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Neolithische Trepanationen als Beispiel für Medizin und Kult in der ...

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Bull. Soc. Suisse d’Anthrop. 6(2), 2000, 9-21.Von diesen drei möglichen Techniken s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> das Neolithikum Schaben <strong>und</strong> Schneidennachgewiesen. E<strong>in</strong>zig an e<strong>in</strong>em Schädel aus e<strong>in</strong>em Grossste<strong>in</strong>grab von Nebel auf Amrumliegt e<strong>in</strong> nahezu kreisförmiger Schädeldachdefekt vor, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur <strong>als</strong> Bohrtrepanationbeschrieben wird (Schäfer 1958, Kühl 1988). An dem orig<strong>in</strong>al erhaltenen Rand des Defektsist jedoch zu erkennen, dass sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufsicht zwei Ecken im Rand bef<strong>in</strong>den (Abb. 1). SolcheEcken können sich allgeme<strong>in</strong> nicht bei e<strong>in</strong>er bohrenden Tätigkeit ergeben. Von daher istdavon auszugehen, dass es sich trotz <strong>der</strong> nahezu r<strong>und</strong>en Form <strong>und</strong> <strong>der</strong> steilen Böschungskanteum e<strong>in</strong>e Schnitttrepanation handelt.3. <strong>Beispiel</strong>e von <strong>Trepanationen</strong> aus <strong>der</strong> Jungste<strong>in</strong>zeit<strong>Trepanationen</strong> s<strong>in</strong>d aus dem gesamten Neolithikum nachgewiesen. Es sollen nun e<strong>in</strong>ige trepanierteSchädel <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige von <strong>Trepanationen</strong> stammende Rondelle <strong>in</strong> chronologischer Reihenfolgevorgestellt werden. Die <strong>in</strong> Klammern angegebenen Datierungen stammen alle ausRaetzel-Fabian (1986). Die dort angegebenen kalibrierten C-14 Daten können auch heutenoch <strong>als</strong> gültig angesehen werden, auch wenn <strong>für</strong> e<strong>in</strong>zelne neolithische <strong>Kult</strong>urgruppen <strong>in</strong>zwischenmehr Daten vorliegen. Dies spielt im Rahmen dieser Arbeit ke<strong>in</strong>e Rolle.3.1. L<strong>in</strong>earbandkeramik (ca. 5500 bis ca. 4900 v. Chr.)Schädelrondell aus Sommere<strong>in</strong>Wie bereits angesprochen liegen aus <strong>der</strong> L<strong>in</strong>earbandkeramik mehrere Fälle von <strong>Trepanationen</strong>vor. In die jüngere Phase <strong>der</strong> L<strong>in</strong>earbandkeramik, genauer gesagt <strong>in</strong> die Phase <strong>der</strong> Notenkopfkeramik,ist das Schädelrondell aus Sommere<strong>in</strong>/Nie<strong>der</strong>österreich zu datieren. Es stammtaus e<strong>in</strong>er Siedlungsgrube, <strong>in</strong> <strong>der</strong> darüber h<strong>in</strong>aus Keramikscherben mit Notenkopfverzierunggef<strong>und</strong>en wurden (Melzer 1984). Das Rondell (Abb. 2) ist annähernd r<strong>und</strong>. Es ist we<strong>der</strong>durchlocht noch verziert. Die Rän<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d nicht geglättet (W<strong>in</strong>kler 1984). Das Rondell wurdeam Stirnbe<strong>in</strong> entnommen. Nach W<strong>in</strong>kler (1984) wurde das Rondell postmortal entnommen.Zwar überzeugt ihre Argumentation <strong>in</strong> diesem Punkt nicht so ganz, jedoch bef<strong>in</strong>det sich an<strong>der</strong> Tabula <strong>in</strong>terna des Rondells (Abb. 2A) e<strong>in</strong>e Schnittspur. Dieser Schnitt muss an <strong>der</strong> Schädel<strong>in</strong>nenseitevorgenommen worden se<strong>in</strong>, da an dieser Stelle <strong>der</strong> Durchmesser des Rondellsan <strong>der</strong> Tabula externa grösser ist. Dies bedeutet, dass das Rondell <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat postmortal entnommenwurde.3.2. Chasséen/Epichasséen (ca. 4500 bis ca. 3100 v. Chr.)Schädelrondelle <strong>und</strong> trepanierte Schädel aus Südfrankreich (Lozère)Aus e<strong>in</strong>igen Bestattungshöhlen <strong>und</strong> Dolmen <strong>in</strong> Südfrankreich, die entwe<strong>der</strong> noch <strong>in</strong> die <strong>als</strong>Chasséen bezeichnete <strong>Kult</strong>urstufe gehören o<strong>der</strong> nur wenig später datieren, stammen e<strong>in</strong>igetrepanierte Schädel <strong>und</strong> Schädelrondelle. Auffällig ist nicht nur, dass die Schabetrepanationeneigentlich durchwegs verheilt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die Schnitttrepanationen nicht, son<strong>der</strong>n auch, dass ane<strong>in</strong>igen Schädeln wie dem e<strong>in</strong>en aus <strong>der</strong> Höhle von l’Homme-Mort sowie an mehreren Schädelnaus verschiedenen Dolmen (Abb. 3) jeweils e<strong>in</strong>e verheilte Schabetrepanation vorliegt,die von e<strong>in</strong>er grösseren nicht verheilten Schnitttrepanation überlagert wird (Broca 1877;11

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