind grundsätzlich nicht für alle Wagentypen geeignet. Bei unserem abzuschleppen<strong>de</strong>nTestauto saß <strong>de</strong>r Haken weit unter <strong>de</strong>m Fahrzeug – bei einer Linkskurve hätte die Stange dieFrontschürze beschädigt.Auch die Frauen kämpfen mit <strong>de</strong>r Stange: Die Montage geht zwar relativ einfach, aber die bei<strong>de</strong>nAutos müssen so gestellt wer<strong>de</strong>n, dass die Stange zentimetergenau dazwischenpasst – dahilft nur Schieben!Das Abschleppen funktioniert bei <strong>de</strong>n Profis reibungslos. Die Damen haben jedoch ein ungutesGefühl, <strong>de</strong>nn durch die Stange ist <strong>de</strong>r Abstand zwischen bei<strong>de</strong>n Fahrzeugen sehr gering. „Ichhabe das Gefühl, ich fahre ihr gleich in <strong>de</strong>n Kofferraum. Da brauchst du Urvertrauen in dieStange“, meint Nelly.© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 10 von 11


Abschleppseil von All Ri<strong>de</strong>Schon <strong>de</strong>r erste Eindruck lässt nichts Gutes hoffen: Das Stahlseil ist schlecht verarbeitet, überallschauen scharfkantige Metalle und Drähte heraus. „Wenn du dich daran stichst, dannschreist du ,Aua’“, so Pannenhelfer Dengl. Das Montieren <strong>de</strong>s Seils an <strong>de</strong>n Wagen geht erwartungsgemäßsehr schnell. Beim Abschleppen zeigen sich Vor- und Nachteile <strong>de</strong>s Seils gegenüber<strong>de</strong>r Stange: Ein Plus ist <strong>de</strong>r weitere Abstand zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Autos, <strong>de</strong>r mehr Reaktionszeitermöglicht. Bei je<strong>de</strong>m Spannen <strong>de</strong>s Seils gibt es jedoch ein kräftiges Rucken. Dasgrößte Manko: Plötzlich reißt das Seil und peitscht gegen das vor<strong>de</strong>re Auto. Ein Lackscha<strong>de</strong>nentsteht nicht, wohl auch aus <strong>de</strong>m Grund, weil das Stahlseil sich nun beim näheren Hinsehengar nicht als reines Stahlseil entpuppt. Der Kern ist aus Baumwolle o<strong>de</strong>r baumwollähnlichemMaterial, um <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stahldraht geflochten ist. „Das Seil wür<strong>de</strong> ich nicht empfehlen“, so PannenhelferDengl.Vierkantrohr-Abschleppstange von ATU„Da muss man erst einmal die Betriebsanleitung lesen“, meint Pannenprofi Dengl. In <strong>de</strong>r Tat:Die Montage <strong>de</strong>r Abschleppstange gestaltet sich – zumin<strong>de</strong>st bei <strong>de</strong>r ersten Benutzung –schwieriger als gedacht. Das Damen-Team benötigt über 15 Minuten, um die Stange zwischen<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Fahrzeugen zu platzieren – und das bei guten Licht-/Wetterbedingungen und ohneStress. Wie mag das wohl nachts auf <strong>de</strong>r Autobahn aussehen? Die Herren sind zwar etwasschneller, haben aber wie<strong>de</strong>r das gleiche Problem wie bei <strong>de</strong>r ersten Abschleppstange: NurRechts- und Gera<strong>de</strong>ausfahren ist möglich, bei Linkskurven wird die Frontschürze beschädigt.Weiteres Manko: Die Stange wackelt zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Fahrzeugen, stellt keine starre Verbindungdar. Beim Abschleppen ruckelt alles. Für <strong>de</strong>n Fahrer <strong>de</strong>s hinteren Fahrzeugs eine Höllenfahrt,zumal er durch die kurze Entfernung zum Vor<strong>de</strong>rfahrzeug ohnehin <strong>de</strong>n Eindruck gewinnt,dass er „gleich im Kofferraum hängt“.Superstretch-Abschleppseil von UnitecDie Montage funktioniert schnell und einfach, aber danach offenbaren sich erst die wahrenVorteile dieses Seils. Beim Anfahren <strong>de</strong>hnt sich das Seil bis auf vier Meter: Alles geschiehtweich und ohne Rucken. Durch <strong>de</strong>n großen Sicherheitsabstand hat <strong>de</strong>r Fahrer <strong>de</strong>s abzuschleppen<strong>de</strong>nWagens das gute Gefühl, noch rechtzeitig reagieren zu können, wenn beispielsweise<strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rmann bremst. „Man merkt fast gar nicht, dass man abschleppt“, meint Gaby K. UndPannenhelfer Anton Dengl fügt an: „Mit diesem Seil ist Abschleppen ein Traum, da ist keinRucken, kein gar nichts.“Der TestsiegerEinstimmig erklären unsere Tester das Superstretch-Abschleppseil von Unitec zum Testsieger.„Weil es sich schnell montieren lässt, durch die große Flexiblität einen Sicherheitsabstand vonvier Metern ermöglicht und komfortabel beim Abschleppen ist“, begrün<strong>de</strong>n die Profis ihre Entscheidung.„Da ruckelt nix“, unterstützen auch die Damen das Urteil <strong>de</strong>r Pannenhelfer.Link:• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/mobil/archiv/in<strong>de</strong>x.jsp?sr=Tests+SZ+Mobil&archiv_save=ausw%E4hlen&archiv_save=GO&tab=rubrikenWeitere Tests <strong>de</strong>r <strong>Servicezeit</strong>Rückschau© <strong>WDR</strong> Köln 2011© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 11 von 11

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